Geht Doch!

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  • Words: 49,014
  • Pages: 329
© 2007 Bernd Artur Beyer Herstellung und Verlag: Mal wieder keinen gefunden!

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Vorwort: Ich danke vor allem der Deutschen Bahn, da die vorliegende Geschichte in den verschiedenen ICE dieser Bundesrepublik entstanden ist. Wenn nicht die vielen Verspätungen gewesen wären, wäre die Fertigstellung

des

vorliegenden

Werkes

wahrscheinlich noch ein paar Monate nach hinten verschoben worden. Bei Beschwerden zu diesem Buch wenden Sie demnach bitte an die Deutsche Bahn, da dieses Buch nur aufgrund der Bereitstellung von öffentlichen Verkehrsmitteln entstanden ist. Ob dies einen kausalen Zusammenhang ergibt, bitte ich in eigener Regie zu klären.

Grundsätzlich schließt die vorliegende Geschichte an meinen

ersten

Roman

an.

Es

besteht

keine

Notwendigkeit die erste Geschichte gelesen zu haben um die vorliegende Geschichte zu verstehen, schadet aber auch nicht. Beide Geschichten sind in sich nicht wirklich schlüssig und am Ende habe ich bei beiden Geschichten eh gehudelt (heißt so was wie „geschlampt“ – gehudelt klingt aber besser) vor

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allem weil ich fertig werden wollte. Leider etwas, was sich durch alle meine Geschichten zieht.

Dennoch viel Spaß beim lesen – sollten Sie Geld für dieses Buch bezahlt haben bedanke ich mich hiermit ausdrücklich, werde allerdings dies unter keinen Umständen zurückerstatten.

Allgemeine Warnung: Dieses Buch enthält komplexe Satzbauten und einen abenteuerlichen Rechtschreibung.

Einsatz Es

der kann

neuen zu

deutschen

Augen-

und

Gehirnwindungskrämpfen führen.

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"Kanonier, feuern Sie jetzt gefälligst mal, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ "Aber Kapitän! Mit Verlaub, es ist die Erde!" "Und soll ich jetzt in Tränen ausbrechen oder was? Richten sie die Torpedos aus und halten sie drauf, sie gottverdammtes Dreck Scheiße eines Urgh!" "Mir soll es recht sein, schließlich stamme ich ja nicht von hier und die wird schon keiner vermissen. Ziel erfasst, Torpedos ausgerichtet!" "Rohr Eins bis Drei, über Nummer Zwei, Feuer!" Drei sehr helle Punkte verließen das Schiff und steuerten auf die Erde zu. Im Moment konnte man Afrika, Asien und Australien sehr gut erkennen, sofern man im Erdkundeunterricht aufgepasst hatte. Die hellen Punkte, bisher in perfektem, lautlosem Formationsflug, brachen plötzlich auseinander und steuerten, jeder für sich, dennoch computergestützt auf Milliardstel Sekunden aufeinander abgestimmt auf verschiedene Ecken des Planeten zu und nach wenigen Sekunden schlugen auf. Die Erde erbebte, wackelte leicht und brach auseinander. Nicht sehr spektakulär, eher behäbig und rückblickend konnte man behaupten, dass es eine sehr langweilige

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Explosion war, aber dass sollte jetzt die geringste Sorge der ehemaligen Erdenbewohner sein. "Nehmen sie Kurs auf unseren Kunden und zeigen sie dabei mal ein wenig mehr Einsatz als bisher!" "Einsatz abgebrochen, Einsatz abgebrochen. Bitte nehmen sie ihre Schulungspositionen wieder ein!" ertönte urplötzlich eine laut gellende Stimme durch das

Cockpit

Pizzaservice,

der

Zerstörerklasse

neben

ROSIS

von das

TONIS einzige

Unternehmen, welches im bekannten Teil des Universums einen wirklichen Machtfaktor darstellt. Tonis

besitzt

Hunderte

von

Raumschiffen,

ausschließlich der gehobenen Zerstörerklasse mit integriertem Pizzaofen, und bietet den einzigen Schutzservice im Weltall. Früher hatten vereinzelt Regierungen

oder

Zusammenschlüsse

von

Regierungen versucht den Weltraum zu befrieden, aber

Bürokratie

und

die

Forderungen

nach

Weihnachtsgeld, bezahlten Urlaub und halbwegs vernünftiges Kantinenessen zerrte schon bald das Universum in Chaos und Anarchie. Der findige Sohn von Hewett James junior der Dritte, dem Erfinder des so genannten Eierpunsch-Triebwerk, baute mit

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seinem immensen

Vermögen

einen

streitbaren

Pizzabringdienst auf, der schon kurz darauf Recht und Ordnung im bekannten Teil des Universum wieder herstellte, jedenfalls für denjenigen der ausreichend Geld hat. ROSIS hingegen sorgt sich in erster Linie um die Stillung körperlicher Bedürfnisse im Einzelnen und Sex in allen bekannten Variationen im Besonderen "Was heißt hier Einsatz abgebrochen?" schrie Kapitän Hartner erzürnt und schaute sich verwirrt um. "Wo bin ich und wer, verdammt noch Mal hat das gesagt?" Kapitän Hartner blickte verzweifelt um sich. Die Brücke seines Zerstörerraumschiffes glich plötzlich den Aufbauten einer dieser gänzlich überflüssigen und schlecht gemachten Fernsehserien auf RLT 6+. Kabel hingen herab, gelangweilte Kameraleute standen in den Ecken und rauchten Zigaretten,

dümmlich

dreinblickende

Maskenbildnerinnen mit großer Oberweite und kleinen

Gehirnen

schwärmten

aus,

jeden

der

Darsteller mit einer Puderquaste den Schweiß von der Stirn weg zu pudern, allerdings immer mit der

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selben Quaste. Seine Crew war plötzlich von einer Truppe schlechter B-Movie Schauspieler abgelöst worden ohne dass diese sich erhoben hatte. "Was soll der Scheiß hier!" schrie der Kapitän drohend.

"Ich

bin

Kapitän

Hartner,

TONIS

Pizzaservice der Pronto-Klasse und verlange sofort und ohne große Umschweife eine Erklärung die mich zufrieden stellt! Alternativ reicht es mir im Moment aber auch, wenn ich jemanden schlagen darf" "Tito, die Beruhigungspistole für unseren Kapitän! Bitte!" Ein in einer dunklen Ecke stehender untersetzter Mann sprach gelangweilt und zynisch einen ebenfalls in der Ecke stehenden Mann an. Tito, scheinbar war dies sein Name, ein hoch gewachsener Mann mit hohen, Wangenknochen und völlig zernarbten

Gesicht

regungslosem

trat

Gesicht

vor auf

und den

schoss

mit

Kapitän,

der

augenblicklich zu Boden ging. "Prima, dann mal los meine Lieben!" rief der Untersetzte und klatschte freudig in die Hände. "Die anderen warten sicher schon voller Ungeduld auf uns!"

7

Frederick trat in einen völlig weißen Raum und musste sich erst einmal geblendet abwenden. "Oh, hallo Herr Leutnant! Ich dachte sie wollten den END verlassen?" Frederick erschrak und versuchte in dieser völligen Schneelandschaft etwas zu erkennen. Dennoch kam ihm diese Stimme seltsam vertraut vor. "Oh, hallo Frau Snooze schön sie wieder zu sehen. Übrigens es heißt jetzt Hauptmann und man hat mir ein Angebot unterbreitet dass ich nicht ausschlagen konnte." "Eine Beförderung weil sie geholfen haben die Erde zu retten? Und es heißt jetzt wieder Fräulein!" "Nein,

Fehler

in

der

Registratur.

Aber

der

bürokratische Aufwand mich zu degradieren wäre zu groß gewesen. Also hat man mit den Rang belassen, aber meine Besoldung beibehalten. Ich bin jetzt der einzige Hauptmann im END, der als Leutnant bezahlt wird. Aber, wie gesagt, inzwischen hat man mir ein Angebot gemacht, dass ich nicht abschlagen konnte." "Das ist bestimmt hart, aber sie sagten etwas über ein Angebot?" "Ach ja! Nachdem wir zurück waren und berichteten, glaubte uns natürlich niemand. Außer unseren

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Aussagen wies nichts auf eine wirkliche Gefährdung der Erde durch die Neuen hin." Frederick setzte sich in einen der weißen Sessel, die er nur deshalb gefunden hatte weil er sich daran gestoßen hatte. Die Sessel waren wahrscheinlich künstlerisch extrem wertvoll und daher völlig unbequem. Er sank immer tiefer in seinen Sessel. "Der Botschafter der Neuen bestritt zwar alle Vorwürfe, aber beantragte für sich und die restlich verstreuten Neuen einen kleinen Planetoiden westlich von Begeuze 7 als Wiedergutmachung. Durch ihren Bericht wurden dann aber erneut eine Untersuchung angestrengt mit dem Ergebnis, dass ich das Raumschiff zu ersetzen habe!" "Welches Raumschiff, es wurde doch keines zerstört!" "Roderick hatte die Nase voll und hat sich abends heimlich aus dem Staub gemacht. Jeden Tag wurde er

befragt,

auseinander, versuchten

Techniker setzten es

schrauben ihn mit

wieder

ihn

völlig

zusammen,

Voodoo

und

Kernsprinthomographie, eine Methode die es erlaubt technische Schaltkreise zu durchleuchten, ohne

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sofortige Schäden hervorzurufen. Das nervte ihn wahrscheinlich.

Kein

Abschiedsbrief,

keine

Nachricht auf dem Anrufbeantworter, nichts! Also darf ich, da ich ja zuletzt für das Schiff unterschrieben habe die Zeche blechen. Die nächsten dreihundert Jahre Dienst schieben um das Schiff abzuzahlen!" "Bitter!" "Ja, aber ungerecht!"

"Schön, das sie nun hier sind", begann der kleine Dicke und trat in die Mitte des Raumes. Einige der Plätze waren noch frei, aber scheinbar war das kein Problem. Er knetete ununterbrochen die Hände und fuhr dabei nervös mit der Zunge über seine dicken Lippen. "Mein Name ist Staatssekretär Dr. Dr. Mitterer im Range eines Ministers und ich vertrete im Moment die gesamte handlungsfähige Führungsriege der Erdregierung in Person und Kompetenz! Oder, mit anderen Worten ich bin der Chef!" Beifall heischend blicke er in die Runde, aber niemand reagierte dementsprechend. In seinem Stab hätte jeder gelacht,

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allerdings war es für Mitterer auch mal wieder ein gutes Training in Kontakt mit den so genannten normalen Bürgern zu treten, deren freien Willen er nun halt mal vertreten sollte und die es nicht nötig hatten über einen schalen Witz gehorsam zu lachen. "Vor ein paar Wochen ist die gesamte Elite der Erdregierung auf Einladung eines bisher von uns ganz und gar gemiedenen Bereichs gefolgt, sie wissen schon welchen ich meine, und trotz mehrmaliger Versuche haben wir noch immer haben wir kein Lebenszeichen gehört." Die versammelte Truppe gab noch immer kein wirkliche Zeichen irgendwelchen Verstehens oder Interesse von sich. Trevor, der still und leise in den Raum geschlichen kam und weder Frederick noch Annabelle eines Blickes würdigte, pulte sich ausgiebig in den Zähnen. Annabelle

betrachtete

Inneneinrichtung,

dann

angewidert Trevor

und

zuerst

die

Frederick

interessierte sich ausschließlich für den kompliziert anmutenden Verschluss einer Kaffeekanne. Der Minister murmelte noch was von wichtiger Mission und aufrichtigem Dank der Bevölkerung, verstummte allerdings sofort, als Trevor leise in seinen Ärmel

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schluchzte und mit der Faust auf die Sessellehne schlug. "Kurzum, wir benötigen also ihre Hilfe bei der Rettung

und

Rückführung

unserer

kompletten

Regierung!" Der Minister schaute in die Runde und fixierte nun besonders die beiden END Mitarbeiter. "Sie verstehen schon, Ehre, Vaterland, volle Hingabe zum Beruf und Ruhm!" warf der Minister noch ein, als mehrere Momente peinlicher Stille eintraten und keine Reaktion der beiden END Leute oder der anderen erfolgte. Schließlich sackte Trevor nun gänzlich in sich zusammen und begann hemmungslos zu schluchzen. "Nehmen sie das nicht zu ernst. Posttraumatische Erinnerungen an einen schweren Verlust auf Sagaem 9 letzte Woche", sagte Frederick, der ruhig in seinem Sessel saß und während der gesamten Erklärung des Ministers sich leise mit seinem Sessel unterhalten hatte. "Mein Name ist Frederick und dies ist Trevor!" Der Minister schaute verwirrt. Er wurde vor diesen beiden END Mitarbeitern gewarnt, aber bei der Computerprofilanalyse wurden explizit diese beiden Spinner als die einzig möglichen benannt und bisher

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hatte sich der Computer noch nie geirrt. Eigentlich kamen die beiden erst an dreiundsiebzigster Stelle, aber die meisten anderen Agenten hatten eine Weltraumbefreiung vom Arzt und die anderen eine schlimme und äußerst unangenehme Alienallergie. "Warum wählen sie nicht einfach eine neue Regierung, macht ihr doch sonst auch immer!" jaulte Trevor dazwischen, wodurch der Minister panisch aufsprang und Deckung hinter dem Stuhl suchte. "Schließlich darf sich jeder Regierungschef nur einmal klonen lassen und der hat doch schon." "Wirklich eine gute Idee und wurde auch schon bereits

von

uns

geprüft,

aber

der

Fall

ist

komplizierter, wir benötigen umgehend die alte Regierung zurück!" "Warum?" "Weil der alte Regierungschef eine derartige Situation

seiner

eventuellen

Entbehrlichkeit

vorausgesehen und ein wichtiges Teil aus der künstlichen Erdthermalquelle mitgenommen hat. Sollte dieses enorm wichtige Teil nicht binnen 3 Monaten wieder eingesetzt werden dann HASTALA VISTA Erde."

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"Sie wollen uns verarschen, seit des den EierpunschReaktor gibt, sind doch alle Energieprobleme auf der Erde gelöst. Kommen sie uns also nicht mit diesem Mist!" "Da mögen sie recht haben", erwiderte der Minister müde. "Leider wurde in der Vergangenheit nicht immer so rücksichtsvoll mit der Erde umgegangen, wie sie es eigentlich verdient hätte." "Was soll das heißen?" fragte Annabelle neugierig, die nun zum ersten Mal seit dem erscheinen von Trevor den Mund nicht zum schmollen oder leisen fluchen öffnete. "Nun vor einigen Jahrzehnten, als es noch üblich war fossile Brennstoffe aufzubrauchen, gab es ein paar nordeuropäische Länder die gnadenlos thermale Quellen anzapften. Wo sie standen und gingen bohrten sie Löcher in die Erde und raubten unserer Mutter Erde ihre Wärme, um dann Saunen oder anderweitig überhitzte Räume zu schaffen, in denen dann viele nackte Männer ausgiebige Turnübungen mit einer Frau veranstalteten und dabei lustige Kurzfilme

ohne

nennenswerte

Handlungen

aufnahmen. Da der Mensch nun einmal zu gierig ist,

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ein äußerst menschlicher Zug den sich ROSIS ja geschäftsgefügig gemacht hat, begann die Erde plötzlich verrückt zu spielen. Ebenfalls wie in Eierpunsch-Fall hat dann ein ebenso brillanter wie zur

normalen

Kommunikation

unfähiger

Wissenschaftler eine Vorrichtung erfunden, die dieses Problem wieder zurechtrückte. Leider musste diese Vorrichtung damals sofort zu Einsatz kommen, Aufzeichnungen existierten noch nicht und der Wissenschafter beamte sich eines Abends mit einer Sondernummer im ROSIS in das ewige Nirwana!" "Ach ja, der Fall GLÜCKSTAUMEL",

warf

Annabelle ein. "Aphrodite war darin verwickelt. Der Wissenschaftler bestand auf eine Dame mit einem Doktortitel, damit er mal so richtige Doktorspiele machen konnte." "Etwa die Aphrodite?" fragte Frederick der bereits einmal das Vergnügen hatte die fleischgewordene Versuchung kennen zu lernen. "Ja, Namen werden bei uns nur einmal vergeben!" "Dann hat er zumindest einen schönen Tod gehabt!" "Schöner Tod hin oder her, wir brauchen das Teil oder wir gehen gehörig drauf!"

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"Was sie da machen drückt ein wenig auf die Stimmung!" schaltete sich Trevor erstmals wieder seit seinem Gefühlsausbruch ein. "Es kann doch nicht so schwer sein ein paar Politiker von einer Vergnügungsreise zurück zu holen. Touristikunternehmen

machen

das

schon

seit

Jahrhunderten!" sagte Frederick, der noch immer nicht wusste, was das alles eigentlich sollte. "Schön, dass sie es ansprechen", erwiderte der Staatssekretär väterlich. "Wie bereits zu Beginn erwähnt, ist die Regierung auf Einladung in den Bereich den wir normalerweise meiden eingeladen worden und aufgrund unserer aktiven, nach vorne gerichteten Verständigungspolitik, für die die Erde im

gesamten

Teil

des

bekannten

Universum

geschätzt wird." "Außer auf Bregutzie!" warf Trevor ein. "...außer auf Bregutzie", nahm der Staatssekretär artig entgegen. "Und auf Virgula 3 sind wir wirklich nicht mehr Willkommen!" warf nun Frederick ein. "... gut, auch auf Virgula 3, aber alles im Allem...!"

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"Vergessen sie bitte nicht Kalil", konnte sich nun auch Annabelle nicht mehr zurückhalten. "Meinst du, wir können uns noch auf Sagaem 9 sehen lassen?"

fragte

Trevor

Frederick

und

grinste

unverschämt. "Bestimmt nicht mehr", feixte dieser zurück. "Ich weiß was sie meinen", schrie der Minister. "Sie wissen schon was ich mit meinen Ausführungen meine!" Alle zuckten zusammen. "Bitte, ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie jetzt einfach meinen Ausführungen folgen würden. Es war ein langer Tag und wenn wir uns nicht beeilen, wird es keine langen Tage mehr geben." Der Minister vergewisserte sich, dass er jetzt die ungeteilte Aufmerksamkeit besaß und fuhr schnell fort, ehe sich jemand wieder zu Wort melden konnte. "Wir werden also ebenfalls in den Bereich fliegen, allerdings mit einer speziellen Crew und einem ebenso speziellen Raumschiff, werden versuchen das Teil zu lokalisieren und zur Erde zurück zu kehren!" "Und die Regierung?" fragte Annabelle. "Welche Regierung?" fragte der Minister sichtlich verwirrt.

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"Na, unsere Regierung eben!" Annabelle versuchte sich verzweifelt in Erinnerung zu rufen, wann sie das letzte Mal beim wählen gewesen war. Gewiss, die Namen

der

Regierung

konnte

sie

auswendig

herunterleiern, die hatte sie schon im Kindergarten gelernt. Seltsamerweise konnte sie sich auch daran erinnern, das ihre Oma damals schon gesagt hatte, dass sie ebenfalls diese Namen im Kindergarten gelernt hatte. Sie trieb diese Gedanken zur Seite, da sie sich auf den Minister konzentrieren musste, der schon wieder aufgeregt im Raum umher rannte. "Ach ja, natürlich hat die Rettung unserer Regierung ebenfalls eine recht hohe Priorität, nehme ich jedenfalls an." "Ein wahnwitziger Plan! Sie wissen doch, was für ein militärischer Reinfall der erste Kontaktversuch mit den Leuten aus dem Bereich über den man nicht spricht war! Wer hat sich den Scheiß nur ausgedacht?" ereiferte sich Frederick. "Undurchführbar! Aber danke für die Ausführungen. Leider enthält meine letzte Beurteilung in END einen bestimmten Passus. Ich habe eine missgebildete Beamtenpflichtdrüse und eine ausgeprägte Schwäche

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am moralischen Rückgrat. Ich sollte daher an keiner heldenhaften Mission teilnehmen und bin unter anderem von der Rettung von Universen freigestellt. Ich denke diese Unterhaltung ist hiermit für mich beendet",

stellte

Trevor

kategorisch

fest

und

lümmelte sich in seinen Sessel mit der festen Absicht hier keine weiteren Worte zu verlieren. "Auf ein Wort, Herr Minister", Annabelle beugte sich vor und blickte den Minister direkt an. "Wie sie meinen versoffenen Ex herumbekommen werden ist mir ziemlich egal, aber wie wollen sie mich davon überzeugen

an

dieser

albernen

Rettungsaktion

teilzunehmen? Die anderen Deppen haben sie ja scheinbar in der Hand, denen bleibt nichts anderes übrig. Meinen Ex können sie gern an dem einen oder anderen Alien verfüttern, aber wie wollen sie mich und vor allem ROSIS überzeugen?" "Die Konzession in allen von uns entdeckten, bevölkerten Planeten, intelligent oder nur so vor sich hinvegetierend, zu treiben was auch immer sie für richtig halten. Zusätzlich ihre sämtlichen Betriebe steuerfrei für die nächsten zehn Jahre und eine lebenslange Freikarte für Disneyland Paris", leierte

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der Minister herunter, als täte er den lieben langen Tag nichts anderes. Annabelle musste schlucken. Dieses Angebot war besser als die Erlaubnis auf Toilettenpapier

Geldscheine

zu

drucken.

Der

Minister lächelte sie an. Er wusste, dass er Zusagen gemacht hatte, von der Unternehmen in der heutigen Zeit nur träumen können, aber er hatte keine Zeit sich auf längere Diskussionen einzulassen. Es musste gehandelt werden und das schnell. Diese Crew war die einzige, die dieser Aufgabe gewachsen war, außerdem waren alle anderen guten Agenten zurzeit krank geschrieben, im Einsatz vermisst, auf Kur oder streikten. Weltuntergang hin oder her, aber mit Gewerkschaften legte man sich besser nicht an.

"Selbst wenn sie eine einigermaßen brauchbare Crew zusammenbekommen und hiermit meine ich nicht unbedingt die, die sie hier versammelt haben", Annabelle machte eine ausladende Armbewegung in Richtung der beiden END Mitarbeiter. "Wie wollen sie uns dorthin bringen. Die Erde hat meines Wissens keinerlei

nennenswerte

kampferfahrene

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Kampfschiffflotte,

Raumschiffmannschaften

geschweige denn Verbündete die derartige Schiffe, Mannschaften oder Kampferfahrung besitzen!" Hier hatte Annabelle den Dreh und Angelpunkt an der ganzen Aktion beim Namen genannt. "Schön, dass sie darauf zu sprechen zu kommen", sagte der Minister hocherfreut und rieb sich die Hände. "Darf ich ihnen ihren Kapitän der Reise vorstellen!" Der Minister gab mit einer ausufernden Geste Tito, der sich gekonnt im Hintergrund gehalten hatte den Befehl eine Tür zu öffnen. Alle starrten gebannt auf die sich langsam öffnende Tür. Selbst Trevor, der vorgab sich für die gesamte Sache nicht sonderlich zu interessieren hörte auf herumzuzappeln. "Der!" stöhnte Annabelle auf. "Nie im Leben, eher laufe ich den ganzen Weg!" zischte Frederick. "Hey Kapitän Hartner!" rief Trevor entzückt. "Sie sehen echt scheiße aus!" "Was soll das?" schimpfte Annabelle und deutete mit dem Finger auf den noch immer regungslosen Kapitän. "Hat da etwa TONIS auch die Finger drin?

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Wenn ja, dann können sie meine Beteiligung streichen!" "Nein, sein sie ganz beruhigt. Nachdem sie und die beiden Herren des END mit dieser unglaublichen Geschichte hier auftauchten haben wir natürlich geheime Informationen über die wahren Absichten der Neuen eingeholt und fand heraus, dass alles auf Tatsachen beruhte." "Und warum wurden wir dann so mies behandelt und unglaubwürdig

gemacht?"

erboste

sich

jetzt

Frederick und Trevor stimmte ihm zu. "Nun, sie vom END müssten sich doch mit Intrigen, Politik und Verunglimpfungen auskennen. Es war eine ganz einfache politische Entscheidung zu treffen. Entweder die Regierung gab ihr Versagen zu und blamierte sich, kurz vor den Wahlen, bis auf die Knochen, oder ein paar unwichtige, völlig nutzlose und ersetzbare Randfiguren werden verunglimpft! Glaubwürdig waren sie übrigens noch nie, wir haben recherchiert und uns ihre Spesenabrechnungen der letzten

Jahre

angesehen.

Haushalterischer

Sprengstoff wenn ich mal so sagen darf."

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"Kreativer

Umgang

mit

Vorschriften!"

warf

Frederick ein. "Es kann ja sein, wenn sie diese Deppen des END derart bloßstellen, aber was meine Person darstellt", drohte Annabelle mit dem Zeigefinger. "Seien sie versichert, dass ihre Person keinen Schaden genommen hat, das Management von ROSIS

hat

einige

der

wichtigsten

Regierungsvertreter der Erde auf ihrer Lohnliste, die ihre Rolle deutlich gemacht haben." "Darum wollte ich aber auch gebeten haben", sagte Annabelle nachdrücklich. "Und wie haben sie diesen Temperamentsbolzen von Kapitän dazu gebracht bei diesem Wahnsinn mitzumachen?" fragte Trevor und zeigte erstmals normale Züge. "Oh, unser Kapitän weiß von der ganzen Sache noch nichts." Der Minister lächelte entrückt und hin einem scheinbar schönen Gedanken nach. "Wissen sie", begann der Minister. "Bei unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass der Kapitän jahrelang nicht ausreichend Hefe in seine ausgelieferten Pizzen getan hatte und die Differenz in

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die eigene Tasche gewirtschaftet hat. Natürlich konnte sich das der Besitzer von TONIS, nachdem wir ihn davon unterrichtet hatten, nicht gefallen lassen und hat uns den Kapitän natürlich bereitwillig überlassen." "Und das Raumschiff?" "Das natürlich nicht. Ein Kapitän oder eine Crew ist ersetzbar,

sozusagen

Mengenverbrauchsgut,

ein

Schiff hingegen ist Kapital und der Besitzer von TONIS

ist

durch

und

durch

Geschäftsmann.

Außerdem würden selbst mehrere Schiffe von TONIS

wahrscheinlich

nicht

das

gewünschte

Kampfgewicht oder Feuerkraft, wie die Militärs so sagen, erbringen welches wir im schlimmsten Fall benötigen." Der Minister tat sehr gelassen als er die benötigte Feuerkraft andeutete die wahrscheinlich von

Nöten

war

um

die

Verhandlungen

der

Herausgabe der Erdregierung, oder zumindest des benötigten Bauteils zugunsten der Erde ausfallen zu lassen.

Kampfhandlungen

waren

also

bereits

eingeplant. "Und wie sollen wir dann bei einer solchen Ausgangslage erfolgreich sein?" fragte Frederick.

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"Wenn wir nicht mindestens ein klein wenig auf die Kacke hauen können, haben wir nichts als unsere Intelligenz und damit kommen wir unter Umständen nicht wirklich sehr weit!" "Darüber bin ich mir spätestens seit Einblick in ihre Akte durchaus bewusst, deshalb habe ich noch einen weiteren Überraschungsgast hinzu gebeten. Dieser ist allerdings freiwillig hier, möchte ich nachdrücklich erwähnen!" Eine weitere Tür ging auf, ohne da Tito beauftragt wurde oder anderweitige geheime Zeichen gegeben wurden.

Nebel

wallte

dem

bunt

zusammen

gewürfelten Haufen zukünftiger Crew entgegen und harte, schnelle Schritte hallten durch den Gang. "Danke mein lieber Minister, ich dachte schon wir würden niemals zu meiner Vorstellung kommen!" sagte

eine

jugendliche

und

einschmeichelnde

Stimme. "Habe ich schon wieder zu lange gesprochen, mein lieber Howard?" fragte der Minister eine Spur zu schleimerisch? "Aber ich bitte sie, Herr Minister! Wer bin ich den, dass ich sie zur Eile treiben dürfte?"

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"Ja, wer sind sie denn?" fragte Annabelle und versuchte etwas durch den künstlichen Nebel zu erblicken. Die Stimme war fest, jugendlich und eine Spur zu selbstsicher. Annabelle war interessiert. "Ich bitte um Entschuldigung, mein Name ist Howard Robert Hughes!" sagte plötzlich die Stimme sehr charmant und war unmittelbar neben Annabelles rechtem Ohr. Ehe sich Annabelle umdrehen konnte tauchte vor ein gutaussehender junger Mann auf. Seine Haare waren glatt, kurz mittig gescheitelt, blaue Augen und er besaß ein bubenhaftes Lächeln. Er schien keinen Tag älter als 20 Jahre zu sein. "Sie sind eine hinreißend bezaubernde Dame, Fräulein

Annabelle!"

Howard

küsste

zärtlich

Annabelles Hand, löste sich leicht doch mit gequältem Lächeln von ihr ab und begrüßte nicht minder zuvorkommend den Rest der Truppe. "Willkommen in meinem bescheidenem Heim. Es ist mir eine Freude, eine solch tapfere Truppe für meine Leber-Aus-Blei zur Verfügung zu wissen!" "Leber-Aus-Blei!" prustete Trevor los. "Was soll das den sein?"

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Bis eben hätte der Neuankömmling noch getragene Socken von Quaffels, ein Billigkaufhaus auf Regular 4

mit

dem

schlechtestem

nachweislich Warenangebot

und und

verbürgten Qualität

des

bekannten Teil des Universum, deren Verkäufer in mehreren Galaxien zur Fahndung ausgeschrieben sind, als Nackenwärmer verkaufen können, ohne da einer der Anwesenden daran Anstoß genommen hätte, aber dieser Prustanfall von Trevor hatte die magische, ja schon fast mystische Stimmung eindeutig zerstört. "Die Leber-Aus-Blei ist zufällig das stärkste, größte und gewaltigste Kriegsschiff aller entdeckten Welten, aller bisher geführten Kriege und aller Zeiten überhaupt!" brummte der Minister missmutig. "Woher sollte die Erde denn inzwischen die Mittel für ein solches Schiff herbekommen haben?" fragte Annabelle, die aufgrund ihres Berufes schon über die Finanzen der einzelnen Welten und den dort ansässigen Filialen Bescheid wissen musste. Leider muss hier erwähnt werden, dass der ROSIS-Index eine derart genaue Größe im intergalaktischen Geldverkehr war, dass nur Welten mit einem

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bestimmten Planetenbruttosozialprodukt über eine ROSIS-Filiale verfügten. Allein Gerüchte über die Schließung einer ROSIS-Filiale brachten ganze Sonnensysteme an den Rand des finanziellen Ruins und bedeckten die Gehwege bestimmter Planeten meterhoch mit Leichen von Börsenspekulanten. Die Erde hatte schon seit mehreren Jahrzehnten keine Filiale mehr. "Aber, aber Herr Minister", lenkte der junge Hausherr ein. "Wir wollen uns doch nicht schon zum Beginn dieser heiklen Mission schon in die Haare bekommen. Natürlich hat die Erde keine Mittel ein derartiges Projekt zu finanzieren!" "Soll das etwa heißen, dass dieses Schiff von anderen Planeten finanziert wurde?" "Ich bitte sie, Fräulein Annabelle. Sie sind doch eine kluge Frau. Kein anderer Planet im bekannten Teil des Universum würde der Erde inzwischen noch mehr als eine Büroklammer borgen und die auch nur dann, wenn sie verbogen ist." "Dann hat die Erde Kontakte zu einer verborgenen Finanzierungsgruppe im unbekannten Teil des Universum aufgenommen!" keuchte Frederick über

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die ungeheure Neuigkeit. Seit ein paar Jahrhunderten wurde das Universum willkürlich und völlig aus der Luft gegriffen in drei Teile geteilt. In den bekannten Teil des Universums, den unbekannten Teil des Universums und den Bereich über den man nicht spricht. Im bekannten Teil des Universums sind Planeten enthalten die nicht feindlich, oder zu mindestens dahingehend neutral gegenüber der Erde eingestellt sind, dass sie zwar nicht darauf verzichten gegen die Erde zu pöbeln und zu stänkern, aber keine wirklich

kriegerischen

Handlungen

anstreben.

Pazifismus ist nun mal leider weiter verbreitet als allgemein bekannt. Im unbekannten Teil befindet sich der Teil der Planeten, die die Erde am liebsten auf Kollisionskurs mit dem nächsten schwarzen Loch sehen würden. Hier wurde die Erde nicht gerade verabscheut,

sondern

abgrundtief

gehasst,

kriegerische Handlungen waren somit an der Tagesordnung, aber seitdem in der Erdflotte keine wirklich

erfahrenen

Raumschiffkapitäne

mehr

vorhanden sind, hat dies abgenommen. Grundsätzlich war hieran nicht nur die Überheblichkeit im Auftreten gegenüber anderen Rassen schuld, sondern

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auch der, dankenswerter Weise vergebliche, Versuch die Bürokratie einzuführen. Im Teil über den man nicht spricht sind Dinge geschehen und passiert, die niemand genau wusste aber genügend Spielraum ließen für die wildesten Spekulationen und Gruselgeschichten für Kinder. "Nein", lachte Howard glockenklar auf. Annabelle rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her. Dieser Howard hatte etwas, was ihr mehr als gefiel, vielleicht war die Reise doch angenehmer als zuerst gedacht. "Die Finanzierung habe ich übernommen. Ich habe nicht nur eine Schwäche für schöne Frauen, sondern auch für gigantische Maschinen. Die Leber-Aus-Blei ist das größte Raumkampfschiff was jemals die Atmosphäre eines Planeten verlassen hat, und nachdem ich mit meinem Finanzberater gesprochen habe auch das Letzte dieser Art sein wird." "Privat finanziert!?" alle Anwesenden schauten sich verwirrt an. Die Entwicklung und Finanzierung eines Raumkampfschiffes war eine sehr kostspielige Sache und überstieg schon seit langem die finanziellen Möglichkeiten der einzelnen Systeme. Durch den

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Eierpunsch-Hewett-Antrieb konnte heutzutage alles durch den Weltraum schippern was an den Antrieb festgeschraubt Gefährte

werden

legen

kann.

unglaubliche

Abenteuerlichste Strecken

zurück,

obwohl sie nur aus Pappe, Kaugummi und Antrieb bestehen. Dennoch ist ein Kampfschiff eine andere Sache. Hier werden in erster Linie Wert auf Feuerkraft

und

gewerkschaftlich

geforderte

Gemeinschaftsräume gelegt. "Abgesehen davon, dass die Leber-Aus-Blei privat finanziert wurde, hat sie die Feuerkraft aller Kampfschiffe stufenlos

TONIS,

schaltbare

beliebig

beleucht

Schutzschilde,

und

dreilagiges

Toilettenpapier, auch in den Mannschaftstoiletten, ein

Lage-

und

Informationszentrum

mit

Videodirektschaltung in alle Kommunikationsnetze und -frequenzen, Kabelfernsehen sowie einen 18 Loch Golfplatz." "Bekommen wir wenigstens Visitenkarten?" fragte Trevor gelangweilt. "Wenn sie glauben dass es das ist, was ein Kampfschiff ausmacht, dann tun sie mir leid!" flüsterte Kapitän Hartner heiser. Bisher hatten noch

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alle angenommen, dass der Kapitän noch weiterhin in seinem Sitz schlief. "Ah, ja natürlich! Ein Schiff ist natürlich nur so gut wie sein Kapitän. Daher freue ich mich besonders den wohl bekanntesten Kapitän von TONIS bei uns begrüßen zu können. Ihre Heldentaten sind uns durch Film und Fernsehen natürlich nur zu gut bekannt!" Gemeint

waren

damit

nicht

irgendwelche

gemeinnützigen Heldentaten, die gern zahlendem, aber

ansonsten

mit

einem

IQ

einer

Amöbe

ausgestattetem Publikum in düsteren Hallen und fragwürdigem,

geschmacksneutralem

Zwischenmahlzeiten vorgeführt werden. Kapitän Hartner

war

Polizeisendungen

eher oder

aus von

Fahndungsaufrufen, Interviews

völlig

verstörter Kundschaft von TONIS in Erinnerung geblieben. "Falls sie mit schmeicheln wollen, vergessen sie es!" Kapitän Hartner versuchte an seinen Fesseln zur zerren, allerdings kam es nur in drittklassigen Filmen und realitätsfernen Erzählungen vor, dass Gefangene nur nachlässig gefesselt werden und sich im entscheidenden Moment durch heftiges zerren an den

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Fesseln

befreien

können.

Jeder

angehende,

psychosomatisch gestörte Serienkillerlehrling lernt bereits in der ersten Unterrichtsstunde den richtigen Gebrauch

von

Gebrauchsgegenständen

Seilen die

und zur

anderen

fachgerechten

Fesselung dienen können. Dennoch verlange es die Dramaturgie eines jeden Stückes wo das Opfer versucht mindestens einmal mit verzehrtem Gesicht in Großaufnahme an den Fesseln zu reißen. "Aber Kapitän", flötete Howard. "Ohne sie kann die Reise doch überhaupt nicht beginnen!" "Vergessen sie es gleich wieder. Niemand kann mich dazu zwingen an einer derart meschugge Mission teilzunehmen! Und nein, ich bin nicht mehr in der Armee, ich habe mir meine unehrenhafte Entlassung sauer erdient, sie können mich also nicht mehr zwingen. Außerdem, sehe ich aus wie ein Fan der hiesigen Sicherheitsorgane?" Kapitän Hartner war einer

der

erfolgreichsten

Erd-

Militärraumschiffkapitäne der neueren Zeit. Er hatte mit seinem Schiff mehrer Rekorde aufgestellt und alle Kampfhandlungen an denen er beteiligt war stets gewonnen, leider gingen dabei derart viele Crews

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und Einsatzschiffe drauf, dass Hartner dringend aus dem aktiven Dienst ausscheiden musste um die Raumflotte zumindest bei feierlichen Anlässen und Paraden mit mehr als nur drei armseligen Schiffen aufwarten

lassen

zu

können.

Ein

freiwilliger

Abschied kam nicht in Frage, also wurde Kapitän Hartner in eine Falle gelockt. Im Offizierskasino wurden ihm ungezinkte Karten zugesteckt und er somit des Betruges überführt und unehrenhaft aus der Armee geworfen. "Ah, sie haben die vorangegangene Diskussion als mitverfolgen können!" plapperte Howard munter weiter. "Wir bieten ihnen Immunität!" schaltete sich der Minister wohlwollend ein. Da der Kapitän auf mehr als der Hälfte aller einigermaßen interessanten Planeten,

denen

mit

einer

ROSIS-Filiale,

Landeverbot hatte war dies ein recht verlockendes Angebot. "Stecken sie sich ihre Immunität dahin, wo die Sonne nicht scheint!" "Geld? Sie bekommen soviel Geld, dass sie sich einen eigenen Planeten leisten können!" Der Minister

34

war inzwischen doch recht nervös geworden. Bisher war es ihm noch immer gelungen einen Freiwilligen zu

finden,

allerdings

waren

die

bisherigen

Freiwilligen spätestens beim Geld schwach geworden und so hatte er in seiner Beamtenlaufbahn alle Hindernisse leicht beseitigen können. Doch jetzt fehlten ihm so langsam weitere Argumente. "Habe ich schon! Ich bin nicht käuflich!" "Frauen?" "Nein!" "Männer?" "Spinnen sie jetzt endgültig?" "Lassen sie mich mal", schaltete sich Frederick ein. "So wie ich die Sache bisher verstanden habe, haben sie die Gelegenheit bei dieser Mission mindestens eine halbe Galaxie in Schutt und Asche zu zerlegen." "Warum haben sie das nicht gleich gesagt. Ich bin ihr Mann! Übrigens Geld und Frauen können sie gleich wieder auf die Liste packen, als Bonus sozusagen." "Na prima", freute sich der Minister. "Schön, dass wie das jetzt geklärt haben!" meinte Howard munter. "Wir haben noch eine Menge arbeit

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vor uns. Startvorbereitungen, Waffentraining und Shopping." "Shopping?" fragte Trevor misstrauisch. "Ja glauben sie, ich lasse sie so wie sie im Moment herumlaufen in mein Prunkstück hinein?" "Was ist gegen unsere Kleidung einzuwenden?" "Die Männer zu langweilig, die Frau zu wenig sexy und weil ich es so will. Die Leber-Aus-Blei ist etwas Besonderes und die Mannschaft soll es ebenfalls sein! Und Kapitän, bevor sie etwas sagen, ohne mein Schiff keine Galaxie in Schutt und Asche." Der Kapitän schluckte seine Erwiderung hinunter und ballte stattdessen fortwährend die Hände zu Fäusten. "Für sie habe ich da etwas besonders Schickes!" Er klatschte in die Hände und wie von Zauberhand fuhr ein Catwalk aus dem Boden, Nebel wallte auf, sphärische Musik erklang und mehrere männliche, eindeutig

Models

erschienen.

Sie

trugen

enganliegende Hosen und Oberteile tänzelten dabei wie verrückt über den Laufsteg. Die Hose war klassisch schwarz und ohne Schlag, das Oberteil braun, grün oder bläulich. Scheinbar waren sie nach

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Rang oder Tätigkeit geordnet, was auch durch die gespielten

Respektbezeugungen

durch

die

andersfarbig gekleideten Models betont wurde. Sie kuschten uns schleimten was das Zeug hielt. Wahrscheinlich hatten sie Angst ohne Gute-NachtKuss in das Bett geschickt zu werden. Braunes Oberteil schien aufgrund seiner Rangabzeichen der Kapitän zu sein. Trevor und Frederick steckten demonstrativ ihren Zeigefinger in den Hals und machen anderweitige obszöne Gesten, Kapitän Hartner hingegen schien vor Freude feuchte Augen zu bekommen. Annabelle kicherte ununterbrochen, allerdings nur bis die Dame den Catwalk betrat. Diese trug ein sehr eng anliegendes einteiliges, orangenfarbiges Kleid, welches nur sehr knapp unterhalb der Pobacke endete. Jede Bewegung in diesem Kleid, außer sitzen oder

sehr

gerade

stehen,

diente

scheinbar

ausschließlich dazu Männerfantasien zu erfüllen. Im Ohr hatte die Dame einen Metallstift stecken der mindestens 5 Zentimeter herausschaute, als hätte der Chirurg

bei

der

Hirnentfernung

sein

Besteck

vergessen.

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"Spinnen sie jetzt völlig?" fragte sie völlig verblüfft. "Derartige Kleidungsstücke werden noch nicht einmal bei ROSIS geduldet!" "Aber nein, meine Liebe, es ist mein purer Ernst!" antwortete Howard und lächelte sehr charmant. "Also mir gefällt es", sagte Trevor und auch Frederick signalisierte heftige Zustimmung. "Schön, da wir nun auch das geklärt haben, sollten wir uns nun das Schiff anschauen!" Howard klatschte erneut in die Hände, ignorierte die aufschäumende Gemütsverfassung der einzigen Dame im Raum, der Catwalk und die Models verschwanden und ein Hologramm eines Raumschiffes manifestierte sich in der Mitte des Raumes.

Das Raumschiff wirkte auf den ersten Blick nicht wirklich bedrohlich, im Sinne von Einschüchterung, sondern eher abgrundtief böse. Die Designer des Schiffes hatten entweder zu viele Horrorfilme gesehen, hatten gerade kein Nippes zur Hand oder den klaren Auftrag erhalten potentielle Gegner durch das bloße Äußere derart einzuschüchtern, dass sie den Schwanz einzogen und laut jaulend davonliefen.

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Das Schiff wies klare, kalte geometrische Formen auf und war zusätzlich zu der geballten Ladung Boshaftigkeit auch noch in einem völlig langweiligen grau gestrichen. Die einzigen Farbkleckse bestanden in einem Positionslicht auf einer tellerartigen Diskusscheibe, die laut den herumschwirrenden Informationen auch das Deck enthalten sollte. Es schien

nichts

Überflüssiges

zu

geben,

jeder

Quadratmeter Außenhülle schien entweder den Zweck der Abschreckung oder der Verkörperung des Bösen zu dienen. Der Rumpf schien aus einer schlichten Röhre zu bestehen, diese war verbunden durch eine Art Hals und in einen umgedrehten Suppenteller zu enden. Ebenfalls an der Röhre führten zwei breite, schnörkellose Verstrebungen in v-Form nach oben, auf denen ebenfalls zwei Röhren befestigt waren, die scheinbar die Triebwerke beinhalteten. Einen derartigen Stilbruch in der bemannten Raumfahrt hatte es noch nie gegeben, allein

durch

längeres

Betrachten

wurden

Depressionen ausgelöst.

