Sina

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  • Words: 99,277
  • Pages: 384
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Für

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[noch h sieben Jaahre und vier v Monaate …]

Seite 2

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____________________ Inhalt R R R R R R R R R R R R R R R R

R R R R R R R R R R R

Warum ein kleiner Mord so schwierig ist Warum ein Mann tun muss, was ein Mann tun muss Frauentausch Warum Mordgedanken zur Liebe gehören Jeder Anfang ist auch ein Anfang vom Ende Entsorgungsprobleme und Gewissensqualen Erweckungsspiele Seidenstrümpfe Philosophisches Korsett Liebes- und vorbereitende Mordzeiten Spurensicherung und Geständnis Rettungsversuche Interessengeficke (Kopenhagener Deutung der Quantentheorie) Rote Pumps Wie ich als Prophet erfolgreich wurde Von einem uralten Apfelbaum und einer Wiese im Sonnenlicht Tarot, goldene Kugeln, und von einem Drachen, der mit seinem Schwanz die Sterne vom Himmel holt Gerechter Mord mit Apfelbaum Mörderische Heiratsgedanken Komplizen Philosophisches Ehekonzept Ursache, Plan und Wirkung Nonnenkleid und Bar Bizarr Natursekt Nachtrag Mein Profil Meine Bücher und Veröffentlichungen Meine Schutz- und Nutzungsrechte

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________________ ______ W Warum ein kleiner Mo ord so schw wierig ist Diie brave Hausfrau liest im Blättcheen von Lastern n selten dusstrer Art, vo om Marktprreis fleißiger Erzkoketttchen, vom Lustgreis au uch mit Fuß ßsackbart. Mein Gott, deenkt sich diee junge Gatttin, mein Gott! G welch ein Spektakulum m! „Daas schlanke Frauenzimm mer hat ihn n …“ Ja was?? Sie bringt sich reinw weg um. O Frau! F Die Ph hantasie hatt Grenzen, sie s ist so en ng - es gibt nicht viel. v Nach wenigen w Tou uren, weniggen Tänzen ist’s sttets das altee, gleiche Sp piel. Der lieb bt die Knaben. Dieser ZZiegen. Die will w die Männer laut und d fett. Die mag m bei Seeeoffizieren liegen. Und der d geht nurr mit sich ins Bett. Hausbacken sch hminkt sich selbst das Laster. L Sieh hin - und Illlusionen fliiehn. Es gründen noch h die Päderaaster „Vere ein für Unzucht, Sitz Berlin“. Was kaann der Men nsch denn mit m sich machen! Wie er e sich anstellt und verren nkt: Was Neeues kann er nicht entfaachen. Es sind doch stets s dieselb ben Sachen n ... Geschenkt! Gesch henkt! Kurt Tucholskyy.

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Die Gedankken sind freei, wer kann n sie erraten n? Das ist eiine gute Frrage, wenn man die begrenzte Gedankenweltt des Copyright by by www.raoulyannik.de www.raoulyannik.de Copyright

durchscchnittlichen n Gehirns beetrachtet. Es E strebt ein ndimensional nach Brauchbarkeit, etw wa wie der dürftige Inh halt eines Krrokodilkopffes, der nur diee Reflexe „V Vorwärts“, „Zuschnappe en“, „Zurücck“ und

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____________________ „Verdauen“ kennt. Nur das scheinbar Naheliegende wird vom gewöhnlichen Kleinhirn als Möglichkeit akzeptiert, und was nicht sein kann, kann auch nicht erdacht werden. Geniale Ideen können in solchen Kleinhirnen nicht entbunden werden – das ist eine unumstößliche Tatsache, und dazu stehe ich. Für die Minimalgeister, die Untermittelmäßigen und die Bescheidenen sind die alltäglichen Dinge spannend, aber für mich, den grandiosen Gedankenschöpfer und Zuendedenker kann nur gut sein, was ich in den letzten Winkeln der verkommenen Seelen finde. Darum sage ich ehrlich und aufrichtig: „Aus meinem Wissen um die Abgründe der Realität schöpfe ich die Kraft, das zu tun was getan werden muss, aber nur weil ich muss.“ Wenn ich das, für das man mich mit einem läppischen Vorschuss bezahlt hat, mit den kritischen Augen des Genies betrachte, steht es für mich unumstößlich fest: Ein Mord ohne Gehirn führt zu einer hirnlosen Aktion. Hinterrücks meucheln und dann wie ein Schnitzel zu Schaschlik metzeln passt nicht zu meiner Wesensart, weil ich auch sensibel bin, und außerdem einen Auftrag habe, den ich erfüllen muss, und zwar schon bald, sonst gibt es gewaltigen Ärger. Alles vorbei Raoul Yannik. Morgen dann bist du tot. Ich spüre es überdeutlich: Nicht morgen, schon heute, jetzt, in diesem Moment bin ich tot, denn schon seit Stunden fühle ich nichts mehr. Bin ich ganzkörpermäßig so richtig mit allem Drum und Dran tot, oder ist nur mein Gehirn tot? Lebt mein Körper - noch?

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________________ ______ Ich denke, dass ich no och denken kann, also bin b ich, aber so sicher wie w das Amen in der Kiirche ist ein ne Tatsache: Keiner wirrd um mich weinen, w auf meinem m lettzten Gang – wenn ich meinen Aufftrag nicht in nnerhalb deer mir vorgeegebenen Ze eit erfülle. Um einen Mord M zu begehen muss ich wie ein Hochleistungssporrtler trainieren. Quälen nd mühsam m versuche icch die nsängste au us meinem Kopf zu verttreiben. Flü üsternd düstereen Versagen und bewusst gesch hwindigkeittsreduziert zähle ich vo on hundert bei die Tür aus altem Ho olz. Auf rückwäärts und sitzzend betrachte ich dab diese verschlossen v ne Tür bin icch sehr stolz. Meinen Auftrag A hab be ich seit siebzehn Tageen, aber diese Tür habe e ich vor vieer Tagen eigenhäändig mit feeinem Schm mirgelpapierr abgeschlifffen und in d der Farbe Kobaltblau K ( (RAL 5013) glanzlackiert. Mit der kon nventionellen Aufwärttszählmetho ode wäre ich in diesem m Moment bei b der Sieben vor der runden r Fün nfzig angeko ommen. Die Sieben, die dreei plus vier, ist eine heiilige Zahl, und die Fünffzig ist die Zah hl der Freud de. Früher, im Altertum m war jedes fünfzigste JJahr ein Jubeljahr, in dem die d Sklaven wieder freigestellt, diee Schulden ndete Äcker und erlassen, die Feldeer nicht beaackert, und die verpfän Häuserr wieder zurrückgegeben wurden. Im Wissen um die Folggen, und daass ich mein nen Verpflicchtungen nachkommen muss, abe er in der un nerschütterllichen Ahnungg von der Größe meineer Genialitätt, zähle ich abwärts. Noch bin

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ich in guter g Hoffnu ung, dass du urch diese Zähl-Übung Z mein Gehirrn wiederrbelebt werd den kann. Insgeheim hoffe ich, dass d spätesttens bei derr fünf vor Zeehn eine schöne und rothaarige Frau F die kob baltblaue Tü ür öffnet und den

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____________________ gehirntoten Raoul, den optisch gutaussehenden Clyde mit festem Auftrag um Rat bittet, wie es weiland dem genialen Philip Marlowe1 geschehen ist. Mein Gehirn ist leblos und mein geistiger Horizont entwickelt sich zu einer imaginären Linie, die ich mit den vier Fingern meiner linken Hand ergreifen will, die sich aber beim Näherkommen von mir weg bewegt. Noch immer zählend, warte ich sehnsuchtsvoll auf die Reinkarnation meiner leidenschaftliche Bonnie, nicht blond getönt, sondern echt rot und mit grünen Augen wie Velma, die der Bankräuber Moose Malloy2 mit den Worten: „Süß, süß wie ein Spitzenunterhöschen“ präzise beschrieben hat. Ich unterbreche meine rituelle Zählung und sende ein kurzes Zwischengebet: „Bitte schick mir einen echten und unrasierten Rotfuchs“3 zum allmächtigen und gerechten Weltenlenker. Ich bewege mich nicht, denn jede Andeutung einer Bewegung könnte in meinem meditativen Zustand vom Allmächtigen als eine respektlose Geste interpretiert werden. Endlich ist die Drei vor Null angezählt, und sein Wille geschehe, in der Hölle meines Wohnzimmers. Ich höre das leise Geräusch eines sich in der veralteten Mechanik drehenden Bartschüssels.

1

Nach einer Romanfigur von Raymond Chandler in dem Film „Fahr zur Hölle Liebling“

mit Robert Mitchum 2 3

Aus dem Film „Fahr zur Hölle Liebling“ Etwa wie Velma oder Helen Grayle (Charlotte Rampling) aus dem Film „Fahr zur Hölle Liebling“

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________________ ______ Versteht sich „Bewegu ung“ von se elbst, oder ist Fortschritt nur eine reflexartige Erschütterun E ng in den un nzähligen Nichtigkeiten N n einer baren Ewigkkeit? unfassb Ist sie es, und u kann siee mich aus meinem m unttoten Zustaand erlösen n, oder wird d sie mir lächelnd einen n spitzen Ho olzpfahl ins kalte Herz scchlagen, so wie w es Professor Abron nsius als Heeilmittel empfoh hlen hat? Darf ich auf meinem Stuhl S bis zum m Anbruch der letzten Stunde des letzzten aller Taage sitzen bleiben, b ode er muss ich aufstehen, weil ich schnödes Geld für einen Auftrag A bezü üglich einess, oder bessser mehrerrer Morde angenomme a en habe? Phantasie kennt k keinee Grenzen, keine k Türen n, keine Gittter, keine Schlösser, S nur Mauern aus luftigem m Nichts. Diie Beschäftiigung mit meeiner Phantaasie ist etwaas Wunderb bares. Nur mit m ihr kann n ich durch Räume R und Zeiten schw weben, ohn ne meinen Körper K zu bewegeen. Mit Phaantasie kann n ich die We elt verändern und Wün nsche äußern n, die ich niccht laut auszzusprechen n wage. Ich kann die Vergan ngenheit nacch Belieben n verändern n und wiedeer, und imm mer wiederr anders erleeben. Meine Erin nnerung und d meine Phaantasie scheeinen ein eingesp pieltes Team m zu sein. Die D Eine gräb bt die Leichen aus, und d die Anderee spielt mit den d Verwessten. Geistvvoll male ich h mir in diessen Sekund denbruchteiilen aus, waas hinter der noch nich ht aufgestoß ßenen

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Tür gesschieht, und d was ich mit meiner ro othaarigen und grünäu ugigen Velma erleben weerde.

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____________________ Die blitzblaue Tür geht mit einem nicht unangenehmen, aber einige Tropfen Nähmaschinenöl vertragenden Geräusch auf. Ich bewege mich nicht, denn mein Gehirn ist ohne Leben. Sina ist schön, Sina ist gut, Sina ist geschmeidig, Sina hat blaue Augen und Sina ist momentan hellblond. Sina küsst mich auf die hohe Stirn, aber Sina ist nicht das, was ich mit jeder Faser meines Herzens herbei gesehnt habe. Eine Affäre mit einer verkommenen Frau der es vor Wenigem graut, kann über eine gewisse Zeit an- und aufregend sein, aber Sina ist zur langweiligen Gewohnheit verkommen. Oder wie der alte Nietzsche das Eisen zum Magneten sprechen lässt: „Ich hasse dich am meisten, weil du anziehst, aber nicht stark genug bist, an dich zu ziehen.“4 Das habe ich Sina noch nicht so deutlich gesagt, aber gelegentlich werde ich das nachholen müssen. Mein Gehirn ist tot und auch der Erweckungskuss der falschen Frau zeigt keine Wirkung auf meine niederen Reflexe. Aber Sina kann Gedanken lesen und sie besitzt eine seltene Fähigkeit. Sie kann tote Körper munter machen, wenn es für sie nützlich ist. Ein Mord ist etwas Besonderes, Sina war es vor langer Zeit. Heute ist sie nur noch Gewohnheit, etwa so wie das Fressen-SaufenFicken-Phänomen, das ich an anderer Stelle noch ausführlich beschreiben werde. Kurzentschlossen und trotz einem beigemischten Quäntchen Resignation, aber auf meine männliche Stärke vertrauend, entscheide ich mich wieder einmal für das Eine und gegen die geistige Auseinandersetzung mit meinem Auftrag.

4

Aus „Also sprach Zarathustra“ Friedrich Nietzsche

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________________ ______ Wenn es mir m nicht gelingt, wird keiner k um mich m weinen n, auf meinem m letzten Gang. Wird keine k Sonne e scheinen, klingt mir kkein Glockenklang. Dass sind düstere Aussichtten. Ich musss es tun, ab ber ich bin schwach. Nur wegen w mein ner untoten n Konstitution kann ich h an meinem m momentaanen Zustan nd nichts än ndern, und unüberlegte u es Handelln würde meine Situatiion nur versschlechtern – denke ich h. d wie eine Nymphoma N Sina versuccht mich miit Verve und nin, die mit dem m nackten Hintern H auf einer heiße en Herdplattte sitzt, zu inspirieeren. Ich weeiß was sich gehört, denn ich durftte in einer gguten Kindersstube aufwaachsen. Dan nkbar und unüberhörb u bar seufze icch: „Du ?“ Gute …“ … und denkke voller Verrzweiflung: „… ist das Nekrophilie N Mir fällt ein n, dass mein n Japaner seit einigen Tagen einen Kolbenfresser hat,, und sich nicht mehr bewegt. b Dass Geld für einen neuen Motor musss ich mir no och verdienen. Es ist niicht die dern mein nüchterner n Restverstan nd, der mich h Leidensschaft, sond spontan zu der Fraage drängt, ob sich nicht die besonders verdäächtig machen, die sich zu z sehr engaagieren. Immerhin – in meinem m Körper istt noch etwaas Leben. Ich h sitze e aber immer noch auf meinem Stuh hl und mein etwas ermattet, Perlon--Reißversch hluss musstee sich mehrr bewegen als a ich, was meinem m destruktivven Gemütsszustand se ehr gelegen kam. Ich deenke an Schuld und Sühne und Sina richtet sich auf. a Ich sehee ihren vermesssenden Blicck, zuerst vo on meinem m Antlitz, dann abwärts zu

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meinen n Füßen in den d bequem men Filzpantoffeln, dan nn wieder aufwärrts. Sie sagt nichts, und d ich betrach hte ihre junge Gestalt vvor der kobaltb blauen Tür. Nicht die Tür, Sina sieh ht aus wie ein e blonder Vampir nach deem Biss und d vor der Rü ückkehr in die d Familien ngruft. Sie tu upft

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____________________ mit einem Papiertaschentuch ihren stark geschminkten Mund, und ich lese „Tempo“ auf kobaltblauem Grund. Kann man kommende Wirtschaftskrisen, oder sogar Katastrophen an einfachen Signalfarben erkennen? Wenn sich Frauen keine neuen Klamotten leisten können, trotzen sie dann dem Trübsinn mit leuchtendrotem Lippenstift?5 Wenn ich an die Geschichtsstunden in meiner Volksschule denke, dann erinnere ich mich, dass Pfarrer Kussmaul und unmündigen Kindern gelehrt hat, dass der Lippenstift in seinen Anfangsjahren nur von Tänzerinnen und Huren nachgefragt wurde, und von geschminkten Damen hätten wir uns als anständige, deutsche Jungs fernzuhalten, denn es wären keine, sondern solche. Erst viele Jahre später habe ich erfahren, dass früher, also etwa in den goldenen Zwanzigern, der rote Lippenstift als optisches Erkennungszeichen für eine Spezialität galt, die heutzutage unter dem Begriff „Französisch“ in aller Munde ist. Plötzlich verstehe ich die urgermanische Angst der Wacht am Rhein und die Vergänglichkeit alles Irdischen. Mein ganzes Leben, viele lange Jahre, kurze Tage und belanglose Episoden, ziehen in Sekundenbruchteilen an mir vorbei und mein Gehirn ist immer noch tot. Sina fummelt an ihrer Lippenstifthülse, und der patschrote Fettstift dreht sich vulgär aus der falschgoldenen Hülle. Mit geübten Strichen korrigiert sie die etwas verschmierten Lippen. Stecken handfeste Interessen dahinter, wenn Frauen zum knallroten Lippenstift greifen? Mir fällt ein, dass der Lippenstifthersteller 5

Über das Thema „Knallroter Lippenstift und Wirtschaftkrisen im Spannungsfeld der letzten

zweihundert Jahre“, habe ich ein interessantes Buch geschrieben, das in den nächsten Monaten veröffentlicht wird.

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________________ ______ REVLON N die weltw weite Stimm mungslage kurz vor dem m letzten Bö örsenCrash, in einem leggendären Werbespot W zusammeng z gefasst hat. „On a a lipstiick“, war die e Botschaftt. Auch der bad dayy, there is always legendääre Bill Clinton bekam Probleme mit m dem Lip ppenstift. Err stolperrte nicht übeer die Lewin nsky-Zigarre e, wie oft fäälschlicherw weise behaup ptet wird, so ondern der rote Lippen nstift der Prraktikantin Monica Lewinsky war verw wischt, nach hdem sie au us dem intern als Oral-O Office bezeich hneten Prässidentenbürro kam. Darran und an noch n mehr Zeitgesschichtliches muss ich in i diesen kle einen Mom menten denkken. Ich greife wie w die Man nnschaft vorr dem Elfmeeter schützeend zum Geemächt, abeer ich habe keinen Bisss gespürt. Dennoch ist mein Herz vo oller Zweifel. Werde ich h trotzdem zum Vampir, oder bin ich nur ein sen nsibel Gelutsschter und kein durch einen Biss geadelter g U Untoter mit eigener Ritterb burg in Tran nssylvanien und mit vieelen durchgeknallten Vasallen? V Erst im Allttagsgebraucch achtet man m auf die kleinen k Dettails. Viele Frragen gehen mir in bun nter Mischu ung durch den d Kopf. Geeschah die Tat aus Liebe, gepaart mitt Umsicht und u Arglist? Hat sie ihree Bluse m mitfüh hlend und in n Liebe mottivieren wollte, geöffneet, weil sie mich oder au us hausfraulicher Vorsiicht, damit das gute Stück nicht zerknittert und beefleckt wird?? Der Menscch lebt nichtt nur von de er Luft und der Liebe, aaber es nchmal ganz pragmatissch ist nun mal eine Taatsache, dass Frau man

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a Dinge schluckt, um m verborgenden voraus-- und mitdeenken und auch Ziele leeichter zu errreichen. Ich bewegee mit leicht geöffnetem m Mund meeinen Kopf eetwas nach vo orn. Ich sehe, dass ihr Kleidungsst K tück nicht befleckt ist, u und

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____________________ Sina knöpft die geöffnete Bluse zu. Sie beginnt mit ihrer Knöpfarbeit von unten und arbeitet sich nach der traditionellen Karrierefrauenmethode mit gesenktem Kopf und Knopf für Knopf gewissenhaft hoch. Für meine Gedanken muss ich mich nicht schämen, denn im Grund sind sie keusch, weil sie von der momentanen Angespanntheit meiner Sinne beeinflusst sind. Ich sehe Sina zu und ich denke nicht an das Fleischliche, das jung und prall aus dem schwarzen SpitzenBüstenhalter quillt, sondern an einen üppigen Mord, weil ich einen Mordauftrag habe. Schön blutig zubereitet soll er sein, aber wie soll ich es angehen, ich der sensible Frauenflüsterer Raoul? Vielleicht zuerst ein kleiner Mord zur Übung. Nur so, eher nebenbei, vor und zwischen der großen Langeweile, nur um zu testen, ob mein Gehirn noch lebt und vor den großen Sachen. Ich muss an meinen Auftrag denken, und das viele Geld das ich dafür genommen habe. Werde ich für die pünktliche Erfüllung meines Auftrags gelobt, und wurde ich auch gerecht entlohnt? Sina zum Beispiel, weiß von der Summe Geldes, die ich ohne nachzudenken genommen habe. Gegen meinen Willen gehen mir Fragen über Moral und Gerechtigkeit durch den Kopf. Wie würde ich mich als Unbeteiligter zwischen Mörder und Opfer verhalten? Für wen sollte ich Partei ergreifen, und wer gehört verurteilt und verdammt? Soll ich überhaupt zu einer Partei halten, oder nach dem Motto: „Was du nicht willst was man dir tut, das füg auch keiner Anderen zu“ auf meinen Gerechtigkeitssinn hören? Gibt es unter bestimmten Umständen ein Recht zu morden, vielleicht weil das Salär besonders

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________________ ______ hoch, oder o das Op pfer ein ekelhafter Men nsch ist? Miir hat man o oft bestätigt, dass ich sehr sympaathisch wirkke, aber Sina ist auch n nicht C Bin ich wegen meiner sen nsiblen Wessensart ein ohne Charme. geschützter Mann n? Sina unterb bricht beim vierten Kno opf von untten ihr Vorh haben. Sie hat noch drei vor v sich, abeer sie sieht, dass ich mich in einem m anspruchsvollen Denkprozess D s befinde. Sie lächelt veerständig und senkt dabei d den blond gesträhnten Scho opf. Ich sehee ihren Rückken und im Spieegel ihren hochgerutschten Rock. Die Schuhee sind neu, d denn unter dem d linken Schuh, S unm mittelbar vorr, also aus meiner m Position geseheen am Absattzansatz ist noch ein kleines, weiß ßes Preisetikkett. Sina ist nicht süß, wie das bereitss erwähnte Spitzen nunterhösch hen, und siee hat kein bedeckendes Nichts am m Körper. Sina trägt nie Slips, un nd der Anblick ist trotzz meiner momen ntanen Lusttlosigkeit en ntzückend blank b und feeuchtglänzeend, aber nicht ausreichend, um mich m zu weitteren Großttaten zu verrleiten. Ich verssuche mich auf das Weesentliche meines m übliccherweise sschnell ansprin ngenden Triiebs zu konzzentrieren, aber mein Intellekt sch hlägt mir ein schlaffes Schnippchen n. Kann Popo-Sex die Lössung für me eine Problem me sein? Ich denke an a meinen Auftrag A und d an einen Mord, M oder auch an meehrere, wenn meine m Auftrraggeber zufrieden sind d und die Beezahlung sttimmt. Die blaue Tür T irritiert meine Überrlegungen. Was liegt dahinter

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und waas wird wan nn und wie geschehen? g ? Mein totess Gehirn sch hmerzt und ich h schließe die Augen. Sind Schmerrzen nur Illu usionen, diee Schmerrzen bereiteen, oder sin nd die Schm merzen in meeinem Gehirn real, weil meein Gehirn doch d noch lebt, l sich streckt, sich räkelt r und

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____________________ langsam, für Internet-Junkies scheinbar unendlich langsam in den binären Fragen und Antworten Modus schaltet. Wer mordet wann, wie, wo, wen und warum? Einfache Fragen, die keine ultimativen Antworten, aber Vermutungen und Spekulationen geradezu provozieren. Ich bin verzweifelt. Meine Gedanken schaffen es nicht, sich in die Tiefen eines genialen Charles Bukowski-Gehirns zu begeben. Zu jeder Tags- und Nachtzeit werden eine Menge Verbrechen begangen, die niemals aufgedeckt werden. Bei genauer Betrachtung der Umstände sind unaufgedeckte Verbrechen grobe Fehlleistungen der Täter. Grausame Morde mit viel Blut kommen in die Medien. Das ist gut für die Medien, das Publikum und darum auch für das Image des Mörders, und zugegeben auch bedauerlich für das Opfer. Ein unaufgeklärter Mord ist zwar eine intelligente Tat, aber ohne öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit insgesamt schlecht, weil das Werk den Ruhm des Mörders nicht mehrt, und den meisten Menschen fehlt es an Phantasie, die großartige Tat in seiner ganzen Dimension zu begreifen. Oft kommt immer gut, aber nicht zu oft, ist meine Devise, denn ich bin nicht nur sensibel, sondern auch bescheiden. Zu viele Morde lassen die einzelne Tat zu einer schnöden statistischen Zahl verkommen, und phantasielose Wiederholungen nach dem immer gleichen Strickmuster langweilen mit zunehmender Häufigkeit das dekadente Publikum. Nur das richtige Mord-Mittelmaß macht sich gut in der Biografie. Aber was ist das richtige Maß für, sagen wir mal großzügig, die nächsten fünfhundert Jahre? Was ist der Goldene Mord-Schnitt, der mich aus den Niederungen der Alltags-Mörder

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________________ ______ heraus hebt und auf a den gold denen Thron n der genialen Spezialisten beamt?? ber mein Instinkt flüsteert mit ins rrechte Mein Gehirrn ist tot, ab Ohr: „D Du musst daas Mordproblem anderrs angehen,, nicht statisstisch und auch nicht tecchnisch - eh her psycholo ogisch und vor v allen weeiteren Überleggungen, vorrrangig gescchlechtsspe ezifisch.“ Also versucche ich mich h zu konzen ntrieren und d stelle mir noch einmal die Kombin nationsfragee: „Wer mo ordet wen und u warum??“ Ich betrach hte die kobaaltblaue Türr und Sina richtet r sich n nach getaner Dienstleisstung auf. Siie zieht den n Saum nach h unten und d korrigieert den richtigen Sitz ih hres grauen Rocks. Dan nn geht sie iin die Küche und u schaut in den Kühlschrank, de enn sie hat einen trockkenen Hals – sagt s sie, und d beim Auflleuchten de es Lichts függt sie beiläu ufig hinzu: „Hast „ du heeute etwas mit viel Kno oblauch geggessen?“ Ich habe, und u ich spürre den kalte en Hauch dees Todes, deer aus dem offfenen Kühlgerät zu mir wabert. Icch war nichtt beim Thai, sondern ausnahmsweise beim m Spanier. Aber A ich anttworte nich ht auf ihre Fraage, denn manchmal m isst resignierttes Schweiggen die besssere Wahl, besonders b w wenn man bei b genauerr Betrachtun ng und nach h dem Abwägen aller Vorr- und Nach hteile festge estellt hat, dass d die geliiebte Frau un nd Gefährtin n mit bösen n Macken ge eschlagen isst. Was kann ein e sensibleer Raoul in so s einer Situ uation tun? Für den Maann und Auftragsmörder gibt es mehrere m Mö öglichkeiten n: Ich

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erhebee meine Stim mme und taadele die Naachlässigkeiten der Dam me streng. Das wäre bei b einer No ormalfrau zw war eine achtungsgebietende, aber beei Sina eine wirkungslos w se Geste, un nd bei Viola auch. Ich mu uss es mir eiingestehen - meine Mu usen sind w wegen

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____________________ dauerhaft nachlässiger Führung äußerst disziplinlos geworden. Ich bin ein friedlicher und gewaltfreier Mensch und Auftragsmörder. Disziplin hat nun mal das vorrangige Ziel, Konflikte zu verhindern, oder zumindest für eine gewisse Zeit zur unterdrücken. Was soll ich tun, wenn mir Sina suspekt, und Viola langweilig geworden sind. Ist ein Mord unter solchen Umständen naheliegend und verzeihbar? Oder soll ich großzügig über die Unzulänglichkeiten der Frauen im großen Ganzen hinwegsehen? Das würde zeigen, dass ich souverän vergeben und vergessen kann. Das würde aber auch zeigen, dass mein Denkorgan tot ist. Spontan fällt mir eine Alternative ein, die zwar ungewöhnlich und nicht Jedermanns Sache, aber durchaus ehrenvoll ist. Um das Problem in kurzer Form zu umschreiben, muss ich an eine Kreuzfahrt mit einem Luxusliner denken. Wenn ich als verantwortungsbewusster Passagier erkennen müsste, dass es dem Kapitän, in meinem Fall der Kapitänin an den fachlichen Voraussetzungen zur Führung des Schiffes mangelt, oder sie sogar Böses gegen mich im Sinn hat, ist es dann nicht besser, das Übel zu beseitigen, bevor es mich beseitigt? Andrerseits laufe ich als zahlender, aber geist- und weitgehend rechtloser Passagier Gefahr, als irrer Meuterer eingesperrt zu werden, wenn ich die Kapitänin von ihrem Platz entferne und kurzerhand über Bord werfe, bevor sie es mit mir macht. Das ist für mich eine Denksportaufgabe, denn der Kapitän in meinem Beispiel Sina, hat trotz aller Missetaten immer noch das Recht und dazu den strafmildernden Frauenbonus auf ihrer Seite. Aber manchmal muss man als potenzieller Mörder auch Dinge tun, welche die Gefahren in sich tragen, und kurz entschlossen die mir lästig gewordene Sina der

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________________ ______ rauen See S übergeb be. Oder an nders und ku urz und bün ndig gefragtt: Darf man eine attraktivve Mörderin n beseitigen n, ohne seellischen Schaaden zu ordet? nehmen, bevor siee mich ermo Ich befindee mich nichtt auf einem Schiff, und auf hoher See sind retttungsbootmäßig geseehen, Männer immer benachteiligtt. Ich sitze au uf einem haarten Holzsttuhl und in meinem m Kopf ist nichtss, denn mein Gehirn G ist un ntot. Die eigentliche, also die d in der Tie efe verborggene Ursach he für meinen n Zustand isst mir momeentan entfaallen, aber irgendwo haabe ich gelesen n, dass die Mehrzahl M deer Frauen heimtückisch h h mit Gift m mordet, denn Frauen sind sensibel, un nd Frauen morden m nur, wenn sie ssich aus der Kneechtschaft eines e despo otischen Maannes befreien wollen. Ich bin sehr zart besaitet, sagt Vio ola. Aber wird ein empfin ndsamer Maann der mit Gift morde et, als tuntigger Mann abgesteempelt? Weerde ich mitt dem Griff zum Gift zu u einem sch hwulen, zukünfttigen Mörder mit einer Geliebten, deren Geffühle und M Motive mir nicht mehr ganz geheuer sind, und mit m der Frau u meines beesten Kumpeels, die mir langweilig geworden g isst, und die icch nicht umtausschen kann,, weil sie irggendwie zurr Familie geehört? Ich rufe nach Sina und d frage, ob ich nicht etw was zu empfin ndsam für diese Welt wäre. w Sie kom mmt zwei Schritte S aus der Küche. Dann bleib bt sie in resp pektvollem Abstand steehen und sie schütteelt den Kopff. Will sie mir m damit saggen „Nicht schon s wied der …“

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Verständniislos sieht sie mich an. An ihrem Blick B kann icch unschw wer erkenneen, dass sie denkt „der spinnt …“, und außerd dem den ged dachten Zusatz „… mal wieder“ alls Wirkungssverstärker ffür ihre Einstelllung bezüglich meiner Person dran hängt. Siee sagt nichtss, aber

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____________________ sie dreht sich um, denn sie hat noch in der Küche das zu tun, was Frauen in Küchen gern tun. Woran denken Frauen vor einem Mord? Denken Frauen überhaupt, oder denken Frauen zuerst an die mögliche Sauerei in der Wohnung, und dann an die Tat? Welche Rolle spielen Küchenkräuter bei einem sensiblen Giftmord. Schon die Äbtissin Hildegard von Bingen (die hat angeblich 1098 – 1179 gelebt) hat die giftigen Akeleien in ihrer „Physica“ ausführlich beschrieben. Auch Zauberkraft und Impotenz sollen Akeleien brechen können, was mich sehr wundert, denn Hildegard war eine Heilige, die sich aus den zwischenmenschlich-weltlichen Dingen hätte heraushalten sollen. Spontan stellt sich mir die Frage, ob moderne Frauen anders denken und handeln würden, wenn die Witwenverbrennung wieder ein fester Bestandteil unserer freiheitlichen, demokratischen Grundordnung wäre? Ein gestandener Mann ist nicht sensibel. Er darf nicht sensible sein, denn er ist seit Urzeiten Jäger und Sammler. Genetisch bedingt mordet er anders als Frauen. Der Mann nimmt seine QualitätsEdelstahl-Axt von der Loch-Wand seines wohlsortierten WerkzeugSideboards, er erwirbt eine neue, und zwar die beste Kettensäge mit elektronischer Zündung und großer Schnitt-Tiefe, oder er verwendet ein Gerät das schön laut ist - eine Pistole nicht mit fünf oder sechs, sondern mit sieben linksdrehenden Zügen, oder noch besser eine vollverchromte Pump-Gun. Ein Mann tut das, was ein Mann seit Urzeiten tun muss. Männer brauchen Krach, und wer schießen will, soll schießen, und nicht lange rumquatschen – so denken Männer. Ich dagegen habe einen Auftrag und ich brauche meine Zeit,

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________________ ______ um übeer das Geräuschproblem als existe enzielles und geschichttliches nachzu udenken. nn-Krach-Veerhalten vergleichbar mit m dem Sch hrei, Ist das Man den urzzeitliche Jägger nach dem Erlegen und u vor dem m Zerlegen der Beute ausgestoße a n haben, um m den Weib bchen in der Höhle zu signalissieren: „Weeiber ich kom mme, und die d Schönsteen können ssich schon mal m nackig machen“, m und um den erfolglosen n Losern in d den Wälderrn zu versteehen zu geben: „Jungs, versucht ess erst gar niicht. Ich hab Frischfleisch und u ich kann n mir jetzt die d leckersteen FrischfleeischTorten aussuchen.“ Männern isst der Gedaanke an das Putzen erstt mal egal. D Das ist Frauenarbeit. Hau uptsache das Mordwerkzeug ist machomäßig groß und maacht einen Heidenlärm H m. Männer denken in grroßen Dimenssionen. Frau uen morden n still, denn Frauen den nken nicht w weiter, was auch genetiscch bedingt isst. Wenn ein Mann M Gift verwendet, v kann man davon d ausgeehen, dass err ein persön nliches Prob blem bezüglich seiner Polung P hat. Vielleiccht ist er ein ne tuntige Schwuchtel, S oder eine damenwäschetraggende Tuntee, oder sogaar Beides un nd noch vieel mehr. Gift ist unmännlich h und heimtückisch un nd darum veerwendet eiin Mann kein k Gift. Ich h bin sensib bel und ich will w und mu uss ästhetiscch morden n – und ich bin keine Schwuchtel, denn ich lieebe Frauen. Muss ich jetzzt trotzdem martialisch he Mordwerrkzeuge verrwenden?

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Ich sitze au uf meinem Stuhl S und be etrachte diee kobaltblau ue Tür. Mein Gehirn G begin nnt zu arbeiiten. Noch ist es nicht tot, t es bescchäftigt sich nur mit dem Tod T und ein nem blitzblaauen Nachsttrich, denn ich sehe, dass d ich etw was unorden ntlich beim Vorstrich V geewesen bin.

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____________________ Sina hantiert in der Küche und ich versuch mich auf das Problem der Entsorgung zu konzentrieren, das sich für einen passionierten Umweltfetischisten zu einer ernsten Angelegenheit entwickeln kann. Ich bin gesellschaftlich bestens konditioniert. Darauf bin ich stolz, und darum trenne ich auch den Hausmüll, so wie es von der Legislative vorgeschrieben ist. Meine ehemals ohne System gefüllten Müllsäcke landen aus Angst vor der Executive schon seit Monaten nicht mehr in der Tannenschonung im nahen Wäldchen. Säuberlich verschraubt und nicht zerdrückt bringe ich sogar die Plastikflaschen in den Supermarkt zurück, da wo sie herkommen, und zum Dank bekomme ich etwas Kleingeld in die Hand gedrückt, damit ich neue Plastikflaschen kaufen kann. Aber wohin mit einer Leiche? Wenn ich mit Werner ein ernstes Gespräch von Mann zu Mann führe, kann ich ihm mit gutem Zureden und etwas rhetorischer Geschicklichkeit seine Viola retournieren, denn er ist mein bester Kumpel und auch mein Steuerberater. Vielleicht findet er auch einen Weg, das Problem aus steuerlicher AfA Sicht durch Absetzung für Abnutzung anzugehen. Bei Sina sieht das anders aus. Ich kann sie zwar hübsch in eine Mülltüte stecken, aber nicht einfach am Waldrand ablegen, denn mein sensibilisiertes Umwelt-Gewissen würde mir unweigerlich unruhige Nächte bereiten, und unausgeschlafene Mörder sind schlechte Mörder. Die Frage der sozial und politisch korrekten Entsorgung steht unbeantwortet wie ein Menetekel an der kahl gekalkten Wand im Küchenraum. Sina lebt, sie ist immer noch hier und nicht dort. In welche Richtung ich auch denke, die Aufgaben kommen, bleiben und gehen,

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________________ ______ und es sind immerr die gleicheen. Je mehr ich h über einen n Mord und d seine Vor-- und Nachbeearbeitung nachdenke,, umso geringer wird meine m Furch ht vor der eigentlichen Tat. T Schon aus Hautschüppchen, deren Durch hmesser kleiner als ein Haaar ist, kann man m DNA-M Material isollieren und eein DNA-Prrofil erstelleen. Unter so olchen Voraaussetzungeen kann man nur noch in n einem Gan nzkörperkondom gefah hrlos mordeen. Der Beru uf des Mörders erfordertt eine hohe Spezialisierrung, die deem Normal-M gedan nklicher Kon nflikt Sterblicchen vollkommen unbeekannt ist. Mein zwischeen ethischeen, ästhetiscchen und prraktikablen Werten wäächst im Minuteentakt. Ich brauchee Rat und ru ufe nach Sin na: „Sag maal Honey, wie machstt du das so?? Hast du ein System?““ Sina komm mt telefonierren aus der Küche, und d gibt mir m mit erigierttem Zeigefin nger vor ihrrem Mund zu z versteheen, dass ich gefälliggst schweigeen soll. Ich sitze, icch schweigee, ich betracchte die kob baltblaue Tü ür und denke an a einen Mord, oder bei b Erfolg au uch an mehrrere in Seriee. det mit eineem verführe erisch-gurreenden Lacheen ihr Sina beend Telefon ngespräch. Ich frage no och einmal: „Du hast doch Erfahru ung. Wie maachst du das so - normalerweise?““ d abgezoggenen Sina kramt in ihrer kleeinen Handttasche aus der Haut eiines geschü ützten Reptiils. Ich denkke: „Das Vieh hat ´s aucch

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überstaanden“ und d Sina antwo ortet ohne von v ihrem Sammelsuri S ium im Beutel aufzusehen n: „Also ich nehm am liiebsten Plasstiktüten vo om EDEKA.. Die sind reeißfest und die Farben erinnern mich m irgendw wie an Eierlikö ör.“

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____________________ Mein Gehirn begreift nicht, denn es lebt noch nicht so richtig, oder nicht mehr, je nachdem und aus welcher Perspektive man die Funktionalität betrachtet. Außerdem habe ich etwas Schmerzen im Gulliver, wie Alex6 der Beethoven-Fan jetzt sagen würde. „Eddegga?“ frage ich verständnislos, und Sina antwortet dem Begriffsstutzigen: „… und braunes Paket-Klebeband. Das Durchsichtige reißt zu schnell und lässt sich schlechter abrollen.“ Ich überlege und bin ratlos, weil ich die Begriffe nicht sinnvoll mit meinem beabsichtigten Vorhaben und Sinas zwölf dahingegangenen fast-Ex-Ehemännern in gedanklichen Zusammenhang bringen kann. Sina sieht die Mimik meiner geistabsenten Verständnislosigkeit. Sie deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger eine linksdrehend kreisende Handbewegung an. Ich gebe ihr murmelnd zu verstehen, dass mein Gehirn momentan etwas untot sei, und sie antwortet liebevoll: „Um den Hals Dummerchen. Das Klebeband um den Hals.“ Jede Methode folgt einem einfachen Ordnungsprinzip. Nur wenn ich den Zweck und die Technik verstehe, kann mein Gehirn auch das Motiv des Handelnden verstehen. Mit halbgeöffnetem Mund sehe ich Sina an, und sie erklärt mir kichernd und wie einem grenzdebilen Analphabeten: „Du nehmen Plastikdüdde und stülpen über aldes Kopp. Dann mussu nehmen Klebeband un viermal um faltiges Hals bis nix mehr Luft. Kapische?“ Jetzt verstehe ich Sinas Erfolgssystem, das immerhin schon

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Malcolm McDowell in dem Film „Uhrwerk Orange“

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________________ ______ zwölfm mal nicht verrsagt hat. Sp pontan den nke ich daran, dass ich sschon länger nicht mehr an meine auf a meiner Hitliste H auf den zweiten Platz undin Viola gedacht habe. Viola haat ihre eigen ne abgestiiegene Freu Method de entwickeelt. Sie will Werner mitt destillierteem Wasser umbrin ngen. Angeb blich soll dieese Behandlungsweise totsicher u und die unnatü ürliche Ursache nicht naachweisbarr sein. och (Werner, Violas Ehemann und d Violas „Das militaante Arschlo Originaal-Ton) beko ommt ein Jaahr lang nurr destilliertees Wasser zum Trinken n. Das entzieht dem Kö örper alle wertvollen Mineralien M u und Spuren nelemente, und nach einem Jahr bin b ich Witw we“ hat mir Viola in einem vertrauliche v en Momentt gesagt. Ich hab Weerner, meinen besten Kumpel K und d Steuerberater in Personalunion geffragt, ob er von der soggenannten Destillaationsmetho ode im Span nnungsfeld von Geld und Ehe scho on mal was gehört hätte, und Werneer hat geanttwortet: „Jaa klar, das isst wiederr mal eine vo on Violas Biio-Spinnere eien. Ich solll nur noch ihr gesund des Bio-Wassser trinken, sagt sie, aber ich neu utralisier ihr Geschw wätz mit ein nem gut eingeschenkte en Weizenbier.“ Nach dem fünften Bieer habe ich Werner W verlassen, der vermuttlich immer noch an seeinem Destillaationsneutralisierungsp programm mit m Pilsbiercchen und W Weizen arbeiteet. Nach dieseem Gespräch unter Männern ist Viiola wegen

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schwerren intellekttuellen Män ngeln auf meiner m Hitliste weiter geefallen. Unschw wer kann ich h vorhersehen, dass Viola V nicht so o schnell zu ur Witwe avancieren wird, denn n Werner istt zäh und wie w bereits erwähn nt, auch meein Berater in i steuerlich hen Angeleggenheiten, und

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____________________ darum eine schützenswerte Spezies. Sina klappert mit allerlei Gerätschaften in meiner Küche und ich rufe: „Aber wie bekommst du den Kopf in die Plastiktüte. Das macht doch niemand freiwillig?“ Sina kichert aus der Kombüse: „Schlaftabletten zerstoßen und in den Pudding. Am besten Waldmeister, wegen dem Geschmack. Dann kurz ziehen lassen und eine Stunde vor dem Mittagessen in den Kühlschrank. Eine Stunde nach dem Mittagessen die Tüte und dann das Klebeband.“ Sina ist weder sensibel, noch eine gute Hausfrau, denn Sina macht sich um das Entsorgungsproblem keine Gedanken, außerdem räumt sie nie die Küche auf. Andrerseits ist Sina eine erfahrene Heiratsschwindlerin, oder Subjektmanagerin wie sie sagt, mit einer langen Referenzliste, und hohem Einkommen, wenn man von den Viertausend Euronen einmal absieht, die sie mir noch schuldet. Ich sitze auf meinem Stuhl und betrachte gedankenverloren die kobaltblaue Tür. Mein Gehirn ist immer noch tot, und mein Körper zu schwach um aufzustehen. Ich muss an die alten Zeiten, die Guten denken. Früher war alles beschaulicher, geruhsamer und romantischer. Der ehemalige Chorknabe und Heiratsschwindler Henri Désiré Landru schaltete oder antwortete auf Heiratsanzeigen und hat so über zweihundert gutsituierte Muschis klargemacht. Das ist auch im modernen Internet-Zeitalter eine immer noch beeindruckende Kontaktmenge. Der alte Landru hatte viel Gefühl im Stift, und nach seinen Liebesbriefen brannten die mittelalten Damen im sprichwörtlichen Sinn. So ein literarisch unterfüttertes Vorgehen zeigt eine gewisse

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________________ ______ Größe, und Landru us Stil komm mt meinen Vorstellung V gen schon näher. Oder wie mein m Großvaater väterliccherseits geern zu sagen n pflegtee: „Sohn“, daann zog er immer i schm matzend an seiner Pfeife „merkee dir für ´s Leben. L Alte Hütten bren nnen schneell und heiß..“ Ich weiß, dass ich in der Vor-Internet-Zeit Lieebesbriefmäßig geseheen, auch ziem mlich gut war. w Elke, ein ne leider veerblühte, strohbllonde Schön nheit mit brreitem Beckken, schlepp pt meine Brriefe nach im mmerhin zw wanzig Jahreen immer no och mit sich h herum. Ab ber welchee Menge an literarischeer Romantikk kann eine Frau heutzutage noch errtragen? Daas Internet ist i eine starrke und schnelle Konku urrenz und ein n Auffrischu ungsseminar für Heiratsschwindler würde mir vermuttlich mehr als a nur gut tun. t Die Ziellgruppe und d Kontaktfraage dürfte damit nichtt das eigenttliche Thema sein, sond dern eher die Frage der d richtigen n Portionierrung. Landru hattte es noch vergleichsw weise gut. Der D hat elf oder auch mehr m Frauen n und dazu einen e niedliichen, kleinen Wuschelhund mit einer Handsägge aus dem Pariser Warenhaus „Au Bon Marcché“ sorgfälttig zerkleineert und im Kohleofen K verheizt. v Daas geht heutte nicht mehr, denn d Kohleöfen sind seelten geworrden, und die d Einzelteile von einsam men mittelalten Damen passen nicht in die Zentralheizun ng. Es sind maanchmal diee kleinen Deetails, die einen großarrtigen Plan scheiteern lassen. Ich komm ins i Grübeln n und mein Gehirn G ist im mmer noch wie

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tot. Es will sich niccht bewegen n, weil zu einem intelligenten Mord a sich, sond dern auch ein e spektaku ulärer Tatorrt nicht nur die Tat an gehört.. Tatort?

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____________________ Ort der Tat? Ort der zu begehenden Taten? Ich frage mich, wie sich ein neuer Papst in seiner Wohnetage verhält, wenn er feststellt, dass beim Umbau seiner Räume der Einbau der Toiletten vergessen wurde. Sagt er: „Aller Anfang ist schwer“, oder „gibt es hier nur Engel?“ Vielleicht betet er: „Nichts Menschliches ist uns fremd“, oder „hier ist nicht der Ort“, weil Engel keine menschlichen Bedürfnisse haben.7 Also hier in meinem Wohnzimmer geht es an den Wochentagen mordmäßig nicht, und aus Glaubensgründen auch nicht an den Sonntagen. Da hätten meine Katzen und meine polnische Putze etwas dagegen. Sina gibt mir einen Kuss auf die Stirn und flüstert: „Schatz, ich hab dir ein leckeres Frucht-Jogurt gemacht. Das Schüsselchen steht im Kühlschrank. Ich geh jetzt. Ich muss zur Arbeit.“ Ich denke: „Hunger hätte ich schon“ und ich lächle gedankenverloren, denn mein Gehirn ist untot, und etwas flau im Magen ist mir jetzt auch noch. Sina öffnet die blitzblaue und schlecht lackierte Tür. Sie dreht sich noch einmal um und wirft mir einen gehauchten AbschiedsHandkuss aus der linken Handfläche zu. Die rotlackierten Finger ihrer rechten Hand krallen sich in die zusammengenähte Haut des toten Reptils. Sie schließt die Tür und ich wanke mit schmerzenden Testikeln in die Küche, die nach meinem ersten Eindruck so ist, wie sie immer ist. Dann öffne ich die Kühlschanktür und denke spontan: 7

Zitat sinngemäß aus „DER STERN“ 16/2004

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________________ ______ „Oh Joggolé“, denn n aus den Au ugenwinkeln sehe ich auch a eine zerknitterte, gelbee Plastiktütee, vermutlicch achtlos mit m dem linkken h geschoben. Ich schlieeße die Pumps unter den Küchentisch Kühlsch hranktür un nd ich nehm me an, dass auch a das Liccht im kalteen Raum erloschen e isst. „Sie schweenkte eine Champagne C rflasche und d begoss mich mit dem Inhalt, es warr eine prickelnde Begegnung“, saggte ein französsischer Proffessor über den ersten Moment des Kennenleernens. Momen ntan steht er e vor Gericcht, weil seine Frau spu urlos verschw wunden ist.. War das eiin perfekterr Mord, odeer ist der Professor nur ein n unbescholtener Bürgeer mit einem m Hang zu alten a Hitchccock Filmen,, der nach zehnjährige z r Ehe nicht mehr angepisst im teu uren Champ pagnerregen n stehen will? Mit Champ pagnerflasch hen hat mitt Sina auch allerlei a gezeeigt, und auch Viola maag nasse Spiele. Die Leiiche der Pro ofessorenfraau wurde nie gefundeen, und ich lasse das Näpfchen N miit Sinas Jogh hurt tze dort steehen wo es steht. Wen nn die grau gestreifte Nachbarskat N wiederr mal auf meeinem Balko on herumsttreunt, habee ich für dass süße Ding ein Leckerli. Ich habe im mmer noch Hunger und d ich denke an das kleine chinesische Restau urant an deer Ecke, das jetzt einen neuen und immer lächeln nden Besitzeer hat. Mein n Gehirn ist nicht mehrr ganz tot. EEin Restquäntchen Leben beginnt zu kombin nieren. Hat hierzulandee schon

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mal jem mand über die d Frage naachgedachtt, warum ess keine toten n Chineseen gibt? Ich h habe noch h nie eine Trraueranzeigge über eineen dahingeschiedeneen Chinesen n gesehen. In Italien ist das nicht aanders. In Rom leben etwaa zwanzigtaausend Chin nesen. Keineer kommt n neu

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____________________ hinzu, keiner geht und die Zahl der Aufenthaltsgenehmigungen bleibt seit vielen Jahren konstant. Nur gestorben wird nicht. Die römische Polizei sagt, es habe vor fünf Jahren einen Fall von Einäscherung gegeben, und die Asche sei nach China geschickt worden. Es gibt keine Begräbnisfeiern, keine Bestattungsinstitute und keine Spur von toten Chinesen. Die römische Polizei hat eine Sonderkommission auf das Mysterium der toten Chinesen angesetzt. Die Ermittlungen der Sonderkommission „Tote Chinesen“ sind inzwischen ergebnislos abgebrochen worden.8 In Rom gibt es seit Jahrzehnten keine toten Chinesen, und die lebenden stehen in ihren Restaurants. Sie lächeln, sie schweigen und sie liefern frei Haus. Ich muss mit einer kleinen Übelkeit kämpfen, denn noch vor wenigen Tagen fand ich das chinesische Hühnerklein mit Reis sehr lecker. Wie schmeckt das Weichfleisch von Sina? Also bei einer Hungersnot im Gebirge würde ich, aber nur in großer Verzweiflung, an Sinas Oberschenkel und an ihren Pobacken mit dem linksseitigen Tattoo 4711 und an der rankenden Rose knabbern, denn das Fleisch ist fest und lecker. Ich setze mich wieder auf meinem Stuhl und betrachte das lackierte Holz der Tür. Die Zeit vergeht, und mit einem Pakt mit dem Teufel gibt es keinen Frieden. Mein Gehirn ist untot und ich habe einen Auftrag. Offensichtlich verstecken sich hinter dem eigentlich Selbstverständlichen die schwierigsten Probleme. Ist die Ursache der Vorläufer der Tat, oder entwickelt sich die

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Aus DER SPIEGEL 14/2007 Seite 134

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________________ ______ eigentliche Tat auss vielerlei Ursachen? U Plötzlich P hörre ich das leeise Geräussch eines sicch drehendeen Schlüsse els. Ich schlieeße die Auggen und dann höre ich Sinaas leise Stim mme: „Schattz, lebst du noch?“ Soll ich lügen oder diee Wahrheit sagen? s Die Wahrheit isst, dass mein Geist G nicht mehr m mit meeinem Gehirn korrespo ondiert. Ich öffne die schläfrigen Auggen und antworte: „Ho oney, da bisst du ja wied der. u etwas vergessen?“ Hast du Sina lächelt verlegen und u fast etw was erschro ocken, und ich erinnerre mich, dasss Sina scho on wieder ve ergessen haat, mir die Viertau usend zurücck zu geben,, die ich ihr schon vor Monaten M geepumpt habe, weil w sie weggen einer kleeinen Unpäässlichkeit etwas e in Bedrän ngnis war, und außerdeem meine goldene Sparkassen-Eurocard seit meehreren Taggen verschw wunden ist. Vor vier Mo onaten warr die Liebe noch n frisch und Sina meine vorranggig präferierte Muse, aber a heute?? Ob der Berruf mit der Berufung B zu um Mörder positiv korrreliert? Dieser Frage müssste ich geleggentlich mal nachgehen. Die dann n nahelieegenden Erggänzungsfraagen wären dann: „Weelche Berufee sind für Mörder besond ders gut geeignet? Gib bt es Berufe, in denen überdu urchschnittlich viele Mö örder anzuttreffen sind? Und Augeen auf bei derr Berufswah hl. Welche Ausbildungs A sberufe steh hen für geeiignete Schulab bgänger zurr Verfügungg? “ Ohne den aktuellen a Zeensus zu Raate zu ziehen, also rein

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gefühlssmäßig, käm men Metzgeer und Apotthekerinnen n in meine eengere Auswah hl. Für mich h wären aucch stark beh haarte Döneerbudenbessitzer, Fleischw wursthersteeller, und an erster Ste elle asiatisch he Restaurantbetreib ber verdächtig. Von Zah hnärzten wu usste ich biss vor

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____________________ wenigen Tagen nur, dass dieser Berufsstand durch eine hohe Suizidrate unangenehm auffällt. Dass Zahnärzte auch als Handelsunternehmer erfolgreich sein können, war mir neu, aber nichts ist unmöglich. In den USA steht derzeit ein Zahnarzt, zusammen mit drei Komplizen vor Gericht. Er soll Patienten nach deren Tod illegal Organe und Knochen entnommen haben, um sie en gros zu verkaufen. Bei seiner Vorgehensweise war er offensichtlich sehr erfinderisch. Damit der Diebstahl nicht auffiel, füllte er zusammen mit drei Helfern die Leichen mit OP-Handschuhe oder Schürzen wieder auf, bevor sie die Körper wieder zunähten. Entnommene Knochen ersetzen sie durch PVC-Rohre, damit die Leichen bei der Beerdigung äußerlich normal aussahen. Die vier Angeklagten sollen Körperteile von mehr als tausend Leichen entnommen und für viel Geld verkauft haben. Totenscheine und Organspenderausweise sollen die Angeklagten gefälscht haben. Ob der Zahnarzt über den oralen Umweg und beim Zahnsteinentfernen auf die inneren Organe und zu der hohen Zahl dahingeschiedener Kassenpatienten gekommen ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Spontan fällt mir ein, dass ich mich mal wieder bei Paul van Cre zum Gedankenaustausch melden könnte. Seit dem überraschenden Tod seines Schwiegervaters ist er zum Geschäftsführer avanciert. Aber Paul hat einen vollen Terminkalender und ich betrachte nachdenklich die vier Finger meiner linken Hand. Comicfiguren werden auch nur mit vier statt mit fünf Fingern gezeichnet, und das beruhigt mich ungemein.

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________________ ______ Ob Titti noch alle Finger hat? Ich kann sie niccht fragen, denn Titania ist in Stammheim und d steht unter strenger Observanz, O weil sie verdächtigt wird, ihren i Mann n und Pauls Schwiegervvater umgeb bracht zu habeen. Ich glaube das nich ht, denn Titaania kann keeiner Fliegee etwas antun. Mein Gehirrn ist immer noch unto ot. Kann maan Geld nur durch Fleiß od der auch du urch die Dum mmheit derr anderen erwerben? e LLeidet die Reinheit meineer Seele untter dem We ettlauf nach h Geld und G Gut? blem von ein ner anderen n, mehr auss einer Sollte icch das Prob kapitaliistischen Peerspektive angehen? a Eiine internattional agierende Murder Inc. erscheeint mir als geniale Geschäftsideee. So eine Firma könntee nach dem Gier-Prinzip p auch in grrößeren Dim mensionen funktio onieren. Diee Grundvoraaussetzunge en sind bekaannt. Ich haabe einen Auftrag, A den n ich ausfüh hren muss, weil w ich etw was Geld angeno ommen hab be, was meinen Kühlsch hrank kurzzzeitig gefülltt hat, aber meine m Seele dauerhaft belastet. b We enn ich die mir lästige Verpflicchtung in grrößeren Dim mensionen betrachte, dann könntte aus meinem m kleinen Leeid eine dau uerhafte Fre eude werdeen. Zuerst legee ich überschlägig fest, wie viele Auftragsmor A rde meine Murder Inc. in den näcchsten zwan nzig Jahren realisieren könntee. Der geschätzte Umsaatz aus Auftragsmorden n wird auf eeinem zum Wertpapier W g geadelten Scchriftstück notiert. n Dan nn wird der Gesamtwert trancchiert. Wer Interesse an einem Mo ord hat, kan nn

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einen Vorzugsante V eil, oder soggar mehrere e an diesem m Wertpapieer erwerb ben und bekkommt als Bonus B einen n schönen Mord M zum Vorzuggspreis. Da anzunehme a n ist, dass viele v Erwerb ber der Murrder Inc.-Weertpapiere keinen k Morrd in Auftragg geben wo ollen, sondeern nur

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____________________ einen schwunghaften Handel mit meinen Murder Inc. Vorzugsanteilen betreiben wollen, muss schon wegen dem Gesetz von geringem Angebot und großer Nachfrage der Kurswert meiner ausgegebenen Zertifikate steigen. Die von mir prognostizierten und angebotenen Auftragsmorde werden zur Nebensache, denn für die Investoren sind nur noch die steigenden Kurse interessant. Wenn man die Geschäftsidee weiter denkt, könnte ein Syndikat, vielleicht die Mafia, eine Vielzahl meiner Murder Inc.-Zertifikate kaufen, und die Papiere zum Beispiel bei einer deutschen Großbank als Sicherheit für einen Kredit hinterlegen, um mit dem geliehenen Geld in RehaKliniken für misshandelte Ehemänner zu investieren. Damit würde der eigentliche Geschäftszweck meiner Murder Inc. – der klassische Mord – zur Nebensache. Wirklich wichtig werden dann nur noch steigende Kurse. Al Capone war der Erfinder der Geldwäsche. Er investierte die Gewinne aus seinen kriminellen Geschäften in Waschsalons. Das money laundering, die Geldwäsche, hatte seinen Namen. Mein System könnte als Mörder-Business ohne Mord in die Geschichte eingehen. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich weiß immer noch nicht, wie man einen Mord begeht. Ich habe einen Auftrag und Geld angenommen. Ich kann keinen Mord begehen. Ich soll einen Krimi mit einem schönen Mord schreiben, und ich habe eine Schreibblockade.

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________________ ______ W Warum ein Mann M tun muss, m was ein e Mann tu un muss

„60 Prozent P der Männer, die haben so o ´nen Leichenfrust. Haalt mit Familiee, man hat sich s irgendw wie arrangie ert, aber maan braucht abends einen n, der´s mal sagt.“ Harald Schmidt, Ente ertainer

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Unter der Dusche D kom mmen mir die besten Id deen. Das w warme Wasserr läuft an meinem Körp per runter. Es wirkt enttspannend und sogar der d graue Allltag wird zu u einem phaantasievolleen Ereignis. Ich habe die Augen geeschlossen und u ich spüre die Regu ungen ganz deutlich. Es kribbeelt in meinen Fingerspittzen. Das wird w er, das iist er groß, mächtig m und d doch sensiibel. Wir sin nd ein unsch hlagbares TTeam mein Geist G und seine Stärke. Ich spüre die Kraft und d die Herrlicchkeit für jetzzt und alle Ewigkeit. E Er wird den Frrauen Vergn nügen bereeiten und den Männern eine Lehree sein. Noch nie war ich h so sicher. Heute, u jetzt muss es geschehen. Die Welt warteet darauf. Icch liebe sofort und sie. Es wird w eine Vollmondnaccht um Held den zu zeuggen und wirr werden n es tun. B ab.. Dann verw wende ich ettwas Ich trocknee mich mit Bedacht revitalisierende Bo ody-Lotion, die Gute fü ür besonderre Anlässe, ffür meinen n Körper, ich h habe noch h eine ande ere Lotion, aber a nur dieesen,

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meinen n Body. Etw was Eau de Toilette T entsspannt und versetzt mich in die sinn nliche Stimm mung für grroße Taten. Ich muss es tun - jetztt und sofort. Ich kleide mich m sorgfältig an und verwende sogar s frische hosen, obwo ohl es nicht an der Zeitt ist. Ich will los, aber zu uerst Unterh

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____________________ noch kurz, also ohne längeren Aufenthalt an den Kühlschrank. Ein großes Glas, gefüllt mit kaltem Orangensaft, gepresst aus frischen, spanischen Orangen, verstärkt meine sprühenden Gedanken. Frisch geduscht und erfrischt setze ich mich an den penibel aufgeräumten Tisch. Links liegt der Duden, schon etwas angestaubt, und dazu eine Ausgabe der neuen Rechtschreibung. Rechts eine kleine Auswahl silberglänzender Scheiben mit smoother Rockmusik aus den Endsechzigern und frühen Siebzigern. Sorgfältig putze ich meine Brille und lehne mich zurück. John singt: „Woman is the Nigger of the World ...“ Kritisch und etwas herablassend lächelnd sehe ich sie an. Sie steht vor mir. Schweigsam, dunkel glänzend und bereit auch ausgefallene Spiele zu spielen und meine Wünsche ohne Widerspruch zu erfüllen. Für einen Moment schließe ich die Augen und falte die Hände. Es sieht nur so aus, aber ich bete nicht. Es ist wie eine geheimnisvolle Zwiesprache mit ihr. Noch ist sie still wie es sich gehört, aber ich spüre ihre sinnliche Kraft. Ich möchte sie berühren. Ich zögere. Ich tu es. Vorsichtig drücke ich sie auseinander, und sie wehrt sich nicht. Warum auch, ich bin es. Sie kennt ihren rechtmäßigen Besitzer und Meister. Jetzt sehe ich ihn, den kleinen, etwas versteckten Power-Button. Das Knöpfchen ist schön und irgendwie ästhetisch. Ich lächle weil ich weiß, dass ich viele Dinge kenne, aber noch Unzähliges lernen muss. Ich berühre es vorsichtig mit der Fingerspitze des

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________________ ______ Zeigefin ngers meineer rechten Hand. H Ein le eichter Drucck genügt, u und sie vibriertt. Ich höre leeise, fast zäärtliche Töne. Es gefälltt ihr. Ich liebe diiese Momen nte der Erw wartung. Es ist wie mit eeinem genialeen Verbrech hen. Der Cou up kann nur gelingen, wenn w man sich auf seinen Partner hundertprozentig verlasssen kann. Ich habe die beste Komplizin der Wellt. Ich weiß,, nur ihr kan nn ich alle Geheimnisse G e anvertrrauen. Es istt wie bei deer Mafia. Wenn drei Leute ein Geh heimnis kennen n, müssen zw wei sterben n. Bei uns isst es anders. Sie lebt un nd sie gehorcht nur mir. Ich behaltee sie noch eiinige Monate, aber dan nn suche ich mir einee neue, einee Jüngere. Davon D weiß sie noch nicchts, und sicch sag es ihrr auch nichtt. Sie ist bessser als die, die d ich vorher hatte. Siee funktionieert perfektt und sie kann schweiggen. Jetzt schnurrt sie leeise, wie ein ne Katze die d am Baucch gekrault wird. w Ich bin ihr Gebieter, aber ist es so o, oder wün nsche ich mir, dass sie heu ute den aktivven Part üb bernimmt un nd mich intellektuell submisssioniert? Wird W es dann n immer so sein? Wird sie, ganz in n schwarrzem Plastikk über mich herrschen?? Noch bin ich i unentschlossen, aber ich lasse es sie nich ht spüren. Disziplin D und d Präzisio on gehören zu unserem m Spiel, und d nur dann kann k ich siee benutzen wie ich es e will. Gehorsam gehorcht siie den Befehlen, um daas zu tun waas zu d ich: „SSie brauchtt nicht langee. Sie geht lo os wie tun ist. Lächelnd denke

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eine Raakete.“ b i wie sie schnell ich s hoch hfährt. Sie ist gut Fasziniert beobachte konditioniert. Ich habe h nicht lange dazu gebraucht, ihr alles

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____________________ beizubringen was ich mag. So wie ich es liebe, funktioniert alles perfekt. Vor mir erscheint in unschuldigem Weiß der Hintergrund meines Textprogramms. Eigentlich sollte ich mal ihre Festplatte aufräumen, aber dazu ist später auch noch Zeit. Ein Bestseller, ein Megahit und mein Bankkonto können nicht warten. Ich darf meine Leser nicht enttäuschen. Links oben blinkt sie, sie zwinkert mir zu. Sie kennt mich und wartet auf meine Befehle, immer willig und bereit. Es juckt mir in den Fingern, ich muss meine genialen Gedanken niederschreiben. Die Menschheit musste zu lange warten. Es muss jetzt entstehen – mein Buch, der Bestseller. Links oben blinkt der Cursor und wartet auf die ersten Buchstaben. Sie lebt, sie ist nervös, ich bin nervös, mir ist heiß. Sie gibt mir Zeichen, sie ist heiß. Wenn man liebt ist man verliebt oder man entliebt sich. Ich spüre meine genialen Gedankengänge und bekomme Durst. Die Steigerung von Durst ist durstig. Man ist satt, wenn man nicht mehr hungrig ist. Was mache ich danach, wie soll es weitergehen? Ich finde kein Wort für den Zustand, wenn man nicht mehr durstig ist. Ich gehe noch einmal zum Kühlschrank, aber frischer Orangensaft aus frisch gepressten Orangen ist aus. Kirschsaft ist auch nicht da, aber Wasser aus der Leitung gibt’s im Überfluss. Ein Glas kaltes, erfrischendes Wasser, frisch geklärt aus der Ruhr ist gut für die Kondition. Nach dem ersten Schluck fühle ich mich noch topfitter. Ich zögere. Leitungswasser enthält Pestizide und Östrogene. Ob sie die Pille nimmt, oder womöglich verseucht ist. Erst gestern, weit nach

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________________ ______ Mittern nacht waren n wir doch zusammen z in einem Ch hat, wo ansständige Mensch hen nicht hingehen, un nd nackte Frauen und Paare P ihr Un nwesen miteinaander treibeen? Was soll die Scham, das checken wir später. Der zukünfftige Bestselller entsteht. Vor mir isst eine weiß ße Fläche un nd links obeen blinkt der d Cursor. Mir wird vo or Glück sch hwindelig – ich bin geniial und mir ist nach einem m klaren Graappa. Warum heißt das Woh hnzimmer eigentlich e W Wohnzimme er? Es müsstee Denkzimm mer heißen. Ist ein Frau uenzimmer so s etwas wie ein Harem und wie wiird es mir mit m den siebzig glutäugiigen Jungfraauen im Paradiees ergehen?? Sind die Mädels M verscchleiert und d ansonsten n nackt, oder ziccken die neett vollfleischig und mitt orientaliscchem Doppeelkinn unterm m Schmollmund rum? Icch bin voller spritziger Ideen für eeinen Bestselller. Im Hinterggrund läuft der d Fernseh her. Er stört mich bei m meinen Überleggungen. Ich h drehe mich um und sehe es vor mir. m Ich erschreecke, ich bekomme Anggst und steh he auf. Hintter mir ist d die Wand, rechts ist eine Wand und u links auch. Nur vorr mir gibt ess noch A Bed dächtig nacch Worten ringend r gehe ich auf un nd ab. einen Ausweg. Ich schw weige, denn n was ich vo or mir sehe ist die Hölle und nichtt das Paradiees. v ess sich ja und d ich habe es e nicht bem merkt. Vielleicht vermehrt Ich setzze mich wieeder zu mein ner Geliebten, an die Tastatur T meeines

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Compu uters und du urchsuche das d Internett. Aber ich finde f nichts über seine Lebensgewo ohnheiten. Wie W liebt ess und wen? Es gibt nich ht den kleinsteen Hinweis über die Wachstumsp W hasen und die d Fortpflaanzungsmeethoden. Sexx im Interne et ist auch nicht n mehr das

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____________________ was es einmal war, aber mir juckt es in der Hand und ich kratze mich am Skrotum. Links oben blinkt der Cursor. Es ist die Aufforderung, meine Gedanken niederzuschreiben. „Miststück, du versuchst mich unter Druck zu setzen.“ Ich spreche es nicht aus, aber meine Gedanken sind frei. Ich muss mich gelegentlich mal entscheiden. Ich kann es nicht, ich habe keine Gedanken, ich fühle mich leer und ausgebrannt. Das Wasser schmeckt nach Leitungswasser. Ein Grappa würde mir und meinem Magen jetzt gut tun, aber Grappa ist auch aus. Bols blau ist noch da, aber ich hasse das Zeug, außerdem hat die Flasche schon Staub angesetzt. Das Geräusch des Fernsehers wird immer lauter und es ist immer noch da. Warum geht es nicht? Lebt es hier? Hat es keine natürlichen Feinde? Warum gebraucht es nicht seine Beine? Hat es Beine? Ich schaue vorsichtig über die linke Schulter. Es ist immer noch da und mein Bestseller wartet. Warum ist es sprachlos? Es gibt keinen Ausweg, der Cursor blinkt und sie schnurrt. Gibt die Maschine mir Signale? Will sie mir eine Botschaft senden? Ich verstehe sie gut, zu gut. Vor mir ist der Bildschirm meines Computers. Hinter mir ist das Geräusch des Fernsehers. Ich wage es nicht, mich dem Gerät zu nähern, es könnte Entsetzliches passieren. Ich habe Angst und ich liebe meinen Flachbildfernseher auch, aber anders. Nicht so wie meine Geliebte, meine schöne, schwarze Maschine, meinen saugeilen Computer.

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________________ ______ Er ist weiblich und sie gehört aucch zu mir un nd zu meineem Leben, wie mein Namen N auf dem d selbstggetöpferten n Namensscchild am hen an der Tür. T gedrehten Bändch Ich muss jeetzt einen Bestseller B scchreiben. Ich h bin dazu n, ich weiß es. Ich kann n es schaffe en, wenn ich h es will. Ich h gehe berufen noch eiinmal zum Kühlschrank K k, zuerst an der Wand entlang durrchs Wohnzzimmer, micch klein macchend und etwas e gedu uckt am Fern nseher vorbei, schweigend und den Blick B auf me ein Ziel gerichtet zur Kü üche. n ein leere er Raum und in der Ew wigkeit Was ist Zeiit? Zeit ist nur und in meiner Kücche gibt es keinen k Anfaang und kein n Ende. Ich bin ganz en ntspannt im m Hier und Jetzt. Meine e Komplizin steht unterr Strom. Strom ist i gelb, abeer welche Farbe hat Ze eit? Die Küch he hat zartb blaue Fließen n an den Wäänden, und die Decke ist i grau und d müsste maal wiederr gestrichen werden. Die Spülmascchine muss ausgeräum mt werden n, damit sie wieder beffüllt werden n kann. Ein immerwährrender Kreislau uf von Pflich hten bis anss Ende mein ner irdischeen Tage - un nd ich kann deem Elend nicht entkom mmen. „Geiles Din ng. Nur du bist b mein einziger Trosst. Du warteest auf meine Befehle.“ Hab ich das gesagt oder gedacht?? Sie möchtte gestreich helt werden n. Ich hab Bock auf sie und sie weiß es. Gedanken und Empfin ndungen waarten darauff geschriebe en zu werdeen und im Kühlsch hrank ist nicchts. Er ist weiß w und leer wie der

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Bildschirmhintergrrund. Ich höre deen Dialog zw weier Fraue en. Die Stimmen komm men aus dem Feernseher. Ich fühle micch wie hinte er Gittern un nd

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____________________ leidenschaftlicher Sex in der Stadt ist nur ein Gerücht, wenn man verheiratet ist. Ich gehe einige Schritte auf und ab. Vier Schritte nach links und vier Schritte nach rechts, dann wieder zurück. Dann durchs Wohnzimmer zu ihr. Ich sehe auf meinen Bildschirm und ich sehe den Cursor. Sie hat auf mich gewartet, meine Sklavin ist gewohnt zu gehorchen. Aber warum drehe ich mich jetzt um? Es liegt immer noch auf dem Sofa. Eigentlich ist es ein putziges Wesen, wenn es mich nur verstehen würde - irgendwie. Ich schwanke zwischen Willen und Widerwillen. Es ist lustig, wie es sich stundenlang mit dem kleinen grauen Spielzeug beschäftigen kann. Eigentlich ist es ein pflegeleichtes Lebewesen. Ich denke an meine Kakteen, die brauchen mehr Zuwendung. Mir fällt Paul der Apostel ein, der vor langer Zeit zu den Korinthern sagte: „Ich bezwinge meinen Leib und bringe ihn zur Dienstbarkeit.“ Da hat er weise gesprochen, der alte Griesgram, und ich gehorche. Zwar treibt mich meine niedere menschliche Natur an, das zu tun was ich nicht für recht halte, aber allein durch die Kraft meines Geistes und meines Willens unterdrücke ich die von meinem schwachen Körper ausgehenden Versuchungen nach einem spontanen Mord. Ich zwinge meinen Körper, sich nach meinem Verstand zu richten. Ich muss mich um meinen zukünftigen Bestseller kümmern und setze mich wieder an den Tisch. Der Cursor blinkt mich zärtlich an. Ich höre das leise Schnurren ihrer Festplatte. Es sind Töne der Liebe und der Sinnlichkeit. Ich berühre ihre Maus. Es gefällt ihr und der Cursor zittert vor Erregung.

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________________ ______ Ob es imm mer noch mitt seinem Sp pielzeug rum mmacht? Ich h drehe mich niicht um, aber ich höre es. Meine Nerven N sind d wie die Saiten einer Stradivari geespannt. Ist der Fern nseher lauteer geworde en? Die Grap ppa-Flaschee ist immer noch leer. Ich I fühle mich ausgebrrannt und wie w auf einer weit abgeleggenen Insel mitten im Ozean. Einssam und unendlich verrlassen. nd dann sehe ich aus deen Ich schaue auf den Bildschirm un Augenw winkeln eine kleine Bew wegung. Nicht das Sofaa in meinem m Wohnzzimmer ist seine s Lebensgrundlage. Es sind diee Fingerspitzen. Sie haben sich auf dem m grauen Plastikkästch hen bewegtt. Ich habe ees ganz deutlich gesehen. Ich habe ess entdeckt. Es ist eine wissenschaf w ftliche Sensatiion. Die Eneergieströmee verlassen den Körperr und konzen ntrieren sich h in den Finggerspitzen. Der Körperr ist nur ein lästigess Anhängsel. Vor unend dlich langerr Zeit habe ich i einen scchönen Körper geliebt. Er hat sich aussgedehnt. Er E ist ohne Energie E und d ich habe Hunger auf einen e Chefsalat vom Itaaliener und eine Pizza Hawaii mit Kässe der keineer ist. Habe ich es nur gedaccht oder tatsächlich ausgesprocheen? Ich höre ein Geräusch h und es berreitet mir in n meinen Oh hren starke Schmerrzen. Hier in n meinem Raum, R aus meinem m Wo ohnzimmer, von meinem m Sofa kommt eine meenschenähn nliche Stimm me, die zu m mir spricht: „Ich arbeitte den ganzzen Tag, du kannst dich h auch mal u ums Essen kümmern.“ k

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Das Geräussch des Fernsehers wirrd wieder laauter. Es stö ört mich immer mehr. Vor mir ist der weiße w Bildschirmhinterrgrund. Sie wird ungedu uldig, ich mu uss ihr mein ne Liebe zeiigen. Meinee Maschine lebt, der Currsor blinkt ärgerlich ä un nd ich kann es ihr nicht übel nehm men.

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____________________ Ob das Geräusch des Fernsehers mit den Plastikkästchen zusammenhängt? Ich stehe auf und gehe vorsichtig ein paar Schritte auf das Plastikkästchen zu. Ich versuche danach zu greifen. Ich schaffe es nicht. Zeternd und keifend halten feuerrote Krallen das graue Plastikkästchen fest. Ich sehe den hasserfüllten Blick, der durch mich hindurch zu sehen scheint. Meine Hand zuckte zurück. Sind das noch die liebevollen und warmen Augen die ich mal kannte? Bin ich noch wesentlich, oder nur eine lästige Sichtblende. Lebt das unförmige Anhängsel noch oder wird es nur durch das graue Plastikkästchen am Leben gehalten? Vielleicht ist das Spiel mit dem Kästchen nur eine Art stille Revolution gegen die unerträglichen Lebensumstände in meinem Wohnzimmer? Soll ich das Kästchen einfach mit Gewalt an mich nehmen? Aber was geschieht dann mit den Fingern? Kann man sie von dem Kästchen lösen? Stirbt der unförmige Körper dann ab und was wird aus den Telenovelas, aus TVKaiser und den Fernsehgerichten? Könnte es sich nach mir überhaupt noch selbst versorgen? Wie wird es ernährt? Vielleicht mit aufgeschnittenen Brötchen, zwischen denen ein grauer Fleischklops liegt? Das Geräusch des Fernsehers wird wieder lauter. Ich habe Hunger, ich brauche Energie. Entweder das Kästchen oder ein Bestseller – ich gehe in die Küche und greife nach dem großen Messer im Messerblock. Langsam ziehe ich es heraus. Es ist ein japanisches Messer. Es liegt gut in der Hand und die extrascharfe Klinge des Messers blitzt. Ich höre eine disharmonische Stimme aus dem Wohnzimmer: „Kannst du endlich mal Abendessen machen, oder hast du schon wieder nichts eingekauft.“

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________________ ______ Ich denke an a das Lebeen mit mein ner Geliebteen. Der Curssor blinkt zärtlich: z „Nu ur du bist mein m Leben. Nur dir geh horche ich. TTu es! Tu es jeetzt!“ Nur die Lieebe zählt. Ein Mann mu uss sich entsscheiden kö önnen. Ich schreibe jetzt ein e Buch. Ein Mann lieb bt seinen Co omputer. Icch muss

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tun was ich tun muss.

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____________________ Frauentausch

„Frauen sind austauschbare Instrumente für ein stets identisches Vergnügen.“ Marcel Proust

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Du hast viel von mir erfahren und vielleicht kannst du mit mir fühlen. Noch vertrete ich die Meinung, dass Mord keine Lösung sein kann. Angesichts der rigorosen Beschränkungen durch die Legislative muss es für einen intelligenten Mann auch Alternativen geben. Darum behaupte ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, eines der letzten Tabuthemen aufzugreifen und zu diskutieren. Traditionelle Werte verfallen mit der gleichen Geschwindigkeit, wie das Anspruchsdenken des verwöhnten Bundesbürgers wächst. Kaum jemand erinnert sich an die Zeiten, in denen das bewahren des Bewährten noch lebensbestimmend war. Wir befinden uns am Anfang eines Jahrtausends des hemmungslosen Ge- und Verbrauchs. Grenzenloser Konsum inmitten einer hektischen Hetzjagd nach Neuem bestimmt das Leben des modernen Menschen. Altes, Störendes und Bewährtes wird immer schneller und gewissenlos entsorgt. Dieses „gelernte“ Verhalten der späten Wirtschaftswundergeneration hat auch Auswirkungen auf Liebe, Ehe und Partnerschaft. Es ist unübersehbar, die Keimzelle unserer Gesellschaft befindet sich in einem Strukturwandel. Wer hat noch Zeit und Lust, die Belastbarkeit emotionaler und vertraglicher Bindungen bis an die Grenzen zu testen? Niemand, und das ist eine

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________________ ______ bedaueerliche Entw wicklung, ab ber nun mal nicht mehrr zu ändern. Was sind die d Ursachen n? Was kann man tun, und wo lieggen die Chanceen und Risikken für den interessiertten Mann? Diese Frageen möchtee ich hier un nd heute au usführlich beantworten n.

Plötzlich, erst e unbewu usst, dann im mmer stärker spürt maan es es ist so oweit. Eheliiche Lust istt nur noch abgehangen a ne Vergangeenheit. Unlust und Frust sind s die Reaalitäten. Wie e über Nach ht hat eine dere Art derr Lähmung die d vor langger Zeit viellleicht glückliche besond oder errträgliche Beziehung beefallen. Sexx, Kommunikation und Rock ´n´ Roll werden zur leidigen Pflicht P und sind s darum ein lästigess Muss. Nun weiß ich, dass der Grund fürr Liebe, Parttnerschaft o oder Ehe niccht nur das Körperlichee ist. Es gibt auch noch andere Anttriebe, die mirr momentan n nicht einfaallen. Doch bedauerlicherweise veerfällt auch deer allgemeine Gebraucchswert mitt zunehmen ndem Konsu um und zur Wo ohnzimmereeinrichtung passt sie au uch nur nocch durch Wegsehen. Vielleicht hängt man m noch an n ihr wie an n einem alteen Möbelsstück und die Entscheid dung zwisch hen Behalteen und Entssorgen wird vo on Tag zu Taag und Wocche für Wocche hinausggezögert. Die Frage, warum solcchen Überle egungen ein n oft langwieriger Entscheeidungsprozess voranggeht, ist schonungslos und u einfach h beantw wortet. Ersatz muss zeitt- und koste enintensiv besorgt b werrden, und darin liegt diee eigentlichee Problemattik.

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Jerry Lewiss gab mir deen wertvolle en Tipp, dasss jeder Mann eine Frau die Kopfschm merzen hat, sehr gern gegen g eine andere a einttauscht, die wellche verursaacht. Vielleiicht hast au uch du die Alternativen A n von Versteiigerung, Tau usch oder Abschaffung A g zwar prophylaktisch, aber

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____________________ ohne greifbares Ergebnis durchdacht. Eine zeitgemäße Idee muss her und zwar schnell. Die Welt wartet darauf und hier ist sie, die überragende und erfolgreiche Lösung aller Probleme. Sie lautet: „Frauentausch.“ „Frauentausch“ klingt zunächst einfach und nach einem harmlosen Experiment für dekadente Großstadtbürger. In der Theorie tauscht Mann mit beliebig vielen Gleichgesinnten solange die Frau, bis der Zustand der größtmöglichen Zufriedenheit erreicht ist. Aber ohne perfekte Organisation und weitreichende Verbindungen scheitert das Vorhaben oft schon in der Planungsphase. Klare Regelungen für einen reibungslosen und sozialverträglichen Tauschablauf, ohne Einmischung des Gesetzgebers sind erforderlich. Was liegt näher, als die bewährte, soziale Marktwirtschaft, mit dem konträren Ideengut von Karl Marx zu kombinieren. Nur dann kann Frauentausch in der gewünschten Qualität und Tauschfrequenz funktionieren. Zum besseren Verständnis, werde ich dir die wirtschaftlichen und organisatorischen Zusammenhänge etwas näher erläutern.

In der durch kapitalistische Züge geprägten, sozialen Marktwirtschaft, die auch heute noch den Turbo-Kapitalismus in der Bundesrepublik Deutschland beeinflusst, bestimmen monetäre Tauschmittel (Geld) und Bedarf (Nachfrage) den Wert eines Gutes. Wenn für ein Wirtschaftsgut ein hoher Preis bezahlt wird, ist das Gut seinen Preis in der Summe des bezahlten Geldes wert. Wenn der Verkäufer einen Gewinn erzielt, hat er einen kapitalistischen Mehrwert erzielt, den der Gesetzgeber gerechterweise mit der

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________________ ______ Mehrw wertsteuer bestraft. b Oder anders ausgedrückt a t: Der Verkääufer hat am Verkauf ein nes minderwertigen Guts verdient, was für d den linksbeewegten Kleeingeist morralisch verdammensweert ist, aber letztendlich unseren Wohlstaand erhält und u den Finaanzministerr erfreutt, denn der verdient v miit. In einer mo odernen und funktionierenden Fraauentausch hkultur gibt es keine unmo oralischen Gewinne, G denn zwei Nutzer tauschen gleichw wertige Güteer. Der ausb beuterische e Mehrwert, den jeder raffgierrige Händler als seinen n Anteil auf eine Ware aufschlägt, a entfälltt. Alle Resseentiments, die d der dresssierte Man nn haben kö önnte, werden n gegenstan ndslos. Der neue Nutze er hat zuerst einmal diee Vorteilee einer neuen Frau und d auf die Naachteile mu uss der Andeere erst mal kom mmen. Wen nn der Tausschgutempffänger verstteckte Mängel früher oder späterr entdeckt, entsteht ihm kein Schaaden, denn er tauschtt sie einfach h weiter und d alle Beteiligten sind zufrieden. z D Diese Vorgeh hensweise entspricht e einem bis daato noch niee erreichten n Ideal. Jetzt en ndlich ist daas universell einsetzbarre Volks-Weeib (VW) für den Nutzer und Verweender in greeifbare Nähe e gerückt. Doch D damit das m des Frauen ntauschs au uch funktion niert, sind noch n einige Hürden System zu überrwinden. Die gebrau uchte, aber meist für vielerlei Tätiggkeiten nocch verwen ndbare Eheffrau muss zuerst mit eiiner klaren und allgemein akzeptiierten Werttdefinition, vergleichbaar mit den bekannten b D DIN-

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Normen oder TÜV V-Zertifizieru ungen, verssehen werdeen. Nur dan nn kann nem alltäglicchen Gebrauchsgut ein n von aus ein Nützlichkeitserwägungen gep prägter Tausschwert enttstehen. Oder anders, eher verrbalpopulär ausgedrückt: Man tau uscht

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____________________ nur, wenn die Alte dem Neuen lecker serviert wird, damit er seine leckere Alte gern abgibt, damit man mal wieder etwas Leckeres, Frisches zum Nachtisch hat, und zwar so lange, bis einem das immer gleiche Leckerchen zum Hals raushängt. Damit kommen wir zur eigentlichen Problematik des Frauentauschs. Einerseits weiß ich, dass es unendlich viele Gleichgesinnte gibt. Ein weiterer Vorteil ist, dass in der Bundesrepublik Deutschland zurzeit etwa 20 Millionen tauschfähige Frauen verfügbar sind. Andrerseits verpuffen die Vorteile, wenn die eigene Frau bewegungslos auf dem heimischen Sofa rumliegt, eine ansprechende Tauschfrau dagegen vierhundert Kilometer entfernt, vielleicht im Bayerischen Wald, oder in Haag in Oberbayern unentdeckt und unbedeckt vor sich hin schmollt. Die eigentliche Schwierigkeit des Frauentauschs ist unter solchen Voraussetzungen nicht nur ein kommunikativ-logistisches Problem, sondern auch eine gigantische Netzwerk- und Marketingaufgabe, die nur mit Hilfe einer internetalen Frauen-Tausch-Plattform und einer schlagkräftigen Vermittlungsorganisation, ähnlich den bekannten Lebensversicherungsvermittlungsvertrieben zu lösen ist. Es bietet sich darum geradezu an, eine regionale, nationale und internationale Vermittlungsorganisation ins Leben zu rufen. Dieser gigantischen sozialen Aufgabe habe ich mich gestellt, und ich kann dir und auch interessierten Lesern die Gründung einer internationalen FrauenTausch-Börse (FTB) verkünden. In der ersten Phase können Tauschwillige ihre zu tauschende Ehefrau, abzulegende Geliebte, oder ganz Allgemein ein „Tauschobjekt“ (FTO) zur Registrierung in die FTB eintragen. Der

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________________ ______ Registrrierungsvorggang ist einffach und scchnell. Kosteen entsteheen in dieser Phase nichtt. Ein kurzerr Fragenkataalog zur Bew wertung deer hen Merkmaale und Fäh higkeiten mu uss möglich hst optisch wahrheeitsgetreu ausgefüllt a w werden. Dazu einige Bild der der Tauschfrau „a la Nature“ N mit Vorder-, Se eiten-, Rück- und Detailansicht uploaden und an meine m bekannte Email--Adresse seenden und d die Registrrierung ist feertig. Ledigllich bei erfo olgtem Taussch fallen geeringe Gebührren an, die bei den vielen Vorteile en aber kaum ins Gewiccht fallen. Und das istt noch nichtt alles, denn n es gibt noch mehr Vo orzüge: Der Tau uschvorgang kann belieebig oft wie ederholt weerden. Die eersten Powersseller sind bereits b aktivv und als reggionale Vermittlungspaartner sehr errfolgreich. Für risikofrreudige Inveestoren und d interessierrte Frauen-TTauschPartnerr (FTP) ergeeben sich rieesige Gewin nn-Chancen. Gern zeigee ich dir, abeer auch solvventen Investoren gege en Kapitalnaachweis und einer Einlagee ab zehntau usend Euro die Möglich hkeiten an diesem d lukrrativen Marktssegment zu partizipiereen. Festzustellen ist noch,, dass innovvative Fraueentauscher einer weltweeiten Gemeinschaft von n intelligentten und akttiven Wissenden angehö ören. Damitt du in der global g verne etzten Welt der Frauentauscher dich nicht ein nsam fühlst, und Gleich hgesinnte u und Tauschwillige sofo ort erkennstt, bekommsst du jetzt das geheimee

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Erkennungszeichen zum Zugaang in diese en exklusiven Kreis. Bistt du bereit?? Streck jetzzt den Zeigeefinger deiner rechten Hand horizo ontal aus. Daann hältst du die Hand mit deinem m ausgestreckten Zeigeefinger senkreccht nach ob ben und etw wa fünf Zenttimeter vor dein rechtees Auge

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____________________ (nicht das linke Auge, das rechte Auge und nicht „ins“ Auge, sondern vor dein Auge). Mit diesem Zeichen erkennen sich aktive Frauentauscher in der Menge der Unwissenden. Bitte praktiziere das Identifizierungsritual bei einer Ansammlung von mindestens zwei Personen, aber verrate dieses geheime Zeichen in keinem Fall an Uneingeweihte und schon gar nicht deiner tauschfähigen Frau. Alternativ empfehle ich, das beigefügte Frauentauschzeichen auszuschneiden, und gut sichtbar an der Vorder- oder Heckscheibe deines Fahrzeugs anzubringen.

