Predigtskript 2008-08-31, Evangelisation 2

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verzweifeln vor der Größe der monströsen Aufgabe, die ihnen hier anvertraut worden ist. Und sie bleiben auch, wie ausführlich geschildert und ausdrücklich betont wird, verwundbare schwache Menschen, aber verwundbare schwache Menschen, in denen der Geist Gottes lebt und sie zu Außergewöhnlichem befähigt. Paulus berichtet von all den Erlebnissen und Gefahren seiner Missionsreisen, all den Gefahren, denen er zu Lande und zu Wasser, und im heutigen Kontext würde man auch sagen in der Luft ausgesetzt war bei seinen Reisen, wie er gelitten hat und beschreibt das Paradoxe seiner Erfahrung:

Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde. 2. Kor 4,9 Und eine neue solche Kraft war auch absolut notwendig, denn das Wort, das hier im Griechischen steht, wo wir in der Deutschen Übersetzung „Zeuge“ lesen, ist „martys“. Und das erinnert an unser Wort „Märtyrer“ und weist genau auf das hin, was viele dieser ersten Christen erlebt haben. Sie haben nämlich das Zeugnis ihres Glaubens mit ihrem Blute beglaubigt. Und Christenverfolgung ist keine Sache der Vergangenheit—lassen wir uns vom olympischen Glanz in China z.B. nicht blenden: Der Staat unterdrückt dort nach wie vor die verbreiteten christlichen Hausgemeinden. Meldungen über religiöse Toleranz gegenüber Christen beziehen sich nur auf die vom chinesischen Staat sanktionierten und kontrollierten sog. „Drei Selbst“-Gemeinden. „Saemen martyrorum sanguis ecclesiae“ sagte man in der frühen Kirchengeschichte. Es ist lateinisch und bedeutet: Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche. Aber woher die übermenschliche Motivation, woher dieses Durchhaltevermögen, woher diese innere Gewissheit im Angesicht scheinbar unbezwingbarer Umstände? Deswegen, weil Jesus selbst in ihnen lebt und sie nach der Himmelfahrt Jesu mit dem Heiligen Geist ausgerüstet wurden. Man kann lesen, dass von denjenigen zwölf Männern, die Jesus am nächsten waren, fast alle für ihren Glauben gelitten haben und gestorben sind. Die Kraft des Heiligen Geistes ist eben auch die Kraft, nötigenfalls dem Tod die Stirn zu bieten, falls das im Anliegen Christi notwendig ist. Ein solches Wunder ist nur durch

die Gegenwart Gottes selbst in unserem Leben möglich. Im Jahr 1939 führten die Nazis die Invasion in Polen durch. Sie begannen einen Genozid gegen die polnischen Juden, töteten Hunderte und zwangen tausende Weitere in die Gettos. Ein örtlicher Geschäftsmann namens Oskar Schindler, bot an, eine Anzahl von jüdischen Arbeitern anzustellen, sodass sie zu sehr niedrigen Löhnen in seinen Fabriken arbeiten sollen. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs stellte Schindler über 1300 Juden an und schützte sie in seinen Fabriken. Durch Bestechung und Verbindungen über den Schwarzmarkt, gelang es ihm zu verhindern, dass seine jüdischen Angestellten in die Konzentrationslager geschickt wurden. Leopold Page war Nummer 173 auf Schindler’s Liste von 1300 jüdischen Angestellten. Nach dem Krieg verbrachte Page Jahre damit, einen Autor zu suchen, der die Geschichte von Schindler und seiner vorbildlichen Tat niederschreiben würde. Endlich übernahm der Autor Thomas Keneally die Aufgabe an, das Buch „Schindler’s Liste“ zu schreiben, das von Stephen Spielberg in einen preisgekrönten Film verwandelt wurde. Vor Pages Tod erklärte er: „Ich wusste nicht, wie ich das machen würde, aber ich habe Oskar Schindler versprochen, dass ich ihn zu einem wirklich weit bekannten Namen machen würde.“ Leopold Page widmete sein Leben der Aufgabe, die Geschichte von Oskar Schindler zu verbreiten, den Mann, der sein Leben gerettet hatte. So wie Page wussten auch die Nachfolger Jesu nicht, wie sie es tun sollten, aber sie wussten, dass sie ihr Leben einsetzen wollten, um den Namen Jesu in der ganzen Welt bekannt zu machen. „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ (Mt 28,20) war der Segen, mit dem Jesus seine Nachfolger zurückließ, er gilt seitdem durch viele Jahrhunderte hindurch und selbst heute noch. Gott ist mit uns. Gott ist in uns. Wenn wir wirklich Jesu-Vision haben, dann wird nichts für uns unmöglich sein. Gott sei mit Euch.

