[STRATEGISCHE KOSTEN-NUTZEN HEIRAT]
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Egoistische Vorteilsuche und überlegtes Abwägen von Kosten und Nutzen stehen bei einer Heirat im Vordergrund. Niemand heiratet, wenn die Nachteile überwiegen. Jeder weiß das. Darum hat man den Begriff „Liebe“ erfunden.
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Übersicht
Erstes Kapitel
Heiratsgedanken
Zweites Kapitel
Mordgedanken
Drittes Kapitel
Philosophisches Ehekonzept Zum Autor Kontakt und Feedback
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Heiratsgedanken
„Eine Sexual- und Eherevolution ist im Anzuge. Es ist nahe liegend, dass der dadurch aufgerollte sehr verwickelte Fragenkomplex sowohl die Frauen wie auch die Jugend besonders beschäftigt. Sie leidet wie jene ganz besonders schwer unter den heutigen sexuellen Missständen. Sie rebelliert mit dem vollen Ungestüm ihrer Jahre dagegen. Das begreift sich. Nichts wäre falscher, als der Jugend und den Frauen mönchische Askese zu predigen und die Heiligkeit der schmutzigen bürgerlichen Moral.“ Wladimir Iljitsch Lenin
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Gestählt durch Ehen und allerlei eheähnliche Beziehungen habe ich es irgendwie geahnt. Die Frau ist von ihrer Natur her zum Gehorchen bestimmt. Ihr ist das Glücklich machen des Mannes von der
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Natur aufgegeben. Liebe und verehrte Leserin, ich höre Ihren empörten Aufschrei. Bitte bleiben Sie besonnen. Gewalt ist keine Lösung. Man wird zwar so alt wie eine Kuh, aber man lernt immer noch dazu, wie schon Goethe (oder Schiller, wer es war ist mir momentan entfallen) einmal gesagt hat. Es ist nicht so wie Sie denken und noch weigere ich mich, in der Tradition altdeutscher Geistesgrößen zu denken. Obwohl, manchmal befallen auch mich die Zweifel. Die Zeiten ändern sich nun mal. Auch ich muss das Umdenken lernen, um Neues und Ungewohntes erfolgreich zu lehren. Darum halten wir der Ordnung halber und mit kühlem Kopf die von mir ermittelten Fakten fest. Unumstößliche
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Tatsache ist, dass das Ergebnis meiner langjährigen Feldforschungen nur eine Erkenntnis zulässt. Selbst vollkommen unabhängige und selbstbewusste Frauen schließen sich ohne lange Nachzudenken irgendeinem Mann an, von dem sie sich lenken und beherrschen lassen. Sie heiraten überlegt nach oben, und sie entsorgen geistig und finanziell Unterbemitteltes gewissenlos und ohne Rücksicht auf die Regeln der Genfer Konventionen. Die Ursachen für dieses egoistische Verhalten sind noch nicht erforscht. Nach der allgemeinen Lehrmeinung mag es darin zu suchen sein, dass Frauen einfach eine Art Meister brauchen. Entweder als Ehemann, Liebhaber, oder als eine Art Beichtvater. Dem möchte ich mich anschließen, und darum musste
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das auch in aller Deutlichkeit und ohne falsche Scham geschrieben werden. Leider ist diese lebensnahe, aber weitgehend vergessene Erkenntnis auch nicht von mir. Sie wurde von mir nur etwas griffiger für den sogenannten GenderMainstream umformuliert, ist aber dem Sinn nach von dem von mir sehr geschätzten Arthur Schopenhauer, der diese zeitlosen Sätze in Parerga und Paralipomena II (Über die Weiber) ausführlich, aber etwas sperrig formuliert hat. Die weitere Lektüre des Schopenhauerschen Textes möchte ich meinen geschätzten Leserinnen und Lesern ersparen, denn ich kann seine Richtigkeit durch meine Langzeitstudien mit meiner derzeit zweitbesten Freundin und Muse Viola
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sozusagen repräsentativ beweisen.
Wie meine engeren Freunde, und auch die treuen Leserinnen meiner Fachpublikationen vielleicht noch wissen, ist Viola eine vollkommen unabhängige Frau im mittleren Alter, so wie unzählige andere Frauen auch. Sie hat vor etwa sieben Jahren Werner geheiratet, um heute selbstbewusst mit beiden (sehr schönen und auch gut schließenden) Beinen mitten im Leben zu stehen, und als aktive Projektmanagerin das gemeinsame Leben zu meistern. Oder wie eine bekannte Staubsauger-Firma behauptet: „Sehr erfolgreich ein kleines Familienunternehmen zu führen.“
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Ich weiß es, aber Sie wissen nicht, wie es hinter den zugezogenen Gardinen der gutbürgerlichen Villa zugeht. Tatsache ist, dass Viola und Werner eine wunderbare Ehe der gegenseitigen Akzeptanz als notwendiges Übel zur Erhaltung eines gehobenen Lebensstandards führen. Mit Gucci-Schuhen aus Schlangenleder und mehreren Prada-Täschchen gut versorgt, ist sich Viola in ihrem verflachenden Eheleben der psychologischen, aber auch der pragmatisch bedingten Vermengung todfeindlicher Werte nicht bewusst. Ich behaupte sogar, dass sie es sich auch nicht bewusst machen will. Zu meinem großen Bedauern ist auch dieser prägnante und durchaus erwähnenswerte Satz auch nicht von mir, sondern
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von dem bekannten Philosophen und Autor „Unbekannte Quelle.“ Dagegen hat Werner (Violas Ehemann, mein bester Kumpel und Steuerberater in Personalunion) durch sein Kapital als gutverdienender Steuerberater und Zahlenmensch ein Monopol geschaffen, dem sich Viola gezwungenermaßen unterordnet. Ob die Unterordnung freiwillig, durch psychologischen Zwang, oder aus Verstandesgründen erfolgt, weiß ich nicht. Wichtig ist zu wissen, dass Werner über die Macht verfügt, und Viola die großzügig zugeteilten, wirtschaftlichen Privilegien genießt. Intuitiv ahnt Viola die möglichen Konsequenzen, die aus der aktiven Forderung nach Klassenkampf und Freiheit
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vom schweren Joch der ehelichen Unterdrückung entstehen können. Mit billigen Deichmann-Latschen an den Füßen und dazu einem kleinen Hunger im Bauch, ist es schwer, auf der freien Wildbahn der gnadenlosen Eitelkeiten, im Spannungsfeld von fortschreitendem Alter und steigenden Ansprüchen, überleben zu müssen. Aus der Perspektive versklavter Völker sind die Herrschenden immer die Blöden. Das weiß Viola und Werner auch, weil ich es ihm gesagt habe. Aus diesem und keinem anderen Grund bekommt Werner von Viola zwar nicht direkt, aber Unterschwellig die der Kapitalistensau zustehende Verachtung zu spüren. Andrerseits verhält sich Viola konsequent nach
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dem in Insiderkreisen bekannten und bewährten Sklavenfreiheitssyndrom. Das Verhaltensmuster ist wissenschaftlich weitgehend erforscht, aber im zwischenmenschlichen Mann-Frau-Bereich kaum bekannt. Es lautet in Kurzfassung: „Futter mit Peitsche erzeugt Hingabe und Demut“, und in der erklärenden Langfassung: „Wenn man Sklaven in die Freiheit entlässt, kommen die meisten ehemaligen Leibeigenen nach kurzer Zeit zu ihren Unterdrückern zurück, denn da gibt es zwar hin und wieder Peitschenhiebe, aber auch Futter und Arbeit, was ja ganz so schlecht nicht ist.“ Nun bekommt Viola zwar nach meinem Wissenstand keine heftigen Peitschenhiebe, aber wenn man Züchtigungen mit ehelichem Stress
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gleichsetzt, dann kommt das auf das Gleiche raus. Dass Viola hin und wieder aufmuckt stört Werner nicht sehr, denn er kennt seine Macht und das ist gut so – jedenfalls für Werner und auch für mich, denn ich bin der Villa der offiziell anerkannte Kriegsberichterstatter.