Vielen Dank für dein konspiratives Mitwirken.

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________________ ______ W Warum Mord dgedanken zur Liebe ggehören

Aufhörren wirst du u zu fürchteen, wenn du u aufhörst zu u hoffen, deenn der Hoffn nung folgt die Angst. Beeides ist dass Merkmal eines e abhän ngigen und in Erw wartung derr Zukunft be eunruhigten n Gemütes. Das lieegt hauptsäächlich daraan, dass wir uns nicht auf a die Gegeenwart einsteellen, sondern die Gedaanken in we eite Ferne vorauseilen lassen. Die Erinnerung E bringt die Qual Q der An ngst zurück, die Vorausssicht n nimmt sie vo orweg; niem mand ist nur wegen deer Gegenwart unglücklich! S Seneca, 5.Brie ef

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Schüttle jettzt nicht miitleidig den Kopf. Was ich hier beschreeibe, hat sicch tatsächlich so zugetragen. Aber du kannst es mir glauben, ich hätte auch den Boden B abge eleckt, auf dem sie gingg. Ich meine jetzt j nicht die d begrenzzte Zeit mit meiner mir damals rechtm mäßig, und mir m aus heutte immer no och unerkläärlichen Grü ünden angetraauten Frau. Inzwischen n sind einige e Jahre verggangen, und d auch meine Ehe ist Verggangenheit.. Ich meine Sina, also Petra, P die sicch Sina h oft au uch ganz and ders nanntee, und und wiee ich späterr erfahren habe, vermuttlich auch im mmer noch nennt. Ich weiß, w jetzt wird w es kompliziert, und vielleicht klin ngt es für dich irritierend, aber ich h hätte

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es wirkklich und waahrhaftig un nd noch viell mehr getan, wenn siee es verlanggt hätte, waas sie aber nicht n getan hat. Warum siee es von and deren, aber nicht von mir m verlangtt hat? Auf diese Frage F weiß ich i bis heutte keine Anttwort, und iich will

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____________________ auch nicht mehr darüber nachdenken. Vielleicht ahnte sie nur nicht, wie weit sie mit mir gehen konnte und was ich für sie zu tun bereit gewesen war. Du fragst dich, warum ich dir meine Erlebnisse mit Sina, also Petra, die sich Sina nannte, erzähle? Weil verheiratete Männer, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, häufig von so einer Art Leichenfrust befallen werden. Die haben sich irgendwie mit ihrem Leben arrangiert, und das war´s dann – denken die. Bei mir war es nicht anders. Aber manchmal, ganz plötzlich und wenn du eigentlich nicht damit rechnest, meldet er sich - dein Überlebenswille. Er packt dich an deiner Seidenkrawatte, zieht langsam zu und spricht freundlich, aber doch bestimmt zu dir: „Sei einmal in deinem Leben stark und entscheide dich. Es gibt nur einen Mann im Haus. Vergiss die Selbstzusammenschraubregale mit Riester-Rente, die dem Trend deines Leibumfangs folgend immer größer werdenden Einkaufstüten, die unendlichen Abwaschdiskussionen die dich zum nutzlosen Domestiken degradieren. Vergiss den dir verordneten Deo-Roller und die widernatürliche Sitzpinkelei. Verscheuch die Rotznasen, die angeblich von dir sind und geh jetzt nicht zum gemeinsamen Durchgeknalltensingen in die Waldorfschule. Sperr jetzt und sofort deine die Gefahr witternde Frau weg, oder schick sie in die Küche wo sie hingehört. Sie soll nicht mitlesen und du musst dich nicht solidarisch zeigen. Sie würde es doch nicht verstehen. Sie hat hier nichts zu suchen, denn es geht um dein Leben …“

Du siehst, der Überlebenswille ist ein ziemlich dominanter Typ und das was er sagt klingt nicht nur für deine Ohren hart. Aber

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________________ ______ glaub es e mir - einees ist so sich her wie das Amen in deer Kirche: Auch du wirst ess eines Tagees so und nicht anders erleben, wenn w du erstt mal mein Alter A erreich ht hast. Das soll jettzt nicht übeerheblich klingen, denn das ist es nicht. Es ist auch nicht die scheinbare Weisheitt des Alters, die mich zzum Zynikerr gemacht hat. h Altersw weisheit gibtt es nur als platte Entschu uldigung für ein Samm melsurium ge elebter Erfaahrungen. Warum es bei mir so war? w Mir haat mein Übeerlebenswille eindrin nglich zugefllüstert: „Raoul du musst durchhallten und unter allen Umständen die d Kapitulaation verme eiden, auch wenn die Einschläge unaufh haltsam und d immer sch hneller näheer kommen..“ Was ich dirr damit sageen will, wirsst du vielleicht verstehen, wenn icch dir meine ganze Gesschichte erzzählt habe. An deinem m gelangweilten Gesichtsausdruck kann ich deeine Gedankken ablesen n. Erzählte, und noch weniger w gescchriebene Banalitäten anderer Leute intteressieren dich nicht wirklich. w Ich h muss zugebeen, meine Errlebnisse sin nd auch nurr Alltäglichkkeiten, die jedem von uns passieren können, wenn Zeit, Scchmerz und Perspektivve sich nstellation befinden, b um m sich gegenseitig die in der idealen Kon s angstscchweißigen Hände zu schütteln. Walk a mile in my sho oes, auch we enn sich alles in dir geggen den beschw werlichen Weg W des Versstehens strääubt. Schon n bald wirst du dich an n mich erinn nern. Spätesstens dann, wenn du dich d verzweiifelt

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fragst: „Sag mir wo o die Jahre sind, wo sin nd sie geblieeben?“ Du sagst, diese d Frage stellt sich dir d nicht, denn du hast noch Zeit? Wenn W du dicch da mal nicht irrst. In der ersten Hälfte dein nes Lebenss kannst du alles erreichen und bewirken. Du hast Zeit. D Du

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____________________ kannst üben, probieren und dir die „Hörner“ abstoßen. In der zweiten Hälfte vergeht die Zeit immer schneller und du brauchst mehr Zeit für das, was du dir vorgenommen hast. Am Ende steht immer und unausweichlich der Tod. Danach kommt nichts mehr. Deine Witwe wird ein paar Tränchen vergießen, und sie wird mit deinem Geld und deiner Rentenversicherung einen Jüngeren finanzieren, der einer Jungen mit großen Titten vormacht, er habe ehrlich verdientes Geld. Der Tod nimmt keine Rücksicht, ob du das, was du dir im Leben vorgenommen hast, auch erreichen konntest. So hast du es noch nie gesehen? Du hast noch nie bewusst an das letzte Drittel deines Lebens gedacht? Dein selbstgefälliges Lächeln kann mich nicht täuschen. Morbide Gedanken gehören zum Anfang vom Ende, wie der widerliche Gestank zu einem langsam verfaulenden Kadaver. Du schweigst betroffen? Die Falten in deinem Gesicht verraten dich. Du bist nachdenklich und bedrückt. Das ist gut so, denn das was ich dir jetzt berichte ist die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, und es ist auch dein Schicksal. Wie ich es bemerkt habe? Ich denke, es war die Routine. Schleichend und zuerst vollkommen unbemerkt, fast wie von einem kurzen Tag auf den nächsten, der sich in nichts von seinem ereignislosen Vorgänger unterschied. Was hatte ich für eine Wahl? Ich konnte nichts dagegen tun. Alles, vom frühen Morgen bis in die Nacht war schon mal erlebt, und wie ein übriggebliebenes Fertiggericht immer wieder verdünnt und aufgekocht. Wenn du mich jetzt fragst, ob und warum ich alles so geschehen ließ, kann ich dir keine vernünftige Antwort geben.

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________________ ______ Doch, etwaas hat sich verändert. v Ich I habe angefangen, n nach den Ursachen meiiner Empfindungen erfforschen. Ich muss zugeeben, ute nicht meehr, spontan und immeer öfter, aber nur damals und heu habe icch an einen klassischen n Mord gedaacht. Nicht blutig wie eein Steak, eher e gut ab bgehangen, raffiniert ge ewürzt und sorgfältig tranchiiert, um dan nn im Bewu usstsein, dasss eine Grun ndreinigungg auch die letzzten Spuren n beseitigen würde, den n geleerten n Teller in diie Spülmaaschine zur Reinigung zu z stellen. h frei, und es e blieb auch bei Die Gedanken sind ja bekanntlich der Theeorie. Ich haabe mich fü ür eine ande ere Tat entsschieden. Zu uerst habe icch begonnen, einige Worte W aneinaander zu reiihen, aber ees waren nur Hülsen ohne Inhalt, die keinen Sinn ergaben. Dann entstan nden Sätze, und jetzt isst so etwas wie ein umfangreichess Buch daraus entstanden n. Du möchteest kotzen und u meine morbiden m G Gedanken niicht v Seiten und das Lesen strengtt dich zu seh hr an? lesen? Es sind zu viele Das maacht nichts, du bist schon mitten drin d – in meeiner, in dein ner, in

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unserer Geschichtte.

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Jeder Anfang ist auch ein Anfang vom Ende

„Schon seit der Steinzeit bis heute - und es wird bis in alle Ewigkeit so sein - ist es das unabänderliche Schicksal des gestandenen Mannes. An einem Morgen wacht man auf und stellt fest, dass die Ehefrau langweilig geworden, und was noch schlimmer ist, defätistisch das Gegenteil glaubt, obwohl man es ihr gesagt hat. Für den intelligenten Mann zur schweren Last wird die Gattin, wenn man entdeckt, dass das alte Fleisch zwar noch willig, aber der Verstand schwach ist.“ Paul van Cre

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Als ich anfing an diesem Buch zu schreiben, war ich eine männliches, jedenfalls dachte ich das, einundvierzigjährige und verheiratete Kreatur, die sich am Anfang vom gefühlten Ende sechzehn monotoner Ehejahre befand. Hinter mir lag eine relativ sichere Zeitspanne, in der ich nur hin und wieder an die Rente, und noch weniger an das Leben im letzten Drittel der mir vermutlich noch verbleibenden Zeit dachte. Warum ich so gleichgültig in den Tag hinein gelebt habe? Das ist einfach zu erklären. Der tägliche Albtraum von Maloche und Verbrauch hatte alles was im Leben wirklich wertvoll ist überlagert. Aber was ist wirklich wertvoll und was ist im letzten Lebensdrittel entbehrlich? Haus und gut gefülltes Bankkonto ist gut. Das ist keine Frage,

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________________ ______ denn es gibt dir die Freiheit, das d zu tun was w du inneerhalb deineer sozialen und hedo onistischen Ansprüche A tun möchteest. Frau ist gutt, wenn du Kinder hastt. Kinder sin nd gut, wenn du eine Frau hast. Kin nder ohne Frau F sind sch hlecht, und Frau und K Kinder sind au uch schlechtt, wenn du unentwegt u an die Freih heit denken n musst. „Du musst dir keine Sorgen mach hen, alles wird w gut“, lau utet die Theoriee der Verdräänger. Ich behaupte, b dass d die Sorggen dann beginnen, wenn die Erinnerungen verblaassen. u vollkom mmen unverhofft begaann sich Eines schönen Tages und mein Verstand V zu regen und zu z strecken. Plötzlich sah s ich es vo or mir. Ich, derr Rebell derr vor langer Zeit die We elt verändern wollte, w war zum lustloseen Schreberrgärtner meeines kleine en Lebens veerkommen.. Rein rechnerisch und unter optimiistisch kalku ulierten Vorraussetzunggen war ich etw wa zwanzig Prozent P abggelebter Verrgangenheit eines, und d zwar meiness wertvollen n Lebens miit einer mir vollkommeen fremden Frau zusamm men geweseen, von derr man nicht behaupten konnte, daass sie das Sch hießpulver erfunden e haatte. Mein Lebensglas war nicht mehr voll. Es war auch nichtt halbvoll, die letztee Hälfte des Inhalts beggann sich im mmer schneeller zu leeren. Die Zeit waar wie im Flug mit eine em Düsenjett an mir vorbeiggegangen und ich hattee sie brav, so s wie es seeit jeher den n gesellscchaftlichen Normen in einer zivilissierten Geseellschaft entspricht, ohne Murren M abgeeleistet.

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Was mich noch n zusätzzlichen deprrimiert hattte, war die unspekktakuläre Au ussicht auf weitere, w klaar strukturieerte Jahre d der letzten Hälfte meines Lebens, die wie graue Betonkklötze, nebeen denen Panzersperrren wie Spielzeug für Kleinkinder K wirken mussten,

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____________________ unbeweglich und unveränderbar vor mir lagen. Zu meinem Elend kam auch noch das tückische Zeit-RaumVolumen-Phänomen. Du hast noch nie etwas davon gehört? Dann will ich es dir in einer einfachen Form erklären. Je älter du wirst, umso schneller vergeht die Zeit in einem immer kleiner werdenden Aktionsradius, in dem du gefangen bist, während es aussieht, als ob sich alle Personen wie aufgedunsene Körper in einer Leichenhalle ausdehnen. Du musst mir zu meiner sensationellen Entdeckung nicht gratulieren. Mir wäre es lieber, ich hätte niemals darüber nachgedacht. Wie ich darauf gekommen bin? Ich habe Zeit-Raum-VolumenPhänomen das erste Mal vor etwa fünfzehn Jahren am eigenen Leib erfahren. Mir war der spontane Gedanke gekommen, dass eine Bahnfahrt angenehmer und auch sicherer sein könnte, als der Stress auf den überfüllten Autobahnen. Weg mit dem Risiko des ungehemmten Verkehrs, rein in die geregelten Abfahrt- und Ankunftszeiten. Einmal ganz entspannt im luxuriösen Intercity-Sessel zurücklehnen und die Fahrt genießen. Da saß ich also, zufrieden und mit einer guten Laune. Als Autofahrer achtet man ja nicht so darauf. Anfangs, sozusagen als unerfahrener Bahnfrischling, konnte ich mich noch am Blick aus dem Zugfenster freuen. Die Aussicht war schön und die farbenfrohe Herbstlandschaft, es war am Ende des dritten Jahresquartals, zog immer schneller an mir vorbei. Kennst du den dämmrigen Zustand, wenn man grenzenlos vertraut und plötzlich schläfrig wird? Die Aufmerksamkeit lässt nach,

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________________ ______ denn man m hat es sich s behaglich gemachtt. Mit hochggelegten Beeinen im häuslichen Fern nsehsessel ist diese Erffahrung bessonders sch hön. uht und kann nicht weggrennen, de enn der Willle wird von der Man ru Bequem mlichkeit manipuliert. Ich erinnerre mich noch genau, ess war ein en ntspanntes G Gefühl der Sich herheit und d des Vertraauens, damaals in meineem komforttablen Bahnab bteil. Von mir m zuerst un nbemerkt, fiel f es mir im mmer schwerer, mich au uf die vorbeeihuschende Landschaft zu konzen ntrieren. Diie Häuserr, Wiesen, Bäume B und auch a die Kirrchtürme saah ich nur n noch als einen Einheitsbrei E . Die Zeit scchien stehen zu bleiben n und gleich hzeitig immer schneller zu u verrinnen n. Trotz der schönen Heerbstzeit wu urde die Farbe der Land dschaft mit der Dauer der d Zugfahrrt immer graauer. Die Auggen fielen mir m zu und icch hörte die e Stimmen der d Mitreiseenden wie auss weiter Ferrne. Dann begann sich etw was zu verän ndern. In meeinem Wachtraum hörte icch zuerst eine leise, fasst sanft flüssternde Stim mme, die sicch nach und nach zu einem m hysterisch hen, sich üb berschlagenden Geschrrei steigertte. Es waren die gellen nden Worte: „Du sollst so lange mit diesem m Zug fahren n, bis dass der d Tod euch scheidet““ und eine riesige Hand mit m einem ausgestrecktten Zeigefin nger deute auf a mich. In n meinem m Traum sah ich einen Geisterzugg vor mir, en ndlos auf fest verlegtten Gleisen fahrend, jeden Tag und jede Nach ht und nie w wieder anhalteend, weil die toten Seeelen der Mittreisenden den d Zug niccht

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mehr stoppen kon nnten. Es waar eine Fahrrt bis zum vorbestimm v ten d endgültigen Ende vor dem Niichts. Ende, dem Ich bekam grauenhaftte Angst und d die Panik schnürte m mir den Hals zu. So war es nicht abgessprochen. Es E war nichtt die verspro ochene

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____________________ Sicherheit, es war eine raffiniert inszenierte Falle. Voller Entsetzen sprang ich auf und rüttelte an den Ausgangstüren, aber sie ließen sich nicht mehr öffnen, niemals mehr. Der Geisterzug fuhr stampfend und ratternd immer schneller und er hielt nicht mehr an. Für immer und ewig sollte ich dazu verdammt sein, in diesem Zug zu fahren. Immer die gleichen Erlebnisse mit den immer gleichen Mitreisenden, solange ich noch dahinleben würde. Dann sprach eine andere, eine gefährlich drohende Stimme von oben zu mir: „Kontrolle.“ Ich spürte eine feste Hand, wie eine hart zupackende Kralle auf meiner Schulter. Es war die pure Angst, die wie ein schweres Halseisen meine Lebensgeister abwürgte. Schweißgebadet und am ganzen Körper zitternd bin ich aufgewacht. Plötzlich sah ich klar. Mein Leben ist zu kurz und zu wertvoll. Ich musste etwas verändern, um zu überleben. ____________________

Resignation gehört nicht zu meiner Wesensart und ich neige nicht zu Depressionen. Im Gegenteil, ich war ein aktiver EheKonformist und damals stand ich mit beiden Beinen fest auf der Hochflor-Auslegeware. Doch was sollte ich tun? Mein Thalamus war wie betäubt. Ich fand nichts Schönes und Ästhetisches auch nicht mehr. Als lustvolle Geliebte und auch unter dem Aspekt der niedrigen Bedürfnisse im Rahmen des Gewohnheitsrechts war meine Ehefrau nur noch bedingt nutzbar. Sie war zwar willig, wirklich beschweren konnte ich mich eigentlich nicht. Sie gab sich für mich hin, wenn es an

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________________ ______ manchen Samstaggen in der Nacht N und nach der Späätausgabe d der Tagesth hemen mal wieder an der Zeit war. Aber Sex mit ihr erfo orderte Konzen ntration und d Planung. Etwa E so, wie e wenn man n als fanatisscher Autofahrer mit der Straßenbaahn zum Zahnarzt fahren muss, w weil man schon vorher v weiß ß, dass man eine starke e Betäubunggsspritze vo or dem kommeenden Schm merz brauch ht. Und nach h der Einnah hme von Narkotika soll man n ja bekanntlich nicht mehr m schnelle Autos faahren. Darum schob ich die d Bohrterm mine immer weiter hin naus. Auch die erotischen Wünsche W me einer Frau blieben b mir vollkom mmen verbo orgen, obwo ohl ich dach hte, dass ich h sie kennen sollte. Ich I wollte sie ja erfüllen, wenn ich h einen Man ngel oder eiinen konkreten Bedarf erkannt hättte. Was sollte ich tun? Geehorchen und leisten? Für meine Wünsche hatte sicch schon lan nge niemand mehr inteeressiert. Ich musstee mich zufrieeden geben n und mich fügen. f Imm merhin hattee ich vierzig lange Jahree überstanden und mir war nun mal m die Rollee des Hauptaakteurs in einem Traueerspiel über die erfolgreeiche Domestizierung deer Bestie Mann zugewiiesen. Letztendlich gab b es für uktion oder Kooperatio on, eine mich nur noch die Wahl zwiscchen Destru Alternaative gab ess nicht.

Ich muss dich nicht an nsehen, ich weiß es. Deein Gehirn b beginnt dacht, du haast dich in deinem zu arbeeiten. Du haast nachged

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Wohnzzimmer umggesehen und du kannstt jetzt mitdeenken. Spürst du es auch h? Das Umstellen der Möbel M und neue n Bilderr aufhängen n reicht nicht aus, und mit ein paar Du uftkerzen und softer Musik M ist es auch

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____________________ nicht getan. Weißt du noch was geiler Sex ist? Für mich war der erste Begriff nicht mehr existent und der zweite nur noch eine Betätigung unter vielen anderen, die irgendwie zu meiner Ehe dazugehören musste, wenn ich musste, weil sie wollte. Aber eigentlich waren es bei mir nur Banalitäten, so wie bei dir und bei jedem anderen, dem unerbittlich und schnell wie ein Intercity das fünfzigste Lebensjahr entgegen kommt. Routine, Besitzstand, Anpassung und Dauer sind die wesentlichen Bestandteile des ehelichen Zwangs. Meine Ehe sollte als Institution bewahrt werden und gleichzeitig wurde mein Recht auf Freiheit brutal vergewaltigt. Ich ließ es geschehen, obwohl mir schon lange klar war, dass unsere Bedürfnisse so unterschiedlich waren, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Aber noch konnte ich ganz gut damit vegetieren, denn es gab auch Angenehmes. Immerhin war die Wäscherei in meinem Ehekonstrukt nicht zu verachten. Das hatte Vorteile, denn ich musste nicht lernen, wie und wann man eine Constructa zum ordnungsgemäßen Funktionieren bringt und ich weigere mich bis heute, eine Bedienungsanleitung zu lesen. Meine Hemden waren immer ordentlich gebügelt, auch wenn ich an manchen Tagen dabei eingeschlafen bin. Das gleichmäßige hin und her des dampfenden Bügeleisens und der hasserfüllte Blick meiner Frau am Bügelbrett waren für meine Nerven zu viel. Sie hat mir mein Desinteresse am Bügeln noch Jahre danach vorgeworfen, als ob ich eine Erbsünde begangen hätte. Dabei hätte ich zu gern mit einer Anderen gebügelt, aber ich war verheiratet und daran durfte ich noch nicht einmal denken.

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________________ ______ Gegen die Küchenleisttungen kann ich im Naachhinein au uch nichts einwenden. e . Die zubereeiteten Speiisen waren schmackhaaft und der Serrvice still un nd hurtig. Allles was gessagt werden n musste waar ja in den vieelen Jahren schon weitgehend gessagt. Meine Zelle war sauber, mit etwaa hundertundachtzig Quadraatmetern seehr geräumig und auch h stilvoll mö öbliert. Ich h hatte als Rückzugsgefängnis alles was w ich brau uchte. Ein gu ut ausgestattteter Hobbyrraum im Keller war vorrhanden, wo o ich mich mit m kleinereen Bastelaarbeiten besschäftigen konnte, k wen nn mir nach h einer klein nen Handarrbeit zumutte war. in die Lach nicht,, auch du haast dir eine stille Ecke geschaffen, g du dich h zurückzieh hen kannst, wenn du zu u dir selber finden willsst. Eigentlich und im Großen und Gaanzen konntte ich mich nicht beklageen. Das matteriell Erreicchte war zu ufriedenstellend. Die Vergan ngenheit hattte mir, durrch ein glückkliches Händchen in vieelerlei Geschääften, einigeen finanziellen Wohlstaand, erkenn nbar an sich htbarem Bauchu umfang und d gleichzeitigg abnehmender Haarfü ülle beschert, was nach Aussage meines Friseurss auf meine en erhöhten n Testostero onühren war. Nur das bekkannte Plato-Zitat, nacchdem Spiegell zurückzufü nur Fraauen und Eu unuchen über eine volle Haarpracht verfügen n, kann ich bis heute nichtt ganz nachvvollziehen, da meine Libido zusam mmen d Flluchtbeweggung „nur w weg von mit meeinem Haupthaar eine deutliche dem“ entwickelt e h hatten.

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Von meineer Versicherrungsgesellsschaft bekam ich regelmäßig Briefe mit m Fitnessaangebote fü ür Senioren zugeschickt, und ich hatte immer etwas zum Essen und Trinken und d meine Ferrnbedienun ng für den Fernseher. Allles in allem konnte ich mit frohem m Herzen

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____________________ behaupten: „Eigentlich geht es uns gut.“ Du ahnst es sicher schon, jetzt kommt das „Aber“, das immer und hundertprozentig auf ein Lob oder eine positive Aussage folgt. Der Zustand wäre noch schöner gewesen, wenn ich das „Gutgehen“ alleine mit mir und in grenzenloser Freiheit hätte genießen können.

Hast du schon mal an einen Mord gedacht? Wenn man es nüchtern bedenkt, und alle sentimentalen Gefühle weg lässt, kann es ein elitäres Vergnügen sein, dass sich nur Mutige gönnen. Ich bin nicht mutig. Eigentlich bin ich ein Feigling. Nicht die Tat an sich schreckte mich ab, sondern das Danach. Ganz pragmatisch betrachtet fehlt mir auch heute noch das Know-how für einen ästhetischperfekten Mord, mit anschließendem Vertuschen und Verstecken der Leiche. Als reinlicher Mensch hatte ich auch Probleme mit der zu erwartenden Sauerei auf dem Fußboden und in der Badewanne, und als öffentlichkeitsscheuer Mensch war mir etwas bang vor der zu erwartenden Publicity in den Medien. Dann sah ich wieder die Vorteile meiner Ehe. Sie schuf nicht nur die Ruhe die ich für meinen Narkoseschlaf brauchte. Ich entdeckte auch eine neue Form der Ehe-Kommunikation. Das fing mit der Ehesprache an, die das nicht mehr ausdrücken konnte, was ich tatsächlich wollte. Bei mir kam erschwerend hinzu, dass ich als Beteiligter das Verhalten der Menschen unter extremen Bedingungen studieren musste. Das ist etwa so, wie wenn du zusammen mit einer hungrigen Löwin in einen Käfig gesperrt wirst, aber beide wissen, wie der Kampf ausgehen wird. Die Löwin und in diesem Fall ich als Hauptdarsteller

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________________ ______ belauern sich gegeenseitig, um m in einem günstigen g M Moment diee Reißzäh hne in den Hals des Sch hwächeren zu schlagen n, um ihn dann genüsslich ausblutten zu lasseen. Du kannsst dir sicherr denken, daass ich dabei den d Kürzereen gezogen hätte. Nicht dass ich mit Streeit und bluttrünstigen Machtkämp M fen leben musste, m die kamen in meiner m Ehe nicht vor. Es war mehrr ein freundlich-kooperratives Ehe-Arrangement unter weeitgehend keimfreeien Klima-B Bedingungeen wie in ein ner gut funkktionierend den Tiefküh hltruhe. Fürr eine mir fremd geworrdene Frau war w ich ein nicht weiter störender Gegenstand G d mit der Be estimmung zur Ernähru ung der Beteiliggten. Ich wusste genau, dasss mein Nuttzen jeden Tag T auf dem m l war ehelich hen Prüfstan nd genau ko ontrolliert wurde. w Die Prüf-Forme P einfach h und einpräägsam: „Sch haff Kohle ran r Mann. Nur N dann bisst du ein guter Ehemann n.“ Oder an nders, etwass salopper ausgedrückt a t lautetee die Formel: „No moneey, no hone ey.“ In Gedankeen schrie ich „Ich bin verheiratet, holt mich h hier raus“, aber a ich hattte nicht den Mut, es laaut auszusp prechen und d Amnesty International war daamit beschääftigt, öffen ntlich für diee Mensch henrechte einzustehen e n - allen Wid derständen zum Trotz, nur nicht fü ür meine.

Der scheinbar für alle Zeiten unabänderlichee Zustand taat mir

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in der Seele S weh und u ich war enttäuschtt. Nicht über meine Eheefrau, sie konnte nichts dafür. d Alles was mir in den Augen und Ohren unerträägliche Schm merzen bereitete, ihre Nörgeleien n, ihre ständ dige Unzufriedenheit und u ihre ästh hetischen und u proporttionalen

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____________________ Unzulänglichkeiten hatten ja eine Ursache. Aber bei wem sollte ich mich beschweren, die Gründe waren eindeutig in meiner Person zu suchen. Voller Bitternis musste ich erkennen, dass ich nicht den Mut und die Kraft besessen hatte mich aufzulehnen, also war ich mitschuldig. Ganz am Anfang hätte ich sie durch mein konsequentes Nein vor der Unterschrift beim Standesbeamten retten können, aber damals und angesichts der Umstände besaß ich nicht die Courage, so ein klares Wort auch deutlich hörbar auszusprechen. Nur auf mir lastete die gesamte Verantwortung, denn wir hatten uns Treue bis zum Tod geschworen, und sie hatte den Schwur so interpretiert, dass ich auch für ihr Wohlergehen zu sorgen hätte, bis zum bitteren Ende. Oft habe ich darüber nachgedacht, wenn ich nachts einsam auf dem Balkon oder einer regennassen Brücke stand. Mir war schon früh klar, dass ich ein schlechter Ehemann war und lebend ein noch schlechterer Ex sein würde. Ein verehrtes Leben nach meiner Ehe konnte es nur im aufgebahrten Zustand als Toter und nach Auszahlung meiner diversen Lebensversicherungen geben. Doch so weit ging meine Opferbereitschaft noch nicht. Alle meine Versuche, das unerträgliche Zusammenleben durch friedliche Mittel, wie zum Beispiel dadurch, dass sie sich einen Liebhaber nehmen, der sie, vielleicht durch mehr oder weniger sanften Druck gebraucht aber immerhin übernehmen würde, waren kläglich gescheitert. Niemand wollte sie und ich musste sie behalten, so wie sie geworden war. Unter diesen Umständen gab es nur wenige Möglichkeiten. Ich hatte nur die Wahl zwischen zwei Taten. Die erste war brutale

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________________ ______ Gewaltt, die anderee der Ausbrruch. Als Me ensch mit einer e humanistischen Leebenseinsteellung war die d Entscheiidung schneell d eindeutigg identifizieerte Ursachee des getrofffen. Ich mussste mich, die Übels, aus der Verrbindung un nserer Ehe entfernen, e d damit sie w wieder ruhig leeben konntee. Der Zeitpunkt war so günstig wie e nie. Jetzt, in dem Mom ment, als ich das d erste Mal M begann meine m Gedaanken niedeerzuschreib ben war der rich htige Momeent für Veräänderungen n. Veränderungen plantt man nicht am Anfang einer e Ehe. Das ergibt ke einen Sinn, denn die Hoffnungen auf einen guten Ausgang A üb berlagern die Bedenken n und der Glaaube an einee rosige Zukkunft ist noch so stark und unverrrückbar wie diee Kraft in deen Lenden. Doch D das lässt nach un nd am Schluss des Lebenss bleibt zu wenig w Zeit die kleinen Freiheiten F zu u genießen. Mittendrin, dann wenn w alle denken, d dass es am schönsten ist, müssen n Veränderu ungen mit allen a Mitteln herbeigefführt werdeen. Aber waren meine Üb berlegungen n triftige Gründe für einen Ausbru uch mit allen n Konsequeenzen? Komm mir jetzt nicht mit dem urralten Rat: „Ihr „ hättet miteinaander reden n sollen.“ Wir haben es nicht geetan und es war gut so.. Nach mein nen Erfahru ungen ist deer Rat, miteinander zu reden nur graue g Theorrie. Tieferggehende Gespräche nacch langen Ehejahren fü ühren zu nicchts. Das hatt einen Grund. Wenn die d Gefühle abgestorbeen sind, und d die

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Einstelllung über die Wesensaart des Partners als Vorrurteil fest betonieert ist, dann n erzeugen Aussprache en nur Kämp pfe um absttrakte Machtvverhältnissee mit kriegeerischen Erscheinungsfo ormen von Unterw werfung, Un nterdrückun ng und Beuttezügen. Eheliche

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____________________ Aussprachen enthalten brisanten Konfliktstoff in unvorhersehbarer Menge, ausreichend für viele Monate Ehekrieg. Verständnis, Akzeptanz oder eine faire Auseinandersetzung mit den Gefühlen des Partners ist nicht mehr zu erwarten. Ich wusste, wenn ich über meine spontanen Bedürfnisse offen und ehrlich sprechen würde, wären schwere Disharmonien unvermeidlich. Unbestreitbar war ich zu einem kleinen Ehefeigling verkommen, bei dem der Selbsterhaltungstrieb noch normal funktionierte. Heute, mit zeitlichem Abstand habe ich die uralte Kriegerregel verstanden, nach der die besten Kämpfer unverheiratet sind. Zu einer funktionierenden Ehe gehören Knebel und Fesseln, die die Namen „Bausparverträge“, „Kinder“ und „Versicherungen“ tragen. Zu einer guten Ehe gehören weder Rebellion noch Freiheit.

Für mich war es ein schwieriger Zustand zwischen Bewusstsein und Möglichkeiten. Ich wusste genau, was mir fehlt, aber ich hatte in meiner Situation nicht die geringste Chance es zu bekommen. Die Tür an meinen Käfig war fest verschlossen. Der Tag war nach strengen Regeln verplant und in der Nacht hatte ich, wie es der Brauch ist, Zuhause zu sein. Ich war Gefangener in meinem eigenen System von täglicher Produktion, Verbrauch und Ausscheidung, ohne die geringste Chance auf Veränderung des scheinbar immerwährenden Kreislaufs. Dabei war die Lösung für meine Probleme ganz einfach. Ich hätte seelsorgerische Hilfe benötigt. Natürlich hatte ich sehr präzise Vorstellungen von meiner persönlichen Seelsorgerin. „Sie“ sollte

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________________ ______ nicht nur meine seeelischen Qualen Q lindern, sie solltee auch mein nen intellekktuellen Anssprüchen geenügen. Ich h brauchte etwas e für m meinen Geist. Ach A ja, fast hätte ich ess vergessen. Meine Wu unschseelso orgerin sollte auch a noch meinen m ästh hetischen Vo orstellungen nahe kom mmen. Aber wo w waren diee gutgebauten Retterin nnen mit Hiigh-Heels am m schlankken Fuß und d stramm sitzenden Strrapsen am glatten g Scheenkel, die mirr in meinen Seelenqualen hätten beistehen b können? Es iist immer die gleiche Enttäuschu ung. Wenn man m die helfende Hand d der m brauchtt, sind sie niirgendwo zu u finden, od der wollen b bezahlt Leute mal werden n.

Du kannst es mir glauben. Ich gab mir alle Mühe M und icch habe mich überall umgeesehen, sow weit es mein n stark eingeschränkter Bewegungsradius zuließ. Abeer mein verzzweifelter Hilferuf: H „Sag mir d, wo sind sie s gebliebe en“ blieb ungehört und d ich wo die Frauen sind e durch. Ich h wurde niccht schwul, weil ich keine Frau abkkriegen stand es konntee. Harald Sch hmidt sagtee in einer ve ermutlich äh hnlichen Sittuation einmal: „Das ist nicht so wie bei b den Lesben.“ m klar, dasss man in Notsituationen größere Zwar war mir Abstricche vom beaanspruchten Lebensstaandard macchen muss. Ich war auch beereit, meinee Bedürfnisse bis auf ein kaum no och erträglicchästhetisches Minim mum zu red duzieren. Ab ber in meineem näheren n und weitereen Bekanntenkreis gab b es niemand, der auch h nur annähernd

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meinem m Ideal entssprach. „Un nsere“ Freun nde und Bekannten bestanden aus Günter und seeiner unförm migen Carm men, Agatha mit strähnigen Haaren n und Rolf mit m Oberlipp penbärtchen, Alfons un nd voluminöser Bärbeel und ähnliich unattrakktiven Zweierbeziehun ngen.

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____________________ Und die wenigen, mit vielen Abstrichen an meiner inneren Checkliste infrage kommenden, weiblichen Personen waren in einer für mich unzugänglichen Sicherungsverwahrung. In meiner verzweifelten Vorstellung mied mich das wahre Leben, als ob ich Mundfäule hätte. Es hatte mich übersehen, nicht mehr beachtet und mich allmählich vergessen. Ich war zu einer Art Relikt aus der Vergangenheit geworden. So ähnlich, wie wir heute mit wohligem Gruselschauer Dinosaurier und ähnlich ausgestorbenes Getier betrachten. Den größten Schock bekam meine labile Psyche, als ich mit Freunden in einer Szenekneipe saß und die zugegeben sehr junge und offensichtlich kurzsichtige Biernachschubverwalterin die neben mir Sitzenden reihum mit einem herzlichen „was kann ich dir bringen“ und mich mit einem kühlen „was möchten Sie trinken“ begrüßte. „Du bist Megaout“ war die unüberhörbare Botschaft und Jim Morrison sprach mich direkt und ohne Umschweife aus dem Jenseits an: „This is the end, my friend” und das musste ausgerechnet mir passieren. Immerhin lag ich mal drei Tage vor Woodstock, eingeschlossen im Dreck und zugekifft. Und nicht zu vergessen, ich hatte wie ein gut genährtes Karnickel für Love and Peace gevögelt, damit es die heutige Jugend mal besser hat. Ich konnte von mir behaupten „Ich war damals dabei“, und on the road again. Jimi hatte mir eine Foxy Lady versprochen, und ich hatte im Vertrauen auf die Versprechungen eine große Schallplattensammlung der späten sechziger, aber auch der frühen siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts zusammengetragen. Auch meine voluminöse und von

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________________ ______ meinerr Frau gehassste Comicssammlung war w beeindrruckend, un nd die Begriffee „Harley“ und u „Easy Rider“ R waren mir nicht ganz fremd d. Mit solchen n Verdiensten stand mir eine klein ne Freiheit mit m einem bisscheen exzessiveem Freivögeeln für den Weltfrieden W n, und dazu einer kleinen n Orgie hin und u wieder, rechtmäßiig zu. In meinen postkoitaleen Tagträum men sah ich alles noch eeinmal vor mirr, als ob es erst e gestern n gewesen wäre. w Siebzeehn Jahr un nd Stretch h-BH (mit Metallbügel M u verwirrrenden Haken, was zu einem und ersten Tasttraumaa geführt haat). Die putzzigen Bärchen auf den hellblau uen Frotteeeslips unter den unübe erwindbaren n Sloggi-Fesstungen meinerr ersten Lieb ben. Der heellblaue Haschischkuchen mit den silberneen Liebespeerlen. Die Freude über das lang errsehnte Palästin nensertuch und mein erster e eigen ner Pflasterssein. Die Deemos auf dem m Kurfürsteendamm geggen Imperiaales und irgendwas Weltum mstürzleriscches. Alles nur n noch verklärte Held dentaten eines schütteeren Veteraanen im Epizzentrum de er Spießigkeit. Meine Diagno ose war klar und katastrophal ernü üchternd, daas Alter ist nichts für Feigglinge. Ich liitt an einer schweren Sinnkrise, S fü ür jeden Wissen nden sofort erkennbar. Die wenige en noch leb benden Junggs aus „My Geeneration“, Robert (de Niro), Mickk (Jagger) und ich wareen nach einer viel zu kurzen Zeitreise im mittlere en Alter anggekommen. Mein stilles Leiden un nd mein verzweifelter Schrei S „Lassst mich h versteht“ waren w nichtt mehr zu zu eineer netten Fraau die mich

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übersehen. Aber es e verstand mich niemaand, weil diie Zeichen vvon haft nicht wahrgenomm w men wurden. einer gleichgültigeen Gesellsch In dieser scchweren Ph hase fand ich bei Albertt Einsteins Relativitätstheorieen Trost und d Hilfe „Alle es Relative ist modifizieerbar“,

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____________________ und „die verbrauchte Energie für ein Problem, darf nicht größer sein, als der zu erwartende Energieschub für die Lösung“ waren sein Rat und meine allerletzte Hoffnung. Außerhalb meines kleinen Lebensraums wartete ein Universum der Möglichkeiten auf mich, den dressierten Ehemann. Mir wurde klar, ich durfte nicht länger säumen, denn ich war schon weit in den Jahren vor. Es war an der Zeit für einen Aufbruch in eine neue Welt. In eine Welt, die nur darauf wartete, von mir neu entdeckt zu werden. Meine Phantasie half mir über manch schlaflose Nacht hinweg. Ich war in hohem Maß anfällig für das, was man mit dem Begriff „Versuchung“ nur Bruchstückhaft umschreibt. Nur um meine egoistischen Bedürfnisse zu befriedigen, sah ich andere, vorzugsweise weibliche Menschen, nicht als gleichberechtigte und freie Subjekte mit einem Anspruch auf Respekt und Glück. Ich sah diese Wesen in verdammenswerter Weise (heute bereue ich es zutiefst) als seelenlose und nutzbare Objekte, über die man Ex-und Hopp verfügen kann, sofern man über die notwendigen Ressourcen verfügt. Ich weiß, solche Gedanken gehören nicht zu einer guten Ehe, und schon gar nicht zu einem moralisch gefestigten Menschen. Aber noch hatte ich die eitle Vorstellung, Herr über meinen eigenen Willen und der Beherrscher der Geschehnisse zu sein. In meiner Situation sah ich nur noch einen Ausweg: Exzessiver Sex bis zum Umfallen mit einer mir fremden, aber saugeilen Frau. Und dann geschah es. Mein Überlebenswille packte mich wieder einmal am Hals und flüsterte mit drohendem Unterton in der Stimme zu mir: „Bevor du an deinem moralischen Leben zugrunde gehst, musst du etwas ändern, sonst spreche ich nie wieder mit dir

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________________ ______ und ich h werde dein Gehirn un nd deine Eie er amputierrten.“ Ich nahm diese d unmisssverständliche Drohun ng ernst und d beschlo oss, meine Einstellung E m bisherigen Leben zu äändern. zu meinem Dazu geehörte zuerrst einmal ein e umfassender Leben nsplan um m meine Absichtten kunstvo oll zu versteecken. Meine kriminellee Energie fin ng an sich zu entwickeln n und ich fan nd Spaß darran. Ich beggann, wie ess sich hen für eineen vernünfttigen und veerantwortungsbewusstten Mensch gehört,, mit einer strategische s en Bestandssaufnahme.. Meine Vorraussetzunggen waren gut. g Ich hattte damals das richtigee Alter, dazu u die Erfahrrung (dachte ich), das nötige n Klein ngeld (dachtee ich auch), und die notwendige, gewissenlos g se Cleverness (dachtee ich ebenfaalls) um mal etwas zu wagen. w Den n unbemerkten Ausbru uch aus eineem sicheren n Hochsiche erheitsverpfflegungsgefäängnis, um nacch einigen heimlichen h F Freigängen meine Restt-Lebenszeit in Ruhe und Frieden und nur miit mir und meinen m verkklärten Erinnerrungen abzu usitzen. Bitte glaub b mir, es wääre nur eine ganz kleinee, eine winzzige Flucht geworden. g „Nur einmaal kurz ausb brechen und d dann komm ich sofort wieder w zurü ück“, versprrach ich mirr bei allem was w mir irgeendwie noch heeilig war. Fü ür die Lust hatten h mir meine m Trieb be die Erlaubnis gegebeen. Für mein nen Freiheittsdrang hatte ich die Genehmigun G ng meiness Geistes. Und mein zu beruhigend des Gewisseen erfand eine Vielzah hl unschöner Bezeichnu ungen für meine m liebe Ehefrau. Veernunft

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und Mo oral? Es war mein rückksichtsloser Wille, der die d beiden Stänkerer schon irrgendwie üb berreden würde. w Ich wollte w nur no och einmal das unbescchreibliche Gefühl frem mder, weiblicher Haut sspüren, und den frischen, vaginalen Geschmack G einer jungeen Unbekannten

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____________________ auf der Zunge. Wenn jemand ein Anrecht darauf hatte, dann gab es nur einen auf der Welt: Mich. ____________________

Wie es im Leben so ist, man muss nur warten können, denn alles was geschieht, geschieht, weil es zu einem vorbestimmten Zeitpunkt so geschehen soll. Arglos stieg ich aus dem Zug, der mich in eine mir fremde Stadt gebracht hatte. Mit diesem kleinen Schritt, der ein großer Schritt für mein zukünftiges Leben sein sollte, beginnt der zweite Teil meiner Geschichte. Auch ich konnte meinem Schicksal nicht entrinnen, und die Liebe auf den sprichwörtlichen ersten Blick traf mich vollkommen unerwartet. Nüchtern, mit leichten Kopfschmerzen und an einem regengrauen Dienstag setzte ich vor meinem linken den rechten Fuß auf den Bahnsteig des Bahnhofs einer süddeutschen Stadt am Neckar, die aus für mich unerfindlichen Gründen ein sexuell verstörtes Käthchen zu einer Art Maskottchen erhoben hat. Der Grund meines Ausstiegs war eine an eine Freifahrkarte gebundene, berufliche Aktivität, weil es nicht zu meinen Gewohnheiten gehört, mich planlos von Bussen und Bahnen durch die Gegend kutschieren zu lassen. Ich sollte meine Meinung zu einem technisch-fachlichen Thema, anlässlich einer kleinen Veranstaltung vortragen und ich war gewillt es zu tun, denn es war ein gut bezahlter Auftrag für wenig körperliche Arbeit. An das Thema meines Vortrags kann ich mich nicht mehr erinnern und mit Einzelheiten meiner üblichen Ausführungen möchte ich dich nicht langweilen. Ich kann mich aber noch sehr gut daran erinnern, dass ich irgendwann zwischen den

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________________ ______ mehr oder o wenigeer schläfrigeen und geisttig abwesen nden Teilnehmern des Sem minars, klugge blaugrau ue, mich geb bannt anseh hende Augeen wahrgeenommen habe. h Wenn ich daran zurücck denke, dann hat allees mit der langsam me Verengu ung meines Blickfelds und u der gleiichzeitigen Ausblendung der Statisten S beegonnen. Mitten M in derr Menge der A ng die teilnahmslos dasittzenden Körrper saß sie, mit einer Ausstrahlun mich au us der Fassu ung brachtee. Endlich war w sie da. „SSie“ auf diee ich so lange und u sehnsücchtig gewarrtet hatte, und u sie begaann mit ihreer Präsenz den Raum m zu füllen. Ich weiß, ein vom rein nen Herzen kommendees „Gott sei Dank“ wäre in n diesem sp pirituellen Moment M anggebracht gewesen. Ich habe den Dank vergesseen, denn ich h war zu aufgeregt. Nach den langgen Jahren der Einsam m- und orgiastischen En nthaltsamkeeit, verspürtte ich er Götter, die behutsam m und zum ersten Mal deen gerechteen Willen de w acht die Gesschicke des guten Men nschen leiteen. In doch wohldurchda ihrem unergründli u ichen Wolleen hatten sie beschlosssen, mich au us meinem m Jammertaal herauszuführen und meine durch seelischee Vergew waltigung errzwungene Treue zu be elohnen. Welcher W Gottt der Wohltääter war, weeiß ich nichtt, aber ich nehmen n mitt gutem Gew wissen an, dasss er männliich und mir damals zuggetan war, denn d er hattte mir in seineem unergrü ündlichen Wollen W die Scchönste derr Nutzbaren n und die Zweeckdienlichsste für mein ne kleinen Bedürfnisse B e geschickt. Ich

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spürte es sofort. Sie S war da, die d inspirierrende Engellin, die mein n a s sollte. Die den d Auftrag hatte, mich h sanft trostlosses Leben aufpoppen an der Hand zu neehmen, um mich ins geile Paradiess mit Honigb brot und lusstvollen Spieelen zu führren. In diese em Momen nt verstand ich,

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____________________ dass Verbrechen und Gesetze untrennbar zusammen gehören müssen, weil sie sich suchen und finden, und weil sie ohne den Anderen nicht existieren können. Obwohl ich bekennender Atheist und Ketzer war und auch heute noch bin, ist mein Glaube an eine überirdische und alles steuernde Macht seit diesen Minuten unverrückbar. Wir gehörten zusammen und nur wir waren das ideale Paar. Von mir war es gegenseitige Liebe auf den ersten Blick, denn ihre Gefühle kannte ich ja noch nicht, aber das was ich sah, war Versprechen genug. In diesem Moment des ersten Blicks konvertierte ich vom bekennendgläubigen Heiden zum Glauben an den Allmächtigen. Ich schickte ein Stoßgebet nach dem anderen in Richtung Himmel. „Hilf, Teufel mir die Zeit der Angst verkürzen, Mag´s schnell geschehen, was muss geschehen?“ Ich wollte dieser Frau nahe sein. Koste es was es wolle. Ich beabsichtigte sie zu besitzen, und sie, ich ahnte es noch nicht, war im Auftrag der Götter unterwegs, um mit mir zu spielen. Vielleicht fragst du dich, was die Götter damit zu tun hatten? Warte noch etwas, ich werde es dir erzählen. Ich bekam die Antwort auch erst einige Monate später. Zwar konnte ich allem wiederstehen, nur nicht der Versuchung, und schwach wie ich damals war, war ich mental schon vor langer Zeit aus meiner Ehe ausgebrochen. Aber meine Ängste und Skrupel wollten mich mit Macht ins ungeliebte Gefängnis zurücktreiben, nur damit meine Erinnerungen und meine schmerzenden Hoden mich später mal kräftig auslachen konnten. Was blieb mir anderes übrig? Ich brauchte qualifizierte Hilfe.

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________________ ______ Mein Ausbruch A mu usste professionell abggesichert werden. Die etablierten Versich herungsgessellschaften konnten mir m dabei niccht pfers des Ho omo helfen, darum bott ich ihm, deem allmächttigen Schöp (Erectu us) Sabiens, und darum m um die Sorrgen und Nö öte seiner Geschö öpfe wissenden Welten nlenker eine en, nach meeiner Einsch hätzung interessanten Deaal an. Ich fing an zu beten: „Wenn du mir diesse Frau k du allles von mirr haben, und d ich werdee ihr beschaffst, dann kannst Sexsklaave sein, sollange sie ess will“, war mein m demütiger Vorsch hlag. Du wirsst es nicht glauben, g aber mein Gebet wurde erhört, e und meine Wünsche sollten in n Erfüllung gehen.

Inzwischen n sind schon n einige Jahre vergangeen und daru um weiß icch nicht meh hr genau, welcher w Reizz es geschaffft hatte, diee Triebe in den längst vergessenen Brennkkammern meiner m Einbildungskraft zu entzünden. Vielleicht war es aucch nur die me von Inteeresse an meinen m Ausführungen, die d ich dam mals, Annahm vermuttlich vollkom mmen fälsch hlicherweisse, als Anbetung meineer Person wegen meiner pseudo ointellektue ellen Ausfüh hrungen h interpretiert hattee. Es kann auch sein, daass ich nur hochgradig anfällig uchung und d süchtig nach Anerken nnung für jedee noch so banale Versu war. Zugegeben n, mit so ein nem Prachtsstück vor deer Nase warr es h zum religiö ös motiviertten Bittstelller zu machen. nicht scchwer mich

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Eigentlich war es ein e ziemlich h plumper Versuch V mich zu mpieren. Dass banale Sch hicksal wolllte sich meinen privateen korrum Interesssen bemächtigen und es wollte auch noch krräftig geschmiert werden n. Andrerseits muss maan auch saggen, dass deer Mensch im

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____________________ Glauben stark sein sollte. Wären meine Gebete nicht erhört worden, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. Aber es hat sich nun mal so ereignet, und ich musste die Konsequenzen tragen. Ich, der Ketzer hatte dem Chefgott einen Deal angeboten, und für meine egoistische Einstellung hat er mich bestraft. Dafür bin ich ihm heute und wie es sich gehört dankbar. Denn die Erfahrung hat mich klug gemacht, und ich konnte mich mit der Gewissheit trösten, dass die Unerfahrenen und Mutlosen die Dummbeutel sind, denn ich hatte es gewagt. Am Schluss der Episode hat „Der da Oben“ alles von mir genommen. Ich hatte es ihm am Anfang versprochen und Versprechen soll man ja bekanntlich halten. Heute bin ich bei ihm schuldenfrei, jeder von uns geht seiner Wege. Er lachend mit seiner Beute und ich mit meinen Erfahrungen, von denen ich dir heute erzähle. Doch bevor ich mit meinen Erinnerungen zu weit abschweife, kommen wir zu dem denkwürdigen Tag in Heilbronn zurück. In meinen Augen war sie wunderschön. Allerdings denke ich heute, dass eine arglos hin und her huschende Maus beim Anblick einer schillernden Gift- und Würgeschlange so ähnlich empfindet. Es war der Beginn eines Prozesses, vergleichbar mit der Kernschmelze in einem Atomkraftwerk, der mein Leben und meine Zukunft verändern sollte. In diesen geheiligten Minuten bekam ich spontan eine mächtige Erektion. Gleichzeitig hatte ich den Faden meines Vortrags und dazu meine eisernen Grundsätze über die Heiligkeit der Ehe verloren, und dankbar über das Erstere, fand ich beide nicht wieder. Nun weißt du, und auch ich weiß es, dass es Situationen gibt, in denen sich auch eher zurückhaltende, weil verheiratete Männer,

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________________ ______ mutig und u unverw wundbar füh hlen. Für mich war der durchaus denkbaare Dolchsto oß an der Heimatfront H nichts gegeen die Heraussforderung der d graublauen Augen für die ich nur noch Augen hatte. Im I ehelicheen Felde mo oralisch unbesiegt, wurrde ich mit d dem Speer der d Versuch hung aus deem Hinterhaalt beworfen n und an meiner schwäcchsten Stellee getroffen, dort wo icch aus Wohllstandsgrün nden nicht mehr m hinseh hen konnte. Wenn du mich m in diessem Momen nt gefragt hättest: „Waas würdesst du tun? Zu Z was wärsst du bereit,, um sie zu bekommen n, und um mitt ihr an eineen fernen Ort zu versch hwinden?“ Ich hätte dir d ohne zu zögern z gean ntwortet: „IIch ziehe hier und jetzt ein Baströckcchen an und d führe eine en hawaiian nischen Fruchtb barkeitstanzz auf, wenn n es hilft.“ Du hast miich nicht gefragt, denn damals kan nnten wir uns noch nicht. Aber mein m Wille musste m als unabänderli u iche Folge aauf den Verfall meiner Weertvorstellun ngen gesche ehen. Denn n nach dieseem Blick war es so gewiss, wie w die Sün nde zur Morral gehört – der reine EEngel wollte mich, und ich wollte sie, und alless andere, die Risiken, d die oral waren mir m in Anbe etracht ihrer blitzenden n Augen Folgen und die Mo h- und scheeißegal. herzlich Du bist neu ugierig und möchtest wissen, w wo mein m Gewisssen geblieb ben ist? Nattürlich war es e noch da, und es warr tonnensch hwer mit nie begangeneen Verstößeen gegen die eine oderr andere Mo oral, die

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nicht die meine waaren, gepflaastert. Mit dieser d Last war w es für m mich nicht leeicht. Über meine Gew wissensquale en kam ich nur n hinweg, weil ich mir einredete, dass die Beewertung de er Sünde eine simple FFrage des Staandpunkts sei, s und die Gebote, die e zehn mit denen d man auch

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____________________ dich gepestet hat, nur zur Versklavung des Mannes erfunden worden sind. Immerhin gibt es genug Menschen, die ohne Moral ziemlich glücklich leben, oder die intelligent genug sind, ihre eigene Moral zu entwickeln. Mit solchen Gedanken sah ich der Schlange in die blitzenden Augen, und ich wusste, dass meine geordnete Vergangenheit nur eine mit Auszeichnung überstandene Prüfung für zukünftige Vergehen sein konnte. Heute, mit einer zeitlichen und gefühlsmäßig abgekühlten Distanz kann ich Sina, also Petra, di sich Sina nannte, nur noch bruchstückhaft beschreiben. Eigentlich war sie kein reiner Engel. Sina war „das“ gut getarnte Verderben und ein ganz schlimmer Finger. Du möchtest, dass ich sie beschreibe? Ich versuche es, aber es wird mir nur unzureichend gelingen. Optisch hatte sie damals (echte) bis zum Rücken reichende, etwa bis zu der Stelle, wo bei erwachsenen Engeln die Flügel heraus wachsen, pechschwarze und leicht glänzende Haare, die jeden schwulen Friseur zu einem andächtigen Seufzen verleiten, was meine Theorie über die sichtbaren Merkmale der blonden Guten und der vorwiegend dunkelhaarigen Bösen ein weiteres Mal recht ansehendlich bestätigen konnte. Die Brille mit schmalem, schwarzem Horngestell gab ihrem Gesicht einen zusätzlichen erotischen Touch, den der intime Feingenießer und Kenner strenger Anleitung, üblicherweise mittelalten, und zwar den englischen Internatslehrerinnen aus den konsequenten frühen 50er Jahren zuschreibt. Das elegant mittelgraue Kostüm mit dem die für meine Begriffe vollkommene Figur betonenden, engen Rock stand ihr gut und ich konnte meinen Seitenblick ob der ästhetischen Perfektion nicht von ihr lösen. Ich

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________________ ______ musstee unwillkürliich an Vivienne Westw wood denken (das ist diie englische Designerin, die nie Unterwäsch he getragen n hat), die mäß gesagtt haben soll: „Ein Mann n, der eine Frau F im Kostüm sinngem nicht jeeder andereen Frau vorzzieht, muss entweder blind b oder eein Idiot sein.“ Vor mir saß ß eine Frau (nicht Vivie enne Westw wood, sondeern Sina), die d trotz, od der wegen der d ungewöhnlich schlichten Harm monie ihres optischen Geesamteindru ucks alle Bliicke auf sich h zog und siie ht mehr an meinen Auftrag, wusstee es, das Misststück. Ich dachte nich sondern nur noch: „Schöne Frauen kann n man überaall treffen. EEs gibt sie in jeeder Haar- und u Hautfarrbe, nur niccht in jeder Figur und faast immer da wo ich nicht n bin. Ab ber das ist ein e besondeeres Exemplar und ich bin ihr nah.“ Ich weiß, man m muss viele Wege gehen, g bis ein e Mann zu um Mann wird. w Du meein Freund, bist ein gesstandener Mann M und d du versteh hst mich. Deennoch kann ich es nicht verhindeern, dass au uch Frauen mitlesen und mit fiebrigen Augen n und angeh haltenem A Atem mit mirr mitleiden. Darum mö öchte ich me eine Leserin nnen sozusaagen prophyylaktisch darrauf hinweisen, dass bei mir Äußeerlichkeiten keine wesenttliche Rolle bei der Beu urteilung de es Charakters eines Meenschen spielen n. Für mich in i meiner feeinstoffliche en Gesamth heit kommt es auf den Meenschen an. Doch mein ne Triebe de enken da eh her archaiscch und zum daamaligen Zeeitpunkt kon nnte ich nocch nicht auff Sinas innere

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Werte eingehen. w geweckkt und meine motivatio onale Mein Forsccherdrang war Erregun ng stieg im gleichen Maße, wie meine Erwarttung an dass Ungew wisse.

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____________________ Zwar wusste ich von dem von mir sehr verehrten Friedrich Nietzsche, dass die sinnlichsten Männer vor den Frauen fliehen und den Leib martern müssen. Doch was hätte ich tun sollen? Ich floh nicht und mein Leib blieb an diesem Tag ungemartert. Auch mein klarer Verstand warnte mich eindringlich: „Lass es, aus diesem Blick können nur blaue Augen und verbrannte Erde entstehen.“ Es war mir egal. Mein Glauben, meine Restmoral und meine Grundsätze waren zusammen mit meinem Verstand auf der Flucht. Angesichts der leckeren Schnitte sah ich für meine Zukunft nur noch blau, und ohne dass ich es wusste, stand ich damit vor der vollkommenen Zerstörung des Bewährten und vor einem radikalen Neuanfang. Eigentlich ein Vorgang den jeder Revolutionär kennt und anstrebt, und es entsprach ja auch meinem Wunsch. Damals wusste ich noch nicht, dass Konformisten geheiratet, und Revolutionäre gemartert und erschossen werden. Nach meinem ersten Eindruck, und entgegen meiner sonstigen Angewohnheiten unauffällig aus den Augenwinkeln gecheckt, war sie höchstens fünfundzwanzig Jahre alt. Ein junges und gelungenes Exemplar der Gattung Frau. Nicht zu jung, aber alt genug um nicht zu scheu, sondern erfahren zu sein, wie der Kenner von gut zugerittenen Wildpferden gern sagt. Du musst es mir nicht sagen, ich weiß es. Auch eine Atombombe kann man optisch schön und proportional ästhetisch finden, aber dennoch rührt man so ein Mist-Ding nicht an. Das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand. Im Gegenteil, jeder vernünftige Mensch hält einen respektvollen Sicherheitsabstand und zumindest seine Aktentasche schützend vor sein Gesicht. Denn die

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________________ ______ Optik sagt noch lange nichts über ü den Inhalt, das Haandling und d die praktische Anwendung im Allltag aus. Daas alles wussste ich, und d ich hatte es e mit dem ersten e Blickk in ihre blitzenden Auggen vergesssen. Dass mich m der dazugehörende, äußerst gefällig g prop portioniertee, weiblicche Körper und u die dezent bestrum mpften, sinn nlichen Schenkel zusätzlich inspirierrt hatten, seei hier nur am a Rand erw wähnt. Docch noch u es sah nicht n so auss, als ob hatte icch kein Worrt mit ihr geewechselt, und sich diee Gelegenheeit bieten würde, w denn n ich bin im anbaggern mir wildfreemder Fraueen bis heutee sehr ungeübt. In solchen mystischen n Momenten n der stillen n Anbetung löst die optisch he Wirkung beim mitteelalten Mann die Reaktion aus, fürr die das Objjekt geschaffen wurdee. Sie hat gezündet, bei mir eingescchlagen (niccht die Bom mbe) und den revolutionären Flächen nbrand der Veränderun ng ausgelösst. Welcher Sinneseindruck der enttscheidendee war, oder ob das Zusammenspieel von mehrreren den in meiner durch Gewöhn nung und Ro outine verho ornten Seelle verstecckten G-Pun nkt der Sehn nsüchte berrührte, weiß ß ich bis heu ute nicht. Doch D von mir m unvergesssen ist ihr ungewöhnli u iches Parfüm m, das ich, derr aufs äußerrste Sensibiilisierte mit allen meineen Sinnen wahrnaahm. Es warr wie Opium m von einer schweren, edlen Süßee, die meine durch eheb bedingte Allttagsgerüche abgestum mpfte, orische Wah hrnehmung wiedererweckte. olfakto Als sie nach h der Veran nstaltung zie elstrebig zw wischen Büfffet und

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Small-TTalk schlend derte, folgtee ich dem Duft D mit groß ßem Abstan nd und so unau uffällig wie ein halbverrhungerter Hund einer geöffneten n Futterb büchse. Heu ute weiß ich h, dass die Wölfin W schon damals w wusste, dass siee mich am Angelhaken A n hatte.

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____________________ Ich sah sie an, sie sah mich so bewusst gleichgültig an, als ob sie die Gedanken ihrer Beute lesen könnte. Ihr kaum sichtbares Lächeln galt mir und ich war der Gewinner, obwohl wir noch kein Wort miteinander gewechselt hatten. Dann fiel die kleine Handtasche, die sie unter dem linken Arm eingeklemmt hatte, auf den Boden. Ich, der abgebrühte Unternehmer und ehrsame Ehemann vergaß Sinn und Zweck meines geschäftlichen Aufenthalts. In einer metaphorischen Anwandlung dachte ich: „Es sind nicht die Widrigkeiten des Lebens mit der Hässlichkeit der Allerweltsnatur, sondern die Zuckungen des Zufalls, denen der einsame Mensch verfällt“, und sie beachtete mich mit der gleichen Aufmerksamkeit wie man als fanatischer Nichtraucher Zigarettenautomaten an grauen Hauswänden wahrnimmt. Für mich war die gefallene Tasche wie ein Wink des Schicksals und die Gelegenheit auf die ich intuitiv gewartet hatte. „Darf ich Ihnen helfen?“ war meine ob des Zwischenfalls zögernde Frage, um ohne eine Antwort abzuwarten, mich trotz meines noch nicht gänzlich auskurierten Bandscheibenvorfalls zu bücken um mit den Händen den Boden zu berühren. Hastig begann ich die kleinen Utensilien, die aus der Handtasche gefallen und auf dem Boden verstreut waren, einzusammeln. Nicht mehr unverbindlich lächelnd, sondern eher kühl, ohne sich zu bücken und ihrem kleinen Missgeschick größere Beachtung zu schenken, antwortete sie: „Bitteschön. Wenn es Ihnen Spaß macht.“ Wegen meiner Leibesfülle etwas zu laut keuchend, begann ich eine vergoldete Lippenstifthülle, dazu ein kleines silbernes Schminketui und ein Feuerzeug aus gebürstetem Metall mit

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________________ ______ ineinan nder verschlungenen weiß-, w gelb- und rotgold denen Ringeen zusamm men zu such hen. So unm mittelbar vo or ihr auf deem Boden nahm ich den n subtilen Geruch der schönen s jun ngen Frau beesonders in ntensiv war. Au us meiner gebückten g P Perspektive sah ich ihree dezent bestrum mpften Bein ne, und die roten Pumps mit den schmalen Riemch hen die sich um ihre schmalen Knö öchel spann nten, und ich fühlte mich m das errste Mal seitt vielen Jahren wieder wie der dumme schüchterne Schulljunge, der regelmäßigg von der veerhassten un nd en ausrasierrten Augenb brauen gleichzeitig angebeteten Lehrrerin mit de und dem streng naach hinten gebundene g n Pferdesch hwanz aus d der Sindelfinger Klosteergartengru undschule se eine obligattorischen Kopfnü üsse für Unaartigkeiten empfangen e hatte. So vor der schönen Un nbekannten n kniend, em mpfand ich plötzlicch ein längstt verdrängtes Gefühl der d familiäreen Hingabe,, das sich in dieser Inten nsität das leetztemal, un nd zwar anlässlich des ersten Mals vo or vielen Jah hrzehnten in einem Stu uttgarter Ettablissemen nt mit dem beezeichnendeen Namen Je J t´aime, und in der Hand einer äälteren Helga zum z Rhythm mus von „I want w to hold d your Hand d“ wie von SSinnen entladeen hatte, un nd von dem m ich dachte, dass ich ess in diesem Leben nie wieeder erleben n würde. Nach unendlich erscheeinenden Se ekundenbru uchteilen w wohliger Erinnerrungen an Episoden E au us Kindheit und u Halbstaarkenzeit wollte ich micch aufrichten, aber vor Aufregung fiel mir dass kleine

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Schmin nketui aus der d Hand un nd mit einem m metallisch h klirrenden n Geräussch auf den Steinboden n. Ich bückte e mich noch h einmal un nd sah, dass ess einen unscchönen Krattzer und der kleine Spiegel einen SSprung bekommen hatte. Beim schulldbewussten Aufblickeen sah ich ih hre

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____________________ Zornesfalten zwischen den sorgfältig ausrasierten Augenbrauen und das mein zitterndes Tun ohne Worte missbilligende, hochgezogene rechte Augenlid. Als ich ihr mit schweißnassen Händen und kleinen Nervositätsperlchen auf der hohen Stirn das schmale Handtäschchen aus dem Leder einer weltweit geschützten Reptilien-Art übergab, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich so ungeschickt war. Selbstverständlich ersetze ich Ihnen den Schaden. Darf ich sie als kleine Wiedergutmachung zu einem Glas Champagner einladen?“ Sie sah mich mit einem spöttischen Lächeln ihrer sorgfältig geschminkten Lippen an. „Ich weiß noch nicht, ob das eine Wiedergutmachung oder eine Strafe ist. Sie werden verstehen, dass ich mich normalerweise nicht so einfach von jedem X-Beliebigen ansprechen lasse.“ Dabei betrachtete sie mich mit einem durchdringenden, überheblichen Blick an, der einer kleinen Krämerseele zu sagen schien: „Du Winzling, sei froh, dass ich dich überhaupt ansehe.“ „Es ist mir ein Bedürfnis Ihnen den Schaden zu ersetzen“, war meine bittende Antwort. Ihr Lächeln veränderte sich zu einem Wohlwollen, das hungrige Alligatoren beim Betrachten eines mit verstauchtem Geläuf in halbhohem Wasser stehend, fetten Gnus, gern aufsetzen. „Gut, dann möchte ich Ihr Angebot ausnahmsweise annehmen. Mein Name ist Sina Sidonius, und wer sind Sie?“ Obwohl sie mir zugehört hatte und meinen Namen kennen musste, war ihre Frage eine pure Provokation, die meine Hoden zum vibrieren brachte. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, aber

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________________ ______ die verheiratete Petra Krafft, alias Sina Sidonius S ging mit dem Bewussstsein, den gewünschteen Fisch an der Angel zu z haben, voran, und ich h dachte: „FFür diese Fraau schwimm me ich in ein ner Tonne d durch die Niagarafälle, wenn w sie es verlangt.“ Aus den Au ugenwinkeln betrachte ete ich ihren n Gang, die wohlgeeformten Beeine, und diie Muskeln ihrer Schen nkel, die sich h am dünnen n Stoff des engen e Rockk ihres Kostü üms so vorttrefflich abzeich hneten. Ich wusste, ich h war in geschäftlichen Angelegenheiten unterw wegs, und daarum versucchte ich micch zu konzeentrieren un nd an etwas anderes a zu denken. Ab ber vor mir ging g mit wieegendem Gang nicht der geräumigge Volkskom mbi, sonderrn der Porscche unter den Frauen. Als sie sich h mit einem m selbstbew wussten Läch heln an die Bar lehnte, sah ich, daass sich der Rock ihres Kostüms K etwas, für unkund dige Laien kaum k bemerrkbar, zwiscchen den Beeinen bauscchte. „Die Sau haat Strümpfee und keinen Slip an“ schoss es miir

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spontan durch den n Kopf.

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____________________ Entsorgungsprobleme und Gewissensqualen

„Das Mädel ist schön, schlank, führt einen netten Fuß. Unterm Dach mag's aussehen, wie's will. Darüber guckt man bei euch Weibsleuten weg, wenn's der liebe Gott Parterre nicht hat fehlen lassen.“ Friedrich Schiller, aus „Kabale und Liebe.“

____________________

Die mir gesetzlich angetraute Frau war mir schon seit langer Zeit ziemlich gleichgültig. Trotz der markanten Tätowierung auf ihrem in den Jahren ausladend gewordenen Gesäß war das Zusammenleben mit ihr nur noch eine banale Gewohnheit, wie ein durchgesessener Cord-Sessel aus den 70ern, den man zwar vor Jahren, als er noch neu und beneidenswert exklusiv gewesen, begehrenswert gefunden hatte, aber in den vielen Jahren der Nutzung zu einem bequemen und etwas ausgeleierten Gebrauchsgegenstand geworden war. Bei Sina war es anders. Das war kein durchgesessener Alltagssessel, um bei meinem bildhaften Vergleich zu bleiben. Das war ein heißer Feuerstuhl. Instinktiv und sofort spürte ich, dass die junge und unverbrauchte Sina Sidonius purer Sprengstoff war mit dem ich trotz der Gefahren, die solchen Dinge nun mal als wesentliche Eigenschaft besitzen, zwar behutsam, aber doch ausgiebig zu experimentieren gedachte. Zu meiner Verteidigung muss ich dir gestehen, dass in diesen Minuten mein Mut nicht so groß war, wie ich ihn hier mit vielen Worten umschreibe. Ich wollte siegen, das war mal klar, aber ich

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________________ ______ hatte meine m kleinlichen Ängstte und die Zweifel Z warren auch da. Ganz im Verttrauen und unter uns sage s ich es dir d jetzt, und bitte erzäähl es nicht weiter. w Es gaab Momentee in denen ich mutlos und u mit ein ner gemurm melten Entsschuldigungg meinen go oldenen Eheering wiedeer auf meinen n Finger stecken und die Flucht errgreifen wolllte. Zweifelsfreei stand ich vor einer scchwierigen Herausford derung, der sich h jeder Feld dherr vor ein ner großen Schlacht mit m ungewisssem Ausgan ng stellen muss. m Zwar wusste w ich, dass d ich diee bebende FFestung erobern konnte. Icch besaß diee monetäre en Mittel un nd den unumsttößlichen Willen W in ein nem wankelmütigen Prrozess von TTun und wir dürrfen es nicht tun. Aber andreerseits lud sie s mich mitt offenen Scchenkeln ein n. Was hättestt du an mein ner Stelle geetan? Hätte est du gekniffen und weinerrlich den Rückzug angetreten? Die e Menschen fliegen zum m Mond und u wagen den Schrittt ins Universsum. Der Mars M ist nur n noch ein Katzensprung entfernt, un nd mutige Männer M erkunden die letzten Winkel der Erde. Und U ich soll jetzt kneife en? Es wäree ein Verbreechen an der Menschlich hkeit gewesen. Aber konntte ich sie au uch dauerhaaft bezwinggen? Jeder FFeldherr d eine Beesitznahme die nicht zu ur vollständ digen weiß, dass Beherrschung führrt, nur ein Pyrrhussieg P ist. Besaß ich die d Kraft, siee mir unterttan zu mach hen? Ein Wildpferd he Sache, haab ich mal gehört. g Abeer zuzureiiten ist ja keeine einfach

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würde ich es schafffen, im Gettümmel mitt der ungesttümen Jugeend im z bleiben? Immerhin war w sie deutlich erkenn nbar und zieemlich Sattel zu jünger, und die Sittten und Geebräuche haatten sich in n den letzten Jahrzeh hnten verän ndert, missionarsstellungsmäßig gesehen. g Es gab

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____________________ noch viele Fragen, auf die ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Antwort wusste. Für meine Seele sehr belastend waren auch eher komplexe Ungewissheiten: „Sehe ich noch so attraktiv aus, dass ich auch ohne Unterhosen noch gut aussehe?“, oder „bin ich nicht zu alt, für so ein junges Ding?“ und auch eine andere Frage stand noch unbeantwortet im mentalen Raum: „Werden meine Kumpels auch beeindruckt sein, wenn ich sie vorzeige, was ich ja imagemäßig tun sollte, wenn ich sie bekomme?“ Auch die Fragen an meine potenzielle Leistungs- und dauerhafte Zuverlässigkeit war noch nicht abschließend beantwortet. Würde er so funktionierten wann er soll, wie er soll und wie lang er soll? Und wie soll ich wenn ich soll und auch will, sie aber anders will, weil das weibliche Wollen ja bekanntlich wirr und nicht immer klar und verständlich ist? Frauen haben da ja Vorteile. Sie können immer und ziemlich kompliziert beim Tricksen, Stöhnen und Schauspielern sein, habe ich mir sagen lassen. Mit schlagartig erwachtem Bewusstsein wurde mir klar, dass am Ort der Prüfung immer auch das Negative lauert. Aber der Vorfreude auf die vielen Dinge, die wir miteinander tun könnten, gab mir den Mut, um das schwere Los dieser von mir zu bewältigenden Bestimmung auf mich zu nehmen. „Herr Ober, zwei Gläser Sekt bitte.“ Im Allgemeinen mag ich das für mich sowohl geschmacklich, wie auch im Preis-Leistungsverhältnis für mich vollkommen unakzeptable Prickelgesöff nicht besonders. Dennoch gab ich mit einer generös und gleichzeitig weltmännisch wirken sollenden

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________________ ______ Handbeewegung diie obligatorische Beste ellung auf. Mein M Satz w war noch nicht ausgesproch hen, als sie mir m zeigte, wer w die Herrrin im Ring ist, und weer der Domeestik. Mit eiiner bestimmenden Geeste legte siie ihre Hand auf meinen Unterarm und u verbessserte mit ein nem spöttisschen Lächeln n ihrer sorgffältig geschminkten Lip ppen meinee kleinmütigge Order. „Zweimal Champagne C er und zwei Martinis. Und lassen SSie bei der Füllung ordenttlich die Peiitsche knallen.“ Ich sah sie nur an. Dass war Stil un nd echte Eleeganz und m mir fehlten n die Worte für eine gepflegte Kon nversation. „Stößchen..“ Nur zu gern n kam ich der Aufforde erung nach und ich stieeß mein Glas vo orsichtig mitt einem leissen Klirren gegen g das Glas G der attrraktiven jungen Frau, die mich m sowohll in Hingebu ungsvorfreu ude, als auch erwartungsvoll an nsah. „Sie dürfen n mich Sina nennen.“ „Hallo Sinaa, dann wolllen wir doch h anstoßen.. Ich bin derr Raoul.““ den Lächeln n sah sie mich an, und bevor Mit einem bezaubernd ich weiterreden ko onnte, kamen aus ihren vollen Lip ppen die neckiscchen Worte: „Darf ich mal m an ihre Nüsse?“ Mein Herz zog sich mit einem leicchten Stich,, ich vermutte es war meeine sensiblere, die linkke Herzkam mmer, zusam mmen. So viiel

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Offenheit war ich in der Öffen ntlichkeit niicht gewohn nt und daru um w ich zu deer Frage saggen sollte, denn d bis dahin wusstee ich nicht was nahm ich an, dass Frauen sch hüchterne und zurückhaltende Weesen seien. Ich kannte vom v Hörenssagen zwar viele obszö öne Worte u und die

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____________________ wenigen Damen, die ich ansonsten gegen ein angemessenes Honorar gelegentlich frequentierte, waren üblicherweise älter, also aus Paritätsgründen in meinem Alter und darum in einem erkennbar gebrauchten Zustand. Doch im Hier und Jetzt dieses mystischen Moments war alles anders. In den Sekunden, die sich wie unmessbare Zeiten, angefüllt mit erotischer Spannung dehnten, begann sich in der atemlosen Stille zwischen den beiden Menschen an der Bar eine innige Bindung des Sehnens und Wollens aufzubauen. Der volle Mund der jungen Frau verzog sich zu einem Lächeln, als ob sie jede noch so komplizierte Windung meiner Gedanken lesen könnte. Ich war fasziniert, wie sich ihre Nasenflügel leicht und doch erkennbar krausten und ich sah das rosagesunde Zahnfleisch in ihrem Mund und die nassglänzende Zungenspitze, die beim Sprechen vorwitzig zwischen den prachtvoll weißen Zähnen sichtbar wurde. Unwillkürlich musste ich an eine schnaubende, rossige Stute auf einer nur unzureichend gesicherten Koppel beim Anblick eines erfahrenen Zuchthengstes mit dem Prädikat „Orgasmus-Garantie“ denken. Ohne meinem Blick auszuweichen griff sie mit der linken Hand nach dem Schälchen mit den Knabber-Nüsschen das vor uns auf dem grauglänzenden Tresen der Bar stand. Als ich die Sekunden der Überraschung überwunden hatte, griff ich auch danach und berührte wie zufällig ihre Hand. Erschrocken über meine Zudringlichkeit zog ich sie zurück. Sina nahm mit ihren sorgfältig manikürten Fingern zwei aus dem Glas-Schälchen und sah sie kurz an, bevor sie die salzigen Nüsschen in ihren Mund steckte.

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________________ ______ „Ich frag mich m gerade,, wie viele Männer M auf der Toilette ihre Schwän nze in der Hand H hatten n und danacch mit ihren n Fingern in dem Schälch hen waren.““ Ich sagte nichts, bekam m aber eine en roten Kopf. Mit geseenkter Stimmee und mit einem nur fü ür den Kenn ner erkennb baren provozierenden Unterton, plaauderte sie weiter. Ich griff nach m meinem e mir un nbekannten n Marke gefüllten Sektgglas. mit Chaampagner einer „Wie bei meinem m Man nn. Zu kleine und zu weeiche Nüssee und schmeccken nach nichts“, n um dann das Scchüsselchen n etwas und d mit einem fast f unhörb baren Klackeen mit den rotlackierteen Fingernäägeln zu berühren und einige Zentimeeter in meine Richtung zu schieben n. Leise, kaum hörbar h fügtee sie hinzu: „Haben Sie e größere?“ Ich musste husten und d hätte das Glas fast um mgestoßen. Die ehrliche Offenheitt dieser schö önen jungen Frau emp pfand ich alss eine überau us erotisiereende Erfahrung, und die Spannkraft meiner d dezentgrauen Gabardinehose aus eiinem Trevira Mischgew webe hielt d dem überrasschenden Widerstand nur dank eiinem QualittätsW Reißverschluss auss guter deutscher Prod duktion stan nd. Plötzlich h schämtte ich mich nicht mehr,, Obszönes zu denken, aber immeer noch, dass man mir vielleicht die scchmutzigen Gedanken ansehen kö önnte. Darum gab ich micch in meineem Verhalte en so souverrän wie derr Repräsentant eineer hochmoraalischen Glaaubensgeno ossenschaftt. Wie ein Vorrbild, unerscchütterlich und fest in seinen morralischen

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Grundssätzen wolltte ich erscheinen, und ich war es nicht. n Und d dann, plötzlicch hatte ich den entsch heidenden Schritt S von der d Ordnun ng zum Chaos in i einen volllkommen neuen, n sinnllichen Erfah hrungsbereiich getan. In diesem Moment M dachte ich, daass ich denkken sollte, aber ich

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____________________ ahnte auch, dass dieser Abend zu einem Hauptgewinn werden konnte, und Petra, die sich nur für mich Sina Sidonius nannte, dachte vermutlich das gleiche.

Die Konversation mit Sina empfand ich als eine inspirierende Erfahrung von unbeschreiblicher Größe. Wann hatte ich mit meiner, vermutlich in einem Anfall von Geistesdämmerung geehelichten Frau, jemals so geistreiche Gespräche geführt? Plötzlich verspürte ich die Leere meiner Ehe, so wie der Leibhaftige das Fehlen anfälliger Seelen in der Hölle. Ein kalter Schauer durchlief meinen Körper. Dort, in meinem grauen Alltag waren nur noch gleichbleibende Intervalle von Tag und Nacht, von Gebrauch, Verbrauch, Verfall und Tod. Aber hier, jetzt und an diesem Ort und mit dieser Frau lockte die pralle Fettlebe mit Dekadenz und Orgien bis zum abwinken. Wie mit der Kraft eines unzerstörbaren Elastikbands verbunden, fühlte ich mich zu ihr hingezogen. Als ich ihr, um das Gespräch nicht abreißen zu lassen, meinen Lieblingswitz vom einsamen Schäfer erzählte, der jeden Abend vor dem Schlafengehen seine Schafe durchzählt: „Ein, zwei, drei, hallo Schatzi, fünf, sechs …“, war es um mich geschehen. Meine im Wesen sehr nüchterne und im schöpferischen Geist sehr bescheidene Ehefrau verstand weder ihren Ehemann, noch meinen tiefgründigen Humor. Aber hier war eine schöne junge Frau, die mir mit einem herzlichen und aufrichtigen Lachen zeigte, dass sie die hintergründige Pointe nicht nur gehört, sondern auch begriffen hatte. Eine Frau, die wie gebannt meinen geistreichen Wortspielen

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________________ ______ lauschtte, und sich aufrichtig an a meinen intelligente i n Witzen errfreuen konntee. s en Mimik sah sie mich an. a Dann naahm sie Mit einer schelmische einen kleinen k Schluck aus dem m hohen Se ektglas, bevor sie weiteer sprach:: „Der armee Schäfer haat nur ein Scchatzi. Wie traurig für iihn, dass err beim Bockkspringen nu ur zusehen darf.“ Einen Mom ment war ich h über die mir m bis dahin entgangeene, aber orrgiastisch-bedeutungsvvoll interpre etierte Metaapher mein nes oberfläächlich betraachtet, banalen Witzess verblüfft. Unwillkürlicch musstee ich an die große und einmalige e Liebe L auf deen ersten Blick denken n, aber dann n verwarf icch das sich entwickelnd e de Hirngesp pinst wiederr. Ich fühlte mich in derr Gesellschaaft der interressanten ju ungen Frau wo ohl. Eines war w mir blitzzartig klar. Ich, nur ich allein war d der Entdecker eines seelten schönen und dazu scharfsinn nigen Schmucckstücks un nd Sina dazu u ausersehe en meinen Wert W beträcchtlich zu steiggern. Sinas Vorscchlag zwisch hen knappe ern und eineem weiteren Schlückkchen aus dem d hohen Sektglas: „TTrinkst Du auch a so gern n den echten Champagn ner?“ und oh hne eine An ntwort abzu uwarten: „Laass uns doch woanders w hingehen. Irggendwohin wo w nicht so viele Leutee sind“, klang zu verlocken nd und ich nahm n etwass überraschtt an, dass sie s vielleicht hungrig sei. Die warmee Hand, die sie s sich mit sanftem Drruck ziemlicch weit

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O kel legte, ve ersprach etw was Verlockkendes oben auf meinen Oberschenk h beeilte mich, die Rech hnung zu be ezahlen. Zuerst zögern nd, und ich dann im mmer forsch her ging ich h mit Sina zu um Ausgangg. Auf halbeem Weg sah ich mich noch einmal um, und dann legte ich meinen Arm um

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____________________ ihre Taille, wie um zu signalisieren, dass ich mit dem mir zustehenden Gewinn aus dem Kampf und meiner wohlverdienten Beute als souveräner Sieger den Kriegsschauplatz verlasse. In der Tiefgarage drückte sich Sina an mich und an ein fremdes Auto. Ich erschrak, als sie mir mit heißem Atem ins rechte Ohr hauchte: „Ich will jetzt deine Kokosnüsse klackern hören“ und sich spontan vor mich kniete und den Plastikreißverschluss meiner Hose öffnete. Doch dann war es mir egal, was die zufällig Vorbeigehenden dachten, und Sina Sidonius flüsterte kaum hörbar: „Ich liebe die weichen, weißen Lollys“, denn mit vollem Mund soll man nicht zu viel sprechen. Dann dachte sie: „Verheiratete Schwänze schmecken irgendwie ganz anders“, aber das sagte sie mir noch nicht, sondern erst viel später.

Sina war eine begnadete Oraleuse. Sie sah mich mit gefülltem Mund und ihren blauen, pornografisch blitzenden Augen von unten herauf an, und mir blieb nichts anderes übrig als „Süßes Ferkel“ zu stöhnen und mit meinen Händen ihren Kopf zu ergreifen um ihn rhythmisch im angedeuteten Dreivierteltakt eines Wiener Walzers, der mir spontan in den Sinn kam, zu bewegen. „Du machst es mit so viel Hingabe wie eine zum Tod verurteilte Nymphomanin mit der Aussicht auf Aufschub der Hinrichtung“ wagte ich nicht zu sagen, als ich das erste Mal kam. Im gleichen Moment signalisierte die Alarmanlage des fremden Siebeners mit einem gellenden Ton die unerlaubten Erschütterungen. Der Klang war das weithin hörbare Erkennungszeichen einer

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________________ ______ beginnenden Beziehung die verhängnisv v volle Auswirrkungen auff mein

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weiterees Leben haaben sollte.

