Sasarbasar-doku Ll

  • Uploaded by: Jörg Kantel
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Kiezfest

sarsteig

23./24. Juni im Sa

Zielstellung und originäres Anliegen des SasarBasars war, dem Einzugsbereich Flughafenkiez einen Anlaß der nachbarschaftlichen Zusammenkunft zu ermöglichen und im Rahmen eines Flohmarktes ein Kiezfest zu bewerkstelligen, das unter möglichst breitgefächerter Teilhabe der Anwohnerschaft stattfindet. Die Einstufung des Areals als „Problemkiez“ und eine nur geringe Zusammengehörigkeit und Identität der allgemeinen Anwohnerschaft haben dieses diese Idee herausgefordert, zumal der Ort des Sasarsteigs selbst symbolisch für ein etwas verkommenes Verantwortungsgefühl im Kiez verstanden werden kann. Unproblematisch gestaltete es sich, die angedachten Stände an Interessenten zu vergeben, da sich frühzeitiges Interesse im Zuge der Werbemaßnahmen ( Aushänge, Briefkasteneinwürfe), durch schlichtes Herumsprechen und Zusagen bereits Informierter abzeichnete (darunter der Kize Kulturverein, das Frauenfrühstück, der AKI Kulturverein ). Die zugehörige Kommunikation und Koordination war zwar zeitaufwändig, aber unkompliziert und barg immer wieder das freudvolle Erlebnis, die Stände entgegen der Erwartung kostenfrei vergeben zu können. Die ankündigenden Plakate, deren Gestaltung mir oblag, wurden überwiegend vom Tawilverlag in der Reuterstraße gefertigt, der mir preislich am meisten entgegen kam. Ein freundlicher Marktstandhändler konnte mir früh ein äußerst kulantes Angebot unter der Bedingung der Selbstabholung unterbreiten, womit das Herzstück des SasarBasars gesichert war. Die Bühne wurde angenehm unbürokratisch von der Manege in der Rütlistraße zur Verfügung gestellt. Die Technik wurde samt ganzzeitlicher Betreuung vom ortsnahen Betreiber einer Eckkneipe (Sandmann) preisgünstig bereitgehalten und mit gesponsertem Strom der ev. Schule Neukölln durch den Hausmeister, Herr Noack, versorgt. Mit diesen Absprachen im Rücken und dem Geld aus dem kleinen Aktionsfonds des Quartiersmanagements Flughafenkiez konnte man zuversichtlich auf das Wochenende des SasarBasars zusteuern, wobei es immer wieder merkwürdig war, den Ort abzulaufen und den kommenden Event nur virtuell vor dem geistigen Auge abrufen zu können, während der Sasarsteig in gewohnter Unwirtlichkeit brachlag.

Die ersten Handgriffe des Unkrautjätens, Gangbarmachens und Kotbeseitigens am frühen Morgen des betreffenden Wochenendes waren daher tatsächlich von erleichternder Konkretheit. Bei der anschließend geplanten, frühmorgendlichen Standabholung zeigten sich die ersten Widrigkeiten, die sich aus persönlichen Bittstellungen und zeitlich eng gestraffter Organisation ergeben. Diese einzuhalten, bedarf es größerer Routine und Verbindlichkeit als gegeben war. Trotzdem konnten wir trotz zeitlichem Verzug die Stände mit geeinten Mühen der anwesenden Nachbarn und Freunde aufbauen. Dabei kam der größte Risikofaktor, den ich im Vorfeld sorgenvoll befürchtet hatte, zum tragen: Regen. Zu diesem Zeitpunkt bedurfte es großen Trotzes und unablässigen Glaubens dem SasarBasar zu einem soliden Stand zu verhelfen. Als die Stände sich dann doch langsam füllten und schlussendlich die Bühne aufgebaut war, ging das erste Konzert fast zeitgleich mit dem ersten steten Sonnenschein einher und ermöglichte die erhoffte ausgelassene Athmospähre, die die nächsten anderthalb Tage anhalten sollte. Alle beteiligten Bands, die überwiegend aus dem Kiez stammten, spielten, als würden sie bezahlt werden und trugen zur Stimmung ungemein bei, weswegen ihnen besonderer Dank gebührt. Gekennzeichnet war der SasarBasar in der Folge von buntem Allerlei, musikalisch getragener Atmosphäre und entspanntem Beisammensein, das so manchen Austausch bisher unvertrauter Kiezmenschen ermöglichte oder sich die Präsenz voneinander im selben Lebensraum zumindest vor einem gelösten Hintergrund vor Augen führte.

