...und Doch Werden Wir Siegen

  • April 2020
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  • Words: 1,859
  • Pages: 6
...und doch werden wir siegen! Eine mittelalterliche Geschichte über Vampire und Werwölfe. Dieser Text ist ein Versuch, die endlosen Diskussionen zwischen Nosferi und Lycanern in eine Kleinstadt im deutschen Mittelalter zu verlegen und es blutiger zugehen zu lassen.

(c) 2009 Daniel R. (WoH-Nick: Werwölfin)

Der Vampir stand auf dem Rand des Daches. Scheinbar lenkte ihn das Schlachtgetümmel, das sieben Stockwerke unter ihm stattfand sehr ab denn die leisen Schritte in seinem Rücken nahm er nicht war. Dennoch musste er etwas wahrgenommen haben, denn als sein Angreifer ihm gerade einen Pflock durch den Rücken stoßen wollte, drehte er sich schnell um. Nicht schnell genug dachte er noch, als der wuchtige, weiße Körper gegen ihn stieß. Als die beiden Leiber vom Dach fielen, wusste der Vampir schon, dass es diesen Angriff nicht überleben würde. Geschickt bewegte sich sein Angreifer trotz des Falls. Er drückte den Vampir unter sich und holte aus dem Schultergurt einen neuen Pflock, den er dem Nosferus auf die Brust setzte. Als die beiden Körper einen Augenblick später auf dem Pflaster aufschlugen, rammte der Angreifer den Pflock, durch die Aufschlagwirkung, durch den Leib des Vampirs und seine eigene Klaue. Stöhnend wälzte sich die Lycanerin auf die Seite. Ihre Hand war zwar schon am verheilen, aber dennoch verlor sie noch immer Blut.Hilfe konnte sie nicht erwarten, denn dazu waren sie zu wenige. Erst vor zwei Monaten hatten sie sich von der Gefangenschaft der Vampire befreit, die sie viele Jahrzehnte einsperrten. Die Vampire hatten die Wolfsmenschen als Arbeiter in die Silberminen geschickt. Keiner von ihnen hatte lange genug überlebt, um genug Kraft zu erlangen die Ketten zu sprengen. Aber dann begannen die Wölfe, ein paar wenige Kinder zu verstecken. Da nie alle Lycaner gleichzeitig in der Mine waren, war es den Nosferi nicht aufgefallen, dass einige ihrer Sklaven schufteten bis zum umfallen um die Kinder zu schützen. Einige Jahre ging dies so, bis die Kinder schließlich stark genug waren, um ihrem Volk den Weg in die Freiheit zu zeigen. Die Flucht der Werwölfe war kein heimliches Unterfangen gewesen. Die Vampire, die sich ihnen in den Weg gestellt hatten, wurden regelrecht abgeschlachtet. Natürlich wollten die Herren der Mienen ihre Arbeiter nicht einfach ziehen lassen, doch jeder einzelne der ausgeschickten Wächter wurde von den Flüchtenden in unzählige Teile gerissen. Und so kam es, dass die Wölfe ihre Freiheit fanden. Doch Rina dachte nicht gern an all das zurück. Ihre Eltern waren in den Mienen gestorben, um ihr und den anderen Kindern die schwächende Arbeit in den verhassten Stollen zu ersparen. So viele waren gestorben, um die Flucht aus der Sklaverei zu ermöglichen. Sie musste noch zehn Minuten warten bis ihre Knochenbrüche und ihre Hand zumindest einigermaßen verheilt waren. In der kleinen Stadt Nelpesheim gab es nirgendwo noch Menschen. Als der Kampf zwischen den Nosferi und den Lycanern begann, war das Städtchen noch mit mehr als 20‘000 Lebenden bevölkert gewesen, doch nun war ein Teil geflohen und ein anderer Teil wurde von den Armeen beider Völker benutzt. Die Vampire nutzten die Menschen als Blutspender, und für die Werwölfe stellten sie leckeres Fleisch dar. Vorsichtig stand Rina auf, ihre Umgebung sorgfältig überprüfend. Man konnte schließlich nie wissen, wo diese Scheiß-Vampire noch überall rumlungern. Leicht wankend verließ sie die enge Gasse, in der immernoch ein Pflock im Kopfsteinpflaster steckte. Geschickt wich sie den hellsten Straßen aus und bewegte sich vorwiegend in dunklen und engen Gassen. Ihr Ziel war die Kirche der Stadt. Je näher sie der Kirche kam, um so heller und breiter wurden die Wege. Als sie noch etwa zweihundert Meter vom Kirchplatz entfernt war, wurde sie von einer kräftigen Klaue gepackt und in eine leerstehende Bar gezogen. Rina erkannte den vertrauten Geruch Lynx‘s, sonst hätte sie wohl sofort zugebissen. „Rina, du musst besser aufpassen“ warnte Lynx sie. „Danke, aber deine Ratschläge kommen einige Stockwerke zu spät“ erwiderte sie schnippisch. „Was meinst du mit ... Stockwerke?“ fragte die pechschwarze Wölfin entsetzt. „Hast du etwa auf den Dächern ...“ „Wo denkst du denn, wo sich diese dreckigen Untoten rumtreiben? Die stellen sich nicht in reih und Glied vor dem Bau auf und warten, dass sie dran sind“ kam es leicht gereizt von Rina zurück.