Verehrte Leserin, lieber Freund und Leidensgenosse, ich weiß, dass mein authentischer Lagebericht kompliziert wird. Damit wir den Überblick nicht verlieren, fassen wir aus Gründen der chronologischen Übersicht, Violas und Werner Ehe- und Beziehungskonstellation gerafft zusammen: Als ehemalige und durchaus fanatische Revoluzzerin gegen vage definierte
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Ungerechtigkeiten in weit entfernten Ländern, mit immer offenem Ohr für die Nöte der Arbeiterklasse in nie betretenen Fabriken, bunt gemischt mit konsequente Engagement für den Schutz großer, möglichst knuffiger Tiere mit unschuldigen Augen, ist Viola gezwungen, als Sklavin des Kapitals ihre Individualwürde und ihren zeitgeistigen Anspruch auf eine halbwegs menschenwürdige Existenz in Champagner zu ersäufen. Das sagte schon sinngemäß Wladimir Iljitsch Lenin, ein verstorbener sowjetischer Politiker. Wladi war ein begnadeter Visionär, aber anzunehmen ist, dass er wie ein Brummkreisel in seinem Mausoleum rotieren würde, wenn er von der heuchlerischen Dekadenz des 21. Jahrhunderts erfahren würde. Darum
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decken wir auch den blickdichten Mantel der Verschwiegenheit über die modische Fahrrad- und Biolädchenfolklore, der sich Viola neuerdings verschrieben hat, wenn sie aus Imagegründen nicht ihr schnittiges Mercedes-Cabrio der SLKVolllederausstattung zum Bio-Wochenmarkt in Sindelfingen ausfährt. Sie liebe Leserin, aber auch du mein Freund wirst mir zustimmen, dass Violas Ehe-Schicksal ein schreckliches Schicksal ist. Meine auf meiner vorläufigen Hitparade derzeit zweitbeste und nicht zu dünne Freundin Viola muss bei vollem Bewusstsein das schwere Joch der Ehe tragen. Aber wie es im Leben so und nicht anders ist. Der Besitz von Geld bestimmt nun mal den Grad der Macht
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und andererseits das Spektrum des zu leistenden Gehorsams. Ehe ist und bleibt eine Institution, die nach einem einfachen Kosten-Nutzen-Merksatz funktioniert. Er lautet: „Die Vorteile müssen größer sein, als die Nachteile.“ Für Viola zahlt es sich aus, sich nicht zu sehr zu mucksen, damit die ehelichen Vorteile die sie genießt, von Werner nicht bemerkt werden, denn neuerdings liebäugelt Werner mit der hübschen Praktikantin, und die ist nicht ohne, rein figürlich gesehen und dazu auch noch zweiundzwanzig Jahre jünger als Werner - und die Praktikantin ist mit hübschen Blumen glücklich, weil sie noch an die große Liebe und solche Sachen glaubt. Das gibt zu denken, denn der Unterhalt einer blitzgescheiten
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Praktikantin ist billiger, als die Finanzierung einer anspruchsvollen Ehefrau. Man muss nur an den sprichwörtlichen Esel denken, dem an einer Stange eine Mohrrübe vor der Nase schaukelt, die er aber nie erreichen kann, und trotzdem mit hungrigem Magen Kilometer um Kilometer schwere Lasten zieht, nur um seinem Herrn und Meister gewissenhaft zu dienen. Um das Thema mit einer kurzen Rast an einem weiteren, literarischen Milestone etwas aufzuhellen, bleibt mir an dieser Verschnaufstelle nur die Feststellung, dass der Traum von einer Liebesheirat nur ein Wolkenkuckucksheim ist, in dem sich die Lerche und die Nachtigall um den besten Platz streiten. Nach meiner Erfahrung kann
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in der realen Welt eine Ehe nur funktionieren, wenn sie durch Regeln und Riegel wie ein schwerbewachtes Haus gegen mögliche Ein- und Ausbrüche abgesichert wird. Doch bevor ich den sprichwörtlichen „roten Faden“ meines Vortrags endgültig verliere und im literarischen Niemandsland aufschlage, kommen wir zu Violas und Werners Ehe zurück.
Violas und Werners heiliger Bund war, wie könnte es anders sein, eine Liebesheirat. Ich kann mich noch ziemlich deutlich an das feierliche Ereignis erinnern. Am Vorabend ihrer Hochzeit saßen Viola und ich zusammen und wir freuten uns giggelnd wie die Kinder auf den nächsten Tag. Ich
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auf das reichhaltige Essen und die Abwechslung vom grauen Singleleben zum verordneten Fröhlichsein, und Viola auf die fette Beute, aber das sagte sie natürlich nicht. Jedenfalls nicht so deutlich, denn mit vollem Mund ist nicht gut zu sprechen. Ich fand und finde es auch heute noch mental ergreifend, wenn sich zwei liebende Menschen unter so eindeutig definierten Bedingungen zusammenfinden, um zuerst vor dem Notar, dann vor der Gesellschaft, und zum Schluss vor der Geistlichkeit, in Anwesenheit der verfressenen Mischpoke, eine immerwährende Gemeinschaft einzugehen. Dieser dreifach abgesicherte Vorgang verspricht Gefühlssicherheit und mit den Ringen
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wird die egoistische Rechtesicherung besiegelt. Anfangs nur nebenbei erwähnt wurde der Umstand, dass Viola am Morgen ihres letzten Tages in Freiheit einen Ehevertrag in Liebe und Vertrauen unterschrieben hatte. „Es ist nur eine Formalität, wegen den Steuern und so …“, sagte mir Viola beiläufig, aber ich habe es sofort erkannt. Es waren Werners kluge Worte aus Violas schönem Mund. Hätte ich ihr das so deutlich sagen sollen? Viola war an diesem Abend in bester Vorheiratslaune und trotz zweier Fehlstarts noch nicht zu sehr eheverseucht. Endlich, nach zwei gescheiterten Ehen, war sie wieder Braut, und es sollte eine Liebesheirat mit allem Drum und Dran
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und einem kapitalen Goldfisch am Angelhaken werden. Anzumerken ist, dass gefangene Fische durch einen kräftigen Schlag mit einem Holzknüppel betäubt werden, damit sie nicht mehr zappeln und bald verenden. Werner dachte vermutlich ähnlich. Aber wie ich ihn kenne, nicht an ein Schlagwerkzeug, sondern an eine Fußkette um Violas schlanke Fesseln und mit einem genau berechneten Aktionsradius zwischen Küche, Waschmaschine und Bett, was aus Sicht des kapitalen Goldfisches durchaus legitim ist. Viola befand sich an diesem Tag, auch am Abend, und auch noch vor dem Standesbeamten auf einer rosaroten Gefühlswolke. Treu und brav wie es sich für eine liebende Frau gehört, hatte sie
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der Gütertrennung und dazu dem Verzicht auf Zugewinn- und Versorgungsausgleich zugestimmt. Viola und Werner waren sich einig, denn es war ja nur eine unwesentliche Formsache, dass Viola auch auf nachehelichen Unterhalt (außer für die Zeit der Kinderbetreuung) verzichten sollte. Auch an später hatte Werner der Grundgute gedacht. Falls die Ehe scheitern würde, was einen Tag vor der Hochzeit undenkbar erschien, sollte Viola eine Abfindung von sensationellen 30.000 Euro erhalten. Frühestens aber nach einer zehnjährigen Ehe und keinesfalls vorher, oder bei einer kürzeren Ehedauer als genau abgezählten dreitausendsechshundertundfünfzig Tagen. Zwar weiß ich, und jeder einigermaßen klar
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denkende Mensch auch, dass solche Eheverträge nach einem Urteil des Oberlandesgerichts München (Aktenzeichen 4 UF 7/02) unwirksam sind, aber das wusste Viola nicht. Dabei sagt das Urteil eindeutig, dass so ein Ehevertrag einer „gleichberechtigten Lebenspartnerschaft" widerspreche, denn er begünstig den Mann. Die Frau müsse auch nach der Scheidung ihren durch die Ehe rechtmäßig erworbenen Lebensstandard beibehalten können. Die Richter sahen es in dem erwähnten Fall als erwiesen an, dass der Mann bei Unterschrift des Vertrags „seine dominante Lage" ausgespielt habe. Werner war besser informiert und hatte andere Vorstellungen von einem durch seine Arbeitskraft finanzierten Lebensstandard einer Ex-
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Ehefrau. Er hatte in den Ehevertrag eine kleine Klausel aufgenommen, dass Viola den Ehevertrag in „freier Willensentscheidung" akzeptiert habe, und vermutlich mit dem weiteren Zusatz, dass sie bei Unterschrift auch im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gewesen wäre, was sie nachweislich nicht war und oft auch nicht ist. Zur Belohnung für so viel Wohlverhalten durfte Viola ihre rostrote Uralt-VW Prollschüssel aus der Pink-Floyd Serie gegen ein neues SLK Modell mit Stern und geschmackvoll nuanciertem Leder an gemasertem Echtholz vertauschen, das Werner günstig und für seine Firma steuermindernd für erst mal drei lange Ehejahre geleast hatte. „Danach sieht man weiter“ sagte mir Werner, und ich musste ihm zustimmen,
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denn wie bereits erwähnt ist er mein bester Kumpel. Werner wusste natürlich, und das dürfen wir ihm auch nicht übelnehmen, dass das Timing und die Umstände für Vertragsabschlüsse eminent wichtig sind. Eigentlich weiß das jedes Kind, das zuerst mit Bonbons gelockt wird, und vorher, in Aussicht der noch nicht greifbaren Süßigkeiten, das Versprechen abgepresste bekommt, endlich brav zu sein. Und was war mit Viola und ihrem Verstand? Viola hat ihrer geistigen Tugend gefrönt, wie andere dem Rauchen. Nur darum hatte sie keine Alternative. Der Ehevertrag war ein Angebot, dass sie nicht ablehnen konnte. Werner wollte ihre
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Unterschrift auf dem Vertrag und dazu ihr schwaches Gehirn.