Wolfgang v. Ungern-Sternberg Tel. 055 241 16 35 [email protected]

Falkenstrasse 1 8630 Rüti

Predigt vom 31. August 2008

Apg 1,6-9

Vor ihrem Tod im Jahre 1997 hat Jeanne Calment etwas Bemerkenswertes gesagt. Sie war nämlich zu jenem Zeitpunkt der älteste lebende Mensch, dessen Geburtsdatum aus offiziellen Dokumenten bestätigt werden konnte. Diese bemerkenswerte französische Dame erklärte, dass sie ihre Langlebigkeit Schokolade, Olivenöl und Portwein verdankte. An ihrer 120. Geburtstagsfeier fragte jemand Miss Calment: „Was ist ihre Vision der Zukunft?“ Und mit einem Augenzwinkern antwortete sie: „Sehr kurz“. Liebe Gemeinde, seht Ihr, das ist genau unser Problem als Menschen. Unsere Vision der Zukunft ist zu kurz und der Bibeltext, den wir heute Morgen gehört haben, erklärt wie Gott versucht, uns seine Vision zu vermitteln. Am Anfang der Apostelgeschichte versucht Jesus in dieser Passage seinen Jüngern seine Vision zu vermitteln. Das ist es, worum es hier geht: Visionsvermittlung. Lasst uns einen Moment über das Thema „Vision“ sprechen. Jemand hat einmal eine Liste von 40 sogenannten Killerphrasen zusammengestellt, die benutzt werden, um neue und innovative Ideen zu unterdrücken. Killerphrasen sind wie vergiftete Pfeile, die eine Vision zu töten versuchen, bevor man überhaupt auch nur anfangen kann, sie umzusetzen. Hier sind 10 der Top-Killerphrasen. 1. „Ja, aber …“ 2. „Das haben wir vorher schon versucht.“

3. „Wir haben nicht genügend Leute dafür.“ 4. „Mach‘ nicht so einen Aufstand darum. Du bringst doch alles nur durcheinander.“ 5. „Es ist seiner Zeit zu weit voraus.“ 6. „Setzen wir ein Komitee ein, das sich damit beschäftigen wird.“ 7. „Das soll wohl ein Scherz sein?“ 8. „Oh, dafür ist leider kein Budget vorhanden.“ 9. „Das wird mehr Ärger und Aufwand erzeugen, als es wert ist.“ 10. „Das ist ganz richtig in der Theorie, aber …“ Unser heutiger Bibeltext bezieht sich auf einen Zusammenstoß von Visionen. Die Nachfolger Jesu hatten eine sehr kurze und exakte Vision der Zukunft. Jetzt wo Jesus von den Toten auferstanden war, waren sie sich dessen sicher, dass er das irdische Königtum für Israel wieder aufrichten würde. Gottes erwähltes Volk würde endlich wieder in seine rechtmäßige Machtposition eingesetzt werden, als Herrscher über die römischen Unterdrücker. Alles würde sofort anders werden! Und wieder einmal waren sie nicht vorbereitet für Jesus wirkliche Agenda! „Ihr denkt, ich spreche von einem Königreich in Jerusalem?“, hätte er vielleicht zu ihnen sagen können. „Von wegen, haltet euch fest. Zieht euch schon mal warm an, denn ich habe etwas viel Größeres im Sinn. Wie wäre es mit einem Königreich, das die ganze Welt bedeckt?!“ Bevor Jesus zum Vater zurückkehrte musste er

