Gesamt

  • November 2019
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1) Analysieren sie genau die Entwicklung der deutschen Sprache! Beschreiben sie hierbei die Entwicklung vom Indogermanischen bis zur 2. Lautverschiebung. Gehen sie dabei auch auf die Indogermanischen Literaturdenkmäler ein. Viele europäische und asiatische Völker besitzen die gleiche Ursprache, nämlich die Sprache der Indogermanen. Die Indogermanen: In ihrem Namen sind die östlichsten und westlichsten Verwandten verbunden (östl.: Inder, westl.: Germanen Indogermanen) Indogermanische Sprachen: • Keine schriftlichen Denkmäler, muss erschlossen (rekonstruiert) werden – hypothetische Rekonstruktion. • Durch Abwanderung der Indogermanen aus ihrer Urheimat in weit entfernte Regionen (Gangesdelta & Atlantikküste) wird das Ur – Indogermanische in selbstständige Sprachen (durch Lautänderungen) aufgespaltet. • Diese Lautänderungen werden durch Änderung der Betonung und Einfluss von Nachbarlauten spontan hervorgerufen. • Das Indogermanische Zerfällt in 2 große Stämme: o KENTUMSPRACHE: Griechisch, Italisch, Keltisch, Germanisch o SATEMSPRACHE: Indo – Iranisch, Armenisch, Baltisch, Slawisch Das Griechische wird zur Sprache berühmter Dichter und Philosophen, stirbt aber in seiner Urform aus und wird zur Quelle der neugriechischen Sprache. Sie gilt heute als tote Sprache. Das Italische wird über das Latein der Römer zu einer Weltsprache, stirbt aber ebenso in seiner Urform aus. Aus dem Lateinischen entwickeln sich die Romanischen Sprachen: Italienische, Portugiesische, Französische, Provenzalische, Rätoromanische (in einzelnen Gebirgsdörfern in der Schweiz) und Rumänische (weißt aber auch slawische Einflüsse auf). Das Keltische lebt heute als Volkssprache in Wales, Irland, Schottland und der Bretagne fort. Das Slawische kann in 3 Gruppen aufgeteilt werden: • Ostslawische (von Russen gesprochen) • Westslawische (von Ukrainern, Polen, Tschechen, Slowaken gesprochen) • Südslawische (von Bulgaren, Serben, Kroaten, Slowenen gesprochen) Die Germanische Sprachgruppe wird in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. mit der 1. Lautverschiebung von der idg. Sprache getrennt. Trotz mundartlicher Unterschiede wird das Urgermanische bis ins 3. Jh. als Grundsprache der Germanen

angesehen. Die völkerwanderung bewirkt den Zerfall des Ug. in die ost, nord und westgermanische Sprachfamilie. Ostgermanische: Goten, Vandalen, Burgunder (ostgermanischen Völkerwanderungsstämme) Älteste Literaturdenkmal: Runenschrift auf dem Lanzenblatt. Das älteste Literaturdenkmal in gotischer Schrift und das bedeutendste der Ostgermanischen ist die Wulfilabibel (4. Jh. n. Chr.) Nordgermanische (Skandinavische): Besitzt bis 800 als einheitliche Sprachform das Altnordische (älteste Sprachdenkmäler: Runeninschriften). Altnordische zerfällt in die Sprachen der Isländer, Dänen, Norweger, Schweden. In Island, das bedeutendste Literaturdenkmal „Edda“. Westgermanische: Umfasst das Angelsächsische und Deutsche. Bedeutendstes Literaturdenkmal ist in altsächsischer Sprache der „Heliand“. (Jesus als König und Krieger dargestellt). Das Deutsche teilt sich in das Hochdeutsche und das Niederdeutsche auf. (Urform nicht bekannt) Das Nd. verändert den b – Laut wie das Hd. in ein D, enthält statt des Mhd. „ei“ ein „ee“ (z.B.: mhd. Stein = Nd. Steen). Dem Nd. fehlen die Diphthongierung (Diphthong = Selbstlaut) vom Mhd. zum Nhd. Es zerfällt in das Niederfränkische (später Holländische – in Belgien: Flämisch genannt) und das Niedersächsische. Je nach Grad der 2. Lautverschiebung lassen sich 2 Mundartgruppen unterscheiden: • Mitteldeutsch • Oberdeutsch Das Oberdeutsche umfasst das Oberfränkische, das Schwäbisch – Alemannische und das Bayrisch – Österreichische. Es macht die 2.Lautverschiebung vollständig mit. Das Hd. Lässt sich in 3 Stufen einteilen: Althochdeutsch (Ahd.) von 800 – 1050 Mittelhochdeutsch (Mhd.) von 1050 – 1400 Neuhochdeutsch (Nhd.) von 1400 bis heute 1. germanische Lautverschiebung (Mitte des 1. Jahrtausends): Umfasst die spontane lautliche Veränderung der idg. Verschlusslaute im Germanischen, erstreckt sich über den gesamten germ. Sprachraum. Es verläuft in 3 Hauptabschnitten: Abfolge Idg. -> Germ. 1. Abschnitt bh -> b 2. Abschnitt b -> p

Idg. -> Germ. bhrato -> engl. Brother lat. labium -> engl. lip

3. Abschnitt p -> f

lat. pater -> engl. Father

Indogermanische Literaturdenkmäler: Die Veden (sanskrit = Heiliges Wissen) sind als „heilige Bücher“ der indischen Religion in dem Sanskrit (altindische Schriftsprache) abgefasst. Die gotische Bibelübersetzung: Bischof Wulfila übersetzte um 370 die Heilige Schrift ins Gotische. Diese Bibelübersetzung gehört zu den größten Übersetzungsleistungen der Weltliteratur. Wulfila musste für sein Werk aus dem griechischen Alphabet und den germanischen Runenzeichen eine eigene Schrift schaffen.  Verbreitung des Christentums Das größte Bruchstück ist aus dem „Codex argentus“ erhalten, der sich heute in Uppsala befindet und Bruchstücke aus den 4 Evangelien enthält. Darstellung: Auf rotem Grund heben sich leuchtend die Buchstaben in Silber und Gold ab. (deswegen: Silberkodex) Aus dieser Handschrift erkennen wir die genaue Sprache der Goten. Sie beschäftigten sich viel mit der Übersetzung, dies beweisen die Randglossen (persönliche Kommentare/ Randbemerkungen). Aus den Mailänder Handschriften lässt sich schließen, dass beim Gottesdienst Abschnitte aus der Bibel vorgelesen wurden.

2) Charakterisieren Sie die Entwicklung der deutschen Sprache! Beschreiben sie hierbei die Entwicklung der 2. Lautverschiebung bis zur Gegenwart. Die 2. Lautverschiebung: Verändert die germanischen Verschlusslaute, dauert von 500 – 750, dringt von Süddeutschland bis zur Benrather Linie vor (Düsseldorf – Kassel – Frankfurt/Oder). Sie erfasst vollständig den oberdeutschen Raum, den mitteldeutschen Raum teilweise und umfasst folgende Verschiebungsvorgänge: Im Anlaut und nach Konsonanten germ. -> hd. p -> pf

Beispiele/Anlaut engl. -> nhd pound -> Pfund

Beispiele nach Konsonant engl. nd. -> nhd. engl. apple -> Apfel

Nach Vokalen germ. -> hd. p -> f t -> s (ss) k -> h (ch)

Beispiele/Inlaut engl. -> nhd. open -> offen water -> Wasser make -> machen

Beispiele/Auslaut engl. -> nhd. ship ->Schiff it -> es cook -> Koch

Gesamthochdeutsche Lautänderung: Sie ist die Verschiebung des germanischen Φ – Lautes zum d – Laut (engl. Three  nhd. Drei). Diese Verschiebung beginnt nach der 2. Lautverschiebung und ist 1400 abgeschlossen.

mhd. (Langvokale) -> nhd. î -> ei û -> au iu (ü) -> eu

Beispiele mhd. -> nhd. mîn -> mein hûs -> Haus hiute -> heute

Die 2. nhd. Monophthongierung: mhd. (Zwielaute) -> nhd. ie -> ie uo -> u üe -> ü

Beispiele mhd. -> nhd. liep -> lieb guot -> gut güetec -> gütig

Bedeutungsänderung: Im Laufe der Zeit können Worte ihre ursprüngliche Bedeutung verändern. Es gibt dabei 4 Änderungsmöglichkeiten: Art der Änderung 1. Bedeutungs - Verengung 2. Bedeutungs - Erweiterung 3. Bedeutungs - Veredelung 4. Bedeutungs - Verschlechterung

Begriff Geweher bereit Marschall Knecht

Bedeutung früher alle Verteidigungswaffen zum Reisen fertig Pferdeaufseher Jungmann

jetzt Schießgewehr zu allem bereit Offizier Dienstmann

3.) Beschreiben Sie die Wesenszüge der mittelhochdeutschen Ritterdichtung und analysieren Sie den Unterschied zwischen ritterlich höfischen Epos und Heldenepos/Volksepos. Charakterisieren Sie im Speziellen das ritterlich höfische Epos am Beispiel von Wolfram von Eschenbachs Werk „Parzival“. Mittelhochdeutsche Ritterdichtung 1180-1300 Um 1180 tritt an die Stelle des Geistlichen der Ritter als Träger der geistigen Kultur. Die Ritterburgen werden zu den neuen Kulturzentren. Hauptpflegestätte wird nicht der Kaiserhof sondern die Höfe der Lehensfürsten. Das neue ritterlich-höfische Menschenbild Germanische Sittenideale und antike Ethik verschmelzen mit christlicher Tugendlehre. 1. Aus der Antike werden die vier Grundlehren der stoischen Tugendlehre übernommen. Die prudentia erscheint als „zuht“, die fortitudo als „mannes muot“, die temperantia als „mâze“ und die iustitia als „milte“. 2. Vom Germanentum stammen die Forderungen êre, truwe, unverzaget mannes muot. 3. Aus der christlichen Ethik nimmt man das streben des Ritters nach gotes hulde, das Verbot der Blutrache und das Töten um jeden Preis. Der Ritter erstrebt „hövescheit“ (feingebildetes Wesen) und ist gegen „dörperîe (bäurisch-rohes Benehmen). Besondere Ziehle sind „minne“, „êre“, „gotes hulde“ und „varndes guot“. Diese Ritterziele können nur durch besondere Dienstleistungen („arebeit“) erworben werden.

1. Durch Frauendienst erlangt der Ritter „minne“, d.h. die Achtung vor hochgestellten Frauen. 2. Durch den Herrendienst gewinnt der Ritter „êre“ und „varndes guot“. Er hat jederzeit bereit zu sein, für seinen Herrn oder mit diesem ins Feld zu ziehen. Um stets zu solchem Einsatz fähig zu sein, muss sich der Ritter einem dauernden Training unterwerfen. 3. Der Gottesdienst verpflichtet zum Kampf gegen Heiden (Kreuzzüge), zur Achtung vor Kirche und Klerus, zur Nächstenliebe, d.h. zum Kampf für jedwede unschuldig verfolgte oder gequälte Kreatur Gottes. Stoffe der ritterlich-höfischen Epen 1.) Die antiken Stoffe um Alexander den Großen, die Tojanerkriege und Aeneas 2.) Der französisch-bretonische Stoffkreis um die Artus-, Gral-, und Markesagen. • Die Artussage: Der geschichtliche König Artus erwirbt durch die Verteidigung seines Landes um 500 n. Chr. Gegen die Angelsachsen so großen Ruhm, dass er in der Sage zum Symbol höchster Ritterschaft wird. Mit seiner Gattin Ginevra hält er in Karidol in Wales Hof. Mit zwölf seiner tapfersten Ritter bilden sie die Tafelrunde, so genannt weil an dem, weil an dem runden Tisch kein Ehrensitz vorhanden ist und sie alle gleichwertig sind. Die Artusritter sind die Vertreter des weltlichen Rittertums. Zu ihnen zählen Iwein, Erek, Gawein, Lancelot, Parzival • Die Gralssage dagegen ist die Verkörperung des geistlichen Rittertums. Der Heilige Gral ist jene Schale/Kelch, die Christus beim letzten Abendmahl verwendet hat und in der dann das Blut Christi aufgefangen worden ist. Er verleiht lebensspendente Kraft und wird von einem reinen, von Gott berufenen Königsgeschlecht bewacht. Die besonderen Merkmale sind: die Berufung- kein Ritter kann aus eigenem Willen die Burg finden. Die Frage nach den Wundern. Das Gelübde- die Ritter geloben Demut und Keuschheit; nur der König darf sich verehelichen. Im 12. Jahrhundert schreibt der franz. Dichter Chrestien de Troyes auch große Ritterepen über diese Helden. Nach seinem Vorbild entstehen die deutschen höfischen Epen. 3.) Der dritte Stoffkreis umfasst verschiedene französische Heldenepen, besonders solche aus dem Sagenkreis rund um Karl den Großen. Bei der Übernahme der Stoffe dieser Sagenkreise durch deutsche Dichter handelt es sich nicht um Übersetzungen der fremden Werke, sondern um sehr freie Bearbeitungen, in denen die französischen Epen verinnerlicht erscheinen. Charakteristik des ritterlich-höfischen Epos • •

Ausgesprochen Standesdichtungen, von Rittern für ein ritterliches Puplikum verfasst. Sie sind zum vorlesen und nicht zum Vortrag durch Spielleute bestimmt.

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Eine gehobene Dichtersprache. Alle Dialektwörter oder derbe, unhöfliche Ausdrücke sind streng vermieden. Wohl aber dringen viele französische Fremdwörter ein. Die Epen sind in vierhebigen, paarweise gereimten Versen geschrieben, wobei auf Reinheit der Reime und strengen Rhythmus geachtet wird. Der Stil ist durchaus idealistisch. In den Epen wird der Ritter nicht so dargestellt, wie er wirklich ist, sondern wie ein vollhöfischer Ritter sein soll. Sie entwerfen großartige Musterbilder für Ritter. Das Leben sollte sich nach diesen Epen ausrichten, nicht die Epen nach dem Leben. Das Verhältnis zwischen Ritter und Welt, Frau und Gott und die Entwicklung zum vollhöfischen Ritter werden uns vorgeführt. Die Epen enthalten breite Schilderungen von Abenteuern, Kämpfen, Turnieren, Festen, Kleidern, Waffen, Speisen, Pferden und Schmuck.

Wolfram von Eschenbach (1170 – 1220) Leben: Heimat des Dichters ist die kleine Stadt Eschenbach im bayrischen Franken. Er ist ein armer Ritter, der am Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen weilt, wo er Walter von der Vogelweide kennen lernt. Er besitzt keine gelehrte Bildung und versteht nur mangelhaft Französisch. Er hat ritterliches Standesbewusstsein, stellt seine Rittertaten höher als seine Dichtung, wendet sich gegen den höfischen Minnedienst und setzt sich für die Huldigung der eigenen, immer angetrauten Frau ein. Sein Werk kennzeichnet eine enge Verbindung von Dichtung und Leben. Stilistisch steht Wolfram in strengem Gegensatz zu den höfisch-glatten Stil Hartmanns. Sein Stil ist dunkel, seine Sprache ist schwerfällig und kraus. Er ist sorglos im Satzbau und von reichstem Wortschatz, der auch das Volkstümliche und die Archaismen (= altertümliche Ausdrucksformen) des Heldenepos nicht meidet. Er liebt Neubildungen, Umschreibungen, Fremdwörter und kühne Vergleiche. „Parzival“ (1200 – 1210) Hauptquelle ist das unvollendete Epos über Parceval von Chrestien de Troyes. Inhalt: Wolfram schildert in seinem Epos den in mehreren Entwicklungsstufen ablaufenden Lebensweg Parzivals vom Zustand der paradiesischen Unschuld („tumbheit“) über den Sündenfall zur Erlösung.  Seite kopieren Vergleich Höfisches Epos 1. Stoffe stammen aus fremdländischen Sagenkreisen 2. Der Inhalt zeigt den Helden im Kampf um die Ausgeglichenheit (mâze) und endet in der Regel glücklich

Volksepos 1. Stoffe liefert die bodenständige Sagenwelt der eigenen Vorfahren 2. Die Helden sind dem Schicksal ausgeliefert, ihr Untergang vorgezeichnet.

Thema 4: Analysieren Sie den Minnegesang anhand des Beispiels von Walther von der Vogelweide. Gehen Sie dabei genauer auf sein

Leben ein, und beschreiben Sie welche Weiterentwicklung der Minnegesang durch ihn erfahrne hat.

Der Minnegesang Ist die höfische Lyrik des 12. – 14./15. Jahrhunderts. Grundthema: „minne“ d.h. die verehrende Liebe Es gibt hohe Minne und niedere Minne. „Hohe Minne“ ist an eine unerreichbare „Herrin“ gerichtet, auch „vrouwe“ genannt. „vrouwe“ = adelige meist verheiratete Frau Sie wird umworben, besungen und geehrt. Auch heute noch verlangen wir von einer Dame Anstand und Sitte und vom Mann Ritterlichkeit gegen die Frau. „Niedere Minne“, auch Mädchenlieder genannt. Sie ist an ein „vrouwelin“ oder „maget“ gerichtet „vrouwelin“ = junge adelige Frau „maget“ = junge nicht adelige Frau Auch Tagelieder gehören dazu drücken Abschiedsschmerz nach einer unerlaubter Liebesnacht aus Minnesänger • • •

Entstammen ritterlichen und fürstlichen Kreisen Nicht nur Dichter  komponieren zum Text, auch passende Melodie Begleiten sich selbst, mit der „fidel“ (Geige) oder lassen sich von einem „singerlin“ (Sänger) damit begleiten

Arten des Minnegesangs • •

Botenlied Ritter schickt mit Boten Liebesbotschaft an Dame, nach Gespräch mit dieser kehrt Bote zurück und redet mit Ritter

Frauenstrophe enthält Rede der Frau über ihre Liebe (Monolog)

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Wechsellied gibt Gespräch zwischen Dame und Ritter wieder (Dialog)

Tagelied es kommt am Morgen zu einer schmerzlichen Trennung der Liebenden

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Klagelied es wird der Tod eines Fürsten, einer Frau oder zu geringer Minnelohn beklagt

Tanzlied fordert zum Tanz auf und begleitet ihn



Kreuzlied Aufforderung zur Kreuzfahrt

Das Lied:

Der gesamte Minnegesang ist „Sang“ und nicht gesprochene oder gelesene Dichtung. Der Spruch: Einstrophiges Gedicht mit einfachem Aufbau und Themen zur Politik und zum Tagesgeschehen.

Überlieferung des Minnegesangs Wird ursprünglich von Mund zu Mund verbreitet. Bald jedoch werden sie auf Pergamentstreifen geschrieben und zu Gedichtbüchlein gebunden. Ende des 13. Jahrhunderts entstehen erste Liederhandschriften. Schönste und größte  „Heidelberger Handschrift“ auch „Manessische Handschrift“ genannt (nach Ratsherrn Manesse, der sie anfertigen lies, benannt)

Walther von der Vogelweide (ca. 1170 – 1230) Geburtsort: Südtirol oder Niederösterreich, Abstammung nicht nachweisbar, jedoch sicher ritterbürtig Ausbildung als Minnesänger am Hofe der Babenberger in Wien, wo Reinmar von Hagenau sein Lehrmeister wird. Walther war neben Reinmar auch Hofsänger. Er schreibt Minnelieder im konventionell- höfischen Stil  bringts zur Meisterschaft Als Friedrich I. stirbt muss Walther den Wiener Hof verlassen, da Friedrichs Nachfolger ihm seine Gunst entzieht. Im Dienste Philipps von Schwaben (1197-1200) Drei Reichssprüche z.B: ich saz uf eime steine Aus Minnesänger wird Spruchdichter Während Wahlstreit und Kampf zwischen Papst und Kaiser (Investiturstreit: Jeder wollte selber Bischofsämter besetzen) tritt er in Spruchdichtungen für Macht, Idee und Größe des Reiches ein. Philipp enttäuscht Walther  verlässt königlichen Hof  fahrender Sänger (für 12 Jahre)

fahrender Sänger (1200- 1212) Bekommt eine Reiserechnung des damaligen Bischofs, bei Zeizelmauer an der Donau, welche die einzige urkundliche Erwähnung von ihm ist. Dieser gibt Walther in der Urkunde auch Geld für einen Winterpelz. Er löst sich aus dem engen Formenkreis, was zu einer Erweiterung und Bereicherung seiner Kunst führt. Benützt seine Erfahrungen als Anregungen für die volksmäßige Lyrik. D.h. seine Minne gilt jetzt nicht mehr einer „vrouwe“ sondern einem „vrouwelin“ oder „maget“.

Nicht die hohe sondern die niedere Minne wird gepriesen. Die Lieder sind eine Synthese zwischen romanischer und einheimischer Tradition  Abrücken vom Modeideal des Frauendienstes und der Weltfremdheit des Minnedienstes. Die Gedichte zeigen volkstümliche Motive und Natürlichkeit, ohne Rücksicht auf höfische Schranken. Er leidet unter kaltem Winter und besingt daher die Wonnen und Freuden des Frühlings und des Sommers.

Im Dienst Ottos IV. und Friedrich II. (1212- 1220) Nach Ermordung von Philipp von Schwaben tritt er in den Dienst von Otto IV. Er widmet ihm die 3 großen Kaisersprüche z.B. „Her keiser, sit ir willekomen…“ Die 3 Papstsprüche enthalten scharfe Zurückweisung der päpstlichen Politik. Otto IV. versagt in der Reichspolitik  der Staufer Friedrich II. wird zum Gegenkönig gewählt, Walther geht zu ihm über Friedrich gibt ihm ein kleines Lehen, ein Rittergut in der Nähe von Würzburg.

1220-1228 Walther hat endlich ein eigenes Zuhause. Aus seinen letzten Gedichten spricht Lebensweisheit und Abkehr von der Welt. Er wurde etwa 60 Jahre alt. Sein Grab soll sich im Neumünster in Würzburg befunden haben.

Walther Bedeutung als Dichter Bereits zu Lebenszeiten wurde seine Bedeutung anerkannt und gewürdigt. Er war der größte Lyriker des Mittelalters und gehört zu den genialsten lyrischen Dichtern der Weltliteratur. Walther ist Minnesänger und politischer Spruchdichter zugleich. Er vereinigt in seinem Werk heimische Tradition (donauländische) mit der romanisierenden (Lyrik des Ritters mit dem des Fahrenden). Sein Werk behandelt Frauen-, Herren- und Gottesdienst. In den Liedern der hohen Minne erweist er sich als Formkünstler mit einer bisher nicht gekannten Meisterschaft und Reinheit. Durch eingefügte Naturbilder setzt er sich über alles Steife hinweg. Die Spruchdichtung führt er zur künstlerischen Höhe und bringt ein Spiegelbild der politischen Ereignisse dieser Zeit.

5.) Beschreiben Sie die Zeit des Barocks mit deren Menschenbilder und Stil Merkmalen. Berücksichtigen Sie dabei historische Grundlagen. Charakterisieren Sie Epoche am Beispiel Grimmelshausen. Historische Grundlagen Beginnt bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jhd., geprägt durch den 30 jährigen Krieg zwischen Katholiken und Protestanten. Dadurch wurden Landschaft und Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen. Westfälischer Frieden zerschlägt

„Deutschland“ in 100 einzelne Fürstentümer. England steigt zur kolonialen Weltmacht auf. Gesellschaftliche Entwicklung Verfall des Bürgertums und des Bauernstandes >> Städte werden Kulturzentren. Es entsteht eine französische Lebensform. Neue höfische - aristokratische Zeit, Fürstenhöfe ahmen Frankreich nach. Das Führt zum Ruin des Bauernstandes. Literatur leidet auch darunter und die Literatur im Dienste der Fürsten entstand. Endgültige Lösung der Literatur durch die Kirche (Mäzen – Sponsoren). Ausbildung – Bildung Förderung des Schulwesens (feste Schulen entstehen) Aufschwung des Buchhandels Erste Tageszeitung entsteht (Relationen) Religion Rekatholisierung – neureligiöse Verinnerlichung zu einer Flucht zu Gott. Protestantische Kirche verliert ihren revolutionären Schwung. Der Teufelskult und die Hexenprozess dauern immer noch an. Barocke Baukunst Träger der Barockkultur wurden die Fürstenhöfe. Als Vorbild wurde der französische Königshof Versailles genommen. Es wurden Prunkvolle Schlösser mit weitläufigen Parkanlagen gebaut(Schloss Schönbrunn, Belvedere, Karlskirche, Stift Melk). Sie wollten die Natur beherrschen(Bäume und Sträucher wurden in Kugel oder Kegelform geschnitten) >> französischer Gartenstil. • Stein und Ziegel als Baumaterial • Kuppelbau und Zwiebelturm • Kolossalordnung –Säulen über mehrer Stockwerke • Grundrisse zeigen Geschwungenlinien • Dachlinie verläuft Stufenförmig • Parkähnliche Gartenanlagen • Malerei und Plastiken rauschende Bewegungen • Hell und Dunkel fließende Konturen Baukunst Fischer von Erlach Lukas von Hildebrandt Jakob Prandtauer Malerei Paul Trogen Peter Paul Rubens Rembrand Literatur Die Menschen erkannten das Vergängliche der Literatur, Malerei und Graphik. Der Tod als Sensenmann und die Vergänglichkeit der weiblichen Schönheit. So entstand das „memento mori“ (gedenke deines Todes) und daraus das „carpe diem“ (den Tag genießen).