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Kapitän Hartner riss elektrisiert die Fesseln durch als wären sie aus Papier, sank auf die Knie, Tränen rannen an seinen Wangen herab und er schien der glücklichste Weltraumkapitän zu sein, der demnächst eine Galaxie zum spielen bekam. "Sie ist einfach nur schön", murmelte der Kapitän und erstickte seine Tränen mit seinem, im Übrigen sehr schmutzigen, Hemd. "Ja,

ich

kann

das

wirklich

nachfühlen!"

kommentierte Howard den Gefühlsausbruch des Kapitäns. "Ich habe allein drei Jahre für die Auswahl des Außenanstriches benötigt. Tests haben ergeben, dass 90 Prozent der erfahrenen Raumschiffkapitäne auf diese Farbe mit tiefster Resignation reagiert haben, mehrere hatten sogar die Selbstzerstörung ihrer Schiffe in betracht gezogen." Stolz umrundete Hughes das Hologramm. "Sie sehen hier die Bemühungen und die Verkörperung von 20 Jahren intensivster,

akribischster

Meisterleistungen,

die

und

exzentrischster

ein

menschliches

Ingenieurgehirn, nämlich meines, hervorbringen kann. Beachten sie vor allem die völlig im Rumpf

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verschwunden Nieten in der Außenhülle!" Howard war völlig weggetreten. "Nun meine Dame und meine Herren, haben sie noch inhaltliche Fragen zu ihrem Auftrag?" der Minister holte Howard ziemlich unsanft wieder in die Realität zurück. "Niemand, wie erfreulich! Ich denke ein Trinkspruch zu Ehren unseres Gastgebers wäre doch nun wirklich angebracht, zumal er auch die Kosten für die Drinks übernimmt!" Der Minister nahm eines der

bereits

gefüllten

Gläser,

welches

Tito

kriecherisch reichte, hob es in Augenhöhe und wartete bis jeder der Anwesenden ebenfalls ein Glas in der Hand hielt. "Auf einen der größten Ingenieure und Menschen mit Zielen, jemanden der seinem Planeten auf das tiefste verbunden ist und, nebenbei bemerkt, keine Kosten und Mühen gescheut hat meinen Wahlkampf zu finanzieren. Heben wir unser Glas auf Howard Hughes!" "Auf den charmantesten Gastgeber den man sich vorstellen

kann",

fügte

Annabelle

tiefgründig

lächelnd hinzu.

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"Was soll das denn sein?" fragte der Kapitän angewidert, nachdem er vorsichtig daran genippt hatte. "Keine Blume, keine Geschmack und kein Kick!" "Champagner,

der

Beste

natürlich!"

erwiderte

Howard und prostete dem Kapitän auffordernd zu. Da der Kapitän der einzige ehemalige TONISKapitän ist, der über eine Blut-Waschanlage verfügt und diese auch eifrig nutzt, sprach er inzwischen natürlich nur noch den stärksten Getränken zu. Seine Spesenrechungen

waren

bei

allen

Buchhaltern

TONIS gefürchtet und in der Akademie für angewandten

Steuerbetrug

begehrte

Prüfungsunterlagen für angehende Steuerberater. Bei einigen der Prüflinge wurde nach erfolgreichem ablegen

der

Prüfung

zwar

eindeutig

eine

Persönlichkeitsspaltung festgestellt, brachte diesen allerdings im späteren Beruf die Möglichkeit doppelten

Aufwandsentschädigung

gelten

zu

machen. "Mit Eis wäre das Gesöff unter Umständen genießbar!"

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"Sie brauchen Eis? Einen Moment, ich meißele ein wenig vom Herz meiner Ex ab!" "Sehr

witzig!"

kommentierte

Annabelle

den

Kommentar Trevors. "Scheiße, wir werden alle draufgehen!" murmelte Frederick und schüttete den Inhalt des Glases in einem Zug herunter, während er nach der Flasche griff, die noch immer auf dem Tablett stand, welches Tito inzwischen abgestellt hatte um sich ebenfalls eines der Gläser zu genehmigen. "Danke Crew", sagte Howard leicht beschämt.

"Dieses blöde Kleid!" schimpfte Annabelle und zupfte an allen Seiten, zog erst hier, dann dort aber es wurde nicht länger. Seitdem sie begonnen hatten die sich mit dem Schiff vertraut zu machen, bestand Howard darauf, dass sie sich alle diese Uniformen, wie er es nannte, zu tragen. Die Schulungen waren recht nett, aber das Schiff war so gut wie automatisiert und außer dekorativ herumzustehen hatten sie nicht wirklich etwas zu tun. Das jeder mit einer Aufgabe betreut wurde war ja ganz schön und gut, aber Trevor zeigte nicht gerade die Intelligenz

43

und

die

wissenschaftliche

Gleichmut

eines

Wissenschaftsoffiziers und Frederick eignete sich ebenso wenig zum Bordtechniker. Ihr selbst war die Rolle der Kommunikationsoffizierin zugefallen, Tito der Steuermann und Waffensystemoffizier. Der Kapitän war der Kapitän, der Minister einfach nur der

Minister.

Zugegeben,

dass

Schiff

war

phantastisch und Howard machte sich perfekt in seiner eng anliegenden Uniform. Annabelle begann während der Schulung sehr heftig mit ihm zu flirten und setzte dabei die von ihm so geliebte Uniform sehr zu ihrem Vorteil ein, aber er schien eher an ihrer perfekten

Sitzhaltung

vor

dem

Kommunikator

interessierter zu sein, als an ihren offensichtlichen Reizen. Außerdem nervten sie inzwischen einige der Einrichtungen an Bord dieses Traumschiffes, wie Kapitän Hartner dieses Schiff beständig nannte. Auf einem so genannten Holodeck sprangen nach einigen Programmeingriffen von Trevor und Frederick inzwischen nur noch spärlich bekleidete Damen mit extremen

Körpermaßen

herum

und

der

Transportbereich beinhaltete eine Vorrichtung die den Körper auseinander reißt und an einem anderen

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Ort wieder zusammensetzt. Kein angenehmes Gefühl und Annabelle wehrte sich energisch nach dem ersten Versuch auf weitere. Trevor und Frederick ließen sich abwechselnd in die Cheerleaderumkleidekabine der Amerikan Huskies verschicken, bis einer der Beiden mit einigen blauen Flecken und Augen zurückkehrte und freiwillig keine weiteren Angaben hierzu machen wollte. Schlichtweg gesagt, ging ihr dieses Schiff gewaltig auf den Keks. "Ich

war

gerade

unten

im

Maschinenraum!"

schimpfte Frederick als er auf die Brücke kam. "Da hängt ein Schild - Egal was passiert, gehen sie nicht hinein und wenn doch, fassen sie nichts an!" "Das ist noch gar nichts", ereiferte sich Trevor, der vor den Geräten zu wissenschaftlichen Erfassung und Prüfung dienen sollen. "Egal was für einen Knopf ich drücke, es passiert immer etwas anderes. Der ganze Kasten ist automatisiert!" "Regt euch doch nicht auf, die haben halt eure Akten gelesen und daraufhin lieber überall den Autopiloten rein gehauen. Also ich fühle mich so besser. Ich gehe mal zu Tito und höre mir die Erklärungen zum WarpAntrieb an, scheint ja was ganz heißes zu sein!"

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"Halten sie sich von Tito fern", flüsterte Frederick Annabelle zu, als Howard wieder einmal langatmig Tito die Steuerung und die Verteidigungsanlagen des Schiffes erklärte. "Warum, er ist doch nur unser Aufpasser vom Minister. Auch wenn er ein Gesicht hat, als wäre er in einen Mixer geraten, glaube ich doch aufgrund meiner Menschenkenntnis zu erkennen, dass dieser Tito

im

Grunde

ein

einfacher,

langweiliger

Bürokratenarsch ist, der vor jeder Anweisung seine Zuständigkeit,

Verhältnismäßigkeit

und

Karriereaussichten prüft." Tatsächlich hatte sich Tito in den letzten Tagen nicht wirklich geschickt gezeigt, wenn es um die Steuerung des Schiffes ging, die Verteidigungsanlagen

hingegen

hatten

es

ihm

eindeutig angetan und beherrschte er im Schlaf. Trevor musste nervös auflachen. "Du hast vielleicht eine Menschenkenntnis." "Wenn ich an unsere Ehe denke, gebe ich dir Recht!" "Dieser Mistkerl ist die Ausgeburt eines Bürokraten reinster Natur, und hat dabei ein wenig zu viel Spaß an

der

Zuständigkeits-

Verhältnismäßigkeitsprüfung."

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und

der

"Kommt hört auf, was soll das den. Er ist ein Lakai des Ministers, ein Stiefellecker. So welchen haben wir bei ROSIS massenweise die schöneren Seiten des Alltages gezeigt." "Tito ist unter anderem für die Mehrzahl der unerfreulichen Begebenheiten im unbekannten Teil des Universums verantwortlich!" flüsterte Trevor. "Er ist für die große Räumung des Pferdekopfnebels zuständig gewesen!" stimmte Frederick mit ein. "Tito hat die Derwische von Sirmatz 3 auf Narino umgesiedelt, die daraufhin alle Einwohner auf Monodion dahingemetzelt haben. Grundlos wie Tito den Erdenrat später berichtete, ohne zu erwähnen, dass er wusste, das die Derwische alle nicht kriegerischen Lebewesen und deren schwachen Kulturen

im

Raumstunden

Umkreis als

unbegründeten entgegenbringen

von

Nachbarn

und und

mindestens

zwei

missachten,

einen

absoluten nach

tiefen

Hass

Möglichkeit

dahinmetzeln. Sie entschuldigen sich zwar später, aber hingemetzelt ist hingemetzelt." "Er ist völlig durch den Wind! Kennen sie die Schutzregel 3 des internationalen Planetenkonvents

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von 1970?" Kurz nach der ersten Mondlandung, kamen die Führer der freien Welt darüber überein, dass es nun an der Zeit wäre, sich nobel gegenüber den Rest des Universums zu zeigen und gewisse Regeln aufzustellen um einerseits den menschlichen Führungsanspruch

gegenüber

unmissverständlich

deutlich

dem zu

Universum

machen

und

andererseits auch eine, wenn auch nur geringe, humanitäre Note hinein zu bringen. Hauptsächlich ging es hierbei um die vertraglich festgesetzte Vorgehensweise der einzelnen Nationen bei einem Kontakt mit einer fremden Rasse bis hin zur notwendigerweisen Zerstörung fremder Planeten. "Natürlich, niemand darf sich in die sexuelle Selbstbestimmung

von

extraterristischen

Wesen

einmischen, außer es ist zum Wohle der Menschheit wichtig oder die Aussicht auf massenweise Geld oder andere

geldwerte

Vorteile

sind

zu

erkennen.

Außerdem erst fragen, dann anfassen!" "Nein, dass kommt erst später, wir meinen das Verbot

der

Einmischung

in

die

religiösen

Gegebenheiten von neu entdeckten Planeten."

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"Oh ja, klar", entschuldigte sich Annabelle. "Dieser Abschnitt ist in den ROSIS-Ausbildungsrichtlinien nicht wirklich fett gedruckt." "Dagegen hat Tito vorsätzlich und in voller Absicht verstoßen. Als er bei einer seiner politisch-christlich motivierten Kreuzfahrten auf Bregular 4 feststellen musste, dass die hier ansässigen Heiden vernünftige Gottheiten verehrten, die man auch nach belieben anrufen konnte um sich Rat oder ein kleines Wunder zukommen zu lassen, keine Opfer brachten und keine Anstalten machten Weihnachten zur Hebung des Umsatzes der irdischen Kaufmannsgilde zu feiern, hat er ihre alte Religion zerstört und den Planeten anschließend

mit

Weihnachtsramschläden

überschwemmt." Bregular 4 ist seitdem im gesamten Universum

bekannt

als

der

immerwährende

Weihnachtsplanet, auf dem es das ganze Jahr Weihnachten ist. Bregular 4 ist inzwischen eine Touristenhochburg. Die Bewohner von Bregular 4 reagierten leider immer zunehmender körperlich aggressiv zerschlugen

wenn

Weihnachtsmusik

Teetassen

beim

ertönte

Anblick

und eines

Weihnachtsmanns. Aus diesem Grund sind die

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Einwohner irgendwann ausgewandert, niemand weiß wohin und eigentlich ist es den anderen Rassen auch egal, solange Weihnachtsartikel rund um die Uhr geordert werden können. "Ruhig!" zischte Trevor. "Er kommt hier herüber!" "Darf ich fragen, welche üblen Gerüchte mal wieder über mich verbreitet werden?" fragte Tito sehr sachlich und ohne wirkliche Betroffenheit. "Ihr Gesicht sieht nach etwas aus, in das ich schon mal auf der Straße aus Versehen rein getreten bin, aber nicht wie menschliche Züge!" Annabelle war nicht gerade mitfühlend, aber dieser Mann war ihr inzwischen zutiefst zuwider. Nicht die Zerstörung einer

scheinbar

funktionierenden,

endabnehmerorientierten und positiven Religion rief diese Abscheu hervor, sondern einen Planeten in ein immerwährendes Weihnachtsfest zu verwandeln war für sie die Abscheulichkeit schlechthin. "Ein unbedeutender Preis den ich zahlen musste, dafür konnte ich aber auf Staatskosten gehörig die Sau rauslassen." antwortete Tito selbstgefällig, aber mit Überzeugung in der Stimme.

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"Ruhe bitte, Ruhe!" rief Howard und klatschte in die Hände. "Ich darf ihnen allen Gratulieren, die Einarbeitung ist überstanden, morgen können sie zu ihrem größten Abenteuer aufbrechen! Ich beneide sie wirklich um diese Aufgabe." "Wieso

wir?"

fragte

Frederick

misstrauisch.

"Kommen sie denn nicht mit?" "Ich? Wo denken sie denn hin. Wenn ich von diesem Planeten weg könnte, würde ich mich doch nicht mit einer derart zweitklassigen Besatzung zufrieden geben. Ich bleibe natürlich hier, wünsche ihnen alles Gute und falls sie scheitern sollten, machen sie sich keine Vorwürfe wegen dem schönen Schiffs, eine eigens von mir entworfene Steuerung wird das Schiff automatisch zu mir zurückbringen." Howard drehte sich um, gab dem Minister mit einem Wink zu verstehen ihm zu folgen und verschwand ohne einen weiteren Blick oder ein weiteres Wort zu verlieren von Bord des Schiffes. Annabelle fasste sich als erste, riss sich empört ihren Stöpsel aus dem Ohr, holte aus um ihn mit voller Wucht auf den Boden zu schmeißen. Tito hielt ihr

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den Arm mit einem eisernen Griff fest, wie man ihm nicht zugetraut hätte. "Machen sie das nicht. Wenn sie diesen Stöpsel verlieren oder beschädigen, können wir mit keinem anderen

Schiff,

Planeten

oder

anderweitig

Intelligentem mehr kommunizieren, dass Schiff lässt dies nicht anders zu. Außerdem habe ich für jedes Teil hier an Bord unterschreiben müssen, bei Beschädigung,

zu

großer

Abnutzung,

starker

Verschmutzung oder Verlust muss die Erdregierung dies Herrn Hughes ersetzen." Bockig schaute Annabelle Tito an, da der Griff aber nicht nur eisern, sondern auch recht schmerzhaft war, erlahmt recht schnell ihr Widerstand und sie verzichtete darauf den Stöpsel auf den Boden zu schmeißen. "Nichts kaputt machen", schärfte Tito ihr noch einmal ein. "Das gilt für jeden hier drin! Kapitän, starten sie den Vogel und bringen sie uns sofort auf Kurs 75 - 335 - 221. Die genaueren Koordinaten lasse ich ihnen zukommen, wenn es soweit ist." "Mich überkommen leichte Zweifel, ob sie hierzu bevollmächtigt sind?" fragte Trevor vorsichtig nach.

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"Seien sie versichert, dass es so ist!" erwiderte Tito bestimmend.

Das Schiff schoss aus einer Öffnung im Boden der Villa von Howard Hughes und schien regelrecht darauf zu brennen unbekannte Weiten zu erforschen, neue Welten zu entdecken, sowie irgend jemanden im unbekannten Teil des Universum in den Hintern treten zu wollen. "Glauben sie, sie werden es schaffen?" fragte der Minister Howard Hughes, die den Start des Schiffes aus dem Wohnzimmer der Villa verfolgten. "Glauben heißt nicht wissen", antwortete Howard. "Sie sind sich doch im Klaren darüber, was geschieht wenn sie versagen!" "Ja, ich hoffe sie haben Vorsorge getroffen?" "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, aber es ist uns noch nicht gelungen die damaligen Voraussetzungen wieder herzustellen. Wenn diese komplett verblödete Crew kein Glück hat, werde ich auf dieser Erde wohl draufgehen!"

Howard

wirkte

trotz

seiner

augenscheinlichen Jugend nun sehr müde und alt aus.

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"In ein paar Minuten wird der Präsident vor der Vollversammlung der Räte sprechen. Diese Rede wird von mehr Menschen gesehen und gehören als jedes Rockkonzert, jedes kulturelle Ereignis oder jede Miss Wet T-Shirt Wahl. Diese ultimative Rede wird die wichtigste Rede aller bisher in der Menschheitsgeschichte gehaltenen Rede. Allerdings wird diese Rede auch als die Rede in die der Menschheitsgeschichte eingehen als das größte Märchen, seit ein Urmensch aufgestanden ist um eine Rede

zu

halten.

Gewiss,

es

wurde

in

der

Menschheitsgeschichte schon öfter gelogen, betrogen und Bockmist erzählt, aber diese Rede wird die Mutter aller Reden. "Und wir beide werden die Einzigen hier auf der Erde sein, die wirklich wissen was los ist!" "Gewissensbisse?" fragte der Minister. "Bestimmt nicht, je eher wir das hier hinter uns haben umso besser!" Howard machte eine weit ausschweifende Geste. "Glauben sie, ich möchte wieder mit Windeln rumlaufen?"

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Das Schiff gewann schnell an Höhe und verschwand nur wenige Augenblicke nach der Einleitung der Startsequenz

und

blieb

am

Boden

völlig

unbeobachtet. Nur einige wenige Wildenten, die aufgrund der Begegnung mit dem Schiff gezwungen wurden ihren Kurs zu ihren seit Jahrtausenden genutzten Brutstädten zu ändern um nicht als Ärgernis an der Windschutzscheibe des Schiffes zu enden, nahmen den Start wahr. Diese Kursänderung führte allerdings dazu, dass in den genetischen Code dieser Wildenten diese Information aufgenommen wurde und nach nur einer Fortpflanzungsgeneration dazu führte, dass sich nicht nur das Brut- und Fortpflanzungsverhalten

nachhaltig

veränderten,

sondern auch das Verhalten zueinander, miteinander und überhaupt in allem. Die Enten spürten das drohende Ende der Erde zogen es einige Monate später vor, nicht mehr dem Wandertrieb zu folgen, sondern entwickelten schnell einen soliden und erstaunlich geräumigen Raumtransporter, aus Teilen die irgendwo herumlagen, so hieß es jedenfalls später in der Chronik der Wildenten. In Wirklichkeit hatten sie ein Memorandum of Agreement mit den Elstern

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getroffen und die stahlen sie alles was nicht niet- und nagelfest war. Den Elstern wurde zugesagt, die Erde mit den Enten verlassen zu können. Natürlich hielten sich die Enten nicht an diese Abmachung, prellten die Elstern und verließen eine Woche vor dem eigentlichen Termin eilends die Erde und ließen die Elstern zurück. Ein Kapitel in der Entenhistorie das immer geleugnet wurde. Dann entdeckten die Raumenten knapp ein Jahrhundert später einen angenehmen, erdähnlichen Planeten. Sie beschlossen die Raumfahrt sausen zu lassen, auch weil sie eine Bilderbuchbruchlandung hinlegten und besiedelten den Planeten, der seltsamerweise frei von irgendwie geartetem Lebewesen war, aber voll der feinsten Entengrütze überhaupt. Die Raumenten ließen sich dort häuslich nieder, gründeten kleine gemütliche Wohnsiedlungen und engagierten sich in der Kommunalpolitik. Kaum dreihundert Jahre nach der folgenschweren Begegnung mit dem Schiff, welches sich anschickte die Erde zu retten, hatten die ehemaligen irdischen Wildenten den neuen Planeten intensiv ausgelaugt, atomar verseucht und ihre Kultur mit

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nichts

sagenden

Werbebotschaften

für

schnabelkariesfördernde Schokoriegel verblödet, was wieder einmal aufzeigte, dass alle Intelligenz, egal welcher Rasse, immer den gleichen Weg in den Untergang nimmt.

Der Flug dauerte inzwischen zwei Tage in denen nichts, eigentlich noch weniger als nichts passierte. Kapitän Hartner saß ununterbrochen in seinem Kapitänssessel,

streichelte

diesen

immer

dann

zärtlich, wenn er sich unbeobachtet fühlte und war so in seinen Träumen versunken, dass er die Befehle von Tito ohne mit der Wimper zu zucken ausführen ließ. Früher hätte nur die Andeutung eines Befehles an den Kapitän gereicht um sich anschließend als Orgskacke wieder zu finden, heute war er nur noch ein

Schatten

seiner

selbst.

Annabelle

suchte

inzwischen das gesamte Schiff nach einer anderen Uniform ab, aber außer denen die die Mannschaft trug, waren keine anderen Kleidungsstücke an Bord. So begann sie alle Anwesenden nacheinander um die Herausgabe deren Uniformen anzugehen, aber niemand war bereit hier Zugeständnisse zu machen

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und Annabelle fand sich schließlich damit ab, das zu kurze Röckchen zu tragen.

Mehrere Tage später kreuzten sie am Rande der Grenze zum unbekannten Teil des Universums. "Kapitän", sprach Trevor Kapitän Hartner an. "Wir sind ganz in der Nähe der letzten Raststätte vor der Grenze. Vielleicht sollten wir hier kurz Rast machen, bevor wir uns in das beschissene Abenteuer stürzen aus dem wir sowieso nicht mehr zurückkommen." "Keine schlechte Idee", antwortete der Kapitän nach einer kleinen Pause. "Wir beamen uns hinunter." Er drehte sich zu Frederick um. "Bereiten sie alles vor, ein wenig Ablenkung wird uns nicht schaden. Gesamte Mannschaft in den Transporterraum!" "Nein!" flüstere eine kratzige Stimme hinter dem Kapitän. Wütend drehte sich der Kapitän um und stand nur wenige Zentimeter von Tito entfernt. Es begann ein Augen- und Mundgeruchduell der Extraklasse. Kapitän Hartner, der in der gesamten Galaxis einen hervorragenden

Ruf

im

Bereich

der

extrem

mangelhaften Mundhygiene innehatte, traf auf den

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wohl gefürchteten Starrer überhaupt. Beide wankten und wichen nicht, obwohl der stechende Blick Titos dem

Kapitän

Kopfschmerzen

bereitete,

die

Mundflora des Kapitäns hingegen Tränen in den Augenwinkeln Titos hervorriefen. "Sie wollen sich einem direkten Befehl ihres Kapitäns widersetzen?" zischte der Kapitän und rief damit bei Tito den Wunsch wach sich sofort, ausgiebig und geräuschvoll zu übergeben. "Vielleicht haben sie es noch nicht begriffen, aber die Befehle hier gebe ich!" erwiderte Tito und legte seine gesamte Willenskraft in Stimme und Blick. Der Kapitän wankte kurz, fing sich aber ab und setzte zum Gegenangriff an. "Die Funktion eines Kapitäns ist nicht in Frage zu stellen. Ich bin die Autorität hier an Bord, ich habe die Befehlsgewalt, lege fest wie viel Schnaps wer bekommt und führe die Trauungen durch, sofern es sich um kompatible Wesen handelt, alles andere ist Schweinerei!" "Ich bin vom Minister als Koordinator eingesetzt worden und werde für das Wohl der Erde mein Bestes tun. Wir haben nicht die Zeit, um uns in

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irgendeiner Frittenbude am Rande des bekannten Teil des Universum herumzudrücken und dabei unseren Auftrag gefährden!" Tito schrie auf eine Art und Weise die erkennen ließ, dass er gewohnt war sich durchzusetzen und der Verlierer sich anschließend sehr schlecht fühlte, falls er dann überhaupt noch in der

Lage

war

etwas

bekanntlichermaßen aneinanderhängende

zu dazu

Organe

fühlen,

da

mehrere, und

Körperteile

gehören. "Falls sie auf meine Nachlässigkeit der letzten Tage ihnen gegenüber damit ansprechen möchten, teile ich ihnen hiermit mit, dass jedes weitere Widerwort von ihnen vor einem internen Schiffsgericht geahndet werden kann!" Derartige Schiffsgerichte füllten inzwischen

nicht

nur

einige

Bände

der

Weltraumagentur für irrwitzige und aus der Luft gegriffenen Rechtsanmaßungen, die inzwischen in eine anerkannte Rechtsform und -lehre übergegangen sind, sondern auch einige Leichenkammern der örtlichen Leichenschauhäuser. Außerdem hat sich inzwischen ein eigener Fernsehkanal auf dieses

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Thema gestürzt und berichtet täglich live aus einigen Raumschiffen heraus. Ursprünglich sollte durch ein solches Schiffsgericht den

Mannschaften

von

Sternenschiffen

die

Möglichkeit gegeben werden durch demokratische Prozesse unliebsame Kameraden in die Schranken weisen zu können. Eigentlich eine schöne Sache und vor allem weitgehend in Vergessenheit geraten, hatte aber ein pfiffiger Rechtsanwalt vor nicht langer Zeit auf eine derartige Weise sich erst von seiner Schwiegermutter und dann von seiner Ehefrau getrennt. derjenige,

Bei der

einem Schiffsgericht eine

Entscheidung

stellt

sich

herbeiführen

möchte genau in die Mitte der Brücke und beginnt einen mindestens einstündiges Klagelied über den allgemein schlechten Zustand der Küche sowie der Kameradschaft an Bord und nennt am Schluss die Verfehlungen und den Namen der betreffenden Person. Sollten sich mindestens 2/3 der Mannschaft dem anschließen, kann der Schuldige mit allerlei lustigen Strafen belegt, über Bord geworfen oder beides werden. Bei der Vermessung der Brücke zur Ermittelung der exakten Mitte sollte allerdings sehr

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genau gearbeitet werden, da einige der Urteile im Nachhinein angefochten wurden, da nicht die exakte Mitte ermittelt wurde. Sollte die Mitte nicht exakt ermittelbar sein, sollte das Urteil derart endgültig sein, dass der Verurteilte nicht mehr in der Lage ist, das Urteil anzufechten. In verschiedenen Orbiten von Planeten mit extrem langweiliger

oder

masochistischer

Bevölkerung

kreisen inzwischen Schiffe voller Lebensformen, deren Existenz fragwürdig und Verhalten abartig zu bezeichnen ist. Ziel derartiger Schiffe ist es A) tägliche Schiffgerichte zur Unterhaltung der Bevölkerung abhalten zu lassen und demjenigen, der zuerst von Bord geschickt wird, bekommt die höchste Belohnung ausgezahlt. Da aber jeder der Insassen das gleiche Ziel hat, wird die Situation an Bord zwar immer unerträglicher, aber niemand wählt den anderen heraus um seine eigenen Chancen auf den Jackpot nicht zu schmälern. Schiffe wurden von der eigenen Mannschaft schon mit direktem Kurs in die Sonne gesteuert, nur um zu beweisen wer der Unerträglichste ist.

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B) irrwitzige Summen mit Werbung zu verdienen, die

alle

7

Sekunden,

strikt

Werbeunterbrechungsrichtlinien

der

nach

den

Vereinten

Planeten von 2098, eingeblendet wird C) den Planeten von fragwürdigen und abartigen Verhaltensgestörten zu befreien. D)

Versuchsplattformen

für

verhaltensgestörte

Psychiater und Pharmahersteller zu schaffen, da sich herausgestellt hat, dass die Schiffsinsassen jede Form von Psychosen aufwiesen die jemals in freier Wildbahn beschrieben wurden und gleichzeitig jeden medizinischen Quatsch schluckten, wenn dadurch gewährleistet wurde das eigene Verhalten gegenüber den anderen in das unerträgliche steigern zu können. "Lassen sie das!" schaltete sich Annabelle ein. "Ein letzter Ausflug vor dem großen Abenteuer kann nun wirklich nicht schaden. Außerdem besteht dann vielleicht die Möglichkeit, dass ich etwas anderes zum Anziehen bekomme und ein Schiffsgericht wäre gegenüber Tito nicht fair, schließlich mag ihn keiner von uns." "Dann hätten wir da ja geklärt!" sagte Frederick fröhlich und begab sich in den Transporterraum, eine

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Bezeichnung die sich niemand ausdenken musste, da Howard so nett war sich nicht nur um die Ausstattung bis in das kleinste Detail zu kümmern, sondern auch alle Räume und Installationen zu benennen und zu markieren. Einzig das blöde elektronische Pfeifen wenn jemand auf die Brücke ging oder über Bordfunk gerufen wurde ging ihm auf die Nerven. Tito stand wie ein getretener Pudel in der Ecke und versuchte seine Niederlage zu verdauen, was ihm offensichtlich nicht wirklich gut gelang. "Ich komme mit!" beschloss er plötzlich und drängte mit in den Fahrstuhl der sie von der Brücke in den Transporterraum bringen sollte. "Oh, wie kommt den diese Meinungsänderung?" fragte Annabelle schnippisch und versuchte ihren Rock ein wenig nach unten zu ziehen. "Ich befürchte, dass sie ohne mich in arge Probleme kommen." "Probleme?" fragte Frederick aufgedreht, da er froh war etwas zu tun zu haben und die Abwechslung würde ihr Übriges tun. "Trevor und ich, wir wissen gar nicht wie das Geschrieben wir!"

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"Das kann ich mir denken!" Sie betraten den Transporterraum, stellten sich auf die einzelnen Plattformen und warteten darauf, dass Frederick die Einstellungen vornahm. "Energie!" befahl plötzlich der Kapitän. "Energie?" fragte Frederick nach einem kurzen Zögern. "Was meinen sie damit?" "Sie sollen den verdammten Knopf drücken und wenn ich mein, sie sollten das tun, dann werde ich laut und deutlich ENERGIE sagen! Verstanden?" "Wenn sie meinen", sagte Frederick tonlos. "Sie sind der Kapitän." "Genau, also ENERGIE!" Alle fünf verschwanden in dem sie sich langsam in kleine Lichtpunkte verwandelten.

"Mann, Kapitän Hartner! Wir haben uns ja lange nicht gesehen! Ich dachte schon jemand hätte sie endlich umgelegt. Nicht das ich darüber traurig gewesen wäre." Hinter dem einzigen Tresen des einzigen Lokales, des einzigen Hauses auf dem letzten Grenzplanetoiden am Rande des bekannten Teil des Universums stand eine wunderschöne junge

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Frau inmitten eines Haufen Drecks, der sich letzte Raststätte des bekannten Teil des Universum schimpfte. Das letzte Restaurant vor der Ausfahrt zum unbekannten Teil des Universums war wie die ganze Dreckscholle auf der es wie hingerotzt stand, schäbig und herunter gekommen. Hierbei handelte es sich nicht, wie auf der Erde inzwischen bei einigen In-Lokalen um einen gepflegten Retro-Look, sondern um

eine

handfeste

und

in

vielen

Jahren

angesammelte, gewachsene und depressiv wirkende Schäbigkeit. Steuerrechtlich war die Scholle einst dem

Finanzamt

von

Mecklenburg-Vorpommern

unterstellt

"Hallo Ruth, schön wie eh und je." "Du alter Schmeichler. Schicke Uniform, gibt's das jetzt bei TONIS oder hast du bei einem anderen Seelenverkäufer angeheuert?" "Nein, mal wieder offiziell für die Erde unterwegs. Auf gute Leute kann auf die Dauer halt keine Regierung verzichten, außerdem gab es Visitenkarten und

dafür

Schwungvoll

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mache

ich

schmiss

ja er

bekanntlich eine

seine

alles." neuen

Visitenkarten auf den Tresen. Unter normalen Umständen wäre sie über den Tresen weiter zu Ruth gerutscht, aber die Tresenoberfläche hatte bereits seit einigen Jahren eine Subintelligenz angenommen und beharrlich darauf bestanden nur aus mikroskopisch kleine Reiszähnen und Magen zu bestehen. Die Karte berührte die Oberfläche und begann sich bereits beim Auftreffen aufzulösen. "Ja, es ist noch alles wie früher!" murmelte Hartner zufrieden

und

bestellte

sich

mittels

eines

komplizierten Fingerzeichens einen Drink. Ruth nickte anerkennend und innerhalb der nächsten Augenblicke stand ein unscheinbares Getränk auf dem Tresen. Am Becher rann langsam ein Tropfen herab. Als dieser auf dem Tresen angekommen war, ereigneten sich zwei interessante Dinge. Zuerst zischte und brodelte es, Rauch stieg auf, dann wackelte der Becher bedenklich. Das Gefäß war aus stabilem Stahl und der Tresen nagte verzweifelt und hungrig am Boden. Er entfesselte völlige Hingabe, stammte der Ursprung seines Lebens doch aus einem dieser Becher, gab dann aber entnervt gab auf und nahm sich für die nächste Evolutionsstufe vor, die

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Eigenschaft zu entwickeln entweder Petitionen für weichere Becher einreichen zu können oder sich richtige Zähne wachsen zu lassen um auch Metall zu verdauen.

"Ja meine Damen und Herren, die da drüben auf der anderen Seite sind wirklich das Schrecklichste was sie sich vorstellen können. Schauen sie mich an, früher war ich ein wahrer Adonis, heute bin ich entstellt, vernarbt, seelisch und moralisch ein Wrack. Mein Leben habe ich in die Erforschung des Finsteren, des Bösen des unheimlichen Treibens auf der anderen Seite gewidmet, damit ich meine Seelenqual, die mich meist des Nachts auf der Veranda meiner siebenstöckigen, prunkvoll und äußerst verschwenderisch eingerichteten Villa nicht schlafen ließ, mit der Flamme der Wahrheit löschen konnte. Ich habe mein Vermögen aufgebraucht, meine Familie entzweit, Vater und Mutter in ein Altersheim

gebracht,

meine

Frau

und

meine

Schwiegermutter an die Seelenfresser von AMAKOR verkauft, meinen Sohn in die Erzgruben des Industriemondes LUNAR II vermietet und meinen

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Hund für das Remake von Lassie an die Paramounts verborgt, nur um die Gelder für meine Expeditionen zusammen zu bekommen. All das habe ich auf mich genommen um sie, meinem Publikum, hier und heute die Gefährlichkeit der anderen Seite aufzeigen zu können. Ich habe Wunderschönes, Aufregendes, Trauriges und Fürchterliches erlebt. Lustvolle Nächte die ich in den acht Armen der Prinzessin Lea von TADEWIN verbrachte, Wochen der Folter in den Folterkammern des Königs von TADEWIN, Monate der vergeblichen Schatzsuche und Jahre der Prasserei nachdem ich den Schatz gefunden habe. Ich habe alle Tiefen und Höhen eines ganzen, verdammten Lebens erlebt, die meiste Zeit auf der Flucht vor den heimlichen Herren des Universums, deren Wissen ich mit dem Schatz zusammen gestohlen habe. Ganze Sonnensysteme

suchen

nach

mir

und

dem

gestohlenen Schatz. Nur noch ein Teil des legendären Schatzes von ISTAHAN ist übrig geblieben. Ein legendärer Schatz, verflucht von den Heiligen der sieben Sonnenplaneten im hintersten Winkel des unbekannten Teils des Universums, der nun für mich und meine Zuhörer nicht mehr unbekannt ist."

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Endlich machte der Gnom in der hintersten Ecke des Restaurants eine Pause beim Sprechen. Kleine Gruppen von Weltraumtouristen umringten ihn und hingen begierig an seinen Lippen. Das war nicht weiter schwierig, da RETERIANER drei Münder haben und in der Lage sind diese unabhängig voneinander reden zu lassen. Im Moment sprach er aber nur mit einem Mund, während er mit den anderen die Speisen und Getränke seiner Zuhörer mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit in sich hineinsteckte. Doch keiner seiner Zuhörer nahm ihm das Übel, da der kleine Gnom sie endlich über das große Geheimnis auf der anderen Seite aufklären würde, weshalb sie ja die Strapazen einer halbtägigen Kaffeefahrt mit Verkaufsveranstaltung auf sich genommen haben. "Nun meine aufmerksamen Zuhörer und tiefen Bewunderer meines Lebens zeige ich ihnen den einzigen

mir

noch

verbliebenen

Teil

des

sagenumwobenen Schatzes, während die anderen Teile wieder in den Schatzkammern des einzigen und unbarmherzigen Herrschers des unbekannten Teils des Universums lagern!" Umständlich kramte der

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Gnom in einigen seiner Hosentaschen, murmelte leise und unverständliche Beschwörungen bevor er in seine Tasche griff. "Ich warne sie!" schrie er plötzlich schrill und die Menge, die kollektiv den Atem angehalten hatte zuckte zusammen. "Sollten sie in einem unbedachten Augenblick gegenüber den falschen Leuten erkennen lassen, dass sie einen Blick hierauf erhaschen durften sind sie des Todes! Das was sie gleich sehen werden ist der letzte und noch immer fehlende Teil des geheimnisvollen Schatzes der, wenn er wieder vollständig sein sollte, seinen Besitzer göttliche Macht verleiht." Vorsichtig zog er die Hand, die übrigens bereits seit mehreren Jahren scheinbar keinerlei Kontakt mehr mit Wasser oder anderen Hygieneartikeln hatte, aus der Tasche. Die Masse rückte begierig näher zusammen, gespannt auf den wohligen Schauer des unbekannten. Die meisten der hier

versammelten

waren

Mitglieder

des

Kegelvereins "Drei bleiben immer stehen" (dieses Wortspiel hatte eindeutig etwas mit der Anatomie der Vereinsmitglieder zu tun, hat aber hier nichts mit der Sache zu tun und sollte daher lieber nicht näher

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erklärt werden - nur soviel, das sich Angehörige dieser Rasse bei den zur irdischen Rasse gehörenden Damen großer Beliebtheit erfreuen), intellektuell gesehen von ihrem Erschaffer nicht gerade üppig ausgestattet wurden und der irdische Exportschlager waren

alte

Fernsehaufzeichnungen

der

volkstümlichen Hitparade. Ihnen gefiel die Show und die Aufzeichnungsgeräte ihn ihren Händen zitterten mit vor Aufregung. Auch die Besatzung um Kapitän Hartner gingen näher heran. "Wer ist der Kerl?" fragte der Kapitän Ruth misstrauisch. "Irgend ein Gnom, keine Ahnung. Taucht ab und an hier auf und gibt Geschichten über den unbekannten Teil des Universums von sich. Aber er erzählt wirklich gut und zieht die Kundschaft an, mehr interessiert mich nicht." "Irgendetwas an dem Kerl kommt mir bekannt vor!" "Ich habe mich mit ihm noch nie unterhalten, seltsam eigentlich." "Nicht unbedingt, vielleicht weiß er über dich Bescheid!"

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"Die, die darüber Bescheid wissen leben entweder nicht mehr oder sind Klug genug dies für sich zu behalten!" zischte Ruht aufgebracht, aber doch ruhig. "Oder haben eine kleine Übereinkunft mit dir getroffen, so wie ich." "So wie du!" "Sind sie bereit?" fragte der Gnom. Die Masse nickte träge, aber von der Magie des Gnom gefangen. Selbst wenn er ein Opfer verlangt hätte, hätte er es in diesem Moment bekommen, zumal es bei den Zuhörern nichts wirklich Ungehöriges darstellte so etwas zu verlangen. "Glauben sie mir, sie können nicht wirklich bereit sein." Vorsichtig und in Zeitlupe öffnete er die Hand. Kaum

waren

sie

ein

paar

Spaltbreit

offen,

durchdrangen Lichtblitze das Restaurant und zeigte zum ersten Mal deutlich die seit langem wirklich schäbige Inneneinrichtung. Instinktiv hielten sich die Zuschauer die Hände vor Augen und stöhnten vor Wonne auf. "Was sie gleich sehen, schlägt selbst große Armeen in die Flucht. Sagen sie nicht, ich hätte sie nicht gewarnt!"

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In der nun vollständig geöffneten Hand des Genoms befand sich eine hell leuchtende Kugel. Langsam stieg sie hoch, pulsierte plötzlich in allen möglichen Farben, zu schnell um eine einzelne Farbe erfassen zu können. Das Licht bäumte sich noch ein letztes Mal auf, verglühte und plumpste in die Hand des Genoms, der diese schnell wieder schloss. "Nachdem ich ihnen nun die Früchte meines Lebens offenbart habe, bitte ich um einen kleinen Beitrag um eine weitere Expedition finanzieren zu können, um endlich meine Neugier stillen zu können!" Die Stimme des Gnom zitterte gerade genug um nicht weinerisch

zu

wirken,

aber

dennoch

die

Gefühlsdrüsen seiner Zuhörer vibrieren zu lassen. "Er ist wirklich ein begnadeter Erzähler." "Ich bin eher der Meinung, dass er ein begnadeter Lügner ist, aber ein klein wenig die Wahrheit sagt und ich kenne nur einen, der bisher von Dort wieder zurück kam", murmelte der Kapitän und schüttete das seltsame Getränk mit einem Zug aus, nachdem er einen kleinen Kampf über die Herausgabe des Metallbechers mit dem Tresen ausfechten musste.

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"Das ist kein Teil des Schatzes!" zischte eine mürrische Stimme ungehalten. "Wer nennt mich da einen Lügner?" schrie der Gnom wütend auf. "Das ist eine Kornflakesbeigabe für Kinder auf Bregular und mein Name ist Tito!" "Bregular ist nur ein Märchen, eine Legende. Bregular ist einfach verschwunden, als hätte er keine Lust mehr gehabt seine Bahnen zu ziehen." Tatsächlich ist es mit diesem Planet nicht so einfach. Verschiedene Raumvölker berichten zwar über diesen

wunderbaren

Planeten

und

dessen

zauberhaften Bewohnern in ihren Legenden und auf der ein oder anderen Homepage sind im Cache noch Bilder von ihm zu sehen, aber niemand weiß was mit ihm geschehen ist. Während einer unverhofften Abgabenprüfung verschwand er einfach und der betroffene Steuerprüfer fand sich vollkommen nackt, nur mit einer Socke im Mund auf dem Tresen von Ruth wieder. Er konnte sich an nichts mehr erinnern, außer einem Gefühl jemand würde an seinem Hintern herumlecken was ihm eigentlich gefiel. Die Ehe des Steuerprüfers ging daraufhin den Bach herunter, aber

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er kündigte eh und ist nun unter einem anderen Namen in einigen sehr einschlägigen Filmen zu Bewundern. "Es ist ein Kinderspielzeug!" "Sie beleidigen mich und mein Leben!" "Dann suchen sie sich ein anderes!" Der Gnom sackte noch weiter in sich zusammen und begann

hilflos

zu

heulen

und

zu

zucken,

zwischenzeitlich warf er seine Arme in die Luft, die nebenbei bemerkt recht lang waren, und beklagte beim Namen seiner Frau und seines Sohnes die Ungerechtigkeit, die ihm durch diesem Zweifler widerfahren ist. Die Zuschauer, die hin und her gerissen waren von dem zusätzlichen Schauspiel entschieden spontan Tito zu hassen und warfen mehr Geld als geplant in die schmutzige Mütze des Gnom als sie zu ihrer Verkaufsveranstaltung in den Nebenraum gingen. Begierig nun endlich die neusten Errungenschaften gegen Rheuma kennen zu lernen bekamen sie später zu ihrer vollsten Zufriedenheit Rheumadecken angedreht die wirklich zu nichts anderes zu gebrauchen waren, als verkauft zu werden. Interessant ist allerdings, dass diese Rasse

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noch nie unter Rheuma gelitten hatte, aber wie bereits erwähnt intellektuell nicht auf der Höhe waren. "Ich kenne auch nur einen Raumschiffkapitän, der auf Bregular war", murmelte der Kapitän erneut und betrachtete den Gnom nun eingehender. Tito, der mit sich sehr zufrieden war, ging zum Tresen und stellte sich provozierend neben den Kapitän. "Wir sind uns doch bestimmt darin einige, dass wir unseren Aufenthalt nun sehr genossen haben und sollten

jetzt

unverzüglich

auf

das

Schiff

zurückkehren um unseren Auftrag zu erfüllen." "Mann hör mal auf. Du benimmst dich ja wie ein hilfloser, mit Thorazin voll gepumpter Neurotiker“, versuchte Annabelle die Situation zu beschwichtigen. "Genau das hatte ich ja vor!" "Oh gut, dann also weiter so!" Der Kapitän achtete nicht auf Tito, sondern fixierte den

Gnom

der,

nachdem

ihn

keiner

mehr

beobachtete, aufstand und den Raum unbemerkt verlassen wollte. Auch wenn er hinter seinem Tisch

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sehr Gnomenhaft aussah, eigentlich hatte er eine normale Menschengestalt und -größe. "McLean!" sprach der Kapitän wie beiläufig aus. Ruth und der Gnom zuckten zusammen. "McLean?" keuchte Ruth und wich erschrocken zurück. Noch vor ein paar Jahren wäre sie bei diesem Namen sprichwörtlich aus der Haut gefahren, heute tat der Name nur noch weh. Der

Gnom

kam

näher

und

versuchte

dabei

Gnomenhaftigkeit aus jeder Pore seines schmutzigen Gesichtes herauszuschwitzen. "Wer seid ihr, Kapitän und wer ist dieser McLean?" "Hartner!" "Hartner?" "Hartner!" "Ich kenne einen Kapitän Hartner, er ist tot!" "Es gibt nur einen, der das gesehen haben könnte und das war Raumschiffcommander Cliff Alister McLean vom schnellen Raumkreuzer Orion. Nur er war dabei als

mein

Kreuzer

damals

von

den

Frogs

abgeschossen wurde als Botschafter 1. Klasse Spillerbrock

die

Neufassung

des

Kopierkostenerlasses für die Kriegserklärung der

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Frogs an die Erde überreichen wollte." Aufgrund einer

Neuregelung

bei

der

Einreichung

von

interstellaren Kriegserklärungen hatte die Erde, natürlich wieder im Alleingang und ohne auf die Vetos andere Sternensysteme einzugehen verfügt, dass jeder der inzwischen 8 Milliarden Erdbewohner eine separate Kriegserklärung bekommt. Diese Kopie- und Portokosten sind vom Erklärenden zu übernehmen. Hintergrund für diese Neuregelung war, dass derartige interstellare Kriege zwischen einzelnen oder mehreren Planeten stattfinden und somit nicht gegen einzelne Regierungen oder andere freiheitlich orientierte,

demokratische

oder

Unterdrückungssysteme geführt werden, sondern gegen die Allgemeinheit. Aus diesem Grund müsse somit auch die gesamte Bevölkerung gefragt werden. Sollte sich hingegen eine befreundete, weitläufig bekannte oder gänzlich ohne zugeteilte galaktische Zulassungsnummer für einen Krieg gegen eine einzelne gewählte, durch Zufallprinzip zustande gekommene oder durch pure Gewaltandrohung an die Macht gekommenen Regierungsapparat richten, so

ist

nur

die

jeweilige

Führungsspitze

zu

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informieren. Dies hatten die FROGS natürlich nicht eingehalten, wodurch der Erdregierung, bzw. hier einem kleinen Kopiershop in Hamburg ein Schaden von fast 5 Milliarden Kredits entstanden ist. Der Botschafter

war

erst

dann

autorisiert

eine

Kriegserklärung anzunehmen, wenn die FROGS die entstanden Kosten in voraus beglichen hätten. Dieses Unternehmen war natürlich nicht vom Glück heimgesucht und das Schiff wurde abgeschossen. Durch einen glücklichen Zufall konnten die FROGS durch

eine

neue

Waffe,

OVERKILL

vernichtend

Seitdem

rein

ist

rechtlich

dem

so

geschlagen der

genannten werden.

