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27.10.2009
14:38 Uhr
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Trockenübung
Foto: Ritex
Unbeschichtete Kondome sollen Analverkehr sicherer machen
Kondome können reißen – auch wenn sie wie dieses Ritex-Gummi einen BerstTest überstanden haben
Da hat man schon alle Safer-Sex-Vorsichtsmaßnahmen getroffen, und dann das: Das Gummi platzt, oder es rutscht ab. Die Gründe für derlei Pannen sind bei geprüften Markenkondomen vor allem in der unsachgemäßen Handhabung oder Lagerung zu finden. Ein halbes Jahr in der Hosentasche sollte man ein Gummi nicht mit sich herumtragen. Und in der Sonne sollte es auch nicht schmoren. Eine weitere häufige Ursache für Kondomunfälle: zuviel Gleitgel an der Innen- oder Außenseite des Präservativs. Seit vielen Jahren werden Kondome fast ausschließlich „feucht“ vertrieben. Das heißt, sie sind bereits beidseitig mit einer dünnen, dauerhaft feuchten Schicht Gleitmittel versehen. Das Problem: Ist zuviel Gleitgel in der Tüte – zum Beispiel, weil das Gel direkt auf den Schwanz aufgetragen wurde –, besteht eine erhöhte Gefahr, dass das Gummi abrutscht oder aus simplen physikalischen Gründen platzt. Um dies zu vermeiden, bietet Kondomhersteller Ritex seit Mitte des Jahres mit „Safety“ ein spezielles Kondom an, das den erhöhten Belastungen beim Analsex standhalten soll. Es ist mit 0,1 Millimeter Wanddicke – wie auch die Konkurrenzprodukte „HT Spezial“ und „Billy Boy Special“ – besonders reißfest. Vor allem aber wird es trocken, also gänzlich ohne Beschichtung vertrieben. Wer Gummis zum Blasen verwendet, wird den fehlenden faden Beigeschmack nicht vermissen. Wer „Safety“ zum Vögeln benutzt – und das ist entscheidend – muss immer auch Gleitgel dabeihaben. „Gel drüber statt drunter“, heißt die griffige Handlungsanleitung des Bielefelder Familienbetriebes, einem der größten Kondomhersteller in Deutschland. Ob sich das trockene Kondom auf dem schwulen Markt durchzusetzen vermag, hängt davon ab, wie erfolgreich die ersten „Trockenübungen“ verlaufen. AS
Aids lebt vom Arschfick Analverkehr ist der häufigste Übertragungsweg für HIV. Kondome schützen zuverlässig Acht von zehn schwulen Männern haben zumindest gelegentlich Analverkehr, viele davon sogar regelmäßig. Ficken gehört für die meisten Schwulen einfach mit dazu – ein Kondom nicht immer. Dabei ist Ficken ohne Gummi der häufigste Übertragungsweg für HIV und somit die riskanteste Art, Sex zu haben. Dabei ist das Risiko für den, der aktiv fickt, ebenso gegeben wie für den, der gefickt wird. Das tatsächliche Ansteckungsrisiko kann dabei von Fall zu Fall höchst unterschiedlich sein. Auch wenn das Risiko stark variieren kann: Die Möglichkeit einer Infektion besteht in jedem Fall.
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Hier einige Umstände, die das Risiko beeinflussen können: (1) Je höher die Viruskonzentration in Blut oder Darmschleimhaut, desto wahrscheinlicher ist eine Übertragung. (2) Je größer die Menge der aufgenommenen Körperflüssigkeiten (Sperma, Blut), desto höher die Übertragungswahrscheinlichkeit. (3) Die Dauer und Härte des Ficks: Je heftiger und je länger, desto höher das Risiko. (4) Sexuell übertragbare Erkrankungen wie Syphilis, Hepatitis, Clamydien & Co begünstigen eine HIV Infektion. (5) Verletzungen der Darmschleimhaut und des Schließmuskels – und die können beim Ficken schnell passie-
ren – sind eine weit offene Eintrittspforte für das HI-Virus. (6) Frische Verletzungen an den Schleimhäuten des Schwanzes oder am Schwanz selbst. (7) Die „Aggressivität“ des Erregers: Manche HIV-Varianten sind deutlich ansteckender als andere. Oder sie „passen“ ideal zum Immunsystem eines Menschen. Diese Umstände richtig einzuschätzen, ist nicht ganz einfach. Deshalb gilt: Kondome und fettfreies Gleitmittel sind beim Ficken der allerbeste Schutz. MARC GRENZ Weitere Informationen: Hein & Fiete, Pulverteich 21 , ✆ (040) 240 333 www.heinfiete.de