Poetik Gleichgültigkeit gegenüber der Kunstform, derbe Töne verwilderte Formen. Es entstehen feste Kunstgesetzte nach dem Vorbild aus dem französischem und der Antike. Der Barocke Dichter brauchte sprachliche Begabung und Wissen über Formen der Dichtkunst. Lehrbuch der Dichtkunst von Martin Opitz. Sprache Die Entwicklung der hochdeutschen Sprache war noch nicht abgeschlossen. Sprachgesellschaft reinigt die Sprache von Fremdwörtern und bietet dafür deutsche Wörtern an. Roman Der deutsche Roman im 17.Jhd. war im Bann fremder Vorbilder(Italien Spanien). Schäferromane(Liebesroman) aus England und Frankreich Heroisch-galante(politische Romane) Roman aus Frankreich Schelmenroman(Abenteuer Roman, Held ist ein Schelm) aus Spanien Robinsonaden(Reiseroman) Vorbild „Robinson Crusce“ Bedeutenste Roman „Der Abenteuerliche Simplicissimus“ von Hans Jakob Grimmelshausen(1622-1676). Grimmelshausen stammt aus einer Handwerksfamilie er ist schon im Kindesalter als Troßbube in den 30jährigen Krieg geraten. Erstieg zum Regimentschreiber auf. Nach dem Krieg wurde er Verwalter in gräflichen Diensten. Er tritt zum Katholizismus über und schreibt seinem Roman.

Inhalt: Simplicius wächst auf einem Bauernhof auf nachdem seine Mutter starb. Dieser wird von Kürasieren überfallen. Simplicius flieht zu einem Einsiedler (sein Vater). Dieser lehrt ihm Lesen und Schreiben. Nach seinem Tod wird Simplicius Hofnarr bei einem Schwedischen Gubernator. Als Soldat lernt er Reiten und Fechten, er wird Gefreiter und Schlussendlich der berühmt Jäger von Saest. Er erwirbt bei den adeligen ein Vermögen dass ihm von den Schweden wieder genommen wurde und er verarmt und geht nach Paris wird dort Schauspieler im Louvre. Durch die Blattern verliert er in Deutschland seine Schönheit. Er gerät auf die schiefe Bahn und wird Straßenräuber. Durch das zusammen treffen mit seinem Alten Freund, Herzbruder kommt er wieder auf die rechte Bahn. Er bereut seine Sünden und geht auf Wallfahrt. Er nimmt neue Kriegsdienste an und Wird Hauptmann in Wien. Nach dem Tod seiner ersten Frau und Herzbruder wird er katholisch und gerät fast wieder auf die schiefe Bahn. Er heiratet ein zweites Mal und erwirbt ein Landgut. Er trifft seine Zieheltern und erfährt von seiner adeligen Herkunft. Das Steigt seiner Frau zu kopf und sie stirbt in Trunksucht. Er übergibt sein Landgut seinen Zieheltern und reist zum Mummelsee in Schwaben. Er zieht mit seinem schwedischen Oberst Richtung Russland. Als er zurück kam war der Krieg vorbei er zieht sich auf dem Hof seiner Ziehelter zurück und wird schließlich Einsiedler • • •

Erzählform ist eine Autobiographie Die Linienführung des Romans ist klar und Übersichtlich Deutlich ist die Ähnlichkeit mit dem „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach. Simplicius und Parzival wachsen beide in Weltfremdheit auf, verlieren früh ihre Eltern, erfahren erst spät ihre adelige Herkunft, ihr Leben erstreckt sich von



der frommen Einfältigkeit über Weltverstricktheit und Sünde zur Läuterung und zurück zu Gott. Simplicius wird Soldat Parzival wird Ritter! Schauplatz des Romans ist Österreich Deutschland Schweiz Frankreich und Russland

Thema 6: Vorklassik 3 bedeutendsten Dichter der Zeit Verdienste Lessings und große Werke Vorklassik (1750 – 1770) Mitte des 18.Jhdts gibt es 3 geniale Dichter die durch die deutsche Literatur internationales Ansehen gewinnen. Jeder von ihnen erwächst aus einer anderen Zeitströmung die er zu Höhe führt und in ihrer Einseitigkeit überwindet. Jeder kommt in einem anderen Gebiet zu Großleistungen sodass die Lyrik, Epik und Dramatik einer Erneuerung erfahren. Dichter Klopstock Wieland Lessing Zeitströmung Barock, Pietismus Rokoko *² Renaissance und 1 * , Empfindsamkeit Aufklärung Dichtungsform Lyrik Epik Drama und Kritik 1 * … übersteigende protestantische Richtung *² … übersteigender Barock Unterschied zwischen Barock und Rokoko: Der Rokoko ist viel verspielter als der Barock, es gibt keine geraden Linien mehr sondern, es ist alles geschwungen und abgerundet. Der Rokoko konnte nicht überall angewendet werden z.B. bei Gebäuden, aber es wurden runde Ketten, runde Fenster, usw. erstellt. Bedeutendste Werke: Klopstock: Messias (22.000 Verse), erschien seit 1748 in mehreren Fassungen Wieland: "Zwölf moralische Briefe in Versen", "Geschichte des Agathon", "Der Sieg der Natur über die Schwärmerei oder die Abenteuer des Don Sylvio von Rosalva" Vereint werden dann diese 3 Richtungen im Klassizismus Goethes und Schillers Rationalismus des Rokokos, der Aufklärung und den Irrationalismus der Empfindsamkeit zu harmonischer Synthese ( zw. Geist und Gefühl ) vereinen. Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1881) Sohn eines evangelischen Stadtpfarrers, studiert Theologie, gibt aber das Studium auf, um sich der Literatur zu widmen. Seinen Unterhalt verdient er sich als freier Schriftsteller, wobei er eigentlich als Rezensent ( Literaturkritik ) tätig war. Er war der bedeutendste Kritiker des deutschen Dramas. Nimmt am 7-jährigen Krieg teil, gewinnt Einblick in die Problematik eines Besatzungsregimes. Dadurch angeregt schreibt er das Lustspiel „Minna von Barnhelm“.

Lessing wird als Kritiker und Dichter der Wegbereiter der deutschen Klassik und zugleich ihr erster Vertreter. Lyrik und Didaktik Nur als junger Mensch schreibt er Gedichte, denn er selber meint er sei kein Lyriker. Seine Gedichte sind unselbständige Nachahmungen der Rokokodichtung => Liebes und Trinklieder. Später kam dann das Epigramm, es war eine Sammlung von „Sinngedichten“. Ein Epigramm besteht aus einer Neigung zu schlagender, witziger, Prägung der Gedanken. Fabeln: Um die Zuspitzung eines Gedankens handelt es sich auch in seinem nur zum Teil selbstständig erfundenen Fabeln. Andere Fabeldichter waren La Fontaine, Lessing konsentriert sich aber nur auf einen, nämlich den Vater der Fabeln, den Griechischen Aesop und strebt an eine knappen, schmucklosen, gedanklich scharfen Prosa an. Der größte Fabeldichter Europas ist La Fontaine. Er schreibt Versfabeln in denen die Tiercharaktere und die Handlungen breit und ausführlich dargestellt werden. Altgriechischer Fabeldichte Aesop schreibt knappe Inhaltsangaben für verlorengegangener Fabeln, Lessing ahmt diese Form nach, kurze Prosafabeln ohne Nebenschmuck in lehrhafter Manier und verbindet sie am Schluss mit einer Moral. Abhandlungen über die Fabel, knappe Kürze und Betonung der Moral. Er gibt der Prosafabel einen hohen pädagogischen Wert. Kennzeichnung der Tragödie: Protagonist stirbt am Ende (5. Jhdt.) Dramen: „Miss Sara Sampson“ Inhalt: Wüstling Mellefont entführt Sara, die Tochter von Sir William Sampson, weil er die Zustimmung zu einer Heirat nicht geben will. Marwood (ehemalige Geliebte von Mellefonts) hat ein uneheliches Kind (Arabella), will Mellefont wieder zurück. Dies gelingt ihr nicht => Rache => Sie vergiftet Sara und flieht. Mellefont ersticht sich neben der Leiche Saras, auf deren Wunsch nimmt Sir William das Kind zu sich. Personengruppierung: Mellefont steht als Zentralfigur zwischen zwei gleichgroßen Personengruppen. Sara Mellefont Vater

Marwood Arabella

Tragische Liebesspektakel einer verführten bürgerlichen Mädchens. Der Konflikt zwi. Liebe und Gesellschaft ergibt das Problem. Sara folgt dem Zug ihres Herzens, gerät dadurch in Widerspruch zur Gesellschaft. Sie stellt die Liebestreue über die Vorschriften der Gesellschaft. Literarische Bedeutung: Das Bürgermilieu stand sich bisher nur in Komödien. „Miss Sara Sampson“ ist somit das erste bürgerliche Trauerspiel in der deutschen Literatur. An „Miss Sara“ schließen sich später an: „Emilia Galotti“ „Die Kindesmörderin“ (Heinrich Leopold Wagner) „Kabale und Liebe“ (Friedrich Schiller) die Gretchentragödie im „Faust“ (Wolfgang von Goethe) „Die Weber“

„Liebelei“ (Arthur Schnitzler) In „Miss Sara“ werden zum ersten Mal antike Motive in modernes Gewand gekleidet. Marwood ist eine moderne Medea Lessings Drama stelle eine deutliche Abkehr von den Franzosen dar, da ihm das bürgerliche Trauerspiel der Engländer als Vorbild dient. Neu ist auch der Gebrauch der Prosa im ernsten Drama, für das Gottsched von Alexandriner vorgeschrieben hat. Das im Drama dargestellte Motiv des Grafen von Gleichen, das nach Lessing immer wieder behandelt wird, gemeint damit ist das Motiv des schwachen Mannes zwischen zwei Frauen. Man nennt das Motiv des Mannes zwischen zwei Frauen deshalb das Motiv des Grafen von Gleichen, weil in einer alten Sage ein Graf von Gleichen zwischen zwei Frauen steht, denen er beiden zu Dank verpflichtet ist. Der verheiratete Graf gerät auf einen Kreuzzug in Gefangenschaft. Nur durch die Heirat mit einer Sarazenin entgeht er seinem Tod. Zu Hause findet er seine erste Frau vor, die treu auf ihn gewartet hat. Ausnahmsweise gestattet der Papst, dass er mit beiden Frauen verheiratet bleibt (Vergleiche auch das Bild von Moritz v. Schwind). In „Emilia Galotti“ , „Götz von Berlichingen“ , „Kabale und Liebe“ taucht diese Motiv nach Lessing immer wieder auf. Die Erstaufführung der „miss Sara“ findet unter großem Beifall statt.

„Minna von Barnheim oder das Soldatenglück“. Ein Lustspiel in 5 Aufzügen. (Schiller: „Die Räuber“ ) Die Schauplätze des Stückes sind Vorstadtgasthöfe, wo sich ein Stück in den zweifelhaften Schicksalen der entlassenen Offiziere und Mannschaften nach dem Siebenjährigen Krieg abspielt. Inhalt: Ein Major Tellheim zahlt die Kriegskontribution (Beitrag) von den Ständen eines sächsischen Kreises aus seinem Privatvermögen. Diese Tat erwirbt ihm die Liebe eines sächsischen Edelfräuleins Minna. Wegen einer Armverletzung (in dem Krieg) wird er entlassen und durch eine Verdächtigung schwer in seiner Liebe gekränkt. Nach dem Kriegsende finden wir ihn in einem Berliner Gasthof. Zuletzt muss er beim Wird seinen Verlobungsring versetzen (verpfänden). Durch den verpfändeten Ring erfährt Minna von Tellheims Anwesenheit und seiner ärmlichen Lage. Sie will seine Gefährtin bleiben und ihn heiraten. Er meint als armer Mann habe er kein Recht ihre Hand zu halten und zieht sich von ihr zurück. Minna beschließt zu einer List zu greifen. Sie heiratet als Tarnung den Wirten um den Ring wieder zu bekommen. Überdies will sie ihm mitteilen, dass sie enterbt worden sein und daher bei Tellheim Schutz sucht. Es kommt zu einem Umschwung in Tellheim und er will nun nicht mehr auf Minna verzichten. Ein Bote bringt ein Schreiben des Königs, das dem Majo Ehre und Vermögen wiedergibt. Es kommt zur Aufdeckung des Spiels und schlussendlich zur Vereinigung der Liebenden. Zeitgeschichte und nationale Eigenschaften, übersteigertes Ehrgefühl sind Aufbauelemente des Stückes. Das Thema:

Die Lebenswürdigkeit der Sächsinnen überwindet den Starrsinn. Der logische Verstand und die Schlauheit der Frau erobern den Mann. Sächsische Gruppe: Minna

Preußische Gruppe: Tellheim Wirt

Franziska Graf von Bruchsall

Diener Just Wachtmeister Werner

Hilfsfiguren: Dame in Trauer, Feldjäger, Riccaut de la Marliniére Klar und übersichtlich sind die Personen gruppiert. Die männliche Preußengruppe wird der weiblichen Sachsengruppe gegenübergestellt. Jeder Hauptspieler hat eine dienende und freundschaftlich helfende Figur. Aufklärung und französischer Klassizismus. So wird später der Ausgangspunkt für das spätere Drama Schiller und Goethes gelegt, das durch strenge mathematische Architektonik gekennzeichnet ist. Die Charaktere: Ein ganzer Stand, der Soldatenstand, wird auf die Bühne gebracht. Die literarische Bedeutung: Minna von Barnhelm ist das erste deutsche Lustspiel, das deutsches, nicht fremdes Leben auf die Bühne stellt. Der Stoff ist aus der Zeitgeschichte (nach dem siebenjährigen Krieg) genommen und die Handlung ist frei erfunden. Ausgangspunkte viele Soldatenstücke: „Der zerbrochene Krug“ (Heinrich v. Kleist), „Weh dem, der lügt“ (Franz Grillparzer), „Der Biberpelz“ (Gerhart Hauptmann) „Nathan der Weise“ Inhalt: Nathan, ein reicher Jude, dessen Frau und sieben Söhne seinerzeit von Christen niedergemetzelt worden sind, kehrt von einer erfolgreichen Geschäftsreise zurück. Er erfährt, dass in seiner Abwesenheit sein Tochter Recha bei einem Brand in Lebensgefahr gewesen und durch einen Tempelherrn gerettet worden ist. Diesen Templer hat im letzten Kriegszug der Sultan als einzigen Gefangenen nicht hinrichten lassen. Er hat ihn in einer plötzlichen Gefühlswallung begnadigt, weil er ihn an seinen verschollenen Bruder erinnert hat. Nathan sucht nun dem edlen Retter seinen Dank abzustatten. Er schickt Daja, die Gesellschafterin Rechas, zum Templer, um ihn einzuladen. Diese Einladung lehnt der Tempelherr aber ab. Auch einen vom Patriarchen von Jerusalem geschickten Klosterbruder weist er brüsk zurück, als ihn dieser als Spion oder Mörder des Sultans für den französischen Krieg gewinnen will. In seiner Geldnot beschließt der Sultan Saladin über Rat seiner Schwester Sittha, von dem reichen und weise Nathan Gekd zu erpressen. Nathan sucht den Templer auf. Er gewinnt ihn zum Freund, als er ihm nach langer Diskussion schließlich erklärt: „Wir haben beide/Uns unser Volk nicht auserlesen. Sind/Wir unser Volk? Was heißt denn Volk? Sind Christ und Jude eher Christ und Jude/Als Mensch?“

Der Tempelherr besucht Recha, die ihm schwesterlicher Zuneigung zugetan ist, in die sich aber der Templer leidenschaftlich verliebt. Nathan erzählt dem Sultan die Parabel von den drei Ringen (Buch Seite 82). Ein Mann hatte einen Ring der von unschätzbarem Wert war und er geheime Kraft gehabt habe. Er hatte auch drei Söhne. Er ließ noch zwei gleiche Ringe anfertigen. Nach seinem Tod behauptet jeder der drei Söhne, sein Ring sei der rechte. Doch dies sei unerweislich geblieben, fast so wie „uns jetzt der rechte Glaube“. Der Richter, vor den die drei Brüder getreten seien, habe erklärt: „Eure Ringe sind alle drei nicht echt. Der echte Ring, vermutlich ging verloren. Den Verlust zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater, die drei für einen machen!“ Da man nicht erwarten könne, habe der Richter gemeint, dass der echte Ring den Mund öffne, rate er jedem Sohn, zu beweisen, dass sein Ring der echte sei. Der rechte Ring mache ja vor Gott und Menschen angenehm. Saladin wünscht sich, von der Weisheit Nathans tief erschüttert, diesen zum Freund. Nathan wieder bietet ihm nun selbst sein Geld an. Der Tempelherr sucht Nathan auf und gesteht ihm, dass er Recha liebe und zur Frau begehre. Als der Templer von Daja erfährt, dass Recha nur eine angenommene Tochter und eine Christin ist, steigen in ihm böse Gedanken auf. Der Tempelherr sucht nun den Patriarchen auf, um ihn um Rat zu fragen. Als dieser auf seine diesbezügliche Frage erklärt, ein Jude, der ein Christenkind als Jüdin erziehe, werde verbrannt, stellt er, ob solchen Fanatismus erschreckt, seine Frage nur als „gedacht“ hin. Er gewinnt die Freundschaft des Sultans, der ihm helfen will Recha zur Frau zu bekommen. Der Patriarch lässt mittlerweile durch den Klosterbruder nach jenem Juden forschen, der ein Christenkind bei sich aufziehe. Der Klosterbruder gibt sich Nathan als jener Reitknecht zu erkennen, der hm vor 18 Jahren ein Mädchen überbracht hat. Ein Gebetbuch, dass er noch besitze, enthalte die Abstammung des Mädchens, das er ihm im Auftrag seines Herrn übergeben habe. Der Klosterbruder bringt das Gebetbuch, das nun Klärung schafft. Des Sultans Bruder hat als Gefangener in Deutschland geheiratet und zwei Kinder gehabt, einen Knaben und ein Mädchen. Der Knabe ist unter der Obhut seines Oheims in Deutschland zurückgelassen worden. Das Mädchen wurde durch einen Reitknecht dem Juden Nathan in Pflege übergeben. Nathan schildert wie das gefundene Gebetbuch alles aufgeklärt habe: Der Tempelherr sei Rechas Bruder, beider Vater aber jener verschollene Bruder Saladins. Sultan Saladin nimmt sie beide an Kindes Statt an. Übrigens hat Nathan die als Tochter angenommene Recha nicht als Christian, aber auch nicht als Jüdin, sondern in einer von allen Konfessionen freuen, über die Religionen bestehenden, im Herzen aller Menschen wohnenden Weltanschauung erzogen, wie sie edle Humanität nahe lege. Die Personengruppierung: Die Personen gliedern sich in drei symmetrisch aufgebaute, einander entsprechende Gruppen. Jede Gruppe umfasst eine Frau, einen älteren und einen jüngeren Mann: !!! Alle drei Gruppen sind gleichwertig !!! Christliche Gruppe: Mohammedanische Jüdische Gruppe: Gruppe: Tempelherr (jung) Saladin (jung) Nathan (alt) Recha Sittah Daja Patriarch (alt) Derwisch (alt) Klosterbrder (jung)

Die drei Religionen sind durch die Personenkonstellation ineinander verschränkt (integriert). Nathan trägt die Züge von Lessings Freund Mendelssohn. Aufbau und Sprache: Die Linienführung des Dramas ist außerordentlich kunstvoll, symmetrisch ausgewogen, einfach, klar und leicht überschaubau gestaltet. 1. Akt: Nathan 3. Akt: Recha 2. Akt: Saladin 4. Akt: Tempelherr 5. Akt: gibt dann das Zusammenspiel aller Die Handlungsführung ist sicher und übersichtlich (Einführung, Einleitung). Wieder bringt der 3. Akt den Höhepunkt. Besonders kunstvoll wird die Exposition dargeboten, indem der Reihe nach die drei Kreide der Juden, Mohammedaner und Christen vorgestellt. Das Drama ist im Blankvers (reimloser Vers, der aus fünf Jamben besteht) beschrieben. Das Thema: Die Anregung zu dem Stück bietet der Streit Lessings mit Pastor Goeze, wobei es um die Frage nach der wahren Religion und ihrem Wesen geht. Die Handlung des Dramas soll die Humanitätsidee veranschaulichen. Es ist gleichgültig, welcher Nation oder Konfession ein Mensch angehört, wenn er nur wahre Nächstenliebe und echte Menschlichkeit besitzt. Verbunden mit der Humanitätsidee ist die Toleranzidee. Wahre Menschlichkeit steht über der Nation und Konfession. Nicht auf die Form der Frömmigkeit, sondern auf den Gehalt der Frömmigkeit kommt es an, auf das praktische Arbeiten und Gutsein in der Welt. Lessing nimmt also eine kosmopolitische Haltung ein. Dramentypus und literarische Bedeutung: Mit dem Werk „Nathan der Weise“ begründet Lessing das hohe Ideendrama. Es hat folgende Merkmale: 1. Wesentlich ist der Gehalt, die Idee, der tiefere Sinn, der Symbolwert des Dramas. Im Mittelpunkt steht eine sittliche Idee, die durch die Handlung veranschaulicht wird. Die Handlung spiegelt dabei vorzüglich das Innere, das seelische Erleben der Person wider. 2. Strenger, kunstvoller, symmetrisch ausgewogener Aufbau 3. In Versen abgefasst (Blankvers) 4. Feierliche, gepflegte, poetisch erhöhte, mit allgemeinen Sentenzen (Lehrspruch) und Bildern geschmückte Sprache. „Nathan der Weise“ ist das erste hohe Ideendrama der deutschen Literatur. Es stellt den Höhepunkt der Aufklärung und gleichzeitig deren Überwindung dar, indem es aus der Enge des moralisierenden Gottscheddramas zu einem von allgemein menschlicher Ethik getragenen Humanitätsdrama führt. Besonders die Klassik Goethes und Schillers greift später diesen Typus an. Lessings Bedeutung als Dramatiker • Lessing begründet das neuere deutsche Drama. Alles späteren großen Dramatiker sind ihm verpflichtet: Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Heinrich von Kleist, Franz Grillparzer und Gerhart Hauptmann.

• Als Dramatiker hat Lessing: 1. Musterdramen geschaffen für a) Vorbild für Soldatenstücke (Heinrich von Kleist: „Der zerbrochene Krug“; Franz Grillparzer; „Weh dem, der lügt!“; Gerhart Hauptmann: „Der Biberpelz“ b) Das bürgerliche Trauerspiel mit „Miss Sara Sampson“, „Emilia Galotti“ (Muster für Friedrich Schiller: „Kabale und Liebe“; Johann Wolfgang Goethe Gretchentragödie im „Faust“. c) Hohe Ideendrama (wird Ausgangbasis für Friedrich Schiller: „Don Carlos“; Johann Wolfgang Goethe: „Iphigenie und Tauris“) 2. symmetrischer, übersichtlicher Aufbau, und ebensolche Personengruppierung, streng motivierte Handlungsführung; geistvoller Dialog; sorgfältige Personencharakteristik; Verwendung der Prosa und des Blankverses 3. Zeitgeist gestaltet (den Nationalismus in „Minna von Barnhelm“, die bürgerliche Selbstbesinnung in „Emilia Galotti“, den Humanitäts- und Toleranzgedanken in dem Ideendrama „Nathan der Weise“; durch diese eingebaute Aktualität erreicht das Drama Beseelung und Lebendigkeit) 4. das deutsche Drama begründet (besonders mit „Minna von Barnhelm“) und 5. Theatergestalten geschaffen, die zu stehenden, immer wieder nachgeahmten Bühnenfiguren werden:

Thema 7: Analysieren Sie die Zeit des Sturm und Drang. Gehen Sie dabei auf die drei großen Gruppierungen dieser Zeit ein und charakterisieren Sie deren Hauptvertreter. Sturm und Drang (1770 – 1785) Der Sturm und Drang ist eine literarische Revolution, in der sich die um 1770 auftretende Jugend gegen die rationalistische Aufklärungskultur wendet. Die neue literarische Bewegung fordert Freiheit von Sitten- und Kunstgesetzen, sie fordert Natur, Genie, Lebensweisheit, Wahrheit, Originalität und nationales Wesen. Es lassen sich 2 Gruppen von Dichtern unterscheiden: • •

Solche, die infolge zu starker Gefühlsbetonung durch Empfindsamkeit und Weltschmerz gekennzeichnet sind (passive Richtung) Solche, die von pathetischer Kraftgenialität strotzen (aktive Richtung)

Der junge Goethe und der junge Schiller gehören beide den Sturm und Drang an (aktive Richtung) Anregungen und Vorbilder finden sich im eigenen Land und im Ausland: 1) Schon der Pietismus ist in Deutschland eine mächtige Gegenströmung gegen die einseitige Verstandesherrschaft der Aufklärung. Klopstock wächst aus dieser Bewegung. Zu ihm bekannt sich die neue Jugend geradezu leidenschaftlich. Er wird ihnen zum angebeteten Vorkämpfer.

