Hamburg 0409

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Amt und Ehrenamtliche Helfer halten viele schwule Projekte am Leben. Drei Hamburger erzählen, warum sie sich engagieren

Ben, der Trommler „Wir wollten zum CSD eine Aktion starten, irgendwas Politisches“, erzählt Ben Reichel (35). „Wir haben Freunde zusammengetrommelt und haben Amnesty-Material verteilt.“ So spontan ist Ben bei Mersi eingestiegen. Inzwischen leitet der Kommunikationsdesigner die Hamburger Sektion der Amnesty-International-Untergruppe. Sie kämpft für die Rechte sexueller Minderheiten. Seit Oktober engagieren sich in Hamburg wieder rund zehn Leute. Derzeit konzentrieren sie ihre Aktionen auf Riga. Dort soll Mitte Mai ein gemeinsamer CSD der drei baltischen Länder stattfinden – als Reaktion auf die Ausschreitungen, die es in den vergangen

Wolfgang, der Profiteur „Hätte ich mich nicht ehrenamtlich engagiert, hätte ich längst keinen Job mehr“, erzählt Wolfgang Krömer. Durch seinen unermüdlichen Einsatz für Pink Channel, das Radio für Schwule und Lesben, wurde der 52-jährige Radioredakteur als Ausbilder von Tide entdeckt. Der Hamburger Stadtsender ging einst aus dem Offenen Kanal Hamburg hervor. Schon bei dessen Gründung 1988 hat Wolfgang mitgeholfen, eine Nische für Homo-Themen zu schaffen. Umso mehr wurmt es ihn, dass es das frühere Herzstück von Pink Channel, das wöchentliche Magazin, nicht mehr gibt – es fehlt an Manpower. „Warum finden wir in der Medienstadt Hamburg nicht

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genügend Freiwillige?“, grübelt er. „Vielleicht ist Schwulsein kein Thema mehr für jüngere Menschen, und sie engagieren sich lieber anderswo.“ Dabei könnten sie bei Pink Channel viel lernen: Themen recherchieren, freies Sprechen am Mikro, Interviewführung und Moderation. „Und das Gute daran“, schwärmt Wolfgang, „wenn beim ersten Mal das Ergebnis nicht stimmt, hat man im Ehrenamt immer eine zweite Chance.“ Spendenkonto: 936 049 900, BLZ 200 800 00, Dresdner Bank Hamburg www.pinkchannel.de

Jahren gab. Die Demonstrierenden waren mit Kot und Feuerwerkskörpern beworfen worden. „Wenn ich sowas höre, fällt es mir schwer, die sachliche Berichterstattung in den Nachrichten zu ertragen“. Die Frage, warum er sich engagiert, kann Ben deshalb nur schwer verstehen. „Es ist extrem befreiend und befriedigend, etwas außerhalb meines Jobs auf die Beine zu stellen.“ Mersi bei Mis-Shapes: 17.4., 23 Uhr, Uebel & Gefährlich Spendenkonto: 809 010 0, BLZ 370 205 00, Bank für Sozialwirtschaft Köln, Kennwort „1204“ www.mersi-hamburg.de

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DIE GROSSE VERSCHWENDUNG

Ehre

10 Beispiele für verschenkte Chancen SYLT: EINE INSEL VERLIERT IHREN CHARME; DIAMANTEN: BITTERER GLITZER; HEIZEN: SO SPART MAN GELD; VITAMINE: WIE VIEL IST GESUND?

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WEG DAMIT!

Illustration: Christoph Niemann

Um die Botschaft vom Safer Sex an den Mann zu bringen, ist Peter Schulz (38) schon in viele Rollen geschlüpft. Er saß als Klofrau auf der Toilette des Café Gnosa, zum CSD war er im Ganzkörperpeniskostüm als Mr. Cock unterwegs. „Ich bin in meinem ganzen Leben nicht so oft fotografiert worden“, erinnert sich der Hotelfachmann. Seit 2002 arbeitet Peter unentgeltlich für das schwule Aufklärungsprojekt Hein & Fiete. „Mir war es wichtig, dass ich mich für ein schwules Projekt einsetze“, betont Peter. „Das ist was, das zu mir gehört.“ Für die Aufklärer vom Pulverteich sind die über 80 ehrenamtlichen Mitarbeiter wichtige Multiplikatoren. „Wir versuchen, die gesamte schwule Szene anzusprechen“, betont Philipp Moskophidis, der für ihre Betreuung zuständig ist. „Deshalb soll sie sich auch in unseren Mitarbeitern widerspiegeln.“ Je unterschiedlicher die Menschen, desto wirkungsvoller ihre Botschaft.

Fotos: Stephan Pflug; Texte: Philip Eicker

Peter, der Aufklärer

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Ein Klavier, ein Klavier Im MHC machen Jugendliche ihre eigenen Musicals. Mit jedem Auftritt wächst auch das schwule Selbstbewusstsein

Glamour ist im kühlsten Keller. Vor einem alten Bäckereibackofen, zwischen Kicker, aufgeklappter Tischtennisplatte und aufgetürmten Stühlen versprüht ein Chor aus neun jungen Leuten schwüle Moulin-Rouge-Stimmung. Sie singen „Voulez-vous coucher avec moi? Ce soir?“, den Soul-Klassiker „Lady Marmelade“. Die Jugendlichen, alle um die 20, singen laut, schnipsen, klatschen oder stampfen den Rhythmus. Einer von ihnen reißt die Arme nach oben, lässt sie mitsamt dem Oberkörper im Takt kreisen. „Wir brauchen gar kein Klavier!“, jubelt Martin Schneekloth (19), der musikalische Leiter des Jugendkulturprojekts im Magnus Hirschfeld Centrum (MHC). Der Student und Freizeit-Kirchenmusiker probt das nächste Stück: „Money Makes The World Go Round“. Entstanden ist das Projekt im vergangenen Sommer. In den Jugendgruppen des MHC fanden sich ein knappes Dutzend Musikbegeisterte. Der Auslöser: Das Klavier im großen Probenraum. Bei gemeinsamen „Jam-Sessions“ entdeckten viele ihren Spaß an der Musik. „So habe ich wieder zum Gesang gefun-

