22-23 Szene Sport

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THEMA ❚ FRANKFURT ❚ SPORT

"Sie sind lesbisch? Darf ich Sie mal anfassen?" Imke Duplitzer ist Botschafterin des "Outreach"- Programms von FVV und Artemis Imke Duplitzer: Als ich die Anfrage vom Outreach-Programm bekam, habe ich schnell zugesagt. Es ist ein gutes Anliegen, Menschen aus Osteuropa zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, einfach mal aus dieser bedrückenden Enge herauszukommen, in der sie sich verstecken.

Versteckt, gemobbt, geschnitten. Sportler, die offen zu ihrer Homosexualität stehen, tun sich schwer - egal ob in Russland oder Deutschland. Die 34-jährige Fechterin Imke Duplitzer, Gewinnerin der olympischen Silbermedaille, Vizeweltmeisterin und Europameisterin, spricht im gabInterview über Homosexualität im Sport.

gab-Magazin: Sie sind als eine Sportlerin bekannt, die offen ihre Meinung sagt. Haben Sie schon einmal bereut, Ihre Homosexualität nicht besser versteckt zu haben? Imke Duplitzer: Man bereut so etwas immer dann, wenn man aneckt und geschnitten wird. Offen lesbisch zu sein ist ein weitaus schwererer Weg im Vergleich zu anderen Kolleginnen und Kollegen, die sich verstecken und ihr Privatleben geheim halten. Wir sollten da hinkommen, dass es im Sport wirklich egal ist, wer mit wem das Bett teilt.

gab-Magazin: Frau Duplitzer, warum unterstützen Sie das Outreach-Osteuropa-Programm?

gab-Magazin: Woran liegt es, dass das Thema Homosexualität im Sport noch nicht so integriert

ist, wie es in der Kunst oder der Politik der Fall ist? Imke Duplitzer: Sport ist ein sehr idealisiertes Weltbild. Er ist ein Spiegel der Gesellschaft, und er ist ausgesprochen körperbetont. In den Riegen der Verbände sitzen viele alte Herren. Mit einer offen lesbischen Sportlerin können sie nicht sonderlich viel anfangen. gab-Magazin: Spielt auch der Kommerz eine Rolle? Imke Duplitzer:Ja. Schwule und lesbische Sportler an Sponsoren zu verkaufen, ist schwierig. Die Welt des Sports ist da sehr oberflächlich. Künstler können Charakterrollen spielen, können gute Bücher schreiben und können sich darüber definieren. Sportlern bleibt das leider verwehrt. gab-Magazin: Was haben Sie für negative Erfahrungen gemacht? Imke Duplitzer: Ich war mal mit einer Fechterin aus Italien zusammen. Das war ein absolutes Drama. Es durfte unter keinen Umständen bekannt werden,

dass sie lesbisch ist. Davon wussten zwar einige Leute; aber darüber zu reden, war unmöglich. gab-Magazin: Gibt es auch bei Wettkämpfen Probleme? Imke Duplitzer:Es gibt einige Athletinnen aus Osteuropa, die demonstrativ die Umkleide verlassen, wenn ich hereinkomme. In Russland und in anderen Teilen Osteuropas gilt Homosexualität ja als psychische Krankheit. Wenn die Kolleginnen dann selbst auch lesbisch sind, verlassen sie die Umkleide noch demonstrativer, weil sie auf keinen Fall in diesen Ruf geraten wollen. gab-Magazin: Homophobie als Tarnung? Imke Duplitzer: Ja. Wenn man selbst im Glashaus sitzt, versucht man natürlich dem Nachbarn so viele Steine in den Weg zu werfen, wie möglich. gab-Magazin: Was müsste geschehen, damit sich etwas ändert? Imke Duplitzer: Mit Sicherheit ist das Outreach-Programm für

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APRIL 20092009 NOVEMBER

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viele osteuropäische Athleten toll. Ansonsten kann man einfach nur versuchen, mit leisen Tönen voranzugehen und zu zeigen: Man kann mich ansehen, ich bin ein durchaus intelligenter Mensch, ich bin ausgesprochen sozial, sehr nett. Und ich bin homosexuell, aber es ist nicht meine hervorstechendste Eigenschaft.