Da Viola in meinem vorliegenden Buch als Frau Mustermann herhalten muss, ist an dieser Stelle ein kleiner Zwischenstopp notwendig. Angeblich blenden drei von vier Frauen das Thema Finanzen aus den verschiedensten Gründen aus. Das geht aus der Commerzbank-Studie „Die Psychologie des Geldes" hervor. Viele Frauen agierten in Geldfragen weniger selbstständig als Männer. Die Mehrzahl der Frauen verdrängt die Zahlen, Daten und Fakten der ehelichen Unternehmung regelrecht, und sie bürden dem Mann die schwere Last der Finanzverwaltung und
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damit auch die gerechte Zuteilung der Kohlen auf. Oder wie ein bundesdeutscher Außenminister gern sagt: „Auf einem Schiff das dampft und segelt, braucht´s immer einen der das regelt.“ Das bedeutet, dass der Mann der Kapitän des Eheschiffs ist, und Viola, stellvertretend für die Mehrzahl der verheirateten Frauen, die Heizerin, die ein bisschen die zugeteilten Kohlen hin und her schaufeln darf. Das ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit, aber wie wir aus der Geschichte der Seefahrt wissen, können Heizer auch ziemlich rabiat werden. Sie neigen zur Streitsucht, zur Revolution und verlassen wie die klugen Ratten auch gern mal vorzeitig das Schiff, wenn nicht mehr genug Kohlen zum schaufeln da sind - um dann auf einem Dampfer mit mehr Kohlen
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anzuheuern – metaphorisch gesprochen. Da Viola eindeutig zur Mehrheit gehört, gab es für seine keine diskutierbare Alternative, denn ihr Gehirn hatte ja bei der Planung von strategisch platzierten Streu-Engelchen, Tischordnung mit Rosen und unschuldig, weißem Hochzeitskleid mit Myrtenkränzchen (geschlossen) schon ausgesetzt.
Nach dieser kleinen Vorgeschichte und zur Feier des kommenden Tages, gab es für mich nur noch die Entscheidung zwischen Johnnie (Walker) und Jim (dem guten alten Kumpel Beam aus dem schönen Kentucky). Mein Glaube und meine Hoffnung auf eine bessere Welt brauchten dringend spirituose Hilfe. Ich beschloss die Dinge lustiger zu
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nehmen als sie sind, denn ich hatte sie zu lange ernster genommen, als sie es verdienten.
Es war, wie es sich für eine Liebeshochzeit gehört, im schönen Mai. Die Frühlingsluft war an diesem Vorabend besonders sämig. Schon das Zusammentreffen dieser Faktoren hätte mir als Warnung vor der göttlichen Hinterlist erscheinen müssen. Denn aus Erfahrung weiß ich, dass der liebe Gott, wenn er es gut meint, ein ziemlich nachtragender Scherzkeks sein kann. Zumindest sind seine göttlichen Wege unergründlich, während der Mensch denkt, dass er um einiges ausgekochter ist. An sich ist nichts einzuwenden, wenn sich zwei
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Menschen zusammenfinden, um eine gewisse Zeit gemeinsam zu leben. Aber wer sich nur auf weltlichen Versprechungen verlässt, der schließt nur einen unzulänglichen Vertrag. Eine doppelte oder noch besser, eine dreifache Absicherung ist von Vorteil. Jeder weiß, dass Versprechungen nichts bedeuten und nach Belieben gebrochen werden. Zur vollkommenen Selbstaufgabe gehört mehr. Und zwar die Dienstleistung des Glockengeläuts und des Absegnens durch den weltlichen und sichtbaren Vertreter des unsichtbaren Beherrschers der himmlischen Liebesmacht. Auch Viola und Werner wollten auf Nummer Sicher gehen und fanden sich nach dem Notartermin und dem standesamtlichen Ritual bei
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einem bei einer weltlichen Institution angestellten Großmeister der den Neigungen entsprechenden Glaubensrichtung ein. Es war ein feierlicher Vorgang, der nicht nur die Seele mit rituellen Formeln angenehm ruhigstellte. Es war auch ein Vorgang des Abschieds und den Neubeginns. Der unbeschwerte Lebensabschnitt der Unzuverlässigkeit neigte sich dem Ende zu, und der neue Lebensabschnitt der geordneten Verhältnisse sollte nun für Viola beginnen. Angenehm an diesem Anlass war, dass man zu dieser Gelegenheit den Freunden, Verwandten und Bekannten mal so richtig zeigen konnte, dass man es sich noch leisten kann, das Opferlamm schön geschmückt zur Schlachtbank zu führen.
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Zwar bin ich nicht sehr religiös motiviert, aber ich mache mir hin und wieder so meine spirituellen Gedanken. Ich dachte an „erlöse mich von dem Übel …“, und dass Ehen angeblich im Himmel geschlossen werden, wie der Dichter sagt, wenn ihn die Muse abbusselt. Blitz und Donner führen im Himmel eine ideale Ehe, auch das ist seit vielen Jahren bekannt. Dennoch drängten sich mir misstrauische Fragen förmlich auf. Eine immer noch unbeantwortete Frage bewegt mich besonders. Auf der realen Mutter Erde leiten Blitzableiter die kritische, vom Himmel kommende Energie ab. Die irdische Kirche und der allwissende Herrgott im Himmel gehören untrennbar zusammen. Aber
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warum haben Kirchtürme und Kirchen Blitzableiter? Trauen die Kirchenbesitzer dem Partner in den Wolken nicht über den Weg? Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich Viola im schneeweißen Hochzeitskleid sah.
Liebe und verehrte Leserin. Ich gehe davon aus, dass Sie moralisch gefestigt und im Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte sind. Darum möchte ich Ihnen die besonderen Ereignisse dieser ergreifenden Zeremonie nicht vorenthalten. Falls Sie so eine Feierlichkeit vor sich haben, sollten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit an anderer Stelle weiterlesen. Wenn Sie so etwas lebend überstanden haben, sollten Sie mir von Ihren Erfahrungen berichten.
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Ich war ganz dicht, sozusagen hautnah dabei. Es war ein feierlicher Moment, und ich muss zugeben, auch ich durfte erfolgreich gegen die Tränen der Rührung ankämpfen. Meine dreilagigen Papiertaschentücher gaben mir noch weniger Auslaufschutz als eine zweiflügelige Slipeinlage, und ich zerknüllte zwei Taschentücher mit tempo, und ein weiteres sotto voce, aber mit nervösen Händen. Zwar hatte ich beim Gang in die Kirche eine kleine Heidenangst, denn das Bezweifelbare ist und bleibt das Ungewisse. Als bekennender Atheist und Frevler, der vor langer Zeit auf einer Sindelfinger Kirchenbank (siebte Reihe links) von einer Böblinger Uschi (Marion M.) einen erstklassigen Hand-Job mit
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nassem Mösengriff genossen hatte, bewegte ich mich sozusagen auf feindlichem Territorium. Darum hielt ich beim Betreten der heiligen Stätte zuerst einmal sehr vorsichtig einen Finger in das Weihwasserbecken – etwa so, wie man eine glasklare Flüssigkeit prüft, ob es sich um Salzsäure oder Quellwasser handelt. Aber mir geschah nichts Böses. Das Kirchendach stürzte trotz meines Vorteils beim kommenden Wandel nicht ein, und ich dachte im Schritt etwas ermattet, an den Vortag und an schwingende Glocken. Ius primae noctis 1 war nicht nur aus traditionell motivierten Gründen das mir
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Mit ius primae noctis (lateinisch „Recht der ersten Nacht“) wird das Recht eines Herrn bezeichnet, bei
der Heirat von Personen, die seiner Herrschaft unterstehen, die erste Nacht mit der Braut verbringen zu dürfen.
