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On the Road again Marc Almond geht auf Tour schreibe ich ständig welche und nehme ein Demo dazu auf. Danach packe ich das aber in die Kiste. Damit ist es sozusagen aus dem Kopf und damit aus dem System genommen und ich rühre es auch nicht mehr an. Aber für nächstes Jahr habe ich "Dining with Panthers" angekündigt, das wird mein letztes Album mit Originalmaterial sein.
Image: Courtesy of Tourism Queensland
gab-Magazin: In den letzten Jahren hat sich mit Singer/Songwritern wie Rufus Wainwright, gab-Magazin: Dein letztes Al- Devendra Banhart, CocoRosie bum "Stardom Road ist bereits und Antony Hegarty (Antony & 2007 erschienen. Wie kommt es, The Johnsons) geradezu eine dass die dazugehörige Tour erst Queer Neofolk-Pop-Chansonzwei Jahre später zu Ende geht? Welle entwickelt. Fühlst du dich Marc Almond: Bedingt durch dieser Szene verbunden? den Unfall wollte ich mir eine Marc Almond: Damit habe ich ablange durchgehende Tour nicht solut nichts zu tun. Gegen all diezumuten und hab sie deshalb in se Kategorisierungen, ob die nun kleine Etappen aufgeteilt. Songs "Queer Music" heißen oder anders, von "Stardom Road" bilden aller- verwahre ich mich. Ich war immer dings nur einen kleinen Teil. Die ein Außenseiter in der MusikSetliste wird sich aus Hits und branche, selbst mit Soft Cell, als Lieblingssongs von meiner Soft wir von der Branche in diese Cell-Ära bis eben zu "Stardom Synthi-Wavepop-Ecke gepackt Road" zusammensetzen, also ein worden waren. Um nicht missem Querschnitt durch meine ge- verstanden zu werden: Antony ist ein guter Freund von mir und samte Karriere. ich habe großen Respekt vor der gab-Magazin: Was ist dran an Arbeit von Rufus Wainwright. Er den Gerüchten, dass du künftig entstammt einer großen Musikernur noch Coverversionen auf- familie und ist ganz sicherlich ein weitaus cleverer Songwriter als nehmen willst? Marc Almond: Ich muss zuge- ich. Aber ich sehe für mich keinerben, dass es mir zunehmend schwe- lei Verbindung zu deren Arbeit. rer fällt, eigene Songs zu schreiben, zumindest solche, die ich gab-Magazin: Mit Antony aber dann auch für wert halte, sie auf verbindet dich zumindest eine CD aufzunehmen. Natürlich intensive Arbeitsfreundschaft.
Foto: Mike Owen
Der 17. Oktober 2004 war für Marc Almond ein schicksalhafter Tag. Nach einem Motorradunfall lag er mehrere Tage im Koma. Ein kehlkopfgefährdender Luftröhrenschnitt drohte das Ende seiner Gesangskarriere zu werden. Doch nach und nach kam der britische Pop-Dandy und Ex-Soft Cell-Sänger zurück ins Leben und zu seiner Stimme. Mit acht Konzerten in Deutschland feiert er den Abschluss seiner "Stardom Road"-Tour.
