Hamburg August

  • May 2020
  • PDF

This document was uploaded by user and they confirmed that they have the permission to share it. If you are author or own the copyright of this book, please report to us by using this DMCA report form. Report DMCA


Overview

Download & View Hamburg August as PDF for free.

More details

  • Words: 1,195
  • Pages: 4
08_09_018-021_Hamburg

28.07.2009

11:18 Uhr

Seite 18

hamburg

Maximum Pleasure

Foto: Stephan Pflug

Exclusive Eyewear

Helfen verboten Brillen Contactlinsen Sonnenbrillen

Berlin

Hamburg

Sylt

ABC-Straße 1 I Hamburg Telefon +49 (0)40 35716005 www.opticon-hamburg.de

18

hinnerk 08/09

Uwe-Carsten Edeler unterstützte seinen Lebenspartner bei der Steuererklärung. Dafür drohte ihm das Finanzamt ein sattes Bußgeld an Vor zehn Jahren war Hamburg noch Trendsetter: 1999 konnten Lesben und Schwule in der Hansestadt als erste heiraten. Die „Hamburger Ehe“ war nur ein Symbol ohne rechtliche Folgen. Auch zehn Jahre später gelten noch immer viele Hamburger Eheleute als fremde Personen – obwohl sie verheiratet sind. Zum Beispiel Uwe-Carsten Edeler (62) und sein Mann Ding Yong Liu (34). Vor sechs Jahren kam Yong aus China nach Deutschland. Mit den Feinheiten des hiesigen Einkommenssteuerrechts noch nicht vertraut, bat der Innenarchitekt seinen Mann um Tipps bei der Steuererklärung. Soweit der Ehealltag. Die Probleme kamen, weil Uwe zu ehrlich war: Auf Yongs Steuerformularen notierte er seinen Namen dort, wo sich sonst der Steuerberater zu erkennen geben muss. Das zuständige Finanzamt Hamburg-Am Tierpark reagierte prompt: „Eine Mitarbeiterin erklärte mir telefonisch im scharfen Ton, dass ich nicht für Yong sprechen dürfe. Sie habe den Vorgang bereits an die Rechtsabteilung weitergeleitet.“ Diese belehrte Uwe kurze Zeit später in einem zweiseitigen Brief, welche Angehörigen bei der Steuererklärung helfen dürfen: Kinder und Geschwister, Onkel und Tanten, Nichten und Neffen, Verschwägerte und Ehegatten, ja sogar Verlobte. „Aber eingetragene Lebenspartner nicht?“, wundert sich Yong im hinnerk-Gespräch. Unter kei-

nen Umständen! Andernfalls, so das Finanzamt, drohten Uwe wegen „unbefugter steuerlicher Hilfeleistung“ eine Geldbuße bis zu einer Höhe von 5 000 Euro, ja sogar Zwangsgeld von bis zu 25 000 Euro. Ein befreundeter Rechtsanwalt widersprach: Lebenspartner seien wie Familienangehörige zu behandeln. Vergeblich. Hamburgs Finanzbehörde hält die Homo-Ehe für genauso irrelevant wie die Hamburger Ehe von 1999. Gegenüberhinnerk bekräftigt ein Sprecher der Finanzbehörde diese Rechtsauffassung: Der Angehörigenbegriff sei in der bundesweiten gültigen Abgabenordnung „abschließend definiert“. „Das bedeutet, dass nur die dort aufgeführten Personen Hilfe leisten dürfen“, betont Christoph Klamp, sehr darum bemüht, jeden Diskriminierungsverdacht zu zerstreuen: „Für alle anderen Fälle ist das Finanzamt angewiesen, ein Bußgeld anzudrohen – also keinesfalls nur bei eingetragenen Lebenspartnerschaften.“ Eine Klage gegen die absurde Rangfolge – Neffen ja, Lebenspartner nein – hält Uwes Anwalt für erfolgversprechend. Doch die würde wohl bis vor den Bundesfinanzhof führen. „Das dauert Jahre und kostet ein Vermögen“, befürchtet Uwe. Das wollen sich die beiden nicht antun. Den Stress ist ihre Hamburger Ehe nicht wert. PHILIP EICKER

08_09_018-021_Hamburg

27.07.2009

18:46 Uhr

Seite 19



www.hinnerk.de

Gottesreich

Spendenmarsch

Eheinstitut

Wer sind die Evangelikalen, wie wollen sie unsere Gesellschaft verändern und warum können sie für Lesben und Schwule gefährlich sein? Die ARD-Journalisten Oda Lambrecht und Christian Baars haben ihre Recherchen im christlich-konservativen Milieu in dem Buch „Mission Gottesreich“ zusammengefasst. Im Pride House (An der Alster 40) berichten sie am 3. August ab 17 Uhr über ihre Gespräche mit theologischen Fundamentalisten, ihre Besuche in Gemeinden und die Erfahrungen von Aussteigern. Anschließend ist Raum für Fragen und Diskussion.

Zweiter „Walk for Money“ durch St. Georg: Am 1. August will die Initiative „Die Paten – gemeinsam gegen Aids” wieder Spenden sammeln. An dem Marsch kann jeder teilnehmen – einzeln oder als Gruppe. Spenden können vorher im Kollegen-, Freundes- oder Familienkreis gesammelt werden und beim Check In (Pride House, An der Alster 40, ab 16.30 Uhr) abgegeben werden. Und auch beim Marsch selbst sollen die Spendendosen klappern. Der „Walk for Money“ endet beim Sommerfest von Hein & Fiete, das am 1. und 2. August (jeweils ab 14 Uhr) im Pulverteich stattfindet.

