15-15 Kultur Film

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KULTUR ❚ FILM

Skurrile Anekdote "Berlin ´36" von Kaspar Heidelbach

Fotos: Thomas Kost

1936 stehen in Berlin die Olympischen Sommerspiele an, welche die gerade an die Macht gekommenen Nationalsozialisten zu einem weltweiten Propagandaakt nutzen wollen. Deswegen wollen sie auch auf die Teilnahme von US-Sportlern nicht verzichten, die diese jedoch von der Akzeptanz jüdischer Teilnehmer abhängig machen. Im Hochsprung wäre deswegen die Jüdin Gretel Bergmann (Karoline Herfurth) klare Goldmedaillenfavoritin. Die Nazis suchen eine arische Siegerin. Diese finden sie nur in Marie Ketteler (Sebastian Urzendowsky), einem von klein auf an als Frau in Frauenkleidern erzogenem Mann. Diese "sexuell pervertierte" Person, die keinesfalls der NSIdeologie entsprach, wurde so zu einem der Hoffnungsträger für das nationalsozialistische Veranstaltungsregime. Man könnte meinen, dass eine derart krude Geschichte der Fantasie übereifriger Drehbuchautoren entsprungen wäre, doch sie basiert auf wahren Vorkommnissen. Kaspar Heidelbach ("Der Untergang der Pamir") hat sie zwar wenig innovativ im Stile seiner konventionellen Fernseharbeiten inszeniert, die Sprengkraft der spannungsreichen Story bügelt dieses Manko aber schnell wieder aus. (fb) Berlin ´36, Drama D 2009, 100 Min., Regie: Kaspar Heidelbach, mit: Karoline Herfurth, Sebastian Urzendowsky, Alex Prahl, u.a., Kinostart: 10 September

Musik, Matsch und Mythos "Taking Woodstock" von Ang Lee Vor 40 Jahren, inmitten einer politisch aufgeladenen Zeit, fand eines der prägendsten Konzertereignisse des 20. Jahrhunderts statt, das legendäre Woodstock-Festival. Ang Lees Film "Taking Woodstock" ist dennoch kein Konzertfilm geworden, Musik und der eigentliche Gig spielen eher eine Nebenrolle. Aber dafür gibt es ja bereits den Dokumentarfilm von Michael Wadleigh, der das gesamte Festival anschaulich bebildert. Lees Film basiert auf den Memoiren von Elliot Teichberg, jetzt Elliot Tiber, der den Konzertveranstaltern auf den letzten Drücker als Ersatzlocation eben jenen Acker bei Woodstock zur Verfügung gestellt hatte (vergl S. 14). Demetri Martin ("The Rocker") spielt den pfiffigen Einwanderersohn mit liebenswertem Charme und natürlichem Sexappeal. Inmitten all der Hippies mit ihrer sexuellen Experimentierfreude entdeckt der schüchterne Landjunge seine schwule Natur, während er sich beispielsweise mit einem jungen Heteropärchen und den entsprechenden Sinn erweiternden Drogen in deren VW-Bus vergnügt. Doch genau wie die Musik ist auch Elliots Homosexualität nur eine Facette eines Films, dem es in erster Linie um eine stimmige Rekonstruktion der außergewöhnlichen Atmosphäre jener Tage geht. Ang Lee gelingt es mit seiner detaillierten und humorvollen Schilderung, auch neue Generationen für ein Phänomen zu begeistern, das sie bislang vielleicht nur aus sehnsuchtsvollen Erzählungen ihrer Eltern kennen. (fb) Taking Woodstock, Komödie USA 2009, 110 Min. Regie: Ang Lee, mit: Demetri Martin, Jeffrey Dean Morgan, Paul Dano, u.a., Kinostart: 03. September

SEPTEMBER 2009

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