Bildung Für Die Massen Statt Opium Des Volkes - Eine Vergleichende Untersuchung Der Rezeption Des Populärkulturellen Hybrid-sub-genre Doku-soap (honours-thesis)

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SAE Institute Berlin in association with Middlesex University London

Honours-Thesis

Bildung für die Massen statt Opium des Volkes Eine vergleichende Untersuchung der Rezeption des populärkulturellen Hybrid-Sub-Genre Doku-Soap

Dieses Dokument ist als Open-Access-Buch unter der CC-by-nc-nd 3.0-Lizenz veröffentlicht. Mehr zu der Lizenz und der Open Access-Initiative auf der nächsten Seite.

Module Name:

Research Project / Professional Portfolio

Module Number:

303

Date Submitted:

30.11.2007

Award Name:

Bachelor of Arts (Honours) Film Making

Year:

2005 / 2006

Name:

Julio Olmo Poranzke

City:

Berlin

Country:

Germany

Module Leader:

Frank Lymann

Staffing:

Frank Lymann

Word Count:

12493

Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte zu: Kurzform: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/ Komplette Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/legalcode Oder schicken Sie einen Brief an: Creative Commons 171 Second Street, Suite 300 San Francisco California 94105 USA Kurzform der Lizenz: Es ist Ihnen gestattet: Das Werk vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen

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Inhaltsverzeichnis 1

Einleitung, Methode, These 1.1

Einleitung.....................................................................................................4 1.1.1

1.2

2

4

Struktur und Herangehensweise.......................................................... 5 These............................................................................................................7

Definitionen

8

2.1

Mediale Inhalte............................................................................................ 8

2.2

Rezipient...................................................................................................... 8

2.3

Genre............................................................................................................8 2.3.1

Infotainment......................................................................................... 8

2.3.2

Reality-TV............................................................................................ 9 2.3.2.1

2.4

3

Doku-Soap und Reality-Soap......................................................9

Definition Unterhaltung............................................................................ 10

Unterhaltung als Rezeptionsziel

12

3.1

Regulation des Energiebudgets...............................................................12

3.2

Das Streben nach angenehmen Erleben................................................. 12

4

3.2.1

1. Abwechslung.................................................................................. 13

3.2.2

2. Selbstbestimmung/Souveränität.....................................................14

3.2.3

3. Kontrolle.........................................................................................15

Entstehung von Unterhaltung 4.1

16

Unterhaltung durch Nicht-Initialisierung gesellschaftlicher Werte und Normen...................................................................................................... 18

4.2

Die triadisch-dynamische Unterhaltungstheorie.................................... 19 4.2.1

Phase 1: Vor und zu Beginn der Rezeption........................................21

4.2.2

Phase 2: Transaktion der Mikro- und Makroebene und Entstehung der Makroemotion 'Unterhaltung'..............................................................22

4.2.3

5

Phase 3: „Postkommunikativ. Unterhaltung und Stimmung“...............25

Rezeptionsmotive und -verarbeitung 5.1

5.2

27

Grundlegende Motive................................................................................28 5.1.1

Neugierde.......................................................................................... 28

5.1.2

Wissenserwerb...................................................................................28 Individuelle Motive und Verarbeitung...................................................... 29

5.2.1

Hilfe zur Selbsthilfe............................................................................ 29

5.2.2

Alltagsflucht/-verarbeitung durch Schicksalsspiegelung.....................30

5.2.3

Identitätsbildung und Orientierung.....................................................31

5.2.4

Ablenkung.......................................................................................... 33

5.3

6

Motive für eine kommunikative Verarbeitung in der Gruppe.................33

Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption

36

6.1

Thema/Inhalt.............................................................................................. 36

6.2

Die Protagonisten......................................................................................36 6.2.1

Stereotypen........................................................................................38

6.2.2

Laiendarsteller .................................................................................. 39

6.2.3

Inszenierte Protagonisten...................................................................41

6.2.4

Offsprecher........................................................................................ 41

6.2.5

Alters-, Generations- und Geschlechtszugehörigkeit .........................42

6.3

Serielle Eigenheiten.................................................................................. 42 6.3.1

Mehrere Handlungsstränge................................................................42

6.3.2

Cliffhanger/Reminder......................................................................... 43

6.4

Kameraführung......................................................................................... 44

6.5

Musik und Ton........................................................................................... 44

6.6

Filmschnitt, optische Veränderungen und grafische Elemente.............45

7

6.6.1

Grafische Elemente............................................................................46

6.6.2

Verfremdungen des Bildes................................................................. 46

Zusammenfassung und Ausblick

48

7.1

Zusammenfassung....................................................................................48

7.2

Ausblick..................................................................................................... 49

8

Literaturverzeichnis

54

9

Abbildungsverzeichnis

63

10

Anhang

64

1

Einleitung, Methode, These

1

EINLEITUNG, METHODE, THESE

1.1

EINLEITUNG

In der Debatte um Sinn oder Unsinn von Fernsehinhalten, um Bereicherung für oder Verdummung der Massen, wird oft angeführt, meist von Seiten der Produzenten/Sender, dass nur das gesendet wird, was die Zuschauer sehen wollen. Diese Aussage, vergleichbar der Frage nach der Henne und dem Ei, sorgt dafür die Rolle des Rezipienten falsch einzuordnen. Der Leitspruch „Wir senden, was die Leute sehen wollen sollen“ 1 ist zwar nach wie vor aktuell, aber die Bedeutung hat sich verschoben. Denn mit der Einführung des Privatfernsehens wandelte sich die Rolle des Rezipienten, den „das Programm [...] umfassend informieren, anregend unterhalten und zur Bildung beitragen“ 2 soll, fortan zu einem potentiellen Konsumenten der dargebotenen Waren und Wertvorstellungen.

Publiziert wird, verkürzt gesprochen, um zu verdienen. Medien sind Kultur- und Wirtschaftsgüter zugleich.3 Redakteure

oder

Drehbuchautoren

müssen

immer

abwägen

zwischen

der

“Zuschauerschaft, die 'drangehalten' werden muss (und nicht den Kanal wechseln soll)“ 4 und derjenigen, die informiert werden soll. In der Regel setzt sich die größere Zuschauergruppe durch, und das ist meistens die erstgenannte.5 Gezeigt wird, was bestimmte Zielgruppen zu bestimmten Zeiten am wahrscheinlichsten sehen wollen, beziehungsweise gilt es, im Idealfall

gleich mehrere Zielgruppen

anzusprechen. „Der entscheidende Punkt ist nicht, wie sehr eine Sendung individuell gefällt sondern, ob sie zumindest so weit gefällt, dass nicht um- oder gar abgeschaltet wird.“6 1

Grimme, Adolf, (Ohne Jahr). Nach: Hallenberger, 1995, 8

2

Richtlinien des ZDF 1989. Nach: Schicha, 1999, (Ohne Seitenangaben) Kapitel Unterhaltung

3

Karmasin, 2005, 102

4

Tulloch, 2001 36

5

Vgl. ebd., 37

6

Hallenberger, 1995, 9

Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin

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1

Einleitung, Methode, These

Doku-Soaps unterstützen diesen Ansatz gleich in mehrfacher Hinsicht. Etwa durch unterschiedliche Handlungsstränge ist es möglich, für verschiedene Zielgruppen ein unterhaltsames Angebot zu liefern, und auch die gezeigte (vermeintliche) Realität trägt stark zu dem Erfolg dieses und anderer Subgenres des Dokumentarischen bei. Ich stimme Williams zu, dass die Unterscheidung zwischen Unterhaltungssendung und (anspruchsvollem) Kulturprogramm das „Fortdauern eines Ressentiments, eines mehr oder weniger unbewussten Affekts gegen die Demokratisierung bedeutet. 'Kultur' werde auf diese Weise erneut einer Elite vorbehalten, während die breite Bevölkerung als kulturlose Masse verunglimpft werde.“7 Mittlerweile,

so

scheint

es,

haben allerdings

auch Jene

Fernsehunterhaltung durch Doku-Soaps gefallen gefunden, die

an

der

'seichten'

sich durch diese

Klassifizierung sozial wie auch intellektuell abheben wollten. So haben Doku-Soaps sich über alle Sendergrenzen hinweg fest in der deutschen TVLandschaft etabliert. Zwar sind gewisse Unterschiede hinsichtlich der Themen und der Darstellung bei den einzelnen Sendern zu erkennen. So wird etwa bei Arte etwas mehr Wert auf Doku gelegt, bei RTL II etwas mehr auf Soap. Doch das Prinzip der Wissensübermittlung durch Vereinfachung der Realität ist bei allen Formen zu finden. In meiner Facharbeit Neokonservatismus und Doku-Soaps befasste ich mich mit den dominierenden Themen, den transportierten Wert- und Normvorstellungen und mit der Frage wer von diesem Wertetransfer profitieren kann,8 etwa von der „Durchsetzung einer arbeitsmarktgerechten Persönlichkeit“9. Darauf aufbauend werde ich mich in dieser Arbeit mit der häufig zu wenig beachteten Rolle des Rezipienten beschäftigen. Ich werde mich mit der Frage beschäftigen, warum entscheidet sich der Rezipient für ein unterhaltendes anstatt belehrendes Format entscheidet und wie das Gesehene während und nach der Rezeption verarbeitet wird.

1.1.1

STRUKTUR UND HERANGEHENSWEISE

Da sich bis heute keine einheitliche Definition für die verschiedenen Formen von RealityTV durchsetzen konnte, werde ich in Kapitel 2 beschreiben, welche formellen Definitionen 7

Vgl. Williams, 1987. Nach: Haselstein, 1997, 68

8

Vgl. Poranzke, 2005, 16-28

9

Vgl. Beck, 1986, 206, nach: Müller, 1995, 102

Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin

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1

Einleitung, Methode, These

und Bezeichnungen, nicht nur auf Fernsehgenres bezogen, ich in dieser Arbeit verwenden werde. Zur Beantwortung der Frage, ob Doku-Soaps für den Rezipienten vorrangig unterhaltende Informationen, oder

(eher beiläufig) informierende Unterhaltung bieten, werde ich in

Kapitel 3 zunächst klären, warum unterhaltende Medienangebote für den Rezipienten reizvoll sind. Ausgehend von der Annahme der Cultural Studies, dass der Rezipient erst durch seine aktive Beschäftigung der Sendung Bedeutung zuweist / Inhalt produziert, und somit jeder Rezipient zu einem individuellen Ergebnis kommen kann, werde ich in Kapitel 4 unter Berücksichtigung der Unterhaltungstheorie Werner Frühs betrachten, wie dieser Prozess abläuft. Schon 1956 schlugen Horton und Wohl vor, die Aktivität der Medienrezeption (vor allem die der Fernsehrezeption) im Zusammenhang mit sozialer Interaktion zu betrachten. 10 Diese

Interaktion,

die

kognitive

und

kommunikative

Verarbeitung

der

Rezeptionserkenntnisse, stelle ich in Kapitel 5 dar, um dann in Kapitel 6 die Lenkung der Rezeptionserkenntnisse

und

-verarbeitung

durch

die

Programmentwickler

zu

untersuchen. Im letzten Teil meiner Arbeit werde ich versuchen aufzeigen, ob und in wie weit sich die Erkenntnisse über die Rezeption von Doku-Soaps mit der Annahme meiner These vereinbaren lassen.

Auf den Einfluss, die technische Veränderungen auf die Produktion von Medieninhalten haben, werde ich in dieser Arbeit nur vereinzelt eingehen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die technische Entwicklung das Sehverhalten der Rezipienten und auch ihre Akzeptanz, was die Darstellung und die Inhalte von Medien anbelangt, verändert. Die heutige

weite

Verbreitung

von

Mobiltelefonen

oder

digitalen

Fotokameras

mit

Videofunktionen haben sicherlich ebenso zur Akzeptanz einer immer stärkeren Intimisierung der Inhalte beigetragen, wie auch die Verbreitung des Internets, wo jeder Rezipient ohne größere Hürden zum Produzent werden kann. Es ist eine Analogie zu sehen zwischen dem Distributionsweg von Dokumentarfilmen vom Kino über das Fernsehen und private Videoaufzeichnungen zu den so genannten 'neuen Medien' wie das Internet - und den immer „privateren Formen des Dokumentarfilms und [der] damit 10

Vgl. Wulff, 1993, 149

Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin

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verbundene Fragmentisierung und Privatisierung des Publikums“.11

1.2

THESE

Im Bild sein hat gebildet sein ersetzt. Unsere Kultur kann man mit unseren Autos vergleichen, sie werden immer komplizierter, sie werden immer schneller, sie stehen immer häufiger im Stau, sehen alle irgendwie alle gleich aus und produzieren ganz nebenbei heiße Luft.12 Auch wenn ich dieser Kritik zustimme, gehe ich davon aus, dass Doku-Soaps wesentlich mehr enthalten (können) als nur heiße Luft. Und so versuche ich in dieser Arbeit herauszufinden, ob sich Doku-Soaps eignen, um die ursprünglichen Ziele des Dokumentarfilms zu erfüllen, nämlich Aufklärung, Bildung und Kritik zu vermitteln, zu transportieren oder anzuregen, oder ob gerade der Verzicht auf allzu kritische und in die Tiefe gehende Inhalte den bisherigen Erfolg dieses Hybridgenres ausmachen. Viele Themen von Doku-Soaps oder eigentlich des gesamten Programmangebots der Massenmedien vereinfachen Sachverhalte, anstatt sie zu erhellen. Indem ein Teil der Informationen verschwiegen wird, wird der andere Teil „immer fester und fester als herrschende Meinung etabliert.“13 Diese „Tendenz zum Reden der einen und zum Schweigen der anderen“ 14 zu durchbrechen, ist mein persönlicher Anreiz bei dieser Arbeit, denn

Reality-TV in seiner jetzigen Form ist ein diffuses und unausgereiftes Genre, es beinhaltet jedoch Elemente, die eine Chance zur effektiven Informationsvermittlung bieten.15 Dem zustimmend ist es mein Ziel, in der vorliegenden Arbeit die folgende These zu überprüfen:

Durch die Verbindung von Elementen fiktiver serieller Produktion mit den inhaltlichen und ethischen Ansprüchen herkömmlicher Dokumentarfilme kann das hybride Subgenre Doku-Soap aufklärende und anspruchsvolle Themen breiten Bevölkerungsschichten zugänglich machen, dadurch eine Beschäftigung mit diesen Themen herbeiführen und somit kritisches Denken und bewusstes Handeln 11

Hughes, 1997. In: Roscoe / Hughes, 1999, 135

12

Jebsen, 2007, Abschrift: Poranzke

13

Meyn, 2004, 239

14

Ebd., 2004, 239

15

Wegener, 1994, 152

im Alltag der Rezipienten fördern.