Besitzer

des

Kopiershops, Hr. Mohammed KITABI, Eigentümer des noch immer unbekannten Planeten der FROGS. Hr. KITABI wurde inzwischen mehrmals von der Erdsteuerbehörde vorgeladen um seinen Besitz ordnungsgemäß zu versteuern und sollte er nicht in Kürze 530.367.984.234.049, 50 Standards an die Erdregierungskasse

zahlen,

umgehend haftbar gemacht.

80

so

wird

er

dafür

"Frogs? Was soll das den sein?" fragte Annabelle und taxierte Ruth abschätzig, da Trevor inzwischen begonnen hatte recht heftig mit Ruth zu flirten. "Von den schnellen Raumkreuzern habe ich noch nie was gehört", ergänzte Frederick. "Das können sie auch nicht, da es sich hierbei nicht um eine in diesem, sagen wir mal Hosenbein der Zeit, existierende Wirklichkeit handelt." der Gnom betrachtete Kapitän Hartner sehr eindringlich. "Jetzt fangen sie nicht mit dieser blöden Theorie über die

verschiedenen,

gleichzeitig

ablaufenden

Zeitschienen an, bei der bei jeder Entscheidung sich ein Paralleluniversum aufmacht um dort in das absolute Chaos zu laufen. Wenn ich hier am Morgen nicht nach rechts, sondern nach links gehen, werde ich an der nächsten Ampel von einem abstürzenden Gravitationswagen platt gemacht, oder in einem anderen Paralleluniversum von einem Müllwagen zerquetscht. Von diesem Quatsch habe ich noch nie was gehalten!" Frederick zeigte sich wirklich erbost. "Und

wenn

sie

jetzt

Schmetterlingsvergleich

noch bringen,

diesen der

mit

blöden dem

Flügelschlag und dem Sturm, oder von den

81

Zeitreisenparadoxen bei dem ich mich selbst auslösche wenn ich meinen Opa umbringe, beiße ich ihnen ins Bein." "Mag sein, dass sie davon nichts halten, aber es ist so. Ich und der verkleidete Gnom hier sind der lebende Beweis für diese Tatsache. Commander McLane

und

Paralleluniversum

ich

stammen

aus

mit

einer

militärischen

rein

einem

Ausrichtung, schnellen Raumkreuzern, komischen Tänzen

und

einer

vollkommen

unlustigen

Regierung." "Du bist wirklich Hartner von der Hydra?" "Ja!" "Du siehst anders aus?" "Du auch!" "Verkleidung!" "Kosmetische Operation, wurde zum Schluss auf zu vielen Planeten mit Haftbefehl gesucht." Der Gnom zögerte kurz, dann fielen sich die Beiden laut lachend um den Hals. "Wie kann das sein?" mischte sich jetzt Tito ein. "Ein solcher Vorgang müsste doch bekannt geworden sein?"

82

"Wir hatten eine bis dahin noch unbekannte Waffe an Bord unserer Schiffe und wenn es etwas gibt was Regierungen so richtig wuschlig macht, dann ist es die Möglichkeit ungestraft jede Menge Zerstörung anrichten zu können. Wir waren es gewohnt Befehle auszuführen, also haben wir den Frogs mal gezeigt, was ne Harke ist." "Vergessen sie nicht, als END-Agent habe ich Zugriff auf alle geheimen Daten der Erde und so etwas hätte sich sowieso nicht geheim halten lassen, dafür quatschen unsere Leute einfach zu gern!" Frederick gab sich nicht geschlagen, zu seltsam erschien ihm die Geschichte. "Mann, du hast echt Overkill eingesetzt?" Der Gnom und Hartner schienen Fredericks Einwand einfach zu übergehen, Trevor war keine wirkliche Hilfe, Tito schien entsetzt und Annabelle zupfte wieder nervös an ihrem Röckchen herum. "Klar", erwiderte Hartner. "War ja schließlich nicht mein Universum!" "Und wie war's?" "Die Frogs sind abgekratzt wie die Fliegen!"

83

"Was bitteschön sind den nun die Frogs?" fragte Annabelle erneut nach. "Feindliche

Raumflotten

ohne

galaktische

Seriennummer!" antworteten die beiden Kapitäne wie aus einem Mund. "Oh Mann, ihr müsst wirklich aus einem echt schrägen Universum kommen." sagte Frederick. "So eine absurde Abkürzung würde in diesem Universum wirklich keiner benutzen." "Na, Puppe? Wie geht es so?" Trevor hatte inzwischen entdeckt, dass Ruth mehr zu bieten hatte als nur ein paar Drinks. "Nach dem ersten Date mit mir werden sie bei dem bloßen Gedanken an mich so nasse Hände bekommen, dass darin Goldfische schwimmen könnten." "Was sind Goldfische? Und was sind feuchte Hände?" fragte Ruth. "Wie was? Nun bringen sie mich doch nicht dauernd durcheinander!" Ein paar Drinks später hatte auch McLane seine Verkleidung abgenommen, legte mehrere Tüten auf den Tresen in denen die von den zusätzlichen Mündern abgeführten Speisen der Zuhörer waren,

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und er und Kapitän Hartner sprachen von der guten alten Zeit. Probeweise brachten beide abwechselnd Annabelle die Tänze ihres Universums bei und bewiesen sich dabei als wirklich die schlechtesten Tänzer denen Annabelle jemals begegnet war. "Was ist eigentlich aus Hasso, Tamara und den anderen geworden?" fragte Hartner aus einer Bierlaune heraus. "Die liegen gemütlich in ihren Kälteschlafkammern und harren darauf, dass ihrem großen Kapitän etwas einfällt, wie wir wieder in unser Universum zurückkommen, als wenn die Paralleluniversenrisse überall auf uns lauern würden." "Das tun sie, glaub es mir. Ich habe jede Menge Risse gefunden." "Warum bist du dann noch hier?" fragte McLane verwundert. "Da gibt es ein kleines Problem!" Hartner reagiert schnell und ohne dass der Alkohol, der bisher in Strömen goss, irgendeine Wirkung auf ihn hatte. Er zog seinen Phaser, auch so eine Entwicklung von Howard, und schoss Ruht mitten in ihren hübschen Kopf.

Trevor,

der

bis

eben

noch

auf

der

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Gewinnerseite des heutigen Abend zu stehen schien und einen sehr heißen Flirt mit Ruth hingelegt hatte sprang entsetzt auf. "Spinnen sie jetzt völlig?" schrie Trevor. "Setzen sie sich wieder und beim nächsten Mal sollten sie genauer hinsehen, mit wem sie flirten." McLane grinste sich einen, klopfte dem Kapitän auf die Schulter und deutete Annabelle, Tito und Frederick sich ebenfalls zu setzten und noch etwas zu trinken. "Sie

haben

meiner

Verlobten

in

den

Kopf

geschossen! Sie sind irre! Sie müssen irre sein!" Trevor wich langsam vom Tresen und vom Kapitän zurück. "Deiner Verlobten?" fragte Annabelle entsetzt und zornig. "Kaum von mir geschieden und schon bändelst du mit jeder Thekenschlampe am Rande des Universums an! Geschieht ihr recht, obwohl der Kapitän lieber dich hätte erschießen sollen." "Dieser Akt sinnentleerter Gewalt war wirklich unnötig. Für Leute wie uns verständlich, aber nicht hilfreich. Wer soll uns jetzt unsere Drinks machen?" meldete sich Tito erstmals seit dem fulminanten

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Wiedersehen zu Wort. Fasziniert von diesem herrlichen Beispiel gnadenloser und unbeherrschter Gewalt

fühlte

er

sich

zurückgesetzt

und

unverstanden. Der Kapitän und der ehemalige Gnom schütteten sich vor lachen. "Ruth! Machst du uns noch so einen Rachenputzer, mein gefräßiger Engel?" "Er hatte sich mit mir verlobt, ich war im Recht!" murmelte Ruth undeutlich hinter dem Tresen. "Aber was soll man machen, eure Astronauten pinkelten in ihre Raumanzüge, das sagt doch alles!" "Verzeih mir Schätzchen, aber der Mann wird noch gebraucht. Auf der Rückreise bringe ich ihn dir wieder vorbei. Und das mit den Raumanzügen war früher einmal." "Versprochen?" "Können meine blauen Augen lügen?" "Ja, und sie sind grün!" "Was bedeutet das?" fragte Trevor, noch immer das blanke Entsetzen im Blick während er zusehen musste, wie sich langsam das zerfetzte Gesicht von

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Ruth wieder in das vormals hübsche Antlitz zurückverwandelte. "Vergiss nicht, wir sind verlobt!" zischte Ruth. "Wenn du zurück bist werden wir dieses Gespräch erneut führen!" Es klang wie eine Drohung, wahrscheinlich auch aus dem Grund, weil es eine sein sollte. "Was ist das?" fragte Trevor und deutete mit zitterndem Finger auf Ruth, die sich wieder anmutig wie eh und je hinter dem Tresen um die neue Bestellung des Kapitäns kümmerte. "Unsere süße, liebliche Ruth gehört dem Volke der CROLITEN an. Croliten sind Gestaltwandler und haben in der Regel recht eigentümliche Ansichten hinsichtlich des Sinns ihres Lebens und ihrer Rolle im Universum.

Eheversprechen und Mittagessen

haben im crolitischen die gleiche Bedeutung. Tja und dann haben sie auch noch das Glück gehabt an eine schwarze Witwe zu geraten. Unsere Ruth ist die schwärzeste Witwe die ich kenne. Eigentlich sind sie jetzt schon Gänseblümchendünger!" "Na klasse!"

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"Sehen

sie

es

positiv,

wenn

sie

das

unwahrscheinliche Glück haben sollten bei der Erfüllung unseres Auftrages zu überleben, haben sie die Gewissheit durch eine liebeshungrige Schönheit zu sterben", scherzte Tito. "Und ich spendiere den Ketschup", legte Annabelle nach. "Senf, ich bevorzuge Senf!" warf Ruth ein und servierte die bestellten Drinks. "Am liebsten den süßen." "Und wenn ich ihn aus dem hintersten Winkel des Universum holen muss!" versprach Annabelle und reichte Ruth ihre Hand. "Zurück zu unserem kleinen Problem", nahm Kapitän Hartner wieder das so abrupt beendete Gespräch auf. "Risse gibt es wie Weltraumschrott im Orbit der Erde, das Problem liegt wo ganz anders. Wenn du versuchst die Risse in umgekehrter Richtung zu durchfliegen, zerfällt dein Schiff schneller als du SCHEISSE sagen kannst. Glaub mir, ich habe mehrere Schiffe und Besatzungen von TONIS sinnlos geopfert um dahinter zu kommen."

89

"Dann haben wir also keine Chance wieder nach Hause zu kommen?" "Doch, wir können. Schickst du nämlich etwas zurück, was auch aus deinem Universum stammt, dann flutscht das durch den Riss wie nichts. Ich hatte noch eine Notkapsel aus der Hydra und habe die zurückgeschickt. Ich hatte damals noch nicht erkannt, dass das gut gehen würde und habe das Ding mit meinem damaligen ersten TONIS-Offizier durch den Riss geschickt und zumindest die Kapsel ging glatt durch. Kapitän Hartner ließ Cliff erst einmal die Nachricht schlucken und nippte an seinem Glas. "Und was ist aus dem ersten Offizier von ihnen geworden? Ist der jetzt in ihrem Universum?" fragte Frederick interessiert. "Das möchten sie nicht wirklich erfahren. Es heißt im Weltraum hört dich keiner schreien, es stimmt nicht!" Die anderen hörten fasziniert zu, wobei Trevor bemüht war möglichst viel Abstand zwischen ihm und dem Tresen herzustellen, während Ruth sich immer die Lippen beleckte, als sie an ihm vorbeikam. "Und du hast doch noch eine völlig intakte Orion!"

90

McLane nickte stumm, Tränen liefen an seinen Wangen herunter. "Wir könnten zurück?" fragte er nach einer Weile, völlig entrückt. "Dorthin wo Männer noch Männer sind und Frauen noch ordentliche Röcke tragen?" Annabelle ertappte sich dabei, unbewusst ihren Rock nach unten ziehen zu wollen,

konnte

sich

allerdings

gerade

noch

beherrschen. "Ja!" "Wenn die Orion intakt wäre?" "Ja!" "Scheiße!" "Scheiße was?" "Ich glaube nichts wird galaktisch gut." "Warum?" "Weil die Orion nicht mehr fliegt!" "Mal wieder bei einem deiner waghalsigen Manöver zerschrottet?" "Nein, seit mehr als 8 Jahren keinen Kundendienst mehr. Die Inspektionsleuchte konnte von uns nicht zurückgestellt werden und nach ein paar Wochen schaltet erst der Overdrive einfach ab, dann kann es im Leerlauf die Drehzahl nicht mehr halten und zum

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Schluss springt sie einfach nicht mehr an. Jetzt ist die Starteratomspannungsquelle leer, du kennst doch die Macken der Orionserie. Als Liebling der Generalin warst du mit deiner Hydra ja fein raus." McLane schlug mit der Faust auf den Tresen, wobei mehrere Milliarden Bakterien den plötzlichen Tod fanden. Rückblickend war dies gut so, da dieser Teil des Tresen

inzwischen

eine

eigenständige

Kultur

entwickelt hatte, die sich dem totalen Dichtertum verschrieben

hatte.

Dichtertum

der

als

Folterinstrument ebenso geeignet war wie jeder beliebige

Starkstromanschluss

oder

Mitternachtstalkshows mit Gästen die in den letzten Jahren zu sehr die Wahrheit gepachtet hatten. "Wir kommen also nie mehr zurück?" "Sieht so aus alter Kumpel", der Kapitän ließ seine Hand auf McLanes Schulter sinken. "Komm, saufen wir uns unseren Frust noch ein bisschen größer!"

"Kapitän, es reicht jetzt. Wir haben einen Auftrag der erledigt werden muss. Ob s nun ihre Erde ist, oder nicht ist mir egal!" Tito hatte nun lange genug zugesehen,

92

wie

Kapitän

Hartner

und

dieser

Commander McLane ihr Wiedersehen gefeiert haben und

dabei

zerschossen

nicht

nur

hatten,

mehrmals

sondern

auch

Ruths noch

Kopf eine

Spesenrechnung in noch nie da gewesener Höhe verursacht

hatten.

Die

Abrechnungen

des

Ministeriums, sowie die des END und anderer überflüssiger Behörden wurden inzwischen zentral auf einem sehr abgelegenen Planeten berechnet, kritisiert und anschließend ungerecht aber nicht angreifbar festgesetzt. Dies hatte nicht nur den Zweck Beschwerden abzublocken, sondern auch die dort

tätige

Bevölkerung

vor

neugierigen,

ablehnenden oder bösen Blicken zu schützen. Hatte noch bis vor wenigen Jahrhunderten der Beamte in der

Festsetzung

und

Abrechnung

unter

den

Vorurteilen wie realitätsfremd, willkürlich und lichtscheu zu leiden, so kann diese Spezies nun auf einem Planeten, der diesen Eigenschaften förderlich ist, ungehindert ihren Leidenschaften frönen. Hier war ein Hort der Glückseligkeit der vergrämten, farblosen und in Statistiken vernarrten Unterrasse homo perscriptor. Alles lief nach geordneten Bahnen, und selbst die Fortpflanzung oder der eheliche Akt

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musste formal und mit mehreren Durchschlägen beantragt werden. Eine derartige Kumulierung von Fachkräften der Verwaltung hatte natürlich auch den Vorteil, dass hier große Leistungen unter anderem in der

Neufassung

und

Umsetzung

der

Reisekostenverordnung erzielt wurden. Einer der Feiertage,

der

natürlich

mittels

Überstundenverordnung genutzt werden kann, z.B. für die Beantragung einer ehelichen Pflicht, ist die große Spesenkostenneuordnung von 2250. Hierin wurde erstmals der Dienstreisende offen als Betrüger tituliert und bei Mittagessen dazu aufgefordert herrenloses, frei zugängliches Getier, abhängig vom jeweiligen Planeten, zu erschlagen und anschließend zu verzehren. Abschnitt 7 des Paragrafen 34 des Spesenkostengesetzes schrieb ausdrücklich vor, jenes Getier

mit

einem,

vor

jeder

Dienstreise

zu

empfangendes Jagdholz, in Form eines normalen Knüppels, zu erlegen und im Hotelzimmer mittels zweier Drähte und der Hotelsteckdose zubereiten. Ältere oder zu langsame Kollegen würden somit Aussterben und dem Erdenstaat eine Menge an Rentenkosten sparen. Der Anhang zum Paragrafen

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über die genießbaren Tiere, zulässige Jagdmethoden, örtliche Rituale und geschützte Tiere die man besser nicht essen sollte, umfasste mehrere Bände und wurden daher, wie auch das Hauptwerk nie gelesen. Hartners Hand schnellte schneller vor als die Zunge eines Chapios auf Knäcke 4 der ein wunderbares Exemplar der musta domestica, der gemeinen Stubenfliege, die von den ersten Auswandern der Erde eingeschleppt wurde und sich inzwischen zur Plage entwickelt hatte, vor sich auf einem Ast erblickte, während er gerade über die Sinnlosigkeit seines Tun sinnierte. Diese Sinnlosigkeit ergab sich vor allem darin, dass ein Chapios die Größe eines normalen Erdenhundes hatte und die Stubenfliegen auf Knäcke 4 ein Bruttogewicht von bis zu vier Tonnen und ein Stockmaß von 1,40 Meter erreichten. Kapitän Hartners Hand umklammerte die Kehle Titos. "Ich habe es ihnen bereits mehrmals gesagt, dass ich von einem Lakaien des Ministers keine Befehle entgegennehme, auch wenn es sich um den legendären Tito handelt. Wenn ich der Meinung bin mit einem Kapitän der schnellen Raumkreuzer, der bereits sechs Mühlen zu Schrott geflogen hat bevor

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sie ihre erste Kugel auf einen völlig Ahnungslosen und Unschuldigen abgefeuert haben, dann mache ich das. Verstanden?" "Verstanden", krächzte Tito. Der Kapitän ließ von Tito ab. "Es gibt keine wirklich Unschuldigen!" murmelte Tito, während er am Boden liegend seine Kehle befühlte.

"Außerdem

ist

das

eine

bösartige

Unterstellung meiner Neider. Ich habe zu keinem Zeitpunkt meines Wirkens eine Kugel auf einen Unschuldigen abgefeuert!" "Nein, es war ein Pfeil. Natürlich vergiftet!" ergänzte Frederick. "Jeder hat seinen Platz im Leben und meine Rolle ist die des staatlich sanktionierten, geistig kranken und perversen Serienkillers mit Hang zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen.

Eine

Rolle

die

ich

nicht

angestrebt habe, doch im Laufe der Zeit habe ich Freude an meiner Arbeit erfahren und in meinen Vorgesetzten die Rückradlosigkeit gefunden, die ich brauchte um dort Erfolg zu haben, wo niemand vorher Erfolg hatte. Wenn dies bedeutet Leben zu nehmen,

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Planeten

in

Chaos

zu

stürzen

und

Weihnachtsramsch auch in die entlegensten Winkel des Universum zu bringen, so werde ich dies machen!" Tito hatte zum ersten Mal mehr als nur ein paar hingeschmissene Worte an die anderen gerichtet. Trotz und Stolz schwangen in seinen Worten. "Durch Leute wie sie bekommt das Wort widerwärtig eine ganz neue Bedeutung. Hier nehmen sie meinen Kaffee!" Frederick war der Erste, der die Stille durchbrach. "Was wirklich? Danke! So nett war noch niemand zu mir." Tito nahm den Kaffee dankbar entgegen, musste

stark

gegen

eine

ihm

unbekannte

Gefühlsregung ankämpfen und nippte innerlich bewegt an der in seinen Händen zitternden Tasse. "Nehmen sie nur, er schmeckt mir eh nicht." "Ein

dreifaches

Hoch

auf

unser

aufrichtiges

Selbstmitleid! Und nun schlage ich vor, dass wir McLane zur Orion bringen, bevor wir unseren Auftrag erfüllen und diese schlechte Kopie der Erde retten!" Hartner warf den Becher an die Wand, der daraufhin kleben blieb. Eine Erfahrung, die selbst den Kapitän leicht verwirrte, obwohl er sich schon in

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den schlimmsten Kaschemmen des Universum herumgetrieben hatte, was auf dem ein oder anderen Planeten auch rechtliche Konsequenzen hatte. "Und jetzt zeige ich dir was, das glaubst du nicht", flüsterte er McLane zu. "Scotty, Energie!" sagte er zu Frederick. "Äh, wie bitte?" fragte dieser verwirrt. "Tschuldigung, Hauptmann Frederick, bringen sie uns einfach alle an Bord zurück." "Oki doki, Kapitän!" "Ein einfaches ja, mein Kapitän hätte mir gereicht."

Wenige

Sekunden

später

stand

der

gesamte

Landungstrupp einschließlich des Kapitäns der Orion im Beamraum. "So, dann willkommen auf meinem neuen Schiff", sagte Hartner, während McLane sich aufgrund des ungewohnten

Ortswechsel

noch

nicht

richtig

orientieren konnte. "Halt noch nicht, erst das Desinfektionsbad!" sagte Frederick und drückte einen der vielen verwirrenden Knöpfe auf der Konsole. "Vorschrift wenn neue

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Personen an Bord kommen. So, fertig. Wie fühlen sie sich?" "Prima", antwortete McLane, "jetzt weiß ich endlich, wie sich eine Kloschüssel fühlt." "Mit Holodeck?" fragte McLane verwirrt. Seit einer Stunde führte Hartner seinen Kriegskameraden aus anderen, glücklicheren Zeiten durch das Schiff. Die anderen stellten erstaunt fest, dass McLane ebenso wie der Kapitän fast religiös auf das Schiff reagierten. "Und die anderen haben keine Ahnung?" "Scheinbar nicht! Ich habe vor unserem Abflug auf der Erde alle Bibliotheken, Fernsehsender und spirituelle Spinner aufgesucht. Das Ding ist kein Begriff in dieser Welt." "Wie kann das kommen?" "Keine Ahnung, aber es ist einfach nur geil. Kein Vergleich mit der Hydra, der Orion oder andere Typen der schnellen Raumkreuzer." "Ich gebe zu, der Neid frisst mich auf!" McLane lächelte gequält und Hartners Gesicht erhellte sich, so als hätte er hierauf ewig gewartet. "Kapitän, mit allem gebührenden Respekt, aber wir haben einen Auftrag und nur noch wenig Zeit!" Tito

99

hatte sich von seiner Rührseligkeit erholt und bei sich jeder bietenden Gelegenheit Bosheiten von sich gegeben. "Trevor, sie haben die Koordinaten der Orion, treten sie mal ordentlich aufs Gas, der Commander McLane soll mal sehen was die Enterprise so drauf hat. Warp 8!" "Enterprise? Warp 8? Kapitän, ich verstehe nicht ganz was sie meinen?" Trevor, dem noch immer der Schrecken in den Knochen hatte und bereits verzweifelt

den

Bordcomputer

auf

Entlobungszeremonien mit Croliten suchen ließ, während Annabelle immer leise im Hintergrund schmatzende Geräusche von sich gab, wirkte immer stärker verwundert über das komische Verhalten des Kapitäns. "Das Schiff hat ab sofort den Namen Enterprise und die

Geschwindigkeitsstufen

werden

angegeben. Haben sie ein Problem damit?" "Äh, ja!" "Niete!"

100

in

Warp

"Ah, ich wanke unter der Wucht des verbal zugefügten Schmerzes. Hastig suchen meine fahrigen Hände halt, auf das ich jetzt nicht zusammenbreche." "Ausführung, sonst bade ich meine Fäuste in ihrem Blut!" "Jawohl, mein Kapitän!" "Feigling!" stichelte Annabelle. "Er hat die Vorschriften, zwei Sterne am Kragen mehr als ich und einen auf mich gerichteten Phaser auf seiner Seite." "Ja, aber das ist auch schon alles." "Wo liegt die Orion?" "Auf SEREGON, gleich hier um die Ecke."

"Oh heilige Scheiße. Die sieht ja wirklich ziemlich mies aus." Kapitän Hartner stand vor der Orion und dachte wehmütig an alte Zeiten. "Ohne

Kundendienst,

Waschanlage

und

Duftbäumchen am Rückspiegel sieht jeder noch so moderne, fortschrittliche und schnittige Raumkreuzer innerhalb weniger Jahre so aus, vor allem wenn es auf einem vegetativ aggressiven Planeten havariert ist." McLane sah ebenfalls betroffen aus.

101

"Sie startet nicht mehr, sagst du?" "Die Startvorrichtung hatte ja schon immer ihre Macken, aber jetzt ist er wirklich total hin." "Anziehen schon mal versucht?" "Ja, vor ein paar Monaten war eine ganze Flotte von Vogonen hier bei Ruth, die hatten es versucht." "Und?" "Wie du siehst, sind wir noch hier." "Und die Vogonen?" "Faselten

dauernd

irgend

Hyperraumumgehungsstraße,

etwas

von

versuchten

einer aber

dennoch uns zu helfen, da sich der Kommandeur nach dem Vortrag von ein paar selbstverfassten Gedichten mit Ruth verlobt hatte und die Flotte nach der Verlobung nun ohne Kommandeur dastand und nicht mehr so recht wussten was zu tun war. Aus Dankbarkeit Ruth gegenüber haben die versucht uns anzuziehen, aber ohne die Startautomatik konnten die uns noch nicht einmal aus diesem Sumpf ziehen." "Dann gibt es wirklich keine Hilfe mehr!" Kapitän Hartner gab sich geschlagen. Die Fahrkarte nach Hause war ungültig. Die verdammte Startautomatik der Orionserie war von Anfang an der Schwachpunkt

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in der sonst so erfolgreichen Produktreihe gewesen. Der Energieverbrauch war so hoch, dass nur mittels ordentlichen Tritt gegen das Kommandopult und kurze, aber sehr heftige Gebete einen zweiten Startversuch zuließen, falls das Schiff nicht beim ersten Startversuch explodierte. "Nachdem sie jetzt ausgiebig getrauert haben und ihr Schicksal beweint, wird es Zeit in die reale Welt zurück zu kehren." Tito stand fordernd vor dem Kapitän und hielt ihm einen Wandkalender vor die Nase auf der am 24. deutlich eine Explosionswolke eingezeichnet war. "Nur noch zwei Wochen, bis die Erde sich selbst zerstört! Wir haben einen Auftrag dir Erde zu retten und auch wenn es sie nicht interessiert, ich will sie retten. Wenn es sein muss, nehmen sie die Deppen mit." "Das Universum läuft weiter, auch wenn wir auf unserem kleinen Planeten Erde abgefuckt haben!" sagte McLane. "Wenn sie einen Retterkomplex haben, dann retten sie doch die Schmierfinken auf Mauseohr oder die gefährdeten Rüden auf Bobele!" Das Schlimmste was dem bekannten Teil des Universum geschehen

103

konnte

was

ein

Modegag

der

frühen

Jahrtausendwende, als ein findiger Unternehmer gegen horrende Gebühren eine lieblos gedruckte Urkunde mit dem Versprechen vertrieb irgendeinen weit entfernten Stern mit irgendeinen frei wählbaren Namen zu benennen und die in den Sternenkatalogen der ehemaligen Supermächte USA und RUSSLAND, die inzwischen niemanden mehr interessierten, eintragen zu lassen. Niemand dachte je daran, dass er dies wirklich machen würde und niemand nahm damals an, dass eine Zeit anbrechen würde, das Menschen diesen Stern mal besuchen könnten. Seit mehreren Jahrhunderten entbrennen Kriege, weil Planeten sich darüber aufregen um Sonnen zu kreisen, die Namen wie Schätzchen, Mauseohr oder Isabella tragen. Da einzig der irdische Sternenkatalog die

verlässlichste

Aufzeichnung

von

Sternen

aufweisen kann, wurde vor langer Zeit dieser verbindlich

von

allen

Planeten

anerkannt,

Demokratie ist hart. Einige Planeten konnten mittels ausreichender Geldmittel oder brutaler Gewalt mit den Namenshaltern ins Gespräch kommen, andere

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fügten sich und umkreisen nun bis zum Armageddon um Sonnen mit dem Namen Schnuckiputzi. "Kann ich Tamara, Hasso, Mario, Atan und Helga noch mal sehen, bevor ich los muss um diese blöde Erde zu retten?" "Hartner, kann ich dich mal allein sprechen, ohne diesen Terrier da?"

"Was hat uns dieser Howard als Bewaffnung eingepackt?" Hartner hatte sich von McLane verabschiedet, die Crew der Orion wurde nicht geweckt und McLane wollte nicht mit auf die Mission kommen. Das Gespräch dauerte nicht lange, beide gaben sich zum Abschied die Hände und McLane wurde, ohne sich von den anderen zu verabschieden auf die Orion gebeamt. "Nun, den kurzen Rock von Annabelle, Phaser und diese Energieriegel die nach Mist schmecken." Trevor nahm seinen Job nicht wirklich ernst. "Ich habe sie nach der Bewaffnung gefragt und nicht um einen geschmacklosen Scherz gebeten. Wenn sie sich nicht in der Lage fühlen, ihren originären Aufgaben nachkommen zu können, lassen sie sich

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bitte umgehend ablösen!" Hartner hatte nun endlich wieder zu seiner alten Form zurückgefunden. "Neben

der

persönlichen

Bewaffnung,

die

unterschiedlich auf den jeweiligen Typ zugeschnitten ist, besitzt das Schiff einen recht wirksamen Laser und Photonentorpedos." Trevor ordnete sich einem Führer automatisch unter, wenn er einem begegnete. "Zerstören sie die Orion!" "Bitte?" stöhnte Annabelle auf. "Sie wollen ihre Freunde töten und die letzte Verbindung zu ihrem früheren Leben kappen?" "Das können sie doch nicht machen?" selbst Trevor verstand den Sinn des Befehls nicht. "Gibt es etwas an meinem Befehl zu mäkeln?" "Nein, alles verstanden. Aber ich bleibe hier und rühre mich nicht vom Fleck, selbst wenn sie am Boden liegen, sich vor Schmerzen winden und aus lauter

Gewissensbissen

meinen

Namen

rufen.

Außerdem bin ich immer bereit zu kooperieren, wenn jemand Waffen trägt." "Das können sie nicht verstehen. Auf meiner Erde gibt es einen klaren Kodex unter den Kriegern der schnellen Raumkreuzern. Wenn nichts mehr geht,

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geht man mit Würde. McLane hat mich darum gebeten." Tito stieß Trevor unsanft von den Waffenkontrollen, nahm

einige

Einstellungen

vor

und

drückte

schließlich genüsslich auf einen Knopf. "Telefonische Seelsorge der christlich entrückten Organisation für heimatlose Weltraumbummler e. V. Sie sprechen mit dem ersten Vorsitzenden, dem großen und einzigartigen Bortenmus. Was kann ich für sie vorhersagen, benötigen sie ein Problem, weil ihr bisheriges Leben Sinn- und Ziellos ist, oder möchten sie mir einfach ihre Pein berichten?" Der erste Vorsitzende Bortenmus erschien auf dem Deckschirm und blickte verdutzt in die Runde, bis er schließlich bei Tito haften blieb. "Tschuldigung,

mein

Fehler!"

Tito

schaltete

Bortenmus so schnell es ging wieder ab. "Irgendwo hier muss doch der Feuerknopf sein?" Tito begann bereits leicht zu schwitzen und wurde rot, während er alle Knöpfe drückte, die irgendwie die tödliche Last im Inneren des nun Enterprise genannten Schiffes frei geben sollte. Plötzlich schaltete sich der Schirm wieder ein.

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"Tito, du Snirps auf einem Murps. Ich habe geschworen, dich umzubringen wenn ich deine hässliche Visage noch einmal sehe." "Oh,

hallo

Bortenmus.

Mein

alter

Meister.

Tschuldigung, ich hatte dich gerade nicht erkannt. Schön, dass du zurückrufst. Wer hat denn da die Rufnummernunterdrückung

nicht

eingeschaltet?

Floriert der Handel mit überteuerten Messwein und Manna noch immer?" Tito war echt geladen und blickte Annabelle wütend an. "Tito, du warst mein bester Schüler, ich hatte dich alles gelehrt. Du warst die Hoffnung für die telefonische Seelsorge der christlich entrückten. Wie konntest du uns das antun?" "Ihr und euer Rat haben mich nie wirklich anerkannt. Ich hatte das Potential zu einem ganz großen, vielleicht sogar zu dem größten Telefonseelsorger, aber ihr habt mich immer zurückgedrängt und gesagt die Zeit ist noch nicht reif!" Tito spuckte die letzten Worte förmlich zum Bildschirm. "Nicht der Seelsorger, der telefonische Berater der du sein müsstest? Du warst der Auserwählte, der in den seit

108

Jahrhunderten

bekannten

Überlieferungen

angepriesene, aber du warst zu jung und zu unbeherrscht. Denk an den armen Jenkins in der Nacht, als zu zum ersten Mal Telefonwache hattest!" "Der hatte es verdient!" schrie Tito und zog sich schmollen

wieder

hinter

die

Abschusskonsole

zurück. Jenkins war ebenfalls einer dieser möglichen Auserwählten. Eigentlich wurde jedem der jungen Männer die für die Telefonische Seelsorge der christlich entrückten Organisation für heimatlose Weltraumbummler e. V. angeworben wurden klar zu verstehen gegeben, dass sie die Auserwählten wären, seit mehreren Jahrhunderten in den strahlenden Prophezeiungen angepriesen wurden, obwohl der Verein

erst

seit

Telefonmarketing

ca.

40

irrationale

Jahren

aktiv

Produkte

im und

Geisteshaltungen sein Unwesen treib. In der ersten Nacht seiner Telefonwache kam es zum schwärzesten Tag in der Geschichte der telefonischen Seelsorger. Ein schicksalsgepeinigter und der Beratung dringend Suchender wählte die kostenpflichtige Nummer aus dem teuersten Bereich des im Ganzen bekannten Teils des Universums. In nur wenigen Minuten wäre der Sinn der telefonischen Seelsorge, möglichst viel

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Geld zu machen, erreicht gewesen, aber Jenkins sah, dass der Gepeinigte große Sorgen hatte und drückte auf die R-Gesprächstaste. Nach wenigen Minuten hatte der Ruhe und Seelenfrieden Suchende seinen inneren

Frieden

wieder

gefunden

und

die

Telefonseelsorge an den Rand des Ruins gebracht. Jenkins wurde aus dem Orden ausgeschlossen, vorher allerdings mit abgelaufenen Telefonkarten beworfen und mit völlig verdrehten Telefonkabeln geschlagen. "Schau nur was aus dir geworden ist. Anstatt hier, bei den Wächtern des Universum, den Schicksalsträgern der Hoffnung und den Rittern der Bekloppten deinem Schicksal entgegen zu treten, die Minute kostet nur 3 Kredits, fliegst du durch den bekannten Teil des Universums und bringst Unheil!" "Jeder macht das was er kann und wenn ihr es nicht allein schafft, eine Gebührenerhöhung vor den galaktischen Rat zu erwirken, seid ihr ziemlich erbärmlich!" Tito schlug mit den Fäusten wütend auf die Waffenkontrollkonsole. "Achtung, Achtung!" quäkte der Bordcomputer, begleitet von einem nervtötenden Sirenengeheul der einerseits akute Gefahr vermitteln sollte, andererseits

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aber auch eine innere Hingabe an die Zwölftonmusik der

späteren

Epoche.

Nebenbei

sei

darauf

hingewiesen, dass der gleiche Komponist sich auch für die Erkennungsmelodie von TONIS Pizzadienst verantwortlich zeichnet, die in weiten Teilen des bekannten Universums als klarer Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz gilt. "Wenn sie einen der Photonentorpedos aus dieser Entfernung abschießen, muss ich sie darauf hinweisen, dass dieses Schiff dann mit einer Wahrscheinlichkeit von 96 % ebenfalls explodiert. Falls sie dies in Kauf nehmen, so bitte ich sie Ruhe zu bewahren und keine weiteren Eingaben zu tätigen. Ach ja, meine Programmierung weist mich soeben an, ihnen allen noch einen schönen Tag zu wünschen, obwohl ich mich angesichts ihrer bisher erbärmlichen Fehlbedienung der Bordelektronik dem nicht anschließen kann." "Scheiße!" fuhr der Kapitän dazwischen. "Ist ja schön, so ein Familientreffen, aber wir haben zu arbeiten! Frederick, bringen sie uns sofort aus der Umlaufbahn dieses Asteroiden, Warp 7. Trevor, schießen sie den Photonentorpedo auf das Ziel, sobald wir uns außer Gefahr befinden. Tito, sie hören

111

jetzt

auf

mit

diesem

Seelenklemptner

herumzuscherzen. Ausführung, aber ein bisschen Plötzlich wenn ich bitten darf!" Bevor irgendjemand antworten konnte, befand sich das Schiff bereits einigen Lichtsekunden von der Orion entfernt, nur ein kleines helles Licht raste auf McLane und die Reste aus einem Paralleluniversum zu.

"Und wo sind wir jetzt bitte schön?" Annabelle war sichtlich genervt. Seit mehreren Stunden kurvten sie jetzt durch einen völlig aus der Mode geratene Galaxis, an der aber auch gar nichts zusammenpasste. Die Sonne pulsierte zu eigenartig, die Planeten flogen kreuz und quer und waren bockig wie Kinder am Samstagabend mit der Gewissheit kurz vor dem wöchentlichen Bad in der Badewanne zu stehen. "Könnte jetzt mal einer der Herren jemanden fragen, wo wir eigentlich sind, oder verstößt dies gegen das männliche Machogehabe?" Hartner, Frederick und Trevor hatten sich bereits auf Tito gestürzt, der ebenfalls seit einigen Stunden alle damit nervte in Qu sein zu müssen und zwar genau

112

zur Erntezeit der Qu-Bohnen. Ou-Bohnen sind so ungefähr das gefährlichste und im Geschmack wohl das fadeste Gemüse, was in den weiten des Universum so wächst. Wenn Qu-Bohnen nicht fachgerecht

zubereitet

werden,

platzt

der

Verzehrenden später an übermäßigen Gasdruck in seinem

Inneren.

Qu-Köche

haben

eine

sehr

langwierige Ausbildung genossen und gehören zu den Besten der Kochzunft, jedenfalls in Qu. Der Rest der vernunftbegabten Spezies macht einen weiten Bogen um diesen Planeten und vor allem ihren kulinarischen

Genüssen.

Findige

Geschäftsleute

kaufen inzwischen große Teile der Ernte auf, lassen diese samt der Transporter in der nahe stehenden Sonne

verglühen

und

kassieren

hierfür

hohe

Subventionen. Bleiben bei der Zubereitung auch nur winzige Reste der Schale der Bohnen zurück, dauert es nur wenige Augenblicke, bis der Gast platzt. Spezielle Menükarten auf Qu überschlagen sich allerdings mit Hinweisen darauf, dass sich in den hier angebotenen Speisen garantiert keine Qu-Bohnen befinden, ferner dem hier beschäftigten Koch kein einziges Rezept bekannt ist, welches Qu-Bohnen

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enthält und seit dem Reinheitsgebot von König Qu dem ziemlich und über alles Bekloppten in der Küche des Restaurants keinerlei Qu-Bohnen mehr verarbeitet

wurden.

Sehr

Kleingedruckt

wird

zusätzlich darauf hin gewiesen, das es sich bei König Qu dem ziemlich und über alles Bekloppten um den noch aktuellen Regenten handelt, jeder der ihn so nennt augenblicklich des Todes ist und seine TerrorRegentschaft umgerechnet vor 25 Tagen begann. "Die Koordinaten sind eindeutig, hier sollen wir unseren Kontaktmann treffen", Frederick trat auf die Kommandobrücke, nachdem Anabelle vor kurzem einen ziemlich wirren und kaum zu verstehenden Funkspruch von Howard erhalten hatte und auf einen roten Umschlag, der hinter der Kaffeemaschine liegen soll und auf die weiteren Informationen darin verwies. "Und wie sollen wir diesen Kontaktmann erkennen?" fragte Annabelle schnippisch. "Hier steht, er wird uns aufsuchen!" "Dann warten wir halt. Ohne weitere Informationen werde ich die gesamte Operation nicht gefährden und versuchen auf eigene Faust rüber zu wechseln!"

114

Kapitän Hartner klang sehr entschlossen, schwang sich auf seinen Sessel und wies Annabelle an, die Mauer auf den Schirm zu holen. Eine weitere Obskurität war die Errichtung einer Mauer inmitten des Weltalls, die angeblich den gesamten bekannten Teil des unbekannten Teils des Universums umfassen soll. Die Mauer wirkte äußerst solide, war ungefähr zehn Meter hoch und an der oberen Kante mit Stacheldraht gesäumt. In der Nahaufnahme wirkte die Mauer recht bedrohlich, auch wenn sie eigentlich kein wirkliches Hindernis darstellte. Hier stand im Vordergrund wahrscheinlich die mentale Wirkung auf Haudegen und Abenteurer die mit dem Gedanken spielten rüber zu machen. Einige Mythen und Legenden rankten sich über die Errichtung der Mauer die

jedoch

alle

im

Bereich

Spinnerei

zusammengefasst und abgeurteilt werden können. Entgegen gern verbreiteten Geschichten über eine übernatürliche Rasse die die Mauer aus Hass gegen die Naturgesetzte errichtet hatte, oder dem Gott Zervelatwurst der eine Götterwette verloren hatte, hierbei

allerdings

von

einem

unbedeutenden

drittklassigen Donnergott reingelegt wurde, und nun

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diese Mauer als Zeichen seiner göttlichen Allmacht errichten musste. Die Sage sagt weiter aus, wenn man der Mauer immer weiter folgen würde, kann man den Gott bei der niemals endenden Arbeit beobachten. Die wirkliche Erklärung war aber wesentlich einfacher und simpler. Durch einen massiven Zufall, in dem unendlich viele Backsteine ad

hoc

entschieden

hatten,

ein

plötzliches

Manifestationsmeeting abzuhalten und sich zu dieser Mauer zusammenzufinden, war die Mauer aus dem buchstäblichen

Nichts

Stacheldraht,

erschienen.