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zustehende Recht an meiner Freundin Viola, das ich seit Jahren auch ausgiebig in Anspruch genommen hatte. Auch in Zukunft und nach Violas entscheidendem „Ja, ich will“ wollte ich aus Gewohnheitsgründen nicht darauf verzichten. Denn wie bereits erwähnt, ist Viola meine zweitbeste Freundin und unkompliziert im Handling. Außerdem hatte ich als neutraler Berater, die feinen, die unschuldig weißen Spitzendessous mit ausgesucht und den perfekten Sitz fachmännische begutachtet. Liebe Leserin, Sie müssen nicht schockiert sein. Ich darf das, denn ich bin Violas Vertrauer für alle Gelegenheiten. Doch etwas hatte ich nicht bedacht. Eigentlich traf mich die Hauptschuld an dem absehbaren Desaster. Denn ich hatte die Kuh
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geschmückt, damit ein anderer, und zwar mein bester Freund sie zur Schlachtbank führen konnte.
Bitte liebe Leserin, verurteilen Sie mich nicht. Ich bin nicht so mutig, dass ich eine Märtyrerin, die im festen Glauben an das Gute und Reine ihre fanatischen Taten vollbringt, von ihrer Entscheidung abbringen kann. Immerhin, und das müssen Sie mir zugutehalten, habe ich Viola zuerst mit schönen Worten, dann mit deftigen Ausdrücken, und zum Schluss durch langsames zuschnüren ihres reizvollen Korsetts zu verstehen gegeben, dass eine Heirat schon immer ein Vorgang war, der nur mit der Erwartung verknüpft wird, dass sich der Besitzstand oder die Vorteile vergrößern. Wer geht
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schon bewusst das Risiko ein, sich durch eine Ehe zu verschlechtern. Niemand mit klarem Verstand heiratet freiwillig, wenn dauerhafte Nachteile zu erwarten sind. Alle anderen Gründe sind nur hübsche Schleifchen auf bunter Verpackung um einen eigentlich sehr banalen Inhalt fürs latent schlechte Gewissen aufzupimpen. An dieser Stelle muss ich unwillkürlich an die alten Zeiten denken. Früher war irgendwie alles besser. Heiraten war eine rein materielle Angelegenheit, bei der handfeste Vorteile eine entscheidende Rolle gespielt haben. In den guten alten Zeiten wäre kaum jemand auf die Idee gekommen „aus Liebe“ zu heiraten. Auch wenn uns die Beschreibungen der klassischen Liebespaare
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aller Epochen etwas anderes weismachen wollen. Es mag ja sein, dass hin und wieder tiefe Liebesgefühle vorhanden waren. Aber letztendlich stand der brutale Vorteil im Vordergrund der Paarungsentscheidung, der dann als „Liebe“, sozusagen nachträglich geschichtsverfälscht wurde. Liebe entstand durch die Vermehrung des Besitzstandes, zum Beispiel durch die Zusammenlegung von Äckern und Höfen zweier Familien. Auch die Verbindung von Stammes- oder Fürstenhäusern war eine beliebte Variante um den Frieden zu sichern und Länder zu vereinen. Die Liebe hat sich im Laufe des Zusammenlebens dann schon irgendwo und irgendwann eingefunden. Aber solche banale Heiratsgründe sind für die klassische
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Literatur wenig geeignet. Schmelzende Herzen brauchen Storys, die sich am Romeo-und-Julia Prinzip orientieren, und ohne Umwege das zerebrale Gemütszentrum der weiblichen Bevölkerung paralysieren. Aus Inspirationsgründen habe ich vor einiger Zeit in meinem Lieblingsbuch aus der einschlägigen, spirituellen Literatur geschmökert. In der Bibel kann man über den legendären König Salomon lesen, wie er klug und besonnen seinen Besitz verwaltet hat. Über 700 Ehe- und 300 Nebenfrauen wurden von kastrierten Haremswächtern bewacht. Mohammed ist Eheangelegenheiten anders, und zwar behutsamer vorgegangen. Er wollte sich und seinen Anhängern diesen Verwaltungsaufwand
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nicht antun, und begrenzte die Zahl der Ehefrauen. Pro Mann waren von nun an höchstens vier Ehefrauen gestattet. Sich selbst gestand er jedoch einen etwas größeren Harem von zehn Ehefrauen und zwei Konkubinen zu, und für seinen ganz persönlichen Hausgebrauch war er auf die ganz, also die wirklich ganz jungen Mädelz spezialisiert. Im alten China wurden den Frauen die Füße so lange bandagiert, bis sie mit ihren anmutig kleinen Füßen das Haus kaum noch verlassen konnten. Anzunehmen ist, dass Werner an das nicht gedacht hat. Bewusst war und ist ihm aber, dass eine Ehe eine Vereinbarung über eine wechselseitige Dienstleistung mit gegenseitiger Bedürfnisbefriedigungsabsicht ist. Erst mit dem
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gegenseitigen Versprechen, die Bedürfnisse nach dem Grad ihrer Wichtigkeit zu befriedigen, entsteht eine ungeschriebene Übereinkunft, die das zeitlich begrenzte Zusammenleben regelt. Damit meine präzise und auf historischen Fakten begründete Beschreibung nicht zu ernüchternd klingt, wird die Ursache einer Eheschließung mit dem Begriff „Liebe“ ausgeschmückt. Oder haben Sie etwa geheiratet, weil Sie nur Nachteile aus der Verbindung zu erwarten hatten? Bei Viola muss es reine und wahre Liebe gewesen sein, denn erst im Nachhinein entschied sich Viola für das Denken. Nicht vor ihrer Ehe, sondern in ihrer Ehe, und da war es zu spät.
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Mordgedanken
Menschen sind nicht treu, weil sie es versprechen. Wer kann von sich behaupten, alle Versprechen einzuhalten? Wer hat noch nie gelogen? Wer hat noch nie eine Regel gebrochen? Falls es so einen Menschen gibt, schreibt mir. Besser noch, meldet euch bei einem Zoo, damit dieser Mensch als Unikum dort ausgestellt wird. Es ist eine bittere Wahrheit: Liebes- und Treueschwüre sind nichts anderes, als Versprechen ohne werthaltige Garantien. Darum plane kein Haus auf Liebes- und Treueschwüre. Keine Bank gibt dir darauf einen Kredit.
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Bei Violas Blick musste ich spontan an Alfred Hitchcock denken, der einmal gesagt haben soll, dass sich der wahre Horror nur aus der Realität der Ehe entwickeln kann. Das fängt mit Mord an und
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geht über Betrug und Trunksucht bis zum Rauchen. Viola zog nervös an ihrer Zigarette, und vor ihr stand ein leeres Longdrink-Glas. „Du weißt ja, mit Werner läuft es die letzte Zeit nicht mehr so gut. Eigentlich kann ich ihn nicht mehr sehen. Ich überleg schon, ob ich den blöden Arsch nicht umbringe.“ Das reale Leben hält doch immer wieder neue Überraschungen bereit. Ich sehe Viola an und bekomme das unschuldigste Lächeln der Frauenwelt und dazu einen Blick zurück, der mir sagen soll: „Das ist doch nur so dahergeredet, das ist nicht ernst gemeint.“ Mir schießen alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Ist das nun ein besonderer Versprecher
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nach bewährter Freudscher Tradition, oder ein hundsgemein-hinterhältiger Test, um zu prüfen, wie ich darauf reagiere. Versucht meine beste Freundin für alle Fälle, Grenzen zu überschreiten und weiß noch nicht, ob sie jetzt mit Vorwürfen „beschossen“, oder mit freudig ausgebreiteten Armen empfangen wird. Ich muss mich zumindest verbal etwas wehren, um nicht zum Komplizen ihrer Gedanken zu werden. Mein schwach-hilfloser Einwand: „Wie kommst du denn darauf, so etwas denkt man nicht einmal ...“, wird von Viola wie erwartet beantwortet: „Das war doch nur ein Scherz.“ Ich lächle gequält. Um die makabre Situation zu entspannen, erzähle ich Viola einen Witz, den ich
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in einer älteren Ausgabe des Playboy gelesen habe: Nach gerade mal vier Wochen Ehe ruft die junge Braut schluchzend bei ihrer Mutter an. „Mutti, wir hatten heute unseren ersten Ehekrach.“ Die Mutter versucht die weinende Tochter zu beruhigen. „Das kommt doch in jeder guten Ehe vor.“ „Ja, aber ich weiß nicht, wohin mit der Leiche.“ Das herzliche Lachen steht Viola gut. Ihre weißen Zähne blitzen und die Atmosphäre an dem kleinen runden Tisch im Bellini, unserem Lieblingsbistro, ist entspannt, aber Viola spürt, dass ich nachdenklich geworden bin, denn sie spendiert mir ausnahmsweise ein kaltes Pils, was in
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Sindelfingen ein Bier und nicht empfehlenswert ist. „Hoffentlich denkst du jetzt nicht schlecht über mich?“ Ich versuche, nichts Schlechtes über Viola zu denken, und leere mit dem wehmütigen Gedanken an ein gut gezapftes Ruhrgebietspils mein Glas. „Du weißt, dass ich so etwas niemals tun würde“ ist Violas liebenswürdige Antwort. Ihre Nasenflügel beben etwas und sie senkt wie die heilige Hildegard von Bingen demütig den Blick. Ich kenne zwar Frau von Bingen nicht persönlich, aber ich spüre es überdeutlich. Violas impulsiver Ausspruch war kein Scherz. Das war ein verbaler Testballon, um festzustellen ob und wie ich reagiere.
