Predigtskript 2008-08-10, Taufe Und Ritterschlag

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errettet zu sein, sondern um das Reich Gottes zu bauen, bis Jesus wiederkommt. Wenn ich weiß und verstehe, dass Gott gute Gedanken über mich hat, Gedanken des Friedens und gute Absichten, dass er mich segnen möchte, sodass ich auch für Andere ein Segen sein kann, dann gibt mir das Kraft, meinen Weg weiterzugehen. Seht Ihr: Unser Leben ist wie der Weg zu einem Flugzeug, das in die Ewigkeit fliegt. Ein Weg durch einen Flughafen hindurch. Und wisst Ihr, was in so einem Flughafen passiert? Seid Ihr kürzlich oder verhältnismäßig kürzlich mal in die USA geflogen? Was passiert, das ist, Ihr lauft über den Flughafen und wisst Ihr, was ständig geschieht? Jemand will Eure Pässe kontrollieren! Ihr kommt rein und beim Einchecken werden die Pässe überprüft, beim Handgepäck werden sie angeschaut, beim Boarden werden sie kontrolliert, möglicherweise, wenn sie es besonders genau nehmen, noch einmal auf dem Weg zum Flugzeug. Bis man im Flieger sitzt, wissen mindestens mal ein halbes Dutzend Leute, wer man ist. Seht Ihr, unser Leben ist ebenfalls wie eine lange Rennstrecke. Wir erinnern uns an den Vergleich mit Olympia vom letzten Sonntag – oft, oft und oft wirst Du in Deinem Leben gefragt werden: Wer bist Du? Und was wirst Du dann sagen? Ich bin abhängig, ich bin geschieden, ich bin arm, ich bin wenig gebildet, ich wurde missbraucht, ich war irgendwie immer der letzt in der Klasse, nicht so sportlich oder was wird es sein? Bei den Anonymen Alkoholikern, einer Selbsthilfegruppe, müssen die Teilnehmer aufstehen und sagen: Ich heisse

soundso und bin ein Alkoholiker. Ich kann verstehen, dass man den Leuten nahebringen will, dass sie wirklich ein Problem haben und dazu stehen müssen und es zugeben – aber auf der anderen Seite muss man furchtbar aufpassen, dass das nicht zu einer Selbstdefinition wird.

Falkenstrasse 1 8630 Rüti

Predigt vom 17. August 2008

Inwieweit prägt mich meine neue Identität wirklich? Wenn Dich jemand fragt: Wer bist Du? Was ist Deine erste Antwort? Je mehr Dir als Erstes in den Sinn kommt, ich bin ein begnadeter und geliebter Mensch, für den der lebendige Gott vom Himmel auf die Erde gekommen ist, um sein eigenes Blut zu geben zu seiner Erlösung. So wichtig, so wertvoll, so geliebt bin ich. Desto näher bist Du daran, ein zutiefst, von innen heraus glücklicher Mensch zu sein. Und genau daran möchte uns heute die Taufe erinnern. Caspar und Erich, Ihr bekennt, dass Ihr dem lebendigen Gott gehört und dass Ihr durch seine Gnade und Liebe unendlich wertvoll, geliebt und geborgen seid. Ich wünsche Euch, dass wenn man Euch mitten in der Nacht um 12 aufweckt und sagt: Wer bist Du? Ihr dann sagen könnt: Ich bin Caspar, ich bin Erich, ein Geliebter Gottes! Das ist mehr wert als jeder Ritterschlag, jede geheimnisvolle – und sei es auch mächtige – Bruderschaft und jeder akademische Titel und das feiern wir heute. Denn eine Taufe ist ein Fest! Wir sehen uns im Zürichsee. Amen. Wolfgang v. Ungern-Sternberg Tel. 055 241 16 35 [email protected]