2) Im Stammland der Aufklärung, in Frankreich, ist dem einseitigen Rationalismus ein heftiger Gegner entstanden, den Deutschland als führenden Revolutionär jubelnd begrüßt. Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778) Hauptwerke: 1) In “Le contrat social“ (“Gesellschaftsvertrag“) und anderen staats- und gesellschaftswissenschaftlichen Schriften behandelt er politische und soziale Fragen, wendet er sich gegen den Absolutismus und bereitet die französische Revolution vor. 2) “Emile ou de l’edurcation“ ist ein Erziehungsroman, in dem Rousseau gegen eine zu weitgehende Entfernung von der Natur für eine naturgemäße Erziehung eintritt. Rousseau verlangt Rückkehr zur Natur, denn der Mensch sei von Natur aus gut; erst die Entfernung von der Natur durch die Kultur habe ihn schlecht gemacht. Die Städte sind für ihn der Abgrund der Menschheit. Dieser Kulturpessimismus wendet sich gegen den optimistischen Fortschrittsgedanken der Aufklärung. Rousseau hasst die Städte und preist das Landleben. Durch ihn wird die Vorliebe für einfache, primitive, ländliche Verhältnisse geweckt und der Sinn für die Landschaftsschilderung neu belebt. Pflanzen und Tiere betrachtet man nun wieder mit Liebe und Ehrfurcht, ebenso die Naturvölker und Kinder, Menschen, die sich vom Naturzustand, vom Urzustand nicht weit entfernt haben, gelten als ein Bild der Reinheit und Vollkommenheit. Rousseaus Kritik an der rationalistischen Kultur und seine Lehre von der ursprünglichen Güte und Helligkeit der Natur, vom einzigen Wert der Unschuld und Einfachheit und Einfalt mythischer Vorzeit, seine Verteidigung der Emotionalität gegenüber dem Verstand wirken mächtig auf die jungen Stürmer und Dränger. Die ganze Zeit ist erfüllt von dem lauten Ruf: “Zurück zur Natur!“ Auch England liefert Vorbilder: Shakespeare wird das große Vorbild für die neuen Dramatiker. Edward Young sucht in seinen “Gedanken über die Originalwerke“ eine Begründung der neuen Lehre vom Genie. Unter “Originalgenie“ versteht Young das Schöpferische im Menschen, jenen Künstler vor allem, der nicht Nachahmer ist, sondern aus ursprünglicher Kraft schafft. Keine übernommene Fertigkeit oder Regel darf die angeborene Schaffenskraft binden und einengen.  Gegen literarisches Regelwerk: Opitz, Gottsched

In der angeblichen Übersetzung von Gedichten des altkeltischen Sängers Ossian durch den Schotten James Macpherson – in Wirklichkeit sind dies eigene Schöpfungen Macphersons, wenngleich unter Einfluss alter Überlieferung – glaubt man ein wertvolles Zeugnis der ersehnten volkhaften Naturdichtung zu besitzen. Die düster – schwermütigen Stimmungswerte dieser sentimentalen Heldenpoesie üben auf die deutsche Lyrik großen Einfluss aus. Ossians Lieder werden auch vertont und finden in fast alle Bürgerhäuser Eingang. Johann Gottfried Herder (1744 – 1803) Einer seiner Lehrer ist Immanuel Kant, der ihn auf Rousseau verweist. In regem Verkehr steht er auch mit Hamann durch den er mit Shakespeare und Ossian bekannt wird. Hauptwerk: “Stimmen der Völker“

3 Gruppen für den Weg zur deutschen Klassik 1) Göttinger Hainbund 2) Rheinische Stürmer und Dränger 3) Schwäbische Gruppe 1. Der Göttinger Hainbund Es fand sich ein Göttinger Universität ein Kreis junger Akademiker zusammen, die einen literarischen Freundschaftsbund schließen. Nach dem Ort der ersten Feier und in Anlehnung an Klopstocks Ode “Der Hügel und der Hain“ nennen sie sich “Hain“. Sie geben einen Musenalmanach (deutsche Literaturzeitung) heraus, in dem sie ihre Gedichte veröffentlichten. Ludwig Hölty (1748 – 1776) ist lungenkrank und stirbt bereits mit 28 Jahren. In seinen von Todesahnung und demütiger Gottergebenheit erfüllen schwermütigen Gedichten besingt er die Freundschaft, den Frühling, harmlose Jugendlust und die Erinnerung an geliebte Tote in volksliedhaftem Ton. Durchaus noch dem Rokoko verpflichtet, wird Hölty doch durch immer wieder aufklingendes echtes Erleben ein Wegbereiter in die Zukunft. Johann Heinrich Voss (1751 – 1826) schreibt im Banne Jacques Rousseaus mehrere Versidyllen über das naturnahe einfache Leben eines Dorfschulmeisters (“Der siebzigste Geburtstag“) oder eines Landpfarrers (“Luise“ ist ein ländliches Idyll und wird der Vorbild für Goethes Epos “Hermann und Dorothea“). Voss’ Hauptverdienst aber liegt darin, dass er Homer meisterhaft übersetzte (“Odyssee“, “Illias“) Gottfried August Bürger (1748 – 1794)

wird der Begründer der deutschen Kunstballade. In seiner berühmten Ballade “Lenore“ holt sich das Gespenst eines gefallenen Soldaten in nächtlichem Ritt seine Braut ins Schattenreich. Liedartiger Refrain, wirksame Klangmalerei, volkstümliche Wort- und Bildkraft kennzeichnen seine Balladen. Außerdem macht Bürger durch die geschickte Bearbeitung einer englischen Vorlage die “Lügengeschichten von Münchhausen“ zu einem bis heute beliebten Volksbuch.

2. Die rheinischen Stürmer und Dränger Ein zweites Sturm- und Drang-Zentrum bildet sich in Straßburg am Rhein, wo sich Studenten der dortigen Universität zu einem Freundschaftsbund zusammenfinden. Diese rheinischen Stürmer und Dränger sind leidenschaftliche Revolutionäre, die die neuen Ideen nicht nur in der Dichtung, sondern auch im Leben durchsetzen und verwirklichen wollen. Sie sind gekennzeichnet durch Empfindsamkeit, Genialität, Originalität, unbändigen Freiheitsdrang und Begeisterung für Rousseau. Sie stellen Natur gegen Kultur, Gefühl, Instinkt und Leidenschaft gegen den Verstand, Nationales gegen Fremdes und Selbstherrlichkeit gegen Regelzwang. Sie nennen sich selbst Genie oder Kraftkerl. Dem aktivistischen Temperament dieser aufbrechenden Jugend entspricht am besten die dramatische Form der Dichtung. So sind daher die bedeutendsten Vertreter nicht Lyriker (wie bei Hainbündlern) sonder Dramatiker. Zu ihnen gehören Reinhold Lenz, Heinrich Leopold Wagner, Friedrich Maximilian Klinger und der junge Goethe. Reinhold Lenz (1751 – 1792) ist der unkonventionellste und neben Goethe wohl der begabteste Vertreter dieser Gruppe. Sein Leben endet in Armut und Wahnsinn. In seinen Dramen behandelt er Gesellschaftsfragen in krassem Naturalismus. So schildert das Drama “Die Soldaten“, den Schauplatz häufig wechselnder Form die Verführung eines bürgerlichen Mädchens durch einen adeligen Offizier und ihren Abstieg zu einer Landstreicherin, nachdem der skrupellose Verführer aus Standesrücksichten eine Heirat abgelehnt hat. Innerhalb des bürgerlichen Trauerspiels wird hiermit die Spielart des Ständedramas begründet, da die soziale Umwelt als schicksalsgestaltende Macht auftritt. Den gleichen Konflikt zwischen Liebe und Gesellschaftsordnung behandelt das Drama “Der Hofmeister“. Ein bürgerlicher Hauslehrer verführt seine adelige Schülerin, deren Vater eine Heirat verhindert.

Eine moderne Bearbeitung dieses Dramas führt Bert Brecht in seinem “Hofmeister“ (1950) durch. Heinrich Leopold Wagner (1747 – 1799) gestaltet in seinem Drama “Die Kindesmörderin“ seine Version des damals hochaktuellen Themas, das auch für Goethe erster Anlass zu seiner Faustdichtung wird. Es ist in einem rücksichtslosen Naturalismus geschrieben, wie er sich dann erst wieder 1880 findet. Friedrich Maximilian Klinger (1752 – 1831) überarbeitet in seinen Dramen alle Theaterstücke seiner Zeit. Sein “Sturm und Drang“ gibt der ganzen Bewegung den Namen. Der junge Goethe wird zum anerkannten Führer des Sturmes und Dranges. In der Zeit von 1770 bis 1771 schließt er an der der Straßburger Universität seine Rechtsstudien ab und wird dort besonders durch Herder für die Sturm und Drang – Bewegung gewonnen. Aus der erlebten pathetischen Kraftgenialität des Sturmes und Dranges erwächst das Schauspiel “Götz von Berlichingen“. Die weltschmerzliche Empfindsamkeit und der Gefühlskult der neuen Bewegung finden ihre reinste dichterische Verkörperung in dem Roman “Die Leiden des jungen Werthers“ und in “Stella“, einem Schauspiel für Liebende. 3. Die schwäbische Gruppe Auch in Schwaben bildet sich eine zwar kleine, aber umso rührigere Revolutionsgruppe, die über die Erneuerung der Dichtung hinaus nach politischem Umsturz strebt. Christian Schubart (1739 – 1791) War der erste Parteigänger der jungen Bewegung. Er schreibt politische Tendenzgedichte, unter denen besonders “Fürstengruft“ und “Kaplied“ leidenschaftliche Anklagen gegen das entartete und gewalttätige Fürstentum seiner Zeit erheben. Er wird auch der erste politische Märtyrer unter den Dichtern des deutschen Bürgertums. Die freimütigen Artikel in seiner Zeitschrift “Deutsche Chronik“ tragen ihm zehn Jahre Haft auf der Festung Hohenasperg ein. Der junge Schiller wird zum anerkannten Führer der schwäbischen Gruppe. Seine Jugenddramen sind von leidenschaftlichem Freiheitsdrang erfüllt. “Die Räuber“ tragen den Untertitel “in Tirannos“ (d.h. gegen die Tyrannen!). Von gleichem Geiste sind seine Dramen “Die Verschwörung des Fiesko zu Genua“ und “Kabale und Liebe“ getragen.

Der junge Goethe und der junge Schiller gehören zunächst auch der neuen Bewegung an. Doch für sie bedeutet der “Sturm und Drang“ lediglich eine jugendliche Entwicklungsstufe, von der sie sich in späteren Jahren distanzieren sollten.

Thema 8: Charakterisieren Sie das Leben des jungen Goethe als Stürmer und Dränger. Analysieren Sie dabei seine Werke „Götz von Berlichen“ und „Die Leiden des jungen Werthers“. Johann Wolfgang Goethe (1749 – 1832) Der junge Goethe (1749 – 1775) wird am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Hat eine um 1 Jahr jüngere Schwester. steht als Kind im Bann des ausgehenden Hochbarocks und wendet sich dann der spielerischen Art des Rokokos zu. Jugendwerke im Stil des „Hochbarocks“, des „Rokokos“ und des „Sturmes und Dranges“. Mütterlicherseits stammt er aus einer Frankfurter Patrizierfamilie. Sein Vater ist Rechtsgelehrter und hat den Titel eines „kaiserlichen Rates“ erhalten. Nach dem Willen seines Vaters erhält er Privatunterricht. Goethe ist sprachbegabt und hat auch zeichnerisches Talent. Er wird auch in Sportarten (z.B.: Reiten oder Eislaufen) unterrichtet. Seine spätere Begeisterung für das Theater wird schon früh durch eine Puppenbühne geweckt. Goethes erstes großes Jugenderlebnis war der Siebenjährige Krieg. Am Ende seiner Kindheit steht das Erlebnis der Kaiserkrönung Josephs II. in Frankfurt. Bei diesem Ereignis lernt er ei Mädchen kennen, das als „Frankfurter Gretchen“ aufscheint und dessen Name im „Faust“ (1. Teil) weiterlebt. Danach geht Goethe auf die Universität nach Leipzig. Er soll Rechtswissenschaft studieren, beschäftigt sich aber vor allen mit Literatur und Kunstgeschichte. Goethe erkrankt schwer, muss seine Studien unterbrechen und nach Frankfurt zurückkehren. Nach der Erholung geht Goethe auf Wunsch seines Vaters nach Straßburg (Doktorat) und macht dort seine Abschlussprüfungen. Während seines Aufenthaltes in Straßburg schließt er sich den „Stürmern und Drängern“ an. Schicksalshaft wird sein Kontakt mit Johann Gottfried Herder, der wegen eines Augenleidens in der Stadt weilt und Goethe für seine Ideen zu begeistern versteht. Goethe verliebt sich leidenschaftlich in Friederike Brion, verlässt sie jedoch wieder im Gefühl, sich nicht an sie binden zu können. Aus diesen Tagen blieben die

„Friederiken-Lieder“, in denen Goethe einen ursprünglichen, erlebnishaften Ton findet, sie zu vergessen. Er geht auf Wunsch seines Vaters nach Wetzlar an das Reichskammergericht. Dort verliebt er sich leidenschaftlich in Charlotte Buff. Sie ist ab bereits mit Goethes Freund, dem Legationsrat Kestner verlobt. Goethe begeistert sie Mütterlichkeit, des 19 jährigen Mädchens, wie sie den Haushalt ihres Vaters führt und die jüngeren Geschwister betreut. „Lotte“ entscheidet sich für ihren verlobten. Zur Überwindung seines Liebesleides schreibt Goethe „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774). Anschließend unternimmt Goethe die erste Reise in die Schweiz. Ehe er Frankfurt verlässt, trifft er mit dem jungen Herzog Karl August von Sachsen-Weimar zusammen, der ein Verehrer von Goethes Jugendwerken ist und ihn nach Weimar einlädt. Herzog Karl August heiratet und lädt Goethe auf seiner Hochzeitsreise in Frankfurt wieder nach Weimar ein. Goethe sagt zu und trifft Anfang November 1775 in Weimar ein. Aus diesem Besuch wird ein Bleiben für immer. Goethes erste Weimarer Jahre (1775 – 1786) Goethe wird zum Präsidenten der Kammer ernannt, womit er die höchste Stelle nach dem Fürsten erreicht hat. 1782 wird er von Kaiser Joseph II. geadelt. Goethe übernimmt jetzt auch Staatspolitische Aufgaben, denen er sich 10 Jahre widmet. Nach dieser 10 jährigen Arbeit blickt er zurück als: Kriegs- und Finanzminister, als Leiter der inneren Verwaltung samt Berg- und Forstwesen, als Leiter des Unterrichtswesens und als außenpolitischer Berater des Herzogs. Nach dem Willen der Mutter, des Herzogs, soll sich Goethe des jungen, erst 18 jährigen Herzogs auch erzieherisch annehmen. Goethes endgültige Loslösung vom Sturm und Drang, wird nur zum Teil durch die Hingabe an seine Tätigkeit und durch sein freiwilliges Erzieheramt beim jähzornigen und eigenwilligen Herzog Karl August herbeigeführt. Vollendet wird sie mit der Freundschaft mit Charlotte von Stein. Dichterische Arbeiten: “Iphigenie“, “Tasso“ (beides Dramen) und “Wilhelm Meister“ (Roman) Die italienische Reise (1786 – 1788) Goethe fährt über Florenz nach Rom, wo ihn die Kultur der Antike umgibt. Er begeistert sich für das klassische Ebenmaß, die Einfachheit und Anschaulichkeit und lernt die antike Kunst mit Winckelmanns Augen anzuschauen und empfindet ihre „edle Einfalt und stille Größe“, als Anerkennung jedes Stilgesetzes, das nicht das individuelle, sondern das allgemein Menschliche zum Ausdruck bringen will. Als oberstes Kunstgesetz schwebt ihm eine ausgewogene Harmonie der einzelnen Teile beim Zusammenfügen zu einem festen Organismus vor. Goethe beschließt alles in Weimar Geschaffene einer Umarbeitung zu unterziehen, deren äußeres Merkmal die Anwendung der gebundenen Rede anstelle der Prosa ist. Die Schönheit und der Reichtum der Natur veranlassen in zu neuen botanischen und geologischen

Studien. Freundschaftlicher Verkehr mit Künstlern fördert die Lust an Kunstgesprächen und regt eigene Versuche an. Unter Anleitung seiner Freunde fertigt Goethe etwa 1000 Landschaftszeichnungen an. Der italienische Aufenthalt ist für ihn eine Zeit des harmonischen Zusammenklanges von Freiheit, Kunst und Geselligkeit. Italien schenkt ihm Lösung aus innerer Not, Festigung und Klärung seiner künstlerischen Zweifel und die Erkenntnis zum Dichter berufen zu sein. Im April 1788 nimmt er von Rom Abschied und kehrt als gefreiter Mann zurück. Nach der Rückkehr aus Italien (1788 – 1794) Das Publikum wendet sich von Goethe ab und Schiller zu. Die Hofgesellschaft beginnt sich darauf hin von dem Dichter zurückzuziehen, sodass er in Vereinsamung gerät. Auch die französische Revolution von 1789 verschärft Goethes Missstimmung, da er alles gewaltsame ablehnt. Die Arbeit an seinen Werken geht nur langsam voran. Wehmütig gedenkt er seinen „Römischen Elegien“. Er „flüchtet“ in naturwissenschaftliche und kunstgeschichtliche Studien. Der Bund mit Schiller (1794 – 1805) Nach einer Sitzung in der Naturforschen Gesellschaft, kommen Goethe und Schiller erstmals ins Gespräch. Bald entwickelt sich eine innige Freundschaft. Schiller übersiedelt nach Weimar, und so treffen sie sich jeden Tag zu einem Gedankenaustausch. Goethe erlebt nun ein neues Aufblühen seiner dichterischen Kraft. Das Ergebnis gemeinsamer Arbeit mit Schiller sind Goethes Xenien, und Balladen. Mit Schillers Anteilnahme verfasst Goethe den Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, das Epos „Hermann und Dorothea“. Schiller drängt ihn auch dazu an seiner „Faust“ – Arbeit weiterzumachen, was Goethe dann auch tut. Die Zeit zwischen Goethes Rückkehr aus Italien und Schiller Tod umschließt im engeren Sinn die „Weimarer Klassik“, dich sich durch die maßvolle und harmonisch ausgewogene Darstellung des Allgemeinen und Typischen zur Aufgabe setzt. Schillers früher Tod, 1805, trifft Goethe sehr hart. Der alte Goethe (1805 – 1832) Die nächsten Jahre nach Schillers Tod bringen Krieg und Verwirrung über Deutschland. Im Jahr 1806 geht das heilige römische Reich unter, und Preußen bricht im Zug der Napoleanischen Kriege zusammen. Der heraufkommenden Romantik steht Goethe anfangs freundlich, später aber ablehnend gegenüber. Er erstrebt eine Weltliteratur über die Granzen einer bloßen Nationalliteratur hinaus, und interessiert sich lebhaft für die moderne Literatur Europas für: Lord Byron und Walter Scott (Hauptwerk: Ivanhoe). In den letzten Lebensjahren wird es immer einsamer um Goethe. Fast alle Freunde der früheren Jahre sterben vor ihm, auch sein eigener Sohn August.

Ansätze zur Naturwissenschaft: In seiner Jugend hört er Vorlesungen über Medizin, Physik und Chemie. Nach seiner Ankunft in Weimar ist er vor allem an der Stöchiometrie. Durch seine Beschäftigung mit einen Bergwerk wird er in die Geologie eingeführt. Er schreibt „Abhandlung über den Granit“, was ein zu einem Meisterwerk im deutschen Prosa wird. Beim Studium des menschlichen Skeletts entdeckt er den Zwischenkieferknochen. Die Anatomen seiner Zeit leugnen das Vorhandensein dieses Knochens beim Menschen, erkennen ihn bloß den Affen zu, um daraus einen eigentümlichen Unterschied zwischen Menschen und Affen erklären zu können. Sein Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre, dass der Zwischenknochen der oberen Kinnlade des Menschen mit den übrigen Tieren gemeinsam sei, ist die erste historische Abhandlung, die überhaupt in der vergleichenden Anatomie geschrieben wird und beweist, dass der Knochenbau des Menschen keine Ausnahme innerhalb des Tierreiches darstellt. Der „Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie“ ist sein Hauptwerk auf diesem Gebiet. Aus einem allgemeinen Typus wird da die Gesamtheit der tierischen Formen abgeleitet. Auf dem Gebiet der Botanik schreibt er die Arbeit „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“. In seinen Arbeiten auf dem Gebiet der Optik stellt er sich gegen die Theorie von Isaac Newton, der die Farben aus dem weißen Licht abgeleitet hat.

Werke „Götz von Berlichen mit der eisernen Hand“ - Schauspiel Anregungen von Herder. Die Anregungen haben 3 Quellen: 1) Aus seinem Jusstudium und seinem Schuldgefühl gegenüber Friederike Brion. 2) Im Rahmen seines Jusstudiums beschäftigt er sich mit der Rechtsgeschichte des Spätmittelalters, mit dem Faustrecht sowie alten Chroniken und stößt dabei auf die Gestalt Götz. 3) Als er wieder in Frankfurt angekommen ist schreibt er dem Straßburger Aktuar Dr. Daniel Salzmann: „Ich dramatisiere die Geschichte eines der edelsten Deutschen, rette das Andenken eines braven Mannes“ (gemeint: Götz) Die Sprache des in Prosa abgefassten Dramas ist derb – naturalistisch und volkstümlich mit Anklängen an die Sprache Martin Luthers und an die Ausdrucksweise von Hans Sachs.

Den Stoff, über den er „Sonne, Mond und Sterne“ vergießt, entnimmt er der 1731 gedruckten Selbstbiografie des fränkischen Ritters Götz von Berlichen. Dieser historische Götz verliert 1505 durch einen Schuss seine rechte Hand, die er durch eine eiserne ersetzt und macht viele Fehden, Türken und Franzosenkriege mit. Seine Selbstbiografie bietet Goethe nur eine bunte Folge einzelner kriegerischer Abenteuer ohne irgendwelche ursächliche Verknüpfung. Daneben drängt es Goethe, auch eigene Erlebnisse in dichterische Bilder umzusetzen. So drückt er in Götz seine jugendlich-revolutionäre Stimmung aus. Inhalt: Auf seiner Burg in Jagsthausen lebt der ehrenfeste Ritter Götz. Nachdem die mittelalterliche Ritterwelt, durch die Einführung des römischen Rechtes endgültig versinkt, bleibt Götz seinen Ritteridealen treu. Die Ehre verpflichtet ihn zur Treue und zum Dienst gegenüber seinem Herrn und Kaiser Maximilian I. Zu Beginn des Dramas finden wir ihn in einer Fehde (Privatkrieg) mit dem Bischof von Bamberg, auf dessen Seite auch Götzens ehemaliger Jugendfreund Adalbert von Weislingen steht. Götz nimmt Weislingen gefangen und nimmt ihn zu sich auf seine Burg. Götz entlässt Weislingen wieder zurück nach Bamberg, wegen der Verlobung mit Götzens Schwester Maria, damit er seine Angelegenheiten vor der Hochzeit regeln kann. Jedoch wird Weislingen wortbrüchig und heiratet Adelheid von Walldorf, und bestimmt sogar, Götzens Burg von Truppen belagern zu lassen. Nur dem rechtzeitigen Eingreifen seines Schwagers Franz von Sickingen, der mittlerweile seine Götzens Schwester Maria geheiratet hat, verdankt es Götz, dass er die Freiheit zurückerhält. Er muss Frieden schwören und sich von nun an ruhig auf seiner Burg aufhalten. Die Bauern nötigren ihn aber ihr Führer zu sein, und seine Feinde haben nun einen Grund, Götz ins Verderben zu schicken. Weislingen selbst erwirkt das Todesurteil für Götz, obwohl sich dieser von den Bauern losgesagt hat, da sie, entgegen seinem Verbot, rauben und brennen. Im neu aufflammenden Kampf wird Götz schwer verwundet und gefangen genommen. Mittlerweile beschließt Adelheid jedoch ihren Weislingen aus dem Weg zu räumen und lässt ihn vergiften. Das Todesurteil gegen Götz zerfällt. Adelheid wird von einer heiligen Feme (Gericht) wegen Ehebruchs und Mordes zum Tode verurteilt. Maria kommt zu spät um die Nachricht von Götzens Begnadigung zu überbringen. Götz stirbt an seinen Wunden. Freiheit ist sein letztes Wort. Aufbau: Zwei ineinander verschlungene Dramen: 1) Das Götzdrama, das dem ritterlichen Ideal der Selbsthilfe verbunden bleibt. 2) Das Weislingendrama, das das Rechtsideal, die überindividuelle Gerichtsbarkeit der Neuzeit vertritt. Motive und Charaktere: Mit der Gestalt Götz entwickelt Goethe das Motiv des Selbsthelfers. Solche Selbsthelfer gestalten in weiterer Folge Schiller mit Karl Moor und Wilhelm Tell, Die Räuber, Heinrich Kleist mit Michael Kohlhaas und Otto Ludwig mit dem Erbförster Ulrich.

Götz wird zum vollkommensten Ausdruck des Kampfes für Freiheit und Unabhängigkeit gegen Konvention und Regelzwang, für die Rousseausche Natur. In der Weislingentragödie finden wir das Motiv des Grafen von Gleichen, des Mannen zwischen zwei Frauen. Der Erfolg des „Götz von Berlichen“ ist sehr groß. Nach dem Vorbild des Götzdramas entstehen sehr viele Ritterdramen und Ritterromane, die die Motive des Goetheschen Dramas immer wieder variieren. Diese durch den „Götz“ hervorgerufene Vorliebe für Ritterstücke hält bis tief in das 19. Jh. hinein an. Die literarhistorische Bedeutung des „Götz“ besteht in der Überwindung des französischen Regeldramas.

