Hamburg

  • December 2019
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Der Homo-Etat CDU und GAL verabschieden im März ihren ersten gemeinsamen Haushalt. Fast 200 000 Euro zusätzlich fließen in Projekte von Lesben und Schwulen

Aidshilfe Hein & Fiete Den größten Batzen im Homo-Etat erhält der schwule Infoladen Hein & Fiete. 57 000 Euro stellt die Koalition für eine zusätzliche Streetworkerstelle zur Verfügung, die bereits ausgeschrieben ist. Mit weiteren 47 000 Euro soll die Testberatung bei Hein & Fiete (HIV, Hepatitis, Syphilis) ausgebaut werden. Mit dem zusätzlichen Streetworker will der Infoladen die „Szene vor Ort“-Arbeit stärken und das ehrenamtliche Präventionsteam ausbauen, das zum Beispiel auf Partys und anderen Veranstaltungen Infomaterial und Kondome verteilt.

Die Hamburger Aidshilfe soll mit den Haushaltsbeschlüssen in den kommenden zwei Jahren entlastet werden. Bislang musste sie einen Eigenanteil von zehn Prozent zur Finanzierung beisteuern, künftig soll sie 30 000 Euro weniger aufbringen müssen. Außerdem hatten sich CDU und GAL in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, dass Hamburg einen Kongress zum Thema Zukunft der Prävention vor HIV und Aids durchführt. Hierfür stehen 25 000 Euro bereit. Insgesamt werden im Bereich HIV und Aids zusätzlich 160 000 Euro im Etat ausgewiesen.

Jugendarbeit Für das geplante schwule Jugendzentrum fließt aktuell kein Geld, auch wenn an der Vorbereitung gearbeitet werden soll. Der Beschluss, ob Hamburg ein solches Zentrum erhält, soll erst mit dem nächsten Doppelhaushalt getroffen werden. Bis dahin ist geplant, die bestehende Jugendarbeit zu überprüfen und 2010 ein Konzept für ein Jugendzentrum auszuarbeiten. Ohne eigene Mittel wird auch die Akzeptanzarbeit an Hamburgs Schulen bleiben. Bis zum Sommer plant der Senat ein Konzept, wie sie auf Basis der Bürgerschaftsbeschlüsse von 2007 gestaltet werden soll.

Lesbisch-schwule Projekte Auch die Filmtage können sich freuen: Hamburgs lesbisch-schwules Festival erhält eine Erhöhung des Zuschusses um 25 000 Euro – eine glatte Verdoppelung. Dadurch soll unter anderem ein großer queerer Filmpreis ermöglicht werden, der mit 5 000 Euro so ausgestattet sein soll wie der Teddy zur Berlinale. Die Lesbenberatung von Intervention und MHC erhalten jeweils 5 000 Euro mehr an Förderung. Die im Koalitionsvertrag angekündigten Projektmittel für ein Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der Schwulenverfolgung aufgrund des Paragrafen 175 wurden auf den Haushalt 2011/2012 verschoben.

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Bürgerrechte Geld, das man erst einmal nicht sieht: So kann man die Koalitionsvereinbarung im Punkt Bürgerrechte umschreiben. Im Landesbeamtengesetz werden Eingetragene Partnerschaften künftig der Ehe gleichgestellt, das gilt auch bei der Hinterbliebenenversorgung für Angestellte im Öffentlichen Dienst. Zudem plant der Senat eine Bundesratsinitiative, damit auch verpartnerte Bundesbeamte rechtlich mit der Ehe gleichgestellt werden. Gänzlich kostenfrei flattert auch in diesem Jahr zum CSD die Regenbogenfahne am Rathaus. SM



Andere Zeiten Farid Müller (GAL) über den ersten gemeinsamen Haushalt von Schwarz-Grün h Farid, der Haushaltsentwurf sieht 200 000 Euro mehr für schwullesbische Projekte vor – eine Zeitenwende? Ich denke schon angesichts der Entwicklung der letzten Jahre, wo sehr viel gekürzt wurde. Es bricht eine neue Zeit an für Lesben und Schwule in Hamburg. h Treffen hier bei GAL und Union nicht nach wie vor zwei Welten aufeinander? Eine berechtigte Frage, wenn man sich die Jahre davor anschaut. Mein Eindruck ist, dass das Thema in der CDU nicht mehr ideologisch betrachtet wird, sondern pragmatisch. h Es soll eine Bundesratsinitiative zur Anglei-

chung im Beamtenrecht geben. Bis zur völligen Gleichstellung der Lebenspartnerschaft mit der Ehe reicht eure Gemeinsamkeit aber offenbar nicht. Doch. Im Hamburger Landesrecht wird vollständig gleichgestellt. Die Große Koalition bleibt dagegen untätig. Deswegen haben wir bereits im Dezember eine Bundesratsinitiative zur völligen rechtlichen Gleichstellung auch der Bundesbeamten gemacht. Die Große Koalition hat einen Gesetzentwurf für ein neues Bundesbeamtenrecht ohne irgendeine Verbesserung der Rechte lesbischer und schwuler Paare vorgelegt. Das kann nicht sein. In Hamburg arbeiten viele Bundesbeamte, zum Beispiel im Hafen. Für die muss in Hamburg das gleiche Recht gelten wie für unsere Landesbediensteten. h Aber für dich als Grünen müsste doch die

Gleichstellung mit der Ehe das Ziel sein!