Ein Zusammenstoss der Visionen

die Vision seiner Nachfolger erweitern. Vor etlicher Zeit habe ich einmal in einem Büchlein namens „Tychikus und die Antwort von oben“ – eine ganz köstliche Sammlung von Allegorien zu biblischen Themen in Comicform – folgende kleine Geschichte gefunden: Ein Huhn lebt auf einer Hühnerfarm und es glaubt, dass die Welt nur bis zum Waldrand geht. Denn das ist alles, was es sehen kann von seinem Zaun aus. Irgendwann erklärt jemand mal dem Huhn, dass hinter dem Waldrand und dem Wald noch ein Fluss kommt und am Fluss ist ein Dorf. Und das gehört auch noch zur Welt. Und daraufhin ruft das Huhn voller Freude aus: „Jetzt weiß ich, die Welt geht nicht nur bis zum Waldrand. Jetzt bin ich ein mündiges Huhn!“ Ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich an diese Geschichte denke. In gewissem Sinne ist es genau das, was hier passiert. Der Horizont der Jünger Jesu wird erweitert – und zwar drastisch. Die Vision der Apostel endete sozusagen am Waldrand. Sie wollten nur einen irdischen Thron für königliche Macht. Aber Jesus plante eine weltweite Invasion, nicht von Macht und von Gewalt, sondern von Liebe und Wahrheit und Frieden. Erstens wollte Jesus, dass die Botschaft von ihm in Jerusalem verbreitet wird. Es klingt so einfach, aber denken wir doch mal kurz nach, was das konkret tatsächlich bedeutete: Jerusalem war der Ort, wo er gekreuzigt worden war. Die Behörden dort vor Ort waren immer noch auf der Suche nach seinen Nachfolgern. Für die Jünger muss sich die Aufforderung, Jesus in Jerusalem zu verkündigen, an der Stätte tödlicher Gefahr, etwa so angehört haben, wie

wenn man zu Zeiten der ehemaligen DDR jemandem geraten hätte, auf die Straße zu gehen und lauter Anti-Honecker-Parolen zu singen, oder sonst Dinge zu tun, die den Grenzwächtern und sonstigen Polizeiherrschern dieses Staatsgebildes garantiert unliebsam aufgefallen wären. Die Jünger riskierten mindestens Verfolgung und möglicherweise sogar den Tod, wenn sie auch nur diesem ersten Wunsch nachkamen. Irgendwie denke ich mir in diesem Zusammenhang, dass Jesus eine andere Art hat, seine Mitarbeiter in den Dienst zu schicken als wir das tun. Gut, er ist natürlich lang mit ihnen zusammen gewesen und hat sie ausgebildet, in ganz persönlichem Kontakt. Aber irgendwie denken wir, dass wenn es so richtig losgeht, dann muss man es den Leuten doch erst mal leicht machen. Man muss sie irgendwie in so ein Probe-, in ein Test- in ein Trainingsfeld schicken, wo sie ein bisschen üben und mit freundlichen Leuten konfrontiert sin, so wie hier in der Schweiz – meistens. Jesus macht das anders. Er schickt sie sozusagen mitten in den Krieg, denn anders kann man das nicht mehr bezeichnen. Und man ist vielleicht versucht zu sagen: Na gut, wenn sie Jerusalem geschafft haben und im wörtlichen Sinne überlebt haben ohne dabei all zu sehr verprügelt, eingesperrt, oder sonst wie außer Gefecht gesetzt worden zu sein, klingt der Rest der Liste nur relativ besser. Judäa, die nächste Station, ist die größere Gegend, die Jerusalem umgibt. Man könnte vielleicht denken, dass die Apostel dort ja schließlich relativ anonym herumreisen könnten, aber selbst in dieser größeren Region gab es ein paar Schranken zu überwinden, denn die Apostel waren alle aus Galiläa und von den Galiläern erzählte man sich in dieser Gegend nicht viel Gutes. Sie wurden als – ironischerweise – religiös unrein und befleckt von heidnischem Einfluss angesehen, außerdem machten die Juden Witze über den galiläischen Akzent, etwa so im selben Sinne, wie die Schweizer manchmal Witze über die Österreicher machen, oder die Deutschen, über die Bayern oder über die Ostfriesen – das gibt es irgendwie in allen Ländern. Jemand spricht ein