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Erweckungsspiele

Wer die große Liebe sucht, und sie gefunden hat, und sie auch noch festhalten und im ganzen Glanz erhalten will, und sich vielleicht auch so engagiert, als wäre es eine Lebensaufgabe, muss auch damit rechnen, dass er jeden Tag den Müll wegräumen muss, damit sie weiter strahlt. Paul van Cre

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Magst meine Ava sehen?“ Sina kicherte leise vor sich hin und ich wusste nicht, was ich auf die Frage antworten sollte, denn ich kannte das Wort nicht, und Wikipedia war für mich momentan nicht verfügbar. Sina sah meinen ratlosen Gesichtsausdruck und sie beantwortete hilfsbereit meine unausgesprochene Frage – die gute Seele. „Es ist die Stelle zwischen meinem Anus und meiner Vagina. Magst sie mal sehen?“ Mir fehlten die Worte, denn so viel charmante Frivolität war ich nicht gewohnt. Aber dennoch war ich von der ansehendlich proportionierten und so schamlos direkten Gesellschaft mehr als nur sehr angetan. Ausserdem war ich von den virtuos-oralen und gleichzeitig aktiv-unkomplizierten Vorgehensweise meiner neuen Bekanntschaft inspiriert und voller Vorfreude auf die vielen Varianten in einer möglichen Fortsetzung. In Gedanken begann ich mir schon die Frage zu stellen, ob mir das sehr attraktive Hinterteil in dem die

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________________ ______ Figur äusserst vortteilhaft beto onenden Ko ostüm eben nso viel Freu ude bereiteen würde, wie w ihre mün ndlichen Kü ünste, denn auf diese Kombin nation stand d ich damalls ganz beso onders. Spontan fieel mir ein urralter Kneip penreim ein, den ich vo or Jahren anlässlich eines e Weiteerbildungsw workshops über emphatische Verhan ndlungsführrung von ein nem leicht angetrunke a nen und stotternden Kolleggen gehört hatte. „Jetzt gehtt’s rund. Ersst in den Po,, dann in deen Mund. Dann vor der Kattze mit dem m Hund.“ Ich h musste läccheln, aber er wagte nicht, das frivvol Gedachtte auszuspreechen, denn n dazu habee ich eine zu u gute Kindersstube genosssen. Als sie mich h an der Rezeption eines nahelieggenden Hotels mit en Kichern fragte: „Sagg mal Honeyy, du hast d einem verlockend v doch bestimmt Durst. Wollen W wir uns u Champaagner aufs Zimmer Z brin ngen lassen??“, stimmte ich trotz meiner m für de en Monat schon über G Gebühr strapazzierten Kred ditkarte sofo ort zu. An dem d Abend kam es mir nicht mehr aufs a Plastikggeld an, den nn Visa gestattet auch Teilzahlung T g. Außerd dem hatte icch in Erwarttung des vo ollkommeneen Kommen ns vollkom mmen verdrrängt, dass ich mit allen Pflichten die ein Ehemann nun maal so hat, au uch noch veerheiratet war. w Sina bestelllte gleich zw wei Flasche en mit der tiiefsinnigen Bemerkkung: „Darling, du willsst doch sich her nicht, daass wir im Zimmer verdurssten?“

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Ich war von n der praktiischen und vorausschauenden Artt meinerr geliebten Sina, S die ich h erst wenigge Stunden kannte, beeindruckt und mehr m dachtee ich nicht, denn der weitere w Verlaauf der Nacht war w für auch für mich mit m etwas Phantasie P un nd im grossen

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____________________ Rahmen vorhersehbar, aber in den Details, das muss ich zugeben, doch überraschend inspirierend. Sina Sidonius, alias Petra F. aus dem Heilbronner Stadteil Neckargartach konnte mehr halten, als ich mir in meinen kühnsten Träumen vorzustellen wagte. Denn Sina zeigte mir, dem in der klassischen Sprint-Variante zwar geübten und darum oft frühzeitig das Ziel erreichenden, aber in der avantgardistisch-sexuellen Kür doch sehr Unerfahrenen, das Spiel mit zwei Sektflaschen, und dass es noch andere Variationen der Genüsse unter Einbeziehung aller Körperöffnungen gab, als Champagner in der konservativen Methode aus Gläsern zu trinken. Angesichts der Ereignisse war mir tiefgründig-philosophisch zumute. Ich dachte an Tucholsky, der als alter Geniesser, wohl um exquisite Sinnesfreuden wissend, einmal sinngemäss gesagt haben soll: „Ein Loch ist ohne den Rand und das Ganze drum herum wenig amüsant.“ In den Sekunden, in denen mir solche Gedanken durch den Kopf schossen, merkte man mir nicht an, dass ich dabei war, den Verstand zu verlieren. Ich konnte nicht mehr zurück, denn es war mir unmöglich, die Augen noch länger vor den Realitäten zu verschließen. Ich hatte das Glück, eine weise Erzieherin des reinen Sehens gefunden und vor mir zu haben. Plötzlich wusste ich, dass ich nur die Augen öffnen musste. Aber dazu bedurfte es einer dominierenden Anweisung, ähnlich dem Schicksal eines Neugeborenen, dem man mit einem leichten Klaps auf den Po die Anweisung gibt, endlich ein Lebenszeichen von sich zu geben. Mit mir geschah ähnliches, ich konnte wieder sehen.

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________________ ______ Sina war eine begabtee Lehrerin, die d sich beh hutsam meines morbid den Körperss und meineer nach Sinn nlichkeit lechzenden Seeele annahm m. Eine warrme Dankbaarkeit überkkam mich scchon beim eersten zaghaftten Rendezvvous in dem m Moment, als sich meeine Prinzipaalin mit einer so ouveränen Bewegung eine Zigarette ansteckkte. Ich war unfähigg, ihr Feuer zu geben, obwohl o meiin über jedeen Zweifel erhabeenes und nachweislich gutes Benehmen selbsst in prekäreen Situatio onen bekan nnt ist. Mein ne Hände zitterten zu sehr, s als sie langsam m auf meineem Gesicht, den ihr zustehenden Platz einnahm. Mein Verstand V waar wie geläh hmt, und ich h bewunderrte, was übeer mir war, ab ber ich beurrteilte es niccht. In diese em Moment war ich wieder der reb bellischste Mensch M der Welt. Ich fühlte mich m wie deer Rex diabo oli. Sina stim mmte mir da völlig zu. Sie pfiff und ich h, ihr Rex kaam auf allen n Vieren an. In meiner Erinnerrung höre icch auch heu ute noch ihrre bestimmeende Stimm me, die mir „mach die Auggen auf“ befahl. Ich waar willenlos. Wer jemals in der gleicheen Situation war, kann es nachvollziehen. Wirr waren ein Paar wie Blittz und Donn ner und die ersten gynäkologischeen Tests auff meinem m Gesicht waren w eine Sensation. S Es E war die unvergesslic u che Champ pagnerprobee für den Keenner. Der Austausch A u unserer Körperfflüssigkeiten besiegelte den glorre eichen Siegg über meinee Unfreih heit mit dem m heißen Drrink auf meine persönliche Unabhäängigkeitserklärung. Icch kam und sie übernah hm cool meeine

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Gefühlee. Nur noch h mit ihr wo ollte ich in Zukunft alless erleben un nd nicht mehr die d Augen vo or der Realiität verschließen. Mein ne Phantasiee war so blind d, dass ich mir m beim beesten Willen n nicht vorstellen konn nte, wie sich dieeses geliebtte Wesen im m Alltag an meiner m Seitte verhalten n

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____________________ würde. In meiner vernebelten Vorstellungskraft war es undenkbar, dass sich sogar Göttinnen im Alltag verändern. Als sie über mir war, wollte ich voller Lust hinausschreien: „Das Leben zieht nicht mehr an mir vorbei. Das nasspralle Leben setzt sich endlich auf mein Gesicht.“ Aber es gelang mir nur ein erstickter Laut, denn mit vollem Mund blieb mir nichts anderes übrig als das Gegebene zu nehmen und zu schlucken. Ich muss zugeben, ich war begeistert, denn solche Experimente wagte (oder kannte) selbst meine erfahrene, aber in der letzten Zeit doch zunehmend lähmend routinierte und wohl durch zu viel Vertrauen in das Bewährte sich nicht weiterbildende Jugendfreundin Viola nicht. Mit meinem Gesicht zwischen Sinas Schenkeln begriff ich endlich die Idee der Freiheit als das höchste und erstrebenswerteste Gut der Menschheit und des Mannes. Endlich war meine revolutionäre Kraft zurückgekehrt. Ich konnte wieder zwischen den Alternativen wählen, die den echten Mann von den Jungs unterscheidet. Sina verließ mich am frühen Morgen, nicht ohne mich noch einmal gekonnt mundmäßig zu verwöhnen. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Continental-Style entschloss ich mich zu einem kleinen Stadtbummel und genehmigte mir dann ein Mietfahrzeug der Mittelklasse. Es war schon früher Nachmittag, als ich wie in Trance, mit weichen Knien und immer noch leichten Schmerzen in den Testikeln, aber ohne Gewissensqualen gemächlich, aber mit lauter Musik zurück ins heimatliche Sindelfingen zu meiner Frau und meinen Hypotheken fuhr. In Gedanken war ich bei meiner göttlichen Sina mit ihren höllischen Ideen, von denen ich bis zum Vortag nicht

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________________ ______ gewussst hatte, dasss es sie gab b, und die icch nicht meehr missen w wollte. Ich hattte in dieserr Nacht viel gelernt, abe er die für mich m wichtiggste Erkenntnis war, daass es einen n gravierend den Unterscchied zwischen einem Heiligen un nd einem Sü ünder gibt. Ein E Heiliger hat eine Vergan ngenheit, ab ber keine errstrebenswe erte Zukunfft, jedenfallss nicht zu seinen Lebzeiteen. Nur der Sünder hat eine Vergangenheit vo on der nd die Aussicht auf eine Zukunft, für f die es sich zu er zehrren kann, un leben lo ohnt. M seit viellen Jahren war w ich mir hundertpro ozentig Das erste Mal wahrt sicher. Im Leben gibt g es Dingee, die für die Nachkommen aufbew werden n müssen. Es E ist doch sinnlos, s dasss etwas gesschieht, wen nn nieman nd davon errfährt. Was mir in diese er Nacht geschehen istt, bekommt nur eineen tieferen Sinn, wenn spätere Geenerationen n davon erfahreen und daraaus lernen können. k Nurr darum hab be ich diesees Buch

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geschriieben.

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____________________ Seidenstrümpfe

Doch soll mein Urteilsspruch nicht zu einer einzigen Frau euch verdammen, Das kann verlangen, bei Gott, selbst eine Ehefrau kaum. Nein, amüsiert euch, doch bergt ein Vergehen sittsam im Dunkeln, Rühmet euch nicht groß eurer Schuld, wenn es einmal geschehn. Meide auch jedes Geschenk, das die andre könnt wiedererkennen, Wähle zum Seitensprung niemals die nämliche Zeit. Und dass dich nicht erwisch' im bekannten Verstecke die Freundin, darfst du mit jeder dich nicht treffen am selben Ort. Ovid

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Du kannst es mir glauben, auf solche Gedanken kommt nur ein gestandener Mann, wenn er eine Affäre beginnt. Er möchte sich mitteilen, erzählen und mit Gleichgesinnten sprechen. In dieser Phase des Lebens ist es eine besondere Form von Freiheitsdrang und der Bestätigungssucht, die den mittelalten Grandseigneur befällt. Entdecker und Eroberer, von Alexander dem Großen bis, also jetzt fällt mir kein Name der mit dem letzten Buchstaben des Alphabets beginnt, ein, haben es getan, und wollten nur das Eine - Ruhm und Anerkennung. Aus einem einmaligen Seitensprung wurde eine Affäre und durch meine göttliche Sina bekam mein Leben wieder einen Sinn. Für mich war es tiefe und einmalige Leidenschaft. Ich spürte die quälende Liebe mit jeder Faser meines Herzens. Sie war ein Engel, und ich war ihr verfallen und kurz davor, so wie seit Jahrhunderten unzählige Ehemänner auch, zum Zigarettenautomat zu gehen (falls

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________________ ______ damalss einer in deer Nähe gew wesen wären) um dann n für immerr in der dunklen Nacht zu verschwind den. Zum Glück ahnte sie s nicht wiee weit hen würde. Sie S fand and dere Mittel, um mir ihre Liebe zu zeigen. ich geh Ich muss zu ugeben, ich war angenehm überraascht, als m mir meine phantasievo olle Geliebtte wie beiläufig den harmlos klingenden Satz inss Ohr flüsterte: „Schatzz (unauffälliig-abschätzender Blick von oben nach unten und u wieder zurück, dazzu ein kaum m merkbarer, aber unterscchwellig vorrwurfsvoller Ton in derr Stimme), wir w müssen für dich maal wieder eiin paar neue Hemden und Sweatsshirts kaufen.“ „Was für eine gute Seele sie doch h ist“ ging mir m spontan durch den Kopf. Der Ged danke, dass sie nur mein Bestes will, w erzeugtee ein beruhiggendes Hocchgefühl. Ob bwohl, eine en kurzen Moment M kam m mir der intu uitive Gedanke: „Ob sie mich vielleicht unattraktiv findeet?“ Aber bei ih hrem hinreiß ßenden Lächeln und deem verheiß ßungsvollen n Blick mit den d blitzend den blaugrauen Augen (läufigee Geilheit pu ur) waren die d Zweifel schnell s wegggeblasen, d denn ich war verrliebt und arglos a und darum d anfällig für Versuchungen jeeder Art. Meental berührt und auch h höchst mo otiviert, schloss ich auss dem Satz, daass jetzt der Prozess deer heimliche en Legalisieerung unseres äußerstt illegalen Verhältnisse V es beginnen n sollte, wozzu ich nach den Erfahru ungen der vergangenen v n Wochen nicht n gänzlicch abgeneiggt war. „Liebling, wenn w du meeinst, wann ist dein Maann wieder auf Geschääftsreise? Dann können n wir ja mal einen Einkaaufsbummeel

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machen“, war meiine neutral klingende, aber doch beschwingt b formuliierte Einverrständniserkklärung. „Schatz, du u bist einfacch der Beste e!“ war der freudig umhalssfallende Au usruf, ohne dass ich die e ganze Tragweite des Satzes

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____________________ sofort und in seiner ganzen Tragweite begriff. Immerhin muss man ja eine aktuelle, oder besser mehrere Vergleichsmöglichkeiten haben, um das Prädikat „der Beste“ zu verleihen. Aber immer nur das Gute im Menschen sehend, machte ich mir über die kleinen Spitzfindigkeiten der Kommunikation keine Gedanken. Frohgemut ging ich, zusätzlich überzeugt von einem tiefen und treuherzigen Blick aus den ehrlichen und bereits erwähnten blitzblaugrauen Augen, auf den selbstlosen Vorschlag ein. Mir war in meiner emotionalen Vorfreude bewusst, dass Geiz in so einer Situation ziemlich ungeil wäre. Ich war ohne nachzudenken bereit, nicht nur in mich, sondern gegebenenfalls in Maßen auch in meine hingebungsvolle Geliebte zu investieren. Obwohl, für einen kurzen Moment kamen mir die Prioritäten in den Sinn. Die mir zugewiesene Rolle des außerehelichen Lustspenders beinhaltete nicht die Unterhaltsinvestitionen. Nüchtern betrachtet war es die Aufgabe ihres Ehegatten (ich vergaß zu erwähnen, dass meine Geliebte verheiratet war), und nicht die meine. Aber in der Liebe gibt es keine Ordnung und darum sah ich es als eine Art erster Bewährungsprobe meiner bedingungslosen Hingabe und meiner Potenz, der finanziellen. Liebe empörte Leserin, verehrter wissender und erfahrener Leser, deine Vermutung ist richtig. Der Autor war zum fraglichen Zeitpunkt etwas älter, und Sina war, wie du vielleicht schon weißt, sehr viel jünger und sich ihres schmückenden Wertes intui- und manipulativ bewusst. Aber du musst dich um mich nicht sorgen. Ich war und bin nicht so ein verliebter Trottel, der sich in einem letzten Anfall von zweitem Endfrühling von einer flittchenhaften Liebschaft

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________________ ______ irreleiteen lässt. Un nd verkleideen, wie ein Pfingstochs P e lasse ich m mich bis heu ute nicht. No och hatte icch alle mein ne ästhetischen und finanzieellen Sinne zusammen, dachte ich h.

Wenn Frau uen einkaufeen, soll es jaa und wie man m hört, fü ür Männeer eine Qual sein. Ich beehaupte, die Qualen beefallen ausschließlich verh heiratete Männer. M Dass hat seinen Grund. Maan kennt die d Ausgabeegewohnheiten der Angetrauten und u der Einkauffsvorgang isst eine meh hr oder weniger lästige Pflicht zur Vorratssergänzung unter Berü ücksichtigun ng des verfü ügbaren und d meist zu gerin ngen Kapitaals. Dagegen veerhalten sicch verheirattete Männeer im mittlerren Alter, die d vom Ehee-Alltag abgestumpft dahinvegetieeren, und die mit Umsich ht und Bedaacht eine leiidenschaftliiche Affäre kultivieren,, vollkom mmen anders. Sie verfaallen unter Ausschaltun A ng des Groß ß- und Kleinhirns einem hedonistisch h hen Sorglossigkeitssynd drom. Man kkann dieses Verhalten V a auch mit dem berühmtten „Spiel mit m dem Feu uer“ bezeich hnen. Das Spiel mit dem m Feuer beginnt dann,, wenn die A Affäre über eine gewisse Zeit, so etw wa ein halbe es Jahr nich ht aufgefloggen ist. Man(n)) wird mutigger, denn er hat gelern nt, mit dem Sprengstofff und . den Geefahren eineer jederzeit möglichen Explosion umzugehen u Außerd dem spielt der d männliche Geltungstrieb eine besondere Rolle. Solche Konstellatio onen sind dann d besond ders brisantt, wenn die Affäre

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im Verggleich zu deer legalen Verbindung und u entgegen der sonsstigen Gewoh hnheiten und Möglichkkeiten sehr vorzeigbar v i ist. Du kannst das nicht naachvollziehe en? Du warrst noch nie in einer vergleichbarren Situation?

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____________________ Es ist wie mit den Autos. Zur Fahrt ins Büro, zum Bio-Markt, oder um die Kinder von der Schule abzuholen nimmt man den dieselnden Familienkombi. Praktisch, geräumig, behäbig, etwas schwergängig in den Kurven und mit weicher, etwas durchgesessener Federung. Unauffällig, immer etwas unaufgeräumt, politisch korrekt und preisgünstig. Den sündteuren Sportwagen lässt man besser in der Garage, weil es einfach obszön wäre, sich bei Tageslicht damit zu zeigen. Andrerseits, wer hat schon mit einem Traktor viel Spaß, wenn man ein gut verstecktes, superheißes Gerät besitzt? Einige Landwirte in abgelegenen Gegenden und Naturfreaks, die einsam im Regen die Furchen ziehen vielleicht. Aber die richtige, die männliche Freude kommt nur auf, wenn man an schönen Sonnentagen voller Stolz zeigen kann, dass man so eine Höllenmaschine besitzt und dazu über die Fähigkeiten und die Mittel verfügt, die Kräfte zu bändigen. Oder „es ist nur schön, wenn du ohne auf die Kosten achten zu müssen, das Biest reitest“, wie mein Onkel, der Philosoph vor langer Zeit einmal sagte. Bei mir traf das alles zu, denn Sina war zum damaligen Zeitpunkt äußerst vorzeigbar und das Einkaufserlebnis versprach das Vergnügen demonstrativen Konsums. Ich war bereit, und dafür schäme ich mich auch heute noch, einem zwingenden Bedürfnis nachzugeben und die egoistische Botschaft auszusenden, die da lautet: „Ihr kleinen Ehekrüppel, seht euch meine Beute an, ich bin der Größte, ich kann mir so ein leckeres Schnittchen leisten.“ Mehr wollte ich in aller Bescheidenheit nicht. Sina verstand meine Sehnsüchte. Mit einem gütigen Lächeln sah sie mich an und dachte: „Heute werde ich ihn Mittagessen nennen.“

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________________ ______ Freu dich jeetzt mit mirr auf einen Einkaufsbum mmel der besond deren Art.

Shoppen isst für Frauen n ein situationsbedingttes, zwiespäältiges Erlebnis. Der weib bliche Teil eiines Ehepaaars achtet auf a das famiiliäre Geld. Mann M und Frau halten es e zusamme en, jedenfalls im Allgemeinen. Zwei shopp pende Freundinnen verhalten sich h wieder anders, mehr bummelig b su uchend, um m dann ein verträumtes v s Vor- und Nachm mittägchen ohne o größerre Geldausggaben im Caafe zu beenden. Einzelne Männer M geheen los und erwerben e daas, was zu erwerb ben beabsichtigt war. Aber A eine de ekorative errst- oder mehrm malig ausgefführte Affäre erkennt in ntuitiv die Gunst G der schwacchen Stundee. Es geht darum, und das d scheint ein weibliccher Urinstin nkt zu sein, dem schwaachen, also abwesendeen Teil unteer Aufbiettung aller psychologiscchen Tricks den verfügb baren Anteiil zu entreiß ßen, um dam mit die Lebeensgrundlagge der legitiimen Verbin ndung zu zersttören. Deko orative und frische Affäären in män nnlicher Beggleitung verwan ndeln sich in n Sekundenbruchteilen n in reißend de Werwölfiinnen, die skru upellos die männliche Geberhand zerfleischeen, wenn diee Kreditkkarten nichtt schnell gen nug gezücktt werden. Das D wusste iich nicht, denn d ich waar verliebt und u darum übergab ü ich h meiner angebeeteten Sina vertrauensvvoll die straategische Teeamleitung und sie

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bestimmte die Ein nkaufsstätteen nach eine em uralten, und ich vermute n Gehirn. genetissch bedingteen Code im weiblichen Vorzugsweeise und gan nz zufällig werden w solch he ausgesuccht, die vom So ortiment erllesen und daraus resultierend teu uer, und eine

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____________________ größere Auswahl hochmodischer Kleidungsstücke für Mann und Frau gleichermaßen vorrätig haben, und außerdem bei jungen Frauen total angesagt sind. Ich bekam den Part des Investors zugewiesen und vergaß vor lauter Freude den Rat eines bekannten Bankiers: „Investoren sind dumm und frech, sie wollen ihr Geld wieder sehen und sie wollen etwas dafür haben.“ Das Humankapital, in diesem Fall der verliebte Raoul und das süß stöckelnde Sahnestückchen als überaus vorzeigbare Begleitung, betraten Arm in Arm eine dieser durchgestylten Einkaufsstätten, in einer Straße, die es in jeder Großstadt gibt, und die beim Normalbürger üblicherweise als gut und teuer verschrien ist. Leise Musik empfing uns und mich traf der erste Satz vollkommen unvorbereitet: „Schatz guck mal da, die find ich toll!“ Wie befohlen guckte ich. Sina steuerte (mit dem souverän wirkenden Autor als noch benötigtes, aber eigentlich lästiges Anhängsel im Schlepptau) zuerst einmal, vermutlich um mich in Sicherheit zu wiegen und gegen meinen inneren Drang nach Wohlfeilem, zielstrebig auf die chromblitzenden Regale mit den hochmodischen Sweatshirts zu. „Oh Schatz, die stehen dir bestimmt gut“ war die emotional erregt klingende Stimme, die meinen Willen paralysierte, weil ich an anderes dachte. Ob des freudigen Ausrufs meiner süßen Sina und die Situation sofort durchblickend, begannen sich mehrere Verkäuferinnen unauffällig in einer strategischen Ausgangslage aufzustellen – immer bereit der Dame zum Nachteil des Herrn behilflich zu sein. Das sah ich nicht, denn ich war geblendet. Einen kurzen Moment sah ich vor meinem geistigen Auge einen jungen

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________________ ______ Wuschelhund, derr das erste Mal M in seine em Leben auf einer üpp pigen Sommeerwiese herrumtollt und d den man irgendwie i n niedlich find det. Falls du dicch schon ein nmal mit de er Erziehungg von kleineen oder mittelggroßen Hund den beschääftigt hast, weißt w du waas ich meinee. Am Anfangg lässt man noch n alles durchgehen d n, weil die Viecher V ja so o niedlich h und tapsigg sind. Erst später merkt man, oft viel zu spätt, welchee Fehler man n im Unterrricht gemaccht hat, und man würdee den Köter am a liebsten irgendwo an a der Autobahn ausseetzen. de Nachlässsigkeit in der Du errätst es, aber klaar doch? Jed Erziehu ung und in der d Liebe veerkehrt die Kräfte ins Gegenteil G un nd mir ging es nicht anders. Unter so olidarischerr Mithilfe vo on geschulteem Verkau ufspersonal wurden fürr mich unmü ündiges Opfer, einige ((bitte beachte die Mehrzzahl) Shirts ausgesuchtt, die niemaand (und ich h schon gar nich ht) mit wachem Verstaand anziehe en würde, denn ich warr damalss keine Neunzehn mehr. Und jetztt kommt diee hinterlistigge Falle, vor v der ich dich, d lieber männlicher m und darum m unerfahrener Leser eindringlich e warnen mö öchte. Falls du jemals in n eine ähnliich gefährliche Situatiion geraten solltest, acchte wie beiim Schach aauf den W du beii der Eröffnu ung unachtsam bist un nd nicht ersten Spielzug. Wenn nkst, ist alless verloren. Du musst in n jeder Seku unde das Sp piel mitden aktiv fü ühren und darfst d dich niemals n in die d Defensivve drängen lassen. Auch wenn w deine Augen etwaas anderes sehen. Diesen werrtvollen Ratt kannte ich h nicht, und die strategische

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Okkupaation der vieel jüngeren Dame begaann mit dem m Satz: „Sch hatz, die sind d super, ich zieh die maal für dich an, a damit du u siehst, wiee die aussehen.“ Welcher Mann M könntee schon wid derstehen, wenn w der zw weite

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____________________ Satz mit einem unschuldigen Augenaufschlag (du erinnerst dich an die blitzblaugrauen Augen), und einer leicht vibrierenden, etwas abgesenkt, betont lockenden Stimme gesprochen wird. „Schahaatz, komm doch mit in die Umkleidekabine, dann musst du nicht draußen allein rum stehen.“ So viel Mitgefühl muss echte Liebe sein, dachte ich. Als aufgeklärter und phantasiebegabter, männlicher Leser wirst du wissen, was dann geschah. Es gehört zum Standardtraumrepertoire jedes gestandenen und auf ehelicher Sparflamme halbgar gekochten Mannes. Auch ich ging in die Falle. In der engen Umkleidemöglichkeit fand folgendes statt: Zuerst wurde langsam die Bluse aufgeknöpft und danach ausgezogen. Dazu muss natürlich auch die Jeans aufgeknöpft werden. Danach bückte sich meine wunderschöne Pretty-Woman, und ich war sozusagen gezwungen, ihren schmalen schwarzen String zu betrachten, der so prachtvoll den jungen Po teilt. Verehrte Leserin, geschätzter Leser, ich weiß, die katholische Kirche sieht „a tergo“ nicht so gern, und die Kaufhäuser ihre Kunden auch nicht. Aber was sollte ich, der verliebt-ahnungslose Raoul machen, wenn ich meinen Verstand angesichts eines sich verlockend dargebotenen Apfels (metaphorisch gesprochen) in ihrer Hand verliere. „Schaaatz, guck mal.“ Meine Brille war zwar wegen der bedrückenden Enge etwas verschoben und beschlagen. Aber ich guckte wieder, wie sie es mir sagte, denn ich konnte nicht anders. Es wäre gegen die Natur gewesen.

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________________ ______ Die Shirts für f mich staanden ihr wirklich gut. Es war einee Situatio on, in der man m Schwächen übersp pielen und Entscheidun E ngen treffen muss. Doppelt gibt, wer w schnell und u gern gib bt, eine and dere Wahl hat h der hilflo ose Mann nicht. Das Ergebn nis dieser Einkaufsejaku ulation, die, wie du dicch sicher erinnerst, e fü ür den Besten unter Vielen und nu ur zu meineem Besten war, kann man nur mit allgemein nen Wohltatten beschreeiben. Es war der aussich htslose Kam mpf zwischen n meinen klleinen Genü üssen und dem unerwartet großen Limit meine er Kreditkarrten. Du meinst,, ich hätte mich Hätte ich über m falsch verhalten? v mein Verhalten V naachdenken sollen? s Meiine Liebe taadeln, knaussern oder mich m sogar über ihr Verh halten bescchweren? Das konnte u und kann niiemand von n mir verlan ngen. Ein weitereer, ich nehm me an, typisch männlich her Traum, ging in Erfüllun ng. Ich kam nicht nur in n den Genu uss eines kurzen HandyyQuickiees in Verbindung mit eiinem schne ellen aber geekonnten BlowJob. Ich h durfte micch sogar, matt wie ich mich nun mal m fühlte, m mit fünf (oder mehr, m ich weeiß es nichtt mehr so ge enau) großvvolumigen Einkauffstüten (unggefährlich) und einigen n kleineren (gefährlich weil teurer Inhalt) abscchleppen. Warum ich h es getan habe? Das isst einfach zu u erklären. IIch musstee es tun, den nn der Wegg mit der Be eute zur heimischen Hö öhle ist seit den n Zeiten des Neandertalers Aufgabe des Man nnes. Der M Mann ist

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nun maal der Jäger und Transp porteur. Fürr alles andere ist das W Weib zuständ dig und darin wird sich h auch in den nächsten zehntausen nd Jahren nichts ändeern. Über den Inhalt der Eiinkaufstüten machte icch mir noch h keine

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____________________ Gedanken. Als Mann muss man einfach mal hin und wieder etwas wagen. Aber nach meiner Erinnerung waren sie mit Folgendem befüllt: Zwei bunte Sweatshirts und zwei Jeans für mich. In den restlichen vier Tüten waren dann noch einige Kleinigkeiten für die Süße, da ich ja nicht als knickriger, alter Egoist dastehen wollte. Wenn dir, verehrter und sparsamer Haushaltsvorstand, meine Geschichte jetzt schon als nicht zu steigernde Folter erscheint, dann muss ich dich leider enttäuschen. Es gibt immer noch Steigerungen, auf die kein normaler (männlicher) Mensch mit wachem Verstand jemals kommen kann. Auf dem Umweg (beladen mit den Einkaufstüten) durch die Wäscheabteilung, die skrupellose Händler in ihren Hallen so angeordnet haben, dass es kein Entkommen gibt, lauerten weitere Gefahren. Unsensible Männer und miederschlüpfertragende Allerweltsfrauen können die Risiken und Folgen nicht beurteilen. Aber für sensitive Männer bedeutet die geballte Ansammlung von luftigem Nichts eine ernste, finanzielle Bedrängnis. Die Gefahr wird noch verstärkt, wenn der Geliebte seiner Geliebten alle Details seiner freudlosen Ehe erzählt hat. Junge, hungrige Frauen die sich in Affären befinden, haben einen vergrößerten Speicherchip für Benachteiligungen jeder Art und suchen früher oder später den Ausgleich. „Guck mal Schatz, da gibt’s die gleichen Seidenstrümpfe, die deine Frau auch immer kauft!“ Und schon schnappt die Falle zu. Ein unüberlegt gesprochener Satz vor vielen Monaten. Ein kleines Klagen in schwachen Stunden über die Verschwendungssucht meiner Ehefrau. Nichts war

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________________ ______ vergesssen. Jeder unbedachte u e Satz wurde e zur Herausforderung und zur moralischen Errmahnung an a die Gleicchberechtigung und meeiner f n Gleichstelllung meinerr Frauen. Verpflicchtung zur finanziellen Ältere und in den vielffältigen, zw wischenmenschlichen Konstellationen errfahrene Deessous-Verkkäuferinnen n lauern wiee hungrigge Hyänen auf a ihre Opffer, denn sie kennen dieses Phäno omen. Nur zu diesem Zweck halten sie s für Menschen wie mich, m vom B Besten das Teu uerste bereit. Ich hing in der Dessous-Abteilu ung fest, zu der Mann ja ein erregeend-beklem mmendes Ve erhältnis haat. Welcher echte Mann kann k schon dem sehnliichsten Wunsch der Geeliebten nacch Seidensstrümpfen, und dazu ein e aufregen nd-hauchdü ünnes Korseett, streng englisch, so orgfältig han ndgearbeite et und büsteenhebend m mit allen Zu utaten wideerstehen, wenn w es doch ganz selbstlos einem m guten Zweck, der ästhetiischen Freu ude des Inve estors dieneen soll? Und d an diesem m Ort, zwisch hen duftigen Körbchen n, winzigen Strings und d hauchzzarten Kleinigkeiten hatte ich endllich das Prin nzip der Lieb be verstan nden. Liebe ist der Zwaang des Nützlichkeitsprrinzips unteer Berücksichtigung der d Gewichtung. Oder anders ausgedrückt: M Männer n früher odeer später bluten, sonstt bockt das Weib. W müssen Ich weiß, was w dir jetzt durch den Kopf geht, aber es ist n nicht so wie du denkst. Der Autor geh hört keinesfalls zu der willensschw w wachen M Im Geegenteil, mir wurde oftt bestätigt, dass ich diee Sorte Mann. Hinterlist selbst haarmlos erscheinender Situationen S n schnell

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durchscchaue und die d natürlicchen Hürden n eines schw weren Lebeens mit Bravou ur meistere. Aber wie icch aus verläässlichen Qu uellen und d durch die intimen Gestän ndnisse einer Vielzahl betroffenerr und fast im mmer finanzieell ruinierteer Männer erfahren e habe, sind solche heimtü ückische

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____________________ Situationen alltäglich. Die meisten Frauen kennen die Beziehung des männlichen Willens zur Sinnlichkeit, die in solchen Situationen anschwillt und größer ist, als die zum virilen Verstand. Und sie nutzen diese kleine Schwäche brutal und schamlos aus. Darum möchte ich dir den Schluss der Geschichte nicht vorenthalten. Wie du vielleicht noch weißt, waren ich und meine wunderschöne Geliebte zum damaligen Zeitpunkt noch anderweitig verheiratet. Zum besseren Verständnis, jeder von uns mit einem anderen Partner. Aus diesem Grund wurden die erbeuteten Schätze in der von mir aus vorgeblich steuerlichen Gründen erworbenen Eigentumswohnung anprobiert. Die für mich bestimmten vier (nicht wie ich irrtümlich annahm zwei) Sweatshirts standen ihr eindeutig besser, als mir. Mit den zwei Jeans hatte ich mich auch ganz klar verkauft. Vermutlich lag es an unserem kurzen Aufenthalt an der Sushi-mit-Prosecco-Bar. Sie waren während des Transports kleiner und darum für mich zu eng geworden. Natürlich versprach mir Sina, dass sie mich in Zukunft von solchem Einkaufsstress verschont und mir die Mühe des Umtauschs abnimmt (oder sich das investierte Geld auszahlen lässt). Den Rest der Einkaufsbeute, das rote und figurbetonte Etuikleid, die Strümpfe aus feinster Seide und Nylon mit Naht, die hauchzarten, aber dafür exquisit teuren LaPerla-Slips mit passenden Büstenheben, dazu drei Paar Pumps mit Absätzen über 9 Zentimeter konnte ich zwar kurz betrachten, aber sie verschwanden und zusammen mit der sündteuren Korsage und der restlichen Beute im Schrank. Du wunderst dich? Es gibt eine einfache Erklärung. Sina traf eine sorgfältige, von Nützlichkeitserwägungen geprägte

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________________ ______ Entscheeidung. Ich kannte meine vergötte erte Sina ja ohne Verpaackung. Es ergib bt doch kein nen Sinn, eiinen in und auswendigg bekannten n Inhalt wiederr einzupackeen, damit man m ihn wied der auspackkt. Niemand d würde so etwas tu un. Außerdeem leidet ja die Verpacckung darun nter, und weer weiß, wann man sie später noch h mal braucchen kann (nicht Sina, diie Verpacku ung). Meinee Sina hatte in solchen Dingen einee sehr praktische Einstelllung. Darum m vermute ich, dass siee kein Einzellfall ist. Selbstb bewusste Frrauen werdeen in jungen Jahren vo on selbstb bewussten Großmütter G rn über raffinierte Verp packungstecchniken aufgeklärt. In dem Zussammenhan ng erinnere ich mich no och an mein ne Großmutter mütteerlicherseitss. Die hatte auch immeer, sparsam wie die Resste der Krieggsgeneratio on nun mal sind, die bu unten Verpacckungspapieere von den Weihnachtts- und Geburttstagsgeschenken und die bunten Schleifen feein säuberliich wiederr zusammen ngefaltet un nd für beson ndere Geleggenheiten verwah hrt. „Ist der Beutel leer, lässt sich kein ne sehen mehr m …„ Das wusste ich nich ht, aber den nnoch bin icch nicht verbittert. Micch tröstet au uch heute noch n der Geedanke, dasss meine Invvestitionen nicht umso onst waren. Aber der Nutzen N von mir Ungezählter entstaand nicht au us meinerr Blindheit. Es war volkswirtschaftliche Nächsstenliebe, denn meine Nachfolger konnten daavon profitieren. Aber vermutlich ging es

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denen genau so, und u wir konnten mit un nserer Liebee einen wich htigen Beitragg für das Bru uttosozialprrodukt in De eutschland leisten. Eventuell möchtest m du u, der vielleicht hoch verschuldet noch jahrelang seine Invvestitionen abbezahlt, von mir ein nen geeigneeten

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____________________ Rat für ähnliche Situationen? Es ist nicht so wichtig, was „Liebe“ wirklich „ist“. Entscheidend ist das Wissen, dass mit zunehmender Dauer einer Verbindung, der Wert der Liebe vom „Nutzen“ abhängt. Mit voranschreitender Zeit muss man investieren können oder verzichten. Ich habe investiert, ich habe nicht verzichtet sondern genossen, und ich bereue nichts. Ich habe daraus gelernt und angenehme Erinnerungen an eine große Liebe. Liebe die mir geholfen hat, dieses Buch zu schreiben um dich vor Schaden zu bewahren. Tu ein gutes Werk und gib dieses Buch an Betroffene weiter.

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________________ ______ Philosophisches Korsett

„Korrsetts sind eine e wunderbare Erfind dung. Sie wirken anzziehend ohn ne auszuziehen und Fraau kann sie mit weniggen Handgrriffen der Sittuation, dem m Rückgratt und der Kaarriere anpassen.““ Sina Sidoniuss

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Früher odeer später, errfahrungsge emäß später als früher wächst im gesttandenen Mann, M zuerst heimlich und u unbewu usst, dann immer stärkerr und drängender, der Wunsch W nach Verändeerung. Üblicheerweise begginnt dieserr Drang in der Zeit nach h der stürmischen Jugend, dann wen nn der Mann n in der Mittte seines Leebens stehtt. Erfahru ung macht bekanntlich b klug und er hat, was wir w im natürrlich auch gö önnen, in deen langen Jahren des Kampfes K um m seine Existenz viel gelernt. Er hatt einen Baum gepflanztt, ein Haus gebaut g und d vielleicht auch wieeder verloreen. Er hat hiier und dortt ein bisschen M gesto opft. Die harte Zeit mitt viel gezeuggt und viele hungrige Mäuler Arbeit und wenig Brot gehörtt zu seiner glorreichen g Vergangenheit e die Altvord deren von von der er gedankklich noch zeehrt, so wie Stalingrad, Woodsstock, oder 14-18 - und d er ist im Feelde unbesiiegt. Vielleiccht ist eine vermögend v e Großtante bedauerliicherweise

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verstorrben und haat ihm, wenn er Glück gehabt g hat, eine kleineere Erbschaaft mit etwaas Barem au us einem stteuerneutraalen Verstecck hinterlaassen. s er naach Höherem m. Beruflich und finanziell etabliert strebt

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____________________ Auch sein Lifestyle entspricht dem gehobenen Einkommen. Er fährt einen nicht zu auffälligen Obermittelklasse-Pkw mit sorgfältig kombinierter Edelausstattung und er joggt in den neuesten HighTech-Schuhen „Made in Taiwan“ mit amerikanischem In-Logo. Zum kleinen Büronachmittags-Rat-Race trägt er einen seriösen Anzug in Handmade-Optik aus Metzingen, und zur Seidenkrawatte aus Italien die passende mechanische Armbanduhr mit möglichst vielen Komplikationen. Die diskreten Zeichen seines exquisiten Geschmacks sind für Kenner unübersehbar. Sein ästhetischer Lebensstil ist die qualitative Metamorphose seiner sinnlichen Empfindungen. Um da hinzukommen, wo er sich jetzt befindet, war es ein langer Weg. Jetzt, in diesem Stadium des männlichen Lebens, ist der Unterschied zwischen echten Männern und Jungs am Offensichtlichsten. Aus dem ungeschliffenen Jungmann hat sich ein erfahrener Connaisseur entwickelt, falls er nicht resigniert vor dem Fernseher oder dem Daddel-Computer dahin dämmert. So etwa ab dem vierzigsten Lebensjahr möchte der arrivierte Mann, dass die Träume aus den revolutionären Sturm- und Drangjahren seiner Jugend zur Realität werden. Der Eine gönnt sich die vergötterte Harley und träumt von der grenzenlosen Freiheit, weit weg von Familie und Hypotheken, auf dem einsamen Ritt über die Route 66 von 68 und einem gepflegten 69er mit einer gutgeformten Neunzehnjährigen, und nicht von der runden Neununddreißigjährigen, in seinem Haus auf dem durchgesessenen Sofa, das er bezahlt hat. Der Andere erfüllt sich den langgehegten Wunsch nach der längst überfälligen, fülligeren Geliebten, und der Dritte legt sich eine umfangreiche CD-Sammlung längst vergessener

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________________ ______ Beat-Sttars zu und investiert in n eine 58er Corvette mit m Weißbaandreifen und u Formen, neben den nen die aus den Fugen geraten ne Ehefrau ziemlich blaass aussiehtt. Allen Män nnern gemeein ist die Seh hnsucht nacch Reinem und u Unverfäälschtem au us einer glorreicchen Zeit, in n der die Welt W noch au us phantasieevollen Form men und niccht aus kalteen Funktion nen bestand d. Manchmal, geprägt du urch sonntäägliche Pflicchtbesuche bei der Großtante und den visuellen Eindrücke aus a unachtssam V skatalogen aus Weiden und herumlliegenden Versandhau Burgun ndstadt, kön nnen die virrilen Jugend dträume aucch zu einem m alles überlaggernden Leb bensziel weerden. Es istt nicht mehrr die Frage, ob es das gibt, was man unerlaubteerweise und d mit glühen nden Wangen in der späätkindlichen n Prägungsp phase geseh hen hat. Maann weiß jettzt, dass ess das gibt. Nicht N Zuhausse im heimiischen Woh hn- Essbereiich, das ist der falsche, f weil konformisstische Plattz. Da ist maan angepassst, da darf Maann es nicht, weil zwischen überfäälliger Wäscche und notwen ndigem Abw wasch der unpassende u Platz ist un nd die notwendige Zeit und auch die Muse für deen ästhetiscchen Genusss fehlt. Eheer bei mmungslosen Geliebteen, die zum Lebensstil des d gestand denen der hem Mannees gehört, wie w das Navigationsgeräät zum mod dernen Auto o. Es ist auch niicht mehr die d Frage, ob b man es sicch leisten kaann. Jetzt eendlich kann Mann M es sich h leisten. Er ist Schönge eist und Forrscher, er isst wer

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und weenn nicht jetzt, wann dann?

Nicht nur an a seinen äu ußeren Attrributen und seinen, nur Eingew weihten versschlüsselt mitgeteilten m Träumen, ist i der erfah hrene Mann erkennbar. e Er ist nicht mehr der abhängige Täter, der blindlings

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____________________ seinen Trieben folgt. Jetzt, in diesem Alter überlagern Sinneseindrücke sein Tun und optische Reize beeinflussen sein durch feinsinnige Perfektion geprägtes, intellektuelles Streben. Er steht vor der Problematik, an deren Lösung sogar erfahrene Designer zu oft scheitern. Es ist die uralte Entscheidung zwischen der unerträglichen Leichtigkeit des seienden Seins oder dem monetären Nichts? Die oft überlebensnotwendigen Fragen sind: „Fügt sie sich, oder kann ich es mir leisten? Durch und ab welchem Druck dominiert die Verpackung das Verhalten? Folgt die Funktion der Form, oder hat die Funktion die Funktion, die ideale Form zu formen? Hat sie oder hat sie nicht? Trägt sie es, oder ist sie wirklich echt, die gertenschlanke und biegsame Taille?“ Ich kenne viele Männer und die Geschichte kennt ungezählte Größen, die zur Ergründung dieser existenziellen Fragen Frau und Kinder verließen, Schlachten, Königreiche und Vermögen verloren, um abhängig einer taillierten Geliebten Lola zu dienen, bis zum seelischen und finanziellen Ruin. Für sinnlich Abgestumpfte ist so ein fanatisches Verhalten unerklärlich. Solche Leserinnen und jüngere Leser bis vierunddreißig vollendeten Lebensjahren sind hier auch unerwünscht da vermutlich verständnislos. Es ist wie mit dem Essen. Currywurst und Schnitzel sind Bedürfnisbefriediger für die reduzierten Geschmacksnerven der breiten Bevölkerung. Auf dieser niederen Bedürfnisebene ist die Optik des matschig-aufgequollenen Gekröses im Pappschälchen Nebensache. Die Hauptsache ist die Beseitigung des Hungers. Rauf, gedankenlos reinstecken (die kleine Plastikgabel), runter in den Abfall mit dem Zeug, und zurück zum grauen Alltag mit seiner Maloche.

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________________ ______ Der welterfahrene Go ourmand hat vollkomm men andere Begierd den. Seine Verlangen V n nach Nahrun ng und das überrascheende Arrangement sind gleichwerttige Faktore en. Sehr gut kann man diesen Verhalttensprozesss bei der Entscheidung zum Besucch eines bessseren Feinsch hmeckerrestaurants mit einer beliiebigen Anzzahl von Steernen über drrei beobach hten. Die ästthetische Optik O ist für den Genieß ßer das entscheeidende Kriterium. Seine Ablehnu ung, Akzeptaanz oder anbeteende Begeisterung wird d durch das künstleriscche Arrangeement visuelleer Eindrückee, die sein tiefes t Sehne en nach übeerraschendeer Perfekttion ansprecchen, bestim mmt. Über die Qualität der Zutateen, also den Bestandteilen n der Speisen, wird nur am Rande diskutiert, d denn die hoh he handwerrkliche Veraarbeitungsqualität ist unabdingbarre Voraussetzung und bekannt. Es ist die Anordnung die d den perffekten, optisch hen Genuss bringt, und d der in der Spitzenklassse über den n zusätzlichen Stern entscheideet und damit die Konku urrenz mit ihrer fetten und u ungenießbaren Haausmannsko ost im kalteen Regen steehen lässt. Mir wird offt und besonders von oberflächlic o chen, weiblichen e Themen zu u ausführlicch und Lesern vorgeworfeen, dass ich schwierige nseitig behaandle. Aus langjährigerr geschleechtsspezifisch sehr ein Erfahru ung und nacch vielen Geesprächen mit m Betroffeenen weiß icch auch, dass d mir in diesem d kom mplexen The ema nur wenige, sehr erfahreene Männerr intellektueell folgen kö önnen. Daru um bitte ich h dich,

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verstörrte und imm mer noch ko opfschütteln nd mitlesende Leserin u um Verstän ndnis für meine Ausfüh hrungen. Nu ur aus Paritäts- und Betrofffenheitsgründen, sozussagen für de en Fall der Fälle F ist es m mir ein mensch hliches Bedürfnis, die diffizile d Prob blematik dieeses speziellen

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____________________ Themas zu simplifizieren. Mein Freund, verehrte verheiratete und miederschlüpfertragende Leserin, es geht um Korsetts. Nicht um krankenkassengeförderte und auch nicht um rosmarinfarbene Gesundheitskorsetts. Es geht um das edel-klassische und handgearbeitete, mit spezieller Schnürungstechnik ausgestattete, die weibliche Figur, insbesondere die Taille der hingebungsvollen Geliebten (nicht die mit Hüftgold gesegnete Körpermitte der Ehefrau) in ästhetische Proportionen stilisierende Korsett. Vom Liebhaber im intimen Männerkreis auch verklärt-frankophil „Korsage“ genannt. Unbemerkt von der Alltagsfrau, missachtet von der Ehetroglodytin und von pseudointellektuellen Blickdichtstrumpfhosenfetischistinnen aus falsch interpretierten Glaubensgründen abgelehnt, beeinflusst es in ungeheurem Ausmaß den gestandenen, männlichen Mainstream-Bundesbürger. Führende Modedesigner haben es längst erkannt. Der Trend geht eindeutig zur schmückenden Geliebten, und nicht nur darum feiert das luxuriöse Korsett ein triumphales Insider-Comeback. Welche Mythen ranken sich darum und warum übt dieses altertümlich anmutende Kleidungsstück einen so extrem aushäusigerotischen Reiz aus? Liegt es an der feinen Schnürtechnik, oder ist es die konsequente, auf sinnliche Domestizierung ausgerichtete Verarbeitung, die den technisch versierten Perfektionisten begeistert? Gehen wir die Angelegenheit zuerst von der sachlichen Seite an. Oberflächlich betrachtet ist das Korsett ein formendes Kleidungsstück zum eleganten Ausgleich der natürlichen

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________________ ______ Uneben nheiten dess weiblichen n Körpers. Es E ist auch ein e eher selbstvverständlicher Aspekt, dass d ein guttgeschnittenes Korsettt die unkonttrolliert wucchernde Forrm in eine für f das gescchulte Auge proportional ästheetisch akzep ptable Facon bringt, un nd darum fü ür jede intelligeente Frau ein e zwingend d notwendiiges Utensil ist. Aber eiin Korsettt hat noch mehr m Funktiionen, die icch dir an dieeser Stelle eetwas ausführlicher erläu utern möch hte. Da Frauen im Allgemeeinen, mit Ausnahme A d begehrenden der Geliebtten im Beso onderen, ein nen wunderrbaren Instinkt für die Dinge besitzeen und alles bemerken,, mit Ausnahme des Selbstvverständlich hen, ist es mir m ein Bedü ürfnis, auch meinen unerfah hrenen und d darum auffklärungsbedürftigen Leserinnen d die unüberrsehbaren Vorteile V einees Korsetts näher zu brringen. Zuerst sei bemerkt, b daass ein Korssett das tiefssitzende, weiblicche Begehreen nach Verrtrauen und d Ehrlichkeitt erfüllt. Dass mag zunäch hst irritieren nd klingen, aber a es ist so s und nichtt anders. Vertrau uen, und daas ist allgem mein bekann nt, kann eineerseits nur durch Ordnun ng entsteheen, die andrerseits durcch Regeln definiert wirrd. Regeln werden nu ur eingehalten, wenn Disziplin D gefo ordert, Missachtung gebü ührend besttraft und be ei allfälligem m Gehorsam m auch Schutz gewährt wiird. Es ist wie mit den Leitplanken L n an der Auttobahn, die unkkontrolliertees Ausbrech hen so lange e verhinderrn, bis der Gesetzggeber eine Abweichun ng gestattet. Oder andeers ausgedrückt:

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Ein Korrsett erzeuggt Vertrauen n durch Ord dnung und Sicherheit S in n einem ungereegelten und darum unsicheren Leb ben. Für die karrierebewussste Frau un nd noch mehr für die Leeiterin eines kleinen k Familienunternehmens, kaann es eine faszinierende und

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____________________ vollkommen neue Erfahrung werden, nicht nur darüber zu reden, sondern Disziplin dort zu beweisen, wo es am schwersten fällt – im Alltag. Du verstehst nicht was ich dir damit sagen möchte? Ich werde es dir erklären. Natur kennt keine Ordnung und darum kann es im Naturzustand auch keine Ordnung geben, weil Regeln fehlen. Im Naturzustand gibt es willkürliche Ausdehnung und aussichtslose Kämpfe gegen wuchernde Pfunde. Darum ist die weibliche Natur letztendlich die Anarchie der Form und die Vergewaltigung der Willensschwäche unter schamloser Ausnutzung der Lethargie. Oder anders ausgedrückt: Ohne fachkundige, männliche Hilfe und Anleitung regiert das Chaos. Das kann man ändern, und du wirst die sogenannten, offenen Türen“ einrennen, wenn du ruhig und vernünftig mit deiner Geliebten über die Vorteile sprichst. Ein Korsett regelt schnürend die Dinge und formt behutsam. Das Korsett passt das biegsame Rückgrat den Bedingungen der Karriere an. Es beseitigt Ängste vor Unebenheiten und tief in der weiblichen Seele versteckte Zwanghaftigkeiten. Zusammenfassen kann man sagen: Ein Korsett befreit von geistigen, seelischen und körperlichen Hemmungen. Es vermittelt vertrauensvolle Sicherheit in einer gefährlichen Welt. Auch wenn es oft vermutet wird, der Zwang des Korsetts ist kein Instrument der Ungerechtigkeit und Unterdrückung, sondern ein Test des Charakters. Das mag dir oberflächlich betrachtet unverständlich erscheinen, aber es liegt auf der Hand. Stabile Stäbe

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________________ ______ bieten Schutz vor Nachlässigkkeiten und ein e gut gescchnürtes Ko orsett erzwinggt einen auffrechten un nd hochgem muten Gang. Die rückw wärtige Linie vo om Kopf biss zum Hals wird w gerade e. Außenstehende interpretieren die Haltung inttuitiv als maajestätischee Selbstsicheerheit. Sie zieh hen Vergleicche zum eiggenen, oft gebeugten g R Rücken. Dass steht nicht im m Widerspruch zum falsch interprretierten Ro ollenbild dess frühen Feminismu us der 70er und 80er Jaahre des letzten Jahrhu underts. Das Korsett ist die ultimative Versöhnun ng mit dem Sexobjekt, S d denn die Haltung und Atmung, der üblicherwe eise eher naachlässig daherkkommenden n Frau, wird d straff zum ästhetischeen Vorteil korrigieert. Die konsequent geeschnürte Taaille betontt die Hüften n. Das Rückgrat wird gesttrafft und das d Korsett zwingt z dazu u, das Gesäß ß stramm m einzuzieheen. Aber die beehutsame Anleitung A de es Korsett stabilisiert s n nicht nur den n aufrechteen Gang derr über ihre Tragepflicht T t stolzen Korsetttträgerin. Ess versteht sich von selb bst, dass zu einem Korssett nur eine ho oheitsvolle Kopfhaltung K g passt, die weder geseenkt noch zzum Himmeel gewandt und u ohne unruhigen Blick sein sollte. Die korsettttragende Frau wird daarum auch niemals n die Stirn in sorgenvvolle Falten n legen, odeer ängstlich die sorgfälttig ausrasierten Brauen n zusammen nziehen. Ein n stimmigerr Gesamtein ndruck zwiscchen Haltungg, Gang und d Mimik enttsteht, wenn die sorgfäältig stilisierrten und geschmückten n Augenbraauen zu den n leicht fallenden

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Augenliedern passsen. Der Gesamteindru uck in Verbindung mit d dem fuchsigg-schnürend den Gang in passendem m Schuhwerrk mit schm malen Absätzeen über elf Zentimeterr ist eine exq quisite Übu ung für den bekann nten und beegehrten Kn nackarsch au uf dem man n Walnüsse

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____________________ knacken kann (sofern man das will und Walnüsse zur Hand hat). Kein sündteures Fitnessstudioabonnement mit monatelangen Sit-up Quälereien kann solche Ergebnisse erreichen. Welches Korsett das Richtige für die Geliebte ist, bleibt persönlichen Vorlieben des Entscheiders vorbehalten. Das klassische Korsett ist aus edlem Stoff, aber dennoch fest und darum besonders zu empfehlen. Die oft gewünschten Latexkorsetts sind nichts für Anfängerinnen. Die Geliebte wird nach einer ersten und fachlich fundierten Belehrung die Notwendigkeit eines solchen, aber nicht aus Latex erkennt. Der Nachteil von Latex ist, dass das Material viel weicher ist und einen größeren Bewegungsspielraum zulässt, was wie bereits dargelegt und darum verständlicherweise nicht gut ist. Aus der Kindererziehung ist ja auch bekannt, dass jede Nachlässigkeit zur Ungezogenheit führt. Warum also Altbewährtes in Frage stellen? Anzumerken ist, dass es vorwiegend bei weiblichen Verwendern immer noch Wissenslücken über die korrekte Trageweise gibt. Verehrte Leserin, die Schnürung gehört nach hinten und die Häkchen, sofern welche vorhanden sind, nach vorn. Sollten elastische Bänder am unteren Rand angebracht sein, werden daran Strümpfe befestigt, die aus edlem Material von einschlägigen Markenfirmen und nicht vom Kaufhaus-Krabbeltisch sein sollten. An dieser Stelle ist eine kleine Fachbelehrung angebracht, weil das Wissen über subtile Feinheiten in breiten Bevölkerungsschichten weitgehend verloren gegangen ist. Seidenstrümpfe erzeugen beim Gehen, oder beim übereinanderschlagen der Beine ein erotisches Rascheln, das den Kenner um den Verstand bringt. Nylon mit Naht ist

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________________ ______ etwas für f den Gen nießer, und nasse Strüm mpfe sind nur n für den extravaaganten Gesschmack in privaten Örtlichkeiten n. In letztereem Fall sind au uch augenscchmeichelnd der Latex un nd Bettlakeen aus gleich hem Materiaal zu empfeehlen. Aber auf diese Besonderhe B it komme icch in einem anderen Beericht ausführlich zurücck. Nur so viel v sei aus eeinem erotischen Lehrbu uch verraten n, dass scho on Großmüttter ihren Tö öchtern den Rat gaben: „Ein züchtigess Mädchen eine Mannssperson seh hr leicht an sich zu fesseln vermag, v weenn sie ihm in den Stieffel pinkelt.““ Doch ich möchte m nichtt zu sehr ab bschweifen und darum kommeen wir zum ursprünglicchen Themaa, zum Korseett zurück. Zur richtigeen Schnürun ng gibt es die verschied densten Ansichten und diee Experten befinden b sicch seit Jahrzzehnten in einem e erbittterten Glaubeensstreit. Au us humanisttischen und d hedonistischen Aspekkten hat die von n mir präferriert empfoh hlene Schnü ürung nichts mit Gewalt oder Unterd drückung zu tun, aber viel v mit intelligenter Su ubmission. Aus Qualitääts- und Dissziplinierunggsgründen sollte s die Schnürung vom an nbetenden Mann vorge enommen werden. w Dieese präzisee Vorgehenssweise hat einerseits e kö örperliche Gründe, G den nn die Schnürung des klaassischen Ko orsetts ist ve ergleichbar mit dem Sp piel der Kräfte bei b einem Schwerlastk S kran unter Voll-Last. V An ndrerseits siind intellekktuelle Ingenieurleistun ngen erford derlich, um durch eine raffinieerte Schnür--Hebelwirku ung und mitt geringstem m Kraftaufw wand das grö ößtmöglichee Reduzieru ungsergebniis zu erreich hen. Nur ein n

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erfahreener Mann ist i dazu fäh hig. Du glaubst das nicht und u unterste ellst mir Sexxismus? Dann beobacchte doch mal m Frauen beim b einparrken, und du wirst versstehen. Kommen wir w nun zu weiteren w De etails, deren n Beachtungg nicht

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____________________ nur wichtig ist, sondern beziehungsexistenzielle Dimensionen annehmen kann. Zur Schnürung sitzt oder steht die Geliebte mit dem Rücken zum Mann, der mit der Aktion am oberen Ende des Korsetts beginnt und sich sozusagen zur Mitte vorarbeitet. Das Schnürband wird in die Ösen des Korsetts eingeführt. Die Schnürung sollte mit Bedacht und gleichmäßig überkreuz bis in die Mitte des Korsetts, also bis etwa in Taillenhöhe vorgenommen werden. Falls du kleinere StöhnGeräusche, oder ein „quäl mich nicht Liebling“ deiner Geliebten hörst, soll dich das nicht weiter stören, denn solche Laute sind normal und gehören zu den anregenden Sentenzen in einer ritualisierten Handlung. Bei eher seltenen, vielleicht ärgerlichen Protesten hilft der sachliche Hinweis, dass ein Korsett die effizienteste Methode zur Taillenreduzierung ist, oder die Drohung der sofortigen Trennung von der Unverständigen. Dann ist üblicherweise Ruhe im Quängel-Karton. Für die Geliebte von Vorteil ist, dass die Sorgen um den nicht vorhandenen, flachen Bauch verschwinden. Mit einem Korsett muss keine Frau mehr eigentümliche Substanzen aus schweinteuren, kleinen Döschen trinken. Außerdem wird das Hungergefühl unterdrückt, das ja bekanntlich für den fülligeren Bauch verantwortlich ist. Kleine Inspirationspausen sind zu empfehlen. Jeder Künstler hält hin und wieder inne, um sein Kunstwerk zu betrachten, zu verbessern und um kleinere Nachlässigkeiten zu korrigieren. In der Taillenmitte angekommen, beginnt der schwierige Teil. Achte darauf, dass das Schnürband nicht mehr überkreuzt wird.

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________________ ______ Führe dann d das Baand auf beid den Seiten einmal e doppelt durch d die Ösen. Du D siehst jettzt auf beid den Seiten eine e Schlauffe. Anschließend schnürsst du wiedeer überkreuz weiter. Wenn W du an der d unteren n Öse angeko ommen bist, zieh das Band von außen nach in nnen durch Ösen. In die beiden b Endeen des Schn nürbandes solltest s du eine e sorgfälttig gebund dene Schleiffe oder eineen kunstvollen Knoten machen. Fü ür die korrektte Knotenteechnik empffehle ich ein nschlägige Fachliteratu F ur für Hochseeesegler, diee im Buchhaandel zu erw werben ist. Nicht empfeh hlenswert isst, die Schnürband-End den ohne Saach- und Kunstveerstand zussammen zu binden. Zum m Schluss korrigierst k d du das Band und die Unebenheiten der d Schnüru ung. Die Taiillenreduzieerung erfolgt durch die beiden b Schlaaufen in der Mitte der Taille. Falls deine Geliebte wie w angewiesen noch beewegungslo os steht oder sittzt, kannst du d das Korssett durch le eichtes Zieh hen in die endgülttige Position bringen. Abschließen A nd solltest du d noch kontrolllieren, ob die d Ösen akkurat parallel sitzen. Ein bereit gehalteenes Lineal mit Millimeeterunterteilung hilft bei der Abstandmessung und u erzeugtt ein hübsch hes Geräuscch beim Auftreffen m jetzt pralll abstehend den Arsch der Geliebten. auf dem Wiederrholungen sind s zur Belo ohnung durrchaus angeebracht und d werden n geschnürtt gern entgeegen genom mmen. Perfektioniisten halten n das Kunstw werk mit deer bereit gehalteenen Digitallkamera fürr die Nachw welt fest. Fallls die Bänder zu

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lang sin nd, bindest du noch ein ne zusätzliche Schleife,, oder falls dadurch dein ästhetisches Em mpfinden ge estört wird, versteckst du die Bänderr unter dem m Korsettran nd. Leider gibt es über diee optimalen n Korsetttragezeiten keeine

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____________________ allgemein anerkannten Empfehlungen. Nach meiner persönlichen Erfahrung, steht einer liebenden Geliebten ein Korsett zu jeder Tages- und Nachtzeit. Falls die Geliebte eine karrierebewusste Frau ist, sollte das Korsett auch beruflich getragen werden, denn der bereits erwähnte, selbstbewusst-schnürende Gang (ein dezent bestrumpftes Bein, leicht überkreuz vor das andere) ist für die Karriere förderlich. Wichtig ist, dass sich nicht nur der Körper, sondern auch der widerstrebende Geist der Frau an das Korsett gewöhnt. Ein motivierender Aspekt soll nicht unerwähnt bleiben. Durch den geraden Rücken stehen auch bei der fülligeren, etwas älteren Dame die Brüste wieder so stramm ab wie bei einer siebzehnjährigen Cheerleaderin. Das Letztere allerdings nur bei einem brustfreien Korsett. Damit komme ich nicht nur zu einem brisanten Teilaspekt, sondern auch zu einer ernsten Warnung für meine interessierten Leserinnen. Die Anschaffung eines Korsetts wird oft fälschlicherweise als rein weibliche Angelegenheit gesehen. Das ist falsch. Die Frau als solche mag zwar eine natürliche Beziehung zu allerlei nützlichen Wäscheteilen aus pflegeleichten Materialien haben, aber bei einem Korsett verhält es sich vollkommen anders. Der Korsetterwerb erfordert Erfahrung und großen Sachverstand für eine hochkomplizierte Aktion, über die die Frau aus verständlichen Gründen häufig nicht verfügt. Eine dem Autor vor den Erlebnissen mit Sina gut bekannte und der Erinnerung nach wohlgeformte, aber zeitweilige Gefährtin wollte gefällig sein und überredete, vermutlich voller Euphorie und

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________________ ______ Sehnen n, eine flach hbrüstige un nd beste Fre eundin als fachkundige f e Beraterrin zu einer gemeinsam men Korsettt-Einkaufsto our. Die Berratung der wohlmeinendeen Freundin n führte zum m Erwerb eines billigen n Korsettt-Machwerkks, das seineen Namen noch n nicht einmal e ansatzw weise verdieente. Die vo orher wund derschönen,, schweren Brüste wurden n durch dass falsche Korrsett wie üb berreife Meelonen zerquetscht. Das Korsett K und die sich alss Gefährtin angebotene a e Dame sind niee wieder zum Einsatz gekommen. g Über den Verbleib V der besten Freundin gibt g es leider keine Hinw weise. Diesees erschütternde Beispieel einer sow wohl mensch hlichen, wie e auch korseettierten Traagödie zeigt, dass d ausschlließlich Män nner über den d notwendigen, ästhetischen Sachverstand veerfügen.

Damit möcchte ich meiine philosop phischen Beetrachtungeen vorerstt abschließeen und ich hoffe, h dass ich dir helfeen konnte. FFalls du dich fraagst, woherr ich meinen n reichhaltiggen Erfahru ungsschatz h habe,

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frag Sin na. Sie wird es dir gern erklären.

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Liebes- und vorbereitende Mordzeiten

In Pompeji und Herkulaneum fand man bei Ausgrabungen in die Mauern eingeritzte Sprüche wie diesen: „Hier entsinne ich mich, ein Mädel gevögelt zu haben. Nicht verrat ich's der Gattin, wenn sie vor Neugier auch platzt!“ ____________________

Die Sünde, also Sina wurde schnell zu einer mein Leben bestimmenden Gewohnheit, die ich nicht mehr missen wollte. Ich habe an die ganz große und an die ewige Liebe geglaubt, an gehauchte Treueschwüre und an gestöhntes Liebesgeflüster. Ich war verliebt und ich war meiner Sina bedingungslos treu. Aber das Gefühl des verliebten Herzschlags löste bei mir noch keine Überlegungen über die Ursachen und Folgen aus. Zwar war mir bewusst, dass die junge und unverbrauchte Sina Sidonius purer Sprengstoff war, aber ich bin lernfähig und wollte trotz der Gefahren, die solche Dinge nun mal als wesentliche Eigenschaft besitzen, behutsam und dauerhaft damit umgehen. Trotz und in aller Liebe setzte mein nüchterner Verstand nicht vollkommen aus. Aus vielerlei Gründen erschien es mir besser, wenn Sina zwar nach Bedarf verfügbar, gleichzeitig unter vorsichtigabhängiger Kontrolle, und zwar so, dass sie es nicht als solche empfand, aber sich in sicherer Entfernung vom heimischen Heilbronn aufhielt. Dieser Zustand war zwar für den Normalbürger nur schwer herzustellen, doch durch die langen Jahre als Unternehmer erfahren,

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________________ ______ wusstee ich was zu tun war. Jeetzt war mein Alter kein n Nachteil m mehr. Aber icch durfte miir nichts vorrmachen. Mit M zunehmeendem Alteer sind größeree, aber woh hlüberlegte Investitionen um der Konkurrrenzfähigkeeit Willen nun mal notw wendig. Hotels waren, und das ahn nte ich intuitiv, für unsere Vorlieb ben sowohl aus a Reinlich hkeitswie aucch aus Gerääusch- und eigentlich e auch aus finaanziellen Gründen ungeeiggnet. Sina hatte h mir mit dem Hinw weis auf äuß ßerste Diskrretion zu verstehen gegeeben, dass sie s glücklich und äußersst ehrsam m mit M aus der d allerbestten Heilbro onner Gesellschaft einem honorigen Mann verheirratet und eigentlich niccht so sei, wie w es vielleicht den An nschein hätte. Nach weniggen Wochen war ich zu u der schneellen Entscheidung gekommen, dass wieder w einm mal der richttige Zeitpun nkt für eine steuerm mindernde Investition gekommen n wäre. Das Appartemeent in der obeeren Sindelffinger Innen nstadt mit einer e großen und nichtt einsehb baren Terraasse und dem Blick übe er den Ort und u gleichzeeitig auf die eheemalige Hau uswirtschafttsschule, in der brave Mädchen M ehemals mit Zuccht zur Ordn nung angeh halten wurden, das mirr von einem m ihm verpflicchteten Stuttgarter Bau uunternehm mer angebo oten worden n war, erschieen mir, um das d Angenehme mit de em Nützlichen zu verbinden, für die beabsichtiggten Zweckee am geeign netsten. Sina Siodon nius liebte besondere b Spiele S und ich i bewund derte n nahe kaam, ihren Einfallsreichttum, der meiner Phanttasie nicht nur

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w übertraaf. Die sondern ohne langges drum heerum zu disskutieren, weit ert. Sina Sidonius war d die Regeln waren von Anfang an klar definie A ein Nichts. N Wenn sie mir mit ihrer alleinigge Hausherrrin und der Autor glocken nhellen Stim mme ins Ohr flüsterte: „Darf´s ein bisschen m mehr

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____________________ sein“, war es für mich wie eine göttliche Offenbarung und das Paradies. Aber ich war nicht so einfältig, nur wegen einer Frau den Verstand und noch mehr zu verlieren. Dennoch konnte ich es nicht leugnen. Schon nach wenigen Wochen begann Sina mein Leben in ungeahntem Ausmaß zu beeinflussen. Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen und vielleicht ahnst du es schon. Es war der Anfang einer zeitlich ziemlich beschränkten, einer überirdischen und unendlichen Liebe für eine ziemlich kurze Zeit. Das ist aus meiner heutigen Sicht und mit etwas Abstand betrachtet, an sich kein weltbewegendes Ereignis. Solche Dinge passieren täglich an jeder Ecke. Jeder liebt Irgendwas und irgendwie irgendwann, hin und wieder und dann und wann für was auch immer. Jeder Fast-Verhungerte wird alles dran setzen, Dinge zu bekommen, die seinen Hunger stillen, und wenn es nur Fast-Food ist, und für Verdurstende sind sogar schlammige Wasserlöcher Zeichen des Himmels. Heute sehe ich das natürlich anders. Verliebtheit ist ganz offensichtlich nicht eine besondere Art der Kurzsichtigkeit, sondern ein Problem der Nahsicht. Wahrscheinlich hätte mir damals eine stärkere Brille genügt, um mich zu heilen, aber die hatte ich aus verständlichen Gründen nicht auf der Nase. Eigentlich war es nur ein triviales Spiel, das von unzähligen Frauen und Männern so oder so ähnlich jeden Tag gespielt wird. In diesem moralischen Zwiespalt gab es für mich mehrere Alternativen. Die erste Alternative war, die Sicherheit meiner Ehe zu wählen und auf jede wertvolle Erfahrung zu verzichten. Mein Gehirn und mein wacher Verstand hätten mir ja sagen

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________________ ______ können n: „Tu es. Daas ist gut un nd vernünfttig!“, aber die d waren zum damaliggen Zeitpun nkt neutralisiert. Ich haabe meine über ü alles geeliebte Sina geesehen, ihr verträumte v s Lächeln und ich las in n ihren blitzzenden Augen:„Was kann es da noch helfen? Du u verstehst nun einmal nichts anderees - so sei deenn wenigsttens mein Hund“, H wie Nietzsche in n einer ähnlich hen Situation einmal geesagt haben n soll. Sie hielt mir ihre Finger zum ab blecken hin und ich wusste genau wo sie vorh her waren. Welcheer gestandeene Mann mit m wachem Verstand kann k da nocch zur Normalität zurückkkehren. Du kannst immer noch nicht so richtig verstehen, waru um ich mich so o hingegebeen hatte? Icch werde ess für dich, lieeber verstän ndnisvoller, männlicher Leser in äh hnlicher Situation, und d für meine verständnis v slosen Leserrinnen in ettwas einfach herer, also in geraffteer Form erkklären. Es war w der freie e Wille einess mündigen n Bürgerss der wähleen musste. Der D eine bewusste Entsscheidung ffür den Himmeel mit Sina und u gegen seine (meine e) Ehe-Höllee getroffen hatte. Selbst ein e dreiköpffiger Höllen nhund hätte e mich nichtt von meineer Unbeuggsamkeit ab bbringen kö önnen. Aber die Ep pisode mit Sina S war niccht nur der Himmel, so ondern auch daas vorausseehbare Endee meiner siccheren Ehe und meiness Wohlsttands. Was soll ich mich beschwerren. Vom errsten Momeent an kannte ich das Risiko der riskaanten Invesstition in meeinen Gefühlsshaushalt. Es E war scho on immer so o: Je größer die erhofften

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Gewinn ne, umso hö öher das Rissiko des Tottalverlustess. Nur Feiglinge investieeren in ein konservativves Sparbucch mit Mickeerzinsen.

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____________________ Spurensicherung und Geständnis

„Aufhören wirst du zu fürchten, wenn du aufhörst zu hoffen, denn der Hoffnung folgt die Angst. Beides ist das Merkmal eines abhängigen, beides eines in Erwartung der Zukunft beunruhigten Gemütes. Das liegt hauptsächlich daran, dass wir uns nicht auf die Gegenwart einstellen, sondern die Gedanken in weite Ferne vorauseilen lassen... Die Erinnerung bringt die Qual der Angst zurück, die Voraussicht nimmt sie vorweg; niemand ist nur wegen der Gegenwart unglücklich!“ Seneca, 5.Brief

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Es gibt eine goldene Regel in der Kriminalistik. Sie lautet: „Es gibt keine Regel.“ Aber es gibt auch einen weitgehend unbekannten Zusatz zur Darwinschen Evolutionstheorie, den ich dir verraten möchte. „Nur wer wirklich gut ist, überlebt.“ Das bedeutet, der Clevere wird nicht erwischt und die Durchfallquote ist hoch. Daran hätte ich denken sollen. Damals, in meinen jugendlich-revolutionären Sturm und Drangzeiten war es mir eine Berufung. Die gesellschaftsverändernde Forderung „macht kaputt, was euch kaputt macht“, war meine Losung für einen revolutionären Neuanfang. Aber die Wege des Schicksals sind unergründlich und die ohne nachzudenken gerufenen Sätze aus meinen aufrührerischen Jugendtagen sollten jetzt endlich in Erfüllung gehen. Der berühmte Zufall hieb mir mit voller Wucht seine Faust in die Fresse, und beim stolpern bin ich voll auf meine

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________________ ______ vorlautte Schnauzee gefallen. Mein Freun nd, ich bittee dich flehentlich: Falls du dich jem mals in so eineer prickelndeen Situation n wie in diesem Buch beschrieben b n befindeest, dann acchte auf jed de Kleinigkeit. Verleg niiemals dein ne Brille zusamm men mit deinem Verstaand. Es sind d nicht die großen g Besond derheiten, es e ist der winzige Stein der ein kun nstvoll ersteelltes Gebäud de zum Einssturz bringeen kann. Darum höre, lese und meerke dir gut: Bleeib in jeder Sekunde daas Tages achtsam wie ein e Luchs vo or dem Überqu ueren einer Autobahn. Auch wenn n du denkst, dass du alles perfektt organisiertt hast. In deen kurzen Momenten M d Zerstreu der utheit lauern die größten n Gefahren. Zwar ist die Technik heutzutage h eetwas weiter,, aber vertraau niemals einem Foto ohändler, od der Jemandem der dir ein Stück Papieer als Quittu ung gibt. Es gibt gewisssenlose Gessellen, die ohn ne nachzufrragen fertig entwickelte e Fotos an fremde f Men nschen herausggeben, die einen Abho olbeleg vorle egen, ohne sich gewisssenhaft zu informieren, ob b die Abholeende auch dazu d berech htigt ist. Ich kann dir nur raten: Geh fremd, enttferne soforrt deine Spieegelreflexkaamera, falls du u so etwas noch n besitztt. Wirf das untaugliche u Teufelsgerät in den nächsten Müllcontainer und u kauf dir umgehend d ein digitalles Fotogerät mit ausrreichendem m Speicherp platz. Aber achte a darauf, dass das Gerät gut und sicher in eiinem Tresorr verwahrt ist. i ummerweisse ein In meinem Fall war ess kein Stein, sondern du von mir verwechseelter Abholbeleg für die Fotos vom m letzten

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Geburttstag der Familie. Nun weiß w ich, daass Fotos nu ur noch seh hr selten beim Fo otohändler abgeholt werden w müsssen. Daran kannst du erkennen, dass meeine Erlebnisse mit Sina schon ein nige Jahre zu urück liegen. Doch das soll dich nich ht irritieren, denn ausggerechnet m mir,

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____________________ dem pseudokonformen Bewahrer des Unantastbaren ist es passiert. Jahrzehntelang hatte ich mich für die Umwelt engagiert. Ich habe grüne Bäume geschützt wo ich nur konnte und jeden wuchernden Busch mit den Augen des Kenners betrachtet. Greenpeace besaß mein volles Vertrauen. Jeder vollschlanke Wal, der nachts und im Regen verloren am Straßenrand herumstand, bekam von mir fünfzig Euro, damit sie sich was Warmes zum Essen und was Anständiges zum Anziehen kaufen konnte. Ich bin brav und politisch voll korrekt mit der mir umgehängten Strohtasche zum Einkaufen in den Bioladen und auf den Gemüsemarkt marschiert, obwohl mir nach leckerem Frischfleisch zumute war. Keinen bösen Gedanken hatte ich beim Aussuchen von Gurken, Feigen und anderem Obst. Ich habe mich mit meinem schmerzhaft gefüllten Beutel abgeschleppt. Immer mit dem Glauben an das Jute und die Kraft der Natur, die es zu schützen galt. Mein Herz war voller Liebe und schon morgens sang ich mit froher Stimme: „Wo wir uns finden, wohl unter Linden.“ Aber nicht Einer hatte mich davor gewarnt, dass grüne Wälder und pure Natur gefährlich sein können. Darum hör auf meinen Rat: Begib dich nicht in Gefahr. Falls es dich danach gelüstet, deinem Dachs mal die Natur zu zeigen, meide unter allen Umständen sonnige Waldlichtungen und bleib mit beiden Beinen auf den befestigten Wegen. Und falls du ganz sicher gehen möchtest, dann verlasse niemals die asphaltierte Bahn deiner Verpflichtungen. Die Leitplanken sind Regeln, die dich vor den Gefahren eines Ausbruchs bewahren. Wenn du meinen Rat befolgst, kann dir eigentlich nichts Schlimmes passieren. Du hast genug von meinen Ratschlägen und möchtest endlich mehr von Sina und von meinem Schicksal erfahren? Bei mir hat sich

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________________ ______ alles an nders entwiickelt, denn n ich hatte keinen k Freund, der mir mit Rat und Hillfe zur Seitee stand. Niemand war da d um mich h, den sinnenffrohen Natu urfreak zu schützen. s Ich soll nich ht so dumm m herum red den sondern n endlich errzählen was geschehen istt? Ja mein Freeund, es ist bedauerlich und die Grünen, G abeer auch das Bün ndnis 90 weerden es niccht gern hören wollen. Ich bin übeer eine geballte Überdosiss Natur gesttolpert. In meinem m Fall brachten men, besond ders die herrlichen wunderschöne Naaturaufnahm Detailaufnahmen auf der kleinen, versch hwiegenen Waldlichtun W ng, etwas abseits a am Hölzersee, im hohen Gras, G dort wo w die Bäum me beginnen und das Schilfrohr endet, e mein n kunstvoll aufgebaute a es ZweiFrauen-ein-Mann--Beziehungssgebäude mit m lautem Krachen K zum m Einsturrz. Meine Eh hefrau konn nte die wunderschönen n Detailaufn nahmen der ihr zwei fremd den und seh hr nackten Frauen F und des unbekaannten Herrn im hellen Waldlichtung W gslicht als eiindeutig ihrr nicht zugehörige, aber daafür nach nääherer Unteersuchung der d vielen Bilder B als meeine Körpertteile und meinen m nackten Arsch id dentifizieren. Denn sie war nicht geepierced un nd Sina in meinen m Armen war eind deutig die scharfe Herrin der Silberringe, die siee aber nicht an den Finggern trug. Du bist verrwirrt? Das Rätsel werd de ich für dich sofort entwirrren. Die Gesschichte mit Sina war die d immer gleiche, g ban nale Geschicchte, die au uch Johann Wolfgang von v Goethe schon selbsst

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erlebt, und in seinem Faust II, im ersten Akt beschriieben hat: hes Fest ich auch ersann, ward um msonst begaangen; „Welch Pfänderspiel und dritter d Mann, wollten nicht n verfan ngen.“ Es ist nun mal m unabän nderliche Tatsache. Mitt einer

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____________________ leidenschaftlichen Geliebten probiert man das aus, was man sich im trauten Heim nicht traut und auch niemals bekommt, weil man es nicht macht. Ja, ich gebe es zu. Meine Sina war nicht abgeneigt, sich mit frivolen Paaren zur Freizeitgestaltung zu treffen, und ich habe sie nicht daran gehindert, sondern auch mitgemacht. Denn mein Grundrecht auf ausschweifende Orgien wurde in meiner Ehe nicht nur brutal unterdrückt, sondern war auch unerwünscht. Meine verzweifelten Beteuerungen „Schatz, ich weiß wirklich nicht, wie die Fotos entstanden sind“ waren nur noch aussichtslose Floskeln. Von den Vieren war ich als Einziger deutlich zu erkennen. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Ich hätte Sabine und Dieter noch deutlicher sagen sollen, dass ich beim fröhlichen Outdoor-Treiben nicht abgelichtet werden will. Auch mein beschwörendes Flehen „Schatz, es ist nicht so wie es aussieht“ war vergebens. Zwar gibt es für den Täter unzählige Wege und Verstecke, aber ich hatte die Hoffnung auf ebenso viele Möglichkeiten der Rettung aus meiner misslichen Situation. Aber es war eine trügerische Hoffnung. Eine sofortige, hochnotpeinliche Hausdurchsuchung meiner intimsten Privatsphäre brachte noch weitere Beweisstücke ans Tageslicht, und in Sekundenbruchteilen entstand eine nicht mehr zu stoppende Kettenreaktion die mich wie eine grausame Lawine überrollte. Angesichts der Beweislage hatte ich jedes Recht auf eine faire und wortreiche Verteidigung verwirkt. Meine Ehefrau bestand als Hintergangene auf ihre Anrechte und auf eine kunterbunte Mischung von Rache-, Schmerz- und Enttäuschungsgefühlen, und ich, der gewissenlose Frevler war der

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________________ ______ Furie wehrlos w ausggeliefert. Vielleicht fragst du dicch jetzt beso orgt: „Wie konnte k so eetwas nur passsieren? Waar deine häu usliche Vollzugsanstaltt nicht sicheer genug?? Hattest du u es nicht warm, trocke en und gemütlich?“ Die Frage: „Wie konntte ausgerechnet mir so o etwas nur passierren?“ habe ich mir im Nachhinein N auch immeer wieder geestellt. Damit meine m ich nicht n die vorrhersehbare e Katastrophe am Schlu uss der Episodee mit Sina. Die D war als zwingend eintreffende e es Ereignis abzusehen. Jede Geschichte G h eine Urssache, einen Anfang, eein hat Mittelteil und imm hat mer ein vorb bestimmtess Ende. Im Nachhinein N mich viiel mehr diee Frage bew wegt, was fü ür Ursachen zum Zusamm mentreffen zweier Menschen führt? Diese wichtige Frage kann k ich dirr heute bean ntworten. D Die Ursache ist der „richtige Augeenblick“, de er dann erreeicht ist, weenn die Schmerrzen und Leeiden am größten sind. Dann gibt es nur noch h einen Gedankken: „Ich wiill meinen unerträglich u hen Zustand d sofort ändern.“ Wenn du dich d in dieseem Zustand befindest, musst du nur noch gleicheermaßen Betroffene fin nden, und das ist nicht sehr schweer. Leidend de erkennen sich, oft über ü hunderte von Kilo ometern hin nweg, denn es gibt ja dass Internet. Auch A bei miir musste eiinfach passiieren, ich kon nnte mich nicht dagegeen wehren. Damals war Sina die wirksam mste Droge aller verfüggbaren Mitttel um mich h von meineen Beschw werden zu befreien. b

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Etwas habee ich darauss gelernt: Man M sollte daas Leben nicht nach deer Länge deer Tage bew werten, sond dern nach der d Zahl der Ereignisse. Nur aus Erfahrunggen werden geachtete Experten gemach ht. Die Feiglinge und Versager V bleiben brav zuhause hoccken

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____________________ und fügen sich ihrem Schicksal. Oder wie ein leider inzwischen verstorbener Großonkel vor langer Zeit einmal zu mir sagte: „Sohn“, dann schwieg er einen Moment wie abwesend im Geiste. „Das letzte Mal, wo ich einer Frau vertraut habe, das war in Paris im Jahr 1940. Sie sagte, sie wollte nur schnell mal ´ne Flasche Wein holen gehen. Und zwei Stunden später sind die Deutschen in Frankreich einmarschiert.“ Dann saugte er mit einem schmatzenden Geräusch an seiner Pfeife und ich glaube mich zu erinnern, ein Tränchen, aber nur ein winziges, in seinen alten Auge gesehen zu haben. Nach einigen Minuten nachdenklichen Schweigens folgten kluge Worte eines langen Daseins, die ich dir nicht vorenthalten möchte: „Aber am Ende bedauerst du jeden Schuss den du nicht abgefeuert hast.“ Danach verfiel er in Schweigen und sprach bis zu seinem Lebensende nie wieder ein Wort. Solche unvergesslichen Leitsätze erfahrener Menschen haben den zukünftigen Lebensweg eines sensiblen jungen Mannes geprägt. Die Schlussszene meiner Ehe und meiner großen Liebe möchte ich dir nicht vorenthalten. Sie ist wichtig, damit du, falls du in eine ähnliche Situation gerätst, nicht in tiefe Hoffnungslosigkeit verfällst. Im nächsten Kapitel erfährst du, wie es mir weiter ergangen ist.

