Tsp

  • Uploaded by: Der moderne Nerd
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  • August 2019
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  • Words: 726
  • Pages: 2
TSP Es klingt wie die Nachfolgeversion von BSE oder eine neuen Geschlechtskrankheit, ist aber nur ein Problem, mit dem sich neben mir ein beträchtlicher Teil der Schüler, die demnächst mit der endgültigen Reife unsere Schule verlassen, konfrontiert sehen. Die Rede ist von der Torschlußpanik. Überall auf dem Schulhof trifft man immer mehr Pärchen an, oft bestehend aus verflossenen heimlichen Liebeleien aus denen aufgrund des von der heimlichen großen Liebe ständig betatschten Nebenbuhlers nichts geworden ist. Man versucht sie zu ignorieren, versucht irgend ein interessantes Gewächs zu bestaunen, von denen es aber auf dem Schulhof leider allzu wenige gibt und beobachtet dann doch mit einem sehnsüchtigen Seufzen den ehemals besten Freund der es geschafft hat und es darum nicht mehr ist. Das Seufzen steigert sich zu einem Schreien, wenn man bemerkt, daß der Kopf inzwischen um hundertachtzig Grad gedreht statt einen sicheren Weg zu suchen einen gewaltigen eifersüchtigen Blitz mitten durch beide Teile des Pärchens schießt und man sich fragt, weshalb die Fahnenstange nicht hätte zehn Zentimeter weiter rechts oder auch links stehen können und sich die Sinne einfach weigern, ihrer üblichen Arbeit weiterhin nachzugehen. Zum Glück gibt es noch einige Mitglieder des von man entgegengesetzten Geschlechts, von denen man glaubt, daß sie mit ähnlichen Problemen kämpfend ebenfalls ohne geeigneten Partner durchs Leben laufen und nur darauf warten, daß man es endlich schafft, über seinen eigenen Schatten zu springen, dabei wenn möglich nicht zu stolpern und zu fragen, ob es denn möglich wäre und daß, wenn vielleicht unter Umständen, es ist ja so, weil wir uns schon so lange kennen und besonders darf ich dir vielleicht mein Pausenbrot anbieten? Dazu, daß es bislang immer nur bei dem Vorhaben geblieben ist und die Umsetzung in einem hoffnungslosen Gestammel (meist ohne Verben) verbunden mit einer schönen roten Farbe im Gesicht und Knien, die man für gutes Geld in einem feinem Lokal als Dessert hätte servieren können, endete, kommt erschwerend hinzu, daß dann der Angestammelte bei irgendeinem gutgemeintem freundschaftlichem Gespräch irgendwo außerhalb der Schule an einem Samstagabend von einem gegengeschlechtlichen Partner beansprucht wird und das anscheinend schon seit längerer Zeit sowie regelmäßig. Der Rest des Abends wird in dem einen oder anderen schlechten Drink gerührt und runtergekippt, sofern das Glas den Mund und nicht einen in der Nähe herumlungernden Typen, der das leicht mißverstehen könnte, trifft. Jetzt wird es schwer, herauszufinden, wer von den übrigen in Frage kommenden Mitschülern überhaupt noch ohne einen bei jeder Gelegenheit an ihm herumhängenden Menschen ist, was nicht gerade leicht ist, weil eine rund-um-die-Uhr-Bewachung meist teuer ist und bei allen in Frage kommenden Personen eine mittelgroße Detektei für gut ein paar Wochen keinerlei Auftragssorgen mehr haben lassen würde. Bleibt einem eigentlich nur noch die Möglichkeit, das schüchternste Mauerblümchen der Schule zu ermitteln und zu versuchen, dieses an einem langen Stück anzusehen und darauf zu warten, daß plötzlich irgendwelche Gefühle aufwachen, sich entschließen, heute mal nicht liegenzubleiben, daß Bett zu verlassen, sich hübsch ordentlich anzuziehen, das Haus auf direktem Weg zu verlassen und nicht überfahren zu werden, damit sie einem helfen, einen letzten Versuch mit der einzigen ohne Mundschlabberer vom Dienst ausgestatteten Person zu starten. Womit man wieder bei dem Problem ist, wie man es anstellt, sich selbst zu überlisten und seine eigene Schüchternheit ganz unten auf die Liste von Sachen, die einen daran hindern, daß zu tun, was man wirklich will, zu setzen.

Ein halbes Jahr später schaut man zufällig auf den Kalender und merkt, daß man es wohl wieder einmal nicht geschafft hat. Auch die Hoffnung, daß ein phantastisches Phänomen passieren würde und die angehimmelte Person vor lauter Angestarre und das immer rein zufällige Auftauchen von einem dafür gesorgt hätte, daß diese Person den ersten Schritt tun würde, hat sich als fiese Selbstverarschung erwiesen. In so einer hoffnungslosen Situation empfehlen einem dann meistens viele Freunde, die eigentlich scheiße aussehen, noch viel schüchterner als man selbst sind und dann trotzdem noch an allen möglichen Leuten herumgeschlabbert haben, man solle sich doch nicht verkrampfen und einfach mal abwarten und außerdem sei das mit einem Partner sowieso nicht so dolle, wie man das als naiver und unerfahrener eiserner Single seit 19 Jahren vielleicht denkt. Der Freund tauscht seinen Lebensabschnittsbegleiter noch schnell mal wieder gegen einen anderen zukünftigen Ex ein und läßt einen damit allein, die nächsten 19 Jahre immer wieder den gleichen, oben beschriebenen Kreislauf zu durchlaufen. Und vielleicht ändert sich ja wirklich mal was. Schöm wärs.

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