Mit dem November kommt die Weihnachtszeit mit Plastik-Tannenbäumen und Lametta in den
4. Bericht!
Supermärkten. Und mit dem 20. des Monats gratis dazu noch der Und als wenn das noch nicht genug ist, haben wir hier quasi einen deutschen Hochsommer! Für einen chilenischen Hochsommer muss man zwar zu den 25 bis 30 Grad nochmal 5 bis 10 drauf legen, aber es reicht jetzt schon, um euch alle neidisch zu machen ;-) Letztes Jahr waren hier die Höchsttemperaturen bei 38 °. Man darf also gespannt sein. Ausserdem kann ich froh verkünden: Die Renovierung unseres Departemento ist fast abgeschlossen. Nach nur knapp über 4 Wochen haben die Handwerker es geschafft, die Fenster auszutauschen, neue Fliesen zu verlegen, die Türen auszutauschen und ein neues Schloss einzubauen. Was nach einer Woche Arbeit klingt, dauerte leider doch irgendwie... Doch lieber spät als nie. Aber es gibt nicht nur ein bisschen was von unserem Departemento zu lesen, sondern auch die Renovierung der Schule wird Erwähnung finden. Genauso wie das Gesundheitssystem hier in Chile und dazu gleich noch eine ganz besondere Institution. Ausserdem Deutsch-Chilenische wollen beschrieben werden.
Bräuche
und ein Ausflug in das örtliche Planetarium
Und mit dem Ausflug ins Planetarium fang ich auch gleich mal an. Die Pre-Kinder (meine Gruppe) und die Kinder (die Gruppe von Malte Stock) haben immer zusammen ihre „Wochenthemen“. Soll heißen, dass ein Thema von der Tia immer angesprochen und möglichst gut erklärt wird. Vor ein paar Tagen noch war es das Thema der Planeten. Dazu wurden von meiner Tia nicht nur die Planeten in unserem Sonnensystem an sich erklärt, sondern auch die Entstehung von Tag und Nacht, der Wechsel der Jahreszeiten und nebenbei auch noch die Ur-Knall-Theorie. Als Höhenpunkt dazu galt dann der Ausflug ins Planetarium. Für die Kinder wars wie die Theorie: Ein Knaller! Nüchtern betrachtet wars vielleicht ein bisschen Zeitaufwendig und wenig Erfolgreich, aber als kleines Kind hätte ich da auch super gerne mitgemacht. Die Busfahrt dauerte hin und zurück jeweils knapp eine dreiviertel Stunde. Die Vorführung im Planetarium knappe 20 Minuten. Die 20 Minuten allerdings waren meiner Meinung ziemlich genial. Ich hab zwar nicht ganz so viel mitgekriegt, weil knappe 30 Sekunden nach Beginn einige Kiddys total frei gedreht sind und richtig Angst hatten. 40 Sekunden nach Beginn hatte ich also 2 davon auf dem Schoß und links und rechts waren meine Hände auch belegt. Trotzdem: Was ich dann noch mitgekriegt habe, war
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schon eher ziemlich genial. Zum Vergleich mit Hamburg kann ich nur sagen, dass ich damals meiner armen Deutschlehrerin ziemlich auf den Keks ging. Und das die Sitze im Planetarium Hamburg nicht ganz so schön sind, wie in der Universidad de Santiago. Der Vergleich ist zwar ein bisschen dürftig, aber immerhin ;-) Gesamt gesehen war also wiedermal die Busfahrt am abenteuerlichsten für mich. Mit Eltern waren wir in meiner Gruppe 40 Personen. Der Bus hatte aber nur Plätze für 37. Und dann wollte auch noch der Kurs von Malte Stock mit circa 40 Leuten mit rein. Ich schätze also, das wir in dem Bus mit circa 80 Personen waren. Und keinen hats gestört. Was allerdings mehr gestört hat und auch nach wie vor nicht so geil ist, dass ist der Neubau