„Die Leiden des jungen Werthers“ – Briefroman Aufbau: Der zweiteilige, nicht umfangreiche Roman enthält im ersten Teil nur Briefe Werthers an seinen Freund Wilhelm. Erst im zweiten Teil wird die Brieffolge vereinzelt von Berichten des Herausgebers unterbrochen. Diese Art der persönlich-subjektiven Schilderung wird „Ich-Erzählperspektive“ genannt. Durch sie erhält zwar der Leser Einblick in die intimste Gefühlswelt des Schreibers, jedoch wird selten objektiv dargestellt, in welcher Beziehung der Schreiber zu seinen Mitmenschen steht. Inhalt: Werther ist einerseits ein hochbegabter Gefühlsmensch mit viel Liebe zur Poesie, besonders zu Ossian und Homer, und zur Natur, andererseits aber ohne Widerstandskraft gegenüber seinen Stimmungen. Er lernt vor der Fahrt zu einem ländlichen Ball Lotte, die anmutige Tochter des Amtmannes S. kennen. Er fühlt sich sofort zu dem Mädchen hingezogen. Auch ihr Hinweis während des Balles, dass sie mit Albert, einem braven Manne, verlobt sei, kann seine wachsende Liebe in der Folgezeit nicht einbremsen. Während jedoch Lotte entschlossen ist, ihrem Bräutigam treu zu bleiben, fällt es Werther schwer sich zu beherrschen. Werther lernt auch Albert kennen. Um nun eine menschliche Tragödie zwischen dem Brautpaar und sich zu vermeiden, reist er ab, um zu versuchen, durch tätige Arbeit die Kraft des Verzichtes zu gewinnen. Werther wird Attaché bei einem Gesandten, doch die kleinliche Engherzigkeit seiner neuen Umbebung und die ihn demütigende Zurückweisung, die er bei seinem Werben um ein adeliges Mädchen findet, treiben ihn dazu, seinen Posten aufzugeben und zu fliehen. Er wird nun Sekretär auf dem ländlichen Gut eines Grafen. Da ihn auch diese Arbeit nicht befriedigt und er erkennt, dass er fern von Lotte keine Ruhe finden kann, kehrt er zu dieser zurück, die mittlerweile Albert geheiratet hat. Er findet, dass Lotte an seiner Seite glücklicher geworden wäre als an der des trocken-nüchternen Kaufmannes Albert. Eines Tages verliert er alle Selbstbeherrschung und reißt Lotte leidenschaftlich in seine Arme. Diese weist ihn jedoch zurück und flieht vor ihm. Da Werther nun erkennt, dass er mit Lotte nicht

leben darf, und da er glaubt, ohne Lotte nicht leben zu können, erschießt er sich in der Nacht vor Weihnachten des Jahres 1772. Er ist an Lotte, die nicht der Macht der Leidenschaft, sondern der Konvention folgt, verzweifelt. Stoff: Den Stoff liefern weitgehend Goethes persönliche Erlebnisse. 1) So eine unglückliche Liebe zu Charlotte Buff, der Braut und späteren Gattin seines Freundes Johann Christian Kestner während der Sommermonate des Jahres 1772. 2) Der Selbstmord seines Wetzlaer Freundes Karl Wilhelm Jerusalem, der sich wegen seiner ausgewogenen Liebe zu einer verheirateten Frau mit der von Kestner geliehenen Pistole im Herbst 1772 erschießt. Die Entsagung seiner Liebe zu Miximiliane („Maxe“), die als Tochter der Romanschriftstellerin Sophie von La Roche seit Jänner 1774 mit dem verwitweten Frankfurter Kaufmann italienischer Herkunft Peter Anton Brentano verheiratet und damit Stiefmutter von fünf Kindern ist. Eifersüchtig geworden, verbietet Brentano dem Hausfreund, mit seiner Gattin zu musizieren und sein Haus zu betreten (vgl. Goethes Verhältnis zu Charlotte Buff). 3) In der Gestalt des Werther verschmelzen Goethe selbst und der unglückliche Jerusalem. Für Lotte, die an der Konvention festhält, gelten Charlotte Buff und die „schwarzen Augen“ der Maximiliane als Vorbild. Albert trägt manche Züge Kestners und Brentanos. Gestalten und Ereignisse sind zwar dem Leben entnommen, aber durch die Phantasie frei verbunden und gestaltet. Gehalt: Goethe zeichnet im Roman die Selbstzerstörung eines edlen, aber willensschwachen, empfindungsseligen, innerlich und äußerlich vereinsamten jungen Menschen, der zu seinem Unglück von einer jungen Frau, die ihm nicht gehören kann, Erlösung erhofft. • • • • •

Der Roman wird in viele Sprachen übersetzt. Die Kleider Werthers, nämlich der blaue Frack, die ledergelbe Weste und Hose sowie die Stiefel mit braunen Stulpen, werden zur Grundlage der „Werthermode“. „Eau de Werther“ verleiht ihn dazu eine besondere Duftnote. In Leipzig wird das Buch wegen Gefährdung der Moral verboten. Nachahmungen, Parodien und Bänkelsängerlieder entstehen in großer Zahl. Ulrich Plenzdorf bringt 1972 „Die neuen Leiden des jungen W.“ zuerst als Drama, dann als Roman heraus. Die Helden heißen jedoch nicht Werther und Lotte, sondern Edgar und Charlie. Endet Werther durch Selbstmord, so kommt Edgar durch einen Unfall ums Leben.

„Prometheus“ – Ode Die Ode „Prometheus“ verkörpert den revolutionären Trotz, das Streben nach unbeschränkter Freiheit und das Unbehagen gegenüber jedwedem Regelzwang in der Dichtung. Prometheus, der in der griechischen Sage gegen den Willen des Zeus den Menschen das Feuer bringt, wird durch Goethe zu einem Symbol der Sturm- und Drangzeit. Inhalt: In der Hymne "Prometheus" schreibt Goethe einen Ruf Prometheus’ an die Götter, der von Spott, Hohn und Vorwürfen geprägt ist. Gleich von der ersten Zeile an redet Prometheus Zeus mit dem freundschaftlichen, aber im Falle der Götter verachtungsvollen und rebellischen „Du“ an. In Zeile 3 stellt er ihn gar auf eine kindliche Stufe und wirft ihm vor, aus Langeweile Zerstörung anzurichten – genau wie Jungen aus dem selben Grund Disteln die Köpfe abschlagen. Schon in der ersten Zeile benutzt Prometheus anmaßend den Imperativ ("Bedecke"). Daraufhin in der zweiten Strophe wirft er nicht nur Zeus, sondern allen Göttern vor, sich „kümmerlich“ (Z. 15) von den Opfern gutgläubiger Kinder und Bettler zu ernähren und bekennt ebenso beleidigend: „Ich kenne nichts Ärmer’s/Unter der Sonn’ als euch Götter“ (Z. 13-14). Auch er habe sich verirrt und gutgläubig in der Hoffnung auf ein offenes Ohr und Hilfe an die Götter gewandt – jedoch nicht die Götter hätten ihm geholfen, sondern sein eigenes „heilig glühend Herz“ (Z. 34). Somit stellt sich Prometheus nicht nur mindestens ebenbürtig zu den Göttern dar, Goethe nimmt auch Bezug zum Geniebegriff der „Sturm und Drang“-Epoche, die unter einem Genie einen völlig im Einklang mit der Natur stehenden Menschen mit fast göttlichen Fähigkeiten verstand. In den darauf folgenden Strophen vier wie fünf setzt Goethe viele rhetorische Fragen ein, um den vorwurfsvollen Ton Prometheus’ zu verstärken, der nun den Göttern vorwirft, weder geheilt noch gelindert zu haben und ihnen seine Ehrfurcht verweigert. Nicht die Götter, sondern die Zeit und das Schicksal hätten ihn „zum Manne geschmiedet“ (Z.43). Mit der Vorgabe, die Götter nicht zu achten, formt er in der letzten Strophe gar Menschen nach seinem Bild. Diese Selbstdarstellung und Hybris wird weiter getragen mit den letzten Worten „wie ich“ und über das ganze Gedicht hinweg mit unterschiedlich langen Versen und Strophen unterstützt. All diese Äußerungen und Taten zeigen deutlich, wie Prometheus die Götter entthronisiert – sie leben untätig und ausnutzend, während er Göttergleiches leistet. Dieser Inhalt ist typisch für den Sturm und Drang. Der geniale (wobei der Begriff des Genies in der Zeit des Sturm und Drangs anders definiert wurde als heute), schöpferische Mensch, sprengt alle Fesseln und Konventionen und erstarkt an Schicksalsschlägen (weicht ihnen nicht aus).

Thema 9???? Thema10:

Friedrich Schiller (1759-1805, 46 Jahre) Leben: Seine Vorfahren stammen aus einem schwäbischen Bauerngeschlecht(möglicherweise aus Tirol eingewandert).Schillers Vater, Johann Caspar Schiller, Sohn eines Bäckermeisters, wird Regimentsmedikus in Württemberg, nimmt am 7 jährigen Krieg Teil, wird Werbeoffizier in Lorch und als letztes Verwalter der herzoglichen Gärten und Baumschulen des Schlosses Solitude. Er ist ein Befürworter der Aufklärung. Seine Mutter (geborene Elisabeth Dorothea Kodweiß), ist eine Gastwirtstochter aus Marbach. Schiller wird als zweites Kind der Eltern in Marbach geboren. Nach dem Umzug nach Ludwigsburg, besucht er dort die Lateinschule um sich für den Predigerberuf vorzubereiten. Auf Befehl des Herzogs Karl Eugen von Württemberg muss er jedoch auf das Theologiestudium verzichten und in die von ihm neu gegründete Militärpflanzschule eintreten. Die Herrschaft des Herzogs ist eine der übelsten von allen deutschen und italienischen Fürsten des 18. Jhdts(F Könige wollen das nachahmen um ihre prunkvollen Schlösser zu bauen). Der Herzog verkauft Soldaten als Söldner ins Ausland. Nach der Militärpflanzschule kommt Schiller auf die Militärakademie, wo er zuerst Rechtswissenschaften und später Medizin studiert. Er begeistert sich für Klopstock, Rousseau, Shakespeare, Ossian, Goethe und die Stürmer und Dränger. Im Bann des Sturm und Dranges und aus Auflehnung gegen die Willkür des Fürsten und aus übertriebenem Schulzwang entsteht sein erstes Schauspiel „Die Räuber“. Als er die MilAk beendet hat wird er Regimentsmedikus in Stuttgart. Er veröffentlicht „Die Räuber“ anonym im Selbstverlag und wohnt der Uraufführung ohne Erlaubnis bei. Die Wirkung des Stückes ist gewaltig. Aufgrund einer Beschwerde eines Schweizer Kantons über das Stück verbot der Herzog jede weitere poetische Betätigung von Schiller. Darum entschließt er sich zur Flucht nach Mannheim. Trotz des großen Erfolgs der „Räuber“ hat der „Deserteur“ große Probleme Unterstützung zu finden. Darum gerät er bald in bittere Not. Gerettet wird er von der Einladung der Mutter eines Schulfreundes, die ihm auf ihrem Gut eine Zuflucht bietet. Dann wird ihm die Stelle als Theaterdichter in Mannheim angeboten. Als der Vertrag nach einem Jahr nicht erneuert wird, versucht er, von Schulden bedrückt, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Zu der wirtschaftlichen Not kommt noch die aussichtslose Liebe zur Freifrau Charlotte von Kalb. Als willkommene Hilfe kommt die Einladung von zwei jungen Männern, Ferdinand Huber und Christian Körner, nach Leipzig. Bald entwickelt sich eine äußerst innige Freundschaft zwischen Schiller und Körner. Daher gibt es einen Briefwechsel der beiden bis zum Tod Schillers. Im Haus von Körner verbringt er die glücklichste Zeit seines Lebens. Ohne Geldsorgen kann er ausschließlich für die Dichtung leben.

Um seinem Freund nicht mehr zur Last zu fallen, will er sich neben Goethe eine Existenz in Weimar schaffen. Er wird auch in den herzogischen Hof eingeführt, kann sich aber nicht in die höfische Etikette finden. Außerdem ist Goethe noch auf seiner Italienreise. Er beschließt nach Volkstädt bei Rudolstadt zu ziehen.

Bald fühlt er sich zu Charlotte von Lengefeld hingezogen, die dann auch seine Frau wird. Er beginnt sich vom Sturm und Drang zu lösen und beschäftigt sich mit den Dichtungen Homers und der griechischen Tragiker, die er auch teilweise ins Deutsche übersetzt. Schiller wir als zuerst unbesoldeter Geschichtsprofessor an die Universität von Jena berufen. In der zeit als Professor entsteht als Hauptwerk „Die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges“. Dich erkrankt er an einer Lungenentzündung an der er fast stirbt, und wahrscheinlich der Grund für seinen frühen Tod ist. Irrtümlicherweise wird Nachricht von Schillers Tod verbreitet, die sogar in Dänemark Jens Baggesen erreicht, der ein sehr großer Verehrer von Schiller ist. Er veranstaltet sogar eine ergreifende Totenfeier für ihn. Als er den Irrtum bemerkt gewinnt er den Erbprinzen von Schleswig-Holstein dafür, Schiller für drei Jahre eine jährliche Pension von 1000 Talern zu gewähren. Dadurch wird es ihm möglich sich nach seiner Genesung zu schonen. Er hört auf sich mit Geschichtsstudien zu befassen und wendet sich der Philosophie zu. Besonders beschäftigt er sich mit der Kantischen Philosophie. Diesmal schafft er es mit Goethe Freundschaft zu schließen und im Zuge dessen kommt es zu seiner reichsten dichterischen Schaffensperiode. In beiden erwacht von neuem die in wissenschaftlicher Beschäftigung fast untergegangene Lust an dichterischer Produktion. Für beide erweist sich der geschlossene Freundschaftsbund fruchtbar. Schiller verbringt seine letzten fünf Lebensjahre sogar in einem eigenen Haus in Weimar. Er wird aber immer wieder von Schmerzen und Schwächezuständen überfallen. Als Ehrung für sein dichterisches Schaffen wird er sogar vom Kaiser in den Adelsstand erhoben. Gemeinsam mit Goethe versucht Schiller das Weimarer Theater in eine klassizistische Musterbühne umzuformen. Nach neuerlicher Hinwendung zur Poesie bringen beide gemeinsam zwei Musenalmanache heraus. Der enthält die gemeinsam geschaffenen Xenien, der andere im Wetteifer entstandene Balladen. Danach entstehen in schneller Folge Schillers Meisterdramen: „Maria Stuart“, „Die Jungfrau von Orleans“, „Die Braut von Messina“ und „Wilhelm Tell“. Schiller stirbt 46 jährig am 9. Mai 1805. Die Räuber Hauptmotiv ist das im Sturm und Drang oft verwendete Thema der feindlichen Brüder. Quelle ist die Erzählung „Zur Geschichte des menschlichen Herzens“ von Christian Schubart. Das Werk ist in leidenschaftlich-durchglühter Prosa und mit geschraubten und gesuchten Bildern sowie drastischen Bildern geschrieben. Inhalt: Graf von Moor hat 2 ungleiche Söhne, Karl und Franz. Karl ist ein edel veranlagter Idealist, voll Tatendrang, Empfindsamkeit und tiefe des Gefühls. Seine äußere Erscheinung ist von männlicher Kraft und Schönheit, aber auch unbeherrscht und leichtsinnig.

Sein Bruder Franz ist klein, hässlich, ein teuflischer Bösewicht wie Shakespeares Richard III. Karl studiert in Leipzig, gerät in schlechte Gesellschaft und macht Schulden. Er wird von reue erfasst und ringt sich dazu durch sich mit dem Vater wieder zu versöhnen und sich zu bessern. Beide Brüder lieben das selbe Mädchen, Amalia, deren Herz aber Karl gehört. Franz schafft es, durch gefälschte Briefe den Bruder aus dem Herzen des Vaters zu verdrängen, der Karl darauf enterbt und verstößt. Damit Franz das Erbe antreten kann, lässt er den nach einer Ohnmacht für tot gehaltenen Vater schnell begraben. Aber ein Diener versteckt den scheintoten Grafen in einem einsamen Turm im Wald und erhält ihn durch kümmerliche Nahrung am Leben. Franz triumphiert, aber Amalia lässt sich auch durch Gewalt nicht von Karl abbringen und bleibt ihm treu. Karl fühlt sich aus der menschlichen Gesellschaft ungerecht verstoßen, deshalb will er sich selbst und allen anderen von der Gesellschaft verstoßenen zum Recht verhelfen. Er sammelt Freigeister und gründet eine Räuberbande, die ihn zu ihrem Hauptmann wählt. Er wir ein „edler“ Räuber der nicht aus Egoismus oder Mordgier handelt, sondern die Ungleichheiten in der Gesellschaft ausgleichen will. Er stiehlt bei den Reichen und gibt es den Armen. (kenn ma eh) Durch Sehnsucht nach Amalia, erscheint er eines Tages vor dem väterlichen Schloss, das die Räuber plündern und in Brand stecken. Franz erdrosselt sich, von Todesangst erfüllt. Karl findet den eingesperrten Vater, der aber vor entsetzen stirbt, als er den Sohn als Räuber sieht. Karl kann Amalia vor den Räubern nur retten, in dem er sie selbst tötet. Jetzt packt ihn aber auch das entsetzen. Er erkennt seine Torheit, die darin bestanden hat, Gesetz durch Verbrechen erhalten zu wollen. Er hat zwar manchmal Böses bestraft, aber dadurch auch das Gute in Trümmer geschlagen. Daher beugt er sich der göttlichen Gerechtigkeit und übergibt sich selbst dem Gericht. Das Stück steht unter dem Einfluss zeitgenössischer Stürmer und Dränger, wie Klinger oder Goethe.

Wilhelm Tell Die Anregung, über den Tellstoff zu schreiben, erhält Schiller von Goethe, der seinen Plan selbst darüber zu schreiben aufgibt. Den Stoff über die Befreiung der Schweiz aus österr. Herrschaft, behandelt er mehr in Anlehnung an Shakespeare als an das Antike Drama. Quellen: Ohne selbst in der Schweiz gewesen zu sein, vermag Schiller aufgrund seiner Studien, Land und Leute mit dichterischer Wahrheit zu schildern. Seine Hauptquelle ist die „Helvetische Chronik“. Inhalt: Die drei Waldstädte Schwyz, Uri und Unterwalden verbinden sich zur Vertreibung der gewalttätigen österreichischen Landvögte Geßler und Landenberg. Auf dem Rütli, einer Wiese am Vierwaldstätter See, kommen die Eidgenossen unter der Führung von Werner Stauffacher aus Schwyz, Arnold Melchtal aus Unterwalden und Walter Fürst aus Uri zusammen. Geßlers Übermut empört alle. Er hat den Bau

einer Zwingburg begonnen und verlangt von den Schweizern, dass sie dem Sinnbild der Fremdherrschaft, einen aufgerichteten Hut, Ehrerbietung erweisen. Tell, der schon Geßlers Wut heraufbeschworen hat, erfüllt die Forderung nicht. Deswegen wird er von Geßler gezwungen einen Apfel vom Kopf seines eigenen Sohnes zu schießen. Als er nach bestandener Probe zugibt, im Falle des Misslingens den Vogt zu töten, wird er gefangen genommen und verschleppt. Bei der Überfahrt über den See zur Steuerung kommt ein Sturm. Da das Schiff gefährdet wird nehmen sie ihm seine Fesseln ab, er flieht und stößt das Schiff in die Wellen zurück. Da sein Leben bedroht wird und er um seine Familie fürchtet, entschließt er sich Geßler zu töten. Er geht in die Hohle Gasse bei Küßnacht, wartet auf den heimkehrenden Geßler und durchbohrt ihn mit seinem letzten Pfeil. Die Nachricht von Geßlers Tod löst den Aufstand der Eidgenossen aus, die die Zwingenburg zerstören und ihre Freiheit verkünden. Sogar die Adeligen des Landes, die teilweise zum Kaiser gehalten haben, treten auf die Seite der Landleute. Nur der Kaiser selbst wird noch gefürchtet. Aber fast gleichzeitig mit den Ereignissen am See wird der Kaiser von seinem Neffen aus persönlicher Rache ermordet und die Eidgenossen sind von dieser Furcht befreit. Das Drama klingt in einer Schlussszene aus, in der der Kaisermörder bei Tell Schutz sucht. Dieser versagt die Hilfe zwar nicht, lehnt aber jede Gemeinschaft entschieden zurück, denn er hat keinen Mord begangen, sondern nur seine Familie, sein eigenes Leben und die Freiheit seine Landes in Notwehr verteidigt. So fassen es auch die Eidgenossen auf die zu seiner Hütte eilen und ihm Dank für seine befreiende Tat aussprechen. Der Aufbau umfasst drei Handlungsbereiche, die durch den Schauplatz und die zeitliche Abfolge der Ereignisse zusammengehalten werden. In der Abschlussszene und im Aufstand werden alle drei vereinigt. Die Volkshandlung schildert die Unterdrückung durch das Vogtwesen, die Verschwörung und den Aufstand. Die Tellhandlung schildert einerseits seine Sorge um die eigene Familie, andererseits seinen persönlichen Kampf gegen Geßler. Schiller ist auch darin bemüht, Geßlers Ermordung moralisch zu rechtfertigen. Die Berta-Rudenz-Handlung gleicht einer romantischen Liebesepisode. (Kommt in der Zusammenfassung nicht vor, auch nicht am Zettel) Wertung: „Wilhelm Tell“ wird zum populärsten Drama Schillers und hat in der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon eine aufpeitschende Wirkung. Das Werk zeigt Schiller auf dem Weg zu einem neuen Stil, zu einem volkstümlich-realistischen Schauspiel.

FRAGE 11: DIE ROMATIK 1798 - 1830 Historische Vorraussetzungen: (Buch S. 163) Die Romantik war zunächst als Zustimmung zu den Idealen der französischen Revolution gedacht. Das ändert sich, als Napoleon seine Heere kreuz und quer durch Europa schickt.

Grundzüge der Romantik: Sie ist eine Geistesbewegung, die von Deutschland ausgeht. Sie betrifft alle Länder Europas und beeinflusst Malerei, Musik, Religion, Politik, einfach alles, sie ist praktisch ein neuer Lebensstil. Sie strebt nach: • Unendlichkeit (es soll keine Grenzen mehr geben) • Traum und Wirklichkeit sollen vermischt werden • Eine Poesie, die alles beinhalten soll (Wissenschaft, Religion, Dichtung, lyrisch, episch, dramatisch, musikalisch), Fachwort: progressive Universalpoesie • Die Phantasie soll vorherrschen! Vergleich Klassik – Romantik: Klassik Harmonie zwischen Gefühl und Verstand Nur was mit Sinnesorganen erfasst wird, wird anerkannt Phantasie, Verworrenheit abgelehnt Fordert Entsagung, Selbstbeschränkung Verlangt: • Objektivität • Formgebundenheit • Abgrenzung zwischen den Dichtungsformen (Epik, Lyrik, Dramatik)

Romantik Zusammenhang zwischen Gefühl und Verstand und Phantasie Phantasie und das Unfertige wird benutzt Drängt nach Leidenschaftlich-Bewegtem, Maßlosem Fordert: • Individualität • Regellosigkeit • Vermischung zwischen den Dichtungsformen Schätzt das eigene Volkstum, Volkslieder und die Volksbräuche  Nationalbewusstsein (Förderung aller Arten von Volkskunst)

Für die dies interessiert: Ein sehr umfangreicher Vergleich (so genau hammas nicht mal mim Rudl gmacht) gibt’s im Buch auf Seite 169. Charakteristische Kennzeichen der Romantik: • Fernweh: Wald- und Wanderlyriken entstehen (Eichendorf: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“) • Sehnsucht nach dem Traum-, Märchenhaften: Sammlung von Volksmärchen und Dichtung von Märchen (Gebrüder Grimm) • Sehnsucht nach Vergangenheit: Verherrlichung des Mittelalters Sammlung von Dichtungen und Sagen aus dem Mittelalter Wissenschaftliche Geschichts- und Sprachforschung wird entwickelt • Vorliebe für das Naturgewachsene:



Sammlung von Volksliedern („Des Knaben Wunderhorn“) Selbstironie Idealvorstellung und Reales können nicht miteinander verbunden werden, Ziele können nicht erreicht werden  Romantiker zerstören und verspotten ihre Phantasiegebilde

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776-1822) Sohn eines Justizbeamten, vielseitig begabt und hat viel geleistet Gute Einbildungskraft: vermischt Phantasie mit Wirklichkeit in seinen Werken. In den Werken kommen Sachen wie Spaltung des Ich, Hypnose, Schlafwandel und Doppelgänger vor. Er schildert das Treiben der realen Welt und gleitet dann in die Phantasie über. Die Helden in seinen Werken werden oft gegen ihren Willen von Trieben zu Untaten verführt. Sein Vermächtnis: Er war supertoll und wird über die deutschen Grenzen hinaus berühmt. Er war ein super Karikaturist! Seine Werke leben weiter in der „Neuen Romantik“ am Ende des 19Jhdts, besonders bei Gustav Meyrink („Der Golem“). In verschiedenen Opern werden seine Werke verewigt, eine seeeeehr wichtige: „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach Wichtige Novellensammlung: 1. „Phantasiestücke in Callots Manier“, in der Sammlung ist u.a. das Kunstmärchen ‚Der goldene Topf’ 2. „Nachtstücke“: Gespenstergeschichten 3. „Die Elixiere des Teufels“ 4. „Die Lebensansichten des Kater Murr“ Er machte auch musikalische Werke wie Singspiele, Lieder, Chöre, Symphonien. Seine berühmteste Oper: „Undine“ Weitere Romantiker: • Russland: Nikolaj Gogol • Russland: Alexander Puschkin • Nordamerika: Edgar Allen Poe

FRAGE 12: Das Junge Deutschland 18, 19Jhdt Das Junge Deutschland: Der Name kommt aus der Kampfschrift „Ästhetische Feldzüge“, die gegen die Romantik ist. Es wird damit eine Gruppe von liberalrevolutionären Schriftstellern bezeichnet, die ohne sich näher zu kennen gleichen Tendenzen folgen: • Kampf gegen Absolutismus, Romantik, Konventionen, Feudalismus (= Rechtssystem mit Lehen und so, feudale = Lehen) • Eintreten für die Freiheit, die Glaubens- und Redefreiheit, für die Emanzipation der Frauen und Juden und für eine demokratische Verfassung

Offizielle Vertreter sind unter anderem Gutzkow, Laube und Heinrich Heine. Sie werden in einem Bundestagsbeschluss zur Gruppe des Jungen Deutschland gezählt und somit werden ihre Schriften verboten. Die Jungdeutschen, die nicht nach England oder Paris flüchten konnten, wurden zur Festungshaft verurteilt (also Gefängnis). Bedeutende Anregungen kommen aus dem Ausland, zB vom Franzosen Victor Hugo („Der Glöckner von Notré Dame“) Bevorzugte Ausdrucksmittel sind: • Skizzen (ital.: hastig): kurzer Prosatext (Prosa = nicht gereimt) • Das Feuilleton (frz: Blättchen): leicht verständliche Nachrichten und Aufsätze zum Thema Geistes-, Gesellschafts- und Kulturleben • Das Essay (frz.: Versuch): kurzer Prosatext, der aktuelle Probleme in künstlerisch hochwertiger Form behandelt (aber subjektiv!) Die Nachrichten werden in Tageszeitungen gedruckt und versuchen die subjektive Meinung der Tagespolitik witzig rüberzubringen (siehe den Pammesberger im Kurier…oder Krone?). Heinrich Heine (1797 – 1856) In Düsseldorf geboren, gibt er den Kaufmannsberuf auf und studiert Recht. Er tritt vom jüdischen Glauben zum Protestantischen über und geht nach Paris um bei einer Zeitung zu arbeiten. Nach Deutschland kommt er nur mehr zwei Mal. Er erleidet ein unheilbares Rückenmarkleiden, dass ihn bis zu seinem Tod quält. Er ist innerlich sehr zerrissen zwischen: • Der Bejahung seines Judentums und der Anpassung ans Christentum • Dem Angriff auf die Werke des Spießbürgertums und seine Bindung an sie Er kann sich selbst häufig nur mehr als Ironie begegnen. Seine Wertung als Dichter ist bis vor kurzem stark umstritten: Die Engländer und Franzosen, sowie Kaiserin Elisabeth oder Otto von Bismarck verehren ihn (bzw verehrten ihn). Andere fanden seine Dichtungen einfach nur schlecht (Die Nazis zB) Seine journalistischen Werke: Nuancenreicher Stil, satirisch, scherzhaft und ernst geschrieben. Er kritisiert Persönlichkeiten sowie die Zustände seiner Zeit. Seine journalistischen Werke werden unter anderem in „Reisebilder“ herausgegeben. Seine Lyrik: geht von der Romantik aus. Liegen in 2 Sammelbändern vor: „Buch der Lieder“ und „Romancero“. Sie beinhalten Natur- und Liebeslieder, politische Zeitgedichte und Balladen. Charakteristische Merkmale: Am Ende eine überraschende Wendung, das eine erzeugte Illusion als Irrtum zerstört und mit Spott begegnet. Mit diesem Zynismus führt er die romantische Ironie in die Lyrik ein.

