6. Monatsbericht (20. Dezember - 20 Januar)

  • December 2019
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Ferienzeit ist Arbeitszeit Das hab ich immer wieder in letzter Zeit gemerk. Von wegen, man habe an einer Schule auch die vollen Sommerferien frei. Schön wäre es gewesen, ich hab mir die Zeit aber mit dem Streichen von Klassenzimmern und einem Ausflug nach El Tabito vergnügt. Aber darum soll es in diesem Monatsbericht leider nicht gehen. Diesmal geht es wieder um den Evaluationsbogen, den mir meine Organisation, der SFD, gegeben hat. Dies ist damit der zweite von den drei mal, und ich werde die Fragen so aktuell wie möglich beantworten. Falls es nichts aktuelles gibt, was wohl meist der Fall sein wird, dann werde ich die Antworten vom letzten mal übernehmen. Klingt langweilig, ist aber hoch informativ. Aber genug der Einleitung, kommen wir zum Bericht. Viel Spaß beim Lesen!

Name des Teilnehmers

Mirko Pototzki

Land Dienststelle

Chile Congregación La Reconcilación, Escuela Belen O'Higgins

Jahr

2008 - 2009

1.) Die Organisation/Dienststelle, das Projekt Welche Aufgaben hat die Organisation, welche Stellung hat sie in der Region, im Land? Gibt es ein konkretes Projekt in dem Ihr mitarbeitet, was sind die Inhalte dieses Projektes?

„Ich arbeite bei der christlichen Gemeinde „Congregación La Reconcilación“. Die Gemeinde besteht zu einem Großteil aus Deutschen, die mal nach Chile ausgewandert sind und dort jetzt Leben. Der Zweck der Gemeinde ist es zum Großteil, einen Raum für die Deutschen zu bieten, damit diese sich austauschen können und einen Hauch von Deutschland verspüren. Und ebenso ist es eine Aufgabe der Gemeinde, sich zu helfen. Wir Praktikanten haben da auch schon mitgeholfen, als es darum ging, eine Wohnung eines Gemeindemitglieds zu renovieren. Das Geld dazu kam aus der Gemeinde und wurde über die Kollekte eingesammelt. Mein Blog im Internet: www.MirkoInChile.blogspot.com

Natürlich gibt es aber auch Chilenen in der Gemeinde. Die Hälfte der Gottesdienste werden auf Deutsch gehalten, die andere Hälfte auf Spanisch. Damit möchte die Gemeinde offen für das Land bleiben und keinen abgeschnittenen Raum bilden. Meiner Meinung nach funktioniert das System ziemlich gut. Wir Praktikanten wurden vor ein paar Tagen von einem deutschen Ehepaar zum Grillen und Übernachten in deren Haus eingeladen und genauso haben wir schon regen Kontakt mit chilenischen Mitgliedern der Gemeinde hergestellt. Hauptsächlich arbeite ich aber nicht in der Gemeinde, sondern in der Schule, die von der Gemeinde unterstützt wird. Die Schule wird als Hoffnungsschimmer gesehen. Aus der Unterschicht auszubrechen ist hier sehr schwer und ohne eine gute Schulbildung unmöglich. Die Schule setzt genau hier an und Unterrichtet vom Kindergarten an die Kinder und versucht, neben den normalen Fächern auch Werte und Moralvorstellungen zu vermitteln.“ 2.) Die Aufgaben Wie sieht Eure tägliche Arbeit aus, wie ist sie strukturiert?

Meine Arbeit hat sich in der letzten Zeit stark verändert. Vorher habe ich im Kindergarten gearbeitet, mittlerweile habe ich nur noch handwerkliche Aufgaben. Dies liegt vor allem da dran, dass seit über 2 Monaten kein geregelter Unterricht mehr zustande kam. Angefangen damit, dass schon 2 – 3 Wochen vor den Sommerferien nur noch Aktivitäten, wie Fasching oder Schulgeburtstag stattfanden, bis jetzt natürlich zu den Sommerferien, in denen kein Unterricht stattfindet. Die Arbeitszeit hat sich damit natürlich auch verändert. Es wird um 9 Uhr in der Schule mit einem Frühstück die Arbeit begonnen und zwischen 5 und 6 Uhr Abends beendet. Meine Arbeit bestand in den letzten 3 Wochen hauptsächlich daraus, Klassenzimmer zu streichen. Als Problem stellte sich mehrfach heraus, das wir nicht genug Farbe hatten. Nicht, dass man dann beim nächsten mal etwas mehr kauft, sondern lieber wartet, bis die Farbe leer ist, dann eine Pause macht, drüber redet, wie das Wetter so ist, über die Aussenpolitik der USA diskutiert und dann irgendwann mal drüber nachdenkt, neue Farbe zu kaufen. Klingt jetzt sehr sarkastisch und das soll es auch sein. Ich empfinde es als sehr anstrengend, nur darauf zu warten, irgendwann weiter zu machen, wenn es noch sehr viel zu tun gibt. 3.) Die Rahmenbedingungen Wie ist Eure Wohnsituation bzw. Unterkunft, wird sie gestellt bzw. wer kommt für die Kosten auf? Wie verpflegt ihr euch? Wird die Verpflegung gestellt? Bekommt ihr Taschengeld von der Dienststelle? Wie sind eure Arbeitszeiten? Wie ist die Freizeit bzw. der Urlaub geregelt? Welches Visum habt ihr und wie lange ist dieses gültig? Wie sieht die ärztliche Versorgung aus? Habt ihr einen gesonderten Vertrag mit eurer Dienststelle?

