Reise Wien

  • June 2020
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Markt der Märkte: der Naschmarkt im Herzen Wiens.

Wiens feschester Winzer: jung,   gutaussehend und erfolgreich.

Nachwuchs-Winzer Rainer Christ

Wien zum Anbei ssen Bei Wiener Spezialitäten denkt man an Knödel, Sachertorte und riesige Schnitzel. Doch Wien ist noch mehr: eine Metro­ pole der Feinschmecker. Text: Sonja Hüsler | Fotos: Merly Knörle

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er nach Wien reist, tut das vor allem der Sehenswürdigkeiten wegen: Hofreitschule, Prater oder Stephansdom. Exzellentes Essen und delikater Wein sind beim Trip in Österreichs Hauptstadt (noch) sekundär. Dabei hat Wien längst den Anschluss an die kreative europäische Gastroszene geschafft. Beispiele gefällig? Beginnen wir mit dem Wein: Vor kurzem brauchte man in Wien keinen Sommelier nach gutem Wein zu fragen. Im besten Fall

erntete man ein müdes Lächeln, denn der Wein verursachte bloss Kopfweh. Das ist dank dem jungen innovativen Nachwuchs passé, etwa vom Weingut Christ. Wiens feschester Winzer heisst Rainer

Christ: Sollte ihn die Arbeit in den Reben mal langweilen, könnte er auch als Fotomodel anfangen. Doch zurzeit experimentiert er noch mit neuen Sorten und Gärmethoden. Er nutzt die vielfältigen Boden- und Klimaverhältnisse Wiens für

den 400-jährigen Familienbetrieb: Mit den Winzern Michael Edlmoser, Fritz Wieninger und Richard Zahel zusammen tritt der 34-Jährige seit drei Jahren unter dem Label «Wien Wein» auf und produziert preisgekrönte Tropfen. Da finden sich «Gemischte Sätze» aus alten Rebstöcken, mineralische Rieslinge, würzige Veltliner, elegante Weisse aus Burgunderrebsorten, markante Rotweine und grosse Cuvées. Diese Qualitätsweine stammen nicht etwa von aus-

Christ geht nicht nur mit seinen Weinen neue Wege, auch mit seinem modernen Heurigen.

wärts, sondern aus der Metropole selbst. Wien ist die einzige Hauptstadt der Welt, in der Wein von internationalem Format angebaut wird – auf 700 Hektaren. Es lohnt sich, den Wein nicht nur zu

kosten, sondern auch die Rebberge zu besuchen. Viele sind begehbar, auch die von Christ. Dazu fährt man mit der Bahn nach Stammersdorf, wo die Weingärten «Falkenberg» und «Wiesthalen» bewirtschaftet werden. Unterwegs bieten sich

immer wieder wunderschöne, überraschende Ausblicke auf die Stadt. Wer durstig geworden ist, kehrt danach in den Heurigen ein – Lokale, die den Wein­ gütern angeschlossen sind und jungen, maximal einjährigen Saft ausschenken. Stadtwiener Weine findet man aber auch in den Gourmetlokalen im Zentrum oder in Restaurants, die sich ganz der österreichischen Heimat verschrieben haben. Ein solches ist das «noi» am Yppenplatz. Es liegt im Trendquartier

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Die Herzlichkeit und die gute Küche der Israelin sind ausserordentlich.

Ottakring, wo viele junge Künstler und Gastarbeiter ihr Quartier aufgeschlagen haben. Wer im «noi» vorbeischaut, sollte unbedingt vorher noch über den Brunnenmarkt schlendern. Dort findet man billige Kleider und Nippes, die an einen orientalischen Basar erinnern. Im «noi» steht Denise Amann am Herd.

Die zierliche Vorarlbergerin ist der Shootingstar der Österreicher Kochszene und gehört wie Winzer Christ zu Wiens jungen Wilden. Denise Amann verwendet für ihre Bistro-Küche nur biologische Zutaten aus der Umgebung: «Der Gast soll schmecken, was er isst und was für Gemüse und Gewürze ich für ein Gericht verwendet habe.» Hat die gelernte Kommunikations­ designerin mit dieser Philosophie denn Erfolg? Und ob: «Mitte Februar habe ich noch ein Restaurant eröffnet, das ‹parama› im Biomarkt Maran. Dort wird vor allem selbstgemachte Bio-Pasta serviert.» Daneben gab die umtriebige Denise Amman auch ein Kochbuch heraus: «Dreimahl» im Residenz-Verlag .