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Rettungsveersuche

„Die So orgen um deine d Existenz bedeute en nichts. Ess sind nur scchäbige Gefü ühle. Kontoaauszüge, Veerträge, Besitz und Verssprechen sind im A Angesicht der Ewigkeitt noch nichtt einmal ein Windhauch h. Für den denkenden Mensschen ist nur der Tod ein existenzielles Problem.““ Paul van Cre e

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Während der d stressreichen Monaate, in deneen ich alles m mir möglich he und auch h den Versu uch unternaahm, Unmögliches mögglich zu machen, nur um meine m gelieb bte Ehefrau u zu besänfttigen und um m Ehe und Besitz zu retteen, hatte ich h naturgem mäß wenig Zeit für Sina,, und w liquide Mittel. Zwar Z bestan nd noch Ho offnung auf einen noch weniger guten Ausgang, A ab ber letztend dlich befand d mich in ein ner vergleicchbaren Situatio on wie der olle o Varus in n der Schlaccht im düsteeren Wald. In meinerr bedingunggslosen Kapitulationserrklärung waar weder Plaatz und noch weniger w Kapital für zwei Frauen vorgesehen. Es E war vorbei und gegesseen. Die gut getarnten Feinde F im dichten d Gesttrüpp der Absichtten und Ziele verhinderten meinen Durchblicck. Dieser Zusttand ist an sich s nichts Besonderes B s. Jeder der sich

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schon mal m in so ein ner Situatio on wiederge efunden hatt weiß, dasss unter strengsster Bewach hung der Beewegungs- und u Investittionsradius ziemlich eingeschrränkt ist. Mir ging es niicht anders.. Ich stand u unter strikterr Observanzz mit der Pfllicht zur abssoluten Beffolgung der mir

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____________________ vorgegebenen Regeln, garniert mit meiner bedingungslosen Unterwerfung. Die gemeinsame Haushaltskasse wurde argwöhnisch und Pfenniggenau kontrolliert und das Tageszeitkonto lückenlos überwacht, während das tränengeschmückte Vorwurfskonto Dehnungsstrapazen bis zur Schmerzgrenze erdulden musste. Ich gab mich als perfekter Büßer. Mein vollkommenes Wohlverhalten war mit dem kompletten, mir zu Verfügung stehendem Verwöhn-Aroma, beginnend bei Amsterdam (Blumen aus) bis Zerknirschung (absolute) garniert. Dazu kam mein tiefes und aufrichtiges Bereuen mit dem vollkommen unwirksamen Versprechen, es niemals wieder zu tun. In dieser Situation hätte mich jeder Blumenhändler adoptiert und sofort sein Geschäft durch einen größeren Anbau erweitert. Vielleicht interessiert es dich, was aus meiner sechzehnjährigen Ehe und meiner überalles geliebten Ehefrau geworden ist? Meine kurze Wohlverhaltensperiode hatte nichts bewirkt. Die seelischen Schmerzen, die ich ihr durch meine Affäre zugefügt hatte waren zu groß. Sie wollte Gerechtigkeit für sich und meinen Kopf, aufgespießt auf einer Stange und ausgestellt in der Donnerkuppel der hintergangenen Ehefrauen. Ich wollte es verdrängen, weil mir mein Glaube an das Gute m Menschen Halt gab. Immerhin steht schon in der Bibel geschrieben, dass man dem Sünder verzeihen soll. Aber es war offensichtlich. Sie beabsichtigte, über meinem auf einem Silbertablett liegenden, bluttriefenden Haupt, mit hochgezogenem Rock einen ausschweifenden Tanz zu Ehren von Nemesis aufzuführen, um dann meinen gespaltenen Schädel an ihrem Frauenstammtisch, auf dem

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________________ ______ Affenfeelsen der hintergangen nen Frauen, zur Begutaachtung im K Kreis herum gehen zu laassen. Was sollte ich tu un? Ich war nicht mehrr ihr w das arm me Würstchen im eigen nen Darm, d das Lebenssinhalt. Ich war zwar mutig m die Tatt, eigentlich h Taten in Se erie beganggen, und damit avantgaardistische Größe gezeeigt hatte, aber a nur nocch ausgezuttzelt am Telllerrand lieggen zu bleiben hatte. Zwar hattee ich nach meiner m Mein nung meine Missetaten n ausgieb big bereut um u mich von meiner scchweren Geewissenslastt zu befreieen. Aber meeine Ehefrau u wollte mirr nur noch vor v die Füßee kotzen. Ich war un nd blieb derr Sündenbocck für die Su umme allerr jemals erlitten nen Verfehlungen, Dem mütigungen, Ungerechttigkeiten un nd der alleinigge Verursach her aller ehelichen Misssstände, sttellvertreten nd für alle Määnner, die jaa bekanntlicch nur schlaachtreife Schweine sind d. Alles was wir in der Verrgangenheitt gemeinsam m erreicht und u geschafffen hatten,, verlor dram matisch sein nen Wert und verkehrtte sich ins Gegentteil. Es klingt scchrecklich, aber a du mussst dich nich ht fürchten. Wenn du das alles vermeeiden willst,, bleib brav,, bezahl deiine Hypotheeken R Dann n kann dir niichts passieeren. und settz dir ein Zieel – deine Rente. Wenn du d trotz meeiner Warnu ungen in ein ne ähnliche Situation kommst, denk an n mich. Mitt dem schön nen Satz: „EEs tut mir so o leid, ich wusste nicht was w ich tat“ lässt sich zu um Beispiel ein Mord einigermaße e en entschu uldigen, und d man gehtt über die le eidige Angellegenheit nach

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Aussprechen einer den Verhäältnissen an ngemesseneen Strafe, w wenn es w du Peech hast, nach fünf günstigg läuft nach der Bewährungszeit, wenn bis sieb ben Jahren, wieder zur Tagesordnung über. Bei B einer aufgeflogenen Afffäre wirkt ess nicht. Meiine düpiertee Frau wolltte

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____________________ einfach nicht einsehen, dass die Ereignisse ohne ihre Mitschuld niemals geschehen wären. Sie wollte Gerechtigkeit – ihre Gerechtigkeit und nicht das was ich darunter verstand. Aber mir blieb noch ein unantastbarer, wertvoller Besitz. Ich hatte die unerschütterliche Kampfmoral der Heiligen auf meiner Seite. Ich ließ mich geduldig misshandeln und empfand mein Martyrium als verdiente Strafe, damit ich mich über andere erheben und predigen konnte: „Sehet her ihr mutlosen und verzagten Ehekrüppel, ich hab es getan, ich war so mutig, zwei Frauen gleichzeitig zu beherrschen. Das müsst ihr erst mal nachmachen, ihr erbärmlichen Ehewixer.“ Das konnte ich von mir behaupten, und ich, der optimistische Revolutionär war stolz darauf. Nun klingt mein Schicksal für dich vielleicht lustig, aber das war es nicht, denn die moralischen Gesetze hatten nicht nur bei mir kläglich versagt. Sie konnten meinen Zustand der Unfreiheit nicht länger erhalten. Mir war zwar bekannt, dass Befreiungskämpfe keine Fairness, sondern nur unversöhnlichen Fanatismus mit Nachtreten kennen. Aber als ich mich als Betroffener mitten im Scharmützel befand, war es eine ziemlich schmerzliche Erfahrung, dass enttäuschte Liebe kein Herz und kein Mitleid kennt. Ich musste erkennen, dass es in einer Ehe wie im Krieg zugehen kann, und Liebe und Lüge, geforderte Moral und schwere Regelverstöße zusammen gehören. Es war zwölf Uhr mittags, am dritten Tag nach Sylvester, als sie beschloss den Baum raus zu werfen und mich hinterher. Ich bat Gott um Vergebung, es hat nichts gebracht.

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________________ ______ „Wehe dem m Besiegten n“ war das Geheul G der heisshungrrigen Hyänen n, und mein ne ökonomischen Basiss begann grö ößere Rissee am Fundam ment zu zeiggen und zu wanken. Meine M Frau und u ihre Scheidu ungsanwälttin fanden, dass d jeder Besitz B an üb berflüssigen n Dingen Eigentum sei, s und meein Eigentum m ein Verbrechen, solaange es noch mir m gehöre und u nicht ihr. In ihrer desstruktiven Gemütsverf G fassung konfiszierte siee als Reparaation den mobilen, eheemals untrennbaren Beesitz, um sicch ein neues, standesgem mäßes Dom mizil einzuricchten. Der verbleibend v de Rest und dazu die Immobilien mit der schnuckligen Woh hnung für diie diskreten Stunden n mit Sina wurden w durcch das messserscharfe SSchwert des Sch heidungsrichters unparrteiisch gete eilt. Das Teiilungsverhältnis war sieebzig zu fünff. Siebzig Prrozent der ersten e und zweiten z Hälfte des verbliebenen Resttvermögenss fielen ihr zu. z Fünfundzwanzig Pro ozent meinerr noch verw wertbaren Habseligkeite en wurden zur Beute raffgierriger Anwälte, die eineen fairen Vergleich ausggehandelt h hatten. Die restlichen Erin nnerungen an a gute Tage und die Hypotheken H verblieben bei mirr, und meiner Bank die Hoffnung, dass ich diee ungsschuldeen eines fern nen Tages würde w zurücckzahlen kö önnen. Trennu Das waar nicht viel,, aber immeerhin konnte ich als Aktivposten d die wertvo olle Erfahrun ng, dass maan dann am meisten geehasst wird, wenn man einmal sehr geliebt g wurd de, verbuch hen.

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Du findest meine Einstellung unm moralisch? Ich nicht, deenn ich habe eine sensatio onelle Entdeeckung gem macht. Es gib bt zwischen n den Mensch hen universsell gültige Gesetze. G Ein nes davon isst das uraltee Gesetz vom Zusam mmenwirken von Koste en, Nutzen, Stärke und

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____________________ Schwäche. Oder anders ausgedrückt: Die Investitionen müssen, wie bei einer altertümlichen Waage in etwa dem Nutzen entsprechen. Zeigt eine Seite Schwäche, schlägt die Waagschale aus und es entstehen Probleme. Eigentlich ganz einfach zu merken. Du glaubst das nicht? Vielleicht erinnerst du dich daran, wenn du gelegentlich ein beliebiges Justizgebäude in einer Stadt deiner Wahl betrittst. Eine junge, meist nur spärlich bekleidete und bedauerlicherweise blinde Dame mit einer Waage und einem Schwert in der Hand zeigt dir den richtigen Weg. Zweifle nicht an der ausgleichenden Gerechtigkeit, wenn sie wahllos um sich schlägt. Es ist aus ihrer Betrachtungsweise gerecht, denn jede Waage unterliegt unseren deutschen Eichgesetzen. So einfach ist Liebe zu verstehen.

Als Fan von Bertold Brecht musste ich zugeben, dass er Recht hatte. „Besitz besitzt - kein Besitz ist Freiheit.“ Am Ende des Trennungsprozesses war ich durch raffgierige Scheidungsanwälte und entsetzlich ungerechte Scheidungsgesetze pleite und abgemagert, aber frei von jeder Belastung durch Besitz. Es war ein grosses und heroisches Gefühl der Unabhängigkeit und der Sorglosigkeit, wenn man von meinem knurrenden Magen und den zugigen Übernachtungsquartieren in kalten Hauseingängen und unter Brücken mal absah. Wenig war mir geblieben. Schön war die Erinnerung an meinen letzten, den knittrigen 10-Mark-Schein mit der abgerissenen Ecke rechts oben. Die Deutsche Mark und der Geldschein sind Geschichte, wie meine Ehe. Auch mein Bauchumfang hatte während der Genesungsphase

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________________ ______ aus verrständlichen n Gründen ziemlich z abggenommen n. Und auch meine Steuer-- und Absch hreibungsdiffferenzen mit m dem Finanzamt hattten sich rellativ schnelll erledigt. Denn D nach der d Investitio on in meinee verlustreiche Bezieehung konn nte ich nichtt nur meinee Ehe abschreiben, denn wenn w nichts mehr da istt, dann gibtt es nichts mehr m zum Abschreiben. Heute macchen mich das d Bewussttsein und die Erfahrungg stolz, dass nu ur mutige Menschen M die Kraft aufbringen, miit gefährlich hen Affären n souverän umzugehen n. Das bedeutet nicht, dass d ich nun voll Selbstm mitleid zerknirscht in mich m geganggen bin und der Welt entsage. Ganz im m Gegenteill, solche Erffahrungen hatten h mir geholfen, g diie Liebe und ihrre Auswirku ungen etwass gelassener zu sehen. Alles, alles geht vorbei, doch wir siind uns treu u. Da war icch mir hunderrttausendprrozentig sich her, und in Gedanken war w ich bei meiner Sina, deer mir Treueen, mit der ich ein neu ues Leben in n Liebe und

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Frieden n beginnen wollte.

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Interessengeficke (Kopenhagener Deutung der Quantentheorie)

„Man muss den Männern zeigen, was sie sehen wollen. Stil ist, wenn unter einem Nerzmantel ein billiges Kleid aus dem Second-Hand-Shop wie ein schweineteurer Designerfummel wirkt. Und wenn es dazu nicht mehr reicht – Für eine Frau mit Phantasie ist Haut ist immer eine gute Alternative.“ Sina Sidonius

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Ich muss zugeben, es war eine schwere Zeit für mich, und ich war ziemlich eingeschränkt. Meine flüssigen Mittel, die mich bei sparsamster Haushaltsführung für ein ganzes Jahr ernähren sollten, reichten in der zweiten Januarwoche nicht einmal mehr aus meinen Jaguar zu füttern, der darum kurz vor dem Notverkauf stand. Zeitlich sah es auch nicht so gut aus, denn ich befand mich im Kampf um den kleinen Restbesitz aus meiner Ehe. Wenn ich überleben wollte, musste ich kämpfen, und ich war entschlossen, aus der Defensive zu retten was zu retten war. Aber ich befand mich nicht nur im Kampf um meine Existenz. Es war ein dreidimensionaler Mehrfrontenkrieg mit taktischen Manövern und neuen Allianzen. Hinter meinem Rücken spielte sich, von mir unbemerkt, eine lautlose Anpassung der praktischen Interessen ab.

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________________ ______ Am Anfangg fiel es mir nicht weite er auf. Aber in milden Nächteen hörte ich immer öfteer sibylliniscche Sätze vo on Sina, wiee zum Beispieel: „Schatz, ruf r mich heute Abend nicht an, ich h geh heutee früh ins Bettt“, oder „wir können uns u heute Abend nicht sehen, ich h hab so starke Kopfschmerzen.“ Die für micch bestimmtten Sätze hatten die gleiche Wirku ung wie betäub bende Nebelkerzen, mit dem Zwecck die Gegend kunstvoll zu illuminieren und mich m vom Taatort und de en Taten ab bzulenken. he war, dass meine Gö öttin den staarken Drangg nach mehr Tatsach Zuwend dung verspürt hatte. Eigentlich wäre w das ein schöner Drang D geweesen, wenn er sich nur auff mich, und nicht auf einen andere en Sofortgläänzer konzeentriert hätte. Im I Nachhinein kann ich h es ihr auch nicht verü übeln. Mein ne defizitäär-ökonomissche Situatiion ließ ihr keine andere Wahl, alss mir die besscheidene Rolle R des bescheidenen n Nachpolierers zuzuweeisen. Meine Rolle hatte sich ohne mein m Wissen gewandelt. Ich war d der dritte Mann M und musste m irgen ndwie und möglichst m schnell in deer Kanalissation verschwinden, jeedenfalls so o lange, bis meine m finan nzielle Situatio on nicht meehr so stinkeen würde, wie w sie es taat. Sie hat es mir nie gessagt, aber Siina war in der d guten Ho offnung, daass ich dafürr Verstän ndnis aufbringen würde, denn ich war und biin tolerant. S endette mein Traum, von waahrer Liebe und An dieser Stelle treuen Frauen. Ich h war verzw weifelt, und ich verstand d nicht meh hr, was

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um micch herum geeschah. „Warum tu ut sie mir daas an?“ warr die Frage auf a die ich zzuerst keine Antwort A wusste. In meiiner Not fan nd ich die Rettung in deer klassiscchen Physikk mit ihren Unbestimm U theitsrelatio onen. Geho olfen

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____________________ hat mir die Kopenhagener Deutung der Quantentheorie, die ich allen Hintergangenen nur wärmstens zur Anwendung empfehlen kann. Mein Freund, ich sehe vor meinem geistigen Auge deinen fassungslosen Gesichtsausdruck. Aber die Physik kann auch dir in vielfältigen Liebesproblemen helfen. Ich werde es dir jetzt einfach und nachvollziehbar erklären. Als ich eines Tages dachte, meinen Schmerz nicht länger ertragen zu können, ging ich in einen nahegelegenen Wald, um mein Herzeleid hinaus zu schreien, und um einen Baum, einen wahren Freund zu umarmen. Dabei sah ich nicht nur seine dicken Äste, sondern auch eine kleine Quelle, und plötzlich verstand ich das Prinzip. Im Chaos der Liebe gibt es ein klar strukturiertes Verhaltensmuster, ähnlich einem quirligen Wasserstrudel. Lässt man einer sinnlichen Frau einen Ausweg, vielleicht weil sie sich langweilt, oder beruflich zu wenig belastet ist, dann ändern sich die Strömungsverhältnisse. Wasser verhält sich nicht anders. Öffnet sich links ein Ausweg, dann fließt das Wasser nach links. Achtet man nicht auf die kleinen Lücken auf der rechten Seite, dann fließt das Wasser nach rechts. Beseitigt man unbeabsichtigt ein Hindernis, dann fließt das Wasser genau an dieser Stelle. Hindernisse werden zuerst behutsam umspült, dann gewissenlos untergraben und zum Schluss rücksichtslos weggespült. Das klingt brutal, aber so ist nun mal die weibliche Natur. Mit dieser epochalen Entdeckung musste ich nur noch die Ergebnisse meiner Beobachtungen in nüchterne Mathematik übersetzen. Mein erster Schritt war, mit wachem Verstand und glasklarer Logik die Orte und die Zeiten zu bestimmen, an denen ich nicht wachsam gewesen war, denn nur dort konnten die

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________________ ______ Risiken n gelegen haaben. Ich beegann die Bewegungsggrößen, zum m Beispieel fehlende Hindernissee, unbewach hte Zeiten, Ausweiichmöglichkkeiten, denkkbare Orte und den Akktionsradiuss meinerr Geliebten zu identifizieren. Damit bekam ich h eine Miscchung aus zweei Elementeen: Nämlich h mehrere unumstößlic u che Tatsach hen, und dazu den Grad d meiner Keenntnisse der Tatsacheen. Diese Mischung e Faktum. ergab ein Aber das hat mir noch h nicht gereicht. Auch meine m Nachlässigkeiten, mein Vertraauen in dass Undenkbare und mein n Verhaltten musste ich bei meinen mathematischen Berechnung B gen selbstkkritisch beacchten. Und zum Schluss meiner An nalyse mussste der Faktor „Perspektivve“ berückssichtigt werd den. In diesser Weise ko onnte ich meiin unglückliches Liebessschicksal ziiemlich genau berechn nen. Meine wissenschaaftlichen Berechnungen n ergaben ein e sehr präzises Resultaat: Ich allein n trug die Scchuld, denn ich war zu vertrauensvoll und zu gedankenlo os gewesen n. Das war ab ber nur ein Teil T der Ursache, denn auch die Perspektive in eineer legalisierrten Verbind dung mit mir m war mehr als Q z meiner Naachforschun ngen ließ keeinen frustrieerend. Die Quintessenz andereen Schluss zu u: Ich war nicht n länger Akteur mitt verdientem m Applaus für Höchsstleistungen n. Ich war zu um nicht maal mehr im hrlichen, weeil nach Belieben Vorspann erwähntten und darrum entbeh weit hatte ich i es verstaanden. austausschbaren Sttatisten deggradiert. Sow

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Alles was w mir zugeestoßen ist, war aus ein ner Wechseelwirkung deer Möglichkeiten und d der eingessetzten Mittel unter Beerücksichtiggung von Zeiit und Zuweendung entsstanden. Als kaserniertter Beobach hter mit eingescchränktem Aktionsradi A ius besaß icch keine Chaance, die

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____________________ Ereignisse zu beeinflussen. Sina, meine große Liebe waren mir entglitten. Immerhin hatte ich die Möglichkeiten, den Tatort und die Objekte nur mit dem Einsatz meines Verstandes eindeutig identifiziert. Meine sinnliche Geliebte war die neue Geliebte Ihres Arbeitgebers, den ohne Moos ist nun mal nichts los. Jetzt blieb nur noch die Frage offen: „Welche Mittel hat die geile Sau zur optimalen Wirkung eingesetzt?“ Erst sehr viel später habe ich es, mehr durch Zufall erfahren. Sina hatte die Macht ihres roten, und bis dahin noch nie als schnöde Arbeitskleidung missbrauchten Kleides entdeckt. Die optische Wirkung des Kleides und der Seidenstrümpfe, die wir zusammen von meinem mühsam Ersparten gekauft hatten, muss sensationell gewesen sein. Ihr damaliger Arbeitgeber, der Inhaber einer mittelgroßen Heilbronner Druckerei, sah an einem verregneten Montagmorgen seine Aushilfsbuchhalterin inmitten der grauen Aktendeckel plötzlich mit ganz anderen Augen. Natürlich bin ich nicht so blind, um nicht zu wissen, dass achtzig Prozent aller Seitensprünge am Arbeitsplatz ihren Anfang haben. Meine Situation war also nicht die seltene Ausnahme, sondern die alltägliche Regel. Dir mein Freund, der du dich vielleicht in der bekannten SpätMidlifecrisis mit realen Alltagsfrustrationen befindest, möchte ich an dieser Stelle den ermutigenden Tipp geben: „Verzage nicht, Aussehen ist nicht so wichtig, es gibt immer Hoffnung, wenn du über die notwendigen Mittel verfügst, oder zumindest den Eindruck vermitteln kannst, dass du diese besitzt.“ An anderer Stelle werde ich

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________________ ______ dir diesse Zusammeenhänge etwas näher erklären. e Bei Sina ko onnte es nurr verstandesgeleitet Lieebe auf den n ersten Blick mit m schweren n Augentrüb bungen gew wesen sein. Die optisch hen Werte ihres Brötch hen-Geberss gaben nich ht besonderrs viel her. M Mein Nachfo olger war kleein, etwas kugelig k und mit schütteeren, und noch wenigeer Haaren au uf dem Hintterkopf. Dazu mit einer starken Teendenz auf die „weit überr Fünfzig“ zu ugehend. Mit M solchen Voraussetzu V ungen war er für Sina ein ne dankbaree und dazu noch n leicht zu erlegend de Beute. Kein Vergleeich mit einem Klassem mann wie ess der sensib ble Autor ist, der allen n Anfechtun ngen widersstehen kann n, wenn er w will, was aber nicht zu oft geschieht. In den ersten Momenten der Erkenntnis war ich ziemlicch enttäusscht. Denn Verlassen V isst die ehren nvolle Variante im Liebesspiel und immer die besssere Altern native, als schmählich verlassen v zu u werden n, was ich als grobe Un ngerechtigke eit empfand d. Zwar ist ees etwas Allgemeines A s, dass Men nschen untrreu werden und Paradiese verloreen gehen, ab ber wenn angebetete Engel E fallen n, muss der Mann, im Geggensatz zur Frau, F die üb blicherweise e über ein Netzwerk N vo on mitfühllenden Freu undinnen veerfügt, sein Elend einsaam und unversttanden auskosten. Da saß ich nun, einsam m und unen ndlich trauriig. Zwischen n meinem m leblosen Mobiliar, meinem m schw weigsamen Telefon, meiner tiefen Hoffnungslo H osigkeit. Diee ersten dre ei Nächte, angenagelt aam

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Kreuz sind s angebliich die schw wersten, abe er danach wurde w es au uch nicht besser. Vielee Nächte lagg ich zitternd wach in meinem m zerwüh hlten Bett, mit m dem Bed dürfnis den Mond anzu uheulen, un nd morgen ns war ich unausgesch u lafen und scchweißgebaadet, wie eiin

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____________________ Junkie auf kaltem Entzug. „Geheiligt und verflucht sei dein läufiger, geiler Arsch“ war noch einer der zahmeren Flüche. In meinen Träumen trieb ich, so wie ich es bei den Professoren Alibori und Abronsius gelernt hatte, einen spitzen Holzpflock mit harten und entschlossenen Hammerschlägen in ihr kaltes Herz. Mit Zweifeln und Verwünschungen über die Weiber, insbesondere die Eine, war ich damit beschäftigt, meine unerträglich schmerzenden Liebeswunden zu lecken. Wer die ganze Bandbreite zwischen Lust und Leiden nicht kennt, braucht mir nichts mehr über Liebe zu erzählen. Ich habe sie gespürt - die Kraft der Liebe in ihrer ganzen Brutalität. Wie mit dem Affen im Genick musste ich alle Höhen und Tiefen des Entzugs durchleben. Für mich gab es nur noch wenig Hoffnung, dass ich jemals wieder clean werden, und ganz bescheiden zum öden Alltag zurückkehren könnte. „Irgendwann ist jeder mal ein Verlierer. Die Kunst ist, es sich nicht anmerken zu lassen.“ Das war mein Trost und die Sätze murmelte ich wie ein tibetanischer Wandermönch seine Gebete, unentwegt vor mich hin. Einige Monate litt ich wie ein schwer verwundetes Tier in einer unzugänglichen Wildnis. Keine Krankenkasse half mir, aber ich hatte ja viel Zeit, meine Wunden ausgiebig zu belecken. Doch dann, langsam, ganz langsam setzte der Heilungsprozess ein. Endlich, auf dem letzten Drittel des Genesungsprozesses begann meine Liebe so schnell wie Vanilleeis in der Sonne zu schmelzen. Ich befand mich auf dem Weg zur Sonne zur Freiheit, zum Licht. Ich war endlich auferstanden aus der Krise, ich der Unkaputtbare, der Stählerne der alle Prüfungen des Lebens

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________________ ______ übersteehen kann.

Ich weiß nicht, ob du es e weißt? Ohne O Verpflichtungen zzu leben isst ein wund derbares Geefühl der Un nabhängigkeeit. Jetzt ersst spürte ich die herrrliche Ruhe der grenzenlosen Freiheit, ohne d den materieellen Besitz meiner Ehee und ohne den sinnlicchen Stress meiner außereehelichen Akktivitäten. Ich musste mich m um nicchts und nieemand kümmeern. Keine Heimlichkeit H ten, war me eine Devise und ich hattte kein Zeitpro oblem mehrr. Etwas möcchte ich dir ganz g im Verrtrauen beicchten: Ich kkonnte meine Leiden nich ht aus eigener Kraft milldern. So staark bin ich n nicht. Ein hocchwirksamees Gegenmitttel war nottwendig, un nd ich möch hte dir das gro oße Geheim mnis jetzt verraten. Lieb besschmerzen können nur mit starken n Liebesdroggen bekämpft werden. Um meinee Schmerzen n zu überleb ben, musstee ich mit eissernem Willen und einer noch stärkeren Konditiion meine Körper K bis aufs Äußerstte belasten.. Gefährtinnen in Ich suchte willige und möglichst namenlose n Serie fü ür ein paar Stunden, S un nd sie waren dienstberreit in allen Formen n und in Üb berfülle da. Früher F mit Besitz und Ehestand E w waren sie nirggends zu finden, sie hattten sich vo or mir gut veersteckt. Jettzt konnteen alle meine Gedanken n lesen und d wollten meeine Wünscche erfüllen n. Ich war in n der Mehrzzahl der Gebundenen und u Unerreeichbaren daas Freiwild, der kapitale Bock, den n es mit alleen

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Mitteln n zu erlegen n galt. Die tiefe Deepression der d vergangenen Monaate beganneen mich allmählich zu verlaassen. Mein n Optimismu us und mein ne gute Lau une kamen wieder zurück, und die Tage wurden wiederr heller.

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____________________ Anschmiegsame Freundinnen, wie die mollige, aber umso obszönere Elke, die extrem gehorsame und schweigsame Susanne, die zur Begrüßung und ohne weitere Worte meinen Schwanz in den Mund nahm und nach einer Stunde und nach dem Putzen der Küche ohne zu sprechen wieder nach Hause ging, und nicht zu vergessen, die bis in die frühen Morgen unermüdliche Sandra, die sich bei mir die ersten Sporen verdienen konnte und die sich dank meiner Tipps und Ausbildung heute als hochbezahlte Domina einen Namen in der einschlägigen Szene machen konnte. Auch meine beste Freundin Viola hatte sich wieder um mich gekümmert, und dann gab es auch einige, deren Namen ich vergessen habe, die mir aber mit viel Hingabe über die kurzen Momente möglicher Rückfälle hinweg halfen. Im Gedenken an diese unbekannten Helferinnen möchte ich kurz innehalten und eine kleine Schweigeminute einlegen.

Dank der vielen und hilfreichen Objekte begann sich Sina aus meinem Gehirn zu entsorgen. Erst für einige Sekunden, dann für Minuten, und nach einigen Tagen waren es schon Stunden. Und irgendwann dachte ich mehr durch Zufall daran, dass ich schon lange nicht mehr an Sina denken musste. Ich war am Ende eines langen Wegs der Rekonvaleszenz angekommen. Immer immer wieder geht die Sonne auf, und eines Tages waren meine Liebeswunden nicht nur vernarbt, sondern verheilt. Meine treulose Göttin war nur noch ein kurzer Zwischenfall in meiner Vergangenheit, und unbedeutend für meine Zukunft. Ich hatte sie ganz einfach vergessen, dachte ich.

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________________ ______ Rotee Pumps

„Ich weiss wirklich nicht, ob b Böses mitt Bösem zu vergelten richtig odeer falsch ist?? Ich kann es e nicht wisssen, weil ich h nicht objeektiv zwiscchen Gut un nd Böse unterscheiden kann. Aber weer kann das schon?“ Sina Sidonius am 27. Okktober 2005

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Nietzsche hatte h wiedeer mal rechtt. Man muss einem Hund nur delt er mit dem d Schwanz, und sein n Fell das Fell streicheln, sofort wed knistert und sprüh ht Funken. Die D besonde eren Ereignisse hatten sich irgendw wie schon angekündigt a t. Es waren nicht die Vo orboten ein nes gewaltiigen Natureereignisses wie w beispielsweise die Beben bei einem Vulkanausbruch, bei b dem es zu z riesigen Rauchwolkeen kommt, bevor rote Lava fließt un nd glühendee Steine vom m Himmel regnen. Im ut. Meine Pu ulsfrequenzz war zwar eetwas Gegentteil, der Tagg begann gu höher als a sonst, deenn Susanne hatte am Vormittag die Küche aauf Vorderfrau gebraccht, was sie immer sehr gewissenh haft und ohne mich zu u stören tatt. Draußen schien s die Sonne S in ein nem samtweeichen, milchiggen Licht du urch die besonders farb benprächtigg erscheinen nden Herbstb blätter der Bäume. Im Briefkasten n waren keine Mahnun ngen geweseen, sondern n ein Scheckk mit einer beträchtlich b hen Summe als

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verdien nter Lohn fü ür eine gutee Arbeit. Am m späten Naachmittag m musste ich zu meiner m größ ßten Überraaschung erfahren, dasss der Scheckk auch noch geedeckt war,, und der Filialleiter me einer Bank kam k persön nlich hinter seinem s schu usssicheren n Panzerglass hervor, um m mir die Haand zu

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____________________ schütteln. Dann las ich auch noch, dass eine renommierte Fachzeitschrift einen längeren Artikel von mir veröffentlicht hatte und die Leserbriefe waren überwiegend positiv. Es war ein schöner Tag. Dann, ohne Vorwarnung geschah etwas womit ich niemals gerechnet hätte. Ein sensationelles und unvergessliches Ereignis. Das Telefon begann zu klingeln. Ich weiß, Telefone klingeln heutzutage nicht mehr, sondern erzeugen computerisierte Geräusche und für dich ist so ein Vorgang nichts Besonderes. Das Telefon signalisiert jeden Tag unzählige Male unzähligen Menschen, dass irgendjemand eine Reaktion erwartet. Für mich ist ein Telefonsignal normalerweise auch nichts besonderes, aber diesmal war der Ton anders. Er war verlockend, etwas zeitverzögernd, eine Nuance leiser als sonst, demütig bittend und doch bestimmend. Ich hatte es sofort gespürt und darum nicht sofort zugegriffen. Drei-, vier-, nein fünfmal ließ ich diesen besonderen Ton auf mich wirken. Ich sah die jungen Triebe an den Bäumen vor meinem Fenster, die Vögel zwitscherten ihr Lied im Geäst, und dann nahm ich den sich samtweich anfühlenden Hörer ab. Es war alles wieder da, ohne lange Anlaufzeit, die volle Dröhnung. „Sie“ war nach monatelanger Sendepause am anderen Ende der Leitung. „Schatz, ich wollte dich mal anrufen, wie geht es dir?“ war das leise gesprochene (eine bedingungslos-hingebungsvolle Sehnsucht spürte ich aus der Stimme heraus), rituelle Eröffnungsgambit und mir fiel fast der Hörer aus der schweißnassen Hand. „Hi Babe, lange nichts von dir gehört“ war meine zärtlich gehauchte Antwort. Der Telefonhörer begann in meiner Hand leicht

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________________ ______ und angenehm zu vibrieren. Er E war warm m und ich sp pürte die aufsteiggende Stärkke, so mäch htig wie scho on lange niccht mehr. EEs war, als ob sie s nie weg gewesen wäre. w Ich spü ürte sie und d sie war mir so hingebungsvoll nah wie noch nie zuvor. Sie S wollte mich m und ich h kann es nicht leugnen, ich i wollte siie auch. Ich lehnte micch in meinem m Stuhl entspannt zurück. Aus dem Radio R kamen n die melan ncholischen Klänge von „Time is on my side“ von den legend dären Stonees. Ich, der Un ntote war wieder w im Sp piel. Alles waar vergesseen und wünschunge en, die Pest die ich ihr aan den niemals geschehen. Die Verw Hals geewünscht haatte, meine obszönen Flüche, F meiine aussichttslosen Schreiee nach endlo osen Qualen, nächtelang in einsam men, dunkleen Stundeen. Als ob ess nie gescheehen wäre. Meine Götttin bedurftee meinerr und ich waar der Retteer. Der qualiifizierte Facchmann, der ultimattive und uneeinholbare Lustspende er. Ein unvergesslicher Freund d, der Einzige der jetzt und u in der Not N noch heelfen konnte. Ich war der ambulante Nothelferr ohne Medicopter. Ich h war nicht n nur der Retter, ich war der weiße, der starke Rittter mit blitzzender Rüsttung. „Ich konntee mich nicht melde, mir ging es nicht so gut“ war mlich niedergeschlagen ne Antwort, die meine ehrlich die ziem mitfühllenden Fraggen: „Ach herrje. Was ist i den passsiert? Was w war denn lo os?“ geradeezu provozieerte. Nicht dass ich auf umsständlich fo ormulierten Lügen schaarf war. So simp pel bin ich nicht n gestricckt. Aber be eim Klang ih hrer Stimmee

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musstee ich lächeln n und lehntee mich entsspannt in meinem Stuh hl zurück.. Mit der lin nken Hand öffnete ö ich meinen m Gürrtel und dacchte: „Verzeiihen ist wiee eine Mehrrkampfdiszip plin mit weiit reichendeen Folgen..“

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____________________ „Können wir uns treffen, ich erzähle dir dann alles ausführlich“ war die gehauchte, und ohne weitere Erklärungen, um Verzeihung bittende Antwort. Seit Monaten und zwischen ungezählten Atemzügen hatte ich diesen Moment herbeigesehnt, aber trotz aller Verwünschungen war ich in diesem Moment großmütig bereit der devot Bittenden zu verzeihen. Du musst jetzt nicht an meinem Verstand zweifeln. Ich bin nicht so schwach wie es vielleicht den Anschein hat. Die Ursache für mein Verhalten war in meinem unersättlichen Wissensdrang zu suchen. Erfahrungen sind wertvolle Bausteine des Lebens. Vergessen bedeutet, kostbare Erfahrungen zum Fenster hinaus zu werfen. Mein gutes Herz gierte danach zu vergeben, damit mein Verstand begreifen konnte, was warum und wie geschehen war, denn ich wollte meine Vergangenheit geordnet wissen. Ich vermute, auch du bist gespannt, was sich da ereignet hatte. Allzu viele Neugier-Qualen möchte ich dir nicht zufügen, darum werde ich die Geschichte in einer gerafften und dem Jugendschutz genügenden Kurzform erzählen.

Bitte glaub mir, ich hatte mich wirklich auf diesen Abend gefreut, und ich hatte die besten Absichten. Ich bin nicht nachtragend. Im Gegenteil, ich bin tolerant bis zur Schmerzgrenze und ich kann vergeben und vergessen wenn ich will. Aber mein Ziel für diesen Abend war in dominierender Liebe klar definiert: „Der Sieg muss vollkommen sein. Ich will die geile Mist-Sau am Boden und um Verzeihung bitten sehen.“

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________________ ______ In aller Besscheidenheiit, mehr wo ollte ich nich ht, und das ist nach meinen n langen Qu ualen ja woh hl nicht zu viel v verlangtt.

Wir trafen uns in einem gut beste ernten, und d darum sündteuren Restau urant, das icch für diese e Zwecke alss besonderss geeigneet ansah. Denn meine monetäre Situation S haatte sich durch den erhalteenen Scheckk erheblich gebessert, g was w sie nich ht wissen ko onnte, aber ich schamlos zu meinem m Vorteil ausszunützen gedachte. g was mitgeno ommen, abe er immer no och hübsch aus, Sie sah etw obwohl seit unserem letzten Treffen fastt zwölf Mon nate vergan ngen waren. Die langen schwarzen n Haare flosssen weich und u leicht im m dämmrrigen Licht glänzend g au uf die schmaalen, makellos weißen Schulteern der Sünd derin. Ihr lin nkes Ohr waar frei und ich i sah die d drei kleinen n Ringe von vielen, nach meinem letzten Wisssenstand drreizehn, zwei an n der linken n Brustwarzee, drei an den Schamlip ppen, aber die Aufzählung führt jetzt etwas zu weit, den nn es waren n nur die an n ihrem zarten Ohrläppcheen zu sehen n. Das rote, schlicht-hochgeschlosssene, die Figu ur vorteilhaaft unterstreeichelnde Kleid stand ih hr gut, fast zu gut. Sie wussste was sicch gehört, und dass maan dem Siegger das rech htmäßig ihm Zustehende präsentieren n muss. Sie trug t daruntter, das Lud der kannte mich genau und wusste, dass ich es durchscchauen mussste, den sch hwarzen, glänzenden Push-up P BH (von meineem Ersparteen gekauftt), der ihre Brüste, wass ich an ihr sehr s liebte, so dekorattiv

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anhob. Da Sina sch hon immer auf Eleganzz bedacht war, w muss ich dir h ihre Trragegewohn nheiten über deen Slip nichts erzählen,, denn ich habe ja schon ausgiebigg beschriebeen. Der Verzzicht auf üb bertriebenes Make-u up und prottzig störend den Schmucck unterstricch den

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____________________ würdevollen Anlass der paritätischen Friedenverhandlungen noch zusätzlich. Offensichtlich wollte sie auf die letzte Information, dass ich finanziell noch etwas defizitär wäre, anstandshalber Rücksicht nehmen. Eigentlich war es ein edler Zug von ihr, der Grundguten.

Schönheit bändigt bekanntlich allen Zorn, und auch ich war zahm wie ein Königstiger unter Drogen. Nur ein kleines Detail warf Fragen auf. Das makellose reine Erscheinungsbild wurde von der medizinischen Halskrause gestört, um die kunstvoll ein dekorativer Schal gewunden war. Zuerst wagte ich nicht zu fragen, aber dann bekam ich Antworten. Wie bereits berichtet, hatte meine Göttin ein Verhältnis mit ihrem Chef. Ich konnte an diesem Abend nicht erfahren, ob ich in der Anfangsphase der Liaison auch noch irgendwo mit im Spiel war. Viel wichtiger sind die unendlichen Gefahren in der klassischen Chef-liebtAngestellte Konstellation, vor der ich dich, sehr verehrte, in einem Abhängigkeitsverhältnis stehende Leserin eindringlich warnen möchte. Bitte präge dir die folgenden Merksätze gut ein. Vielleicht hängst du diese Sätze in einem neutralen Rahmen an gut sichtbarer Stelle deines Schlafzimmers, zum Beispiel an der Kopfseite über dem Ehebett auf.

1.

Merksatz: „Ehefrauen von gutverdienenden, aber etwas älteren Unternehmern sind nicht so blöd wie sie manchmal erscheinen, oder dargestellt werden.“

2.

Merksatz: „Männer oder Frauen in mittleren Jahren und mit

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________________ ______ mittlerem bis größereem Vermöge en haben meist m einen Partner, deer/die den Diebstahl D de es anderen nicht ohne fanatische Gegenwehr, verbunde en mit unnaachsichtigerr Vergeltungg hinnimmt..“ 3.

Merksatz: „Frauen „ verrteidigen wertvollen Beesitz wie hu ungrige Löwinnen, die monateelang leckerre Kanincheen vor sich h her hoppeln saahen, aber nicht n erreich hen konnten.“

4.

Merksatz: „Chefs „ werd den nicht durch die Lieebe, sondern durch Sachzwängge zu Entsch heidungen und u durch Druck D zum H Handeln gezwungen n. Die willige Angestelltte muss imm mer und ausnahmslos irgendwann entsorggt werden. Meist dann n, wenn es die fügsame Angesttellte am wenigsten w errwartet und d in größter Ho offnung ist.““

Du musst nicht n traurigg sein, denn n es ist eine universellee Regel: nehmendem m Mannesalter wird die e sinnliche Begierde im mmer Mit zun zugunsten des materiellen Beesitzes geop pfert. Die Lu ust lässt nacch, aber nur Barres ist Wahrres und bleibt. Darum verlassen Chefs C nur in n extrem men Situationen, die so selten sind wie ein Blizzzard in derr Wüste Gobi, ih hre Ehefrau u, um sich mit m der gelie ebten Angesstellten für ein ganzes Leben zusaammenzutu un. Du glaub bst das nicht? Dann verrsucht mal ein nem Kind ein Bonbon wegzunehm w men, dann veerstehst du, was

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ich dir sagen s möch hte.

A d die der Zuerst waren es die kleinen verrääterischen Anzeichen,

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____________________ Chefgattin unangenehm ins Auge sprangen. Ihr sonst so grauer und nörgeliger Ehemann begann sich wie über Nacht in einen bunten Vogel mit guter Laune zu verwandeln. Eine neue, schicke Lederjacke, modisch bunte Hemden und ein neues Aftershave wurden angeschafft. Er unterschrieb eine Beitrittserklärung für einen Fitnessclub, und vor dem verspiegelten Schlafzimmerschrank übte er heimlich in Unterhosen Posen. Und aus einem ersten Misstrauen wurde Gewissheit, als auf seinen Kreditkartenabrechnungen seltsame Ausgaben auftauchten, die irgendwie nicht zu seinem sonstigen Ausgabeverhalten passten. Der stille Ehefrauenaufschrei: „Seit wann geht der alte Sack in teure Restaurants und Hotels, wenn er steif und fest behauptet, er hätte an dem Tag nur lange Gespräche mit dem Steuerberater geführt“ war wohl das Fass, dass so voll war, dass es zwangsläufig überlaufen musste. Ein cleverer Privatdetektiv war schnell gefunden, der auf Geschäftskosten mit einer Rundumüberwachung des Verdächtigen begann.

Ich weiss, Schadenfreude ist ein verwerfliches Laster. Aber aus eigener Erfahrung kann ich eine hohe Dosis Schadenfreude nur empfehlen. Sie schädigt niemand. Sie regt die Sinne an, mildert Schmerzen und sorgt für genussvolle Stunden. Auch Gerechtigkeit ist ein wirksames Schmerzmittel, wenn man sich als ungerecht Verfolgter fühlt und sie nach vielen Demütigungen endlich bekommt. Dennoch blieben mir einige nachdenkliche Momente nicht erspart, die ich schweigsam, aber mit einer bedenklich gerunzelten Stirn kommentierte.

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________________ ______ Dann dachte ich, dass Wiederholungen Erfin ndungen dees Teufelss sein müsseen, denn diee Ereignisse e führten daazu, dass ich h bedingungslos zum m Glauben an a einen spirituellen Zyyklus in eineer gerechtten Welt ko onvertiert bin. b Alles im Leben wied derholt sich h und lieber Freund, F vereehrte Leserrin, bitte glaaubt mir, meeine Wandlung hatte einen e tiefen visuellen Grund. G Es istt erstaunlich h, was eine hoch auflöseende Kamerra für detailgenaue Bild der liefert. Die D Naturbilder waren eindeutig und u die nackkten Tatsachen ließen sich nicht M vergö ötterte Sina hat all das, was ich dacchte, wegdiskutieren. Meine was siee nur mit miir macht, weil wir es errfunden hattten, mit „ih hm“ versuch ht zu perfekktionieren. Beeindruckkende Leistu ungen, festgeh halten auf beeindrucke b enden Fotoss von bestecchender Sch härfe und Qu ualität, in beesten Hotels, von dene en ich immeer dachte, dass diese seriös seien,, mit einem gräulichen Druckereib besitzer mit Brille und Bieerbäuchlein n. Die hinterrgangene Ch hefgattin faand, überwäältigt von den offensichttlichen Bildqualitäten, dass es an der Zeit wääre, für eine Au ussprache unter u versch härften Bedingungen. Aber A nicht sso, wie du es dir d vielleichtt vorstellst, so mit Trän nen, Geschirrr- und Wohnzzimmereckschrankzertrrümmern. Wirkungsvo W lle Rache kaann exquisite Formen annehmen,, wenn man n sie richtig plant. Die Fotos wurden w nich ht dem verliebten Meh hrfachbesteiger meinerr verheirateeten Ex-Affäre präsentiert. Diese kleine k Rachee wäre zu abgeeschmackt und u hätte nicht n der Traagweite derr Folgen

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entspro ochen. Die Fotos F bekam m der Götte ergatte, derr Ehemann meiner geliebten Sina, diee eigentlich Petra hieß, diskret zuggesteckt. In der verstän ndlichen Wu ut des Gehö örnten demolierte er zu uerst das gemein nsame Hauss und die Inneneinrichttung, was mir m eigentlich

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____________________ ziemlich egal war. Aber dann, sozusagen im Anschluss und als Routinetat, wurde auch Sina ausgiebig vermöbelt. Das Letztere hatte ich selbstverständlich treuherzig verbal und mit empört gereckter Faust aus vollem Herzen bedauert, und mit Tränen in den Augen als rohe Gewalt an Unschuldigen verdammt. Und zum Schluss, ich weiß, es ist schrecklich, aber weil der mit mindesten einem Zwölfender Geschmückte gerade so schön in Fahrt war, verformte er auch noch mit seinem Geländewagen den neuen roten hundertundzwanzigtausend Euro Chefsportwagen aus Zuffenhausen. Eher beiläufig erfuhr ich, dass beim Aussteigen auch noch das Gesicht des Chefs meiner Sina ziemlich verbogen wurde. Dass die unschuldige Sina wenige Stunden später ihren Job verlor und ihr Ehemann nach kleineren Tätlichkeiten die Scheidung einreichte war nur noch die logische Konsequenz aus den abscheulichen Begebenheiten. Hast du schon erraten, warum ich an eine überirdische, alles steuernde Macht glaube? Stell dir bitte, nur mal angenommen vor, der Privatdetektiv hätte im Zuge seine Ermittlungen festgestellt, dass meine sinnliche Göttin auch noch mit mir...? Die Folgen für mich wären nicht auszudenken gewesen. „Armer Schatz, es tut mir so leid für dich“ war meine heuchlerische Beteuerung. Dass ihre Not mir gut tat ahnte sie nicht, denn ich weiß mich den Situationen anzupassen. Es war mein mitfühlender Gesichtsausdruck, der zwischen Erschrecken und tiefster Anteilnahme, verbunden mit einem leichten Kopfschütteln und dem beherzten Ergreifen ihrer zarten Hände, ein perfektes, dramaturgisches Zusammenspiel ergab, und dem Anlass ihrer bedingungslosen Kapitulation mehr als gerecht wurde.

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________________ ______ „Du armes Ding, so etwas hast du u nicht verd dient“ flüsteerte ich ihr ins Ohr. O Sie hieelt den Kopff leicht gese enkt, während ich sie gleichzeitig mitfüh hlend in den n Arm nahm m. Ich spürtee, wie ihre G Gefühle und ihrr Körper mirr, dem Krieggsgewinnler und retten nden, weil liquiden Strohhaalm zuflosseen. Ich mussste der gefaallene Göttin nur die H Hand reichen n und sie in Barmherziggkeit wieder aufnehmeen. Ich hättee es tun können n, die Schlan nge war berreit, vor mirr zu kriecheen und die SSohlen meinerr Stiefel zu lecken. Aber plötzlich war w das Geffühl der Wäärme verschw wunden. Ich h spürte es ganz deutlich, da war nichts mehr, nicht einmal mehr Mitleeid, absolut Nichts und d nur noch Leere. L Mein ne große Liebe L war erloschen. Plötzlich warr mir nach einem e kalten Bier, aber nicht das Sind delfinger Geebräu, das schmeckt s nicht, ein sch hönes gut gezzapftes Pils mit Krone wie w es sich gehört. g Ich wollte w nur n noch ein guter, ein gescchlechtsloseer Freund se ein.

Vielleicht möchtest m du u noch erfah hren, warum m sich mein ne Liebe so schn nell verflüch htigt hatte? Rote Lippen soll man bekanntlich h küssen, aber ich hatte keine Lust L mehr. Es E war nichtt die Halskrrause d Schuhe. Sina hatte rote und niccht die Schaadenfreude.. Es waren die Pumps zum Kleid an. a Nicht daass ich etwaas an diese Kombinatio on auszuseetzen hättee. Ich finde hochhackige h e Pumps an n schönen Frauenfüßen sehr erotisch. Aber zum erssten Mal sah ich ihre ggroßen Füße mit m anderen Augen. Ich hatte keine e Lust mehrr, ihre Füße zu

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küssen. Eines habee ich daraus gelernt: Erffahrene Meenschen sollten nicht mehr m zu den n Personen zurückkehre z en, die sie einst e geliebtt haben. Am besten n scheint mir, Glück und d Trennungg an ihren En nden

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____________________ zusammenzuknüpfen, dann kann man den Erfahrungsschatz leichter wegtragen. Man muss nur die Vergangenheit hinter sich lassen, bevor man weitermacht. Ich war frei, clean und entliebt. Ich hatte nur noch einen Wunsch: Schick mir jedes Jahr eine Weihnachtskarte, möglichst aus einem weit entfernt liegenden Kloster. Frohen Herzens und mit einem kleinen Lied auf den Lippen begann ich meine neue Freiheit zu genießen. Darum danke ich „Ihm dort oben“, dass er mir rechtzeitig und verantwortungsbewusst die Augen geöffnet, und mich gerettet hat.

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________________ ______ Wie ich als a Prophet erfolgreich h wurde

„Wenn n ich an Früher denke, dann muss ich auch an n die beschiissenen Zwäänge der Mo oral denken n. Damals war w das Lebeen unerträgglich. Wo ich h auch hinsaah, überall standen s unü überwindlicche Mauern n und es gab viele geefährliche Hindernisse H . Ein nes Tages haatte ich eine Erleuchtu ung. Damit ich gut und d in Ruhe leb ben kann, brauche b ich einen freien Blick. ht übel – ein nes Nachts bin ich losggezogen und d dann, Nehmtt es mir nich siee hat sich faanatisch gew wehrt, habe e ich sie am Hals gepacckt, zuggedrückt und beerdigt – meine Mo oral. Jetzt sehe ich endlicch klarer.“ ________________ ______

Männer ab b dem fünfzigsten Lebe ensjahr solleen ja bekanntlich ders anfälligg sein. Vielen geht es so o und mir ging es nichtt besond anders. Es war ein ner dieser Taage, an dem m einen ohn ne erkennbaaren Grund ein spiritueelles Gefühl befällt. Dass kommt beeim gestand denen d vor, wenn w er spürt, dass die Karawane des d Lebens ohne Mann dann einen weiter w gezoggen ist. Elvis, naja, der nicht, der soll s ja wiederrerweckt wo orden sein, aber Jim Morrison und d Hendrix w waren schon lange tot un nd ich hochggradig auf Depression D dosiert. Meein bester Kumpel hattte sich mit dem Argum ment: „Man n gönnt sich ja

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sonst nichts“ n spon ntan eine 58 8er Corvette e mit Weißb bandreifen und dazu eiine 88er Ech htblondine aus Litauen n gekauft. Und U ich, wo war ich? Ich h war immeer noch auf der Suche nach n dem Siinn meines vergangenen und den wenigeen Jahren meines m zukünftigen Leb bens.

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____________________ Ich befand mich mit einem Fuß in der Vergangenheit und mit einem Fuß in der Zukunft und auf die Gegenwart konnte man angesichts der Perspektiven nur noch urinieren, um es mal mit anständigen Worten zu rauszudrücken. Natürlich war mir die Aussichtslosigkeit meines Kampfes gegen den Verfall bewusst. Überlegung, Wille und Tun gehören nur in der Theorie zusammen und ohne zündende Idee, die beim kreativen Menschen nun mal von einer Muse kommt, sind die drei vorstehend erwähnten Absichten ziemlich wertlose Gesellen. Fragen über Fragen gingen mir durch den Kopf. Sollte ich wie ein Geschlagener liegenbleiben, mich im warmen Bett meiner mentalen Krise hingeben und das dräuende Gefühl zulassen, dass die unwiderrufliche Vergangenheit schon alles im Leben gewesen war? Zuerst zögernd, dann widerwillig und angesichts der Tatsachen resignierend begann sich mein Überlebenswille zu regen und er empfahl mir ein wirksames Mittel gegen destruktive Gedanken: „Steh endlich auf, du musst raus aus deinem Alltagstrott und dein Bewusstsein erweitern, damit du endlich klarer siehst ...“ Das klang vernünftig und ich hörte auf seine weisen Worte, denn gute Ratschläge können ja nicht schaden, solange sie nicht zu sehr schmerzen. Meine innere Stimme kann manchmal ziemlich penetrant sein. Sie hörte nicht auf zu reden und sprach weiter zu mir: „… geh zum Licht. Mach den Kopf frei. Nur du allein besitzt den Mut und die Freiheit, Neues zu wagen.“ Die Ansprache, meine persönliche Ansprache begann zu wirken. An diesem fortgeschrittenen Morgen spürte ich plötzlich ganz deutlich das impulsive Bedürfnis, mich, die Menschheit und ganz

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________________ ______ allgemeein die Welt zu verändern. Doch noch n fühlte ich mich ettwas schlaff und auch einsam, e mein Konto waar leer, und was noch mer war, ich h hatte Langgeweile. schlimm Da fiel mir ein, dass ess vielleicht angebracht a wäre, angeenehme Gesellsschaft zu succhen. Viola,, meine besste Freundin n und geflisseentliche Berraterin in allen Lebenslagen war wieder w einm mal nicht erreich hbar, denn ihr Handy war w abgeschaltet und Zu uhause, am m heimiscchen Herd, am Staubsaauger, oder dort wo fleeißige Hausffrauen um diese Tageszeiit im Allgem meinen bescchäftigt sind d, war sie nicht. Dann dachte d ich sp pontan an meinen m Friseur, den Kü ünstler der SSchere, den Meeister der Colorationen n und der se eichtgeistigen Inspiration. Aber wie w es mit Kü ünstlern so ist, entwed der sind die schwul, überbeeschäftigt, zicken rum, oder wollen n sich bitten n lassen. Mir sollte es nicht anders geehen, obwoh hl ich seit Jaahren den Status S des treuen Stamm mkunden inn nehatte. Nacch telefonissch-rhetorisschen Überreedungskunsttstücken meeinerseits und u dem strrengen Hinw weis, dass beei Verweigerung der errnste Notfalll des Wechsels zur billigeren Konkurrrenz aus An natolien ein ntreten würrde, war er ausnahmsw a weise bereit, mir einen kurzfristigen k n Termin zu uzuweisen. Da D saß ich aalso, an einem heißen Dien nstagvormitttag, zwölf Minuten vo or 11 Uhr, und ich spürte,, dass ein scchlechtes Kaarma durch die heiligen n Hallen meeines sensiblen Friseurs schwebte. Er war entggegen seineen mir bekannten Gewoh hnheiten sch hweigsam, fast f traurig.. Seine Händ de zitterten n

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erkennbar und aucch ich begann etwas zu u zittern, deenn er hattee n Veuve Cliq quot verputtzt, und ich bereits ein kleiness Fläschchen fürchteete um mein ne Ohren un nd meine Attraktivität. A . Meine bessorgte Frage, was w den loss wäre, wurrde mit eine em unüberh hörbaren Seeufzer

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____________________ und einem schlürfenden Schlückchen Veuve beantwortet. Dann platzte es fast schluchzend aus seinem Mund heraus: „Heute ist es soweit. Die Welt geht unter.“ Ich war sprachlos, aber nicht überrascht. Die Welt muss ja untergehen, wenn Frauen an der Regierung merkeln und dazu mit den gelben Pfuschen koalieren, und zu allem Elend eine Steuererhöhung nach der anderen das mühsam Ersparte bis weit ins Negative dezimiert. Ich wollte schon tief ergriffen mitleiden und in den Trauergesang der gepeinigten Steuerzahler einstimmen, als er fast hilfesuchend seufzend weitersprach: „Er hat es prophezeit. Heute um Punkt elf Uhr geht die Welt unter. Der Antichrist kommt und das Jüngste Gericht auch.“ Ich war erschüttert. Nicht nur ein Schicksalsschlag, sondern derer gleich drei. Das war selbst mir etwas zu viel. Nach einem Moment der Angst um meine Behausung und der Überlegung, was unter meinem Habseligkeiten wohl rettenswert, und was möglicherweise entbehrlich sei, fiel mir ein, dass ich nicht wusste, wer „Er“ ist, und darum war mir unbekannt, von wem er sprach. Auch in meiner Tageszeitung hatte ich nichts diesbezüglich über einen mysteriösen „Er“ oder anstehende Weltuntergänge, garniert mit jüngerem Gericht gelesen. Ein nervöser Blick auf die Uhr sagte mir, dass es inzwischen eine Minute vor elf Uhr war. Mein mahnender Hinweis: „Es ist eine Minute vor elf Uhr“ veranlasste den Meister der Schere zum andächtigen Innehalten. Er hörte auf zu schnippeln und ich ließ mich zu der vorlauten Bemerkung hinreißen, dass es im Angesicht des Antichristen, des Weltuntergangs und des Jüngsten Gerichts vollkommen sinnlos sei,

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________________ ______ weiterh hin seine üb berhöhten Preise P zu be ezahlen, den nn die Weltt würde ja doch h untergeheen, und mit ihr der schn nöde Mamm mon und allle Faulpellze, Finanzäämter und Friseure F sow wieso. Sein ärgerlicher Gesichtsausdruckk gab mir unmissverstäändlich zu verstehen, dasss Friseure seelbst im Anggesicht des Weltunterggangs keinen Spaß versteehen. Eisiges Schweigen warr im Raum und u der Zeigger rückte unerbitttlich auf die letzte Sekkunde, den Beginn der Stunde null und des Jün ngsten Gericchts vor. Daas Grauen war w bis in die leise summeenden Trockkenhauben spürbar. So ogar der Fön n verstumm mte in bangerr Erwartungg des Unabw wendbaren. Als die end dlos erscheinende Schw weigeminute fast vorbeei war, und der digitale Zeeiger mit kleeinen, ruckaartigen Bew wegungen die letzten Sekunden verschlang,, erkannte ich blitzartigg, dass sich wie ein r Faden zu viele Verfehlungen durch mein n verhängnisvoller roter k sich h meine Hän nde in armseliges Leben zogen. Vor Entsetzen krallten uen Armleh hnen seines schicken Frriseurstuhlss. Meine Au ugen die blau waren schreckgew weitet und meine m Stirn-- und Achseelnässe d ban ngen Moment sah ich es e überdeuttlich. unüberrsehbar. In diesem Für micch gab es keeine Umkeh hr mehr. Ich h, der großee Sünder und dazu noch beekennender Atheist un nd Ketzer haatte zu langge der der V Völlerei und der Wollust geefrönt. In diesem Stuhl war es deffinitiv zu spät, um vom brreiten und bequemen b W des Lasters auf deen steinigen Weg n und

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steilen Pfad der Errleuchtung zu z wechseln n. Halbbeschn nitten und unfertig u saß ß ich beim Friseur, F Corvvette und po olnische Blon ndinen aus Litauen waren plötzlicch unwichtigg geword den. Nur no och eine exisstenzielle Frage war un nbeantworttet:

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____________________ „Wie wird er reagieren, wenn ich armseliger Wurm mit schlechter Frisur es gezwungenermaßen wagen muss, so vor ihn, den Allmächtigen und zürnenden Weltenlenker zu treten? Wird er mich an der Pforte abweisen, oder in eines seiner Paradiese aufnehmen?“ Ein aus den Abgründen meiner Seele kommendes Sekundenstoßgebet, abgeschickt in die Richtung des Himmels und dazu ein aufrichtiges Bereuen erschien mir in diesen Sekunden angebracht. Vielleicht würde er mich, den beim Friseur um Vergebung flehenden Sünder doch noch vor dem ewigen Höllenfeuer retten. In den letzten Sekunden meines irdischen Daseins entschloss ich mich spontan der Gefahr zu trotzen und aufzustehen. Ich nestelte an meinem blaugeblümten Perlon-Umhang und in Erwartung der Flutwelle und der möglicherweise daraus resultierenden, nassen Füße wollte ich auf den blau bezogenen Stuhl steigen, aber mein Friseur hatte Bedenken wegen seiner neuen Schonbezüge. So blieb ich bang im bequemen Sessel sitzen und die Minuten vergingen. Der Zeiger rückte unerbittlich weiter und wir schwiegen. Inzwischen war mir etwas langweilig und durstig war ich auch. Mein Friseur öffnete das zweite Fläschchen der Witwe Cliquot und schenkte sich noch ein Gläschen ein, mich den mit trockener Kehle auf gnädige Aufnahme im Himmelreich hoffenden Sünder vergessend. Denn als Ungläubiger der an den Preisen rummäkelt hatte ich ja nichts anderes als den Tod durch verdursten in der kommenden Flutwelle verdient. Aber nichts geschah, die Sintflut blieb aus und niemand servierte mir ein junges Gericht.

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________________ ______ Inzwischen n waren es einundzwan e nzig Minuteen nach elf U Uhr. Ich fühlte mich m etwas schläfrig un nd öde war das Warten n auch. Ich dachte, dass ess an der Zeitt wäre, zur Stärkung S un nd Erbauung ein Cafe aufzusu uchen. Der Maestro waar inzwische en in einem m Zustand vo on spiritueeller Champ pagnermelancholie, alss das Salon-TTelefon klin ngelte. Er griff zum Hörer. An seinem m Gesicht saah ich, dass es eine froh he d er kam freeudestrahle end zurück. Botschaaft war, und „Wir sind gerettet. g Er hat es noch h einmal geschafft. Er h hat mit dem Heerrn gespro ochen und sein direkterr Kontakt un nd seine Fürbitte haben bewirkt, daass der Welttuntergang verschoben n wird.“ Die Haarschneidemaschine began nn wie ein aufgeregtes a s Kätzcheen zu schnu urren und in n drei Minutten war ich wie ein Sch haf und gegen meinen m aussdrücklichen n Willen millimeterkurzz zurechttgeschnitten. Mein wallendes Hau upthaar lag auf dem Bo oden. Ich hattte die verdiiente Frisur eines gesch horenen Sünders und m musste zähnekknirschend die d überhöh hte Rechnun ng bezahlen n. Außerdem m fühlte ich i mich etw was irritiertt und kühl ums Haupt. Was war geeschehen und warum ist nichts geeschehen? H Hatte „Er“ veersagt, so wiie mein Deo o im Angesicht der drallen Brünetten vom lettzten Samsttag? Erfordeerte die quaalifizierte Pllanung des Jüngsteen Gerichts mehr Zeit als a angenom mmen? Warren organissatorische oder o bürokrratische Sch hwierigkeiteen beim geregelten Untergang der Weelt aufgetreten? Oder hatte h der An ntichrist seiinen

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Zug verrpasst und saß s nun in Kleinmachn K ow oder so onst einem K Kuhkaff fest? Des Rätselss Lösung erggab sich, alss ich den Saalon nicht verlassen wollte und um sofo ortige Aufkläärung der seeltsamen

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____________________ Vorkommnisse bat. Mein sensibler Friseur war seit einigen Monaten Mitglied in der Gemeinschaft der Erleuchteten vom Heiligen Gral in den letzten Tagen. Nach seiner mit großen Kinderaugen erzählten Geschichte, war er nach langem Suchen endlich auf dem direkten Weg zu Gott und im Zustand des reinen Herzens mit spiritueller Erleuchtung durch allerlei Engelsgeflügel. Sein geistiger Führer, der Prophet (orientalisch, etwa so wie Nostradamus klingend, aber der korrekte Name ist mir entfallen) hatte verkündet, dass der Herr über einen besonders autorisierten Erzengel im Traum zu ihm gesprochen habe. Die Welt würde am Dienstag Punkt elf Uhr untergehen und die Gläubigen sollten sich sammeln, möglichst an einem etwas erhöhten Platz wegen der zu erwartenden Sintflut, und ihren irdischen Gütern entsagen. Das leuchtete mir ein. Wenn ich die Steuererhöhungsorgie sehe, dann weiß ich, dass ich allen irdischen Gütern entsagen muss, nicht nur weil mir das steigende Spülwasser meiner defekten Geschirrspülmaschine stinkt und die Brühe inzwischen bis zur Oberkante meiner finanziellen Unterlippe steht.

Auf meinem Weg ins nächste Cafe war ich gedanklich in mich gekehrt. Sollte dieses Erlebnis mein Leben verändern? Ich fühlte mich fit und auch frei ums schöpferische Haupt und offen für neue Ideen. Der Beruf des Heiligen, des Propheten mit einer Standleitung zum Allmächtigen erschien mir jäh als erstrebenswertes Lebensziel. Still setzte ich mich an einen kleinen Bistrotisch, der im hellen Sonnenlicht einsam und nachlässig abgeräumt am Straßenrand stand.

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________________ ______ Auch die gutgewachsene Beaa, die ich seiit Jahren heeimlich vereehre, weil siee mir meineen mittäglich hen Cappucccino immer mit einer routinieerten Handbewegung, angesiedellt zwischen Verachtungg für nichtsn nutzige Män nner und weeiblicher Grrazie servierrt, konnte m mich nicht aus meiner tiefen t Ergrifffenheit lockken. Ich starrte den Cappucccino mit seeinem weißeen Trockenmilchschaum und den sparsam m darauf drrapierten Scchokostreusseln an. Derr Schaum veerging und ich h sah, wie siich die Streu usel in der dünnflüssig d en, milchig brauneen Brühe auflösten. Auss meiner Pe erspektive waren w die Aussich hten trüb, aber die Lösung schwam mm erkennbar in dem weißen Kelch. Er E erinnertee mich an die Auflösung aller Mateerie in den Universsen und diee dünne Brü ühe an Beas Nachlässigkeit im Umggang mit derr Kaffeemasschine. Er war w das Sinn nbild des Vergänglichen n und ein Zeicchen des weeltlichen Seeins im Span nnungsfeld zwischen dem unergrü ündlichen Willen W des Personals P un nd dem Wu unsch des Gastes nach eiinem orden ntlich gezapfften Cappucccino. Spon ntan musstee ich an grüne Marsmännc M chen denken. Die Frage e, ob der Allmächtige aauch deren Erlöser E sein kann, oderr ob sich seiine Macht nur n auf die irdischeen Gläubigeen, aber nicht auf inkom mpetentes Servierperssonal beschräänkt, dränggte sich mir auf. Dann, inmiitten meineer mystische en Cappucciino-Betrach htungen hörte icch eine enggelsgleiche Stimme S wie e aus weiterr Ferne, die zu mir sprach:: „Kann ich gleich abkassieren?“

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Es war wie eine Erleucchtung. Sie, die Göttliche, eine, neein nicht eine, die Lich htgestalt haatte zu mir gesprochen g , und mir deem Unwürdigen, die Botschaft B dees Herrn verkündet. Ich h war auserrwählt. Demütig sah ich zu u ihr auf. Meine Augen n waren mitt Tränen geffüllt

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____________________ und meine Stimme am Versagen. Im Strahlenkranz des Mittags-Lichts sah ich ihr blondgelocktes Haar glänzen und ich sprach die magischen Worte: „Ja du darfst.“ Jetzt wusste ich, mein Leben würde sich verändern. Ich hatte die für mich bestimmte Heilsbotschaft unverschlüsselt und auf direktem Weg empfangen. Ich, nur ich war der neue Prophet und dazu ausersehen eine neue Bewegung zu gründen und mit meinen bescheidenen Fähigkeiten zu führen. Oder wie der von mir sehr verehrte Friedrich Nietzsche zu mir sagen würde, wenn es ihm noch möglich wäre: „Mein Freund, du willst dich vervielfachen, verhundertfachen? Dann such nicht die Einsen, such die Nullen.“ Das leuchtete mir ein, aber wie sollte ich, der zukünftige Menschenfischer es anstellen? Wo meine Netze auswerfen und wie die Jünger um mich scharen? Wie sollte meine neue Bewegung heißen, und vor allem, wie sollte ich mich in Zukunft nennen? Wenn selbst der Papst seinen bürgerlichen Namen ablegen muss, dann durfte ich mich dem klerikalen Zwang eines eingängigen Namens keinesfalls entziehen. Fragen über Fragen schossen mir durch den Kopf und ich fand keine Antworten. Da fiel mir wieder meine Freundin Viola ein, die sich um die nachmittägliche Zeit von des Heimes Obhut und Pflege erholen muss und um diese Zeit gewohnheitsmäßig in einem bekannten Kaufhaus, bei ihrer Nageltante, oder im Bett ihres neuesten Lovers als Nageltante anzutreffen ist. Aber in solchen großen Momenten braucht man Freunde und der Kontakt war über das inzwischen wieder funktionsfähige Handy schnell hergestellt. Wir verabredeten uns im Bellini, in unserem bevorzugten Bistro, um

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________________ ______ Weiteres für mein ne beruflichee Genesis zu besprechen.

d ersten Etage, E in der zu Eine Stunde später saßen wir in der dieser Zeit Z nur gerringer Publikumsverkeh hr herrschtee. Im Halbd dunkeln der kleinen Bar lau uschte Violaa ergriffen meinen m Erweckkungserlebn nissen vom Morgen. Ich h hielt ihre Hand und ssprach zu ihr, dass d der Heerr über einen Engel zu u mir gespro ochen habe,, und bekam zur Antworrt: „Und waarum hast du nicht direekt mit ihm gequattscht?“ Mein vernichtender Blick, der die e möglichen n Strafen für so viel Blaspheemie schon in sich trugg brachte diie Ketzerin zum z Schweigen. Ich dachte an das Gottteswort: „W Wen ich lieb be, den weisse ich zurechtt und nehm me ihn in Zuccht“, und orrderte zur spirituellen s Erbauu ung zwei exttrastarke Caaipirinia. Daann sprach ich i weiter zur Ungläubigen. „Schatz, ich h spüre, ich kann etwas bewegen.. Und du kennst mich do och, ich hattte schon im mmer eine spirituelle s A Ader.“ Viola sah mich m lächeln nd an und ih hre Antwortt fiel entsprrechend aus: „Jaa ich weiß, du d hast schon immer einen e kleineen Sprung in n der Empfan ngsschüssell. Aber daru um liebe ich dich ja.“ Viola liebt mich. Von meinen m Geffühlen übermannt sah ich sie an. Die oberste Sü ünderin, meine erste Sü ünderin, meeine Adeptin war auf dem m Weg zu mir, m dem Vater und Soh hn in Person nalunion. Beeim

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Anblickk ihres gesenkten Haup ptes musste e ich spontan an die Taufe der heiligen n St. Afra deenken. Nach der Überlieferung so oll deren Mu utter vor vielen hundertt Jahren ein n Bordell im Schwäbischen unterhalten haben. Der Bischo of Narzißus, der zufälligg und zweckks allfälligerr

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____________________ Bekehrung das Bordell frequentiert hatte, soll so ergriffen gewesen sein, dass er sie wegen ihrer Leistung und die Mutter gleich dazu, in den ehrbaren Stand der Heiligen erhoben hatte. Nach solchen Taten gelüstete mich auch, aber in diesen Minuten brauchte ich nicht das mir bekannte Fleischliche vor mir, sondern Violas geistigen Rat. „Sag mal, ich weiß noch nicht welchen spirituellen Namen ich annehmen soll. Hast du nicht eine gute Idee?“ Mir schwebte etwas Eingängiges im prophetischen Spannungsfeld zwischen Moses, Hildegard von Bingen, Nostradamus und Merlin vor. Aber Moses hatte es ziemlich schwer, dem ungläubigen Volk seine Steintafeln zu verkaufen. Erstens gingen ihm welche kaputt, was ja auf einen ziemlichen Tölpel schließen lässt. Vermutlich war er auch dem Leistungsdruck seiner jungen Frauen nicht mehr gewachsen, als er auf einen hohen Berg stieg, um mit den Göttern ein ernstes Wort zu reden. Außerdem hatte er dann die Last mit den schweren Steintafeln und musste das alles auf seinem Buckel den Berg runter schleppen. Das war mir zu mühselig. Hildegard von Bingen erschien mir für einen Moment durchaus als erstrebenswertes Vorbild. Aber ins Kloster um würzige Kräuter in dicken Büchern zu pressen wollte ich dann doch nicht. Nostradamus war mir irgendwie zu durchgeknallt, obwohl sich Prophezeiungen mit Weltuntergängen traditionell immer gut verkaufen. Merlin war da schon fantasymäßig trendiger, aber dann dachte ich daran, dass ich in Chemie noch nie gut war. Alle möglichen Heiligen gingen mit durch den Kopf. Angesichts der erhöhten Platzierung im Gastraum dachte ich auch an den heiligen Simon, der dreißig Jahre, angekettet auf der

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________________ ______ Spitze einer e Säule gelebt haben soll, bevvor man ihn mangels Irrenau ufbewahrun ngsanstalten n in die Wüsste schicktee, als Violas lauter Aufschrei die Stillee der Stätte der Besinnung durchb brach: „Ich h hab es, Johann nes, das ist es.“ e Die wenigeen Anwesen nden in dem m kleinen Bistro schauten zu uns herrüber und der d spontan ne Aufmerkssamkeitssch hub war mirr einen Momen nt peinlich. Immerhin kannte k man n mich in deem Bistro trotz geringeer Verbindlichkeiten alss guten Gasst und ich hatte einen R Ruf zu verliereen. Meine beschwichti b gende Hand dbewegungg zeigte Wirrkung und Vio ola begann ihre Stimme auf ein ve erschwöreriisches Niveaau zu senken n. „Johannes passt gut zu u dir. Du haast so etwass Überzeugeendes. Und au ußerdem hat mir auch Fabienne eiiniges über deinen Johannes erzählt. Ich sehe es e dir an derr Nasenspitzze an, der Name N gefällt dir.“ Das war ess also, die Gerüchtekücche brodeltee hinter meeinem n auf niedriggstem Niveaau. Ich war ahnungsloss auf dem W Weg der Rücken Erleuch htung. Immeer um das Seelenheil S der d Verzweifelten kämp pfend und um m meines grroßen Nameens willen Schweres S errtragen wollend, und diee Welt denkkt wieder mal m nur an daas Eine und d nicht an daas Anderee. Aber Violaa hatte rech ht. Der Nam me Johanness gefiel mir immer besser.. Er hatte wirklich w etwaas, dass die Verbindungg zwischen den Mysterrien des Alteertums und d der Moderrne schaffen n konnte. Bruder Johann nes, der heilige Johannees, der gute e Jonny, Bigg John der G Gute, ja

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so wollte ich mich nennen un nd meiner zu ukünftigen Anhängerscchaft V voraan gehen. mit leuchtendem Vorbild Zwar hattee ich noch Bedenken. Im mmerhin un nd soweit icch mich erinnerrn konnte, lief das klassische Vorb bild nackt du urch die Gegend

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____________________ und nuschelte wie ein Drogenjunkie unflätiges Zeug. Aber es waren ja einige hundert Jahre vergangen und ich war mir sicher, dass solche kleinen Vorkommnisse eines großen Vorbilds vergessen und darum nicht weiter ins Gewicht fallen würden. Jetzt brauchte ich nur noch einen Namen für meine spirituelle Bewegung, die immerhin schon einen weiblichen Jünger hatte. Ich dachte an etwas Einprägsames, mit viel Licht und einer Menge Geist. Viola war von meiner Idee begeistert und gedanklich weiter. Kichernd sah sie sich schon mit demütig gesenktem Kopf. Den sündigen Leib in ein langes Gewand gekleidet, das bis auf die Füße reichen sollte. „Ja genau, so möchte ich dir folgen. Um die Brust möchte ich einen Gürtel aus Gold. Und darunter schwarze Strapse und sonst nichts.“ Ich wischte die Gedanken der Sünderin mit einer unwirschen Handbewegung beiseite und orderte den zweiten Caipirinia. Das Wetter war schön und durch die Fenster drangen die gleißenden Strahlen nachmittäglichen des Sonnenlichts. Wie ich darauf gekommen bin, weiß ich nicht mehr, aber spontan dachte ich an Beas gut gefüllte Bluse und an „oben Ohne“ und mir fiel mein erster Alfa Romeo, der rote Spider aus meinen aufrührerischen Jugendtagen, bewährt in der Zeit der Reifeprüfung ein. Das war es, meine neue Bewegung sollte diesen erhabenen Namen tragen. Nein nicht Alfa Romeo, sondern Alpha Lux, die erste illuminative Bewegung des Lichts. Auch Viola war begeistert, nachdem ich die Frage, warum ich unsere Bewegung nicht „Porsche Lux“, oder „Fiat Lux“ nennen wolle, mit einem strafenden Blick quittiert hatte. Ich nahm mir fest vor,

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________________ ______ solche lasterhaften Spitzfindigkeiten in Zukunft Z hartt zu ahnden n und die Blassphemischee im Wiederrholungsfall gebührend d mit dem SStock zu züchtiggen, wie es die d altvordeeren Prophe eten in ihren Schriften vorsaheen. Meine salb bungsvolle Antwort A mitt dem bekannten Bibellzitat: „Miststtück, diene dem Herrn in Furcht, und u küsst ih hm die Füßee, damit er nichtt zürnt“ wurde mit einem listigen Lächeln qu uittiert und ich ordertee in weiser AbA und Voraussicht de en dritten Caipirinia C für mich und den dritten fü ür Viola. Bis hierhin war die Grü ündung me einer neuen Glaubeensgemeinscchaft erfolggreich verlau ufen. Der Name war gefunden, auch deer Ort der heiligen Stättte war von mir als irdisscher Stellverrtreter, ausgestattet und legitimie ert mit dem m göttlichen Willen des Herrn, schon vorbestimm v mt. Mein Wo ohnzimmer sollte der rreligiöse Mittelp punkt der westlichen w und östlichen Hemisphääre werden. Das Weihevvolle des schlichten Raums war ideal, da die Möblierungg mangels Masse vo on jeher spaartanisch-styylish war. Eine kleinee Hürde auf dem Weg zum z Erfolg, war das Feh hlen H Stuhls, der nocch erworben n werden musste, m dazu u noch eines Heiligen einige gefällige g Engelsfiguren, die wie zu ufällig drapieert, meinen n bescheeidenen Wohnbereich, den zukünfftigen Temp pel schmückken konnteen.

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Viola war von v meiner Erleuchtung begeisterrt und schon n weiter,, bei typisch h fraulichen Themen. Lila, Rosé, Blleu, oder ein zartes Blutrot, B warren ihre bevvorzugten Farben F der Saison, S in denen sie als devote d Büß ßerin zu gehen trachtette. Einen Mo oment wollte ich

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____________________ die Gedanken an modische Auswüchse empört zurückweisen. Der Herr würde die Seinen auch ohne Kleider erkennen und ich war mir sicher, dass ich Viola, stellvertretend für den Herrn, auch ohne Kleider an ihrem kleinen Tattoo auf der linken Arschbacke und dem kleinen Silberring links, sofort wiedererkennen würde. Aber dann verstand ich intuitiv das weibliche Drängen nach Zugehörigkeit und Schmuck. Wie sollten die Unwissenden, die Verblendeten und Oberflächlichen meine irdischen Jünger von der Masse der Ungläubigen und noch zu Bekehrenden unterscheiden können. Ich entschied mich spontan für lange, blutrot gefärbte Gewänder, die ich preisgünstig im Asien-Import zu erstehen gedachte, um sie dann zum Wohle der Gemeinschaft mit einem winzigen Aufschlag an die Novizen zu veräußern. Ich sah die Möglichkeiten zwischen Einkauf und Verkauf. Bei einem Einkauf von, sagen wir mal grob geschätzt, fünf Euronen, und einem Verkaufspreis von neunundneunzig Euros, multipliziert mit der Anzahl der möglichen Anhänger, so in der ersten Ausbaustufe schätzungsweise hundertvierundvierzigtausend, erschien mir der Gedanke durchaus erfolgversprechend. Damit war die Frage der einheitlichen Kleidung auch positiv verabschiedet. Mit der hoheitsvollen Handbewegung des zukünftig gutsituiert Erleuchteten orderte ich den vierten Kelch mit leckerem Caipirinia. Viola war von meinen spirituellen Gedanken sehr angetan und begann interessiert Fragen zu stellen. „Sag mal großer Guru, stimmt es, dass du jetzt immer die Wahrheit sagen wirst? Und wie ist das mit der verheirateten

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________________ ______ Nachbaarsfrau. Dan nn solltest du d aber Fab bienne beich hten und diee kann ziemlich sauer werden …“ was unwirsch über den vorlauten M Mund Ich fuhr ihrr verbal etw und antwortete klerikal korreekt: „Und du u sollst kein ne anderen Götter W schweigge in der Geemeinde. M Merk dir neben mir haben. Und das Weib das maal, wenn du in meinem erlauchten Dunstkreiss bleiben wiillst.“ m einem laaut schlürfenden Geräu usch an ihreem Viola zog mit frischen n Caipirinia. Das Geräu usch erinnerrte mich an meine Verpflicchtung zur Labung der Dürstenden. Ich zog der d Vorlauteen vergebend ihre Haand zu mir und u sprach: „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir“, und Viola V schob mir m gehorsaam den leerren Kelch hiin, auf dass ich h ihn mit sp pirituosem Manna M fülle en soll. Ich gab g die Order an die dienstbaren, aber seltsam merweise se ehr verschw wommenen Geister weiter.. Was jetzt noch n fehlte,, war ein Pro ogramm. Eiine Botschaft des Herrn, der durch mich m sprech hen sollte un nd die ich an die Gläub bigen auszuseenden gedaachte, damit neue Gläu ubige in Sch haren komm men sollten. Doch das sollte s sich schwieriger als erwarteet gestalten,, denn ösen Visione en und lallte zwischen Viola bekam die ersten religiö n klaren Wo orten nur no och unverständliches, aber a spirituos einigen inspirieertes Zeug. Mit wachem m Geist vern nahm ich diie Worte meiner verwirrrten Anhänggerin. Denn n ich wusste e von meineem großen B Bruder im Geisst, auch in sybillinische s en Worten können k sich h Botschafteen für

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die Ewiigkeit versteecken. Dann n erinnerte ich mich wieder an meeine göttlich he Eingebun ng vom früh hen Morgen n, und siehee da, der secchste Kelch stand wie vo on Engelshäänden getraagen vor unss. „Ja, du darfst“, war daas Menetekel, das ich nicht n aus deen

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____________________ Augen verlieren durfte. Es beinhaltete Abschreckung, Herausforderung und Liebe in einem Satz. „Du darfst, in Ewigkeit Amen.“ Nichts sollte mehr verboten sein, alle Zwänge von den Menschen genommen werden, alle Güter gleich verteilt werden, und Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sollte herrschen, in alle Ewigkeit. Aber natürlich nur für die Anhänger der Bewegung Alpha Lux, deren schwere Sündenbürde ich als geringster Bruder unter den Geringsten symbolisch auf mich nehmen wollte. Was wir jetzt noch brauchten, war Musik. Etwas Modernes, Neues, etwas was es noch nie gab. Gitarren und Rap schieden als zu modisch und zu wenig innovativ aus. Flöten waren irgendwie zu brav. Obwohl ich mit fest vornahm, der ungehorsamen Viola gelegentlich noch die richtigen Flötentöne beizubringen. Aber das waren Gedanken, deren weitere Ausführung mir zu diesem Zeitpunkt unpassend erschien. „Posaunen, Posaunen kommen gut. Sieben Posaunen. Immer wenn die einen fetzigen Sound spielen muss etwas Dramatisches passieren. Und Nonnen müssen blasen. Nonnen in Lackdessous, so wie damals beim ollen Bohlen und der Nora-Tunte mit seinem Blue System. Das wäre stark.“ Ich dachte einen Moment an das fehlende Weihevolle, aber dann gefiel mir Violas Vision. Sie hatte das Zeug zu einer Heiligen und ich hob segnend die Hände und der Keeper verstand den Wink. Es war ein Wunder. Der siebte Caipirinia kam wie von göttlicher Allmacht getragen auf unseren geweihten Tisch. Ich sah die funkelnden Gläser und wusste, dass die Getreuen nur mit sieben

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________________ ______ Kelchen n errettet werden w können. Viola begann b ob der d Schweree ihrer Verantw wortung lan ngsam auf die d Knie zu rutschen un nd verschwaand unter dem d Tisch um mir die Füße F zu küsssen und zu salben, so w wie es Traditio on ist, oder so. Ja genaau so sollte es sein. Ich nahm mein ne Hand und leggte sie auf Violas V Kopf um sie mit sanftem s Druck nach un nten zu segnen n. Dann schloss ich die Augen und sprach leisee seufzend:: „Ja, du darfst“, und Viola tat wie ihr geheißen. g Und U es war gut was sie tat, in Ewigkeeit Amen. mpörtem Blicck zu Uns zu u Dann kam der Kellner um mit em

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sprecheen: „Kann icch abkassieren.“

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____________________ Von einem uralten Apfelbaum und einer Wiese im Sonnenlicht

„Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo ich es gelesen habe. Es gibt eine Fähigkeit, die nur außergewöhnliche Menschen besitzen. Kaiser, Könige, Tyrannen, Päpste und Propheten besitzen diese besondere Gabe. Es ist Vorherwissen. Vorherwissen bekommt man nicht durch geheimnisvolle Erleuchtungen, also zum Beispiel durch den Tausch Anbetung gegen Eingebung. Erfahrung hilft auch nicht weiter, und nüchterne Schlussfolgerungen sind untauglich. Vorherwissen erreicht man nur durch loyale Informanten.“ ____________________

Vielleicht erscheint es meinen Lesern wie eine überraschende Neuigkeit, aber für gute Freunde lege ich hin und wieder die TarotKarten. Ich übe diese Tätigkeit gern und mit viel Enthusiasmus aus. In den vielen Jahren, in denen ich lernen und erfahren durfte, haben mir meine intuitiv-mentalen Fähigkeiten eine kleine, aber treue Anhängerschaft beschert, die ich menschlich gesehen, sehr schätze. Das Spiel mit den Karten ist für mich nicht nur ein Lernprozess, sondern auch ein Erfahrungsschatz, an dem ich euch, meine Freunde und Leser, teilhaben lassen möchte. Obwohl die Kartendeutung mit vielen Vorurteilen behaftet ist, kann ich von mir mit Fug und Recht behaupten, dass ich diese Tätigkeit seriös ausübe. Entgegen dem allgemeinen Trend des

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________________ ______ Sinnsucchens und Unsinnfinde U ens, sehe ich h die Kunst des Kartend deutens niccht unter essoterischen Gesichtspu unkten, sond dern als pragmaatischen und bodenstäändigen Verrsuch die Zu usammenhäänge von Raum, Zeit un nd Ereignisseen in einen vernünftigeen Zusamm menhang zu u bringen. Das D gelingt mir m nicht zu u jeder Tagees- und Nachtzeit, denn manchmal m beeginnt der Tag T auch beei mir mit os. Davon und von noch viel geistigeem Nebel und gedanklichem Chao mehr möchte m ich heute h berichten.