2

2

DEFINITIONEN

2.1

MEDIALE INHALTE

Definitionen

Zur besseren Verständlichkeit spreche ich in dieser Arbeit von (Fernseh-)Inhalten oder (Fernseh-)Programm. Nur wenn ich bewusst auf eine allgemeinere Rezeption hinweisen möchte, werde ich, wie auch Früh und Fiske16, der gängigen wissenschaftlichen Ausdrucksform folgen und von Texten sprechen. Vertreter der Cultural Studies sehen in den verschiedenen Medien nicht zwangsläufig einen Unterschied und sprechen deshalb generell von Text.

2.2

REZIPIENT

Die Formulierung 'Rezipient' an Stelle von 'Zuschauer' ist, in Anlehnung an die Cultural Studies, bewusst gewählt, um zu verdeutlichen, dass das Schauen einer Fernsehsendung eine aktive Beschäftigung darstellt und nicht bloß ein passives Zuschauen. Dies gilt für die Rezeption aller Medien durch Alle. So bin auch ich, teils durch Vorwissen, aber gerade auch durch das Verfassen dieses Textes, Teil eines Rezeptionsprozesses17, der immer ein wechselseitiges Zusammenspiel zwischen Text und Rezipient beinhaltet.18

2.3

GENRE

2.3.1

INFOTAINMENT

Infotainment (Information + Entertainment) stellt einen Sammelbegriff dar für alle Formen des Reality-TV und anderer unterhaltender Informationssendungen. Teilweise wird auch von Edutainment (Education + Entertainment) gesprochen. Wie der zweite Namensteil in beiden Fällen verdeutlicht, beinhalten alle Sendungen dieser Kategorie unterhaltende 16

Fiskes erstes Buch trägt den passenden Titel Reading Television.

17

Vgl. Tulloch, 2001, 42

18

Vgl. Mikos, 2003, 101

Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin

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2

Definitionen

Elemente.

2.3.2

REALITY-TV

Reality-TV bezeichnet nach Lücke alle Genres, in denen die Sendungen „private und teilweise intime Beziehungsaspekte zwischen sich nahe stehenden Personen“ 19 thematisieren oder beinhalten. Weitere Gemeinsamkeiten sind Personalisierung, Emotionalisierung, Intimisierung, Stereotypisierung, Dramatisierung, die Illusionierung, dabei zu sein (Live-Charakter), also eine Vermischung von Fiktion und Realität, die Verbindung von Information und Unterhaltung und der Einsatz nicht prominenter Protagonisten. Wobei auch Prominente zum Einsatz kommen, zum Beispiel die Sängerin Sarah Connor in der Doku-Soap Sarah und Marc in Love20, allerdings werden sie selten in der Rolle des Stars gezeigt, sondern als Privatpersonen. Anders als herkömmliche Dokumentationen oder Informationssendungen enthalten Reality-TV-Sendungen immer mindestens einen Protagonisten. Allen Reality-TV-Genres ist zudem gemein, dass sie hybrid sind. Das heißt, sie setzen sich immer aus verschiedenen Elementen anderer Genres zusammen. Dies erschwert eine Kategorisierung. Für diese Arbeit sind die beiden Sub-Genre des Reality-TV, Doku-Soap und Reality-Soap, relevant, wobei der Fokus auf Doku-Soaps liegt.

2.3.2.1

DOKU-SOAP UND REALITY-SOAP

Die Protagonisten in Doku-Soaps werden an realen Schauplätzen gezeigt. Das Kamerateam kommt zu den Protagonisten. Bei Reality-Soaps kommen die Protagonisten zum Kamerateam. Zudem sind die Handlungsorte der Reality-Soaps von der Produktion inszeniert oder zumindest vorgegeben.

Als eindeutig zu identifizierender Vertreter der Doku-Soaps sei hier die Sendung Toto & Harry21 genannt, in der zwei Streifenpolizisten die bei ihrer alltäglichen Arbeit begleitet 19

Lücke, 2002, 52

20

Vgl. http://www.prosieben.de/music_cd/samil/

21

Vgl. http://www.sat1.de/ratgeber_magazine/ffs/themen/content/21160/

Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin

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wurden. Prominentester Vertreter der Reality-Soaps ist sicherlich Big Brother22, die Sendung, in der Menschen in einen Container gesperrt und rund um die Uhr beobachtet wurden.23 Oft ist es jedoch nicht so einfach, die Grenzen zu ziehen. Die Sendung Die Super Nanny24 zum Beispiel würde ich den Doku-Soaps zuordnen, da die Protagonisten (Familien mit Erziehungsproblemen) das Kamerateam zu sich kommen lassen. Allerdings bringt dieses Team eine 'Super Nanny', namentlich Katia Saalfrank, mit, eine Protagonistin, die durch die Produktion an einen fremden Ort geschickt wird. Noch schwieriger gestaltet sich die Kategorisierung bei der Sendung Willkommnen in der Nachbarschaft. Wieder kommt das Kamerateam zu den Protagonisten, aber es bringt noch andere 'fremde' Protagonisten mit. In dieser Sendung werden nacheinander verschiedene Protagonistengruppen in ein leer stehendes Haus geschickt, und am Ende entscheiden die Alteingesessenen, wer von diesen Gruppen das Haus geschenkt bekommt. Womit noch dass, eigentlich eher den Reality-Soaps zuzusprechende Element der Spielshow hinzukommt.

Auch die Sender sind sich scheinbar nicht sicher, wie sie die verschiedenen Sendungen einordnen sollen. So befindet sich Informationen auf der Internetseite des Senders zu der bereits erwähnten Sendung Toto & Harry im Bereich Ratgeber und Magazine, und die ebenfalls als Doku-Soap kategorisierte Sendung Wie die Wilden im Bereich Comedy und Show.25

2.4

DEFINITION UNTERHALTUNG

Wie bereits erwähnt, ist Unterhaltung ein Merkmal aller Reality-TV-Sendungen. Eine eindeutige Definition von Unterhaltung gibt es in der Kultur- und Sozialwissenschaft allerdings nicht26 und kann es nach Lothar Mikos auch gar nicht geben, da „die alltägliche Realität der Mediennutzung“ ein individueller Prozess ist, der sich nicht kategorisieren lässt.27 Mikos sieht gar ein Problem im Begriff der Unterhaltung an sich. Einerseits dient der 22

Vgl. http://www.rtl2.de/591.html

23

Und ab Januar 2008 auch wieder beobachtet werden können. Vgl. http://www.rtl2.de/7999.html

24

Vgl. http://www.rtl.de/ratgeber/familie_876804.php

25

Vgl. http://www.sat1.de/comedy_show/wiediewilden/

26

Vgl. Früh, 2003, 12-13

27

Vgl. Mikos, 1997, 95

Begriff Unterhaltung „zur Bezeichnung einer Programmkategorie des Fernsehens,“ 28 die wiederum verschiedene Formate umschließt. Aus Sicht der Rezipienten bedeutet der Begriff ein positives Erlebnis, allerdings ohne klar definierbar zu sein. 29 Dadurch ist es für Mikos schwierig, das Medium Fernsehen generell als Unterhaltung anzusehen, und er hält es für interessanter, „zu erforschen, unter welchen Bedingungen keine Unterhaltung entsteht“30. Hallenberger hält zwar eine Kategorisierung in zum Beispiel, 'Information', 'Bildung', 'Unterhaltung' und 'Lebenshilfe' für verwendbar, aber auch er weist darauf hin, dass diese Umschreibungen nicht exklusiv vergeben werden können. Denn „prinzipiell lassen sich jeder Fernsehsendung sowohl verschiedene Angebotsmuster als auch unterschiedliche mögliche Nutzungsweisen unterstellen“ 31. Er weist aber weiter darauf hin, dass es falsch ist, generell aus der „Öffnung von Fernsehtexten zum Rezipienten eine völlige Beliebigkeit von rezeptiven Prozessen zu folgern.“32 Zwar ist es möglich, dass ein Rezipient beim Anschauen

der

Abendnachrichten

Unterhaltung

empfindet,

dennoch

kann

das

Programmangebot in die alle vier oben genannten Angebotsschemata unterteilt werden. Auch

Keppler

weist

darauf

hin,

dass „Medienangebote

[...]

immer

Kommunikationsangebote [sind], die einige Wahrnehmungen eher nahelegen als andere, [...] in denen eine Art der Rezeption eher angelegt ist als eine andere.“33 Dennoch muss die Rezeption nicht diesen Vorgaben folgen. Der Rezeptionsprozess ist immer ein wechselseitiges Zusammenspiel von medial vermittelten und konkreten, auf den realen Alltag bezogenen Einflüssen.34 Meyn wie auch Karmasin35 wiederum sehen in dieser Wechselwirkung vor allem das Publikum a l s die Bedeutung von Massenmedien bestimmend an, verkennen aber ebenfalls nicht, dass auch die Aussagen der rezipierten Sendung Inhalt und Form des Rezeptionsprozesses beeinflussen.36

28

Mikos, 2003, 100

29

Vgl. ebd., 100

30

Ebd., 100

31

Hallenberger, 1995, 16

32

Ebd., 16

33

Keppler, 1995, 90

34

Vgl. ebd., 90

35

Vgl. Karmasin, 2005, 116-117

36

Vgl. Meyn, 2004, 229

3

3

UNTERHALTUNG

3.1

REGULATION DES ENERGIEBUDGETS

ALS

Unterhaltung als Rezeptionsziel

REZEPTIONSZIEL

Jedes Lebewesen, und somit auch jeder Rezipient, hat während einer Wachperiode (dem Zeitraum zwischen Aufwachen und Einschlafen) nur eine begrenzte Anzahl von Energie zur Verfügung. Diese Energie wird für alle physischen und psychischen Aktivitäten verwendet,37 entweder als „selbstbestimmter Energieeinsatz“, zum Beispiel durch freiwillige Ausübung eines Hobbys, oder zur „Erfüllung unbeeinflussbarer äusserer Einflüsse“38, zum Beispiel berufliche Pflichten. Diese zur Verfügung stehende Energie spielt auch bei der Auswahl eines Fernsehinhalts eine Rolle. Dabei verbraucht die Rezeption einer Fernsehsendung, bei der der Rezipient viele neue Erkenntnisse erlangt, mehr Energie als die Rezeption einer Sendung mit bereits bekanntem Sachverhalt.

3.2

DAS STREBEN NACH ANGENEHMEN ERLEBEN

Es ist ein menschliches Grundbedürfnis, sich mit etwas zu beschäftigen.39 Dieses Grundbedürfnis kann auch als „Streben[s] nach einem angenehmen Erleben“ 40 bezeichnet werden, infolge dessen nach Früh Unterhaltung entsteht. Für diese Entstehung sind, Früh weiter folgend, folgende drei Aspekte von elementarer Bedeutung:

1. Abwechslung 2. Souveränität/Selbstbestimmung 3. Kontrolle41

37

Vgl. Wünsch, 2006, 102

38

Früh, 2003, 29

39

Vorausgesetzt es steht genug Energie zur Verfügung. Ansonsten wird der sprichwörtliche Wunsch Energie zu tanken, zum Beispiel durch Schlaf, überwiegen.

40

Früh, 2003, 30

41

Ebd., 30

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3

Unterhaltung als Rezeptionsziel

Abbildung 1: Modell des triadischen Fittings (eigene Abbildung nach: Früh, 2003, 40)

3.2.1

1. ABWECHSLUNG

Abwechslung

verhindert

Langeweile,

welche

wiederum

verhindern

würde,

den

Rezeptionsprozess als angenehme Unterhaltung zu erleben. Abwechslung entsteht aus der Beschäftigung mit „äußeren oder inneren Reizen“42, wobei Früh Abwechslung nicht grundsätzlich oder ausschließlich auf die Inhalte bezieht, sondern auch

auf

den

kognitiven

42

Wünsch, 2006, 99

43

Vgl. Früh, 2003, 30-31

Prozess

der

Verarbeitung

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des

Gesehenen.43 Auch

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3

Unterhaltung als Rezeptionsziel

abwechslungs-, oder reizarme Inhalte können viel kognitive Abwechslung auslösen, zum Beispiel „Erinnerungen, Schlussfolgerungen oder kreative[n] Tagträume[n]“44.

Zwar bieten Doku-Soaps viel visuelle Abwechslung, unter anderem durch die Verwendung mehrerer Handlungsstränge, gleichzeitig bieten sie jedoch meistens nur wenig inhaltliche Tiefe, lassen dadurch also Platz für eigene Gedanken.

3.2.2 Früh

nennt

2. SELBSTBESTIMMUNG/SOUVERÄNITÄT als

einen

weiteren

wichtigen

Faktor

für

die

Entstehung

eines

Unterhaltungserlebens, dass dieses nicht erzwungen werden könne, im Gegensatz zu einem 'nur' angenehmen Erleben.45 Beispiel: Eine Geschäftsbesprechung in einem Whirlpool stellt kein Unterhaltungserleben dar, dennoch kann die Benutzung des Pools ein angenehmes Erlebnis sein. Unterhaltung könnte sich einstellen, wenn anstelle des Geschäftspartners eine befreundete Person anwesend ist, was natürlich auch der Geschäftspartner sein kann, und wenn dieses Treffen aus einem selbst bestimmten Grund stattfindet.

Selbstbestimmung ist also ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Unterhaltung. Der Begriff umfasst die Freiheit sowohl zu entscheiden, wie intensiv die Auseinandersetzung mit dem Inhalt stattfindet, als

auch mit welchem Inhalt sich der Rezipient

auseinandersetzt. Souveränität bedeutet auch die Möglichkeit, die gesellschaftlichen Regeln und Normen ignorieren und brechen zu können, ohne Konsequenzen im Alltag befürchten zu müssen.46

Aufmerksamkeit wird immer durch das ungewöhnliche Gewöhnliche produziert.47

44

Früh, 2003, 31

45

Vgl. Wünsch, 2006, 97

46

Vgl. Früh, 2003, 31-32

47

Karmasin, 2005, 105

Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin

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3

Unterhaltung als Rezeptionsziel

Damit meint Karmasin, dass das Geschehen zwar einen starken Bezug zur realen Umwelt des Rezipienten haben muss, aber diese nicht 1:1 widerspiegeln darf.48 Dies kann zum Beispiel durch die Wahl eines ungewöhnlichen Protagonisten oder durch den Bruch einer gesellschaftlichen Norm durch den Protagonisten oder die Sendung geschehen.

Auch wenn die Entstehung von Unterhaltungsempfinden von anderen anwesenden Personen beeinflusst werden kann, darf nicht außer acht gelassen werden, dass ein Rezipient zwar vortäuschen kann, dass er sich gut unterhält, z.B. durch Mitlachen, dass aber wirkliche Unterhaltung sich dadurch nicht zwangsläufig einstellt. Sicherlich kann eine Sendung allein wenig unterhaltend sein, aber in der Gruppe sehr wohl. Dann allerdings verlangt das aktuelle Unterhaltungsbedürfnis primär nicht die Rezeption einer Fernsehsendung, sondern die Beschäftigung der gemeinsamen Rezeption.

