Reise August

  • May 2020
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Abtauchen in Havana Sonne satt, hübsche Männer und eine aufregende Stadt: Kuba ist so etwas wie ein schwules Traumziel

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on der Dachterrasse des Hotel Inglaterra erinnert Kubas Hauptstadt ein bisschen an Kabul nach einem Bombenangriff. Wie die Methastasen eines Krebsgeschwürs frisst sich der Verfall durch diesen einzigartigen Ort: Hier ein prachtvoller Palast, daneben nur noch ein Haufen Schutt. Viele Gebäude dieser traumhaften schönen Kulisse sind eingestürzt, es fehlt an allem: An Geld, an Baustoffen und nicht selten auch an Ehrgeiz und Disziplin der Einwohner. Erst neuerdings pflegt Kuba seinen fast einzigen Reichtum: wundervolle Fassaden, wie man sie sonst nur aus Barcelona kennt. Dazu eine überbordende Gastfreundschaft der Anwohner in den lebhaften Straßen der Altstadt. Guantanamera schallt es live aus jedem Winkel. Neugierige Blicke atemberaubend hübscher Menschen folgen Dir. Einen Kubaner kennenzulernen ist um ein Vielfaches einfacher, als ihn wieder loszuwerden. Versprechen oder Drohung? „Hola, mein Freund, english or deutsch, alles klar?“ Kontakt gibt es schnell und überall. Kubanische Zigarren, Rum, Käse, Theaterkarten, Sightseeing: Die Kubaner handeln mit allem, was sie selbst nicht haben sollten. Gegebenenfalls auch mit sich selbst. Fidels Revolution scheitert an ihren eigenen Ansprüchen. Das einstige Freudenhaus der USA ist heute eines der ärmsten Länder Amerikas. 12 Millionen gut ausgebildete Kubaner sind entweder arbeitslos oder leben von rund 20 Euro im Monat. Es fehlt an allem, selbst Lebensmittel und Strom sind rar. Not macht erfinderisch, aber keineswegs unglücklich. Havannas wichtigste nächtliche Anlaufstelle ist der Malecón, die rund sieben Kilometer lange Uferpromenade. Liebespaare, Musiker, Vergnügungssuchende und haufenweise Schwule: Direkt vor dem berühmt-berüchtigtem Hotel Nacional treffen sich ab 22 Uhr hunderte schwuler Männer. Meist reicht der Platz auf dem rund vier Meter breiten Trottoir nicht aus, deshalb weichen die Massen auf die äußerste Spur der breiten Uferstraße aus. Interessierte Blicke, beiderseits – Tourist trifft Kubaner. Ein Feuerwerk an kör-

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Fotos: Alexander Büsselberg, Dietrich Dettmann, istockphoto.com

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perlicher Attraktion, gehüllt in Dolce & Gabbana, Armani, Versace, Calvin Klein & Co. Kubanische Jungs sind fast schon übertrieben körper- und markenbewusst. Meist handelt es sich um Fakes chinesischer Herkunft – oder um touristische Liebeshinterlassenschaften. Hier bleibt niemand lange allein. Jedenfalls nicht für 20 Pesos (CUC), rund 16 Euro. Dass diese Zusammentreffen auch geschäftlicher Natur sind, darf ebenso wenig überraschen wie die Tatsache, dass nicht jeder dieser Beaus wirklich schwul ist: Gay for Pay… In diesem Fall empfiehlt sich ein Urlaub in einer gayfriendly Privatunterkunft (Casa Particular, ab 35 CUC pro Tag) und nicht im Hotel, denn dort werden die kubanisch-ausländischen Liaisons gar nicht gerne gesehen. Ganz anders sieht die Sache auf den Fiestas aus, den schwulen Partys. Irgendwo vor den Toren der Stadt auf einem verlassenen Bauernhof feiern einige hundert junge Kubaner ihre schwule Identität. Per Mundpropaganda spricht sich in Windeseile herum, wo gerade etwas los ist. Merengue meets Madonna, Salsa meets Shakira, dazu Havanna-Club und Housemusic. Küssende schwule Paare en Masse, eng umschlungen oder verliebt miteinander tanzend. Diese Partys sind illegal, dennoch gibt es Dosenbier und

