14-16 Aktuell Politik

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AKTUELL ❚ POLITIK

Katholische Chaostage Mit Personalentscheidungen stärkt der Papst homo-feindliche Linie

Besonderer Schutz vor Homosexuellen nötig Vor allem an Pius-Bischof Richard Williamson erhitzten sich die Gemüter. Der bestritt rundheraus, dass es so etwas wie einen Holocaust und Gaskammern jemals gegeben habe. Auch in Fragen der Homosexualität fährt die Pius-Bruderschaft eine einmütig knallharte Linie, die sie wiederum mit dem Papst teilt. So rief der Münchner Ableger an Mariä Himmelfahrt im August 2007 zu einer Sühneandacht an der Mariensäule vor dem Rathaus. Dort war wenige Tage zuvor die

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CSD-Parade vorbeigezogen - Grund genug, Zeugnis gegen die "öffentliche Missachtung der Gebote Gottes" abzulegen. "Die Gründungsväter der Bundesrepublik Deutschland waren sich sehr wohl bewusst, dass der Staat von Voraussetzungen lebt, die er nicht selber schaffen kann, nämlich die Ehe und Familie. Zu deren besonderem Schutz wurde daher die Ausübung der Homosexualität als ein Straftatbestand gewertet. So war es bis 1969", dozierte Pius-Prior Pater Andreas Mählmann vor etwa 150 Gläubigen. "Und heute sehen wir, wie öffentlich auf der Straße das Ausleben dieses Lasters sogar als ein Recht eingefordert wird."

Homo-Heiler doch nicht Bischof Eine weitere umstrittene Personalie: am 31. Januar ernannte der Papst den seit 20 Jahren in der Gemeinde Windischgarten amtierenden Pfarrer Gerhard Maria Wagner zum neuen Weihbischof für die Diözese Linz und setzte sich damit über die drei Vorschläge des Diözesanbischof Ludwig Schwarz hinweg. Der heute 54-jährige streng auf Vatikan-Linie getrimmte Dorfpfarrer hatte sein Studium in Rom absolviert und später den Doktortitel in katholischer Dogmatik erworben. In der Alpen-

republik hatte er mit höchst umstrittenen Ansichten die Medien aufgemischt. So rückte er "Harry Potter" in eine Reihe mit dem Satanismus. Der Hurrikan Katrina sei eine Strafe Gottes gewesen. Immerhin habe er nicht nur alle Nachtclubs und Bordelle, sondern auch alle fünf Abtreibungskliniken von New Orleans vernichtet. Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Profil" bekamen auch Schwule und Lesben ihr Fett weg. Ob er denn Homosexualität für behandelund damit heilbar halte, fragte ihn das Nachrichtenmagazin "Profil". Wagner antwortete: "Dafür gibt es genügend Beispiele, nur davon spricht man nicht." Damit wollte die grüne Nationalratsabgeordnete Ulrike Lunacek nicht leben. Der kommende Weihbischof "schlägt einem Teil Foto: Grüne Österreich

Fast konnte er einem Leid tun: Noch nie stand Papst Benedikt XVI. während seines Pontifikats so sehr in der Schusslinie seiner eigenen katholischen Kirche wie heute. Schuld daran sind zwei kurz nacheinander getroffene, äußerst umstrittene Entscheidungen. Erst hob er die Exkommunikation der drei zur abgespaltenen Pius-Bruderschaft gehörenden Bischöfe auf und ebnete der fundamentalistischen (und homofeindlichen) Gliederung damit den Weg zurück in die Amtskirche. Dann versuchte er, den umstrittenen (homo-feindlichen) Dorfpfarrer Gerhard Wagner als Weihbischof von Linz durchzudrücken. Massenweise Kirchenaustritte waren die Folge.