3.2.3

3. KONTROLLE

Eng mit der Selbstbestimmung/Souveränität hängt der Aspekt der Kontrolle über die Rezeption zusammen. Damit ist nicht der Eingriff in die Handlung des Fernsehprogramms gemeint, sondern die Möglichkeit

eines

„kontrollierten

Kontrollverlustes“49.

Der

Rezipient

kann

(gesellschaftliche) Tabus, Regeln oder Wert- und Normvorstellungen brechen oder sich mit Protagonisten identifizieren, ohne die Kontrolle aufgeben zu müssen.

Er kann

wechseln zwischen zwei Realitäten, seiner wirklichen und der des Gesehenen (Wirklichkeitstransfer oder Schicksalsspiegelung genannt), er kann die Rezeption jederzeit unterbrechen und in die Realität 'zurückkehren'.50 Um die Kontrolle zu behalten oder (erstmal) zu erlangen, muss der Rezipient wissen, dass das Gesehene nicht real ist. Ansonsten würden seine Werte und Normen initialisiert werden und verhindern, dass gegen sie verstoßen werden kann.

48

Vgl. Karmasin, 2005, 105

49

Früh, 2003, 34

50

Kontrolle bedeutet nicht das die Rezeption keine Auswirkungen auf den Rezipienten haben kann. Vgl. Kapitel 3.2.3

3. Kontrolle

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4

4

ENTSTEHUNG

VON

Entstehung von Unterhaltung

UNTERHALTUNG

Der Entstehungsprozess von Unterhaltung ist nicht allein vom Inhalt einer Sendung und ihrer Präsentation abhängig, sondern auch vom Vorwissen und den momentanen Empfindungen des Rezipienten. Als Teil der Populärkultur betrachtet stellen Fernsehsendungen nach Fiske „keine geschlossenen Einheiten dar, deren Sinn und Bedeutung ein Rezipient nur noch zu entschlüsselt bräuchte“51. Grimm kam in der Zusammenfassung seiner Studie Super-Nannys und ihr Publikum zu dem Ergebnis, dass die Schlussfolgerungen der Rezipienten nicht identisch mit den in der Sendung präsentierten sein müssen.52 „Die Rezepturen aus dem Fernsehen [werden] nicht einfach“53 übernommen. Auch Roscoe/Hughes sehen die Bedeutung von Medieninhalten erst „in der Interaktion von Text und Publikum in unterschiedlichen Rezeptionskontexten“ 54 entstehen. Somit lassen sich Fernsehsendungen auch nicht von vornherein als Unterhaltungs- oder Bildungsangebote kategorisieren.

Schmidt ist zwar der Meinung, dass prinzipiell alles unterhalten kann, merkt aber wie auch Fiske55 an, dass bei einigen Angeboten die Wahrscheinlichkeit größer ist als bei anderen.56 Dieses Wechselverhältnis zwischen Kommunikator und Rezipient erklärt sich aus der Art und Weise, wie sich Unterhaltung einstellen kann. Er zählt drei Möglichkeiten auf:

1. Die bewusste Suche nach Unterhaltung. 2. En passant, zum Beispiel beim ziellosen 'zappen' durch die Fernsehkanäle 3. Im Nachhinein, wenn sich erst nach dem Konsum der Sendung ein

51

Fiske, 1993, 12. Nach: Mikos, 2001, 363

52

Vgl. Grimm, 2006, 6

53

Ebd., 5

54

Roscoe / Hughes, 1999, 144

55

Fiske, 1993, 12. Nach: Mikos, 2001, 364

56

Schmidt, 2003, 339

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Entstehung von Unterhaltung

Unterhaltungsempfinden einstellt.57 Auch Früh wählt eine ähnliche Kategorisierung und nennt folgende

Arten von

Unterhaltungsrezeption:

Die „motivierte Unterhaltungsrezeption“58 - hier sucht der Rezipient gezielt Unterhaltung im Fernsehen und geht mit einer entsprechenden Grundhaltung an das Programm heran. Dabei spielen die gerade aktuellen Definitionen von Unterhaltung (des Rezipienten) die Hauptrolle. Die Hürde: „Die Unterhaltungsangebote müssen zu den eigenen momentanen Bedürfnissen passen und auch das Umfeld muss geeignet sein, um Unterhaltung zu ermöglichen.“59 Früh nennt dies triadisches Fitting60.

Die “habitualisierte Unterhaltungsrezeption“61 - hier hat der Rezipient keine konkreten Erwartung an den Unterhaltungswert des Fernsehprogramms. Es stellt nur eine „Berieselung“ dar. Dennoch wird der Unterhaltungswert nebenbei analysiert. Bei einer Übereinstimmung mit den momentanen Unterhaltungsbedürfnissen wird zur motivierten Unterhaltungsrezeption gewechselt.62

Die „motivierte[n] Rezeption mit anderem Fokus und beiläufigem Unterhaltungserleben“63 hier erwartet der Rezipient zunächst keine Unterhaltung, sondern die Möglichkeit des Informations- oder Wissenserwerbs. Aber auch Sendungen, die formal als Information beziehungsweise nicht als Unterhaltungssendung eingestuft werden, enthalten häufig unterhaltsame Elemente64.

Nehmen diese Unterhaltungselemente überhand, dann wirken sie störend, und die Aufmerksamkeit

des

Rezipienten

sinkt

(oder

er

schaltet

um/aus).

Besonders

Infotainmentsendungen, zu denen auch Doku-Soaps gezählt werden können, beinhalten 57

Vgl. ebd., 329

58

Früh, 2003, 39

59

Ebd., 39

60

Vgl. ebd., 40-41

61

Ebd., 47

62

Vgl. ebd., 47

63

Vgl. ebd., 48

64

Ebd., 49

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Entstehung von Unterhaltung

diese Gefahr. Es ist aber auch möglich, dass der Rezipient seine Erwartung ändert und sich auf die Unterhaltung einlässt. Dies ist auch in der anderen Richtung gegeben, wenn der Rezipient eine Unterhaltungssendung erwartet und stattdessen eine Sendung mit (überwiegendem) Informationsgehalt rezipiert. Entweder ändert er seine Erwartung von Unterhaltung zu Informationsvermittlung, was während einer Rezeption auch mehrmals passieren kann,65 oder er wird „nicht mehr aufmerksam der Handlung bzw. dem Thema folgen, sondern stattdessen den Gesichtsausdruck und die Mundbewegungen einer Opernsängerin sehr komisch finden, die Frisur der Nachrichtensprecherin für altmodisch halten und die Dokumentation einer Flutkatastrophe oder einer Kriegsszene als Actionszenen genießen [...]“66

4.1

UNTERHALTUNG DURCH NICHT-INITIALISIERUNG GESELLSCHAFTLICHER WERTE UND NORMEN

Wenn Fernsehen generell als Unterhaltung angesehen wird, hält Mikos das triadische Fitting Frühs für wenig sinnvoll, da Unterhaltung „als subjektives Erleben entsteht, unabhängig von den konkreten Strukturen des medialen Angebots“67. Dem stimmt Früh insofern zu, als dass er Fernsehen gar nicht als ausschließlich unterhaltsam beschreibt, denn kulturelle Werte und Normen würden es verhindern, dass ein Rezipient bei realem beziehungsweise als real empfundenem Unglück Unterhaltung empfinden kann. Hans-Otto Hügel erläutert dies am Beispiel des Zirkus. Ein Artist reproduziert ein Kunststück, meist unterstützt durch dramaturgische Elemente wie zum Beispiel einem ersten missglückten Versuch. Der Rezipient weiß um die Inszenierung und kann sich dadurch auf eine Unterhaltung durch das Dargebotene einlassen. Würde Anlass zu der Vermutung bestehen, dass das Kunststück misslingt, oder es sich gar nicht um ein solches handelt, sondern der Künstler sich tatsächlich einer mit Messern werfenden Person gegenübersieht, würde der Rezipient sich im ersten Fall ärgern, dass der Künstler unfähig ist, eine gelungene Vorstellung darzubieten, und im zweiten Fall mit ihm leiden oder ihn warnen und eventuell helfen. Unterhaltung würde sich in beiden Fällen nicht 65

Vgl. Grimm, 2006, 6

66

Früh, 2003, 49

67

Mikos, 2003, 100

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einstellen.68 Nur das Wissen um die Fiktion der Darbietung ermöglicht es, die Initialisierung der kulturellen Werte und Normen zu verhindern.69 Gerade die 'Nichtinitialisierung' der Werte und Normen beziehungsweise deren bewusste oder unbewusste Missachtung nennt Früh als wichtige Vorraussetzung, um Unterhaltung erleben zu können. Dem stimmt Andrea Keppler zu, allerdings auf Daily-Soaps bezogen. Die „Erfahrung einer Differenzierung der Welten ist [...] die Vorraussetzung für das Vergnügen der Rezeption.“70 Zum Beispiel, wenn es dem Rezipient dadurch ermöglicht wird, Dinge zu erleben, die im Alltag nicht erlebt werden dürfen. Es ist ein Unterschied, ob der Rezipient selbsterlangtes Zeugenwissen über ein

begangenes Verbrechen besitzt, oder ob er einen Beitrag

darüber rezipiert (hat). Im ersten Fall würde er gegen die gesellschaftliche Verpflichtung verstossen, die Polizei zu unterrichten, wenn er, etwa aus Sympathie zu dem Täter, diesen nicht verrät (Stichwort: Robin Hood). Im zweiten Fall nutzt der Rezipient nur das ihm Dargebotene, er kann dies alleine tun und muss niemanden etwas davon verraten (oder Konsequenzen fürchten71), er kann es sogar genießen. Er kann das Kamerateam 'vorschicken' und behält jederzeit die Kontrolle, er kann umschalten oder sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

4.2

DIE TRIADISCH-DYNAMISCHE UNTERHALTUNGSTHEORIE

Mit der Triadisch-Dynamischen Theorie versuchte Früh einen Rahmen dafür zu schaffen, was der Begriff Unterhaltung eigentlich beschreibt. Er geht dabei, anders als zum Beispiel die Wortführer/Vertreter der 'Frankfurter Schule'72, Horkheimer und Adorno, nicht von einer relativ einseitigen und zielsicher steuerbaren (von Seiten der Produzenten/ Machtinhaber) Manipulation der Rezipienten aus 73, „von einer Allmachtstellung des Fernsehens“ 74, sondern er betrachtet das Zusammenspiel von sozialen, kulturellen und situativen 68

Vgl. Hügel, 1993, 126-127

69

Früh, 2003, 45

70

Keppler, 1995, 92

71

Vgl. Haldenwang, 2

72

„Die Vertreter dieser Schule versuchten die politische Ökonomie von Marx mit der Psychoanalyse von Freud zu einer kritischen Theorie über die kapitalistische Gesellschaft zu verbinden.“ PhilLex - Lexikon der Philosophie (Ohne Seitenangaben)

73

Vgl. Horkheimer/Adorno, 1992, 147. Nach: Mikos, 2003, 90

74

Meyn, 2004, 237

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Faktoren genauer. Dabei orientiert er sich an den Cultural Studies, „die von der prinzipiellen Mehrdeutigkeit von Fernsehserien ausgehen“ 75 und dem Rezipienten eine aktive Rolle im Rezeptionsprozess zuschreiben. 76 Es sollte den Rezipienten „überlassen sein [...], sich eine eigene Meinung zu bilden“77. Zwar ist der Versuch einer Manipulation durch die Medien(-produzenten) nicht von der Hand zu weisen78, aber zur Erklärung der Entstehung von Unterhaltung im allgemeinen und zur Erklärung der Popularität von Doku-Soaps im speziellen zu vernachlässigen. Carsten Wünsch sieht in dem triadisch-dynamischen Modell ebenso wie Früh 79 ein Rahmenmodell80, welches „prinzipiell in der Lage ist, einen größeren Teil der bereits vorgestellten81 Theorien zu integrieren“82 und das zudem ermöglicht, zu veranschaulichen, „wie negative Emotionalität bei der Rezeption von Inhalten audiovisueller Medien in positiv valenzierte Unterhaltung 'überführt' wird, und warum umgekehrt nicht jede positive Emotionalität bei der Rezeption als angenehme Unterhaltung empfunden wird – wie [...] also Valenz transformiert wird.“83

Das grundlegende Konzept der TDU nach Früh:

Unterhaltung durch Fernsehen entsteht als angenehm erlebte Makroemotion im Zuge eines transaktionalen Informationsverarbeitungsprozesses unter der Bedingung, dass bestimmte personale, mediale und situative bzw. gesellschaftliche Faktoren kompatibel sind und der Rezipient außerdem die Gewissheit hat, die Situation souverän zu kontrollieren.84 Unterhaltung als Makroemotion entsteht auf der Metaebene aus dem Zusammenspiel und 75

Hallenberger, 1995, Seite 16

76

Vgl. ebd., 16

77

Roscoe / Hughes, 1999, 151

78

Vgl. Poranzke, 2005, 28-32

79

Vgl. Früh, 2003, 18

80

Vgl. Wünsch, 2006, 87

81

Wünsch untersucht und vergleicht sowohl nicht-rezeptionsorientierte, soziale, inhaltliche und anthropologische Ansätze sowie rezeptionsorientierte Ansätze, die motivationale und emotions- und erregungspsychologische Ansätze, wie auch den Ansatz Unterhaltung als Spiel oder Erleben betrachten. Vgl. ebd., 15-86

82

Ebd., 87

83

Ebd.,114

84

Früh, 2002, 240, In: Wünsch, 2006, 95

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dem Abgleich der Empfindungen auf der Mikroebene und dem Kontrollprozess, der die Zweckdienlichkeit überprüft und die Fitting-Kontrolle durchführt.85 Doch bevor es zur Entstehung der Makroemotion kommt, diese entsteht erst in der zweiten von insgesamt drei Phasen der motivierten Unterhaltungsrezeption nach Früh, muss der Rezipient erst überprüfen, ob das Programm seinen momentanen konkreten Unterhaltungsbedürfnissen entspricht.

