Elias Erdmann - Die Esoterischen Grundlagen Des Christentums

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Die esoterischen Grundlagen des Christentums Eine Zusammenfassung meiner Recherchen von Elias Erdmann eMail: [email protected] http://www.google.com/profiles/EliasErdmann Sehr viele traditionelle religiöse Begriffe, Symbole und Motive hatten ursprünglich eine ganz andere Bedeutung. Und so passiert es uns immer wieder, wenn wir alte religiöse Texte lesen, dass wir ganz automatisch und selbstverständlich eine andere Bedeutung in diese Texte hinein interpretieren, die ursprünglich gar nicht so von den Autoren gemeint war. Betrachten wir als Beispiel den Begriff „Buße“. Damit verbinden wir üblicherweise Vorstellungen von Strafe und Reue, wenn wir z.B. von einem Bußgeldkatalog sprechen oder wenn einem nach der Beichte irgendwelche frommen Übungen „zur Buße“ auferlegt werden. Wo wir in der deutschen Übersetzung des neuen Testaments das Wort „Buße“ lesen, da steht im griechischen Original der Begriff „metanoia“ – doch dieser Begriff bedeutet etwas ganz anderes: „noia“ kommt vom Verb „noein“ und dieses bedeutet „denken“. Dieses Wort „noia“ verwenden wir z.B. auch, wenn jemand mit seinem Denken etwas neben der Spur ist. In diesem Fall sprechen wir von Para-noia. (para = neben). Die Vorsilbe „meta“ kennen wir von Begriffen wie Meta-pher, Meta-morphose, Meta-Ebene, Meta-Suchmaschie (z.B. http://www.metager.de/ ), Meta-physik, ... Die exakt wörtliche Übersetzung von „metanoia“ wäre also „Metadenken“. Dabei geht es um ein Denken in einem übertragenen Sinn bzw. auf einer höheren Ebene bzw. über das normale irdische Denken hinaus – genau so, wie wir die Vorsilbe „meta“ auch bei den anderen Beispielen benutzen. Dieses „Metadenken“ kann man auf viele biblische Texte anwenden, indem man diese Texte auf unterschiedlichen Ebenen interpretieret: 1. wörtlich/historisch/materiell (versinnbildlicht durch das Element Erde), 2. seelisch-moralisch (versinnbildlicht durch das Element Wasser), 3. esoterisch/spirituell (versinnbildlicht durch das Element Luft). Über diese drei Schritte kann man schließlich die göttliche Kraft erkennen (versinnbildlicht durch das Element Feuer), die sich in der Schöpfung offenbart. Die ersten drei Stufen entsprechen in ihrer Struktur dem „dreifachen Schriftsinn“, wie er von Origenes überliefert wurde. Wenn man diese Hintergründe kennt, dann wird auch deutlich, was Johannes der Täufer gemeint hat, als er sagte: Mt 3,11: Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, [...] der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Im griechischen werden sowohl Geist als auch Atem als „pneuma“ bezeichnet, womit wir eine Entsprechung für das Luft-Element haben. Den gleichen Zusammenhang von Geist und Atem