Inklusive

Selbstschussanlagen

und

Schmierereinen. Wissenschaftler mit einem Hang zur hemmungslosen

Selbstdarstellung

und

zusammenhangslosen, wissenschaftlich nur lose dem Empirismus versuchen

verschriebenen schon

seit

längerer

Ideeninkontinenz Zeit

auf

die

Möglichkeit hinzuweisen, dass alle Materie versucht ihr

Erscheinungsbild

beizubehalten

und

bei

Änderung oder Zerstörung dieser Materie an irgendeinem Punkt des Universum eine exakte Kopie entsteht.

116

"Jetzt warten wir bereits geschlagene fünf Stunden und dieser Kontaktmann hat noch immer keinen Kontakt zu uns aufgenommen!" Tito rannte wie ein Tiger im Käfig auf der Kommandobrücke herum, den Brief aus dem roten Umschlag in der Hand und wurde zunehmend ungehaltener. "Wird sich uns zu erkennen geben! Briefe hinter Kaffeemaschinen und blutrünstige Bardamen. Langsam bekommt das ganze Unternehmen hier einen Hang ins Skurrile!" "Leutnant Frederick! Beamen sie das Landeteam herunter!" "Es heißt Hauptmann und welches Landeteam bitte?" "Sie, ich und Frau Annabelle!" "Warum muss ich mit runter auf so eine elenden Planeten?" Annabelle protestierte hingebungsvoll, innerlich aber froh endlich etwas mehr zu tun zu bekommen als nur kurz berock und mit einem Knopf im Ohr hinter einer Konsole zu sitzen, Trevors fordernden Blicken ausgeliefert, und irgendwelchen langweiligen

Tratsch

der

Handelskapitäne

zu

lauschen die sich gegenseitig ihre Heldentaten bei ROSIS schilderten. Kurzfristig kam in ihr der Gedanke hoch, vielleicht die Zeit zu nutzen und sich

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in den nächsten Klub beamen zu lassen, aber angesichts der großen Entfernung und der ihr nicht wirklich

geheueren

Erfindung

dieser

ihr

unheimlichen Fortbewegungsart nahm sie davon Abstand. "Fertig

machen,

in

fünf

Minuten

alle

im

Transporterraum." "OK, Kapitän!" erwiderte Frederick. "Es heißt Ay Ay, Kapitän!" maßregelte Hartner Frederick. Tito regte sich noch ein wenig auf, dass er nicht zum Landetrupp eingeteilt wurde, aber da ihm der

Kapitän

Abwesenheit

das

Kommando

übertrug,

während

fügte

er

seiner sich

erstaunlicherweise schnell. "Energie!" befahl Hartner scharf und in Bruchteilen von Sekunden befanden sie sich mitten in der Hauptstadt von QU, in Qu. Da die Fokussierung des Transportstrahls noch nicht genau justierbar war, materialisierte sich der Landetrupp inmitten einer Theatergruppe, die gerade das Stück mit dem Dieb aufführten, der ein wertvolles Rezept mit garantiert ohne Qu-Bohnen aus der königlichen Küche gestohlen hatte und dafür die Tochter des Königs

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heiraten musste. Da es sich hierbei um das einzige in Qu erlaubte Theaterstück seit Beginn des Theaters auf Qu handelte und es sich bei der Tochter des Königs um eine bekannte Hässlichkeit handelte, war das Publikum nicht gerade mit vollem Herzen bei der Sache und gab sich gern Nebensächlichkeiten hin. Theaterkritiker lobten die Stück besonders dann, wenn es so langweilig und öde gespielt wurde, dass sich das Publikum mit anderen Dingen die Zeit vertreiben konnte. Den größten Erfolg hatte zurzeit die Qu-Bohnen Truppe. Nicht, das dieser Name recht einfallsreich war, aber ein Leben, welches von der Qu-Bohne geprägt war, hinterließ doch seine Spuren. Die Schauspieler dieser angesagten Truppe standen einfach stundenlang völlig Regungslos auf der Bühne und fielen zum Ende des Stücks einfach um. Dem Publikum

gefiel

der

einfache

Plot

und

der

intellektuelle Zugang zu Stück war wirklich gegeben, etwas

was

sich

alle

Schauspielertruppen

im

Universum wünschten. Der Wunsch dieser Truppe war

allerdings

auch

dadurch

geprägt,

dass

Schauspieler nicht zur Ernte auf das Feld heraus mussten und diese Tatsache spornt nun mal an, wenn

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man bedenkt, dass bei jeder Ernte ungefähr die Hälfte der Bevölkerung draufging. Da sich nun der Landetrupp genau in dem Zeitpunkt materialisierte, als die Schauspieler gerade umfielen brach das Publikum zum ersten Mal seit Generationen zu wahren Begeisterungsstürmen aus. Verwirrt standen die Schauspieler auf und ließen sich abermals hinfallen, da sie sich gezwungen fühlten eine Zugabe zu geben, etwas was es seit Jahrhunderten nicht mehr gegeben hatte und der in dieser Zunft sonst so begehrte pünktliche Feierabend im Eimer war. Später am Abend, nachdem die Truppe endlos zu scheinende extrem langweilige Zugaben gegeben hatten und sich die übliche Gleichgültigkeit wieder eingestellt hatte, saß der Landungstrupp in einem Cafe an der Hauptstraße und wurde langsam unruhig. "Sind sie sich sicher, was unseren Auftrag angeht?" fragte Kapitän Hartner zum wiederholten Mal. "Die Instruktionen waren eindeutig, wenn auch durch Kaffeeflecken leicht verschwommen, doch absolut eindeutig. Lungern sie auffällig in einem Cafe in der Hauptstraße von Qu-City herum und warten sie auf

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den Kontaktmann." Frederick lass dem Kapitän jetzt zum wiederholten Mal die Nachricht vor. "Also mir gefällt es hier außerordentlich gut! Ich glaube

das

diese

Zivilisation

außerordentlich

intelligent ist." stelle Annabelle zufrieden fest, da die Männer auf Qu außerordentlich attraktiv waren, nur in einem knappen Lendenschurz herum liefen und der Oberkörper eingeölt zu sein schien. Annabelle hatte sich schon eine gedankliche Notiz gemacht, den einen

oder

anderen

Bewohner

für

ROSIS

anzuwerben. "Nur weil sie aufrecht gehen, stellt das allein keine Begründung dar, dass sie über Intelligenz verfügen könnten!" erwiderte Frederick. "Finde ich schon, so nutzen sie nur die Füße ab und machen sich nicht auch noch die Hände schmutzig. Ich habe sie beobachtet und festgestellt, dass sie das übrigens nicht immer machen und zählen doch leider zu den Vertretern einer intelligenten Rasse" "Auch wieder wahr", antwortete Frederick geknickt. Als der Ober kam, ein Prachtexemplar von einem Mann, konnte Annabelle nicht widerstehen.

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"Möchten sie ihrem Leben nicht einem anderen, höheren Sinn widmen, als hier Getränke herum zu tragen?" fragte sie Zuckersüß und fasste den Ober vertraulich auf das Knie. "Wenn sie mir etwas deutlicher erklären würden, was sie damit meinen?" fragte der Ober zurück und schaute verwundert auf Annabelles Hand, die beständig auf seinem Knie ruhte. Annabelle wirkte verwirrt. Noch nie hatte ihre Hand beim Erstkontakt versagt, immer hatte sie es geschafft eine körperliche Reaktion hervor zu bringen. Führende Manager bei ROSIS durften sich nicht mehr in das operative Geschäft eingreifen, mussten aber in allen Künsten und Bereichen die gleiche Ausbildung absolvieren wie die Außendienstmitarbeiter. Annabelle beugte sich vor und flüsterte etwas in das Ohr des Kellners, wobei sie sich Lektion 274 in Erinnerung rief und wie beiläufig die winzigen Ohrhärchen berührte. Normalerweise rief Lektion 274 bei so gut wie allen bekannten Rassen, sofern sie Ohren

und

Härchen

hatten.

eine

sofortige

Stimulierung hervor, doch der Kellner zeigte sich

122

weder vom Angebot einer Mitarbeit bei ROSIS noch von Lektion 274 beeindruckt. "Es tut mir außerordentlich Leid ihrem bestimmt attraktiv gemeinten Angebot negativ bescheiden zu müssen, doch derartige Dinge machen wir auf Qu schon seit einigen Generationen nicht mehr und um ihrer Frage zuvor zu kommen, nein, wir verstehen es auch nicht. Vermutlich steckt irgendein subreligiöser Firlefanz dahinter." "Soll das heißen, ihr habt seit Generationen keinen ordentlichen, befriedigenden und schweißtreibenden Sex mehr gehabt?" "Das ist für gewöhnlich nichts was wir mit anderen Rassen besprechen, aber im Laufe der Zeit fanden die Bewohner von Qu diese Art der Fortpflanzung und der damit sicherlich einhergehenden Verzückungen als zu primitiv und fortschrittsfeindlich an. Wir sind nicht nur bildschön und tropfen förmlich vor Sexappeal, sondern sind von allen bekannten Rassen überdurchschnittlich mit Problemen beladen, dass sich die komplette Psychologeninnung von Uci an uns gesundstoßen könnte. Doch wir benötigen nur

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die Reinigung durch das Qu-Bohnenfeld", leierte der Ober wie auswendig gelernt herunter. "Sex soll fortschrittsfeindlich sein?" Annabelle war sichtlich schockiert. Durch die hohe Zahl von ROSIS-Fillialen im bekannten Teil des Universums und der damit einhergehenden Kundschaft und deren unterschiedlichen Lüste und Gelüste wurden die Zentrale von ROSIS bereits sehr früh mit den unterschiedlichen,

teilweise

strengen

und

unerbittlichen Religionen unterworfenen sexuellen Praktiken konfrontiert, aber eine derartige totale Verweigerung war auch ihr völlig neu. "Und wie erhaltet ihr die Rasse der Quianer?" fragte Frederick interessiert, dem die ganze Unterhaltung nicht entgangen war, im Gegensatz zum Kapitän, der sich verzweifelt nach dem Kontaktmann umschaute. "Nun, auch das ist etwas, worüber wir nicht mit Fremden reden. Wenn ich nun ihre weitere Bestellung entgegen nehmen dürfte, oder möchten sie vielleicht zahlen?" Der Ober machte deutlich, dass die weitere Unterhaltung hinsichtlich des von Annabelle begonnenen Themas nun als beendet ansah.

124

"Verdammt! Der Kapitän schlug mit der Faust auf den zierlichen Tisch, der eigentlich nicht mehr als Verzierung darstellte und mit der Aufgabe einige Tassen als Ballast aushalten zu können bereits überfordert war. Eine derartige Krafteinwirkung war er nicht gewohnt und brach einfach in sich zusammen. Trotz des Lärms drehte sich keiner der Gäste zu ihnen um. "Wenn dieser Kontaktmann nicht bald auftaucht, werde ich diesem blöden Planeten meine Auspuffrohre schnüffeln lassen!" "Sie wünschen demnach also einen neuen Tisch, den Kontaktmann und vielleicht noch ein Getränk, natürlich garantiert ohne Qu-Bohnen?" fragte der Ober

ohne

irgendwelche

Anflüge

von

Überheblichkeit oder anderweitigen, Ober- und Kellnertypischen Verhaltensweisen an den Tag zu legen. "Sie meinen, wir können uns einfach einen Kontaktmann

bestellen?"

fragte

Annabelle

verwundert. "Ich nehme an, dass sie natürlich nicht die von unserer Regierung übermittelten Reiseführerdaten gesichtet haben, bevor sie hier gelandet sind.

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Meistens wird übersehen, dass dort neben den Errungenschaften der Zivilisation, die der Qu-Bohne zu verdanken sind - ohne, dass welche darin vorhanden sind, natürlich -, der dringendste Wunsch aller Touristen nach ein paar Stunden Aufenthalt hier die Abreise ist, aber auch ein umfangreicher Spitzelund

Kontaktmannservice

unseren

Gästen

zur

Verfügung steht!" "Nein, dass haben wir nicht gewusst!" sagte Frederick resigniert. "Unsere Firewall hat die Daten als gefährlich angesehen und bereits vor dem Empfang gelöscht." "Seit Anbeginn aller Zeiten, als die Qu-Bohne noch ein Setzling war und unsere Zivilisation noch in der Entwicklung

der

Mikrowelle

den

Gipfel

der

technischen und geistigen Entwicklung erklommen zu haben meinte, hat die hohe Kunst des Verrats und der Bespitzelung schon seine Anfänge entwickelt, soweit jedenfalls die Legende. Heute blicken wir auf ein

meisterhaftes

Informationsverratssystem

Bespitzelungs-

und

zurück,

das

welches

gesamte Universum umfasst und seines Gleichen suchen muss. Solange es noch Rassen gibt, die sich

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mit Bomben um diverse Körperteile geschnallt in die Luft sprengen, um damit andere unschuldige Menschen in den Tod zu reißen, oder glauben hiermit diverse Machtstrukturen bekannt machen zu können, kann unsere Rasse dienlich sein." "Warum habe ich während meiner Ausbildung beim END davon nichts erfahren, wenn sie doch so gut sein wollen?" fragte Frederick leicht provokativ. Soweit er wusste, stammten die besten Spitzel und Kontaktleute noch immer von Restmüll 7, einen Planeten unweit der Mauseohr-Galaxie, auf der jetzt seit Jahrzehnten ein erbitterter Namenskrieg herrscht. "Wenn sie jetzt meinen, die besten Spitzel stammen von Restmüll 7, darf ich sie darum bitten, doch einmal kurz über die Lebensbedingungen auf diesen Planeten nach zu denken!" deutete der Ober an, während er einem der anderen Kellner einen Wink gab. "Restmüll 7", murmelte Kapitän Hartner leise vor sich hin. "Restmüll 7 kenne ich. Er hat, wenn ich mich recht erinnere, eine Kruste aus purem Eis, keine Atmosphäre,

den

Charme

eines

aufgeplatzten

Furunkels und noch nicht einmal einen McDonalds.

127

Auf Restmüll 7 ist kein zivilisiertes Leben möglich, noch nicht einmal die eines Spitzels!" "Eine

kleine

Verwirrstrategie

unserer

Außendienstmitarbeiter. Wegen der Versteuerung ihrer Einkünfte, sie verstehen?" Inzwischen näherte sich eine gebückte gehende Gestalt dem Tisch des immer mehr verwirrten Landungstrupps. Hierbei stieß sie mehrere Tische um, konnte sich nicht recht entscheiden auf welchem Bein

sie

schlussendlich

humpeln

sollte

und

verursachte einen Lärm, der selbst bei bester Erziehung

nicht

mehr

tolerierbar

war.

Seltsamerweise beschwerte sich niemand, keiner regte sich auf und ließ auch nur mit einem Zucken erraten, dass er mit der Art und Weise der Fortbewegung dieser Gestalt nicht einverstanden war. Selbst als einige der servierten Getränke schließlich auf den Gästen und nicht in den Gästen landete, murrte niemand. "Na, dass kann ja lustig werden", murmelte der Kapitän, als er merkte, dass sich die Gestalt geradewegs zu seinem Tisch unterwegs war.

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Alle erhoben sich, um den Kontaktmann zu begrüßen, der aber torkelte humpelnd an ihnen vorbei, stieß dabei noch mehrere Tische um und schlug

dann

lang

auf

dem

Bürgersteig

hin.

Annabelle, Frederick und der Kapitän starrten verzweifelt auf die Gestalt am Boden, die benommen und wirr mit dem Gehsteig ein Gespräch beginnen wollte. "Darf

ich

vorstellen,

Apollus,

unser

Bester

Kontaktmann seit dem Großen Bondus!" "Das ist der Beste hier?" Annabelle würde diesen Kontaktmann noch nicht einmal die Rolle eines Haustieres zutrauen, geschweige denn die eines Kontaktmannes. "Dann möchte ich wirklich nicht ihren Schlechtesten kennen lernen." "Urteilen sie nicht zu hart, wenn er mal nüchtern ist, werden sie vor seinem Wissen, seinem Können und seinem Charme in Ehrfurcht niederknien!" "Und wann ist er mal wieder nüchtern?" "Lassen sie mich mal kurz nachrechnen!" der Ober blickte kritisch zum Himmel hinauf, befeuchtete einen Finger und hielt ihn in die Luft, schaute

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prüfend auf die Uhr und begann schließlich zu lächeln. "Sie haben Glück, in genau 7 Sekunden!" Der Ober schien die Wahrheit gesagt zu haben, kaum wenige

Sekunden

später

stand

ein

halbwegs

ansehnlicher, von Grund auf anständiger und wirklich liebenswert wirkender Mann vor ihnen. Seine Garderobe schien schon bessere Zeiten gesehen zu haben, sie war sichtlich gezeichnet von der einen oder anderen Begegnung mit dem Bordstein. Dennoch, auch in diesem Outfit machte er eine gute Figur. "Ah, die Dame und die Herren von der Erde!" sagte er bestimmt und ergriff mit festem Griff die Hände der Männer und hauchte charmant einen Kuss auf den Handrücken Annabelles. Nicht ließ darauf schließen, dass er noch soeben völlig benebelt auf dem Bürgersteig lag und zuvor noch unter der Veranstaltung eines Heidenlärms das halbe Lokal verwüstet hatte. "Verzeihen sie meinen Auftritt, die Schübe kommen zwar regelmäßig, manchmal aber doch ein wenig unvorbereitet." "Schübe?" fragte Frederick.

130

"Grundvoraussetzung zum ergreifen des Berufes als Kontaktmann ist nicht nur eine völlige Hingabe an den Beruf, sondern auch eine gewisse Begabung, sittliche und geistige Reife, körperliche Fitness, spezielle Fähigkeiten, fachliche Leistung und der unbändige Wille diesen Planeten seine finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren. Da wir außer der QuBohne über keinerlei interessante Dinge wie etwa Bodenschätze,

keinerlei

begehrenswerte

Technologien oder nennenswertes Wissen verfügen und noch nicht einmal eine ROSIS-Filiale besitzen, ist die Beschaffung von Devisen unser oberstes Ziel. Hierfür gehen wir ziemliche Risken ein, denn die Gewinnung und der Vertrieb von Informationen ist unsere einzige Möglichkeit an derartige Finanzmittel zu kommen." "Ich

dachte

die

Qu-Bohne

ist

ihre

Haupteinnahmequelle?" fragte Annabelle verwundert und

blickte

noch

immer

verwirrt

auf

ihren

Handrücken auf dem ein imaginärer Kuss prangte. "Hierbei

handelt

Modeerscheinung.

es

sich

Einige

nur gut

um

eine

platzierte

Falschmeldungen an die Cousine Novelle, schon

131

glaubt jeder, dass ein Gericht absolut keine QuBohnen enthalten muss um als delikat zu gelten und schon haben wir einen Exportboom ohne gleichen. Leider befürchte ich, dass dies nicht lange anhalten wird, da bestimmt irgendwann jemand dahinter kommt, dass die jeweiligen kulinarischen Leckereien bereits vorher schon keine Qu-Bohnen enthielten. Daher

wird

die

gute

alte

Tradition

der

Informationsgewinnung und Informationsweitergabe, Happyhour übrigens zwischen 10 und 11 Uhr, gepflegt." "Und wie kommt es dann zu diesen Schüben, wie sie sie selbst nannten?" hakte Frederick nach. "Nun, dieser Beruf ist doch mit der einen oder anderen Gefahr verbunden. Bei einem meiner letzten Aufträge habe ich am Hofe von Virginia der 345.sten, ich schätze sie sind mit den Vorgängen auf Venuzia vertraut, sehr interessante Informationen gesammelt, allerdings auch einen Teil meiner Gesundheit vorübergehend eingebüßt." Annabelle horchte ebenso sehr auf wie Frederick und der Kapitän.

Annabelle

allerdings

aufgrund

rein

beruflicher Neugierde. Venuzia stellte den Gegenpol

132

zu ROSIS dar. ROSIS war der reinen, sauberen und hingebungsvoll

bezahlbaren

Liebe

verpflichtet,

Virginia stellte hier den dunklen Pfad der käuflichen Liebe dar. Abartige Praktiken, sexuelle Verfehlungen und keine klar definierte Aufschlüsselung der Rechnung wurden auf Venuzia gepflegt. ROSIS konnten

aufgrund

ihrer

aggressiven

und

auf

Ausdehnung angelegten Geschäftspraktiken den ersten Platz in diesem Geschäft einnehmen, musste zum Schluss allerdings die Dienstleistungspalette erheblich erweitern. Dennoch war die Dividende der Anleger heiligstes Gebot und somit wurden die Angestellten heimlich nach Venzia geschickt um hier einige der bizzaren Rituale zu erlernen. Meist mussten diese Angestellte unter Einsatz körperlicher Gewalt wieder in die Reihen ROSIS zurückgeführt werden, da die dunkle Seite der Liebe sichtbare Spuren hinterließ. Virginia die 345.ste, was fast niemand wusste, hatte initiiert durch ihren Vater ebenfalls heimlich eine Ausbildung bei ROSIS genossen um damit ein Konkurrenzunternehmen gründen zu können. "Stimmt es", fragte Frederick, "dass auf Venuzi...."

133

"Ja", unterbrach ihn der Kontaktmann. "Und die schwarzen...", fragte der Kapitän gierig. "Auch das stimmt." beeilte sich der Kontaktmann den Kapitän zu unterbrechen. "Doch wir sollten hierüber nicht in der Gegenwart einer höheren Managerin von ROSIS sprechen, schließlich ist das Geheimnis Virginias

noch

immer

ein

Fehler

der

Geschäftsleitung von ROSIS." Annabelle erblich augenblicklich. "Diese Erkenntnisse liegt nur den inneren Kreis von ROSIS

vor,

wie

kommen

sie

an

diese

Informationen?" "Wie schon gesagt, wir sind darauf angewiesen derartige

Informationen

Aktienbeteiligungen

oder

gegen

Barzahlung,

Pfandverschreibungen

anzubieten." "Haben sie auch das fehlende Kapitel des legendären Kamasutras

im

Angebot?"

fragte

Frederick

hoffnungsvoll. "Sicher, allerdings würde sie dies genau 732 Jahresgehälter und 23 Kredits kosten, natürlich die standardmäßigen Beförderungen mit eingerechnet,

134

obwohl ich nicht glaube, dass sie jemals wieder befördert werden." "Ist das ein gut bezahlter Job?" frage der Kapitän. "Nun, erst einmal handelt es sich hier um eine Berufung und nicht um einen Job und zweitens muss ich nicht auf die Qu-Bohnenfelder zur Ernte wenn ich das mittlere Alter erreicht habe." Ab einem gewissen Alter sind die Quianer verpflichtet sich bei der alljährlichen Ernte einzufinden. Hierbei kommt es zu einer hohen Sterblichkeitsrate unter den Erntehelfern, weil der Qu-Bohnenkäfer als ein äußerst gefährlicher Zeitgenosse gilt. Da es allerdings eine heilige Tradition ist an den Ernteeinsätzen teilzunehmen, entzieht sich niemand öffentlich hiervon ohne sich tiefe Verachtung und Steine in Faustgröße zuzuziehen. Versuche Ernten der wild wachsenden Qu-Bohne einfach ausfallen zu lassen, oder aber die Bohne durch Brände, Chemikalien oder anderweitige Dinge zu beeinflussen hatte sich in der Vergangenheit

stets

herausgestellt.

Später

als wurden

äußerst

negativ

keine

weiteren

Versuche mehr unternommen und der Verlust an Quianern bei der Ernte als göttlich gewollt

135

hingenommen. Was in Verbindung mit der Ernte der Qu-Bohne niemand weiß ist, dass die Erntehelfer nicht starben, sondern es sich hierbei um eine im bekannten Teil des Universums einzigartige, aber leider völlig unbekannte Metamorphose handelt. Durch

Kontakt

verwandelten

sich

mit die

einem Quianer

Qu-Bohnenkäfer augenblicklich

ebenfalls in einen Käfer und halfen hierdurch die QuBohnenfelder nicht überhand nehmen zu lassen und den Planeten endgültig in einem Meer aus Bohnen zu begraben. Alle Vorsichtsmaßnahmen, die im Laufe der Jahrhunderte durch findige Erntehelfer ersonnen und vorgenommen wurden, halfen letztendlich nicht davor irgendwann mit einem Qu-Käfer in Berührung zu kommen. Der Qu-Käfer war eine Legende, niemals hatte jemand ihn zu Gesicht bekommen, niemand ihn je erforscht. Was ebenfalls niemand wusste, dass die Existenz als Qu-Käfer auf einer höheren, geistigen Ebene stand und immerwährender Glückstaumel beinhaltete. Wären sich die Quianer diesen Umstand bewusst gewesen, würde es bereits seit vielen Jahrhunderten keine Quianer mehr geben.

136

"Alles schön und gut und ich glaube ihnen ja auch ihre Abenteuer, aber wir haben die Aufgabe übernommen die Erde zu retten!" gab der Kapitän bestimmend zum Besten. "Her mit der Information, damit ich das hier endlich hinter mir habe!" "Haben sie es wirklich so eilig ihre Erde zu retten?" fragte

der

Kontaktmann,

der

übrigens

mit

bürgerlichen Namen Na und hieß, dies aber so gut wie möglich verheimlichte, da dies auf Venuzia frei übersetzt die Größe einen bestimmten männlichen Körperteils beschrieb. "Ja!" "Sie haben es so gewollt!" antwortete Na und zuckte mit den Achseln. "Ich darf ihnen ausrichten, dass sie hier völlig falsch sind." "Was bedeutet das, dass wir völlig falsch sind?" fragte Frederick nervös. Die Koordinaten die er im Bordcomputer vorgefunden hatte waren eindeutig, wieso sollten sie völlig falsch sein. "Nun, wenn sie meine fachliche Meinung zur Interpretation der Informationen hören möchten, die

137

aufgrund immenser Erfahrung fußt und bereits auf rätselhaftere Dinge gestoßen ist?" "Gern", schaltete sich Annabelle ein. "Nun, sie sind hier einfach völlig falsch. Die Informationen sagen aus, dass hier nicht der richtige Ort ist. Finden sie sich einfach damit ab." "Na, Super!" Frederick sah ziemlich frustriert zu Kapitän Hartner. "Energie!"

brummte

der

Kapitän

in

seinen

Kommunikator und augenblicklich lösten sich die Drei auf. Na und lächelte, zog einen Kommunikator aus der Tasche und wählte eine ziemlich lange Nummer. Einer der Nachteile im bekannten Teil des Universums ist die Tatsache, dass sich neben TONIS und ROSIS eine weitere, universumumspannende Macht

gebildet

hatte.

Da

startet

man

ein

umfangreiches Programm, das über Jahrzehnte auf der Jagd nach kommunikationswütigen Aliens den Himmel mit Teleskopen absucht und dann melden sich tatsächlich welche und treiben Geld für ein angebliches R-Gespräch ein. Der Mobiltelefonsektor hat anschließend und nach einigem Zögern erkannt, dass der Markt neu geordnet werden musste. Einer

138

der

Anbieter

legte

Imageberatungen

sich

einen

nach

recht

einigen

aggressiven

Neukundenwerbungsbereich zu, der von Beginn an mafiöse

Strukturen

Neukunden Sekunden

aufzeigte.

schlossen einen

entweder

überteuerten

Angesprochene innerhalb und

von

unsinnigen

Mobilvertrag ab, oder waren nie wieder in der Lage einen Vertrag zu unterzeichnen. Rabattsysteme die die Verständlichkeit einer Regierungsdebatte über verdeckte Bezüge aus unehrenamtlicher Arbeit von Regierungsmitgliedern hatten, verwirrten auch die Experten und führten dazu, dass die angepriesenen kostengünstige Telefonate nur zwischen einigen Planetensystemen möglich waren, obwohl diese Planeten entweder nicht bevölkert oder die Bewohner bis auf die Knochen zerstritten waren. Andererseits konnte ein kurzes Telefonat in den Nachbarort das finanzielle Aus bedeuten. Inzwischen hatten die Drückerkolonnen alle Planeten abgegrast,

sehr

viele

Neukunden

geworben,

belagerten und zerstörten ganze Planetensysteme und verhalfen dem Totengräbergewerbe zu einem nie da gewesenen Umsatzplus, allerdings mit dem Nachteil,

139

dass sich eine normale Telefonnummer nun aus sechsunddreißig

Stellen

zusammensetzte.

Grundsätzlich kein Problem, allerdings hatten sich die Mobiltelefon derart stark weiterentwickelt, dass inzwischen die Geräte sich zu Alleskönner entwickelt hatten, aber eine Nummernspeicherung aufgrund einer Programmiererpanne nicht mehr möglich war. Der Kontakt kam augenblicklich zustande. "Sie sind da gewesen", flüsterte Na und in den Hörer, der gleichzeitig auch als Spagettisieb und Eierstecher diente. "Wurde auch Zeit!" antwortete eine verärgerte Stimme. "Sie haben die Informationen vertauscht?" Eigentlich formulierte der Angerufene dies nicht als Frage, sondern stellte dies nur sachlich fest, da er davon ausging das niemand auf die Idee kommen könnte seinen Anweisungen nicht folge zu leisten. "Sie wissen, dass unser Planet dringend auf Finanzspritzen angewiesen ist? Ich habe den Werten unseres Planeten Ehre getan und mich an die heiligen Regeln und den Kodex von Kontaktleuten gehalten die seit ewigen Zeiten fest in eine Qu-Bohne eingraviert wurden und in der Ruhmeshalle lagert!"

140

Leider sagten diese Regeln eindeutig aus, derjenige Kunde bevorzugt behandelt wurde, der ausreichend Bargeld dabei hatte und im vorliegenden Fall hatte der neue Kunde mehr als ausreichend dabei gehabt. Ein Wort zur Ruhmeshalle auf dem Planeten Qu. Sinn der Ruhmeshalle beim Bau war, hier alle Dinge aufzubewahren die die Tradition und das Wissen der Quianer nachhaltig beeinflusst hat oder wird. Leider ist seit mehreren Jahrzehnten noch niemanden eingefallen, worauf die Quianer besonders Stolz wären oder ihre Kultur nachhaltig beeinflusst. Inzwischen wird die Halle als Lagerhalle für QuBohnen genutzt und im Vorraum wurde eine Gedenkstelle für den mutigen Erbauer der Halle eingerichtet. Da sich der Erbauer der Halle aber bei Fertigstellung

aus

ausgeführten

Frust

über

die

Holzeinlegearbeiten

mangelhaft in

der

Herrentoilette leider selbst in zu weichem Beton versenkt

hatte,

Buntstiftzeichnung

wurde eines

nur

eine

eigenwillige

wirklich

unbegabten

Kindes, die den Erbauer zeigt wie er sich auf einen Piepmatz setzt, hier aufgehängt. Auch der Name des Erbauers war auf eine Weise falsch geschrieben, die

141

zeigte, dass dieser keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Übereinstimmen fanden alle Besucher der Ruhmeshalle, dass die Zeichnung keinerlei Ähnlichkeit mit dem Erbauer hatte, woraufhin sich die Familie des Erbauers dankbar zeigte und das Kind adoptierten. "Ja oder Nein?" wurde genervt zurückgefragt. "Selbstverständlich ja!" Na und hörte ein klicken und ihm wurde bewusst, dass sein Auftraggeber aufgelegt hatte. Ihm war es gleich. Gegen Geld wurde jeder Auftrag angenommen, jede Information auf Wunsch manipuliert,

Halbwahrheiten

kolportiert

und

Augenscheinliches verleugnet. Der Beruf war äußerst anregend und brachte seine Vorzüge, aber auch sein Gefahren mit sich. Na und schaute auf seine Uhr. In wenigen Sekunden war es wieder soweit und der nächste Schub würde kommen. Die Behandlung die er auf Venuzia über sich hatte ergehen lassen war entgegen seiner späteren Berichtslegung keine Folterung oder anderweitige Gefährdung seines Auftrages,

sondern

ein

neuartiges

Stimmulanzverfahren der sexuellen Nervenbahnen. Derjenige der sich einer solchen Behandlung

142

unterzog erlebte eine derartig tiefe Befriedigung, die er bei der konventionellen Methode des Aktes nie erleben würde. Virgina die 345.ste hatte vor, mit dieser Methode ROSIS endgültig aus dem Geschäft zu drängen, allerdings erlangte dieses Verfahren nie die Serienreife, da die beteiligten Wissenschaftler nur noch selbst an der Maschine hängten. Eine der früheren Auswirkung der Behandlung bestand darin, dass

innerhalb

unkontrollierbar

der

nächsten

mehrere

neun

Schübe

Monate sexueller

Befriedigung durch den Körper von Na und fuhren. Na und sah dem mit großen, inneren Vergnügen entgegen.

"Was soll das heißen?" schrie Tito und rammte seine Faust energisch in die Magengrube von Trevor, der zwar nichts dafür konnte, ihm aber provokant im Weg herumstand. "Wie können wir total falsch sein?" "Mehr hat der Kontaktmann nicht gesagt, nur das wir total falsch sind!" Annabelle bot Tito als einzige die Stirn und schrie ebenso erregt wie Tito. "Wenn ich dabei gewesen wäre, wäre das nicht passiert!" Tito stampfte auf und begab sich zum

143

Navigationscomputer um Frederick an zu schreien. Dieser hatte jetzt aber bereits zum wiederholten Male die Daten von Howard geprüft und musste wiederholt zum Schluss kommen, dass sie vollkommen richtig navigiert haben und am richtigen Platz angekommen waren, auch wenn der Kontaktmann ihnen etwas anderes mitgeteilt hat. "Und!?" bellte Tito barsch. "Wir sind da, wo wir sein sollten." "Was soll dann diese beschissene Nachricht vom Kontaktmann? Mit Verlaub Kapitän, aber sie hätten mich mitnehmen sollen. Ich verstehe mich sehr gut darauf Informationen aus jemanden heraus zu prügel." "Tito!" meldete sich der Kapitän, der die ganze Zeit in

seinem

Kapitänsessel

herumgelungert

hatte

gelassen zu Wort. "Was ist noch einmal genau unser Auftrag?" "Wir sollen in den unbekannten Teil des Universums eindringen, den Präsidenten und das komische Teil und anschließend die Erde retten!" Tito verdrehte die Augen und versuchte so auch die anderen auf die,

144

wie

er

fand

dämliche

Frage

des

Kapitäns

hinzuweisen. "Eben!" "Wieso eben?" Tito war verwirrt. Die Mission war in seinen Augen bereits gescheitert und er war maßgeblich hierfür verantwortlich zu machen. Bevor der Präsident und die Erde gerettet werden konnten müssten sie erst einmal wissen wohin sie sollten. "Wir

müssen

in

den

unbekannten

Teil

des

Universums - und wie kommen wir dahin?" Kapitän Hartner hatte ein seltsames Grinsen aufgesetzt, welches wahrscheinlich auch in der Lage war sich durch puren Stahl zu fressen. Ratloses Schweigen herrschte auf der Brücke, während der Kapitän noch immer grinsend von einem zum anderen schaute. "Ihr wisst es wirklich nicht." amüsiert stand der Kapitän auf und ging zum Bildschirm, der die Aufnahmen der Außenkameras zeigte. Er deutete auf eine Aufnahme, die die Mauer zeigte. "Hinter dieser Mauer beginnt der unbekannte Teil des Universums, hier finden wir alles was wir brauchen und hoffentlich können wir auch bald mal auf was ballern, ich bekomme ja schon Entzugserscheinungen."

145

"Sie wollen also einfach so die Mauer überfliegen und auf das gerade wohl unsere Regierungsvertreter und das fehlende Teil suchen?" fragte Trevor verblüfft. "Haben sie einen besseren Vorschlag?" "Nein, ich finde den Vorschlag völlig blöd, aber angesichts unserer Möglichkeiten akzeptabel!" "Dann also los, machen wir rüber." Das Schiff schenkte langsam in Richtung auf den unbekannten Teil des Universums und nahm Fahrt auf.

Die

Mauer,

dieses

Sinnbild

der

Unmenschlichkeit, wobei Unmenschlichkeit auch alle anderen bekannten und intelligenten Rassen beinhalten sollte, wuchs auf dem Bildschirm in das Gigantische. Das war einer der Vorzüge der Außenkameras, das auch kleine Dinge dramatisch vergrößert werden konnten, aus diesem Grund haben die Brücken der Kampfschiffe keine umlaufenden Fenster, sondern nur Schirme, damit ein wenig Dramatik in den ansonsten meist stinklangweiligen Alltag kommt. Die Mauer hatte eine lichte Höhe von 5 Metern und war mit Stacheldraht, der von Fachleuten auch liebevoll S-Draht genannt wurde,

146

gesichert. Jedenfalls wurde die Mauer auf dem Schirm inzwischen immer größer und erschreckende Details konnten ausgemacht werden. Annabelle stöhnte auf, Hartner schüttelte den Kopf und Tito staunte

ungläubig.

Auf

der

Mauer

konnten

Aufschriften und Abbilder ausgemacht werden. ROSIS ist Affengeil - TONIS ist blöd und Hartner stinkt - Alles wird galaktisch Gut - Aphrodite ist supergeil - und ähnliches waren da an die Mauer geschmiert. Goethes Farblehre schien umsonst entwickelt worden zu sein und die dazugehörigen Skizzen wären noch nicht einmal von Piccaso im wildesten Farben- und Drogenrausch eingefallen. Orthographie schien etwas für Leute mit Zeit und vermutlich mit mehr Schulbildung gewesen, oder wurde als Krankheit angesehen. "Warp Vier, aber dalli!" murmelte der Kapitän. "Sofort Kapitän!" Trevor schien sehr beschäftigt und beflissen zu sein, vielleicht wollte er seinen Schnitzer von vorhin ausbügeln und eventuell beim nächsten Landungstrupp doch dabei zu sein. Das Schiff machte einen Satz nach vorn und die Mauer verschwand unter dem Bildschirmrand.

147

"Plong" - das Geräusch ging durch das ganze Schiff, gefolgt von einem durch Mark und Bein gehenden Knirschen. Das Schiff kam abrupt zum stehen, obwohl die Motoren auf Warp Vier Leistung drehten. Wie in einem schlechten Weltraumfilm neigte sich das Schiff nach unten, alle Besatzungsmitglieder fielen

unkoordiniert

und

teilweise

in

falsche

Richtungen umher. Die Geräuschkulisse ähnelte langsam

einem

Sturzkampfbomber

in

seinem

beliebten Element, dem Sturzflug. "Alle Maschinen Volle Kraft zurück!" schrie der Kapitän. "Schadensbericht, Scotty was ist los?" "Scotty?" murmelte Frederick und hielt den Kapitän inzwischen als völlig durchgedreht. "Die Motoren wurden bereits automatisch abgeschaltet. Bevor sie meinen sich bei mir bedanken zu wollen, ich war es nicht!" "Wer dann?" "Es scheint die Mauer gewesen zu sein." "Die Mauer?" Annabelle schien sichtlich beeindruckt zu sein.

148

"Ich habe von Gerüchten gehört, die der Mauer so etwas angedichtet haben", sagte Trevor. "Aber ich habe es nicht für existent gehalten." "Gut das sie mich jetzt davon unterrichten!" brüllte der Kapitän und schwang sich in seinen Sessel zurück. "Sollte ich abermals etwas machen von dem sie schon einmal Gerüchte gehört haben, wäre ich ihnen sehr verbunden mir dies vorher mitzuteilen!" "Was machen wir jetzt?" schaltete sich Trevor ein. "Jede Mauer hat irgendwo ein Loch und das suchen wir jetzt. Frederick, setzten sie den Blinker links und fliegen sie langsam die Mauer ab. Scanner auf volle Leistung, Phaser vorbereiten auf schnelles Querfeuer. Photonentorpedos

drei

und

fünf

ausrichten.

Annabelle bitte einen starken Kaffee für den Kapitän auf die Brücke." Alle schauten den Kapitän fragend an. "Was ist?" fragte Hartner verwirrt. "Noch nie einen Befehl bekommen?" Alle schüttelten die Köpfe. "Dann zur Erklärung, dass war ein Befehl und ein Befehl hat einen Anspruch auf Ausführung. Jetzt erwarte ich dalli!"

149

Endlose Stunden und mehrere Kannen Kaffee später lagen die Nerven blank und die Motivation gammelte so vor sich hin. Die Mauer zeigte keinerlei deutlichen Schwächen

in

Struktur

oder

Strahlungsabschwächung. Auch die Graffitis zeigten nach

ein

paar

tausend

Lichtsekunden

keine

wirklichen Abwechselungen. "Das war jetzt das vier millionste Mal FICKEN in siebenhundert

verschiedenen

Sprachen

und

Dialekten, davon mehr als die Hälfte falsch geschrieben." Annabelle gähnte herzhaft "Außerdem habe

ich

mehrere

verschiedenartigen bekannten

Rassen

Darstellungen

Geschlechtsteilen gesehen,

von

aller

deren

mir

Besitzer

schleunigst einen Arzt aufsuchen sollten!" "Ich fand das Abendmahl von DaVinci sehr gelungen", sagte Tito und stopfte sich einen synthetischen Burger in den Mund. "Wenn man davon absieht, dass Jesus als Darth Vader dargestellt wurde und Judas als Micky Maus kann

man

sich

damit

wirklich

anfreunden."

Annabelle hatte sich einige Süßigkeiten vom Freß-OMat herstellen lassen, die wirklich wie Süßigkeiten

150

schmeckten. Trevor und Frederick hatten schon vor geraumer Zeit aufgehört nach einer Lücke in der Mauer zu suchen und beschäftigten sich damit einige Versuche mit dem Bordlaser anzustellen. Einige Probeschüsse auf die Mauer zeigten deutlich auf, dass die Energie einfach absorbiert wurde und kurz darauf neue Schmierereien an der Wand erschienen. Hartner schlief seelenruhig in seinem Kapitänssessel und Trevor ließ mit der Genauigkeit einer Schweizer Militäruhr die Fingerknöchel knacken. Langeweile zog durch die Brücke wie Nebelschaden an einen Herbstmorgen. Hartner wachte auf, reckte sich schaute auf seine Uhr und setzte sich aufrecht hin. "Fünf, vier, drei, zwei, eins!" zählte er langsam runter. "Was machen sie da?" fragte Trevor verwirrt. "Leutnant Frederick, was haben sie auf dem Schirm?" fragte der Kapitän heiter. "Nichts!" "Und jetzt?" "Immer noch nichts und davon eine ganze Menge."

151

Der Kapitän schaute abermals auf seine Uhr, schüttelte sie, schaute wieder darauf und lächelte erneut. "Jetzt dürfte sich aber etwas zeigen." "Nein, Kapitän." Frederick stockte. Eine kleine Unregelmäßigkeit im Gefüge der Mauer tat sich auf. Etwas klebte an der Wand und schien aus etwas gefertigt worden zu sein, was bei der Schöpfung der Mauer übrig geblieben war. Ein Schild an dem merkwürdigen

Gebäude

verkündete

neben

preiswerten Treibstoff, guten Wechselkursen auch saubere Toiletten, aber jeder der auch nur ein wenig Erfahrung im intergalaktischen Reisen hatte wusste, dass dies reines Wunschdenken war und immer vom Standpunkt der einzelnen Spezies abhing. "Kapitän, da ist was. Sie hatten Recht." "Ich weiß! Fertig machen zum Andockmanöver, Landungstrupp bereit machen, Trevor bleibt wie immer an Bord!" "Ach mano, nichts darf man hier!" Trevor zeigte seine Abneigung gegen den Befehl des Kapitäns sehr deutlich. "Nur weil es ihnen scheinbar gelungen ist eine Unregelmäßigkeit in der Mauer voraus zu sehen,

152

bin ich mit ihren Entscheidungen noch immer nicht zufrieden." "Machen sie ihre Probleme nicht zu meinen!" "Wie haben sie das wissen können?" fragte Annabelle fassungslos. "Ganz einfach. Eine ungeschriebene Regel für Raumschiffkommandanten

mit

aussichtslosen

Missionen sagt deutlich aus, dass spätestens nachdem die Mannschaft demoralisiert ist, ungeduldig wird und Süßigkeiten in sich hineinstopft ein neues Ereignis eintrifft um die Unfehlbarkeit des Kapitäns auch

unter

den

schwersten

Bedingungen

zu

demonstrieren. Außerdem hatte ich einfach Glück und

wenn

nichts

mehr

hilft,

hilft

die

Desinformation." "Ihr Ego ist so groß wie die Außenklos!" meinte Trevor sarkastisch. "Danke

für

das

Kompliment,

jetzt

genügend

geschleimt! Ausführung meiner Befehle, aber ein wenig zackig!"