bisschen anders und schon lacht man ihn aus. Und den Galiläern ging es damals genauso. Und der Befehl, nach Samaria zu gehen, war mindestens genauso schockierend. Denn Samaria wurde besiedelt von Juden, die sich mit heidnischen Völkern vermischt hatten durch Eheschließung, durch sogenannte Mischehen, wie man sagt. Sie praktizierten nicht den orthodoxen jüdischen Glauben. Die Samaritaner wurden als so eine Art „Bastarde“ angesehen. Seit Generationen waren der Hass und das Misstrauen zwischen den orthodoxen Juden und den Einwohnern von Samaria gewachsen. In Johannes 4, 9 erinnert eine samaritanische Frau Jesus sogar dass „die Juden nichts mit den Samaritanern zu tun haben“. Warum wollte Jesus seine Botschaft der Hoffnung gerade den Samaritanern anbieten? Das war ebenfalls, wie mitten in ein Feindesgebiet gesandt zu werden, wenn auch ein Feindesgebiet anderer Art. Während des Zweiten Weltkrieges nahmen Nazitruppen unter der Führung des SS-Kommandanten Herbert Kappler die Stadt Rom ein. Kappler war bekannt für seine Brutalität. Ganz Rom, aber ganz besonders die römischen Juden, lebten in Furcht und Zittern vor ihm und seinen Soldaten. Einer von Kapplers größten Feinden war ein irischer Priester, der im Vatikan arbeitete, Monsignor Hugh O’Flaherty. Monsignor Hugh O’Flaherty war ein furchtloses Mitglied der Untergrundbewegung in Rom des Widerstands gegen die Nazis. Man kann hören, dass er während des Krieges einer sehr großen Anzahl von Menschen das Leben rettete. Sehr oft hat Kappler versucht, Hugh O’Flaherty festzunehmen oder ihn umbringen zu lassen, aber O’Flaherty‘s riesiges geheimes Netzwerk von Informanten half ihm, seinem Verfolger jeweils einen Schritt voraus zu sein. Am Ende des Krieges wurde Colonel Kappler zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt für seine Verbrechen. In all seinen Jahren im Gefängnis hatte Kappler nur einen Besucher. Monsignor Hugh O’Flaherty, Kapplers größter Feind besuchte ihn jeden Monat. Und 1959 taufte Monsignor O’Flaherty Kappler auf den christlichen Glauben.

Warum ist Monsignor Hugh O’Flaherty in „Feindesgebiet“ gegangen, um die Botschaft der Erlösung zu verbreiten? Deswegen, weil Jesus es ihm so befohlen hatte. Jesus zu kennen hatte die Vision von Hugh O’Flaherty vergrößert. Und schließlich heißt es, dass die Nachfolger Jesu die gute Nachricht bis an die Enden der Erde tragen sollten. Was bedeutete das? Sollten sie etwa die Nachricht vom Königreich Gottes sogar mit den Heiden teilen? Das lag alles völlig außerhalb der Vorstellungskraft der Apostel. Sie konnten die Größe dieser Aufgabe nicht einmal im Traum ermessen. Und so musste Jesus, bevor er zum Vater zurückkehrte, neu definieren, was möglich war. Hudson Taylor war einer der einflussreichsten Missionare im 20. Jahrhundert. Er brachte das Evangelium nach China und errichtete dort eine Anzahl von blühenden Gemeinden. Taylor sagte, dass es drei Phasen gibt, die bei großen Plänen auftreten, die für Gott durchgeführt werden:  Stufe 1: unmöglich

 

Stufe 2: schwierig

Stufe 3: geschafft! Deswegen, weil Jesus seinen Nachfolgern eine unmögliche Aufgabe gab, versprach er ihnen auch eine unglaubliche Kraft. Jesus gab seinen Nachfolgern die monumentale Aufgabe, die Nachricht zu verbreiten, und zwar in die ganze Welt, dass Gott in menschlicher Form kam, den Tod besiegt hatte und uns ewiges Leben anbietet. Und deswegen, weil das eine übermenschliche Aufgabe war, konnte sie nur durch übernatürliche Kraft verrichtet werden. Erinnern wir uns mal an all diese Kinofilme von Superhelden. Kürzlich lief ja wieder einer: „Der unglaubliche Hulk“ hieß er. Und in richtiger Superhelden-Manier wurde dort eine alte Tradition fortgepflegt: Man nehme einen ganz normalen, hundskommunen Menschen und setze ihm einem einschneidenden, drastischen Erlebnis aus. Sei das eine radioaktive Spinne, die ihn gebissen hat. Sei es, dass er in ein Kernreaktor gefallen war und irgendwie lebendig wieder rausgekommen oder auf sonst mysteriöse Art und Weise in übermenschliche Kräfte hinein initiiert worden ist: Eines bleibt immer gleich – ein normaler Mensch, der plötzlich über riesige Kräfte verfügt. Ein bisschen etwas Ähnliches geht hier mit den Jüngern Jesu vor sich. Als normale Menschen müssten sie ja eigentlich

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