„Wir wohnen jeweils immer zu dritt in einer Wohnung. Die Wohnung hat Flur/Wohnzimmer/Eingangsbereich/Arbeitszimmer (kommt auf die jeweilige Definition an), ein Bad, in dem man sich kaum umdrehen kann, eine schmale Küche und zwei Mein Blog im Internet: www.MirkoInChile.blogspot.com

Zimmer, die auch nicht viel größer sind. Meine Wohnung besitzt außerdem eine „Terrasse“. Nicht schön, aber zum Wäscheaufhängen gut geeignet. Die Mietkosten tragen wir. 60.000 Pesos pro Person. Strom und Wasser sind dabei inclusive. Gas müssen wir uns selber kaufen. Frühstück und Abendbrot müssen wir selber zahlen, Mittag wird uns in der Schule gestellt. Am Wochenende müssen wir selber kochen. Taschengeld kriegen wir nicht. Nur vom SFD maximal 280 €. Je nachdem, wie die Spenden ausfallen.“ Mittlerweile 9 – 17 oder 18 Uhr. Meine Freizeit gestaltet sich im Moment eher nach dem Plan der Schule. In der Woche bin ich meist erst spät Abends zu Hause, so dass weder Zeit noch Lust entsteht, etwas zu machen. „Urlaub habe ich meistens dann, wenn die Schule Ferien hat und nichts großes Ansteht. Es kann aber passieren, das in der Schule trotz Ferien noch was gemacht werden muss. Ich hab ein Visum für genau ein Jahr.“ Da kann ich heute was ganz aktuelles zu schreiben: Ich war heute bei einem Arzt und wollte mir eine Gelbfieberimpfung holen. Natürlich bin ich da nicht ganz blauäugig rein, sondern hab mich schon vorher informiert, wie man das hier so macht. 1. Muss man zu einem Arzt, der einen Untersucht und befragt, ob man überhaupt diese Impfung machen kann. 2. Muss man zu einer Apotheke und den Impfstoff kaufen 3. Zu einem Ort... ich hab keine Ahnung, was das ist oder was es soll, aber da kriegt man dann seinen Impfstoff. Warum das so kompliziert ist, weiß ich nicht, aber ich habe eine ganz abwegige Theorie. Es könnte ja sein, dass die alle Geld dran verdienen wollen... Der Arzt kostet 10.000 Pesos (12,50 €), der Impfstoff 15000 Pesos (18,75 €) und das Spritzen kostet 18000 Pesos (22,50 €) Aber so scheint das hier eben alles zu laufen. „Nein.“ 4.) Verhältnis zur Dienststelle/ Vorgesetzten/ Mitarbeitern/ Mitfreiwilligen Gibt es feste Ansprechpartner, wie klappt die Zusammenarbeit, gibt es Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit?

„Ja, es gibt feste Ansprechpartner. Für kleine Fragen des täglichen Lebens kann man immer Miguel fragen, der sich sehr um uns bemüht, uns schon oft eingeladen hat und scheinbar auch gerne mit uns zusammen ist. Für mich kann sich da durchaus eine gute Freundschaft entwickeln. Für tiefer greifende Fragen zur Schule kann man sich an Christian, den Direktor, Mein Blog im Internet: www.MirkoInChile.blogspot.com

wenden, und für Fragen über die Gemeinde steht der Pastor und Leiter der Gemeinde Enno Rede und Antwort. Ansonsten klappt die Zusammenarbeit bis jetzt ganz gut. Wenn man in der Schule was braucht oder im Departemento etwas kaputt ist, kann man jederzeit Miguel fragen, der gerne hilft. Ansonsten ist die Stimmung in der Schule super und jeder hilft jedem. Zu merken ist das auch bei den AGs oder anderen Schulaktivitäten. Man kommt sich hin und wieder fast wie in einer großen Familie vor.“ 5.) Integration a) Arbeit b) Leben außerhalb Wie ist Eure Stellung/Rolle auf der Arbeit, wie gehen die Mitarbeiter mit Euch um? Wie kommt Ihr sonst in Kontakt mit Leuten außerhalb der Arbeit? Fühlt Ihr Euch angenommen? Habt ihr einen Kulturschock erlebt ? (vorwiegend bei Evaluation 1)