Marc Almond: Wir haben sehr engen Kontakt. Seine Musik ist großartig und er ein großartiger Mensch. Er war es auch, der mich nach meinem Unfall auf die Bühne zurückgeholt hatte, indem er mich bei seinem ersten großen London-Konzert 2005 zu einem Gastauftritt überredete. Das hat mir mein Selbstvertrauen zurückgeben und war für mich ein sehr magischer Moment. gab-Magazin: Da wir gerade über deine Freunde sprechen. Boy George hatte in letzter Zeit ja einigen Ärger in seinem Leben. Hast du einen Rat für ihn? Marc Almond: Mir tut es sehr leid, was ihm passiert ist und ich
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denke, er hat das nicht verdient. Ich kenne ihn nicht so gut wie Antony, aber ich glaube, man wollte ihn einfach mal im Knast sehen. Wir hatten beide schon schwere Zeiten überstanden. Das verbindet uns. Boy George ist ein Stehaufmännchen. Der lässt sich nicht unterkriegen. Ich weiß, dass er sehr hart an seiner musikalischen Karriere arbeitet und in den vergangenen Monaten sehr viel gutes, neues Material produziert hat. Ich hoffe, er bekommt die Chance, es auch zu veröffentlichen. (as) Marc Almond live am 8.3. in der Batschkapp, Frankfurt. myspace.com/marcalmondofficial, marcalmond.co.uk
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"Alles Übrige ist nur et cetera"
Foto: Perou
Die Pet Shop Boys gibt's ja auch noch
25 Jahre nach "West End Girls" sagen Neil Tennant und Chris Lowe immer noch "Yes" zur Popmusik und zur Liebe. "Yes" ist das zehnte Studioalbum des britischen Elektronik-Pop-Duos, das im Februar bei den BritAwards mit einem Preis für seinen "herausragenden Beitrag zur britischen Musik" ausgezeichnet wurde. Wir trafen die Pet Shop Boys zum Interview in Köln. gab-Magazin: Ihr sagt mal wieder "Ja" zur Popmusik mit eurem neuen Album ... Neil Tennant: Ja, wobei wir es nicht gezielt darauf angelegt haben. Bei unserem letzten Album "Fundamental" hatten wir von Anfang an eine klare Vorstellung von dem, was wir aufnehmen wollten. Und das haben wir dann auch so mit Trevor Horn durchgezogen. Bei diesem Album hat sich alles nach und nach entwickelt. Im Grunde haben wir schon vor zwei Jahren damit begonnen, die Stücke dafür zu schreiben. Damals wurden wir angefragt, Songs für Kylie Minogue zu schreiben. Ein Song
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MÄRZ 2009
unseres neuen Albums, nämlich "Pandemonium", war ursprünglich für Kylie gedacht, aber sie hat ihn nicht aufgenommen. Möglicherweise hat uns dieser Song auf eine andere Schiene beim Schreiben gebracht. Das Interessante ist, dass ich den Text von "Pandemonium" gar nicht aus meiner Sicht geschrieben habe. Und obwohl ich den Text jetzt singe, habe ich dabei an Kate Moss gedacht, die über Pete Doherty singt. Was inzwischen natürlich auch gut zwei Jahre überholt ist (lacht). gab-Magazin: Im Jahr 2001 kam euer Musical "Closer To Heaven" in London auf die Bühne, für das ihr gezielt neue Songs geschrieben habt. Wären eure Hits nicht auch für ein Musical im Stil von Abbas "Mamma Mia!" geeignet? Neil Tennant: Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir so etwas jemals in Gang setzen. Und ich glaube auch nicht, dass es gut mit unseren Songs gehen würde. Wesentlich besser wäre dafür meiner Meinung nach der Katalog von Robbie Williams geeignet.
Oder - auch wenn das vermutlich nie irgendjemand anfassen würde - die Songs von Stock Aitken Waterman, die die ersten Hits von Kylie Minogue oder Rick Astley geschrieben haben. Auch wenn ihre Songs vermutlich nicht die Qualität von Abba-Stücken erreichen, gehe ich davon aus, dass die Leute überrascht wären, wie gut eine Zusammenstellung ihrer besten Hits in einem Musical funktionieren könnte. gab-Magazin: Der Titel eurer neuen Single "Love etc." vermittelt den Eindruck, ihr könntet von der Liebe gelangweilt sein ... Neil Tennant: Den Titel habe ich von einer Email, die ein alter Freund aus Newcastle mir und anderen Freunden geschickt hatte, er teilte uns mit, dass sein Vater gestorben sei. Als wir Kinder waren, haben wir viel Zeit in dem Haus dieser Familie verbracht. Das ist übrigens dieselbe Sache, um die es auch in "Being Boring" ging. Wie auch immer: Der Freund unterzeich-