Abbildung 2: Dynamisches Zweiebenenmodell der Unterhaltungsrezeption (eigene Abbildung nach: Früh, 2003, 41)

4.2.1

PHASE 1: VOR UND ZU BEGINN DER REZEPTION

Wenn der Rezipient gezielt nach Unterhaltung sucht, wird er das zur Verfügung stehende Programm zuvor überprüfen/selektieren, entweder mit Hilfe von Programmzeitschriften86 oder beim Durchschalten der Fernsehkanäle, unterstützt durch seine „Kenntnis bestimmter wiederkehrender Programmstrukturen“87. Aus dieser Mischung aus konkreten Hinweisen und auf der „Grundlage von Vorwissen, Interferenzen und Attributionen“ 88 kann 85

Vgl. Abbildung 2, 21

86

Vgl. Stauff, 2006, 271

87

Früh, 2003, 39

88

Ebd., 39

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Entstehung von Unterhaltung

der Rezipient erste Schlussfolgerungen ziehen, ob Unterhaltung zu erwarten ist. Es kann schon ausreichen, allein das Genre zu erkennen, um eine gewisse Erwartung an das Programm zu erzeugen.89 Diese Aussicht auf Unterhaltungspotential nennt Früh Zweckdienlichkeitskontrolle.90 Wenn diese zwei Faktoren des triadischen Fittings, der Wunsch nach Unterhaltung und die Aussicht auf Unterhaltungspotential, gegeben sind, wird der dritte Prozess initialisiert. Das Unterhaltungsangebot muss auch die Art von Unterhaltung bieten, die der Rezipient im aktuellen Moment als für sich unterhaltsam ansieht. Früh zählt zu diesem Faktor, dem Fitting-Control auch Umwelteinflüsse dazu, etwa ob alleine oder in der Gruppe rezipiert werden soll.91 Nach diesen Faktoren wählt der Rezipient nun sein Programm aus mit einer mehr oder weniger genauen Erwartungshaltung, ohne allerdings andere Rezeptionsziele wie zum Beispiel Information oder Bildung gänzlich auszublenden.92

4.2.2

PHASE 2: TRANSAKTION DER MIKRO- UND MAKROEBENE UND ENTSTEHUNG DER

MAKROEMOTION 'UNTERHALTUNG'

In der zweiten Phase, dem Rezeptionsprozess, wird die Zweckdienlichkeits- und Fittingkontrolle

ununterbrochen

fortgeführt,

nun

allerdings

auf

das

konkrete

Fernsehprogramm angewandt, wobei die zuvor gebildeten Erwartungen in die Rezeption mit einfließen und „fortlaufend geprüft und modifiziert“93 werden. Dies geschieht auf zwei Ebenen, der Mikro- und der Makroebene. Auf der Mikroebene wird Szene für Szene „verarbeitet und kontrolliert, ob sie zu den Erwartungen hinsichtlich inhaltlicher, formaler bzw. wertender und dynamischer Art“94 passt.95 Stimmt die Auswertung der Mikroebene mit der in der ersten Phase gebildeten Erwartungshaltung hinsichtlich der Art der Unterhaltung überein, festigt sich diese auf der

89

Vgl. Pietraß, 2002, 501

90

Vgl. Früh, 2003, 39

91

Vgl. Früh, 2003, 39-41

92

Vgl. ebd., 41

93

Ebd., 42

94

Ebd., 42

95

Vgl. Abbildung 2, 21

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Entstehung von Unterhaltung

Makroebene (für die gesamte Sendung).96 Sollte die Analyse der Mikroebene jedoch nicht den Vorstellungen entsprechen, führt dies zu Irritationen bis hin zu einem Wechsel der Ergebnisse auf der Makroebene. In den meisten Fällen ändert sich allerdings nur die Unterhaltungserwartung. Der Rezipient lässt sich entweder darauf ein, oder er schaltet um/ab. Früh weist darauf hin, dass sich auch unterschiedliche, „sich gegenseitig überlagernde Makrostrukturen“97 bilden

können,

die

auf

anderen

sozialen

oder

situativen

Erfahrungen/Empfindungen des Rezipienten basieren. Ein anschauliches Beispiel, so Früh98, sind “etwa unterschiedliche Handlungsstränge in Filmen“99. Während der Überprüfung der Mikroebene kommt es immer wieder zu Szenen oder Sequenzen, die nicht als unterhaltend empfunden werden. Allerdings ändert der Rezipient seine Erwartungen auf der Makroebene nicht sofort, sondern erst, wenn die Länge der 'Nicht-Unterhaltung' zu lang wird. Die tolerierte Länge ist dabei von Rezipient zu Rezipient unterschiedlich. Früh nennt dies 'kognitiv-affektive-Trägheit'100. Die kognitive und affektive „Interpretation der Mikroebene“ 101 fasst nicht nur die einzelnen Szenen zusammen und analysiert sie, sondern bringt diese Erkenntnisse, nicht mehr nur Szene für Szene, sondern als Ganzes, mit anderem (Vor-)wissen zusammen und zieht daraus

Schlussfolgerungen

beziehungsweise

entwickelt

daraus

Emotionen,

die

unterhalten können - entweder direkt auf die Sendung bezogen oder „auf Ziele, die außerhalb der Sendung, z.B. in der eigenen Person liegen“, etwa zur Bestätigung von eigenen, „kulturbedingten Werteprinzipien“102 oder „zu sozialen Vergleichsprozessen“103. Der Rezipient kann so dem Beitrag eine „Funktion für die eigene Person“ zuschreiben. Er kann sein eigenes Handeln und Erleben kommentieren, und zwar aus einer Distanz, die ihm jederzeit erlaubt, Kontrolle über seine Empfindungen zu behalten. Kann er durch diese Handlung Selbstbestätigung oder einen Wissensgewinn erzielen als Folge eines 96

Die Erwartungshaltung wird zwar schon vor der Rezeption gebildet, unterliegt aber während des eigentlichen Rezeptionsvorgangs einer stetigen Modifikation und beeinflusst die Unterhaltung fortwährend.

97

Früh, 2003, 42

98

Vgl. Früh, 2002, 213. Nach: Früh, 2003, 42

99

Ebd., 42

100 Ebd., 42 101 Ebd., 43 102 Ebd., 43 103 Ebd., 43

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überwiegend positiven Resultats dieser Kommentierung, kann dies seine „Informationsund Emotionsverarbeitungsprozesse verstärken“, oder auch ihre Bedeutung umkehren. So kann ein negatives Ereignis auf der Mikroebene, etwa die Darstellung von familiären Problemen,

durch

Kommentierung

des

Rezipienten

zu

einer

positiven

Erfahrungserweiterung auf der Makroebene werden.104

„Ich bin lebendig und ein anderer ist tot“, schreibt Christiane von Wahlert105, und erinnert an Canettis Analysen dazu – jeder Anblick eines Toten verleiht dem Lebenden, dem Überlebenden neben Angst, Schrecken, Entsetzen und Trauer auch ein Gefühl der Überlegenheit und des Triumphes [...].106 Früh merkt an, dass dennoch nicht jede positive Emotion zu Unterhaltung werden muss. Er versucht dies anhand eines „etwas komplizierte[n] Beispiel[s] mit drei Varianten“ 107 zu verdeutlichen. Drei Personen rezipieren ein anspruchsvolles Buch. Erstens: Der Rezipient, ein Schüler, wird von den 'Herrschenden' gezwungen, dieses Buch zu lesen. Dadurch, dass er das Buch nicht freiwillig rezipiert, wird die Entstehung eines Unterhaltungsempfindens unterbunden. Bei der zweiten Variante handelt es sich um einen bildungshungrigen Rezipienten, der das Buch zwar freiwillig rezipiert, aber dies tut, um seinen „Bildungstand und damit sein Ansehen“

zu

erhöhen.

Dadurch

fehlt

der

„Unverbindlichkeitscharakter“,

die

Selbstbestimmung. Die Rezeption bewirkt keinen unverbindlichen Kompetenzgewinn, sondern einen (selbst-)verordneten Prestigegewinn, etwa weil im vorhandenen oder angestrebten sozialen Umfeld des Rezipienten dieses Wissen als wichtig erachtet wird. Der dritte Rezipient sieht es als persönliche Herausforderung, an den Text zu verstehen. Er tut dies nur für sich und muss somit keine Konsequenzen befürchten, sollte er scheitern (etwa weil er den Inhalt nicht versteht). Mit diesem in der Tat etwas komplizierten Beispiel versucht Früh aufzuzeigen, wie soziative und situative Einflüsse bewirken können, dass ein und die selbe Handlung nicht

104 Vgl. ebd., 43 105 Wahlert, 1993, 22. Nach: Wulff, 1995, 118 106 Wulff, 1995, 118 107 Früh, 2003, 44-45

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Entstehung von Unterhaltung

zwangsläufig unterhaltsam sein muss.108

Unterhaltsamkeit entsteht , wenn der Eindruck bleibt, die ganze „Identitätsarbeit“ oder sonstige Funktionen seien nur eine schöne Zugabe, ein „Mehrwert“ anlässlich eines Verhaltens, das man auch um seiner selbst Willen sowieso durchgeführt hätte.109

PHASE 3: „POSTKOMMUNIKATIV. UNTERHALTUNG UND STIMMUNG“110

4.2.3

Im Anschluss an die Rezeption verblassen die Makroemotionen langsam, im Unterbewusstsein bleiben sie jedoch noch eine ganze Weile erhalten, verlieren aber ihren direkten Bezug zum auslösenden Ereignis, sprich dem rezipierten Fernsehinhalt. 111 Sie können

allerdings

(teils

unbewusst)

zukünftiges

Verhalten

(mit-)prägen

oder

-beeinflussen.112

Zwei Beispiele von Gleich für Aufmerksamkeitssteigerung oder Sensibilisierung durch Themen, die mittels Reality-TV-Sendungen rezipiert wurden: Im ersten Beispiel rezipierten zwei Gruppen von Jugendlichen an fünf aufeinander folgenden Tagen Talkshows. Die eine Gruppe rezipierte Sendungen, in denen Themen wie „Homosexualität, Transsexualität oder Tätowierungen/Piercings“ 113 positiv behandelt wurden. Die andere Gruppe rezipierte Daily-Talkshows zu Themen wie Mode, Schönheit und ähnliches, „eher neutral und nicht wertend aufbereitet“114. Das Ergebnis ergab, dass die erstgenannte Gruppe zum einen den Anteil an Homosexuellen oder transsexuellen in der Gesellschaft höher einschätze als ihre tatsächliche Zahl (soweit diese überhaupt messbar ist115). Zum anderen war ihre Einstellung ihnen gegenüber weniger ablehnend. 116 Gleich macht aber darauf aufmerksam, dass dieser Effekt nur auf die behandelten 108 Vgl. ebd., 44 109 Ebd., 45 110 Früh, 2003, 47 111

Vgl. Früh, 2003, 47. Und: Mehling (Ohne Seitenangaben)

112 Vgl. Chill/Meyn, 1998, 7 113 Gleich, 2001, 528 114 Ebd., 528 115 Anmerkung Poranzke 116 Vgl. Gleich, 2001, 528

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Entstehung von Unterhaltung

Themen zutraf. „Ein Transfereffekt im Sinne einer generell weniger restriktiven Haltung (z.B. auch gegenüber anderen Themen) konnte nicht festgestellt werden.“117

In einem anderen Fall bemüht Gleich eine kriminalistische Studie, die Reality-TVSendungen

wie Notruf118 untersuchte. Das Ergebnis war, dass 60% der häufigen

Rezipienten sich unsicher fühlen, knapp ein Drittel davon sogar sehr.119 Bei Personen, die diese Sendung nicht rezipiert hatten, lag die Quote 20% niedriger.120

117 Ebd., 528 118 1992–2006 (RTL). Reality-TV-Magazin. Hans Meiser präsentiert spektakuläre Unfälle und

dramatische Rettungsaktionen, die sich wirklich zugetragen haben, für die Sendung jedoch nachgestellt werden. Niggemeier (Hrsg.), (Ohne Seitenangaben) 119 Vgl. auch: Schuster, 2007, (Ohne Seitenangaben) 120 Vgl. Gleich, 2001, 226-227

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Die

Rezeptionsmotive und -verarbeitung

5

REZEPTIONSMOTIVE UND -VERARBEITUNG

Entscheidung,

eine

verschiedlichster

unterhaltende

Motivation

heraus

Doku-Soap

erfolgen.

Es

zu

rezipieren,

reicht nicht aus,

kann

aus

nur

den

Unterhaltungsaspekt zu betrachten, oder das Rezeptionsziel allein in dem Wunsch nach Realitätsflucht zu sehen,121 um die Entscheidung für die Rezeption einer Doku-Soap und die damit verbundene Verarbeitung durch den Rezipienten zu erklären. 122 Auch lässt sich die Entscheidung für ein Programmangebot nicht nur auf den direkten Inhalt einer Sendung zurückführen, denn bei der Rezeption „werden den sozialen Erfahrungen der Rezipienten gemässe Bedeutungen produziert und 'verhandelt'; die primären Texte sind dafür oft kaum mehr als der Anlass“123.

Die Motivation für die Rezeption einer Doku-Soap und die Art, wie die daraus gewonnenen Informationen Verwendung finden, habe ich in drei Kategorien unterteilt. Die erste Kategorie umfasst die Grundmotivationen, durch die die nachfolgend betrachteten Motive und ihre Verarbeitungsmöglichkeiten erst zustande kommen. Die zweite Kategorie betrachtet die individuellen Rezeptionsmotive und ihre Verarbeitung beim einzelnen Rezipienten. Als dritte folgt die Kategorie der kommunikativen Verarbeitung in einer Gruppe. Allerdings stellt diese Unterteilung keine absolute Trennung dar. Die Kategorien können sich gegenseitig bedingen und beeinflussen. Ein Rezipient, der alleine rezipiert, kann dies (auch) tun, um danach die Rezeptionsergebnisse in einer Gruppe zu nutzen. Oder er nutzt die Erkenntnisse aus einer kommunikativen Verarbeitung in einer Gruppe für sich als Individuum weiter. Auch können beide Rezeptionsarten bereits Motiv der Rezeption sein oder erst durch die Rezeptionsverarbeitung initiiert werden, als Folgemotiv und -verarbeitungsprozess.

121 Vgl. Karmasin, 2005, 114 122 Vgl. Gleich, 2001, 525 123 Müller, 1993, 58

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5.1

GRUNDLEGENDE MOTIVE

5.1.1

NEUGIERDE

Rezeptionsmotive und -verarbeitung

Grimm sieht, auf die Reality-Soap Big Brother, Staffel 1 und 2, bezogen, „kognitive und emotionale Stimulation (Neugier und Erlebniswert)“ 124 als ein zentrales Motiv an, weist aber darauf hin, dass seine Studie ergeben hat, dass „die Ausrichtung auf das Alltägliche die Ausrichtung auf das Außergewöhnliche überwiegt“ 125. Nolte hingegen sieht die Neugier der Rezipienten, am Beispiel der Doku-Soap Die Super Nanny aufgezeigt, hauptsächlich durch Kuriositäten, sprich möglichst extreme Problemfälle befriedigt.126 Da der Rezeptionsprozess sich nicht linear auf eine Befriedigungsart beschränkt, und die Gewichtung sich verschieben kann,127 halte ich es für wichtiger, das Motiv Neugier als den Wunsch anzusehen, Neues zu erfahren. Dabei ist es erst einmal nebensächlich128 ob diese Neugier durch Voyeurismus oder Schadenfreude befriedigt wird oder durch konkrete Hilfestellungen, was Grimm dem überwiegenden Teil der Rezipienten der 'Super Nanny“ konstatiert.129 Hinter dem Motiv, voyeuristische Neugier zu befriedigen, vermutet auch Gleich die Suche nach „spezifische[n] Bewältigungsstrategien“130.