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gibt es auch beim lateinischen „spiritus“ und beim hebräischen „ruach“. Auch das alte deutsche Wort „Odem“ hat diese beiden Bedeutungen. Es geht also um einen esoterischen Einweihungsweg, der in mehreren Stufen zu einer höheren Erkenntnis hinführt. Im konkret Fall geht es hier bei Johannes dem Täufer ganz speziell um die Stufe des Wassers und es wird in diesem Zusammenhang auf die nächsten beiden Stufen – Luft und Feuer – hingewiesen. Die Verbindung von griechischer Philosophie und jüdischer Theologie Bei dieser Interpretation habe ich nun etwas gemacht, was auf den ersten Blick vielleicht etwas seltsam erscheinen mag: Ich habe die Vier-Elemente-Lehre, die auf den griechischen NaturPhilosophen Empedokles zurückgeht, auf einen biblischen Text angewendet. Das mag spontan wie ein interkultureller Mischmasch aussehen. Aber gerade diese Verknüpfung von griechischer Philosophie und jüdischer Theologie ist von ganz entscheidender Bedeutung, wenn man die esoterischen Grundlagen des Christentums verstehen will. Im Jahr 331 v. Chr. wurde Ägypten von Alexander dem Große erobert, wodurch sich auch die griechische Sprache, Kultur und Philosophie in diese Region ausbreiteten. In dieser Gegend lebten damals auch sehr viele Exil-Juden, die natürlich auf diese Weise auch mit dem griechischen Einfluss konfrontiert wurden. Die Exil-Juden passten sich relativ schnell an und sprachen bald auch nur griechisch. Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. wurde damit begonnen, die jüdische Tora ins Griechische zu übersetzen (daraus entstand die so genannte Septuaginta). Einigen jüdischen Theologen fiel auf, dass die jüdische Tora und die griechische Philosophie zum Teil auf sehr ähnlichen Grundprinzipien aufbauten (z.B. Aristobulos). Vieles, was in der Tora stand, konnte man sehr viel besser erkennen, verstehen und interpretieren, wenn man die entsprechenden griechischen Lehren kannte (z.B. die Lehren der Platoniker, Pythagoreer und Stoiker). Innerhalb des Judentum entstanden in dieser Zeit esoterische Gruppierungen (z.B. die Therapeutae und Essener), die auf diese Weise nun Schritt für Schritt das „verborgene“ Wissen freilegen konnten, das in der Tora enthalten war. Dieses verborgene Wissen bestand in erster Linie darin, dass man die Geschichten der Tora nicht nur in einem wörtlichen Sinn als „historische Ereignisse“ interpretieren konnte, sondern auch in einem übertragenen Sinn als allegorische Umschreibungen für innere und geistige Prozesse. Diese Ähnlichkeiten zwischen der jüdischen Theologie und der griechischen Philosophie lassen sich dadurch erklären, weil beide Traditionen im 6. Jahrhundert v. Chr. sehr viel babylonisches Gedankengut übernommen hatten. In der Zeit des babylonischen Exils wurde einerseits die Tora überarbeitet und andererseits sind auch einige Kontakte von griechischen Philosophen nach Babylon belegt (z.B. bei Pythagoras). In Ägypten waren also im „hellenistischen Judentum“ zwei Traditionen aufeinander gestoßen, die sich wenige Jahrhunderte vorher in Babylon schon einmal über den Weg gelaufen waren. Um die Zeitenwende herum lebte der jüdische Theologe Philon von Alexandria, von dem viele Schriften erhalten geblieben sind und von dem wir sehr viel über diese Denkweise erfahren. Auch er verknüpft in seinen Schriften griechische Philosophie und jüdische Theologie und nahm dabei viele Ideen des Christentums vorweg (wobei man ergänzen sollte, dass Philon weder Jesus noch das Christentum kannte). Es gibt zwar eine Übersetzung seiner Schriften ins Deutsche von Leopold Cohn, aber dieses Werk wird leider seit Jahrzehnten nicht mehr verlegt. Über den ZVAB ist es mir aber gelungen, die ersten beiden Bände von einem Jerusalemer Antiquariat zu beziehen.

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Um die ursprüngliche esoterische Lehre zu rekonstruieren, die dem Christentum zugrunde lag, müssen wir eigentlich nur genau das Gleiche machen, was damals die jüdischen Gelehrten in Alexandria machten: Wir müssen die Methoden und Ideen aus der griechischen Philosophie auf die Bibel anwenden, ganz speziell -

die Ideenlehre von Platon, die Vier-Elemente-Lehre von Empedokles (wobei das Element Feuer im biblischen Kontext immer eine Sonderrolle spielt), die Zahlensymbolik der Pythagoreer, das Planetensphären-Modell von Ptolemäus, die allegorische Methode und die Sittenlehre der Stoiker.