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den“, erzählt Tino (21), der als Kind Gesangsstunden hatte. Ein Wunsch reifte heran: einmal mit der eigenen Musik auf der Bühne zu stehen. Schon im November war es soweit: Mit dem Musical-Improtheater „Seasons Of Love“ stellte sich das Projekt der Öffentlichkeit vor. Die drei Aufführungen waren restlos ausverkauft. Auch das Nachfolgeprojekt, das Mitte April Premiere feiert, ist schon fast ausgebucht. Das Jugendkulturprojekt hat sich zum Selbstläufer entwickelt: Die Beteiligten kennen sich über die Jugendgruppen oder das Aufklärungsprojekt Soorum, sie bringen Freunde und Geschwister mit, viele jobben nebenher im MHC-Café Dementy. „Das Gute am MHC ist: Man kommt fast immer rein, wenn man möchte“, lobt Tino. Ganz nebenbei passiert dabei das, wofür die Jugendarbeit des MHC eigentlich gedacht ist: Das Selbstbewusstsein von jungen Schwulen wächst. Und zwar um ein gutes Stück: „Das Projekt hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin“, sagt Martin und macht eine lange Pause, „nämlich schwul“. Er freut sich über die Pointe. Trotzdem ist es ihm ernst: „Als

ich zum ersten Mal mit ins MHC ging, habe ich mich noch für hetero gehalten.“ Daher finden es die Mitwirkenden selbstverständlich, dass sie auch ein bisschen Gleichstellungsarbeit machen: Die Rollen besetzten sie schwullesbisch, „Stand By Your Man“ wird von einem Mann gesungen. Zum CSD planen sie ein eigenes Muscial, das sie wie das aktuelle Programm gemeinsam entwickeln – auch auf die Gefahr hin, dass ABBA-Klassiker und Musicalnummern bestehende Klischees bestätigen: „Ich habe früher immer total wütend gesagt: Nicht alle Musicaldarsteller sind schwul!“, erzählt Maria (24), die nicht nur mitsingt, sondern auch bei der Stimmbildung hilft. „Aber seit ich selber an der Stage School bin, befürchte ich: Es ist wirklich so!“ PHILIP EICKER

17.4., 21 Uhr/19.4., 19 Uhr, MHC, Anmeldung unter [email protected] Spenden an: UHA e.V., HSH-Nordbank, BLZ 210 500 00, Kto 59 12 22 000, Stichwort „Jugendarbeit“

Fotos: Stephan Pflug

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Nachrichten

Gay Biker Die Hamburg Gay Bikers mögen es praktisch. Und das heißt neben regelmäßigen Stammtischen natürlich: Raus und auf Toren kommen! Gerade hat dieser lockere Zusammenschluss schwuler Motorradfreunde sein neues Jahresprogramm vorgelegt und lädt Interessenten zum Mitfahren ein. Die Saisoneröffnungstour geht am 5. April ins Wendland, neben weiteren Tagesausflügen haben die Gay Biker aber auch weitere Ziele im Blick. Dreitägige Ausfahrten führen in die Lausitz und nach Thüringen. Bikertreff im Slut ist monatlich am 2. Freitag ab 22 Uhr, Stammtisch im Willi‘s jeweils am 4. Freitag ab 21 Uhr. Alle Termine unter www.hamburggaybikers.de

Senatsfrühstück. Am 29. April empfängt Zweite Bürgermeisterin Christa Goetsch 45 Personen, die direkt oder indirekt zu Opfern der HomosexuellenVerfolgung in Hamburg geworden sind. Auf Bestreben der Initiative „Gemeinsam gegen das Vergessen – Stolpersteine für homosexuelle NS-Opfer“ ehrt der Senat zum ersten Mal diese Opfergruppe mit einem Senatsfrühstück im Kaisersaal des Rathauses.

Eisenbahnfreunde. Die Schwulen Eisenbahnfreunde Hamburg laden zum Fun-Treffen ein und erwarten hierzu rund 80 Teilnehmer aus ganz Europa. Ein Schwerpunktthema für das Hauptprogramm wird der Eisenbahn-Güterverkehr im Hamburger Hafen sein. Das Treffen findet vom 24. Mai bis 1. Juni statt, Ausflüge sind anmeldepflichtig, aber für jeden offen. Weitergehende Infos unter www.pinkrail.de

Kein Porno. Anderthalb Jahre wurden gegen den Männerschwarmverlag und seinen Autor Fabian Kaden wegen des Verdachts auf Herstellung und Verbreitung von kinderpornographischen Schriften ermittelt. Das inkriminierte Buch „Murats Traum“ wurde von der Richterin „mangels pornografischer Qualität nicht hinreichend verdächtig“ eingestuft, das Verfahren eingestellt.

Schwule Lehrer. Einmal monatlich trifft sich der Hamburger Stammtisch schwuler Lehrer im Café Gnosa zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch: jeden ersten Donnerstag ab 19.30 Uhr. Derzeit arbeiten die Pädagogen aus allen Schulformen an ihrer eigenen Homepage. Wer sich mit ihnen in Verbindung setzen will, kann sich an Florian Binder per eMail wenden:

www.maennerschwarm.de

kontakt@ schwule-lehrer-hamburg.de

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