KULTUR ❚ FILM
Deutschtürkischer Kultur-Clash "Evet, ich will" von Sinan Akkus Vier Paare, vier Probleme und zwei Hochzeiten im deutsch-türkischen Klutur-Clash: das sind die Eckpfeiler in Sinan Akkus Regiedebüt "Evet - ich will!". À la "Shortcuts" schachteln sich die vier Geschichten zu einer turbulenten Komödie, die vielschichtig erzählt und dabei fast kein Klischee über Deutsche und Türken auslässt. Da trifft Möchtegern-Toleranz liberaler Öko-Eltern auf religiöse Tradition, Liebeshochzeit auf Zweckehe, nicht zu vergessen die Rangeleien um Politik und Ehre. Auch ein schwules Paar ist unter den Protagonisten: KFZ-Mechniker Emrah (gespielt von "Alle lieben Jimmy"-Sitcom-Star Eralp Uzum) liebt seinen Freund, den Jura-Studenten Tim (Mickey Hardt). Alle Versuche, den jungen
Türken in seiner Familie zu outen, sind bisher gescheitert und so halten die Eltern Tim noch immer für Emrahs besten Kumpel. Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als Emrahs Familie die Hochzeit mit einer jungen Türkin organisiert. Beim Verheiratungs-Treffen kommt es zum tränenreichen Knall... In mitunter haarstäubend komischen Szenen kämpfen die vier Paare um ihre Liebe die am Ende (natürlich) siegt. Lediglich die Schwulen kommen mit einem blauen Auge (oder besser mit einer Ohrfeigenwange) davon: Emrah wird zwar nicht zwangsverheiratet, aber seine Beziehung zu Tim wird lediglich geduldet, wenn sie sich nicht öffentlich küssen und in der türkischen Community
nicht outen. Der Großvater wird im Glauben gelassen, Emrahs Homosexualität sei eine Krankheit. Kein befriedigendes Ende aus schwuler Sicht, aber wahrscheinlich leider ziemlich realistisch. "Ich habe den Film in erster Linie gar nicht als überdrehte Komödie angelegt, sonder bewusst so, dass sich alles genauso in der Realität zutragen könnte", meint Regisseur Sinan Akkus. "Ich glaube, der Humor entsteht gerade dadurch, dass alles leider sehr wahr und ernst ist und so auch von den Schauspielern gespielt wird". (bjö) "Evet, ich will!", Komödie D 2009, Regie: Sinan Akkus, u.a. mit Oliver Korittke, Eralp Uzum, Mickey Hardt, Heinrich Schafmeister, Ingeborg Westphal. Kinostart: 1.10.2009
Newcomer und Classics Queer-Filmwoche Weiterstadt Gute Mischung: auch die 13. Auflage des Filmfest Weiterstadt zeigt wieder Queer Classics und selten gezeigte Newcomer. Wer Sacha Baron Cohen als "Brüno" verpasst, oder Gus van Sants oscarprämiertes Portrait über Harvey Milk noch nicht kennt, bekommt hier seine Chance. Auch echte Klassiker werden gezeigt: der britische 80er-Krimi "The Fruitmachine", Wieland Specks DDR/BRD-Liebesdrama "Westler" (1985) oder "Kommt Mausi raus", eine lesbische Coming-Out-Geschichte, die 1994 zur Primetime in der ARD ausgestrahlt für Aufsehen sorgte. Tipps aus der Newcomer-Riege: der deutsche Film "Rückenwind" begleitet das coole Paar Johann und Robin auf ihren Ausflug in die Wälder Brandenburgs, der ihre Beziehung ganz neu erscheinen lässt. In der romantischen USMusical-Komödie "Wäre die Welt mein" findet der schüchterne Highschool-Schüler Timothy beim Proben für die Schulaufführung von Shakespears "Sommernachtstraum" einen Liebestrank, der in seinen Mitmenschen Homogefühle weckt. Auch dabei: die turbulente spanische Komödie "Chefs Leckerbissen" (Kritik siehe rechts). (bjö) Queer Filmwoche Weiterstadt von Mi, 21.10. bis Di, 3.11., Kommunales Kino im Bürgerzentrum, Carl-Ulrich-Str. 9, Weiterstadt. Infos unter weiterstadt.de/koki