nete die Email mit den Worten "Love etc.". Und ich dachte mir (Stimme überschlägt sich): "Was soll das denn heißen? Et cetera? Wie bitte? Et cetera?" Das habe ich mir aufgeschrieben, da es wie der Titel für einen Song klang. Im Text dazu geht es jedoch schließlich um eine Liste von Dingen, die weniger bedeutend als die Liebe sind. gab-Magazin: Die Aussage des Songs ist also genau das Gegenteil von dem, was der Titel vermuten lässt, nämlich: Es gibt nichts Wichtigeres als die Liebe? Chris Lowe: Genau, und alles Übrige ist nur "et cetera". (mer)
Die Single "Love etc." erscheint am 13. März, das Album "Yes" am 20. März bei Parlophone. Mehr unter petshopboys.co.uk
CD-Tipps Pop
Empire of the Sun: Walking on a Dream (EMI) Schon das Cover macht klar: hier wird an die frühen 80er mit New-Romantic-Bands wie Duran Duran oder Visage angeknüpft. Die beiden Australier, die man eigentlich von ihren anderen Bands kennt (Luke Steele von Sleepy Jackson und Nick Littlemore von Pnau), haben sich in bunte Fantasiekostüme gewandet und singen
Dancefloor/ Pop
Nina Queer & DJ Divinity: Discopony (Denfis) Wenn Berlins Schnulli-Drag, DJane und "Schmutziges Hobby"Barbesitzerin Nina Queer ein Album veröffentlicht, wird das kein sensibles Chanson-Album. Nichts anderes als unterhalten will die Platte, und dafür knödelt sich Nina in bester Cher-Stimm-Modulation durch zehn gut stampfende Electropop-Tracks von DJ Divinty.
Indie-Pop
Da liegen Spaß ("Tanz Discopony tanz, schüttel' deine Mähne, wackel' mit dem Schwanz") und Stumpfsinn ("Ficki Ficki - Aua Aua") natürlich eng beieinander. Das funktioniert bestimmt super, wenn Nina live on Stage steht. Wer sie nicht kennt, schüttelt wahrscheinlich leider nicht die Mähne, sondern nur den Kopf. (bjö)
Various Artists: Dark was the Night (4AD/Rough Trade) Endlich mal ein Aids-Benefizsampler, der sich auch musikalisch lohnt: bekommt man sonst immer nur die üblichen üblen Verdächtigen wie Rosenstolz oder George Michael um die Ohren gehauen, hat es dieses Doppelalbum in sich: neue Songs und Kollaborationen, u.a. von Feist, Antony, Sufjan Stevens, Arcade
Pop
von fernen Welten. Zieht man den ganzen Pomp ab, bleibt lediglich ein gutes, kein tolles Album. Die eingängigen Popsongs mit den 80er-Anleihen haben Charme, doch insgesamt fehlen die ausgefallenen Ideen. An abgedrehte Zeitgenossen wie MGMT reichen sie bei Weitem nicht heran. (VÖ: 13.3.) (burn)
Fire, David Byrne oder Cat Power, die das Indie-Herz lachen lassen. Alle 32 (!) Songs wurden exklusiv für das Projekt aufgenommen, die Einnahmen kommen der Red Hot Organisation der The-National-Zwillinge Aaron und Bryce Dessner zugute. Großartig! (burn)
Annie Lennox: The Collection (Sony/BMG) Trotz ihrer engelsgleichen Stimme ist "Pop-Elfe" irgendwie nicht die richtige Bezeichnung für Annie Lennox, dafür ist sie zu streng. Besonders wenn man sich an ihre Anfangszeiten erinnert, wo sie mit raspelkurzen, orangefarbenen Haaren im Herrenanzug für Gendertrouble sorgte. Das ist lange her, die
"Eurythmics" aufgelöst und Annie zur Pop-Dame avanciert. Geblieben ist die glockenklare Stimme. 14 ihrer besten SoloSongs, inklusive zwei bisher unveröffentlichter Coverversionen "Pattern of my Life" von Keane und "Shining Light" von Ash, sind hier versammelt. (bjö)
Die neue Single ab 27. März Blaue Flecken 1 – Die Maxi CD mit 5 Titeln inkl. zwei neuen, unveröffentlichten Songs + Blaue Flecken Live Blaue Flecken 2 – Die Single inkl. Blaue Flecken (AnNa Elektronika) Blaue Flecken – Die Remix Maxi mit 7 Titeln, u. a. The Disco Boys, Boogie Pimps + Mike Candy