5.1.2

WISSENSERWERB

Das dem Motiv Neugier zuzuordnende Motiv Wissenserwerb kann zum einen dem bewussten Streben nach Informationen oder Standpunkten dienen, im Sinne von „Fernsehen als Lehranstalt“131, es kann aber auch nur ein unbewusstes 'Zwischenmotiv' darstellen, um dadurch eines der im folgenden genannten Motive zu befriedigen. Auch muss das Motiv der Neugier nicht auf ein Streben nach Informationen beschränkt 124 Grimm, 2001, 55 125 Ebd., 55 126 Vgl. Nolte. Nach: Karagöl, 2007, (Ohne Seitenangaben) 127 Vgl. Kapitel 4.2

Die triadisch-dynamische Unterhaltungstheorie

128 Nur auf die Motive und den generellen Verarbeitungsprozess, nicht auf die vermittelten Inhalte und Werte bezogen. 129 Vgl. Grimm, 2006, 4-6 130 Gleich, 2001, 526 131 Psychographics-Studie des IFM (heute Rheingold-Institut). Nach: Koschnick (1), (Ohne Seitenangaben)

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Rezeptionsmotive und -verarbeitung

sein, sondern kann losgelöst vom eigentlichen Inhalt der Sendung als Kompetenzgewinn, oder -bestätigung dienen, etwa durch das Erkennen von sich wiederholenden Handlungsoder Gestaltungsmustern.132 Generell ist Wissenserwerb, gleich welcher Art und welchen Umfangs, wichtige Vorraussetzung für die weitere Verarbeitung der Rezeption. Dieses Alltagswissen „schließt zugleich operative Fähigkeiten ein, um mit Situationen, gewohnten wie überraschenden, mit eingespielten wie neuen Aufgaben, mit Menschen, seinen sie vertraut oder fremd, angemessen, effizient und erfolgreich umgehen zu können“133.

5.2

INDIVIDUELLE MOTIVE UND VERARBEITUNG

5.2.1

HILFE ZUR SELBSTHILFE

Grimm

kommt in der Zusammenfassung seiner länderübergreifenden Studie Super

Nannys und ihr Publikum zu dem Ergebnis, „dass durchschnittlich junge Frauen unter 30 mit Kind [diesen Sendungen] folgen, um sich in Erziehungsfragen beraten zu lassen“ 134, vornehmlich Personen, die der „Erziehungsberatung durch offizielle Einrichtungen eher kritisch“135 gegenüber stehen. Diese Sendungen werden also, nach Grimm, nicht zur Stillung des Bedürfnisses nach Unterhaltung rezipiert, sondern (überwiegend) bewusst auf der Suche nach Hilfe oder Rat.136 Dem stimmt auch die ehemalige Chefin der Unterhaltungsabteilung des Fernsehsenders RTL 2 zu.

Das Besondere an den Service- und Infoformaten liegt darin, dass sie die Fragen, das Informationsbedürfnis und die Wünsche der Zuschauer nach einem Leitfaden in ihrem persönlichen Leben stillen.137 132 Vgl. Früh, 2003, 34 133 Kübler, 2005, 12 134 Karagöl, 2007, (Ohne Seitenangaben) 135 Ebd. 136 Vgl. Arnold, 2006, 2 137 Hofem-Best. Nach: Winkler, 2005, (Ohne Seitenangaben)

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Rezeptionsmotive und -verarbeitung

Die Verarbeitung der Rezeption bezieht sich dabei auf den konkreten Sendungsinhalt, ohne jedoch die dargestellten Lösungen ohne Hinterfragen zu übernehmen.

5.2.2

ALLTAGSFLUCHT /-VERARBEITUNG

DURCH

SCHICKSALSSPIEGELUNG

Keppler ist der Ansicht, auf Daily-Soaps bezogen, dass das Interesse der Rezipienten „nicht primär der Wirklichkeit [gilt], sondern ihrem „Schein: einer vereinfachten, geordneten und nach dramaturgischen Gesetzen rhythmisierten Wirklichkeit“.138 Die Rezeption stellt eine gewisse 'Flucht' vor der oft „viel komplexeren, weit ungeordneteren, oft ereignisarmen“139 Realität dar, dem „eintönigen und unwiederholbaren Verlauf des realen Lebens“140. Der Rezipient kann sich in einen Protagonisten hineinversetzen und so dessen Rolle einnehmen oder für eigene Zwecke umdeuten, was im Alltag nicht möglich wäre, oder wodurch Konsequenzen zu fürchten wären.141 Der Rezipient behält zudem jederzeit die Kontrolle wieder in die Realität 'zurückzukehren'. Für diese Schicksalsspiegelung 142 nutzten etwa australische Schulkinder, einer Studie von Hodge und Tripp143 zufolge, die Daily-Soap Prisoner, die in einem Frauengefängnis spielte. Zur Verarbeitung ihrer alltäglichen schulischen Machtkämpfe mit den Lehrern, versetzten sie sich in die Rolle der Inhaftierten und ihre Lehrer in die des Gefängnispersonals. Die Schüler „nutzten das Programm zur Begründung resistenten Verhaltens in der Schule“144. Auch die Psychographics-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Rezipient sich zum Beispiel in die Rolle eines (TV-)Mörders versetzen kann, um das (TV-)Opfer gegen eine reale Person auszutauschen in seiner Phantasie.145 Dieselbe Studie weist aber auch darauf hin, dass es genauso gut möglich ist, sich in einen 138 Keppler, 1995, 95 139 Vgl. ebd., 95 140 Ebd., 99 141 Vgl. Gleich, 2001, 524 142 Vgl. Koschnick (1), (Ohne Seitenangaben) 143 Vgl. Hodge/Tripp, 1986. Nach Müller, 1993, 54 144 Müller, 1993, 54 145 Vgl. Koschnick (1), (Ohne Seitenangaben)

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Rezeptionsmotive und -verarbeitung

positiven (TV-)Helden hineinzuversetzen, etwa um dem monotonen Berufsalltag zu entkommen. Für die Verarbeitungsmethode Schicksalsspiegelung ist somit weniger die konkrete inhaltliche Handlung ausschlaggebend, als die Identifikation mit einem Protagonisten, als Möglichkeit reale Probleme, vorrangig resultierend aus dem Ungleichgewicht der Machtverteilung zwischen Rezipient und einem Widersacher (Lehrer, Eltern, Vorgesetzte, die Regierung, et cetera.) zu verarbeiten.146 Die Schicksalsspiegelung bedeutet aber nicht unbedingt, dass das phantasierte Verhalten in die Realität übernommen wird. In diesem Punkt herrscht noch immer ein erbitterte Debatte, momentan vorrangig über gewaltverherrlichende Computerspiele (Killerspiele) geführt, aber auch das Medium Fernsehen ist immer wieder Gegenstand dieser Debatte.147 Unabhängig

vom jeweiligen Standpunkt ist

allerdings

festzuhalten,

dass

diese

Schicksalsspiegelung für das alltägliche Leben des Rezipienten eine leitende Funktion einnimmt, und somit die Inhalte nicht als völlig beliebig angesehen werden dürfen. Noch einmal auf die australische Studie bezogen, bin ich der Meinung, dass die Inhalte eine wichtige Rolle im schulischen Alltag der Rezipienten spielen, und somit diese Art der Konfliktbewältigung eine nicht zu unterschätzende Wirkung hat.148 Eine amerikanische Studie hat ergeben, dass gerade Kinder und Jugendliche für die Übernahme

gewalttätigen

Verhaltens

empfänglich

sind,

abhängig

von

der

durchschnittlichen Rezeptionsdauer und ihrer Fähigkeit, das Gesehene zu verarbeiten.149 Nach Fiske ist die Rezeption ein „Prozess, in dem Menschen aus ihren sozialen Erfahrungen 'Sinn machen' und der zugleich auf diesen Erfahrungen fusst“150.

5.2.3

IDENTITÄTSBILDUNG

UND

ORIENTIERUNG

Ein Transfer medialer Rezeptionserkenntnisse ist auch für die „soziale[n] Produktion

146 Vgl. Müller, 1993, 54 147 Vgl. beispielsweise: http://www.zeit.de/computer/killerspiele 148 Vgl. Haldenwang, 3 149 Schön, 2005, 3-4 150 Vgl. Müller, 1993, 54

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5 individueller

Identitäten“151 oder

zur

Rezeptionsmotive und -verarbeitung Stabilisierung

dieser152 s o w i e für

eine

Orientierungsfunktion im Alltag des Rezipienten von hoher Bedeutung.153 Auch für Wulff ist die „Konstitution von Sozialität ein Funktionsaspekt von Fernsehen154. Dies bestätigt nach Gleich auch eine nicht näher benannte amerikanische Studie, die eine Beeinflussung bestimmter Aspekte der Realität als gegeben ansieht. Etwa die Annahme, „dass viel mehr Menschen außereheliche Beziehungen haben oder sich scheiden lassen, als es in der Realität der Fall ist“155.

Hofem-Best sieht Selbstreflexion der Rezipienten als eines der Rezeptionsziele der Reality-Soap Big Brother.156 Nach einer Studie des Rheingold-Instituts zu eben dieser Sendung 157 wird der mediale Alltag, etwa abwaschen, putzen oder kochen, immer wieder mit der eigenen Realität des Rezipienten abgeglichen. Diese Orientierung ist nicht auf Tätigkeiten beschränkt, sondern gilt auch in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen. Durch psychologische Analyse wird versucht, die Motive und Handlungen der Protagonisten „zu verstehen, vorherzusagen und zu analysieren“158.

Identität drückt sich jedoch nicht nur durch Gedanken, Werte und soziale Positionen aus. Sie wird auch sichtbar präsentiert. Auch eine ästhetische Verarbeitung von Medieninhalten trägt zur Identitätsbildung bei 159 und wird wiederum durch materielle oder eben ästhetische Zeichen zur Schau getragen.160 Zum Beispiel durch Kleidung, Frisur, aber auch durch Statussymbole wie zum Beispiel technische Geräte.161 Dies

dient

zur

Abgrenzung

gegenüber

anderen

151 Haselstein, 1997, 71 152 Gleich, 2001, 524-525 153 Vgl. ebd., 524 154 Wulff, 1993, 149 155 Vgl. Gleich, 2001, 525 156 Vgl. Hofem-Best, 2001, 2 157 Nach: Gleich, 2001, 530 158 Ebd., 530 159 Vgl. Winter, 1997, 86 160 Vgl. auch: Theunert/Gebel (Hrsg.), 2000, (Ohne Seitenangaben) Kapitel 6 161 Vgl. Koch-Gombert, 2005, 357

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Rezeptionsmotive und -verarbeitung

Identitätsgruppen oder um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zur Schau zu tragen.162 Als besonders praktisch erwies sich da die Frisur David Beckhams, eine Art Irokesenschnitt,

der, vorrangig über Massenmedien verbreitet, sehr schnell viele

Nachahmer fand. Anders als ein 'echter' Irokesenschnitt, bei dem die seitlichen Haare abrasiert werden, werden sie bei der 'Beckhamwelle' nur etwas gekürzt und zu einem Kamm in der Kopfmitte drapiert. So ist es den Trägern möglich, während der Arbeit eine 'normale' Frisur zu tragen und nur in der Freizeit, oder wenn es die gesellschaftlichen Regeln erlauben, etwas 'rebellischer' aufzutreten, sich abzugrenzen. Auch hier behält der Träger die Kontrolle und muss keine gesellschaftlichen Konsequenzen fürchten. Mit etwas Phantasie kann zwischen dieser Frisur und Doku-Soaps also eine gewisse Parallele erkannt werden.

5.2.4

ABLENKUNG

Nach einer Studie des Kölner Rheingold-Instituts bieten Daily-Soaps unverbindliche Entspannung und Erholung.163 Doch auch wenn eine Sendung nur zur Ablenkung rezipiert wird, etwa nach einem anstrengenden Arbeitstag, ist ihr keine völlige Beliebigkeit zuzusprechen. Auch nebenbei erworbenes Wissen, auch flüchtiges oder assoziatives, ist, nach Kübler164, „gewiss nicht weniger prägend als das schulische oder kulturell anerkannte Wissen“165. Somit können auch nebenbei erlangte Informationen sich im Bewusstsein des Rezipienten festigen und gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt Handeln und/oder Denken beeinflussen.

5.3

MOTIVE FÜR EINE KOMMUNIKATIVE VERARBEITUNG IN DER GRUPPE

Ein starkes Motiv für die Rezeption ist die kommunikative Verarbeitung der Erkenntnisse. Von daher ist es wichtig, dass Reality-TV-Sendungen nach oder auch schon während der Rezeption „Gesprächsstoff für Alltagskommunikation“166 bieten. Ein anderes Wort für 162 Vgl. Ziehe, 1991, 65. Nach: Bergmann, 1998, 70 163 Vgl. Gleich, 2001, 525 164 Vgl. Kübler, 2005, 141 165 Ebd., 141 166 Gleich, 2001, 529

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Alltagskommunikation wählt Andrea Keppler, sie spricht von Klatsch167. Diese Kommunikation ist wichtig „zur Aufrechterhaltung und Stabilisierung sozialer Beziehungen [... da sie] vorwiegend Personen betrifft, mit denen man in relativ intimen, häufig auch verwandtschaftlichen Beziehungen steht.“168 Wobei intim hier nicht zwangsläufig mit körperlicher oder geistiger Nähe gleichzusetzen ist. Auch zu Arbeitskollegen, selbst wenn keine Freundschaft besteht, oder gar offene Ablehnung vorherrscht, besteht ein relativ intimes/enges (Zwangs-)Verhältnis, verglichen mit der restlichen Welt. Durch die suggerierte Realität von Doku-Soaps wird ein Gefühl von Nähe zu den Protagonisten erzeugt. Der Rezipient kann sich in die gezeigte Welt hineinbegeben (ohne der Illusion zu erliegen, ein Teil dieser Welt zu sein) 169 und (vermeintlich) intime Details erfahren. Gerade diese Kenntnis 'intimer' Details über die Protagonisten ermöglichen es dem Rezipienten, an 'Klatsch-Gesprächen' in und mit der realen Umwelt teilzunehmen.170 Der britische Wissenschaftler Alex Mesoudi hat mit seinen Kollegen herausgefunden, dass Wissen, welches über ein Klatschgespräch vermittelt wird, also neben einer Personenbeschreibung auch pikante Details enthält, sich wesentlich besser im Gedächtnis festigt als rein sachliche, faktenbezogene Informationen zu einer Person. Außerdem ist dieses Wissen von großer Bedeutung für den Rezipienten, da es ihm hilft, sich im seinem sozialen Umfeld zu orientieren und die eigene „gesellschaftliche Stellung zu behaupten“171. Zum Beispiel kann ein Rezipient, der immer 'auf dem Laufenden' ist, in den Rang eines Meinungsführers 172 'aufsteigen' und dadurch zu einer Person werden, die den anderen Gesprächsteilnehmern Orientierung verschafft und so gleichzeitig seine Autorität und Identität stärkt. Ein Klatschgespräch über Protagonisten unterscheidet sich in zwei Punkten wesentlich von einem Klatschgespräch über reale Personen. Zum einen gibt es keine Möglichkeit der wechselseitigen Kommunikation, das 'Klatschopfer' kann sich nicht verteidigen. Zum anderen wissen die Teilnehmer an einem Klatschgespräch über einen Protagonisten, dass sie selbst niemals Gegenstand eines Klatschgesprächs zwischen dem Protagonisten 167 Keppler, 1995, 88 168 Ebd., 93 169 Vgl. Keppler, 1995, 85 170 Vgl. ebd., 92 171 Lehnen-Beyel, 2006, (Ohne Seitenangaben) 172 Meyn, 2004, 228

