© Uwe Fengler
2009
Tagesfahrt nach Helgoland Eine Reiseerzählung von
Uwe Fengler
Vorwort Die beschriebene Fahrt fand im August 2003 statt. Damals fuhr noch ein Katamaran von Hörnum/Sylt nach Helgoland. Dies ist nach meinen Informationen zur Zeit nicht mehr so, da der Fahrbetrieb eingestellt wurde. Wer also vor hat, diese oder eine ähnliche Fahrt auch zu machen, sollte sich vorher erkundigen, z.B. bei der Touristeninformation Hörnum. Die Vorteile einer Fahrt mit dem Katamaran beschreibe ich in der Erzählung. Nicht nur der Text auch die Fotos sind von mir gemacht. Sie unterliegen ebenfalls dem Copyright. Und nun viel Spaß bei der Fahrt nach Helgoland.
1 Es ist viel zu früh für mich. Ich fühle mich unausgeschlafen, aber trotz der Biere gestern Abend, keinesfalls verkatert. Wir sitzen am Strand von Hörnum, nicht weit vom Hafen entfernt. In einer guten Stunde wird der Katamaran uns nach Helgoland fahren. Helgoland ist die einzigste deutsche Hochseeinsel und liegt fast 70 Kilometer von unserem derzeitigen Standort entfernt. Ich war schon zweimal dort, Katharina bisher noch nicht. Einige Augenblicke sehen wir schweigend auf das Meer hinaus. Da es noch sehr früh ist, weht uns ein kühler Morgenwind entgegen. Eine natürliche Erfrischung in diesem heißen Sommer ist gar nicht mal so schlecht, denke ich. Schließlich breche ich das Schweigen. Erzähle von meinen früheren Fahrten nach Helgoland. Mein Gott denke ich, das
waren damals Klassenfahrten. Mit 14 Jahren eine Klassenfahrt nach Norderney, mit 16 Jahren eine nach Hamburg. Beide führten auch irgendwie nach Helgoland. Beide waren zu diesem Zeitpunkt mehr als 30 Jahre her. Erinnerungen mischen sich mit dem, was ich in den letzten Tagen über die Hochseeinsel gelesen habe. Als erstes erzähle ich ihr vom „ausbooten“. 2 Man muss es sich einfach nur mal vorstellen: Diese kleine Insel, mit einer Fläche von etwa 1,7 km² hat ca. 1300 Einwohner und im Schnitt etwas mehr als 1000 Besuchern pro Tag in den Sommermonaten. Der Hafen ist natürlich so klein, dass er den einströmenden Besuchern in ihren Schiffen nicht
gewachsen ist. Reisende werden darum auf dem Meer in sogenannte Bördeboote ausgebootet. Keine Angst, ich hab es auch schon zweimal geschafft. Es helfen insgesamt vier starke Männer.
Die Rückfahrt findet natürlich genau so statt.
3 Es ist inzwischen ca. 30 Minuten vor der Abfahrt unseres Schiffes. Wir begeben uns auf den Weg zum Hafen und sehen schon aus Entfernung, dass sich vor dem Katamaran eine Menge Menschen versammeln. Ich fluche leise vor mich hin, denn Ziel meines frühen Aufstehens war eigentlich gewesen, mit zu den ersten zu gehören. Als wir uns zu der Reihe der Wartenden begeben, drängt sich ein älteres Ehepaar vor. Wie zu Hause, denke ich und lasse sie gewähren. Schließlich ist auf dem Schiff ja genug Platz für uns alle.
4 Zu Beginn der Fahrt klemmt sich ein kleines Kind irgendwo die Finger ein und schreit ununterbrochen. Die Eltern überlegen die Fahrt unterbrechen zu lassen, entscheiden sich aber später dafür einen Arzt auf Helgoland aufzusuchen. Schließlich erreichen wir Helgoland:
5 Die Fahrt mit dem Katamaran erspart uns fast zwei Stunden der Anfahrzeit und auch das ausbooten. Unsere Ankunft findet auf festem Boden statt.
Und gleich zu Beginn werden wir von zahlreichen kleinen Geschäften begrüßt, die uns zu zollfreien Einkauf von Tabakwaren und diversen alkoholischen Getränken einladen.
Mit Betreten der Insel kommt auch immer mehr Erinnerung zurück. Hier gibt es ein Oben und Unten. Der obere Teil der Insel ist auch mit einem Aufzug zu erreichen. Wir entscheiden uns zu laufen und werden schließlich mit einer wunderbaren Aussicht auf das weite Meer belohnt.
Im Vergleich zu meinen früheren Besuchen ist es sehr ruhig auf der Insel, was sicherlich vor allem daran liegt, das
wir durch die Anreise mit dem Katamaran einen gewissen Vorsprung für uns verbuchen können. In der Ferne sehen wir inzwischen weitere Schiffe ankommen, die zum ausbooten bereit sind.
Der touristische Ansturm ist nicht mehr aufzuhalten und unser Vorsprung ist durch das immer wieder stehen bleiben, um die Ruhe zu genießen oder um zu fotografieren geringer geworden.
Und noch etwas fällt mir bei dem Blick auf die einlaufenden Schiffe und die Bördeboote auf. Helgoland hat nicht nur ein Oben und Unten, sondern auch einen von der Hauptinsel abgetrennten Teil, die
Düne. Hier befindet sich nicht nur ein Landeplatz für Kleinflugzeuge, auf dem ansonsten von den Touristenströmen verschonten Eiland finden auch Seehunde und Kegelrobben ihren Ruheplatz. Außerdem
gibt es hier brütende Seevögel. Unser Weg führt mittlerweile zur langen Anna,
dicht gefolgt von dem immer näher kommenden Strom der Tagestouristen, von denen diese schöne Insel lebt. Und ich weiß nicht wie viele Menschen im Rücken begeben wir uns nun auf den Weg
zurück zum Hafen – schöne Aussichten inklusive:
Zufrieden begeben wir uns schließlich auf die Rückfahrt, die ziemlich langweilig verläuft. Vielleicht hat darum eine Fahrkarte für Hin- und Rückfahrt fast immer den gleichen Preis wie für eine einfache Fahrt. © Uwe Fengler