Absolut, es steht ja auch im Koalitionsvertrag, dass wir das wollen und im Landesrecht verwirklichen. Im Bundesrecht gibt es aber für die Gleichstellung momentan keine Ländermehrheit im Bundesrat. h 160 000 Euro mehr im Bereich HIV und Aids: Gleicht das die Kürzungen unter CDU-Verantwortung aus? Es ist sogar mehr. Die Kürzungen im Aidsbereich summierten sich auf rund 100 000 Euro, während sich die Betroffenenzahlen auf hohem Niveau stabilisiert haben. Dieser Entwicklung wollen wir nun Rechnung tragen. h Das schwule Jugendzentrum ist aber auf den nächsten Doppelhaushalt vertagt. Wir wollen ein sehr gutes Konzept vorlegen, und das haben wir so noch nicht. Es werden jetzt alle Beratungsangebote in Hamburg überprüft, danach soll das Konzept geschrieben werden. Bis zur Haushaltsberatung 2011/2012 wissen wir, welche Mittel für ein modernes Beratungszentrum erforderlich sind. h Ist es mit der CDU leichter geworden, Politik für Lesben und Schwule durchzusetzen? Wir haben ja mit Rot-Grün auch einiges angeschoben, nicht zuletzt die Hamburger Ehe. h Trotzdem: Im Koalitionsvertrag ist die SPD nie so weit gegangen. Das stimmt. Dass die Regenbogenfahne zum CSD am Rathaus hängt – dazu bedurfte es erst der CDU. INTERVIEW: STEFAN MIELCHEN

DIE MUSIK ZUM FILM H I L D E – H E I K E M A K AT S C H SINGT HILDEGARD KNEF

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Fotos: Stephan Pflug

Kauf mich, weil …

Gleich zwei Messen umwerben die schwullesbische Kundschaft in Hamburg – zur Not mit Dolly Buster Schwule sind käuflich. Tony, Florian und Sven (Foto) sind ab einem Euro zu haben. Ihr Preis könnte aber in die Höhe schießen – je nachdem, wie viel die Besucher der Gayvention für sie bieten werden. Wenn Deutschlands einzige schwullesbische Verbrauchermesse am 7. und 8. März im Hühnerposten läuft, lassen sich die drei Jungs von Porno-Oma Dolly Buster versteigern (7. 3., 16 Uhr). Der Erlös kommt deutschen Homo-Vereinen zugute. „Nummerngirl zu sein, ist kein Problem für mich“, meint Tony, ein 22-jähriger Soldat, „solange es einem guten Zweck dient“. Mit Aktionen wie „Ersteiger dir dein Date!“ will das Veranstaltungsteam in diesem Jahr mehr Publikum anlocken. Bei der ersten Gayvention im Februar 2008 hatten nur rund 1 500 Menschen den Weg in die Schnelsener Messehallen gefunden. Diesmal hofft Veranstalter Johannes Bockmann auf mehr Resonanz – nicht nur weil der neue Veranstaltungsort direkt am Hauptbahnhof liegt. Auch das Rahmenprogramm ist üppig. Neben der Date-Versteigerung heiratet ein schwules Paar öffentlich, RTL dokumentiert. Es werden Bücher vorgestellt, Tanzkurse angeboten und eine Podiumsdiskussionen geführt. Am

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Samstagabend soll die Messe möglichst bruchlos in die Großparty Pink Inc. übergehen, die im März im nahe gelegenen Festplatz Nord gastiert. „Wir wollen eine ,Du und deine Welt' für Schwule und Lesben schaffen“, erklärt Johannes Bockmann sein Konzept. Ähnlich wie die jährliche Verbrauchermesse für Heteros sind auch auf der Gayvention die Aussteller bunt zusammengewürfelt. Große Unternehmen wie O2 oder Commerzbank sind ebenso präsent wie ehrenamtliche Homo-Projekte wie Hein & Fiete oder die Hamburger Aidshilfe. Besonders gut vertreten sind die Branchen Reise und Erotik. Auf dem Erotik-Floor können erwachsene Besucher unter anderem aromatisiertes Gleitgel verkosten und einen Schreiner beim Dildo-Drechseln beobachten. „Wir legen aber Wert darauf, dass die Gayvention nicht nur aus dem Erotikbereich besteht“, betont Bockmann. „Wir wollen zeigen, dass die schwullesbische Szene vielfältig ist.“ Dabei wagt die Homo-Messe einen gewaltigen Spagat: Alternde Boulevard-Promis wie Dolly Buster und Lilo Wanders treffen auf TransBorderLes, einen Verein, der die Interessen von sexuell missbrauchten Homo- und Trans-