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flaschenweise Rum, beides aus einem mit Eiswasser gefüllten Trog. Touristen zahlen 2 CUC Eintritt, Einheimische die Hälfte. Dafür bieten die Veranstalter eine mehr oder weniger charmante Drag-Show mit anschließender Disko. Sehr schnell kommen alle miteinander ins Gespräch: Kubaner sind neugierige Menschen, gastfreundlich und unglaublich geduldig beim Zuhören. Schließlich spricht kaum einer Englisch, mit Händen und Füßen verständigt man sich. Notfalls wird der beste Freund zur Übersetzung bemüht. Irgendwer kann immer etwas Englisch, so-so nennen sie dieses Bisschen. Ein großartiger Ort, fröhlich, natürlich, ehrlich. Natürlich weiß die Polizei von den Fiestas, lässt die schwule Szene aber dennoch gewähren. Wohl weil sie dann weiß, wo sich alle aufhalten. Dabei ist Schwulsein auf Kuba nicht verboten, im Gegenteil: Mariella Castro heißt die prominenteste Unterstützerin homosexueller Gleichstellung. Sogar die schwule Ehe steht auf der Forderungsliste der beliebten Präsidententochter. Unerwünscht sind lediglich Kontakte zwischen Einheimischen und Gästen, zumindest dann, wenn diese auf finanziellem Fundament beruhen. Deswegen macht die Polizei schwulen Kubanern gern das Leben schwer, indem sie immer wieder Passkontrollen durchführt. Am

Malecón und auch am schwulen Strand Micajito, rund 20 Kilometer östlich von Havanna. Wieder so ein Paradies, diesmal sogar eins mit (wenigen) Palmen und pi-warmem Wasser. Insbesondere am Wochenende ist der Strand das Eldorado allen Gay-Lebens: lebendig, heiß, sexy. Wer die zahlreichen Schönheiten in Badeshorts sieht, bekommt eine Vorstellung davon, weshalb Kuba lange Zeit ein beliebtes Ziel von Modefotografen war. Ist hier das schwule Traumziel, der Ort, an dem alle Wünsche und Sehnsüchte wahr werden? Vielleicht, aber erinnern wir uns: Einen Kubaner kennenzulernen ist um ein Vielfaches einfacher, als ihn wieder loszuwerden. Das ist Versprechen und Drohung zugleich. ALEXANDER BÜSSELBERG

Infos Kuba: Landessprache: spanisch Hauptstadt: Havanna, ca. 2,2 Mio Einwohner Währung für Touristen: Pesos Convertibles (CUC): 1 EUR = 1,25 CUC / 1 CUC = 0,80 EUR Flug z.B. mit Condor ab 800 EUR Privatunterkünfte: Casa Particular, siehe auch www.gayromeo.com/kuba-cuba

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Training für GayGames Die Gaygames in Köln werfen ihre sportlichen Schatten voraus. Vom 31. Juli bis 7. August 2010 sollen sich rund 12 000 Teilnehmer aus 70 Nationen unter dem Motto „Be part of it“ in 34 Sportarten miteinander messen. Bereits jetzt trainieren 20 HIV-Positive unter professioneller Anleitung, um den Marathon der Kölner Spiele zu laufen: 19 Männer und eine Frau bereiten sich ein

Hamburgs kleinstes Luxushotel

Jahr lang mit Hilfe von Laufexperten individuell auf die 42 Kilometer lange Strecke vor. Ziel der Aktion des Pharmakonzers Abbott ist es, HIV-Patienten durch den Lauf die Möglichkeit zu geben Gesicht zu zeigen und damit mehr Akzeptanz für das Thema HIV und AIDS in der Öffentlichkeit zu schaffen.

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Schwul auf La Réunion Meer, Strand, Sonne, hohe Berge, grandiose Natur, tropische Vegetation: Mitten im Indischen Ozean liegt die Insel La Réunion, offiziell ein Stück Frankreich. Knapp 10.000 Kilometer Luftlinie von Paris entfernt gibt sich die Insel weltoffen und tolerant – und setzt auch auf die schwule Zielgruppe. Ein spezieller Reiseführer für die Gay Community gibt einen Überblick über die tpouristischen Highlights und die Szenehotspots. Er kann im Internet heruntergeladen werden. www.insel-la-reunion.info

Get Wet auf Curaçao Das „Get Wet Weekend“ auf der Karibikinsel Curacao soll auch in diesem Jahr wieder zu einem der Top-Ereignisse im schwulen Reisekalender werden. Vier Tage lang wird vom 24. bis 27. September in entspannter Atmosphäre gefeiert. Nicht nur der gute Wechselkurs und spezielle Sonderraten für Hotelzimmer locken. Die Airline KLM bietet bis zum 18. August ebenfalls einen Sondertarif ab 625 Euro an. www.curacao.com www.klm.com

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