Weiterhin sollte man auch die Motive aus dem ägyptischen Osiris-Mythos und aus dem griechischen Dionysos-Kult berücksichtigen. Das Dreifachkreuz und der Kabbalistische Lebensbaum Mit diesen Grundlagen war es mir nun wiederum möglich, aus der biblischen Schöpfungsgeschichte eine Baumstruktur herzuleiten, die so ähnlich aussieht wie der kabbalistische Lebensbaum. Im Gegensatz dazu hat sie aber (zumindest nach meinen Recherchen) 12 Positionen plus Vorhang. Diese Baumstruktur entsteht, wenn man die vier Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde in drei unterschiedlichen Kreuzstrukturen anordnet und wenn man diese drei Kreuzstrukturen zu einem Dreifachkreuz zusammensetzt. Oberes Kreuz: Luft-Feuer; Wasser-Erde Vorhang Mittleres Kreuz: Feuer-Erde, Wasser-Luft Unteres Kreuz: Erde-Luft; Wasser-Feuer Danach sind aber noch ein paar kleine Anpassungen notwendig. (Eine komplette Herleitung des Dreifachkreuzes habe ich im Buch „Blicke in eine andere Wirklichkeit“ beschrieben.) Ich gehe davon aus, dass der kabbalistische Lebensbaum im Mittelalter unter ganz ähnlichen Rahmenbedingungen aus der Tora rekonstruiert wurde. Auch das geschah in einem Umfeld, wo die griechische Philosophie und die jüdische Theologie aufeinander trafen. Der jüdische Philosoph Solomon Ibn Gabirol, der etwa von 1021 bis 1058 in Spanien lebte, war einer der ersten, die den Neuplatonismus im Mittelalter wieder nach Europa brachten. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstand dann in diesem kulturellen Umfeld der „Sohar“ – eines der wichtigsten Werke der Kabbala, wobei noch anzumerken wäre, dass im Sohar die Hymne "Keter Malchut" (= Königskrone) von Gabriol zitiert wird. Nach meinen Recherchen gehe ich davon aus, dass es ursprünglich in der Antike zwei unabhängige Strukturen gab: 1.) eine Baumstruktur mit 12 Positionen plus Vorhang (wobei es auch vereinfachte Baumstrukturen gab)