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Rezeptionsmotive und -verarbeitung

und den momentanen Gesprächsteilnehmern werden können. So können Urteile auch wesentlich extremer und ehrlicher ausfallen.173 In Klatschgeprächen geht es zwar nicht primär um sachliche, faktenbezogene Diskussionen, aber dennoch sieht Lampert „interpersonelle Kommunikation“ 174 als notwendig an, „eine größtmögliche Nachhaltigkeit der pädagogischen Botschaften zu erwecken“175. Diese (Klatsch-)Kommunikation muss nicht im direkten Kontakt stattfinden, sondern kann natürlich auch über telekommunikative Medien erfolgen (Telefon, Internet). Gerade in unserer Zeit, in der familiäre oder generell soziale Gemeinschaften räumlich immer weiter auseinanderdriften, zum Beispiel weil ein Teil der Mitglieder einem Arbeitsplatz hinterher ziehen

muss,

unterstützen

Medien

die

Bildung

und

Erhaltung

kultureller

Gemeinschaften.176

Bei sozialer Desintegration fällt die Rolle des Meinungsführers allein den Medien zu. Somit kann das Rezipieren einer Fernsehsendung den Ausgleich für fehlende soziale Integration darstellen. Für diesen Fall schätzt Meyn die Wirkungschancen des Fernsehprogramms sogar noch höher ein, da ein Kommunikationsprozess in der Primärgruppe, also dem direkten sozialen Umfeld, fehlt177 und damit auch ein gegenseitiger Austausch von Informationen oder Einstellungen. Je mehr der Rezipient den Kontakt zur realen Umwelt verliert, umso mehr ist er auf die mediale Realität angewiesen, denn er gewinnt so wieder ein Stück Kontakt zur Realität zurück.

Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass sämtliche Motive, die ich in Kapitel 5.1 und 5.2 angeführt habe, auch auf die kommunikative Verarbeitung bezogen werden können oder diese eine Nachfolgemotivation darstellen kann (und umgekehrt). Ebenso kann das Rezeptionsmotiv auch in der Kommunikation mit anderen sozialen Akteuren liegen und die rezipierte Sendung nur das Mittel zum zweck darstellen.

173 Vgl. Keppler, 1995, 93 174 Lampert, 2003, 475 175 Ebd., 476 176 Vgl. Haselstein, 1997,, 71 177 Meyn, 2004, 229

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Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption

PRODUKTIONSBEDINGTE UNTERSTÜTZUNG

DER

REZEPTION

Die Beeinflussung/Lenkung der kognitiven und kommunikativen Prozesse durch stilistische und erzählerische Mittel von Seiten der Produktion möchte ich im folgenden Kapitel näher betrachten.

6.1

THEMA/INHALT

Die Themen kommen den alltäglichen Sorgen und Nöten des Rezipienten sehr nah und befriedigen „dessen Neugier, Voyeurismus und Bedürfnis nach Rat“178. Diese Widerspiegelung der Realität beziehungsweise des Alltags des Rezipienten oder zumindest die Vorgabe, diesen wiederzugeben, macht die Attraktivität des Reality-TV aus, so Gleich.179 Karmasin merkt kritisch an, dass die Medien durch die Veröffentlichung der vorherrschenden Meinungen eine Art Ordnung schaffen, „denn sie selektieren immer nur beschränkte Ausschnitte der Lebenswelt“180.

Auch wenn die Bedeutung durch den

Rezipient miterzeugt wird, und dieser Prozess nicht direkt vorhersehbar ist, werden durch Stereotypisierung der Protagonisten und damit auch des Inhalts die Werte- und Wissensvermittlung gelenkt und beeinflusst.181

6.2

DIE PROTAGONISTEN

Den Protagonisten kommt in den Daily-Soaps eine besondere Rolle zu, verglichen mit einer (relativ) faktenbezogenen Nachrichtensendung. Die Protagonisten der Doku-Soaps, seien es Akteure in ihrem alltäglichen Umwelt oder vom

Sender

geschickte,

wie

etwa

die

'Super

Nanny',

haben

wesentliche

Gemeinsamkeiten mit den Schauspielern in Daily-Soap-Sendungen. Keppler befasst sich in Figur und Person – Identifikationsangebote im Fernsehen mit der Wahrnehmung und Wirkung von Figuren in Daily-Soaps auf den Rezipienten. Sie merkt 178 Haldenwang, 2 179 Gleich, 2001, 530 180 Karmasin, 2005, 106 181 Vgl. Lampert, 2003, 473

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Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption

an, dass eine „Vermischung der Realitäten“, wie teils kritisiert, teils bejubelt, zum Beispiel die Verwechslung von fiktiven Darstellern mit realen Personen [...] nur sehr selten statt[findet].182 Zwar würden sich viele Rezipienten durchaus mit den (Soap-)Darstellern identifizieren, allerdings darf dies nicht als Indiz gewertet werden, „dass die Zuschauer nicht länger zu unterscheiden wüssten zwischen Schauspielern und den Figuren, die sie verkörpern.“183 Weiter weist Keppler darauf hin, dass die Protagonisten interessant sein müssen, um die Rezipienten

an

eine

Sendung

zu

binden.

Dabei

müssen

die

dargestellten

Verhaltensweisen nicht „als einleuchtend oder richtig erscheinen. Dass sie uns immer wieder interessieren, ist viel wichtiger, als dass sie uns in ihrem Verhalten überzeugen.“184 Dafür ist es wichtig, dass die Protagonisten 'real' wirken. Es darf nicht der Eindruck entstehen, sie verkörpern nur eine (fiktive) Figur. Unter anderem durch diesen Eindruck, so Hofem-Best, konnte die dritte Staffel der Reality-Soap Big Brother die erhofften Einschaltquoten nicht erzielen.185 Keppler stimmt Hickethier zu, dass die meisten Zuschauer sehr schnell wissen, ob sie gerade eine dokumentarische oder fiktionale Sendung rezipieren.186

Bei Doku-Soaps mit mehr oder weniger 'echten' Personen als Darsteller, an realen Schauplätzen statt 'Pappkulissen' in einem Studio gedreht, 187 fällt diese Unterscheidung sicherlich wesentlich schwerer. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass diese Sendungen für den Rezipienten nicht eine Realität im Sinne einer 'rein' dokumentarischen Sendung darstellen. In diesem Fall würden die gesellschaftlichen Werte und Normen initialisiert und es würde sich keine Unterhaltung einstellen können.188

182 Vgl. Keppler, 1995, 86 183 Vgl. ebd., 88 184 Ebd., 94 185 Vgl. Hofem-Best, 2001, 3 186

Vgl. Hickethier, 1995, nach Keppler, 1995, 89

187 Vgl. Keppler, 1995, 87 188 Vgl. Kapitel 4.1

Unterhaltung durch Nicht-Initialisierung gesellschaftlicher Werte und Normen

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6.2.1

Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption

STEREOTYPEN

Eine Ursache für die nicht einsetzende Initialisierung kann in der Art gesehen werden, wie die Protagonisten dargestellt werden beziehungsweise sich selbst darstellen. Figuren einer Fernsehserie stellen nur eine Abstraktion, eine starke Vereinfachung realer sozialer Akteure und ihrer individuellen Züge dar. Die Figuren entwickeln sich (in der Regel) kaum weiter, sie „verkörpern einen bestimmten Typus Mensch und bleiben sich deshalb im wesentlichen gleich.“189 Dies ist auch sehr stark in Doku-Soaps zu beobachten; zum einen verkörpern die Protagonisten, sowohl optisch als auch in ihren Verhaltensweisen, Klischeevorstellungen, und zum anderen machen sie meist keine charakterliche Entwicklung durch oder wenn, nur von einem Klischee zum nächsten. In der Doku-Soap Willkommen in der Nachbarschaft190 ist dies sehr deutlich zu erkennen. Die einzelnen 'Typen-Gruppen' (mal sind es nur einzelne Protagonisten, mal auch mehrere, die eine ähnliche Typisierung aufweisen) bekommen eindeutige Bezeichnungen zugewiesen. So gibt es die „Klatschbasen“, die „Augenzeugen“, den „General“ und die „Wahrsagerin“, die bestimmte, ihrer Typisierung entsprechende 'Tätigkeiten' ausüben. Die „Klatschbasen“191 zum Beispiel dringen mittels Zweitschlüssel unbemerkt in das Haus der 'Testfamilie' ein, um durch die gefundenen 'Indizien' ihrerseits eine Stereotypisierung der Gegenseite vorzunehmen.192 Durch solche Wertungen werden die möglichen Rezeptionsarten - auf den Inhalt, nicht auf das Unterhaltungsempfinden bezogen - eingeschränkt und in gewisse Richtungen gelenkt. Die Gefahr der Stereotypisierung besteht in der pauschalen Verurteilung ganzer Personengruppen, es wird nicht differenziert. Seger, US-amerikanische DrehbuchBeraterin, weißt darauf hin, dass Stereotypen meistens negative Emotionen erzeugen, in der Regel gegen Randgruppen der Gesellschaft, andere Kulturkreise oder Ethnien. Auch zwischen den Geschlechtern bestehen häufig Unterschiede. Während Frauen und Minderheiten in der Regel als schwach und hilfsbedürftig dargestellt werden, verkörpern

189 Keppler, 1995, 89 190 Vgl. http://www.rtl2.de/7385.html 191 Vgl. Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben) 192 Vgl. ebd.

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männlich Stereotypen eher den Retter, den 'starken Mann'. 193 Ein Beispiel: Der Protagonist, der den Macho-Stereotyp in Willkommen in

der

Nachbarschaft darstellt, zeigt der lesbischen Lebensgefährtin des Transvestiten, wie sie den elektrischen Heckentrimmer bedient. Der Mann zeigt der lesbischen Frau eines Transvestiten (gesellschaftliche Randgruppe) 'wo der Hammer hängt'. Auch wenn in seltenen Fällen die Stereotypisierung positive Eigenschaften 'darstellen' kann,

hat dies nach Seger negative Auswirkungen auf die Assoziationen, die dem

Rezipienten dadurch vermittelt werden, und zwar für eine ganze Gruppe Menschen194. Zum Beispiel eine afrikanische Mutter, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmert. Dass auch afrikanische195 Frauen nicht zwangsläufig sich liebevoll um ihre Kinder kümmernde Mütter sind, sondern dass auch bei ihnen berufliche Karriere, politisches Engagement oder gerade der bewusste, wie auch immer begründete Verzicht auf Nachwuchs im Fokus ihres Interesses stehen können, wird durch eine solche (vermeintlich) positive Stereotypisierung ausgeblendet.196 Eine Stereotypisierung beschränkt sich immer nur auf wenige Aspekte einer Gruppe, klammert das Individuum beinahe vollständig aus und ist somit generell als negativ anzusehen und möglichst zu vermeiden.197 Menschliche Individuen setzen sich aus einer Vielzahl verschiedener Eigenschaften, Vorlieben

und

auch

körperlicher

Merkmale

zusammen.

Gerade

dies

wird

in

Unterhaltungssendungen wie Daily- oder Doku-Soaps (in vielen Fällen) ausgelassen. Selbst wenn eine Stereotypisierung als negativ anzusehen ist, darf nicht übersehen werden, dass diese Vereinfachung der Charaktere verhindert, dass ein Rezipient das Gesehene als

real empfindet, wodurch eine Valenztransformation von negativen

Makroemotionen in positives Empfinden verhindert würde.

6.2.2

LAIENDARSTELLER

Durch den Einsatz von Laiendarstellern anstelle professioneller Reporter/Protagonisten werden, trotz des - nach Gleich – emotional intensiveren Erlebens (im Vergleich zu 193 Vgl. Seger, 2001, 215 194 Vgl. Seger, 2001, 215 195 Genau genommen stellt auch schon das Attribut 'afrikanisch' eine Stereotypisierung dar. Afrika ist schließlich kein Land sondern ein Kontinent. 196 Vgl. auch: Haldenwang, 3 197 Vgl. Seger, 2001, 216

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fiktionalen Sendungen gleichen Inhalts) 198 und trotz des Wissens um die Realität des Gesehenen die gesellschaftlichen und moralischen Werte und Normen nicht aufgerufen. „Die Spontanität ihrer Treffen und Dialoge wirkt meist so unglaubwürdig wie von schlechten Laiendarstellern dargeboten“199, so Felgenhauer über die Doku-Soap Willkommen in der Nachbarschaft. Was Felgenhauer als Kritik anbringt, ist richtig, aber es ist zu bedenken, dass gerade die Laiendarsteller ein realitätsnahes Empfinden erzeugen, welches das Wissen um die Inszenierung wieder 'neutralisieren' kann.200 Durch die Vermischung von Soap und Dokumentation wird ein 'kippen' der Makroemotionen der Rezipienten hin zu reiner (fiktiver) Unterhaltung verhindert, da, so Roscoe/Hughes, die Rezipienten „vom Dokumentarfilm erwarten, dass er Wahrheit, Fakten und Wissen vermittelt“201. Somit ist den behandelten Themen in Doku-Soaps eine größere

Bedeutung

zuzumessen,

als

bloß

(austauschbarer)

Transporteur

von

Unterhaltungsangeboten zu sein.