2. Kor. 5, 16f.

Liebe Gemeinde Ich möchte Euch heute willkommen heißen zum Ritterschlag von Caspar und Erich! Ihr fragt Euch jetzt sicher: „Wieso Ritterschlag? Heute ist doch eine Taufe?“ Da habt Ihr Recht. Aber was ich Euch damit sagen möchte, ist Folgendes: Die ganze Weltgeschichte hindurch haben die Menschen immer wieder nach Möglichkeiten gesucht, Rituale zu erschaffen, durch die sie „über sich selbst hinauswachsen“ können. Das ist der Schlag zum Ritter für die besonders verdienten Kämpfer und leitenden Figuren eines Königreiches, das sind die Geheimgesellschaften, von denen man sich durch die Weltgeschichte hindurch immer wieder zuraunt, was für geheimnisvolle, wichtige und durchdringende Einflüsse sie hinter den Kulissen ausgeübt hätten. Gesellschaften mit merkwürdigen Aufnahmeritualen, die dazu geeignet sind, einem das Blut in den Andern stocken zu las-

sen und ganz fest daran zu glauben, wie wichtig, wie tiefgründig und geheimnisvoll diese Sozietät doch ist, in die man gerade aufgenommen wird. Wir ehren Menschen auch heute noch mit Titel. Mit Doktortiteln, Professorentiteln und Dingen, mit denen wir uns sozusagen selbst versichern wollen, was diese Menschen sagen, das wird stimmen. Sie sind so gut ausgebildet, dass sie im Normalfall Recht haben sollten. Und seht Ihr, liebe Gemeinde: Genau das ist die Schwierigkeit. All die Formen, die die Menschen gefunden haben, um über sich selbst hinauszuwachsen, sei es durch mystische Einweihung, akademische Ehrung oder königliche Gunstbezeugung mögen in einem Teil der Fälle sicherlich einen Sinn haben, aber sie sind trotzdem nur menschengemachte Maßnahmen. Was steht denn dahinter bei dem Drang nach Würden, nach Titeln, nach Ehrung und Aufnahme? Es steht dahinter der tiefe Wunsch unseres menschlichen Herzens, dass der

Mensch über sich hinauswachsen möchte. Er möchte stärker werden, schöner, weiser und ansehnlicher, geehrter, bekannter und wichtiger. Und doch zielen alle diese Maßnahmen, wenn sie diesem inneren Wunsch entsprechen wollen und über das bloß Organisatorische und Sittliche hinausgehen, letzten Endes am Ziel vorbei.

Nur Gott kann das Herz des Menschen verändern Denn das Herz des Menschen lässt sich nicht so leicht verändern. Wie es so schön in einem klassischen Werk heißt (auch in der Bibel wird heidnische Dichtung zitiert, darum darf man das auch in der Predigt): „Setz Deinen Fuß auf ellenlange Socken, Du bleibst doch immer, wer Du bist“. Die einzige wirklich tief greifende Veränderung des menschlichen Wesens, die es in seiner ganzen Tiefe ergreift und als Ganzes verändern kann und die darüber hinaus noch ewig bleibt und Anerkennung und Ehrung nicht nur beim Menschen und in der unsichtbaren Welt bringt, von der schreibt Paulus: „Darum kennen wir von nun an niemanden mehr nach dem Fleisch … darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ 2. Kor. 5,16f. Die Taufe ist nicht nur ein Ritus. Riten können leicht missverstanden werden. Es wird erzählt, dass vor Hunderten von Jahren, als ein christlicher Heiliger einen heidnischen König taufen wollte, dieser Heilige (der Heilige Patrick heißt es) bei der Taufe einen entscheidenden