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2.) ein Planetensphärenmodell mit den 10 Sphären: Erde, Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn, Fixsternhimmel, Kristallhimmel (Üblicherweise wurde aber die Erde nicht mitgezählt und der Kristallhimmel wurde erst später ergänzt.) Beim kabbalistischen Lebensbaum wurde ganz offensichtlich versucht, diese beiden Strukturen zu einer einzigen Struktur zusammenzufassen, wobei aber leider auch einige unschöne Kompromisse gemacht wurden. Den Vorhang bei der Baumstruktur kann man in seiner Bedeutung mit dem Fixsternhimmel gleichsetzen. Beides schirmt den höheren/göttlichen Bereich ab. Aber natürlich haben wir bei beiden Strukturen unterschiedlich viele Positionen bzw. Sphäre über diesen Vorhang bzw. Fixsternhimmel. Man kann also diese beiden Strukturen nicht ohne weiteres eins zu eins aufeinander abbilden. Es kann aber durchaus auch sein, dass einiges am Lebensbaum ganz gezielt verändert und verschleiert wurde, um auf diese Weise das esoterisch Wissen geheim zu halten – so dass der Lebensbaum ohne eine entsprechende mündliche Einweihung praktisch wertlos ist. Um den Lebensbaum nutzen zu können, müsste man ihn eigentlich erst wieder in seine Bestandteile auflösen, diese bereinigen und die Resultate in einem geistigen Sinne wieder neu zusammen fügen. (Ich habe in diesem Zusammenhang übrigens den starken Verdacht, dass die allegorischen Darstellungen des „Großen Werks“ in der Alchemie in einem übertragenen Sinne genau einen solchen Auflösungs-, Reinigungs- und Verbindungs-Prozess beschreiben.) Wir können davon ausgehen, dass es in der esoterischen Lehre, die dem Christentum zugrunde lag, noch einen weiteren Unterschied zur mittelalterlichen Kabbala gab. In der Kabbala spielen das hebräische Alphabet und die darauf basierenden Zahlenwerte eine ganz zentrale Rolle. Da die esoterischen Grundlagen des Christentums im hellenistischen Judentum in einem griechischsprechenden Umfeld entwickelt wurden, können wir annahmen, dass das hebräische Alphabet dort eine geringere Rolle spiele und dass stattdessen häufig auch die Zahlenwerte des griechischen Alphabets verwendet wurden. Trotz dieser Unterschiede und Kritikpunkte würde ich die Kabbala aber noch immer als die esoterische Lehre betrachten, die in ihren Grundprinzipien den ursprünglichen esoterischen Grundlagen des Christentums noch am nächsten kommt – sofern es einem gelingt, die allgemeinen Grundprinzipien von ihrer konkreten Darstellungsform zu lösen. Wie die esoterischen Grundlagen in das Christentum eingeflossen sind Wenn ich nun die rekonstruierten esoterischen Grundlagen des Christentums mit dem vergleiche, was ich in den Evangelien in allegorischer Form vorfinde, dann kann ich zwar sehr viele Ähnlichkeiten feststellen, aber auch ein paar kleine Differenzen und Besonderheiten. Die Ähnlichkeiten sind sehr wichtig, um belegen zu können, dass das Christentum tatsächlich auf diesen Grundlagen aufbaute. Aber gerade diese Differenzen und Besonderheiten sind auch sehr wichtig, um zu verstehen, wie sich der Übergang vollzogen hat – wie also diese esoterische Lehren in die Evangelien eingeflossen ist. Wie können z.B. feststellen, dass in den Evangelien viele Hinweise aus dem Alten Testament aufgegriffen wurden, bei denen es um Messias-Erwartungen geht. Und die Geschichte der Evangelien wurde wiederum genau so konstruiert, dass sie zu diesen Messias-Erwartungen passt. Gleichzeitig wird aber deutlich gemacht, dass das Reich Gottes nicht so kommen wird, dass man es mit den Augen sehen könnte, sondern dass es sich bei diesen Beschreibungen um einen inneren Prozess handelt.