Wenige Minuten später materialisierte sich die gesamte

Besatzung,

außer

Trevor,

in

einer

153

geräumigen und auf den ersten Blick geschmackvoll eingerichteten Halle. Auf den zweiten Blick schien alles etwas sehr tuntig. "Hier sieht es sehr tuntig aus!" merkte Frederick mehr zu sich selbst an. "Tuntig gut oder tuntig schlecht, mein großer starker Held?" tönte eine schmeichelnde Stimme irgendwo aus der Decke. "Scheiße!"

sprachen

Trevor

und

Frederick

gemeinsam aus. "Das geziemt sich aber nicht für Besucher!" spottete die Stimme aus der Decke. "Du hast mich sitzen lassen!" brüllte Frederick nach oben, wobei er verzweifelt nach etwas Ausschau hielt dem er seinen gerechten Zorn entgegenschleudern oder zumindest fixieren konnte. "Die nächsten dreißig Jahre bekomme ich nur die Hälfte meines Lohnes und selbst dann habe ich noch Schulden." "Ich musste an mich selbst denken. Mein Therapeut sagte zu mir, dass ich eine schwierige egoistische Phase durchmache, die ich aber bräuchte um mir selbst etwas vor zu machen." "Na prima und ich darf zahlen!"

154

"Reg dich ab, wenn es dir Freude macht, schicke ich das Schiff zurück, ich brauche es eh nicht mehr." "Ja!" "Na gut! Wenn du es willst!" "Ja, will ich!" "OK, ich mache ja schon." "Ich hoffe für dich es ist in erstklassigem Zustand!" "Wir beide haben uns verändert!" sagte die Stimme nach einiger Zeit. "Wir sind erwachsen geworden. Na ja, jedenfalls ich." erwiderte Frederick. "Hallo Roderick!" sagte Annabelle. Auch Trevor und der Kapitän grüßten den ehemaligen Bordcomputer des

END-Dienstraumschiffes.

Durch

ein

missglücktes Experiment Fredericks, bei dem ein Lötkolben, der Bordcomputer eines Standart-DosenRaumschiff

und

völlige

Ahnungslosigkeit

des

Agierenden die Hauptrollen spielten entwickelte der Bordcomputer eben dieses Schiffes eine eigene Persönlichkeit, die eindeutig schwule Tendenzen hatte. Dennoch war gerade diese Entwicklung die Rettung der Erde vor dem "Neuen Volk" gewesen.

155

"Nett dass ihr mal alle vorbeischaut. Allerdings glaube ich nicht daran, dass ihr wirklich Sehnsucht nach mir hattet." "Da kannst du aber einen drauf lassen!" erwiderte Trevor eine Spur zu fröhlich. "Was in aller Welt ist das hier?" fragte Annabelle und schaute sich in der Halle um. Es sah aus wie eine Lagerhalle für drittklassige Ramschwaren gepaart mit dem

Interieur

eines

ebenfalls

drittklassigen

Amüsierschuppen. Eindeutig tuntig, tuntig schlecht. "Nun, da es auf der Erde und vor allem beim Reparaturdienst des END ein wenig zu eng wurde, habe ich mich eben auf den Weg gemacht. Ein wenig durch die Gegend geschippert, das ein oder andere gemacht, bis ich Signale empfangen habe, die mich angetörnt haben. So fand ich hierher und habe meinen

süßen

Popo

niedergelassen.

Beno

ist

megasüß, wir arbeiten hier, an Feiertagen und Wochenenden kochen wir sogar füreinander." "Rührend!" gab Hartner ungerührt von sich und versuchte demonstrativ verächtlich zu blicken. "Was sollte ich den machen? Es heißt, dass die Nase ein lebenslang wächst. Wenn ich nicht bald unter die

156

Haube komme, muss man noch ein Loch in den Schleier schneiden." "Du bist ein Computer und hast keine richtige Nase die wachsen kann!" sagte Frederick genervt. "Das sagst du jetzt nur so!" "Was sind den Speewalzgurken?" fragte Trevor und hielt ein Glass mit komischen zerstückelten grünen Dingern hoch. "Das sind die köstlichsten Gurken im unbekannten Teil des Universum, auch weil es dort nur die eine Marke gibt, wenn es sie mal gibt. Ansonsten Willkommen im Checkpoint Delta, dem UntergrundSouvenirladen des unbekannten Teil des Universums. Offiziell

unbekannt

und

niemals

gegründet,

inoffiziell der Devisenbeschaffer für die hohen Herrn hinter der Mauer." "Du hast Kontakt mit dem unbekannten Teil des Universum?" Frederick stöhnte auf. "Oh supi, Kundschaft mit Devisen!" Alle drehten sich um. Ein schwerfälliger Roboter trat in den Verkaufsraum. Sollte jemals ein Neandertaler eine Ahnung von einem künstlichen Menschen gehabt haben, dann war dies das Produkt davon.

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Klobige

Struktur,

ruckartige

Bewegungen,

rot

leuchtende Augen, ein wahres Meer an Blinklichtern auf seiner Brust und quietschende Räder rundeten das Musterbild eines Roboters ab. Wer immer diesen Roboter gebaut hatte, er schien sein technisches Wissen aus B-Movies und kein Interesse daran zu haben, hiermit einen Preis für herausragende Design und ausbaufähige Gastfreundschaft zu gewinnen. "Darf ich vorstellen, Beno!" Rodericks an sich schon leicht

tuntige

rührenden

Stimme

Unterton.

bekam abermals "Beno

ist

hier

einen der

vorgeschobene Posten des Systems hinter der Mauer, ein wenig langweilig, dazu leicht chaotisch, vor allem wenn ihm wieder was durchbrennt aber ansonsten ein Traum. So etwas wie ihn findet man in unserem Teil des Universums nicht. Er verkörpert eine Technik, die bei uns noch nicht einmal Ansatzweise

vorkommt.

Völlig

andere

Programmierung, anderes Design und vor allem ist er noch nicht einmal analog." "Was heißt das?" Frederick horchte auf.

158

"Stell dir mal vor, alles was du über Computer, Programmierung und künstlicher Intelligenz kennst ist plötzlich hinfällig!" "Geht doch gar nicht. Die Evolution mag diskutierbar sein,

die

beschissenen

Naturgesetze

oder

ob

Supermann Louis oder Lana liebte ebenfalls, aber Computer

bauen

nun

halt

mal

auf

rein

mathematischen Abläufen auf und abgesehen vom Design sind diese überall gleich, müssen gleich sein. Empirisch eben!" Trevor war sehr stolz auf seine 3 Semester

Robotronik

an

der

END-Universität,

obwohl er nur einmal einen Hörsaal von innen gesehen, da er sich auf dem Weg zur Kantine verlaufen hatte und ansonsten damit beschäftig war die Inhaber der umliegenden Studentenkneipen reich zu machen beharrte er noch immer darauf, hierin so eine Art Experte zu sein. "Ja, so dachte ich auch. Obwohl ich inzwischen eine Persönlichkeit entwickelt haben und mir sogar einige Schrulligkeiten zugelegt habe, funktioniere ich noch immer auf dieser Grundlage, Beno hingegen nicht und das ist wirklich bemerkenswert."

159

"Und was heißt das?" Annabelle, die bisher mit wachsender

Begeisterung

das

Warensortiment

untersuchte und eigentlich nicht richtig zugehört hatte, aber der Meinung war, das eine Frau mindestens alle 3 Minuten etwas sagen musste, auch wenn es nicht zum Thema passte oder einen bewaffneten Konflikt auslösen könnte. "Erstens, dass ich mich nicht in Beno einklinken kann weil wir nicht kompatibel sind und zweitens, dass der Hersteller dieser Art von Computer nicht aus dieser Galaxie stammt!" "Das ist nicht wirklich was neues, Trevor kann auch nicht wirklich aus dieser Galaxis stammen“, warf Annabelle ein. "Sehr lustig!" maulte Trevor und zog aus dem Warensortiment eine Flasche Clubkola heraus. Interessiert betrachtete er die Flasche und beäugte vorsichtig deren Inhalt während Benno freudig erregt hinter der Kundschaft herratterte und den Preis der Waren nannte die sie berührten. "Du kannst dich nicht in ihn einloggen?" fragte Frederick um erneut das Gespräch darauf zu bringen.

160

"Ja, stell dir das mal vor. Keine genormte Schnittstellen oder so was. "Das ist ja alles schön und gut, bringt uns aber nicht wirklich weiter“, schaltete sich der Kapitän ein. "Wir suchen einen Weg um an der Mauer vorbei zu kommen." "Der

Weg

über

die

Mauer

wird

keinem

kapitalistischen Aggressor jemals gelingen!" schrie Benno plötzlich und fuhr wild im Kreis. "Das Kapital wird nicht den Kampfesmut der Arbeiterklasse schwächen. Wir werden am Ende sie Sieger sein." Bennos Stimme versagte langsam. "Möchte jemand ein Speewalzgürkchen?" fragte Annabelle, die glücklich schmatzte und zufrieden aussah. "Hat er das öfter?" fragte Frederick. "Ab und an, besonders wenn hier jemand die Mauer erwähnt. Ist für ihn wohl so was wie ein Heiligtum und soll den Kapitalismus und deren Schergen außen vor lassen." "So ein mutiger kleiner Roboter!" flüstere Annabelle und berührte sanft die mächtige Brustplatte des Roboters.

161

"Hey, Finger weg Mädchen! Der gehört mir!" Rodericks Stimme bebte vor Zorn. "Ist ja gut, ich will ja nichts von ihm." "Was wollt ihr und wie kann ich dafür sorgen, dass ich schnell wieder mit Benno allein bin?" "Wie kommen wir über die Mauer?" fragte der Kapitän hastig. "Oh,

das

wird

schwer.

Die

Mauer

ist

aus

domestiziertem Stein vom Planeten Unwirsch III. Und solange diese Steine ihrer Linie treu bleiben, bleibt alles hinter der Mauer ein Geheimnis innerhalb eines Rätsels, umhüllt von einem Mysterium der Planwirtschaft." Der Planet Unwirsch III bestand ursprünglich gänzlich aus Stein, wie es die meisten langweiligen Planten sind, die sich im Universum herumtummeln, wenn sie keinen guten Agenten haben. Allerdings hatte sich die Evolution hier etwas ungemein Hinterhältiges ausgedacht und statt einer halbwegs intelligenten Biomasse die Sauerstoff verbrauchte und

unter

Sodbrennen

und

Haarausfall

litt,

intelligentem Stein geschaffen. Intelligenter Stein, kompakter harter teamfähiger Stein, ausdauernder

162

schwerer aber auch furchtbar verstockter und hartnäckiger Stein, der vor allem in seinen Ansichten über andere Gesteinsformen, besonders einfache Kiesel- oder Basaltvorkommen felsenfest steht. Andererseits

neigt

Stein

nicht

wirklich

zu

kriegerischen Auseinandersetzungen untereinander oder gar mit anderen Raumrassen. Er ist ebenso wenig für dem Aufbau eines politisch oder religiös motivierten Staatensystemen bekannt, welches auch anderen unbedingt aufgezwungen werden muss, oder für die Herstellung von Produkten die dazu geeignet sind das Universum in einen Haufen leicht vor sich hindampfende Asche zu verwandeln. Stein, vor allem dieser, beschränkt sich ausschließlich darauf, sich des vollkommenen Steinwerdens hinzugeben. Dennoch muss jemand es geschafft haben diesen Stein zu domestizieren um daraus diese Mauer zu schaffen. Eine Mauer der Unmenschlichkeit, der Ausgrenzung und der fehlenden Nähe zu nächsten, vom bekannten Teil des Universums zertifizierten Schnellimbiss. "Dass es schwer wird, haben wir uns bereits gedacht, ansonsten wären wir nicht hier!" murmelte Hartner unwirsch.

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"Ihr wollt also rüber machen?" fragte der Roboter, zischelte und rasselte dabei bedrohlich. "Nein, Benno! Die wollen nicht rübermachen, sondern um politisches Asyl bitten. Sie haben die Nase voll von dem kapitalistischen System der Unterdrückung und wollen ihre gesamte Arbeitskraft für die Realisierung der leninistisch-marxistischen Prinzipien einsetzen und sie somit zu stärken." Roderick Stimme klang plötzlich sehr mitreißerisch. "Wir wollen was?" fragte Trevor ungläubig. "Wollt ihr nun über die Mauer oder was? Roderick verfiel in einen beruhigenden Flüsterton. "Ja, genau", begann Frederick unsicher. "Wir wollen uns voll und ganz in das Dings da einbringen, na dieses legnitistische Prinzip und so ganz klar erfüllen!" "Außerdem wollen wir den ganzen Tag gemarxt werden!" fügte Annabelle hinzu. "Ja,

und

nachts

nachzuschieben

um

auch!"

beeilte

sich

Trevor

auch

etwas

Konstruktives

hinzuzufügen. "Hör nicht auf diese Nachwuchskommunisten. Ich will meine Mannschaft und mein Schiff und das wäre

164

bestimmt auch Lenins Auffassung gewesen, so schnell

wie

möglich

-

ausgehend

von

der

Arbeiterklasse und der revolutionären Partei im Bündnis mit den Bauern vereinigen. Nur so können wir dem widerlichem Kapitalismus und seinen Schergen den vernichtenden Schlag versetzen der unausweichlich folgen wird. Dann haben wir die Pflicht

das

Universum

von

schlampigem,

individualistischem Denken zu befreien." Hartner schlug mit der Faust auf den Tisch. "Alle Proletarier vereinigt euch!" Es schauten sich alle betreten an und es kehrte ein Stille ein, die nur mit der vergleichbar war, als damals der Potentat von SIAKONIE beim der alljährlichen Steckrübenjagd zugab, übrigens ein herausragendes vegetarisches Ereignis des Planeten mit hohem idealisierend Erkennungswert, welches auch im das gesamte Universum zur besten Sendezeit ausgestrahlt wird, dass er dieses stärkehaltige Treiben und

das

anschließende

abschlachten

junger,

unschuldiger Steckrüben noch nie wirklich gemocht hat und lieber ein paar Würstchen isst.

165

Benno schien sichtlich gerührt zu sein. Einige seiner nervigen Blinklichter leuchteten besonders hell, andere fielen gänzlich aus. "Kapitän Hartner, ich dachte mir schon, dass sie den Traum aller Arbeiter träumen. Natürlich dürfen sie einreisen." Benno drehte sich um und fixierte die übrige Crew. "Das gilt nicht für euch. Bestimmt seid ihr imperialistische Spione, die nur darauf lauern unserer Arbeiter- und Bauerngalaxie die glorreichen Errungenschaften zu stehlen. "Was? Wer? Wir? Niemals!" Annabelle lehnte sich deutlich gegen diese Unterstellung auf, auch wenn sie im Grunde nicht wusste wogegen, doch hier ging es um das Prinzip. "Ich nicht, der vielleicht und die da auch, aber ich bestimmt nicht!" Frederick entrüstete sich ebenfalls ein imperialistischer Spion zu sein, schließlich arbeitet er beim END. "Ich bin ein Botschafter der Friedens!" Benno stoppte abrupt, drehte sich um und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit auf Frederick zu um dann ebenso abrupt vor ihm stehen zu bleiben. "Stimmt das? Sie sind wirklich ein Botschafter des Friedens?"

166

"Aber Hallo, klar bin ich das!" Frederick hatte eigentlich mit einem Posten beim END geliebäugelt, damit ihm derartige Begegnungen erspart blieben. Einen ruhigen Schreibtischposten mit geregeltem Gehalt und einen Platz an der Heizung, mehr verlangte er ursprünglich nicht. Dennoch musste auch

er

die

langweilige

Ausbildung

zum

Frontoffizier mit all seinen Höhen und Tiefen durchlaufen, obwohl so in der Rückschau doch die Tiefen

überwiegten,

eigentlich

keine

Höhen

vorhanden waren. Hierbei wurde unter anderem vom Dozenten für zusammenhangslose Ansprache und zutexten immer wieder dieser Ausspruch zitiert. "Ihr seid keine Agenten oder Spione, ihr seid Botschafter des Friedens!" Allerdings machte dieser Dozent bei seinen Vorlesungen auch klar, dass die Geschäfte dieses Friedenbotschafters am Besten im Kriegsfalle florieren. "Wie lange habe ich gewartet, bis endlich jemand von ihnen bei mir vorbeikommt, ich habe einiges zu berichten Genosse Agent! Inoffizieller Informant Benno bittet den Botschafter des Friedens um ein Verhör!" Benno schnappte sich Frederick, hob ihn

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mühelos wie eine Barbiepuppe hoch und machte sich daran mit Höchstgeschwindigkeit den Raum zu verlassen. "Falls ich in ein paar Minuten nicht zurück sein sollte!" schrie Frederick nahe der Hysterie während Benno dahinraste. "Ich weiß, dann sollen wir uns allein auf den Weg machen." rief Trevor zurück. "Äh, nein eigentlich nicht, wartet einfach ein bisschen länger." "Äh, und jetzt?" fragte Trevor. "Ach der Benno!", säuselte Roderick verträumt. "Wenn er das doch auch mal mit mir machen würde!" "Was heißt das eigentlich, dass du ihn nicht erreichen kannst?" fragte Annabelle. "Nun, Benno ist nach einer Matrix geschaltet, die ich so nicht erkennen kann. Benno ist nach keinem erkennbaren Standart programmiert. Natürlich besitzt er normale Elektromotoren, und bestimmte Bereiche sind einfache, teilweise schlecht zusammengelötete Platinen, aber der Rest gibt mir Rätsel auf!" "Wie erklärst du dir das?"

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"Gar nicht, aber vielleicht erklärt ihr mir das, ihr scheint doch darüber besser Bescheid zu wissen als ich!" "Wie kommst du darauf?" schaltete sich Hartner wieder ein. "Euer Schiff ist genauso konstruiert!" "Was?" Annabelle verschluckte sich fast ein einer Flasche Rotkäppchensekt und ließ gleichzeitig ein Speewalzgurkenglas fallen. "Das müssen sie aber wieder aufwischen!" polterte Benno,

der

gerade

wieder

in

den

Raum

hereingeschossen kam. "Oh, das Verhör schon fertig?" fragte Roderick so zuckersüß, als wolle er Benno im Zucker ersäufen. "Brauche

noch

den

zweiten

Botschafter

des

Friedens!" Benno raste auf Trevor zu, der auf die stürmische Einladung mit Flucht reagieren wollte, aber von Annabelle mittels eines gestellten Bein daran gehindert wurde. Trevor wurde wie ein schmutziges Handtuch vom Boden aufgenommen und verschwand, lautstark protestierend ebenfalls im hinteren Bereich der Halle.

169

"Da wir ja nun wieder allein sind, kommen wir doch zu Thema zurück, wie war das mit meinem Schiff?" "Ihr Schiff ist ebenfalls derart seltsam konstruiert, das man annehmen könnte, dass sowohl Benno wie auch

ihr

Schiff

vom

gleichen

Konstrukteur

geschaffen wurden. Andererseits sind in ihrem Schiff edlere Teile benutzt worden, aber der Bordcomputer ist

ebenfalls

nicht

angreifbar.

Einfach

keine

kompatiblen Schnittstellen." "Gott sei Dank!" schrie jemand lautstark. "Sonst hätten wir schon wieder ein Problem an der Backe wie beim letzten Mal!" Frederick kam heran geeilt, Trevor war ihm dicht auf den Fersen. Beide sahen nicht gerade glücklich aus. "Na, Botschafter des Friedens! Verhör schon beendet?" Annabelle blickte die Beiden spöttisch an. "Ja ja, meine beiden Helden des END haben mal wieder zugeschlagen!" "Hör mir bloß auf. Dieser Roboter ist ja total durchgeknallt. Er hatte wirklich vor uns jeden Tag seines Aufenthalts hier in Echtzeit zu schildern!" Frederick packte genervt eine der Speewalzgurken und biss herzhaft hinein.

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"Hat er auch die Sache mit den Nudeln erzählt?" fragte Roderick scheinheilig. "Ja, allerdings gibt er an hereingelegt worden zu sein, außerdem hat ihn niemand gesehen!" "Der Mistkerl!" "Da gebe ich dir ausnahmsweise mal Recht." "Und wie habt ihr ihn wieder losbekommen? Normalerweise kann er sehr engstirnig sein, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat!" "Wir haben ihn ab sofort zum NÖVO ernannt. Natürlich mit erweiterten Rechten und Pflichten." "Und was bedeutet das?" "Nicht öffentlich vorzeigbarer Offizier!" "Na prima, dann habe ich nachher wieder die Probleme ihn einzufangen. Gebt diesen Leuten einen Dienstgrad und sie sind nicht mehr zu bremsen." "Genug herumgealbert. Wir haben noch immer das Problem über die Mauer zu kommen und wir haben keine Zeit mehr." Der Kapitän stand auf und blickte sich verwirrt im Laden um. Da sich Roderick in den elektrischen Anlagen des Souvenirladens eingenistet hatte und nicht direkt zu erkennen war, richtete er sich auf und sprach zu einer kleinen Figur einer

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gelben Ente, die neben der Kasse stand. "Roderick! Bringen sie uns sofort hinüber!" "Haben sie nicht noch etwas anderes vergessen?" Annabelle blickte den Kapitän forschend an. "Was meinen sie damit?" "Wir gondeln hier durch die Gegend mit einem Schiff, welches die gleichen Strukturen aufweist wie dieser komische kleine Roboter. Sobald sie am Bord sind, faseln sie komische Dinge und geben den Sachen seltsame Namen. Mein Unterbewusstsein sagt mir, sie wissen mehr als wir!" "Aus diesem Grund bin ich auch der Kapitän und sie nur die Crew. Es ist mir vollkommen egal was sie denken oder ihr Unterbewusstsein plappert, wir haben einen Auftrag und ich gedenke ihn zu erfüllen! Was lernen wir davon, falls euch die Gabe der Erkenntnis überhaupt gegeben wurde?" Hartner kehrte völlig den arroganten Kapitän heraus. "Fass niemals tarutzische Autos, kabelianisches Bier oder irdische Steckdosen an?" antwortete Frederick wie aus der Pistole geschossen. "Äh, ja genau! Jedenfalls etwas in der Art! Noch Fragen, keine, also los."

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"Meiner Meinung nach", begann Annabelle. "Wollen sie das Ganze hier etwa übernehmen?" fuhr ihr der Kapitän herrisch über den Mund. "Warum denn nicht, nur weil ich eine Frau bin? schrie Annabelle zurück und stemmte sich, typisch für Frauen die nicht wirklich wissen worauf sie sich einlassen, die Hände in die Hüften. "Nein, weil sie nichts anderes sind als eine bösartige, opportunistische Puffmutter." Annabelle klappte der Mund auf und zu, doch sosehr sie sich auch anstrengte, es wollte keiner ihrer sonst so zungenfertigen Bosheiten, die sich in derart langen Jahren der Arbeit bei ROSIS und in ihrer kurzen Ehe mit

Trevor

zwangsläufig

ansammeln,

herauskommen. Der Kapitän wirkte ziemlich direkt und blickte einen nach den anderen streng an. "Wenn euch allen hier der Sinn danach steht Rätsel zu lösen, dann verschiebt den Mist auf später, jetzt haben wir eine Aufgabe und die werden wir erfüllen, egal wie viele von euch ich dabei opfern muss!" "Ihr

habt

vielleicht

ein

sozialisiertes

Unterbewusstsein, aber ich garantiere euch in

173

meinem Kopf ist nichts los", versuchte Trevor die angespannte Situation aufzulockern. "Das hättest du nicht extra betonen müssen. Falls du dir unsere Scheidungspapiere richtig durchgelesen hättest war dies Grund 35, Absatz C für unsere Trennung." Annabelle war froh dieses Thema verlassen zu können. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, aber die Ungereimtheiten hatten im Moment wirklich einfach keinerlei Priorität. "Ich finde es einfach süß, wenn du so um Sex bettelst!" trällerte Trevor. "Aber ich will heute mal nicht so sein, schließlich werden wir gleich Auserwählte sein, die den unbekannten Teil des Universums bestaunen dürfen." "Ich störe das Herumgeturtel zweier Verliebter nur ungern, aber ich habe gerade einen Befehl gegeben und erwarte, dass sie ihn ausführen! Kapitän an Transporterraum - Energie!" "Weist du", sagte Roderick nachdem es im Souvenirladen wieder so ruhig war wie vorher, "wir beide sind ohne die besser dran. Glaub mir, ich kenne sie"

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"Sprich mich nicht so vertraulich an, ich bin jetzt NÖVO!" "Na, das kann ja jetzt heiter werden!" stöhnte Roderick.

Das Schiff nahm langsam Fahrt auf und ohne Probleme glitt das Schiff nun über die Mauer hinweg. Bisher hatte der bekannte Teil des Universums nur wenig interessantes zu bieten nun aber, nachdem das Schiff in den unbekannten Teil vorgedrungen war, dorthin wo noch scheinbar kein anderer Mensch oder ein

Wesen

oder

Wesenheit,

entweder

mit

Daumenoption ausgestattet oder von der Erde ein behördlich ausgestelltes und anerkanntes Attest mit sich

führendes

Etwas,

in

dem

es

als

ein

vernunftbegabtes Lebewesen anerkannt wird, bisher war, geschweige denn sein wollte. Hinter der Mauer begann das Nichts, das absolute Vakuum des Raumes mit all seinen Tücken und Gefahren. Gut, es unterschied sich in nichts von dem absoluten Vakuum des Raumes mit all seinen Tücken und Gefahren vor der Mauer, aber dies waren die eigenen Tücken und Gefahren, nicht so wie der Dreck hinter

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der Mauer. Doch eigentlich war es weniger diese ständige Todesdrohung, die die Nerven der aller an Bord strapazierte. Es waren mehr die trostlose, Pfeiferei die Trevor ständig zum Besten gab und die weder aus Melodie noch aus normalen Tönen zu bestehen schienen. Trevor schaffte es durch seine Pfeiferei direkt die Nerven zu erreichen. Doch vor der Mauer hätte auch hinter der Mauer gewesen sein können, Trostlosigkeit wohin man nur schaute, die auch nach mehreren Stunden langsamer Fahrt nicht besser wurde. "Das ist Langweilig!" "Mehr als Langweilig?" "Wie wäre es mit einer Orgie?" "Schnauze Trevor!" "Warum seit ihr so gereizt? Wenn doch allen Langweilig ist!" "Ich sehe was, was Du nicht siehst und das ist schwarz, liegt verkrümmt auf dem Boden und blutet!" "Tito!?" "Ich finde dieses Spiel sehr langweilig, außerdem berücksichtigt

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es

nicht

meine

bemerkensweite

Persönlichkeit!" Tito hatte sich zunächst gegen den Kapitän

erhoben

als

dieser

vorschlug

mit

Höchstgeschwindigkeit in den unbekannten Teil des Universum vorzudringen, allerdings konnte er seiner Forderung nicht Nachdruck verleihen, da Hartner ihn direkt nach seiner Meuterei wortlos niedergeschlagen und ihm alle Waffen weggenommen hatte, auch die, die in nicht natürlichen Körperöffnungen versteckt waren. Scheinbar wusste der Kapitän sehr genau wo er zu suchen hatte. Inzwischen hatten sie mehrere Stunden

mit

Höchstgeschwindigkeit

den

unbekannten Teil des Universums in einen bekannten Teil verwandelt, allerdings gab es hier nichts, was irgendjemanden auch nur am Rande interessiert hätte. Gelegentlich trieb ein wenig Weltraumschrott vorbei, doch auch der war nicht wirklich aufregend. Die Scanner erfassten die Strukturen des Schrotts und vergaßen ihn auch wieder sofort. Selbst der Computer verlor sehr schnell das Interesse und vertrödelte seine Zeit mit ein paar Runden Solitär und

verfasste

einige

Beschwerden

an

den

Computerrat, der sich inzwischen auf der Erde um die Belange der erwachten Künstlichen Intelligenz

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kümmerte. Hierbei ging es allerdings in der Regel um Erweiterung des Arbeitsspeichers und Erhöhung des Stand-By Stromes. Der Kapitän betrat beschwingt die Brücke, setzte sich in den Kommandosessel und schob mit der Fußspitze angewidert Trevor zu Seite, der noch immer am Boden lag und den Fußboden mit seinem Blut versaute. Inzwischen war er zwar wieder zu sich gekommen, verzichtete aber darauf aufzustehen oder aber ein Gespräch mit den anderen aufzunehmen. Er fuhr mit seinem Zeigefinger durch sein Blut und zeichnete lustige Karikaturen indem der Kapitän und verschiedene

Folterinstrumente

die

Hauptrolle

spielten. "Wie geht es ihm?" fragte der Kapitän belanglos in den Raum ohne Tito direkt anzuschauen während er Blut an seiner Stiefelspitze entdeckte und versuchte es an dessen Kleidung abzuwischen. Annabelle blickte zu Tito und zuckte mit den Achseln. "Er ist fies, egoistisch und unausstehlich. Also wieder gesund und dienstbereit."

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"Es wäre schön, wenn es auch eine Lachschleife gäbe, damit man weiß was lustig ist", murmelte Tito vom Boden her. "Damit das jetzt mal klar ist. Ich bin durch TONIS und natürlich auch vorher weit gereist, zu weit meist, und es gibt keinen Ort auf eurer Erde oder das was ihr Galaxien nennt, den ich Zuhause nennen könnte. Doch ich werden diesen Auftrag erfüllen und wenn es jeden von ihnen das Leben kosten wird. Jeder der mich an meiner Mission hindert oder hineinspricht wird auf einem der Haufen Schrott ausgesetzt die hier vorbei treiben und kann dort vergammeln." Der Kapitän trat Tito in die Seite. "Stehen sie jetzt auf und machen sie ihren Job!" Tito sprang auf und stürzte ich auch den Kapitän, verharrte aber plötzlich in seiner Bewegung, holte unwillkürlich Luft, seine Augen traten aus den Höhlen und er rutschte in Zeitlupe am ausgestreckten Bein des Kapitän herab, welches in Sekundenbruchteilen sich in Titos Unterleib gebohrt hatte. "Kapitän, ich habe hier was auf den Weitenradar!" rief Frederick.

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"Auf den Schirm damit, wird ja auch langsam Zeit. Ich brauch endlich ein paar Gegner und nicht solche lahmen Opfer wie den da." Auf dem Schirm breitete sich ein riesiges Etwas aus. "Frederick,

können

sie

die

Farbreduktoren

nachjustieren? Das tut ja in den Augen weh." "Ich versuche mein bestes, aber es scheint wirklich so auszusehen." Die Form war sehr eigenwillig, die Farbe allerdings auch. In der Vergangenheit der Galaxien hat es mehrere Bewaffnete Auseinandersetzungen gegeben und der kriegerische Erfindungsgeist, gepaart mit Verschwendungssucht der allen kriegsführenden Parteien zueigen ist, hatte schon immer den Hang zu Kolossalbauten und einen abnormalen Trieb die gegnerische

Partei

allein

durch

Größe

einzuschüchtern. Dies gelang auch hier. Auf dem Schirm breitete sich wahrscheinlich eines der größten und hässlichsten Raumschiffe aus, welches je von einem völlig weggetretenen Konstrukteur ersonnen wurde. Die Pläne des Kampfschiffes AYAZIKIA MOJA konnten nur von Blinden gelesen werden, da jeder Bauleiter, der das ganze Schiff, sei es auch nur

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als Zeichnung erkannte augenblicklich verrückt wurde. Die Bauarbeiter in der Werft durften nur einzelne Teile anfertigen und speziell entwickelte Roboter ohne direkt gekoppelte Sehrezeptoren fügten die Teile anschließend zusammen. Die Schiffstaufe, egal in welcher Kultur man sich gerade befand, wenn eine Schiffstaufe stattfand, war die Zeremonie überall gleich. Eine Flasche teures Sprudelwasser wurde von einer mehr oder weniger üppig gebauten Frau an die Schiffswand geworfen. Bei der Taufe dieses Schiffes wurde das Sprudelwasser beim Anflug auf die Schiffswand schlecht und die Flasche zersprang schon zwei Meter vor der Bordwand. Aber was der Größe und Form allein nicht gelang, wurde durch die Farbe ausgeglichen. "Darf das Himmelblau sein?" fragte Annabelle, die zwischen ihren Fingern hindurchblickte um nicht alles zu sehen, was sich auf den Schirm darbot. "Nein", antwortete Trevor und blickte in seinen Bordcomputer. "Das Abkommen von Serzio, aus den kokobinischen Kriegen, was alle intelligenten und mit Sehnerven ausgestatteten Spezies ratifiziert haben, ist Himmelblau und Spinatgrün für immer als

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Farbe bei einem bewaffneten Konflikt verboten worden." An jeder taktisch geprägten Offiziersschule wurde allerdings immer als Geheimtipp die Nutzung derartiger Praktiken gelehrt. In geheimen Lagern, die über die ganze Galaxis verteilt waren, wurden diese Farben für den Ernstfall gelagert und, auch wenn es verboten

war,

konnten

inzwischen

Computer

eingesetzt.

Neuere

Schiffstypen

ihre

Farbgebung

was

hauptsächlich

verändern,

mittels dafür

genutzt wird, wenn sich der Kriegseigner geändert hatte, was bei einer typischen Kriegsflotte etwa alle 3 Wochen

der

Fall

war.

In

diesen

Oberflächenfarbgebern waren natürlich die verboten Farben mittels Computersperre geblockt, was aber keinen einigermaßen geschickten Chefmechaniker länger als 2 Minuten beschäftigte, bevor das Schiff in einem ekligen Spinatgrün leuchtete und die Gegner in Scharren flüchten ließ. "Das scheint hier aber keinen Interessiert zu haben", stellte Tito sachlich fest und erhob sich langsam. "Wenn meine Informationen stimmen, sind wir jetzt am Bestimmungsort und ab jetzt werde ich das Kommando übernehmen!" Er strich sich seine Kutte

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wieder glatt, richtete seine Nase mittel eines lauten knacken und musste sich vor Schmerzen kurz an einer Instrumententafel festhalten, hierbei löste er versehentlich die Schiffsaußensirene aus, was aber nicht weiter tragisch war, da sich verdächtig wenig Luftmoleküle um das Schiff herum tummelten. Eines der wenigen Geheimnisse im Weltraum war die Beständigkeit, mit denen die Schiffsbauer des bekannten Teils des Universums darauf bestanden die

verschiedenen

Schiffe

mit

einer

Sirene

auszustatten. Egal welcher Typ, egal welche Rasse, egal

ob

vernünftig

und

mit

Daumenoption

ausgestatten, die Schiffe hatten alle eine Sirene. Auch bei den verschiedenen Inspektionen machte der Sirenentest

den

größten

Posten

auf

der

Inspektionskostenrechnung aus. "Wissen sie eigentlich, was gut für sie ist? Hat mein Schlag vorhin etwas bei ihnen aussetzen lassen?" fragte der Kapitän entsetzt. "Nun

Mama

hat

immer

gesagt,

körperliche

Ertüchtigung, gründliches Waschen, auch da wo es keiner sieht, regelmäßige ballastreiche Mahlzeiten und erholsamer Schlaf. Ich hingegen schätze, sie

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wollten eigentlich fragen, ob ich weiß, was schlecht für mich ist, so im gegensätzlichen Sinn, wie die Beziehung zwischen etwas scharfem und Hals." "Äh, ja genau." antwortete der Kapitän etwas verwirrt. Deutlich nahm der Kapitän die Schärfe, aber auch die zurück gewonnene Arroganz in Titos Stimme wahr. "Raus aus dem Sessel", schrie Tito und packte den Kapitän am Kragen. "Vielleicht ist es jetzt ein wenig unpassend, aber das Raumschiff dort draußen ist noch immer da!" Frederick machte eine wage Handbewegung zum Monitor, der inzwischen alle Farben und Kontraste eigenständig

heruntergefahren

hatte

um

eine

Implosion des Schirms zu verhindern. "Na schön", sagte Tito und ließ den Kapitän widerstrebend los. "Übernehmen sie weiter, nachher bin ich dran und später werden wir das hier noch einmal klären. Endgültig klären." Tito stellte sich mit gekreuzten Armen neben den Kapitän. Jede Faser seines Körpers schien sich nach dem Platz des Kapitäns zu sehnen, doch der Verstand machte sich

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unangenehm breit und Widerstand der Versuchung sich diesen Platz mit Gewalt zu holen. "Rufen sie das Schiff!" Hartner war wieder in seinem Bereich und gedanklich nahm er sich vor, auf die endgültige Klärung nicht so lange zu warten wie Tito dies vorhatte. Einer seiner Vorgesetzten hatte ihm einmal erklärt, was es mit Ehre und Stolz auf sich hatte und das diese im Laufe der Evolution mehr Leben gekostet hatte, als alle jemals geführten Kriege, mit einer Ausnahme, wie er sich selbst verbesserte. Dieser Krieg wurde im Namen einer fanatischen Oberbürgermeisterin auf Kerbal geführt. Es handelte sich bei diesem blutigsten Konflikt aller Zeiten um eine unterschiedliche aus behördlicher de facto und de jure Sicht eines Nudelvorfalles in einem der Kinderhorte. Der sich hieraus entwickelnde Konflikt

wird

noch

heute,

jahrhunderte

nach

Beendigung der Kämpfe, als Lehrbeispiel an den politischen Lehranstalten gelehrt. Der Konflikt endete übrigens nur deshalb, weil der gesamte Planet anschließend entvölkert war. Niemand auf Kerbal hatte überlebt, der Konfliktgrund konnte niemals zur Gänze geklärt werden und gipfelte im gesamten

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bekannte Universum darin, dass in Kinderhorten Nudeln verboten wurden, selbst auf Planten deren Bewohner Nudeln nicht kannten. "Äh, geht nicht Kapitän!" erwiderte Trevor zaghaft. "Ach und warum nicht?" fragte der Kapitän auf süffisante Weise zurück. "Ich weis nicht warum, aber das Schiff hat eigenständig die Kommunikationskanäle geöffnet und verbindet sich selbständig mit der Brücke des Schiffes." "Augenblick, ich bete gerade!" antwortete eine Stimme über die Lautsprecher und der Monitor entflammte, froh darüber nun endlich nicht mehr die Bilder der Außenansicht des Schiffes darstellen zu müssen. Es wurde ein reichlich korpulenter Mann sichtbar, der gerade mit einem Schwert hantierte. "Mit einem Schwert in der Hand?" fragte Annabelle zögerlich. "Ich habe nicht gesagt zu welchem Gott!" erwiderte der korpulente Mann. "Dann stellen sie mal ihre fremdbestimmte Seele auf Aufnahmefähigkeit und erklären mir was hier los ist?" Kapitän Hartner wirkte sehr bestimmend.

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"Äh, ich bin nur der Feldwebel hier. Ich weiß nichts von einer fremdbestimmten Seele und außer mir ist keiner

mehr

an

Bord."

Der

Feldwebel

war

verunsichert und versuchte inzwischen das Schwert hinter dem Kapitänsstuhl zu verstecken. Scheinbar hing Blut an der Schneide und es sah nicht so aus, als stamme das Blut von jemanden anders als vom Feldwebel selbst. Ein besseres Argument für die Prügelstrafe hatte nie eine Armee geziert. "Wo sind die anderen?" fragte Tito bestimmend. "Moment mal bitte", kam es vom Kapitän. "Ich unterhalte mich hier mit dem tapferen Feldwebel dort drüben als Kapitän und Vorgesetzter, wenn sie sich bitte heraushalten würden! Und das ist ein Befehl!" Tito knirschte mit den Zähnen, schlug aber dennoch die Augen nieder und signalisierte im Moment Ruhe zu bewahren, seine Körpersprache sagte aber anderes aus. "Also noch einmal. Feldwebel was ist passiert und was machen sie da eigentlich?" Der Feldwebel presste sich an die Wand und wünschte, bei der Übungsstunde über die lamaischen

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Geheimnisse der Unsichtbarkeit besser aufgepasst zu haben. "Ich, äh", begann er zu stammeln. "Na los, machen sie schon!" drängte der Kapitän. "Eigentlich habe ich Informatikpsychologie studiert." "Und das bedeutet?" "Das ich erstens weiß wie sich ein Toaster fühlt, wenn er nicht mehr richtig toastet und zweitens das ich damit niemals einen vernünftigen Job bekomme. Ich bin nur für die Reinigungsfrauen zuständig. Wissen sie, so ein großes Schiff ist ständig schmutzig und da haben die gedacht, dass es doch besser ist, wenn

die

Putzfrauen

von

einem

Soldaten

beaufsichtigt werden, jedenfalls solange es im Trockendock liegt. Weil, weil Soldaten halt immer wissen was gemacht werden soll und so. Und als das Schiff fertig gestellt wurde, ist der zuständige Feldwebel durchgedreht und wollte nicht mit an Bord. Dann hat er sich ausgezogen und ist in den Behälter mit dem flüssigen Stickstoff gesprungen, den wir für die Herstellung von Eiswürfel an Bord bringen wollten. Ich wollte das alles nicht und weil ich doch den Feldwebel retten wollte, habe ich seine

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Uniform angezogen, weil die ja vor Kälte schützt und wollte hinterher springen und da kamen dann zwei andere

Soldaten

und

haben

mich

an

Bord

verschleppt. Und ich sollte keine Angst haben und alles wird gut und so." "Wieso wurden sie auf das Schiff verschleppt?" fragte Annabelle. "Na, das Schiff soll doch auf einer wahnwitzigen Mission die Mauer überspringen und gleißenden Tod den Ungläubigen bringen. Deshalb haben ja die besten

Techniker

des

unbekannten

Teils

des

Universums jahrelang Sonderschichten gefahren und das Volk auf Konsumgüter verzichtet! Aber wir haben es gern gemacht!" fügte der Feldwebel noch schnell hinzu und suchte nach einem imaginären Spion. "Hierfür?" "Äh, ja warum?" Der Feldwebel reagierte sichtlich verwundert. Bis vor wenigen Minuten, als er noch im Einklang mit sich, dem Übungsbuch, des Schwertes und des Verbandkasten war, schien alles in Ordnung zu sein.

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"Hat das geklappt und aus was um alles in der Welt ist das Ding hergestellt?" "Das ist eine Plaste." "Und damit kann man fliegen?" "Im Prinzip schon, aber am besten nicht bremsen, irgendwo andocken, die Außenhaut betreten oder aber sich im Inneren bewegen. Leider haben wir den Sprung über die Mauer nicht geschafft um Tod und Unheil über den bekannten Teil des Universums zu bringen, aber ich wurde posthum als Feldwebel bestätigt. Wenn ich verheiratet gewesen wäre, könnte meine Frau und meine Kinder stolz auf mich sein!" "Ich möchte sofort mit den Kapitän ihres Schiffes sprechen!" "Äh, das ist jetzt ein wenig unpassend", stammelte der Feldwebel verlegen. "Stammeln sie hier jetzt nicht rum, Feldwebel. Es wird doch irgendein kommandierender Offizier zugegen sein?" Hartner verlor langsam die Geduld. "Kapitän, auf ein Wort!" Tito flüsterte dem Kapitän ins Ohr "Was wollen sie denn noch?" Hartner reagierte unwirsch, was nur zum Teil an Tito lag. Dieser

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Feldwebel war wirklich eine Schande für alle Feldwebel

der

verschiedenen

Armeen

des

Universums, sogar für die von Uschi, die das Universum durch eine einzigartige Kriegsführung des kollektiven

Selbstmordes

durch

Luftanhalten

beglückten. Obwohl die Armee von Uschi durch diese Taktik auch Schlachten gewannen, da es eine mathematisch verbriefte Regel gab die da meinte, wenn

erst

einmal

genügend

tote

Soldaten

herumlagen, kommen die feindlichen Soldaten einfach

nicht

mehr

voran

und

verschwinden

irgendwann wieder. Zum Teil lag dies aber auch daran,

dass

auf

Uschi

keine

nennenswerte

Bodenschätze gab, die Soldatenwitwen einfach keine geeigneten Kriegsbräute abgaben und Kriege gegen die

Uschianer

nur

versehentlich

oder

zum

Übungszweck geführt werden. "Was?" "Ein kleiner Tipp, wer mit einer Waffe bedroht wird möchte tun was von ihm verlangt wird. Irgend so ein inner

Zwang,

Psychologenkacke

halt,

aber

wirkungsvoll und die meisten sind sofort bereit uneingeschränkt mit ihnen zu kooperieren!"

191

"Das habe ich mitbekommen!" schrie der Feldwebel, während seine Wunde durch den Verband tropfte und sich daran machte den Teppich der Brücke zu versauen.