So kamen Menschen in Kontakt, die sich sonst kaum persönlich begegnet wären. Die Stände setzten sich aus überwiegend konventionellem Trödel, herbeigetragen von Kiezfamilien, zusammen, ergänzt durch Essensstände, Projekte und vereinzelte Künstler, die insgesamt eine bunte Mischung hervorbrachten. Dabei kam es, wie ich finde, dem gesamten Marktflair entgegen, gewerbliche Händler vom Geschehen fernzuhalten, denn so blieb der persönliche Umgang sowie die private Begegnung von Nachbarn auf beiden Seiten gewahrt. Trotzdem kaum einem Händler ein großartiges Geschäft gelang, war die Stimmung überwiegend fröhlich. Besonders am zweiten Tag zeigte sich, welchen Wert der SasarBasar, neben Besuchern aller Altersgruppen, insbesondere für Kinder hatte: frei gebliebene Stände wurden umgehend mit Spielsachen belegt, die Kinder aus der Nachbarschaft mitbrachten und sich andernfalls auf Decken zwischen den Ständen niederließen. So stieß auch das am Sonntag endlich aufgebotene Angebot für Kinder zu malen und zu spielen auf großes Interresse, dem man , im Angesicht der Vielzahl der Kinder, kaum angemessen gerecht werden konnte. Besonderer Dank gilt der ehrenamtlichen Engagement der Beteiligten (besonders Steffen Schmolke vom Netzwerk Spiel/Kultur, den Leuten vom Breitenkunst ev, sowie Sarah Haase und dem Direktor der ev. Schule, Herr Weiser, für die Bereitstellung der Wand).

Offenbar wurde dabei das überbordende Bedürfnis der Kinder, unterhalten zu werden, um den Spieltrieb nicht in übermütiges Handeln zu kanalisieren, wie es ein paar Mal der Fall war und mit entsprechend ausgeweitetem Angebot sicherlich hätte vermieden werden können. Dennoch wird der SasarBasar vielen Kindern als besonderes Erlebnis in Erinnerung bleiben wie die bisherigen zahlreichen Anrufungen auf der Straße bereits gezeigt haben. Besonders beim Abbau, der nicht von besonderer Koordiniertheit meinerseits gekennzeichnet war, zeigte sich, wie viel Bereitschaft sich entwickelt hatte, zusammen zu wirken: beim finalen Abbau und Abtransport summierten sich viele anpackende Kräfte, mit denen vorher nicht zu rechnen war. In jenen Stunden empfand ich die Stimmung als sehr verbindnend und damit voll im Sinne des SasarBasars. Auch darüber hinaus hoffe ich, dass der SasarBasar im kollektiven Kiezgedächtnis haften bleibt und womöglich bei einem weiteren Mal auf breitere Unterstützung stößt. Denn ein Großteil der gesteckten Erwartungen sind, trotz einiger unerfüllt gebliebener Ergänzungen von meiner Seite ( Gestaltung von Eingangsbereich und Umgebung, Bühnengestaltung, historische Informationen zum Sasartsteig, Ausweitung des Konzert- und Unterhaltungsangebots), voll aufgegangen, bis hin zur Menschenfülle und Athmosphäre. Viele gelungene Momente, einige ermöglicht nur durch gemeinsames Wirken entschädigen für jede Mühe.

Text und Gestaltung von Max Adam Photos von Gabi Kantel, Sebastian Klatt, Hans Wallner

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