Blumenmädchen Ein Mädchen ging gerne im Feld spazieren. Dies tat es jeden Tag nach dem Mittagessen. Es ging aus dem Haus, lief die staubige Schotter-Straße hinab, hinaus ins Feld. Dort lief und sprang es glückselig umher, spielte und tanzte herum, wie als gäb's nichts schöneres auf der Welt. Die Natur ist das Leben und tut dir nur Gutes, hatte sein Vater immer gesagt. Er schien recht zu behalten, denn nirgends ging es dem Mädchen besser als dort draußen. So spielte es und tanzte es, bis die Sonne langsam unterging. Schnell noch pflückte das Mädchen eine schöne Blume für seinen Vater und ging dann nach Hause. So ging es Tag für Tag und Woche für Woche. Eines Abends, als es spielend durch das Feld frohlockte, entdeckte das Mädchen kurz vor Sonnenuntergang eine wundervolle violette Blume. Diese wollt es haben und nahm diese Blume für seinen Vater mit. Es war eine wundervolle Blume, wie es nicht viele gab auf dieser Welt. Im rötlichen Licht der Sonne schimmerten ihre Blütenblätter in allen Farben des Regenbogens. Und groß war sie, sehr groß, aber nicht ganz so groß wie die alten Sonnenblumen des Mädchens Vater. Ihm würde diese Blume gefallen, ja diese hätte ihm gefallen. So pflückte es die Blume und ging nach Hause, um diese seinem Vater hinzulegen. Schon am nächsten Tag bereits ging es auf die Suche nach weiteren dieser Blumen. Stundenlang ging es im Feld spazieren und suchte eine weitere dieser Schönsten der schönsten Blumen. Schließlich aber fand es eine kleine Blume mit hellblauer Blüte, nicht so groß und nicht so prächtig wie die violette Blume, aber das Mädchen verliebte sich in diese Pflanze wie in einen schönen Jungen. Diese Blume war etwas Besonderes, sie war einzigartig. Doch das Mädchen wollte seinem Vater eine zweite dieser großen und violetten Blumen hinlegen. 'Drum suchte es weiter bis spät in die Nacht. Immerdar dachte es an die kleine, einzigartige Blume, doch es suchte nur eine der Großen, Prächtigen. Erst als es schon müde war und viele Stunden im Feld unterwegs gewesen war, gab es schließlich auf. Traurig ging es Richtung Heimatdorf. Da sah es dunkel und im Schatten ein ganzes Beet großer violetter Blumen am Wegesrand. Und ihm wurde klar, dass es noch viele mehr dieser Blumen gab und dass diese zwar wunderschön, aber nichts Besonderes waren. Dennoch pflückte es eine der Blumen und ging nach Hause um diese seinem Vater hinzulegen. Am nächsten Tage wollt es die eine seltene Blumen holen. Es fand den Weg zu ihr und ging diesen entlang, bis es sie wiederfand. Da sah es, dass die Blume verwelkt war. Nichts war geblieben von der Besonderheit. Gestern noch stand sie lebhaft da und heute war sie welk. Und da wurde das Mädchen sehr traurig. Diese eine Blume hätte ihrem Vater gefallen, doch es hatte die Gelegenheit verpasst. Nie wieder würde es eine Blume wie diese finden, denn diese gab es nur einmal. Als das Mädchen diesen Abend nach Hause kam, hatte es nach vier Jahren das erste Mal keine Blume für seinen Vater dabei. Doch dieser würde es ihm wohl nicht übel nehmen, denn er frohlockte bereits in den Gärten des Paradieses.