Kennst du das auch? Es E gibt Tage e, da ist das Leben wie eine Pralinenschachtel.. Man sehntt sich nach Leckerem, aber a man w weiß nie, waas einen erw wartet. Auch h ich ahnte noch nichtss. Das hell, strahlende Licht des Tages drrang durch der d leicht sttaubbedeckkten Fensterrscheiben, um u sich dan nn erbarmungslos eineen Weg durcch die Ritze und Schlitze der das Son nnenlicht ab bhalten sollende, von m mir nur nachlässsig zugezoggenen Fensterbehänge e. Das fröhliiche Pfeifen n der Vögel im Geäst deer Bäume vo or meinem Fenster, F erinnerte mich spontan daran, daass der frühee Vogel bekkanntlich deen Wurm fängt. Ich f Gerääuschprodu uktion generrell weiß niicht, ob Vöggel bei der frühen fröhlich h sind, und eigentlich mag m ich kein ne Würmer zum Frühsttück. n noch schlaftrunken d Halb au ufgeschreckkt, aber im Halbdunkel H dachte ich spo ontan an diee uralte Vögglerfrage: „W Warum haben manche Liebesp paare nichtss anderes zu u tun, als üb ber das unggleiche

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Vogelgezwitscher von Lerche und Nachtigall zu diskkutieren.“

Zuerst unendlich langssam, dann sich s doch ettwas schneller bewegeend, begann sich mein Gehirn auff die gewohnten Hochttouren

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____________________ einzustellen. Nur mein Wille zum Aufstehen war noch zu schwach. Daran, und an noch viel mehr erinnere ich mich genau, denn es sollte ein denkwürdiger Tag werden. Wenn ich mich richtig erinnere, war es der 10. Mai 2007 und kurz nach 8 Uhr. Es war ein Versuch der Zukunft, mich mit besonderen Ereignissen zu überraschen. An diesem Donnerstagmorgen bahnte sich die Ouvertüre zu einem Konzert an, von dessen Tragweite ich zu dieser frühen Stunde noch keine Ahnung hatte, denn ich befand mich, träumerisch gesehen, noch im Dialog mit meinen Vorfahren und körperlich im warmen Bett.

Die Geschichte die ich dir jetzt erzähle ist kein Märchen. Sie hat sich tatsächlich so zugetragen und sie begann mit dem penetrierenden Störsignal meines Telefons. Das Geräusch war der Befehl für eine, und zwar meine Reaktion. Es riss mich aus meinem Halbschlaf und unterbrach rüde meine wohligen Träume. Bis zu diesem Zeitpunkt, wenige Minuten nach 8 Uhr, wusste ich es noch nicht, aber Viola, meine allerwerteste und äußerst vollgutgeformte Freundin bat nicht um Hilfe. Du musst wissen, dass Viola das quälen im Blut hat. Es gibt solche besonderen Frauen, und Viola ist ein besonders exquisites Exemplar dieser Gattung. Wenn sie fordert, dann sofort. Meine Telefondomina rief nach mir, und ich wusste, auch das ist Teil meiner vorausschauenden Fähigkeiten, dass sie mir keinen schönen Donnerstagmorgen wünschen wollte. Eine unbestimmte Vorahnung sagte mit, dass ihr kompliziertes Liebesleben, direkte Auswirkungen auf mein Leben in den nächsten Tagen haben wird.

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________________ ______ „Hi, sag maal, hast du heute h Abend eine halbe Stunde Zeeit für mich? Kannst K du mir m die Karteen legen?“ Violas etwaas atemlos--strenge, oh hne überflüsssige Begrüß ßungsformalitäten und antwortheischende Paausen, aberr doch fröhlich h-aktive Stim mme am Teelefon ließ keinen k wirkssamen Widersspruch zu. Sogar im Halbschlaf kon nnte ich ihree gute Laun ne spüren, was auf eiinen erfolgrreichen Aussflug aus ihrrem goldeneen EheKäfig, mit m anschlieeßender Freeivögelei biss in die frühen Morgen nstunden scchließen ließ. Trotz me einem Dämm merzustand d konntee ich aus dem m ersten geesprochenen Satz schon so viele Informaationen herraushören, dass jedes weitere w Wo ort eigentlicch überflü üssig gewesen wäre. Wie du vielleicht weiß ßt, weiß ich was sich geehört und m mit meinem m dynamiscch klingendeen „Ja, natü ürlich hab icch Zeit“ beantw wortete ich halb aus deem Tiefschlaaf herausgerissen ihre Frage, um wenig erfolgreeich darüber hinwegzuttäuschen, dass d ich nocch im Bett lagg, um sofortt ein geheuchelt-intere essiertes „w was ist denn n passierrt“ nachzuscchieben. Nicht das mich m Violas Antwort au uf meine mitfühlende FFrage wirklich h interessiert hätte. Nicht um diesse Zeit, nich ht solange eein zugegeeben schönees Maiwetteer meine Au ufstehenerggie zwischen n der schwerren Entscheeidung von Sein S und Nicchtsein, odeer Aufsteheen und Liegenb bleiben, gnaadenlos auff Sparflamm me hielt. Meeine rhetorissche

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Frage war w in Wirkllichkeit nich hts anderes als ein prävventiver Sch hutz vor abssurden Ford derungen. Zum Z Beispiel vor möglicchen Anleih hen zur Überwiindung vorü übergehend der Zahlunggsschwächen (dann hättte ich kurzfrisstig in den Harz H verreissen müssen), oder die Forderung F n nach

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____________________ klarer Positionierung für die zuerst anfragende Partei bei eheliche Differenzen, was aktiv-aggressive Feindschaft der anderen Partei, und bei mir als Fluchtlösung einen sofortigen, stark ansteckenden, grippalen Infekt in Verbindung mit einer schweren Migräne nach sich gezogen hätte. Noch kannte ich die eigentlichen Ursachen nicht, aber die Kräfte der Wirkung fingen an meine Gedankengänge zu beeinflussen. Es war die Eröffnungsfrage von Viola, die nur dem Wissenden zwei Besonderheiten offenbarten. Erstens: Die Frage war keine Frage sondern eine Überraschung mit Folgen. Und die zweite Besonderheit - bei Viola dauert eine halbe Stunde üblicherweise und mindestens zweihundertvierzig Minuten mit der Chance auf unlimitierte Verlängerung der Redezeit in der ersten Halbzeit. Mit einer Gewissheit, die ich mit einer neunundneunzig prozentigen Chance fair bewerten konnte, wurden meine spontanen und geplanten Aktionen für diesen Tag mit Violas erstem Satz begraben. Mein Organizer begann wie erwartet und zusammen mit meinem Time-System auszuflippen und kollektiven Selbstmord durch einen Sturz aus dem dritten Stockwerk zu begehen.

Natürlich hatte ich eine mindestens zweihundertvierzigminütige halbe Stunde Zeit um meiner Freundin Viola die Nebel der Zukunft mit Hilfe der Tarot-Karten und meinen Fähigkeiten als Medium derselben zu lichten. Dafür gab es sehr pragmatische Gründe. Einerseits sagte mir meine Forscherneugier, dass neue psychologische Erkenntnisse der sexuell-

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________________ ______ zwischeenmenschlichen Komm munikation darauf wartteten, von m mir entdeckt zu werdeen. Zum and deren reizte e mich die Aussicht A auff eine eventuelle Chancee, an Violas Liebesleben zumindesst akustisch,, wenn nicht so ogar körperrlich teilzunehmen. Denn Viola hat eine äußeerst promiskuitive Adeer, und ganzz besonderss dann, wen nn sie Lust aauf einen kleinen k Nachschlag hatt, was der Kenner weib blicher Psych he auch mit „Reestgeilheit“ bezeichnett. Ganz nebe enbei hattee ich, wenn ich mich richtig erinneere, an diessem Tag aucch keine Lusst mich aktiv zum werbs zu beewegen. Zweck des Broterw Nach einigeen taktischeen Fragen, die d nur tem mporär Violaas heitereen Redeflusss hemmen konnten, ge elang es mirr, die Ursache für das Bed dürfnis nach h meiner Geesellschaft heraus zu fiinden. Die vvor mir noch ku unstvoll verrborgende Ursache U fürr Veränderu ungen war in n einem ihrer üblich hen, inszenieerten Ehekrräche ums liebe, weil fehlend de Geld zu suchen. s Wie du vielleicht noch h weißt, ist Werner W Steuerberater,, außerd dem Violas Ehemann E un nd mein bester Kumpeel, denn er bearbeeitet meine steuerlichen Angelegenheiten seh hr kostengü ünstig.

m ratlosen Gesichtsausd G druck, dass du Ich sehe ess an deinem keine Ahnung A hastt, wer „zum m Teufel“ Vio ola ist? Wen nn ich den B Begriff „Charm me“ bei eineer Frau defin nieren soll, dann fällt mir m spontan n das Zusamm menspiel vo on Augen un nd Stimme ein. Für micch sind Auggen und

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Stimmee der Schlüsssel zum mü ühsam Verb borgenen. Daran D erken nnst du schon, dass ich niccht zu den Oberflächlic O chen gehöree. Ich bin eh her der voyeuristische Enttdecker, derr sich mit he eimlicher Frreude an einem ästhetischen Gesaamtkunstweerk erfreuen n kann. Für mich ist es die

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____________________ wahre Lust, die schwarzen Stellen in den Seelen und Gedanken sinnlicher Frauen zu finden, und Viola gehört dazu. Sie ist ein ganz besonders exzentrisches Exemplar der Gattung Frau. Nicht irgendeine wuschelig verhuschte Allerweltsfrau, Viola ist „die“ Frau. Eine Frau, die mit entwaffnendem Charme und besonderer Ausstrahlung ihre Intelligenz gut versteckt. Eine attraktive Frau (zumindest in meinen Augen) mit diesen kleinen Aufmerksamkeitsfängern, den kleinen Details, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, und die die richtige Spannung im sonst perfekten gestylten Bild erzeugen. Viola ist achtunddreißig. Zumindest behauptet sie das. Es ist das Alter, in dem Frauen mit Haaren unter den Achselhöhlen und zwischen den Beinen, nach dem Sinn des Lebens suchen, weil sie die viel zu schnell vergangenen Jahre mit gelben Quitsche-Entchen, vereintem Singen in der Waldorfschule und engagierten Elternabenden verbracht haben - oder durch konsequente Selbstverwirklichung, zum Beispiel durch die erfolgreiche Leitung eines für den Ehemann steuersparenden, weil steuermindernd abzuschreibenden Kosmetik- oder Nagelbetriebs und mehrerer, ständig wechselnder Liebhaber jung geblieben sind. Viola hat sich frühzeitig für die zweite Kategorie entschieden, wodurch die zuerst beschriebenen Merkmale nachweislich entfallen. Obwohl ich mir den Rat von Sokrates zu Herzen genommen habe, dass man sich nur von der Last des Eros befreien kann, wenn man sich mit den weniger schönen Weibern einlässt, kann ich es nicht lassen. Viola ist schön und sie tut mir gut. Sie ist wie ein hoch dosiertes Kreativitäts-Aphrodisiakum, das meine Phantasie anregt. Sie besitzt dieses besondere Etwas, dass vorzugsweise die

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________________ ______ männlichen Sinne zum vibrierren, und die e weiblichen auf „höch hsteGefahr-in-der-Gab bardine-Anzzughose-me eines-Mannes“ Alarm sstellt. Viola hat unzweifeelhaft das besondere Etwas eines für ihre Bestimmung vollko ommenen Wesens, W das mir erst in n den letzteen Jahren bewusst geeworden istt. Vielleicht hast du es schon s bemeerkt, ich kom mme etwas ins Schwärm men. Das isst entschuld dbar, denn aauch ich kann alllem wiederrstehen, nur nicht der Versuchung V g. Natürlich schaue ich mir auch gern ihre Gaudin nockerln und ihren chaarmanten Po o an, her der micch irgendwie an das meist unerreiichbare Ideaal männlich Träumee, die Formeen eine Corrvette aus den d späten 50er 5 Jahren n erinnerrt. Viola hat in n ihren Körp per, in einerr Art kapitalistischem Tauschgeschäft, viiel investierrt. Eigentlich h hat sie das Materiellee nicht selbst investiert, denn d Viola isst ziemlich gut g situiert mit Werner ü gefragtte Tauschweerte. Werneer, ihr verheirratet, und siie verfügt über Mann und u Lebensgefährte haat die laufen nden Investtitionen überno ommen, und d sie dankt es ihm pflicchtbewusst und vertraggstreu mit den n routinemääßigen Ehe--Gegenleistungen und den in Bildunggsbürgerkreeisen üblichen in- und aushäusigen a n Repräsentationsau ufgaben. Nach meiner Meinungg haben sich h die Renovvierungsarbeiten für Beid de gelohnt. Sie ist ein absolut a repräsentatives Jugendstilobjekt. Nicht mehr m ganz ju ung, also keein Neubau mit verstecckten Mackeen,

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aber au uch nicht du urch ein ständiges Kom mmen und Gehen G verw wohnt, obwohl Viola den nervenaufrreibenden Fulltimejob F der Hausfraau ausübt. Der anstrengende Berruf der Hauss- und Haup ptfrau bringgt es

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____________________ mit sich, dass Viola auch gewisse Ansprüche hat. Die geschmackvoll arrangierten, schmückenden Accessoires an Armen, Hals und sonstigen Körperteilen signalisieren selbst einem Blinden den diskretkultivierten Anspruch, dessen laufender Unterhalt das Monatseinkommen eines normal verdienenden Bürgers locker überschreitet. Ich vermute, ihre Ehe gibt ihr eine Art zusätzliche Sicherheit, unter anderem durch mehrere, unlimitiert einsetzbare Kreditkarten. Das alles und noch viel mehr ist an mir vorübergegangen. Viola ist Werners Angelegenheit, denn mit Werner ist sie verheiratet und ich mit ihm befreundet. Als nicht betroffener, aber subversiver Beobachter kann ich auf spannende Erzählungen hoffen. Ich weiß, Viola wird mir ein schmackhaftes Menü mit scharfen Gewürzzutaten servieren, die das Leben in der City schmackhaft und spannend machen. Sex, Liebe, Treue, Seitensprünge, Herzschmerzen, Eifersuchts- und Gelddramen werden sich mit hinterlistigen Machtund brutalen Kampfspielen abwechseln. Im Grund hat sich nicht viel geändert, seit die Menschen das finstere Mittelalter überstanden haben. Zivilisierte Menschen schlagen sich, jedenfalls nicht im Allgemeinen, manchmal nur im Besonderen, aber nicht mehr offensichtlich und für jeden erkennbar mit Knüppeln und schartigen Schwertern tot. Archaisches Verhalten passt einfach nicht mehr in unsere zivilisierte Welt. Dennoch wird im engen Freundeskreis diskutiert und es werden Ränke geschmiedet. Nicht anders ist das Verhältnis zwischen Viola und mir. Mit Viola diskutiere ich immer wieder gern, aber natürlich nur theoretisch, weil ich eine sowohl humanistische, wie auch konsequent pazifistische Lebenseinstellung

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________________ ______ kultivieere. Dennocch macht ess Spaß, sozu usagen als Denksportau D ufgabe, über diie unauffälliige und schmerzvolle Beseitigung B des geliebtten, aber au usgedienten n Partners, sowie s über unendlich-ewige und überrasschend schn nell verganggene Lieben n, sofern es nicht mein ne sind, zu diskutieren. Leb ben ist nun mal wie ein ne Mischung von Mono opoly und Meensch-ärgerr-dich-nichtt, dazu etwaas Halma für die zarterren Seelen,, und eine kleine k Dosieerung Schacch, damit daas Gehirn nicht einschläft. In dieseem Spiel geht es um Ob bjekte, um Nutzen, Geld, d wenn man alles addiiert hat, um m Lustgewinn. Doch Häuserr, Macht und bevor ich mich zu sehr verplaaudere, möcchte ich auff Viola und iihre Vorzügge zurückkommen. Viola ist ein ne dieser seeltenen Frau uen, bei derr das Zitat „„der Propheet ist im eigeenen Land ein e Nichts“ eine ganz neue n Bedeuttung bekommt. Mein geern gehörteer Rat erreiccht das Verffalldatum o oft am gleicheen Tag (oderr Nacht). Od der anders ausgedrück a kt: „Honey laass es lieber bleiben, b dass ist zu gefährlich, wenn Werner etwas e davon n erfährtt?“ „Ja, ich weiß doch“ istt ihre üblich he Antwort. Ihr abschw weifender und gleichzeitig gelangw weilter Blickk, dazu der TTon ihrer Sttimme sageen mir, dass meine Lautte zwar aku ustisch bei ih hr angeko ommen sind d, aber die Worte W als le eere Hülsen in ihrem geeistigen Papierkkorb geland det sind. Vorwerfen kan nn ich mir nichts, n denn n meinerr Sorgfalts- und u Aufbew wahrungspfflicht komme ich gern n nach.

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Ich hab be Viola mit bestem Wiissen und Gewissen G an n meinem reeichen Erfahru ungsschatz, bedingt durch mein re eiferes Alterr, teilhaben lassen. Sie weiß von mir, dass d ein wo ohlgeordnettes Leben durchaus seiine Vorteilee hat, und das d Spielen mit dem Fe euer Gefahrr bedeutet.

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____________________ Viola ist eine Frau und man kann nicht behaupten, dass es ihr an Intelligenz mangelt. Sie ist sogar so intelligent, dass sie meinen Überlegungen und Erfahrungen folgen kann, aber nur wenn sie will. Zum Beispiel ihre Ehe: Sie hat klaglos akzeptiert, dass sich der gesuchte Glückszustand nicht einstellen wird. Ich habe sie vor der Ehe gewarnt. Gut, ich gebe es zu, meine Warnung war etwas undeutlich, weil sie, wenn ich mich richtig erinnere, zum besagten Zeitpunkt auf meinem Gesicht saß. Aber Werner ist als Zahlenmensch nun mal zu spröde und Viola als kreative Frau zu sinnlich. Das bedeutet nicht, dass Steuerberater an sich spröde sind. Das wäre ein pauschales und plattes Vorurteil, dem ich mich nicht anschließen möchte. Viele Steuerberater, Großinquisitoren und Finanzbuchhalter sind im Grunde ihres Herzens nette, fröhliche Menschen mit einer kreativen Lebensführung. Es gehört in den Bereich der Märchen, dass solche Menschen, wie seelenlose Geschöpfe, ihre grauen Gesichter durch schwarze Kapuzenmäntel verdecken. Aber Viola und Werner passen nun mal nicht zusammen, sagt Viola und spricht Werner vermutlich aus dem Herzen. Jedenfalls hat Viola ihre abstrakten Vorstellungen von Glück und Freiheit in der Ehe mit Werner ziemlich reduziert. Dabei ist Violas Ehe ein faires und hochanständiges Geschäft, das den Regeln der klassischen Ökonomie des Tauschhandels entspricht. Beide haben ein pekuniäres Interesse am Vorteil. „Ich mach hin und wieder die Füße auseinander und er darf zwischendurch mal gucken, aber das muss ihm reichen. Für das was der mir bietet ist das genug. Soll er es sich doch selber machen, der Arsch.“

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________________ ______ Das finde icch auch. Ob bwohl und bei b genauerrer Betrachttung des Anggebots ersccheint mir Violas V Offertte etwas zu substanzlo os. Es ist wie ein n spannendeer Film. Die Rocky Horrror Show istt beim ersteen Mal noch lu ustig, der Un nterhaltunggswert nimm mt aber mitt den Wiederrholungen deutlich d ab, weil man die d Gags frü üher oder sp päter verinneerlicht hat. Das habe icch zu bedenken gegebeen. Auf mein ne insistierende Nach hfrage, hat Viola V dann zugegeben,, dass sie deen Tauschwert etwass aufgepimp pt hat. „Manchmaal bekommtt er als Zugaabe noch ein nen schnellen Blow-Jo ob, oder ich h mach es ih hm in seinem Büro mit der Hand. Dann kommtt er vor zwö ölf und nichtt zum Mittaagessen und d ich muss n nicht kochen n.“ Nicht gesaggt hat sie mir, m dass die mündlichen und handgrreiflichen Zu ugaben im engen e Zusam mmenhangg mit ihrem perman nent überzo ogenen Kon nto bei der örtlichen ö Sp parkasse steehen. Bitte veerurteile Vio ola nicht, ich tu es auch h nicht. „Bei euch wird w keiner benachteiliigt. Ihr proffitieren ja vo on einem beiderseitiggen, subjekttiven Gebraauchswert.““ Das ist meiin fachlicher Rat und darauf bin icch sehr stolzz. Denn Viola hält sich ausnahmsweise und konsequent daran. Nun sagst du d vielleicht: „So etwas ist doch nicht moralissch. In n Ich würde mich sofort s trenn nen.“ meinerr Ehe gibt ess so etwas nicht. Das ist ein anständiger und loben nswerter Vo orsatz, aber bitte

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glaube mir. Solchee Deals kom mmen häufigger vor, als du vielleich ht nem Arranggement denkst. Denn alle Beteiligten wissen, dasss es mit ein nur Gew winner gibtt. Ich weiß auch, a dass Werner W (Vio olas geliebteer Gatte und loggisch denkender Zahlen nmensch) sehr nüchtern die Vorteeile und

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____________________ Nachteile gegeneinander abwägt. Ich habe für dich die Fakten in einer Kurzfassung zusammengefasst:

1.

Eine Full-time Haushälterin und frisch gebügelte Hemden sind nicht unter Zweitausend im Monat, wenn man die Lohnnebenkosten noch mit einrechnet, zu bekommen.

2.

Eine gute Köchin kostet noch einmal das gleiche,

3.

und ein Hausservicebewachungs- und Reparaturdienst für die rosarote Villa mit den vier Säulen vor der Tür dürfte ebenfalls mit der gleichen Summe zu Buche stehen.

4.

Nicht vergessen darf man, dass bei einer Angestellten Urlaubund Fehlzeiten, zum Beispiel wegen wechselnden Beziehungskatastrophen und Krankheiten wegen permanenter Überarbeitung noch zusätzlich einkalkuliert werden müssen.

Lange nachrechnen muss da niemand. Rein rechnerisch betrachtet, ist für Werner die Institution Ehe ein ziemlich gutes Geschäft. Eine Ehefrau ist im Unterhalt billiger, sofern das monetäre Zaumzeug stramm sitzt, und die Regeln klar definiert sind. Viola kann sich, sofern sie mit einem Taschenrechner umgehen kann, den Wert Ihrer ehelichen Dienstleistungen selbst ausrechnen. Und wenn Viola sich in ferner Zukunft auch noch selbst verwirklicht, und ihre seit längerer Zeit geplante berufliche Selbstständigkeit Früchte trägt,

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________________ ______ dann isst das die peerfekte Lösu ung für eine e gute Ehe. Viola ist vorausssichtlich so beschäftigtt, dass sie nicht mehr auf a „dummeen Gedankken“ komm mt. Sie hängtt am Tropf von v Wernerr, der ihr beeliebig den Geeldstrom auf- und zudrehen kann, und Viola muss m springgen wenn Werner W „Ho opp“ sagt, und sie musss knien, wen nn Werner „Platz“ sagt, un nd das ist nicht schlech ht. T jedess Erfolgreich hen, denn das d Allerschö önste Es ist der Traum kommtt noch. Werrner kann diie hundertp prozentig zu u erwartend den Verlustte durch Vio olas Selbstverwirklichung in der Seelbstständiggkeit auch no och gewinn nmindernd und u damit Steuerspare S end mit sein ner nächsteen Einkomm mensteuereerklärung ge eltend mach hen. Bevor ich es e vergesse,, Viola hat beschlossen b n, sich in den n nächsteen Wochen beruflich zu engagiere en um finan nziell unabh hängig zu werd den. Viola denkt, d soferrn es ihre kn napp bemesssene Zeit zzulässt, an die Eröffnung E e eines größeren Kosmettikbetriebs mit m im Tren nd liegend den Wellnesss- und Fengg-Shui Ange eboten, abeer es kann aauch etwas vollkommen v n anderes, vielleicht v eine kleine Galerie oder sowas etwas. Wir werden n es erleben n, denn ich werde dir zu z gegebeneer Zeit n. Entscheidend ist jedo och, dass Viola endlich viel darübeer berichten eigeness Geld verdienen möch hte, um es Werner W (ihrrem Eheman nn), „dem militanten m A Arschloch“ (sagt Viola), mal richtigg zu zeigen, denn Werner ist ein Ped dant in Bezu ug auf unko ontrollierte Geldausgab G ben. Du siehst, Viola V gehörrt seit vielen n Jahren zu meinem Leeben.

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Ich hab be mit Lust die d Last ihreer Freundscchaft auf miich genomm men. Das waar nicht imm mer einfach,, aber dafürr habe ich mir m eine Belo ohnung redlich verdient. Icch tausche meine Gese ellschaft geggen ästhetisschen Genusss und augen nfreundlicheen Gebraucchswert. Fürr Viola bin icch eine

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____________________ Art allwissender Frauenflüsterer, der ihr den notwendigen praktischen und mentalen Schutz gibt, um es mit einer beliebig austauschbaren Anzahl von Frauen, Männern und Gegenständen zu treiben, und hin und wieder auch mit mir. Das ist nicht weiter schlimm, denn Viola hat noch andere, für mich unschätzbare Vorzüge. Viola benutzt mich. Du wunderst dich, dass es mir auch schon auffällt? Und vielleicht fragst du dich, warum ich mich benutzen lasse? Dafür gibt es eine einfache Erklärung. Ich verdränge ganz einfach das negative Benutzungsgefühl, und sage mir, es ist nichts weiter als ein kreativer Tauschhandel. Ich gebe die realen Werte meiner Gesellschaft gegen optisches Vergnügen und schmücke mich mit Werners dekorativer Frau ohne dafür zu bezahlen. Viola gestattet mir, dass ich sie als augenfreundliches Studienobjekt nach Belieben missbrauche. Nein, nicht so, wie du vielleicht empört denkst. Ich würde nie auf den Gedanken kommen, einen wertvollen Menschen wie ein seelenloses „Objekt“ zu benutzen. Viola ist eher ein vielsprechendes und inspirierendes Selbsterfahrungsversuchsbunny mit etwas Hirn. Wir ergänzen uns auf eine wunderbare Weise. Ich genieße ihre Gesellschaft und die Rolle, die sie mir zugedacht hat. Es ist der perfekte Tauschhandel. Wir sind beide zufrieden. Und manchmal bekomme ich, sozusagen zur Belohnung ein unterhaltsames Überraschungsgeschenk. Für Viola bin ich außerdem der ideale Alibigeber. Ich bin der unauffällige, beste Freund aus Jugendtagen. Einer dem man alles anvertraut und der optisch ungefährlich erscheint. Aber so bin ich halt und ich kann es nicht ändern. Warum mein bester Freund Werner mir in gutem Glauben,

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________________ ______ sozusaggen treuhän nderisch seine Frau anvertraut, haat einen ein nfachen Grund. Ich entspreeche nicht ganz g dem de erzeit angesagten, männliche heitsideal. Icch trage ein ne Brille und d habe etwaas schütteree Schönh Haare. Vermutlich h erscheine ich darum harmlos, h un nd in Werneers Augen ungefährlicch. Aber gen nau das ist meine m Stärkke, mein Au ussehen wird zu u meinem Gewinn G in einer gnaden nlosen Geseellschaft, deenn damit kann k ich mu utig den Vorrteil beim Wandel W unteer besonderer Berücksichtigung der d Möglich hkeiten des Objekts erggreifen. Aber auch Viola hat Vo orteile. Sie kann mit meiner m Hilfe so etwa drei- bis viermal in der Woche, W auff eine optiscch legale Weeise, aus ihreer ehelichen Versorgun ngsanstalt ausbrechen a um einmall in der Wochee mit mir tieefschürfende Gespräche über philo osophischalltäglicche Ereignissse zu führeen. Diese Ge espräche sin nd von Viola als therapeeutisch werrtvoll deklarriert und daarum von Werner W (ihreem angetraauten Ehem mann) ausdrrücklich erlaaubt. Früher, als ich noch veerheiratet war, w war es umgekehrt. Da konntee ich Viola hin und wied der als Alibigeberin einsetzen. Viola wurde zwar von meiner m damaaligen Ehefrrau, intuitivv als Rivalin d beruhigende Hinwe eis auf einee alte angeseehen. Aber der Jugendfreundschaaft aus Kindeergartentaggen war Gru und genug, das Feuer des d Misstrauens klein zu z halten. W bin ich i gut befrreundet. Eiggentlich ist eer mehr Auch mit Werner mit mirr befreundeet, denn manchmal geh ht mir seinee buchhalterrisch-

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nüchterne Art ziem mlich auf deen Geist. Ab ber was würrdest du an meiner de, dass es ein e feiner Zug von ihm ist, wenn eer mir Stelle tun? Ich find seine Viola V zur geffälligen Nutzung überläässt, und au ußerdem meeine Steueraangelegenh heiten regeltt. Soll ich mich m dann daagegen weh hren?

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____________________ So viel Charakterstärke kann niemand von mir verlangen.

Doch bevor ich zu sehr schwärmerisch abschweife, kommen wir nun zu diesem denkwürdigen Donnerstag im Mai zurück. Nicht ausdrücklich von Viola angesprochen, aber aus den erhaltenen Informationsbruchstücken konnte ich größere Verwicklungen annehmen. Es war natürlich purer Zufall, und nur extrem misstrauische Gemüter könnten vermuten, dass Violas läufiges Saturday Night Fever vom voran gegangenen Wochenende und der pompös inszenierte Ehekrach in direkter Beziehung zueinander standen. Was auch immer die Ursachen waren. Meine Freundin Viola war an besagtem Samstag zur Nacht wegen der erlittenen, schweren ehelich-seelischen Verletzungen gezwungen, fluchtartig und unter dramatisch-theatralischem knallen mit Türen, das eheliche Haus zu verlassen, und einen Gastronomie-Betrieb, in diesem Fall als erste Anlaufstelle eine bekannte Cocktailbar (die an anderer Stelle noch öfter erwähnt wird) aufzusuchen, die als Treff für überwiegend kopulationsfreudige Menschen, also Singles und solche die sich dafür ausgeben, auch heute noch sehr zu empfehlen ist. Zurück blieb ihr ziemlich angesäuerter Werner, der nun in Ruhe sein Bier trinken, die Erbsen zählen, und die verschiedensten Fernsehprogramm testen konnte. Und bei Viola? Die Wut auf Werner war die Ursache für den zwangsläufigen Appetit auf Anderes und die emotional geladenen Werbeaktionen zeigten Wirkung. Zumindest die Wirkung, dass sie am darauf folgenden Donnerstag vollkommen euphorisiert meinen qualifizierten Rat bedurfte.

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________________ ______

„Ich freue mich“ m war meine m Donn nerstagmorrgenantwortt. Doch bevor ich sie wegd drücken kon nnte, kam schon die näächste Fragee: „Du, ich hab b noch was vergessen. v Sag mal (ku urze Pause in der ich nichts dagegeen zu haben n hatte. Dan nn kamen sttatt Worte das d hörbaree Sauggeeräusch an einer e Filterzzigarette un nd ein kurzees Husten), kkennst du eigeentlich Fabieenne?“ Viola hat viele Freundinnen und ich i kann mir nicht jedeen Namen n merken. Außerdem A siind weiblich he Namen für f mich Sch hall und Rauch. Ich habe mich m aus Sich herheitsgründen an diee sehr persö önliche Frauenallroundanssprachen, wie w zum Beispiel „Schatz“, „Lieblin ng“ oder „H Honey“ gew wöhnt, die zu allen Gele egenheit in Freud und Leid passen und jede versehentliche Verwech hslung ausschließen. A Aber Fabienn ne war ein mir bis dahin nicht gelääufiger, durrchaus phantasievoll-fran nkophil klinggender Nam me, den ich nicht zuord dnen konntee. „Ich bring sie s mit. Du hast h doch nichts n dageggen?“ war d die mehr rhetorische Frage, die eine, e meine mögliche Antwort A und d jeden nd völlig überging. denkbaaren Einwan Nicht dass ich wirklich h etwas dagegen hätte.. Ich empfin nde es als angenehme Beereicherungg meines Leb bens, wenn wildfremde ühlschrank plündern, p meine m Bude mit Frauen meinen Kü wängern, meein Zigaretttenrauch und undefiniierbaren Paarfüms schw

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Toiletteenpapier veerbrauchen und die Klo obrille bepin nkeln, weil ssie seit Erfindu ung der Brillle, und das ist ja immerhin schon einige e Jahrzzehnte her, im mmer noch nicht n gelernt haben, die eses überau us nützlichee Utensil hochzuklap ppen. Denn noch konnte e ich eine geewisse

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____________________ klammheimliche Vorfreude auf einen anregenden Abend nicht vollständig verheimlichen. Als kommunikativer Mensch ist es mir ein Bedürfnis, soziale Kontakte zu knüpfen, besonders dann, wenn schon im Namen eine erotische Frischfleischkomponente mitspielt, die mir sozusagen als Häppchen auf dem „silbernen Tablett“ serviert wird. Außerdem muss ich auch hin und wieder ans Geschäft denken, eine neue Klientin und ein kleiner Zusatzverdienst sind ja auch nicht zu verachten. „Wer ist denn Fabienne?“ war nur noch eine rhetorische Zusatzfrage, um mehr Hinweise zu bekommen. Du musst wissen, dass jeder fähige Kartendeuter weiß, das Vorherwissen die Zukunft entscheidend beeinflussen kann und daher gut fürs Geschäft ist. Bis zu diesem Moment ahnte ich noch nichts von dem unmittelbar bevorstehenden Energieschub der mein Leben verändern sollte. Du wunderst dich, warum ich als Mensch mit medialen Fähigkeiten die Zukunft nicht sehen konnte. Es gibt keinen Grund an mir und meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Glaubst du ernsthaft, ich hätte am frühen Donnerstagmorgen und in den weichen Kissen und auch Pfühlen, denn ich lieg nicht gerne kühle, meine Tarot-Karten dabei?

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Albert Einstein hat einmal gesagt: „Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.“ Oberflächlich betrachtet mag er recht haben. Ich behaupte, dass sich das Genie zwar nicht

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________________ ______ geirrt, aber a eine th heoretischee, fehlerhaftte und daru um lebensfremde Behaup ptungen auffgestellt hatt. Das Schönste ist die Entdeckungg und Erbeutu ung des Enttgegengesetzten, bevo or die Konku urrenz einem m die Gelegenheit vor der Nase wegschnappt. Diese, meine durch Lebensserfahrung gewonnene g e Erkenntniss zusammen ngefasst, bezeich hnet man üblicherweisse als Liebe.

Eigentlich hätte h ich nu un, dem mo oralischen Zwang der erwach hsenen Bevö ölkerung folgend, aufsttehen müsssen um mein Tageweerk zu begin nnen, aber aus a einem unbestimmt u ten Gefühl heraus, n Zimmer blieb icch im Bett liegen. Im im mmer noch halbdunkle h verfinggen sich meiine Gedanken in einem m wirren Taggtraum von n „was ich tun würde wen nn“ und längst verganggenen Episo oden, die ich h nicht mehr ändern ä kann n, aber zu geerne noch mal m zu mein nem egoistisschen Nutzen n verändern würde, weenn ich zurü ück in die Veergangenheeit könntee, was mir nicht möglich ist, denn ich i bin ja no och da. Warum mir in diesem Moment die kleine Geeschichte eiinfiel, weiß icch nicht meh hr. Ich habee sie nicht se elbst erlebtt. Oft habe iich den Satz „dafür bist du u noch zu ju ung“ hören müssen. m Hin nter vorgeh haltener Hand hat h man sie mir erzählt,, manches habe h ich alss unwissend des Kind zufälligg gehört, und einiges wurde w mir ve erschwiegen n. mal vor sehr langer Zeiit, so um daas Jahr 1900 0 Es war einm herum.. Die Geschiichte handeelt von einem Mann, mit m einem

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schwarrzen Zwirbelbart und einer dicken, goldenen Uhrenkettee an seiner Weste, W die sich über seeinem mäch htigen Baucch spannte. Er war ein statttlicher Man nn und zur damaligen Zeit, Z es herrschten and dere Schönh heitsideale, ein Frauensschwarm. Dieser D Mann n hatte in einer

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____________________ süddeutschen Goldstadt mit viel Erfolg und durch ein Netzwerk fleißiger Frauen die Abfälle der regionalen Schmuckindustrie an sich gebracht. Bei der Herstellung von Ringen und Armbändern fielen kleine Späne ab, die von den Frauen aus den Fabriken geschmuggelt, dem Mann übergeben wurden. Manchmal verschob er auch noch die jungen Frauen und insgesamt betrieb er ein florierendes und äußerst lukratives Unternehmen. Dabei hätte er es belassen sollen, denn weniger Fortune hatte er beim Glücksspiel. Darum wanderte er durch die einsamen Wiesen, Felder und dichten Wälder des Schwarzwaldes, weit weg von der besagten Goldstadt, immer auf der Flucht vor seinen rachsüchtigen Gläubigern, die ihm nach dem Inhalt seiner Brieftasche und dem Leben trachteten.

Auf seiner ruhelosen Wanderschaft durch die malerische Landschaft des einsamen Schwarzwalds traf er an einem heißen Frühjahrsnachmittag, es war Donnerstag der 10. Mai 1900, auf eine hübsche, früh verwitwete Agrarökonomin, die unter einem knorrigen Apfelbaum mit gestielten Blüten und doldigen Schirmrispen, inmitten einer wunderschönen Frühlingsblumenwiese saß. Die junge Frau war verzweifelt und von wirren Träumen über die ungewisse Zukunft geplagt. Trotz ihrer Gebete fand sie auf viele Fragen keine Antworten. Nervös und mit tiefen Seufzern, ließ sie immer wieder die glatten Perlen ihres Rosenkranzes durch die Finger gleiten. Ein kleines hölzernes Kreuz, das sie an einer dünnen Goldkette um ihren schönen Hals trug, brannte ihr auf der Haut, und auf ihrem großen, wogenden Herzen zeigten sich kleine, im Sonnenlicht schimmernde Perlchen von frischem Schweiß.

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________________ ______ Der Wandeerer sah diee entzückende Bäuerin mit Wohlgeefallen. Er war ein weiser Mann, und durch seine e Erfahrunggen in der raauen dt geschult, ein Experte e im Erkenn nen des Welt deer Großstad Wesentlichen. Sein Kennerbliick sah das Spannungsffeld zwischeen der transzeendenten Not der hübsschen, offen nsichtlich beegüterten Landfraau und den realen Aspeekten für se eine weiteree Lebensplaanung. Intuitivv ahnte er, welche w Mitttel für den erwünschte e en Zweck einzuseetzen wären n. „Gott zum Gruße schö önes Kind“ waren w seinee gütigen W Worte. Leutsellig zog er seeinen steifen n Hut und hielt h in seineer Wanderu ung inne. Die D hübsche Bäuerin sah ihn neugierig an, den nn er war eiine beindru uckende Ersscheinung und u dazu ein schöner Mann. M Obwo ohl es nicht scchicklich waar, nahm siee ihren ganzzen Mut zussammen un nd mit zagend der Stimme fragte sie ih hn: „Verzeih ht mir Herr,, woher kom mmt Ihr?“ h aus einer fernen f Groß ßstadt in diese „Mein Wegg führt mich Einsam mkeit. Auch hier h bedürfen die Men nschen mein ner Hilfe und meinem m weisen Raat.“ Dann verschränkte e er seine Hände H und w warf einen Blick B gen blaauen Himmel. Die junge Frau F vernah hm die rätse elhaften Wo orte und siee war, wie es seit Urzeiteen das Weseen des Weib bes ist, begiierig mehr zzu erfahreen. „Mein Herrr, wenn Ihr von weit he er kommt, könnt k Ihr m mir

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vielleicht meine Ungewissheiten nehmen“ war ihre mit z aussgesprochen ne Frage. niederggeschlageneen Augen, zögernd Er lächelte gütig und sprach s mit seiner s tiefen n, wohlklinggenden Stimmee: „Steh auff mein Kind,, damit ich dich d anseheen kann.“

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____________________ Und die hübsche Landwirtin tat wie ihr geheißen, denn sie war eine gehorsame Frau. Er legte seine gepflegte linke Hand auf ihre Hüfte und nahm ihre rechte Hand in die Seine und sprach: „Stelle jetzt deine Fragen, und ich werde sie gewissenhaft und mit reinem Herzen beantworten.“ „Mein Herr, ich werde von schrecklichen Träumen geplagt. Ich liege in der Nacht wach und sehe nur Finsternis um mich. Mein Geist fleht und mein Leib brennt wie Feuer. Was soll ich tun, was wird aus mir werden?“ Mit dem Sinn des Gourmands erkannte der Wanderer aus der fernen Großstadt die Not ihres Leibes. Er spürte durch die Kraft seiner Hand auf ihrer Hüfte, dass eine arme Seele darauf wartete, vor dem drohenden Höllenfeuer errettet zu werden. „Gutes Kind, ich verstehe dich, denn ich kann in den Tiefen deiner Seele die Zukunft sehen. Das brennen deines Leibes kommt von den Bewegungen der Welt. Spürst du wie sie sich bewegt?“ Sie sah ihn mit großen blauen Augen an, und sie antwortete unsicher: „Ja ich spüre es“ und ein leichtes Zittern durchlief ihren Körper und ihre köstliche, zur Überreife sich neigende Brust bebte. Der stattliche Wanderer sah ihr tief in die Augen und sie nahm einen fremden, angenehmen Geruch wahr. Plötzlich fühlte sie sich geborgen und sicher. Mit ruhiger und wohlklingender Stimme sprach er weiter: „Die Erde mein Kind, wird von einhundert mächtigen Ochsen gezogen und nur darum bewegt sich immer schneller. Und je mehr die Ochsen sich bewegen und sie ziehen und die fruchtbaren Wiesen zertrampeln,

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________________ ______ umso schneller s dreht sich diee Erde. So laange, bis allees auf dem Kopf steht.“ Die Landwiirtin verstan nd das Gleicchnis und mit m verhaltenem Atem laauschte sie seiner bescchwörend klingenden k S Stimme: „Und bald, scchon sehr bald b wird daas ganze Waasser der Flü üsse, der Seeen und Ozeanee auslaufen und alles, die d fruchtbaaren Wiesen n, die Feldeer und Wälderr überfluten n.“ Der Wandeerer deute auf a das Land d um ihn heerum und aus den Augenw winkeln sah h er den änggstlichen Au usdruck in ih hren Augen. Hastig frage siie ihn: „Wer weiß denn n noch, das so etwas geeschehen w wird?“ Er sah sie mit m einem durchdringe d nden Blick an, und sie wich seinem m Blick etwas aus. „Niemand kann die Zu ukunft aufhaalten, weil nur n wenige Auserw wählte die Gabe G des Zukunftsblicks besitzen ...“ Mit eindrin nglicher Stim mme sprach h er weiter: „… aber ich h besitzee diese selteene Gabe, und darum weiß w ich es ganz g genau u. Die Welt drreht sich un nd der Tag isst nicht mehr fern und d schon bald d steht sie auf dem Kopf.““ Dann ergrifff er ihre Häände und hiielt sie fest.. „Mein Kind d, du besitztt jetzt ein ge eheimes Wissen. Bewaahre es gut in deinem d Herrzen, denn du d bist jetztt eine Eingeweihte.“ Dann ließ er e ihre Händ de los, faltete seine Häände, richtete den Blick wieder gen Himmel H und d sprach: „Gutes Kind, ich muss nu un

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weiter.. Denn mein ne Bestimm mung ist die Botschaft zu verkündeen und viel Geld zu samm meln um einee Arche zu bauen, b dam mit die Heiliggen und auch diie Erleuchteeten in den letzten Taggen errettett werden.“ Dann streicchelte er mit den Finge erspitzen dees Zeige- un nd

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____________________ Mittelfingers seiner linken Hand flüchtig über ihre Stirn und ihre vollen Lippen. Er sah sie noch einmal an und ging dann mit langsamen Schritten weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Aber der hübschen blonden Witwe war das nicht genug. Sie hatte schreckliche Angst und verspürte zugleich ein nie gekanntes, ohnmächtiges Gefühl der Hingabe. Sie hob ihr Kleid mit beiden Händen etwas an und lief hurtig hinterher um ihn zu fragen, was sie denn tun solle, wenn bald alles auf dem Kopf stünde und die Wasser der Flüsse und Seen kämen. Der Wanderer lächelte, denn auch darauf wusste er eine Antwort. Seine Stimme hatte einen ermutigenden, sonoren Ton, als er ihr sagte: „Nur bei mir mein Kind, bist du in Sicherheit. Dann kann nichts auf dich stürzen und die Wasser bleiben fern, denn ich werde schon bald und hier, genau hier auf diesem schönen Berg eine Arche bauen.“ Dann, nach einem bedenklichen Blick in den Himmel und zu den kleinen, weißen Wolken sprach er weiter: „Aber bedenke, nur wenn dein Glaube stark genug ist, und du jedem Irrglauben abschwörst, und nur wenn du mir vertraust wirst du errettet werden.“ Und so geschah es. Sie vertraute dem weisen Wanderer, denn zuvor hatte ihr noch niemand die reine unverfälschte Wahrheit gesagt. Da nahm er sie an der Hand und führte sie in die duftende Frühlingswiese, die mit herrlichen Gräsern und wilden Wiesenblumen bewachsen war. Dann sagte er zu ihr: „Braves Kind, ich werde dich jetzt ein Stück zur Helligkeit, zum Licht führen. Lege dich ganz flach auf den

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________________ ______ Boden,, auf den Rü ücken, dann n kannst du nicht umfallen, wenn die Erde sicch bewegt.““ Und sie tatt wie ihr geh heißen. Da wusste w der weise Wan nderer, dass err eine gehorrsame Anhäängerin gefu unden hattee, die auf ein Wundeer wartete. „Schau jetzzt in den Him mmel, zur Sonne, S zum göttlichen Licht der Erleeuchtung. Sag S mir was du siehst?““ Sie tat wie ihr geheißeen und sie sah ein gleiß ßendes Licht und sie fürcchtete sich. Da legte err sich zu ihr und seine Hand H war au uf ihrem großen, g pocchenden Heerz. Er hielt sie ganz fesst in seinen Armen damit ihr nichts geeschehe, weenn die Welt sich drehen würde, d denn er war ein n guter Men nsch. Und siiehe da, derr Glaube deer hübschen n blonden Bäuerin war w stark un nd mächtig und die Dunkelheit ihrrer Seele war w weg. Siee sah ein leu uchtendes Strahlen S am m Himmel, faast wie ein flim mmerndes Kreuz. K Jetzt verstand v sie e die Zukun nft und sie jubilierrte, denn deer Herr war in ihr und sie s hatte keiine Angst m mehr. Einige Generationen später s kann dir der Ur-Enkel der b blonden, aber zu ugegeben ettwas einfälttigen Bäuerrin solche ku uriosen Geschicchten erzäh hlen. Aber diese d kleine Episode istt nicht geloggen und es ist keein Märcheen, sondern es ist die Wahrheit. W No och heute ssoll es, wie mirr erzählt wu urde, in eineer kleinen Schwarzwald S dgemeinde eine kleine Gruppe G Streeng-Gläubigger geben, die d darauf wartet, w dasss die Welt um mkippt und d die darum prophylakttisch an eineer Arche baastelt.

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Die Blumenwiese auf der ein wundersch höner, mäch htiger, etwaas alt orsch gewordener Apfeelbaum steh ht, gibt es im mmer noch. Ich und mo war da,, ich habe ih hn berührt und ich hab be seine Aura gespürt. Das leise Wispern W in deen Blättern habe ich au uch gehört und ich lag mit

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____________________ Angie sogar in der Blumenwiese, um das zu tun, was mein Urgroßvater getan hat. Aber das ist eine andere Geschichte Was lernen wir daraus? Wenn dich die Sünde mal wieder ganz arg plagt, und du nicht weißt, ob du davon loskommen kannst, oder ihr nachgeben sollst, dann beichte nicht bei einem Heiligen. Suche Rat bei einem erfahrenen Sünder. Nur hier wird dir geholfen. Vielleicht fragst du dich kopfschüttelnd, wo die Quintessenz dieser kleinen Begebenheit aus längst vergangenen Zeiten ist? Ich verspreche dir, dass ich schonungslos alle Geheimnisse lüften werde. Darum bekommst du jetzt aus erster Hand den erschütternden Bericht eines einsamen Kartendeuters, der mit einer Bestie kämpfen muss auf der eine rothaarige und nackte Frau reitet. Es ist ein schreckliches, feuerspeiendes Ungeheuer, das mit seinem Schwanz ein Drittel der Sterne vom Himmel fegt und Fabienne zu Füßen legt. Dazu erfährst du auch was Mister Kirk und das Raumschiff Enterprise mit meinen Erlebnissen zu tun hat. Und es wird das Geheimnis einer wunderschönen Blumenwiese im Schwarzwald, auf der ein uralter Apfelbaum steht, gelüftet. Aber das ist noch nicht alles. Ich habe alles daran gesetzt, um dich hier und jetzt in die geheimnisvolle Kunst des Kartendeutens einzuführen. Freu dich nun auf meinen schonungslosen Bericht.

____________________ Aus eigener, schmerzlicher Erfahrung weiß ich, dass jeder Mensch ein Sünder, und wo man auch hingeht die Hölle lockt. Die Engel, die das einladende Tor zu den Städten Sodom und Gomorra

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________________ ______ bewach hen sind altt und schwaach geworde en, und die Federn falllen auch au us. Wen wu undert es daa noch, dasss am Sündentor ein regger Betrieb b herrscht. Oder O wie Jo ohann Wolfggang von Go oethe in ein ner vermuttlich ähnlich hen Situatio on einmal saagte: „Es mö öchte kein H Hund so längger leben! Drum D hab ich h mich der Magie ergeeben. Ob mir durch Geistess Kraft und Mund, nicht manch Ge eheimnis wü ürde kund.““

Seit vielen Generation nen meiner Familie geh hören die mystiscchen Kennt-- und Erken nntnisse derr Zusammen nhänge von TarotKarten,, des Wünscchelrutengeehens und des d heilendeen Handaufflegens zum fessten Bestan ndteil der Ko ommunikattion, der Lusstbarkeiten und des Bro oterwerbs. Manch M ein Vetter V und die eine od der andere TTante konnteen sich damiit in den gro oßen Weltw wirtschaftskkrisen zwar mühsam m, aber imm merhin über Wasser haalten. Beson nders erfolggreich war ein n naher Verwandter urrgroßväterlicherseits, der d seine mystiscchen Kenntn nisse, durch h den praktischen Einsaatz seiner ggroßen Wünschelrute bei gläubigen Landfrauen L , sehr erfolggreich verm mitteln konntee. Der besaggte nahe Verwandte waar, ohne jem mals körperrlich zu arbeiteen, damit so o gesegnet, dass er End de der zwan nziger Jahre des letzten Jahrhunderts umfangreichen Imm mobilienbessitz, sowie fruchtb bare Äcker, Blumenwieesen und vie ele Apfelbäu ume sein Eigentu um nennen konnte, diee ihm von gläubigen An nhängerinneen zum Dank fü ür seine Leisstungen verrerbt worde en waren.

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Bedaueerlicherweisse beschrän nkten sich die mentalen n Fähigkeiteen meiness Vorfahren auf den Ein nsatz seinerr Rute, auf Zukunfftsdeutungeen und Hand dauflegen. Als A Verwalter des erbeeuteten Vermöggens war err eher eine Niete. Dazu u kam das Glücksspiel G u und der

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____________________ Suff gab ihm letztendlich den Rest. Als verarmtes Genie, von seinen Gläubigern und verärgerten Ehemännern ungerechterweise verfolgt, fand man ihn eines Tages am unteren Ende eines kunstvoll verknoteten Stricks, der sich festgebunden an einem starken Ast eines knorrigen Baums, als deutsches Qualitätsprodukt, überraschenderweise als sehr haltbar erwiesen hatte. Das bedauerliche Schicksal war eine lehrreiche Mahnung für seinen hoffnungsvollen Nachkommen, es besser zu machen.

Die Verkündung der Wahrheit war für mich nicht immer einfach. Denn die Verpflichtung zur ökonomischen Ehrlichkeit erfordert nicht nur Größe, sondern auch Mut, das Unwiderlegbare auszusprechen, und wie ein bekannter Dichter vor langer Zeit einmal sagte, auch ein verdammt schnelles Pferd. Der Umgang mit der Wahrheit erfordert auch sensitives Fingerspitzengefühl. Denn hin und wieder erzeugt die nackte Wahrheit in Verbindung mit spirituellen Eingebungen über die Zukunft ein natürliches Akzeptanzproblem. Das ist nicht weiter schlimm, denn die Menschen sind von Natur voller Zweifel und Vorurteile. Darum vertraue ich darauf, dass nur der gerade Weg und meine Offenheit mich vorwärts bringen. Im Interesse meiner Klientinnen und meiner aufmerksamen Leser werde ich auch heute nicht davon abweichen. Denn der eherne Grundsatz jedes seriösen Zukunftsdeuters sollte die Suche nach der Wahrheit sein. Nur an der ungeschminkten Verkündung universeller Wahrheiten kann die gläubige Menschin den einzig Guten in der unübersehbaren Schar der Dilettanten erkennen. Nur die Verbindung von kreativer Ehrlichkeit

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________________ ______ und phantasievolleer Interprettation der Wahrheit W errgibt die maagische Anziehungskraft, die d ein erfolgreicher Kaartendeuterr als unabdingbares Weerkzeug ben nötigt. Mit dem d Bewussstsein, dasss die Wahrheit schön veerpackt, nieemals langw weilig wird, vertrete v ich h rückhaltlos meine eisernen Prinzipien. Wenn W sie dirr nicht gefalllen, habe icch auch noch andere.

Ich weiß, dass meine okkulten o Erkenntnisse von manch h unaufggeklärtem Läästermaul verächtlich v als a mentaleer Voodoo aabgetan werden n. Ich weiß auch, a dass es e viele Igno oranten gib bt, die die geheim mnisvollen Zusammenh Z hänge der Taarot-Karten n als große Irreführung einer geistig g bescchränkten Anhängersch A haft anseheen. Das mag beei vielen Pseeudo-Expertten, die sich h laienhaft mit m der Kartend deutung, od der was nocch schlimme er ist, mit obskuren Horoskkopereien befassen, so sein. In jed dem Bereich h des Leben ns gibt es Schaarlatane und d Blender. Mit M diesem Missstand muss auch der Wissen nde leben kö önnen. Die Kunst ist, siich für das Richtige R zu entscheeiden. Denn n nur das Wahre, W Gute und Schöne kann im Vergleich zum Falsschen, Oberrflächlichen n und Unehrrlichen daueerhaft bestehen.

Nach meinen einleiten nden Worte en, möchte ich dich nun, und auch meine m sonstiigen Leserin nnen und Le eser sowohll bedachtsam an

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die geh heime Kunstt des Karten ndeutens un nd der Zuku unftsbeeinfllussung heranfü ühren. Einigge streng geehütete Geh heimnisse werde w ich schonu ungslos offenbaren. Andere bleibe en einer kleiinen, elitäreen Leserscchaft vorbeh halten. Viele Geheimnisse werde ich nur dan nn

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____________________ aufdecken, wenn bei dir die höheren Stufen des Bewusstseins erreicht sind. Welcher Weg für dich wichtig ist und welche Geheimnisse du sofort wieder vergessen kannst, hängt davon ab, wie und für welchen Weg du dich entscheidest. Darum empfehle ich jetzt eine Entscheidung. Wenn du die Zeichen der Zukunft, vielleicht auch professionell zum Zweck des Brot- und Porscheerwerbs deuten möchtest, solltest du eine starke Persönlichkeit sein, die keine Zweifel an deiner Kompetenz, und keinen Widerspruch zulässt. Bitte schalte in diesem Fall dein Gehirn ein. Wenn du dich auf der anderen Seite als Rat- und Sinnsuchende befindest, vielleicht weil du dich in einer Lebens- oder Liebeskrise befindest, wende dich nur an dominierende Persönlichkeiten. Bitte schalte in diesem Fall dein Gehirn aus. Eine vorbeugende Teillobotomie ist eindringlich anzuraten. Aber woran kann man einen qualifizierten Kartendeuter wirklich erkennen? Ein (oder Eine, falls die Kartendeuterin weiblich ist) guter Kartendeuter zeichnet sich dadurch aus, dass er sich nicht in irgendwelche, nach Belieben zu interpretierenden WischiwaschiDeutungen versteigt. Ein guter Kartendeuter beleuchtet mit seinem strahlenden Licht eine ungewisse und verworrene Zukunft. Das wird von einem guten Kartendeuter (oder Propheten) einfach erwartet, und dazu zähle ich mich in meiner grenzenlosen Bescheidenheit. Ein positiver Nebenaspekt der seriösen Kartendeutung soll nicht unerwähnt bleiben. Wer die Geheimnisse der Zukunft virtuos erhellen kann, besitzt nicht nur spirituelles Geheimwissen, sondern

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________________ ______ auch eiin sehr wirkksames Faszzinations-W Werkzeug. Od der anders ausged drückt: Gutee Propheten n verfügen über ü starke emotionalee Anziehungskräfte, denen sich h sinnliche Frauen F mit vorstehend v genann nten Vorausssetzungen nur schwerr entziehen können. Fü ür die Berufsw wahl von Vo orteil ist, weenn der Karrtendeuter über ü besondere, spiritueell-sensitivee Erfahrungeen verfügt. Dann wird er zum Wohl der Ratsuch henden, diee Zukunft an n der einen oder anderren Stelle diskret beeinflussen, sofeern die Bedü ürftigen mittspielen und d sich uensvoll in seinen s Händ den fallen laassen, was hin h und wieeder, vertrau aber im mmer noch zu z selten vo orkommt. Leider gibt es auch Rissiken und Nebenwirkun ngen, an deenen die Anffänger in deer Zukunftseerkennung oft o genug sccheitern. An n einem praxisnahen Beispiel möchte m ich die d Primärgefahr kurz darstellen. m Anffangszeiten hatte ich meine m spiritu uellen Früher, in meinen nisse zur allggemeinen, unentgeltlic u chen Partyu unterhaltung Kenntn eingeseetzt. Das waar zwar sehr nett von mir, m aber mit zunehmender Dauer wirtschaftli w ch unbefrieedigend. Sch hon bald mu usste ich erkennen, dass deer wissensch haftliche Aspekt der Kaartendeutun ng und kostenlose Partyunterhaltungg irgendwie e nicht richtig zusammeen passten n. Erschwerrend kam hiinzu, dass mein m guter Charakter C m meinem Erfolg außerorden a ntlich im Weeg stand. Ich h musste die uralte und schmerrzhafte Erfaahrung machen, dass der Prophet im eigenen n Land,

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und seiin kostenlosser Rat, nich hts, aber au uch gar nich hts wert sind d. In solchen n Zeiten gab b es für micch nur die Alternativen zwischen verhun ngern, oder einen geselllschaftlich tolerierten,, aber energieeverzehrend den Job zu suchen. s Die e Entscheidu ung war, naachdem

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____________________ ich einige Tage mit meinen Vorfahren mentale Zwiesprache gehalten hatte, schnell getroffen. Ich wollte weder unterernährt dahinscheiden, noch einen schweißtreibenden Job. Meine Intelligenz war gefordert, und sie hatte die wesentliche Aufgabe, wirksame Mittel für die erwünschten, ökonomischen Zwecke zu ersinnen. Es gab nur einen Ausweg aus diesem Dilemma, ich musste einen Weg finden, das Materielle mit dem Spirituellen zu verbinden. Außerdem fand ich es intellektuell erfüllender, wenn der menschliche Geist bewunderndes und kritikloses Staunen erzeugt, anstatt den Körper anzutreiben, damit dieser den Tag mit körperlicher, aber in der Mehrzahl geist- und kreativitätstötender Arbeit verbringt. Ich verspürte den unstillbaren Drang mich zu verzehnfachen, ja, ich gebe es zu, ich wollte mich verhundertfachen? Ich wollte viele Anhänger, die meinen Rat befolgten. Eines Nachts, beim Studium der Schriften der alten Meister hatte ich die Erleuchtung. Diskussionen mit den Einsen, den Experten führen in diesem Metier zu nichts. Oder wie Friedrich Nietzsche, der Meister einmal sagte: „Man muss die Nullen um sich scharen.“

Da ich schon immer ein Kopfarbeiter war, begann ich meine mentalen Fähigkeiten kommerziell zu perfektioniert. Ich sah den mir vorbestimmten Weg in der Pseudosublimation, und ich verschrieb mich dem Mysterium des „Warum“ und dem Weg zum gerne gehörten „Wie“ unter Berücksichtigung des Sinnlich-Körperlichen. Außerdem gab mir Oskar Wilde einen exquisiten Rat mit auf den Weg: „Wer die Frauen nicht hinter sich hat, bringt es in der Welt zu keinem Erfolg“ und dann stolperte er über eine Affäre mit einem

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________________ ______ adligen n Stricher. Pech P gehabtt Oskar, abe er kein Schw wanz ist so h hart wie das Leb ben. n mit dem m Einführun ngskurs für angehendee Bevor wir nun Kartend deuter begiinnen, möch hte ich interessierten Leserinnen L und Lesern den strengen Bibelsatz „du sollst keine andeeren Götter neben mir hab ben“, zur Weitergabe W a deine zukünftigen Klientinnen an K aans Herz legen. Wer zu u dir kommt und Rat su ucht, hat wie einer päpstlicchen Bulle ohne o Widerrspruch zu gehorchen. g Erlaube nieemals den Glaauben an faalsche Proph heten. Lass keine Stern ndeutungen n zu, wenn du d dich nich ht selbst dam mit beschäfftigst. Unterrsage Zwiesprachen mit neuro-lingu uistischen Kristallkugel K ln der Konkkurrenz. Falls deeine Klientin n schon dass eine oder andere a Mall Rat und Hiilfe bei den Karten gesuch ht hat, weise sie mit de er dem Anlaass gebotener Strengee darauf hin n, dass alless bisher Geh hörte falsch und von Scharlaatanen ist. Auch A die von C. G. Jungg, dem Mitb begründer d der modern nen Psychiaatrie bevorzzugte Schafggarbenstengelmethodee führte nur zu der Erkenntnis, E dass er nicht mehr wu usste, ob er seinen Morgen ntee nur miit einem, od der mit zwe ei Löffeln Zu ucker trinken sollte. Vergiss V auch die Eingeb bungen weißgekleideter Schutzen ngel, nachts um die Geisterstunde herum. Sie können niccht helfen. R Ruf zusamm men mit deinen Klientinnen und laauter Stimm me diesen G Götzen zu: „Veerpisst euch, mein Meisster und ich h, wir wissen n Bescheid!!“ Zur Demon nstration meeiner mentaalen Fähigkeiten werdee ich

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jetzt, zu usammen mit m dir, liebee Leserin, ab ber auch mit dir mein FFreund und verehrter Leseer, die Initiaation vorbereiten. Du erfährst e jetzzt die ersten, universelleen Geheimn nisse der jah hrhunderteaalten Kartend deutekunstt.

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____________________ Doch zuvor bitte ich dich aufzustehen. Wiederhole mit mir einen Schwur. Sprich mir bitte laut und deutlich nach: „Ich werde niemals die mir jetzt anvertrauten, universellen Geheimnisse weitergeben. Mit Ausnahme an meinen ältesten Sohn, wenn er das vierzigste Lebensjahr vollendet hat, und noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist.“ Du darfst dich jetzt wieder setzen.

Meine nächste, zunächst einfach klingende Regel für angehende Kartendeuter lautet: „Handle kreativ bevor die Dinge geschehen.“ Die darauf aufbauende Zusatzregel ist: „Achte darauf, dass deine präzisen Vorhersagen ausreichend Raum für Interpretationen lassen, sonst macht dir die Zeit und der Zufall einen dicken Strich durch deine Deutungen und du kannst dir den Strick nehmen.“ Was ich damit meine, ist am Beispiel der von mir verehrten Hildegard von Bingen, aber auch an dem geschätzten Nostradamus erklärt. Du kannst vorhersagen was du willst, und Katastrophen mit garantierter Rettung sind der Burner und kommen immer gut. Niemals darfst du, und ich meine wirklich niemals, das genaue Datum des Ereignisses nennen, außer du bist dir hundertprozentig sicher. Bei guten Nachrichten sieht es anders aus, aber das erkläre ich dir noch, wie das geht. Die ganze Tragweite der Zukunftsdeutung erschließt sich, wenn du deine Eingebungen auf eine höhere Ebene mit Erfolgsgarantie stellst. Vielleicht fragst du dich jetzt: „Eine Erfolgsgarantie? Gibt es sowas?“

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________________ ______ Ja, auch beei der Karten ndeutung gibt g es eine Erfolgsgarantie, die du so s oft wie möglich, m sozzusagen als übergeordnetes (göttlliches) Zertifizierungskrön nchen deineer Fähigkeitten geben solltest. Vielleicht kennst k du daas uralte Zittat: „Der Weg W ist das ZZiel.“ Das Zitat isst falsch übeerliefert. Ko orrekt müsstte es lauten n: „Das Ziel besstimmt den Weg.“ hes Experim ment wird dich von der Richtigkeit meiner Ein einfach Behaup ptung überzzeugen. Bittte steh jetztt von deinem m bequemeen Stuhl auf und begiib dich auf das d Dach eines mindesstens dreistö öckigen Hausess. Nimm ein Blatt Papieer in die Han nd und dann beuge dicch so weit wiie möglich vor. v Bitte niicht zu weit, denn sonsst kannst du u nicht weiterlernen. Bittee lasse jetztt das Papierr fallen. Die Flugbahn d des Papierss verläuft niicht in einerr geraden Liinie. Auch die d Falllinie vom dritten Stock bis zum Boden lässt l sich nicht im Voraaus berechn nen. Der Weeg zum Ziel wird nicht nur n von vielen kleinen klimatischeen Besond derheiten beeeinflusst, aber a eines ist sicher, und diese Gaarantie kann icch dir geben n. Das Ziel, das d Ereigniss, dass das Blatt B auf dem Boden landen wird d, ist hundeertprozentigg vorherseh hbar. Genauso veerhält es sicch mit der Kartendeutu K ung. Ein gutter deuter kom mmuniziert sozusagen s auf a einer hö öheren Eben ne und Kartend gibt sich nicht mit den unbedeutenden Widrigkeite W n des Leben ns ab. w mit dem m göttlichen Willen und d Wirken. Diie Wege dess Es ist wie Meisters sind für Laien L nun mal m unergründlich und sollen es au uch

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bleiben n. Nur er sieeht unbeirrb bar das in der dunklen Zukunft lieggende Ziel.

Ich behaup pte, meine ersten e Erkläärungen waren für

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____________________ interessierte und darum intelligente Leser nachvollziehbar und verständlich. Aber es gibt noch mehr Zeichen, an denen man einen guten Kartendeuter erkennen kann. Ein guter Kartendeuter weiß durch die konzentrierte Kraft seiner medial-mentalen Fähigkeiten, was seine Klientinnen suchen. Mir wird immer wieder die interessierte Frage gestellt: „Meister, wie machen Sie das genau?“ Das Geheimnis der Problemerkennung ist erlernbare Hyperästhesie. Es sind die vielen versteckten, unwissenden Menschen nicht zugänglichen Signale, die sich zu einem plastischen Bild vor seinem inneren Auge zusammensetzen. Wird es dir zu kompliziert? Ich weiß, der Weg zum erfolgreichen Kartendeuter und Propheten ist nicht leicht. Aber du brauchst dich nicht zu ängstigen. Ich bin bei dir und nehme dich, falls du weiblich und wohlgeformt bist, sogar an der Hand.

Jetzt nach dem Vorspann und als einführende Übung, möchte ich dir an einem praxisnahen Beispiel demonstrieren, wie die Kunst der Kartendeutung funktioniert. Nehmen wir einmal an, dass eine Ratsuchende zu dir kommt und auf deine unabdingbare Eingangsfrage: „Was möchtest du von den Karten wissen“ mit drei harmlos klingenden Gegenfragen antwortet. Die erste Frage könnte vielleicht lauten: „Gewinne ich nächste Woche im Lotto?“ Vorsichtig taktierende Klientinnen könnten unverfänglich fragen: „Gibt es nächste Woche besondere Ereignisse?“ Ergänzend und vermutlich könntest du auch mit der Frage:

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________________ ______ „Wird sich s nächstee Woche mein Liebesle eben veränd dern und en ndlich einer kommen, deer mir den Hengst H mach ht“ konfron ntiert werdeen. Diese drei, thematisch h wohl am häufigsten h a auftretende en, und in der Wortstellun W ng nur leichtt variierend den Fragen, decken die mensch hlichen Grundbedürfniisse „Geld“,, „Gier“ und d „Geilheit“ ab. Darauf können diee Tarot-Kartten und derr wissende Kartendeute K er sehr genauee und präzisse Antworteen geben. Die erste Frage deinerr Klientin istt schnell beantwortet u und lautet: „Ja du wirst nächste Woche W im Lo otto gewinn nen.“ Antworte bitte b mit ein nem nachde enklichen Gesichtsausd G druck, dem man das Ergeebnis der üb berragenden Denkleisttung ansiehtt. Den gedach hten Zusatz:: „Aber nur,, wenn du einen e hohen n Betrag übeer fünfzigttausend Euro einsetzt““ kannst du getrost verrschweigen,, aber durch deine d Mimikk, vielleicht durch geru unzelte Stirn nfalten, unausggesprochen im Raum sttehen lassen. Solche Frragen sind rreine Fangfraagen und daarum nicht weiter erwäähnenswertt, um ernsth haft darübeer zu diskutieren. Falls deine d Klienttin, was ziemlich wahrsccheinlich ist,, keinen Gewinn in Eurro hat, ist deeine Beratu ung nicht feehlgeschlaggen. Denn die Ratsuche ende hat no och etwas Wertvo olleres als Geld G bekommen. Nämliich die Erfahrung, dasss ihre Frage an a die Karteen zu unpräzzise und außerdem pro ovokativ waar. Du kannst sie in der nächsten n Sittzung darauf hinweisen n, in Zukunfft etwas ernsthaafter mit ihrrem zukünfftigen Leben n umzugeheen. Die Zuku unft

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und das Schicksal verstehen bei b unqualiffizierter Beh handlung keeinen Spaß. Die Frage deiner d Klien ntin, und darauf solltest du bei ein nem Totalveerlust des Sp pieleinsatzees streng hin nweisen, häätte präzisee lauten

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____________________ sollen: „Gewinne ich nächste Woche mit meinem Mindesteinsatz und sofortiger Bezahlung des Beratungshonorars den Hauptgewinn in Höhe von mindestens einer Million Euro im Lotto?“ Dann wäre die Antwort eines guten Kartendeuters ein klares „Nein“ gewesen. Außerdem kann deine Klientin wohl kaum erwarten, dass für das geringe Beraterhonorar eine Million Euro zu bekommen ist. So weltfremd kann niemand mit einigermaßen klarem Verstand sein. Falls die Ratsuchende dennoch den Hauptgewinn getroffen hat, ist das nicht weiter schlimm. Bei einem Millionengewinn könntest du mit einem gemurmelten „mein Rat war eine Prüfung des Herrn“ antworten und du wirst als Held gefeiert und hast vermutlich bis zu deinem Lebensende ausgesorgt und Schwamm drüber. Du fürchtest um dein Gewissen und hast Angst, dass du mit deinen Prognosen danebenliegen könntest? Zwar kann sich auch ein guter Kartendeuter irren, aber das ist nicht weiter schlimm, denn nur die eintreffenden Vorhersagen bleiben im Gedächtnis seiner Opfer hängen und tragen zu seinem Ruhm bei. Die Falschen geraten schnell, oft schon nach wenigen Stunden in Vergessenheit. Ein empfindsamer Kartendeuter bekommt mit dem Hinweis auf unpräzise Fragestellungen, die Chance, seine Deutungen an die Ereignisse anzupassen und eine neue Kartenlegesession einzuberufen. Bei den Antworten auf die Fragen, die mehr in den Gefühlsbereich des Menschen tangieren, wird sich ein guter Kartendeuter nicht nur darauf verlassen, dass in der nächsten Woche „vielleicht“ etwas Ungewöhnliches passieren könnte, sondern er wird

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________________ ______ sehr so orgfältig die Gezeiten und u die Gegebenheiten n beachten, und dann aktiv die Gesschehnisse beeinflusse b en. Das ist nicht so schw wer, was einfach her wie es vielleicht klingt, und icch werde ess für dich etw darstellen. Ein guter Kartendeute K er könnte au us der Konstellation deer aufgedeckten Kartten erkenneen, dass stö örende Einflüsse am An nfang oche zu erw warten sind. Das ist eine e Vorhersagge mit einerr hohen der Wo Trefferquote. Niem mand hat am m frühen Montagmorg M gen alle Sinn ne mmen. Shopping am Sam mstag, lästige Ehepflichten, oder Ausfall beisam derselb ben am Sam mstagabend,, Familiensttress und En ndlos-Fernssehen am Son nntag führen nur selten n dazu, dasss Frau (oderr Mann) am m Montagg mit voller Energie staartet. Das kaannst du seehr leicht seelber überprüfen. Versu uch mal an einem e Montagmorgen ein mensch hliches Wesen in einem Amt A zu erreichen. Du wirst w es nichtt schaffen. Dazu sollteest du eine uralte u Regel nicht unbeeachtet lasssen, U veermutlich im m finsteren Mittelalter zu suchen ist. Sie deren Ursprung lautet: „Unangeneehme Folterrungen entffalten ihre Wirkung W seh hr effizien nt, wenn der Zustand der d wohligen n Zufrieden nheit sofort in dauerh hafte Schmeerzen umsch hlägt und möglichst m lan ng anhält.“ In unserer demokratissch-freiheitllichen Geseellschaft kom mmen archaissche Folteru ungen mit glühenden Zangen Z eherr selten vor. Moderne Foltermeethoden haaben einen eher e subtileen Charakteer mit verstärrktem Wirku ungsgrad. Dabei D spielt das präzisee Timing eine große

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Rolle, denn d es hat einen groß ßen Einfluss auf das Ressultat. ür effiziente es Foltertim ming kennt jeeder. Alltägliche Beispiele fü Vielleiccht ist es dirr auch schon n aufgefalle en, dass Brieefe mit vollkom mmen absurrden Forderrungen, zum m Beispiel von v Finanzämtern,

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____________________ Gerichts- und sonstigen Behörden grundsätzlich an Frei- oder Samstagen eintreffen, aber niemals an Montagen. Das hat einen Grund. Der sadistische Quäl-Faktor hält durch das gezielte Wochenendtiming recht lange, zumindest bis zum Montag an. Daraus kann man mit einer hohen Treffergenauigkeit ableiten, dass an Montagen arbeitsame Menschen schlechtgelaunt auf Dinge reagieren, die sich schlechtgelaunte und graugesichtige Menschen an den Wochenenden ausgedacht haben, um braven Menschen das Wochenende zu versauen. Damit das notwendige, dramaturgische Spannungsfeld in deiner Kartendeutungssession auch aufkommt, musst du nicht nur die Zeichen der Zukunft richtig deuten. Um das Verlangen nach mehr Weisheit aus dem Mund des Meisters zu verstärken, gehört auch die richtige Würzmischung, bestehend aus überraschenden Störungen des langweiligen Alltags und optimistisch-verschwörerischen Prognosen dazu. Es ist wie bei einem Spitzenkoch. Sterne gibt es nur, wenn man über umfangreiche Kenntnisse der zwischenmenschlichen Gesetzmäßigkeiten und die Wirkung von gezielten Showeffekten verfügt. Für einen guten Kartendeuter und erfahrenen Propheten unabdingbare Voraussetzung, ist zum Beispiel das Wissen über die jahreszeitlich bedingten „schwarzen Tage“, die als Ursache für viele Ehekräche und Beziehungsfrust zu sehen sind. „Schwarze Tage“ häufen sich in der letzten Januarwoche. Das hat seinen Grund. Fast immer ist das Wetter in dieser Jahreszeit ungewöhnlich beschissen. Außerdem treffen in den grauen Januarwochen die vielen unbezahlten Kreditkartenrechnungen aus den vorweihnachtlichen

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________________ ______ Shoppingexzessen n ein. Zuverllässig vorhe ersehbar ist ein größerer Krach mit m dem Fin nanzverwaltter der ehelichen Gemeeinschaft, d der wegen der vielen heiß h gelaufeenen Kredittkarten in scchwere Depresssionen mit unkontrolliierten Wutaausbrüchen verfällt. Deer Verursaacher der Misere M ist scchnell identiifiziert. Es isst der Ehegaatte (der Lo oser), der ess trotz guterr Vorsätze wieder w mal nicht geschafft hat, ein n höheres Einkommen zu realisierren. Ein seherischer Hin nweis auf lauttstarke Kon nflikte und wahrscheinl w liche Ausbruchversuch he aus der Eheehölle in diee Arme versständnisvolller, x-belieb biger Trösteer ist an solchen n Tagen anggebracht, weil w oft zutre effend.

Jede Jahresszeit hat ihrre besonderren Tücken. In den Mai- und Juniwochen ist im Allgemeineen das Wettter ungewö öhnlich schö ön und vorherssehbar nimmt die Lebeenslust zu. Das D wiederu um sind gutte Voraussetzungen für f einen heeißen Liebe esmonat. Ab ber nicht nu ur die Lust nim mmt im Frü ühling zu. Beei mittelalte en und etwaas unattrakttiveren Klientin nnen bringeen prophylaktische Warnungen vo or Depressio onen eine kribbelnde Sp pannung in die Kartenlegesession.. Auch die mordrisiken im Mai sind nicht zu unterschätze u en. In keineem Selbstm andereen Monat dees Jahres neehmen sich so viele Meenschen dass Leben. Das lässt sich sogar wiissenschaftllich belegen n. Die Extraportion nschein, diee eigentlich positiv Dep pressionsmindernd wirkt, Sonnen kann zu um Auslöser für das Du urchführen von Selbstm mordhandlu ungen

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sein, weil w die Betro offenen mitt der nötige en Energie versorgt v mitt frischem m Elan und großem Taatendrang auf Suizidgeffühle reagieeren. Schuld ist vermutlich eine höhere Konzentration dees durch diee Sonne gebildeeten „Glückshormons“ Serotonin. Kartendeutter die ihre

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____________________ Tätigkeit in oberen Stock werken ausüben, sollten aus diesem Grund an Sonnentagen die Fenster geschlossen halten und die Vorhänge zuziehen. Das alles, die Zusammenhänge der menschlichen Leidenschaften, die Auswirkungen des Wohnumfelds und noch viel mehr muss ein guter Kartendeuter wissen. Mit zunehmender Erfahrung erkennt ein guter Kartendeuter schon beim so genannten, ersten Blick, was seine Klientin wünscht. Zum Beispiel sind destruktive Entwicklungen zu erwarten, wenn die Fragen eher Stimmungsgedrückt mit einem Hauch von beherrschten Tränen, garniert mit einem kleinen Häufchen Elend, serviert in gebückter Haltung mit eingefallenen Schultern und griffbereiten Papiertaschentüchern und/oder kleinem Weinbrandfähnchen gestellt werden. Beherrschte Tränen kommen im Allgemeinen dann vor, wenn es sich um eine schon länger andauernde Beziehung mit vielfältigen, vorangegangenen Verletzungen handelt. Starker Tränenfluss verbunden mit hemmungslosen Schluchzern ist die gesteigerte Variante, wenn die Liebe frisch war und bitter enttäuscht wurde - du also eine für Tröstungen empfängliche, weil Verlassene vor dir hast, die büßen will und alles, aber auch wirklich alles zu tun bereit ist, damit sich das verlorene Glück wieder einstellt, oder die Rachegefühle befriedigt werden. In der schluchzenden, also der enttäuschten Fragevariante, die übrigens zwei Drittel aller Fragen an die Karten ausmacht, ist die erste, aber oft unausgesprochene Zusatzfrage: „Wieso geht er zu dieser … Fotze? Was hat sie was ich nicht habe?“

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________________ ______ Du kannst vor v den vulgärpopulären Begriff der d in jeder Altersggruppe und jedem j soziaalen Stand gebräuchlic g ch ist, wahlw weise die verstärkenden n Begriffe „o ordinären“, „angemalteen“ oder „aalten“ einsetzzen. Wut und Anzeichen A vo on bevorste ehenden Raacheaktioneen sind Zeichen n einer brüssken Zurückkweisung, die als persö önliche Demütigung verstanden wurd de. Diese fe einen Unterschiede sind allerdin ngs nur bei weiblichen Ratsuchend den festzustellen. Män nner verhaltten sich and ders. Aber darauf d kann ich aus Solidaritätsgrü ünden hier niccht weiter eingehen. e Eiin paar Geh heimnisse möchte m ich n noch für mich beehalten. Wenn die Fragen F nach h dem benö ötigten Henggst und den n besond deren Ereign nissen in deer nächsten Woche, frö öhlich mit einer angesp pannten Nerrvosität und d keck herausgestrecktten Brüsten gestelltt wird (volksstümlich au uch „erwartungsvolle Geilheit“ G gen nannt), ist von deiner Klientin eine neeue Liebe ausgeguckt, oder vorherssehbar. In der d fröhlicheen Variante e lautet die unausggesprochenee Frage an die d Karten dann d etwa: „Was passiert und gibt es etwas, auf das ich achten muss?““ Oder anders ausgedrü ückt: „Sehe ich Ihn bald d wieder un nd werden n wir den wunderbaren w n Schweinskkram wiedeer und immeer wiederr miteinandeer machen??“ Die Antworrt des erfah hrenen Kartendeuters sind s Gegenffragen

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nach deem gewünsschten Verlaauf der Engaagements und u sibyllinische Andeuttungen über Lust, Lasteer und Leidenschaft, die immer w wieder gern geehört werdeen, und schon ergibt sich weitererr Bedarf fürr qualifizzierte Deutu ungen. Diesen Vorgangg kennt man n im Business

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____________________ schon immer und ist bei deinem Lebensmittelhändler unter dem Begriff „Bedarfsweckung“ bekannt. Zum Beispiel, wenn man dir an der Wursttheke winzige Wurststückchen am Zahnstocher zum probieren anbietet, in der Hoffnung, dass du nach der prallen Wurst greifst. Dennoch ist emotionales Power-Kartendeuten nicht einfach zu erlernen, denn die Suchenden erwarten noch viel tiefer gehende Auskünfte und qualifizierte Antworten auf die unausgesprochenen Fragen, die in etwa in diese Richtung gehen: „Wird mein Mann (oder meine Frau) davon erfahren?“ „Wird jemand anderes davon erfahren und meinem Mann (oder meiner Frau) davon erzählen?“ „Wird der Seitensprung auffliegen?“ „Werden meine Lügen auffliegen?“ „Hat er eine Freundin oder Ehefrau?“ (Alternativ Freund oder Ehemann). „Lügt er (oder Sie) mich an?“ Unsensible Menschen würden auf solche Fragen mit einem einfachen „Ja“ antworten, und dann zum Alltag und den üblichen Sorgen und Nöten zurückkehren. Doch so eine banale Antwort wäre für die Suchende der absolute Frust und die Quelle wachsender Unzufriedenheit über die Dienstleistung ihres Propheten. Ein wissender und lebenserfahrener Kartendeuter wird sich niemals mit oberflächlichen Deutungen zufrieden geben. Der mentale Showeffekt und damit seine Reputation würden bedeutungslos verpuffen. Alle Fragen haben eines gemeinsam, es sind Hinweise auf die Richtung und Aufforderungen auf die jeder Profi-Kartendeuter

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________________ ______ wartet,, denn jetzt kann er seiine Fähigkeiten zur vollen Entfaltu ung bringen n und seinen wertvolleen, weil zu honorierend h den Rat einbrin ngen. Irgendwann wird auch h der zweite e Teil der Frrage an die Karten „Wird sich s nächstee Woche mein Liebesle eben veränd dern“ durch h aktivess Handeln dees Kartendeeuters zur Realität. R Du glaubst das nicht? Die Kraft de er Evaneszeenz hilft dir dabei. Dieses Phänomen besagt, dass mit zuneh hmendem, zeitlichem z A Abstand h präzise Au ussagen an Schärfe verrlieren. Odeer vom Erreignis, auch anders ausgedrückkt: Der Rat des Kartend deuters ist nach n wenigen Stundeen nur noch bruchstückkhaft und daamit frei intterpretierbaar in Erinnerrung. Wenn n am kommeenden Wocchenende der prognosttizierte „feurige Hengst“ weder w aufgeetaucht, noch seinen Pflichten P nachgeekommen isst, muss es Gründe G geb ben, die aussschließlich in der Person der Suchen nden zu succhen sind. Je eder Kaufm mann kennt d die Regel, die d lautet: „Das „ Schauffenster musss ansprech hend dekoriert sein, daamit der Ku unde zugreifft.“ Wenn sich nichts ereiggnet hat, war deine Klientin nicht ernsthaaft bereit, was w man von einer such henden Frau eigentlich h erwarteen sollte. Oder sie warr nicht ausre eichend gesschmückt, w was man vo on einem einigermaßen n intelligentten Mensch hen ebenfalls erwarteen sollte. Natürlich kann k man diie Zukunft noch n etwas mehr

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beeinflussen, indeem ein Karteendeuter möglichst m vieele Fremdworte, n Mensch jeemals versteht, in seine pythischeen Deutungeen die kein packt. Oder O anderrs ausgedrücckt: Je schle echter das Allgemeinw A wissen und das Gedächtn nis, oder dass Gehör derr Ratsuchen nden, umso größer

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____________________ wird dein Ruhm. An dieser Stelle ist es an der Zeit, mit der nächsten Lektion für angehende Kartendeuter zu beginnen. Am Beispiel meiner Freundin Viola und ihrem dringenden Bedürfnis, sich die Karten legen zu lassen, kann man die Zeichen erkennen, die wertvolle Rückschlüsse auf die kommenden Entwicklungen zulassen. Wenn jemand zum Beispiel ungefragt von seiner Ehe erzählt, dann weiß ein guter Kartendeuter, dass da nicht mehr viel läuft. Auch der Satz: „Du musst mir unbedingt die Karten legen“ ist ein Hinweis auf eine positiv-gefühlsmäßige Veränderung. Aus der Satzstellung erkennt der erfahrene Kartendeuter die Richtung und zieht seine Schlüsse daraus. Dazu kommen die oft überhörten Feinheiten. Das Druckwort „unbedingt“ besagt zum Beispiel, dass etwas geschehen ist (Vergangenheit und nicht mehr zu ändern), und sich eine Veränderung (Zukunft) mit ungewissem Ausgang für deine Klientin anbahnt. Das sind gute Voraussetzungen für einen Kartendeuter, denn wenn sich nichts ereignet, wird es komplizierter und er muss kunstvoll improvisieren. Oder anders ausgedrückt, du musst auf unfruchtbarem Boden sähen und hoffen, dass darauf das wächst, was dir deine Phantasie eingibt. „Unbedingt“ ist also ein Indiz für eine neue, also noch ungesicherte Beziehung mit der Hoffnung auf baldige Wiederholungen, oder eine für den Kartendeuter erfreulich dramatische Veränderung des Bestehenden zum Schlechteren. Hast du verstanden, was ich dir damit sagen möchte? Wenn es dir zu unverständlich war, oder dir dazu nichts einfällt, solltest du dir einen anderen Beruf als Broterwerb wählen. Ich kann dir dann

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________________ ______ nicht mehr m helfen. Denn nur besonders sensitive s Kaartendeuterr besitzeen eine werttvolle Eigen nschaft, die sie aus der Masse der Mensch hen herausragen lässt.. Sie haben Phantasie und u sie besiitzen die Gab be der kunsstvollen Red de.