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Ich reagiere nicht, denn ich weiß, und dazu muss man kein Wissenschaftler sein, sondern nur mal einen beliebigen Friedhof besuchen und die Inschriften auf den Grabsteinen studieren, dass das gesundheitliche Risiko in einer Ehe nicht zu unterschätzen ist. Verheiratete Männer gehen hohe Risiken ein. Sie sterben doppelt so oft und früher als unverheiratete Männer, wenn sie mit einer emotional unausgeglichenen Frau zusammen sind. Ehemänner von gestressten und verärgerten Ehefrauen gehen ein zweifach höheres Risiko ein, an Herzerkrankungen zu sterben als unverheiratete Männer. Verheiratete Männer sind zwar oft Nichtraucher, denn irgendwo muss ja gespart
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werden, dennoch sind sie tendenziell dicker, haben schlechtere Blutwerte und höhere Cholesterinwerte als Singlemänner. Es ist eindeutig und unübersehbar: Jede Form der Ehe schadet der Figur und der Gesundheit. Leidensfähigkeit und Geduld sind die offensichtlichen Grundvoraussetzungen einer guten Ehe.
Viola kennt meine Gedanken nicht, und das ist gut so. Sie saugt an ihrem Strohhalm. Ihr Glas ist leer und das saugende Geräusch ist die unausgesprochene Aufforderung, mich zur revanchierenden Tat zu bewegen. Ich kümmere mich um frische Getränke und winke dem Kellner.
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Sie schweigt, ich schweige. Der Kellner kommt, notiert und geht wieder. Wir schweigen immer noch und warten auf Getränke. Plötzlich sprudeln die Worte, etwas zu schnell gesprochen, um die Anspannung vollkommen zu verbergen, aus ihrem Mund. „Aber wenn ich an seine alten grünen Jogginghosen denke, kommt mir das große Kotzen. Der hat sie immer bis unter die Arme hochgezogen und das Hemd reingestopft. Und jeden Abend das gleiche Ritual. Der kommt nach Hause, streichelt seinen blöden Hund, öffnet seine Post an, holt eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, setzt sich vor den Fernseher und sagt dann endlich guten Abend. Und Sex! Ich glaube der weiß gar nicht mehr was das ist.
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Vielleicht treibt er es ja mit seiner Töle. Na ja eigentlich ist es ja ganz praktisch, er lässt mich in Ruhe.“ „Armes Schätzchen, du hast es wirklich schwer“ ist meine mitfühlende Antwort, die ich wirkungsvoll mit etwas abgesenkter Stimme und meiner körperlichen Zuwendung verstärke. Meine Hand liegt auf ihrem Unterarm, den sie nicht wegzieht, und ich spüre die Hitze ihres Körpers und denke spontan an Frenzy von Hitchcock, den Meistermeuchler. Trotz aller Sympathie für Violas Situation werde ich mich hüten, meine ehrliche Meinung zu sagen. Eigentlich finde ich das Verhalten von Werner ganz praktisch und durchaus akzeptabel. Ich
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begrüße meinen Geschirrspüler und meinen Fernseher ja auch nicht, wenn ich müde von der Maloche nach Hause komme. Denn eines ist klar, und man kann es sich nicht oft genug ins Bewusstsein zurück rufen: Die Dinger hätten ohne mich keine Existenzberechtigung und würden nutzlos in der Ecke, oder noch schlimmer beim Händler verstauben, wenn ich mich nicht jeden Tag abplagen würde, um dem Stromlieferanten mein mühsam Angeschafftes zu geben. Aber das ist wohl typisch männliches Denken, und nicht für die sensiblen Ohren meiner angebeteten Viola bestimmt. „Sag mal, du bist doch nächstes Wochenende auf diesem Seminar, brauchst du da deine
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Wohnung? Ich muss mal zu mir selber finden und Ruhe haben ...“ ist die Frage, die das baldige Ende unseres Zusammenseins ankündigt. Nicht das ich da etwas dagegen hätte. Ich verleihe meine Wohnung gern zur allgemeinen Nutzung für außereheliche Eskapaden. Ich freue mich auch, wenn ich nach stundenlangen, nächtlichen Spaziergängen im Regen, endlich in meine verqualmte Bude zurückkehren, und erst mal die überquellenden Aschenbecher leeren darf. Das ist eine Beschäftigung, die einem Nichtraucher wie mir besondere Freude bereitet. Vielleicht sollte ich ihr meine Wohnung mal probeweise „zum nutzbringenden sich mal selber finden“ überlassen.
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Mir gehen edle Phantasien durch den Kopf. Vielleicht sitzt Viola stundenlang strickend, oder mit einer anderen schönen Handarbeit beschäftigt auf meinem Sofa und hängt ihren Gedanken zur spurlosen Beseitigung meines besten Freundes nach, während sie nach und nach meine Sektvorräte dezimiert. Oder sie macht mal was ganz Perverses. Ich wage ja gar nicht daran zu denken. Meine Wohnung müsste mal wieder richtig sauber gemacht werden, und auch meine Fenster. Und wenn sie in ganz abartiger Stimmung ist, dann putzt sie auch meine Küche. Ich schließe die Augen und in meiner Phantasie sehe ich sie auf den Knien den Fußboden schruppen. Es wäre vom ästhetisch-visuellen
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Standpunkt betrachtet meine ganz private RockyHorror-Küchen-Show, oder die Emanzipation einer Sklavin aus der Unterdrückung durch einen Anderen in die Unterdrückung durch sich selbst. Ich muss mich beherrschen, dass ich nicht zu viel sage und durch ein verräterisches Grinsen meine Phantasie von der optischen Leine lasse. Ein kurzes, verklärtes Lächeln und die Zuflucht in den Rat der Bibel müssen reichen. „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt.“ Ich lächle immer noch und Viola versteht nicht was ich ihr mit meiner Mimik sagen will, und das ist gut so. Spontan muss ich an Katharina in Berlin
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denken, mit der ich gestern ausgiebig telefoniert hatte. Sie hat sich jetzt einen Putzsklaven zugelegt. Anscheinend gibt es in den spezialisierten Chatrooms im Internet eine Vielzahl williger Objekte für alle Zwecke. Mir stellt sich die Frage, die ich noch nie öffentlich zu stellen wagte: Warum gibt es nur männliche, bekennende Putzsklaven? Ich hab noch nie von Frauen gehört, die im superkurzen Lackmini, mit Netzstrümpfen und ohne Slip devote Fußboden- und Toilettenreinigungsarbeiten durchführen. Irgendwie schade. Aber solche wichtigen Fragen werden wohl wieder als typisch männlich-chauvinistische Phantasie diffamiert, obwohl eine wissenschaftliche Untersuchung von der Mehrzahl der erwachsenen Menschheit
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händeringend gewünscht wird. Liebe Leserin, vielleicht verstehen Sie nun, warum ich unter dem Druck der Ereignisse gezwungen war, mein bereits vor Jahren entwickeltes Konzept zur Neugestaltung der Ehe („EHE2100“) zu überarbeiten und in einer modernen Form zu veröffentlichen. Bitte verlassen Sie mich nicht. Lesen Sie auf den nächsten Seiten weiter.