in der Schule. Im Moment ist ein beträchtlicher Teil des Spielplatzes eingezäunt, damit die Handwerker in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können. Doch so wie es im Moment aussieht, gibt es ein paar Probleme. Die Bürokratie hier ist total aufwendig und undurchschaubar. Wir haben in guter Absicht zuerst meinen Gruppenraum verlegt und vor kurzem erst den Raum von der zweiten Gruppe, den „Kindern“. Da aber das Bildungsministerium sich mit einer nicht unerheblichen Summe an dem Bau und an der Finanzierung der Schule an sich beteiligt hat, möchten diese ganz gerne mit entscheiden. Ist natürlich verständlich, weil wenn ich irgendwo ein paar Millionen hinlege, würd ich auch gerne wissen und mitbestimmen, was damit passiert. Das doofe ist aber, dass das Ministerium sich in jeder kleinen Kleinigkeit einmischen möchte. Es kam also ein Inspektor vom Ministerium und hat festgestellt, dass die Räume in der Schule ein bisschen verändert wurden. Damit der Bau beginnen konnte, ist das nötig gewesen. Sonst hätte der Neubau nicht starten können. Und der musste 3 Kiddys auf dem Spielplatz und hinten die Baustelle. losgehen, weil das Geld für den Neubau Aber... Thyssen Krupp? ;-) nur bis Ende diesen Jahres zur Verfügung steht. Jetzt kommt aber das Ministerium, dass schon eine Menge Geld in die Schule gesteckt hat und sagte, dass der Umzug der beiden Gruppen nicht mit dem Ministerium besprochen wurde. Dabei wusste keiner, dass das Ministerium das ganz gerne wissen möchte oder es gar kontrollieren kommt. Jetzt muss wohl alles wieder auf Null gedreht werden, damit das Ministerium das O.K. gibt. Ein Inspektor vom Ministerium wird aber wohl erst in 2 bis 3 Monaten wieder kommen. Würde also heißen, dass der Bau bis dahin still steht und im neuen Jahr die Gelder für den Neubau nicht mehr bewilligt werden. Und die ganze Ironie: Das Ministerium blockiert also durch eine Menge Regelungen, dass die Schule sich weiter entwickelt, obwohl gerade dieses das Ziel des Ministeriums ist. Klingt blöd, ist es aber auch. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es da weiter geht!
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Etwas erfreulicher ist hingegen das
Gesundheitssystem hier. Obwohl eigentlich nicht. Es gibt hier quasi keins. Wer Geld hat, geht in ein privates Krankenhaus. Die Clinica Alemana ist zum Beispiel eins. Wohl das beste, aber auch das teuerste private Krankenhaus. Eine Beratung bei einem Arzt ohne Behandlung kostet circa 70.000 Pesos. Knappe 90 €. Für einen Chilenen, der nur 350.000 Pesos im Monat zur Verfügung hat, einfach unbezahlbar. Dabei sind 350.000 Pesos schon eine Menge. Es gibt eine ganze Menge Leute, die von viel viel weniger leben müssen. Es gibt allerdings auch noch staatliche
Krankenhäuser, in denen man kostenlos behandelt wird. Allerdings nur unkomplizierte Sachen und mit langer Wartezeit. Es kam zum Beispiel schon vor, dass eine Dame aus der Gemeinde gestürzt ist und im Krankenhausflur für 3 Wochen mit einer gebrochenen Hüfte auf eine Operation gewartet hat. Schlimmer ist es allerdings mit akuten Verletzungen. Regelmässig sterben Leute im Wartezimmer. Wenn jemand sich bei einem Unfall zum Beispiel die Arme aufgeschnitten hat und das Blut nur so fließt, stört das im Wartezimmer keinen. Da wartet man dann doch schonmal gute 8 Stunden, bis ein Arzt kommt. Wenn man Glück hat. Allerdings ist die Welt nicht ganz so schwarz. Weil sich keiner eine teure Operation selbst leisten kann, wird ständig gespendet. Ich war in der Schule jetzt schon 2 mal auf so einer „Spendenfeier“. Es läuft meistens so ab, dass derjenige, der Geld braucht, eine kleine Feier mit Essen und vielleicht etwas Rahmenprogramm organisiert. Man zahlt dann einen geringen Eintritt an den Gastgeber und verbringt dann einen netten Abend mit vielen Leuten da. Der Eintrittspreis ist absolut mehr als harmlos. 