Fehler im Ablauf machte: Er lehnte sich nämlich auf seinen Stab (christliche Heilige in traditioneller Überlieferung sind meistens alte Menschen) und bohrte mit diesem spitzen Holz dem heidnischen taufwilligen König ein derartiges Loch in den Fuß, dass der deutlich sichtbar zu bluten anfing und Patrick entsetzte sich, als er es einige Zeit später auch selbst bemerkte, und flehte den König um Verzeihung an und fragte ihn: „Majestät, warum haben Sie diese Schmerzen so still und stumm erduldet?“ Und der König, so heißt es in der Überlieferung, solle geantwortet haben: „Ich dachte, es wäre Teil des Ritus.“ Ja, seht Ihr, so geht das, wenn man Christ werden will und überhaupt nicht weiß, was jetzt gerade als Nächstes mit einem passiert und nicht versteht, worum es geht, beim Thema Taufe. Die Taufe ist, wie wir uns letzte Woche schon erinnert haben, kein Ritus, der an sich und für sich selbst die Türen des Himmels öffnet, sondern ist ein Zeichen. Es ist eine Bestätigung, es ist ein Bekenntnis dafür, dass derjenige, der sich taufen lässt, den lebendigen Gott als seinen Herrn und Heiland kennen gelernt hat und daran glaubt, dass sein Sohn Jesus Christus dadurch, dass er sein heiliges Blut für uns vergossen hat auf Golgatha, für uns den Weg frei gemacht hat zur Versöhnung mit Gott. Die Taufe ist für uns die Erinnerung und das Bekenntnis darauf, dass mit uns etwas viel Entscheidenderes in unserem Leben geschehen ist als es je ein Ritterschlag sein könnte, als es je eine Ernennung zum Professor und Rektor der Universität Zürich sein könnte oder als es die geheimnisvolle Aufnahme in eine merkwürdige verschworene Logenbruderschaft je vollbringen könnte: Dass sie nämlich neues, ewiges Leben erhalten haben und dass in uns der Funke der Flamme von Gottes Leben, seiner

Liebe und seinem Heiligen Geist brennt und das unser Leben über das Leben unseres körperlichen Leibes hinaus dauern wird, bis wir unseren Herrn einst sehen in Ewigkeit, in Herrlichkeit.

„Wer bin ich?“ ist die entscheidende Frage unseres Lebens Man kann mit Berechtigung sagen, dass wir mit der Wiedergeburt, dem Bekenntnis zu Jesus Christus als unserem Herrn eine neue Identität empfangen. Die Bibel sagt dazu: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Mit der Wiedergeburt ändert sich nicht nur was wir wollen, was wir denken und glauben und fühlen, sondern es ändert sich, was wir sind.

wart, der Zufriedenheit, der Kraft gebenden Zuversicht und Ruhe, die das Leben mit Gott ihnen geben will. Dabei heisst es doch: „Denn das Reich Gottes ist ... Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geist.“ Röm 14,17 Warum ist das so? Sie sehen sich immer noch durch die alte Brille der Selbstablehnung, der Minderwertigkeit, die ihnen Andere eingeredet haben, der Unwürdigkeit, die ihnen der Feind Gottes einflüstert. Sie schauen immer noch zurück in die Vergangenheit des Versagens und können deshalb kaum geradeaus gehen, ohne überall anzustoßen. Paulus sagt, wir kennen niemanden mehr nach dem Fleisch. Was bedeutet das? Ich schaue nicht mehr auf meinen alten Menschen und seine Schwächen, sondern auf Christus und das, was er für mich getan hat und vor allem tun will! Im Johannesevangelium heisst es:

Wir haben einen neuen Pass, eine neue ID von Gott bekommen

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Joh 10,10

Es ist, wie wenn wir von Gott einen neuen Pass bekommen hätten. Und bei der Taufe erinnern wir uns an diesen Moment der Passüberreichung. Lass mich Dich einmal fragen: Was steht in Deinem Pass drin? Als was erkennst Du Dich? Als was siehst Du Dich, wenn Du an Dir heruntersiehst?

Wir haben als Christen oft die Tendenz, in einer „Erlösungslehre“ stecken zu bleiben, in einem Evangelium der Errettung. Moment, das klingt vielleicht furchtbar kontrovers, wenn ich das sage, was ist damit gemeint? Damit ist gemeint, dass Gott, dass Jesus uns das Evangelium nicht nur gegeben hat, damit wir uns sagen können: „Jetzt habe ich meine Schäfchen im Trockenen, jetzt kann ich mich erstmal zurücklegen und ausspannen, jetzt habe ich ja alles geschafft, worum es im Leben geht. Ich bin Christ geworden.“ Sondern vielmehr sind wir nicht nur gerettet worden, um

Siehst Du immer noch den alten Typen, die alten Schwächen, Dein Unvermögen? Nicht wenige leben schon viele Jahre als Christen. Sie gehen zur Gemeinde, gehen beten, arbeiten mit, aber sie erfahren wenig von Gottes Gegen-

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