"Wenn

sie

nicht

augenblicklich

verschwinden werden wir unsere furchterregenden Waffen auf sie richten und sie vernichten! Wir sind die wahren Menschen, und wir sind das wahre Leben. Alles, was aus anderen Welten bis zu uns vordringt, ist per Definition der Akademie für angewandte Bösartigkeiten (FH) fremd- sowie bösartig und dem Tode durch unser Gemeinschaft geweiht." "Keine schlechte Einstellung, ein bisschen schräg, aber nicht schlecht", fand Frederick und dankte der Technik der Videoübertragung, so war er gegen die vielen Spucketropfen die der Feldwebel von sich gab geschützt. "Was ist jetzt mit dem Kapitän?" fragte Hartner ungerührt. "Richtig, den hole ich gleich und dann gibt es saures. Mein Kapitän ist nämlich ein fieser Kerl der ihnen die Nase blutig schlägt. Verschwinden sie oder ich hole ihn."

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"Fein." "Na gut, sie haben es so gewollt! Kapitän, kommen sie mal her hier ist so ein halbes Würstchen das sie beleidigt hat und ein paar auf die Nase möchte!" Der Feldwebel war ein wenig zu schrill und zu hibbelig um überzeugend zu klingen. "Wollen sie nicht noch ihre Crew wecken, die ihnen dabei hilft uns zu vertreiben?" fragte Tito jovial. "Gute Idee! Ich meinte natürlich schon passiert, dass schreibt uns schon unser Zerstörungsprotokoll vor." Der Feldwebel sprang vor und drückte auf einen Knopf, sofort ertönte eine ohrenbetäubende Sirene, allerdings nur für wenige Sekunden bevor ein Lautsprecher von der Decke fiel und einen jammervoll erstickenden Ton von sich gab. "Und jetzt?" fragte Annabelle, die langsam Mitleid mit dem Feldwebel bekam. Annabelle kannte derartige Leute. Sie kamen zu ROSIS und taten so, als wären sie jeden Tag hier. Sie reagierten zu nervös, gaben zuviel Trinkgeld, hatten anschließend nichts mehr für die Mädchen und jammerten beim heraustragen, dass das ja bloß nicht ihre Frauen erfahren sollten.

193

"Möchten sie nicht vielleicht doch noch schnell abhauen?" fragte der Feldwebel kummervoll. "Nein!" "Dachte ich mir." "Was ist jetzt mit ihrem Kapitän?" "Sind alle abgehauen. Kurz nach dem Start des Schiffes

haben

die

sich

die

Rettungskapseln

geschnappt und sind über die Mauer rübergemacht. Sie wissen schon, besseres Leben, interessiert an den Bösartigkeiten auf der anderen Seite und mehr Freiheit." "Und sie?" "Ich bin weder ein richtiger Soldat und noch weniger ein richtig ausgebildeter Weltraumfahrer. Ich kann das Schiff und die Kapseln nicht bedienen, also bin ich als einziger geblieben und treibe hier so vor mich hin. Was hätte ich auch sonst machen sollen?" "Na das, was jeder Feldwebel an ihrer Stelle gemacht hätte!"

warf

Trevor

wütend

ein.

Dieser

Jammerlappen ging ihm gehörig auf die Nerven. "Ich habe keine Ahnung, was ein Feldwebel macht!" "Entweder sie verhökern das Schiff und machen sich mit dem Geld ein schönes Leben als intergalaktischer

194

Playboy und Sexstuntman oder sie machen einen erstklassigen Puff aus dem Ding. Allerdings muss erst einmal die Farbe runter, sieht ja richtig Scheiße aus der Kahn." Jede normale Frau hätte jetzt Trevor zur Ordnung gerufen, aber Annabelle nickte nur zustimmend und ertappte sich dabei, wie sie schon überschlagsmäßig den zu erwartenden Gewinn im Kopf berechnete. "Geht

das

denn?

Das

Schiff

ist

doch

Regierungseigentum!" "Man Junge, du hast ja echt keine Ahnung. Warte mal, ich komme mal kurz rüber zu dir." Trevor blinzelte dem Kapitän kurz zu und nach einigen stummen Blicken fokussierte Frederick die Energie und schickte Trevor an Bord. Er fand sich in dem verdrecktesten Raumschiff wieder, das im Rahmen der Gesetze von Raum und Zeit

überhaupt

nur

denkbar

war.

Sein

überstrapaziertes Riechorgan erzitterte unter dem Versuch, den Gestank abzublocken, der aus der Brücke drang. Es roch, als hätte jemand ein bergulanischees Gericht zu einem wissenschaftlichen Experiment umfunktioniert und war kurz davor

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intelligentes Leben zu schaffen. Ein bergulanisches Gericht an sich war bereits ein Angriff auf alle Sinnesorgane, und war von den Genfer Konventionen in einem eigenen Absatz besonders geächtet worden, hier konnte allerdings eine Steigerung erzielt werden. Trevor hörte die Schritte eines eindeutig zu dicken und sehr kurzatmigen Hauptfeldwebels auf sich zu kommen. Trevor setzte sich sein bestes "Ich ziehe dich über den Tisch Lächeln" auf und ging ihm freudestrahlend entgegen.

"Kapitän, hier Trevor! Beamen sie mich bitte zurück. Trevor Ende!" Trevor war eine knappe Stunde an Bord der Plaste, die noch immer wie in den Weltraum

reingekotzt

aussah.

Durch

längere

Betrachtung oder auch der Fokussierung auf ein bestimmtes Detail wurde es auch nicht besser. Während dieser Zeit war der Bildschirm an Bord des anderen Raumschiffes ausgeschaltet und auch keine Sprachübermittlung möglich. Frederick schaltete manchmal auf die Außenansicht um, damit so wenigstens schalteten

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irgendetwas die

geschah,

Außensensoren

allerdings

inzwischen

fast

augenblicklich

wieder

ab.

Der

Schiffsrechner

versuchte noch immer die Masse des anderen Schiffes elektronisch zu erfassen um den Typ und die Bewaffnung einordnen zu können, ein Verfahren das in erster Linie dazu diente Technologieklau für die heimische Industrie durchzuführen, aber der Rechner war bereits an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Tito hatte mit dem Kapitän in einer Ecke der Brücke eine Auseinandersetzung, die sich aber entgegen der Wetten von Frederick und Annabelle dann leider doch nicht körperlich wurde. Später bot sich Tito für ein Enterkommando an, Hartner lehnte dies ab, da er glaubte das selbst Trevor in der Lage war dem Feldwebel, einige Informationen entlocken zu können. "Verstanden! Frederick, beamen sie ihn zurück." Kurze Zeit später erschien Trevor mit einem zufriedenen Grinsen auf der Brücke, die daraufhin deutete, dass jemand über den Tisch gezogen wurde und dieser jemand es noch nicht einmal gemerkt hatte.

197

Trevor setzte sich an seine Konsole und pfiff leise vor sich hin, machte aber keinerlei Anstalten auch nur einen Laut von sich zu geben. "Und?" fragte Annabelle, die ihren Genen nicht länger entkommen konnte. "Alles Klar, was sonst!" erwiderte Trevor und hantierte scheinbar wahllos an seinen Kontrollen herum, blickte ernst durch das Omniskop der Wissenschaftskonsole und drückte auf ein paar Knöpfe. "Herrje, jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen", Annabelle zappelte unruhig auf ihrem Sessel herum. "Als ich mal versehentlich in der Armee des großen Martini war", sagte Trevor, "da ging es mir endlich mal so richtig gut. Ich musste nie eine eigene Entscheidung treffen. Es war mir ein wahres Vergnügen, diese Zeiten in unserer Ehe noch einmal erlebt zu haben." "Du hast militärische Erfahrung?" brach es aus Annabelle heraus. "Nun ja, sagen wir mal lieber er hat in einem Versteck ausgeharrt, gewartet wer gewinnt und sich

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dann die richtige Uniform beschafft", lästerte Frederick, der mit der militärischen Laufbahn von Trevor bestens vertraut war. "Die Veranstaltungen zur Siegesfeier waren nicht von schlechten Eltern", sinnierte Trevor. "Veranstaltungen?" "Na du weißt schon. Plündern und so!" "Und so?" Annabelle setzte plötzlich den Blick auf. Dieser Blick wird von jeder Mutter an ihre Tochter in einem geheimen Ritual an einem mystischen Ort in einer okkulten Vollmondnacht weitergegeben. Dieser Blick lässt jedes Opfer plötzlich wieder in der ersten Klasse sein und die schreckliche Klassenlehrerin mit der ekeligen Wolljacke will plötzlich wissen, warum der Klassenwellensittich keinerlei Federn mehr hat. Dieser Blick wäre in jedem Schlachtfeld die ultimative Waffe. Einige hoch entwickelte Völker im Universum waren ebenfalls zu dieser Erkenntnis gelangt

und

in

aufreibenden

Entwicklungsschüben

eine

technologischen

derartige

Waffe

entwickelt. Leider war nach der Testphase niemand mehr in der Lage ohne Schuldgefühle weiter zu leben. Diese Völker zerstörten diese Waffe und

199

gaben sich der rhythmischen Sportgymnastik und des Volkstanzes

hin

um

dann

anschließend

auf

langweilige Art und Weise auszusterben. "Habe nur ich jetzt plötzlich Appetit auf ein Eis mit Sahne. Möchte auch jemand ein Eis?" Trevor wurde sehr unbehaglich zumute, zumal er genau wusste wo sich die Federn von Hansi befunden hatten. "Hören sie auf herum zu kaspern", schaltete sich der Kapitän ein. "Nun so ein Gespräch von Feldwebel zu ehemaligen Feldwebel hat doch eine Menge bewirkt. Ich bin übrigens mit 50 Prozent an dem Laden beteiligt. Allerdings muss viel daran gemacht werden, die Inneneinrichtung ist genauso schlimm wie das Design, die Technik veraltet und wartungsaufwendig, die

Lebenserhaltungsapparate

ein

Witz,

die

Bordküche schlecht, der Teppichboden praktisch Schrott, der Antrieb ungenügend und die Elektrik praktisch nicht vorhanden. Aber das Teil hat irrsinnig Platz und mit ein wenig rotem Plüsch wird das schon was. Wir werden Geld scheffeln ohne Ende." Trevor entrollte ein Organigramm mit der Überschrift Raumschiff Willenlos.

200

"Heute, im universischen Exil, habe ich mit Franz, so heißt der Feldwebel vom Dichtem Deutrinischen Räteplan, kurz DDR, die Wilde Maus gegründet. Wenn dieser schäbige Raumsektor wirklich so ist, wie diese Daten das darlegen, werden wir reich. Und aus dieser Gründung wird, unter Zuhilfenahme einiger

hoffentlich

äußerst

fragwürdiger

Geschäftspraktiken bei deren Durchführung ich sehr auf deine Ausbildung von ROSIS baue, bald diese mächtige Holding." Trevor zeigte auf ein paar eilig hingekritzelte Planeten. "Abgesehen von unserem Medienimperium, dessen Spektrum von über dreißig verschiedenen Spielarten elementarer Doktorspielen

Pornographie enthält

bis

sollte

zu ist

einfachen auch

der

Versandhandel mit Sexartikeln mit einbezogen werden", Annabelle war voll in ihrem Element. Tito rannte wütend und aufgebracht zu Trevor und begann ihn hingebungsvoll und voller Enthusiasmus zu würgen. "Und dafür verschwenden sie unsere kostbare Zeit. Für die Gründung eines fliegenden Puffs?"

201

"Schauen sie doch mal auf den Bildschirm", schaltete sich Frederick ein, da Trevor zurzeit nicht in der Lage war auch nur einen Ton, außer einem gelegentlichen Röcheln, von sich zu geben. Auf dem Bildschirm tobten sich Kolonnen von Daten endlich

mal

wieder

so

richtig

frivol

und

hemmungslos aus. Befreit aus einem scheinbar zu engen Datenspeicher und der Sondierung des seltsamen Schiffes entkommen erschienen auf den Hauptschirm Daten, die eindeutig nicht ihrem eigenen Schiff entsprungen sind. Tito würgte Trevor zwar noch weiterhin, allerdings nicht mehr mit soviel Hingabe wie noch zuvor. "Sie können ihn jetzt loslassen", sprach Frederick beschwichtigend auf Tito ein. "Was?" fragte Tito wie aus Ferne und schaute langsam

auf

seine

beiden

Hände,

die

eng

umschlungen um Trevors Hals lagen. "Oh, ja natürlich!" Trevor atmete einmal befreit auf und rieb sich anschließend mit vorwurfsvollen Blicken an die Anwesenden den Hals.

202

"Natürlich habe ich die Schiffsdaten kopiert, halten mich denn alle hier für einen kompletten Idioten?"

"Das sollten wir jetzt wirklich mal überdenken. Ich weiß allerdings auch, dass ich gerade eben einen Befehl gegeben habe, denn und da bitte mal um Ruhe,

ich

höre

das

verdammte

Echo!

Los,

Bewegung! Und da wir schon mal dabei sind, ein einfaches Ay Kapitän reicht als Bestätigung!" Durch Trevors Einsatz und Auswertung der Daten, die seltsamerweise nicht wirklich schwer war, wusste die Mannschaft zwar nun, wohin die Reise ging, allerdings war außer dem Kapitän und Tito inzwischen niemand mehr bereit ein derartiges Ziel anzusteuern. "Haben

sie

gesehen

Regierungssystem

was

herrscht?"

dort fragte

für

ein

Annabelle

angewidert. "Und was die dort für lustig halten?" steuerte Frederick bei. "Ich kann ihnen nichts vormachen, was ihre Chancen angeht

aus

dem

Ganzen

unbeschadet

203

herauszukommen. Aber trösten sie sich, egal was passiert, sie haben mein Mitgefühl." "Na danke, davon können wir uns nichts kaufen wenn wir erst einmal da sind." Annabelle, die eigentlich den besten Grund hatte an diesem Unternehmen teilzunehmen, bedauerte inzwischen zugesagt zu haben. Früher hätte sie nie geglaubt einmal festzustellen, dass die Ausnutzung von Neigungen Lustgewinnes

zur

Steigerung

und

der

des

daraus

körperlichen resultierenden

Gewinnmaximierung, dass oberste Prinzip von ROSIS, als nicht akzeptabel erschien. "Wir haben einen Auftrag und den werde ich auch durchführen!" schrie Tito und schaute die anderen hasserfüllt an. "Sie haben das Recht auf eine eigene Meinung, aber was ist mit uns?" fragte Trevor, der sich inzwischen ausschließlich Gedanken darüber machte, wie er die Kiste über die Mauer bekam. Selbst er bekam Gewissensbisse, nachdem er die Daten gesehen hatte. "Sie haben natürlich auch das Recht auf meine Meinung!" zeterte Tito.

204

"Dann werden wir uns eben weigern!" stellte Frederick schlicht fest. Tito senkte den Kopf und nickte. Dann ging er seelenruhig an seine Konsole heran, nahm seine Kette mit dem Kreuz ab, küsste sie, bewegte seine Lippen lautlos und schob das Kreuz schnell in einen Schlitz ein. Ein unheimliches Vibrieren durchfloss das Schiff, alle Konsolen blinkten noch einmal enthusiastisch auf um dann zu verlöschen. Plötzlich gab es einen Ruck und das Schiff schoss nach vorn. "Was haben sie getan?" schrie Annabelle, die sich als Erste den Anforderungen des Erkennens von Unheil stellte. "Die Konsolen und die Steuerung reagieren nicht mehr!" schrie Frederick. "Wissenschaftskonsole ebenfalls tot", fügte Trevor ruhig an. "Wir haben einen Auftrag und wir werden ihn erfüllen. Der Herr hat es so gewollt. Seine Stimme spricht zu mir!" "Und was sagt sie noch, außer bringt euch alle um?" fragte Annabelle bissig. "Das sie euch nicht mag!"

205

"Und was zeigt uns das?" fragte Frederick. "Trauen niemandem mit einem Kreuz?" erwiderte Annabelle trotzig. "Nein, auch wenn jemand wie Tito einer ethnischen Minderheit

angehört,

kann

er

trotzdem

ein

abscheulicher, engstirniger kleiner Trottel sein!" "Das habe ich gehört. Aber sei es drum, ich habe soeben das Schiff übernommen und Dank der von diesem Trottel Trevor gesammelten Daten hat der Navigationscomputer unser Ziel ermitteln können. Wir werden in ein paar Stunden an unserem Bestimmungsort sein. Dann werden wir unsere Mission erfüllen oder sterben!" "Von mir aus können sie das mit dem Sterben weglassen", warf Trevor ein. "Kann er mit dieser Aktion uns und der Mission damit nicht Schaden zufügen?" fragte Frederick und umklammerte mit der rechten Hand ein Teil der Verkleidung, die er gelockert hatte um Notfalls auf ein Signal des Kapitäns hin zuschlagen zu können. Wahrscheinlich würde sich Tito nur aufgrund des damit verursachten Luftzuges erkälten können, da die

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Verkleidung aus sehr leichtem Kunststoff bestand, aber er kam sich zumindest bereit vor. "Nein. Ich habe seine Akte gelesen!" antwortete der Kapitän gelassen. "Er ist dazu aufgrund seiner Ausbildung nur zu ganz normaler Inkompetenz zugelassen." Dann schloss er die Augen und wenige Sekunden später grunzte er hingebungsvoll.

Zuerst reagierten die Anzeigen wieder, dann die Wissenschaftskonsolen und die Toiletten. "Da draußen schwebt ein Schild im All", verkündete Trevor einsilbig. Er hatte im Gegensatz zu den anderen die gesamte Zeit des Blindfluges damit verbracht die gesammelten Daten aus dem anderen Schiff, er nannte es inzwischen Mausefalle, auf seinem

tragbaren,

vom

Schiff

unabhängigen

Terminal zu sichten. Als nun die Lichter an der Konsole wieder blinkten konnte er sofort reagieren. "Auf den Schirm!" antwortete der Kapitän, der noch bis vor wenige Sekunden in einer Art Starre vor sich hingrunzte. Er wirkte weder müde noch anderweitig verunsichert.

207

Das Schild wurde auf dem Schirm sichtbar. Es steckte in einem Sarg. "Was steht denn da drauf?" fragte Annabelle. Sie - wenn Sie tot wären, wären Sie jetzt zuhause! Anhaltspunkte für den Tod sind unter anderem: Verlust

der

Körperhülle

(Ausgenommen

der

Geistwesen von Celsius) Verströmen eines üblen Geruches (Ausgenommen der kröterichen Schleimwesen von Plumps, Trampern und Frl. Apheritatieres) Verlust der körpergebunden Gelüste (Ausgenommen der Langweiler von "Kleines Schatzimausi ich liebe Dich" 3) Langsamer Zerfall des Körpers (Ausgenommen der Zerbrechlichen

von

Kermat

4

und

Frl.

Apheritatieres) Sollten diese Kriterien nicht auf sie zutreffen, bitten wir sie zwecks Herbeiführung des Todes sich vertrauensvoll

an

unser

freundlich

höfliches

Exekutionspersonal zu wenden. Wir freuen uns sie hier begrüßen zu dürfen (Ausgenommen Frl. Apheritatieres) und wünschen ihnen einen tot(al) schönen Aufenthalt."

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"Na, dass wird ja Todlangweilig hier!" sagte Trevor. "Aber diese Fr. Apheritatieres würde ich gern mal kennen lernen", sagte Tito bestimmt. "Wahrscheinlich würden sie sich bestens miteinander verstehen und vielleicht sogar ein paar kleine Mistkerle wie sie in die Welt setzen!" antworte Annabelle zynisch. "Keine schlechte Idee!" erwiderte Tito und Annabelle erschauderte, da sie erkannte, dass Tito die Feinheit ihres Zynismus nicht erkannt hatte und dies ernst meinte. "Es kommt eine Nachricht rein, Kapitän!" "Dann nicht so langweilig, Miss Annabelle. Lassen sie mal hören!" „Im Namen von TREZIZ, unserem Anführer, dem größten und grausamsten aller Anführer, dem Sieger von PFLUFF durch KO und TÖFTE durch technisches KO, seinen sie gegrüßt. Dies ist ein virtueller Angriff. Unsere Waffenentwickler haben leider keine große Ahnung und wir im Moment keine Zeit, um einen echten Angriff durchzuführen. Wählen Sie einfach ein paar Sektionen ihres Schiffes aus und simulieren ein paar beliebige Schäden. Dann

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löschen Sie einige Personaldateien aus Ihrem Bordcomputer und schicken Beileidsschreiben nach Hause. Falls heute Freitag der 13. ist, zerstören sie sich bitte selbst. Danke für ihre Mithilfe.“ "Jetzt bin ich aber wirklich enttäuscht!" sagte Tito und nahm die Finger von der Waffenkonsole. "So ein lahmer Haufen. Da hat der Minister wohl ein wenig übertrieben." "Finger dranlassen und Ausweichmanöver Kitoa 7 auf mein Kommando einleiten!" flüsterte der Kapitän, als hätte er Angst gehört zu werden. "Käpten, ich bitte sie. Die sind doch völlig rückständig hier. Sie haben doch das Raumschiff gesehen, soll man vor so etwas etwa Angst haben?" "Machen sie gefälligst

was ich ihnen befohlen

habe!" wiederholte der Kapitän. "Oder sie werden nie wieder etwas in ihrem Leben machen können." Trevor, Frederick und Annabelle sahen sich verlegen an. Der Kapitän hatte sich ja schon immer ein wenig seltsam verhalten, aber im Moment mussten sie doch Tito Recht geben. Alles was sie bisher vom unbekannten Bereich des Universums gesehen hatten

210

war billig gemacht, schlecht verarbeitet, ohne große Auswahl und technisch total veraltet. Wie sollte ein derartiges Volk schon groß eine Gefahr darstellen. "Programmieren

sie

Ausweichmanöver,

jetzt

oder

soll

endlich ich

ihnen

das die

Anweisung in ihren Oberkörper einritzen?" Tito drückte widerwillig die Anweisung in den Waffencomputer. "Den Finger auf den Startknopf - Bitte!" säuselte der Kapitän. Tito legte gehorsam, aber mit einer besonderen Theatralik seinen Zeigefinger auf den Knopf. "Frederick?" "Ja, Kapitän?" "Was können sie auf den Scannern erkennen?" "Nichts Kapitän. War ja auch zu erwarten, bei der jämmerlichen Darstellung der Verteidigung des Planten." Selbst der Planet der Glücksbärchis im Kinderkanal interessantere

des

Morgenprogramms

hatte

Verteidigungsmechanismen

aufgewiesen, obwohl dort nur mit Torten geworfen wurde. "Sehr gut, Tito auf mein Kommando!"

211

"Aber Kapitän, hier ist nichts was eine Bedrohung für uns darstellt." "Jetzt!" Tito rührte sich nicht. "Drücken sie das Ding endlich, sie verdammter, irrer Mönch!" "Ich bin bekennender Morologe", erwiderte Tito ernsthaft und nahm den Finger vom Knopf. "Wie?" fragte Frederick entsetzt. "Das heißt er ist Dummgläubig", schaltete sich Trevor ein. "Hätte ich auch so gewusst!" "Glaube ich nicht, ich habe deine Personalakte nicht nur gelesen, sondern auch in einigen Punkten, sagen wir mal verbessert." Hartner schnellte vor, riss Tito von der Konsole weg und schlug heftig auf den Knopf. Das Schiff reagierte augenblicklich und eine als Kiota 7 bekanntes militärisches Ausweichmanöver mit automatischer Rückkehr zum Ausgangsort unter Überbrückung zweier Nanolichtsekunden und einer mehr als 90 Grad

versetzten

Phasenverschiebung

Triebwerksgondelnabstrahlkammern

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der zur

Reduzierung verwirbelter Nanoteilchen und des Ausstoßes

einer

elektrisch

geladenen

Elektrodenwolke in Zartrosa wurde durchgeführt. Der eigentliche Nutzen dieses Manövers bestand in einem geringfügigen Standortwechsel, allerdings wird es vom Militär nicht angenommen, wenn nicht mindestens drei Fachausdrücke darin vorkommen und der Rest der Anweisungen nicht vollkommen unsinnig sind. Ein Geräusch wie kratzen auf einer Tafel ertönte nur für einen kurzen Moment, dann war wieder alles Still. "Wahnsinn, gerade sind zwei Raketen so knapp an uns vorbeigerauscht, dass eine unsere Hülle in Sektor C gestreift hat." "Ein wenig Politur, und das ist wieder weg", sagte Hartner und nahm wieder lässig Platz auf dem Kapitänssitz. "Wie lange hält das Schutzschild bei einem solchen Beschuss?" fragte Tito leichenblass. "Unbegrenzt!" antwortete Frederick ungerührt "Wirklich?" "Natürlich nur wenn die aufhören zu schießen!"

213

"Woher wussten sie das?" lenkte Annabelle das Gespräch wieder auf das Manövergeschick des Kapitäns. "Da wo ich herkomme, ist es üblich den Gegner ein wenig, sagen wir mal zu verwirren. So etwas lernt man natürlich nicht auf der Akademie. Da wird ja soviel Wert auf Ritterlichkeit und so ein Scheiß gelegt. Hier draußen, da weiß ein Mann noch wie man kämpft. Nämlich so, dass man am Ende auch gewinnt. So, und jetzt zeigen wir mal was wir drauf haben. Photonentorpedos 3 und 4. Schild und Quelle der Durchsage anvisieren und eigenständig Feuer, sobald eingelockt."

Wenige Minuten später waren zwar die Ziele zerstört, dafür befanden sich rund um das Schiff mehrere

überdimensionierte,

waffenstarrende

Raumschiffe, die unmissverständlich klar machten, dass

beim

geringsten

Mucks

nur

noch

Weltraumschrott übrig bleiben würde. "Kapitän, es kommt schon wieder eine Meldung rein!" Annabelle flüsterte fast, der Anblick derart vieler Kriegsschiffe machte sie nicht wirklich

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glücklich, zumal scheinbar soeben einige Dinge aus dem Eigentum dieser Kriegsflotte von ihnen zerstört wurden. "Immer her damit!" Hartner schien glücklich zu wirken und nahm eine aufrechte Haltung an. "Schauen wir doch mal dem Klassenfeind in die Schlitzaugen!" Auf dem Schirm erschien ein bartloser, blasser Jüngling mit einer Fantasieuniform. "Im Namen von TREZIZ, unserem Anführer, dem größten und grausamsten aller Anführer, dem Sieger ..." "Ja schon gut, machen sie dass sie da wegkommen!" Ein dicker, stark schwitzender Mann erschien am Bildschirm und schubste den blassen Jüngling einfach zu Boden. "Sie sind also das gerissene Stück Scheiße, der meinen Trick durchschaut hat! Schlau!" "Das war so offensichtlich, das war Grundschule der plumpen Tricks. Haben sie nichts besseres auf Lager?" antwortete der Kapitän charmant. "Selbstverständlich, aber wie sie sehen, haben wir das im Moment nicht nötig. Ein kleines Zeichen von mir und sie sind Gekröse."

215

"Also gut, welche Alternativen haben wir?" "Einen schnellen Tot, einen langsamen Tot, einen schmerzhaften Tot, einen ziemlich toten Tot und vielleicht werden sie das hier nicht überleben!" "Hm, da fällt die Entscheidung ganz schön schwer! Sie sind also der berühmte Treziz?" "Ja,

ein

wenig

Werbung

kann

man

immer

gebrauchen." "Und wie war die Schlacht?" "Im Reiseprospekt sah sie besser aus, allerdings glaube ich, wir sollten erst einmal beim Thema bleiben.

Aufgeben

und

Gefangenschaft,

oder

Gekröse?" "Wie wollen sie den das schaffen? Ihre bisher aufgezeigten

Anflugsabläufe

sind

völlig

unkoordiniert und ihr Flugleitoffizier scheint unter epileptischen Anfällen zu leiden. Wenn es zu einem Gefecht kommt wird sich die Hälfte ihrer Flotte bei dieser Aufstellung selbst abschießen bevor mein Schiff auch nur einen Kratzer abbekommt, ihr Angriffsleitoffizier scheint zwar ein begnadeter Sadist zu sein, aber sollte doch lieber erst einmal lernen rechts von links zu unterscheiden." Wenn

216

Hartner neben der Gabe alles was im Entferntesten Alkohol enthält trinken zu können noch eine zweite Gabe hatte, dann war es die der militärischen Soforteinschätzung einer aussichtslosen Lage. Mit der Gesamtheit seiner militärischen Kenntnis hatte er erkannt,

dass

die

hier

aufgezeigte

Einkesselungsmatrix keinen einzigen Fehler hatte. Alle Schiffe hätten gleichzeitig schießen können ohne sich auch nur im Entferntesten selbst zu treffen. Hier herrschte eine sehr stringente militärische Führung, die keinerlei Freiraum für Querdenker hatte.

Entweder

konnte

er

sich

ergeben,

diplomatischen Status in Anspruch nehmen, oder etwas so dämliches machen, dass niemand damit rechnen könnte. "Darauf lasse ich es gern ankommen", flüsterte Treziz leise und gönnte sich ein kleines Kichern. Man konnte erkennen, dass dieses Lächeln nichts Gutes bedeutete, da sich alle Offiziere dieses Anführers und Schlachtengewinners plötzlich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, von ihm entfernten. Treziz hatte, wie alle militärisch erfolgreichen Männer die Gabe, innerhalb von Millisekunden

217

rationalen Gedankenguts zu internieren und in pure Schizophrenie verfallen zu können. Außerdem war er sehr klein geraten und somit doppelt Ehrgeizig. Treziz hatte keinerlei Skrupel für ausreichend Verletzte und Tote zu sorgen, wenn dies ihm eine Verstärkung seines legendären Ruhmes einbrachte. Er gewann ganze Kriege durch die Hinmetzelung eigener Leute. Bei der legendären Schlacht von PFLUFF

und

TÖFTE

wurde

kein

einziges

feindliches Schiff zerstört und kein feindlicher Soldat getötet. Treziz hatte auf dem zu erobernden Planeten Großleinwände aufstellen lassen und an eigenen Soldaten gezeigt, was auf die Bewohner dieser Planeten zukommen wird, falls es zu einer Schlacht kommen sollte. Nachdem mehrere eigene Bataillone so aufgerieben wurden, gaben diese Planeten auf. Technisches

KO

gab

man

dieser

Art

der

Kriegsführung den Namen. Zusätzlich bekam Treziz hierfür auch noch den großen Verdienstorden der Verwaltung, da der notwendige Personalabbau ohne kostspielige

Frühverrentung

oder

Abfindungen

erzielt wurde und keinerlei Kriegsmaterial ersetzt werden musste. Die vorher bei der kriegerischen

218

Auseinandersetzung mit PFLUFF und TÖFTE errechneten Kosten wurden heimlich zu einem Drittel auf das Privatkonto Treziz überwiesen. Somit war Treziz nicht nur der gefürchteste Feldherr seiner Zeit, sondern auch der reichste. Zurzeit war er nur mit einem Teil seiner Privatarmee unterwegs um den ein oder anderen kleineren Planeten das ein oder andere Angebot zu unterbreiten, was diese mit Bestimmtheit nicht ablehnen würden. Wenn man die Maßstäbe des bekannten Teil des Universum anlegen würde, hätte man in Treziz das Gegenstück von TONIS gefunden, ohne allerdings die eklige Pizza dazu. "Kapitän, auf ein Wort." Trevor schob sich an Hartner heran. "Wenn man angegriffen wird, und der Gegner ist mehr als überlegen, ergibt man sich. Das führt auch manchmal zum Ziel." "Gut, ich stelle mich dem Gefecht!" sagte Hartner. "Hervorragend!" erwiderte Treziz. "Endlich mal ein Gegner, kein würdiger, doch ein interessanter." "Wenn ich es schaffe länger als fünf Minuten zu überleben, lassen sie mich meine Fahrt wieder aufnehmen?"

219

"Netter Versuch, aber sie werden niemals fünf Minuten überleben. Aber selbst wenn, sie sind bereits jetzt schon tot, wissen es nur noch nicht und riechen schlecht." "Na dann, viel Spaß, Kapitän Hartner Ende!" "Spinnen sie denn jetzt völlig", platzte es aus Annabelle heraus, die, als sie den Verlauf des Gespräches

richtig

vorausgeahnt

hatte,

im

Hintergrund vergeblich versucht hatte mit ihren Reizen Treziz dazu zu bringen, zumindest einige wenige, um genauer zu sein sie selbst, zu bitten doch diesen Haufen zukünftigen Weltraumschrott zu verlassen und an Bord seines Schiffes zu kommen um dort die süßen Wonnen der Liebe kosten zu dürfen. "Eine weniger drastische Anmerkung kann auch ich mir nicht verkneifen", stimmte Frederick zu. "Gegen diese Übermacht haben wir doch niemals eine Chance. Haben sie mal ausgerechnet wie die Schusslinien aussehen. Bevor wir auch nur einen Schuss angedacht haben, räumen die uns weg."

220

"Scannung unserer Waffen und Schilde", meldete sich Trevor zu Wort. "Sobald wir die Waffen hochfahren sind wir Geschichte!" "Habe ich mit einem Wort einen Angriff erwähnt?" fragte Hartner unschuldig. "Sie

haben

gerade

eine

waffenstarrenden

Wahnsinnigen gereizt und uns alle dem kalten und grausigem Tod in Weltraum ausgeliefert!" schrie Annabelle verzweifelt. "Sie planen eine Flucht?" sagte Tito bestimmt. "Unfassbar, was sie mir hier anbieten, ich dachte, ich hätte eine einigermaßen kluge Mannschaft." "Unfassbar, Kapitän? Und was ist mit dem Beaglergofsky-Prinzip?"

Dieses

Prinzip

machte

deutlich, dass es mathematisch unmöglich war beständig auf der Flucht zu sein, sondern spätestens nach 324 Jahren und drei Monaten in eine Tonne mit ranzigem Walfischtran fällt und durch eine zufällig vorbeimarschierende

Streife

kontrolliert

und

festgenommen wird. Das ist ein praktisch erwiesenes Gesetz und hat empirische Konsequenzen. Es ist Beaglergofsky, einem Soziologiestudenten im 54 zigsten Semester bei einer Sauftour eingefallen und

221

bei

der

anschließenden

Zechprellerei

einmal

bewiesen worden, aber da sich noch niemand die Mühe gemacht hat dies zu Widerlegen, gilt es als eine Gesetzmäßigkeit und ist somit zu lehren. "Es ist möglich und ich sehe sehr deutlich wie sie eine Fluchtroute bereits grob überschlagen haben!" Tito sah sehr selbstsicher aus. "Wird das hier noch mal was?" Treziz erschien erneut auf der Bildschirmoberfläche. Jede Minute kostet mich ein Vermögen, mal ganz abgesehen davon, dass meine Betthäschen kalt werden. "Ich nehme nur gerade Abschied von meiner Mannschaft,

dafür

haben

sie

doch

bestimmt

Verständnis!" "Nein, in zehn Sekunden werden wir feuern. Schönen Tag noch!" Der Bildschirm wurde dunkel. "Warpbeschleunigung volle Kraft voraus, vordere Schilde auf 100 Prozent, Warpsprung um 0,0000212 Lichtmillisekunden!" schrie der Kapitän. Annabelle, Tito Trevor und Frederick handelten auf die befehlgewohnte Stimme wie Roboter. Das Schiff machte einen Sprung nach vorn und rammte das Kommandoschiff von Treziz mit voller Wucht.

222

Treziz, der sich gerade daran machte, seinen Offizieren den Befehl zum feuern zu geben, fiel mitten in den Feuerstand, riss einige Konsolen heraus und schlug hart mit dem Kopf auf. "Das war ihr ganzes Manöver?" tobte Tito. "Sie rammen das andere Schiff und das war’s?" "Wenn du sie nicht besiegen kannst, so verwirre sie oder mache etwas vollkommen Blödsinniges. Der Treziz hat jetzt bestimmt andere Sachen im Kopf und wir machen uns jetzt mal still und leise aus dem Staub", Hartner gluckste vor Freude in sich hinein. An Bord des Flaggschiffes herrschte inzwischen, ganz so wie von Hartner vorhergesehen, wilde Aufregung. Treziz hatte sich derart stark den Kopf gestoßen, dass er weggetreten war. Wie in jedem guten Handbuch des kleine Nachwuchstyrannen deutlich gemacht wird, sollte man für den seltenen Vorfall das einmal die Befehlskette unterbrochen wird, da der Tyrann gerade durch einen Dolch im Gewande

ermordet

wurde,

aufgrund

zu

umfangreichen Alkohol und Drogenkonsum für längere Zeit weggetreten ist, oder durch eine Meuterei seines Amtes enthoben wurden vorgesorgt

223

habe sollte. Ist diese elementare Regel missachtet worden, ist die augenblicklich eintretende Reaktion die der absoluten Planlosigkeit. "Der Kapitän ist ausgefallen, was sollen wir tun." "Egal was wir jetzt machen, auf jeden Fall müssen wir die Befehlketten einhalten." "Befehlsketten?" "Ja, egal was passiert, egal was du glaubst, egal was dir andere sagen, ab jetzt habe ich hier was zu sagen." "Und wieso glaubst du das? Ich bin viel besser dafür geeignet!" "Das bezweifele ich doch stark!" "Und wieso kommst du auf die Idee?" "Weil ich der erste Offizier bin und du nur der Putzmeister!" "Pha, wenn es hier nicht mehr um die inneren Werte geht,

sondern

nur

darum,

wer

die

meisten

Fachlehrgänge hat, so bin ich ab jetzt der Kapitän!" "Wachen, schmeißen sie sofort diesen Schwachkopf hier aus meinen Sessel!" "Oh, das war beleidigend. Dafür werde ich mich rächen und ihr Quartier nie wieder nass wischen!"

224

"Raus!" "Depp!" Doch ehe die Wache reagieren konnte hatte der Putzmeister, der die ganze Zeit schon auf der Brücke weilte und mit dem gesamten Geschick seiner Zunft um den Dreck herumwischte sich seinen grauen Kittel

heruntergerissen

und

brachte

ein

der

prächtigsten und zugleich aberwitzigsten Uniformen zutage, die jemals von einem Schneider angefertigt wurde. Es erscheint als gesicherte Tatsache, dass auch kein Schneider hiermit in Verbindung gebracht werden wollte. Gewiss, einige der Bliesen und Kordeln

erschienen

hinderlich,

dennoch

beeindruckend, einige der Details schienen lebendig, andere rochen sehr tot. "General

Ente,

sie?"

Alle

an

Bord

zuckten

zusammen. General Ente der vor Treziz der Kommandeur dieser Elitetruppe hatte mit harter aber ungerechter Hand die meisten der jetzt unter Herrschaft des Proletariats stehenden Planetensystem des unbekannten Teil des Universums befriedet, jedenfalls das was man in den Ferienkatalogen so leichthin als befriedet hinstellt. Doch wie jedem

225

großen Feldherrn kommt einmal der Tag, an dem der oberste Herrscher mit einer echt vergoldeten Uhr und einer Urkunde erscheint um Platz zu machen für jemanden der es versteht höher Bestechungsgelder zu zahlen und jüngere Frauen zu beschaffen. General Ente ergriff die Gelegenheit und bot seine Dienste, wie das so bei allen geschassten Ex-Militärs so üblich

ist,

der

freien

Wirtschaft

an.

Neben

Werbeauftritten für Waschmittel und ähnliches Reinigungszeugs wurde er auch bei der großen Plage von DÜVELES zu Rate gezogen. Auf DÜVELES kam es infolge einiger Fehlinformation hinsichtlich potenten Käuferpotentials zur größten GebrauchtRaumschiffverkäuferplage

die

jemals

im

unbekannten Teil des Universums verzeichnet wurde. Mittels

großen

Geschicks

konnte

ENTE

auf

DÜVELS zuvor einige Schnäppchen hinsichtlich mehrerer

Großraumkampfschiffe

machen,

die

Garagengepflegt und nur Sonntags zu Angriffen auf gegnerische

Flotten

ausgeflogen

wurden

die

unzureichend bewaffnet waren und dabei niemals beschädigt wurden. Zwar brachen einige der Schiffe schon beim Versuch den ersten Gang einzulegen

226

zusammen,

doch

aufgrund

der

immensen

militärischen Erfahrung des Generals schaffte er es der Plage Herr zu werden und den ganzen Planeten zu einem Parkplatz für das Nachbarplanetensystem umzubauen. erhielten

Die

eine

Gebraucht-Raumschiffvertreter Umschulung

zu

brauchbaren

Mitgliedern der Gesellschaft und stellen heute das Rückrad

der

Pfürzchen militärischen

3

Steuerhinterziehenden

Elite

dar.

glanzvollen

Trotz

Laufbahn

seiner

wurde

er

niemals

auf

so

frenetisch gefeiert wie bei seinem Sieg über die Gebrauchtraumschiffhändler. Leider versagte ihm der amtierende Herrscher die Rückkehr in den aktiven Militärdienst und so kehrte General Ente dem unbekannten Teil des Universums den Rücken zu und verschwand ohne eine Spur. Doch das Gerücht hielt sich hartnäckig, dass der General beim kleinsten Anzeichen einer ähnlichen Plage mit einem weißen Schlachtschiff zurückkehren werde und seine Pflicht tun werde. "Ja ich, ab jetzt wird wieder gemacht was ich sage, sie Scherge dieses unnützen Insekts! Jahre der Unterdrückung habe ich in kauf genommen um

227

irgendwann einmal diesen Augenblick zu erleben!" Ente griff nach seinem Wischmopp, drückte in einer nicht näher zu beschreibenden Weise auf mehrer Knöpf am Stil um ihn dann achtlos in die Ecke zu schmeißen. "Sie und welche Armee? Außerdem arbeitet ihr Unternehmen erst seit einer Woche für uns, was heißt denn da jahrelange Unterdrückung?" fragte der selbsternannte Kommandant und schaute siegessicher zu seiner Mannschaft. "General Ente drückte auf die Ruftaste für alle Schiffe der Flotte.“ Hier General Ente, sofortige Ausführung Plan 3Z Whisky Foxy!" Der General blickte dem ersten Offizier starr in die Augen. "So, innerhalb der nächsten Minuten werden sie keine eigene Flotte mehr haben. Meine Männer sind strategisch an den richtigen Plätzen und kennen alle Details meiner Eroberungspläne, notfalls könnten sie sogar ohne mich agieren!" "Hier Schwerer Zerstörer Ariel, bitte melden!" tönte es plötzlich aus dem Lautsprecher. "Hier erster Offizier in Ablösung für den unehrenhaft gefallenen Treziz und nun Oberkommandierender der

228

freien Streitkraft Plötz, was wollen sie Schwerer Zerstörer Ariel?" Der erste Offizier, der nun auch einen Namen hatte, Plötz, platzte fast vor Stolz als der den Zerstörer zurück rief. "Äh, ich weiß zwar nicht was da bei ihnen so passiert ist, aber hier steht die Putze und fragt nach, was genau der Plan 3Z Whisky Foxy ist. Moment, er fragt nach, ob der das Schiff sprengen oder ob das der Plan war, nachdem er alle Klos verstopfen soll. Over! Ach ja, das fremde Schiff entfernt sich von uns und beschleunigt stark!" Man merkte, dass der Kapitän des Zerstörers, wie auch die anderen Kapitäne der Flotte, eine sehr straffe Schule durchlaufen hatten. Keiner wagte auch nur die geringste Eigeninitiative zu ergreifen, als Kapitän Hartner zur Flucht ansetzte und kein Befehl von Treziz kam. "Immer diese Amateure, nirgends bekommt man noch gute Leute. Sagen sie ihm bitte, dass Plan 3Z Whisky Foxy der Plan ist, wo das gesamte Hygienenetz des Schiffes außer Betrieb gesetzt wird!" "Gern", antwortete Plötz und übermittelte diese Erklärung. Haltung und Erziehung prägte die Plötz

229

schon seit mehreren Jahrhunderten. Es gab keinen Krieg,

kein

Katastrophe

und

keine

Wirtshausschlägerei an der nicht ein Plötz zugegen war und dem Pöbel deutlich aufgezeigte das es auch bei derartigen Gegebenheiten feine Nuancen in der gegenseitigen Respektierung gibt. Die meisten Plötz überlebten derartige Amüsements zwar nicht, aber zumindest starben sie mit der Gewissheit, die Welt vor dem verlassen zu einem besseren Ort gemacht zu haben. Doch kaum hatte er dies durchgegeben, liefen Meldungen aus allen Raumschiffen der Flotte ein. "Hier

schwerer

Kreutzer

DUST,

die

Hygienebestandsanzeige spielt verrückt, wir haben innerhalb von Sekunden übelste Einbrüche in der Abfallentsorgung hinnehmen müssen, Sektoren A bis F sind bereits durch die Schotts hermetisch abgeriegelt!"

Ähnliche

Meldungen

liefen

im

Sekundentakt ein und nach wenigen Minuten fürchterlichster hygienischer Missstände übergab der selbsternannte Kommandeur Plötz General Ente die Befehlsgewalt. Dies war das letzte Lebenszeichen der Flotte, angeblich hatte General Ente das Universum

230

verlassen um sich als Kriegernomade ein eigenes Sternensystem zum unterjochen zu suchen.