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Philosophisches Ehekonzept
„Gebt mir alles. Macht mir eine Freude. Nehmen ist viel schöner als Geben.“ Sina Sidonius
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„Entweder es überzeugt, oder es überzeugt nicht.“ Dem Argument von Gabriele Pauli, der ehemaligen, leider erfolglosen und inzwischen weitgehend vergessenen Kandidatin für den CSUVorsitz, kann ich mich vorbehaltlos anschließen. Sie erinnern sich nicht? Sie haben keinen blassen Schimmer wer Frau Pauli ist? Das ist die mit den schwarzen Handschuhen bis zu den Ellbogen und dem verruchten Domina-Blick. Na klingelt es im
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Kleinhirn? Frau Paulis vor einigen Jahren provokant vorgetragener Vorschlag, die Ehe auf sieben Jahre zu begrenzen, war zwar einleuchtend und entsprach dem Zeitgeist um das Jahr 2005 herum, doch verkrustete Strukturen in politisch-konservativen Kreisen verhinderten damals die Umsetzung. Für die erzkonservative CSU war der Vorschlag „völlig absurd“, und eine verheiratete, dafür aber stellvertretende Parteivorsitzende ließ sich zu dem Ausspruch hinreißen: „Sie (Frau Paulis Idee) ist für die CSU indiskutabel und widerspricht diametral unserem Grundgesetz.“ Diese unqualifizierte Bewertung einer durchaus diskutablen Idee konnte sich der Ehemann der Stellvertreterin nicht anschließen, denn er saß vermutlich gramgebeugt
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auf einer harten Holzbank im Hofbräuhaus, seinen Gedanken über einem mit gelblichem Getränk gefüllten Bierkrug nachhängend. Auch die Kirchen, allen voran die katholische in Bayern, waren mit klerikalem „Senf“ schnell dabei und warnten vor einem „Zerreden“ der Institution Ehe mit dem volksnahen Argument: „Niemand geht eine Ehe ein, um sich eines Tages wieder zu trennen.“ Das ist eine klare Ansage, das ist wahr und das kirchliche Wort überzeugt auch den am Hungertuch nagenden, weil geschiedenen Zweifler. Doch die Zeiten ändern sich schnell und die harte Realität überrollt die politische und religiöse Theorie.
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Allerorts kann man es beobachten. Jobs sind in Gefahr und die Unternehmen bauen Stellen ab. Nur der Beruf des Standesbeamten ist krisenfest. In und vor den Kirchen drängeln sich Familien, Freunde und Bekannte, um den Brautpaaren zuzujubeln und zu gratulierten. Die Kirchenglocken läuten und im Angesicht des Herrn wird lebenslange Treue, manchmal sogar bis in den Tod geschworen. Madonna ist von Guy Ritchie geschieden, und ein teurer Streit um Geld und Immobilien ist klammheimlich weil karriereschädigend mit größeren Zahlungen begraben worden. Vor nicht allzu langer Zeit ist der Rentner Paul McCartney noch einmal mit einem millionenteuren, blauen Auge davon gekommen, und Heather Mills muss
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nach kurzer Ehe nie wieder in ihrem Leben arbeiten, wenn sie mit Geld umgehen kann, was nach unbestätigten Gerüchten aus High-Society-Kreisen nicht der Fall ist. Prominente Vorzeigepaare, wahllos erwähnt mahnen zur Vorsicht, denn der erfahrene Bürger weiß schon lange, dass man auf „all you need ist love“ keine Häuser bauen kann. Vor dem Gang zum Standesamt und zur Kirche steht immer öfter das Gespräch mit dem Notar. Für das Leben „danach“ wird dem schwächeren Partner ein möglichst „wasserdichter“ Ehevertrag präsentiert, um die eigentlich undenkbare Auflösung der Verbindung fürs Leben auch rechtlich abzusichern. Ist der Grund für die vertragliche Betonierung einer Liebesangelegenheit die banale Einsicht, dass die
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Hälfte aller Ehen geschieden, und die zweite Hälfte früher oder später nur durch Geld und Besitz zusammen gehalten wird? Ist der heilige Stand der Ehe zu einem Produkt von Gebrauch und Verbrauch verkommen?
Die Ehe als eine nur durch den Tod aufzulösende Institution der Liebe und vertrauensvollen Partnerschaft befindet sich im Umbruch. Während im Jahr 1960 mehr als 500.000 Paare voller Vertrauen in eine gemeinsame Zukunft den Gang zum Standesamt wagten und 44.391 Ehen scheiterten, sieht es heutzutage vollkommen anders aus. Über 380.000 Ehen wurden im letzten Jahr geschieden. Der unerbittliche Schwur, gesprochen
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im Angesicht des Herrn und im Bewusstsein der möglichen Folgen: „Ich will dich lieben und ehren, in guten und in bösen Tagen …“, wird schnell vergessen, wenn man mit der intelligenten Kollegin am Arbeitsplatz mehr gemeinsame Zeit verbringt, als mit der windelwechselnden Ehefrau, oder der gutverdienende Traummann mit wenigen Klicks in einer Partnerbörse im Internet wartet. Zwar ist es für die Scheidung inzwischen irrelevant, wer wen zuerst betrogen hat, denn seit 1977 gilt in der Bundesrepublik Deutschland das Zerrüttungsprinzip. Haupttrennungsgrund ist nach wie vor die sogenannte Untreue, der Seitensprung, oder die Affäre, die zwar oft zähneknirschend und zur Sicherung des Besitzstands vorübergehend
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verziehen, aber nicht selten unvergessen bleibt, um sich gegenseitig die Pest an den Hals zu wünschen. Sie wissen es, ich weiß es, wir wissen es. Mann und Frau streben nun mal nach Neuem und Menschen sind nur in seltenen Fällen monogam veranlagt. Der (Liebes-)Traum vom untrennbaren Zusammenhalt in guten und in schlechten Zeiten scheint nur noch eine schillernde Seifenblase, und der Ehe-Albtraum die Realität zu sein. Zweitausend Jahre griesgrämige Gängelei und klerikale Vorschriften sind zu viel. Die Institution Ehe befindet sich auf der Vorstufe zum Chaos. Fast scheint es so, als ob die Institution Ehe nur noch für Träumer und Idealisten eine erstrebende Lebensform ist. Für die Ausgeschlafenen ist es
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offensichtlich: Die angebotenen, traditionellen Leistungen entsprechen nicht mehr den Erwartungen. Oder anders, etwas nüchterner ausgedrückt: Die Investitionen entsprechen nicht mehr den dauerhaften Erträgen. Die vor Jahrzehnten noch unverrückbar erscheinenden Lebenszyklen – Geburt, Jugendjahre, beim weiblichen Lebewesen die Entwicklung vom Fräulein zur Frau, beim Jungmann nach der Zeit des fröhlichen „Hörner Abstoßens“ die Metamorphose zum gestandenen Mann, mündeten zwangsläufig in der Heirat, dem sicheren Ehehafen auf Lebenszeit. Früher bedeute der Entschluss zum Bund fürs Leben für die Frau den frühen Übergang von der Mutter in den geachteten Stand der Witwe, und beim Mann
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vom schwer malochenden Ernährer zum baldigen Tod. Sie glauben das nicht? Dann schauen Sie sich auf den Straßen um. Alleinstehende, ältere Damen mit Gehhilfen sind in der Überzahl. Früher, als verheiratet sein für das Fräulein eher mehr, und für den Jungmann weniger, noch das einzige erstrebenswerte Lebensziel war, gab es einleuchtende Gründe für eine Heirat. Nur der Mann konnte ein Interesse daran haben, dass „seine“ Frau, also die Frau auf die er durch seinen eingeschränkten Aktions- und Bewegungsradius Zugriff hatte, sich ausschließlich mit ihm paare, damit er sich sicher sein konnte, dass der Nachwuchs auch von ihm ist. Für die mit ebenfalls eingeschränktem
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Aktionsradius gehandikapte Frau gab es nur einen harten, ökonomischen Grund für eine Bindung. Sie musste ihm „treu“ sein, wenn sie von ihm ernährt werden wollte. Das Ergebnis war ein Konstrukt, das unter dem Begriff „Ehe“ mit dem idealisierten Überbegriff „Liebe“ legitimiert wurde, weil „Nutzen“ damals und auch heutzutage zu ernüchternd klingt. Angeblich waren in den fünfziger Jahre bis zu 40 Prozent der jungen Ehefrauen beim Gang zum Standesamt und zur Kirche in gesegneten Umständen. Ich denke, dass es sich um ein Märchen aus grauer Vorzeit handelt, denn der Vollzug des Liebesakts war damals ja nur in der Ehe erlaubt, und wer durch Willkür die Weckung neuen Lebens verhinderte, verstieß gegen