Besitzt du Phantasie? P Dann möch hte ich dir die d Macht deer Phantasie an einem m einfachen Beispiel demonstrier d ren und ich bitte dich, mit m mir die Augen A zu sch hließen. Es ist eine kleiine Kreativvitätsübung,, damit du am a eigenen Leib spürstt, welche unglaublichen Kräfte die Phan ntasie auf deine d Gesch hlechtsorgan ne konzen ntrieren kan nn. Vielleicht erinnerst du dich eines Tages an n diese psycho okinetische Übung, Ü wen nn du dein eheliches e Liiebesleben etwas auffriscchen, und die d Kraft derr Phantasie gezielt einssetzen willstt. Bist du berreit? Dann schließe s jetzzt die Augen n und lehnee dich entspannt zurück. Offen deinen Gürtel und u den Reißverschlusss deiner Hose. Jetzt stell dir bitte vor, dass du zwischen dein nen Händen ein hauchd dünnes Gew webe fühlst.. Lass es lan ngsam durch h deine Fingger gleiten. Es ist ein Kleidungsstü K ück, so viel kann ich dir jetzt schon hrung mit den d Fingersp pitzen sagt dir verrateen. Nur durcch die Berüh deine Phantasie, P d die Farbe des Kleid dass dungsstückss nur koketttes Schwarrz sein kann n. Es gibt keine andere Möglichkeit und keinee anderee, denkbare Farbe. Spürst du das feine Spitzen ngewebe un nd die zarten Nähte in deem filigraneen Gewebe. Es ist wie ein e verführeerischer

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Hauch auf samtweeicher Haut. Es ist ein Kleidungsstü K ück, das meehr enthüllt als versteckt. An dem m Kleidungsstück haftet ein kaum wahrneehmbarer, sinnlicher s G Geruch. Man n kann ihn nicht n direkt riechen n, aber du weißt, w dass er e da ist. Lass deine Au ugen geschlossen.

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____________________ Siehst du beim fühlen des Gewebes auch eine Szene vor dir. Ich sehe sie genau. Die Bilder in meiner Phantasie erzeugen eine hochbrisante Mischung von visuelle Spannung und geistiger Regsamkeit. Ich sehe die Beine einer wunderschönen Frau, die sie aufreizend langsam übereinander schlägt. Ich höre das kurze Rascheln der Seide – es ist ein faszinierender Moment und ein erregendes Geräusch voller knisternder Neugier. Ich sehe ihre rotlackierten Fußnägel und ich spüre, dass sie einen Rock trägt. Hat sie hohe Schuhe an? Ich öffne die Augen. In meinen Händen halte ich eine billige Strumpfhose vom Krabbeltisch eines Kaufhauses. Ein ganz alltägliches Kleidungsstück.

Vollkommen unerwartet traf mich die volle Wucht der Phantasie. Meine Sinne waren so verwirrt, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Die Ursache war ein kleiner, mutiger Schritt über die Türschwelle meiner Wohnung, und doch ein so großer Schritt, dass er zur Veränderung einer kurzen Zeitspanne meines Lebens führen sollte.

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________________ ______

F diee unverrgessenne Für

Fabiennnee Copyright by by www.raoulyannik.de www.raoulyannik.de Copyright

[wo du auch a sein magst …]

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____________________ Tarot, goldene Kugeln, und von einem Drachen, der mit seinem Schwanz die Sterne vom Himmel holt

„Die Beschäftigung mit der Phantasie ist etwas Wunderbares. Es ist wie genialer Sex mit einer Unbekannten. Sie führt dich durch virtuelle Räume und du kannst Wünsche äußeren, die du nicht auszusprechen wagst. Mit Phantasie kannst du die Welt verändern und immer wieder anders erleben. Die Phantasie hat nur einen Fehler – sie ist eine Schlampe. Manchmal verbündet sie sich mit der Erinnerung. Die Erinnerung kannst du nicht beeinflussen. Sie tut was sie will. Sie gräbt die Leiche aus, dann wenn du es nicht erwartest, und die Phantasie spielt mit ihr. Nicht nur ich - wir sind dem Höllenteam hilflos ausgeliefert.“ Paul van Cre

____________________ „Wo bleibt sie denn. Es ist schon 20:32 Uhr. Sie müsste eigentlich schon seit einer halben Stunde hier sein.“ Nachdenklich betrachtete ich das für die Kartenlegesession unumgängliche Equipment. Meine Räume hatte ich gelüftet und auch aufgeräumt. Es war auch genügend vom dekorativen AldiChampagner im Kühlschrank, dem man die Herkunft nicht ansieht, der aber angeblich zu den Besten seiner Klasse gehört, und mein großer Tisch mit der schweren Glasplatte war sauber und ohne störende Fingerabdrücke. Die passende Musik, nicht Bum-BumHeavy, aber auch nicht zu smooth, nicht zu jung, etwas älter und mehr gefühlvoll um nicht zu sehr vom Wesentlichen abzulenken,

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________________ ______ wartetee geduldig auf a meine Berührung B des d Start-Bu uttons. Wie ein ein ngefahreness Ritual geh hören sie au uch heute no och zu meinem m Leben. Niicht die Chaampagnerflaaschen, son ndern die inspirieerenden Tagge, Abende und Nächte e mit Viola.

Das Ereignis kündigte sich mit ein nem leisen Klingeln K und d zweiun ndvierzig Sekunden spääter mit eine em herrisch h verlangenden Klopfen n an meinerr Wohnungsstür an. Vio ola war zur Abwechslun A ng mal ziemlich pünktlich, wenn man n eine Stund de hin oderr her im Anbetracht der Ew wigkeit als läässliche Sün nde sieht. Zuerst sah ich Viola. Icch müsste blind b gewesen sein, weenn ich mit meeinem ab un nd aufgleitenden Blick nicht sofortt erkannt häätte, dass Viola unter der gut gesch hnittenen (und exquisiit-teuren), w weißen Hose einen von diesen, winziggen, hauchd dünnen Strings trug, der sich w bar durch deen dünnen Stoff S der Ho ose abzeichnete. kaum wahrnehmb Ich läch helte anerkeennend und d dachte an den lauen Frühlingsab bend und diee sämige Luft die für Heeldentaten geradezu geschaffen g w war. Schon den d ganzen n Tagen hattte ich mich an den sprießenden Trriebe der Bäu ume erfreutt, die einem m inneren, jaahrmillionenalten (neh hm ich jedenfaalls mal an) Schema follgend sich emporreckt e en. Mein kleiner grüner Kaktus und d meine Sch hwellkörper waren auf ein weiterees ndlichen Sto ory über Fre eude bereiteende Kapitel einer unen mbeziehunggen und freu udlose Ehen n vorbereiteet. Geheim

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Viola überrtrat meine Türschwelle, umarmtee mich kurz mit einem gejauchten Küsschen links, und eiinem anged deuteten rechts im Vorbeiggehen, um dann zielstrrebig, als wääre sie Zuhaause, mein Wohnzzimmer zu okkupieren. o Dann traf mich m eine elektrisieren nde

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____________________ Spannung zwischen mystischer Macht und Lichtwesen. Hinter Viola trat Fabienne, etwas zögernd wie ein scheues Wild, aus der Dunkelheit der funzeligen fünfundzwanzig Watt der Treppenhausbeleuchtung ins strahlend helle Licht, in mein Leben. Fabienne war da.

Irgendwann versiegen auch die Tränen, und die Wunden vernarben, die glühende Messer im liebenden Herz verursacht haben. Ich rede nicht von mittelalterlicher Folter, ich schreibe von Fabienne in der Vergangenheitsform, denn Fabienne gehört nicht mehr zu mir. Sie kam, sie sah mich, sie wusste was zu tun war, und nach der heutzutage üblichen Beziehungszeit zog sie weiter. Ich konnte es nicht ändern. Meine Kräfte reichten aus, das edle Wildpferd für eine viel zu kurze Zeit zu reiten, aber auf Dauer konnte ich das Biest nicht halten, und das stimmt mich auch heute, im gesetzteren Alter noch unendlich traurig. Zwar ist es schon viele Monate her, aber auch heute noch, empfinde ich die Besonderheit dieses ersten Moments als eine Erfahrung, die ein Mann nur einmal in seinem Leben erleben darf. Die förmliche Begrüßung war von hoheitsvoller Zurückhaltung ihrerseits geprägt. Nach einem schüchternen Lächeln und einem distanzierten Händedruck mit gesenktem Blick, ging Fabienne in mein Wohnzimmer, und da war es, das irritieren Unbestimmte mit direkter Wirkung auf den gut versteckten Schalter in meinem Gehirn. Ich konnte es nicht sofort deuten, aber es war real und nicht nur in meiner Phantasie vorhanden.

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________________ ______ Wie kann ich es nur wagen, w die unbeschreib u bliche Fabienne mit meinen n bescheideenen Worten zu beschrreiben? „Süß, wie ein e hauchzaartes Spitzen nunterhöschen“ würdee dem hohen Anspruch nur n oberfläcchlich gerecht. Fabienne war w nicht ihr richtiger Name, N eigen ntlich hieß ssie Marion n, aber das wusste w ich damals d noch nicht. Fab bienne war auch nicht im m klassisch--optischen Sinn S schön. Sie war aucch nicht bessonders interessant, jedenfalls nicht auf a den erstten Blick. Eh her auf den n, den präziiseren Blickk, den nur de er erfahrene Connaisseeur zweiten besitzt.. Sie war au uch keine au uffallende Erscheinungg, wenn man n von ihren laangen, feueerroten Haaren (nicht echt, e aber zu einem strrengen Zopf naach hinten gebunden) g einmal absaah. Ich erinn nere mich n noch an meine ersten Gedanken: „Das ist kein ecchter Rotfucchs“, das ko onnte ich sofo ort an Ihrer Hautfarbe erkennen. Ansonsten A war Fabienne eine Frau wie viele and dere und doch etwas gaanz Besonderes, etwass Einmaliges und niee Wiederkehrendes. Sie hatte ein klassisches graues Pepitakostüm P m an. Du weißt nicht was w Pepita isst? Das sind d die kleinen n schwarzw weißen, etwaas verwirrrenden Musster, die an ein Miniatu ur-Schachbrrett erinnerrn. Der Rock war w nicht kurrz, do wie es e heutzutagge allgemein üblich ist,, sondern reichte biis fast zu deen Knien. Jetzt wusste ich, i was Vivvian wood (das istt die Design nerin, die an ngeblich niee Unterwäscche Westw trägt) meinte, m als sie s den klasssischen Me erksatz sagte: „Wer ein ne Frau

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im Kosttüm nicht jeeder andereen Frau vorzzieht, muss entweder b blind, oder ein Idiot sein.“ Ich gebe ess zu, all das und noch mehr m registrrierte ich in Sekund denbruchteiilen. An Fab biennes Bein nen waren neutrale,

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____________________ hautfarbene Strümpfe. An die schlichte weiße Bluse erinnere ich mich auch noch. Mein liebevoller Blick war an den kleinen, etwas bläulich schimmernden, dreieckigen Perlmutt-Knöpfen hängen geblieben, die meinen versteckten Beschützer-Instinkt wach riefen. Dann begann etwas anderes die Eindrücke in meinen Synapsen zu überlagern, und ich war irritiert. Es war weder ihre etwas zu frauliche Figur, noch ein ausgefallenes Parfüm. Es war im ersten Moment auch nicht die Stimme oder ein besonderer Blick. Und dennoch besaß Fabienne dieses gewisse Etwas, das meine Sinne zum vibrieren brachte. Ich vergaß alles um mich herum, obwohl ich außer der minimalistischen Begrüßungsfloskel noch kein Wort mit ihr gewechselt hatte. In diesem Moment war ich ihr für immer verfallen, unsterblich verliebt, aus dem Stand und ohne Probezeit und zweifellos nicht in Viola.

Die meisten Menschen träumen von der Liebe auf den ersten Blick. Aber Liebe auf den ersten Blick ist eine ziemlich oberflächliche Angelegenheit und etwa so zuverlässig, wie eine Diagnose auf den ersten Händedruck. Liebe auf Gehör ist eine viel stärkere Impression, und sie traf meine Sinne wie ein Faustschlag zwischen die geschlossenen Augen. Über 100 Milliarden Nervenzellen in meinem Gehirn begannen sich nur auf Fabienne zu konzentrieren. Meine Phantasie war wie ein Formel-1 Bolide angesprungen und ich wusste, ohne es zu sehen, welche hauchdünnen Dessous unter dem schlichtgrauen Business-Kostüm nicht vorhanden waren.

Fabienne ging an mir vorüber, hinter Viola her, durch mein Wohnzimmer zum großen Tisch an dem die Kartenlegesession

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________________ ______ stattfin nden sollte, und ich lau uernd wie eiin Wolf, derr eine läufigge Wölfin gewittert hat, h hinterher. Da war es e wieder. Kaum K m wahrnehm mbares wahrneehmbar, aber unüberhörbar - ein leises, kaum Klickern n. Ich wusstte es genau. Das Klicke ern konnten n nur diese mittelggroßen goldglänzenden n Kugeln sein. Die drei am weißen Bändch hen mit eineem kleinen goldenen Ring R dran, durch den sich so schön die d dekorativen Seiden nbänder durrchziehen laassen. Fabieenne trug siee intern und d für mich unsichtbar, u aber a offensichtlich nurr für mich beestimmt, an n mir vorbei. Fabienne hatte es geeschafft, den kleinen n aber entsccheidenden Schalter in meinem Gehirn von „Neutral“ auf „abssolute Hingaabe auf dem m kurzen Weg W zur Liebe“ im Mai, umzuleegen. In diessem Moment spürte icch: Dieser Donnerstag D der mitt lästigem Reagieren R beegonnen haatte, wird zu ur Heraussforderung für f einen akktiven Kämp pfer.

Bevor ich es e vergesse.. Noch etwaas fiel mir in n diesen bedeuttungsschweeren Sekund den auf. Vio ola der Frem mdkörper beegann mein ässthetisches Stilempfind den in einem bis dahin n ungeahnteen Ausmaß zu stören, denn Violaa sah so unsscheinbar und u grau aus wie immer.. Aber was sollte s ich machen. Ich brauchte b diese Frau no och.

m wissend der Freund.. Meine Liebe Leserrinnen und auch du, mein Erfahru ungen kann ich dir für dein d dauerh haftes Liebeesglück nur ans

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Herz legen. Bitte präge p dir deen alles entsscheidenden Satz gut eein: S im Gehirn des Opfers, leggt ihn „Findett den gut veersteckten Schalter um (deen Schalter),, und du em mpfängst die e unendlich he Liebe.“ Dieser Rat war kosten nlos, aber nicht minder wertvoll, u und

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____________________ darum möchte ich dir mehr zu der besonderen Situation an diesem Donnerstagabend erzählen. Drei fröhliche Menschen saßen zum gemütlichen Abendtrunk im gedämpften, genau begrenzten Licht einer einzelnen Lampe um einen großen Tisch mit einer schweren Glastischplatte. Sie tranken alkoholische Getränke und redeten über Dies und Das und andere belanglose Dinge. Viola erzählte mir ihre vollkommen uninteressante und langweilige Story, die an mir abtropfte wie Wasser an den Händen nach dem Versuch mit zu viel Öl Chickennuggets im Wok zu braten. Ich saß mit dem Rücken zur Wand und mir gegenüber, auf der anderen Seite des Tischs, Viola. Links von ihr hatte sich Fabienne etwas im Stuhl zurückgelehnt. Sie sah vor dem großen, goldenen Pseudo-Jugenstilspiegel von Ikea wunderschön aus und hörte zu. Zumindest tat sie so, mit diesem überheblich-interessiertungläubigen Gesichtsausdruck, den meine neuen Klientinnen beim ersten Mal gerne aufsetzen, um damit zu demonstrieren, dass sie es eigentlich nicht glauben, aber „nur so zum Spaß“ mal mitgekommen sind, aber doch gern mal sehen, was da passiert, und ob da überhaupt was passiert, weil es ja doch wahr sein könnte, was der da so erzählt. In solchen fordernden Situationen kann ich über mich selbst hinauswachsen. Besonders dann, wenn mich die Aufgabe reizt, bekennend Ungläubige zu bekehren. Dann gibt es für mich nur noch ein gültiges Gesetz - das meiner Sinne und Empfindungen. Und das gab mir die Berechtigung die Situation zu beeinflussen.

„Stell dir mal vor, was mir passiert ist. Werner ist am Samstag

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________________ ______ mal wieeder ausgefflippt und icch musste einfach e mal einen klareen Kopf bekommen. Ich war unterwegs.“ w du den nn?“ war meine m an Vio ola gerichtette „Ach, wo warst Gegenffrage. Routiniert öffnete ich die erste Champagnerrflasche und d entfern nte gedankeenlos das Paapier am Flaaschenhals. Bildete ich h es mir nur ein n, oder war es tatsächlich da? Aus den Augenwinkeln sah h ich das kurrze, erkenneende Aufbliitzen in Fabiennes Augen und das leichte Zittern der vollen und gut durrchbluteten n Lippen. „Die hat scchon viele Briefumschlääge geleckt““, war mein n Gedankke, und ich musste läch heln. War es der Anflugg eines seltsam versteh henden Läch helns? Dach hten wir in diesem d Moment an daas gleichee? Spontan dachte d ich danach d „geiile Sau“, aber ich wagte nicht, das Präädikat auszu usprechen. Viola zündeete sich mitt leicht fahrigen Handb bewegungen n eine Zigarettte an. Ich laas den Warn nhinweis „R Rauchen függt Ihnen und d den Mensch hen in Ihrerr Umgebungg erhebliche en Schaden n zu“, aber w wen kümmeern solche Warnhinwe W ise schon. Aus A den Auggenwinkeln verglich h ich die Häände. Fabien nne hatte gepflegte, feeingliedrige Hände mit sorrgsam und teuer t instan nd gesetzten n, rubinrot gelackten Fingern nägeln. An der d linken Hand H war ein Fingernaggel abgebro ochen, aber daas störte diee Ästhetik des d Gesamte eindrucks nicht n besond ders. Der Gedanke „werr wohl für den d Ersatz bezahlen b mu uss?“ ging m mir

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durch den d Kopf. de. Kennst du d den Film m Dann betraachtete ich Violas Händ „Fedora“? Mir fällt die Szene mit den we eißen Handsschuhen ein n. An den Häänden kann man das wahre Alter einer e Frau erkennen. e

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____________________ Vielleicht sollte man eine Handschuhtragepflicht für Frauen ab fünfunddreißig und alle störenden Violas einführen. Violas Worte drangen an mein Ohr, oder waren es nur Hülsen ohne Inhalt? „Ich war im Bellini (eine Cocktailbar Anm. des Autors), und ich hab deeen Traumtypen kennen gelernt. So gut hatte ich mich schon lange nicht mehr unterhalten. Wir haben die ganze Nacht über alles Mögliche gesprochen. Er ist so einfühlsam und so ehrlich.“ Das also war die für mich absolut belanglose Neuigkeit, die mir Viola unbedingt erzählen wollte. Immerhin werde ich so alle zwei bis drei Wochen mit ähnlichen Erlebnissen konfrontiert und da schleift sich mein Wissensdurst schon etwas ab. Doch diesmal sollte der Abend folgenschwerer verlaufen. „Ihr habt euch die ganze Nacht unterhalten, war das nicht ziemlich lang? Und sonst habt ihr nichts gemacht? So kenn ich dich gar nicht?“ war mein listiger Einwand um das Gespräch aus der seichten Oberfläche der Bedeutungslosigkeiten, in die etwas spannenderen, in die intimeren Bereiche zu bekommen. Außerdem brauchte ich noch Hintergrundinformationen für die unmittelbar bevorstehende Kartendeutung. „Na ja nicht die ganze Nacht. Wir waren dann noch im (ein Hotel der besseren Klasse, dessen Name ich aus Wettbewerbsgründen nicht nennen darf). Und er sieht so gut aus. Er ist über eins neunzig groß und wie ausgehungert. Er ist zwar ziemlich älter, aber irgendwie süß. Er lebt in Scheidung und hat nur noch Stress mit seiner Frau.“ Das waren die gesuchten Informationen in komprimierter

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________________ ______ Form, und u mehr braucht b ein guter g Kartendeuter niccht zu erfah hren. Die Zukkunft meineer Freundin Viola lag mal m wieder wie w ein offenes Buch vo or mir. Zum mindest die Ereignisse E in den nächssten vier W Wochen zeichneeten sich vo or meinem geistigen g Au uge ziemlich h deutlich aab. Mein kurzer, an deer richtigen Stelle dram maturgisch bedenklichb stirngerunzelter Gesichtsausd G druck wurde e von meineer Freundin n Viola vollkom mmen ignorriert. Das waar nicht bessonders sch hlimm, denn n sie war vieel zu sehr mit sich und ihrem oberflächlichen Geplapper beschäftigt. „Der hat ´n ne Firma mitt über dreiß ßig Leuten. Wir wollen uns am Freitag wieder treffen. Ich hab mir schon n überlegt wie w ich es W Werner beibrin nge, dass ich h morgen Abend (am Freitag) scho on wieder unterw wegs bin. Ich h hab noch zwei z alte Kinokarten. Ich erzähl ih hm, dass ich h mit Fabien nne ins Kino o, in die Nachtvorstellu ung geh. Un nd anschließend hat es e dann stark geregnett und ich ko onnte nicht nach Hause. Das glaubt der Blödmaann garantiiert. Wie fin ndest du dass?“ Ich weiß au us Erfahrung, dass Ehe ein Zustand d ist, den m man will, weil maan daran glaaubt, dass der d andere dafür sorgt, dass man den Glaubeen daran niccht verliert. Aber die Hinterlist zwiischen zweii sich liebend den Eheleutten verblüffft mich imm mer wieder aufs a Neue. IIch fand au uch den Tricck mit den abgelaufene a en Kinokarten als Beweeis für einen Kinobesuch K der nicht sttattfindet, aber a stattgeefunden hab ben soll, zieemlich gewitzt. So viel kleinkriminellen Verstaand hätte icch Viola

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eigentlich nicht zu ugetraut. Ich schloss die Augen und legte meine m Hände leicht aneinander gedrücckt vor meinen Mund, um die Szeene bedeutu ungsvoll auf micch wirken zu u lassen. Ich h sah in meiner Phantaasie, wie Vio ola im

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____________________ Abendkleid, mit der einen Hand das strassbesetzte Handtäschchen weit von sich gestreckt und den kleinen Finger gespreizt, und den anderen Arm, wie eine verlauste Kippensucherin bis zum Ellenbogen in einem stinkenden Mülleimer wühlt. Nur um bei einem einzigen Kino- oder Theaterbesuch mehrere abgelaufene Kinokarten aus dem Abfall zu sammeln, um sie dann Zuhause und irgendwann als Alibi für angeblich stattgefundene Kinobesuche wieder vorzulegen. Offensichtlich glauben die Menschen jede noch so verwegene Geschichte, wenn schriftliche Belege als Beweis vorgelegt werden. Dagegen fand ich die Ausrede mit dem starken Regen nicht sonderlich kreativ. Auch fand ich die Bezeichnung für Werner eher unpassend, denn Werner ist alles andere als ein Blödmann, für den er immer wieder gehalten wird. Vielleicht etwas seltsam, aber blöd auf keinen Fall. Ohne meine Antwort abzuwarten kam die rückversichernde Aufforderung: „Kannst du mir jetzt die Karten legen, ob da was draus wird?“ Mit dieser Aufforderung bekamen meine unbestechlichen Tarot-Karten die Befugnis, Licht in eine dunkle Zukunft zu bringen. Ich war das Medium einer unbekannten Macht, das Opfer meiner okkulten Kreativität und die Karten erwachten zum Leben und sagten mir, was zu tun sei. Ich öffnete das Mahagoniimitatbehältnis um die Karten zu entnehmen. Etwas lustlos und mit fahrigen Bewegungen begann ich die 80 Karten (das alte und von mir bevorzugte Crowley Tarot hat noch 80 Karten) zu mischen und verdeckt auf dem Tisch aufzufächern. Es war zwar höchste Konzentration angesagt, denn es

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________________ ______ ging ja immerhin um u die Zuku unft meinerr besten Freeundin Violaa. Aber für micch war es glaasklare Präkkognition. Auch A ohne Tarot-Karte T n konntee ich Viola mein m Wissen n um die Tattsachen, diee erst noch eintreten würden,, präzise vorhersagen. Denn ich biin ein erfahrener Propheet und außeerdem kenne ich sie zu gut. Aus den Au ugenwinkeln und in der etwas abggedunkelten n Beleuch htung sah icch das kaum m bemerkbaare, aber distanziertspöttiscche Lächeln n meiner neeuen Angebeteten neben der Alten und eigentlich Überflüssigen. Normalerw weise bin ich h bei meine en Sessions die Ruhe seelbst. Selbst bekennend b Ungläubigee bringen mich m nur seltten aus dem m Konzep pt. Ich ruhe sozusagen ganz entspaannt im Hieer und Jetzt und schweb be mit mein nen mentaleen Eingebun ngen über den d Unwisseenden und Un ngläubigen. Das stärkt mich m im Bew wusstsein, trotz t schweerer Anfeind dungen einee elitäre Wiissenschaft zu vertreteen. Nur dann n finde ich den n richtigen Weg W zur Erleeuchtung. Oder O anderss ausgedrücckt: Ich finde nur im Zustaand der konzentrierten Leichtigkeiit des Seins die intuitivven Eingebu ungen die daarauf hinauslaufen, dass es zwar eeinige Verwirrrungen gibtt, aber letztendlich und d dank mein ner Hilfe der überau us befriedigeende Zustan nd „alles wird gut, du brauchst b dirr keine Sorgen zu machen n“ erreicht wird. w Nur an n diesem Ab bend gelangg es mir wie nicht so o richtig, wäährend Violaa unaufhaltsam von ihrrem irgendw Sockel stürzte. Sie war nur no och schmückendes Mitttel zum Zweck.

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Wie ein ne etwas an ngeschlagen ne Blumenvvase die man n nur noch stehen lässt, weil w man sich an sie gew wöhnt hat, die man aber bei nächster Gelegenheit ersetzzen will. Ein ne benutzbaare Hilfe um m sinnliche Freudeen herbeizufführen, dam mit die Knosspen sprießen und die

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____________________ blühende Blume ihren herrlich duftenden Kelch nur für mich öffnet. Aber ich brauchte die Blumenvase noch, denn wenn Viola zu früh und enttäuscht gehen würde, und auch da konnte ich in die Zukunft sehen, würde mich das Frauenklosyndrom voll treffen. Fabienne würde sich solidarisch zeigen und als unvermeidliche Reaktion ebenfalls aufstehen und auf Nimmerwiedersehen mitgehen und damit für immer aus meinem Leben verschwinden. Aus der Nessel Gefahr musste ich die Blume Sicherheit pflücken, wie mein alter Kumpel William S. zu sagen pflegte. Und das Risiko musste ich unter allen Umständen verhindern. In diesem Moment wusste ich noch nicht, wozu und wohin mich die Umstände treiben werden, aber mein zukünftiges Liebesglück stand auf dem Spiel. An diesem Beispiel siehst du sehr anschaulich, warum die Zukunft auch etwas mit intelligentem Timing zu tun hat.

Mein Gesichtsausdruck war optisch auf anteilnehmend verstellt und meine Körperhaltung bei der Geschichte meiner Freundin Viola. Aber mein unruhiger Geist empfand die Unruhe meines Ichs nur noch als einen sofort zu ändernden Zustand. In diesem Moment war ich ein sehr einsamer Mensch. Der Wächter in dunkler Nacht, der die Geschicke seiner Herde leitet. Ich spürte es überdeutlich. Es gab nur Alles oder Nichts, gewinnen oder verlieren, Lust oder Frust, vergleichbar mit den unendlich langen Sekunden eines Torwarts vor dem alles entscheidenden Elfmeter. Ich allein trug die Verantwortung für meine Zukunft. Nur an mir lag es jetzt, wie sich meine Zukunft und dazu die Geschichte der Menschheit entwickeln

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________________ ______ würden n.9 Es war einee große und d verantworrtungsvolle Aufgabe. D Denn ich wusstee ja, oder ich h konnte es zumindest vermuten, dass Viola mit ihrer Frreundin Fab bienne überr mich und meinen m göttterähnlicheen, also geschleechtslosen Zustand Z gessprochen haatte. In meiner Leistun ngsbeschreibung standen bis zu diesem Aben nd nur die bleischwer hängen nden Wortee: „Wir hattten mal wass miteinander. Aber daas war vor meine m Heiraat. Jetzt ist er e ein guterr Freund miit vollem Kühlschran nk.“ Das war nichts Auffbauendes, Dynamisches, Spritzigges. Vermuttlich gab es auch keine intime Besschreibung d der Leckereeien und keein Qualitätsszertifikat. Es E gab nur „ein „ guter aalter Freund d, der hilft wenn w man ih hn braucht.“ Es war nich ht die Pool-P Position auss der ich staarten konntte, es war der letzte Plattz, das Plätzzchen der Verlierer. Ein ner unter Viielen, an den man sich noch n einige Stunden erinnert, aberr nicht länger. Aus s Lage musstte ich herau us und mich zum Ziel dieser schlechten vorkäm mpfen um zu u siegen. Mit jeder Faser meines wild w pochen nden Herzen ns wollte ich h den Haupttgewinn und d das war schwer. Bis zzu diesen Minuten war w meine seeelische Ruh he der norm male Zustan nd der Dinge. Ich bewegte mich in vo orgeschrieb benen Freiheiten, so als ob meine Bewegungeen ein trägees Element meines m Seelenfriedenss 9

Frei interrpretiert nach dem m Schmetterlingsseffekt des ameriikanischen Meteo orologen Edward d N. Lorenz,

der 1972 vor v der American Association for the t Advancementt of Science einen n Vortrag mit dem m Titel Predicctability: Does the Flap of a Butterfly’s Wings in Brrazil set off a Torn nado in Texas? hielt. Es wird

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vermutet, dass Lorenz durcch die 1952 erschienene Kurzgesch hichte Ferner Donner von Ray Bradbury inspiriert wurde. In dieser Geschicchte tritt ein Zeitrreisender verseheentlich auf einen derungen in der Gegenwart. G Nach h diesem Beispiel kann der Schmetterrling und sorgt daadurch für Veränd Flügelschlaag eines Schmetterlings am Amazo onas, eine Wette erkatastrophe in Europa E auslösen..

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____________________ gewesen wären. Jetzt, im Angesicht eines höheren Ziels galt es nach Weiterem, Erhabenerem zu streben. Nur Darwin gab mir noch Halt und daran klammerte ich mich mit meiner ganzen Energie. Die Evolutionsgeschichte lehrt uns, dass nicht die Stärksten überleben, sondern nur die Kreativsten zum Ziel kommen, und das war mein Vorteil. Es war nicht mehr zu verdrängen. Das Gift der Lust entfaltete in meinem Gehirn seine volle Wirkung. Ich war in meine Gedanken nicht bei den Tarot-Karten. Im Geist war ich bei Höherem, und zwar zwischen den Schenkeln von Fabienne. Diese telepathische Botschaft eines sehr einsamen Kartendeuters musste ich nun durch meine spirituellen Fähigkeiten aussenden, ohne dass es zu sehr nach anbaggern aussehen sollte. Denn Götter baggern nicht, Götter müssen auch nicht um Zuneigung betteln, wie dahergelaufene Straßenköter. Götter empfangen die Ungläubigen und nehmen sie nach der Bekehrung huldvoll in ihre Gefolgschaft auf, denn Götter erfüllen einen sozialen Zweck. Götter regeln das Unverständliche. Sie müssen trösten können und die Aussicht auf Hilfe wahrscheinlich erscheinen lassen. Für Götter gibt es nur ein Mittel zur Läuterung der Schäfchen, und das ist Ehrfurcht. Nur daraus wächst der fragile Zustand absoluter Anbetung. Fabienne, die Ungläubige musste zuerst geläutert werden. Aber ich kannte sie erst seit etwa zwanzig Minuten, und wir hatten noch nicht mehr als zehn belanglose Worte gewechselt und zwei halbe Gläser Aldi-Champagner zusammen getrunken. Nach den üblichen drei Kartendeutungsrunden war meine Freundin Viola zufrieden gestellt. Sie wusste jetzt, sie würde sich in der nächsten Nacht mit Ihrem neuen Lover treffen. Das Hotel würde

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________________ ______ sie mit ihrer Kredittkarte bezahlen und Werner W müssste gut verw wahrt aber zieemlich saueer zuhause in i der rosarroten Villa mit m den Säulen vor der Türr bleiben. Die Karten lü ügen ja nicht und ich ko onnte also vollkom mmen selbstsicher einee Erfüllungssgarantie für dies und d das abgebeen, und dasss die progno ostizierten Ereignisse, die so oderr so ausfalleen könnten, auch so od der anders eintreffen würden, w abeer nur wenn sich s Viola so o verhalten würde wie ich es ihr empfohlen h hatte, was siee garantiert nicht tun würde, w denn n dazu kann nte ich sie zu u gut. plänkel Aber die Akktion mit Viiola war nurr das Vorspiel, das Gep um von n der Haupttsache, der zu erlegend den Beute abzulenken. a . h mehr Trotz meinem emotional angespaannten Zusttand war ich als nur zufrieden mit m meiner Leistung. Denn auch icch konnte m mir eine unausggesprochenee Garantie geben. g Die Garantie, dass im Anscchluss an die Kartendeut K ungen für Viola, V die alles entscheidende Fragge von der bis jetzt schweeigsam, die Vorgänge scheinbar s geelangweilt beobacchtenden Faabienne kom mmen würd de: „Sag maal, kannst du u mir auch mal m die Karteen legen?“ Und was so oll ich sagen n? Gibt es einen e besserren Beweis für meine prophetisch hen Gaben?? Die Frage kam wie deer jährliche Steuerb bescheid, und sie gab mir m die Mögglichkeit, en ndlich zu beweissen, dass ich h die Zukunft veränderrn kann. Wääre die Frage von Fabienn ne nicht gesstellt wordeen, was eige entlich undeenkbar warr, hätte sich vieelleicht alless ganz andeers entwicke elt.

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Teilnahmslos und gelaangweilt ersscheinend kam k meine mit etwas leiserer l Stim mme gespro ochene, einzig mögliche Antwort: „Aber klar doch“ verbunden mit ein nem unausggesprocheneen „aber nu ur wenn du dich h sofort ausziehst und mir m deine wunderschö w önen Titten zeigst“

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____________________ Nachgedanken und meinem kurzen direkten Aufblicken in ihre wunderschönen grünblauen Augen. Ich sah ihr leichtes, kaum merkbares Lächeln, ein leichtes Zucken ihrer Augenlieder und die großen schwarzen, etwas geweiteten Pupillen und ich verstand. Auch in diesem Moment stand die Neugier wie zu allen Zeiten an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will. Ich hob mein Haupt und richtete die Augen leicht gen Himmel. Dann bewegten sich meine Lippen zum lautlose Stoßgebet: „Herr, gib mir Keuschheit und Enthaltsamkeit - aber jetzt noch nicht. Gib mir dicke Eier und Kraft in den Lenden für das was kommen wird …“ Meine spirituell erscheinende Anrufungsgeste war beeindruckend – das sah ich an ihren geweiteten Augen. Dann gab ich meiner Adeptin die ersten Anweisungen. „Am besten ist, ihr wechselt den Platz, damit du mir genau gegenüber sitzt“ war meine unmissverständliche Aufforderung für Viola, ihren Hintern zu bewegen und den Platz für die göttliche Fabienne zu räumen. Voraushörbar antwortete Viola mit „ich wollte sowieso kurz zur Toilette.“ In diesem Moment wünschte ich mir, ich wäre nur für eine Minute Kommandant des Raumschiffs Enterprise. Mein erster und einziger Befehl wäre: „Scotty beam sie von der Klobrille, weit weg ins Universum! Mister Kirk, ich verspreche Ihnen, Sie bekommen danach sofort das Kommando zurück. Stopp Mister Kirk, einen Zusatzwunsch hätte ich noch. Bitte Kumpel, falls das mit der Klobrille nicht funktioniert, sorge dafür, dass sie von einer sofortigen Darmverstopfung heimgesucht wird.“

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________________ ______ Ich hörte fü ür einen kurzen Mome ent wieder das d kurze, kkaum hörbare Klickern beim b Platzw wechsel. End dlich war ich h mit Fabien nne u konnte alles in die Hand nehm men. Fabienne saß mir jetzt allein und gegenü über. Magische Schwad den von Vio olas Qualmeerei waberteen durch den d dämmrrigen, rückw wärtigen Rau um. Nur diee Lampe verbreiitete ein genau auf die Tischplatte e abgegrenzztes Licht. Im m Dämmeerlich hatteen Fabiennees Haare ein nen wunderrschönen Schimm mer, währen nd ihre weiß ße Bluse rein wie frisch h gefallenerr Schneee im hellen Licht L strahltte. Den Kop pf hatte sie leicht l gesen nkt, und im Geisst sah ich die büßende Maria Maggdalena (diee von 1533, nicht die zen nsierte von 1566) 1 von Tizian T vor mir. m Bis zu diesen Minutten wusstee ich noch nichts über Fabienne F un nd doch lag sie schon o offen vor mirr.

K en erfordertt nicht nur die d Kraft für Ich finde, Kartendeute übergro oßes Engaggement, son ndern auch die Stärke, eine nahezu u übermeenschliche Verantwort V tung tragen zu können. Ich war beereit, diese sittliche Krafft aufzubrin ngen und be egann bewu usst langsam m, mit ngsvoller Ko onzentration n, aber mit äußerstter und opttisch wirkun routinieerter Fingerrfertigkeit, die d Karten für f Fabienne und für m mich neu zu mischen. Ih hr Blick hingg gebannt an den sensiiblen Händeen v Kü ünstlers in einer e rituelle en Handlung für eine eines virtuosen exzessive Zukunft.. Langsam und u mit eine er eleganten Hand- und d

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Fingerb bewegung begann b ich die d Karten auf a dem sch hweren Glasstisch aufzufäächern. Durch das Glas des Tissches, an de en ausgebreeiteten Kartten vorbei, sah ich ihree übereinan nder geschlagenen Beine, und bei

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____________________ meinem kurzen Aufblicken das kleine unschuldige Silberkreuz an der dünnen Kette um ihren schmalen Hals am Ansatz zwischen ihren Brüsten. Fabienne erschien mir in dem diffusen Licht wie eine Heilige, und das Kreuz hatte noch keine Brandmale auf ihrer zarten Haut verursacht und sich auch noch nicht um 180 Grad gedreht. „Bitte zieh jetzt mit der linken Hand eine Karte“ war meine Aufforderung aktiv mitzuwirken. Fabienne war (oder ist, ich weiß es nicht) eine intelligente und selbstbewusste Frau. Es ist wie mit jungen Wildpferden auf der Prairie in Texas. noch nicht domestizierte Frauen gehorchen, solange die Machtverhältnisse noch nicht klar definiert sind, nicht widerspruchslos. Darum gab es eine von mir vorhersehbare Antwort auf meine klare Anweisung, und zwar die Frage: „Warum mit der linken Hand?“ Die erwartete Frage war die notwendige Aufforderung meine geheimen Kenntnisse zu offenbaren und meine Kompetenz Imagefördernd zu beweisen. Außerdem beinhaltete die Frage meines Opfers eine von mir forcierte Anweisung etwas näher zu kommen. Es war die erste Herausforderung, die ich mutig annahm. Ich begann entschlossen die unsichtbaren Intimgrenzen nach und nach einzureißen. „Die Mauern müssen fallen“, wusste schon Cato der Ältere, und ich war gewillt, der Aufforderung des alten Römers zu folgen. Fabienne spürte meine Nähe und sie wich nicht aus. Ich sah wie sich die zarten, kaum sichtbaren Härchen auf ihren Unterarmen wie elektrisiert aufstellten. Sie war mir schon zu nah, und nur meinem direkten Blick über den Rand meiner Brille hinweg in ihre grünblauen Augen, wich sie mit keusch niedergeschlagenen Augen

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________________ ______ etwas aus. a „Die linke Hand H ist diee intuitive Hand H die nurr bei sehr sensitivven Frauen vom Herzen kommt. Die D linke Hand ist die Hand, die Macht über diee Karten un nd die Zukun nft ausübt. Es soll sogaar Frauen geben, die mit ihren Händen H die Bewegungeen der Weltt spüren.“ Mit dieser Einweisungg bekam sie von mir ihrre erste Weeihe. Mit einem neutralen „Ahja“ „ quitttierte sie meinen kühnen ß. Doch mirr, und auch ihr war bew wusst, dass sie sich sch hon auf Vorstoß dem scchmalen Weeg der Erken nntnis befand. Fabienn ne war, über der Mehrzaahl der norm malen, der ahnungslos a en und gefü ühlskalten FFrauen stehend, im Kreis der wenigen, der sensiitiven Fraueen mit Mach ht aufgenommen. Ich h spürte körperlich, wie die Spann nung im Rau um im gleicheen Verhältniis wie der Grad G der Bee eindruckungg anstieg. A Auch Fabienn ne verspürtte den spirittuellen Macchtzuwachs und zog, geebannt von meeinen okkultten Fähigkeeiten und Ke enntnissen, die erste K Karte. Es war diee machtvolle Karte des Hohepriestters. Vorhersehbar kam m die erwartungsvolle Frage: „Was bedeutet die d Karte?“ he mein Han ndwerk und d darum war meine Auskunft Ich versteh üssige Ausflüchte: „Dieese neutrall, klar, ohnee Schnörkel und überflü über die moralischen Probleme der Karte entscheidet e d Dualität, also der Anaalogie der Gegensätze G nd Böse, odeer Himmel u und von Gut un Hölle. Es E ist das baaldige Ersch heinen einess machtvollen Menschen zu

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erwarteen, der durcch unorthod doxes Verhalten auffälllt und in deein Leben tritt.“ t Die Wirkun ng des Satzees ließ ich durch eine kleine, meditativ erscheiinende Pausse, in der icch mit halb geschlossen g nen Augen

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____________________ innerlich bis Zehn zählte, wirken. Dann kam meine explizite Suggestivfrage: „Kennst du zufällig so einen Menschen der in Zukunft in deinem Leben eine wichtige Rolle spielen könnte?“ Jetzt erfuhr ich aus ihrem schönen Mund, was ich schon intuitiv ahnte. Fabienne brauchte meine Hilfe, nicht irgendwann, nicht irgendwie, sondern sofort und mit Einsatz aller meiner mir zur Verfügung stehenden Ressourcen. Ihre zögernde und etwas verunsichert klingende Antwort war: „Nein eigentlich nicht, zur Zeit gibt es niemand auf den so eine Beschreibung passen könnte. Mein Mann interessiert sich nicht für solche Sachen.“ Nachdenklich erscheinend, mit leicht gerunzelter Stirn forderte ich sie auf: „Bitte zieh jetzt die nächste Karte.“ Meine Beute beugte sich etwas vor, und ich sah in diesem besonderen Licht, die ihre reinweisse Bluse und die zwei oberen, die geöffneten Perlmuttknöpfe (am obersten Knopf stand keck ein kleines Fädchen ab) besonders vorteilhaft zur Geltung brachten, dass sie einen schlichten unschuldig-weißen Büstenhalter trug. Ich sah auch, wie ihre unberingte Hand langsam aber zögernd über die Karten glitt. Das Gefühl, wie sich ihre Fingerspitzen meinem erigierten Gehänge näherten, war der phantasievolle Übergang von der Fiktion zur baldigen Realität. Sie überlegte kurz und zog dann eine Karte und vor meinen Augen begann sich alles zu drehen. Ich schwöre dir, es war kein billiger Kartenspielertrick, es war der pure Zufall. Sie deckte die elfte Karte auf. Die Karte der Lust. Ich hatte ein leichtes „Yang“ in meinem Ohr. Es war die Karte meiner Ying, und sie lag genau richtig, denn ich

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________________ ______ konntee nicht mehrr ohne Fabienne sein. In I diesem kurzen k Mom ment anarchistischer Erkenntnis wu usste ich, daass nichts mehr m so sein n sollte w wie es gewesen war. Sekunden vergingen v m sakralem mit m Schweigen, und die ung in meineem Wohnzimmer stiegg ins Unerträgliche. karmiscche Spannu Ich sah zuerst auf die Karte, dann d sah ich h durch den n Glastisch, dass ne die überreinander geeschlagenen Beine neb beneinandeer Fabienn gestelltt hatte. Ich sah die schmalen Riem mchen ihrer Schuhe, diee eng an ihren Fesseln anlagen. Mitt meinem Griff G nach deem Sektkelcch und einem bedächtig tiefen t Schluck, der mir einige Seku unden Zeit zzum ästhetischen Nach hdenken verrschaffte, begannen sicch meine Gedankken auf das Objekt meiner Begierd de zu konzeentrieren. N Noch war meeine Neutraalität meine perfekte Taarnung. Einen anderen n Weg zum Sieeg sah ich nicht. n Denn als seriöserr Kartendeuter bin ich d durch meinen n autodidakktisch definierten Moraalkodex zur strikten Neutralität verpflichtet. Darum begann ich i mit beto ont langsam mer und überleggter Sprechweise eine fachlich fun ndierte Deu utung. „Die Karte stellt nach uralten Übe erlieferungeen die Huree Babylon dar, die mit m roten Haaaren und gespreizten g Beinen auf einem löwenäähnlichen Tiier reitet. Diese besond ders schön stilisierte Karte symbollisiert sexueelle Ekstase durch die Lust L grenzenloser und nie gekann nter Erfahru ungen.“ Aus den Au ugenwinkeln registriertte ich jede Veränderun V ng in

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ihrem Blick. B Sie sah die Karte dann mich an. Fabienn ne war einee wunderbare Frau und sie hattte sich unüb bertrefflich unter Konttrolle. Eine waahre Meisteerin der Mim mik und ein ne Beherrsch herin ihrer Gestik. Ich kon nnte an kein ner optischeen Gefühlsre egung ihre Gedanken

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____________________ erkennen. Aber Fabienne verstand die Zeichen. Zwischen uns war eine unausgesprochene Einheit – ein knisterndes Band der Sinne. Wir spürten, wie unsere Herzen den gleichen Rhythmus der Beats annahmen. Sie hatte meine Botschaft empfangen und angenommen. Wir waren im Geiste bereit und vereint, und dann begann im Hintergrund die Toilettenspülung zu rauschen. Wilhelm Busch muss sich in einer ähnlichen Situation befunden haben, als er schrieb: „So wird oft die schönste Stunde, in der Liebe Seelenbunde, mitten durch- und abgeschnitten, durch Herbeikunft eines Dritten.“ Viola kam zurück. „Wie weit seid ihr“ war die ernüchternde Frage in einem Moment in dem zwei verwandte Seelen begannen telepathisch miteinander zu fingern. Mein scharf gesprochenes „bitte sei sofort still, sonst kann ich mich nicht konzentrieren“ und einem gedanklichen „sonst breche ich dir beide Arme und deinen faltigen Hals dazu“ stellte das Machtverhältnis im Raum wieder her. Verzweifelt nahm ich die schweißnassen Hände an meine pochenden Schläfen und schloss die Augen um den Strang meiner medialen Eingebungen wiederzufinden. Viola ahnte, dass man den Meister in solchen Momenten nicht stören darf und verzog sich schmollend aufs Sofa in den hinteren Rängen. Sie spürte überdeutlich, dass sie nicht mehr gefragt war, aber das war mir egal. „Das klingt interessant“ war Fabiennes neutrale Antwort. Intelligent wie sie war, zwang sie mich damit zur absoluten Offenbarung. Ich musste die Wirkung meiner Deutungen noch intensivieren, denn meine mediale Glaubwürdigkeit stand auf dem

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________________ ______ Spiel. „Bitte achte auf den Schwanz dess Tieres.“ Mit M diesem H Hinweis schob ich Fabienne die Karte und eine Le eselupe zu, die jeder Saammler von Briefmarken benötigt, b un nd die ich fü ür solche beesonderen Studien nzwecke immer bereith halte. Sie be etrachtete die d Zeichen und Figuren n des Karten nbilds und sah s mich daann fragend d und nachd denklich an. „Was soll das d bedeuteen?“ war ein ne rhetoriscche Frage, d die das Erkennen schon in n sich trug, denn d das Kaartenbild war eindeutigg. „Siehst du die Bestie, auf der die rothaarige nackte Frau u reitet? Sein mächttiger Schwanz kann ein n Drittel derr Sterne vom m Himmeel fegen und d nur für dicch auf die Erde, dir zu Füßen F werfeen, wenn du d es von gaanzem Herzzen willst“ war w meine sachkundige s e Beschreeibung des Kartenbildss. „In der Kom mbination mit m der zuerrst gezogenen Karte dees Hoheprriesters kan nn ich dir mit Bestimmttheit versprrechen, dasss ein sehr intteressanterr Mann in der allernäch hsten Zeit in n dein Leben treten und dich fö ördern wird..“ Fabienne war w geplätteet. Ich sah es e an Ihren geweiteten g nd. Ich schw wöre dir, ich h Pupillen und dem leicht geöfffneten Mun konntee nichts dafü ür. Die Karteenkonstellaation ließ keeine andere Deutun ng zu. Fabienne war ku urz davor, eiine neue Lieebe zu findeen. Eine Liebe zu einem ho ochinteressaanten und geheimnisvo g ollen Mann mit

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übersin nnlichen Krääften, der sie zu neuen n, ihr noch unbekannte u en Lustspielen führen n sollte. Doch ich war w verpflich htet zu schw weigen. Ich, das Medium einer überird dischen Maccht durfte keinen k Namen nennen.. Auf die Akkteure

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____________________ musste Fabienne selbst kommen. In diesem Moment konnte ich nur darauf vertrauen, dass ich einem schlauen Mädel nur die richtige Richtung zeigen muss. Ihre subversive Neugier würde sie auf den richtigen, unseren gemeinsamen Weg führen. Nur Viola hatte keine Ahnung wer der Unbekannte sein könnte. Für sie gab es im näheren und entfernteren Bekanntenkreis keine identifizierbare Persönlichkeit mit solchen herausragenden Fähigkeiten. Viola war zu blöd und Fabienne stellte sich einfach dumm. Am meisten war ich von meinen spirituellen Fähigkeiten überrascht. Ich konnte tatsächlich die Zukunft nach meinen Vorstellungen gestalten. Viola, Fabienne diskutierten in fortgeschrittener Champagnerlaune noch einige Zeit über diesen „geheimnisvollen und unbekannten Mann“ der da auftauchen sollte und leerten noch zwei weitere Fläschchen Champagner. Aber es war mehr ein prickelndes Spiel der Katze, die zuerst um den heißen Brei und dann auf dem heißen Blechdach herum balanciert, um dann liebevoll aufgefangen zu werden. Kurz vor Mitternacht musste Viola zu ihren häuslichen Pflichten zurück. Fabienne wollte, angeregt von den Prophezeiungen, noch ein verträumtes Viertelstündchen bleiben und mehr über das Mysterium des „Sterne vom Himmel runterholens“ der Karten erfahren. Nachdem Viola mit den üblichen Küsschen verabschiedet und gegangen war, herrschte einen Moment eine sprachlose Spannung zwischen uns. Vielleicht kennst du solche Momente, in denen man nicht so recht weiß, was man sagen soll, um das Gespräch wieder in

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________________ ______ Gang zu u bringen. Meist M begin nnt man mitt einem „tjaa so ist es“, aaber Fabienn ne war etwas schneller als ich, und fing mit dem d üblicheen Kommu unikationsggeplänkel an n. „Hast du zu ufällig einen n Steifen“ war w ihre Ouvvertüre. In d diesem Momen nt klangen die d Töne vo on „I wanna be your do og“ und die schrägee Stimme vo on Iggy Pop p aus den Laautsprecherrn. Nach dieeser Nacht wussten w wirr, dass es fü ür Götter he eldenhaft ist, Dinge zu tun, von denen normale Menscheen nicht zu träumen t waagen. Fabien nne M m besonde mit ers kreativen n Fähigkeiteen war im Kreis der Menschen aufgenommen. Ich h hatte die goldenen Kugeln K abgeleckt und in n meinerr Erinnerungg höre ich heute h noch ihre gehaucchte Stimmee, die zum Ab bschied atem mlos „sag geile g Sau zu mir“ in meiin Ohr flüsteert.

Zwei kleinee Probleme musste Fab bienne noch h lösen. Sie musste eine glaaubhafte Sttory zu erfin nden, warum m sie erst am frühen M Morgen im ehelichen Zuhaause ankam, und wohe er sie die aufgeschürftee Stelle auf ihreem Rücken hatte. Vielleicht hat sie e es mit Kin nokarten versucht.

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____________________ Gerechter Mord mit Apfelbaum

Viele, wenn nicht alle Entscheidungen werden vom Standpunkt des „hier stehe ich und kann nicht anders“ beeinflusst. Daraus ergeben sich die Fragen: „Soll ich mich bücken, oder darf ich mich nach oben strecken?“ Die dritte Variante ist die rigorose Unterdrückung der Triebe. Sina Sidonius

____________________ Ich habe mich oft gefragt, ob es so etwas wie gerechte Morde gibt. Die Antwort war nicht einfach, aber ich denke, dass Gewalt nicht gerecht sein kann, und ein Mord kann nicht als gerechte Tat legitimiert werden. Obwohl … Die Befreiung von einem unerträglichen Zwang, kann ein Grund sein, warum Menschen ihre Ideale verraten. Das Leben besteht nun mal aus Zyklen. Man kann sich nicht aus einem unbequemen Zeitabschnitt davon stehlen und sich in einen anderen schleichen, ohne Verrat am vorherigen zu begehen. Die Probleme verlagern sich nur. Wenn du jetzt noch Lust auf eine weitere, wahre und alltägliche Geschichte hast, dann bleib noch etwas bei mir. Es hat sich vor nicht allzu langer Zeit so zugetragen. Eine junge blonde Frau, sie nannte sich Marion, und ein kräftiger junger Mann, nennen wir ihn bei seinem richtigen Namen, es war Ralf, hatten im Vollbesitz ihres Verstandes beschlossen zu heiraten. Daran kannst du erkennen, dass das was ich dir erzähle, kein Märchen ist, sondern die reine und

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________________ ______ ungescchminkte Wahrheit. W Marion und d Ralf lebteen glücklich und zufried den in einem m hübsch hen Haus in einem hübschen Dorf,, weit drauß ßen in einerr grünen n und gesunden Umgeb bung in der Nähe einess großen schwarrzen Waldess. Sie hatten n sich zusam mmengetan n, um einen Baum zu pflan nzen, und mit m ihrer Hände Arbeit,, einem gün nstigen Bauspaardarlehen und u einer Muskelhypo M thek ein blitzsauberes Haus mit einer blitzsaub beren und schweineteu s uren Einbau uküche aufzubaauen. Beide liebten sich sehr, und auch h das Sexuellle kam nich ht zu kurz. Wie W es die Gebräuche vorschreiben n, zeugten sie s im vorheer ausdiskkutierten Ab bstand von genau zweii Jahren, zur jeweils geenau berechneten Samsstagnacht, zwei z hübsch he blondgellockte Kindeer. Es war ein ne schöne Zeit, Z und allees gedieh prächtig und d wohlgeplant. Ralf war ein fleißiger und u redliche er Handwerrksmann, un nd wie es Trad dition ist, waar er auch der d Ernährer der jungen Familie. EEr hatte mit im Schweiß seeines Angesiichts einen kleinen Han ndwerksbettrieb aufgebaut. Sein Beetrieb und das d Haus waaren seine ganze g Liebee und üllung einess Lebenstraums. Schon n früh am Morgen M fuhr er zu die Erfü seiner Arbeitsstell A e, während d Marion, daaheim an deer Basis, im hübsch hen Haus miit der blitzsaauberen Ein nbauküche für Pflege u und Ordnun ng sorgte. Marion war eine liebeevolle und nicht n untalentierte Köchin und

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zaubertte der klein nen Familie die schmacckhaftesten Gerichte au uf den Tisch. Ansonsten A h hatte sie in dem schönen Haus auch viel zu tu un. Die Zeit, die ihr nach der d Hausarb beit und derr Beschäftiggung mit den Kindern n übrig blieb b, konnte siie mit große em Nutzen zu Studien und für

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____________________ die Vervollkommnung ihrer Allgemeinbildung verwenden. Zeitschriften, Radiosendungen und die Fernsehsatellitenschüssel, über die sie alle gängigen Hausfrauenvorundnachmittagssendungen, außerdem die spannenden Talkshows und die Sendungen aus den Gerichten empfangen konnte, gaben ihr die Hilfe, sich auf die späteren Lebensjahre, in der nach einer Zeit und Denken ausfüllenden Beschäftigung verlangt wird, vorzubereiten. Marion hatte wirklich alles was sie brauchte und sie war glücklich. Sie hatte jede Freiheit und Ralf las ihr jeden Wunsch, von dem er dachte, dass sie ihn haben könnte, von den Augen ab. Wenn es ihre knapp bemessene Zeit zuließ, fuhr sie mit dem Bus ins nächstgelegene Einkaufszentrum. Das war nicht weiter kompliziert, denn die nächste, größere Stadt war recht komfortabel in etwa vierzig Minuten Fahrzeit zu erreichen. Aber das war nicht oft der Fall, denn die gemeinsamen Einkäufe erledigten Marion und Ralf mit Ralfs Auto am Samstagvormittag in einem realen Supermarkt auf der grünen Wiese. Und sie hatten alles was sie brauchten, denn die Tiefkühltruhen im Keller des hübschen Einfamilienhauses waren immer randvoll mit den leckersten Lebensmitteln gefüllt. Marion konnte sich frei und unabhängig bewegen, denn sie war eine moderne junge Frau. Sie konnte durch die weiten Wiesen und Felder, die sich an das kleine Dorf anschlossen, spazieren gehen. Und manchmal, an schönen lauen Frühsommernachmittagen, wenn die Luft lau, und die Sonnenstrahlen nicht mehr ganz so heiß waren, setzte sie sich auf eine verwitterte Bank unter einem uralten Apfelbaum und sah lange und nachdenklich hinüber, über die sattgrün gesprenkelten Blumenwiesen zum Kirchturm. Marions Welt

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________________ ______ war rossarot und wohlgeordne w et, in dem Dorf D in der Nähe N des grroßen, schwarrzen Waldess. Wenn sie so s in Gedanken versunken unter dem d Apfelbaaum saß, kam es ihr maanchmal vor, also ob die Äste und Blätter dess Baums Geschichteen aus längsst vergangenen Zeiten wispern wü ürden. Sie spürte seine faast unheimliche Aura und Marion hatte das Bedürfnis sich an den d mächtiggen Baum zu z lehnen und ihn zu umarm men. Manchmal, wenn sie sich unb beobachtet fühlte, tat ssie es auch. Dann D war ihr ganz schw windelig und d es kam ihrr vor, als ob b sich die Weelt bewegen n und schon bald auf de em Kopf steehen würdee. Abends, naach vollbracchter Tagesaarbeit bauteen Ralf und auch Marion n wohlgemu ut an ihrem Häuschen. Das war ab ber nur am A Anfang der Ehee so. Marion n war handwerklich niccht so begabt und daru um hatte Ralf R viel an seiner s Mario on zu kritisiieren. Mario on sah ein, dass sie reichlicch ungeschickt war, und darum üb berließ sie im m Laufe derr Zeit ihrem Ralf R die han ndwerklicheen Arbeiten.. Darüber war w Ralf sehr glücklicch, denn er fand, dass Marion in der d Küche besser aufgeehoben sei, und d vom Baueen, Basteln und u auch so onst nicht viel v versteheen würde. Müde und glücklich vo on der Arbe eit und der gesunden, g ffrischen Landlufft, ging Ralff mit seiner Marion früh zu Bett. So verging Jaahr um Jahr un nd Ralf spracch schon baald mit Freu ude davon, wie w angeneehm erst das Rentnerleeben sein würde, wenn n er eines Taages alles

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abbezaahlt und sein ne Kinder aus dem Hau use wären. Ralf wusstee, dass sie imm mer glücklich sein würd den, bis ans Ende aller Tage.

Mein Freun nd, liebe Kin nder und lie ebe Erwachsene. An so olchen

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____________________ Stellen enden normalerweise Märchen. Nicht so bei Marion und Ralf. In Marions dreißigstem Lebensjahr begann sich etwas zu verändern. Die Küche blieb immer öfter kalt. Marion fand nicht mehr die Lust ihren Lieben etwas Schmackhaftes zu kochen. Und noch eine schleichende Veränderung ging vor. Für die blonde Marion wurde das Leben in dem hübschen Haus in dem hübschen Dorf weit draußen in der grünen und gesunden Umgebung, in der Nähe eines großen schwarzen Waldes, von Tag zu Tag grauer. Man sah es ihr an und niemand wusste so recht, warum sich ihr Gemütszustand so schnell verschlechterte. Ärzte konnten ihr nicht helfen. Marion schlief schlecht und ihre Launen wurden von Tag zu Tag schlimmer, obwohl es den Beiden (oder Vieren, wenn man die Kids dazu rechnet) eigentlich recht gut ging. Am Anfang nahm Ralf die Launen seiner Marion auf die bekannte, leichte Schulter. Er suchte Gründe und dachte, es könnten vielleicht die Wechseljahre sein. Doch eines Tages überraschte die blonde und brave Marion ihren Ralf mit feuerrot gefärbten Haaren. Ralf verstand die Welt und ganz besonders seine Marion mit ihren verrückten Ideen nicht mehr. Aus der strohblonden Marion war über Nacht eine langmähnige rothaarige Fabienne geworden. Ralf war verzweifelt. Was würden die Nachbarn in dem kleinen Dorf, weit draußen in der Nähe des großen schwarzen Waldes wohl denken. Er sprach viel mit seiner Marion, manchmal leise und oft auch ziemlich laut. Manchmal, aber nur manchmal knallte er mit den Türen, aber nicht zu stark, denn die Türen in dem hübschen Haus waren teuer und sollten ein ganzes Menschenleben halten. Außerdem sollten die Nachbarn nichts vom Türen knallen

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________________ ______ mitbekkommen. Ab ber Marion ließ sich niccht umstimmen. Mario on wollte nicht mehr die Marion n sein, die sie war und Ralf R konnte nur üllen: „Die spinnt.“ s noch reesigniert brü Die ungescchickte Marion begann auch, sich für techniscche Geräte zu interesssieren, und sie kam auff wunderlich he Ideen. Siie wollte unbedingt ein e Handy haben, h obwohl Ralf verrsuchte, seine Marion n mit rationaalen Argum menten davo on zu überzeugen, dasss das wunderschöne Haaus doch ein nen Telefonanschluss besäße. b Abeer n setzte sich h durch. Sie wollte nich ht mehr geh horchen, und eines Marion Tages hörte h Ralf das Geräusch eines Han ndys aus Maarions Hand dtasche, obwohl Ralf seine Erlaubnis zum Erwerb des Gerätees nicht geggeben hatte. Für Marion n war es ein ne liebgewordene Angeewohnheit, bei schöneem Wetter zu z dem einssamen, uralten Apfelbaaum zu gehen, unter dem d die verwitterte Ho olzbank stan nd. Nur dortt hatte sie d die Ruhe, über ü sich un nd die Welt nachzuden nken. Gern und u oft telefon nierte sie vo on dort mit ihrem i neue en Handy. Wenn sie die d Gelegenheit fand und der Linieenbus die richtigen Ab- und d Ankunftszzeiten hattee, denn sie musste m ja vo or Ralf zuhaause sein um m ihn herzlicch zu empfaangen, fuhrr sie in die nächst n größeere Stadt, um u in verschiedenen Zeitungen kleine Inserate aufzugeb ben, oder um m andere, gleichgesinn g nte Menschen kennen zu lernen. Manchmal nahm sie s auch dass Familienauto, aber Raalf war darü über

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nicht seehr erfreut.. Denn Fabieenne hatte die Angewo ohnheit, sehr schmuttzige Feld- und u Waldweege zu befaahren, und Ralf R musste dann am Sam mstag sein Familienaut F to gründlich h putzen. Einmal warr Ralf sehr verärgert. v Beim Heraussfahren aus der

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____________________ Garage hatte er Fußabdrücke an der Innenseite der vorderen Scheibe des Familienautos entdeckt. Marion war sehr verlegen, aber sie wusste nicht wie die Abdrücke da hingekommen waren, und auch die vielen anderen Fragen von Ralf blieben unbeantwortet. Wenn Marion in die große Stadt fuhr, über der auch heute noch ein großer, silberner Stern schwebt und sich langsam dreht, traf sie sich mit sympathischen Männern, die sie vorher noch nie gesehen hatte. Marion wollte lernen und Erfahrungen auszutauschen. Die Männer gingen danach wieder nach Hause, zu ihren Ehefrauen und Marion fuhr zurück in das schöne Dorf zu ihren Kindern und zu ihrem Ehemann. Von all dem ahnte Ralf nichts, denn Fabienne konnte schweigen und in dem hübschen Haus hatte sie immer ihr Handy abgestellt um Strom zu sparen. Vielleicht hätte es Ralf auch nicht interessiert, denn er war mit seinem Betrieb und der vielen Arbeit am Haus beschäftigt. Die heile Welt von Ralf sollte noch größer, noch schöner und perfekter werden. Nur für Marion war es keine schöne Welt mehr. Eines Tages erzähle Marion (oder Fabienne) einer neuen Freundin aus der großen Stadt, von dem Apfelbaum, und dass es ihr manchmal so vorkäme, als ob der uralte Baum zu ihr sprechen würde. Viola, Fabiennes Freundin fand die Geschichte spannend, denn sie besaß ein Gespür für Übersinnliches. Sie erzählte der staunenden Fabienne von einem guten alten Freund mit besonderen, spirituellen Fähigkeiten. Die rothaarige Fabienne war, wie es ihrem weiblichen Naturell entsprach neugierig. Sie wollte wissen, was aus ihr werden würde, in dem kalten Haus in dem hässlichen Dorf, weit draußen in einer schrecklichen und ungesunden Umgebung inmitten

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________________ ______ eines großen g schw warzen Wald des, in der eine e Marion n unglücklicch war, und diee rothaarigee Fabienne nicht mehr leben wolltte. Wie die Geeschichte weeiterging, isst schnell errzählt. Marion verliebt sich in den n Mann mitt den spiritu uellen Fähiggkeiten. Es b beginnt eine leiidenschaftliiche Affäre und Marion n, die sich jeetzt Fabienn ne nennt, betrügt ihren Ralf. Dass ist keine besondere, b v vielleicht no och e werte, eherr eine alltäggliche nicht einmal eine besonders erwähnensw Affäre, wie sie schon seit Men nschengede enken immeer wieder mmt, und jedem von un ns passieren n kann. Die Ursache für vorkom Marion ns Veränderrung kann man m auf eine e banale Bin nsenweisheeit reduzieeren. Gewohnheitsmäß ßiger Gebraauch der Ehee erzeugt ein unerträägliches Geffängnis der Triebe. Fürr die Ehemaasochisten isst der Zwang der Regeln das höchstte Glück auff der Erde, für f die Andeere die Überwiindung dersselben, das erstrebenswerteste Ziel. Ein Apfeelbaum und der Zufall hab ben Fabienn ne den Weg zur Freiheit gezeigt. Eigentlich ist es diee klassischee Geschichte e von Eva und den unerträäglichen Zusständen im Paradies. Marion M hat vom v Baum der Erkenntnis genasccht und die Zeit Z war reif für Veränd derungen. Was lernen n wir darauss? Wenn in der Küche zu oft die gleichen w wäächst die Lust auf exotische Genüssse Gerichtte gekocht werden, außerh halb des Parradieses, un nd Sex aus der d Joggingh hose ist nurr manchmal schön.

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Vielleicht kann k es sein n, dass du an n der Gesch hichte etwas vermissst? Wo bleiben Moral und Gerech htigkeit? Ein n pauschales Urteil wäre, Marion M zu verdammen v und Ralf zu u loben, derr für seine kkleine Familiee sorgt, wäh hrend die geelangweilte Marion als rothaarige

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____________________ Fabienne auf dumme Gedanken kommt. Auch ich habe oft über Marion und Ralf nachgedacht und wie ich mich als Unbeteiligter verhalten würde. Für wen sollte ich Partei ergreifen, und wer gehört verurteilt und verdammt? Sollte ich überhaupt zu einer Partei halten, oder nach dem Motto: „Was du nicht willst was man die tu, das füg auch keinem Anderen zu“ auf meinen Gerechtigkeitssinn hören? Nach langen Überlegungen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass wir gemeinsam über die Akteure meiner Geschichte und deren Taten urteilen sollten? Ich lade dich ein, ein gerechtes und moralisches Urteil zu fällen. Vielleicht hilft dir dieses kleine Spiel, wenn du eines Tages unverschuldet in eine ähnliche Situation geraten solltest.

Bevor du über Moral und Gerechtigkeit urteilst, betrachten wir noch einmal die handelnden Personen. Die erste Person ist Ralf, der immer noch ratlose Ehemann von Marion (der späteren Fabienne). Ralf ist ein Typ, den man, ohne ihn näher zu kennen, als „netten, kumpelhaften Kerl von nebenan“ bezeichnen würde. Ralf hat im Laufe der Jahre einen kleinen Handwerksbetrieb aus dem „Nichts“ aufgebaut. Ich finde, das ist eine beachtliche Leistung. Damit du die Situation etwas präziser beurteilen kannst, musst du noch wissen, dass Ralf und Fabienne in einem kleinen Dorf im Schwarzwald leben (oder gelebt haben). Zusammen hatten die Beiden mit vielen Eigenarbeiten ein Haus gebaut und ausgebaut. Es war Ralfs Lebenstraum. Aber die hohen Schulden „drückten“ und belasteten das Verhalten von Ralf. Seine Nerven „lagen blank“, wie man so schön sagt.

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________________ ______ Was wir biss jetzt noch h nicht wisse en ist, dass sich Ralf „in n seinen vier Wändeen“ manchm mal etwas gehen g lässt. Er ist eiferssüchtig, was gefühlsrroh-cholerissche und err neigt zu leichten vielleicht auch etw Gewaltttätigkeiten, wenn er nicht n mehr weiter w weiß ß. Es konnte vorkom mmen, dass seine geliebte Ehefrau u Marion (oder Fabienn ne) gelegen ntlich eine Ohrfeige O beekam, wenn n sie nicht so o „spurt“ w wie Ralf es sich vorstellte. Aber A die beeiden hatten n sich arran ngiert, und ssahen die kleiineren Tätlichkeiten alss interne Faamilienangeelegenheiten, die Außensstehende niichts anzugehen hatten. Eine ergänzende Inforrmation mö öchte ich dirr nicht vorenth halten. Ralff hat eine geelegentliche e Schwächee für die hilfreichen Damen n vom Straßenstrich. Allles in allem m stimmst du mir vielleicht zu, dass die guten Seitten von Ralf bei näherer Betrachttung doch etwas verblasssen. Aber bitte b behalte diese Insiderinformaation für dich. Die rothaarige Fabienne (oder die e früherer, blonde Marrion) habe icch dir schon n ausführlich h beschrieb ben. Zum daamaligen Zeitpunkt übte siee den Beruff der Hausfrrau und Mu utter aus und fühlte sich seit geraum mer Zeit in der d ihr zugewiesenen Rolle R nicht mehr m sehr w wohl. Sie warr von der Eh he mit Ralf und u von seinem Verhalten etwas enttäusscht. Oder anders a ausggedrückt: „M Marion hattte als Fabien nne keinen Bock mehrr auf Ralf.“ Aber A das ahnst du ja scchon. Die dritte Person P in meiner kleine en Geschich hte, ist ein n nicht ders erfolgreeicher Schriiftsteller, de en wir aus DiskretionsD - und besond

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Personenschutzgründen hier nur mit „R““ bezeichneen können, u und der bienne unteer anderem kurz und liebevoll „meein süßer von Fab Schpatzzl“ genanntt wurde. „R““, (oder „Scchpatzl“) wo ohnte zur damaliggen Zeit etw wa dreißig Kilometer K vo on unserem m Paar entfeernt in

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____________________ einer süddeutschen Stadt über der auch heute noch ein heller Stern leuchtet. Du wirst verstehen, dass ich die Stadt aus Diskretionsgründen nicht näher bezeichnen kann. Mit etwas detektivischem Gespür und einer Portion Allgemeinbildung wirst du jedoch selber darauf kommen. „Schpatzl“ ist nach seinen nicht näher überprüfbaren Angaben Single, zumindest behauptet er das gern. Aber glaub ihm nicht zu sehr, denn er hat eine blühende Phantasie und schwindelt manchmal, aber nur in besonderen Ausnahmefällen. Zum damalige Zeitpunkt und nach seiner Scheidung übte „R“ seinen Beruf von Zuhause, einer kleinen, bescheidenen Dachgeschosswohnung aus, die den Vorteil hatte, dass er sie allein bewohnte, und dass sie bequem durch einen diskreten Tiefgaragenzugang zu erreichen war. Die Wesensart von „R“ ist mit den Begriffen „sensibler und verständnisvoller Frauenversteher“ plastisch und ausreichend beschrieben. Das alles musst du wissen, um ein abschließendes Urteil zu fällen. Du mein Freund bist jetzt Richter. Dir obliegt jetzt die Aufgabe, über Recht und Unrecht, über richtiges und falsches Tun zu urteilen. Bitte gehe Verantwortungsbewusst mit deinem Rat und deiner Entscheidung um. Bitte denke gut nach und lass dann deinem moralischen Empfinden freien Lauf. Beachte bei deiner Urteilsfindung auch die Auswirkungen. Denke dir eine gerechte Strafe aus, oder sprich frei. Ganz so, wie es dein Gewissen befiehlt, oder wie du dich vermutlich verhalten wirst, wenn du in eine ähnliche Situation gerätst. Um dich bei deiner Urteilfindung zu unterstützen, habe ich zehn Fragen für dich vorbereitet.

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________________ ______

1.

Kannst du Verständnis V s für die Un nzufriedenheit und die daraus resultieren nden heimlicchen Ausbruchsversuche von Fabienne aufbringen n?

2.

Wenn du dafür d Verstäändnis aufbringst, darf sich Fabien nne mit einer „Notlüge“ die eggal aus welcchen Gründen, immer noch eine Lüge ist und bleib bt herausreden? Falls du d hier mit einem „Ja“ urteilsst, solltest du d bedenken n, dass du dann d in ähnlichen Fällen, vielleicht im eiggenen Umfeld keine Eh hrlichkeit fo ordern darfst.

3.

Darf sich Faabienne, un nter Berückssichtigung ihrer schlim mmen, ehelichen Situation S mit dem senssiblen „R“ in ns Bett legeen, wo doch Ralf (nach Fabien nnes Aussagge) ein „blö ödes und gefühlsrohes Arschlocch“ ist, der es e nicht and ders verdien nt?

4.

Sind die Haandlungen von v Fabienn ne dadurch entschuldiggt, da doch Ralf bekannterm b maßen gewaalttätig und gefühlsroh ist?

5.

Wer trägt an a der Miseere von Ralff und Marion die Schuld d, und was sollten n die Beiden n tun, um ih hre Ehe zu retten?

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6.

Sollte Mariion ihrem Ralf R alles gesstehen und die Affäre m mit dem dubio osen „R“ beeenden? Ode er soll Sie ih hre Affäre(n n) auch in Zukunft verschweiggen?

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____________________ 7.

Gibt es unter bestimmten Umständen ein Recht zum Mord, um sich aus einer unbefriedigenden Situation zu befreien? Oder ist es besser, nach dem Zitat von Friedrich Nietzsche: „Besser noch Ehebrechen als Ehe-biegen. Wohl brach ich die Ehe, aber zuerst brach die Ehe mich!“ zu leben.

8.

Gibt es eine Pflicht zur Lüge und zum Treuebruch, wenn ein „Unrecht“ verhindern werden kann, oder eine unerträgliche Situation abgemildert werden kann?

9.

Ist „R“ als Verursacher zu verurteilen, weil er die gutgläubige Marion mit allerlei spirituellen Taschenspielertricks auf Abwege gebracht hat?

10.

Ist Untreue wie Friedrich Schiller schon sagt, „nichts anderes als ein viehischer Prozess zur Stillung viehischer Begierden?“

Urteile jetzt über Moral, Unmoral, Treue, Untreue, Lügen und Ehrlichkeit. Ich freue mich auf dein gerechtes Urteil.

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________________ ______

Für

V olaa Vi Vio Copyright by by www.raoulyannik.de www.raoulyannik.de Copyright

[meinee beste, nicht zu dünne Freun ndin …]

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____________________ Mörderische Heiratsgedanken

„Eine Sexual- und Eherevolution ist im Anzuge. Es ist nahe liegend, dass der dadurch aufgerollte sehr verwickelte Fragenkomplex sowohl die Frauen wie auch die Jugend besonders beschäftigt. Sie leidet wie jene ganz besonders schwer unter den heutigen sexuellen Missständen. Sie rebelliert mit dem vollen Ungestüm ihrer Jahre dagegen. Das begreift sich. Nichts wäre falscher, als der Jugend und den Frauen mönchische Askese zu predigen und die Heiligkeit der schmutzigen bürgerlichen Moral.“ Wladimir Iljitsch Lenin

____________________

Gestählt durch Ehen und allerlei eheähnliche Beziehungen habe ich es irgendwie geahnt. Die Frau ist von ihrer Natur her zum Gehorchen bestimmt. Ihr ist das Glücklich machen anderer von der Natur aufgegeben. Liebe Leserinnen, ich höre die empörten Aufschreie, denn solche Sätze sind politisch vollkommen unkorrekt. Bitte bleibt besonnen. Gewalt ist keine Lösung. Man wird zwar so alt wie eine Kuh, aber man lernt immer noch dazu, wie schon Goethe (oder Schiller, wer es war ist mir momentan entfallen) einmal gesagt hat. Es ist nicht so wie ihr denkt und noch weigere ich mich, auch so zu denken. Obwohl, manchmal befallen auch mich die Zweifel. Die Zeiten ändern sich nun mal und auch ich muss umdenken lernen, um Neues

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________________ ______ und Un ngewohntess erfolgreich h zu lehren.. Halten wir der Ordnu ung halber und u mit küh hlem Kopf d die von mir erm mittelten Faakten fest: Tatsache T ist, dass das Ergebnis E meeiner langjäh hrigen Feldforschungen n nur einen Schluss zulässt. Selbst vollkom mmen unabhängige und selbstbew wusste Frau uen schließeen sich ohne laange Nachzu udenken irggendeinem Mann an, von v dem siee sich lenken und beherrrschen lasseen. Sie heiraaten überleegt nach obeen, und entsorggen geistig Unterbemit U tteltes ohne e Rücksicht auf die Reggeln der Genfer Konvention nen. Die Ursachen für die mentalee Betriebsblindheit sind no och nicht erfforscht. Abeer es mag darin d zu suchen sein, daass Frauen einfach ein ne Art Meistter brauche en. Entwedeer als Ehemann, Liebhab ber, oder alls eine Art Beichtvater. B . Das musste zwar mal in aller Deutlicchkeit und ohne o falschee Scham gessagt sein, aber diese lebensn nahe, aber weitgehend w d vergessen ne Erkenntnis ist leider auch nicht vo on mir. Sie wurde von mir nur etw was griffigerr für den sogenaannten Gend der-Mainstrream umformuliert, istt aber dem Sinn nach vo on dem von n mir sehr geschätzten Arthur Scho openhauer,, der diese zeitlosen Sättze in Parerrga und Paraalipomena II I (Über die was sperrig dargelegt hat. h Weiberr) ausführlicch, aber etw Die weiteree Lektüre dees Schopenhauerschen n Textes mö öchte ich dir ersparen, e denn ich kan nn die Richtigkeit der Ausführunge A en durch meine m Langzeitstudien mit meinerr besten Freeundin und Muse

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Viola so ozusagen reepräsentativv beweisen.

u auch die e treuen Leserinnen m meiner Wie meinee Freunde, und Fachpu ublikationen n vielleicht noch n wissen n, ist Viola eine e vollkom mmen unabhäängige Frau im mittlereen Alter, wie unzähligee andere Fraauen

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____________________ auch. Sie hat vor etwa sieben Jahren Werner geheiratet, um heute selbstbewusst mit beiden (sehr schönen und auch gut schließenden) Beinen mitten im Leben zu stehen, und als aktive Projektmanagerin das gemeinsame Leben zu meistern. Oder wie eine bekannte Staubsauger-Firma behauptet: „Sehr erfolgreich ein kleines Familienunternehmen zu führen.“ Wie auch immer es hinter den zugezogenen Gardinen einer gutbürgerlichen Villa und einer kleinen Familie mit gehobenen Ansprüchen zugehen mag? Tatsache ist, dass Viola und Werner eine wunderbare Ehe der gegenseitigen Akzeptanz als notwendiges Übel zur Erhaltung des gehobenen Lebensstandards führen. Mit GucciSchuhen aus Schlangenleder und mehreren Prada-Täschchen gut, aber nicht ausreichend versorgt, ist sich Viola in ihrem verflachenden Eheleben der psychologischen, aber auch der pragmatisch bedingten Vermengung todfeindlicher Werte nicht bewusst. Ich behaupte sogar, dass sie es sich auch nicht bewusst machen will. Leider ist auch dieser prägnante und durchaus erwähnenswerte Satz auch nicht von mir, sondern von dem bekannten Philosophen und Autor „Unbekannte Quelle.“ Dagegen hat Werner (Violas Ehemann, mein bester Kumpel und Steuerberater in Personalunion) durch sein Kapital als gutverdienender Steuerberater und Zahlenmensch ein Monopol geschaffen, dem sich Viola unterordnet. Wir wissen nicht, ob die Unterordnung freiwillig, oder durch Zwang erfolgt. Wichtig ist zu wissen, dass Werner über die Macht verfügt, und Viola die zugeteilten, wirtschaftlichen Privilegien genießt, ohne den Klassenkampf der Massen aktiv zu forcieren. Denn Viola kennt die

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________________ ______ Problem me, mit den nen Frau zu kämpfen hat, h wenn sie mit billigeen Latscheen an den Füßen und dazu d einem kleinen Hunger im Bau uch, auf der freien Wildbah hn der gnad denlosen Eittelkeiten im m Zwiespalt von fortschreitendem Alter und steigenden Ansprüchen A n bestehen möchtee. Aus der Perspektive veersklavter Völker V sind die Herrsch henden immer die Blöden. Das weiß Viola V und Werner W ahntt es auch, w weil ich es ihm gesagt habe. Aus dieseem und kein nem andereen Grund bekommt Werner von seiner Viola die der Kapitalisttensau zusteheende Verachtung zu sp püren. Andrrerseits verh hält sich Vio ola konseq quent nach dem d in Insid derkreisen bekannten und bewäh hrten Sklaven nfreiheitssyyndrom. Dass Verhaltensmuster ist wissenschaaftlich erforsccht, aber kau um bekannt. Es lautet in Kurzfassu ung: „gib Fu utter mit Peitsche und das d reichlich h“, und in der Langfasssung: „Wenn man Sklaven n in die Freiheit entlässst, kommen n die meisteen nach kurzzer Zeit zu ihren Unterdrückern zurücck, denn da gibt es zwaar hin und w wieder Peitsch henhiebe, ab ber auch Fu utter und Arrbeit, und das gibt dem m Leben einen Sinn.“ S mmt Viola nach n meine em Wissensttand keine Zwar bekom Peitsch henhiebe, ab ber wenn man m die Züchtigung mitt ehelichem m Psychostress gleichsetzt, dann kommt ess auf das Gleiche raus. Dass der dagegen n aufmuckt stört Werner nicht seh hr, Viola hin und wied ne Macht un nd das ist gut so – jedeenfalls für W Werner denn er kennt sein

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h. und auch für mich Ich weiß, dass es jetzt zunehmend komplizieert wird. Damit wir berblick nich ht verlieren, fassen wirr aus Gründen der den Üb chrono ologischen Übersicht Ü ku urz zusamm men: Als eheemalige und d

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____________________ durchaus fanatische Revoluzzerin gegen vage definierte Ungerechtigkeiten in weit entfernten Ländern, mit offenem Ohr für die Nöte der Arbeiterklasse in nie betretenen Fabriken, dazu mit konsequente Engagement für den Schutz großer, möglichst knuffiger Tiere mit unschuldigen Augen, ist Viola gezwungen, als Sklavin des Kapitals ihre Menschenwürde und ihren Anspruch auf eine halbwegs menschenwürdige Existenz in Champagner zu ersäufen. Das sagte schon sinngemäß Wladimir Iljitsch Lenin, ein verstorbener sowjetischer Politiker, aber Wladi kannte die modische Fahrrad- und Biolädchenfolklore noch nicht, der sich Viola neuerdings verschrieben hat, wenn sie aus Imagegründen nicht ihr schnittiges MercedesCabrio zum Bio-Wochenmarkt in Sindelfingen ausfährt. Unstrittig müssen wir feststellen, dass Violas Ehe-Schicksal ein schreckliches Schicksal ist. Meine beste nicht zu dünne Freundin Viola muss bei vollem Bewusstsein das schwere Joch der Ehe ertragen. Aber wie es im Leben so und nicht anders ist. Der Besitz von Geld bestimmt nun mal den Grad der Macht und andererseits das Spektrum des zu leistenden Gehorsams. Andrerseits zahlt es sich für Viola auch aus, sich nicht zu sehr zu mucksen, wenn die Vorteile die sie genießt, von Werner zu sehr bemerkt werden könnten, denn Werner liebäugelt neuerdings mit der hübschen Praktikantin, und die ist nicht ohne, rein figürlich gesehen und dazu auch noch zweiundzwanzig Jahre jünger und sie glaubt vor und nach der Besorgung noch an Liebe und solche Sachen. Um das Thema mit einem weiteren, literarischen Zwischenstopp etwas aufzuhellen, bleibt mir an dieser Stelle nur die persönliche Feststellung, dass der Traum von einer perfekten Ehe nur

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________________ ______ ein Traum ist. Abeer nach mein ner Erfahrung gibt es eine e zeitlich befristeete, furchtlo ose Ehe, diee durch Reggeln und Rieegel wie ein schwerrbewachtes Haus gegen mögliche Einbrüche abgesichertt werden n kann. Oft vergessen wird, w dass Regeln R und Riegel auch h Ausbrü üche wirkun ngsvoll verhindern solle en, was nur selten gelin ngt. Doch bevor ich den sprichwörtlichen „ro oten Faden““ meines Teextes w zu Violass und Wern ners Ehe zurrück. endgülttig verliere,, kommen wir

d war natürlich, wie kö önnte es Violas und Werners heeiliger Bund anders sein, eine Liebesheirat L t. Ich kann mich sogar noch ziemlich deutlich an das feiierliche Ereignis erinne ern. Noch am m Vorabend d ihrer Hochzeeit saßen Vio ola und ich zusammen und wir freeuten uns auf den nächsteen Tag. Ich auf das reicchhaltige Esssen und diee Abwechslu ung vom grrauen Singleeleben zum verordnete en Fröhlichssein, und Viola auf die fettte Beute, ab ber das sagtte sie natürlich nicht. Jeedenfalls niicht so deutlich. Ich fand un nd finde es auch a heute noch menttal ergreifen nd, wenn sich s zwei liebende Men nschen unte er so eindeu utig definierrten Bedingungen zusammenfindeen, um zuerrst vor dem Notar, dann vor der Gessellschaft, und u zum Sch hluss vor de er Geistlichkkeit in Anweseenheit der umfangreic u hen Mischp poke eine im mmerwähreende Gemein nschaft einzzugehen. Diieser dreifach abgesich herte Vorgang verspricht völlige RechtsR und d Gefühlssiccherheit und d besiegelt die

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egoistissche Rechteesicherung. Nur nebenbei erwähn nt wurde deer Umstan nd, dass Vio ola am Morggen ihres le etzten Tagess in Freiheitt einen Ehevertrag in Liebe und Vertrrauen unterrschrieben hatte. h „Es ist nur eine Formaalität, wegen n den Steueern und so … …“,

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____________________ sagte mir Viola beiläufig, aber ich hab es sofort erkannt. Es waren Werners kluge Worte aus Violas schönem Mund. Hätte ich ihr das so deutlich sagen sollen? Viola war in bester Vorheiratslaune und trotz zweier Fehlstarts noch nicht zu sehr eheverseucht. Endlich, nach zwei gescheiterten Ehen, war sie wieder Braut, und es sollte eine Liebesheirat mit allem Drum und Dran und einem kapitalen Goldfisch am Angelhaken werden. Werner dachte vermutlich ähnlich, aber wie ich ihn kenne, mehr an eine Fußkette um Violas schlanke Fesseln, mit einem möglichen Aktionsradius zwischen Küche, Waschmaschine und Bett. Viola befand sich an diesem Tag, auch am Abend, und auch noch vor dem Standesbeamten auf einer rosaroten Gefühlswolke. Treu und brav wie es sich für eine liebende Frau gehört, hatte sie der Gütertrennung und dazu dem Verzicht auf Zugewinn- und Versorgungsausgleich zugestimmt. Viola und Werner waren sich einig, denn es war ja nur eine unwesentliche Formsache, dass Viola auch auf nachehelichen Unterhalt (außer für die Zeit der Kinderbetreuung) verzichten sollte. Auch an später hatte Werner der Gute gedacht. Falls die Ehe scheitern würde, was einen Tag vor der Hochzeit undenkbar erschien, sollte Viola eine Abfindung von sensationellen 30.000 Euro erhalten. Frühestens aber nach einer zehnjährigen Ehe und keinesfalls vorher, oder bei einer kürzeren Ehedauer als genau abgezählte dreitausendsechshundertundfünfzig Tage. Zwar weiß ich, und jeder einigermaßen klar denkende Mensch auch, dass solche Eheverträge nach einem Urteil des Oberlandesgerichts München (Aktenzeichen 4 UF 7/02) unwirksam

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________________ ______ sind, ab ber das wussste Viola nicht. Dabei sagt das Urrteil eindeuttig, dass so o ein Eheverrtrag einer „gleichbere „ echtigten Lebensspartnerschaft" widerspreche, den nn er begün nstig den Mann. Die Frau müsse au uch nach deer Scheidungg ihren durcch die Ehe rechtm mäßig erworrbenen Lebeensstandard d beibehalteen können. Die Richterr sahen es in n dem erwäähnten Fall als erwiesen an, dass d der Mann bei b Unterschrift des Veertrags „sein ne dominan nte Lage" ausgespielt habe. Werner waar besser infformiert un nd hatte and dere Vorsteellungen von ein nem durch seine s Arbeittskraft finan nzierten Leb bensstandard einer Ex-Ehefrau. Er hatte in den d Ehevertrag eine zu usätzliche K Klausel aufgenommen, daass Viola den Ehevertraag in „freierr Willenssentscheidu ung" akzeptiert habe, und u vermutlich mit dem m weitereen Zusatz, dass d sie bei Unterschrifft auch im Vollbesitz V ihrer geistigeen Kräfte geewesen wärre, was sie nachweislic n h nicht warr und oft auch nicht ist. Zur Belohnung für so viel v Wohlverhalten durrfte Viola ih hre rostrotee Uralt-VW Prollschüsse P el aus der Pink-Floyd P Serie gegen ein e neues SLK Modell mit m Stern un nd geschmaackvoll nuancieertem Ledeer an Echtho olz vertauscchen, das Werner W günsttig und für sein ne Firma steeuerminderrnd für erst mal drei lan nge Ehejahrre geleastt hatte.

usste natürlich, und das dürfen wir ihm auch nicht Werner wu

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übelnehmen, dasss das Timingg und die Um mstände für w sind d. Eigentlich h weiß das jedes Vertraggsabschlüssse eminent wichtig Kind, das zuerst mit m Bonbons gelockt wirrd, und vorh her, in Ausssicht der fastt greifbaren n Süßigkeiteen, das Verssprechen ab bgepresste

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____________________ bekommt, endlich brav zu sein. Und was war mit Viola und ihrem Verstand? Viola hat ihrer geistigen Tugend gefrönt, wie andere dem Rauchen. Nur darum hatte sie keine Alternative. Der Ehevertrag war ein Angebot, dass sie nicht ablehnen konnte. Werner wollte ihre Unterschrift auf dem Vertrag und dazu ihr schwaches Gehirn. Da Viola in meinem vorliegenden Buch auch als Frau Mustermann herhalten muss, ist es wichtig zu wissen, dass drei von vier Frauen das Thema Finanzen aus den verschiedensten Gründen ausblenden. Das geht aus der Commerzbank-Studie „Die Psychologie des Geldes" hervor. Viele Frauen agierten in Geldfragen weniger selbstständig als Männer. Die Mehrzahl verdrängt die Zahlen, Daten und Fakten der ehelichen Unternehmung regelrecht, und bürdet dem Mann die schwere Last der Finanzverwaltung und damit auch die gerechte Zuteilung der Kohlen auf. Das bedeutet, dass der Mann der Kapitän des Eheschiffs ist, und Viola, stellvertretend für die Mehrzahl der verheirateten Frauen, die Heizerin, die ein bisschen die Kohlen hin und her schaufeln und auch verbrennen darf. Das ist charaktervoll, denn wie wir aus der Geschichte der Seefahrt wissen, können Heizer auch ziemlich rabiat werden, wenn es nicht genug Kohlen gibt. Sie neigen zur Streitsucht, zur Revolution und verlassen wie die klugen Ratten auch gern mal vorzeitig das sinkenden Schiff, um auf einem sichereren Dampfer mit mehr Kohlen anzuheuern – metaphorisch gesprochen. Da Viola eindeutig zur Mehrheit gehört, gab es für seine keine diskutierbare Alternative, denn ihr Gehirn hatte ja bei der Planung von strategisch platzierten Streu-Engelchen, Tischordnung mit Rosen und unschuldig, weißem Hochzeitskleid mit

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________________ ______ Myrten nkränzchen (geschlosseen) schon ausgesetzt. Nach dieseer Vorgeschichte und zu ur Feier dess kommend den Tages, gab es für mich m nur no och die Entsscheidung zw wischen Joh hnnie (Walkeer) und Jim (dem ( guten alten Kumpel Beam aus dem schönen Kentucky). Mein Glaube G und meine Hofffnung auf eiine bessere Welt brauchten dringen nd spirituose Hilfe. Ich beschloss die d Dinge lustiger zu nehm men als sie sind, denn ich hatte sie zu lange ernster e genommen, als siee es verdien nten.