Österreichische Grünen-Politikerin Ulrike Lunacek

der Gläubigen und bekanntermaßen auch des Klerus direkt ins Gesicht, wenn er die wissenschaftlich und gesellschaftlich völlig unhaltbare Forderung aufstellt, Homosexuelle müssten geheilt werden", so die lesbische Politikerin. "Der 'Läuterung' und Behandlung bedürfen nicht Lesben und Schwule, sondern jene, die unheilbar von solchen Vorurteilen infiziert sind." Die Diözese verhängte ein Interviewverbot, doch der Schaden war nicht mehr zu reparieren. Einige österreichische Bischöfe machten ihrem Unverständnis über die Wahl Roms unverhohlen Luft. Derweil stapelten sich die Kirchenaustritte. Zunächst erklärte der Pfarrer noch, die Kritik pralle an ihm ab. Dann aber erklärte Pfarrer Wagner am 16. Februar zwar seinen Rückzug, allerdings hat er bisher nur mündlich den Verzicht auf das Weihbischofsamt geäußert, berichtete der ORF drei Tage später. Um wirklich wirksam zu werden, müsste er das Gesuch schon schriftlich und eigenhändig unterschrieben in Rom einreichen. Da schossen Gerüchte ins Kraut, der Geistliche halte sich womöglich noch für ein Bischofsamt bereit, dann allerdings nicht in der Heimat, sondern in Rom. Gerhard Maria Wagner blieb zunächst für alle Rückfragen unerreichbar ... (to)

Foto: peter087/Photocase.com

Nicht alle gläubigen Katholiken vermögen die Entscheidungen des Papstes nachzuvollziehen

Wer die Diagnose „Chlamydien“ bekommt, ist vielleicht sogar erleichtert, denn: Chlamydien wird man los. HIV aber nicht. Doch auch, wenn man sie oft nicht bemerkt: Chlamydien können zu schmerzhaften Entzündungen und zu Unfruchtbarkeit führen. Und wie andere sexuell übertragbare Krankheiten (STDs) erhöhen Chlamydien das Risiko einer HIV-Übertragung. Kondome schützen vor HIV und helfen, andere STDs zu vermeiden. Bei häufig wechselnden Sexpartnern oder Verdacht auf Ansteckung empfehlen wir Beratung, Untersuchung und – wenn nötig – Behandlung. Das gilt auch für die Sexpartner! Mehr Informationen: www.stdinfo.de. Persönliche Beratung: www.aidshilfe-beratung.de und (02 21 ) 89 20 31 (BZgA-Beratungstelefon).

Eine gemeinsame Anzeige der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Deutschen AIDS-Hilfe e.V., unterstützt vom Verband der privaten Krankenversicherung e.V.

Verband der privaten Krankenversicherung e.V.

Foto: LSVD RLP

AKTUELL ❚ POLITIK

Der LSVD Rheinland Pflaz: h.v.l. Bruno Minniti, Brian Huck, Joachim Schulte, Björn Beck, Patrick Zwiernik. v.l.v. Stephanie Schulz, Ariane Brückner

Ende des Dornröschenschlafs in Rheinland-Pfalz LSVD mit neuem Führungsteam / SPD verspricht Landesgesetz bis zum Sommer

Foto: SPD

Es tut sich etwas in Sachen Homopolitik in Rheinland-Pfalz: Die Landesvertretung des Lesben-und Schwulenverband (LSVD) ist aus einem langem Dornröschenschlaf erwacht und auch die SPD wacht im Wahljahr 2009 aus dem Tiefschlaf auf, um die Gunst der Stunde zu nutzen.

"Die Politik hat noch ein paar Hausaufgaben zu erfüllen" weiß Renate Pepper von der SPD; einer Änderung des Landesrechts zugunsten homosexueller Paare wurde indes von ihrer Landesfraktion eine Absage erteilt.

Jahrelang war der LSVD in RheinlandPfalz nur eine rechtliche Hülse ohne aktiven Vorstand. Jetzt haben sich unter den über 100 Mitgliedern sieben Freiwillige für den Landesvorstand gefunden, welche die Aufklärungs-und Politikarbeit gezielt fortführen können. " Die Mitglieder waren richtig ausgehungert endlich wieder was zu tun", freut sich Vorstandmitglied Joachim Schulte über das große Interesse bei der Mitgliederversammlung Anfang des Jahres. Neben Joachim Schulte und Stefanie Schulz sind im Landesvorstand - mit Ariane Brückner