In Amanns   Restaurants kommen nur frische Zutaten auf den Teller.

Multikulti-Köchin Haya Molcho

Shootingstar Denise Amann Amann ist  auch aus ORF-  Sendungen wie  «Wild Cooking» bekannt.

Im März eröffnet: Molchos 2-stöckiges «Neni» am Naschmarkt.

Ein Muss für Feinschmecker ist auch

das im März eröffnete «Neni» im Naschmarkt. Haya Molcho, die Frau des weltberühmten Pantomimen und Körpersprache-Fachmanns Samy Molcho, führt das einzige zweistöckige Restaurant im Naschmarkt. Auf der Karte stehen neben Gerichten aus ihrer israelischer Heimat auch Cheesecake und Büffelmozzarella. Haya

Molcho erzählt: «Bei mir arbeiten Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen, und sie verstehen sich alle bestens miteinander. Darauf bin ich stolz.» Die Tauben, die es zu Mittag gibt, bereitet eine Freundin von ihr zu. Am nächsten Tag steht ein Couscous auf der Karte, das ein arabischer Mitarbeiter kocht. «Ich verstehe das ‹Neni› als grosse Familie – und das sollen unsere Gäste spüren.» Man glaubt ihr jedes Wort und fühlt sich gleich wie zu Hause.

REISENews

entdecken, was sich lohnt

Bargeldloses Grossbritannien

Das wird alle interessieren, die öfter nach Grossbritan­ nien reisen: Mit der neuen Visit Britain Prepaid Mastercard können Reisende überall dort bargeldlos bezahlen, wo auch die Mastercard akzeptiert wird. Der Clou an der Sache: Die Karte ist kostenlos, und es fallen keine Transaktionsgebühren oder Wechselspesen an. Mehr Infos unter www.visitbritaincashcard.com

Einen Platz im «Neni» zu ergattern, ist leider nicht einfach. Zehn Tage vorher reservieren, sonst bekommt man keinen Tisch. Wer leer ausgeht, muss nicht enttäuscht sein: Auch der Spaziergang über den Naschmarkt, der unbestrittene Star unter Wiens Märkten, ist ein Erlebnis. Auf Gourmets wartet dort, was ihr Herz begehrt: Früchte, Gemüse, Fleisch, Brot und Wein. Wem danach nach Sightseeing zumute ist, der schlendert durch die Strassen um den Naschmarkt. Nicht weit entfernt stehen die berühmten Jugendstilhäuser von Otto Wagner. Ein Augenschmaus – und garantiert kalorienfrei. n

Interaktiver Reiseführer

Wen über­ rascht’s? Mobile Rei­ seführer sind im Kommen. Darum hat der deutsche Po­ lyglott-Reise­ verlag rasch reagiert. Ab sofort sind für das iPhone im Apple Store interaktive Reiseführer für 12 europäische Städte erhältlich. Kostenpunkt: € 4.99. Über die Funktion «Meine Tour» lassen sich alle Tipps zu einer indivi­ duellen Städte-Tour zusammenstellen. www.polyglott.de

reisen am tv Land der Täler | SA | 29. 8. | 3sat | 9.40 Dokumentation über das Weinviertel und die Leute, die dort leben. Harrys liabste Hüttn | SO | 30. 8. ORF 2 | 17.25 | Unterwegs auf dem Salz­ burger Almenweg sehen, was sich lohnt

Grenzenloses Rätikon

Wer sie kennt, liebt sie: die Wanderführer des Rotpunktverlags. Jeder Band ist genau recherchiert, Touren detailliert beschrieben, und historische Hintergründe fehlen nie. Neu: «Hinauf ins Rätikon» von F. Meienberg (Fr. 44.–). Unter den Exkursionen ins Grenzland zwischen Prättigau, Montafon und Liechtenstein finden Wanderer sowie Familien gute Routen.  Sonja Hüsler

