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Meer ist mehr
Fotos: Matthias Morr
Ein ganzes Schiff voll schwuler Männer: hinnerk kreuzte mit der „Celebrity Solstice“ durchs Mittelmeer
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© Sea Dream
Ein Kreuzfahrtschiff ohne Damentoiletten? Zumindest für neun Tage heißt es „Unisex“ an den Klotüren – und jeder darf rein. Die „Celebrity Solstice“ ist mit rund 2500 Schwulen und 27 Frauen im Mittelmeer unterwegs, gechartert vom kalifornischen Anbieter „Atlantis“. Auch wenn das Unternehmen mit seinen „All-Gay-Cruises“ zunehmend auf den europäischen Markt drängt, sind in erster Linie amerikanische Gäste an Bord. Gefühltes Durchschnittsalter: Mitte 40 – zumindest auf dieser Reise von Rom Richtung Ägypten und griechische Inseln. Die Mitreisenden auf den Karibik-Routen von „Atlantis“ sind deutlich jünger. Ein Schiff voller Schwuler – das regt naturgemäß die Phantasie an: amouröse Abenteuer rund um die Uhr – die Steigerung zum „Love Boat“! Die Realität sieht allerdings anders aus. Tagsüber zeigt sich während der Reise auf dem Pooldeck der „Celebrity Solstice“, wer es sich leisten kann oder wer keine Probleme hat, es sich nicht leisten zu können. Bräunen in möglichst knapper Badehose ist angesagt – oder eine Abkühlung im Pool, den Cocktail in der Hand. Wer das nicht mag, schaut zu, bleibt auf dem Kabinenbalkon oder geht an Land. Das Wichtigste an Bord scheint wie bei anderen Kreuzfahrten auch das Essen zu sein. Vorteil bei den „Atlantis“-Reisen: es gibt keine gesetzten Tische beim abendlichen Dinner im Hauptrestaurant, jeder isst, wann er möchte.
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Feste Tischnachbarn gibt es nicht, die Tische werden jeden Abend neu zusammengewürfelt. Die Gesprächspartner wechseln, die Themen weniger: „Is it your first ‚Atlantis‘-Vacation?“ lautet die abendliche Standardfrage an die neuen Mitreisenden. Smalltalk, wie ihn die Amis lieben. Das Publikum an Bord ist dennoch interessant. Da sind etwa die beiden Franzosen in den 40ern, die bereits ihre 28. schwule Kreuzfahrt erleben, seit sie vor fünf Jahren ihre Firma verkauft haben.
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Da ist der Österreicher, der sein Geld als einer der größten Vertreiber von Poppers auf dem Kontinent gemacht hat. Oder der Berliner Steuerberater, der im Verlauf der Reise noch negativ auffällt, weil er sich nachts telefonisch auf der Brücke beschwert, dass er nirgendwo Currywurst serviert bekommt… Nicht minder wichtig an Bord sind die Partys, die immer mit einem Motto versehen sind. Beim „Dog Tag T-Dance“ am späten Nachmittag baumeln Hundemarken um die Hälse der Feiernden. Farbige Aufkleber signalisieren die individuellen Wünsche: Zwei mal grün bedeutet „Meet me in my room in 15 minutes“. Wobei das kaum einer ernst meint. Es geht eben doch eher ums Tanzen und Trinken – auch Hunde, die an Bord bellen, beißen nicht. Apropos Party: „Atlantis“ kann sich in aller Regel die schönsten und neuesten Schiffe aussuchen, denn die Reedereien lieben die umsatzträchtigen All-Gay-Cruises: Schwule trinken erheblich mehr als die Passagiere auf gewöhnlichen Kreuzfahrten. Ein Mehr verkaufter Drinks bedeutet auch ein höheres Trinkgeld für die Crew. Mit entsprechendem Eifer sind die Mitarbeiter auf dieser Reise bei der Sache. Zu den Partys gehört auch das passende Outfit. Auch hier sind es vor allem die US-Gäste, die beim „Disco-T-Dance“ oder beim Maskenball höchsten Wert auf ein perfektes Kostüm legen und entsprechend ausgestattet sind, während die europäischen Mitreisenden allenfalls noch für die „White Party“ etwas Passendes im Koffer haben.