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Lk 17,20 Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch. Diese deutliche Gegenposition macht eigentlich nur dann einen Sinn, wenn wir annehmen, dass es damals Menschen gab, die solche materiellen Vorstellungen vom Reich Gottes hatten. Die Evangelien sind ganz eindeutig von einer allegorischen Denkweise geprägt, wie wir sie bei Philon von Alexandria finden – aber diese Denkweise wird hier schwerpunktmäßig auf die Messias-Erwartungen und auf das erhoffte Gottesreich angewendet. Das lässt mich vermuten, dass die Anfänge des Christentum in einer messianischen Gruppierung liegen, wo versucht wurde, die Wiederkunft des Messias und die Errichtung des Gottesreiches aufgrund von prophetischen Texten vorherzubestimmen. Zu diesem Zweck wurden die Texte des alten Testaments ganz gezielt nach entsprechenden Hinweisen durchsucht. Ob es sich bei dieser Gruppierung um die Qumran-Gemeinde gehandelt hat, das kann ich nicht mit Sicherheit sagen – es würde aber durchaus passen. Irgendwann hat jemand erkannt, dass diese Leute einen ganz prinzipiellen Fehler machten, wenn sie die Texte exakt wörtlich und in einem irdischen Sinne interpretierten und wenn sie tatsächlich das leibhaftige Erscheinen eines Messias erwarteten. An dieser Stelle kommt nun das esoterische Wissen ins Spiel, das sich bei den ägyptischen ExilJuden entwickelt hatte. Dadurch wurde klar: Die Messias-Erwartungen und die Hoffnungen auf die Errichtung des Gottesreiches bezogen sich in einem übertragenen Sinne auf einen inneren Prozess – nicht auf ein äußeres Ereignis. In den Evangelien können wir nun weiterhin erkennen, dass die Priester und die Schriftgelehrten mehrfach stark kritisiert werden. Bei der Gefangennahme im Garten Gethsemane sagt Jesus: Mt. 26,55 Bin ich doch täglich gesessen bei euch und habe gelehrt im Tempel, und ihr habt mich nicht gegriffen. Wenn wir diese Episode esoterisch deuten, dann bedeutet das: Die Priester waren nicht in der Lage gewesen, das göttliche Licht zu „erfassen“, das sich in den heiligen Schriften und auch in allen Menschen offenbart. Der biblische Jesus ist nämlich eine Personifikation von diesem göttlichen Licht. Wahrscheinlich hat sich damals niemand für diese Erkenntnisse interessiert – weder bei der messianischen Gruppierung noch bei den traditionellen Schriftgelehrten. Wenn man diese Erkenntnisse weitergeben wolle, dann musste man sich zwangsläufig andere Zuhörer suchen. Aber wenn man einfachen Menschen auf der Straße einen Vortrag halten will, dann kann man in diesem Moment keine komplizierten und umfangreichen Texte analysieren. Aus diesem Grund wurden ganz einfache und kurze Texte geschaffen, die einerseits einen Bezug zum alten Testament hatten und in denen andererseits die entsprechenden esoterischen und philosophischen Grundprinzipien versinnbildlicht wurden. Diese Texte wurden zu einer fiktiven Lebensgeschichte zusammengefügt. Dieses Ur-Evangelium wurde später noch erweitert, wobei in einer ganz ähnlichen Weise weitere Texte aus einer Spruchsammlung (Logien-Quelle Q) eingearbeitet wurden. Es fällt auf, dass die Evangelien in esoterischer Hinsicht sehr viel einfacher verschlüsselt sind als das alte Testament. Im Vergleich dazu erscheinen sie mir wie vereinfachte Übungstexte, die nur deshalb geschaffen wurden, um auf den verborgenen Sinn des Alten Testaments hinzuweisen.

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Ein historisches Vorbild für die Geschichte von Jesus? Möglicherweise gab es auch ein historisches Vorbild für die fiktive Lebensgeschichte von Jesus. Aber es war ganz sicher nicht das Ziel, die exakte Lebensgeschichte von diesem Mann zu erzählen, sondern es ging in erster Linie darum, die geistigen Prinzipien zu versinnbildlichen. Ein Knecht von Herodes mit Namen Simon könnte dieses Vorbild gewesen sein. Dieser Simon führte einen Aufstand an, bezeichnete sich selbst als König der Juden und wurde später getötet. (Wir wissen aber nicht sehr viel über ihn - bei Flavius Josephus wird er nur ganz kurz erwähnt.) Interessanterweise kann man später bei gnostischen Richtungen (z.B. bei Basilides) immer wieder die Aussage finden, nicht Jesus sei gekreuzigt worden, sondern Simon von Kyrene (der laut den Evangelien das Kreuz von Jesus getragen hat). Dieser Simon von Kyrene könnte eventuell ein verdeckter Hinweis sein auf dieses historische Vorbild für die Jesus-Geschichte. Siehe auch: http://www.hagalil.com/01/de/Israel.php?itemid=2542 Die esoterischen Grundprinzipien des Christentums Das eigentliche, geistige Hauptthema der Evangelien ist der Zusammenhang von Verfleischlichung und Vergeistigung. Der Begriff „Verfleischlichung“ meint in diesem Fall jede Form von materieller Realisierung, Darstellung, Versinnbildlichung, Umschreibung, ... Diese beiden Phasen „Verfleischlichung und Vergeistigung“ werden versinnbildlicht durch: -