Infos&Tipps Deutschland

Wien Österreich Ungarn

CH Italien

Slowenien

Reisezeit: Wien ist das ganze Jahr eine Reise wert. Wer im Sommer die Stadt besucht, sollte unbedingt einen Badetag an der Donau einplanen. Anreise: Mit dem Zug für Fr. 236.– (ab ZH im 6er-Couchet). Mit Austrian Airlines ab Zürich ab Fr. 149.– oder ab Basel ab Fr. 179.–, austrian.com. Die Swiss fliegt ab Fr. 179.– nach Wien. Am 1. September veröffentlicht Swiss die neuen Tarife auf www.swiss.com

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Verkehrsmittel: Wer für einen Sightseeing-Trip in Wien ist, kauft sich am bes­ ten die Vienna Card. Damit erhält man 210 Ermässi­ gungen für Museen etc. Das Ticket ist drei Tage gültig und kostet € 18.50. Übernachten: Eines der sympathischsten Hotels Wiens ist das «Hollmann Beletage» im Herzen der Altstadt. Dass sich Gäste hier wie zu Hause fühlen, ist nicht nur ein MarketingSpruch: Es gibt wohl kaum ein anderes Hotel, das so viel Wohlfühl-Atmosphäre zu so fairen Preisen bietet. Zimmer ab € 135.– inklusive reichhaltiges Frühstücks­ buffet. Tel. +43 1961 1960, www.hollmann-beletage.at

Multimedial

Tipps

DVD Before Sunrise Liebesgeschichte im Wien von heute. Eine junge Französin und ein junger Ame­ rikaner treffen sich zufällig auf einer Zug­ fahrt nach Wien. Es entwickelt sich eine Liebesgeschichte für einen Tag. Gedreht wurde in Kaffeehäusern, Bars und Parks der Donaustadt. www.1advd.ch, Fr. 13.80

1. Weinbar: Wieno ist die erste Bar der Stadt, die ausschliesslich Wiener Wein ausschenkt. Das neue Lokal beim Rathaus serviert 60 verschiedene Weine von 18 Winzern. Lichtenfels­gasse 3, Tel. +43 676 646 1403, www.wieno.info

BUCH Walter M. Weiss, Wien, DuMont- Reise-Taschenbücher, Fr. 28.90 Der Autor lebt in Wien und nimmt Touristen mit auf eine Reise durch sein Wien. Nebst den klassischen Sehens­ würdigkeiten gibt Weiss auch Tipps für Aus­flüge in die Winzerbezirke und verrät uns seine Lieblingsrestaurants.

2. Rebberge & Heurige: Infos zum Wiener Wein inkl. Heu­ rigen-Guide auf www.wienerwein. at. Der 10 km lange Weinwander­ weg führt von Neustift am Walde nach Nussdorf an allen wichtigen Rebbergen und Heurigen vorbei. Wer die Weine von Rainer Christ kennenlernen möchte, besucht seinen topmodernen stylischen Heurigen an der Amtsstrasse 10–14, 1210 Wien, Tel. +43 1 292 5152, www.weingut-christ.at

INTERNET www.wien.info Offizielle Website von Wien Tourismus mit allen Infos, die man braucht, wenn man die Stadt an der Donau besucht. Aktuell und mit vielen Insidertipps.

3. Essen: Will man Denise Amann kennenlernen, muss man abends ins «noi». Dann steht sie meistens am Herd. Payergasse 12, Tel. +43 1 403 1347, www.noi.at.vu. Nur ein paar Schritte entfernt lockt «Staud’s Pavillon» mit eingelegtem Essiggemüse und selbstgemach­ ter Konfitüre. Muss man probie­ ren! Yppenmarkt 93, 1160 Wien, Tel. +43 01 406 88 0521, www.stauds.com 4. Naschmarkt: Im «Neni» trifft man nicht nur Haya Molcho oder einen ihrer Söhne an, sondern nachmittags oft auch ihren be­ kannten Gatten Sami. Zwischen Mittag- und Abendessen hat man gute Chancen, auch ohne Reser­ vation einen Platz zu bekommen. Tel. +43 1585 2020, www.neni.at

Fotos: PD (7)

Tschechien

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