Es war, wiee es sich fürr eine Liebeshochzeit gehört, g im scchönen Mai. Diie Frühlingsluft war an diesem Vorabend besonders säm mig. Schon das d Zusamm mentreffen dieser Fakttoren hätte mir als Warrnung vor derr göttlichen Hinterlist erscheinen e müssen. m Deenn aus Erfaahrung weiß icch, dass der liebe Gott, wenn er ess gut meint,, ein ziemlicch nachtraagender Sch herzkeks sein kann. Zumindest sin nd seine götttlichen Wege unergründli u ch, währen nd der Menssch denkt, dass d er um eeiniges ausgekkochter ist. An sich ist nichts dageegen einzuw wenden, wenn sich zweei Mensch hen zusamm menfinden, um eine ge ewisse Zeit gemeinsam g m zu leben. Aber A wer sich nur auf weltlichen w Versprechu V ngen verlässst, der schließt nur einen unzulänglicchen Vertraag. Eine dop ppelte oder noch herung ist vo on Vorteil. Jeder J weiß, dass besser,, eine dreifaache Absich Verspreechungen nichts n bedeu uten und naach Belieben gebrocheen

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werden n. Zur vollko ommenen Selbstaufgab S be gehört mehr. m Und zzwar die Dienstleistung dess Glockengeeläuts und des d Absegneens durch den weltlich hen und sichtbaren Vertreter des unsichtbaren Beherrscchers der him mmlischen Liebesmach L t.

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____________________ Auch Viola und Werner wollten auf Nummer Sicher gehen und fanden sich nach dem Notartermin und dem standesamtlichen Ritual bei einem bei einer weltlichen Institution angestellten Großmeister der den Neigungen entsprechenden Glaubensrichtung ein. Es war ein feierlicher Vorgang, der nicht nur die Seele mit Weihrauch und rituellen Formeln angenehm ruhigstellte. Es war auch ein Vorgang des Abschieds und den Neubeginns. Der unbeschwerte Lebensabschnitt der weiblichen Unzuverlässigkeit neigte sich dem Ende zu, und der neue Lebensabschnitt mit geordneten Verhältnissen sollte nun für Viola beginnen. Angenehm an diesem Anlass war, dass man zu dieser Gelegenheit den Freunden, Verwandten und Bekannten mal so richtig zeigen konnte, dass man es sich leisten kann, das Opferlamm schön geschmückt zur Schlachtbank zu führen.

Zwar bin ich nicht überdurchschnittlich religiös motiviert, aber ich mache mir hin und wieder so meine spirituellen Gedanken. Ich dachte an „erlöse mich von dem Übel …“, und dass Ehen angeblich im Himmel geschlossen werden, wie der Dichter sagt. Blitz und Donner führen im Himmel eine ideale Ehe, auch das ist bekannt. Dennoch drängten sich mir misstrauische Fragen förmlich auf. Eine immer noch unbeantwortete Frage bewegt mich besonders. Auf der realen Mutter Erde leiten Blitzableiter die kritische, vom Himmel kommende Energie ins Erdreich ab – dahin wo nach der Legende der Teufel wohnt. Die irdische Kirche und der allwissende Herrgott im Himmel gehören untrennbar zusammen. Aber warum haben Kirchtürme und Kirchen Blitzableiter? Trauen die Kirchenbesitzer dem Partner in den Wolken nicht über den Weg, und braucht der Teufel göttliche

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________________ ______ Energiee? Solche Gedanken gingen mir du urch den Ko opf, als ich V Viola im schneeeweißen Hocchzeitskleid d sah. Liebe Leserrin, lieber erwachsene und durch Erfahrung geläuteerte Leser. Ich gehe davvon aus, daass ihr moraalisch gefesttigt und im Vollbesitz eurer geistigen Kräfte seid.. Darum mö öchte ich eu uch die besond deren Ereign nisse dieserr ergreifend den Zeremonie nicht vorenth halten. Ich war gan nz dicht, sozzusagen hautnah dabeei. Es war ein feierlicher Momen nt, und ich muss m zugeb ben, auch ich durfte erfolgreeich gegen die Tränen der Rührun ng ankämpffen. Meine dreilagigen Papierrtaschentücher gaben mir m noch weeniger Auslauffschutz als eine e zweiflü ügelige Slipe einlage, und d ich zerknü üllte zwei Taaschentücheer mit temp po, und ein weiteres so otto voce, aber mit nervöseen Händen.. Zwar hattee ich beim Gang G in die Kirche K zuersst etwas An ngst, denn das Zweifelh hafte ist nun n mal das Ungewisse. Als A bekenneender Atheistt und Frevleer, der vor laanger Zeit auf a einer Kirrchenbank ((siebte Reihe links) sogar einen erstkklassigen Haand-Job mit entschlossenem G geno ossen hattee, Mösengriff, garnieert mit jubilierendem Gesang orium. Daru um hielt bewegtte ich mich sozusagen auf feindlicchem Territo ich beim m Betreten der heiligen Stätte zue erst einmal sehr vorsicchtig einen Finger F in das Weihwassserbecken – etwa so, wie w wenn m man eine glasklare Flüssigkeeit prüfen will, w ob es sicch um Salzssäure oder

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Quellw wasser handelt. Aber mir geschah nichts n Böses. Das Kirch hendach stürzte nicht ein, und u ich dach hte im Schrritt etwas errmattet an d den Vortag und an schwingende Glocken. G

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____________________ Ius primae noctis10 war zwar aus traditionellen Gründen das mir zustehende Recht an meiner Freundin Viola, das ich seit Jahren auch ausgiebig in Anspruch genommen hatte. Doch auch in Zukunft und nach Violas entscheidendem „Ja, ich will“ wollte ich schon aus Gewohnheitsgründen nicht darauf verzichten. Immerhin hatte ich als neutraler Berater, die feinen, die unschuldig weißen Spitzendessous mit ausgesucht und den perfekten Sitz fachmännische begutachtet. Du musst mich nicht schockiert verdammen. Ich darf das, denn ich bin Violas Vertrauer für alle Gelegenheiten. Doch etwas anderes hatte ich nicht bedacht. Eigentlich traf mich die Hauptschuld an dem absehbaren Desaster. Denn ich hatte die Kuh geschmückt, damit ein anderer, und zwar mein bester Freund sie zur Schlachtbank führen konnte. Bitte verurteilt mich nicht. Ich bin nicht so mutig, dass ich eine Märtyrerin, die im festen Glauben an das Gute und Reine ihre fanatischen Taten vollbringt, von ihrer Entscheidung abbringen kann. Immerhin, und das muss ich mir zugutehalten, habe ich Viola zuerst mit schönen Worten, dann mit deftigen Ausdrücken, und zum Schluss durch langsames zuschnüren ihres reizvollen Korsetts zu verstehen gegeben, dass eine Heirat schon immer ein Vorgang war, der nur mit der Erwartung verknüpft wird, dass sich der Besitzstand oder die Vorteile vergrößern. Wer geht schon bewusst das Risiko ein, sich durch eine Ehe zu verschlechtern. Niemand mit klarem Verstand heiratet freiwillig, wenn dauerhafte Nachteile zu erwarten sind. Alle 10

Mit ius primae noctis (lateinisch „Recht der ersten Nacht“) wird das Recht eines Herrn bezeichnet, bei

der Heirat von Personen, die seiner Herrschaft unterstehen, die erste Nacht mit der Braut verbringen zu dürfen.

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________________ ______ andereen Gründe sind nur hüb bsche Schleifchen auf bunter b Verp packung um einen eigentlicch sehr banalen Inhalt fürs latent schlechte mpen. Gewisssen aufzupim Unwillkürlich muss ich h an die guten alten Zeiten denken n. Früher war irgendwie alles beesser. Heiraaten war ein ne rein mateerielle Angelegenheit, beei der handffeste Vorteile eine entsscheidende Rolle gespielt haben. Daamals wäre kaum jemaand auf die Idee gekom mmen „aus Lieebe“ zu heiraten. Auch h wenn uns die Beschreeibungen deer klassiscchen Liebesspaare aller Epochen ettwas anderees weismacchen wollen.. Es mag ja sein, s dass hin h und wied der tiefe Lieebesgefühlee vorhanden waren.. Aber letzteendlich stan nd der brutaale Vorteil im Vordergrund der Paarungsen P tscheidung, der dann als a „Liebe“, sozusaggen nachträäglich gesch hichtsverfälsscht wurde. Liebe entsstand durch die d Vermehrung des Beesitzstandess, zum Beisp piel durch d die Zusamm menlegung von Äckern n und Höfen n zweier Fam milien. Auch h die Verbind dung von Sttammes- od der Fürstenhäusern waar eine belieebte Variantte um den Frieden F zu sichern s und Länder zu vereinen. v D Die Liebe hat h sich im Laufe L des Zu usammenle ebens dann schon irgen ndwo und irggendwann eingefunden e n. Aber solche banale Heiratsgrün H de sind für die klassische Literatur L weenig geeignet. Besser klingen k Storrys, die sich am m Romeo-un nd-Julia Prin nzip orientie eren, und ohne Umwege die zerebraalen Gemüttszentren deer weibliche en Bevölkerrung paralyssieren. Aus Inspiraationsgründen habe ich h vor einiger Zeit in meeinem

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Lieblinggsbuch aus der einschlägigen, spirrituellen Literatur geschm mökert. In der Bibel kan nn man übe er den legen ndären Köniig Salomo on lesen, wie er klug un nd besonne en seinen Beesitz verwalltet hat. Über siebenhundeert Ehe- und d dreihunde ert Nebenfrauen wurdeen von

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____________________ kastrierten Haremswächtern bewacht. Mohammed ist da anders, und zwar behutsamer vorgegangen. Er wollte sich und seinen Anhängern diesen Verwaltungsaufwand nicht antun, und begrenzte die Zahl der Ehefrauen. Pro Mann waren von nun an höchstens vier Ehefrauen gestattet, aber dafür war er für seinen ganz persönlichen Hausgebrauch auf die ganz, also die wirklich ganz jungen Mädelz spezialisiert. Sich selbst gestand er jedoch einen etwas größeren Harem von zehn Ehefrauen und zwei Konkubinen zu. Im alten China ging man etwas anders vor. Den Frauen wurden die Füße so lange bandagiert, bis sie mit ihren anmutig kleinen Füßen das Haus kaum noch verlassen konnten. An das mag Werner vielleicht gedacht haben, aber eine Ehe ist nun mal eine Vereinbarung über eine wechselseitige Dienstleistung mit gegenseitiger Bedürfnisbefriedigungsabsicht. Erst mit dem gegenseitigen Versprechen, die Bedürfnisse nach dem Grad ihrer Wichtigkeit zu befriedigen, entsteht eine ungeschriebene Übereinkunft, die das zeitlich begrenzte Zusammenleben regelt. Damit meine präzise und auf historischen Fakten begründete Beschreibung nicht zu ernüchternd klingt, wird die Ursache einer Eheschließung mit dem Begriff „Liebe“ ausgeschmückt. Oder hast du nur geheiratet, weil nur Nachteile aus der Verbindung zu erwarten waren? Bei Viola muss es reine und wahre Liebe gewesen sein, denn erst im Nachhinein entschied sich Viola für das Denken. Nicht vor ihrer Ehe, sondern in ihrer Ehe, und da war es schon etwas zu spät.

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________________ ______ Kom mplizen

„Men nschen sind nicht treu, weil sie es versprecheen. Wer kan nn von sich behaupten, alle Versprechen einzzuhalten? Wer W hat nocch nie gelogen? Wer haat noch nie eine Regel gebrochen? g ? Falls es so o einen Menschen gibt, schreibt miir. Besser no och, meldett euch bei eeinem a Unikum dort ausgestellt wird. Es ist Zoo, damit dieseer Mensch als eine bitttere Wahrheit: Liebess- und Treue eschwüre siind nichts anderes, als Verrsprechen ohne o werthaaltige Garan ntien. Darum m plane keiin Haus auf Liebes- und d Treueschw würe. Keine Bank gibt dir d darauf einen Kredit.“ ________________ ______

Bei Violas Blick B musstee ich spontaan an Alfred d Hitchcockk n, der einmaal gesagt haaben soll, daass sich derr wahre Horrror nur denken aus derr Realität deer Ehe entw wickeln kann n. Das fängtt mit Mord aan und geht üb ber Betrug und u Trunksu ucht bis zum m Rauchen. Viola zog n nervös an ihrer Zigarette, und vor ihrr stand ein leeres Longgdrink-Glas. „Du weißt ja, j mit Werrner läuft ess die letzte Zeit Z nicht m mehr so gut. Eiggentlich kan nn ich ihn niicht mehr se ehen. Ich üb berleg scho on, ob ich den n blöden Arssch nicht um mbringen so oll.“ Das reale Leben L hält doch d immerr wieder neu ue Überraschungen bereit. b Ich seehe Viola an n und bekomme das

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unschu uldigste Läch heln der Fraauenwelt un nd dazu einen Blick zurrück, der mirr sagen soll:: „Das ist do och nur so dahergered d et, das ist n nicht ernst gemeint.“ Mir schießeen alle mögglichen Gedanken durch den Kopf. Ist das

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____________________ nun ein besonderer Versprecher nach bewährter Freudscher Tradition, oder ein hundsgemein-hinterhältiger Test, um zu prüfen, wie ich darauf reagiere. Versucht meine beste Freundin für alle Fälle, Grenzen zu überschreiten und weiß noch nicht, ob sie jetzt mit Vorwürfen „beschossen“, oder mit freudig ausgebreiteten Armen empfangen wird. Ich muss mich zumindest verbal etwas dagegen wehren, um nicht zum Komplizen ihrer Gedanken zu werden. Mein schwachhilfloser Einwand: „Wie kommst du denn darauf, so etwas denkt man nicht einmal ...“, wird von Viola wie erwartet beantwortet: „Das war doch nur ein Scherz.“ Ich lächle gequält. Um die makabre Situation zu entspannen, erzähle ich Viola einen Witz, den ich in einer älteren Ausgabe des Playboy gelesen habe: Nach gerade mal vier Wochen Ehe ruft die junge Braut schluchzend bei ihrer Mutter an. „Mutti, wir hatten heute unseren ersten Ehekrach.“ Die Mutter versucht die weinende Tochter zu beruhigen. „Das kommt doch in jeder guten Ehe vor.“ „Ja, aber ich weiß nicht, wohin mit der Leiche.“ Das herzliche Lachen steht Viola gut. Ihre weißen Zähne blitzen und die Atmosphäre an dem kleinen runden Tisch im Bellini, unserem Lieblingsbistro, ist entspannt, aber Viola spürt, dass ich nachdenklich geworden bin, denn sie spendiert mir ausnahmsweise ein kaltes Pils, was in Sindelfingen ein dünnes Bier und nicht empfehlenswert ist. „Hoffentlich denkst du nicht schlecht über mich …“ Ich versuche, nichts Schlechtes über Viola zu denken, und

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________________ ______ leere mit m dem Ged danken an ein e gut gezaapftes Ruhrggebietspils mein Glas. „… du weiß ßt, dass ich so etwas niemals tun würde“ w ist V Violas liebensswürdige An ntwort. Ihree Nasenflügel beben ettwas, und sie senkt wie diee heilige Hild degard von Bingen beim Anblick ihres Bischo ofs mit heruntergelasseneen Hosen, demütig d den n Blick. Trottzdem spüree ich es überdeeutlich. Violaas impulsiveer Aussprucch war kein Scherz. Dass war ein Tesstballon, um m festzustelllen ob und wie w ich daraauf reagieree. Ich reagiere nicht, den nn ich weiß,, und dazu muss m man kkein Wissen nschaftler seein, sondern n nur mal einen beliebigen Friedh hof besuch hen und die Inschriften auf den Grrabsteinen studieren, s d dass das gessundheitlich he Risiko in einer Ehe nicht n zu unterschätzen ist. Verheiratete Männer gehen hohe e Risiken ein. Sie sterben doppelt so oft und d früher als unverheiratete Männeer, wenn siee mit einer emotional unausgeglich henen Frau zusammen sind. Ehem männer nd verärgerrten Ehefrau uen gehen ein e zweifach von gesstressten un höherees Risiko ein n, an Herzerrkrankungen n zu sterben n als unverh heiratete Määnner. Verh heiratete Männer sind zwar oft Nichtraaucher, denn irgendwo o muss ja ge espart werden, dennocch sind sie tend denziell dicker, haben schlechtere e Blutwerte und höhere Cholestterinwerte als Singlemänner. nübersehbaar: Jede Form der Ehe sschadet Es ist eindeeutig und un der Figur und der Gesundheitt.

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Viola kenntt meine Ged danken nich ht, und das ist gut so. SSie saugt an a ihrem Strrohhalm. Ihr Glas ist leer und das saugende Geräussch ist die unausgespro ochene Auffforderung, mich m zur revanchierenden Tat T zu beweegen. Ich kü ümmere micch um frisch he

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____________________ Getränke und winke dem Kellner. Sie schweigt, ich schweige. Der Kellner kommt, nimmt die Order in Empfang und geht wieder. Wir schweigen immer noch und warten auf Getränke. Plötzlich sprudeln die Worte, etwas zu schnell gesprochen, um die Anspannung vollkommen zu verbergen, aus ihrem Mund. „Aber wenn ich an seine alten grünen Jogginghosen denke, kommt mir das große Kotzen. Der hat sie immer bis unter die Arme hochgezogen und das Hemd reingestopft. Und jeden Abend das gleiche Ritual. Der kommt nach Hause, streichelt seinen blöden Hund, öffnet seine Post an, holt eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, setzt sich vor den Fernseher und sagt dann endlich guten Abend. Und Sex! Ich glaube der weiß gar nicht mehr was das ist. Vielleicht treibt er es ja mit seiner Töle. Na ja eigentlich ist es ja ganz praktisch, er lässt mich in Ruhe.“ „Armes Schätzchen, du hast es wirklich schwer“ ist meine mitfühlende Antwort, die ich wirkungsvoll mit etwas abgesenkter Stimme und meiner körperlichen Zuwendung verstärke. Meine Hand liegt auf ihrem Unterarm, den sie nicht wegzieht, und ich spüre die Hitze ihres Körpers und denke spontan an Frenzy von Hitchcock, dem Meister. Trotz aller Sympathie für Violas Situation werde ich mich hüten, meine ehrliche Meinung zu sagen. Eigentlich finde ich das Verhalten von Werner ganz praktisch und durchaus akzeptabel. Ich begrüße meinen Geschirrspüler und meinen Fernseher ja auch nicht, wenn ich müde von der Maloche nach Hause komme. Denn eines ist

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________________ ______ klar, un nd man kann es sich niccht oft genu ug ins Bewu usstsein zurück rufen: Die D Dinger hätten h ohnee mich keine Existenzb berechtigung und würden n nutzlos in der Ecke, oder o noch scchlimmer beim b Händleer verstau uben, wenn ich mich niicht jeden Tag T abplageen würde, um dem Stromliieferanten mein m mühsaam Angesch hafftes zu geben. Aberr das ist wohl tyypisch männ nliches Denken, und niicht für die sensiblen O Ohren meinerr angebeteten Viola beestimmt. „Sag mal, du d bist doch h nächstes Wochenend W de auf dieseem Seminaar, brauchstt du da dein ne Wohnungg? Ich musss mal zu mirr selber finden und Ruhe haben h ...“ ist die Frage, die das balldige Ende u unseres Zusamm menseins ankündigt. Nicht N das ich h da etwas dagegen d häätte. Ich verleihe meine Wo ohnung gerrn zur allgem meinen Nuttzung für außereeheliche Eskkapaden. Ich h freue mich h auch, wen nn ich nach stundenlangen, näächtlichen Spaziergäng S gen im Regeen, endlich iin meine verqualmte v e Bude zurückkehren, und u erst maal die überqu uellenden Aschenbecheer leeren daarf. Das ist eine e Beschäftigung, diee einem Nichtraucher wie w mir beso ondere Freu ude bereiteet. Vielleichtt sollte ich ihr meine Wohnung W mal probeweeise „zum sich mal selb ber finden“ überlassen. Mir gehen edle Phantaasien durch h den Kopf. Vielleicht sitzt Viola sttundenlang strickend, oder mit einer anderen n schönen Handarrbeit beschääftigt auf meinem m Sofaa und hängtt ihren Gedaanken zur spu urlosen Beseeitigung Ihres Ehemanns nach, wäährend sie n nach

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und nach meine Seektvorräte dezimiert. Oder O sie maacht mal waas ganz u denken. Meine M Wohn nung Perversses. Ich wagge ja gar niccht daran zu müsstee mal wiedeer richtig sau uber gemaccht werden,, und auch m meine Fensterr. Und wenn n sie in ganz abartiger Stimmung ist, dann pu utzt sie

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____________________ auch meine Küche. Ich schließe die Augen und in meiner Phantasie sehe ich sie auf den Knien den Fußboden schruppen. Es wäre vom ästhetischvisuellen Standpunkt betrachtet meine ganz private Rocky-HorrorKüchen-Show, oder die Emanzipation einer Sklavin aus der Unterdrückung durch einen Anderen in die Unterdrückung durch sich selbst. Ich muss mich beherrschen, dass ich nicht zu viel sage und durch ein verräterisches Grinsen meine Phantasie von der optischen Leine lasse. Ein kurzes, verklärtes Lächeln und die Zuflucht in den Rat der Bibel müssen reichen. „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt.“ Ich lächle immer noch und Viola versteht nicht was ich damit sagen will, und es ist gut so. Spontan muss ich an Katharina in Berlin denken, mit der ich gestern ausgiebig telefoniert hatte. Sie hat sich jetzt einen Putzsklaven zugelegt. Anscheinend gibt es in den spezialisierten Chatrooms im Internet eine Vielzahl williger Objekte für alle Zwecke. Mir stellt sich die Frage, die ich noch nie öffentlich zu stellen wagte: Warum gibt es nur männliche, bekennende Putzsklaven? Ich hab noch nie von Frauen gehört, die im superkurzen Lackmini, mit Netzstrümpfen und ohne Slip devote Fußboden- und Toilettenreinigungsarbeiten durchführen. Irgendwie schade. Aber solche wichtigen Fragen werden wohl wieder als typisch männlichchauvinistische Phantasie diffamiert, obwohl eine wissenschaftliche Untersuchung von der Mehrzahl der erwachsenen Menschheit

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________________ ______ händerringend gew wünscht wirrd. Vielleicht verstehst v du u nun, waru um ich unter dem Druck der Ereignisse gezwun ngen war, mein m bereits vor Jahren entwickeltes Konzep pt zur Neugeestaltung der Ehe („EH HE2100“) zu überarbeitten und

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in einer modernen n Form zu veröffentlich hen. Hier istt es.

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____________________ Philosophisches Ehekonzept

„Gebt mir alles. Macht mir eine Freude. Nehmen ist viel schöner als Geben.“ Sina Sidonius

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Entweder es überzeugt, oder es überzeugt nicht.“ Dem Argument von Gabriele Pauli, der ehemaligen, leider erfolglosen und inzwischen weitgehen vergessenen Spitzenkandidatin für den CSUVorsitz, kann ich mich vorbehaltlos anschließen. Du erinnerst dich nicht? Du hast keinen blassen Schimmer wer Frau Pauli ist? Das ist die mit den schwarzen Handschuhen bis zu den Ellbogen und dem verruchten Domina-Blick. Na klingelt es im Kleinhirn? Frau Paulis vor einigen Jahren provokant vorgetragener Vorschlag, die Ehe auf sieben Jahre zu begrenzen, war zwar einleuchtend und entsprach dem Zeitgeist um das Jahr 2005 herum, doch verkrustete Strukturen in politisch-konservativen Kreisen verhinderten damals die Umsetzung. Für die erz-konservative CSU war der Vorschlag „völlig absurd“, und eine verheiratete, dafür aber stellvertretende Parteivorsitzende ließ sich zu dem Ausspruch hinreißen: „Sie (Frau Paulis Idee) ist für die CSU indiskutabel und widerspricht diametral unserem Grundgesetz.“ Diese unqualifizierte Bewertung einer durchaus diskutablen Idee konnte sich der Ehemann der Stellvertreterin nicht anschließen, denn er saß vermutlich gramgebeugt auf einer harten Holzbank im Hofbräuhaus, seinen Gedanken über einem mit gelblichem Getränk gefüllten Bierkrug

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________________ ______ nachhäängend. Auch die Kirchen, allen voran die katholischee in Bayern,, waren mit klerikalem „Seenf“ schnell dabei und warnten vo or einem „Zerred den“ der Insstitution Ehe mit dem Argument: A „Niemand ggeht eine Eh he ein, um sich s eines Taages wieder zu trennen n.“ Das ist einee klare Ansaage, das ist wahr und das d kirchlich he Wort überzeugt auch deen am Hunggertuch naggenden, weiil geschiedeenen Zweifleer. Doch diee Zeiten änd dern sich sch hnell und diie harte Reaalität überrollt die politische und reeligiöse The eorie. Die Ehe alss eine nur durch den To od aufzulöseende Institu ution der Liebe und verttrauensvolleen Partnersschaft befindet sich im Umbruch. Währen nd im Jahr 1960 1 mehr als a 500.000 Paare volleer Vertrau uen in eine gemeinsam me Zukunft den d Gang zu um Standessamt wagten n und 44.391 Ehen scheeiterten, sie eht es heutzzutage vollkom mmen anders aus. Nur noch etwa 200.000 Paaare brachteen im Jahr 20 008 den Mut auf, sich das d bindend de und verpflichtende JJa-Wort für ein gemeinsam mes Leben zu geben. De er Trend zur Trennung von „Bett und u Tisch“ isst ungebrocchen, denn über 380.00 00 Ehen wu urden im letztten Jahr gesschieden. Der D unerbittliche Schwu ur, gesproch hen im Angesiccht des Herrrn und im Bewusstsein B n der möglicchen Folgen n: „Ich will dich lieben und ehren, in guten und in bösen Taagen …“, wird n mit der inttelligenten Kollegin am m schnell vergessen,, wenn man me Zeit verb bringt, als mit m der Arbeitssplatz mehr gemeinsam

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windelw wechselndeen Ehefrau, oder der gu utverdienen nde Traumm mann mit wenigen Klickss in einer Paartnerbörse e im Interneet wartet. Zwar ist es für die Scheidung inzw wischen irreelevant, werr wen zuerst betrogen b haat, denn seiit 1977 gilt in der Bund desrepublik

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____________________ Deutschland das Zerrüttungsprinzip. Haupttrennungsgrund ist nach wie vor die sogenannte Untreue, der Seitensprung, oder die Affäre, die zwar oft zähneknirschend und zur Sicherung des Besitzstands verziehen, aber nicht selten unvergessen bleibt, um sich gegenseitig die Pest an den Hals zu wünschen. Du weißt es, ich weiß es, wir wissen es. Mann und Frau streben nun mal nach Neuem und Menschen sind nur in seltenen Fällen monogam veranlagt. Der (Liebes-)Traum vom untrennbaren Zusammenhalt in guten und in schlechten Zeiten scheint nur noch eine schillernde Seifenblase, und der Ehe-Albtraum die Realität zu sein. Zweitausend Jahre griesgrämige Gängelei und klerikale Vorschriften sind zu viel. Die Institution Ehe befindet sich in einem Umbruch – der Vorstufe zum Chaos. Fast scheint es so, als ob die Institution Ehe nur noch für Träumer und Idealisten eine erstrebende Lebensform ist. Für die Ausgeschlafenen ist es offensichtlich: Die angebotenen, traditionellen Leistungen entsprechen nicht mehr den Erwartungen. Oder anders, etwas nüchterner ausgedrückt: Die Investitionen entsprechen nicht mehr den dauerhaften Erträgen. Die vor Jahrzehnten noch unverrückbar erscheinenden Lebenszyklen – Geburt, Jugendjahre, beim weiblichen Lebewesen die Entwicklung vom Fräulein zur Frau, beim Jungmann nach der Zeit des fröhlichen „Hörner abstoßens“ die Metamorphose zum gestandenen Mann, mündeten zwangsläufig in der Heirat, dem sicheren Ehehafen auf Lebenszeit. Früher bedeute der Entschluss zum Bund fürs Leben für die Frau den frühen Übergang von der Mutter in den geachteten Stand der Witwe, und beim Mann vom schwer malochenden Ernährer zum baldigen Tod.

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________________ ______ Du zweifelsst an meineen Worten? Dann schau dich auf d den Straßen n um. Allein nstehende, ältere Damen mit Gehhilfen sind in der Überzaahl. Früher, als verheiratett sein für daas Fräulein eher e mehr, und für den n Jungmann weniger, noch n das ein nzige erstrebenswerte Lebenssziel war, gaab es einleuchtende Grründe für eine Heirat. N Nur der Mann konnte k ein Interesse I daaran haben, dass „sein ne“ Frau, alsso die Frau au uf die er durrch seinen eingeschrän e nkten Aktions- und Bewegungsradius Zugriff hattte, sich aussschließlich mit m ihm paaare, damit er e sich sicheer sein konn nte, dass de er Nachwuchs auch von n ihm ist. Für die mitt eingeschräänktem Aktionsradius gehandikap g pte Frau gab es nur einen harten, h ökon nomischen Deal für ein ne Bindung.. Sie musstee ihm „treu““ sein, wenn n sie von ihm m ernährt werden w wollte. Das Ergebnis war ein Konstrukt, K d unter de das em Begriff „Ehe“ „ mit deem idealisierten Überbegriff „Liebe“ legitimiert wurde, weil „Nutzeen“ zu ernüchternd klingt.. damalss und auch heutzutage h Angeblich waren w in deen fünfzigerr Jahre bis zu 40 Prozen nt der jungen Ehefrauen beim Gangg zum Standesamt und zur Kirche iin gesegneten Umstäänden. Ich denke, d dasss es sich um ein Märcheen aus grauer Vorzeit han ndelt, denn der Vollzugg des Liebessakts war daamals ja nur in der Ehe erlaubt, e und d wer durch Willkür diee Weckung n neuen Lebenss verhindertte, verstieß gegen das Gesetz G Gotttes und derr Natur,

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und diee solches tun beflecken n bekanntlicch ihr Gewisssen mit sch hwerer Schuld.. Knaus-Ogn nio war von den Kirchen n auch nich ht gern geseehen, außerd dem mangells Aufklärun ng über die korrekte An nwendung

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____________________ ziemlich riskant. Kondome gab es beim Friseur oder mussten über Chiffre-Anzeigen bestellt werden. Die junge Beate (Beischlaf) Uhse war noch mit einem Vertreterköfferchen unterwegs um fachkundig selbst Hand anzulegen. Der Anspruch, dass Frau gezwungenermaßen unter- und ausgehalten werden muss, und nur auf Nutzen und Vorteil durch die Ehe aus ist, ist widerlegt und nicht mehr zeitgemäß. Die Frauen können aufatmen, und der Mann beruhigt seine Wahl treffen. Unwiederbringlich vorbei sind die unseligen Zeiten, in denen Frauen, vom männlichen Einkommen abhängig, eine Ehe lebenslang ertragen mussten. In einer modernen, gleichberechtigten Gesellschaft, können Frauen und Männer jeden Beruf ergreifen. Männer dürfen sich endlich ihrer Verantwortung als Hausmann besinnen, während ihre selbstständigen Frauen sich um sichere und gut bezahlte Jobs im Straßen-, Hoch- oder Tiefbau, oder bei der Stadtreinigung reißen, um ordentlich Geld für den Unterhalt und das Wachsen des kleinen, sehr erfolgreichen Familienunternehmens zu verdienen. Doch ohne ein gesetzlich verankertes, vollkommen neues Ehemodell wird der unerbittliche Schwur im Angesicht des Stellvertreters des Allmächtigen: „Ich will dich lieben und ehren, in guten und in bösen Tagen, bis der Tod uns scheidet...“ zur nostalgischen Makulatur in einer schnelllebigen Zeit, die von brutalem Nutzen mit gleichzeitigem und Ge- und Verbrauch bestimmt wird. Nicht nur die überholte Verpflichtung zur Liebe und Verehrung bis in den Tod, lässt das Modell der konventionellen (monogamen) Ehe zum Ladenhüter verkommen. Wenn die Ehe, wie

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________________ ______ ein berrühmter Sch hauspieler einmal e sagte e: „Der garaantierte Tod d jeder schöneen Beziehun ng ist“, sind es trostlose e Aussichten n für zukünftige Generaationen. Abeer ich bin mir m sicher, dass die dram matischen, gesellscchaftlichen Veränderungen auch eine e belebeende Wirkung auf unsere angeschlaggene Wirtscchaft haben müssen. Ess ist doch lo ogisch: Durch kürzere k Eheezyklen werrden sich mittelfristig die d Umsätzee der Anbieteer von recycclebaren Veerlobungs- und u Eheringgen, wiederrverwendbaaren Brautausstattunge en, Lebenssversicherun ngsgesellsch haften und Eheberatun ngsunternehmen nachdrrücklich erhö öhen. Mein Insideer-Tipp: Tro otz Weltwirttschaftskrisse konsequeent in Branchen investieren, die mitt den menscchlichen Leidenschafteen zu tun hab ben. Auch lu ukrative Geeschäftsidee en und ganzze Wirtsch haftszweigee können au us diesem Trend entsteehen. Ein mobiler Beratungsdienst von qualifizierten Scheidungsspezialisten, odeer Beerdiggungsunternehmen miit Spezialisie erung auf scchnelle Einäsch herung vor den d Standesämtern etabliert, ersccheinen mirr als zukunfttsweisendee Geschäftsideen.

Doch komm men wir zurrück zur Politik. Tatsach he ist, dass Frau Paulis Idee so neu nicht ist, weil w schamlo os von mir und u meinem m g n Grundkonzept abgeku upfert. Scho on vor urhebeerrechtlich geschützten einigen n Jahren, un nd zwar vor Frau Pauliss Wahlpolem mik habe ich h in

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mühevoller Arbeitt ein ausgerreiftes und gerechtes g Ehesystem ffür das d entwickeltt. Dies vorau usgeschicktt, denke ich, dass dritte Jahrtausend es an der Zeit ist, hier h und jettzt mein revvolutionäress Gedanken ngut einer breiten, b aufggeschlossen nen Bevölke erung nahe zu bringen.

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Der Kernsatz meiner Erfindung ist, wie bei allen großen Schöpfungen, überraschend einfach. Er lautet: „Funktionierende Ehen müssen sich am Lebensalter orientieren, und nicht die Menschen an den Ehen.“ Dieser revolutionäre Satz steht nicht in der Bibel, sondern ist von mir. Darum bin ich mir sicher, dass meine sensationelle Entdeckung geradezu bahnbrechende Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung haben wird.

Ich weiß, du bist aus begreiflicher Not heraus neugierig und möchtest erfahren, wie man meine These in der harten Beziehungsrealität umsetzen kann. Vielleicht stellst du dir auch die Frage, ob meine bahnbrechende Entdeckung den Alltagstest dauerhaft bestehen wird? Ich kann dich beruhigen, ich habe, wie es sich für ein Qualitätsprodukt gehört, eine ausführliche Bedienungsanleitung entwickelt.

Ich stelle dir jetzt eine faszinierende, nein eine phänomenalen Geschäftsidee vor. Hoffentlich vergesse ich nicht, gleich morgen früh einen Kosten-Nutzen Plan zu erstellen und meine Bank um ein größeres Investitionsdarlehen zwecks baldiger Markteinführung und Verbreitung anzugehen.

In der ersten Stufe sollten Männer im Alter bis Dreißig, ausschließlich zehn Jahre ältere Frauen heiraten. Das hat für Frau und Mann gleichermaßen existenzielle Vorteile. Die ältere Frau kann den

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________________ ______ jüngereen Mann mit ihrer Erfaahrung vor vielen v Alltaggsgefahren beschü ützen, und ih hm für seinen Karrierestart die no otwendige Motivaation geben. Das erford dert für die Frau keine besondere Umstelllung ihres Gefühlslebe G ens, denn de er weiblichee Drang zum m jungen Mann ist genetisch beedingt und bricht b in dieesem Alter besond ders stark durch. Man kann k es in bekannten b U Urlaubsorte en, zum Beispieel auf Jamaicca, oder in der d Dominikanischen Republik R anschaulich beobaachten. Hierr ist der Ratt meines vor Jahrzehntten ßvaters anggebracht, de er mir, dem m damaligen n verstorrbenen Groß Jungmaann Folgend des ans Herrz gelegt hatt: „Junge, denk immer dran. Auf alteen Gäulen lernt man reeiten, und alte a Hütten brennen scchnell.“ Auch heutzzutage ist dieses Phäno omen im Veerkehr anschaulich zu beob bachten. Deer junge Fah hranfänger bekommt eine e zwar verkehrssichere, aber a nicht mehr m ganz taaufrische Ro ostschüssel zum üben. Später, S wen nn er erfahren und ein guter Fahreer geworden ist, kann err sich ein scchickes Sporrtmodell leisten. Damit die Kosten K und der Nutzen n für Frau und Mann in n einem ausgegglichenen Veerhältnis zueinander sttehen, beko ommt die ältere Frau die ästhetisch hen Reize des jüngeren n Mannes, sozusagen s kostenlos und frei Haus. Auch h die Gefühle sollen niccht zu kurz kommeen, sollten aber a durch behutsame Anleitung in i die richtige Richtun ng gelenkt werden. w Waarnen möch hte ich den jüngeren, j männlichen Partneer. Da er alttersbedingtt moralisch noch nicht

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gefestiggt ist, besteeht die Gefaahr, dass er auf illegale Ideen kom mmt. Um die Verrbindung zu u festigen, isst das gegen nseitige Verrsprechen aauf unendliche Liebe für f zehn Jah hre, und dass Verbot deer Lust auf frremde Haut no otwendig. Es E ist in diesser Lebensp phase noch nicht schweer, aus

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____________________ der Not der jugendlichen Treue eine moralische Tugend zu machen. Sofern die Medien aufklärerisch tätig werden, kann man davon ausgehen, dass der jüngere Partner noch an seine Ideale glaubt und sich an den Treuschwur hält, was der älteren Frau sicher entgegen kommt. Um die Ehe in dem von mir mit „Phase 1“ bezeichneten Zeitraum auf feste, rechtliche Grundmauern zu stellen, müssen auch die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Verantwortungsbewusste Standesbeamte werden auf einen rechtsgültigen Ehevertrag mit Aufhebungs- und Ausgleichsklausel bestehen. Eine verbindliche Vereinbarung, dass am Ende des neunundzwanzigsten Jahres des Mannes die Ehe unwiderruflich endet, und das gemeinsame Vermögen gerecht geteilt wird, damit dem Mann sein gewohnter Lebensstandard erhalten bleibt, gehört somit in jeden seriösen Ehevertrag. Die zweite Phase meines Ehemodells beginnt im Mannesalter von Dreißig bis Vierzig. Es ist unumgänglich, dass der jetzt geschiedene Mann eine intelligente, gleichaltrige Frau heiratet, die seinen Geist inspiriert und ihn vorwärts bringt. Auch hier müssen gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich die Frau in dieser für sie schwieriger werdenden Lebensphase nur mit einem gleichaltrigen Mann verbindet. Mir ist bewusst, dass der Gesetzgeber die Vorteile sieht und die notwendigen Gesetze noch in dieser Legislaturperiode ohne größeres, parteipolitisches Gezänk verabschiedet wird. Mann und Frau haben in dieser Lebensphase die besten Voraussetzungen, um ihre Lebensziele zu erreichen. Die Partner

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________________ ______ können n sich zwar auf lebenslaange Treue einigen, un nd die Umseetzung des Parrtnerschaftssmodells au uch versuchen, aber ess sollten hin und wiederr gut verstecckte Ausbru uchsversuch he, zum Beisspiel wenn die Gelegenheiten gün nstig und daas Risiko de er Entdeckung gering isst, tolerierrt werden. Damit D wird ein hoher Bindungsgra B ad, in Verbindung mit einem geringeen Freiheitsd drang erreiccht. Am Ende des neunund ddreißigsten n Lebensjah hrs des Man nnes sollte auch a diese Ehe E aufgelöst werden, denn für die Frau ab V Vierzig beginntt jetzt die Phase P von Seein und Sinn n. Sie könntte die Rolle der geschleechtslosen Freundin F un nd Beraterin n des Mann nes überneh hmen. Man kö önnte zum Beispiel B aucch vertraglicch vereinbaren, dass fü ür sie und ihrren Lebensu unterhalt geesorgt ist. Denkbar, D abeer nicht reaalistisch ist, dass sie als Berraterin die Verantwort V tung für dass gemeinsam me Vermöggen übernim mmt, aber sinnvoll s wärre die Veran ntwortlichkkeit für den Haaushalt und die Erziehu ung der gem meinsamen Kinder. K Dass hätte viele Vo orteile, den nn die Frau ab a Vierzig könnte k sich jetzt j voll un nd ganz ihren Hobbys H widm men. Vielleicht wird w sie die Muse küsse en und skurrril verschw wurpelte Gedichte abfassen n und im Intternet die Allgemeinhe A eit damit peesten, oder wie w eine liebe Freundin als Schriftsttellerin dileettieren und d als Traumffängerin irgendwo zwisschen den Welten W wan ndeln. d noch zu klären, Die juristiscchen und stteuerlichen Details sind aber ich gehe davo on aus, dasss sich Heersscharen von n Juristen w wie

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ausgeh hungerte Löwen, die monatelang nur n von Salaatblättern eernährt wurden n auf die Maaterie stürzzen. Der Tipp mit den Löwen L ist üb brigens nicht vo on mir, sondern nach meiner m Erinnerung von n Asterix und Obelix, aus: „Asterrix und Obeelix als Gladiatoren.“ Veeröffentlich ht im

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____________________ EHAPA Verlag Stuttgart. Ab dem vierzigsten Lebensjahr des Mannes beginnt Phase 3. Für den Mann muss es zur gesellschaftlich akzeptierten Pflicht werden, eine junge Frau zu heiraten, die höchstens fünfundzwanzig Jahre alt sein darf. Das hat für den Mann den Vorteil, dass die jüngere Frau für die allfälligen Alltagstätigkeiten im Haus noch formbar ist, und dazu den optischen Ansprüchen seines gehobenen Lebensstils genügt. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass in diesem Alter junge Frauen noch anschmiegsam sind. Ich zitiere: „Sie wollen sich ganz in den Schutz der Herrlichkeit des älteren Mannes geben, sich darin geborgen fühlen dürfen. Dagegen ist das Wesen des Mannes von vielen Stunden konzentrierter Arbeit, schöpferischen Denkens und wissensdurstigem Forschen erfüllt.“ An dieser Stelle möchte dich den Urhebern dieser Erkenntnisse, Herrn Karlheinz Graudenz und Frau Erica Pappritz danken und das wertvolle Buch „Etikette neu“ der gleichnamigen Autoren empfehlen. Trotz einleuchtender Vorteile sind einige altersbedingte Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Der Mann muss strikt darauf achten, dass die geistigen Fähigkeiten seiner jungen Frau, also von einem niedrigen Level ausgehend, entwicklungsfähig bleiben. Außerdem muss er verpflichtet werden, seine Lebenserfahrung an seine junge Frau weiterzugeben. Dazu gehört unter anderem die konsequente Einhaltung moralischer Regeln, denn sonst läuft er Gefahr, dass die junge Frau sein enthusiastisches Engagement ausnützt. Mit dem vierundsechzigsten Lebensjahr des Mannes muss

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________________ ______ auch diiese Ehe unwiderruflich enden. Männer M und Frauen sollten ihr fünfund dsechzigstees Lebensjah hr mit einem m großen Feest dem Anlass entspreechend feieern. Ab dieseem Lebensjjahr, im letzzten Lebenssdrittel, sollten sich nur gleeichaltrige Frauen F und Männer zu usammen tu un. Aber eine Heeirat nach klassischem k Vorbild sollte gesetzlicch untersaggt sein. Ich weiß, die Rentenveersicherunggsträger beffinden sich in einer schwerren, finanzieellen Krise. Aber darauf kann mein ne Erfindun ng keine Rücksiccht nehmen n. Darum em mpfehle ich für eine Veerbindung ab dem fünfund dsechzigsteen Lebensjahr eine Gessellschaftsfo orm, wie siee auch in der freien f Wirtsschaft bekan nnt ist. Den nkbar ist diee Rechtsform m einer GmbH (Gehst-du-m mit-bist-du--Hin) mit einem beliebigen Partneer, die bis zum m biologisch hen Ende haalten soll. Au usnahmegeenehmigunggen in begrün ndeten Fälleen und nach h Vorlage eines Attestees sollten für vitale Männeer möglich sein. Weitere Infformationeen zu diesem m Thema veersende ich an ernsthaaft Interessiierte gegen eine Vorab b-Schutzgeb bühr in Höhe von 65,19 Euro E zuzügliich der geseetzlichen Mehrwertsteuer. Falls du mit meiner baahnbrechen nden Erfindu ung nicht einversstanden bistt, oder das Bedürfnis verspürst, v m als mich realitättsfernes Maacho- oder Chauvi-Schw C wein zu besschimpfen, m muss ich jegliche Anfein ndung empö ört zurückw weisen. Die Anregung A zu u m Text bekam m ich von den Herren Lenin, L Aristo oteles und diesem Friedricch Nietzsche. Das Origiinalzitat dess Letzteren (Auszug) lautet:

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„Die Eh he ist für diee zwanzigerr Jahre ein nöthiges, n für die dreißigger ein nützlich hes, aber niicht nöthigees Institut: für f das spättere Leben w wird sie oft schäädlich und befördert b d geistige Rückbildung die R g des Mann nes.“ Für Beschim mpfungen wendest w du dich vorzu ugsweise an n Herrn

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____________________ Nietzsche. Aber ich möchte dich warnen: Möchtest du dich wirklich mit einem der ganz großen, deutschen Philosophen und Denker anlegen?

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________________ ______ Ursache, Plan und W Wirkung

„Wer es für schiimpflich hält, Frauen zu dienen, der erkenne mich schuld dig! Schmacch ertrage ich gern, we enn Venus mich m nur lan ngsam quält,, wenn mein ne Herrin scchön ist. Du u, Herrin nim mm mich alsso auf, ich h nehme alle Bedingun ngen an. Die e Bettgesetzze diktiere d du! m und du wirst üb ber mich herrschen!“ Spotte meiner, Ovid

________________ ______

Ich hatte scchon mehreere Wochen n nichts mehr von Violaa gehört.. Sie hat mirr irgendwie und doch nicht n so wirrklich gefehlt, denn ich warr in monetären Angeleggenheiten anderweitig a g beschäftiggt. Um zwölf Uhr U am frühen Mittag bekam b ich ganz g überraschend ihreen telefon nischen Anru uf. Meine beste b Freund din wollte etwas e Wichttiges mit mirr besprecheen, aber gan nz entgegen n ihrer Gewo ohnheit war sie am Teleefon sehr einsilbig, und d wie ich au us dem Zusaammenspieel von Stimmlage und kleeinen Schlucchzern interpretieren konnte, k aucch seelisch h etwas niedergeschlaggen. Echte Freunde helfen selbstlos, und u wenn ettwas getan werden n muss, dan nn muss es nun n mal gettan werden n. Wir verabreedeten uns kurz und bündig im Be ellini, unserem Stammllokal, und frö öhlich gestim mmt begab ich mich au uf den Weg. Viola warttete

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schon ungeduldig u auf mich, was w äußerst ungewöhn nlich war, deenn Viola isst chronisch h unpünktlicch. Ich saß noch n nicht, genauer g gesagt, mein Gesäß G hatte noch nicht die Sitzfläche des Stuh hls berührt, da brachtee mir der Keellner ein vo on Viola geo ordertes Geetränk. Über diese

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____________________ großzügige Geste erfreut nahm ich an, dass Viola auch beabsichtigte, die Rechnung zu bezahlen. Vielversprechend klirrten die Eiswürfel im hohen Glas, und noch sah ich den Zusammenhang der Zeichen nicht. Viola sagte nichts und saugte dafür etwas zu geräuschvoll, ich musste unwillkürlich an eine verdurstende Kuh vor der Notschlachtung denken, nervös an ihrem grünen Happy-Hour-mit-buntemSchirmchen-Cocktail. Ihre sorgfältig und dunkelrot geschminkten Lippen zitterten leicht, fast unmerklich. Selbst im halbdunklen Ambiente der Bar waren die Tatsachen des Tages nicht zu übersehen. Meine schöne Freundin Viola sah entgegen ihrer üblicherweise perfekt durchgestylten Optik schlecht aus. Die Handbewegungen waren fahrig. Sie knibbelte mit dem Daumen ihrer linken Hand am kleinen Finger derselben. Ich sah zarte Hautfaltenkränzchen unter und neben ihren Augen, die mir bis dahin nicht aufgefallen waren, denn Viola ist seit mindestens fünf Jahren, wenn nicht sogar seit sieben Jahren Dreißig, also nimmer noch im besten Frauenalter. Dazu kamen halb fünf angerauchte und offensichtlich nervös ausgedrückte Zigaretten im PERNOD-Aschenbecher auf dem runden Bistrotisch, die mir eine eigenartige, sogar ungelöste Spannung signalisierten. Viola war offensichtlich sauer, und zwar richtig und nicht auf mich und das gab mir ein beruhigendes Gefühl. Heiter nach einem Gesprächsthema suchend, wurde ich von meiner besten Freundin radikal und verbal abgewürgt. Sie fiel mir, und das hasse ich besonders, ins unausgesprochene Wort. Ich senkte den Blick aufs Wesentliche und trank, brav ihren Worten lauschend, aus meinem hohen Glas. „Manchmal frage ich mich, wie ich mich nur so täuschen

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________________ ______ konntee. Am Anfan ng ist der miir hinterherrgelaufen wie ein kleineer Hund. Er E war doch h so ganz an nders, so lie ebevoll ...“ „… der Dep pp“ dachte ich als Zusatz und spraach es nicht aus, denn die Order geebot mir zu schweigen. s Außerdem ist Wernerr mein bester Kumpel und d dazu auch h mein Steu uerberater in Personalu union. Dann, nach h einer kurzzen Pause und einem leeisen saugenden Geräussch an ihrem m Strohhalm m: „Steuerberater! Ich hätte es mir ja denken n können.“ ollte ich fraggen, aber ich unterließ es, denn Violas „Was?“ wo Stimmee wurde unaangenehm lauter, und mit dem beesonders vorwurrfsvollen Ton, der jeden n mitfühlen nden Mann augenblicklich zu einem verzweifelt v en Rechtferrtigungsversuch treibt,, bekam ich volle Kanne die erste Brreitseite vorr den Bug: „Warum „ hast du mich nicht gewarn nt. Du bist doch d sein Frreund. Du musst m doch etwas e davo on gewussst haben …““ Das war keeine verstecckte, sonderrn eine eind deutige Schuldzzuweisung an a den Kom mplizen, die Sau. Ich, deer ich mir alls qualifizzierter Karteenleger und d Zukunftsdeuter einen n guten Ruf erworb ben hatte, musste m für mich m zugebe en, dass ich nichts wussste. Mit meeiner Veranttwortung fü ür Violas Zukunft hattee ich eindeutig versagtt. Zwar erinnerte ich mich m noch vaage, dass ich h sie vor deen Folgen einer zu schnellen Ehee gewarnt hatte, h aber meine m ernstte Warnung war mit einem geheechelten „h hör nicht auff, mach weiiter,

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sonst komm k ich niicht …“ und in der allge emeinen Vo orfreude untergeegangen wie die Titanic nach der Kollision mit ziemlich vviel gefroreenem Wasseer. Eigentlich hatte h ich ein ne ziemlich schlechte Ausgangspo A osition,

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____________________ denn alles was ich hätte einwenden können, wäre falsch gewesen. Mein leiser, mit einem „Aber...“ begonnener Satz wurde nicht registriert, denn gute Ratschläge geraten schnell in Vergessenheit und jeder fundierte Einwand wäre nichts anderes als eine schlechte Entschuldigung aus der Defensive gewesen. „Warum bin ich nicht aufgewacht, als er mir einen Tag vor dem Standesamt den beschissenen Ehevertrag hingelegt hat. Zu unserer Sicherheit hat er gesagt. Denn er ist ja selbstständig hat er gesagt. Und mir soll nichts passieren, falls die Geschäfte mal nicht so laufen. Das ich nicht lache!“ Ein kurzes, hastiges Ziehen an ihrer Filterzigarette unterbrach den vorwurfsvollen Monolog. Plötzlich erschien mir der Tag grau und deprimierend. Ich fühlte mich beschissen, ganz so als ob ich die Mitschuld an der unerfreulichen Ehesituation meiner Freundin Viola tragen müsste, und ich wusste immer noch nicht, was geschehen war, denn Viola ist zwar sehr redegewandt, aber eine schlechte Zuhörerin und manchmal auch keiner logisch aufgebauten Rede fähig. „Ja klar, ich war schon irgendwie beeindruckt. Das große Haus und so. Irgendwie tat er mir auch leid. Die ganzen Geschichten von seiner Ex, die ihn nur ausgenützt hat. Er war so sanft und einfühlsam. Warum bin ich nicht aufgewacht, als er mir die teure Uhr von seiner Ex erst zur Hochzeit geschenkt und einen Tag danach wieder weggeschlossen hat, kannst du mir das sagen?“ Natürlich hätte ich das kurz und knapp sagen können, aber ich schwieg besser. Bei genauer Beachtung der Umstände hätte ich mich auch nicht anders verhalten. Frauen und feinmechanische

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________________ ______ Präzisio onsgeräte sind eine Sacche für sich h, und zum Abwasch A träägt verheirratete Frau schon aus stilistischen s Investition nsgründen kkeine Uhr auss dem Hausse Cartier, sondern alle enfalls ein gut gemachttes Imitat. „Angeblich h damit sie nicht n gestoh hlen wird. Jeetzt lauf ich h mit so einer blöden b Swattch rum. Ein n richtiger Erbsenzähler. Ich hab eine Scheißw wut im Bauch!“ Ich war zwar ziemlich betroffen. Nicht wegeen der Uhr u und nicht wegen w dem Verhalten V v Wernerr. Die Uhr an von n Violas Handgeelenk fand ich eigentlicch sehr hübsch. Mehr konnte k man n für knapp unter fünfzig Euro nich ht erwarten und Gutes (die teure Uhr) gehört nun mal so orgfältig wegggeschlosse en. Ich war bettroffen, und d die Frage war immer noch nicht geklärt, warum Vio ola wegen einer e Uhr am m Arm so mitgenomm m en aussah. Intuitiv spürte ich, daass da noch was war. Ettwas gut n einem guten, g und zwar z nur deem versteccktes, etwass was man nur allerbesten Freund d erzählen konnte. k Die e stramm geeschnürte U Uhr an Violas Handgelenk H k war nur daas Ablenkun ngsgambit. „Schätzcheen (meine übliche Frauenallroundaansprache u um eventuelle Verwecchslungen auszuschließ a ßen) du hasst natürlich recht. Das mitt der Uhr istt von Werner nicht bessonders gro oßzügig. Verrgiss es einfach h. Eigentlich h ist er doch h ein anstän ndiger Kerl.““ Ein kleiner Schluck Cappuccino, frisch gezapfft und vom

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pomadierten Italieener geliefeert, unterbraach mein sccheinheiligees Mitfühlen. Ungefragt und darrum auch noch nicht beantwortett spürte ich, dasss Viola nocch etwas anderes auf dem d Herzen hatte. „Sag mal, isst da noch was w andere es passiert? Ich spür do och,

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____________________ dich bedrückt noch irgendwas?“ Es war die befreiende Frage und jetzt platze es aus ihrem schönen Mund heraus. Sie musste es einfach jemandem erzählen. Jemand dem sie vertraut, den sie liebt und den sie verehrt. Ihrem allerbesten Freund Raoul. „Die Sau geht regelmäßig zu einer Domina und macht ihr teure Geschenke.“ Es war klar und unmissverständlich gesagt, und symbolisch lag das Geheimnis unverhüllt auf dem Bistrotisch. Ich musste zugeben, einen kurzen Moment war ich irritiert. Viola hatte etwas zu laut und etwas zu hysterisch gesprochen. Die anderen Gäste sahen neugierig auf ein Sensatiönchen hoffend zu uns her. Nicht das mich das gestört hätte, denn aus Andeutungen ahnte ich schon längere Zeit, dass Werner mit Chantal liiert ist, die zusammen mit Fabienne, Violas bester Freundin und gleichzeitig meine Ex-Affäre, einen kleinen Swinger-Club mit separatem Studio-Bizarr betreibt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich das von Werner am allerwenigsten erwartet hätte. Werner der sanfte, der gut verdienende Unternehmer, der knallhart rechnende Steuerberater der jeden Cent vor dem Ausgeben dreimal auf Kosten und zu erwartendem Nutzen prüft. Der sensible der gute Werner, mein Freund und bester Kumpel unterwirft sich einer Domina und macht ihr teure Geschenke. Irgendwie fand ich das beeindruckend und gleichzeitig keimte tief in meinem Innern so etwas wie ein bewunderndes Neidchen auf, und ich dachte daran, dass ich mal wieder mit Fabienne telefonieren sollte. „Ich weiß nicht was ich tun soll? Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Kannst du mir helfen“

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________________ ______ So konnte ich sie gut leiden. Violaa, meine beeste Freundin hatte Kummeer und sie kam k de- und d reumütig mit m ihren So orgen zu miir. „Schätzcheen bleib gan nz ruhig und d mach dir keine k Sorgen, du musst doch d nicht damit d umgeehen, es wirrd doch mitt dir getan“ war meine diplomatiscche Antwort. Natürlich sagte ich ihrr nicht, dasss ich Werner irgendwiee versteh hen konnte.. Tief in der Seele, gut versteckt v und nur für w wenige Mensch hen zugängglich lauern nun mal die e wahren Seehnsüchte. Und die erzäählt man nicht der Eheefrau, auch nicht dem sich s für die Familie abrackeernden Eheemann, sond dern allenfaalls und nurr unter ganzz bestimmten Vorau ussetzungen n der Gelieb bten, auch wenn w sie nicht geliebt, sondern allenfalls und d zum gege enseitigen Vorteil V genutzt wird. Umgekehrt U u wenn eine und e Frau ein ne Affäre ku ultiviert, mu uss der Mann draufkomm d men, was Fraau sich ganzz insgeheim wünscht, u und das ist nich ht immer ein nfach. Dann erinn nerte ich mich, dass auch ich gut verborgene v Lüste habe, von v denen niemand n etw was weiß. Verlassen V w nun für eeinige wir Minuteen meine em mpörte Freu undin Viola,, denn eine meiner Leidensschaften mö öchte ich diir erzählen, aber bitte behalte dass Geheim mnis für dich h.

wachsenderr, so mit zeh hn oder elf Jahren J hattee ich Als Heranw ein mein Leben prrägendes Scchlüsselerlebnis. Es warr nicht die ü übliche

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jugendliche Erregu ung für Fußball oder die Mitgliedsschaft im Veerein ere war ich zu unsportllich, christliccher jungerr Männer. Für das Erste andrersseits habe ich seit früh hester Kindh heit eine nachkriegsgep prägte Abneiggung gegen Koppelschlö össer, Unifo ormhemden n und jede FForm

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____________________ von Lagerfeuerromantik. Mich, den pubertierenden Jungen hatten mehr die geistigen und feinstofflichen Dinge begeistert. Meine Obsession konzentrierte sich damals auf gehobene Literatur der Buchgattung Science Fiction. Bücher über die Welt von Übermorgen hatten es mir besonders angetan und ich muss zugeben, auch bis heute inspiriert. Ich kann sogar behaupten, dass Buck Rogers, Tailspin Tommy und die intergalaktischen Reisen von Flash Gordon (die älteren, männlichen Leser wissen wen ich meine) meinen Lebensweg wesentlich mitgeprägt haben. Daran kannst du erkennen, dass mein Forscherdrang auch schon in jungen Jahren unergründlich war. Der heimliche Blick in die Zukunft erschien mir spannend und auch verheißungsvoll. Zum einen wusste ich als neugieriger und darum auch phantasievoller Mensch, sowohl körperliche, als auch geistige Qualitäten zu verbinden. Andrerseits empfand ich den Gang in die öffentliche Leihbücherei zu der blonden Bibliothekarin mit dem Pferdeschwanz (ein in den sechziger Jahren gebräuchlicher Ausdruck für eine sportliche Damenfrisur) als mystische Kulthandlung, denn ich war nicht nur literarisch interessiert, sondern hauptsächlich unsterblich, aber zu meinem damaligen, und auch heutigen Kummer unerreichbar (ich war zu jung, sie zu alt) in die unnahbare Dame verliebt. Der Leihbestand der von mir bevorzugten Buchgattung in der besagten öffentlichen Bibliothek bestand aus vier ziemlich abgegriffenen Büchern mit aufgeklebtem, glatt- und glänzendem Plastik-Schutzeinband. Es war natürlich purer Zufall, dass die vier Science Fiction Bücher im ersten Bücherregal (vorne rechts) ganz unten und genau gegenüber vom Schreibtisch der besagten

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________________ ______ Biblioth hekarin stan nden. Geprägt du urch ein kon nservatives Elternhaus konnte ich damals noch nicht das aussdrücken was ich, der schwäbisch s n tief in e Jungmann meinem m Innern em mpfand. Heute und nacch Jahrzehn nten des Succhens weiß icch es. „Lass mich knien,, lass mich schauen, s lasss mich sterrben, lass micch leben“, waren w mein ne mannwerdenden, ab ber fragmeentierten Geedanken. Offt verbrachtte ich ganzee Nachmittaage damit, in kurzen Leederhosen und mit gessenktem Ko opf kniend, den nband der Bücher B zu fü ühlen, währrend die weicheen Plastikein Biblioth hekarin mit prüfendem m, aber gelangweilten Blick B aus ihrren Augenw winkeln, mich nicht beachtete, um m manchmaal, wenn ich vielleicht zu laut blätterte, b fasst unmerklich die sorgffältig zu sch hmalen Strichen ausrasierten Augenb brauen zu heben. Mit ganzen g Herzzen sehnte ich mich daanach, dasss diese mysttische Stille in der Leihbib bliothek durrch ein leisees, kaum hörbares Gerääusch unterbrochen würrde. Manchmal habe icch es gehörtt, das leise, fast raschellnde Geräussch das nur dann entstteht, wenn Nylon an Nyylon geriebeen wird - weenn sie die Stellung S ihrrer Beine veeränderte, o oder sogar, was w nur seh hr selten geschah, die Beine B übereeinander schlug. Du siehst, ich i kann mitreden. Den nn ich habee eine wichttige Lektion n fürs spätere Leben geelernt. Sie laautet: Willstt du etwas Extravaagantes erleeben, bekom mmst du es nur gelieheen und du m musst dafür bezahlen.“ b

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Damals hab be ich nach langen und d sorgfältigeen Prüfungeen und in wech hselndem Rhythmus R eiines der Büccher ausgelliehen. Ich h habe meinen n Obolus beezahlt und nachts n mit fiebrigem Bllick unter deer Bettdeccke, im Schein einer fu unzeligen Taaschenlamp pe zu lesen u und am

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____________________ nächsten Tag mit hochrotem Kopf und stotternd zurückzubringen. Jedes dieser vier Bücher habe ich mindestens zwanzigmal ausgeliehen und nicht nur die Einbände, sondern auch der Geruch und jede Zeile ist mir auch heute noch gut in Erinnerung. Ich konnte aber nicht heraus bekommen, ob mich die blonde Bibliothekarin jemals so bemerkt hatte, wie ich es gerne gehabt hätte. Dazu war sie als Aufseherin über die stramm stehenden und akkurat sortierten Bücher zu beschäftigt. Nur ein einziges Mal durfte ich mich mit ihr ausführlich unterhalten. Genauer gesagt, sie hat mich angesprochen und ich habe mit hochrotem Kopf und schweißnassen Händen geschwiegen. Vermutlich dachte sie, dass meine Treue belohnt werden müsste. Exzentrisch wie sie nun mal war, empfahl sie mir einen Western, und zwar das Buch „Blonder Panther Rocky“ von Frank Wells aus dem Paul Feldmann Verlag. Bis heute hüte ich dieses Buch wie einen kostbaren Schatz, denn ich bin danach nie wieder in die Leihbibliothek gegangen. Die Leihgebühr von vierzig Pfennigen für sieben Tage, und die Nachgebühr in Höhe von zwanzig Pfennigen für je drei Tage bin ich ihr bis zum heutigen Tag schuldig geblieben, und dafür schäme ich mich. Später, es muss so um das Jahr 1966 gewesen sein, habe ich sie noch hin und wieder gesehen. Sie war die erste Frau die auf einem BMW-Kraftrad und in einer grünen Ledermontur durch Sindelfingen gefahren ist – eine unerreichbare Göttin in eng sitzendem Leder. Diese Erlebnisse sind mir auch heute noch so in Erinnerung, als ob sie gestern gewesen wären.

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________________ ______ Viele Jahree später, ich h war inzwisschen gutbü ürgerlich verheirratet und freei von jederr Sünde, es waren die späten s sieb bziger Jahre des d letzten Jahrhundert J ts, habe ich h sie wiedergetroffen. In diesem m Moment waren w meine harmlose en One-Nigh ht-Liebeleien, meine Ehen, meine vergangenen Lieben nur noch dünner d Ersatzkkaffee. Plötzzlich wusstee ich, was icch schon immer gesuch ht und was mir wie die Lu uft zum Atm men gefehlt hatte. Ich brauchte b diee harte Droge. Das Irreale war meinee brave Verggangenheit,, der ich nicht mehr hinterher h lau ufen durfte. Groß, schö ön und mit einem ästh hetisch proportionierten Körper K stand sie vor mir – ein Wessen nicht vo on dieser Welt. Herrscherin, die in meeiner Phantasie W Eine makellosen m schon lange vorhaanden war. Ja meine Freunde. Damals war daas alles noch anders. Lack, Leder und u Latex waren w für deen braven Bundebürger noch so w weit entfern nt wie unserr alter Mond von der Venus. V Madonna und B Britney Spears tanzten noch nicht in Straps-Netz S zstrümpfen am Korsettt auf den Bühnen herum noch keine Bewegungeen wie m, und sie vollführten v drei Jah hre in Einzeelhaft gehalttene Nymph homaninnen. Des bravven Michaeels Welt in den d Vorstäd dten bewegte sich zwisschen Strump pfhosen und d behaarterr Muschi-Maarianne. Plötzlich sp pürte ich deen Stich in meiner m linkeen Herzkammer. Sanfte und ausdru ucksvolle Au ugen sahen mich an, du urch mich hindurcch und nahm men mich nicht n wahr, denn ich saaß klein und d

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unbedeeutend, tieff unter ihr auf a meinem mit rotem Samt bespaannten Stuhl. Das D eng gesschnürte Led der, oder war w es Latex,, ich weiß ees nicht mehr, glänzte g wie mit nassen n Morgentau utropfen beeschlagen an ihrem Körper. K Ihr sinnlicher s M Mund verhie eß all das, was w es im biiederen

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____________________ Alltagsleben niemals geben würde, denn Obszönitäten gehören nicht zu einer klassisch strukturierten Ehe. Sie besaß zweifellos etwas mehr Esprit als die Standard-Alltagsfrau an der Constructa. Staunend nahm ich zur Kenntnis, dass sie sich mit einer tiefen kehlig-vibrierenden Stimme gewählt ausdrücken konnte. Dazu war sie auch noch intelligent und belesen. Mit einer magischen Ausstrahlung, unnahbar und unberührbar, wusste sie was sie sagte. Meine neue Göttin war käuflich, nicht für jeden Preis und nur für einen exquisiten Kreis ausgesuchter Kenner, die es sich leisten konnten. Jetzt, dicht vor mir und überlebensgroß war die selbstbewusste Frau von der ich immer geträumt hatte. Auf der Kinoleinwand bewegte sich Gudrun Landgrebe als Domina in dem Filmmelodram „die flambierte Frau“ von Robert van Ackeren. Nie zuvor hatte ich ein vergleichbares Wesen in ähnlicher Vollendung gesehen. Dieser Film war der Auslöser zum Aufbruch in eine neue Welt. „Walk on the wild side“ wollte ich. Auf dem Weg in eine irreale Welt, jedenfalls für mich und nicht zu meiner Allerweltsehe gehörend. Das erste Mal verstand ich, warum sich brave nichtrauchende Ehemänner aufraffen, zum Zigarettenautomaten gehen, und ohne sich umzusehen, alle Brücken zur alten Welt abbrechen. Auch mir ist das Klischee von der bestrapsten und peitscheschwingenden Domina, die exquisite sexuelle Praktiken anbietet, nicht ganz fremd. Atemberaubend hohe High-Heels und mattglänzende Handschellen sind die verbotenen Zutaten des Spießertraums von der gleißend, schwarzledern glänzenden Domina, die es weder in der familienfreundlichen Neubausiedlung, und noch

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________________ ______ wenigeer im geregeelten Ehealltag gibt. Es ist die geilee Phantasiee von einer Meisterin M im m großen An n- und Fertiggmachen fü ür eine klein ne und auserw wählte Mind derheit, die es sich leistten kann, ab ber so perveers ist, dass man davon nur hinter deer bekannte en „vorgehaaltenen Han nd“ spricht, weil man ja j selbst niccht so ist. Diie Domina ist die wahrre Königin n unter den Frauen. Siee sorgt diktaatorisch für sozialen Au usgleich in einem bis zum Überdruss Ü g geregelten Alltag A sorgt. „I wanna be your dog““ ist der Wu unsch den sie gnädig geegen nicht zu u wenig Gelld erfüllt. Mit M gewählte en Worten und u einem altenglischen Interrnats-Rohrsstock in der Hand, verfügt sie nach h Beliebeen über einee gutsituierte Kundschaft, die wie ein Hund d das eingebläut bekommt, was siee eigentlich verdient. Du siehst, ich i kann mitreden und d nur das zählt in meineer authen ntischen Sto ory.

Viola unterrbrach ihren n Redeschw wall, denn veerärgert hattte sie bemerkkt, dass meine Augen geschlossen g n, mein Kopf geneigt un nd die Hände wie zum Geebet gefalteet waren. Nach einem Anstoß A mit ihrem n Zeigefingeer gegen meeine linke Schulter, nah hm ich ihre rechten Stimmee wieder waahr und öffn nete die Augen. „Kannst du u mir sagen,, warum Määnner zu ein ner Dominaa gehen““ war ihre Frage, verbu unden mit einem verzw weifelt bittenden Unterto on.

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Ich hätte es ihr sagen können. Daas Unerreich hbare ist deer Schlüsssel. Eine Eheefrau ist errreichbar und verfügbarr. Das ist deer Unterscchied. Aberr sollte ich mich m auf ein ne endlose Diskussion D m mit viel weiblicchem Unverrständnis einlassen? Viola ist zwarr promiskuittiv

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____________________ orientiert und nach mehr oder weniger deutlichen Hinweisen auch gegenüber Neuem durchaus aufgeschlossen, aber mir war klar, dass sich ihr die philosophischen Aspekte von Dominanz und Unterwerfung ohne qualifizierte Ausbildung nicht erschließen würden. Zu sehr war und ist sie in dem Klischee gefangen, dass der hochkarätige Beruf der Domina (von mir auch Expertin für Nutzungsfragen genannt) nur mit Peitsche gleichzusetzen ist und das wäre etwa so, wie wenn man eine Currywurst aus der Dose mit einem fünf-Sterne-Menü vergleichen würde. Vielleicht hat der Beruf, das Bildungsniveau und dazu das Alter eine direkte Beziehung zu den nicht nur männlichen Phantasien von Macht, Ohnmacht, Führung und Unterwerfung. Ich weiß aus zuverlässigen Quellen, dass auch viele Frauen exquisite Spiele lieben, und ich kenne Einige, bei deren Phantasien sogar ich vor Scham einen roten Kopf bekomme. Astrid zum Beispiel liebt es, nackt und nur mit einem Hundehalsband geschmückt, unbekannten Herren vorgeführt zu werden. Sandra trägt tagtäglich und gehorsam einen unbequemen Edelstahlplug und Iris liebt es, zur allseitigen Nutzung, bestens in Plastikfolie verpackt und angeschnallt auf einem Strafbock zu liegen. Angie dagegen, bevorzugt auf Zehenspitzen stehend die hängende Variante mit kunstvoll abgebundenen und hochgeklammerten Brüsten. Alle vier Damen aus meinem näheren Bekanntenkreis sind konservativ mit ahnungslosen Ehemännern verheiratet und üben ehrbare Berufe aus. Auch Werner ist beruflich sehr erfolgreich und kann sich so ein ausgefallenes Hobby locker leisten. Nur Viola verstand nicht,

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________________ ______ warum ausgerechnet ihr Werrner so eine e überaus grroßzügige A Ader hatte, nur n nicht fü ür sie. Seine Domina waar ihm lieb und u teuer u und Viola ko onnte sich mit m einer hü übschen Sw watch rumscchlagen. „Schätzcheen, nimm es nicht so trragisch. Vielleicht hat W Werner seine reeligiöse Adeer entdeckt. Eine Domiina war früh her einmal die Vorsteh herin eines Klosters. Oder er geht aus therap peutischen Gründeen zu ihr und lernt neue Managem menttheorieen ...“ war m mein untaugglicher Versu uch, die Situ uation ins Humorvolle H zu ziehen, w was mir natürlicch gründlich h misslang. „Wenn die Sau schon viel Geld fü ür so eine au usgibt, waru um hält er mich h dann so ku urz?“ Auf Violas Frage war ich irgendwie gefasst, aber a ich verrkniff mir einen Kommentar, denn nach meine er Ansicht bekommt b Viola von Werner mehr als genügendes g s Haushaltsggeld. Das Prroblem ist, dass sie n auskommt. Plötzllich konnte ich das kom mmende Un nheil damit nicht förmlicch riechen, denn d ich spürte, dass icch wieder einmal e die Rechnu ung zahlen sollte, s und Violas V Zigarrettenverbraauch dazu. Sollte ich Violla auf die reechte, die riichtige Fährrte bringen, um alle finanzieellen Probleeme zu löseen? Etwas unscchlüssig, abeer dann besstimmt nahm ich ihre schweißige Hand mitfühlend m in die Mein ne und sah ihr tief in die z ihr sprach: „Schätzchen, du tust mir wirklicch leid, Augen, bevor ich zu n zurückk. Domina isst doch aber warum zahlstt du es ihm eigentlich nicht

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o schwer. Das D kannst du d doch aucch …“ nicht so Viola sah mich m mit gro oßen Augen n an und ich sah, wie ess hinter ihrer Sttirn zu arbeiten begann n. Das war die d Chance,, das Angenehme mit dem m Nützlicheen zu verbin nden, darum m fügte ich das d Wissen des

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____________________ Insiders spielend hinzu: „Außerdem verdienen die Damen gut und so ein Nebenverdienst nebenbei …“ Ich hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da spürte ich intuitiv, dass meiner besten und mittelalten Freundin Viola der Beruf der Domina Spaß machen würde. „Du meinst ich kann das?“ „Natürlich kannst du das. Du siehst nach was aus. Du bist gepflegt und intelligent, und du hast doch keine Hemmungen. Du musst nur bereit sein, dazu zu lernen. Dann ist das ganz einfach.“ Insgeheim dachte ich an die Binsenweisheit, nach der Lehrjahre keine Herrenjahre sind. Ich musste lächeln, denn für einen Moment sah ich Viola als Auszubildende im ersten Lehrjahr, mit dem Feudel in der Hand. Doch dann war das Trugbild wieder verschwunden. Die Gelegenheit war günstig, und darum gab ich Viola den entscheidenden Tipp: „Deine Freundin Fabienne ist doch jetzt mit Chantal zusammen …“ „Ja ich weiß, aber ich kenn sie nicht. Mit Fabi hab ich nur noch wenig Kontakt. Sie hat mir mal erzählt, dass sie hin und wieder in einer Bar aushilft.“ „Schätzchen, das ist nicht ganz so. Chantal hat einen kleinen Club und Fabienne hilft nicht nur hin und wieder, sondern ziemlich oft und sehr aktiv da aus.“ „Das wusste ich nicht?“ Violas Stimme klang verwundert, aber ich war es nicht, denn Viola hat eine reizvolle Schwäche, sie kann nicht zuhören. „Das ist eigentlich keine Bar, das ist sowas ähnliches wie ein Swinger-Club und dazu gehört auch ein Studio. Chantal betreibt es

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________________ ______ und siee angeblich sehr erfolgrreich …“ Viola sah mich m mit gro oßen Augen n an und ein nen kleinen Momen nt dachte icch, dass ich vielleicht zu u viel gesaggt hätte. Denn selbst ein e Blinder hätte h die geelegte Spur sehen müssen, nur niccht Viola, die d nicht seh hr geschockkt, eher bew wundernd über ü Fabienn ne sprach.. bi gar nicht gedacht. Die macht au uch „Das hätte ich von Fab sowas?? Jetzt weiß ich, warum m sie in der letzten Zeit so wenig ZZeit hat. Und daann die neueen Klamotteen …“ „Genau“ stimmte ich Viola zu, be ei der endlicch der Grosschen mit deu utlich hörbaarem Klingeeln gefallen war. „Du meinstt, ich soll mal mit ihr re eden?“ „Ja das mein ich, und außerdem wolltest w du doch

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selbststtändig etwaas tun. Geld d verdienen und so ...“

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____________________ Nonnenkleid und Bar Bizarr „Liebe Viola, es kann sein, dass du noch unschlüssig bist. Doch du solltest wissen, dass du eine wichtige Rolle in unserer modernen Gesellschaft spielen wirst. Mit deiner Berufswahl sicherst du das Wachstum der Wirtschaft und unseren Wohlstand. Du wirst mehr Besuche zu den ungeeignetsten Zeiten empfangen und frohem Herzen mehr Unbequemlichkeiten ertragen als die Masse der übrigen Berufstätigen. Wenn du deinen Beruf gewissenhaft ausübst – und davon bin ich überzeugt, bringst du mehr Freude, korrigierst mehr Fehler, gleichst mehr Differenzen aus, verschwendest mehr Kraft und Nerven und hörst dir mehr Sorgen und Nöte an, ohne deine Ruhe zu verlieren, als irgendeine andere Gruppe von Menschen. Wenn man über dich spricht, wirst du individuell und kollektiv abwechselnd in den Himmel gehoben und verdammt, man diskutiert über dich öffentlich und hinter verschlossenen Türen, in Herrenund Damenzimmern, in Bars und anderen geistigen Orten, von ebenso vielen Standpunkten aus mit derselben Heftigkeit wie in den Schlagzeilen seriöser und anderer Zeitungen. Fürwahr, meine Liebe. Wenn du deinen Beruf als Berufung siehst und mit Herz und Verstand ausübst, hältst du die Räder der Wirtschaft und den Geist der Menschen in Bewegung. Mehr kann von keinem Menschen gesagt werden. Deshalb sprich niemals abfällig über eine Domina, es sei denn, du möchtest ihr schmeicheln. Frei interpretiert nach einer Rede von John F. Kennedy

____________________ Viola hat meinen Rat zum Herzen genommen und zu einer pekuniären Herzensangelegenheit gemacht. Sie hat lang mit Fabienne telefoniert, und trotz moralischer Bedenken den Entschluss gefasst, sich die „Sache“ mal ganz unverbindlich anzusehen. Niemand

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________________ ______ darf etw was davon erfahren, darum sind hinter h einem m durchsich htigen Spiegell und könneen, ohne dass wir beme erkt werden n, die Ereign nisse beobacchten. Noch h sehen wir nichts, aber wir hören laute Radio omusik, unterbrochen von Verkehrsm meldungen. Du musst nicht n stehen n. Setz dich.. Der mit rotem Samt bespan nnte Stuhl isst für dich bestimmt. b Nur N für dich mein Freun nd, öffne icch jetzt den n Vorhang, und u ich führre dich auf dir d unbekan nntes Terrain n. hen wir einen langgezo ogenen Tressen aus dun nklem, Vor uns seh im gedrechselten Mahagonisttil gehaltenem Holz. Hinter dem TTresen befindeet sich eine verspiegeltte und beleuchtete Rücckwand. Vo or dem Spiegell sind fragilee Glasregalee angebrach ht, auf deneen, wie in so olchen Etablisssements üb blich, Flaschen mit hoch hprozentigeem Inhalt sttehen. Das Am mbiente derr Bar macht einen etwaas plüschigeen Eindruck und entspricht dem Stiil der endsieebziger Jahrre. Vor dem m Tresen steehen drei Barhocker. Die Sitzflächeen haben ein nen Plastikb bezug mit schwarrzweißem Zebramusterr. Wir sehen Viola in Seittenansicht, die mit übeereinander geschlaagenen Bein nen auf dem m mittleren Barhocker sitzt. Viola hat einen schlichten, s s schwarzen H Hosenanzug g, eine weiß ße Bluse und hochhaackige, schw warze Schuh he mit kleinen Riemcheen um die K Knöchel an. Viola dreht uns noch die rechte r Schu ulter zu. Achte auf ihre Handbeewegungen. Daran kan nnst du erkeennen,

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dass siee sich unbehaglich fühllt. In der lin nken Hand hält h sie ein Feuerzeeug, mit dem sie mit kleinen Bewegungen neervös auf deen Tresen klopft. Violla raucht ein ne Zigarette e und sie wippt mit dem m linken Fuß. F Vor Vio ola steht ein n halbvolless Sektglas. Daneben D sieehst du

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____________________ einen Sektkühler mit der Aufschrift „G.H. Mumm & Co CORDON ROUGE“ in dem eine leere Sektflasche mit dem Hals nach unten steckt. So wie es aussieht besucht Viola ihre beste Freundin Fabienne am Arbeitsplatz. Hinter dem Tresen siehst du Fabienne. Fabienne ist eine attraktive, feuerrothaarige Frau um die Dreißig und mit etwas fülligen Formen. Sie hat lange, bis zur Mitte ihres Rückens reichende Haare. Ihre Haare sind bis auf zwei kleine Strähnchen die ihr ins Gesicht fallen, streng nach hinten gekämmt und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Fabienne ist sehr sorgfältig, fast übertrieben auffällig geschminkt. Jetzt dreht sie sich um und stellt eine ungeöffnete Sektflasche neben den Kühler. Sie geht nach rechts, bückt sich und verschwindet kurz aus unserem Blickfeld und kommt dann hinter dem Tresen hervor. Fabienne hat ein graues bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichendes, weites und verwaschenes Shirt an, das nicht so recht zu ihrer Erscheinung passt. Auf der Vorderseite des Shirts ist ein ehemals roter, jetzt ziemlich verwaschener Mund mit einer herausgestreckten Zunge aufgedruckt. Sie setzt sich neben Viola auf einen Barhocker. Man ahnt und kann es undeutlich erkennen, dass Fabienne unter dem Shirt Strümpfe, Strumpfhalter und einen BH trägt. Die dritte Person die du siehst ist Chantal. Chantal ist die „beste“ Freundin und derzeitige Lebensgefährtin von Fabienne. Chantal ist Mitte 40, und der sportliche Typ mit streichholzkurzen, hellblonden Haaren. Ob Chantal wirklich Chantal heißt, ist mir nicht bekannt. Ich vermute, dass es ein Künstlername ist, und in Wirklichkeit eine Inge oder eine Bärbel damit getarnt werden soll.