2000 Pesos. Aber wenn 50 Leute kommen, hat man auch schon wieder 100.000 Pesos zusammen und damit kann man dann schon was anfangen. Etwas befremdlich ist auch, dass wenn ein naher Verwandter von einem Mitarbeiter der Schule stirbt, die Leute diesem dann Geldscheine zustecken. Eine Beerdigung ist teuer und nur durch die Hilfe von anderen kann man wenigstens eine angemessene Beerdigung versuchen zu organisieren. Viel läuft hier also über private Spenden. Und was im kleinen funktioniert, warum sollte das nicht auch im großen klappen? Beim Lider und Jumbo, den größten Supermarkt-Ketten, wird man immer beim Einkauf gefragt, ob man auf den nächstgrößeren Betrag aufrunden möchte und den überschüssigen Betrag dann spendet. Dabei kommen pro Filiale circa 400.000 Pesos im Monat zusammen. Noch größer ist es bei dem Teleton. Das Teleton, ist ein Telemedialer Marathon. Das heißt, dass einmal im Jahr in ALLEN Medien von dem Teleton berichtet wird. Im Fernsehen läuft dazu auf jedem Sender die 27-stündige LiveSendung. Während dieser Sendung kann man eine Hotline anrufen und dadurch Spenden. Ungefähr so, wie bei Deutschland sucht den Superstar oder Germanys Next Topmodel oder wie die ganzen Shows auch alle heißen. Da ruft man an und stimmt dann für seinen Kandidaten und der mit den meisten Stimmen gewinnt dann. Jeder Anruf kostet 50 Cent oder mehr und man tut sich damit was gutes, weil man für „seinen“ Kandidaten gestimmt hat. Ähnlich bei Teleton, nur dass man quasi durch seinen Anruf wirklich was gutes tut. Die 50 Cent pro Anruf kommt nämlich dem Teleton zugute. Aber dadurch kann man ja nicht so viel Geld
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machen? Vielleicht sollte man Bohlen fragen, oder ich sags auch so. Letztes Jahr sind in den 27 Stunden umgerechnet über 18 Millionen Euro zusammen gekommen. Schön und gut, aber... Wofür? Das Teleton ist eine Einrichtung, die Kinder mit Behinderungen unterstützt. Kostenlos. Die Kinder kriegen dort so ziemlich alles, was es gibt. Therapeuten unterstützen die körperliche Entwicklung, Psychologen helfen bei der geistigen Reife und Ärzte machen alles, was in ihrer Macht steht, um den Kindern ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. Dazu gehört, dass Rollstühle, Krücken und speziell an die Kinder angepasste Hilfsmittel von Teleton mitbezahlt werden. Da aber die 18 Millionen nicht für ein Jahr reichen, kommt noch mehr Geld dazu. Und zwar spenden jede Menge Produkte für das Teleton. Selter, Kekse, Chips, Nudeln, Elektronik... Die Liste ist fast endlos lang. Dafür, dass die Firmen hinter den Produkten für Teleton spenden, dürfen diese sich das Logo auf ihre Waren kleben. Dadurch kommt einem das Teleton-Logo auch überall entgegen. Aber damit noch nicht genug: Direkt vor unserem Haus sind geschätzte 10 Plakate, die auf den nächsten Marathon hinweisen. Aber nicht nur das Teleton macht von sich reden, sondern auch zahlreiche Fans haben sich gefunden. Viele Leute haben sich Teleton aufs Auto geschrieben oder tragen T-Shirts mit dem aufgedrucktem Logo. Kommt aber vielleicht auch dieses Jahr so extrem, weil Teleton dieses Mal sein 30-jähriges Bestehen feiert. Aber nicht nur Teleton kann feiern, sondern auch die Deutschen sind da ganz groß drin. Wir waren nämlich Laterne laufen. Unser Chef und Pastor, Enno Haaks, hat in seiner Gemeinde dazu eingeladen, den Sankt Martin zu feiern. Und da ich Laterne laufen schon immer lustig fand, war ich da natürlich live dabei. Der Gottesdienst war 2-sprachig aufgebaut, damit auch wirklich alle verstehen konnten, was es mit dem Laterne laufen so auf sich hat. Zuerst war also ein interaktiver Gottesdienst, in dem die Geschichte um den „Sankt Martin“ erklärt wurde. Danach gings dann mit 2 Akkordeons, einer Trompete und jeder Menge Laternen bewaffnet durch das Viertel. Dabei wurden dann Lieder auf Spanisch und Deutsch zum besten gegeben und als wir dann ganz ohne Laternenverlust wieder an der Kirche ankamen, durften wir uns an „Martinsgänsen“ laben. Aus Brot. Lecker waren sie trotzdem. Und damit möchte ich mich auch verabschieden. Ich melde mich zu Weihnachten wieder und wünsche euch bis dahin eine wundervolle Zeit! Liebe Grüße!
Mirko
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