Nicht zu vergessen ist, dass natürlich nicht alle Doku-Soaps inszenierte Anteile enthalten, abgesehen von der natürlichen Verschiebung der Realitätsebene durch die Anwesenheit des Kamerateams. So berichtet ein Kandidat der Reality-Soap Bauer sucht Frau202, über seinen Versuch, die potenzielle Ehefrau kennen zu lernen:

Richtig kennen lernen ging nicht – das Fernseh-Team war 16 Stunden um uns herum. [...] Ein einfaches Heuschaufeln dauerte mehrere Stunden, weil es von jeder Seite gefilmt wurde.203 Diese Aussage ist allerdings nur als Anmerkung zu verstehen, da diese Meldung exklusiv aus dem Boulevard-Magazin Bild stammt. Diese Zeitung nimmt es weder mit der Wahrheit allzu

genau,

noch

stört

sie

sich

daran,

Stellungnahmen

und

Zitate

'kreativ

198 Vgl. Gleich, 2001, 525 199 Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben) 200 Vgl. Keppler, 1995, 95 201 Roscoe / Hughes, 1999, 136 202 Vgl. http://www.rtl.de/singles/singles_920464.php 203 Swietczak/Schüler/Ley, 2007, (Ohne Seitenangaben)

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auszuschmücken' damit sie besser zur gewünschten Aussage passen.204

6.2.3

INSZENIERTE PROTAGONISTEN

Eine Doppelfunktion nehmen Protagonisten ein, die erst aufgrund der Produktion in die Handlung eingreifen, also nicht Teil der 'normalen' alltäglichen Umwelt sind. Die 'SuperNanny' Katia Saalfrank etwa ist zugleich (inszenierte) Protagonistin und Moderatorin. Auch ein Moderator kann die Verarbeitung durch den Rezipienten beeinflussen. Grimm wies nach, dass die Kommentierungen das Realitätsempfinden lenken. In seiner Studie wurde die Darstellung von realer Gewalt zwar korrekt als real empfunden, aber die Testrezipienten maßen der vorherigen Anmerkung des Studienleiters, das Gesehene sei fiktiv, mehr Bedeutung bei als ihren eigenen Empfindungen.205 Allerdings ist diese Wirkung davon abhängig ist, für wie glaubwürdig der Überbringer der Nachricht gehalten wird.206 Die fachliche Kompetenz und Professionalität207 der 'Super-Nanny' kann eben dies bewirken und damit den eventuellen Nachteil wieder ausgleichen, dass sie nicht als real genug empfunden wird, weil die Rezipienten wissen, dass sie ein 'Fremdkörper' im gefilmten Alltag ist. Dadurch können ihre Aussagen und Anweisungen eine relativ hohe Akzeptanz/Relevanz beim Rezipienten zugesprochen bekommen. Doch dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Rezipient sich nicht trotzdem individuell und kritisch mit den Botschaften der Sendung auseinandersetzt.

6.2.4

OFFSPRECHER

Off-Sprecher, als nicht sichtbare Protagonisten, können ebenfalls, wie auch Moderatoren, die Aufmerksamkeit der Rezipienten auf bestimmte Geschehnisse lenken.208 Zudem werden die Protagonisten und die Geschehnisse durch den „allwissenden Erzähler [...], 204 Vgl. dazu: http://www.bildblog.de. Zum Beispiel: Schultheis (Hrsg), 2007, (Ohne Seitenangaben) 205 Vgl. Grimm, 1993, 24. Nach: Pietraß, 2002, 505 206 Pietraß, 2002, 505-507 207 Dies ist nur auf ihre Qualifikationen bezogen und nicht als Wertung ihrer Methoden meinerseits zu verstehen. 208 Vgl. Schuster, 2007, (Ohne Seitenangaben)

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der über den Dingen zu stehen vorgibt“ 209 typisiert. Nichols benutzt für diese Art der Rezipientenansprache die Bezeichnung: „Stimme Gottes“.210 Ein Beispiel: In der ersten Folge von Willkommen in der Nachbarschaft wurde die „Zweitfrau“211 des aus Guinea stammenden Protagonisten Kopa als „Mama Afrika“ 'abgestempelt'212 und der Ablauf der Sendung mit rassistischen Klischees wie „Das haut den stärksten Neger um.“213 kommentiert.

6.2.5

ALTERS-, GENERATIONS- UND GESCHLECHTSZUGEHÖRIGKEIT

Neben den charakterlichen Merkmalen der Protagonisten sorgt ihr Alter und die Generation, die sie verkörpern (sollen), dafür, das Gesehene im Bewusstsein zu festigen.214 Auch hier bieten Doku-Soaps mit mehreren „jeweils altersspezifisch zugeschnittenen

Handlungssträngen“215, in

denen

Protagonisten

verschiedener

Generationen vertreten sind, einem größeren Publikum Identifikationsmöglichkeiten als herkömmliche Dokumentarfilme mit nur einem Reporter. Das Geschlecht spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle (ab dem Jugendalter, interessieren sich beide Geschlechter auch für das jeweils andere).216

6.3

SERIELLE EIGENHEITEN

Wie bei Daily-Soaps sorgen auch bei der Rezeption von Doku-Soaps die seriellen Strukturen für eine Festigung der Makroemotionen, vor allem durch die tägliche Wiederholung der immer gleichen Handlungsabläufe, mit dem Unterschied, dass die Anzahl der Folgen von Doku-Soaps zeitlich stark begrenz sind.

209 Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben) 210 Nichols, 1981, nach: Decker, 1994, 71 211 Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben) 212 Vgl. Schuster, 2007, (Ohne Seitenangaben) 213 Ebd., 2007 214 Vgl. Gleich, 2001, 525 215 Tulloch, 2001, 26 216 Vgl. Theunert/Gebel (Hrsg.), 2000, (Ohne Seitenangaben)

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6.3.1

Produktionsbedingte Unterstützung der Rezeption

MEHRERE HANDLUNGSSTRÄNGE

Zwar hat der Rezipient keine direkte „Kontrolle über den Inhalt und die Art der Darstellung, aber er ist durch mehrere Handlungsstränge in einer Doku-Soap auch nicht mehr darauf angewiesen, strikt dem Ablauf des Programms zu folgen. Werden zum Beispiel uninteressante Stränge ignoriert, kann für den Rezipienten eine völlig andere Bedeutung entstehen, als von den Programmmachern gewünscht. Zudem bieten diese Phasen die Möglichkeit, das Gesehene nach zu verarbeiten, dabei dürfen die uninteressanten Phasen aber nicht zu lang werden.217 Eine Studie über die Qualitäten der Fernsehwerbung hat ergeben, dass audiovisuelle Signale generell mehr Aufmerksamkeit erzeugen, wenn sie gelegentliche Motivwechsel bieten.218 Auch die verschiedenen Handlungsstränge können, meiner Meinung nach, diesen Effekt hervorrufen.

6.3.2

CLIFFHANGER/REMINDER

Wie auch Daily-Soaps weisen Doku-Soaps in der Regel Merkmale auf, die dem Zuschauer zu (fast) jedem beliebigen Zeitpunkt den Einstieg ermöglichen. Selbst wenn der Rezipient erst während des Höhepunktes der Folge oder eines Handlungsstrangs einsteigt, wird ihm durch Reminder, zum Beispiel zu Beginn eines Handlungsstrangs, ermöglicht, schnell in das Geschehen einzutauchen.219 Eine

ähnliche Aufgabe

erfüllen

Werbeunterbrechungen,

an

auch den

die

so

genannten

Übergängen

Cliffhanger,

zwischen

die

vor

verschiedenen

Handlungssträngen oder am Ende der Folge eingespielt werden, um den Rezipienten über

die

Werbepause

oder

über

eine

Sequenz,

die

nicht

dem

aktuellen

Unterhaltungsanspruch entspricht, hinweg am Wechseln des Senders zu hindern oder für die nächste Folge zu interessieren. Cliffhanger/Reminder sind eine Art 'Erinnerungshilfe', die die Spannung auf Kommendes aufrecht erhalten und zugleich das zuvor Geschehene kurz zusammenfassen. Damit soll die Festigung der Makroemotion im Bewusstsein des Rezipienten gefördert werden und somit bewusst oder unbewusst länger auf den Rezipienten einwirken können. 217 Vgl. dazu: Kapitel 4

Entstehung von Unterhaltung

218 Vgl. Koschnick (2), (Ohne Seitenangaben) 219 Vgl. Koch-Gombert, 2005, 357

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Dadurch unterstützen Cliffhanger und Reminder die Persuasionsstrategie, also den Versuch, den Rezipienten von der Meinung des Protagonisten (oder des Redakteurs) zu überzeugen beziehungsweise die Sicht der Dinge nochmals zu unterstreichen.220 Darüber hinaus erleichtern auch Cliffhanger/Reminder auch das Verstehen des Gesehenen, so dass die Rezipienten mehr Zeit und Energie für eigene Gedanken und Assoziationen zur Verfügung haben.

6.4

KAMERAFÜHRUNG

Die Kamera beobachtet in der Regel nicht, sondern ist nah am Geschehen und verfolgt es wörtlich. Sie steht auch selten auf einem Stativ, sondern ist viel in Bewegung, teilweise verwackelt oder unruhig. Dadurch kann der Eindruck von Realität und das Empfinden, 'dabei zu sein', zusätzlich verstärkt werden.221

6.5

MUSIK UND TON

Der Einsatz von Tönen oder Musik kann, nach einer Studie zur Wiedererkennung von Werbespots, auch bei Ablenkung des Rezipienten durch Nebentätigkeiten „eine Erinnerung an optische Werbespotelemente oder Handlungsabläufe“222 hervorrufen. Leven merkt jedoch an, dass Menschen zwar über das Gehör lernen können, dafür aber im Durchschnitt vierzehn Wiederholungen nötig sind.223 In der Sendung Willkommen in der Nachbarschaft wurden den Protagonisten bestimmte Melodien zugeordnet. 'Der General' wird von Marschmusik begleitet, die 'Klatschbasen' auf ihrer „Schnüffel-Mission von Melodien aus Detektivfilmen, wie den Miss-MarpleKlassikern“224.

In der Doku-Soap Der Schwiegerschreck225 wurde bei wichtigen Entscheidungen Musik 220 Vgl. Tulloch, 2001, 38 221 Vgl. Müller, 1995, 98-99 222 Nach: Koschnick (2), (Ohne Seitenangaben) 223 Leven, nach: Balthasar, 2007, (Ohne Seitenangaben) 224 Felgenhauer, 2007, (Ohne Seitenangaben) 225 Vgl. http://www.rtl2.de/7386.html

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eingespielt, die an das Finale einer Quiz-Show oder Preisverleihung erinnern. Dadurch, dass Melodien verwendet wurden, die dem Rezipienten mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit bekannt waren, war der Wiedererkennungseffekt auch in diesen zwei Fällen gegeben, obwohl diese Sendungen nur aus sechs beziehungsweise fünf 226 Folgen bestanden. Zum einen kann der Rezipient durch den Einsatz von bestimmten, bereits mit Assoziationen belegten Tönen auch ohne direkte Zuwendung zum Fernseher erkennen, ob eine interessante Handlung zu erwarten ist. Zum anderen bedeutet der Einsatz wie im obigen Beispiel ebenfalls eine Stereotypisierung. Nach Werner Stangl geht die Wirkung sogar noch weiter, leider lässt er unklar, auf welche Studien er sich bezieht: Wenn sich die schwangere Mutter regelmäßig eine Soap-Opera ansieht, dann kann beim Erklingen der Titelmelodie erhöhte Aktivität des Embryos nachgewiesen werden. Später lassen sich die Kinder dann durch diese Melodie beruhigen.227

6.6

FILMSCHNITT, OPTISCHE VERÄNDERUNGEN UND GRAFISCHE ELEMENTE

Der deutsche Kinderschutzbund beschäftigte sich ebenfalls mit der 'Super-Nanny' und sah den Eindruck einer erfolgreichen Therapie nur durch den Schnitt vermittelt. Auch die Reality-Soap Big Brother sah sich dieser Kritik ausgesetzt. Neben der Auswahl der Bilder und deren Reihenfolge (beides notwendig, allerdings sollten im Idealfall die Geschehnisse dennoch korrekt wiedergeben werden) beeinflusst auch der Stil des Filmschnitts die Rezeption. Zum einen wird der Schnittrhythmus immer schneller und verhindert oder erschwert so, dass der Rezipient sich in Ruhe 'umsehen' und orientieren kann; zum anderen wird häufig der Handlungsort gewechselt (wozu auch die Unterbrechung durch Werbeblöcke gezählt werden kann).228 Diese beiden stilistischen Elemente erschweren, nach einer Studie von Wember, die Auseinandersetzung mit dem Gesehenen.229 226 Die Sendung Der Schwiegerschreck widmet sich jeder Protagonistengruppe jeweils fünf Folgen. Willkommen in der Nachbarschaft bestand generell nur aus sechs Folgen. Eine Folge pro Gruppe plus ein Finale mit allen Beteiligten. 227 Stangl, (Ohne Seitenangaben) 228 Vgl. Müller, 1995, 99 229 Vgl. Wember, 1983, 39

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Ausgeglichen wird dies allerdings durch den engen Zusammenhang von Bild und Ton. Anders als in herkömmlichen Dokumentarfilmen werden kaum erläuternde Bilder gezeigt, sondern die tatsächliche Handlung. Der Rezipient muss die gesehenen und gehörten Informationen nicht erst in Zusammenhang bringen.230 Zudem sind nach Pany die Anforderungen an die Auffassungsgabe der Rezipienten seit Wembers Studie gestiegen, sowohl visuell wie auch kognitiv. Dies bewirkte aber keine steigende Unverständlichkeit, sondern trainierte die Auffassungsgabe, so dass es für den Rezipienten möglich ist, mehreren, sich schnell abwechselnden Handlungssträngen zu folgen.231

6.6.1

GRAFISCHE ELEMENTE

Der Einsatz von Grafik zur Informationsübermittlung ist in Doku-Soaps eher unüblich und auch nicht allzu relevant, da durch die Protagonisten und den Off-Sprecher bereits viel erklärt wird. Ein Beispiel möchte ich dennoch anführen. In der Vorspannsequenz der amerikanischen Doku-Soap Cheaters - Beim Fremdgehen erwischt! (die auch im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird232) wird gleich zu Beginn eine Grafik eingeblendet, auf der zu lesen ist (und die zeitgleich durch einen Offsprecher vorgetragen wird), dass diese Sendung allen treuen Ehepartnern gewidmet ist (dementsprechend parteiisch und an den Gründen uninteressiert werden die 'Fälle' dann auch präsentiert). Wenn überhaupt, dann kommen grafische Elemente aber eher als Trennung zwischen Handlungssträngen vor, etwa bei Elefant, Tiger und Co233 oder Willkommen in der Nachbarschaft. Auch Hinweise auf Programm begleitende Informationsangebote wie Internetseiten oder Telefonhotlines oder auf Gewinnspiele sind grafische Hinweise, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und somit zumindest kurz vom eigentlichen Geschehen ablenken können. Wie bereits erwähnt sind, nach Pany, sind die Rezipienten allerdings durchaus in der Lage, verschiedenen, nicht direkt aufeinander Bezug nehmenden Informationen zu folgen, 230 Vgl. ebd., 56 231 Vgl. Pany, 2005, (Ohne Seitenangaben) 232 Vgl. http://www.rtl2.de/4937.html 233 Vgl. http://www.mdr.de/elefanttigerundco/

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ohne den Überblick zu verlieren.234

6.6.2

VERFREMDUNGEN

DES

BILDES

Auch Verfremdungen des Bildes, etwa Zeitraffer oder Zeitlupen werden eingesetzt und können die Rezeption lenken. Als in der Doku-Soap Der Schwiegerschreck ein Protagonist in einer Situation unsicher stotterte und keine Antwort auf die ihm gestellte Frage wußte, wurden die Bilder verfremdet, sie 'waberten', waren nur unklar zu erkennen. Die Situation kann dadurch dramatischer gewirkt haben, als sie war. Die Veränderung des Bildes geht oft einher mit dem Einsatz unterstützender Töne oder Musik. Als eine potentielle Schwiegermutter in der oben genannten Sendung sich ein Piercing stechen ließ, wurde der Piercer aus der Froschperspektive gefilmt, was die Bedrohlichkeit der Szene verstärkte. Zudem wurde eine Fischaugenlinse verwendet, die das Bild verzerrte und die Nadel dadurch größer und bedrohlicher erscheinen ließ. Zusätzlich dazu wurden Frauenschreie eingeschnitten, es wurde audiovisuell dramatisiert.

