AKTUELL ❚ HIV
DIE GROSSE VERSCHWENDUNG
Hoffnungen und Realität CROI-Konferenz zu HIV und Aids
10 Beispiele für verschenkte Chancen
SYLT: EINE INSEL VERLIERT IHREN CHARME; DIAMANTEN: BITTERER GLITZER; HEIZEN: SO SPART MAN GELD; VITAMINE: WIE VIEL IST GESUND?
Dr. Ramona Pauli, Ärztin einer HIV-Schwerpunktpraxis in München
Foto: Felicitas Zorn
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gab-Magazin: Ein wichtiges Ergebnis der CROI: auch bei HIVPositiven unter der Nachweisgrenze befinden sich noch Viren im Sperma. Was bedeutet das für die Nachricht, dass ein HIV-Infizierter, der Medikamente nimmt und unter der Nachweisgrenze ist, auf Kondome verzichten könnte? Ramona Pauli: Zwei Studien haben gezeigt, dass noch Viren im Sperma nachweisbar waren. Zum Teil vereinzelt, - aber es gab auch einen Patienten, der im Lauf eines halben Jahres immer wieder sehr viele Viren im Sperma hatte. Was das für das Ansteckungsrisiko bedeutet, ist noch unklar. Es könnten methodische Fehler bei der Virusbestimmung aufgetreten sein. Darüber hinaus weiß man nicht, wie viele Viren es braucht, um eine Ansteckung auszulösen und auch die Anzahl der Sexualkontakte spielt eine Rolle. gab-Magazin: Was raten Sie jetzt Ihren Patienten? Ramona Pauli: Ich rate ihnen, mit ihrem Partner zu sprechen. Der HIV-Negative entscheidet, ob er das Risiko eingehen will. In einer treuen Partnerschaft mit den entsprechenden Bedingungen Viruslast schon lange unter der Nachweisgrenze, keine sexuell übertragbaren Erkrankungen - ist das Risiko vertretbar. Das einzige was man heute sicher sagen kann:
Je weniger Viren im Blut sind, umso geringer ist das Risiko. gab-Magazin: Große Hoffnungen lagen auf Interleukin-2, da es die CD4-Zellzahl erhöht. Ramona Pauli: Interleukin-2 ist ein Botenstoff, der die weißen Blutkörperchen und damit auch die Helferzellen anregt. Man hat gehofft, dass die Stärkung des Immunsystems auch den Verlauf der HIV-Infektion günstig beeinflusst. Deshalb wurden in zwei großen Studien Patienten zusätzlich zu den HIV-Medikamenten mit Interleukin-2 behandelt. Nach sieben Jahren waren zwar die Helferzellen in der Interleukin-2-Gruppe höher, aber es kam in dieser Gruppe dennoch genauso häufig zu Aids-definierenden Erkrankungen wie in der Patientengruppe, die nur HIVMedikamente einnahmen. Das Thema Interleukin-2 ist damit erledigt. gab-Magazin: Es wird oft von einer möglichen Heilung der HIVInfektion gesprochen. Ramona Pauli: Das Wort Heilung hat auf dem Kongress niemand in den Mund genommen, denn niemand kann dazu eine konkrete Aussage treffen. Aber es wird intensiv in dieser Richtung geforscht. Durch neue, feinste Meßmethoden konnte man jetzt HI-Viren aufspüren, die durch die Netze unserer bekannten Tests geschlüpft sind. Diese Viren stammen aus langlebigen Immunzellen, in denen sie von Beginn der Infektion an schlummern. Nur wenn diese Immunzellen sterben, können wir HIV aus dem Körper entfernen. Unsere bisherigen Medikamente erreichen diese versteckten Viren nicht, aber ich bin sicher, dass die Forschung auch hier erfolgreich sein wird. Nur wann es soweit sein wird, wissen wir heute noch nicht. (fez)
Illustration: Christoph Niemann
Vom 8. bis 12. Februar fand in Montreal der wichtigste Kongress für HIV-Behandler statt. Auf der CROI (Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections) diskutierten Wissenschaftler aus der ganzen Welt über Prävention, Therapie und Forschungserfolge im Kampf gegen die HIV-Infektion. Dr. Ramona Pauli, HIVÄrztin aus München, zu Ergebnissen und Erkenntnissen.
WEG DAMIT!