Beinahe gehetzt sah sie Lynx aus dem Fenster starren. „Was ist denn los? Du siehst fast wie Beute auf der Flucht aus“ fragte die weiße Werwölfin vorsichtig. „Sie überwachen den Vorplatz“ presste Lynx zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wir können uns kaum mehr vor das Tor wagen, geschweige denn, dass einer von uns ohne angegriffen zu werden hineinkommt“ fuhr sie leise fort. „Habt ihr es schon mit Weihwasser probiert?“ fragte Rina hoffnungsvoll „Das sollte sie eigentlich abschrecken.“. „Wir haben es schon probiert, aber diese Verdammten haben danach angefangen, Waffen einzusetzen. Seitdem vermeiden sie körperlichen Kontakt.“. „Ich war doch nur ein paar Stunden fort“, kam es ungläubig von Rina „seitdem ist wohl viel geschehen.“. „Zuviel.“ „Lynx, mir gehen langsam die Pflöcke aus“ stellte die weiße Wölfin mit einem Blick auf ihren Köcher fest. „Wie viele sind‘s noch?“ hakte die schwarze Werwölfin nach, während sie ihr eigenes Arsenal überprüfte. „Ich bin mit zwölf raus und hab noch drei über.“ erwiderte die Gefragte „Sieben hab nur ich erwischt.“ „Unser Bau steht zu weit von den anderen Häusern weg“ fing Lynx an die Lage zu überdenken „und der Fluss ist auch zu weit, um als Weg nützlich zu sein. Und unsere neun Pflöcke reichen garantiert nicht.“ Rina schnüffelte. „Dann bleibt uns wohl nur, unsere Probleme in Bier zu ertränken, wie die Menschen es immer tun. In den Fässern scheint noch welches zu sein.“ stellte sie fest. Skeptisch musterte Lynx sie „Unsere Probleme können aber schwimmen.“. Lange saßen sie auf der hölzernen Theke und dachten still nach. Plötzlich meinte Rina „Schnaps brennt doch, oder?“ „Lass die alte Geschichte bitte.“ fuhr Lynx sie an „erstens war es eine Mutprobe zusammen mit dir, und zweitens konnte ich ja nicht ahnen, dass die kaputte Laterne mich mehr als nur ein bisschen Fell kosten würde.“ „Genau das meine ich aber“ fing die weiße Wölfin an zu erklären „wir müssten die Vampire nur irgendwie mit viel Schnaps vollspritzen und anzünden.“ „Und wie willst du sie erwischen? Einfach einen Becher voll nach ihnen werfen?“ antwortete Lynx skeptisch. „Denk mal nach,“ setzte Rina an „wie bekommen Menschen Wasser in die Luft?“ „Ich weiß es nicht.“ „Sie haben ein Gerät das Wasser aus einem Fass holt und in die Luft spritzt. Ich habe gesehen, wie ein paar von ihnen damit ein Feuer gelöscht haben.“ setzte Rina fort. Lynx‘s Miene hellte sich begeistert auf „Dann müssen wir nur noch dieses Ding finden und das Fass mit Schnaps füllen und eine Fackel hinhalten?“ „So ähnlich dachte ich mir das“ bestätigte die weiße Werwölfin. Wie lebendige Schatten huschten die beiden Werwölfinnen auf der Suche nach der Feuerspritze von einer dunklen Ecke in die nächste. Mehrmals währen sie fast in Späher der Nosferi gelaufen, die unerwartet aus kleinen Straßen traten. Als sie das gesuchte Gerät endlich auf dem Hof eines Zunfthauses fanden, wollte Lynx schon anfangen es durch die Straßen zu ziehen. Rina fuhr sie an „Wieso denkst du, dass du dieses Ding gesucht hast? Bestimmt nicht, um es irgendwo leer stehen zu lassen wenn die Feinde angreifen!“.