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SEPTEMBER OKTOBER 2009 2009
Sacha Baron Cohen als "Brüno" am 29.10., 21 Uhr, 31.10. 23 Uhr und 1.11. 16 Uhr
Romantische Musical-Komödie: "Wäre die Welt mein" am 3.11., 21 Uhr
Chaos-Piloten beim Ausflug ins Brandenburgische: "Rückenwind" am 24.10., 21 Uhr und 25.10., 18:30 Uhr
Sean Penn als Harvey Milk am 22.10., 21 Uhr und 23.10., 18:30 Uhr
Bello Maxí "Chefs Leckerbissen" Maxí kann sich über mangelnde Aufregung in seinem Leben nicht beklagen. Der begnadete Spitzenkoch führt ein schickes In-Restaurant in einem bunten Szeneviertel von Madrid und hat schon alle Hände voll damit zu tun, seine kapriziöse Mitarbeiterschaft mit der chronisch untervögelten Oberkellnerin Alex an der Spitze zu bändigen. Da stirbt seine ExFrau aus alten Hetero-Tagen, unversehens muss er sich um seine lange verdrängten Kinder kümmern - ein Kulturschock für beide Seiten. Zusätzlich in Wallung bringt den gestressten Gourmet auch der neue Nachbar, ein berühmter argentinischer Ex-Fußballprofi. Das Interesse beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Das bringt neben einem plötzlich erfüllten Liebesleben noch weitere Komplikationen mit sich, denn wie viele Kicker-Promis muss Ramiro seine Homosexualität unter allen Umständen geheim halten. Und längst hat auch Alex ihr Auge auf den attraktiven Mann geworfen ... In bester spanischer Komödientradition erzählt Nacho G. Velila eine herzerwärmende Geschichte, die allerdings erst nach vielen, zeitweise irrwitzigen Wendungen zum Happy End findet. Zurecht gab's dafür beim Festival von Malaga den Publikumspreis für den Film und seinen charismatischen Hauptdarsteller Javier Cámara. (to) "Chefs Leckerbissen", E 2008, OmU, Regie: Nacho G. Velila, mit Javier Cámara, Lola Dueñas, Fernando Tejero u.a. In Frankfurt am Fr, 9.10., 22:30 Uhr + Sa, 10.10., 16 Uhr, Kino im Deutschen Filmmuseum, Schaumainkai 41, sowie beim Filmfest Weiterstadt am Fr, 30.10., 23 Uhr + Sa, 31.10., 21 Uhr im Kommunalen Kino Weiterstadt (Infos siehe links)
Gay Filmnacht "Der Mann, der Yngve liebte" von Stian Kristiansen 1989 fällt nicht nur die Berliner Mauer, auch der Alltag des jungen Norwegers Jarle wird gehörig auf den Kopf gestellt: In seine Klasse ist ein Neuer gekommen, Yngve, der eine eigenartige Faszination auf Jarle ausübt. Dabei teilt er noch nicht einmal Jarles Musikgeschmack, der ein leidenschaftlicher Musiker ist, sondern spielt viel lieber Tennis. Jarle stellt seine Tagesabläufe um und erregt damit das Aufsehen seiner Freundin und seiner besten Kumpel. Eine liebenswerte Coming-out-Geschichte, die auf einem norwegischen Bestsellerroman basiert und die Seele seiner heranwachsenden Protagonisten überzeugend einzufangen versteht. Stian Kristiansens Langfilmdebüt zeichnen darüber hinaus einige sehr poetische Einfälle aus. (fb)
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"Der Mann, der Yngve liebte", NOR 2008, 90 Min., Regie: Stian Kristiansen, mit Rolf Kristian Larsen, Ole Christoffer Ertvåg, u.a. CinemaxX Mannheim: Fr, 23.10., 20:15 Uhr, CinemaxX Offenbach: So, 18.10., 20 Uhr, CinemaxX Stuttgart an der Liederhalle: Fr, 16.10., 20 Uhr warnerbros.de © 2009 Showtime Networks Inc. and Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.
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