Manche seiner Gedichte werden von Schubert, Schumann, Mendelssohn-Bartholdy und Richard Strauss vertont. Eine von Heines satirischen Versepen (gereimte Epen) ist „Deutschland. Ein Wintermärchen“. Es prangert die politische, geistige und künstlerische Entwicklung von Deutschland an. („Deutschland. Ein Wintermärchen“: siehe Text, den wir bekommen haben, wenn ihr den nicht habt mir sagen! (Walex) ) Georg Büchner (1813-1837) Als Sohn eines Arztes studiert er Medizin und Naturwissenschaften. Aus Mitgefühl wird er Führer der hessischen Arbeiter, denen er zu Recht verhelfen will. Er gründet die „Gesellschaft der Menschenrechte“ und gibt den sozialistischen „Hessischen Landboten“ heraus, der als Motto „Friede den Hütten! Krieg den Palästen“ hat. („Hessische Landbote“: siehe extra Zettel den wir bekommen haben. Wenn ihn einer nicht hat, dann mir sagen! (Walex) ) Er flieht vor der Polizei nach Zürich und wird zum Privatdozenten. Im Alter von 24 Jahren stirbt er an einem Nervenfieber (bis dahin wurde er von der Polizei verfolgt). Sein Vermächtnis: „Dantons Tod“: Er setzt sich mit dem tragischen Problem eines Revolutionsführers auseinander (>> Zwischeninfo: Führer der franz. Revolution: Danton, Marat und Robespierre <<) Inhalt: Die Masse braucht einen gebildeten Bürgerlichen als Führer. Der wird ihnen aber immer fremd bleiben, weil er anders gekleidet ist und anders spricht. Dadurch gerät ein Mensch, der von seiner Gesellschaft geächtet wird in Vereinsamung. Das hat auch Büchner durchlebt. Genie und Narr sind seiner Meinung nach nur Zufall und abhängig von den Gesetzten der Materie und der Vergänglichkeit. Alles was passiert ist von den angeborenen Charakteranlagen, von dem Milieu und von der Zeitsituation nach naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten abhängig. Keine höhere Macht mischt sich ein. Von solchen Gedanken erfüllt wehrt sich Danton nicht, als Robespierre ihn mit der Guillotine hinrichten lässt. Das Drama entwirft ein breites Geschichtsbild, das die Tragödie des Revolutionsführers nur Episodenhaft erscheinen lässt. Die Männer der Revolution wurden so dargestellt wie sich wirklich waren: energisch, roh, zynisch, nicht idealisiert. Keine Einheitliche Handlung, sondern eine Abfolge von locker zusammenhängenden Einzelbildern.

Ein soziales Drama im naturalistischen Stil ist das Trauerspiel „Woyzeck“. Es besteht ebenfalls aus lose zusammenhängenden Einzelstücken. Inhalt: Es beschreibt das Schicksal eines Proletariers. Der von allen verhöhnte Woyzeck ersticht aus Eifersucht seine Geliebte, die der einzige Halt in seinem Leben war, die sich aber mit dem Wachtmeister eine Affäre hatte. Er selbst ertränkt sich. Das Stück ist schmucklos und in schlichter Alltagssprache geschrieben. Das Trauerspiel wurde von Alan Berg in einer Oper („Wozzek“) aufgeführt Seine Novelle „Lenz“ ist eine Studie über den Ausbruch der geistigen Umnachtung des Jugendfreundes von Goethe, Reinhold Lenz. Büchner übt eine starke Wirkung auf die Dramatiker des Naturalismus und Expressionismus aus. Auf dem Entwicklungsweg des deutschsprachigen Dramas vom Sturm und Drang über Kleist und Grillparzer zu Hauptmann war Büchner ein großer Schritt.

Frage 13)Beschreiben Sie den Lebensweg von Heinrich von Kleist. Analysieren Sie die literarische Außenseiterposition anhand seiner Hauptwerke. Heinrich von Kleist 18 – 19 Jhdt. (1777 – 1811) Leben: Geboren in Frankfurt an der Oder in eine Offiziersfamilie. Übt früh (mit 15 Jahren) aus Familientradition Soldatenberuf aus, nimmt auch an Feldzug gegen Frankreich teil, scheidet als Leutnant aus Armee aus. Vermutlich aus ethisch-religiösen Gründen. Von da ab ist sein Leben ein qualvolles, ruheloses Wandern, da ihm jedwede berufliche Eingliederung in die Gesellschaft misslingt. Von dem Gedanken verfolgt, dass die Welt ein blindes Ungefähr, ein blindes Walten des Zufalls und der Mensch ein bloßer Spielball irrationaler Kräfte sei. Kleist behauptet, dass mit Hilfe der Wissenschaft einem Gesetz auf den Grund komme, nach dem die Welt organisiert sei. Studiert in seiner Geburtsstadt Jura und Philosophie. Bekleidet vorübergehend in Berlin eine Stelle als diplomatischer Beamter. Unternimmt eine Reise nach Paris und anschließend in die Schweiz, wo er – für Rousseau begeistert – ein kleines Bauerngut übernehmen will. erstes Drama → ohne große Anerkennung; gerät unter dem Verdacht der Spionage in französischer Gefangenschaft → in Frankreich interniert → nach Freigabe lässt er sich in Dresden nieder; Unterdrückung des deutschen Volks durch Napoleon löst bei ihm Protest aus → Als Österreich einen Feldzug gegen Frankreich plant, hofft er auf Wien Sein Drama „Die Hermannsschlacht“ ist für eine Aufführung in Wien gedacht (Anreiz gegen Napoleon).

Kleist knüpft Beziehungen zu Wiener Schriftstellern. Er erhofft sich eine Anstellung in einem Amt in Wien (trifft 1809 ein). Die Aufführung wird durch die Besetzung Wiens durch die Franzosen unmöglich. Kleist flieht nach Berlin. (Kleist sah keine einzige Aufführung seiner Stücke) Dort endet sein Leben in einem Doppelselbstmord. Er erschießt seine Freundin und richtet sich selbst. Literarischer Stellenwert: Heinrich von Kleist stellt das Bindeglied zwischen Lessing, Schiller und Goethe dar. Sein Leben und sein Werk sind durch Streben nach unbedingter Wahrheit und durch seine glühende Vaterlandsliebe gekennzeichnet. Durch sein psychologischen Realismus, der ähnlich der späteren Psychoanalyse eines Sigmund Freud in die unterbewussten seelischen Gebiete vorstößt, ein Vorläufer der modernen Dramatik des 19. und 20. Jahrhunderts. Innerhalb der Romantik nimmt er eine Sonderstellung ein. Er überspringt sozusagen die Zwischenstufen zwischen Aufklärung und Realismus. Er ist auch einer der Wegbereiter der Novellen. Wichtigste Werke und deren Bedeutung: Der zerbrochene Krug – Lustspiel (gilt als eines der besten deutschen Lustspiele) Inhalt: Der niederländische Dorfrichter Adam stellt der Dorfschönen Evchen nach. Er schwindelte ihr vor, dass ihr Mann Ruprecht um Dienst in die Kolonien gepresst werden würde, wenn er nicht seinen Einfluss geltend mache. Adam schleicht sich am Abend in das Schlafgemach Evchens um angeblich die Befreiungsurkunde auszustellen. Dabei wird er von Ruprecht überrascht. Er rettet sich mit einem Sprung aus dem Fenster. Dabei geht ein altes ehrwürdiges Hausstück, ein bemalter Krug in Trümmer. Evchens Mutter sucht beim Übeltäter Gerechtigkeit. Da nun der Gerichtsrat Walter zur Inspektion erschienen ist, muss Adam die Untersuchung führen. Er versucht die Wahrheit zu verschleiern, kann jedoch nicht verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Dieses analytisch angelegte Enthüllungsspiel bezeugt Kleists metaphysische dichterische Grundidee. Was das Lustspiel gestaltet, ist die Idee vom gespaltenen Ich. Der Angeklagte und der Richter sind eine Person. (Namen der Figuren haben symbolische Bedeutung → Adam, Eva, Walter = Gerichtsverwalter) Das Käthchen von Heilbronn (oder die Feuerprobe) – Historisches Ritterschauspiel; mittelalterlich – märchenhafte Züge der Romantik Inhalt: Käthen, eine Kaiserstochter, wird vom Heilbronner Waffenschmied erzogen und für dessen Tochter gehalten. Sie verliebt sich in den Grafen Wetter vom Strahl. Er weist sie stets zurück, bis er von ihrer Hingebung gerührt, erkennt, dass sie füreinander

bestimmt sind. Nachdem nun der Kaiser Käthen als Tochter anerkennt, können sie und der Graf heiraten. Ausnahmsweise siegt in diesem Drama nicht die Wirklichkeit. Die Hermannsschlacht – Drama Inhalt: Hermann, der Cheruskerfürst, eint die germanischen Stämme. Alle germanischen Stämme ziehen geeint gegen die Römer 9 n. Chr. in die Schlacht, die siegreich endet. Das Werk ist ein Tendenzstück und ein Schlüsseldrama und zeigt den fanatischen Franzosen - und Napoleonhass Kleists. Außerdem soll es für ein Bündnis zwischen Preußen und Österreich werben, um Napoleon endgültig zu besiegen. Prinz Friedrich von Homburg – Drama Inhalt: Der junge Prinz Friedrich von Homburg wird zum Tode verurteilt, weil er durch sein befehlswidriges und voreiliges Eingreifen einen Sieg gegen die Schweden herbeiführte, aber auch die absolute Vernichtung des Feindes verhinderte. Nun fasst ihn die Todesangst. Da legt der Kurfürst von den Großen des Reiches und Natalie, die Braut des Prinzen, bestürmt, die Entscheidung in dessen eigene Hand: er ist frei, wenn er sich selbst für unschuldig erklärt. Nun erwacht in Homburg die Erkenntnis, dass der Mensch ohne Unterordnung unter das Gesetz nicht menschenwürdig lebt. Zum Mann gereift, nimmt der Prinz das Urteil an um seine Auflehnung gegen Einordnung in Gehorsam und Pflicht gegenüber der Gemeinschaft zu sühnen. Dadurch wird er zum wahren Helden, vom Kurfürsten begnadigt und mit seiner geliebten Natalie vereint. Der ewige Gegensatz zwischen den Ansprüchen des Individuums und denen des Staates. Novellen: Strenge objektive Erzählung, unpersönliche Sachlichkeit, Formstrenge, fast dramatische Komposition, knappe Ausdrucksweise, wirklichkeitsnahe Gegenständlichkeit, seelische Beobachtungsgabe. Bedeutendste Novelle Michael Kohlhaas beruht auf einer wahren Begebenheit. Inhalt: In der Luther – Zeit werden dem Pferdehändler Michael Kohlhaas zu Unrecht zwei Pferde von einem Adeligen beschlagnahmt. Empört führt er jahrelang erfolglose Prozesse und schreitet schließlich zur Selbstjustiz. Er nimmt den Kampf gegen Staat und Gesellschaft auf. Er wird zum Räuberhauptmann und Mörder. Zuletzt findet er zwar sein Recht, wird allerdings für seine Taten zur Rechenschaft gezogen und geköpft. ( → „Die Räuber“ von Schiller) Kleist behandelt hier, wie bereits in „Prinz Friedrich von Homburg“ den Zusammenstoß von persönlichem Rechtsgefühl mit dem objektiven Recht, den Zusammenstoß Staat und Individuum. Kleist vereint in seinem Werk Realistisches und Romantisch – Märchenhaftes, Tragik und Humor. Er ist ein Wegbereiter der erst nach seinem Tod heraufkommenden neuen Zeit, der des poetischen Realismus.

Weitere Novelle: Das Bettelweib von Locarno. Typisches Beispiel für Kleists Novellen: Jede Person sieht die Welt von seinem Standpunkt aus und somit anders als eine andere Person. Eben solches Problem „behandelt“ diese Novelle mit der Problematik der Sprache. Hierbei hat eine unbedachte Bemerkung die ungeheuerlichsten Auswirkungen. Inhalt: Am Fuße der Alpen, nahe Locarno (oberes Italien), befand sich ein altes Schloss eines Marchesen1. Die Hausfrau dieses Schlosses nahm eine alte bettelnde Frau auf und bettete diese auf Stroh. Als der Marchese von der Jagd zurückkam, befahl er dieser alten Frau aus dem Winkel, in dem sie lag, aufzustehen und sich hinter den Ofen zu ‚verfügen’. Sie stand auf und fiel samt ihrer Krücken auf dem glatten Boden aus und verletzte sich auf gefährliche Weise den Rücken. Doch mit Müh und Not schaffte sie es noch hinter den Ofen, wo sie unter Stöhnen und Ächzen zu Boden sank und verstarb. Mehrere Jahre später kam der Marchese durch Krieg und ‚Misswachs’ in bedenkliche Vermögensumstände. Ein Ritter wollte das schöne Schloss kaufen, was dem Marchesen entgegenkam. Er sollte in einem schönen leer stehenden Zimmer untergebracht werden. Doch in der Nacht kam der Ritter zu ihnen runter und behauptete es Spuke in diesem Zimmer. Er hätte gehört wie etwas von Stroh aufstand, mit vernehmlichen Schritten, langsam und gebrechlich, quer durch das Zimmer ging und hinter dem Ofen, unter Stöhnen und Ächzen, niedersank. Doch er hatte nichts gesehen. Am nächsten Morgen reiste der Ritter ab. Dieser Vorfall schreckte potentielle Käufer ab und das Gerücht ging um, es spuke immer zur Mitternachtsstunde in diesem Zimmer. Der Marchese beschließt dem auf dem Grund zu gehen und verbringt, ohne ein Auge zu schließen, die Nacht in dem Zimmer. Auch er vernahm die Geräusche, erzählte es seiner Gemahlin, der Marquise², die ihn bat dies noch einmal zu erforschen, bevor er es verlautbaren ließ. Schließlich besetzte das Paar mit ihrem Hund das Zimmer kurz vor Mitternacht. Zwei Lichter auf dem Tisch und mit Degen und Pistole bewaffnet warteten sie die Zeit ab. Punkt Mitternacht waren die Geräusche wieder zu hören. Darauf hin bellte und knurrte der Hund, der Marchese säbelt mit seinem Degen durch die Luft während die Marquise erschrocken das Zimmer und anschließend das Schloss verlässt. Müde seines Lebens steckte der Marchese das Zimmer in Brand. Alle Versuche ihn aus dem Zimmer zu holen waren vergebens. Seine Gebeine liegen in dem Teil des Zimmer, in dem das Bettelweib lag, bevor er ihr befohl sich hinter den Ofen zu bewegen. 1 Markgraf ²Markgräfin

14) Analysieren Sie die Wesenszüge des poetischen Realismus. Erklären Sie den Begriff und beschreiben Sie die Kennzeichen dieser Strömung. Charakterisieren Sie diese Zeit anhand der Dichter C. F. Meyer und Wilhelm Raabe. Begriffserläuterung: Der poetische Realismus bezeichnet die Zeit jener Dichter, in deren Werke weltoffene Wirklichkeitsdarstellung mit bleibenden Kulturwerten des Idealismus verbindet.

Poetisch wird er deshalb genannt weil er trotz des Strebens nach Wirklichkeitsdarstellung nicht auf das Auswahlprinzip des Stils verzichten will. Charakteristische Kennzeichen: Die Werke sind eine Soseinsdichtung und keine Sollseins-. Die Menschen werden so geschildert wie sie sind und nicht wie sie sein sollen. Der poetische Realismus ist eine bürgerliche Wirklichkeitsdichtung, denn es werden nicht mehr nur Personen aus den obersten Kreisen zu Helden der Handlung gewählt, sondern man bevorzugt die mittleren Gesellschaftsschichten (Bürger). z.B. Gelehrte, Handwerker, Kaufleute, Angestellte Sie zeigen einen Sinn • für das einfach Wahre, • für Volk und Heimat, • für ein eng umgrenztes fleißiges Leben, • für das Diesseitige, Fortschrittliche und Wissenschaftliche sowie • für Pflichten des einzelnen gegenüber der Gemeinschaft. Es wird eine lebensbejahende, optimistische Wirklichkeitsdichtung geschaffen. Dadurch unterscheidet sich der Poetische Realismus sowohl von der Klassik als auch vom Naturalismus. Er betont das Gesunde, Sonnenseitige im Leben, aber geht auch dem Hässlichen und Krankhaften nicht aus dem Weg. Das Individuelle, Charakteristische und Lebensnahe wird in den Vordergrund gestellt. Eine Sonderstellung nimmt die aufkommende Mundartdichtung ein die eine Art frühe Heimatkunst darstellt. Conrad Ferdinand Mayer (1825-1898): Leben: Geboren und aufgewachsen in Zürich in einer wohlhabenden Patrizier Familie. Tritt erst mit 39 Jahren als Dichter hervor. Nach dem frühen Tod seines Vaters und durch den Selbstmord seiner Mutter belastet wird er stets von Gemütsstörungen bedroht, die Aufenthalte in Nervenheilanstalten nötig machen. Durch Privatstudien erwirbt er sich reiches Wissen. Heiratet eine Züricher Patriziertochter und stirbt mit 73 Jahren in geistiger Umnachtung (Wahnsinn). Wesenzüge: Conrad Ferdinand Meyer versenkt sich tief in alle vier Kulturkreise. Er ist zweisprachig aufgewachsen und scheint nach längerem Aufenthalt in der französischen Schweiz und Paris ein französisch schreibender Dichter zu werden. Der deutsch-französische Krieg gewinnt ihn jedoch für die deutsche Dichtung. Seine eindruckvollsten Erlebnisse hat er in Italien wo ihn die „Die Kultur der Renaissance in Italien“, 1860 begeistert. (auch Goethe vl. Verweis)

Werke: Sein lyrischer Sammelband „Gedichte“(1882) kennzeichnet das Streben nach Anschaulichkeit, bildhafter Wirkung, strenger Objektivität und Distanzierung, nach Verknappung der Sprache auf das Wesentliche. Will die seelischen Vorgänge aus der allein dargebotenen äußeren Erscheinung, aus den genau wiedergegebenen Sinneseindrücken, aus der geschilderten Mimik und Gestik erraten und aufleuchten lassen. Dieses Streben nach anschaulichen Sinnbildern für Geistiges macht ihn zu einem Wegbereiter des Späteren Symbolismus. Große dramatische Wucht und atemlose Pathetik weisen die Gesichtsballaden Meyers auf. Wie z.B. „Die Füße im Feuer“ deren Stoff den Hugenottenkriegen entnommen ist. Text siehe Buch Seite 34-36. Hintergrund: Hugenotten Verfolgung: Die Hugenotten sind französische Protestanten, die sich durch ein einfaches Leben und einen starken Glauben kennzeichnen. Sie wurden von den katholischen Königen immer wieder grausam verfolgt (Höhepunkt: Bartholomäusnacht 1572), bis sie in die protestantischen Länder Europas auswanderten. Inhalt: Ein Kurier des Königs von Frankreich sucht vor einem Unwetter in einem Schloss Zuflucht, wo man ihn als Gast aufnimmt, speist und ihm eine Schlafkammer zuweist. Die Stimmung ist eigentümlich, und nach und nach bemerkt er zu seinem immer größeren Grauen, dass er damit in die Gewalt einer der von seinem katholischen König blutig verfolgten Hugenottenfamilien geraten ist, und er selbst vor einigen Jahren anlässlich eines Pogroms in diesem Haus eine Frau zu Tode gefoltert hat. Er ahnt, erkannt worden zu sein. Das ganze damalige Bild, als Episode längst abgetan, muss er sich nachtsüber zu seinem Entsetzen in Todesangst immer lebendiger vergegenwärtigen: die Füße im Feuer. Damit tut Meyer dar, dass diesen Täter sein Verbrechen nun nie wieder verlassen wird. Mit knappsten Mitteln wird hingegen gezeigt, wie schwer seine Verschonung den Gastgebern fällt. Im Abritt erdreistet der Verbrecher sich noch, es anzusprechen: Man habe wohl daran getan, einen Mann des Königs zu verschonen. Im Schlusssatz bekommt er die Quintessenz der Religion der Verfolgten zu hören: Mein ist die Rache, redet Gott. Analyse: Weder der Hugenottische Ehemann haben einen Namen. Es handelt sich also nicht um historische Persönlichkeiten. Die Ballade von ihrer äußeren Form her zeigt sich in unterschiedlich langen Erzählblöcken, deren Verszeilen aus je sechs Jamben bestehen, die alle stumpf und hart enden und keine Reimbildungen aufweisen. Es gibt keinen Erzähler, da die Fakten für sich sprechen. Lediglich die Hauptpersonen, der Kurier und der Edelmann, treffen im Dialog auf einander. Die Vorgeschichte wird weitgehend im inneren Monolog oder in erlebter Rede vermittelt. Bei dieser Ballade handelt es sich um - in deutscher Versdichtung, selbst im Drama seltene - jambische Trimeter, zwölfsilbige, auftaktige Verse, deren regelmäßige Alternation nur gelegentlich am

Verseingang und ganz selten im Versinnern vom natürlichen Satzrhythmus verschoben wird. „Huttens letzte Tage“(1871) In diesem Verszyklus gibt er in zweizeiligen, gereimten Strophen und in einer herben Sprache Betrachtungen und Erinnerungen des geächteten Ulrich von Hutten (Reformator). Nachdem er ausschließlich als Lyriker hervorgetreten ist entstehen ab 1870 mit hoher Formkunst geschriebene historische Novellen. Als Stoffgebiet bevorzugt er die Zeit der Renaissance und Reformation. Die Gestalten der Erzählungen sind teils leidenschaftliche, selbstherrliche Tatmenschen, teils ihm wesensverwandte, innerlich gebrochene Figuren. Es geht ihm weniger um die Darstellung historischen Geschehens als vielmehr um das sich darin darstellende Allgemein-Menschliche. Mit seiner Vorlieb für dramatisch aufgebaute Szenen und das knappe, zutreffende Wort erreichte er in seinen Novellen monumentale Wirkungen. „Das Amulett“(1873) Inhalt : Der Held der Novelle, Hans von Schadau, ein strenger Calvinist, erinnert sich in seinem Alter, durch verschiedene Umstände bewogen, an seinen Freund Wilhelm Boccard, an die vielen Erlebnisse, die ihm zur Zeit der Hugenottenkämpfe in Paris widerfahren sind. Er ist dadurch das Amulett seines Freundes, der selbst aber getötet worden ist, vor dem sicheren Tod bewahrt und kommt mit seiner Frau aus dem Wüten der Bartholomäusnacht glücklich in die Schweiz zurück. Dieses Katholisch Amulett war der Mutter Gottes von Einsiedeln geweiht. „Der Schuss von der Kanzel“(1878) Inhalt: Der General Rudolf Wertmüller wird zum Ehestifter zwischen seiner Nichte Rahel und einem schüchternen Theologiekandidaten, indem er seinen Bruder, der Geistlicher und zugleich ein großer Jagd- und Waffenliebhaber ist, dazu bringt, dass er eines Sonntagmorgens mitten in der Predigt auf der Kanzel einen Schuss vor der entsetzten Gemeinde abgibt. Die durch diesen Zwischenfall erledigte Pfarrei erhält der Kandidat, und der bisherige Pfarrer wird zum Verwalter von Schloss Jagd des Generals. „Der Heilige“(1879) Inhalt: Hans, der Bogner, auch der Engländer genannt, erzählt am Tag des heiligen Thomas von Canterbury dem Züricher Domherrn Burkhard, von diesem aufgefordert, die von ihm am Hof König Heinrich II. miterlebten Schicksale Thomas Beckets, der zunächst der weltfrohe Kanzler des englischen Königs gewesen ist und schließlich Märtyrer und Heiliger geworden ist. Er stellt die Rache an dem König für das ihm zugefügte Unrecht Gott anheim, der Heirich nach der Ermordung demütig werden lässt. Im 20.Jahrhundert erscheint Thomas Becket als Held in dem erfolgreichen Drama von T.S.Elliot („Murder in the Cathedral“, 1955). Glaub nicht wichtig aber war Unterstrichen.