Hause gehen und über den Umgang mit Homosexuellen nachdenken. Manchmal heißt es: "Ach, Sie sind lesbisch? Darf ich Sie mal anfassen?" Wir müssen von diesem Zoo- und Eventcharakter wegkommen. Der DOSB sollte lockerer mit dem Thema umgehen, schließlich hat er auch in den eigenen Reihen schwarze Schafe.

gab-Magazin: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist beim Thema Homophobie inzwischen recht aktiv. Glauben Sie, dass vom Fußball eine Signalwirkung für andere Sportarten ausgehen könnte? Imke Duplitzer: Mit Sicherheit. Der DFB macht da sehr viel. Aber es gibt noch viele weitere Optionen für den DFB und andere Organisationen. Die Frage ist: Inwieweit kann man die Leute mitnehmen? Nur, weil Sie einen guten Werbespot gesehen haben, gehen Sie auch nicht in den nächsten Laden und kaufen den Schokoriegel, der angepriesen wurde.

gab-Magazin: Es ist ein offenes Geheimnis, dass im Fußball viele Lesben spielen, die im privaten Umfeld recht offen damit umgehen, während bei den Männern Homosexualität ein Tabuthema ist. Gibt es einen Unterschied zwischen schwulen und lesbischen Sportlern? Imke Duplitzer: Bei den männlichen Fußballern gibt es auch viele, die ihre sexuelle Orientierung in ihrem privaten Umfeld ausleben, aber öffentlich nicht zeigen. Als heterosexueller Mann fühlen Sie sich von einem schwulen Mann bedroht. Weil in den Machtpositionen viele Männer sitzen, haben es Männer im Leistungssport schwerer. Schwule Kollegen erzählen mir, ihnen werde unterstellt, Funktionäre angegraben zu haben. Solange das Thema in dieser Ecke steht, werden viele einen Teufel tun und sich dazu bekennen. (cd)

gab-Magazin: Welche Vorschläge würden Sie dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) machen? Imke Duplitzer: Ich würde als erstes vorschlagen, dass viele der Herren, die dort sitzen, nach

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Outreach Osteuropa

Zu Gast bei Freunden Das Förderprogramm für schwul-lesbische Sportler und Sportlerinnen aus osteuropäischen Ländern von FVV und Artemis geht 2009 bereits in das sechste Jahr. Unter der Schirmherrschaft von Petra Roth und mit Imke Duplitzer als Botschafterin wird es in diesem Jahr auch wieder prominent begleitet. "Outreach" unterstützt osteuropäische Sportler und Sportlerinnen bei der Teilnahme am Frankfurter X-mas Turnier. Für die meisten dieser Teilnehmer ist das Turnier die einzige Möglichkeit, mit Gay-Communitys wie wir sie kennen, in Kontakt zu treten. Denn in Polen, der Ukraine oder Kroatien gehört tägliche Diskriminierung leider immer noch zum Alltag. Eine Reise zu den

Outgames, GayGames oder Eurogames ist außerdem für viele finanziell unerschwinglich. "Outreach" wird von einer Vielzahl von Sponsoren unterstützt und hilft unter anderem auch beim Organisieren von Unterkünften und bei der Beantragung von Visa. In den vergangenen Jahren hat die Aktivität bewirkt, dass teilnehmende Sportler und Sportlerinnen beginnen, sich im eigenen Land zu vernetzen, zu organisieren und eigene Sportvereine und -gruppen zu gründen. Wer "Outreach" in Form von Geldoder Sachspenden unterstützen möchte, Übernachtungsplätze anbieten kann oder sich selbst im Team engagieren möchte, kann sich das "Outreach"-Team über die Homepage des FVV erreichen. Kontakt zu Outreach: über fvv-outreach.de Das X-Mas Turnier 2009 findet vom Fr, 4.12. - So, 6.12. in Frankfurt statt, jedes Jahr werden rund 1000 Sportler aus ganz Europa empfangen. Auch für NichtSportler interessant: am Sa, 5.12. steigt die Turnier-Party "Jingle Bells" in der Union Halle. Infos über fvv.org., Infos zur Party über jingle-bells-party.de

NOVEMBER 2009

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