5. Monatsbericht (20. November - 20. Dezember)

  • December 2019
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Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Oft wurde ich gefragt, ob den Weihnachten in Chile gefeiert wird. Ich kann beruhigt sagen: Ja! Chile ist zu 80 % katholisch. Hier gibt es mehr christliche Feiertage als in Bayern. Und vor kurzem erst ist der Martin-Luther-Reformationstag neu dazu gekommen. Klar, das ich hier von Weihnachten dann auch erzählen will, aber auch andere Sachen sollten erwähnt werden. Und zwar Weihnachten in „unserer“ Mall, die Baustelle und

der Einfluss des Ministeriums, sowie die Graduation, die auch für die Kleinen ganz groß gefeiert wurde. Aber zurück zu Weihnachten: In der Mall Plaza Vespucio gibt es neben den 280 Geschäften, 3 Kaufhäusern, 19 Fressbuden, und einem Lider natürlich auch einen Platz in der Mitte. Und genau auf dem Platz steht ein riesen großer Tannenbaum, der hell erleuchtet ist. Rundherum ist eine klitzekleine „Weihnachtswelt“ aufgebaut. Mit Tonfiguren, kleinen Weihnachtsbäumen und einem großen Sessel für den Weihnachtsmann. Wenn der nicht gerade Pause hat, sitzt er dort und lässt sich von seinen 4 – 5 leicht bekleideten Weihnachtsfrauen Kinder auf den Schoß setzen, denen er dann mal ins Gewissen redet. Doch von der Weihnachtspracht nicht genug: Die Chilenen sind sehr europäisch ausgerichtet. Vielleicht deswegen versuchen sie auch, Weihnachten zu kopieren. Nicht nur mit dem roten Weihnachtsmann, sondern

auch mit Schnee. Im 1. Stock stehen 2 kleine Schaumwerfer, die ganz feine Schaumflocken direkt auf den Weihnachtsmann runter rieseln lassen. Als ich dies zum ersten mal sah, fiel ich aus allen Wolken. Draußen sind es über 30 Grad, in der Mall dank Klimaanlagen „nur“ 25, und die Chilenen träumen von Schnee. Schnee, der pünktlich zu Weihnachten kommt. Schnee liegt hier selbst im Winter nur alle 10 Jahre mal...

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Richtige Weihnachten hab ich dann aber in der Schule und vor allem dann auch am 24.12 bei unserem Direktor Christian Villaroel gefeiert. In der Schule haben wir „Secreto Amigo“ gespielt. Das heißt direkt übersetzt „geheimer Freund“. Auf Deutsch ist das sowas wie Wichteln. Für die Nichtwissenden (so wie ich vorher): Jeder zieht einen Namen von einer Person, die in der Schule arbeitet. Die Person, die man gezogen hat, muss man dann bewichteln. Das sieht so aus, dass man dann jeden Tag was kleines für die Person kauft, deren Namen drauf schreibt und das dann in einen Karton packt. Man selbst kann dann das aus dem Karton rausnehmen, was den eigenen Namen trägt. So hat man jeden Tag ein kleines Geschenk. Das ging bei uns dann 2 Wochen, undzwar genau bis zum 23.12. Da war dann bei uns in der Schule eine kleine Weihnachtsfeier. Fürs Essen wurde gegrillt und danach wurden dann die großen „Amigo Secreto“ Geschenke übergeben. Für den Tag musste jeder etwas im Wert von 2000 bis 3000 Pesos kaufen (2,30 € – 3,50 €). Dann gabs das große Showdown: Einer fing an und hat etwas über seine Person gesagt und die anderen alle mussten erraten, welche Person gemeint war. Am Anfang war das alles noch ganz lustig, aber bei über 40 Angestellten wurde das dann zum Schluss ein bisschen zäh und langweilig. Danach wurde dann ein bisschen getanzt, bis um 20 Uhr dann die letzten auch gegangen sind. Der 24.12 war dann Frei. Das war auch ganz gut so für uns, weil wir dann doch noch ein bisschen vorzubereiten hatten. Christian lud uns Praktikanten ein, Weihnachten bei ihm und seiner Familie zu verbringen. Wir erinnerten uns an die letzte Einladung von ihm und nahmen dankend an. Die Bedinung war: Wir sollten einen Nachtisch vorbereiten. Jürgen und Malte Piontek bereiteten Muffins und Kekse vor, Bruno, Malte Stock und ich nahmen uns einen Erdbeer-Vanille-Pudding zu Herzen. Das es ganz gut geklappt hatte, durften wir nach dem Gottesdienst bei Enno, der natürlich zu Weihnachten dazu gehört, und dem super leckeren Meeresfrüchte Essen bei Christian endlich selbst probieren. Bis zu dem Zeitpunkt war Weihnachten fast so wie in Deutschland. Bis auf das ich nie in die Kirche ging. Aber nach dem Essen wurden dann nicht die Geschenke ausgepackt. Bescherung ist hier traditionell erst um 12 Uhr. Uns hat das wenig gestört, erwarteten wir doch eh keine Geschenke. Erstaunlicherweise waren aber die Kinder von Christian relativ gelassen. Christina, die älteste Tochter im Haus, ist mit 15 Jahren natürlich schon ein alter Hase im Weihnachtsgeschäft, aber von der jüngsten Tochter, gerade 5 Jahre alt, hätte ich ganz anderes erwartet.