Menschwerdung und Himmelfahrt Tod und Auferstehung Sündenfall und Erlösung

Bei Schöpfungsprozessen werden geistige Prinzipien verfleischlicht. Bei Erkenntnisprozessen werden wiederum die geistigen Prinzipien erkannt, die den Dingen zugrunde liegen bzw. die sich in ihnen offenbaren. Wenn wir einem Kind das allgemeine Prinzip 2+2=4 beibringen wollen und wenn wir dafür vier Gegenstände zur Hilfe nehmen (z.B. vier Äpfel), dann „verfleischlichen“ für das Prinzip, indem wir eine materielle Darstellungsform wählen. Wenn das Kind erkennt, dass dieses allgemeine Prinzip nicht nur für diese vier Äpfel gilt, sondern ganz allgemein, dann vergeistigt es wieder das Prinzip. Die Auferstehung von den Toten bedeutet nicht, das jemand zum Leben erweckt wird, der im medizinischen Sinne tot ist, sondern es geht um die Erweckung von etwas, was IN UNS „begraben“ ist (bzw. es geht um eine Sensibilisierung für den „höheren Seelenanteil“, der IN UNS verborgen ist). Dieser „höhere Seelenanteil“ offenbart sich nicht im Klartext, sondern in einer verhüllten Form. Je mehr man die verhüllte Botschaft der Evangelien erkennen kann, umso mehr kann man auch das erkennen, was dieser „höhere Seelenanteil“ uns mitteilen will – denn er spricht in einer ganz ähnlichen Sprache zu uns. Umso mehr hat man auch den Eindruck, als ob dieser „höhere Seelenanteil“ IN UNS erwachen würde. Die esoterischen Lehren müssen allegorisch verhüllt sein, weil man nur an verhüllten Lehren das Enthüllen üben kann bzw. weil man nur auf diese Weise ein Gefühl für die Sprache entwickeln kann, in der sich unser „höherer Seelenanteil“ offenbart.

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Es handelt sich bei alldem nicht um eine spekulative Glaubenslehre (wie wir das von heutigen Religionen gewohnt sind), sondern um einen spirituellen Erkenntnisweg. Wer den „höheren Seelenanteil“ erkennen kann (weil er seine Sprache verstehen kann), der muss nicht mehr glauben, dass es ihn gibt. Auch wenn viele dieser Lehren (z.B. die Vier-Elemente-Lehre) in naturwissenschaftlicher Hinsicht veraltet sind, so sind in allegorischer Weise trotzdem noch immer anwendbar, um spirituelle Zusammenhänge gleichnishaft darzustellen.

Elias Erdmann: Blicke in eine andere Wirklichkeit Das verborgene Wissen in der biblischen Symbolik, in den deutschen Volksmärchen und in unserer inneren Bilderwelt

ISBN 978-3-937568-82-9

Das Buch beschreibt einen Weg, wie man über die Symbolsprache der Märchen und Mythen einen Zugang zum inneren Wissen finden kann. Nach einleitenden Kapiteln, die zur esoterisch-symbolischen Denkweise hinführen, folgt ein theoretischer Teil, der die wichtigsten Symbole, Motive, Strukturen und Zusammenhänge vermittelt. Anhand von esoterischen Texten, Volksmärchen und Bibelstellen wird dann im dritten Teil die Symbolsprache angewendet und erweitert. Die Symbolik der Märchen und Mythen kann uns für die Symbolsprache unserer inneren Bilderwelt sensibilisieren und auch umgekehrt. So, wie man das esoterische Wissen in den mythischen Texten erkennen kann, so kann man auch das innere Wissen erkennen, das sich in den Bildern unserer Seele offenbart – in unseren Träumen und Phantasien. Und auf ähnliche Weise kann man auch das Göttliche erkennen, das sich in der Schöpfung offenbart. Letztendlich geht es also um einen Weg, der zur Gotteserkenntnis führt.

408 Seiten

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