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________________ ______ Fabienne und u Chantal betreiben einen kleinen, bezeich hnen wir es der d Einfachheit halber als Swingerr-Club, für tolerante Ehepaaare, zu dem aber auch gutsituierte e, männliche Einzelperssonen Zutritt haben, wen nn die Mischung stimm men soll. Chantal ist die Chefin des Unternehmens un nd sie sieht w wie bei Chefinn nen anscheinend üblich, beschäftiigt und etw was gestresst aus. Sie igno oriert Viola und achtett auch nicht auf ihre Freeundin Fabienne. Mit derr rechten Hand H notiertt sie etwas. Sie zählt diie Flaschen und hin und d wieder dreeht sie einee Flasche miit dem Etikeett nach vorrn, oder stellt sie um. Chan ntal hat ein rotes Klemm mbrett in der linken Haand. Sie dreht uns u noch deen Rücken zu. Chantal hat einen schw warzen, glänzenden Kimono an. H Hab noch ettwas Geduld, gleich wirst du es se ehen. Der Kiimono steht vorne weit au uf. Nur im Spiegel an deer Rückwan nd kann man mehr verm muten als seheen, dass siee darunter halterlose h Sttrümpfe, einen kleinen n schwarrzen Slip und außer etw was Schmucck sonst nichts anhat. Vor uns und schwarzw weiß gefleckkt, döst Arm min, der Ladenh hüter und Chantals Req quisite für besondere b F Fälle mit Felll. Armin ist i eine Deu utsche Doggge und soll im i Nebenbeeruf ungebeetene Gäste verscheuche v en. Aber daazu ist Armin n zu faul, deenn er ist „eein ganz Lieeber“ wie Paula, P die ju unge Frau, die d von Chan ntal als „polnische Putze“ bezeichnett wird, aber aus Chemn nitz stammtt. Ich versteh he, dass du bei b dem An nblick unruh hig und auch h

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neugierig wirst. Bleib bitte ruhig und sagg jetzt nichtss. Man darff uns nicht bemerken. Doch D zunäch hst, möchte e ich dir nocch mehr von n Fabienn ne, Viola un nd Chantal erzählen. e

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____________________ Wie du vielleicht noch weißt, heißt Fabienne eigentlich Marion und hat wenige Tage nach ihrer Scheidung von Ralph auch ihre Affäre in die einsame Wüste der Verflossenen geschickt. Der, und das muss ich zugeben, ist darüber auch heute noch etwas traurig. Aber wie es im Leben nun mal so ist, muss Mann auch leiden und verzichten können. Nur in diesen Fähigkeiten zeigt sich die wahre menschliche Größe. Danke, das ist nett von dir, aber du musst mir kein zweites Papiertuch reichen. Tatsache ist, dass mich Fabienne vor etwa zwei Jahren verlassen hat. Der Grund waren keine Meinungsverschiedenheiten. Fabienne hat schlicht und einfach ihre bisexuelle Ader entdeckt, und wegen einem vorübergehenden Liquiditätsengpass konnte ich dem nichts entgegensetzen. Im Leben gibt es immer jemand, der besser ist. In meinem Fall war es Chantal. Chantal hat das Geschenk anders verwaltet. Ich halte viel von Demokratie und Mitspracherecht – Chantal nicht. Sie hat die Zügel strammer angezogen und öfter mit der Peitsche geknallt, aber immer ein Zückerchen in der schwer erreichbaren Rückhand gehalten. Darum ist Fabienne zu Chantal gezogen und lebt bis heute auch mit ihr zusammen. Ob sie glücklich ist? Ich weiß es nicht, aber das ist auch nicht wichtig. Bei Fabienne habe ich in Chantals Gegenwart keine Stich und keine Zukunft – jedenfalls nicht im Moment. Chantal gehört die Bar die eigentlich ein kleiner Club mit mehreren Nebenräumen ist. Im Keller befindet sich ein Studio, und im ersten Obergeschoß sind die Privaträume von Chantal und Fabienne. Den Keller, die Nebenräume und die Wohnung mit sechs

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________________ ______ Räumen im Oberggeschoß kön nnen wir niccht besichtiggen, aber vielleicht werden uns Chantal oder Fabie enne noch erzählen, e was sich dort ab bspielt. Hab also noch etwas e Gedu uld. Chantal füh hrt den Club b sehr bestiimmend und man spürrt, dass sie die knallharte Geschäftsfr G rau ist, und alle „im Griff“ hat. Chaantal und Fabienne verd dienen Geld d. Geld in de er notwendigen Mengee, um einen gehobenen g Lebensstil, irgendwo angesiedelt a zwischen C Cartier, Prada und u Gaultier kultivieren n zu können n. Ich denkee, du kannstt jetzt gut verrstehen, warum die finanziell unte erversorgte Viola die Nähe der neu uerdings gutverdienenden Fabienne sucht. Natürlich werde w ich mir m über die Moral kein Urteil erlau uben. Im Geggenteil, ich hab h großes Verständnis für die Sorgen und Nöte meinerr besten und d verheirateeten Freund din. Sieh genau u hin. Fabien nne lächelt Viola an, un nd Violas Nervossität lässt merklich nach h. Fabienne e möchte ihrer Freundin gern helfen, und auch Chantal C hat das rote Klemmbrett aus a den Hän nden gelegt und auch sie lächelt Viola an, wäh hrend sie diee Sektflasch he öffnet. Diese Geste ist besond ders bemerrkenswert, denn d eigenttlich ist Chantaal nicht so grroßzügig mit Freigetränken. Aber offensichtliich macht sie in diesem Fall eine Ausnahme. Sie sieht Viola V gern, d denn Viola isst attraktiv und u würde sich gut maachen, rein geschäftlich g h und frischfleischmäßigg gesehen. Chantal und Fabiennee haben kein ne Geheimn nisse vorein nander.

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Darum akzeptiert Chantal aucch Violas eh heliche Rach hegefühle. A Als erfahreene Geschäfftsfrau weiß ß sie aber auch, dass Gefühle angeesichts der Verrdienstmögglichkeiten nachrangig n sind, s aber als a Legitimation für

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____________________ das Tun gern wie ein flatterndes Fähnchen der Gesinnung verwendet werden. Viola hat die unübersehbar teuren Accessoires bei Fabienne gesehen, und sie ist entschlossen, etwas zu tun. Viola muss und will Geld verdienen, und zwar viel Geld. Noch weiß sie nicht so recht, wie sie es anstellen soll. Eigentlich will sie es Werner heimzahlen und dazu erscheint ihr die Peitsche als das einzige und geeignete Werkzeug in einem mittelalterlichen Folterkeller. Noch sind die drei Frauen allein. Die Bar ist noch geschlossen, aber die Gäste kommen garantiert, denn Chantal, Fabienne und auch Paula (die polnische Putze) sind gut in dem was sie machen. Fabienne dreht sich um und öffnet einen kleinen Metallkasten an der Wand. Mit einem deutlich hörbaren Klicken drückt sie einen Schalter nach oben. Das Licht wird heller und leuchtet den gesamten Raum aus. Viola sieht sich um: „Hübsch habt ihr es hier. So hab ich mir das nicht vorgestellt. Ich war ja noch nie in so einem Club.“ Natürlich ist Violas Satz unverschämt gelogen. Jetzt erst sieht man deutlich, dass das Interieur schon bessere Zeiten gesehen hat. Fabienne lächelt: „Was hast du denn gedacht? Dass wir hier eine versiffte Bude haben. Wir haben nur gute Gäste und das bringt richtig Geld.“ Viola: „Das freut mich für euch. Ich hab euch schon immer ganz fest die Daumen gedrückt?“ Violas Antwort klingt etwas zu übertrieben um ehrlich zu wirken. Chantal stellt kleine Glasschälchen auf den Tresen. Dann stellt sie Fabienne demonstrativ einen Beutel mit Nüssen hin.

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________________ ______ Fabienne reagiert nich ht. Chantal schüttelt deen Kopf und d sagt kurz un nd knapp: „SSchlaf nichtt. Füll die mal auf.“ Fabienne reißt die Plastikverpackkung und füllt die Schälchen mit Nüsssen. Einigee kullern auf den Boden n. Fabiennee bückt sich und sammeelt die verstreuten Nüsse vom Bod den auf. Chantal ach htet nicht auf a Fabienne e. Sie fragt ganz beiläu ufig ohne Viola V direkt anzusehen: a „Hast nichtt Lust hin und wieder m mal auszuhelfen. Du kaannst hier richtig r gut verdienen?“ v “ Viola zieht an der Zigaarette. Eine kleine Pausse entsteht,, bevor sie antw wortet: „Ich h weiß nichtt, was müssste ich denn n hier machen. Ich hab so was noch nie n gemachtt ...“ Dann fügt sie s hinzu: „… … interessie eren würde es mich sch hon.“ Fabienne taucht wieder auf. In de er linken Haand hat sie die Nüsse, die sie vom m Boden auffgelesen hat. Sie verteiilt die Nüssee in den Schälch hen und verrreibt dann darüber ihrre Hände. Chantal sch haut sie streeng an. Fabienne zieht eine ab bfällige Grim masse zu Ch hantal und fflüstert dann zu u Viola: „Daas ist nicht schwer, s du unterhältst dich mit deen Gästen und achtesst drauf, dass die Gläse er immer vo oll sind.“ Viola sieht Fabienne an a und dann n in den Rau um. Sie antw wortet etwas unsicher: u „A Aber ist das hier nicht …“ … Viola sprich ht den Satz nicht aus, während w Faabienne nacch der Sektflasche greift und die Sekktgläser fülltt.

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Chantal dreeht sich leiccht um und sieht über die rechte Schulteer Viola kurzz an. Sie saggt etwas zu laut: „Ja sag´s ruhig, es ist ein Club. Geld G verdien nen wir mit ficken.“ Dabei beobachtet sie Vio ola, ob sie jetzt schockiertt ist. Viola verzieht v abe er keine Mieene. Sie greeift zum

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____________________ Sektglas und nimmt einen schnellen, hastigen Schluck. Am Glas kann man den Abdruck ihres Lippenstifts erkennen. Fabienne verzieht das Gesicht und schaut kurz an die Decke. Man sieht ihr an, dass sie es Viola schonender beigebracht hätte. Dann sagt sie mit beruhigendem Unterton in der Stimme: „Chantal hat doch nur einen Scherz gemacht.“ Chantal zählt wieder die Flaschen und murmelt etwas abfällig vor sich hin: „Spiel jetzt bloß nicht die Heilige.“ Viola achtet nicht auf Chantal. Ihre Antwort kommt sehr beherrscht, fast beiläufig: „Eigentlich wollte ich mich nur informieren, was eine Domina so macht ...“ Fabienne lächelt und beendet Violas Satz: „… wie man zur Domina wird, und was man alles wissen muss.“ „Eigentlich ja. Wenn ich bei euch im Club arbeiten sollte, wüsste ich doch gar nicht wie ich mich hier verhalten sollte, mit Fremden und so?“ Chantal spürt, dass eine angespannte Stimmung entsteht. Sie dreht sich wieder zu Viola, sagt aber nichts. Dafür antwortet Fabienne: „Da musst du dir keine Gedanken machen. Wenn du das willst, packst du das auch. Wenn du eine gute Ausbildung suchst und auch gut verdienen willst, bist du bei Chantal genau richtig.“ Um dann mit einem wissenden Unterton in der Stimme hinzuzufügen: „Sie kann das gut. Als Domina ist sie wirklich Spitze.“ Viola trinkt ihr Glas aus und Chantal füllt es wieder auf. Dann sagt sie zu Viola: „Wenn du dich ernsthaft entschlossen hast, dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Wenn du hier im Club arbeiten willst, kannst du gut verdienen und hast auch noch viel Spaß. Das ist ganz

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________________ ______ anonym m und wir haben h nur nette Gäste. Am besten n wäre, du ssiehst dir das erst mal zw wei oder dreei Abende an, a dann kan nnst du dich h hen möchtest. Die Dom mina ist sozu usagen entscheeiden, ob du das mach die Krö önung. Dafür brauchst du d Einfühlungsvermöggen und mussst etwas von v Psychologie versteehen. Eines kann ich dir jetzt schon verspreechen – auff dich werdeen alle fliege en.“ Chantal scchaut auf Violas Bluse. Ihr Blick sch heint durch den Stoff hiindurch zu gehen. g Chantals Kimon no ist offen und für einen Momen nt kannst du ihre nacktten, mit sch hweren gold denen Ringeen geschm mückten Brü üste sehen. „Wenn du eine solide Ausbildungg zu Dominaa bekommeen möchteest, müsstest du aber erst e mal hie er im Club arbeiten. Das ist die Voraussetzung, so onst wird daas nichts. Wir W bringen dir d alles bei.. Immerh hin hast du eine Verantwortung fü ür deine Gääste.“ Fabienne bestätigt b Chantals Worte: „Das waas du hier leernst ist eigentlich unbezah hlbar. Das isst wie mit dem d Stricken. Wenn du u es einmal kapiert hasst verlernstee das auch nicht mehr..“ Für die Bem merkung erntet Fabien nne einen missbilligend m den on Chantal. Fabienne achtet a nicht auf Chantaal und redett weiter Blick vo auf Vio ola ein: „Abeer einfach isst das nicht. Eine Domiina-Ausbildu ung dauert auch seine Zeit …“ S „… min ndestens dreei Jahre. Un nd Chantal erggänzt den Satz: Manche kapieren das nie.“

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„Was mach ht ihr denn hier so im Club. C Also icch kenn sow was ja K daa nur Männeer …“ nicht. Kommen „Nein, das ist ganz and ders. Wir sind ein Swin nger-Club. D Da kommeen vorwiegeend Paare. Die D kennen sich fast alle und das ggeht

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____________________ ganz familiär zu. Wir haben Mittwoch bis Samstag von 18:00 Uhr bis 3:00 Uhr geöffnet. Samstags auch länger, je nach Betrieb. Montag so etwa ab 12:00 Uhr bis zum Nachmittag, da kommen die Sparsamen. Das sind die Paare, die verheiratet sind, aber nicht miteinander. Manchmal auch einzelne Hausfrauen. Dann geht’s am wildesten zu. Nicht was du jetzt denkst, sondern ganz seriös. Die futtern sich am Büffet durch und probieren das alles aus, was sie in ihrer Ehe nicht kriegen. Außerdem ist das hier billiger, als wenn die jedes Mal ein Hotelzimmer bezahlen müssen. Da ist natürlich ein ziemlicher Trubel, aber es macht ja auch Spaß wenn das Geschäft läuft.“ Fabiennes Erklärung scheint Viola etwas zu beruhigen. Sie lächelt und Chantal redet weiter. „Wir haben hier für jeden Geschmack etwas. Hier gibt’s eine Spielwiese, da können mehrere Paare rein und andere können zusehen. Wir haben auch einen Glory-Hole-Raum und im Keller ist mein Studio. Da finden die Sessions statt, aber nur auf Voranmeldung. Eigentlich könntest du mir dabei mal assistieren, dass du mal siehst, was da so abläuft ...“ Im Hintergrund hört man klappernde Geräusche, als ob ein Eimer hin und hergeschoben wird. Ein Staubsauger heult kurz auf und wird dann wieder abgestellt. Chantal macht noch eine Flasche Sekt auf und stellt sie auf den Tresen. Viola greift eifrig danach und schenkt aus der Sektflasche die Gläser wieder voll. Der Sekt schäumt und läuft über den Tresen auf Violas Hose. Viola rutscht vom Barhocker runter und versucht mit einer Serviette den übergelaufenen Sekt wegzuwischen. Man sieht dass ihr das kleine Missgeschick peinlich ist.

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________________ ______ Chantal kommt eilig hinterm h Tressen und nim mmt ihr die Serviette weg. „Scchätzchen, lass mich daas machen. Das ist doch nicht m.“ schlimm Sie kniet sich vor Violaa und wisch ht mit einem m Küchentucch über Violas Hose. H Viola will die Berrührungen abwehren. a Es ist ihr sicchtlich peinlich h. Chantals Kimono steeht etwas auf und man n sieht ihre schwerren nackten n Brüste. Fabienne läächelt amüssiert und sie eht zu. Spürrst du die erotische Stimmun ng und den sich zwisch hen Chantal und Fabien nne anbahn nenden Kon nflikt. Fabienne nimmt n der noch n knieen nden Chantaal das Kücheentuch aus derr Hand und mit einem strafenden Blick wirft sie s es achtlo os auf den Bo oden. Sie beachtet Chan ntal nicht. Fabienne F steeht jetzt neeben Viola: „Du „ musst mit m den Gässten lachen,, das verbindet. Die Gääste wollen Spaß. Frustt haben die Zuhause. Das D braucheen die hier n nicht. Wenn dir d so etwass passiert, dann d mach ein e Erlebniss draus. Lasss dich gehen und spritz alle a nass. Daas mögen die …“ Chantal steeht auf und stimmt zu: „Klar, wenn ich mit einem i das angeenehmer, alls wenn ich einen hab, der Gast lachen kann ist und nicht au ufkriegt.“ den Mu Zögernd fraagt Viola: „A Aber was ist, wenn es zum z Sex kommt?“ Chantal und Fabiennee antworten n fast gleichzeitig: „Da m mach dir mal keine Sorgen, die sind d hier alle se ehr nett. Au ußerdem maachst

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du nur das was du u auch willstt ...“ Dann redett Fabienne weiter: w „Stö öhn ihm waas vor, sag ih hm was er für ein e geiler Heengst ist, daas wollen die Kerle hören. Sag ihm m, dass du sein ne Stute und d heiß auf ih hn bist und solche Sach hen.“

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____________________ Chantal greift unter den Tresen und legt einen großen Gummidildo zwischen die Sektgläser. Viola ist der Anblick und die Präsenz des Gegenstands sichtlich unangenehm. Fabienne lacht und redet weiter: „… die Männer wollen so eine Illusion von Zuneigung und Leidenschaft. Und dann musst du höllisch aufpassen, dass du nicht alles glaubst. Manche erzählen dir die aberwitzigsten Geschichten.“ Chantal lacht auch und macht beim Umdrehen ihren Kimono zu: „Am schlimmsten sind die Missionare, bei denen musst du besonders aufpassen, dass du nicht darauf reinfällst. Die wollen dich bekehren und wissen, wie du zu dem Job gekommen bist. Aber das kriegst du schnell mit. Je mehr die Sex mit Gefühlen verwechseln, umso besser fürs Geschäft. Dann denken die sie wären so gut, dass wir sie lieben.“ Fabienne spricht auch auf Viola ein: „Du musst dir nur merken, dass in unserem Job alles nur Show ist. Welcher Mann will für sein Geld nicht die Traumfrau haben. Und wenn er denkt, er hat sie gefunden, dann macht er alles für dich. Das macht Spaß, das wirst du schnell merken.“ Viola: „Aber ihr habt doch gesagt, dass das ein Swinger-Club ist, da kommen doch nur Paare rein habe ich gedacht?“ „Schätzchen, also rein theoretisch ist das ja so, aber manchmal ist das auch anders. Es kommt auf die Zusammensetzung an. Manchmal haben wir zu wenig Frauen, dann dürfen nicht zu viele Männer da sein, sonst fühlen sich die Frauen unwohl, oder wir haben zu viele Frauen, dann brauchen wir wieder mehr Männer. Gute Gäste

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________________ ______ lassen wir w auch alllein rein. Am m Wochene ende kommen fast nur Paare und da musst du besonders b e einfühlsam sein.“ s Chantal hat sich auf eiinen Barhoccker neben Fabienne ggesetzt. Sie greiift nach dem m Sektglas von v Fabienn ne und nimm mt einen ku urzen Schluckk daraus. Fabienne fäällt Chantall ins Wort: „… „ und zum m Schluss will dein Gast vo on dir nur hören, dass du d gekomm men bist. Da musst du natürlicch schauspielern. Sag einfach e dasss du einen Megaorgasm M mus hattestt. Was denkkst du, wie der d sich freu ut wenn er hört, dass eer eine Zofe geeknackt hat. Dann krieggst du schne ell Stammgäste die rich htig Geld brringen. Auß ßerdem kom mmen die scchneller, weeil die nicht so verspan nnt sind.“ Chantal spiielt mit dem m Gummidilldo und sieh ht Viola prüfend von oben bis unten an. Viola fragt unsicher wirkend: w „Zofe?“ e und Fab bienne hat einen Chantal geht nicht auff die Frage ein, unbeteeiligten Gesiichtsausdru uck und stecckt sich Nüssse aus eineer Glassch hale in den Mund. Einigge Sekunde en herrscht Schweigen, S , nur unterbrochen vom m qualvoll heulenden Geräusch G ein nes vollen Staubsaaugers. Dan nn fragt Viola: „Eigentliich wollte icch ja nur alss Dominaa. Was maccht die denn n so?“ Chantal antwortet wiee beiläufig: „Wir macheen hier alless was Spaß macht. m Vom Analsex mit einer volle en Apfelsch horleflaschee bis

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zum zertrampeln der d Zinnsold datensamm mlung des Gastes.“ Viola scheint es für ein nen Scherz zu halten. Sie S wirkt immer noch unsicher. An ihrer Mimik kann man n erkennen,, dass ihr no och viele Frragen durch h den Kopf gehen. g

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____________________ „Aber was soll ich denn anziehen, wenn ich hier arbeite.“ Chantal und Fabienne sehen sich an. Fabienne flüstert Chantal etwas ins Ohr. Chantal nickt und Fabienne antwortet: „Da mach dir mal keine Sorgen. Wir haben da etwas besonders Scharfes für dich.“ Fabienne sieht Viola prüfend von oben bis unten an: „Ich glaub mein Nonnenkleid steht dir gut.“ Viola fragt ungläubig: „Nonnenkleid?“ „Das ist was Supergeiles, ich hab mir das machen lassen. Hat über 600 Euros gekostet. Das ist ganz aus Latex. Aber ich leih dir das aus. Ist ja schließlich eine Premiere. Du traust dich doch?“ Die Frage von Fabienne ist eigentlich keine Frage, sondern eine Aufforderung. Man sieht Viola an, dass sie noch nicht ganz überzeugt ist, aber den Job schon mal gern ausprobieren möchte. Außerdem ist es zeitmäßig gesehen auch günstig, denn Werner ist auf einer dreitägigen Weiterbildung über steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für außergewöhnliche Aufwendungen. Fabienne antwortet: „Show gehört nun mal zum Geschäft. Und du mit deiner rattenscharfen Figur bringst das bestimmt. Du musst nur aufdrehen. Wenn du nur wie ne graue Maus rumsitzt und wartest, hast du kein Spaß und du kommst du nie auf deinen Umsatz. Stell dich auf den Tisch, mach einen Strip und mach die Tittis frei oder so was, dann kriegst du Fans die zahlen. Hauptsache du machst was Verrücktes, das bringt´s. Und wenn du das gut machst, dann zeig ich dir, was wir im Keller machen.“ Chantal dreht sich um und geht wieder hinter den Tresen zu ihren Flaschen. Im Hintergrund hört man das Geräusch eines

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________________ ______ umfalleenden Blech heimers. Ein ne Frauensttimme fluch ht mit sächssischem Akzent.

Achte auf die d linke Seiite des Raum ms. Zuerst siehst s du nu ur eine mte Rückseitte. Es ist Paula, die mitt einem Wisschmob den n Boden geblüm schrubbt. Jetzt hebt sie das Küchentuch auf. Paula hat h einen mten Kittel an a und die blonden b Haare unordentlich geblüm hochgeesteckt. Pau ula ist die fleeißige „Mitaarbeiterin“ von Chantaal und Fabienn ne, die als Mädchen M ZB BV (zur beso onderen Veerwendung) für alles ihre Verwend dung findet. Paula ist blond, b sie haat blaue Auggen, sie räumt weg w und au uf, sie achteet auf Ordnu ung und hilfft auch und wieder an der Bar und in den d Nebenrräumen auss. Für gut zaahlende Gässte dient siie auch als Zofe Z oder Sklavin, S und sie assistiert Chantal im Studio. Ihre Haar- und Augenfarbe und ihr unüberhörbarer, sächsischer Akzent verführen n zu einseitiggen Vorurteeilen. Das isst aber falsch, denn Paulaa verfügt über erstaunliche Talentee, die von Fabienn ne misstrau uisch, und von Chantal abwertend d honoriert werden n. u Chantal beachten sie s nicht. Nu ur Viola sch haut Fabienne und kurz hin n. Das Telefon klingelt un nd der Anru ufbeantworrter springt an. Du hörst die d Ansage: „Hallo verehrte Gäste. Wir haben Montag bis Samstaag von 10:00 0 Uhr morgens bis 3:00 0 Uhr morgens geöffneet.

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Montaggs ist unsere Happy-Ho our mit viele en Überrascchungen un nd am Samstaag ist unseree Motto-Party. Anmeld dungen neh hmen wir geern entgegen.“

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____________________ Chantal ruft Paula zu: „Jetzt beeil dich mal, wir machen gleich auf. Und mach dir eine andere Frisur …“, und in Anspielung auf Paulas hochgesteckte Haare „… mit dem Hausfrauenwedel kannst du keinen Hund hinterm Ofen vorlocken ...“ Chantal geht zu Viola und nimmt ihre Hand. „Schätzchen, du hast ja immer noch deine normalen Sachen an. Geh mal nach hinten, da hängt das Nonnenkleid. Komm wir probieren das mal aus, hier wird’s gleich voll.“ Fabienne berührt Viola an der Schulter und schiebt sie leicht auf eine Tür an der Seite. Viola geht hinter Chantal zur Tür. Sie stolpert aber und fällt hin. Paula lacht. Fabienne geht hin und hilft Viola. Sie bückt sich, und das Shirt rutscht hoch. Einen kurzen Moment sieht man ihren Po. Chantal ruft: „Paula hör jetzt auf hier Krach zu machen. Und ich will heute Abend das rote Halsband von Armin an dir sehen.“ Das Licht wird etwas dunkler. In dem Moment kommt Viola aus der Tür. Sie hat ein langes Kleid an. Sie sieht aus wie eine Nonne. Ihre Haare sind unter einer Haube versteckt, nur Ihr Gesicht ist sichtbar. Das Kleid glänzt und ist aus Latex. Viola geht langsam und unsicher zur Bar und steht jetzt hinter der Bar. Man sieht, dass sie noch nicht weiß, was zu tun ist. Chantal schaut Viola von oben bis unten an und ihr Gesichtsausdruck hat die Mimik zwischen einem hungrigen Hai und einem Jäger der eine leichte Beute sieht. Mit etwas abgesenkter Stimme sagt sie zu Viola: „Du siehst ja süß aus …“ Und mit einem aufforderten Unterton in der Stimme: „Komm mach uns mal was zum trinken.“

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________________ ______ Fabienne sieht verwun ndert aus. Offensichtlic O ch ist sie diee Großzü ügigkeit ihreer Chefin un nd Freundin n nicht gewo ohnt. Chanttal sieht Fabienn nes Blick un nd fügt mit etwas laute erer Stimmee hinzu: „Es geht aufs Haaus. Mach uns u mal eineen Büchsenöffner, das hebt die Stimmu ung.“ Violas weiß ß nicht, wass damit gem meint ist und d fragt: „Wo o find ich den n Büchsenöfffner?“ Fabienne und u Chantal lachen. Paula macht eine e abwerttende Handbeewegung. Chantal C sieh ht zu Paula und u nimmt den Gummidildo in die Hand H und heebt ihn mit einer drohe enden Gebäärde wie zum Schlag. Paula ziehtt etwas den n Kopf ein und kichert. Chantal saggt zu Viola: „Pass auf icch zeig´s dirr. Du nimmsst die Cocktailgläser. Dan nn füllst du sie zur Hälffte mit 43err. Das ist diee bauchigge Flasche, die da linkss steht. Dan nn nimmst du d Büchsenm milch und füllst es etwass auf. Rühr es etwas um m.“ Sie sieht zu u, wie Viola die Gläser vorsichtig v fü üllt. Paula grinsst und Fabieenne lacht. „Und jetzt tu noch in jedes j Glas zwei z Eisstüccke und dan nn K er obendrau uf. Zur Deko oration. Und d fertig ist d der etwas Kaffeepulve Büchseenöffner. Schau dir das Glas an. Errinnert dich das an wass?“ Chantal dreeht sich zu den d andere en um: „So aber a jetzt zieht

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euch allle mal um, damit es geemütlicher wird.“ w

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____________________ Natursekt

„Ein züchtiges Mädchen mag eine Mannsperson sehr leicht an sich zu fesseln, wenn es ihm in den Stiefel pinkelt.“11 ____________________

„Trinke Wasser aus deiner Zisterne und was quillt aus deinem Brunnen.“12 Als Informations- und Ratgeber ist die Bibel eine unerschöpfliche Inspirationsquelle, denn exakt so und nicht anders steht es geschrieben. Spontan kam mir in den Sinn: „Frau und Mann sollten nicht nur meinen bewährten Beziehungsratgeber mit über vierhundert wertvollen Tipps, sondern auch die Bibel jederzeit griffbereit halten.“ Mit solchen, aber auch mit ähnlichen Überlegungen schloss ich das große Buch. Hüstelnd den Staub verwedelnd begann mich mit den alltäglichen Widrig- und Lustbarkeiten zu beschäftigen. Denn in präzise einer Stunde hatte sich meine derzeit zweitbeste Freundin13 Viola angekündigt, der es nach meinem Rat, meiner Gesellschaft und als krönenden Abschluss des ersten Oktobermontags, auch meines leckeren Champagners gelüstete. Nach einem ersten Check war alles Notwendige für einen inspirierenden Spätnachmittag im goldenen Frühherbst vorhanden. Ich war frisch geduscht, hellwach und geistig in einer überaus phantasievollen Verfassung. Mein Bett war für alle Fälle bereitetet, 11

Aus „Der erotische Zitatenschatz“ Eichborn Verlag Seite 30

12

Die biblischen Zitate sind aus „Prediger 9.9.“

13

Absteigende Tendenz

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________________ ______ und nach einem kleinen Geru uchstest am m Spannbetttlaken entscchied ich, dasss der knittrrige Überzu ug noch in einem erträgglichen Zusttand sei. Wiee wir alle wissen, w ist Viola ist eine eher rustikkale Frau, diie trotz ihrem gehobenen g Lebensstan ndard, in be estimmten Angelegenh A heiten nicht zu u sehr auf die d für die Sache unwicchtigen Detaails der Örtlichkeiten achtet. w dabei“14 ist eines vo on „Alles was wir braucheen haben wir Violas Lieblingszita L aten, das siee vermutlich irgendwo o aufgeschnappt hat, um m mir zu imp ponieren. Bevor B ich vergesse es zu u erwähnen n. Auch mein Kühlschrank war an diessem Montaag gut gefülllt, denn Vio ola ist eine Frau mit geho obenen Anssprüchen, und ich gedaachte, zwiscchen einbrecchender Dämmerung und u alles in Allem bis etwa 21:30 U Uhr, meinen n persönlich hen Protzom meter bis zu um Anschlaggsstift auf d der nach ob ben offenen n Yannik-Fraauenbeeind druckungsskkala zu testen. Pünktlich auf a die letzte Minute meiner m aus Erfahrung E geahntten hunderttsiebenundzzwanzigmin nütigen Stun nde Verspättung traf Vio ola ein, und sie hatte zu ur Abwechsslung gute Laune, L was mir in Anbetracht meinees für den Abend zurechtgelegten Plans sehr n kam. An ih hren glitzerrnden Augen und ihrem m selbstbew wusst gelegen beschw wingten Gan ng konnte icch sofort erkennen, dass etwas geschehen war. Ettwas was üb ber das Alltäägliche hinaaus ging. Ein n n ihrem besten b und intimsten, i in allen Erlebnis, dass sie nur L gesttählten und darum aucch erfahreneen Widrigkkeiten des Lebens

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Freund d mitteilen konnte. k Den nn eine Sünderin die errnsthaft beiichten

14

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Aus dem m Film „Fahr zur Hölle H Liebling“

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____________________ will weiß, dass sie in intimen Angelegenheiten nicht zu einem Allerwelts-Heiligen gehen sollte, sondern zu einem großen Sünder. Mein souveränes „mi casa es su casa“ und Violas etwas zu hektische Kurzumarmung mit den obligatorischen zwei flüchtigen Küsschen links, und dazu ein gehauchtes auf die rechte Wange, gaben meiner ersten Vermutung neue Nahrung. Neue Erlebnisse warteten auf Mitteilung, dich ich Ihnen, verehrte erwachsene und mittelalte Leserin, und selbstverständlich auch dir mein literarischer Feinschmecker-Freund, allerdings nur unter der Voraussetzung des Versprechens der absoluten Verschwiegenheit, mitteilen möchte. Dies vorausgeschickt ist es mir ein Herzensanliegen, thematisch nicht vorzugreifen, sondern bei der chronologischen Reihenfolge des Abends zu bleiben. Nachdem Viola, adrett und stilsicher im den die im zunehmenden Wohlstands-Überfluss proportionierte Figur exzellent betonenden Rock mit passender Bluse gekleidet, zielsicher und pfennigabsatzmäßig vor mir in mein Wohnzimmer gestöckelt war, begann ich in Sorge um mein frisch verlegtes Laminat leise zu beten, aber mich auch gleichzeitig mit den verschiedensten, biblischen Gedanken auseinander zu setzen. Hatte ich nicht erst vor wenigen Stunden in meinem theologischen Ratgeber gelesen: „Und erfreue dich des Weibes.“ Nicht für mein Laminat, sondern für Viola entschied ich mich in diesen spektakulären Sekunden, denn so steht es schon seit Jahrtausenden geschrieben, und nur darum darf, konnte und kann ich mich als gläubiger Mensch den präzisen Vorgaben nicht entziehen.

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________________ ______ Du möchteest noch meehr aus der Heiligen Sch hrift hören?? Es steht auch geschriieben: „Sie ist lieblich wie w eine Gaazelle und holdselig n Reh.“ Auch h dem, und das kann icch dir ehren nwörtlich wie ein versichern, muss ich durch peersönlichen Augenscheein zusätzlicch überzeugt, zustimmen, obwo ohl Viola beii genauer Betrachtung der Details doch eher zum fraulicchen Typ Fraau gehört, und u holdselige Rehe nach meinerr Erinnerungg schlank sind. Aber daas soll hier n nicht zu einer Ursache U für zu ausführliche Erörterungen übeer biblische Wahrheiten und Überlieferun Ü ngen werde en. Nach dem beim mitteleuropäisch hen Zivilisattionskonform misten üblicheen Vorgepläänkel und deen routinem mäßigen Fraagen mit määßigem Interessse, wie zum m Beispiel: „Wie „ geht’s dir“, oder der d darauf folgend den Gegenfrage: „Dankke gut, und wie war deein Wochenende“, begann n ich mit dem Gedankeen an meine e Investition n in prickeln nde Lustberreiche, einee der vier vo on meinem schwer verrdienten Geld erstand denen Cham mpagnerflaschen mit dem d besond deren ALD*-PreisLeistun ngsverhältniis15 zu öffneen. Violas frröhliches Lächeln interpretierte ich in i diesem kurzen k Mom ment mit gro oßem Scharrfsinn, päter herausstellen aber leider vorschnell (wie sicch erst drei Stunden sp sollte), als ein auf meine Persson fixiertess Interesse - vulgärpopulär auch alls „erwartun ngsvolle Geeilheit“ beze eichnet. Dieeser Zustand d war mein Hoffen, H und auch mein Ziel für die kommendeen zwei Stun nden an diessem Montaggabend, und d dazu steh h ich auch no och heute o ohne

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Scham.. Aber wie so s oft im Leben, ist dass sogenanntte 15

Aus Wetttbewerbsgründeen und um nicht in den Verdacht von v unlauterer Scchleichwerbung zzu geraten,

ist die Marrken- und Herkun nftsbezeichnung unkenntlich u gemaacht. Ich bitte meeine Leserinnen u und Leser um Verständnis.

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____________________ „vorausschauende Denken“ nur der untaugliche Versuch, Gesetzmäßigkeiten im zwischenmenschlichen Chaos zu vermuten, und zwar bevor Andere auf die gleiche Idee kommen. Violas offen zur Schau getragene Gefühle hatten eine andere Ursache, und darum kam es auch anders, als ich in diesen Minuten zu hoffen gewagt hatte. Meine derzeit zweitbeste Freundin nahm das langstielige Glas an ihre vollroten Lippen und sie schlürfte den ersten Schluck des prickelnden Champagners aus meiner vor- und fürsorglichen Bevorratung. Nach dem Absetzen des nun bis auf einen kleinen Rest geleerten Kelches war „du sag mal …“ ihre lauernde Halbfrage, vergleichbar mit dem Gambit beim Spiel der Könige. Nachfüllend, aber noch bei der Überlegung, warum man bei Rehen den hellen Fleck an der Rückseite „Blume“ nennt, und warum sonnenstudiogebräunte Mädels immer einen hellen Fleck am oberen Hinterteil haben (dort wo die Kerbe ausläuft, und üblicherweise das größte Stück des Slips sitzt), befand sich meine Phantasie noch vorfreudig-erektil auf Abwegen. Darum wusste ich nicht, was ich auf die Frage meiner Kleopatra sagen sollte. Doch mein Schweigen spielte keine Rolle, denn vermutlich hätte meine Antwort meine Viola nicht wirklich interessiert, denn Zuhören ist nicht ihre Stärke. „… du bist doch mein bester Freund und wir kennen uns doch schon seit zig Jahren?“ Dem konnte ich reinen Gewissens, unterstützt durch eifriges Kopfnicken zustimmen, obwohl ich an die erste Kennenlernzeit in den mittleren Achtzigern nicht so gern erinnert werden wollte. Ein

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________________ ______ Fehlstaart bleibt im mmer ein Fehlstart mit stark s reduzierten Chan ncen auf den n ersten Plaatz. Das hat sich seit de er Antike un nd den Anfängen der Olyympischen Spiele, S bis heute h nicht geändert, und u dieser M Makel haftet mir m (neben anderen Vo orurteilen im m zwischen nmenschlich hen Bereich h) wie Kaugummi am Schuh, S und zwar z bis zum m heutigen Tag an. Du möchteest erfahren n, was es damit auf sich h hat? Damaals, also so vor etwa fü ünfundzwan nzig Jahren bekam ich die Rolle dees besten Freundes eher e unfreiw willig zugew wiesen, nicht ahnend, d dass damit auch a die untrennbare Rolle R des errsten Verlierers verbun nden war. Du bist sch hockiert, abeer du kannsst mit mir fü ühlen? Dann n möchtee ich dir meein traurigess Schicksal, das mich nu un seit vieleen Jahren verfolgt, ku urz erläutern. Die Fakte en sind: Vio ola hat damaals aktiv veersucht, mitt mir zu kop pulieren, un nd ich Blödm mann (oder Glücksp pilz) habe es durch übeerängstliche e Passivität vermasselt. Du fragst dich, d wie so etwas Irrep parables passsieren kon nnte? Es war meeine sensible Wesensart, verbunden mit dem m Problem d der situativven Bewusstwerdung, die d mich, be eeinflusst durch d äußerre Umstän nde, kläglich h scheitern ließen. Dam mit dir in äh hnlichen Fällen nicht das gleiche Schicksal S zugeteilt wird d, bekommsst du jetzt einen kostenlosen Rat unter Freund den: Falls du u zu den Geewinnern geehören möchteest, kann ich h dir vom faalschen Ort (ein zugescchneiter Waaldweg) dringen nd abraten, weil er weggen möglich her Schneevverwehungen zu

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unsicheer ist. Die faalsche Jahreeszeit (Wintter und zu kalt), k der Rücksitz eines gammeligen g n VW Diesel-Passats (ab bzuraten weeil zu eng und zu muffig)), und der faalsche Zeitp punkt kamen noch dazu u. Auch meine seelisch hen Belastu ungen waren nicht zu unterschätze u en. Viola waar

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____________________ damals noch blutjung, feurig und das erste Mal strikt und frisch verheiratet, und zwar mit einem in weitem Umkreis bekannten und mehrfach tätowierten, preisausgezeichneten Kickboxer und Anführer einer bekannten Motorradgang (sehr schlechte Voraussetzungen). Du wirst sicher verstehen, dass ich unter diesen kontraerektiven Bedingungen ziemlich unkonzentriert war. Ich kam nicht mal rein, weil sich alle meine Gedanken nur darum drehten: „Wie komm ich da unbeschadet wieder raus“ (aus dem zugeschneiten Waldweg und der gefährlichen Situation). Selbst mündliche Hilfe, die ich zwar dankend, aber frierend hinnahm, war in meinem Zustand hoffnungslos. Dennoch habe ich daraus etwas sehr Wichtiges für mein Leben gelernt. Für spontanen Sex gibt es eine universell einsetzbare Formel. Sie lautet: Zeit + Ort + Temperatur + mögliche Risiken = Chance. Und bevor ich es vergesse: „One-Night Stand“ hat nichts, aber auch gar nichts mit „der steht eine ganze Nacht“ zu tun. Meine Rolle als guter Violafreund hat sich seit meinem schlaffen Fehlstart sozusagen vergeistigt. Ich bin der beste Gefährte, der hin und wieder nippen, manchmal auch kosten, oft beobachten, aber fast immer nur die übriggebliebenen Krümel von Violas Exzessen, als kleine Genüsschen hingeworfen bekomme. Ich bin ein verfügbarer und verständnisvoll zuhörender Vertrauter, von dem man weiß, dass er so abgeklärt ist, dass ihm nichts Weltliches fremd ist. Und dem man alle Details beichten kann, weil man hundertprozentig sicher sein kann, dass er Verständnis für eine Sünderin aufbringt. Denn ein Gott, der ohne Hosen nicht kann, kann schweigen, und muss zur Strafe für seine Tatenlosigkeit schlaue

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________________ ______ Bücherr schreiben. Aber ich veerplaudere mich in meiinen nostalggischen Ged danken. Denn eigentlich e wollte ich dirr die Ereigniisse an diesem Montaggabend im Okto ober erzählen, und auß ßerdem geh ht es, was icch bis zu dieesem Zeitpun nkt nicht ah hnte, um das Thema „N Natursekt“ und u ich hattte auf Violas Frage F immeer noch nich ht geantworrtet, weil ich h mich wie mein bayerisscher Stamm mtischkump pel Alex nocch in einem längeren Denkprrozess befan nd und nich ht so genau wusste, waas ich sagen n sollte. „Ich kann doch d mit dirr über alles sprechen?““ Herrgott im m Himmel. Mit M wem au uf der großeen, weiten W Welt, wenn nicht n mit miir, sollte Vio ola über alle es sprechen n können? Ih hre suggesttive Frage enthielt e bereits eine ko onditioniert--intuitive Antwort. Hätte icch ein klarees „Nein“ au ussprechen sollen? Dan nn könnte icch dir meine Erlebnisse nicht n erzähllen. Den meinee Neugier nu ur spärlich tarnenden t B Bescheid: „A Aber n Freitagen gebräuchlicche Honey …“ (meine von Montagg bis zu den Frauenallroundanssprache) waar darum au uch klar und d präzise mit mitfühllendem Untterton form muliert: „… du d weißt do och, dass du u mit mir allees sagen kan nnst.“ Dem Reineen ist nun mal m alles rein n, und beheerzt ergriff icch ihre Hände.. Viola war nervös. n Die schmalen Hände H wareen etwas fieebrig feucht und auch seehr heiß. Ich musste (m mit meinem m metaphorischen Daumeen zwischen n dem Zeige- und Mitte elfinger) an Dies und Daas

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denken n, aber Violaa löste sich mit einem kleinen Rucck von mein nen fürsorgglichen Berü ührungen, um u wieder stilvoll s zum geschliffenen Glas mit Stieel zu greifen n. Sie nahm noch einen n tiefen Schluck Champ pagner aus ihreem Kelch, den d ich eifrigg und pflich htbewusst mit m dem teu uren

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____________________ Prickler auffüllte, denn ich weiß ja, was sich als Gastgeber gehört, und außerdem schäme ich mich, denn ich wollte das Vorspiel unter Einsatz von perlenden Dopingmitteln verkürzen. „Also, ich hab dir doch erzählt, dass ich jetzt manchmal bei Fabienne16 in der Bar17 arbeite. Das ist ganz seriös18 und ich bin ja auch nur hinterm Tresen.“19 Natürlich wusste ich, dass Viola öfter, eigentlich seit einigen Wochen überraschend oft, in dem offiziell als BB Bar beschilderten, und in Kennerkreisen als Bar Bizarr bezeichneten Club aushilft. Die Gründe, warum Viola sich mit körperlicher Arbeit unter die Werktätigen mischt, sind vielfältig und berühren nur am Rande die ökonomische Emanzipation der Arbeiterklasse als großen Endzweck, dem nun mal jede politische Bewegung als unabdingbares Mittel unterzuordnen ist.20 Darum möchte ich hier auch nicht weiter darauf eingehen, denn ich bin eine überzeugte und „unheilbare Kapitalistensau, aber eine ganz Liebe“ – sagt Sina, und das ist wieder eine andere Geschichte, die nicht hierher gehört. „Aber Schätzchen, ich weiß doch, dass das ein ganz seriöser Job21 ist. Warum entschuldigst du dich dafür.“ Meine liberale Antwort gab Viola das beruhigende Gefühl, nichts Verbotenes (oder sogar gesellschaftlich Geächtetes zu tun), 16

Fabienne ist momentan die beste Freundin von Viola. Mehr Informationen zu Fabienne gibt es in

meinem Text „Fabienne, Tarot, drei goldene Kugeln und von einem Drachen, der mit seinem Schwanz die Sterne vom Himmel holt 17

Siehe auch mein Theaterstück „HURENBAR“

18

Ist es nicht (Anmerkung des Autors)

19

Das war frech gelogen, aber wir wollen Viola verzeihen, denn sie kann manchmal nicht anders.

20

Nach meiner voll korrekten Erinnerung, stammt dieses Zitat von Ernesto „Che“ Guevara.

21

„Ist es nicht.“ Anmerkung des Autors.

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________________ ______ sondern einer achtbaren Tätigkeit nachzzugehen, zu der die Einwilliigung ihres Ehemanns nun mal niccht erforderrlich ist. Erwähn nenswert istt noch, dasss Viola als emanzipiert e e Frau und Ehefrau u von Wern ner (meinem m besten Ku umpel und gutverdiene g endem Steuerb berater in Personalunio P on) kräfteze ehrende Arbeit nicht nötig hat - saagt sie jeden nfalls und icch glaube Viola jedes Wort, W denn ich bin ihr bestter Freund, und sie waar bis zu diessem Montaagabend meeine zweitbeeste Freund din auf mein ner damaliggen Hitparad de. Sie nahm noch n einen Schluck S auss dem Glas, gab hinter vorgehaltener Han nd ein kaum m hörbares Rülpserchen von sich u und redete dann schneell weiter: „… und ich hab h da am Samstag S ein n Paar kennen n gelernt. Also die sind sehr nett und u wir haben uns ganzz toll verstan nden.“ Ich schwiegg, obwohl mir m viele bre ennende Fraagen auf meeiner sonst so geschwättzigen Zungee lagen. Vio ola interprettierte mein Schweigen als Dessinteresse und u zog ein Schmollmündchen mitt leichtem Heben deer linken un nd sorgfältigg gezupften n Augenbrau ue. „Ich kann doch alles mit m dir besp prechen, du hast es mirr ochen?“ waar Violas näcchste, mit le eicht geröteeten Wangeen, dazu verspro etwas vorwurfsvo v ll auf der zw weiten Hälftte des Satzees betont, aaber auch zu ustimmungssheischend gesprochen ne Frage. Gleichzeitig sschob sie das leere Glas mit den Fingerspitzen in meine Richtung. Ich verstan nd die Signaale und tat gehorsam g was w getan werden w musste.

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An dieser Stelle S möchte ich Sie lie ebe Leserin, und natürrlich auch diich mein Freeund fragen n: „Hätte ich an dieser Stelle das Gesprääch abbrech hen sollen?““ Natürlich nicht. n Du hättest es an meiner Stelle nicht gettan und

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____________________ ich habe es im Spannungsfeld von Investition, Mangel und möglichem Nutzen und auch nicht geschafft. Und darum war es nicht nur für mich, sondern auch für euch meine lieben Leser wichtig, dass meine nun folgende Frage gestellt werden musste: „Schaaaahatz, erzähl doch einfach weiter. Was war denn nun mit dem netten Paar?“ Viola begann noch mehr zu erröten und sie senkte, wie weiland Maria die Sünderin, züchtig den Blick, was ihr angesichts der Umstände und des Ortes gut zu Gesicht stand. Eifrig begann ich ihren Kelch zu füllen, den sie auch sofort wieder zum rotgeschminkten Mund führte, was in diesem Moment entzückend aussah. „Nicht dass du jetzt schlecht von mir denkst, aber du weißt doch, dass sich in dem Club auch Paare treffen …“ Mit dem unwissenden Blick, der Scheinheiligen und GroßInquisitoren besonders gut zu Gesicht steht, sah ich meine beste Freundin an. „Was für Paare?“ war meine mit ahnungslosem Unterton und darum eine Antwort provozierende Frage nach mehr Details. „Tu doch nicht so. Das weißt du doch. Das sind ganz normale Pärchen, die hin und wieder etwas Abwechslung suchen.“ Viola ist manchmal etwas schüchtern und dann muss man ihr die sprichwörtlichen Würmer aus der hübschen Nase ziehen. Aber ganz weltfremd bin ich auch nicht und natürlich wusste ich vom Hörensagen, dass es solche Etablissements angeblich geben soll. Immerhin war es sogar mir zu Ohren gekommen, dass in dem besagten Club das Grundrecht der mündigen Bürgerin, und auch des Bürgers auf ausschweifende Orgien nicht nur auf der Liegewiese, sondern auch an der Schaukel und an der Lochwand vehement

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________________ ______ verteid digt wurde. Außerdem A wusste ich aus verlässlicher Quellle, dass Viola ebendort ein nen seriösen n Ausbildun ngsplatz bekkommen haat, was F und Lehrstellenmangeels in der Reepublik ja angeesichts des Fachkräfteauch niicht zu veraachten ist. Viola V und ich h hatten ja vorher v die V Vorund Naachteile ausgiebig disku utiert. Auße erdem wussste ich, dasss meine immer noch betrauerte Ex-Liaaison Fabienne (das Feerkel)22, zusaammen n und aktuellen Lebenssgefährtin Chantal C („geeh zur mit ihreer Freundin Hölle“) dort seit geeraumer Zeeit sehr erfo olgreich tätigg sind. hteweise hatte ich auch h erfahren, dass es sich h bei Violas Gerüch Arbeitssstätte um einen e sogen nannten Swinger-Club mit allem PiPaPo handelte, und im hinteren h An nbau ein sch hweineteures Studio fü ür konseq quente Erzieehung betrieeben wurde e. Meine etw was überheb bliche, aber doch weltm männisch klingen nde Antwortt: „Aber klar das weiß ich doch. Ganz doof bin ich ja auch niicht“ war zw war neutral formuliert,, aber auch als vertrau uensbildend de Maßnahm me gedachtt, und Viola begann ihrre Scham zu überwin nden und weiter zu erzählen. „Also die waren w so nett und die fanden f mich h auch m denen in n den Klinikkraum23 sympatthisch, und da bin ich mit mitgegangen.“ Ich sah Viola vielleichtt etwas zu laang an, den nn ihre Frage: „Du weißt doch, d was ein Klinikrau um ist?“ kam m nach einiggen Sekündchen mit lauerndem Un nterton, viellleicht um meine m Nerveenstärke zu u testen,

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hinterh her. 22

Siehe au uch meinen Text „Fabienne, „ Tarot,, goldene Kugeln und ein Drache, der mit seinem SSchwanz

die Sterne vom Himmel hollt.“ 23

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Im Unterrgeschoß des Anb baus. Erreichbar durch eine Wend deltreppe.

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____________________ „Ja natürlich weiß ich, was ein Klinikraum ist. Ich war nur einen Moment verwundert, weil du mir immer erzählt hast, du würdest nur hinterm Tresen arbeiten und die Cocktails mixen.“ „Ja das mach ich ja auch, aber manchmal mach ich auch eine Ausnahme. Es sind ganz nette Gäste dabei und ein bisschen Spaß möchte ich ja auch haben.“ Mit einem neutralen „Aha“ sah ich das ein. Der werktätige Mensch hat nun mal das gewerkschaftlich garantierte Recht auf Freizeit, wenn der Job zu stressig wird. Außerdem ist es Viola hoch anzurechnen, dass sie in der allgemeinen Hartzler-Depression, bewundernswerte Initiative durch selbstlose Mehrarbeit auch in den Abend- und Nachtsunden zeigt. Meine Frage: „Und was ist dann passiert?“ war die logische Fortsetzung des Dialogs, denn es wäre, wie ich bereits geschrieben habe, unklug gewesen, nicht weiter zu fragen. „Ja also ich bin dann mit gegangen und die waren auch sehr nett. Sie heißt Petra und er heißt Peter.“ An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass Viola sehr viel von der altchinesischen Foltermethode der sich langsam ins Unerträgliche steigernden Qual versteht. Bevor sie zum verbalen Kern der Sache kommt, kann es seine Zeit dauern, und gut Ding will Weile haben, wie der Kartoffelbauer, und auch die Sadisten gerne sagen. „Einszweidrei im Sauseschritt. Es läuft die Zeit …“ ging mir durch den Kopf.24 „Ja und, was ist dann passiert, mach es doch nicht so

24

Zitat von Wilhelm Busch.

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________________ ______ spanneend.“ War meine m etwass zu laute Antwort. A Irgeendwie hattte ich auch daas Gefühl, dass d Viola meine m Nervo osität bemeerkte, denn sie nahm noch n einen Schluck auss ihrem Glass, und ich dachte nichtt daran, noch eiine Flasche vom Teuren zu öffnen n. „Schenk mir erst noch h etwas nach, oder ist dein d Kühlsch hrank schon leer?“ gurrtte sie mit einem herzigen Lachen. Durch die nde und durch die unm missverständ dliche Auffo orderung Umstän gezwun ngen, musstte ich das trraute Zusam mmensein kurz k unterbrrechen, mit etw was schmerzzendem Rücken aufste ehen und zu um Kühlschrrank gehen. Denn wenn n Champagner zu warm m wird, schm meckt er ja nicht mehr und u das ist nicht n so moussierend, wie w die Chaampagnerkeenner in meinerr Leserschafft wissen. Icch griff (mit entschlosseenem Griff)) zum rflasche und bewegte mich mit w Hals deer zweiten Champagne C weichen Knien und u leicht scchwankend dem Gang zu urück ins Wohnzimme W r. Viola saß inzw wischen auf dem Bodeen. Sie hatte e ihre Pump ps ausgezoggen und die Beine entschlo ossen geschlossen ange ewinkelt un nd mit ihren n Armen,, wie zu einem zusätzlichen Schutz umschlun ngen. Ich verstand das Signal, und ohne ein weitteres Wort zu z verlieren n stellte ich die a den Cou uchtisch. Daann sah ich Viola V an. Flaschee vor Viola auf Sie sah micch an. Ich sah sie immer noch an, und dann versuchte sie die Sektflasche mit un ngeübten Fingern zu öfffnen, das Luder. Ich nahm ih hr die Flasche aus der Hand, um die d Angelegeenheit

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zu bescchleunigen und Viola reedete weite er. w dann in dem Rau um ...“ Violaa zog kurz an ihrer „Also wir waren Zigarettte. Meine Hand H began nn zu zitterte, als ich ihr Champagn nerglas mit Inh halt und den n Couchtisch h mit perlen nden Tropfeen versah. D Dann

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____________________ nahm sie einen Schluck aus dem gestielten Kelch und hielt ihn wieder in meine Richtung, mit der unausgesprochenen aber unmissverständlichen Aufforderung die Leere mit Inhalt zu versehen. Ich tat es, aber Violas weitere Ausführung wartete ich nicht ab. Die Aufregung war zu viel für mich. Ich musste aufstehen und ins Bad gehen, um mir zwei kalte Umschläge auf die Stirn zu legen. Dazu ließ ich etwas eiskaltes Wasser über meine Handgelenke laufen, um meinen Kreislauf wieder auf einem normalen Niveau zu stabilisieren. Als ich meine Kontenance wiedergefunden hatte, sah ich auf die Uhr. Die Zeit war schon weit, fast zu weit fortgeschritten, und die Entscheidungen zum Wohl meiner Libido und unter Berücksichtigung des sich rapide verschlechternden Verfügungszustandes meiner plaudernden Freundin Viola musste jetzt, oder nicht mehr getroffen werden. Leidlich erfrischt ging ich zu meiner bald drittbesten Freundin25 zurück. Unaufgefordert, aber mit etwas schwerer Zunge vorwurfsvoll artikulierend, redete sie weiter: „… und ja, ich weiß dass du jetzt schlecht von mir denkst,26 wir hatten so etwas Ähnliches wie Sex.“ Ich sah Viola einen Moment streng an, bevor meine interessierte Gegenfrage kam: „Ihr hattet so etwas Ähnliches wie Sex? Hattet ihr Sex, oder hattet ihr keinen Sex. Hattest du und Peter Sex, oder du und wie heißt sie noch mal, Petra? Oder du und Petra und Peter, oder waren da noch Andere irgendwie und irgendwann daran beteiligt? Kann man eigentlich so etwas Ähnliches wie Sex haben?“ 25

Sobald ich Ersatz gefunden habe. (Anmerkung des Autors)

26

Womit Viola mit ihrer Vermutung nicht ganz falsch lag. (Anmerkung des Autors)

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________________ ______ „Also das isst jetzt etwaas komplizie erter ...“ Die Antwort vvon Viola kaam fast empört, so als ob ich ein elender e und d intolerantter Spießer wäre, der Viola (dem armen Mädel) auch nicht den geringssten Spaß gö önnen würd de. „… und da ist ja auch nichts n Schlim mmes dabeei. Tu doch n nicht so, als ob o dich dass schockiereen würde.“ Manchmal kann Viola richtig nettt sein, besonders wenn n sie ihre spitzbübischee Art, verbun nden mit einem hinterrlistigen pagnerlächeeln, drauf haat. So ähnlicch waren meine Gedan nken. Champ Aber icch wollte niccht als weltffremder Spießer dasteehen und meine Antworrt fiel souveerän versöhnlich aus. „Honey, du u kennst mich doch. Mich kann do och nichts m mehr erschütttern. Haup ptsache es hat h dir Spaß gemacht.“ In Gedankeen war ich bei b der unau ufhaltsam verstreichen v nden Zeit, deenn wie du weißt, w hattee ich Viola für f den Abeend und mirr größereen Nutzen bringend b eingeplant. Denn D auch icch habe ein Recht auf ein bisschen Liiebe, ein bissschen Fried den, ein bissschen Freude – das wünschte ich mir m mit Violas Hand un nd Mund. In dem Mo oment, leideer etwas zu spät, fiel mir m die chineesische danken achtten soll, Weisheeit ein, dasss man besseer auf seine frühen Ged denn siie sind der Anfang A der Tat, und manchmal ko ommt es anders als man deenkt. Viola nahm n noch einen Schlu uck aus ihreem Glas und d schob es dann n wieder in meine Rich htung. Sie scchwieg eineen Moment,, und

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ich tat das, was zu u meinen Au ufgaben geh hört. „Ich muss dir d noch etw was erzähle en.“ Als ob ich es e nicht geaahnt hätte. Da D war noch etwas. Etwas was maan nicht dem m Ehemann n beichtet. Auch A nicht dem d Pfarrer oder

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____________________ dem Tagebuch. Ein Geheimnis, dass Frau nur mit dem besten Freund, dem Verschwiegensten der Verschwiegenen, teilt. „Los jetzt erzähl schon. Was war da noch ...“ Ich lächelte meine zweitbeste Freundin an, aber tief in meinem Innern wuchs der Wunsch, einen spontanen Mord durch Erwürgen der Schlange zu begehen. Denn wenn ich etwas hasse, dann sind es intime Geständnisse, die nur scheibchenweise in der knapp bemessenen Zeit serviert werden. Aber ich bin ein geduldiger Mensch mit stahlharten Nerven. Dennoch war mein hysterisches Lachen nur mühsam zu verbergen. „… mir kannst du alles sagen. Wir sind doch uralte Freunde.“ „Ich bin verliebt.“ Gott und die Heiligen wissen es, ich bin kein gewalttätiger Mensch. Doch urplötzlich hatte ich das Gefühl, dass die Äderchen in meinen Augäpfeln das Ausdehnungsmaximum erreicht hatten, und meine Haare schlohweiß geworden waren. Ich verabscheue jede Form von körperlichen Auseinandersetzungen, aber es gibt Situationen, in denen sogar bekennenden Pazifisten zu Gewalttätigkeiten neigen. Mit großer Kraftanstrengung gelang es mit, mich und meine Triebe zu beherrschen, denn Viola ist ja wie bereits beschrieben sehr nett und lecker, oder wie ein bekannter Schwerverbrecher in einem klassischen amerikanischen Kriminalfilm sagen würde: „Süß, wie ein Spitzenunterhöschen“, um dann zwei Kugeln aus der verchromten Derringer in den Bauch zu bekommen. Nun ist mir nicht unbekannt, dass Zustände, die zum Beispiel den Gefühlshaushalt des Menschen betreffen, qualitativ nicht quantifizierbar sind, und als Schmonzetten und leichtes

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________________ ______ Frauenlesestöffchen, den liteerarisch inte eressierten Mann eher wenigeer interessieeren. Als auffmerksame er Kenner (o oder heimlicche Konsum mentin) meiner absolutt authentiscchen Erlebn nisberichte w weißt du auch h, dass Lieb be (dieser scchöne und emotionale e Zustand), b beim erwach hsenen Men nschen zwar länger anh halten kann n, aber bei V Viola und nach meiner Vermutung V vom Mond d, den Gezeiiten, des ntanen Zusttands ihrer Ehe, des Wohlverhalte W ens ihres spröden momen Ehemanns und vissuellen, beziehungsweiise monetärren Gründeen es Verliebtseeins bei meeiner bestimmt wird. Daaher ist der Zustand de promiskuitiven Freeundin Violaa üblicherw weise zeitlich h eng begreenzt. Violas Lieben L werd den nach ku urzer Zeit zu u abgelegteen Kurzliebchen. Vermutlich h wegen dieeser erschüttternden Mitteilung verspürte ich ein plötzliches Schwindelggefühl. Mit zittriger Stimme und d dickem Hals kräächzte ich zu z Viola: „Scchatz, ich biin gleich wieeder da.“ D Dann ging ich h ins Bad, um meine kaalten Wickel zu erneueern und im kkleinen Metallsschränkchen (neben deer Tür, an der linken Innenwand m meines Baderaaums) nach einem kreisslaufstabilissierenden Medikament M t zu kramen n. m einem leichten Als ich nur mäßig erfriischt und mit Magengeschwür vom v Ort derr Stille zurücck kam, plattze es förmlich aus Viola heraus: „Abeer du denkst jetzt nichtt schlecht vo on mir. Verspricht du mir das?“ Verzweifeltt begann mein m Gehirn Fragen zu stellen: s „Weenn

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Liebe so anstrengeend ist, kann es nur daran liegen, dass Mann und Frau un nterschiedliche Startvo oraussetzun ngen haben.. Wer will hat verloreen, wenn siee hat, aber nicht n will.“ Plötzlich waar mir klar, dass der Maann in vielen n, wenn nicht in allen zwischenme z enschlichen n

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____________________ Situationen eindeutig der Unterlegene ist. Mühsam beherrscht und transpirierend antwortete ich: „Also das ist ja nichts Neues, in wen bist du denn verliebt. In Peter, oder in Petra, oder etwa in Beide zusammen?“ Viola schwieg einen Moment und mit ihren blitzweiß gebleachten Zähnen begann sie etwas an der rechten Seite ihrer Unterlippe zu knabbern. Dann nahm sie einen Schluck aus dem Glas mit dem inzwischen der Zimmertemperatur angepassten Champagner. Verlegen begann sie mit der leeren Flasche zu spielen und das Papier vom Flaschenhals abzuknubbeln und dabei ein Schmollmündchen zu ziehen, denn ich sah nicht ein, noch eine dritte Flasche auf dem Altar der vergeblich Hoffenden zu opfern. „Eigentlich weiß ich es auch nicht so genau. Aber da war etwas, was ich bis dahin noch nicht kannte.“ In diesem Moment musste ich mir mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischen. Meine Viola hatte etwas im sexuellen Bereich erlebt, dass sie noch nicht kannte. So etwas hätte ich von Viola nicht erwartet, denn ich, der einzige und ultimative Innovator im Hühnerstall der Gewohnheiten, dachte immer, dass Viola gegenüber Neuem nicht nur aufgeschlossen, sondern sogar freudig erregt auch alles schon probiert hat. „Jetzt erzähl schon, mach es doch nicht so spannend“ war meine ungehaltene Antwort, der ich den beschwichtigenden, aber mit druckvoller Betonung ausgesprochenen Zusatz: „Du weißt doch, dass du mir alles erzählen kannst“ hinzufügte. „Also gut, dann erzähl ich es dir. Also der Peter, der wollte, dass ich Strumpfhosen anziehe. Solche Dinger hatte ich schon ewig

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________________ ______ nicht mehr m angehaabt, aber ich hab gedaccht, die sind d gute Gäste und außerd dem ist das ja j nichts Schlimmes …““ Mit unversständigem Blick B sah ich h Viola an, die d weitersp prach: „Das deenkst du do och auch? Das D ist doch nichts Schliimmes?“ Wortlos, ab ber an Schliimmes mit Blut, und daazu an einen abgeschnittenen Violakopf V au uf einem Silbertablett denkend d schütteelte ich den Kopf. „Also, die Beiden sind d gute Gäste e, und da haab ich die D Dinger angezo ogen. So rich htig billige Strumpfhos S en vom Kraabbeltisch. P Peter auch, also a nicht so o richtig, aber eigentlich schon …“ An dieser Stelle S schwieg Viola, un nd ich dachtte daran, daass jetzt die besste Gelegenheit wäre, aus a dem Fenster zu sprringen, odeer Viola zu schu ubsen – aus dem Fenster, dem hohen. Viola hattee ein leicht gerötetes Gesicht G und ich spürte, dass sie entggegen ihrerr Natur, kleinlaut war. Ich I sah sie verständnis v los an, aber was konnte mein m eiserner Wille geggen diese Fo olter ausrichten? Sie versstand meine Mimik alss Aufforderu ung, zögern nd mehr von n dem zu erzählen, was sie s mir ohneehin erzähle en wollte. „… also er zog z die Stru umpfhose über seinen Kopf?“ Inzwischen n war es kurrz nach 22:0 00 Uhr. Meine Frage: „Wolltet ihr etw wa eine Bankk überfallen n?“ klang daarum nur mäßig überraascht. Plötzlicch verspürtee ich eine bleierne Müd digkeit und die Sehnsu ucht nach meinem m Trän nentuch.

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„Nein, sow was mach ich h doch nicht. Das weiß ßt du doch … …“ flüstertte Viola. Ich wusste das nicht und u darum schloss s ich die d Augen w wie zum Gebet für f eine arm me, verwirrtte Seele.

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____________________ „… er lag so auf der Bank und ich sollte, also ich weiß nicht wie ich es sagen soll …“ „Ja was denn nun?“ entfuhr es mir barsch und für den von mir beabsichtigten Zweck des Abends etwas zu laut. Vielleicht hätte ich Viola an dieser Stelle und um diese Uhrzeit erwürgen sollen, aber ich hielt mich, angesichts der unbequemen Verhältnisse in deutschen Strafanstalten, wenn auch mühsam, aber immerhin noch zurück. „… ich sollte ein Lied singen.“ „Was solltest du?“ „Ich sollte ein Lied singen. Er wollte es, und Petra fand die Idee auch lustig.“ Ich schloss die Augen und nahm mir vor, meinen Vorsatz bezüglich des angedachten Mordes bei der nächsten passenden Gelegenheit, aber spätestens in den nächsten zehn Minuten zu realisieren. „Ja und, was für ein Lied habt ihr gesungen?“ „Soll ich es dir vorsingen?“ Mit offenem Mund und einer sich ankündigenden Kreislaufschwäche griff ich nach der Flasche von Johnny Walker mit dem schwarzen Label. Schwankend zwischen einem beherzten Schluck aus der Pulle, und einen kühnen Hieb gegen Violas Gehirnschale, antwortete ich mit krächzenden Lauten: „Ja, sing es mir doch auch mal vor.“ In diesem Moment erinnerte ich mich, dass Viola vor geraumer Zeit einen Bauchtanzkurs absolviert hatte, und ich musste trotz der Folter lächeln. Viola stand vom Boden auf. Dann hielt sie sich einige Sekunden am Kanapee fest, um dann ohne Pumps, aber in

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________________ ______ Strümp pfen, Rock und u mit Blusse vor mir zu z stehen. Dann D begann sie zu singen:: „Es regnett, es regnet,, der Peter wird w nass. Mach M mich n nicht nass, mach m mich nicht n nass, mach m nur de en bösen Peeter nass.“ Ich sah sie mit debil geeöffnetem Mund M an. Viola sah mich m fragend d an. Ich wusste nicht, ob icch jetzt in die Hände klatschen, od der aus Verzweeiflung wein nen sollte. Aber A bevor ich eine Enttscheidung über die passsende Reakktion und diie mögliche e Reaktion darauf d treffeen konntee, begann Viiola hektisch zu erzähle en. „Ja und dan nn, sollte icch auf ihn Piipi machen.. Also in sein nen Mund. Und Petra sollte s sich solange s auf den Dildo-SStuhl setzen n. Das hat Chaantal27 so geewollt, und Fabienne288 hat zugeseehen und mitgesu ungen. Ich soll s dich übrigens von Fabienne grrüßen.“ „Die Sau“ ging g mir durrch den Kop pf, und Violaa schaute verlegen auf dass Sektglas. Spontan S öffnete ich die e letzte Champagnerflaasche um Vio olas Glas zu füllen. An dieser Stelle S möchte ich die weiteren w Besschreibungeen des Dialogss und des Ab bends abbrechen. Abe er dieses ersschütterndee Beispieel moralischen Verfalls erschien mir zu wertvo oll, um in Vergessenheit zu geraten. g Daarum habe ich beschlosssen, zu rechercchieren und d das Themaa „Champaggner, frisch aus der Qu uelle“ einer elitären Leseerschaft zurr Diskussion zu stellen. 27

Chantal ist die derzeitige Lebensgefährtin von Fabienne, die eigentlich Marrion heißt, und die mich und

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w Chantal veerlassen hat, und die die momentaan die beste Freu undin von Viola isst, was auch Ralf wegen Chantal niccht so gern sieht,, weil Chantal seh hr eifersüchtig istt, aber Fabienne nett n zum Personaal und zu den Gästen n sein muss, was gut für das Geschäft ist. 28

Die derzeitige Lebensgefäährtin von Chantal, über die ich se ehr ausführlich in n meinem Buch „Fabienne“

h berichtet habe.

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________________ ______

Bei meinen Befragungen n repräsentaativer Bevölkkerungsschich hten im geschlechtsreifen Alter konnte ich eruieren, dass quer durch alle sozzialen Schichteen, die Mehrrheit der kon nservativen bundesdeuts b schen Nachkriegsbevölkerrung, eine du urch undefinierbare Resssentiments geprägte Voreinggenommenheeit kultiviert hat. Das hatt tiefverwurzzelte Ursacheen, die jedoch überwiegend ü d auf mangelhafte Aufkläärung zurückkzuführen sin nd. Dennocch hat mich die d breite Ablehnung dess sensiblen Themas nicht davon abgehallten, unparteeiisch, ohne Vorurteile ge egen unkonvventionelle Neigunggen, nicht ein nseitig mit vorgefassten Wertungen oder Meinun ngen gegenüber den Abgründen des menschliche m en Daseins, aber dennoch h ngslos offen zu berichten n. Zu diesem Zweck habee ich mich vo orrangig schonun über diee Konsumgew wohnheiten der erwachssenen Bundeesbürgerinneen und Bundesbürger informiert. Reprääsentative Faallbeispiele möchte m ich m mit i n Personen hier h darstelleen. freundliicher Genehmigung der interviewten

Zum Beispiiel hat mir die d seit vier Jahren glüccklich verheeiratet Sandra H. aus E. (4 43 und seit vier Jahren glücklich veerheiratet) bei einer vertraulichen Zusammeenkunft zwe ecks einem Interview berichttet, dass sie aus Gesundheitsgründ den regelmäßig ihren U Urin, aber au uch manchm mal den ihrees Liebhabe ers genießt. Sandra H. ttrinkt morgen ns vor dem Frühstück ein e halbes Glas G vom errsten Mittelstrahl, und wiee sie mir au uch glaubhaft versicherrt hat, soll der d Eigenuriin, den sie liebevoll „mein n Goldelixier“ nennt, zu u diesem Zeeitpunkt von n besond ders intensivvem Gusto sein. Auch tagsüber, t vor oder nacch dem Essen, zum Salat oder o zum Krrabbencocktail, verkosttet sie gern ein gutes Tröpfchen. T F Sandra H. ist Urin ein Für e gesundeer, körpereiggener Saft, deer nicht nurr die natürlicchen Abwehrkräfte stäärkt.

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________________ ______ Ganz andere Vorlieben hat Ulrike e S. (34 aus der Uckerm mark und seiit Septembeer 2010 verliebt). Da sie seit vielen n Jahren un nter starkem m Übergewicht zu leideen hatte (m mit negativen n Folgen au uf ihr Liebesleben), war ihre letzte Hoffnung eine kombinierte HarnWasserr-Fasten-Therapie.29 Naach einem vierwöchige v en Fasten ohne Nahrun ngsaufnahm me, wobei siie in dieser Zeit nur den Eigenurin n und regionaales Mineraalwasser gettrunken hattte, war es ihr i gelungen n, das Körperggewicht von n hundertsiebenunddrreißig Kilo auf siebenu undachtzig Kilo (ohne Kleidung K un nd Schuhe) zu senken. Zur Therap pie gehörten n tägliche Eiinläufe mit einem Urin n-Wasser-Geemisch (70 Pro ozent Urin, 30 3 Prozent stilles Mine eralwasser),, um die Darmflora zu reinigen. Ulrikee S. hat das prickelnde Getränk G mit heilender Wirkun ng nicht nurr innerlich, sondern s aucch äußerlich h angewend det. Um ihre Akkne zu behandeln, massierte sie zw weimal am Tag T ihren Körper mit ein bis zwei Taage altem Urin, U der durrch Anwärm men auf dem m Ceranfeeld auf Körp pertemperaatur gebrach ht wurde, vom v Hals biss zu den 3 Zehensspitzen ein.30 Wie sie mir m versicherte, hatte die kombinieerte

Harn-W Wasser-Fasten-Therapiee eine gute,, energetiscche Wirkungg auf den gessamten Orgganismus, mit m durchsch hlagendem Erfolg. Die Akne ist versschwunden,, und Ulrikee S. hat mir gestern, g anlässlich einees

29

Wie mir berichtet wurde,, treten bei der kombinierten Harn-Wasser-Fasten n-Therapie treten

örpereigenen Sto offe immer wiedeer rückgeführt weerden. Hungergeffühle nur sehr selten auf, da die kö Ergänzend soll ein gutes Vittamin-Kombipräp parat verwendet werden.

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30

Äußere Anwendungen A sin nd Einreibungen,, Wickel, Packunggen, Fußbäder un nd Gurgeln. Äußere

Anwendun ngen werden von erfahrenen Therrapeuten zum Be eispiel bei Hautkrrankheiten, oder bei akuten und chronischen Krankheiten empfohlen. Dabei soll eine tieffgreifende Wirkung erreicht, und die ungskräfte des Kö örpers aktiviert werden. w Selbstheilu

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____________________ längeren Telefongesprächs, freudig ihre baldige Vermählung mit einem Agrarökonomen (Schweinemast) angekündigt. Bei meinen Nachforschungen konnte ich in Erfahrung bringen, dass Urinanwendungen auch weitgehend unbekannte und hochwirksame Anti-Aging-Effekte haben. Das hat auch die KosmetikIndustrie erkannt. Urin ist in den beliebten Urea Cremes vorhanden. Durch einreiben mit Urin wird die Haut straffer, geschmeidiger und besser in der Elastizität. Wie mir berichtet wurde, kann auch die Cellulitis sehr gut mit Urinwaschungen und Urinmassagen behandelt werden. Nun müssen die Unwissenden nicht ungläubig den Kopf schütteln. Jeder durchschnittlich informierte Esoteriker weiß, dass die Urintherapie auf eine lange Tradition zurückblicken kann, die sich bis ins alte Ägypten zurückverfolgen lässt. Die alten Ägypter waren Meister der Harnschau und Anwendung. Auch Hippokrates von Cos (460 v. Chr bis 375 v. Chr.) empfahl in seinen Schriften Urin als Therapeutikum.31 Natürlich spielen bei der Urintherapie nicht nur die Ernährung, sondern auch die Lebensgewohnheiten von Spender(in) und Empfänger(in) eine wichtige Rolle. Eine einmalige Anwendung, wie von Viola verabreicht, dürfte nur geringe, therapeutische Wirkung zeigen – von den geschmacklichen Nuancen und der allgemeinen Bekömmlichkeit einmal abgesehen. Wahre Kennerinnen und auch Experten achten auf ein stressarmes Leben, und auf gesunde Ernährung. Es ist wie in einer guten Küche. Das Essen lebt 31

Hippokrates ging davon aus, dass das Wesen der Krankheiten grundsätzlich in einer fehlerhaften

Mischung der Körpersäfte zu finden sei.

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________________ ______ vom Geeschmack. Wer W viel Ob bst und Gem müse isst, deen Verzehr von Fleisch einschränkkt, oder sogaar ganz unterlässt, und d die Bude n nicht m schwer arbeitenden vollquaalmt, bereitet der Gattiin, oder dem Ehemann einen beesonderen Genuss. G Der Urin bekommt schon n nach kurzer Zeit einen neutralen n G Geschmack und u eine hü übsch-güldeene Champ pagnerfärbu ung. Um zum m Beispiel die d Gattin scchnell an deen regelmäßigen Gen nuss zu gew wöhnen, kan nn seinen Ch hampagner auch mit Apffelsaft oderr Orangensaaft zu einer Natursekt-SSchorle misschen, was jed doch den Geenuss, frisch h von der Quelle Q ersch hwert. Phantasievvolle Frauen n und Männ ner wissen schon s seit Jahrhun nderten um m die starke Kraft des Aphrodisiaku A ums.32 Eine bekann nte Mystikerin hat mir unter dem Versprecheen der absoluten Verschw wiegenheit, von der ab bhängig machenden Wirkung W von Urin berichttet. Inzwisch hen nachgeewiesen ist, dass bei Mäännern der Hypoth halamus33 mit m einem wahren w Feue erwerk auf den d Frauenduft reagierrt. Erfahrenee Frauen tu upfen statt Parfüm P etw was von ihrem hinter die d Ohren, oder o geben n ihrem Herzzallerliebsteen in Herzfo orm gefroreenen Naturssekt in den Long-Drink,, ins Whiskkey-, oder in ns PilsGlas. Paassende Eissförmchen für f das Gefrrierfach hältt der Haushaaltswaren-Fachhandel bereit. Für den intimen n Hausgebrrauch haben sich Eisförm mchen aus silikonähnlic s chem Material bewährrt. Die 32

Ein schw wedisches Forscheerteam ließ Männ ner und Frauen an a Düften riechen n, die sie aus

östrogenhaaltigem Urin von Frauen gewonneen hatten. Zum Vergleich V durften die Probanden auch an Lavendel oder o Zedernöl sch hnuppern, während die Forscher die d Gehirnaktivitäät ihrer Versuchspersonen

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mit Compu utertomographen n überwachten. 33

Der Hypo othalamus ist ein n Abschnitt des Zw wischenhirns im Bereich der Sehn nervenkreuzung. Der

Hypothalamus steuert die vegetativen v Funkktionen des Körpe ers und auch des Sexual- und ( Wikipedia) Fortpflanzungsverhaltens. (Quelle:

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____________________ aus der Tiefkühle entnommen Eis-Herzen sind einfach aus der Form zu drücken. Ein goldenes Herz im Drink ist das ultimative und dekadente Give-away für Verliebte. Für Sicherheitsbewusste ist mein Hinweis auf das Verfalldatum gedacht. Urin nur dann gut ist, wenn er goldgelb schimmert.34 Es soll vorgekommen sein, berichtet Der Spiegel, dass sich bei zu warmer Lagerung Schimmel auf dem Urin bilden kann.

____________________

Bei Redaktionsschluss lagen die Termine für die nächstjährigen „Wet-Games“ noch nicht vor. Informationen zu den „Wet-Games“ und anderen „Golden-Shower“ Veranstaltungen bitte an meine Email [email protected]

34

Quelle: spiegel.de vom 31.03.2005

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________________ ______ Nachtrag

„R Reg dich nicht über Din nge auf, die du nicht än ndern kannsst.“ Sina Sidoniuss

________________ ______ Ich habe diiese Geschicchte so geschrieben haabe, wie siee noch in mein ner Erinneru ung ist. Darum bitte ich h meine Lesserinnen un nd Leser um Nacchsicht, wenn ich an deer einen oder anderen Stelle zu seehr von dem was sich tatsäächlich zugeetragen hatt, abgewichen bin. Den nnoch, und das kann ich beschwören b n, entspricht Vieles derr nackten, ungescchminkten Wahrheit, W so o schön sch hrecklich siee auch ersch heinen mag. Daher ist es nicht verwu underlich, wenn w es in meiner m Gescchichte kleine Ähnlichkeite Ä en mit noch h lebenden oder inzwisschen verstorrbenen Perssonen gibt. Persönlichkkeiten die der Zufall, diie Zwängee des Leben ns, oder dass Kalkül, so wie w im richttigen Leben n, für eine ku urze Zeit zussammengefführt hat.

Vielleicht kommt k dir die d eine ode er andere Ep pisode bekaannt vor. Du u brauchst dich d nicht zu u sorgen, un nd du musst mich nichtt daran erinnerrn. Mein Kapital ist meine Verschw wiegenheit.. Ich nenne keine Namen n und ich sch hwöre dir, bei b allen He eiligen und bei b allem w was mir heilig isst: Die genaannten Akteeure, ihre Namen, die Orte O und Zeeiten sind vo on mir frei erfunden. e Du u kannst be eruhigt so weiterleben w wie du Copyright by by www.raoulyannik.de www.raoulyannik.de Copyright

es gewohnt bist. Aber A du sieh hst, auch de eine Erlebnisse sind so alltäglicch, dass sie überall passsieren könn nten, jede Minute, M jede Stundee, überall au uf der Welt, schon imm mer und solaange es Men nschen

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____________________ gibt. Eine Frau liebt einen Mann, ein Mann liebt eine Frau, sie schwören sich Liebe und vielleicht lieben beide auch noch etwas anderes. Wenn, ja wenn die Wünsche, die Ziele und die Zufälle nicht wären. Sollte also jemand vermuten, sich in diesem Buch wiederzuerkennen, dann fühle ich mich wegen meiner blühenden, aber realitätsnahen Phantasie geschmeichelt. Aber Ansprüche, welcher Art auch immer, können daraus nicht abgeleitet werden, denn der oder diejenige hat sich geirrt.

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________________ ______ Mein Profil

R Raoul Yanniik

Geboren im m Oktober 1950 1 in der damals besschaulichen n, schwäb bischen Kleiinstadt Sind delfingen. Nach Abitur und Ausbild dung schlosss sich ein län ngeres, aus heutiger Sicht ziemlich h nutzloses Studium m in Berlin an. a Heute, nach n einer kurzen k Ehe und andereen Missgeschicken lebe ich aus LebensL und d Liebesgrün nden in Essen. Ich schreib be Essays, Kurzgeschich hten und Ro omane überr die Abgrün nde der Seele, über ü die Irrw wege der Liiebe, über das d was sein n könnte un nd was ist.

Meine Schreib-Werkstattt: www.raoulyannik.de Meine Web-Tagebücherr für Kommentaare und Tipps: http://rao oulyannik.blogsspot.com/ und http://raoulyannik.wordpresss.com/

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Kontakt und u Fragen an mich: m kontakt@ @raoulyannik.de e

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____________________ Meine Bücher und Veröffentlichungen

HEXENMACHT Roman 560 Seiten Schweitzerhaus Verlag ISBN-10: 3939475211 ISBN-13: 978-3939475217 Im Buchhandel und bei Amazon erhältlich

Kurzgeschichten Schweitzerhaus Verlag ISBN 978-3-939475-06-4

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________________ ______ Meine Sch hutz- und Nutzungs rechte Ich bitte mein ne Leserinnen n und Leser um m Verständniss für die folgenden Hinweisee zu den Nutzungsrechten (Urheberschu ( utz) an meinen n Texten: Der ganze od der teilweise Vorabdruck, V Nachdruck, N oder Veröffentliichung auch in Zeitungen, Z Zeitschriften und im Internet ist ohne mein ne vorherige, schriftlicche Einwilligun ng nicht gestaattet. Der Verttrieb, oder diee Veröffentlich hung meiner Texte T und Bild der in Taschen nbuch-, Volks--, Sonder-, Rep print-, Schul- o oder Buchgem meinschafts-A Ausgaben, sow wie allen anderen Druckausggaben, auch d durch elektronische Medien n (zum Beispieel im Internet, in Foren oder Blogs) ist oh hne orherige, schrriftliche Einwillligung nicht gestattet. g Es isst nicht gestatttet, meine vo meine Teexte auf Vorriichtungen zurr entgeltlichen n Wiedergabe auf Bild- oder Tonträgeer (zum Beispiel Hörbücherr) zu speichern n. Es ist nicht gestattet, deu utschoder frem mdsprachige Lizenzen zur Nutzung N mein ner Text- oder Bilddateien zzu vergeben. In jedem Veeröffentlichun ngsfall, auch von v Auszügen,, bin ich als Urheber d Welturheeberrechtsabkommens anzu ugeben. Drittee sind auf des Werrkes im Sinne des mich als den Urheber hinzuweisen.. Meine Texte sind sorgfältigg und gewisse enhaft rechercchiert. Falls an n hutz- oder Urh heberrechte Dritter D verletztt werden, ist d das irgendeiner Stelle Sch unbeabssichtigt gescheehen. In dieseem Fall bitte icch um Nachriccht und um An ngabe der Quelle. Für Links (Verweise), zum Beispiel auf frremde Inhaltee im Internet, kann ich drücklich von den keine Haaftung überneehmen. Hiermit distanziere ich mich ausd Inhalten aller fremden n, gelinkten Seeiten. Ich macche mir diese Inhalte nicht zu Eigen. Wenn dir meein Text gefälltt, freue ich miich über dein Feedback, un nd vielleichtt kennst du eiinen wagemuttigen Verleger, oder einen aktiven Literaturragenten. Meine Schreib--Werkstatt: www w.raoulyannik.de M Meine Web-Tageb bücher für Komm mentare und Tippss: http://raoulyan nnik.blogspot.com m/

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