Wilhelm Raabe(1831-1910)

(kommt vielleicht nicht aber 2mal durchlesen schadet nicht) Geboren als Sohn eines Justizamtmannes, soll er Buchhändler werden, lebt aber schließlich als freier Schriftsteller in Braunschweig. Wo er 1910 als Ehrenbürger der Stadt stirbt. Charakteristik: Aus Raabes Werken sprechen romantische, realistische, idealistische und pessimistische Ansichten. Als Romantiker: Zeigt Vorliebe für Ruinen und alte Mühlen. Die Breite seiner Werke, in denen häufige Einschübe an Zwischenredenden den Gang der Handlung unterbrechen stört so das Verständnis. Der Realist: in ihm drückt sich in einer wirklichkeitsgetreuen Darstellung von Menschen und Dingen aus. Er ist davon überzeugt dass die zwar stets dem Untergang geweihten, aber doch vorhandenen sittlichen ideale das wahre Glück schaffen, während die in ihrer Dummheit sich dem Bösen ausliefernden Menschen nur Enttäuschung und seelische Leere, ewige Unzufriedenheit und Unglück in der Welt finden. „Die Leute aus dem Walde“(1863) Raabe prägt den Lebensgrundsatz die Vereinigung von gesundem Realismus und Idealismus. Er übt an seiner Zeit Kritik indem er zeigt das Materialismus zur Zerstörung des geistigen Menschen führt. Der Pessimismus Schopenhauer beeinflusst Raabes Weltanschauung stark In seinen werken verbindet er aber oft die pessimistische Handlung seiner Helden mit lebensbejahendem Humor. Er wählte seine Helden aus Armen Verhältnissen und stellt sie reichen gegenüber. Romane: „Die Chronik der Sperlinggasse“(1856) Erzählt in Tagebuchform die Schicksale von mehreren Personen in einer kleinen Berliner Gasse. In seinem Hauptwerk, einer Romantrilogie ohne Namen, fehlt der handlungsmäßige Zusammenhang. Verbunden sind die drei durch die Darstellung von Menschen, die im Lebenskampf unterliegen oder abseits gedrängt werden. „Der Hungerpastor“(1864)

Er schildert die Entwicklung 2er armer Knaben. Der Schuhmachersohn Hans Unwirsch hat den „guten Hunger“ nach einem Leben in Licht, Wahrheit und Liebe, in Reinheit. Der Trödlersohn Moses Freudenstein hat hingegen Hunger nach Reichtum, Macht und Genuss. Dem Idealisten wird mit seinem eben so armen Fränzchen die „Die Hungerpfarre “ eines Fischerdorfes und das innere Glück stiller Zufriedenheit zu Teil. Der Materialist geht schließlich jämmerlich zugrunde.

15)Charakterisieren Sie den Naturalismus am Beispiel von Gerhard Hauptmann. Beschreiben Sie die Wesenszüge seiner Dichtung und analysieren Sie seine Hauptwerke. Schildern Sie die politischen Einflüsse auf die Entwicklung dieser Strömung. Naturalismus (1885-1910) Wesenszüge: Die Kunst dieser Epoche wurde geprägt durch einen Stilpluralismus. Kennzeichnend für diesen ist das mehrere Stilformen, wie Naturalismus, Impressionismus, Symbolismus, Ästhetizionismus, Neuklassik, und Heimatkunst, parallel nebeneinander wirken und nicht nacheinander entstehen, sondern in ein Inund Miteinander verschlingen. Parallel zur Dichtung kann man die gleichen Entwicklungen in den Bereichen der Lebensform, der Philosophie, der bildenden Künste und der Musik feststellen. Politische Einflüsse auf die Entwicklung: Massenbewegungen haben ihre Ursachen im starken Anwachsen der Bevölkerung und in der Industrialisierung. Sie basiert auf den Fortschritten in den Naturwissenschaften und der Technik hat aber Landflucht und Verstädterung ausgelöst. Arbeiter, Juden und Frauen verfolgen Emanzipationsbestrebungen. Sie bedrohen führende Stellungen des Bürgertums. Die Frau erkämpft sich den Zutritt zu öffentlichen Bildungsstätten (Universitäten). Die Juden erringen Gleichberechtigung. Das Proletariat ringt mit christlichen und marxistischen Programmen um soziale Gerechtigkeit. Die Philosophie (1885-1910) Positivismus und Materialismus wirken weiter. In ihrem Rahmen entsteht die Vererbungslehre (Mandl, Erbsen). Sie beeinflusst den Naturalismus. Erst zur Jahrhundertwende treten neue philosophische Strömungen auf. Anfänge der Existenzphilosophie: Aus der Leere, in die das Seelenleben verfällt, erwächst die neue Existenzphilosophie. Diese will Menschen als ein Wesen zeigen, das aus der Sicherheit in die Unsicherheit und aus dem Geborgensein in das Nicht-Geborgensein geworfen und dadurch zur Besinnung zu seinem eigenen Sein gezwungen wird. Die Existenz ist im Menschen das was übrig bleibt, wenn er alles, woran sein Herz hängt, verliert(Otto Friedrich Bellenow 1969)

Vater der Existenzphilosophie ist der dänische Theologe und Philosoph: Sören Kierkegaard(1813-1855): Er glaubt an einen ewigen Gott, wenn es auch nicht mehr des kirchentreuen Christentums ist. Er entwertet alle bisherigen Werte, wie den Glauben an den Geist, die Vernunft, den Menschen, die Menschheit, die Wahrheit. Die Herrenmoral: Friedrich Nietzsche (1844-1900): Er stammt aus einer evangelischen Pastorenfamilie, studiert Philologie (Latein, Altgriechisch) und erhält als 24jähriger eine Professur in Basel. Wegen eines schweren Augenleidens und häufiger Kopfschmerzen muss er das Lehreramt aufgeben. Er gerät in den Bannkreis der Schopenhauerschen Philosophie, nimmt jedoch eine kritische Stellung dazu ein. Seine Bedeutung liegt darin, dass er in einer meisterhaften Sprache alle bisherigen Werte umwertet und damit ein neues Wertsystem der „Herrenmoral“ entwickelt, in dessen Mittelpunkt er den „Übermenschen“ stellt. Grundgedanken seiner Philosophie hat er in den Werken: „Also sprach Zarathustra“(1884) „Jenseits von Gut und Böse“(1886) „Der Wille zur Macht. Versuch einer Umwertung aller Werte“(1888) Aus diesen Werken sprechen Nietzsches neue Wertvorstellungen. Das Idealbild des Übermenschen wird für ihn der höchste Typus des Zukunftmenschen. In „Also sprach Zarathustra“ wird er als willensstark, unbeugsam, gütig, ohne Vorurteile, fern von egoistischen Lebenswünschen charakterisiert. Er bestimmt allerdings von sich aus, was gut und böse ist. Die Armen und Kranken nennt Nietzsche die Vielzuvielen, die Fabriksware der Natur. Diese Herrenmoral gewinnt viele Anhänger sodass man das Mitleid mit dem Proletariat aufgibt und eine unsoziale Haltung bezieht. Im Christentum sieht er eine zur Religion gewordene Verneinung des Willens zum Leben. („Christentum ist Opium fürs Volk“, „Gott ist tot“) Sein Antifeminismus spricht aus der Einstellung: „Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“ Als Lyriker verfasste er zwar nur wenige Gedichte. Sie zählen aber zu den wertvollsten der modernen Dichtung. Einflüsse der Psychoanalyse: Sigmund Freud(1865-1939): Er wirkt als Professor für Neuropathologie in Wien und stirbt als jüdischer Emigrant in London. Für ihn ist die Psychoanalyse eine Methode zur Heilung von Neurose und Hysterie.

Sein Verfahren beruht darauf das Vorstellungen aus dem Bewusstsein verdrängt werden und vom Unbewusstsein her die seelisch- geistige Einheit des Ichs bedrohen. Gemeinsam mit im Unterbewusstsein verkapselten Kindheitserlebnissen können sie Traumen und Komplexe erzeugen. Die Psychoanalyse versucht durch Aussprache des Patienten diese Erlebnisse zu erheben und dadurch den Patienten zu heilen. Veröffentlicht hat er seine Lehre in einer Reihe von Werken wie z.B. „Die Traumdeutung“(1910). Gerhart Hauptmann(1862-1946) Wird als Enkel eines Webers (wichtig für seine Werke) in Schlesien geboren. Studiert Naturwissenschaften, wendet sich aber dann aber der Dichtung zu. Schon seine ersten Dramen erregen großes Aufsehen und verschaffen ihm literarische Anerkennung. Er wird führender Dichter Deutschlands und gewinnt den Nobelpreis(1912). Er unternimmt eine Amerikareise und häufige Europareisen und stirbt dann im alter von 84 in Deutschland. Wesenzüge seiner Dichtung: Er erlebt alle Probleme seiner Zeit, sucht sie dichterisch zu bewältigen und macht auch alle Stilwandlungen mit. Drei Wesenszüge kennzeichnen sein Werk tiefes Mitleid, sein Hang zu Grübelei und das Bildungserlebnis des abendländischen Menschen. Er versucht Askese und Sinnesfreude harmonisch zu vereinigen und empfängt Impulse von Zola, Ibsen, Shakespeare und Goethe. Sein Menschenbild ist pessimistisch. Die das Leben bestimmenden Mächte erscheinen unendlich mal stärker als der Mensch. Von Schuld und Sühne kann keine Rede sein. Bösewichte finden sich in Hauptmanns Werk nicht mehr. Er will alle menschlichen Haltungen verstehen.Er verurteilt niemanden. Sein Werk ist durch die Vorliebe für krankhafte Erscheinungen gekennzeichnet. Immer wieder finden sich folgende Themenkreise: die zerstörende Macht des Alkoholismus, der „passive“ Held (er erleidet sein Schicksal und meistert es nicht), der Neurotiker (der labile Charakter) und das vergebliche Ringen des einzelnen um die Befreiung aus dem Milieu. Das dramatische Werk Umfasst Naturalistische Zustandsdramen aus dem modernen Leben, symbolische Märchendramen, neuromantische Dramen aus der Legende, Geschichte und Sage und schließlich neuklassizistische Altersdramen. Naturalistische Dramen: „Die Weber“(1892) Das soziale Drama ist die Gipfelleistung des deutschen Naturalismus. Der Held dieses Volksdramas ist die Masse hungernder Proletarier. Es wird die Entstehung, Ausbruch und die Niederwerfung des Hungeraufstandes der schlesischen Weber von 1844 dargestellt. Das Werk wirkt als Anklage gegen die Ausbeutung der Arbeiter. „Florian Geyer“(1896) In der Tragödie, in der ebenfalls eine soziale Massenbewegung dargestellt wird, versucht Hauptmann den Naturalistischen Stil auf das Geschichtsdrama(Schiller:

Jungfrau von Orleans, Don Carlos, Willhelm Tell, Wallenstein) anzuwenden. Er plant ursprünglich eine Trilogie der Bauernkriege. Inhalt: Nach der Schlacht von Weinsberg sind die Bauern obenauf. Manche Ritter gehen über. Bald gibt es jedoch Zeichen von Zwietracht zwischen den Bauern und Rittern. Florian Geyer wäre der geeignete Führer der Bauernbewegung, doch wird die Führung von einem Kriegsrat übernommen. Der Unfriede nimmt zu, und als Geyer abwesend ist, stürmen die Bauern entgegen ihrem Versprechen das Würzburger Schloss. Geyer wird von dem Kriegsrat, nachdem die Hälfte seiner Schar gefallen ist, nach Rothenburg geschickt. Man will ihn loshaben. Götz von Berlichingen verrät die Bauern, und Florian Geyer fällt durch einen Schuss aus dem Hinterhalt. Ähnlich wie in Goethes(Verweis) Schauspiel „Götz von Berlichingen“ wird das Scheitern eines Führers der Bauernaufstände dargestellt. Klassizistisch- antikisierende Dramen Hauptmanns Atriden Tetralogie über das Schicksal der Atriden: „Iphigenie in Aulis“(1943), „Agamemnons Tod“(1934), „Elektra“(1944) und „Iphigenie in Delphie“ (1941) Das dramatische Schwergewicht ist ins Seelische verlegt, wobei im Gegensatz zu Goethe die Dichtung mit Mitteln der modernen Psychologie darstellt, wie stark der Mensch von Trieben bedroht wird, die in seinem Unterbewusstsein schlummern. Deutlich steht diese Tetralogie unter dem Zeichen des 2. Weltkriegs. Epische Werke: Es enthält mehr persönliche Erlebnisse und ist durch die neuromantische Neigung des Untergründigen, Magischen und Phantastischen gekennzeichnet. „Bahnwärter Thiel“(1888) Erscheint in der Zeitschrift „die Gesellschaft“. In strenger Objektivität und genauer Milieuschilderung wird da das tragische Schicksal eines einfachen Mannes geschildert. Inhalt: Nach dem Tod seiner zarten Frau heiratet Bahnwärter Thiel eine vitale Frau, die ihn bald durch ihre Herrschsucht und ihr zänkisches Wesen völlig unterjocht. Als er aber sieht, wie sie das Kind aus erster Ehe misshandelt und Schuld daran hat, dass der kleine Tobias unter die Räder eines Zuges gerät und stirbt, tötet er sie. Er selbst wird wahnsinnig. „Atlantis“(1912) Schildert in der Form eines Romans einen Schiffuntergang während einer Amerikareise, der als Symbol für das durch seine unglückliche Liebe zu einer Tänzerin zerbrechende Leben eines junges Arztes steht. Der Roman erschein noch vor der Titanic Katastrophe im April 1912 und wird später als eine unheimliche Prophezeiung dieses großen Unglückes verstanden. Die Erzählung „Der Ketzer von Soana“ (1918) Schildert die Wandlung eines bisher frommen, streng asketisch lebenden Priester durch seine Liebe zu einem naturverbundenen, wild aufwachsenden Hirtenmädchen zu einem naturnahen, den Sinnesgenuß bejahenden Menschen.

Der Roman „Phantom. Aufzeichnungen eines ehemaligen Sträflings“ (1912) Bringt den Abstieg eines Beamten zum Mörder, wobei die echte epische Erzählhaltung meisterhaft gelungen ist.

Thema 16: Kennzeichnen sie die Wesenszüge des Impressionismus und Symbolismus mit besonderer Berücksichtigung des Dichters Hofmannsthal. Gehen sie dabei auch auf die Ursachen und die Zielsetzung dieser Strömung ein. Impressionismus:19.Jhd Wesenszüge: Ursachen: • Zwar noch immer vom Streben nach Wahrheit erfüllt, man beginnt allerdings zu zweifeln ob mit der naturalistischen Methode ein wahres Abbild der Wirklichkeit erreicht werden kann. • Weitere Faktoren zur Ablösung vom Naturalismus: •

Überbetonung des hässlichen (beim Naturalismus)



Erschütterung des naturwissenschaftlichen Materialismus durch die Entdeckung der Entelechie1) und der Finalität 2)



Wirkung der Philosophie Nietzsches und der Psychoanalyse Freuds



Übersetzertätigkeit Einströmung neuer Stilformen

Zielsetzung: • Nicht mehr naturgetreu Außenwelt schildern sondern Eindruck der im Betrachter erzeugt wird. • Der Stimmungsgehalt soll dargestellt werden • Außending ist nur Anreiz für Empfindungen und seelische Erregungen Weckt Vorliebe für Seelenzergliederung

1) 2)

jene Kraft die im Organismus liegt und dessen Vollendung bewirkt Zweckbestimmtheit

Bsp. Für „Symbolismus mit besonderer Berücksichtigung des Dichters Hofmannsthal.“ Hugo von Hoffmannsthal • • • • • •

Bedeutendster Dichter Stammt aus „jungem Wien“ Volle Überwindung des Naturalismus Welt der Schönheit ersetzt Hässliche und Niedrige Subjektive Suche nach dem Sinn des Lebens ersetzt objektive Passivität Statt sprach des Alltags, bilderreiche, musikalische Sprache

Leben: Geboren im 19.Jhd also Sohn einens Wohlhabenden Rechtsanwaltes Veröffentlicht schon mit 17 Gedichte und kl. Dramen. Studiert Rechtswissenschaften, widmet sich dann aber der romanischen Phil. Lebt nach Studium als Freier Schriftsteller Auf seinem Weg als Dichte fasst er österreichsches Geisteserbe und die großen Traditionen des Abendlandes zusammen: griechisch- römische und christlichmittelalterliche

3 Entwicklungsstunfen: 1. Entwicklungsstufe: Erschüttert vom Zusammenbruch der Wissenschaftsgläubigkeit seiner Zeit flieht er in einen müden, dekadenten Ästhetizismus1), in einen passiven Impressionismus und Symbolismus. Sehnsucht nach Schönheit und Harmonie Gedichte und kl. Lyrische Dramen (entstehen auf dieser Entwicklungsstufe) Gedichte: • Bild und Sprachkraft • Hohe Musikalität • !!!Schwer Sagbares (=Gefühle) wird mit Hilfe von Symbolen ausgedrückt!!! • Klagen über Vergänglichkeit und Einsamkeit & Rätselhaftigkeit des menschlichen Daseins (Sinn des Lebens) Lyrische Versdramen: Sind kurze Einakter, die jeweilig die aus dem bloß skizzenhaft angedeuteten und legendenhaft entrückten Geschehen entstandene wehmütige Stimmung schildern. • Bsp. + Ursachen für Dargestellte Stimmung o „Frau am Fenster“  Sehnsucht nach dem Geliebten o „Das Bergwerk zur Falun“- Versspiel  Heimkehr eines Seemannes o Bestes Jugenddrama: „Der Tor und der Tod“  Es kündigt sich Ausbruch einer Entwicklungskrise an  neue Auffassung des Lebens  Inhalt: Ein junger Edelmann ruft Lebensmüde den Tod herbei. Allerdings sträubt sich dann der Edelmann gegen den Tod und erkennt dass er noch gar nicht wirklich gelebt hat. Der Tot zeigt ihm den Reichtum des Lebens an dem der Jüngling achtlos vorübergegangen ist, an der aus dem Grad erstandenen Mutter, an der verlassenen Geliebten und an dem Toten Freund. Nun, da Claudio das Leben gesehn hat, sieht er dem Tod ins Antlitz und stirbt.

2. Entwicklungsstufe:

1)

Ästhetizismus: dichterisch kultivierte Lebensform, die sich in Opposition zur urbanen Geschäftigkeit und ohne Rücksicht auf politische, moralische, soziale oder religiöse Normierung ganz der genusshaften Betrachtung des Wirklichen verschrieb.

Erkennt dass ein im Leben unbeteiligtes Danebenstehen ein Irrweg ist. Fragen um die sittliche Freiheit , um Schicksal, Schuld und Sühne bedrängen ihn. Diese Neuen Erfahrungen und suche nach dem Sinn des Lebens führen ihn zur altgriechischen Tragödie. Bemüht sich um dessen erneuerung, allerdings im Gegensatz zur Antike als musikalische Komödie. Weggefährte: Richard Strauss Werke: • Griechendramen (=moderne Umdichtungen der Tragödien von Sophokles) o Elektra o König Ödipus • Libretti für die von Strauss vertonten Opern: o Der Rosenkavalier- Komödie o Die Frau ohne Schatten

3. Entwicklungsstufe: Versucht zu Zeigen dass die ewig gültigen Wahrheiten des Christentums, das Streben nach festen sittlichen Geboten befriedigen können. Werke: „Jedermann“:- Mysterienspiel • Zählt zu den wirksamsten Deutschen Bühnenstücken der Gegenwart • Findet heute noch bei den Salzburger Festspielen großen Beifall o Gegründet von: Leopold von Adrian, Hofmannsthal & Max Reinhardt • Inhalt: o Während eines großen Gastmahls tritt plötzlich der Tod vor den reichen Jedermann. Die eben noch schmeichelnden Freunde fliehen und lassen den Gastgeber allein. Nur seine guten Werke und sein Glaube, in allegorischen Figuren verkörpert, treten ihm zur Seite und helfen ihm gegen den Teufel. „Das Salzburger große Welttheater“- Mysterienspiel • Stoff: Entlehnt vom Drama des Spaniers Caledron • Hoffmann setzt Überlieferung des österreichischen Barocktheaters fort. „Der Schwierige“- Komödie • Nach romanischen Vorbildern geschaffenes Lustspiel • Verkörperung des Altösterreichischen Zauderers • Inhalt: Adlige Wiener Gesellschaft der Zwischenkriegszeit, der im Krieg menschenscheu gewordene Graf Bühl hats nicht leicht. Unendliche Güte und kindliche Zartheit machen ihn zu einem „Schwierigen“ im Leben. Gefühle sind für ihn kostbar und schwer auszudrücken. Von dem Tiefen Unglauben an das Verstehen zwischen Menschen befret ihn Helene Altenwyl. Verloben sich. Wirrwarr der Ehejäger und Ehesitter behindern ihre Vereingung, löst sich allerdings auf.

Thema 17: Charakterisieren Sie die beiden Dichter Thomas und Heinrich Mann. Gehen sie dabei auch auf deren Stilmerkmale ein. Analysieren Sie die wichtigsten Werke dieser beiden Künstler. Heinrich & Thomas Mann Ende 19 bis Mitte 20. Jhd Thomas Mann

Leben: Sohn eines Großkaufmannes . Hört Vorlesungen über Geschichte, Volkswirtschaft und Literatur, um später Journalist zu werden. Wird freier Schriftsteller und verlässt (1933) das nationalsozialistische Deutschland (ab nach Amerika). Kommt 1952 (die Jahreszahl ist Untertrischen). Er erhält viele Ehrungen, 1929 sogar den Nobelpreis.

Charakteristische an Manns Dichtung: •

Geistige Haltung: o Bestimmt von: Nietzsche, Wagner, Schopenhauer, Goethe





Grundton seiner Dichtung: o Tiefer Pessimismus und lösende Ironie. o Das menschliche Leben erscheint ihm nicht von einem ordnenden Gott sondern von bösen dunklen Dämonen beherrscht, die immer wieder zerstörend in das Schicksal des einzelnen Menschen eingreifen. Der Künstler wird als ein entarteter Bürger verstanden, der mit seiner verfeinerten Sensibilität das Leben nicht meistern kann. o Empfindet bürgerliche Ordnung durchaus fragwürdig das sie nur im Stande ist eine lebensunfähige, rettungslosem Verfall zustrebende Zivilistion aufzubauen. Zeitanalysen in einem äußerst gepflegten Stil. o Vorliebe für lange, aber logisch klar konstruierte Sätze o Nutzt dieselben Wortverbindungen immer wieder auf die gleichen Personen (und Situationen) erzielt dadurch eine den Leitmotiven in Wagners Oper ähnliche Wirkung.(=LEITMOTIVTECHNIK). o Ist ausschließlich Erzähler

Romane: • „Buddenbrooks“ Gehalt: Verfall und Niedergang einer Lübecker Großkaufsfamilie durch vier Generationen. Ihr Materieller Wohlstand verringert sich. Die ursprünglich Lebenssüchtigen Familienmitglieder verfeinern und kultivieren sich. Die künstlerische Lebensneigung raubt ihnen die Lebenstüchtigkeit und führt zum Zusammenbruch des Kaufmannshauses.

Inhalt: Sohn (=2.Generation) des Kaufmannes (Johannes Buddenbrook=1.Generation) ist ein Mann ohne Weitblick und die Persönlichkeit seines Vaters und lebt in getreuer Mittelmäßigkeit. Dessen Sohn, Thomas (=3.Generation), wird zum Chef des Hause. Im Innersten bereits ohne Sicherheit; körperlich zart, ein Schöngeist, aber in Haltung und Tat ein „Dekadent“ und kann den Niedergang der Firma nicht mehr aufhalten. Dessen einziger Sohn Hanno(=4.Generation), körperlich noch zarter als der Vater und ist der Letzte seines Geschlechts. Er ist weltmüde und flüchtet in den Traum bzw. in die Kunst. Hat alles was das fin de siècle (=Ende des Jahrhunderts) von einem Ästheten erwartet. Tod rafft den 16jährigen dahin (hat leichtes Spiel).

Wertung: o o



Verhindert dass der Phantasie viel Raum eingeräumt wird. Geradezu wissenschaftliche Schilderung des Alltags.