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So ging es dann aber auch auf die 12 Uhr zu und Punkt 12 wurde die echten Wachskerzen an dem (Plastik-)Weihnachtsbaum angezündet. Kommentar von Christian: „Wenn ihr wieder in Deutschland seid und ihr denkt an mich, dann schickt mir zu Weihnachten Tannenbaumkerzen. Die sind hier einfach nicht zu bekommen.“

Die Geschenkübergabe war dann auch ein bisschen anderes. Statt das jeder seine Geschenke übergibt, wurde hier Christina benannt und sie verteilte dann die Geschenke. Besonders erfreut waren dann wir Praktikanten. Christian hatte auch an uns gedacht und so bekam jeder von uns eine Flasche eines sehr guten Piscos geschenkt. Aber davon nicht genug: Christian hat

einen kleinen Pool in seinem Garten. Und bei den Temperaturen, die hier tagsüber herrschen, bot er uns an, den gesamten nächsten Tag bei ihm verbringen zu dürfen. Er selbst fuhr mit seiner Familie nach Valparaiso um dort seine Eltern zu besuchen. So sind wir 5 Praktikanten also alleine in dem Haus von Christian gewesen, suchten und fanden total schlimme Weihnachts-CDs und legten uns mit eisgekühlten Getränken in den Schatten um nur aufzustehen, um uns in den Pool zu rollen. Ich möchte jetzt die mehr als wunderschönen Weihnachten zu Hause auf keinen Fall schlecht machen, aber dennoch... Weihnachten am Pool ist zur Abwechslung garnicht mal so schlecht! Da ich jetzt aber schon so viel zu Weihnachten schrieb, vielleicht noch ein paar andere Sachen, die in diesem Monat passiert sind. Zum Beispiel die Baustelle, die uns alle so in Atem gehalten hat. Auf dem Blog schrieb ich schon, dass die Subventionen endlich kommen. Die Schule hat endlich wieder Geld. Das klingt vielleicht nicht so spannend, aber beinahe wäre die Schule geschlossen worden. Die Angestellten der Schule haben schon seit mehreren Monaten kein Gehalt mehr bekommen und das Geld, was die Gemeinde gerade noch in den Notreserven hatte, hätte gerade noch bis Ende Dezember gereicht.

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Danach hätte die Schule ohne die Subventionen schließen müssen. Doch es wurden tatsächlich die Gelder freigegeben und die erste Subvention ist am 24. Dezember auf dem richtigen Konto gelandet, sodass wieder Geld zur Verfügung steht. Und das ist auch ganz praktisch so, denn es gibt seit dem 28. Dezember Verstärkung aus den USA. Wir