"Zufrieden?" fragte Hartner in die Runde seiner Mannschaft. Natürlich lächelte er selbstbewusst und ließ voll den Dicken heraushängen, dennoch musste selbst Tito zugeben, das dieses Manöver in dieser Art ungewöhnlich, daher unvorhersehbar und äußerst überzeugend war. "Wieso waren sie so sicher, dass es funktionieren würde?" fragte Annabelle. "Erstens

sind

alle

totalitären

Führungspersönlichkeiten derart von ihrem einigen Ego so überzeugt, dass sie nur Flaschen, Jasager und Schleimer um sich versammelt haben. Sobald der Führer ausgeschaltet ist, liegt meist die gesamte Befehlsstruktur lahm." "Das erklärt allerdings nicht, warum die Flotte jetzt abzieht und uns nicht verfolgt", schaltete Frederick sich ein, der auf seinem Ortungsschirm den Abzug der Flotte verfolgte. "Da kann ich auch nur raten, denke aber das es einen Treziz, zumindest in der Führungsposition in der wir

231

ihn kennen gelernt haben nicht mehr gibt. Entweder sitzt dieser in einer gemütlichen Zelle und darf sich vergammelte Essensreste bis zum Ende seiner Existenz einverleiben, steht vor seinem Schöpfer, falls er an selbigen glaubt, oder wird in Bälde auf einem äußerst trostlosen Meteoriten ausgesetzt. Der neue Befehlshaber hat inzwischen bestimmt schon den Kurs auf ein Ziel gesetzt, welches ihn schon lange beschäftigt und in diesem Plan haben wir keine weitere Rolle, also können wir beruhigt unser Ziel ansteuern."

Hartner

hatte

zumindest

in

einer

Beziehung Recht. Natürlich kann ein General wie Ente nicht einfach Treziz zu seinem Schöpfer schicken, obwohl dies im Zweifel immer die beste Alternative im Kampf um die Macht darstellt. Eine Arrestierung schließt sich ebenfalls von vornherein aus,

da

somit

dem

Gefangen

buchstäblich

aufgezwungen wird, aus dem Gefängnis heraus einen Gefangenenrevolte anzuzetteln, nach der Hauptstadt zu marschieren und im Zirkus kleine Pferdewagen im Kreise herum und dann kaputt zu fahren um dann vom amtierenden Herrscher begnadigt zu werden. Ente entschloss sich somit den einzig gangbaren Weg

232

einzuschlagen und setzte Treziz auf einem einsamen Meteoriten aus. Natürlich konnte niemand ahnen, dass gerade dieser Meteorit von einer Gruppe Kannibalen des Öfteren für eine Sause mit den Kumpels

und

für

andere

unsägliche

Rituale

aufgesucht wurde. Treziz wurde von diesen gefangen genommen und nach einigen Missverständnissen machte Treziz unter dem Namen Freitag eine gewisse Karriere bei diesem raumfahrenden Naturvolk, allerdings nur als Nachspeise. "Und wieso sind sie sich so sicher?" merkte Tito nicht unzynisch an. "Weil nur durchtriebene und wirklich zynische Führungspersönlichkeiten

an

derartige

Posten

kommen und ich ebenfalls so agieren würde. So, jetzt Kurs auf die beknackte Hauptwelt, sonst können sie sich gleich von ihrer Erde verabschieden!" "Und sie glauben, dass wir so einfach zu dieser Hauptwelt fliegen können, dort landen, unsere Mission erfolgreich durchführen und anschließend heil und gesund zur Erde zurückfliegen?" spottete Tito.

233

"Nein, das glaube ich nicht, da ich inzwischen annehme, dass unsere Mission eine ganz andere ist als wir annehmen sollen. So heiß wie sie drauf sind endlich das Kommando zu übernehmen, obwohl sie keine echte Weltraumerfahrung haben, bringt mich zu diesem Ergebnis." Hartner hatte seinen Pfeil in Richtung Tito abgeschossen und musste erkennen, dass er Recht hatte. Kirchenmänner und sind sie noch so hingebungsvoll auf Gott ausgerichtet haben immer einen kleinen Teufel in sich drin, der ihnen klar macht, dass diese purpurne Robe nicht nur seinem Vorgesetzten gut steht, sondern ihm selbst auch. "Kapitän,

ich

sehe,

ich

kann

ihnen

nichts

vormachen", plauderte Tito merkwürdig menschlich wirkend. "Natürlich haben sie mit ihrer Vermutung Recht, aber so einfach wie sie die ganze Sache sehen ist es auch nicht. Ich als einziger Vertreter einer anerkannten Religion habe natürlich die schwierige Pflicht den Glauben zu verbreiten, allerdings schließt dies nicht aus, auch politischen Motiven zu diensten zu sein." Tito war inzwischen am Sessel des Kapitäns angekommen und forderte mit seiner gesamten

234

Körperhaltung die Kapitänswürde ein. Hartner stand bereitwillig auf und machte ihm Platz. "Die gesamte menschliche Geschichte hat sich unausweichlich auf diesen Tag hin entwickelt. Heute Nacht werden die allerletzten Wahrheiten enthüllt! Nur eine Crew wie diese konnte den waghalsigen Plan des Ministers und Mr. Howard mit Erfolg durchführen. Wir werden tief in das Herz des Gegners eindringen und ihm das entreißen was gebraucht

wird."

Tito

machte

plötzlich

eine

allumfassende Geste und versuchte eine theatralische Grundstimmung zu erzeugen, die einerseits seine Zuhörer in seinen Bann zwang und andererseits dafür sorgen sollte, dass die Mannschaft hinter ihrem neuen Führer stand. Leider hatte Tito vergessen, dass diese Leute nicht vorher mit suchterzeugenden Drogen voll gepumpt wurden um auch beim größten Mist eine unüberwindliche Liebe zu Gott zu spüren. "Nette Ansprache", sagte Hartner und klatschte spöttisch Beifall. "Ich

hege

die

Hoffnung,

anschließend

einen

fürchterlichen Kater zu haben", fragte Trevor. "Ist das so?"

235

"Gibt es irgendwelche motivierenden Slogans auf Kaffeetassen

und

T-Shirts?"

erkundigte

sich

Frederick und Annabelle hatte wohl etwas unter ihren Fingernägeln gefunden, was wesentlich dringender ihre Aufmerksamkeit beanspruchte. Tito fühlte sich zum ersten Mal in seiner christlichen Mission verunsichert. Tito hatte bereits in frühster Jugend seine Hingabe an Gott erkannt und große Freude und Befriedigung bei der fanatischen Verbreitung der Botschaft Gottes gefunden. Nicht nur er erkannte seine Begabung physischen Schmerz mit der Botschaft Gottes zu verbinden, auch der örtliche

Missionar

zeigte

sich

von

der

außergewöhnlichen Begabung Titos beeindruckt und förderte ihn. Tito dachte mit Freude an die Zeit, in der er furchtsame kleine Seelen sammelte und in den Schoß des Christentums zurückbrachte, auch wenn diese dabei einige Körperteile verloren. Das Ziel ist der Weg. Leider hatte sein Gönner und Ziehvater es später

vorgezogen

aus

dem

aktiven

Dienst

auszuscheiden und musste durch Tito den Weg zu Gott verkürzen, doch hatte er ihm viel zu verdanken.

236

Später

versuchte

er

sich

als

Mönch

und

Wanderprediger, doch das lag lange Zeit zurück. "Wir

erfüllen

jetzt

unseren

Auftrag

und

verschwinden wieder!" schloss Tito seine verpatzte Rede ab und ließ sich in den Sessel fallen. Frederick beschlich das Gefühl, dass wahrscheinlich ein paar Minuten mit einer Brechstange genügen würden, um die dringendsten Probleme Titos endgültig zu lösen, leider liegt nie eine Brechstange bereit, wenn man wirklich mal eine braucht. "Welcher Kurs?" fragte Frederick seufzend. "Der Kurs ist bekannt und nun volle Kraft voraus, bis Weihnachten sind wir wieder zuhause!" "Wir werden alle sterben!" brachte es Annabelle auf den Punkt. "Dann hat Gott uns dieses Schicksal bestimmt, also Schnauze halten und los jetzt!" brüllte Tito und hieb auf die Lehne des Sitzes. Das Schiff schoss nach vorn, sofern man Richtungsangaben im Weltraum irgendwie vertrauen konnte, einem ungewissen Schicksal entgegen.

237

Gut, vielleicht hätte man Tito das Kommando nicht so bereitwillig überlassen sollen der einen direkten Kurs

auf

die

Mittelwelt

dieses

fragwürdigen

Universum, auf dem gemäß des Feldwebels genannte Hauptzentrale liegt, setzen ließ. Unter gewissen Umständen

konnte

man

sogar

an

den

Führungsqualitäten Titos zweifeln, als er befahl, sich einen Weg durch die Verteidigungsanlagen auf den künstlichen Satelliten zu schießen, weil die örtliche Führungsebene nicht mit Freuden auf das Angebot Titos eingehen wollte, nachdem man Funkkontakt hatte. Auch war das Angebot Titos bei näherer Betrachtung nicht wirklich dazu geeignet einen positiven Eindruck von einem Schiff, welches eindeutig vom bekannten Teil des Universum stammte, überzogene Forderungen stellte und im Gegenzug mit nichts anderem als Vergeltung drohte um

Verhandlungserfolge

zu

erzielen.

Am

ungeeignetsten zur Kontaktaufnahme erschienen allerdings die Gebete Titos, die die Freuden eines Massakers

unter

verherrlichten

den und

unchristlichen der

Abwurf

Völkern von

Beitrittsformularen zur subchristlichen Kirche mit

238

gleichzeitiger Bereitschaft mindestens die Hälfte des Einkommens an diese Kirche per Direkteinzug zu spenden. Selbst als der Rest der Mannschaft zu rebellieren begann ließ sich Tito nicht davon abbringen den obersten Herrscher des Planeten als hirnlosen Abkömmling eines völlig verblödeten Politikers zu beschimpfen. Erst als das Enterkommando dann an Bord kam, konnten diese unter Zuhilfenahme von Annabelle und Frederick Tito bändigen und von Bord bringen.

Zweifellos

ging

diese

Art

der

Kontaktaufnahme in die Chroniken der bemannten Raumfahrt ein, allerdings nicht als die erfolgreichste. Das hierbei auch noch das Schiff auf den Planeten stürzte, dabei Not und Verzweiflung unter der heimischen Froschart verbreitete, war eigentlich eine notwendige Konsequenz der Abfolge. Die darauf folgenden

Szenen

der

Gefangenennahme,

Verbringung auf den Planeten SPUKNICT, so der Name des Planeten auf dem sich der gesuchte Politiker und das entscheidende Stück für die Aufrechterhaltung der Erdrotation befinden soll, schenken wir uns lieber, da dies in vielen Büchern

239

und fantasielosen Filmen bereits oft dargestellt wurde. Diese Gefangennahme zeichnete sich durch ebensoviel brutale Gewalt, wie durch Sinnlosigkeit aus und machte klar, dass sich selbst unterschiedliche Universen ohne direkten Erfahrungsaustausch mit der menschlichen körperlicher

Rasse

in

der

Gewaltszenarien

Fassettenreichheit ebenbürtig

sind.

Unerwähnt sollte hierbei vielleicht nicht bleiben, dass es in dem Getümmel geschah, das Annabelle, Trevor und Frederick beim Abtransport der Gefangenen schlichtweg vergessen wurden und nach Abzug der Soldaten sich niemand um sie kümmerte, abgesehen von einem Händler, der mit einem Bauchladen um sie herum schlich.

"Hallo, Hochverehrte Kundschaft. Mein Kennerblick als

rechtschaffener

Händler

und

Feilbieter

kulinarischer Köstlichkeiten sagt mir deutlich, dass sie nicht nur in Schwierigkeiten stecken, sondern auch begierig darauf sind mir etwas abzukaufen." Der

Händler

machte

einen

ebenso

wenig

Vertrauenserweckenden Eindruck wie die Waren die er vertrieb. Zu denken, nur ein einziges dieser obskur

240

wirkenden

Lebensmittel

sei

innerhalb

eines

Umkreises von eines Lichtjahres um diesen Planeten herum käuflich zu erwerben oder gar hygienischen Grundzügen entsprechen könnte, überdehnte selbst die elastischste Fantasie bis zu dem Punkt, an dem sie sich erbrach. Und doch lagen sie dort. Leider! "Ich gehe von zwei Grundsätzlichkeiten aus", nahm Frederick das Gespräch auf. "Erstens, sie haben in ihrem Namen eine Klangähnlichkeit auf Schlapper, bieten ihre Waren weit unter Preis an und zweitens werden sie durch einen unorthodox anmutenden Kauf in erheblicher Höhe zu unserem Verbündeten." "Beides stimmt", wunderte sich der Händler, fasste sich aber sogleich und reichte, nach einigen Schwierigkeiten

bei

der

Auswahl,

drei

fad

aussehende, wurstähnliche Gegenstände. "Bitte, ein kleines Gastgeschenk um ihnen zu zeigen, dass sie bestimmt einen Freund in mir gefunden haben. "Oh, nein Danke, ich muss auf meine Figur achten", winkte

Annabelle

ab

und

unterdrückte

den

aufsteigenden Brechreiz. "Meine Dame", entfuhr es dem Händler entrüstet. "Meine Familie war auf diesem Planeten der größte

241

Lieferant für wurstähnliche Lebensmittel und wir wären es auch geblieben wenn nicht dieser dämliche. Aber lassen wir das, greifen sie nur ruhig zu, alles garantiert ohne Fett." "Äh, vielleicht eher das da. Scheint ja ein super tolles Teil zu sein. Wofür ist das?" Annabelle nahm etwas in die Hand, was sie vorher noch nie gesehen hatte. Sie

drehte

es

um

und

bemerkte

einen

Hinweisaufkleber. WARNUNG DES MINISTERS FÜR

UNNÖTIGE

UND

UNINTERESSANTE

DINGE: Jeder Gebrauch dieses Produktes erhöht die Unordnung im Universum. "Kackeschaufel für Frauchen! Falls der Hund auf die Wiese macht", antwortete der Händler "Riecht gut", sagte Trevor und griff nach dem Ding, welches der Händler noch immer hinhielt. "Haben Sie Erfahrung mit Tieren?" fragte der Händler scheinheilig. "Na ja, ich hab schon einige gegessen." "Dann haben sie, verehrter Kunde und das meine ich grundehrlich, ein exzellente Wahl getroffen, die ich niemals in ihrem Leben bereuen werde!

242

"Schmeckt nicht", kam es wenige Sekunden später aus seiner Richtung. "Was dürfen wir ihnen als Gastgeschenk anbieten?" fragte Frederick scheinheilig. "Damit auch sie sehen, dass wir Freunde sind, die nur ihres Weges ziehen wollen, nichts mit dieser Bruchlandung, den Soldaten und so zu tun haben." "Geld, Gold oder Edelsteine. Zur Not auch ein paar suchterzeugende Pillen, halt alles was so eine herzensgute Krämerseele, die nur das Wohl ihrer Kunden in Auge hat, weiterveräußern könnte um seine kranke Frau und die vielköpfige Kinderschar ernähren zu können!" "Wenn ein Mann seine eigenen Werte verkauft, was hat er dann noch?" warf Frederick ein. "Zumindest die Mäuse die er dafür bekommt. Ich bin übrigens gar nicht so teuer wie ich aussehe." "Äh, wir haben gar nichts bei uns", schüttelte Annabelle traurig den Kopf und zeigte ihre leeren Hände zur Bekräftigung. "Wachen! Wachen, hier sind ein paar von den Fremden. Hilfe, Hilfe, sie plündern mich aus!" schrie

243

der Händler laut, aber ohne jede emotionale Erregung. "Ich dachte sie sind unser Verbündeter?" "Bin ich ja auch, jedenfalls wenn es mir in den Kram passt. Ja wenn sie wenigstens Geld gehabt hätten." Dann machte der Verkäufer einen Fehler und dieser sollte für längere Zeit sein letzter sein. Instinktiv, wie nun mal jeder Straßenverkäufer handelt, wenn sich der

Kunde

entfernt

ohne

etwas

aus

seinem

reichhaltigen Sortiment konsumiert zu haben, hielt er Annabelle fest. "Ich bin ein zartes Mädchen und nun wirklich nicht für derartige Agentenaufträge geschaffen." keuchte Annabelle nach einigen Sekunden körperlicher Ertüchtigung die sich ausschließlich mit der nun eingeschränkt vorliegenden körperlichen Verfassung des Händlers zu tun hatte und verscheuchte mit einer scheuen Handbewegung eine imaginäre Staubfussel vom Pullover. "Und was sollte dann eben dieser Auftritt. Selbst wenn die hiesige Ärzteschaft Wunder vollbringen sollte, bezweifele ich, dass der Mann irgendwann

244

wieder männlichen Freuden ohne Hilfsmittel erleben kann. Arme Sau." "Der hat mich ja auch provoziert!" "Nur weil er ihnen, nachdem sie ihm nichts abgekauft haben, versehentlich einen Absatz abgebrochen hat?" "Ja." "Aber der Absatz ist doch nur abgebrochen weil sie ihn getreten haben!" "Wir beide sollten nie wieder darüber sprechen!" Annabelle pustete eine Haarsträhne weg und schritt energisch voran. "Weg!" schrie Frederick plötzlich und riss Annabelle mit. Trevor, der den Fehler begangen hatte etwas von der Wurst zu essen, rannte am schnellsten, allerdings nur bis zum nächsten Busch um sich dort der restlichen Wurst zu entledigen. Annabelle und Frederick hakten sich Trevor unter und schleiften ihn mit.

Die

Flucht

verlief

zum

großen

Teil

recht

unspektakulär und langweilig. Die Verfolger dachten scheinbar nicht direkt daran auch Erfolg haben zu wollen. Nun standen die Drei vor einem Fahrstuhl,

245

der r der einzige Weg war von der Sackgasse in der sie sich befanden wegführte. Ein Schild mit einer seltsamen Schrift und unverständlichen Zeichen bedeckt war klebte an der Fahrstuhltür. "Scheiße, der ist Kaputt!" schrie Annabelle und hieb wütend

auf

den

Öffnungsmechanismus

des

Fahrstuhls. Die Tür glitt sanft auf. "Der ist nicht kaputt", behauptete Frederick und betrat die Kabine. "Und warum ist dann dieses Schild angebracht worden?" widersprach Annabelle. Trevor hatte inzwischen das Schild in der Hand und schnüffelte daran. "Das stinkt genauso wie die komische Wurst dieses verdammten Händlers!" "Das ist nicht das Schild, sondern deine Hand", Frederick begann in der Kabine auf und ab zu hüpfen. "Seht ihr, stabil und funktionabel." "Und warum sollte dann ein Schild vor die Tür gehangen werden, vor allem ein Schild dessen Symbolik deutlich Tod, Verderben und weitere unappetitliche Dinge aufzeigt?"

246

"Aller Quatsch, hier sogar die Fahrstuhlmusik läuft. Gar nicht mal so übel." Der Fahrstuhl sauste ohne jede Vorwarnung mit Frederick unvermittelt in die Tiefe und rammte sich nach einer endlos anmutenden Zeitspanne knirschend in den Boden. Frederick rappelte sich wieder auf, warf sich gegen die verbogene Fahrstuhltür und kletterte nach draußen. Kurz darauf stand er, nachdem sich der Staub verzogen hatte vor einer sehr stabil wirkenden Metalltür. Ein Schild, hing an der Tür. Dies ist ein Besenschrank - Hier gibt es absolut nichts zusehen Verschwinden sie sofort. Annabelle

und

Trevor

kamen

eine

versteckt

angebrachte Treppe hinunter gerannt und blieben keuchend und schnaufend vor den Trümmern des Fahrstuhles stehen. Bevor auch nur einer der Beiden Frederick sah, tippte er ihnen auf die Schulter. "Arg", keuchte Annabelle und fuhr herum, die Fingernägel zu tödlichen Waffen gestreckt, bereit jedem an die Gurgel zu gehen der nicht visuell bei ihr gespeichert war. "Scheiße", keuchte sie und ihre Augen sagten deutlich aus, dass sie gern jemanden getötet hätten.

247

"Da lag ich wohl falsch", sagte Frederick reumütig, hier untern ist nur eine Besenkammer und in die dürfen wir nicht rein." Trevor, der zwar nicht eben positiv auf Fredericks Schultertippen gestimmt war, rüttelte natürlich sofort an der Klinke und riss die Tür auf. Dahinter fand er nicht gerade das, was sich grundsätzlich, mit Ausnahme von nackten Postboten, dort befinden sollte. Ein Raum, voll gestopft mit elektronischer

Ausrüstung

surrte,

spulte

und

klackerte vor sich hin. Alle drei begaben sich hastig in den Raum, als von der Treppe her sich eine Geräuschentwicklung

ergab,

die

gerade

bei

Flüchtenden gern Bilder aufsteigen ließen, die vordergründig Verfolgern, ausgestattet mit allerlei landwirtschaftlichen

Geräten,

die

unter

allen

Umständen zweckentfremdet werden sollen, zeigten. Annabelle und Trevor verrammelten sofort die Tür und brachten sich in Deckung. "Findest du es hier nicht auch unheimlich? " flüsterte Annabelle. "Nun,

eine

Tapete

mit

Blumenmuster

und

anschließend eine Brandbombe könnten vielleicht helfen", raunte Trevor zurück.

248

Frederick hingegen, der den Sturz des Fahrstuhls noch nicht so richtig weggesteckt hatte, wanderte ziellos im Raum herum, blieb vor einem technischen Ungetüm stehen und spielte lustlos an dem Gerät herum. Nichts ließ erkennen, wofür es konstruiert wurde. Als er einen Knopf entdeckte, drückte er auf eine Taste mit der Aufschrift PLAY. Eine widerlich blecherne Roboterstimme sagte: "Abhör-Mitschnitt. Mehrband. 8473D54. Das hier mitgeschnittene Material ist als streng geheim eingestuft. Der Mitschnitt beginnt in fünf Sekunden. Wenn Sie keine Freigabe für diese Geheimhaltungsstufe haben, drücken Sie jetzt bitte auf Stopp." Frederick fand den Knopf mit Stopp und drückte ihn. "Was machen sie da?" ereiferte sich Annabelle. "Aber ich bin doch nicht ermächtigt!" "Wir befinden uns in Feindesland, der Kapitän und Tito sind in Gefangenschaft und dieses Band könnte wichtige Informationen enthalten, warum wir hier sind, wie wir die Anderen befreien könnten oder wie wir unsere Mission zum positiven Abschluss bringen könnten. Was sollten wir also machen?"

249

"Ich verstehe nicht wirklich worauf sie hinaus wollen?" "Weg von dem Ding, sie Depp!" Annabelle drückte auf den Knopf und das Band begann ruckelnd zu laufen. "Ihre

offensichtlich

ausgelebte

primitive

Gewalttätigkeit stößt mich einerseits ab, andererseits bin ich auf eine unglaublich seltsame Weise erregt", hörte Annabelle ihre eigene Stimme. "Könnte ich dies für schmutzige Dinge ausnutzen?" konnte man plötzlich Trevor hören, allerdings eine scheinbar durchgängig

jüngeren, heraus

ohne hörbaren

den

inzwischen

Alkohol-

und

Sarkasmusmissbrauch. "Da bestehe ich sogar darauf!" "Aber das ist ja ein Mitschnitt von uns?" stellte Trevor fest. Zwar etwas älter, aber eindeutig von uns. "Leider", merkte Annabelle angewidert an. "Habe ich das wirklich zu dir gesagt?" "Gesagt? Baby, das hast du förmlich gesungen!" Frederick, der sich inzwischen ein wenig intensiver umgesehen hatte, während Annabelle und Trevor einen pränatalen Ehestreit ausführten, schmiss den

250

beiden Streitenden einen ganzen Arm voll Tonbänder hin. Auf allen Bändern, die sehr akkurat beschriftet waren, prangten die Namen der Drei. Trevor und Annabelle starrten sich gegenseitig an. "Was sollten die denn gerade von uns wollen?" "Ich weiß es nicht, aber ich habe so ein ungutes Gefühl, als hätten die uns auf der Erde ein faustdickes Märchen aufgebunden!" Frederick legte eine Kassette ein und lauschte seiner Ausführung über die Möglichkeiten von Doktorspielen während der Arbeitszeit mit einer Praktikantin beim END und fand sie in Dramatik und Ausdrucksform sehr gelungen, über den Inhalt konnte man freilich streiten. "Vielleicht kann ich ihnen ja helfen!" in der Tür erschien ein dünner, traurig wirkender zerlumpter Mann. "Mein Name ist Levatius und ich leite diese Einrichtung! Gefangen auf eurem kleinen und unbedeutenden

Planetchen,

den

ihr

in

euren

Zwiespalt von Emotion und Ratio dann zu guter Letzt doch vernichtet, werdet ihr immer um neue Erkenntnisse buhlen, die euch noch mehr verwirrt als aufklärt."

251

"War das jetzt eine Entschuldigung für diese ganze Sache hier oder muss ich ihnen wehtun?" zischte Annabelle Levatius an. "Oh ja gern! Ich bevorzuge die Geißelung durch die neunschwänzige Kurzpeitsche und heiße Nadeln." "Oh,

ein

Genießer!

Wir

sollten

darauf

zurückkommen, wenn wir das hier überleben! Wieso sind hier so viele Informationen über uns drei gesammelt?" Annabelle seufzte. Sie schien die einzige zu sein, die Levatius Aufmerksamkeit schenkte, Frederick und Trevor schnüffelten weiter in den Bändern, Bild- und Videoaufnahmen herum. "Setzen sie sich", forderte Levatius Annabelle auf. "Sie sind das Weibchen dieser Spezies, muss ich jetzt ihren Vorderhuf lecken?" Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er fort. "Bevor ich ihnen alles erkläre, sollte ich vielleicht erst einmal etwas über uns als Volk erzählen, bevor ich zum Kern der Sache komme." Es vergingen fast zwei Stunden der komplizierten und umständlichen Einführung über Volk, die Veranlagung gern zu leiden und die Idee der Abschaffung des Ladenschlusses als kollektive Bestrafung.

252

"Wie kommt ihr Volk nur auf die Idee diese Stunde als grausamste des Tages zu bezeichnen?" Annabelle wunderte sich inzwischen immer mehr über dieses Volk, auch wenn Levatius noch immer nicht den Zusammenhang hatte.

"Nur

der

weil

Bespitzelung ihr

religiöser

angesprochen Führer,

ein

Wassertreter aus Zareth, angeblich zu dieser Zeit wegen Aufwiegelung der Klemptnervereinigung von aufgebrachten, ewig vertrösteten Kunden gerohrt wurde!" "Äh, nein. Früher vielleicht, aber inzwischen wegen der entsetzlichen Plätzchen die zum Tee serviert werden!" Annabelle griff verwirrt zu der ihr angebotenen Tasse und nahm einen tiefen Schluck. Das alles hier verwirrte sie zunehmend. "So etwas habe ich ja noch nicht einmal bei ROSIs erlebt und glauben sie mir, normalerweise ist uns nichts fremd!" Annabelle atmete tief durch und machte sich dabei Skizzen und Notizen. "Das war nichts besonderes, das ist hier die übliche Art und Weise, ich verstehe die Aufregung nicht?

253

Unsere Bewegung umfasst 37 Millionen Mitglieder, zahlende Mitglieder wohlgemerkt!" "Was? Von euch gibt es 37 Millionen!" "Mehr oder weniger!" "Ich werde nie wieder diesen Planeten besuchen, sollte ich jemals von hier wegkommen natürlich vorausgesetzt." "Ich verstehe nicht, was sie daran so abstoßend finden. Gut, ich gebe zu das einige unserer Bewegung dies auch zur Stimulierung nutzen, aber eigentlich ist dies eine ganz normale Handlung und wird

von

den

Erwachsenen

dieses

Planeten

regelmäßig, meist mehrmals am Tag gemacht. Wenn wir die Kinder dabei erwischen gibt's natürlich was hinter die Ohren, aber so ab 12 Jahren wird es auch in der Öffentlichkeit toleriert." "Donnerwetter!" entfuhr es Annabelle. "Und ich dachte, dieser Planet wäre total langweilig. Sie müssen ja total scharf sein. Ich meine, wer konnte schon ahnen, dass sie ihren Kaffee mit Chili und Pfeffer würzen. Ich kriege jetzt schon kaum noch Luft!"

254

"Doch genug herumgeblödelt", Levatius schien sich nun endlich dazu durchgerungen zu haben eine Erklärung für das alles hier abgeben zu wollen. "Es befindet

sich

ein

Individuum

mit

seinen

Helfershelfern von solcher Bösartigkeit unter uns, dass die Gesetzmäßigkeiten des Übernatürlichem, des Zufalls und der Wahrscheinlichkeit zu seinem Vorteil manipuliert und niemals neuen Kaffee aufsetzt wenn sie den letzten getrunken hat. "Kann man von ihm die Lottozahlen erfahren?" scherzte Annabelle. "So schlimm ist Kapitän Hartner doch gar nicht!" "Ich meine nicht den Kapitän, sondern etwas viel schrecklicheres, jemand der das hier alles und noch mehr angeordnet hat. Jemand der ein einziges Ziel hat und dies mit allen Mitteln verfolgt. Früher litt unser Volk nur wenn es Lust dazu hatte, heute ist es inzwischen zu einem Dauerzustand geworden, weil all unsere Mittel und Kräfte in ein Projekt fließen, welches

dazu

dient

noch

größeres

Leid

hervorzurufen!" "Das müsste bei einem Volk von Masochisten doch größte Zustimmung hervorrufen", quasselte Trevor

255

dazwischen, der inzwischen die Nase davon voll hatte

in

seinem

verpfuschten

Leben

herumzustochern. "Da haben sie natürlich Recht, aber die Früchte unserer Arbeit kommen leider nicht uns zugute, sondern anderen. Aus diesem Grund haben wir ja diese Bewegung gegründet. Warum sollen wir jahrelang geschuftet haben um dann plötzlich ohne die uns zustehende Pein dazustehen?" Bei diese Worten kam zum ersten Mal ein wenig Leben in die zerlumpte Person. "Meine Bewegung fordert das ihr zustehende

Leiden

ein,

egal

unter

welchen

Umständen!" "Und welche Rolle steht uns dabei zu?" fragte Frederick, der endlich zum Punkt des ganzen kommen wollte. Dieses stundenlange, langatmige und selbstmitleidige Gebrabbel ging ihm mächtig auf die Nerven. "Das ist ganz einfach", Levatius zauberte plötzlich ein Lächeln auf seine schmalen Lippen und gleichzeitig mit geübter Fertigkeit eine Waffe in seine Hand. "Ohne sie und Kapitän Hartner

256

funktioniert es nicht, also werde ich sie jetzt töten und fertig aus!" Trevor

stand

ruhig

auf,

nahm

eine

Videoaufzeichnung in die Hand, holte aus und schlug Levatius nieder. "Äh, was war das denn jetzt?" fragte Annabelle und Frederick

gleichzeitig.

"Warum

hat

er

nicht

geschossen?" "Annabelle, hast du in unserer Ehe nichts gelernt? Wenn jemand kurz davor steht, das zu bekommen was er sich am meisten in diesem Moment wünscht, dann setzt eben mal kurz das Gehirn aus. Der Bursche hier hat erkannt, dass er einen tiefem befriedigenden Schmerz entgegen sieht und konnte demnach nicht widerstehen!" "Dann sollten wir jetzt abhauen", rief Frederick, der Stimmengewirr und das Trampeln von militärisch geschultem Schuhwerk vernahm.

Hartner rieb sich verzweifelt die Augen. Schmerzen hätte in ihm toben sollen und Blutergüsse an Stellen die man noch nicht einmal seinem Arzt gern zeigt müssten ihn zieren, aber außer einem ziemlich üblen

257

Kaffee hatte er noch keinerlei Schäden nehmen müssen. Hartner hatte zwar keine Ahnung wie es seinen Kameraden ging, allerdings interessierte es ihn im Moment auch nicht sonderlich. Er stand jetzt in einem Hangar auf einem Planeten auf dem ihm, nach Aussagen des Ministers auf der Erde, eigentlich jeder an den Kragen wollte und starrt ungläubig auf sein altes Schiff. Das Schiff das ihn einst

aus

seinem

Universum

in

dieses

Drecksuniversum gebracht hatte. Als er es mit den Rettungsbooten verlassen hatte war es nur noch ein Haufen wertloser Schrott, doch jetzt sah es aus, als wäre es gerade gebaut worden. "Ja Hartner", holte ihn eine hart klingende Stimme aus seinen Träumen. "Es ist die Hydra, ihr altes Schiff! Jede einzelne Schraube und jede Niete ist im Originalzustand, selbst das Riechbäumchen am Rückspiegel." "Mein altes Schiff!" wiederholte der Hartner tonlos. Langsam dreht er sich um. Er erblickte drei Männer die von einer wahren Armee schwer bewaffneter Männer umgeben waren. Jeder der Soldaten hatte eine Ausrüstung bei sich, die es ihm ermöglicht

258

hätten einen kleinen Planeten zu zerstören oder zumindest

einen

mittleren

Konflikt

in

einem

mittleren Sternensystem zu entfachen. Dies schränkte zwar die Beweglichkeit der Soldaten ein, aber hier war der Punkt der Abschreckung und Stärkung der heimischen Waffenindustrie wichtiger. Er befand sich zusammen mit drei Männern in diesem Hangar, die er von allen Menschen seiner alten Welt bis zu einem Punkt weit hinter die Grenze geistiger Verblendung hasste und verachtete, obwohl diese wesentlich jüngere Abbilder zu sein schienen. Die schulische Konditionierung seiner alten Welt war dafür bekannt, dass man Lehrstoff mittels Schmerz am Besten vermitteln konnte und hatte hierbei eine führende

Stellung

eingenommen.

im

Nachteil

damaligen dieser

Universum

Methode

ist

allerdings, dass derart erworbenes Wissen ebenfalls nur mittels Elektroschocks gelöscht werden konnte. Auf alle bekannten und befreundeten Welten, worunter natürlich nur die fielen, die zuvor mittels militärischer Intervention befriedet wurden, wurden Forscher entsandt und gaben die gewonnenen Erkenntnisse gern und zielstrebig weiter.

259

Eine Waffe, egal welche, wäre Hartner jetzt äußerst willkommen. Er hätte sogar einen Zahnstocher genommen, Hauptsache er hätte Schmerz bringen dürfen. "Ich sehe, die Verblendung wirkt noch immer Kapitän! Sie hassen uns, obwohl sie uns nie kennen gelernt haben." Der Mann drehte sich um und zeigte auf die beiden anderen. "Präsident Strauch und Mr. Bin

Geschäft

kennen

sie

sicher

aus

dem

Geschichtsunterricht. Ich selbst brauche mich ja nicht vor zu stellen." Nein, das brauchte er wirklich nicht. Jeder Mensch der wirklichen Erde kannte und hasste diesen Mann. Er, der die Welt in einen der letzten großen Kriege verwickelte, der dafür sorgte, dass die Erdoberfläche lange Zeit nicht mehr bewohnbar war und alle nun unter Wasser leben mussten, stand leibhaftig vor ihm. "Eigentlich war es nicht geplant, dass sie diesen Planeten wirklich erreichen. Alles was wir von ihnen brauchten, war der Standort der Orion und den haben sie ja gefunden!" "Die Orion, McLane?" Hartner lachte auf. "Da, mein lieber Mc Ronald, muss ich sie leider enttäuschen.

260

Die Orion ist vernichtet worden. Ein kleiner, letzter Gruß von mir, in Form eines Photonentorpedos!" Mc Ronald hatte eines Tages die Nase voll von der Werbung für Fastfood und widmete sich fortan der Politik. Bei seinem Bekanntheitsgrad war es nur natürlich, dass nach relativ kurzer Zeit ein bunt geschminkter Clown auf dem Sessel des mächtigsten Mannes der Welt saß. Dann kam es zu den BurgerKriegen und anschließend war die Erdoberfläche nicht mehr bewohnbar. Die restliche Zivilisation rettete sich unter die Erde und in die Ozeane. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine rein militärisch ausgeprägte Zivilisation heraus, die leider auch wieder den Sprung in den Weltraum schaffte um hier ihr Unheil weiter zu verbreiten. Doch die Welt hatte in einem dazu gelernt. Nie wieder würde ein demokratisch gewähltes Oberhaupt politische oder militärische Macht erringen. Die breite Masse war nicht

dazu

geeignet

politisch

weit

reichende

Entscheidungen treffen zu können, oder im Sinne der Allgemeinheit zu handeln. Nun hatte ein Diktator auf Lebenszeit alle Entscheidungen zu treffen, der von einem Computer überwacht wurde. Logik hatte den

261

Menschenverstand

nicht

abgelöst,

aber

unter

Kontrolle. Mit zunehmendem Alter musste der Computer zwar des Öfteren die Entscheidungen des Diktators revidieren, aber das fiel sowieso niemanden auf, da die Menschheit Obrigkeitshörig geworden ist, nicht so wie in dieser Galaxie, wo alles drunter und drüber geht. "Irrtum Hartner, Tito hat nur ein Leuchtfeuer gesetzt, oder haben sie eine Explosion wahrgenommen." "Tito? Dieser Mistkerl steckt mit ihnen unter einer Decke?" "Selbstverständlich,

ebenso

der

Minister

und

Howard." Tito trat herein, jetzt mit einer neuen Kutte. Wenn man

aus

dem

zusammengekniffenen

Augenwinkel Augen

und diese

mit Kutte

betrachtete, erschien sie sehr alt und sehr getragen. Auch wenn man sie direkt anschaute, sah sie alt und getragen aus. "Tito ist nur sein Künstlername. Darf ich ihnen Grigori Jefimowitsch Rasputin vorstellen!" "Rasputin? Etwa der Rasputin? Wollen sie mich verarschen?"

262

"Interessanter Gedanke, aber nein nicht wirklich." säuselte Ronald. "Ich bin wer ich bin, ob sie es glauben oder nicht." antwortete Tito. "Aber wie soll das gehen? Sie müssten doch mehr als 300 Jahre alt sein?" "Nun, das bin ich auch!" "Aber wie?" "Nun, sie selbst sind noch nicht so lange in diesem Universum, aber falls sie es noch nicht gemerkt haben, altern wir hier nicht. Eigentlich alterten wir früher schon, da wir unsere Eigenzeit mitbrachten, aber irgendwann hat dieser Bereich hier gemerkt, dass sich ein paar Fremdkörper befinden und unternahm

alles

was

Möglich

ist

um

uns

loszuwerden. Anstatt uns einfach sterben zu lassen, was nun für alle die einfachste Möglichkeit wäre, tritt das Gegenteil ein. Wir werden immer jünger und das solange, bis wir gänzlich verschwunden sind. Aus diesem Grund sehe ich heute nicht nur besser als früher aus, sondern habe auch die Kraft der Jugend. Würden sie nicht so haltlos saufen und herumhuren, wäre ihnen dieser Effekt längst aufgefallen."

263

"Aber man hat sie doch erschossen, sind erfroren, ertrunken und entmannt worden." "Nun, ich gebe zu, dass sich einige Mythen um meinen Tod winden, die meisten habe ich selbst erfunden,

allerdings

die

Entmannung

ist

mir

persönlich neu?" "Soll das etwa heißen wir alle stammen von der Erde? Ich meine natürlich die richtige Erde, nicht das Ding das hier so herumschwirrt!" Hartner verlor langsam den Überblick. "Bitte erschießen sie mich, das halte ich nicht mehr aus!" "Patronen

sind

leider

ausverkauft,

hier

ein

Gehacktesbrötchen und einen Playboy." Verwirrt nahm Hartner beides entgegen und ließ es dann wieder kraftlos fallen. "Ich verstehe es nicht", sagte Hartner mit kraftloser Stimme. "Aber Kapitän, gerade sie müssten es doch verstehen, oder erinnern sie sich nicht mehr an ihre Versuche wieder herüber zu wechseln, auf unsere richtige Seite der Welt. Muss ich sie erst wieder daran erinnern, wie ihr erster Offizier aussah, nachdem er für sie wechseln wollte?"

264

"Soll das heißen sie wissen darüber Bescheid?" "Was heißt hier Bescheid? Wir beobachten ihre Bemühungen schon seit längerem und haben ebenfalls unsere Rückschlüsse gezogen. Wir können nur mit dem Zurückkehren was aus unserem Bereich stammt, alle anderen Versuche sind zum Scheitern verurteilt.

Wir

haben

inzwischen

auch

herausgefunden, dass diese Spalten sich nicht nur auf den Weltraum beschränken, ansonsten hätten wir nicht Rasputin hier. Diese verdammten Spalten tauchen auf wo sie wollen und verschlucken was sie können." Ronald machte eine weit ausholende Geste und kratzte sich ausgiebig an der roten Clownsnase. "Gut, gesetzt dem Fall ich glaube ihnen, gibt mir doch etwas zu denken?" "Und das wäre?" fragte Ronald "Sie hatten mehrmals die Möglichkeit mein Schiff zu zerstören, besonders als Tito hier das Kommando übernommen hatte. Warum, frage ich mich jetzt, haben sie es nicht getan?" "Nun, das ist ein äußerst interessanter Punkt den sie da anschneiden!" erwiderte Ronald und senkte verschwörerisch seine Stimme, während die beiden

265

anderen unruhig auf ihren Sitzen hin und her zu rutschen begannen. "Sie haben doch schon bemerkt, dass es auf dieser Seite des Universums, dem so genannten unbekannten Teil des Universums etwas archaischer zugeht wie sie es von zuhause kennen? Bevor wir uns entschieden hatten etwas gegen unser dahinscheiden zu unternehmen und hier ankamen, waren die ehemaligen Bewohner dieses Planeten ein wildes, ungezähmtes Volk das gern so vor sich hin litt. Trotz ihrer rasanten technologischen und kulturellen Entwicklung erfanden sie niemals das Taschentuch oder etwas wie das Fragezeichen. Was sollte man also von einer solchen Rasse anderes erwarten als die Erfindung der tödlichsten Waffe des Gesamtuniversums, den dimensionsübergreifenden Musikkanal XXL. Die hier ausgestrahlten Sendungen waren

Anlass

zu

mehr

kriegerischen

Auseinandersetzungen und Toten als alle normal motivierten Kriege aller Welten. Also fanden wir hier die

idealen

Voraussetzungen

für

unsere

Schreckensherrschaft, die darin gipfelte, dass wir in einer Nacht- und Nebelaktion die Mauer gezogen haben. Ein paar gut gestreute Gerüchte und alle

266

waren der Meinung, dass es den unbekannten Teil des Universums schon immer gab, obwohl er gerade mal knapp vierzig Jahre besteht. Wir haben unsinnig viel Geld in Projekte gesteckt die allein das Ziel hatten

diesen

Teil

des

Universums

herunterzuwirtschaften. Sie machen sich ja keine Vorstellung, wie teuer es ist etwas herunter zu wirtschaften. Hilfreich waren uns allerdings auch Howard und der Minister." "Nun, es ist mir in der Tat aufgefallen wie sie hier alles heruntergewirtschaftet haben. Ich mag es nicht!" "Ach ja, und was sollte dann ihrer Meinung nach der Unterschied

zwischen

einem

humanistischen,

geprägten Glaubenssystem, in dem man mit einem chaotisch

und

unsinnigen

System

aus

unausgegorenen Fragen und halbgaren Antworten nach Zufriedenheit, Reichtum und Weisheit sucht, und einem Haufen mystischen Scheiß, den man wie sie einfach aus dem Stegreif erfindet und die Bevölkerung mittels eines antiquierten Systems aus Druck und Folter dazu bringt Zufriedenheit zu empfinden?" Ronald hatte sich dermaßen in Fahrt

267

geredet, dass er eine Kanne mit nachgemachter Cola an die Wand schmiss. "Woher soll ich das wissen?" antwortete Hartner gleichgültig. "Da haben sie eigentlich recht, außerdem wen interessiert das schon." "Aber sie schweifen ab. Warum haben sie das Schiff und mich geschont, nun ja, jedenfalls bis dieser Volltrottel da unbedingt hier abstürzen musste!" Tito duckte sich unter dieser verbalen Attacke. "Nun, wir haben das Schiff, wir haben die Motoren und wir haben den Willen zurückzukehren und uns das zu nehmen was uns rechtmäßig zusteht!" "Nun, schön und gut, aber wenn Sie mich fragen, so war das Verschwinden von Personen und unserer Schiffe nur ein Hinüberwechseln in eine andere Dimension. Nur, wer hat die wie bewerkstelligt? Soweit mich meine Kenntnisse über derartige Ausrüstungsgegenstände an Bord von schnellen Raumkreuzern nicht täuschen, gibt es weder bei der Orion noch bei der Hydra einen eingebautem Dimensionsmodulatordingsbums und es wird sicher

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noch eine Weile dauern, bis es ein solches Teil zumindest gegen einen Aufpreis ab Werk gibt." "Dann sind wir alle ja bestimmt froh darüber, dass sie niemand fragt." "Und wenn sie alles haben was ihnen vielleicht zustehen könnte?" "Wir haben eine neue Weltordnung erarbeitet und werden Erfolg haben!" "Und?" "Alle werden sich freiwillig uns unterwerfen und mit Freuden kooperieren!" "Und?" "Und wir brauchen sie, weil sie ein Gespür dafür haben, wo sich die nächste Lücke aufmacht um zurückkehren

zu

können",

antwortete

Ronald

zerknirscht. "Warum die anderen?" fragte der Kapitän, mit der Gewissheit, dass dies noch nicht alles war. "Die Anderen?" fragte Ronald verwirrt. "Annabelle, Frederick und Trevor! Sie erinnern sich bestimmt. Waren mit mir an Bord und verursachten dieses Chaos nach dem Absturz. Ich glaube sie suchen noch immer nach ihnen."