„Der Zauberberg“- Gesprächsroman Inhalt: Castorp 7Jahre in einem Sanatorium für Lungenkranke. Gerät in eine international Gesellschaft in der Zeitprobleme Lebhaft diskutiert werden.

Gehalt: Dieser Gesprächsroman entrollt ein breites Kulturbild des alten Europa, in dem die gesellschaftlichen Zustände und geistigen Probleme der Zeit vor dem ersten Weltkrieg vorgeführt werden. Die Lungenheilstätte gilt als Symbol der Zeit und als Kampfstätte zwischen Gesundheit und Krankheit.



„Joseph und seine Brüder“ Besteht aus vier Bänden Ist ein nach sorgfälligsten Studien geschaffener historischer Roman. (Bsp. Sir Walter Scott.) o Ist auch ein Menschheitsroman Darstellung des menschlichen Lebens durch ein historisches Beispiel. Macht klar dass sich die menschheit in ihrem Wesen stets gleich bleibt. o o



„Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von seinem Freund“ ( Parallele zu Goethes Faust.) Erzählt Schicksal eines Deutschen Musikers Lebt in den ersten vier Jahrzehnten des 20.Jhd. Hinterlässt bei seinem Tod in der Kantate „Doktor Fausti Weheklag“. Dem Dichter dient unter anderem ein Teil der Biographie Friedrich Nietzsches also Unterlage des Lebenslaufs seines Helden. In seinem Leben wiederholt sich das Teufelsbündnis Fausts als Symbol der Dunklen Dämonen. Dichter gibt Analyse und Deutung des deutschen Menschen

o o o o o o



„Der Erwählte“ Erzählt im Ironischen Chronikton den Stoff desGregorius von Hartmann von Aue. Erzähler ist ein irischer Mönch

o o

Inhalt: Gregorius gezeugt von einem Geschwisterpaar, wird nach seiner Geburt aufs Meer ausgesetzt und wächst auf einer normannischen Insel heran, wo ein Frommer Abt seiner annimmt. Mit 17 erfährt er die Art seiner Herkunft und verlässt die Insel. Er kommt in das Land seiner Mutter welches sich in Kriegsnot befindet, und besiegt den Fürsten im Zweikamps  Frieden. Wird als Landesherzog Gatte der eigenen Mutter. Als er dies entdeckt, tut er Buße, Gott erhöht ihn auf päpstlichen Stuhl.



„Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“- Schelmenrom. (->Barocktyp.) o o

Unvollendet und letzter Roman des Dichters. Ist eine Art moderner Schelmenroman des bürgerlichen Zeitalters.

Inhalt: In ihm schildert Mann Krulls Lebensweg vom Liftboy über den Kellner zum Liebhaber und Verführer der Frauen verschiedenster Art bis ins Gefängnis. Wo er den ersten Teil seiner Memoiren schreibt.



Viele Novellen o o o o

„Der kleine Herr Friedmann“ „Tonio Kröger“ „Der Tod in Venedig“ Behandeln die Verhinderung des Künstlers in vollem Sinn Mensch zu sein, und die Verbannung in schmerzlich empfundene Vereinsamung.

Wertung der Dichterpersönlichkeit: o o o

In der Gesamtheit des Werkes Thomas Manns sind Glanz und Verfall der letzten Epoche der großbürgerlichen Kultur festgehalten. Führer des deutschen Gewissens und eines Welt-Humanismus gegen Adolf Hitler In einer Rede das Bürgertum zur vorurteilsfreien Bekennung der deutschen Sozialdemokratie aufgerufen.

Heinrich Mann Älterer Bruder von Thomas Mann, entwickelt sich vom Symbolisten zum Gesellschaftskritiker. Werke o o

o o o o

o

Er ist ein erbarmungsloser Zeitkritiker mit grotesk verzerrten hasserfüllten Satiren. „Professor Unrat“ o Schildert den durch eine Tingeltangel- Sängerin herbeigeführten Untergang eines spießbürgerlichen Schultyrannen, und ist auch eine Satire auf den Berliner Literaturbetrieb, und auf die Geldaristokratie der Gründerzeit „Der Untertan. Roman des Deutschen Bürgertums“ o Enthält eine kompromisslose Satire auf den Untertanengeist und geißelt charakterloses Machtstreben das die Konkurrenz zugrunde richtet. Als Gegenstück zur Kaiserreichtrilogie entstehen historische Romane „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ „Die Vollendung des Königs Henri Quarte“ Diesem Roman liegen historische Studien zu Grunde Inhalt: In ihnen wird im Stil der Neuen Sachlichkeit dein breit ausgeführtes Gesichtsbild Frankreichs im 16.Jhd entworfen. König Heinrich IV. wird dabei als ein sozialpolitisch vorbildlicher Staatsmann geschildert, der von tiefem Verständnis für menschliche Gebrechlichkeit und von praktisch- nüchterner Vernunft getragen ist und jedwedem, besonders aber den religiösen Fanatismus bekämpft. Schrieb eine Autobiographie

Wertung der Dichterpersönlichkeit: o o o

Erhält Nationalpreis für Kunst und Literatur der DDR. Wird zum Präsidenten der Deutschen Akademie für Künste gewählt. Stirbt vorher in den USA

Thema 18: Hesse (1877-1962) Beginnt Theologie zu studieren -> gibt diese auf -> beginnt zu Wandern 1912 übersiedelt in die Schweiz 1919 Freierschriftsteller 1946 Nobelpreis Merkmale seiner Dichtung Im Mittelpunkt – Sehnsucht; Zusammenbruch aller absoluten Werte; neue Sinndeutung des Lebens. Asketische Ablehnung der natürlichen Triebe - Gefühlskalten Lebensfremden Naturferne. Allerdings spürt er auch Gefahr und Bedrohung Lösung für seinen Zwiespalt findet er nicht Er bietet keine „fertigen“ Weltanschauungen.

Schilder Menschen die immer unterwegs sind(Unruhe); Suche nach eigener Selbstfindung Geistige Hilfe: Novalis(Romantik - Schwarzer Roman „Hymne an die Nacht“), indische chinesische Weltvereinigungslehre, Goetheschen Humanitätslehre, Psychoanalyse Freuds. Als Lyriker IN seiner Frühzeit verharrt er im passiven Impressionismus, er versucht Jugenderinnerungen innerer Stimmen und Erlebnisse dichterisch zu verarbeiten. Stark von der Romantik und von Goethe beeinflusst. Viele seiner Gedichte wurden vertont „Romantische Lieder“, „Musik der Einsamen“ Lyrische Stimmungsromane „Peter Camenzind“ Entwicklungsroman mit starken autobiographischen Zügen. In ihm begleitet der Dichter einen jungen Schweizer Taugenichts auf dem weg vom Dorf in die Stadt. Enttäuscht vom Stadtleben geheilt vom Wunsch, Dichter zu werden, lässt er ihn wieder ins Dorf zurückkehren und das Leben eines tüchtigen Gastwirtes leben. Höhepunkt der lyrischen Stimmungskunst des frühen Hesse bedeutet der heitere Vagabundenroman „Knulp“ Ausbruch des Ersten Weltkrieges erschüttert ihn zutiefst. Welt der Gefühle und Stimmungen befriedigt ihn nun nicht mehr In psychoanalytischen und symbolhaft gestalteten Roman -> Sinndeutung des Lebens „Demian“ Entwicklungsroman bringt eine psychoanalytische der Schuldverstrickung eines jungen Mannes nach dem Zusammenbruch seiner hellen Kinderwelt. -> Siddharta Inhalt: Emil Sinclair ist ein gut erzogener Junge aus einem bürgerlichen Haus. Lebt in einer Scheinwelt. Zum einen ist da die frohe heile Welt, ungerechte Welt draußen vor der Tür. Die Geschichten erzählen von verbotenen Dingen die sie getan hätten und nur um mitzuhalten oder eigentlich mehr um dem Kromer nicht aufzufallen und ihn zu verärgern, erzählte er, er hätte bei einem bestimmten Grundstück einen ganzen Sack Äpfel geklaut. Daraufhin ließ Kromer ihn das beschwören um dann zu behaupten, er kenne den Besitzer und der hätte zwei Mark Belohnung ausgesetzt für den, der wüsste wer es gewesen ist. Er wolle aber nichts verraten, wenn Sinclair ihm die zwei Mark gebe. An soviel Geld konnte er unmöglich kommen. Doch dann erscheint Demian, ein etwas seltsamer, weiser Junge, und hilft ihm aus dieser Zwickmühle heraus. „Der Steppenwolf“ Der Held Harry Haller ist die Verkörperung des umhergetriebenen von seinem unbekannten Selbst gejagten Menschen. (= Herrmann Hesse) Es gelingt ihm das Tier in sich selbst zu stellen. Sinnlichkeit in unvergeistigter Art steht disziplinierter

Geistigkeit wie sie Siddharta verkörpert gegenüber. Gegensätze schließen sich nicht – Polarität bleibt offen. In seinen Alterswerken bejaht Hesse beide Naturen im Menschen. Es kommt dabei zu wieder aufgreifen der romantisch-idealistischen Linie allerdings auf einer höheren Ebene. „Das Glasperlenspiel“ Nicht in einer mönchischen Absonderung von der rauen Außenwelt verharren sondern müssen das geistige innerhalb des praktischen Lebens vertreten. Josef Knecht steigt im Orden von Kastalien zum Glasperlenspielmeister auf. Er verwirklicht sich, indem er seine persönlichen Belange zurücknimmt und zunächst dem Orden dient und später – auf einer höheren Entwicklungsstufe – dem Land bzw. einer Familie oder deren Sohn. Sein letztes Werk, zwei Bände Essays, bringt eine recht persönliche Begegnung mit dem Dichter. In ihnen öffnet er die Türen vom Haus und Garten und lässt uns teilhaben an seinem Leben und dem seiner Familie. Hesse öffnet auch sein Herz: als unermüdlicher Briefschreiber an eine große Gemeinde Ratsuchender. In einem Brief steht der Satz, der viel von dem Menschen Hesse sagt: “Ich habe einen Auftrag, ich muss andere Suchenden die Welt verstehen und bestehen helfen, und sei es auch nur, in dem ich ihnen den Trost gebe, dass sie nicht alleine seien,“ Wertung von Hesse Dichtung Herrmann Hesse, der für Thomas Mann „der deutsche aller deutschen Dichter“ und für Gottfried Benn „ein durchschnittlicher Entwicklungs-, Ehe- und Innerlichkeitsromancier“ ist. Deutet sich selbst auf folgende Bekenntnis: „Meine Dichtungen sind alle ohne Absichten, ohne Tendenzen entstanden. Wenn ich aber nachträglich nach einem gemeinsamen Sinn suche, so finde ich allerdings einen solchen: vom Carnenzind und Knulp bis zum Steppenwolf und Josef Knecht können sie alle eine Verteidigung (zuweilen auch als Notenschreiber der Persönlichkeit des Individuums gedeutet werden.“ Das Glasperlenspiel Inhalt: Ähnlich wie in der pädagogischen Provinz in Johann Wolfgang Goethes Roman "Wilhelm Meister" sammelt sich im Jahr 2400 in der "kastalischen provinz", einem geistigen Ordensstaat, fern dem Getriebe der lärmenden Tageswelt, ein kreis asketisch der höchsten Zucht des Geistes dem Glasperlenspiel, zugewandter Menschen. Ein Meister darin ist Josef Knecht, dessen Lebensweg der zweibändigen Roman vorführt. Auf der Höhe seines Ruhmes zweifelt er an der Lebensechtheit der bloß ichbezogenen Provinz. Es verlangt ihn danach, sich unter erdfestenm daseinsfreudigen Menschen in einem tathaften Leben zu bewähren. Er verläßt die von Erstarrung bedrohter Welt reiner Geistigkeit und wird Erzieher des schwierigen Sohnes eines Jugendfreundes, Aber schon am ersten Tag versinkt er in dem eisigen Wasser eines Bergsees, als er seinem Zögling im Wettschwimmen folgt. Sein Tod führt den jungen Menschen zu tieferer Lebensauffassung. Der frühe

Tod des Helden bedeutet wohl eher eine Resignation als eine letzte Antwort auf die Frage nach dem Lebensziel." Gehalt: Chronist stellt die Verbindung mit unserer Zeot durch die Erinnerung an die furchtbaren Kriege her. Die geistige Führerschicht beschickt nur mehr mit Feuilletons die Zeitung. Das Glasperlenspiel ist "eine Art hochentwickelter Geheimsprache", die Inhalte und Resultate aller geistigen Disziplinen darzustellen vermag. Die Tatsächlichen Spielvorgänge bleiben unklaren (da Dichte war meiner Meinung nach zu faul). Der Leser hat das Gefühl als ob Hesse eine Weltsprache des Geistes und des Geistigen geben will.

Thema 19 Kennzeichnen Sie die Strömung des Expressionismusses am Beispiel von Franz Kafka. Analysieren sie die Zielsetzungen, Ursachen und die Entwicklung dieser Dichtung. Gehen Sie auch auf die Merkmale der expressionistischen Dichtung ein. EXPRESSIONISMUS (1910 – 1925) Expressionismus (lat. expressio = dt. Ausdruck) bedeutet soviel wie Ausdruckskunst. Zielsetzungen Das Gegenteil vom Expressionismus ist der Impressionismus, der sinnlich wahrnehmbare Eindrücke subjektiv wiederzugeben versucht. An die Stelle von Objektivität, Sachlichkeit, Analyse und Zergliederung tritt die Ekstase, mystische Erregtheit, innere Schau und Vision. Der Dichter will Prophet sein und es herrscht eine idealistisch-subjektive Sollseinsdichtung. Der Expressionismus ist nicht nur eine Frage der künstlerischen Form, sondern zugleich auch der Ausdruck eines neuen Lebensgefühls, das alle Kulturbereiche erfasst. Ursachen Mit dem Ende des Jahrhunderts wird Europa von einer düsteren Krisenstimmung erfasst. Der italienische Dichter Marinetti legt in seinem „ Manifest der futuristischen Literatur “ die theoretischen Prinzipien des Expressionismus dar. Entwicklung

Junge Dichter stellen sich in Empörung gegen ihre Zeit. In Zeitschriften (z.B. wird das Manifest Marinettis abgedruckt) oder Aufrufen, Flugblättern verkünden sie neue Ziele, die von ihrem Glauben an ein heraufkommendes Menschentum bestimmt sind. Der stürmische Aufbruch wird zunächst vom Ersten Weltkrieg gehemmt. Der sich nun gegen den Krieg wendende revolutionäre Expressionismus führt zu einer politischsozialen Dichtung und mündet (ca. nach dem Krieg) in den Dadaismus und Surrealismus. Merkmale Die Stoffe sind vor allem aus der Vor- und Nachweltkriegszeit (auch während des Krieges) entnommen. Der Expressionismus führt den Kampf gegen die bürgerliche Gesellschaft und Weltanschauung. Alles Individuelle wird abgestreift und das Allgemeine und Dauerhafte versucht man im Wort zu fassen. Somit tragen die Personen oft keine Namen, sondern Bezeichnungen wie „Mann“ , „Weib“. Die expressionistische Dichtung ist Ideendichtung, nicht Erlebnis- oder Stimmungsdichtung. Sprachliche Merkmale: Eine neue Sprache ist notwendig, die imstande ist, die innere Vision auszudrücken. Der impressionistische Nominalstil(d.h. die Vorliebe für aneinander gereihte Substantiva) wird durch den Verbalstil verdrängt, um die Sprache dynamisch zu machen. Merkmale der Dichtungsgattungen In dieser Lyrik überwiegt die Reflexion (Nachdenken) in langen Monologen. Sie umfasst alles von der schwermütig verkündenden Klage bis zur extatischen Jubelhymne. Das expressionistische Drama ist ein symbolhaftes, ausdruckstarkes Ideendrama, das in die lockere Folge von rasch aufeinander folgenden Einzelbildern, die wie im Film auf- und abgeblendet werden, zerfällt. Es ist reich an rein mimischen Szenen und Monologe aufweist, die im Naturalismus als unwirklich verpönt sind. Der neue Darstellungsstil erfordert eine Annäherung an Oper, Film und Varieté.

Franz Kafka (19.- 20. Jhdt.) Ist ein Autor der nur teilweise aus dem Expressionismus herausbegriffen werden kann. Leben: In Prag geboren, studiert Jus, wird Versicherungsangestellter und stirbt an Lungentuberkulose.

Nach seinem Tod werden die noch ungedruckten Manuskripte von seinem Freund Max Brod veröffentlicht, da Kafka schon eine internationale Berühmtheit erlangt hat. Nach dem 2. WK stellt er den wichtigsten Wegbereiter für den aufgekommenen Existenzialismus und Surrealismus. Charakteristik des Dichters: Franz Kafka zählt zur sog. Prager Schule, weiters gehören noch dazu: Meyling, Kubin. Kafka glaubt an keine Transzendenz der Menschen, jedoch spürt er ihre Abhängigkeit von unsichtbaren Mächten, was Unruhe und Daseinsangst erzeugt. Es werden in der Welt immer wieder plötzlich Vernichtungskräfte wirksam und der einzelne Mensch fühlt sich mitschuldig. Auch wenn er sich keiner bestimmten Schuld bewusst ist und nicht weiß vor wem er sich zu rechtfertigen habe. Das Gewissen erscheint als eine Macht. Der Weg aber zur klaren Erkenntnis des Gewissens, ist jedem Menschen versperrt. Dichterisch kommt diese menschliche Unsicherheit dadurch zum Ausdruck, dass in Kafkas Romanen und Erzählungen mitten in einer sachlich und glaubwürdig dargestellten Realität unwirkliche, phantastische Gestalten und Szenen eingebaut erscheinen. Immer wieder verwandelt sich die vorgestellte Wirklichkeit in einen Angsttraum.

Werke: Die Verwandlung Der Handlungsreisende erwacht eines Morgens als riesige Küchenschabe, in die er sich verwandelt hat, auf. Er findet sich mit dem ab, jedoch erregt er den Ekel und die Abscheu selbst der Eltern und der Schwester und geht an dieser Lieblosigkeit zugrunde. Der Prozess Der Bankprokurist Joseph wird eines Tages angeklagt, er weiß aber weder warum, noch wann und von wem ihm der Prozess gemacht wird. Trotz all seiner Bemühungen vermag er nicht, zu seinen Richtern vorzudringen. Sein Onkel führt ihn zu einem Anwalt, der zwar viel vom geheimen Gericht erzählt und lange an einer Eingabe arbeitet, die aber nie fertig wird, Schließlich wird das Urteil vollstreckt. An seinem 31. Geburtstag wird Joseph von zwei schwarz gekleideten Herren geholt, die seine Henker sind. Er wird in einen Steinbruch vor der Stadt geführt und mit einem Messer erstochen wird. Fazit: Der Mensch hängt von überpersönlichen Gewalten ab, die vergebens zu erkennen versucht. Der Roman wird von Gottfried von Einem als Oper vertont.

Das Schloss Der ins Land gerufene Landmesser versucht zur regierenden Verwaltung im Schloss vorzudringen, weil man ihm mitgeteilt hat, dass er nicht gebraucht wird. Erst kurz vor seinem Tod erfährt er, dass er im Land bleiben darf, er erfährt aber nie wozu und in welcher Eigenschaft. Der verborgene Gott, der „Graf“ des Schlosses, bleibt dem Menschen für immer unerreichbar.

Thema 20??? Thema 21) Analysieren Sie das Dokumentartheater am Beispiel von Peter Weiss und Rolf Hochhuth. Das dokumentarische Theater: Darin dient dokumentarisches Material (Akten, Briefe, Memoiren, Reden) zur montageartigen Darstellung von politischen Themen der jüngsten Vergangenheit oder der Gegenwart. „Dantons Tod“ von Georg Büchner und „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus sind die Vorläufer dieser dramatischen Gattung. Weitere Beispiele für das dokumentarische Theater sind : „Die Ermittlung“ von Peter Weiss und „Die Plebeyer proben den Aufstand“ von Günther Grass Rolf Hochhuth hat mit seinem Schauspiel „Der Stellvertreter“, mit Papst Pius XII als Hauptperson, seinen größten Erfolg. Es darin um das Problem moralischer Entscheidungen während des dritten Reiches. In „Soldaten. Nekrolog auf Genf“ (Tragödie) steht Winston Churchill im Mittelpunkt. „Tod eines Jägers“ (pausenloser Monolog) hat den Freitod von Ernest Hemingway zum Thema. Er hatte auch epische Werke: „Eine Liebe in Deutschland“ , „Tell 38“. Diese Werke weisen die Technik der Montage auf! In seinem kritischen Essay – Band (wissenschaftlicher Aufsatz) „Räuber Rede“ wendet er sich gegen die Trennung von Kunst und Politik. Die Essay – Sammlung „Täter und Denker – Profile aus Literatur und Geschichte“ reicht von Caesar bis Ernst jünger, Bismarck, Churchill, Jaspers bis Mozart. Peter Weiss lebt in Schweden und wird Schriftsteller, Maler und Grafiker. „Die Versicherung“ zeigt einen Polizeipräsidenten, der, in einer Zeit voller Unsicherheit, auf einer Abendgesellschaft eine Versicherung gegen jede Schwierigkeit abschließen will und bringt Bilder von Totentänzen bürgerlicher Kultur. Sensationeller Erfolg durch: „Die Verfolgung und Ermordung von Jean Paul Marat“ (dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn Sade). Es spielt in einem Irrenhaus und hat Symbolkraft.

„Die Ermittlung“ ist ein Oratorium in 11 Gesängen. Es bringt eine szenische Dokumentation des Auschwitz – Prozesses. In „Hölderlein“ wird uns der Dichter der Klassik als sensibler Revolutionär gezeigt, der psychisch zerbricht, als die Revolution scheitert. Am Ende seines Lebens sieht er in Karl Marx den Vollstrecker seiner Visionen. Dieter Forte Schrieb „Martin Luther & Thomas Münzer oder die Entführung der Buchhaltung“. Darin geht es um das Verhältnis des Reformators zu Macht und zur Revolution (Eigentlicher Sieger: Bankier Fugger). Weitere Werke: „Jean Henri Dunant“ (Begründer des Roten Kreuzes), „Kaspar Hausers Tod“ (einer der größten ungelösten Kriminalfälle – MYTHOS!) Kaspar Hauser: Kaspar Hauser wurde völlig verwahrlost am Pfingstmontag 1828 in Nürnberg aufgefunden. Obwohl er bereits 16 Jahre alt war, konnte er nur einen Satz sprechen. Außerdem fühlte er sich vom Tageslicht geblendet. Später - nachdem er sprechen gelernt hatte - berichtete er, dass er 10 Jahre einsam in einem dunklen Gefängnis zugebracht hatte. In einem Brief, den Kaspar bei sich trug und der an einen Rittmeister gerichtet war, stand der Satz "ich mache meinen Namen nicht kuntbar, denn ich könnte gestraft werden". Die Gründe für Hausers Kerkerjahre sind bis heute unbekannt. Eine mögliche Version lautet, dass Kaspar Hauser ein Sohn adeliger Herkunft war, den man in den Kerker steckte, weil er die Thronfolgepläne mächtiger Fürsten durchkreuzte. Kaspar Hauser nahm zunächst nur Wasser und Brot zu sich und lehnte andere Speisen ab. Er hatte auch keine Scheu vor gespielten Attacken, weil er offenbar nie die Bedeutung einer Bedrohung gelernt hatte. Ohne Scheu griff er in eine Kerzenflamme, weil er nicht wusste, dass dies schmerzhaft war. Hauser zeigte weder religiösen Glauben noch eine Gottesvorstellung. Mediziner und Theologen beobachteten Hauser und schickten ihn an Höfe und in Salons des In- und Auslands, wo er als wunderlicher Wilder bestaunt wurde. Ab 1829 wurden mehrere Attentate auf Hauser verübt, die er überlebte. 1833 wurde er bei einem Mordanschlag so schwer verletzt, dass er kurz darauf starb. Der Kriminalfall Kaspar Hauser konnte nie geklärt werden. Berühmteste Verfilmung von Regisseur Werner Herzog, sie heißt: „Jeden für sich und Gott gegen alle“, Protagonist Bruno S. (hatte ein ähnliches/das gleiche Schicksal wie Kaspar Hauser!) Tankred Dorst Brach das Studium der Germanistik, der Theaterwissenschaft und der Kunstgeschichte an der Uni München ab. Danach ist er zuerst Verlagslektor und lebt als freier Schriftsteller in München. Die Form seiner Stücke ist vielfältig. Beeinflusst von Giraudoux, Ionesco und Beckett verfasst er zuerst romantisch – fantastische und groteske Einakter. In „Toller, Szenen aus einer deutschen Revolution“ (historisch – literarische Montage aus Zeitdokumenten, Kommentaren, Songs und kabarettistischen Intermezzi) ist der Protagonist ein Schriftsteller, der Politik mit Theater verwechselt.

Weitere Werke: Szenische Bearbeitung von Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ „Merlin oder das wüste land“ (mit Gestalten der Artussage) bringt mit den Mitteln des epischen Theaters die Parabel von der Verwüstung der Welt im Namen einer Idee. „Ich, Feuerbach“ = gescheiterte Schauspielerexistenz „Heinrich oder die Schmerzen der Fantasie“ (basiert auf Erzählungen) „Die Reise nach Settin“ (zeitgeschichtlicher Rückblick). Dabei wird von einer faschistischen Jugend erzählt, die sich von der Idee des Krieges als faszinierendes Spiel um Leben und Tod begeistern lässt. Der 2. Teil dieses Stückes bringt eine Party, die im Luftschutzkeller endet.

