szene
von stefan mielchen
Hossa! Die Kiez wird wieder zur Schlagerhölle
Tony Marshall und Mary Roos sind dabei, und auch Frau Hoppe und DJ Sunshine lassen sich nicht lumpen: Am 11. Juli wird der Kiez zur Schlagerhölle. Vom Heiligengeistfeld bis zu den Landungsbrücken feiert St. Pauli wieder ein einziges Festival der Liebe. Und während die einen genervt „Oh no no!“ ausrufen, heißt es bei der großen Mehrheit der Blumenkettenträger: „Wir lassen uns das Singen nicht verbieten!“. Auch für die Homowelt haben die Interpreten aus den Siebzigern schon eine beachtliche Weitsicht bewiesen: Bei Titeln wie „Das erste Mal tat‘s noch weh“, „Heut‘ Abend hab ich Kopfweh“ oder „Oh, wann kommst Du“ wird einem klar, warum der Schlagermove auch bei den Schwulis so eine große Euphorie auslöst... Die Truckparade beginnt um 15 Uhr am Heiligengeistfeld, auf dem auch die Partyzelte platziert sind. In der Wunderbar starten Blumenmädchen Frau Hoppe und DJ Sunshine bereits um 20 Uhr in die Nacht. www.schlagermove.de
Mehr Glamour im Radio Mehr Glamour, bitte! Nach zehn Sendejahren gibt es Veränderungen bei der „H-Null-Show“: Chefmoderatösin Dieter geht in den Ruhestand. Mit einer Verjüngungskur geht‘s dennoch weiter: QuotenHetin Yvette und DiscoQueen Charlotte präsentieren ab dem 11. Juli den „Glamour Club“ auf Tide 96,0 MHz/UKW als Warm-up für die Samstagnacht. Auf die Ohren gibt‘s künftig VocalHouse und die Classics der 90er – und natürlich Gewinne, Gewinne, Gewinne! „Wir wollen dem Begriff Warm-up alle Ehre machen“ verspricht Daniel Köster alias Charlotte. Und das samstags zwischen 20 und 22 Uhr auch im Livestream auf www.tidenet.de
the club
Manege frei für den nächsten Electric Circus Mehr als 1000 Gäste stapelten sich nach Veranstalterangaben am Pfingsmontag im Hühnerposten. Kein Wunder, denn übermäßig viele Gelegenheiten hat Hamburgs Partyszene derzeit nicht zu bieten – und der Circus hat sich mittlerweile als echtes Highlight etabliert. Am 18. Juli wird aus der Party eine Art Summeredition: Der Außenbereich bietet Pool, Sitzkissen, Softeis for free und jede Menge Feierartisten. Die drei Tanzmanegen werden von Helden ihres Fachs beschallt, unter anderem von der „Frau mit Bart“ Roberta Jones sowie DJ Pascha & International Trained Bunnys. Wer im Zirkus-Outfit kommt, erhält einen Drink frei und muss sich nicht anstellen – fast entrance for dressed up people!
DJ Jan Fischer | Foto: Patrick Mettraux
Clowns und Helden
Juli
Every Saturday in 2009
SA 04.07. Miss Yonca - 1st Shemale Djane & Alex Kay Heroes Köln Pink Monkeys Düsseldorf Seit fünf Jahren weiß der geneigte St. Georgianer: Wenn die Sandlieferung in der Danziger Straße eintrifft, ist wieder Beachparty im Bellini! Vom 3. Juli an wird bis zum CSD-Wochenende unter Palmen und auf 500 Kilogramm Sand gefeiert. Special Drink in diesem Jahr ist der Caipiriska, bis 21 Uhr gibt‘s zudem eine Happy Hour für ausgewählte Longdrinks. Und, na klar: Nicht nur die Gäste sind sommerlich-fröhlich – auch die Musik bietet Urlaubsfeeling pur.
www.myspace.com/missyonca Butterfly Rec.