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(Schwusos), Björn Beck (LSU) und Brian Huck (Grüne) - alle politischen Farben gut vertreten. Und damit die politische Arbeit im Flächenland zwischen Rhein und Mosel besser zusammenfließt haben sich mit Bruno Minniti und Patrick Zwiernik auch zwei Koblenzer dem Führungsteam angeschlossen. "Wir sind auf unsere regionale Struktur angewiesen, damit sich unsere Mitglieder bei Stammtischen vor Ort in kleineren Teams treffen", resümiert Zwiernik. Denn der überparteiliche Lobbyverband möchte in den nächsten Monaten viel bewegen: Themen wie die Aufklärungsarbeit an Schulen, das Landesanpassungsgesetz im Landtag, Broschüren für Regenbogenfamilien und Transsexuelle, stehen auf der Agenda. Vor allem die Erwartungen an die alleinregierende SPD-Landesregierung sind groß: "Wir wollen uns dafür einsetzen, dass Rheinland-Pfalz im Bundesrat noch mehr eigene Gesetzesinitiativen zur Gleichstellung einbringt", betont Schulte. Eine Initiative zum Thema "gleiches Adoptionsrecht" sei vom Land in Richtung Bundesrat schon gestartet, doch es müsse mehr kommen.

Unterstützung durch die SPD? So wünscht sich der LSVD seitens der SPD mehr direkte Unterstützung bei der Kampagne für eine Erweiterung des Gleichheitsartikels im Grundgesetz, einer Forderung, mit der sich Renate Pepper - stellvertretende SPDFraktionsvorsitzende und schwulen- und lesbenpolitische Sprecherin im Landtag auch Anfang Februar bei einem Gesprächsabend in Mainz zur "Sozialdemokratische Vielfalt" konfrontiert sieht. Viele Gesetzesänderungen sind für Pepper bereits im eigenen Bundesland überfällig: "Die Politik hat noch ein paar Hausaufgaben zu erfüllen", erinnert sie. Zwar können seit 1. Januar jetzt aufgrund einer Gesetzesänderung überall vor dem Standesämtern in Rheinland-Pfalz Lebenspartner "würdevoll von geschultem Personal

getraut" werden, doch dies sei erst ein Schritt auf dem Weg. Vor dieser Änderung mussten sich Homopaare das Ja-Wort je nach Landkreis vor einem Beamten in der Kreis-Verwaltung geben. Für Renate Pepper müssen Homosexuelle endlich auch im Beamtenrecht gleichgestellt werden. "Es gibt immer noch Diskriminierungen, beispielsweise in der Besoldung."

Kommunikationspannen in der Fraktion Nach den vielen Versprechungen von Ministerpräsident Kurt Beck die "Ungleichbehandlung in absehbarer Zeit in Angriff" zu nehmen, war seit Ende 2007 nichts mehr geschehen. Im Gegenteil: Die SPD-Landesregierung stand selbst auf der Bremse. Im Januar 2008 erteilte der SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Hartloff dem LSVD zu "einer kurzfristigen Änderung des Landesrecht" eine klare Absage. Für Renate Pepper ist dieses Verhalten eher "eine kleine Kommunikationspanne der Fraktion" gewesen. Denn seit letztem Jahr arbeiteten alle Ministerien fleißig an einem Anpassungsgesetz. "Mit dem Thema haben wir ein ganz dickes Brett zu bohren", gibt Pepper zu, aber Fraktionschef Hartloff sei jetzt einer der "besten Mitstreiter in der Sache geworden." Der Gesetzentwurf sei bereits im Kabinett und werde bis zur Sommerpause im Landtag eingebracht. Eine Ankündigung die Joachim Schulte vom LSVD erfreut: "Wenn es so weit ist, sind wir gerne bereit uns für eine völlige Gleichstellung im parlamentarischen Beratungsprozess mit einzubringen." Damit würde im Wahljahr 2009 einer der Inhalte des SPD-Regierungsprogramms auch Realität werden. Dort ist zu lesen: "Die Diskriminierung von Schwulen und Lesben ist in weiten Teilen abgebaut. Wir werden den Weg weitergehen und gegen Diskriminierung engagierte Gruppen stützen." (cos) Mehr Infos zum LSVD Rheinland Pfalz c/o Bar jeder Sicht, Hintere Bleiche 29, Mainz. Mail: [email protected]

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