Die „Hamburger Ehe“ war vor zehn Jahren ein Rechtsinstitut ohne wirkliche Rechte. Der symbolische Akt gilt aber als wichtiger politischer Vorläufer für die Eingetragene Lebenspartnerschaft, damals von Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Krista Sager (GAL) auf den Weg gebracht. Zum Jubiläum heißt es am 4. August ab 20 Uhr im Schmidt-Theater: „Wir feiern zehn Jahre Hamburger Ehe“. Eine Mischung aus Talk und Show mit Lilo Wanders, Kay Ray, Krista Sager, Farid Müller, Till Steffen, Emmi & Herr Willnowsky, Schola Cantorosa und Corny Littmann.

hinnerk 08/09

19

08_09_018-021_Hamburg

27.07.2009

18:47 Uhr

Seite 20

hamburg

h

in

Bedford, Schulterblatt 72

Se

rie

Mein

am b u r g

H

Sven ist seit langem Hamburger, aber ganz neu in der Schanze. Die letzten vier Jahre war er in Berlin. „Das war anstrengend, weil ich alles miterleben wollte. Aber auch wunderbar und wichtig für meine Entwicklung.“ Im Frühjahr ist der 29-Jährige zurückgezogen – ohne Job. „Eine reine Bauchentscheidung.“ Nun bedient Sven im Café Bedford mit Blick auf die Rote Flora. Die linksautonome Bastion will er nicht missen: „Ich bin nicht der Typ, der auf die Straße geht. Aber es ist wichtig, dass manche Widerstand leisten. Heute ziehen sich zu viele ins Private zurück und kümmern sich nicht um andere.“ Sven macht das hauptberuflich: Er betreut Schwerbehinderte. „Ich genieße die Ruhe in Hamburg“, sagt Sven. „Vielleicht hat das mit dem Alter zu tun: Man will zurück zu seinen Wurzeln.“ Und die liegen in Ostfriesland. Das Leben in der Natur fehlt ihm. „Gäbe es den Prinzen, der mit mir in die Vorstadt zieht: Ich würde es sofort machen!“

nerk

Linksrum Fotos: Stephan Pflug

Die Schanze ist Hamburgs hippster Stadtteil. Sven findet ihn erholsam

Freiraum

Hipp wie Sepp

Sven führt Tagebuch, im Sommer gerne auf den Freitreppen an der Alten Rinderschlachthalle. „Ich notiere mir, was ich erlebt und gelernt habe“, erzählt er. Beim Lesen alter Einträge muss er oft feststellen: „Viele Dinge sind noch genauso wie früher – erschreckenderweise!“ Neuer Kamp 30, www.karostar.de

Im Second-Hand-Shop Hot Dogs wählt Sven zwischen Sepp-Meier-Trainingsanzügen und Retro-Sneakern. Früher haben ihn schicke Menschen eingeschüchtert. „Bein ersten Besuch in Berlin, dachte ich: So hip werde ich nie sein!“ Nun weiß er: „Alles Äußerlichkeiten!“ Hot Dogs, Marktstr. 38

20

hinnerk 08/09

08_09_018-021_Hamburg

27.07.2009

18:47 Uhr

Seite 21

Reduce To The Max „Man merkt, dass sich die Schanze stark verändert“, meint Sven. Vor allem am Schulterblatt mieten sich Ladenketten ein: American Apparel und Back Factory verpassen der Lebensader des Viertels einen Einheitslook. Sven bevorzugt unabhängige Geschäfte wie die Konditorei Herr Max. Dort kann er Meister Max beim Backen zuschauen. Herr Max, Schulterblatt 12, www.herrmax.de

Blumenkind Überall Blumen, dicht an dicht in Plastikschuber gestapelt. Sogar im Schaufenster drängeln sich Blüten so eng, dass Kondenswasser die Scheibe herunterläuft. Ein Stoff im braun-orangefarbenen 70er-Jahre-Dekor dient als Sonnenschutz. Sven liebt Blumen. Und er liebt den unprätentiösen Blumenladen in der Susannenstraße. „Nur ein paar zur Auswahl. Aber die müssen raus, raus, raus! Das ist wie im Tante-Emma-Laden.“ Susannenstr. 30

Schwule Schanze Mess: Haute Cuisine im Tiefparterre: Edelrestaurant mit mediterran-asiatischer Küche. Über 300 Weine. Turnerstr. 9, www.mess.de/restaurant

Six Million Glasses: Sehhilfenfachgeschäft in ungewöhnlicher Optik. In Wohnzimmeratmosphäre passen die heterosexuellen Peters-Brüder schwule Brillen und Kontaktlinsen an. Schulterblatt 3, www.sixmillionglasses.de Wohngeschwister nennen sich die Brüder Carsten und Dag Lübke, verkaufen Möbel und Wohn-Schnickschnack. Innenstadt-IKEA für Individualisten. Schanzenstr. 34-36, www.die-wohngeschwister.de

Rote Flora: Das besetzte Haus am Schulterblatt ist das Herz der linksautonomen Szene in Hamburg. Eines ihrer Ziele: „Smash Homophobia!“ Die alternative CSD-Party findet traditionell in der Flora statt (siehe Seite 15). 8.8., 23 Uhr, Rote Flora, www.nadir.org/nadir/initiativ/roteflora

Uebel & Gefährlich: Der feine Club im grobschlächtigen Hochbunker glänzt mit Flakplattform-Terrasse und queerem Booking. Neben vielen Konzerten finden dort regelmäßig die schwul-lesbischen Partys Mis-Shapes und Laserdance statt. Hohe Homo-Quote. www.uebelundgefaehrlich.com

Related Documents

Hamburg August
May 2020 10
Hamburg
December 2019 23
Hamburg 0409
April 2020 24
Hamburg 1009
June 2020 10
Szene Hamburg
December 2019 28
August August
June 2020 32