Gefeiert wird dennoch bis zum frühen Morgen auf dem brechend vollen Pooldeck. Nach einer durchfeierten Nacht lässt sich problemlos ausschlafen, denn das Frühstück wird bis 13 Uhr serviert. An reinen Seetagen gibt es einen großen Brunch bis 14 Uhr. Bei einer gewöhnlichen Kreuzfahrt auf der „Celebrity Solstice“ würde man danach vergebens suchen. Ansonsten bietet die Reise Unterhaltung, die Schwule lieben. So ist Comedian Pam Ann für das Bordtheater gebucht und auch Kimberley Locke, Sängerin aus dem DSDS-Vorbild „American Idol“, ist dabei. Ein international besetztes Betreuerteam kümmert sich um die Gäste. Denn auch wer alleine reist, soll sich nie allein fühlen. Das alles hat seinen Preis. „Atlantis“-Reisen sind teurer als andere Kreuzfahrten und ab 850 Euro pro Person und Woche in der Innenkabine zu haben. Und das Drittwichtigste auf der Reise? Das ist dann doch der Sex! Sofern hierfür noch Zeit bleibt zwischen Spa, Restaurant und Pooldeck. So many men, so little time: schwule Kreuzfahrtprofis schreiben ihre Vorlieben an die Kabinentür. Und sie haben Visitenkarten dabei – mit Foto und Kabinennummer. Ansonsten würde es auch schwierig werden, den Flirt vom Nachmittag am Abend noch einmal wieder zu finden. Ein Teil der 14 Decks wird nachts zur inoffiziellen Cruising-Area. Die patrouillierenden Sicherheitskräfte drücken dabei wohl auf Anweisung alle Augen zu. Der große Vorteil beim Klären des obligatorischen „Zu mir oder zu dir?“: Weit ins Bett hat‘s hier niemand. MATTHIAS MORR www.atlantisevents.com
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Neue Horizonte
US-Reisen mit HIV Wandern & Chillen
Die Akademie Waldschlösschen bei Göttingen lädt auch in diesem Jahr wieder schwule Männer dazu ein, einen Jahreswechsel der besonderen Art zu erleben. Vom 24. Dezember bis 1.Januar heißt es: „Hohe See und Fahrt voraus – Entdecke Deine Horizonte neu!“ Eingebettet in den thematischen Rahmen einer Atlantiküberquerung stehen zahlreiche Angebote bereit: von Wellness bis Coaching, von Party bis zur Wanderung – alles in schwuler Gesellschaft. Dabei geht es nicht um Selbsterfahrung und Dauerbespaßung, sondern um eine abwechslungsreiche Alternative zum familiären Einerlei.
Seit 22 Jahren gilt bei Reisen in die USA ein „travel ban“ für HIV-Infizierte und Aids-Kranke. US-Präsident Barack Obama kündigte an, dieses Einreiseverbot zum Januar 2010 aufzuheben. Ziel sei, das mit der Krankheit verbundene Stigma zu beseitigen. Das Verbot habe „mit Angst zu tun, nicht mit Fakten“. Die Deutsche Aidshilfe betont jedoch, dass Menschen mit HIV und AIDS nach wie vor aufgefordert werden, ihren HIV Status offenzulegen. Informationen zur Einreise auch in andere Staaten hält die DAH auf ihrer Website bereit. Dort kann auch ein Schnellfinder heruntergeladen werden.
Der Bonner Anbieter Männer natürlich führt vom 27. Februar bis 13. März 2010 eine ehrenamtlich organisierte Südafrikareise durch: fünf Tage wandern auf dem Otter Trail, durch das Tsitsikammagebirge, entlang des Indischen Ozeans. Die Gruppe besteht aus maximal 12 Männern, da täglich nur 12 Zugangsgenehmigungen von der Parkverwaltung erteilt werden. Während der Wanderung schläft die Gruppe in einfachen Hütten. In einem ländlich Gay-Resort besteht die Möglichkeit, sich an das afrikanische Klima zu gewöhnen, nach der Wanderung stehen einige Tage Kapstadt auf dem Programm.
www.waldschlosschen.org
www.aidshilfe.de
www.maenner-natuerlich.com
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16.11.2009 12:23:03 Uhr