„Die Mitarbeiter sind offen und freundlich. Wie oben beschrieben: Ich fühle mich, wie in einer großen Familie.“ Im Moment habe ich kaum häufigeren Kontakt mit anderen Leuten. Meist trifft man, wenn man Abends weg geht, ein paar Leute, mit denen man den Abend ganz gut verbringen kann. „Ja, ich fühle mich hier voll angenommen. Nein. Da ich nicht genau wusste, was mich erwartet und ich mir auch selbst keine Erwartungen gemacht habe, habe ich alles offen aufgenommen. An einige Sachen muss man sich gewöhnen, aber verloren fühle ich mich hier auf keinen Fall! Zum Beispiel kommt Klopapier in Deutschland ins Klo. Hier kommt es eben in einen kleinen Mülleimer neben dem Klo, damit das Klo nicht verstopft. Mittlerweile hab ich mich daran gewöhnt, aber da 20 Jahre lang das Papier ins Klo kam, hat das echt gedauert, damit ich mir diese „Gewohnheit abgewöhnt“ habe.“ 6.) Probleme a) Arbeit b) Rahmenbedingungen Gibt es Probleme bzw. Schwierigkeiten im Hinblick auf eure Arbeit, eure Aufgaben, mit Vorgesetzten, Mitarbeiten etc. ? Gibt es Probleme im Hinblick auf die Rahmenbedingungen eures Freiwilligendienstes (Wohnsituation, Verpflegung, Taschengeld, Arbeitszeiten, Urlaub, Visum, Gesundheit etc.)?

„Nein.“ Die Rahmenbedingungen sind hier wie immer: Die Wohnung ist nicht schön, aber man kann drin wohnen, ohne sich irgendwelche Krankheiten drin einzufangen. Mit der Zeit sieht man das auch alles eher relativ. „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ und da möchte ich mich auch nicht ausschließen. So ist das mit allem hier, was mir am Anfang vielleicht nicht zu 100 Prozent gefallen hat.

Mein Blog im Internet: www.MirkoInChile.blogspot.com

7.)Verbesserungsvorschläge /wichtige Hinweise Welche Anregungen könnt ihr für die nächsten Freiwilligen geben, was unbedingt beachtet werden muss? Was ist noch für Euren Aufenthalt zu verbessern? Weitere Anregungen für den sfd

Das Zitat von oben nochmal: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.“ Was man an dem Aufenthalt hier noch verbessern kann, ist schwierig. Eine schönere Wohnung vielleicht. Etwas mehr Privatsphäre wäre auch nicht schlecht. Aber letztendlich nichts, was wirklich schlimm wäre. 8.) Fazit Kurze Reflexion über Euren Gesamteindruck Wie fühlt ihr Euch? Was wollt ihr uns sonst noch mitteilen?

Ich kann nur sagen, was ich schon so oft sagte: Ich finds prima! So, die Kästchen hab ich fertig. Viel neues ist nicht dazu gekommen. Aber ich hab da eine ganz andere Entschädigung für: Ich fahre nämlich in den Urlaub. Und da werde ich auch eine ganze Menge von mitbringen. Ganz aktuell wird das Blog sein! Zumindest so aktuell, wie es mir durch hoffentlich gegebene Internetzugänge möglich sein wird. Ansonsten werde ich auch ganz viel über meine große Reise schreiben, wenn ich wieder da bin und den nächsten Monatsbericht schreiben werde. Noch kurz zu meiner Reise: Starten werde ich die Morgen, am 16. Januar um 15:30 nach Antofagasta. Danach Peru mit dem Machu Pichu, Bolivien der Titicacasee und das Dreiländereck, Brasilien, Paraguay, Argentinien mit den Icguacu-Wasserfällen. Und zurück bin ich dann hoffentlich am 23. Februar um 8 Uhr morgens. Zumindest hört da mein Urlaub auf.

Liebe Grüße

Mirko

Mein Blog im Internet: www.MirkoInChile.blogspot.com

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