sexuellen vertritt. „Diese Querverbindungen in der Szene finde ich interessant“, sagt Bockmann. „Szenefreundliche Unternehmen unterstützen mit ihrem Auftritt kleine Projekte wie das Schwule Museum, die alleine nie genug Kapital für eine solche Veranstaltung aufbringen könnten.“ Das Risiko: Lockt das extrem breit gefächerte Rahmenprogramm genügend potentielle Kunden an, um die kommerziellen Anbieter zufriedenzustellen? Katja Kruse macht den Organisatoren Mut. Im Februar hatte die Hamburger Hochzeitsplanerin die Gay Wedding Days veranstaltet, eine Hochzeitsmesse für Homosexuelle (siehe Bericht rechts). „Natürlich kommen deutlich weniger Besucher als auf einer HeteroMesse“, räumt Kruse ein. „Aber die sind dafür wesentlich interessierter. Die Aussteller können nicht nur Flyer verteilen, sondern auch hochwertige Kundengespräche führen. Das lohnt sich.“ PHILIP EICKER Gayvention, 7./8.3., 13-19 Uhr, Hühnerposten, www.gayvention.de Gay Wedding Days, 14.2.2010, 11-18 Uhr, www.gay-wedding-days.de

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Unter Anleitung von Goldschmiedin Lucie Martensen fertigen Paare ihre HomoEheringe selbst. „Schwule Paare machen so einen Kurs immer angenehm, sie sind entspannter“, lobt Lucie und versichert: „Auch wenn man die Ringe selbst biegt und lötet – am Ende sehen sie perfekt aus.“

Auf der Hochzeitsmesse Gay Wedding Days: Wie kleine Firmen schwule Kunden ködern

www.trauringkurse.de

Trauungen ohne Kirche sind nicht nur ein schwules Anliegen – aber erst ein befreundetes Homo-Paar hat Sabine Zimmermann dazu gebracht, „weltliche Trauungen“ anzubieten. „Für eine solche Trauung gibt es keine Regeln und Traditionen“, betont die Kauffrau, „außer jene, die wir in einem Gespräch gemeinsam aufstellen.“

Spontan haben die Möbeldesigner Maik Decker (Foto) und André Stapelfeld noch einen Stand auf den Gay Wedding Days gebucht. Gleich ihre erste Hochzeitsmesse war also schwullesbisch. Ihr Ausstellungsstück: ein Cotinentalbett aus Finnland. „Viele halten uns für schwul“, erzählt Maik, „das bringt uns viele Empfehlungen ein.“

www.weltliche-trauungen.de

www.moebel-objekte.de

Tortenbäckerin Bettina Schliephake-Burchardt zaubert aus Zuckerguss Handtaschen, Pumps und Märchenschlösser – doch ihre schwulen Kunden ordern klassischere Hochzeitstorten als Heteros. Bettina bedauert das: „Wenn das Leben bunt ist, sollte das bei der Hochzeit zu sehen sein!“ www.sugardreams.de

Hochzeitsplanerin Katja Kruse hat sich auf Homo-Ehen spezialisiert – und organisiert seit 2008 auch Deutschlands erste schwullesbische Hochzeitsmesse. „In diesem Jahr kamen vor allem Frauen“, berichtet Katja von den Gay Wedding Days. „Sie haben offenbar eine romantischere Vorstellung von ihrer Hochzeit als Schwule.“ www.gay -wedding-day s.de

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Wie schwul wird deine

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Dominic (39), Zollexperte: Einen Priester wird es jedenfalls keinen geben. Aber eine Jazzband. Und eine Bühnenshow, bei der meine Gäste der Reihe nach vorgestellt werden – und warum sie wichtig für mein Leben sind.

Birte (32), Polizistin: Ich mag diesen Brauch, Mini-Heißluftballons steigen zu lassen. Die Gäste können ihre guten Wünsche dranhängen und in den Himmel schicken.

Marino (22), Hotelfachmann: Auf jeden Fall wird sie besonders: Mein Freund und ich heiraten im März auf der Gayvention – im champagnerfarbenen Anzug.

Stephan (27), Zweiradmechaniker: Meine wird eher klassisch, ohne allzu dick aufzutragen. Aber die Torte sollte schon weiß sein, mit vielen Lagen und zwei Figuren oben drauf.

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Inga (24), Polizistin: Meine Hochzeit wird lesbisch! Am liebsten hätte ich eine nackte Frau, die aus einer großen Torte springt. Die könnte dann Sekt servieren.

Tim (24), Student: Zur Zeit möchte ich nicht heiraten. Wenn es dann soweit ist, würde ich gerne unter freiem Himmel feiern. Zum Beispiel am Strand an der Ostsee.

Fotos: Stephan Pflug

Guido (39), Event-Agent: Wichtig ist mir nur, dass alle Menschen, die mir am Herzen liegen, dabei sind. Sie sollte so organisiert sein, dass es für sie alle eine angenehme Feierlichkeit wird.

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