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das Gesetz Gottes und der Natur, und die solches tun beflecken bekanntlich ihr Gewissen mit schwerer Schuld. Knaus-Ognio war von den Kirchen auch nicht gern gesehen, außerdem mangels Aufklärung über die korrekte Anwendung ziemlich riskant. Kondome gab es beim Friseur oder mussten über ChiffreAnzeigen bestellt werden. Die junge Beate (Beischlaf) Uhse war noch mit einem Vertreterköfferchen unterwegs um fachkundig selbst Hand anzulegen. Der Anspruch, dass Frau gezwungenermaßen unter- und ausgehalten werden muss, und nur auf Nutzen und Vorteil durch die Ehe aus ist, ist widerlegt und nicht mehr zeitgemäß. Die Frauen
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können aufatmen, und der Mann beruhigt seine Wahl treffen. Unwiederbringlich vorbei sind die unseligen Zeiten, in denen Frauen, vom männlichen Einkommen abhängig, eine Ehe lebenslang ertragen mussten. In einer modernen, gleichberechtigten Gesellschaft, können Frauen und Männer jeden Beruf ergreifen. Männer dürfen sich endlich ihrer Verantwortung als Hausmann besinnen, während ihre selbstständigen Frauen sich um sichere und gut bezahlte Jobs im Straßen-, Hoch- oder Tiefbau, oder bei der Stadtreinigung reißen, um ordentlich Geld für den Unterhalt und das Wachsen des kleinen, sehr erfolgreichen Familienunternehmens zu verdienen. Doch ohne ein gesetzlich verankertes,
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vollkommen neues Ehemodell wird der unerbittliche Schwur im Angesicht des Stellvertreters des Allmächtigen: „Ich will dich lieben und ehren, in guten und in bösen Tagen, bis der Tod uns scheidet...“ zur nostalgischen Makulatur in einer schnelllebigen Zeit, die von brutalem Nutzen mit gleichzeitigem und Ge- und Verbrauch bestimmt wird. Nicht nur die überholte Verpflichtung zur Liebe und Verehrung bis in den Tod, lässt das Modell der konventionellen (monogamen) Ehe zum Ladenhüter verkommen. Wenn die Ehe, wie ein berühmter Schauspieler einmal sagte: „Der garantierte Tod jeder schönen Beziehung ist“, sind es trostlose Aussichten für zukünftige
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Generationen. Aber ich bin mir sicher, dass die dramatischen, gesellschaftlichen Veränderungen auch eine belebende Wirkung auf unsere angeschlagene Wirtschaft haben müssen. Sie glauben mir das nicht? Es ist doch logisch: Durch kürzere Ehezyklen werden sich mittelfristig die Umsätze der Anbieter von recyclebaren Verlobungs- und Eheringen, wiederverwendbaren Brautausstattungen, Lebensversicherungsgesellschaften und Eheberatungsunternehmen nachdrücklich erhöhen. Mein Insider-Tipp: Konsequent in Branchen investieren, die mit den menschlichen Leidenschaften zu tun haben. Auch lukrative Geschäftsideen und ganze Wirtschaftszweige
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können aus diesem Trend entstehen. Ein mobiler Beratungsdienst von qualifizierten Scheidungsspezialisten, oder Beerdigungsunternehmen mit Spezialisierung auf schnelle Einäscherung vor den Standesämtern etabliert, erscheinen mir als zukunftsweisende Geschäftsideen. Doch kommen wir zurück zur Politik. Tatsache ist, dass Frau Paulis Idee so neu nicht ist, weil schamlos von mir und meinem urheberrechtlich geschützten Grundkonzept abgekupfert. Schon vor einigen Jahren, und zwar vor Frau Paulis Wahlpolemik habe ich in mühevoller Arbeit ein ausgereiftes und gerechtes Ehesystem für das dritte Jahrtausend entwickelt. Dies vorausgeschickt,
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denke ich, dass es an der Zeit ist, hier und jetzt mein revolutionäres Gedankengut einer breiten, aufgeschlossenen Bevölkerung nahe zu bringen.
Der Kernsatz meiner Erfindung ist, wie bei allen großen Schöpfungen, überraschend einfach. Er lautet: „Funktionierende Ehen müssen sich am Lebensalter orientieren, und nicht die Menschen an den Ehen.“ Dieser revolutionäre Satz steht nicht in der Bibel, sondern ist von mir. Darum bin ich mir sicher, dass meine sensationelle Entdeckung geradezu bahnbrechende Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung haben wird. Ich weiß, Sie sind aus begreiflicher Not heraus
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neugierig und möchten erfahren, wie man meine These in der harten Beziehungsrealität umsetzen kann. Vielleicht stellen Sie sich auch die Frage, ob meine bahnbrechende Entdeckung den Alltagstest dauerhaft bestehen wird? Ich kann Sie beruhigen, ich habe, wie es sich für ein Qualitätsprodukt gehört, eine ausführliche Bedienungsanleitung entwickelt. Ich stelle Ihnen jetzt eine faszinierende, nein eine phänomenalen Geschäftsidee vor. Hoffentlich vergesse ich nicht, gleich morgen früh einen KostenNutzen Plan zu erstellen und meine Bank um ein größeres Investitionsdarlehen zwecks baldiger Markteinführung und Verbreitung anzugehen.
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In der ersten Stufe sollten Männer im Alter bis Dreißig, ausschließlich zehn Jahre ältere Frauen heiraten. Das hat für Frau und Mann gleichermaßen existenzielle Vorteile. Die ältere Frau kann den jüngeren Mann mit ihrer Erfahrung vor vielen Alltagsgefahren beschützen, und ihm für seinen Karrierestart die notwendige Motivation geben. Das erfordert für die Frau keine besondere Umstellung ihres Gefühlslebens, denn der weibliche Drang zum jungen Mann ist genetisch bedingt und bricht in diesem Alter besonders stark durch. Man kann es in bekannten Urlaubsorten, zum Beispiel auf Jamaica, oder in der Dominikanischen Republik anschaulich beobachten. Hier ist der Rat meines vor Jahrzehnten verstorbenen Großvaters angebracht,
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der mir, dem damaligen Jungmann Folgendes ans Herz gelegt hat: „Junge, denk immer dran. Auf alten Gäulen lernt man reiten, und alte Hütten brennen schnell.“ Auch heutzutage ist dieses Phänomen im Verkehr anschaulich zu beobachten. Der junge Fahranfänger bekommt eine zwar verkehrssichere, aber nicht mehr ganz taufrische Rostschüssel zum üben. Später, wenn er erfahren und ein guter Fahrer geworden ist, kann er sich ein schickes Sportmodell leisten. Damit die Kosten und der Nutzen für Frau und Mann in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen, bekommt die ältere Frau die ästhetischen Reize des jüngeren Mannes, sozusagen kostenlos und frei Haus. Auch die Gefühle sollen
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nicht zu kurz kommen, sollten aber durch behutsame Anleitung in die richtige Richtung gelenkt werden. Warnen möchte ich den jüngeren, männlichen Partner. Da er altersbedingt moralisch noch nicht gefestigt ist, besteht die Gefahr, dass er auf illegale Ideen kommt. Um die Verbindung zu festigen, ist das gegenseitige Versprechen auf unendliche Liebe für zehn Jahre, und das Verbot der Lust auf fremde Haut notwendig. Es ist in dieser Lebensphase noch nicht schwer, aus der Not der jugendlichen Treue eine moralische Tugend zu machen. Sofern die Medien aufklärerisch tätig werden, kann man davon ausgehen, dass der jüngere Partner noch an seine Ideale glaubt und sich an den Treuschwur hält, was der älteren Frau
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sicher entgegen kommt. Um die Ehe in dem von mir mit „Phase 1“ bezeichneten Zeitraum auf feste, rechtliche Grundmauern zu stellen, müssen auch die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Verantwortungsbewusste Standesbeamte werden auf einen rechtsgültigen Ehevertrag mit unwiderruflichen Aufhebungs- und Ausgleichsklauseln bestehen. Eine verbindliche Vereinbarung, dass am Ende des neunundzwanzigsten Jahres des Mannes die Ehe endet, und das gemeinsame Vermögen gerecht geteilt wird, damit dem Mann sein gewohnter Lebensstandard erhalten bleibt, gehört somit in jeden seriösen Ehevertrag.