234 Vgl. Pany, 2005, (Ohne Seitenangaben)

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ZUSAMMENFASSUNG

7.1

ZUSAMMENFASSUNG

UND

Zusammenfassung und Ausblick

AUSBLICK

Es gilt als ein menschliches Grundbedürfnis, sich mit etwas zu beschäftigen. Infolge dieses Strebens nach einem angenehmen Erleben entsteht Unterhaltung. Damit aber Unterhaltung entstehen kann, ist Abwechslung zur Vermeidung von Langeweile ebenso nötig wie die Gewissheit, dass von der Beschäftigung keine reale 'Gefahr' ausgeht (sei es für den Rezipienten oder den 'Gegenstand' der Beschäftigung, etwa ein Protagonist einer Fernsehsendung), und die Selbstbestimmtheit/Freiwilligkeit der Beschäftigung.

Die ursprünglichen Ziele des Dokumentarfilms sind es, Aufklärung, Bildung und Kritik zu vermitteln, zu transportieren oder anzuregen. Wenn nun aber das Unterhaltungsbedürfnis eines Rezipienten nicht durch eine solche Dokumentation befriedigt werden kann, wird durch die Rezeption das oben beschriebene Grundbedürfnis nicht gestillt.

Die Motive dafür, eine Doku-Soap als geeignetes Mittel für Unterhaltung zu wählen, fallen unterschiedlich aus, lassen sich aber auf das Grundmotiv der Neugier zurückführen. Neugier als Motor des Lernens liegt jeglichem Wissenserwerb zugrunde. Die individuelle Motivation des Einzelnen kann unterschiedlich sein - Lebenshilfe, Alltagsbewältigung, Identitätsbildung und Orientierung oder Ablenkung -, die Motivation für kommunikative Rezeption – auch Klatsch genannt – folgt dem Wunsch nach Aufrechterhaltung und Stabilisierung sozialer Beziehungen.

Viele Menschen gehen einer Arbeit nach, die ihnen keine Sinnerfüllung beschwert, viele haben nicht einmal die Chance, einer Arbeit nachzugehen. Wenn der Alltag schon voller Probleme, Hindernisse oder Unklarheiten steckt, kann die Rezeption von unterhaltenden, Realität suggerierenden Fernsehsendungen eine Struktur schaffen und Orientierung bieten. Die Beschäftigung des Fernsehens, kann als Ersatz für etwas, was wir nicht haben, oder als Vorlage für das, was wir ersehnen, gesehen werden. Diesem Wunsch nach Lebenshilfe, Orientierung, Ablenkung begegnen viele Themen von Doku-Soaps, allerdings helfen sie nicht unbedingt, Sachverhalte zu erhellen, oftmals vereinfachen sie Julio Olmo Poranzke – Honours Thesis - SAE Institute Berlin

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sie stattdessen.

7.2

AUSBLICK

Ist jetzt alles in bester Ordnung, sind Doku-Soaps wirklich das ideale Mittel, um auch Rezipienten abseits der intellektuellen Mittel- und Oberschicht zu erreichen? Meine Antwort dazu lautet: Theoretisch ja, aber es sind einige Veränderungen nötig, um das Ziel, „die Befähigung des Publikums zur politischen Entscheidung zu steigern“ 235 oder um sie anzuregen, ihren Alltag und unsere Gesellschaft kritischer zu hinterfragen, zu erreichen. Es sind durchaus positive Ansätze zu entdecken, aber die Mehrzahl der Doku-Soaps trägt leider noch nicht seinen Teil bei, dieses Ziel zu erreichen.

Die Themen müssen sozialkritischer werden, ohne zu belehrend zu sein, die Protagonisten vielschichtiger, ohne zu real zu erscheinen, der Schnitt und die anderen Postproduktionsprozesse dürfen nicht ablenken von wichtigen Sachverhalten, dürfen aber auch keine Langeweile bewirken. Bevor ich jetzt der Versuchung erliege und in einen langen Monolog verfalle, wie schlecht die stereotype Darstellung und Banalität der Themen in Doku-Soaps oft ist, möchte lieber an einem Beispiel erläutern was meiner Meinung nötig und möglich ist (ohne Anspruch auf hohe Quoten):

Nehmen wir als Thema die Probleme allein erziehender, sozialschwacher Eltern. Eine heutige Doku-Soaps würde zeigen, wie eine Mutter, jung, wahrscheinlich hübsch, aber etwas ungepflegt, mit dem Leben und ihrem kleinen Kind überfordert ist. Auf der einen Seite kümmert sie sich zwar liebevoll um ihr Kind, aber in der nächsten Szene sehen wir das Kind zwischen Aschenbechern und dreckigen Geschirr im Wohnzimmer spielen, während die Mutter mit Freundinnen im Internetcafé Kaffee trinkt. Am Ende der Sendung die bange Frage aus dem Off: Wird sie es schaffen ihr Leben in den Griff zu bekommen, oder muss die kleine Julie doch in ein Pflegeheim.

Zugegeben, das ist etwas überspitzt dargestellt, aber ich will nur verdeutlichen, dass der Hauptfokus auf den Problemen liegt. Selbst für den Fall, dass es noch ein Happy-End 235 Suchsland, 2007, (Ohne Seitenangaben)

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gibt, zum Beispiel, dass die Mutter Arbeit findet und sich eine Betreuung für ihr Kind leisten kann. In den meisten heutigen Doku-Soaps zählt nicht der Weg raus aus dem Dilemma, sondern das Problem, maximal wird noch gezeigt, dass jemand kommt und hilft (etwa die 'Super-Nanny').

Nun mein Gegenbeispiel, ebenfalls fiktiv:

Ein junger Vater lebt mit seinen zwei kleinen Kindern, deren Mutter vor ein paar Jahren mit einem Jüngeren durchgebrannt ist, in einer gediegenen Mittelklasse-Wohnsiedlung. (In unserer Gesellschaft eines der „wenigen Tabus die noch gelten. Eine Mutter gehört zu ihrem Kind und nicht in die Arme eines fremden Mannes“ 236.) Er arbeitet selbstständig von zu Hause aus, verdient genug Geld, um seine Familie gut über die Runden zu bringen. Leider muss er all seine Zeit für die Arbeit und seine Kinder aufbringen, Zeit für eigene Freizeitaktivitäten bleibt ihm nicht. Er würde seine Kinder gerne in den Kindergarten in der Nachbarschaft bringen, doch dieser ist überfüllt, einen freien Platz gibt es frühestens in zwei Jahren. Einen Führerschein hat er nicht, und die Busverbindungen zum nächsten Kindergarten würden ihn jeden Tag eineinhalb Stunden kosten. Er beschließt, mit einigen Nachbarn, sowohl allein wie auch gemeinsam erziehenden, vielleicht arbeitslosen oder nur halbtags arbeitenden Eltern, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie überlegen, wie sie das Problem der knappen Kindergartenplätze und ihrer knappen Freizeit lösen können. Schließlich entwickeln sie ein System, um sich die Arbeit zu teilen. Während die einen Eltern 'kinderfrei' haben und sich mit Freunden treffen können, haben kümmern sich die anderen um die Kinder und gehen mit ihnen in den Zoo (kann den nächsten Handlungsstrang darstellen, inklusive kritischem Hinterfragen der Nützlichkeit dieser Einrichtung).

Das sollte reichen. Worauf ich hinaus will, ist, dass dem Rezipienten nicht nur fertige Problemlösungen präsentiert werden, sondern das auch gezeigt wird, wie diese Lösungen, mögliche Fehlschläge eingeschlossen, entstehen können, und dass Klischees wie eine schöne Wohnung und ein stattliches Einkommen nicht vor Problemen schützen. Gleichzeitig habe ich bewusst auf das Klischee der allein erziehenden Mutter als Hauptprotagonistin verzichtet. 236 Schlegel, 2007, (Ohne Seitenangaben)

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Einen Punkt habe ich bei den beiden Beispielen noch nicht berücksichtigt. Die Protagonisten. Wie meine Arbeit gezeigt hat, ist es durchaus von Vorteil, wenn sie nicht zu vielschichtig sind und eher Stereotypen verkörpern, was wiederum jedoch vermieden werden sollte. Ich denke einen Mittelweg könnte darstellen, zwar auf Stereotype wie allein erziehende Mutter, erfolgreicher Mann oder dick gleich unglücklich zu verzichten, aber dennoch die Protagonisten mit mehr als zwei Eigenschaften 'auszustatten'. Anstatt strenger Vater, der seine Kinder dennoch liebt (er meint es ja nur gut), könnte zusätzlich erklärt werden, warum er so streng ist, oder dass er manchmal daran zweifelt. ob soviel Strenge das Richtige ist.

Ich stimme Kluge zu, wenn er sagt:

Das Nachdenken beginnt immer erst, wenn etwas verloren ging [...] Geht aber die Öffentlichkeit verloren, so geht die Formenwelt für das Nachdenken ebenfalls verloren.237

Andererseits denke ich, dass es noch nicht zu spät ist, Lamperts Ansicht teilend, durch „prosoziale Themen [...] ein Problembewusstsein für sozialrelevante Themen zu schaffen“238.

Allerdings sehe ich auch die Programmverantwortlichen in der Pflicht, sowohl die der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten wie auch die der privaten. Erst wenn sie es riskieren auszuprobieren, ob ihr ökonomisches Interesse nach möglichst kalkulierbaren Gewinnen mit ihrem gesetzlichen Programmauftrag in Einklang zu bringen ist, erst wenn sich die Einsicht die Rezipienten seien nicht nur Konsumenten „sondern zugleich Bürger mit einem Recht auf kulturelle Teilhabe, Beobachtung des politischen Geschehens und Beteiligung an der Meinungsbildung“ 239, erst dann kann das dokumentarische Hybrid-SubGenre Doku-Soap sein volles Potenzial an Wirkungskraft entfalten.

Aber genauso wenig, wie die Rezipienten der Doku-Soaps zu sehr bevormundet werden 237 Kluge. Nach: Suchsland, 2007, (Ohne Seitenangaben) 238 Lampert, 2003, 475 239 Habermas, 2007. Nach: Suchsland, 2007, (Ohne Seitenangaben)

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wollen, wollen dies die Produzenten. Es wird wenig nützen, sie zu drängen, etwa durch gesetzliche Verpflichtungen, ihr Programm zu überarbeiten, sie brauchen einen Anreiz, einen Vorreiter, der die Verträglichkeit und Profitabilität von Unterhaltung und kritischer Information testet.

Es sind durchaus positive Ansätze zu erkennen. Etwa in einer Folge der Pro7-Doku-Soap We are Family240. Es wurde in vergleichsweise unspektakulären Bildern und ohne Effekthascherei das Problem und die Ungerechtigkeit der deutschen Abschiebepraxis thematisiert. Den Betroffenen, einer türkischstämmigen Familie, akzentfrei Deutsch sprechend und die Töchter ohne Kopftuch, wurde Platz und Zeit gegeben, ihr Problem zu schildern. Zwar griff auch hier ein Off-Sprecher erklärend ein, ohne jedoch (beziehungsweise nur sehr begrenzt) die Protagonisten zu stereotypisieren oder die Problematik ins Lächerliche zu ziehen. Im Gegenteil, er unterstützte eine kritische Hinterfragung des Problems. Leider oder interessanter Weise ist diese Sendung auf der Internetseite des Senders nur schwer zu finden. Nicht unter der Rubrik Wissen, sondern unter Lifestyle versteckte sie sich.241 Hier ist wohl noch etwas Nachholbedarf von Nöten. Ich weiß nicht, ob es mangelndes Selbstvertrauen des Senders ist oder die Angst, eine Kategorisierung als Wissenssendung würde den Rezipienten abschrecken? Immerhin ein positiver Ansatz. Es bleibt abzuwarten, ob dem Beispiel weitere folgen werden (insbesondere bei den Privatsendern).242

Ich möchte am Ende meiner Arbeit darauf hinweisen, dass ich Doku-Soaps nicht als Konkurrenz zu herkömmlichen Dokumentarfilmen ansehe, sondern anhand meiner These überprüfen wollte, ob Doku-Soaps sich eignen, die Rezipienten an anspruchsvollere Themen heranzuführen. Das ich dies erst jetzt erwähne, war der bewusste Versuch der Nichtbeeinflussung der Rezeption dieses Textes. Ich wollte verhindern, dass im Hinterkopf des Rezipienten ein ständiger Abgleich stattfindet, ob dieses oder jenes von mir Angeführte nicht durch einen herkömmlichen Dokumentarfilm besser zu transportieren wäre. Vielleicht hat auch gerade meine Nichterwähnung solch einen Abgleich ausgelöst, 240 Folge vom 19.11.2007. http://www.prosieben.de/lifestyle_magazine/vips/waf/artikel/45535/ 241 Vgl. Kapitel 2.3.2.1

Doku-Soap und Reality-Soap

242 Es gibt auch einige weitere positive Ansätze, aber in der Mehrzahl überwiegen leider noch stereotype Darstellung von Problemen und Protagonisten, über alle Sendergrenzen hinweg.

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wer weiß? Denn wie gesagt, der individuelle Rezeptionsprozess ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, die sich gegenseitig bedingen und beeinflussen.

Ich sehe meine These als bestätigt an, denn Doku-Soaps können weit mehr sein können als 'Trash-TV'243, als „Opium des Volkes“244. Doku-Soaps können 'Bildung für die Massen' bedeuten, auch wenn bei vielen Sendungen noch einiger Verbesserungsbedarf besteht.

243 Obwohl das durchaus die Motivation der Programmgestalter sein kann. Vgl. Poranzke, 2005, 28-32 244 Marx, 1844. Nach: Drösser, 2004, (Ohne Seitenangaben)

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Modell des triadischen Fittings (eigene Abbildung nach: Früh, 2003, 40)...13 Abbildung 2: Dynamisches Zweiebenenmodell der Unterhaltungsrezeption (eigene Abbildung nach: Früh, 2003, 41)................................................................ 21 Die Logos auf der Startseite sind Eigentum der jeweiligen Institute: SAE Institute (http://www.sae.edu/) Middlesex University London (http://www.mdx.ac.uk/ ) Das Logo der Open-Access-initiative ist unter der Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung 2.0 DeutschlandLizenz veröffentlicht (http://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/de/ ). Die Creative Commons-Logos sind unter der Attribution 3.0 Unported-Lizenz veröffentlicht (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/).

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