„Stimmt auch wieder“ gab Lynx kleinlaut zu. „Das Fass ist sehr groß,“ gab Rina zu bedenken „Ich weiß nicht, ob wir es mit Schnaps voll kriegen“ Lynx war da optimistischer „Versuchen können wir es ja mal“ Nur mit Hilfe ihres ausgeprägten Geruchssinns schaffte es Rina, die spärlich über den Ort verteilten Tavernen schnell und sicher zu finden. Jede einzelne Flasche wurde von den Wölfinnen sorgfältig in ein Stück Stoff gewickelt, um Geräusche und Beschädigungen der wertvollen Fracht zu vermeiden. Würden die Vampire sie jetzt durch einen kleinen Fehler bemerken, wäre alles aus gewesen.Doch es ging alles reibungslos von statten. Als sie mit den letzten Flaschen an der Feuerspritze ankamen, bemerkten sie dass sie das wohl hundert Liter fassende Fass nicht ganz gefüllt, aber schon mehr als zur Hälfte voll war. „Mehr von dem Zeug konnten wir nicht finden.“ meinte Rina „Aber jetzt geht der Spaß erst richtig los“ Mit mühe und so leise wie möglich wurde das, normalerweise für vier Männer gedachte, Fuhrwerk von den Werwölfinnen durch die verschlungenen Gassen und Straßen von Nelpesheim gezogen. Eine einzige Patrouille mit zwei Nosferi kam ihnen dabei in die Quere. Jedoch waren Rina und Lynx schneller als die beiden. Als der Karren weiterrollte, hingen die toten Untoten von je einem Pflock in der Hausmauer. Unterwegs wurde ein sehr leises Gespräch geführt. „Wie willst du die Vampire überhaupt anzünden?“ erkundigte sich Lynx skeptisch. Rina erwiderte nur „Du wirst die Vampire anspritzen und ich werde sie anzünden. Willst du mir etwa sagen, dass ich das nicht hinbekomme?“ „Ich wollte dich nicht anzweifeln, ich will es einfach nur wissen“ kam es zurück. Rina nuschelte „Um ehrlich zu sein, Ich werde die Fackel spielen.“. „Du bist wohl verrückt“ entfuhr es Lynx. „Willst du etwa noch einmal in Flammen stehen? Und jetzt still, wir sind fast da.“ Die Wölfinnen übergossen zuerst Rina mit Schnaps. Nachdem das weiße Fell mit Alkohol vollgesogen war, gaben beide dem Fuhrwerk einen kräftigen Stoß, der es bis auf die Mitte des Kirchplatzes rollen lies. „Los“ rief Rina und riss Lynx die Fackel aus der Klaue und entzündete ihren Pelz. Schnell rannte Lynx neben der lebendigen Fackel her, um ihren Platz an der Spritze einzunehmen. Danach ging alles sehr schnell. Während Rina unter schmerzgeheul immer wieder den Angriffen der Vampire auswich, fing Lynx an zu punpen. Ein Nosferus nach dem anderen brach den Angriff auf den Schutzlosen karren ab, als sie plötzlich nass wurden. Es muss hierbei erwähnt werden, dass Vampire sich bei unbekannten Flüssigkeiten schon immer fürchteten. Unterdessen kämpfte Rina schon halb in der Defensive, als sie die ersten feuchten Untoten angriffen. Schnell nahm sie die Gelegenheit war und sprang den Ersten an, der daraufhin zu einer hell lodernden Flamme wurde. Als die weiße Wölfin wahrnahm, dass die Stichflammen die Vampire halb blind gemacht hatten und damit deren Angriff zunichte gemacht wurde ging sie auf‘s ganze. Immer schneller wurden ihre Bewegungen und immer mehr der Verdammten loderten in Flammen. Bis sie zusammenbrach. Als Rina wider zu sich kam sah sie Lynx an ihrem Lager knien.

Als die Patientin sprechen wollte, sagte ihre Freundin „Schone dich, du bist noch zu sehr verwundet“ Rinas gesamter Körper fühlte sich an, als würde sie noch immer in Flammen stehen. Jeder Muskel brannte bei der kleinsten Bewegung, und ihre Haut fühlte sich an als hätte man sie ihr abgezogen. Zögernd überwand sie das Bedürfnis zu erfahren, was passiert war, und gab sich wieder dem traumlosen Schlaf hin, nachdem ihr Lynx ein wenig zu trinken gegeben hatte. Das nächste Erwachen war für die verbrannte Wölfin wesentlich angenehmer. Ihre Haut schien ihr nichtmehr abgezogen, eher war es ein schmerzhaftes Ziehen bei jeder Bewegung. Ihre Knochen schienen auch vom kochenden Eisen befreit worden zu sein, um sie mit bleiernen Gewichten vollzustopfen. Mit der krächzenden Stimme eines Verdurstenden fragte sie „Haben wir gewonnen?“ Lynx blickte ihr tief in die Augen „Sie halten sich immerhin vom Vorplatz zurück“. Rinas letzten Worte, bevor sie wieder die Augen schloss waren „Wir haben eine Schlacht gewonnen, scheinen den Krieg zu verlieren ... und doch werden wir siegen.“

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