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Die zweite Phase meines Ehemodells beginnt im Mannesalter von Dreißig bis Vierzig. Es ist unumgänglich, dass der jetzt geschiedene Mann eine intelligente, gleichaltrige Frau heiratet, die seinen Geist inspiriert und ihn vorwärts bringt. Auch hier müssen gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich die Frau in dieser für sie schwieriger werdenden Lebensphase nur mit einem gleichaltrigen Mann verbindet. Mir ist bewusst, dass der Gesetzgeber die Vorteile sieht und die notwendigen Gesetze noch in dieser Legislaturperiode ohne größeres, parteipolitisches Gezänk verabschiedet wird. Mann und Frau haben in dieser Lebensphase die besten Voraussetzungen, um ihre Lebensziele zu
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erreichen. Die Partner können sich zwar auf lebenslange Treue einigen, und die Umsetzung des Partnerschaftsmodells auch versuchen, aber es sollten hin und wieder gut versteckte Ausbruchsversuche, zum Beispiel wenn die Gelegenheiten günstig und das Risiko der Entdeckung gering ist, toleriert werden. Damit wird ein hoher Bindungsgrad, in Verbindung mit einem geringen Freiheitsdrang erreicht. Am Ende des neununddreißigsten Lebensjahrs des Mannes sollte auch diese Ehe aufgelöst werden, denn für die Frau ab Vierzig beginnt jetzt die Phase von Sein und Sinn. Sie könnte die Rolle der geschlechtslosen Freundin und Beraterin des Mannes übernehmen. Man könnte zum Beispiel
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auch vertraglich vereinbaren, dass für sie und ihren Lebensunterhalt gesorgt ist. Denkbar, aber nicht realistisch ist, dass sie als Beraterin die Verantwortung für das gemeinsame Vermögen übernimmt, aber sinnvoll wäre die Verantwortlichkeit für den Haushalt und die Erziehung der gemeinsamen Kinder. Das hätte viele Vorteile, denn die Frau ab Vierzig könnte sich jetzt voll und ganz ihren Hobbys widmen. Vielleicht wird sie die Muse küssen und skurril verschwurpelte Gedichte abfassen und im Internet die Allgemeinheit damit pesten, oder wie meine liebe Freundin Sara Maria als Schriftstellerin dilettieren und als Traumfängerin irgendwo zwischen den Welten wandeln.
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Die juristischen und steuerlichen Details sind noch zu klären, aber ich gehe davon aus, dass sich Heerscharen von Juristen wie ausgehungerte Löwen, die monatelang nur von Salatblättern ernährt wurden auf die Materie stürzen. Der Tipp mit den Löwen ist übrigens nicht von mir, sondern nach meiner Erinnerung von Asterix und Obelix, aus: „Asterix und Obelix als Gladiatoren.“ Veröffentlicht im EHAPA Verlag Stuttgart. Ab dem vierzigsten Lebensjahr des Mannes beginnt Phase 3. Für den Mann muss es zur gesellschaftlich akzeptierten Pflicht werden, eine junge Frau zu heiraten, die höchstens fünfundzwanzig Jahre alt sein darf. Das hat für den Mann den Vorteil, dass die jüngere Frau für die
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allfälligen Alltagstätigkeiten im Haus noch formbar ist, und dazu den optischen Ansprüchen seines gehobenen Lebensstils genügt. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass in diesem Alter junge Frauen noch anschmiegsam sind. Ich zitiere: „Sie wollen sich ganz in den Schutz der Herrlichkeit des älteren Mannes geben, sich darin geborgen fühlen dürfen. Dagegen ist das Wesen des Mannes von vielen Stunden konzentrierter Arbeit, schöpferischen Denkens und wissensdurstigem Forschen erfüllt.“ An dieser Stelle möchte dich den Urhebern dieser Erkenntnisse, Herrn Karlheinz Graudenz und Frau Erica Pappritz danken und das wertvolle Buch „Etikette neu“ der gleichnamigen Autoren empfehlen.
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Trotz einleuchtender Vorteile sind einige altersbedingte Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Der Mann muss strikt darauf achten, dass die geistigen Fähigkeiten seiner jungen Frau, also von einem niedrigen Level ausgehend, entwicklungsfähig bleiben. Außerdem muss er verpflichtet werden, seine Lebenserfahrung an seine junge Frau weiterzugeben. Dazu gehört unter anderem die konsequente Einhaltung moralischer Regeln, denn sonst läuft er Gefahr, dass die junge Frau sein enthusiastisches Engagement ausnützt. Mit dem vierundsechzigsten Lebensjahr des Mannes muss auch diese Ehe unwiderruflich enden. Männer und Frauen sollten ihr fünfundsechzigstes Lebensjahr mit einem großen Fest dem Anlass
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entsprechend feiern. Ab diesem Lebensjahr, im letzten Lebensdrittel, sollten sich nur gleichaltrige Frauen und Männer zusammen tun. Aber eine Heirat nach klassischem Vorbild sollte gesetzlich untersagt sein. Ich weiß, die Rentenversicherungsträger befinden sich in einer schweren, finanziellen Krise. Aber darauf kann meine Erfindung keine Rücksicht nehmen. Darum empfehle ich für eine Verbindung ab dem fünfundsechzigsten Lebensjahr eine Gesellschaftsform, wie sie auch in der freien Wirtschaft bekannt ist. Denkbar ist die Rechtsform einer GmbH (Gehst-du-mit-bist-du-Hin) mit einem beliebigen Partner, die bis zum biologischen Ende halten soll. Ausnahmegenehmigungen in
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begründeten Fällen und nach Vorlage eines Attestes sollten für vitale Männer möglich sein.
Weitere Informationen zu diesem Thema versende ich an ernsthaft Interessierte gegen eine Vorab-Schutzgebühr in Höhe von 65,19 Euro zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer. Falls Sie mit meiner bahnbrechenden Erfindung nicht einverstanden sind, oder das Bedürfnis verspüren, mich als realitätsfernes Macho- oder Chauvi-Schwein zu beschimpfen, muss ich jegliche Anfeindung empört zurückweisen. Die Anregung zu diesem Text bekam ich von den Herren Lenin, Aristoteles und Friedrich Nietzsche. Das Originalzitat des Letzteren (Auszug) lautet: „Die Ehe
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ist für die zwanziger Jahre ein nöthiges, für die dreißiger ein nützliches, aber nicht nöthiges Institut: für das spätere Leben wird sie oft schädlich und fördert die geistige Rückbildung des Mannes.“ Für Beschimpfungen wenden Sie sich vorzugsweise an Herrn Nietzsche. Aber ich möchte Sie warnen: Möchten Sie sich wirklich mit einem der ganz großen, deutschen Philosophen und Denker anlegen?
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Nachsätze
Verehrte Leserin, lieber Freund. Was ich hier, auf diesen wenigen Seiten geschrieben habe, stammt aus meiner privaten Schreib-Werkstatt. Ich habe es mir in langen, einsamen Nächten, im Schein einer Glühlampe, oft frierend, hungrig und durstig, ausgedacht. Vielleicht denkst du: „Das ist doch alles dummes Zeug. Das stimmt doch nicht. Das kann doch niemals so geschehen sein, was der da geschrieben hat ...“ Ich muss dir zustimmen. Es stimmt nicht und es kann nicht stimmen. Obwohl, manches ist tatsächlich so geschehen. Darum schüttle nicht
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gleich mit dem Kopf, wenn es bei dir anders ist. Oft ist das ist nur eine Laune des Zufalls. Wenn du aber sagst: „Das ist es. Das muss ich Werner (oder wem auch immer) schicken, dem Blödmann!“ dann fühle ich mich reichlich belohnt ...
Übrigens: Falls du es noch nicht bemerkt hast, das Zitat ist frei nach Kurt Tucholksky
Du möchtest mehr lesen? Dann besuche meine Website www.raoulyannik.de
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Geboren im Oktober 1950 in der ehemals beschaulichen, schwäbischen Kleinstadt Sindelfingen. Nach Abitur und Ausbildung schloss sich ein längeres, aus heutiger Sicht ziemlich nutzloses Studium in Berlin an. Heute, nach einer kurzen Ehe und anderen Missgeschicken lebe ich aus Lebens- und Liebesgründen in Essen. Ich schreibe für mich über die Abgründe der Seele, über das was sein könnte und was ist, wenn wir es sehen können.
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