22) Kennzeichnen Sie das Schweizer Drama am Beispiel von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Analysieren Sie das Leben dieser beiden Künstler und gehen Sie genau auf deren Hauptwerke ein. Max Frisch Wurde in Zürich geboren, zunächst als Journalist tätig, später Architekt. Seine Leidenschaft war das Malen. Er setzt sich mit dem modernen Existenzialismus und der Schizophrenie unserer Zeit auseinander. Hauptthema seiner Dichtung: Die Flucht des Menschen vor der Wirklichkeit, die man nicht sehen will, vor der eigenen Stimme in eine Welt leerer Geschäftigkeit, in das Spießertum eines satten Bürgerlebens. In dieser Dichtung werden die Menschen von einem anonymen „ES“ jenseits ihrer Selbst getrieben, sie werden zu Marionetten eines unbekannten Spielers, dem sie nicht entrinnen können. Aber sie sind vom Verlangen nach Wahrheit, echter Sittlichkeit und Freiheitsverlangen erfüllt. Aber es scheitert stets an ihrer Bindung an Fremdes und Unbekanntes, an Schicksal und Zufall. Diese Abgründe und Hintergründe will der Dichter aufdecken, um so den Weg zu einem neuen Menschenbild freizumachen. In seinen Dramen verwendet Frisch alle technischen Möglichkeiten, die das moderne Theater Europas ausgebildet hat: Zeit – und Raumdurchbrechung, ein Ineinander von Wirklichem, schizophrene Figurenspaltungen (wie bei E.T.A Hoffmann). Für eingebaute Kommentare nimmt er den Chor. Er verwendet auch die direkte Anrede an das Publikum (wie Brecht & Peter Handke). Er will die Zuschauer dazu bringen, dass sie „nicht mehr ohne Antwort leben können, ohne ihre Antwort, ihre eigene, die sie nur mit dem Leben selber geben können. Frisch ist vom Willen zur Weltveränderung getragen, seine Stücke bringen Gesellschafts – und Kulturkritik. Brecht ist im Technischen sein Lehrmeister. Frisch erhofft sich den Aufstieg eines neuen Menschen, während Brecht (war Kommunist) glaubt, eine nach der marxistischen Ideologie veränderte Gesellschaft könne den Menschen ändern.

Er erwartet von der Änderung des Menschen von dessen Selbstbestimmung auf echte Humanität eine Besserung der Gesellschaft. Kurz gesagt: Max Frisch ist davon überzeugt, dass der Mensch die Welt verändern kann und sich somit auch die Gesellschaft ändern kann. Seine Werke: Der Mensch kann eingreifen und abwenden, wenn er Vernunft walten lässt und auf die Stimme des Gewissens hört. Wenn er das nicht tut, kann er sich nicht auf die Macht des Schicksals ausreden. Frischs Stücke geben sich als Komödien, die als bittere Satire enden und beschämende Wahrheiten übermitteln. Sie haben den Charakter von Parabeln.

„Don Juan oder die Liebe zur Gemoetrie“: Die Frauen verfolgen Don Juan, nicht umgekehrt. Er sehn sich nach völliger Hingabe an das Rein – Geistige. Er möchte sich von den Frauen freimachen und sich in ein Kloster zurückziehen. Seine Fluchtversuche scheitern und er landet im Ehestand. (parodistische Verdrehung der Don Juan Gestalt) „Biedermann und die Brandstifter – ein Lehrstück ohne Lehre“ Als Hörspiel geschrieben, für die Bühne umgearbeitet. Es stellt in dem Helden und seiner Frau jenen Menschentyp auf die Bühne, der nicht wahrhaben will, dass Brandstifter aller Art am Werk sind. 2 Landstreicher nisten sich im Bürgerhaus des Haarwasserfabrikanten Gottlieb Biedermann ein (in der Stadt Seldwyla). Er glaubt nicht an Gefahren. Schließlich legen die Landstreicher ein Feuer, welches die ganze Stadt zerstört. Biedermann geht dabei zugrunde. In einem Nachspiel wird gezeigt, dass die Menschen aus schweren Schicksalsschlägen nichts lernen.  „Zwar tötet das Feuer viel, ach, aber nicht alle und änderte nichts“. Die Katastrophe wird vergessen und die Stadt wird, schöner als vorher, neu aufgebaut. „Andorra“ Predigtartiges Toleranzstück. Es geht um die Judenverfolgung. Das stück meint mit Andorra jene Länder, die den fliehenden Juden im Krieg kein Asyl gewähren. Frisch versucht zu beweisen, dass der sittliche Verfall eines politischen Regimes nicht auf eine Nation beschränkt bleibt, sondern sich auf die ganze Menschheit auswirkt. Das zentrale Problem bildet das „Sich – Selbst – Annehmen – Müssen“ des Menschen. Er schreibt auch epische Werke (3 Bildungsromane), in denen es um die Selbstfindung des Menschen geht. „Homo faber. Ein Bericht“

Walter Faber, Angestellter der UNESCO, berichtet in Ichform über die letzten 4 Monate seines Lebens. Er schildert das Scheitern eines „aufgeklärten“ Menschen, sich von allen Bindungen an Transzendentes und Überindividuelles freizumachen. „Stiller“ Künstler Stiller will nicht mehr Stiller sein. In die Schweiz zurückgekehrt, gibt er sich als ein gewisser White aus. Seine Bekannten erkennen ihn und bringen ihn dazu, das zu sein, was er war und nicht, was er gern gewesen wäre. Die Befreiung misslingt, er wird wieder in sein früheres leben hinab gezogen. Er wird zur Anerkennung seiner vergangenen taten gezwungen. „Mein Name sei Gantenbein“ Gantenbein meint: Nur wenn man blind ist, kann man echten Kontakt finden. Er spielt nach einem Autounfall den Blinden mit Blindenbrille und Blindenstock. Mit den sehenden Augen hinter der Brille kontrolliert er seine Umwelt, ihre Lügen, Verstellungen und Schamlosigkeiten. Diese Verhalten seiner Mitmenschen schreckt ihn davon ab, Kontakte zu suchen. Er ist auf sich selbst angewiesen und macht verschiedene Ich – Entwürfe, ohne aber sein eigenes Ich zu entdecken. Er bleibt isoliert und ohne Kontakt mit anderen und ohne Wissen über sein eigenes Ich. Friedrich Dürrenmatt Ist Sohn eines protestantischen Pfarrers, studiert Philosophie, Theologie, arbeitet aber dann als Grafiker und Zeichner. Lebt nach dem österreichischen Staatspreis für Literatur als freier Schriftsteller am Neuenburger See. In seinen Komödien bietet er Satire und Kritik der heutigen Gesellschaft. Die Groteske ist für ihn die beste Spielform des Theaters. Er will die Menschen wachrütteln, damit sie vor der drohenden Wirklichkeit nicht die Augen verschließen. Er erkennt, dass es von ihm abhängt, ob die Menschheit der Brutalität hinfällt, oder zu einer christlichen und humanitären Kultur zurückfindet. Im Mittelpunkt seiner Dramen stehen nicht einzelne Menschen, sondern die Welt, die aus den Fugen geraten ist. (Welttheater wie im Mittelalter) Seine Kunstmittel stammen aus der grotesk – parodierenden Komödie eines Aristophanes, eines Nestroy und auch aus Hugo v. Hofmannsthals „Jedermann“ Werke: „Die Physiker“ Spielt in einem Irrenhaus mit 3 Physikern als Insassen. 2 Physiker sind als Spione drinnen (Newton, Einstein), der 3. ist ein echter Physiker (Möbius). Er ist hinter das Geheimnis der Schwerkraft gekommen und will es aber nicht Preis geben, wegen den Folgen für die Menschheit. Jeder der 3 tötet eine Krankenschwester, als sie ihnen zu nahe kam und kurz vor der Aufdeckung des „Spiels“ waren. Später gaben Newton und Einstein zu, dass sie für Geheimdienste arbeiten. Möbius hat gesagt, dass er die Manuskripte verbrannt hätte, weil die Menschheit nicht bereit gewesen wäre für seine Entwicklung. Doch die Oberschwester Mathilda v. Zahnd hat die Manuskripte kopiert und ein Imperium errichtet (sie wusste die ganze Zeit von der wahren Identität der Physiker) und hatte das Irrenhaus in ein Gefängnis umgestaltet. „Der besuch der alten Dame. Eine tragische Komödie“ Eine sehr reiche Amerikanerin (gleich einer alten Schicksalsgöttin) besucht, die von ihr wirtschaftlich zugrunde gerichtete Heimatstadt in der Schweiz. Sie wird mit fürstlichen Ehren empfangen.

Sie fordert Gerechtigkeit und will den Tod ihres ehemaligen Geliebten ILL, der sie als junges Mädchen verführt, sie verlassen und seine Schuld verleugnet hat. Sie bietet Geld für die Ermordung. Jeder (Arzt, Polizist, Pfarrer, Bürgermeister, Lehrer) fällt von der Humanität ab und sind bereit für Geld, die Menschlichkeit zu verkaufen. Sie verurteilen und töten ihren Mitmenschen. Die alte Dame reist befriedigt ab und die Bürger schwingen den Scheck, den sie hinterlassen hat. Das Stück ist mehr als eine bloße Satire auf die Käuflichkeit der Welt. Die Abkehr der modernen Gesellschaft vom lebendigen Christentum wird erschüttern aufgedeckt. Epik - Hörspiele Neben seinen Dramen schrieb er auch Kriminalromane, wie „Der Richter und sein Henker“ oder „Der Verdacht“

Thema 23: Analysieren Sie die Zeit- und Gesellschaftsromane am Beispiel von Heinrich Böll und Günther Grass. Charakterisieren Sie diese mit Hilfe deren Hauptwerke. Heinrich Böll: Sohn eines Tischlers und Bildhauers erlernt den Buchhandel studiert nach dem zweiten Weltkrieg Germanistik in Köln, wo er dann bis zu seinem Tod als freier Schriftsteller lebt 1972 erhält er den Nobelpreis Böll glaubt an die Unzerstörbarkeit der Menschen und an die Bindung des Menschen an Gott. In seinem erzählenden Werken zeigt er die Rettung der Menschheit. Seiner Meinung nach ist der Fehler des heutigen Menschen, dass er die Schuld an seinem eigenen Leid auf äußere Zustände (Armut, Wohnungselend, etc.) schiebt und nicht erkennt, dass dies durch seine Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit verursacht wird. Durch seine Romane und Erzählungen, in denen er Kritik an der Haltung der Menschen in Kriegs- und Nachkriegszeiten übt, gelingt im die sprachliche und gedankliche Bewältigung der Kriegserlebnisse. Seine Meinung äußert er unter anderem in einen seiner 25 Kurzgeschichten „Wanderer, kommst du nach Spa ....“ (1950). Inhalt: Diese Geschichte zeigt die Not eines Landsers (Infanteriesoldat), Heimkehrers, Kriegsbeschädigten und ähnlich von Not und Sorge geschlagener Menschen, welche durch Lieblosigkeit und Teilnahmslosigkeit in Verlassenheit und Vereinsamung gestürzt werden. „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ berichtet von einer Heldin, die sich in einen radikalen Rechtsverbrecher verliebt, der von der Polizei als dieser gesucht wird. Dadurch gerät sie in den Mittelpunkt der Zeitungen (Medien), dessen Hetze sie jedoch nicht gewachsen ist und erschießt letztendlich einen korrupten Journalisten. Günther Grass:

Lyriker, Zeichner, Bildhauer Erreicht mit dem Roman „Die Blechtrommel“ (1959) internationalen Erfolg 1979 Verfilmung durch Walter Schlöndorff „Die Blechtrommel“ Inhalt: Der Blechtrommler Oskar Mazareth ist der Sohn eines Kolonialhändlers. Durch den absichtlich herbeigeführten Sturz über eine Kellerstiege fehlt er auf die Entwicklungsstufe eines 3-jährigen zurück. Seine Intelligenz weiß er geschickt zu verbergen. Das Kinderblechtrommel schlagende Zwergwesen wird dann in eine Heilund Pflegeanstalt untergebracht, wo er auf belustigende Art und Weise seine zwischen 1933 und 1948 liegende Lebensepoche schildert. Ein zweiter Roman „Hundejahre“ (1963) spielt in Danzing, Berlin und Westdeutschland und beginnt mit dem Geburtsjahr (1917) der beiden Hauptpersonen. Inhalt: Bei den beiden Hauptpersonen handelt es sich um den protestantisch getauften Halbjuden Eduard Amsel und seinen Blutsfreund Walter Matern. Von dem Lebensschicksal der beiden Freunde berichtet ein Erzähler. Die Kindheit hatten die beiden gemeinsam verbracht, doch die NS-Zeit brachte die beiden auseinander. Jeder erlebt sein eigenes, besonderes Schicksal. Nach der Kriegszeit treffen sich beide wieder. Das Bild der Zeit während der nationalsozialistischen Herrschaft ist hier echter gezeichnet als in seinem anderen Romanen. Zwischen den beiden Romane schrieb Günther Grass die Novelle „Katz und Maus“ (1961). Diese Novelle schildert die Jugendentwicklung im zweiten Weltkrieg. Der Erzähler wird als Mitläufer verkörpert. In „Die Rättin“ (1986) analysiert eine weibliche Ratte Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wobei aktuelle Zeitbezüge, wie Umweltverschmutzung, Waldsterben und Aufrüstung nicht fehlen und die Angst vor dem Ende deutlich wird. Auch Gestalten aus älteren Werken bevölkern diese Romandichtung. Hier noch eine Beschreibung des Gesellschaftsroman: Der Gesellschaftsroman ist ein Genre des Romans, bei dem das gesellschaftliche Leben des Menschen und seine Wechselwirkung mit Natur und Gesellschaft geschildert wird. Vom historischen Roman unterscheidet sich der Gesellschaftsroman durch die Darstellung zeitgenössischer Zustände und Entwicklungsprozesse. Anders als der Bildungsroman und der biographische Roman, wird der Entwicklung der Geschehnisse weniger Raum eingeräumt. Vielmehr ist es so, daß den Teilelementen, unabhängig von ihrer Funktion und objektiven Wertigkeit, mehr Beachtung zugestanden wird. Der Gesellschaftsroman setzt in seinem Ursprung in sich differenzierte Gesellschaft voraus oder gründet sich auf epochale Umstrukturierungen.

Thema 24

Journalistische Textsorten I. Tatsachenbetonte Stilformen: a) Die Nachricht/ Die Meldung Im ersten Absatz werden die 6 W- Fragen beantwortet: WER hat WAS WO WIE WANN und WARUM getan? Hard News: informiert unpersönlich- sachlich über die 6W’s Bedeutung der Nachricht (zB.: politische Information) steht im Vordergrund Soft News: persönlicher, farbiger und gefühlsbetonter formuliert

b) Der Bericht   

Es handelt sich um ein Bündel von Nachrichten( Informationen), die dann zu einem Bericht verarbeitet werden. Der Bericht ist gegliedert wie die Nachricht. An der Spitze  Vorspann (knappe Zusammenfassung des Wichtigsten) o ist graphisch hervorgehoben

Funktion des Vorspanns: • • •

Den Leser in die Nachricht einführen Die wichtigsten Informationen zusammenfassen Anreize zum Weiterlesen bieten

Sprachliche Besonderheiten des Berichts: • • • • • •

Abwechslungsreicher Wortschatz Kurze Sätze Hauptsachen gehören in Hauptsätze Neuer Gedanke- neuer Absatz Verben machen den Stil lebendig Zitate erhöhen Anschaulichkeit

c) Die Reportage: •

Tatsachenbetonter, persönlicher Erlebnisbericht

• • • • • •

Wechsel zwischen persönlichem Erlebnis und Information Ist nicht an die Beantwortung der „6W’s“ gebunden Ist Information und Unterhaltung zugleich, soll Leser das Gefühl geben am Schauplatz „dabeigewesen“ zu sein Reportage (ca 100 Zeilen) ist länger als die Nachricht Muss Interesse des Lesers durch Titel und originellem Einstieg wecken Pointierender Schluss  soll bleibenden Eindruck hinterlassen

II. Meinungsbetonte Stilformen: a) Der Kommentar: • • • • •

Gibt Erläuterungen und Erklärungen zu bestimmten Nachrichten Nimmt eine Wertung vor Gibt Leser Orientierungshilfen und Denkanstöße Kann Leser- Blatt- Bindung stärken 50 Spaltenzeilen  Beschränkung auf das Wesentliche in Inhalt und Formulierung

Aufbau des Kommentars: dreiteilig Einstieg: • kurze Sachverhaltsdarstellung • origineller Einstieg Argumentation: • logische Argumentationskette • keine Gedankensprünge • Gegenargumente widerlegen • Überleitung zur Schlussfolgerung • Schlussfolgerung: • klar und eindeutig • soll Leser zum Nachdenken anregen Kommentarähnliche Formen: • Leitartikel • Kurzkommentar • Glosse • Analyse • Kolumne • Rezesion

Der Leitartikel:

ist die klassische Form des Kommentars, welcher meistens vom Chefredakteur verfasst wird

Die Glosse: verfeinerte Form des Kommentars  satirischer zynischer spöttischer aggressiver Unterhaltungswert  Pointen gut herausgearbeitet Wortspiele Übertreibungen • • •

schildert nicht die Wirklichkeit stellt mit karikierenden Mitteln und Wortwitz das Widersinnige einer Situation dar 20 Spaltenzeilen

Die Analyse: • liefert zu komplexen Themen Orientierungshilfen • Fülle an Information soll geordnet und aufbereitet werden • beleuchtet mögliche Auswirkungen bestimmter Ereignisse Die Kolumne: • subjektivste aller meinungsbetonten Darstellungsformen bewusst polemisch, teils aggressiv angelegt • erscheint regelmäßig mit Bild des Kolumnisten in der Zeitung  verstärkt die Leser- Blatt- Bindung Die Rezension: • steht inhaltlich zwischen Bericht und Kommentar, soll Eindruck vom Kulturbetrieb vermitteln • Bewertung künstlerischer Darbietungen • kulturelle Orientierungshilfe

III. Phantasiebetonte Stilformen: Das Feuilleton: • Im deutschsprachigen Ausland: Beitrag im Kulturteil der Zeitung

• • •

In Österreich: befasst sich mit Nebensächlichkeiten und Zufälligkeiten des Tages in sehr subjektiver und persönlicher Betrachtung oft eine eigene Beilage an besonderen Tagen (Wochenende) unpolitisch

weitere phantasiebetonte Formen: alle Arten von Unterhaltung Das Interview: • findet in allen Ressorts Anwendung • wichtige Methode des Recherchierens 2 Hauptformen: Meinungsinterview: Haltung und Meinungen von Experten, Augenzeugen, Betroffenen und Passanten zu aktuellen Themen. Diese Form wird verwendet um kritische und unbequeme Fragen zu stellen oder die Meinung des „Mannes von der Straße“ einzuholen. Persönlichkeitsinterview: zeichnet das Bild eines im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehenden Menschen Eingeholte Interviews können auch als Meldung oder Kommentar präsentiert werden. Wörtliche Zitate aus dem Interview sollten aus Gründen der Glaubwürdigkeit übernommen werden. Der Leserbrief: • Sonderstellung innerhalb der Zeitung • an keine bestimmte Form gebunden Richtlinien: es sollte im Einstieg auf Gegenstand und Anlass des Leserbriefes hingewiesen werden • kurz und prägnant • falls zu weitschweifend oder langatmig  Gefahr, dass Text gekürzt und inhaltlich entstellt wird • bei persönlicher Betroffenheit  sachliche Form; Beschimpfungen und persönliche Angriffe vermeiden  reduziert die Chance der Veröffentlichung und könnte auch rechtliche Folgen haben

T hema 25 : Histor is che Entw ic klung der Vorläufer in der Antike und im Mittelalter:

Ze itung

Frühe öffentliche Aussagen wie z.B.: Gesetzestexte besitzen nur das Merkmal der Publizität. In der Antike gab es keine Zeitungen (Einzig ähnliches: „acta diurna“ oder „acta urbis“, die an öffentlichen Plätzen Roms angeschlagen wurden). Den geschichtlichen Kern der Zeitung bildet der Privatbrief. Im Mittelalter entwickelten Fürsten, Kirchen, Universitäten und Handel einen zunehmenden Briefverkehr, zum Teil mit bezahlten Korrespondenten. Durch Zweiteilung der Briefe wurden dem privaten Teil politische, wissenschaftliche bzw. geschäftliche Nachrichten angehängt. Die Grenzen zwischen privaten und zur weiteren Verbreitung bestimmten Nachrichten waren fließend. Ein Beispiel bilden die nicht öffentlichen „Fuggerzeitungen“, eine interne Zusammenstellung von Nachrichten, die im Augsburger Handelshaus einliefen. Geschriebene Zeitungen hatten ihre Hochblüte in der ersten Hälfte des 16. Jhdts, durch gedruckte Nachrichtenblätter. Sie behaupteten sich neben gedruckten Zeitungen noch Jahrhunderte lang, durch Spezialisierung auf Leistungen, in denen das alte Medium dem neuen überlegen ist (Sie konnten sich z.B. besser der Kontrolle der Zensur entziehen).

Vorläufer der Zeitung im heutigen Sinn, Moritaten: Zu den Vorläufern der heutigen Zeitung gehören einzelne gedruckte Blätter und Flugschriften so wie Publikationen anlässlich Verkaufsmessen. Sie enthielten internationale und überregionale Informationen, weil lokale Nachrichten zu stark unter Zensur standen. Außerdem gab es die in der Tradition der Volksballade stehenden Moritaten (abgeleitet von „Mordat“ bzw. „moritas“ = Moralpredigt). Bänkelsänger verbreiteten Neuigkeiten wie Verbrechen oder Naturkatastrophen auf Jahrmärkten, Kirtagen und Hochzeiten. Sie werden auch als Zeitungslieder bezeichnet. Um die Genehmigung zur Verbreitung von der Obrigkeit zu bekommen mussten sie mit einer moralischen Nutzanwendung versehen werden.

Chronologischer Überblick zur Geschichte des Zeitungswesens Die Geschichte des Zeitungswesens wird in sechs Abschnitte eingeteilt: 1) Frühgeschichte der Zeitung bis zur ersten „Zeitungsgeschichte“ von Kaspar Stiehler 1695: Die ersten Zeitungen im heutigen Sinn (erschienen wöchentlich) waren: Die Straßburger „Relation“ und der „Aviso“ in Wolffenbüttel Die erste Tageszeitung war die „Einkommende Zeitung“ 1660 in Leipzig. 1680 erreichte das „Frankfurter Journal“ schon eine Auflage von 1500 Exemplaren. 1703 erschien die erste Ausgabe der „Wiener Zeitung“. Die Zeitungen dieser Zeit enthielten ungeordnete Zusammenstellungen aktueller Nachrichten, z.B.: über militärische Ereignisse, Schicksalsschläge oder Unglücksfälle.

2) Politische Auseinandersetzung um Meinungs- und Pressefreiheit im 18. Jhdt und Unterteilung in verschiedene Zeitungstypen bis zur Verbreitung der Anzeigenfinanzierung ab 1800: Die Zeitung war die Grundlage zur Entwicklung des Bürgertums und er bürgerlichen Öffentlichkeit. Durch die Ideen der Aufklärung entwickelte sich die private Presse zum Sprachrohr gegen den privilegierten Adel sowie gegen die Kirche und gegen die Intelligenzblätter ( intellegere= Einsicht nehmen) und gegen die Generalanzeiger der Fürsten.

3) Die Zeitungen in der 1. Hälfte des 19. Jhdts: 1665 kamen die ersten Zeitungsanzeigen auf, und ab 1780 hielten sich Anzeigenteil und Textteil schon die Waage. 1835 wurde die erste Zeitungsagentur, die Agentur Havas, gegründet. Für die Entwicklung des Zeitungswesens war die Revolution von 1848 von wesentlicher Bedeutung. In dieser Zeit erschien auch die erste Ausgabe der „Presse“. „Die Presse“ bekannte sich zwar auch zu den Idealen der Märzrevolution, zur Demokratie, sowie zu Freiheit und Fortschritt, allerdings vermied sie es entsprechend ihrem Motto „Gleiches Recht für alle“, im Stile der anderen Blätter Forderungen zu stellen.

4) Die gesellschaftliche Dominanz des Mediums Zeitung: Statt Druckern gab es jetzt hauptamtliche Journalisten mit ausgeprägtem politischem Bewusstsein. Die Partei- und Meinungspressen herrschte vor. Erste Pressekonzerne bildeten sich. Um 1910 las ca. 1/3 der europäischen Bevölkerung Zeitung. Die Verbesserung beim Verkehr und der Nachrichtenübermittlung trugen zur Dominanz der Zeitung bei. In der Zwischenkriegszeit gab es in Österreich, neben weiter bestehenden Zeitungen wie „Die Presse“ oder „Wiener Zeitung“ viele zum Teil kurzlebige Zeitungen. Am Schicksal der „Presse“ soll die Situation der österreichischen Tageszeitungen nach dem Anschluss an das 3. Reich gezeigt werden: Zunächst wurde sie unter kommissarische Leitung gestellt, danach wurde überlegt ihr eine Ausnahmestellung wie der „Frankfurter Zeitung“ zu gewähren. Da aber Hitler aus seiner Jugendzeit eine Abneigung dagegen hegte, wurde sie letztendlich 1939 kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs eingestellt.

5) Die Zeitspanne zunehmender Konzentration und Bedeutungs- bzw. Nutzungsänderung mit dem aufkommen der elektronischen Medien. 6) Die neuen Formen von Zeitung wie der „persönlichen“ Zeitung, die man sich zukünftig am Bildschirm nach eigenen Präferenzen aus den Angeboten einiger weniger multimedialer Konzerne selbst zusammenstellen können wird

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