Berlin 0409

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04_09_076-077_Berlin

24.03.2009

15:23 Uhr

Seite 76

Es lebt

35 Jahre Ostertreffen der Fetisch-Szene in Berlin

Mit 35 müsste man eine gewisse Reife erlangt haben. Nicht so das legendäre „Ostertreffen“ in Berlin. Auch im Jubiläumsjahr werden wieder Tausende von Leder- und Fetischfreunden an die Spree pilgern, um hauptsächlich eins zu tun: zu spielen. Gut so – auch harte Kerle wollen schließlich ihren Spaß! Aus einem eher überschaubaren Treffen in Berlins erster Lederkneipe, der „S-Bahn-Quelle“, entwickelte sich das heutige Ereignis. Sowenig wie Leder die einzige Vorliebe geblieben ist, beschränkt sich die Szene noch auf einen einzigen Ort, ja noch nicht einmal nur auf die Nacht. Tagsüber hält das Programm vom 8. bis 14. April Bootsfahrten, Biker-Touren, Stadtspaziergänge und Bowling bereit, abends und nachts unzählige Partys (mit Dresscode), bei denen jeder nach seiner Facon glücklich werden soll.

So groß und selbstbewusst gibt sich die Szene, dass man sich nicht einmal mehr mit einer MisterWahl begnügt. Zum bisherigen Hauptereignis am Ostersonntag, der Wahl zum German Mr. Leather, hat sich die Wahl zum Mr. Fetish Biker gesellt. Beim vom BLF zum zwölften Mal organisierten German Mr. Leather begnügt man sich mit drei Kandidaten. Dagegen schöpft man beim zum dritten Mal zu wählenden Mr. Fetish Biker aus dem Vollen. Neun Kandidaten stehen fest, eine zehnte Bewerbung liegt vor. Dabei gibt es weit weniger zu gewinnen und der siegreiche Biker darf sich auch nicht wie sein Leder-Kollege in das Getümmel der internationalen Schaukampfveranstaltung International Mr. Leather (IML) in Chicago stürzen. Da mag man es fast glauben, wenn Oliver, Vorsit-

Fotos: www.bog.berlin.de

berlin

zender der veranstaltenden „Biker ohne Grenzen“ (BOG) erklärt, der maßgebliche Grund für die Wahl sei „just for fun“. Als Konkurrenz zum German Mr. Leather will man sich nicht sehen, es soll einfach nur die eigene Zielgruppe der Biker angesprochen werden. So ganz einfach kann das Verhältnis aber auch nicht sein. 2004 haben sich die Biker ohne Grenzen das Dach des BLF verlassen und sich eigenständig gemacht. In den jeweiligen Programmen und Websites findet sich kein Hinweis auf die Veranstaltung des anderen. Bei der Fetish Biker Wahl kann man vor allem mit familiärer Atmosphäre punkten. Die ist der Schau um den German Mr. Leather aufgrund der Größe der Veranstaltung und nicht zuletzt durch interne Vereinsquerelen sowie Organisationsproblemen beim

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BLF – letztes Jahr wurde dem Sieger der Titel aberkannt, der Zweitplatzierte rückte nach – längst abhanden gekommen. Die Universal Hall, Schauplatz der German Mr. Leather Wahl, fasst bis zu 1 000 Leute. Der BOG freut sich, wenn man mit 250 Besuchern das Bull in der Kleiststraße wieder voll bekommt. „Wenn das rege Interesse anhält, müssen auch wir vielleicht eine größere Lokalität suchen. Aber das machen wir dann Schritt für Schritt, nicht gleich drei Nummern größer. Ein Mega-Event“, versichert Oliver, „planen wir jedenfalls nicht.“ Am Ostertreffen insgesamt gefällt

ihm, dass sich die große ehrenamtliche Szene präsentiert. „Jede Gruppe hat ihren Anteil. Das führt einerseits zu einem fast schon unübersichtlichen Angebot, aber zeigt auch, wie sich die Fetischszene diversifiziert hat. Das Ding lebt!“ RAINER HÖRMANN

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