haben 11 Amerikaner aus einer Partnergemeinde „bekommen“, die hier ein bisschen mithelfen und arbeiten wollen. Und da jetzt Geld da ist, kann Farbe gekauft werden und die Amerikaner können unsere Schule neu streichen. Klingt ausbeuterisch, ist es aber auch. Aber vielleicht können sie auch noch was anderes machen. Zum Beispiel mit bei dem Neubau helfen, der auch gerade wieder in vollem Gange ist. Wobei ich dabei noch kurz was los werden muss: Es gibt 4 Handwerker, die dort arbeiten. Beziehungsweise es gibt 3 Handwerker, die arbeiten und einer, der zuguckt. Derjenige, der zuguckt, ist der Chef. Soweit ich das ermitteln konnte. Allerdings finde ich es durchaus erstaunlich, wie man ganze Tage damit verbringt, auf der Baustelle im Schatten zu sitzen und anderen bei der Arbeit zu zu gucken. Noch komischer wurde es dann, als der Drucklufthammer zum Einsatz kam. Keiner der Handwerker trug einen Gehörschutz. Ich bin einmal kurz in der Nähe gewesen, als der Drucklufthammer angeschaltet wurde und bin, akustisch gesehen, aus allen Wolken gefallen. Der Chef allerdings stand, natürlich ohne Gehörschutz, keinen Meter von dem Drucklufthammer entfernt und guckte zu. Ich stellte mich dann gute 10 Meter daneben, fand es immer noch relativ laut, und guckte auch zu. Man will sich ja anpassen ;-) Meine einzige Erklärung dafür, dass die Handwerker das alle so gut mit der Lautstärke ausgehalten haben, ist relativ einfach: Sie machen das schon seit mehreren Jahren so. Das härtet ab. Und tötet Gehörzellen. Ganz das Gegenteil von den Handwerkern war die Graduation, also die Abschlussfeier. Die war nämlich ruhig und besinnlich. Die 8. Klasse hat die Schule verlassen und das muss natürlich mit einer gehörigen Abschlussfeier gefeiert werden. Ebenso hat die 8. Klasse der Abendschule ihre Schulausbildung abgeschlossen und auch das muss gefeiert werden. Und, was natürlich nicht fehlen darf: Die „Kinder“ sind aus dem Kindergarten raus und müssen auch verabschiedet werden. Bei den Mein Blog im Internet: www.MirkoInChile.blogspot.com

beiden achten Klassen kann ich das sehr gut verstehen und nachvollziehen, bei den Kindern... ok... Man muss natürlich feiern, dass man jetzt aus dem Kindergarten raus ist, aber die Abschiedsfeier war ziemlich genau das gleich wie bei den großen. Jedes Kind trug einen schwarzen Umhang und einen schwarzen Hut aus Pappe. Ganz so, als würde man die Kinder von einer Universität entlassen. Nur, dass die kleinen von dem Kindergarten in die Grundschule wechseln. Dementsprechend war die Feier auch nicht ganz so emotional, wie bei den großen, aber auf eine gewisse Art natürlich auch schön.

Schön ist dabei auch ein gutes Stichwort, denn meine nächste Zeit wird auch ziemlich schön. Einmal muss ich ein bisschen voraus greifen und erzählen, was demnächst so kommen wird. Ich gehe nämlich erstmal raus aus der Schule. Von dem 4. Januar bis zu dem 11. Januar werde ich eine Kirchenfahrt mit begleiten. Diese führt uns nach El Tabito und ich werde versuchen, sobald ich wieder da bin, etwas dadrüber im Blog auf www.mirkoinchile.blogspot.com zu berichten. Und ich werde sogar noch mehr Berichten. Erst einmal in dem nächsten Monatsbericht, der, wie im 2. Monatsbericht angekündigt, wieder aus den Kästchen besteht. Zur Erinnerung: Ich erhielt von meiner Trägerorganisation, dem SFD, eine Vorlage, dich ich nach dem zweiten, nach dem sechsten und nach dem zwölften Monat ausfüllen muss. Bei dem nächsten Bericht sind dann schon 6 Monate um. Naja... fast. Ich werde den Bericht hoffentlich spätestens am 15. Januar abschicken, da ich um 15:30 des Tages in meinen (wohlverdienten) Urlaub aufbreche. Wohin, das könnte ich natürlich schon schreiben, aber die wenigsten werden was mit irgendwelchen Städtenamen anfangen können. Deshalb: Geduldet euch, ich werde, so oft es möglich ist, im Blog was dazu schreiben. Versprochen! Bis dahin! Frohes Neues Jahr!

Mirko

Mein Blog im Internet: www.MirkoInChile.blogspot.com

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