SA 11.07. DJ Atomique www.denfis.de www.atomique.de
SA 18.07. DJ Philippe Lemot Splash New York Match Club München www.philippelemot.de
SA 25.07. DJ Jan Fischer & Fabrice Chantée
Bellini goes Beach
Europride/Circuit Party Zürich 136° Resident www.janfischermusic.com gfish Booking Berlin
www.136grad.com · Reeperbahn 136 · Hamburg 23 Uhr (Eingang neben der Ritze)
szene
Schwarzwaldmädel Grenzgängerin: Shemale-Djane Miss Yonka im 136 Grad Mit ihrem Aussehen könnte sie ganz selbstverständlich mit Germany‘s Next Topmodel in Konkurrenz treten. Doch Miss Yonka hat einen Ausschlussgrund: sie ist eine Shemale, eine Frau mit Dingsda... Schon früh bemerkte Yonka, im falschen Körper geboren worden zu sein. Durch ihre unangepasste Art wurde sie zur Außenseiterin und entschied sich zur Flucht nach vorne: Yonka zog aus dem Schwarzwald an den Bosporus – nach Istanbul, der pulsierenden Clubmetropole der Türkei. Im dortigen Nachtleben fand sie ihresgleichen und entdeckte ihre Liebe zur dort gerade aufkommenden House-Music. Miss Yonkas Begeisterung ging über das übliche Clubber-Maß hinaus: sie wollte diese Musik leben und zu ihrem Lebensinhalt machen. Beruf aus Berufung – Miss Yonka wurde zur international gefragten DJane. Am 4. Juli beweist sie im 136 Grad, dass Grenzgänge in jeder Hinsicht reizvoll sind. www.136grad.de
Film & Cocktails
Gay Spotting
Neuer Samstagsspaß auf dem Kiez: Vom 4. Juli an bezieht die Q-Movie-Bar jeden ersten Samstag im Monat im Kino B-Movie (Brigittenstraße 5) Quartier. Jeweils um 22 Uhr startet das Kinoprogramm mit Qualitätsware kreuz und queer durch die schwule Filmwelt. Zum Start gibt‘s „Shortbus“ von John Cameron Mitchell zu sehen. Parallel öffnet die Q-Movie-Bar mit qualifizierten Drinks, so dass spätestens nach Filmende ein großes Quieken und Quatschen beginnen kann – mit einem Quantum Trost oder einem Quantum Spaß… Wer schnell ist: hinnerk verlost zwei mal zwei Tickets für die Premiere: eMail (bis 1. Juli) mit dem Stichwort Q-Tipp an
[email protected]
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Die beiden Stempel auf meinem rechten Unterarm sagen eigentlich alles: Janoschs kleiner Bär prangt über einem gruseligen, schwarzen Etwas mit Loch. Zwei Partys, zwei Stempel und die Frage: Kann Hamburg feiern? In der Bahn zur Altonaer Gayfactory studiere ich den knallbunten Flyer; Ein halbnackter Sonnenstudio-Indianer mit Lederkettchen schaut lasziv in die Kamera, trinkt Prosecco und wird dabei absurderweise von drei Steuerberatern beobachtet. Die Party selbst ist nicht so bizarr: dünne Glitzerjungs mit dicken besten Freundinnen, intellektuelle Daddys mit runden Brillen und natürlich: karierte Lesben in topmodernen Holzfällerhemden. Fasching für die Augen! Das absolute Grauen beginnt gegen ein Uhr mit einer schockierend schlechten Travestienummer. Moderatorin Muddi, mit dutzenden Karteikärtchen bewaffnet, ist leider vollkommen talent- und witzlos und stottert ein außer-
hinnerk 07/09
ordentlich unkreatives Bühnenprogramm zusammen. Was hat sich Muddi bloß auf den Kärt-
Durch die Szene mit Lukas Nimschek chen vermerkt? „Subjekt, Prädikat, Objekt?“ Oder: „Nicht vergessen; Pimmelwitze?“ D-Jane Frau Hoppe ist wahrscheinlich mit Muddi verwandt. Sie legt konsequent Black, R‘n‘B- und Rapmusik auf. Erstaunlich, dass man mit diesem weitestgehend homophoben Musikgenre in der Szene derartig punkten kann. Als ich meiner Oma am Telefon vom Familienkombinat in Toms Dancehall erzähle, sagt sie: „Wenn da nur nackte Männer sind, dann
dürfen die sich auch nicht Familienkombinat nennen!“ Recht hat die Omi! Gegen halb vier ist die enge Location restlos mit halbnackten, kahlköpfigen Muskeltypen jenseits der 30 gefüllt. Ein trockenes Durchkommen ist schier unmöglich. Musikalisch gibt es typische Housebeats, teilweise Minimal-Electro. Ein kleiner Pluspunkt gegenüber der Gayfactory. Nach einer guten Stunde beschließe ich trotzdem die Flucht, da mich der Barkeeper auch nach mehrmaligem Rufen zwischen den Fleischbergen im Kettenhemd übersieht. Ich fühle mich klein, habe zu viele Haare und keinen Nasenring. Werde dem Familienkombinat im Namen meiner Oma antragen, familienfreundlicher zu werden. So!
Lukas Nimscheck ist 20, kam von Berlin nach Hamburg und durchstreift ab sofort für hinnerk das schwule Leben der Stadt - mit seinen Augen