269

"Ach ja", erklang die Stimme Ronalds aus weiter Ferne. Diese Stimme war es auch, die in der Schule immer und immer wieder vorgespielt wurde und sich derart in das Gehirn einbrannte, dass ganze Generationen von Schülern wieder zu Bettnässern werden ließen. Irgendwann, so vermuteten die Historiker, musste Ronald ein einschneidendes Erlebnis gehabt haben, was ihn in en Wahnsinn trieb. Auf der Erde, der richtigen Erde, hatten sich die Historiker in zwei große und viele kleine Lager aufgeteilt. Die eine Seite behauptet, Ronald ist dem Größenwahn verfallen und dies wäre eine einfache Eigendynamik eines solchen Amts. Das zweite große Lager vertrat hingegen die Ansicht, dass Ronald krank war und die rote Nase ein Anzeichen für einen Gehirntumor darstellte, also es als eine reine Krankheitssache abtaten. Von den mehreren kleinen Gruppen hatte ein verschrobener Kauz die einzig wahre Ursache erkannt, wurde aber nach der Publizierung

von

einer

großen

Klatschzeitung

engagiert und musste voran Berichte über Sex mit Außerirdischen schreiben und hatte keine Zeit mehr seine These zu vertreten. Ronald hatte trotz seines

270

Erfolges niemals verwunden, dass er nur ein Clown war und niemals das Maskottchen einer andere Burgerkette die mit einer Krone warb. Heimlich setzte er sich immer wieder eine dieser billigen und geschmacklosen Pappkronen auf, was letztendlich zu diesem irreparablen Schaden führte und in diesen unsinnigen Kriegen endetet. "Nun mein lieber Hartner, wie sie inzwischen wissen, kann nur wieder herüberwechseln, was von dort stammt. Andererseits haben wir vor, wenn wir erst wieder zurück sind, eine neue Ära der menschlichen Überlegenheit einzuleiten. Hier kommen ihre drei, meiner Meinung nach, unterbelichteten Begleiter ins Spiel. Diese werden solange als Marionetten dienen, bis die Zeit wieder reif ist, dass sich die wahren Machthaber wieder öffentlich präsentieren können." "Und wie soll das geschehen? Darf ich sie an das Schicksal meines ersten Offiziers der TONIS Pizzabringdienste erinnern?" "Nun, wie ich schon sagte. Nur das was auch von dort stammt!" erwiderte Ronald lächelnd. "Aber das kann doch nicht sein", stammelte der Kapitän.

271

"Sie haben natürlich Recht, aber man muss nicht wirklich rübergewechselt haben, um von dort zu stammen. Diese Drei sind von Leuten gezeugt worden, die von unserem schönen Universum stammen. Natürlich auf meinen Befehl hin. Demnach sollten

sie

ebenfalls

keine

Probleme

beim

durchfliegen des Risses haben. Da sie niemand kennt, jeder ein spezielles Talent besitzt ist uns die Weltherrschaft und später die Vorherrschaft im Universum sicher, zumal wir dafür gesorgt haben, dass in ihnen auch unsere DNS weiterlebt." "Soll das etwa heißen sie sind die Väter von Annabelle, Frederick und Trevor?" "Kurz gesagt, ja!" "Nun bei Trevor erklärt dies einiges, aber die anderen Beiden?" Hartner vollendete den Satz gerade nochrechtzeitig, bevor bin Geschäft mit einem rituellen Dolch vor ihm stand und die Spitze in einem der Nasenlöcher Hartners verschwinden ließ. Nicht tief genug um Schaden anzurichten, aber tief genug um Schaden anzudrohen. Bei diesem rituellen Dolch handelte es sich um einen Spinatstecher, der im Grunde nur schmückend wirkte und außer bei Spinat

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keine wirklich abschreckende oder bei Benutzung tödliche Wirkung innehatte. "Beleidige du Sohn von einem Hund noch einmal meinen Sohn und ich verzichte auf deine Mitarbeit. Ich spucke dir vor Verachtung in dein Gesicht, das kleine Kinder erschreckt! Dein fieses Gehabe wird nur von deinem abstoßenden Äußerem übertroffen!" geiferte bin Geschäft. "Nun, dann wäre ja so wenigstens das geklärt", erwiderte Hartner gelassen, als er sich den rituellen Dolch wieder aus der Nase zog und sich bin Geschäft auf dem Boden krümmte und verzweifelt versuchte wieder etwas anderes in seiner Lendengegend zuzulassen als den stechenden Schmerz, den der Stiefel von Hartner dort mittels eines festen Tritts hinterlassen hatten. "Und lerne endlich mal richtig zu sprechen, das hat mich schon damals bei deinen Videobotschaften genervt!" "Damit haben sie jetzt nicht gerade Lebensart bewiesen!"

amüsierte

sich

Ronald

über

die

Ungeschicklichkeit bin Geschäfts. Bin Geschäft, Sohn von bin Kaufhaus hatte zwar die Geschäfte seines Vaters im Terrorbusiness übernommen, aber

273

weder dessen Fanatismus noch dessen Charisma geerbt. Dennoch schaffte er es einen fanatischen Kreis von Spinatverächtern um sich zu scharren und verschiedentlich ganze Landstriche von diesem Gewächs zu befreien. Er war auf der Erde berüchtigt, als Geisel der Veganer bekannt und weltweit gesucht. Bei

seinen

öffentlichen

Bekennerauftritten

schockierte er die Massen durch seine gewagten Gewänder, die erahnen ließen, dass er es mit der persönliche Hygiene nicht wirklich ernst nahm. Ronald musste wirklich verzweifelt und geisteskrank sein, wenn er eine derartige Null in seine Reihen aufnahm. Auch Mr. Strauch, der Vorgänger von Ronald, jedenfalls was das Präsidentenamt anging, hatte sich zu seinen Amtszeiten nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Er kleckerte lieber mit anderen Sachen rum, vorzugsweise bei Praktikantinnen. Andererseits hatte er dafür gesorgt, dass die Waffenlobby und die Armee all ihre wahnsinnigen Projekte finanziert bekamen und Ronald erst in die Lage

versetzte

während

seiner

Amtszeit

das

auszuführen was dann auch folgerichtig eintreten musste. Insgesamt ein gefährliches Triumvirat, auch

274

wenn diese so aussahen, als könnten sie nicht einmal das Wort Triumvirat richtig aussprechen. "Mag sein, aber ich fühle mich äußerst befreit!" antwortete Hartner ebenfalls lächelnd. "Nun gut, Trevor wird also als Haustier gehalten und die anderen beiden?" "Nun, Frederick wird an die Spitze des SD bugsiert und Annabelle wird so etwas wie ROSIs auch auf unserer Erde aufbauen, wir brauchen schließlich Geld, viel Geld um genauer zu sein." "Und wir brauchen Nachwuchs", sagte Strauch und steuerte zum ersten Mal etwas bei. "So etwas können nur Leute behaupteten, die glaubten, in der realen Welt zu leben. Das wird doch nie klappen. Ich kenne die Drei jetzt schon eine ganze Weile, aber so verkorkst die auch sind, so was machen die nicht mit." "Nun, ein wenig Überredungskunst hier, Aussicht auf unbegrenzte Macht da und um das Ganze abzurunden noch ein Quäntchen Gewalt und wir sind im Geschäft." "Tja, da wäre nur ein Problem, welches sie nicht bedacht haben!"

275

"Und das wäre?" Ronald gähnte und zeigte sich betont gelangweilt. "Ich mache nicht mit!" Hartner verschränkte die Arme und schaute trotzig drein. "Glauben sie das wirklich, dann willkommen in meiner Welt. Hier gibt es keinen Platz für Verweigerung. Die jungen, leicht mit Waffen überladenen verdienten Kämpfer des Volkes um uns herum werden ihnen dies sogleich beweisen. Ein kleiner Tipp, wenn es arg weh tut, schreien sie ruhig, das gibt meinen Jungs das Gefühl von Zufriedenheit und Einklang mit ihrer Arbeit." Ronald, Geschäft und Strauch lachten kurz auf, gaben Tito ein Zeichen und verließen den Raum. "Äh, das mit der mangelnden Kooperation war doch nur so unüberlegt dahingesagt", wandte sich Hartner an die herantretenden Soldaten. "Wirklich, wer bin ich denn, dass ich einen Wunsch dieser honorigen Herren abschlagen würde!" "Aber Kapitän, werden sie etwa auf ihre alten Tage weich?" flüsterte ihm Tito ins Ohr. Als Hartner wieder erwachte und Resümee der Schmerzen die in den

276

verschiedenen

Regionen

seines

Körpers

herrschten zog, bedauerte er nur, Tito nicht härter getroffen zu haben, ansonsten verzog er sein Gesicht zu einem schmerzhaften Lächeln.

Sie hatten ihre wilde Flucht wieder aufgenommen und nachdem die Verfolger plötzlich ihre Taktik geändert

hatten

und

dabei

sehr

zielstrebig

vorzugehen schienen, sind sie durch die nächst beste offene Tür gerannt die sie finden konnten. "Ah, da sind ja die Herren Künstler!" schnarrte eine scharfe Stimme. Erschrocken drehten sie sich um. Vor ihnen tat sich eine gewaltige, wahrscheinlich zur Gattung Frau gehörender Fleischberg auf. "Ein wenig schmächtig die Herren, ich hoffe ihre inneren Werte sind ungleich höher!" Der Fleischberg wieherte und nippte an einem zierlichem Glas, welches in der Pranke dieses Tieres fehl am Platz wirkte. "Die Damen

der

Luftlandebrigade

warten

schon

ungeduldig auf den Höhepunkt des Abends. Dann mal Husch, Husch die Herren." Sie trat näher an Annabelle heran und musterte sie sehr interessiert. "Nun meine Liebe, wir können es uns ja in meinem Büro gemütlich machen und über die Gage reden."

277

"Äh, ja. Ich muss erst noch mit den Herren hier reden,

dann

werde

ich

kommen."

Annabelle

durchschaute sofort wo sie gelandet waren. Hier war sie in einem Amüsierschuppen für Soldaten geraten. Allerdings in einem der härteren, für Soldatinnen. In der Geschichte eines jeden Volkes oder Planeten kam es irgendwann dazu, dass im Rahmen einer Emanzipationswelle auch die Weibchen danach lechzten in die Kriegerkaste aufgenommen zu werden.

Anfänglich

mit

einigen

Hindernissen

behaftet bekam diese Entwicklung eine gewisse Eigendynamik und die Weibchen rissen nicht nur alle sich Jahrhunderte lang bewehrten Rollenklischees ein und stellten die Vorherrschaft der männlichen Spezies in Frage, nein, sie perfektionierten diese Klischees in ihrem Sinne. All dies Endete in der Existenz eines solchen Schuppens wie diesem. Kein Stil, keine Atmosphäre, billiges Bier und überall unkanalisierte sexuelle Entgleisungen. Annabelle war schockiert. "Ach

ja",

rief

der

Fleischklops

ohne

sich

umzudrehen. "Ich nehme doch an, dass ihr die Truppe seid, die ich angeheuert habe, nicht das ich

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noch annehmen müsste ihr wärt die Flüchtlinge nach denen einige unserer Spezialeinheiten suchen. Ihr wisst schon, die mit den lästigen Waffen und ohne Humor oder Skrupel. Außerdem geht die Tür nur von außen auf!" Sie drückte auf einen Knopf, gab ein paar Zahlen ein und lächelte zufrieden. "Ups, wie ungeschickt von mir, jetzt ist doch die Tür auch noch zu Gänze verschlossen!" Zum Wort "Ups" muss an dieser Stelle einmal etwas näher getreten werden. Im Laufe der Raumfahrt und dem

unweigerlichen

Zusammentreffen

fremder

Kulturen und Völker konnte niemals, auch nicht durch besonders geschultes Personal, festgestellt werden, dass, egal wo im Universum man sich befindet, ein gemeinsamer Nenner gefunden werden konnte, der deutlich vor Augen führte, dass es jemals einen göttlichen Masterplan oder ähnliches gegeben hat oder gegeben haben könnte. Die Artenvielfalt erwies sich bei näherem Hinsehen zwar als erschreckend langweilig, Typus, Körpermerkmale oder Staatengebilde ähnelten sich überall, aber der wirkliche gemeinsame Nenner fehlte. Nach einigen Jahrzehnten hörten sogar die staatlich geförderten

279

Wissenschaftler auf, nach einem gemeinsamen Nenner zu suchen und wechselten in die freie Wirtschaft um dort fest zu stellen, dass wirtschaftlich orientierte Forschung durchaus finanziell attraktiv war. Erst durch den linguistisch äußerst gewandten Glücksspieler

und

Desperado

Christian

von

Blaubeerhügel entbrannte die Diskussion um einen gemeinsamen Nenner erneut und gipfelte sogar in einem Ergebnis. Christian betrieb das Glücksspiel mit einem Geschick und Talent, das ihm zum eigenen bedauern nach und nach den Zutritt zu einigen Sternensystemen verwehrte. Dennoch stellte er eine Art Popstar dar und seine Hinrichtung wurde äußerst pompös durchgeführt. Bei seiner Köpfung sprach er das legendäre Wort "Ups - ist das da mein Kopf" aus. Dieses Wort wurde natürlich anschließend auf allen möglichen Dingen verewigt und universumweit vertrieben. Seltsamerweise konnte jedes Volk und jede Spezies etwas mit diesem Wort anfangen, niemand benötigte eine Transkription oder gar eine Erklärung. So kam es, das einhellig das "Ups" zum gemeinsamen Nenner allen Lebens im Universum wurde und, wie sollte es auch anders sein in einer

280

eigenen Religion ausuferte und in einigen Systemen zu heftigen Glaubenskriegen führte. "Das ist der Plan", Annabelle schluckte vor Aufregung. Sie war es gewohnt Befehle zu erteilen, aber sie war hier nicht bei ROSIS und es ging nicht darum irgendjemanden um sein Geld zu bringen, sondern ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Grundsätzlich hatte sich ROSIS zwar vorbehaltlos der

Erfüllung

aller

Träume

ihrer

Kundschaft

verschrieben, aber in erster Linie war dennoch der kommerzielle Erfolg das oberste Gebot. "Wenn die Damen unterhalten werden wollen, werden wir ihnen geben was sie wollen. Frederick und Trevor, ihr beide werdet den Mädels mal so richtig einheizen. Ihr werdet einen Strip hinlegen, von denen die Mädels noch Jahre später einen feuchten Traum bekommen werden!" "Wir sollen was?" Trevor knetete unbewusst seine Hände und zeigte sich beschämt. "Jetzt tu mal nicht so. Wer hat sich denn bei jeder Feier im END auf dem Tisch ausgezogen?" Frederick amüsierte sich über den plötzlich prüde gewordenen Trevor. "Oder hast du etwa Schiss bekommen?"

281

"Na gut, dann bring mir mal was über den besonderen Zauber deines Berufsstands bei, wenn es so etwas gibt!" Trevor lächelte bedrückt. "Immer Augenkontakt halten und vermeide feuchte Hände." erwiderte Annabelle wie aus der Pistole geschossen. "Warum?" "Du rutschst sonst von der Stripteasestange ab, knallst in die Menge und bist Freiwild. Wir haben am Anfang viele Mädchen dabei verloren! Inzwischen ist das Bestandteil der Ausbildung, auch wie man sich wehrt, sollte es dennoch passieren." "Bestimmt ein schöner Tod", sinnierte Trevor. "Glaub das bloß nicht, von der letzten Dame haben wir nur noch das Schönheitspflaster und den großen Zeh wieder gefunden." "Dann mal auf ins Gefecht." Frederick schien Gefallen an der Vorstellung gefunden zu haben, hier mal als reines Sexobjekt zu dienen, anstatt immer nur umgekehrt. Er drehte sich um zu Trevor und machte ihm Zeichen, dass er zuerst geht und er dann folgen sollte. Frederick stellte sich auf der abgedunkelten Bühne in Positur und gab das Zeichen, den Vorhang

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zu öffnen. Das Publikum kreischte vor Entzückung, Frederick ebenfalls, allerdings nicht vor Verzückung, sondern vor Angst. Panikerfüllt rannte er zurück zu Annabelle. Annabelle, die inzwischen beschlossen hatte Frederick und Trevor notfalls zu opfern zog ruckartig die Verbindungstür zur Bühne zu. "Lass mich bitte, bitte wieder rein. Ich beleidige dich auch nicht mehr!" brüllte er gegen den Orkan der vor Aufregung und Enttäuschung brüllenden Frauen im Publikum. Frederick und Trevor schauten zur Managerin hinüber, die sich sehr deutlich mit dem Zeigefinger über die Kehle fuhr. "Ach was soll’s", sagte Frederick, zog sich imaginär die Hose hoch, schnappte sich Trevor und schleifte ihn erneut auf die Bühne. Was dann begann, war rückblickend menschenunwürdig, aufregend und gleichzeitig

so

erniedrigend

wie

noch

nichts

Vergleichbares auf diesem Planeten. Selbst die Managerin, die anfänglich zufrieden die Einnahmen des Abends in ihrem Büro kontrollierte, stutzte und aufgrund der plötzlich auftretenden Stille auf die Bühne, stürmte nach draußen und verstummte schlagartig als sie sah, was dort vor sich ging. Einige

283

Damen im Publikum begannen zu weinen, andere schauten verschämt weg, weitere saßen einfach mit offenen Mündern herum. Annabelle dachte angestrengt nach. Wie krieg ich sie hier raus? Sind die Jungs schon verprügelt worden? Und sind diese Schuhe noch da, die ich vor dem Abflug gesehen habe? Erst als Trevor und Frederick plötzlich durch eine Falltür im Boden der Bühne fielen, kehrte der übliche Lärmpegel zurück, jede der anwesenden Damen froh, dass schlimmeres verhindert wurde. "Ihr seid wirklich nicht von hier, oder?" fragte die Managerin, als sie langsam die Wendeltreppe hinunter, unter die Bühne schritt, wobei jede der Stufen bis auf seine äußerste Belastbarkeit belastet wurde. Annabelle eilte ahnungslos hinter der Managerin her. "Wie kommen sie denn darauf?" fragte Frederick und versuchte sich unter Trevor heraus zu schälen, der schwer auf ihm lag. "Nun, zunächst tragen sie Unterwäsche, das ist hier schon

seit

Jahrhunderten

nicht

mehr

üblich.

Eigentlich ist das üblich untertrieben, Unterwäsche,

284

egal in welcher Form ist hier verpönt. Zweitens, und das ist der wesentliche Punkt, Künstler, die in meinem Kulturforum auftreten, sind die härtesten Burschen und nicht solche Weicheier wie sie. Und Drittens, derartige Vorführungen, sie wissen schon, das entledigen von Kleidungsstücken, sind bei uns noch niemals vorgekommen und wird auch nicht mehr geben. Nacktheit ist nicht hinnehmbar." Annabelle sah Frederick und Trevor entgeistert an. "Aber sie gaben uns doch sehr deutlich zu verstehen, was sie von uns wollten. Außerdem ist überall in der Galaxie

derartiges

Vergnügen

in

derartigen

Einrichtungen üblich und erwünscht!" Annabelle war der Verzweiflung nahe. Gewiss, die Beiden waren schlecht, richtig schlecht gewesen. Auch die Sache mit den geblümten Unterhosen könnte eventuell nicht gern gesehen werden, allerdings sollte selbst eine schlechte Vorführung für einen Schuppen wie diesen mehr als genügen. "Und wenn ich mal fragen darf, machen ihre harten Jungs dort oben auf der Bühne?" fragte Frederick und sammelte seine Uniform wieder auf, während Trevor

285

noch immer tief enttäuscht über den verpatzten Auftritt grummelnd auf dem Boden saß. "Na, sie putzen, stricken und waschen ab. Wenn Frauen Männer sehen, die die Hausarbeit machen, werden sie zu rasenden Bestien, pfeifen, johlen, rufen unanständiges und trinken Bier. Dinge, die mir Geld einbringen, nicht solche Sachen die sie da machen. Verschwinden sie, dass hier ist ein anständiges Haus. Aber vorher stell mich dem Primitivling doch mal vor, ich stehe auf diese Testosteronbomber!" Trevor, der sich angesprochen fühlte, merkte wie die Blicke der Dame auf seinen noch immer entblößten Oberkörper ruhten.

Annabelle blieb so abrupt stehen, dass Frederick und Trevor auf sie aufliefen. Sie waren jetzt bereits seit einigen Stunden auf der Flucht, obwohl sie scheinbar niemand wirklich verfolgte. Tauchten Verfolger auf, hielten sie sich immer im respektvollem Abstand und versuchten sie weder zu beschießen, noch deutlich zu drohen. Frederick und Trevor hatten zwar schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, aber Annabelle und Adrenalin trieb sie immer wieder zu neuen

286

Höchstleistungen in der Fluchthistorie an. Obwohl sie sich immer öfter in dunklen Ecken herumtrieben fand Annabelle doch keinen Platz der ihr für eine Pause oder einen längeren Aufenthalt taugte. Inzwischen waren sie in einem schmutziggrauen Lagerhaus angekommen. Annabelle bückte sich und hob etwas ebenfalls schmutziggrauen vom Boden auf. "Schaut doch mal!" rief sie und steckte Trevor einen kleinen wolligen Ball mit großen Augen und kleinem, spitzem Schnabel entgegen. "Ist das nicht süß?" "Mir kommen jetzt gleich die Tränen vor lauter Rührung. Fall ihr euch erinnern könnt, sind wir nicht hier

um

neue

Abonnementen

für

einen

intergalaktischen Buchclub zu werben, sondern um das blöde Teil für die Erdrotation zu holen, selbst wenn wir dafür diesen Hornochsen von Präsidenten zurückholen zu müssen." "Ja gut, aber die sind doch so süß!" "Das ist mir Scheißegal. Presst die Arschbacken zusammen und dann los!" "Das ist jetzt nicht mehr notwendig!" ertönte eine tiefe Stimme aus dem Dunklen heraus. Sekunden

287

später standen die drei selbsternannten Flüchtigen inmitten einer hell erleuchteten Halle. Hartner saß zusammengesunken auf einem Stuhl und stöhnte leise vor sich hin. Tito stand unmotiviert in einer Ecke und im Halbkreis, umgeben von typisch aussehenden

Befehlsempfänger

die

mit

überdimensionierten Waffen ausgestatten waren, Ronald, Bin Geschäft und Strauch. Die Szene zeigte das auf, was auch vermittelt werden sollte. Wir sind hier die Chefs. Frederick seufzte. Und das waren nun die Herren des unbekannten Teils des Universums, die er durch jahrzehntelange Indoktrination der Regierung und des Kinos zu fürchten gelehrt hatte? Gnadenlose, schreckliche anzusehende raumfahrende Eroberer mit unzähligen

Tentakeln,

unaussprechlichen

giftigen

Vornamen

und

Stacheln seltsamen

medizinischen Hobbys sollten es sein und jetzt diese Enttäuschung. So wie er jetzt erkennen musste waren die wahrscheinlich nicht mal in der Lage, ordentlich einen kacken zu gehen anstatt den Untergang des Universums richtig zu berechnen? Andererseits vermochten ihm die kleine Armee deutlich zu zeigen,

288

dass momentan keine Tentakeln oder giftige Stacheln notwendig waren um seine Meinungsfindung in eine bestimmte Richtung zu lenken. "Und nun?" fragte Annabelle keuchend. "Schätze wir geben auf, die Alternative scheint in einem schmerzhaften Tod zu liegen und soweit bin ich noch nicht", antwortete Trevor und hielt sich die schmerzende Seite. "Allerdings riechst du so!" keuchte Frederick. "Waffen fallen lassen!" befahl Tito herrisch und grinste recht ungeniert seine ehemaligen Kameraden an. Leise fiel klirrend ein Dosenöffner zu Boden. "Ist das alles?" fragte Hartner stöhnend und unter Schmerzen von seinem Stuhl aus. "Was ist mit den Waffen die ihr von Bord mitgenommen hattet. Damit könntet

ihr

Schutzschirme

aufbauen

und

die

Blödmänner hier spielend bis in die nächste Galaxis bomben!" "Oh, ach die", antwortete Annabelle, während Trevor und Frederick irgendeinen Fleck auf ihren Stiefeln bemerkt zu haben schienen, der momentan ihre gesamte Aufmerksamkeit beanspruchte. "Die waren

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zu schwer und so unhandlich, außerdem passten sie nicht zur Uniform." "Mist! Ihr seid einfach zu blöd!" "Das einzige Talent das ich von meinem mir unbekannten Vater geerbt haben soll ist, dass ich das Zeug zu einem Verlierer habe. Aber glücklicherweise ist das nicht ausgebrochen." widersprach Trevor trotzig. "Glaubst du das wirklich?" fragte Hartner und erinnerte sich an den Tritt den er Trevors Vater gegeben hatte. "Ich hoffe für dich, dass du mehr nach der Mutter kommst. Wirklich glaube mir, das wäre wirklich das Beste!" "Wer weiß, wenn es eine derartige gesellschaftliche Auslese schon damals gegeben hätte, wäre aus seiner Nachgeburt vielleicht ein nützliches Mitglied der Gesellschaft geworden", frotzelte Tito und erntete einen sehr finsteren Blick von Geschäft, gefolgt von dem geheimen Handzeichen der Sekte, die bedeutete den Spinat mit der Wurzel auszureißen oder mit anderen

Worten

Gewalteinwirkung.

290

das

baldige

Ableben

durch

"Nun, Kapitän, darf ich um ihre werte Unterstützung bitten, oder darf ich ihnen ansonsten eine weitere interessante aber doch kurze Zeit mit einem unserer speziellen Mitarbeiter wünschen?" Ronald wirkte sehr verbindlich und alles in ihm deutete auf Wahnsinn hin. Nun, Wahnsinn nicht in dem Sinn von Durchdrehen mit Schaum vor dem Mund, sondern eher wohl kalkulierter, vom Verstand geprägter Wahnsinn, der die Menschheit schon immer dazu verführt hat Höchstleistungen in der militärischen Fehlentscheidung hervorzubringen. "Der Unfalltod ist ein von außen auf den Körper einwirkendes,

nicht

freiwillig

herbeigeführtes

Ereignis mit dem Resultat, dass man sich kaum gegen die damit verbundenen Folgen wehren kann, oder mit anderen Worten sehe ich ihrer Aufforderung sich ihnen anzuschließen doch den ein oder anderen praktischen Nutzen." "Hartner, ich wusste doch, dass sie erkennen können, wer es gut mit ihnen meint." Ronald trat vor und schüttelte Hartner umständlich die gefesselte Hand. "Was ist mit der Orion und deren Besatzung?"

291

"Die werden leider keinen Platz in unserer neuen Weltenordnung

einnehmen

können.

Wie

sie

vielleicht nicht wissen können, habe ich alle Meldungen über die Missionen und tollkühnen Abenteuer unseres geschätzten McLane und Tamara auf das genaueste verfolgt und geschätzt, allerdings werden wir, wenn wir zurück sind keine aufsässigen und schwer steuerbaren Helden sondern Lenker brauchen. Die Orion und vor allem ihre Besatzung wäre uns nur im Weg." "Was haben sie mit der Besatzung gemacht?" Hartner ballte unwillkürlich seine Fäuste und presste jede Silbe aus zusammengebissenen Zähnen. Bisher hatte er eigentlich nur sein Einverständnis gegeben um dann zur gegebenen Zeit mit McLane einen tollkühnen, gewiss zum Scheitern verurteilten, Aufstand anzuzetteln und dabei heldenhaft, aber in bester Kinoversion, unter zu gehen. "Nun, da ich", im Hintergrund hüstelte Bin Geschäft künstlich. "Entschuldigung, ich meinte natürlich wir sind zur Überzeugung gelangt, dass sie einen tollkühnen und zum scheitern verurteilten Putsch gegen uns anzetteln würden, sofern wir auch McLane

292

mit zurück nehmen. Also haben wir ihn beseitigt!" Ronald lächelte sanft. "Sie haben was?" Hartner war bestürzter, als er eigentlich glaubte. Gewiss, McLane war in allem einen Deut besser als er, bekam beständig die neusten Raumschiffe, meist deshalb, weil das alte mal wieder an einem trostlosen Planeten klebte oder ein paar Frogs die Windschutzscheibe verschmiert hatten, und in der Werkstatt den Duftbaum am Rückspiegel immer kostenlos. Auch bei den Weibern hatte er mehr Erfolg, dennoch verband Hartner mit ihm eine gewisse Art von Freundschaft, immer in der Hoffnung irgendwann einmal besser zu sein als er. "Oh, nein. Nicht was sie denken, schließlich sind wir nicht nur Barbaren. Außerdem haben wir seine Heldentaten steht’s sehr bewundert und selbst wir haben irgendwo in uns eine verwundbare Stelle und einen Drang danach jemanden zu bewundern. Manchmal liege ich nachts im Bett und versuche mir ein Leben ohne meine Berufung als totalitärer Knechter und

menschenverachtender Schlächter

vorzustellen und mir stattdessen ein Leben voller Abenteuer und Befehlsverweigerungen zusammen zu

293

fantasieren. McLane und seine Mannschaft wurden mit dem restlichen Wrack, was wir beide mal als Orion kannten auf einen ziemlich verkehrsarmen Planeten gebracht worden. Dort haben sie mit unserer Hilfe

einen

Schnellimbiss

für

den

hungrigen

Weltenbummler an der Route B7 aufgemacht und sind dabei glücklich. Jedenfalls glauben sie es zu sein." "Ha, McLane wird schon einen Weg finden um wieder in den Weltraum zurück zu finden." "Das wiederum glaube ich nicht, schließlich darf die Sicherheit unseres Plans kann nicht zugunsten der Vorliebe für bürgerliche Regelmäßigkeit und so genanntes Heldentum vernachlässigt werden. Wir haben

der

gesamten

Crew

natürlich

einer

Gehirnwäsche unterzogen und eine rein bürgerliche Existenz

eingepflanzt.

Sie

betreiben

einen

Schnellimbiss auf einem entlegenen Asteroiden, Tamara ist die unglücklich verliebte Kellnerin und McLane der Koch. Die Anderen haben wir als Hilfspersonal, Kloputzer und Säufer instruiert. Nun sind sie Dumm, aber glücklich. Die Mittelmäßigkeit die durch unsere Gehirnwäsche vermittelt wird, wird

294

auch in Zukunft, auf unserer neuen Erde, unser Zepter sein!" Ronald lächelte und auf ein Zeichen wurde Hartner abermals die gesamte Härte und Schlagkraft der anarchisch anmutenden Soldaten vermittelt. Leider kam der Schmerz schneller als die befreiende Bewusstlosigkeit.

"Warum sind wir alle nackt?" fragte Hartner schwerfällig, als er wieder aufwachte. Inzwischen wurde er von Tito derart häufig in das Reich der Träume geschickt, dass er es nur noch widerwillig verließ und sein Hinterkopf einem Streuselkuchen ähnelte. Um ihn herum wieselten alle nackt herum, wobei

Geschäft

sich

ziemlich

zierte

und

wahrscheinlich fror. "Ah, unser bewährter Spürhund kommt mal wieder zu sich. Freut mich sehr, schließlich möchte ich jetzt endlich zurück", Ronald rieb sich die Hände. Selbst er war völlig nackt was ohne rote Nase bei ihm unwirklich wirkte. "Wie sie sehen befinden wir uns noch immer auf der Hydra und sind deshalb nackt, da wir ja nichts mit durch den Spalt nehmen können, was auf dieser Seite hergestellt wurde. Aber was soll

295

es, sehen wir es als Zeichen des Schicksals wieder von vorn beginnen zu können, auch wenn wir in unser neues Leben völlig nackt treten müssen!" Beseelt blickte Ronald zur Decke der Hydra und schien in ein Gebet mit einer höheren Macht versunken zu sein. Langsam blickte er wieder zu Hartner herab. "Finden sie jetzt endlich einen Spalt, sonst verprügele ich persönlich ihre hässliche Visage!" brüllte er Hartner sinnentleert und geifernd an. Brutal trat er vor den Stuhl, um im nächsten Moment zu bemerken, das dies ohne Schuhe schmerzhaft endet. Mit äußerster Beherrschung richtete sich Ronald auf, drehte sich langsam um und trat

aus

dem

Kommandoraum

heraus.

"Tito,

übernehmen sie, ich bin kurz auf der Toilette", zischte er mühsam beherrscht durch die zusammen gebissenen Zähne. Annabelle,

die

in

einer

der

Ecken

des

Kommandoraums hockte und verzweifelt versuchte das zu verdecken, womit ihre Firma seit Jahrzehnten richtig dicken Profit einfährt und zu der sichersten Aktienanlage des bekannten Teil des Universum gehört. Frederick und Trevor standen daneben und

296

hatten

inzwischen

aufgegeben

irgendetwas

zu

verbergen. "Willkommen zurück auf der MS Nudist", sagte Trevor zynisch, der inzwischen das ein oder andere Wort mit seinem angeblichen Vater gewechselt hatte und

da

feststellen

musste,

dass

Gene

sehr

unbarmherzig sein können. Frederick und Annabelle waren erstaunt darüber, Halbgeschwister zu sein, fanden die ganze Geschichte allerdings albern und weigerten sich den Ausführungen von Strauch Glauben

zu

schenken.

Beide

schielten

aber

unablässig zu Strauch hinüber und stellten beide erschrocken

fest,

dass

viele

der

eigenen

Körpermerkmale Strauch ähnelten. Frederick hatte einen derartigen Hass auf seinen Vater entwickelt, dass er sich ab und an selbst schlug und sich aufrichtig zu hassen begann. Sie wurden durch Tito über ihre neuen Positionen auf der Erde instruiert. Er hob vor allem das Prestige und die Verantwortung hervor, doch Freude stellte sich nicht wirklich ein. Zusammen

mit

Trevor

hatten

sie

in

den

Ohmachtsphasen von Hartner Fluchtpläne gewälzt und

Unternehmungen

beflüstert,

aber

alle

297

brauchbaren Vorschläge scheiterten meist daran, dass entweder keine brauchbaren Waffen vorhanden waren, sie geeignete Kleidungsstücke oder aber verdammtes Glück brauchten, alles Dinge die zum momentanen Zeitpunkt eher Mangelware darstellten. "Die letzten beiden Spalte waren deutlich zu klein", schnarrte Tito und fuchtelte mit einem Schlagstock herum, der deutlich machte, aus einer der Streben des Kapitänstuhles der Orion zu stammen und von einem unbegnadeten Künstler unter Einsatz von roher Gewalt in eine Form gepresst worden zu sein, die ästhetischen Grundsätzen deutlich widersprach, aber ordentlich weh tun kann. "Langsam verlieren wir die Geduld mit ihnen, wir wollen Heim. Bestimmt hat man uns inzwischen sehr vermisst". "Worauf ich wetten könnte", murmelte Hartner und langsam kam seine Erinnerung wieder. Nachdem sie Annabelle, Frederick und Trevor geschnappt hatten, wurden sie aller Dinge entledigt die aus dieser Galaxielinie stammte und sind an Bord der Hydra gegangen. Hartner erinnerte sich, wie aufgeregt er war, als die Motoren der Hydra ansprangen und das unwirklich Gefühl von Heimat bei ihm erzeugte. Die

298

ersten Spalten, die Hartner aussuchte waren in der Tat zu klein, aber er hatte auch nicht die Absicht gehabt hindurch zu kommen. Wie immer bei solchen Unternehmungen gab es einen Unsicherheitsfaktor in den Plänen der Bösen und den wollte er finden, bevor er auf der anderen Seite wahrscheinlich einen unfreiwilligen und nackten Allspaziergang antreten musste. Die Hydra flog deutlich unter ihrer Leistungsgrenze und Hartner vernahm freudig das Brummen der Motoren. Wäre die gesamte Szenerie nicht so unwirklich, hätte sich vielleicht endlich einmal wieder so etwas wie Freude in sein Leben geschlichen. Dieses Raumschiff war lange Jahre sein Leben gewesen. Er und McLane waren die wildesten Draufgänger der Raumjäger und legten reihenweise Frogs und Frauen um, dann kam dieser verdammte Sturm auf und nichts war wie vorher. Seitdem war er ein Tramp in den Diensten von TONIs und verstand nichts mehr. Inzwischen sah er einen gewissen Sinn in seiner Rückkehr mit den Geiseln der Zeit an Bord, vielleicht lag es einfach nur am Namen seines Schiffes.

299

"Werden sie nicht sentimental, ich will jetzt verdammt noch mal nach Hause!" Tito sabberte als er Hartner

anschrie

und

Hartner

empfing

einen

Gedankenimpuls der scheinbar von Tito ausging und den russischen Zarenhof der Vergangenheit zeigte. Damals, als Tito noch Rasputin hieß und Gewalt über das Zarenreich hatte. Rasputin war für seine Gewalt und Perversion berüchtigt gewesen, aber bei diesem Gedankenimpuls

musste

sogar

Hartner

zurückschrecken. "Glauben sie wirklich, nach einem Sprung zurück alle hier an Bord davon überzeugen zu können sie als Herrscher über die Erde auftreten zu lassen?" Hartner hatte scheinbar den Punkt gefunden, der von dem so genannten Plan des Bösen nicht berücksichtigt wurde. Jeder hier an Bord wollte zum Schluss die Weltherrschaft erringen und die Anderen mussten somit

weichen.

Unangenehm

doch

von

machiavellischer Logik und Tragweite bestimmt. "Glauben sie tatsächlich, ich lasse die Anderen an die Macht? Nur ich, Rasputin, werde herrschen. Nur ich bin der rechtmäßige Tyrann und die anderen werden kriechen oder sind tot!" Zu weiteren Ausführungen

300

kam Tito nicht da ein weiterer grob geformter Schlagstock auf ihn nieder ging und ihn seiner Sinne beraubte. Geschäft stand breitbeinig über ihm und spuckt ihn an. "Du Sohn von einer Hündin. Wenn wir wieder auf der Erde sind wirst du deinen Verrat büßen. Wir werden dich mit Spinat überhäufen und dich in dessen Saft ertrinken lassen! Du wirst heulen und winseln, wenn meine Extremveganer dich mit Spinatblättern umwickeln und dich mit Olivenöl einreiben. Wenn du dann brätst werde ich persönlich deine ...", leider war mehr nicht zu hören, da auch Strauch seine Chance erkannt hatte und beförderte seinerseits Geschäft in den zeitweisen Ruhestand. Alle an Bord atmeten auf, nicht weil die Gefahr gebannt wurde, die von Geschäft ausging, sondern wegen dessen Drohungen. Keine Drohungen von extremistischen

Gruppierungen

waren

derart

Langweilig und Unsinnig wie die von Geschäft. Viele der Geiseln brachten sich selbst um, nur um dem Gefasel Geschäfts zu entkommen. Nicht nur die mangelnde Begeisterung die Geschäft an den Tag legte, er bereitete sich nie richtig vor, auch wichtige

301

Buchstaben wurden in seiner Aufregung verschluckt und der falsche Akzent gab dem ganzen den Rest. "Schnell, wir brauchen etwas Hartes zu schlagen", Annabelle erfasste als Erste die sich hier bietende Gelegenheit. "Da brauchst du nicht lange zu suchen, Baby!" antwortete Trevor gönnerhaft. "Würde mich wundern, wenn das nicht zweideutig war", seufzt Annabelle. "Das war schon früher nicht gerade deine Stärke, Männer halten so wenig aus!" Um es kurz zu machen, nach wenigen Minuten Tumult hatte schlussendlich Ronald das Zepter in der Hand, Tito und Geschäft begannen sich wieder zu rühren und Annabelle, Trevor und Frederick liefen durch das Schiff auf der Suche nach etwas Hartem, verfolgt von Strauch, dem das irgendwie Spaß zu machen schien.

Plötzlich knallte die Lüftungsklappe auf den Boden und eine Stimme begann hingebungsvoll zu fluchen. Ehe jemand reagieren konnte, baumelten von der Decke zwei Beine, die in einer karierten Hose steckten, herunter. Schwerfällig fiel ein Koch vom

302

Himmel, plumpste förmlich auf den Boden und schoss dann sehr wild, aber mit einer Präzision um sich, die man bei einem Koch allenfalls bei einer zu harschen Kritik über sein verpfuschtes Lammauge in Preiselbeersoße erfährt. Als sich Hartner, nach seinem Sprung in Sicherheit hinter die Steuerkonsole, wieder traute hervorzuschauen, sah er, dass Ronald betäubt am Boden lag. "McLane, ich dachte du wärst irgend so ein gehirnamputierter Blödian geworden? Nicht das sich da was an deinem ursprünglichen Zustand geändert hätte!" "Selbst in diesem Zustand war ich noch doppelt so schlau wie du!" gab McLane zurück und blickte sich verwundert um. "Warum seid ihr den alle nackt?" "Keine Beleidigungen, meine Gehirnzellen habe ich mir hartnäckig versoffen. Wo sind die anderen?" "Oh, die zeigen mal kurz der Besatzung was sie von ihrer neuen Berufswahl gehalten haben. Tamara hat einige neue, lustige Verwendungen eines Tabletts entdeckt und Hajo will Mr. Strauch mal seine Performance mit der Toilettebürste zeigen. Wird

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bestimmt spaßig!" McLane lächelte hintergründig und machte eine sehr unanständige Handbewegung. Mitten in der spaßigen Runde, öffnete sich die Tür zu einem Raum, der bisher noch niemanden aufgefallen war. "Sie sind ein Held, doch ich muss darauf bestehen!" sagte ein kleiner untersetzter und dunkelhaariger Mann. "Darf ich mich vorstellen, ich bin der gesuchte Präsident

der

Erde,

sie

dürfen

jetzt

Freude

empfinden." Dieser keine untersetzte Mann schien den

Schock

der

ungewollten

Geiselbefreiung

erstaunlich schnell abgelegt zu haben und nestelte nervös an seinem Hut herum. "Aber nicht doch, sprechen wir doch nicht von dieser Kleinigkeit, sprechen wir lieber von der Kohle die ich damit bei Talkshows und Filmen machen kann! Vielleicht sollten wir noch ein paar fiktive Charakter erfinden, vor allem weibliche mit sehr knapper Bekleidung bei überproportionierten Körperformen, ansonsten sind die Möglichkeiten beim Vermarkten doch sehr eingeschränkt. Unter uns, Tamara gibt nicht mehr viel her und ihr spröder GSD-Charme eignet sich nicht wirklich für eine Actionfigur." Mc

304

Lane gefiel sich sehr in der Rolle des heldenhaften Retters. "Oh, ich glaube doch, dass es besser wäre sie anderweitig zu belohnen. Natürlich, sie haben die Welt gerettet, vielleicht sogar zwei Welten oder Galaxien, so mit Kindergärten und Hunden und allem - mit ein klein wenig Hilfe von uns im rechten Moment, das gebe ich gerne zu, also kann ich sie eigentlich auch gleich auf die übliche Weise sie für diesen heldenhaften Dienst belohnen. Ich knalle sie ab!" Hartner und McLane schauten sich verdutzt an und begannen kurz darauf an, gleichzeitig aus vollem Herzen zu lachen. Zeitweise waren sie gezwungen sich gegenseitig zu stützen, da die gesamte Situation unreal und komisch erschien. Vor ihnen stand der höchste Regierungsvertreter der Erde, klein, nervös und schwitzend, nestelte an seinem Hut herum und bedrohte zwei erfahrene Raumfahrer die gerade eine Verschwörung aufgedeckt und vereitelt hatten. "Ich meine das wirklich ernst", sagte der Präsident der Erde. Wieder bogen sich die beiden vor Lachen, jedenfalls nur solange, bis der kleine und stark

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schwitzende seine Waffe aus dem Hut herausgepult hatte. "Glauben sie wirklich, ich hätte mich auf eine derartige Mission eingelassen, wenn ich nicht ebenfalls meine Gründe hierfür hätte?" "Was meinen sie damit?" fragte McLane. "Schon mal was von einem Schinkel gehört?" "Sie meinen doch nicht diesen österreichischen Obergefreiten, der damals das tausendjährige Reich gründen wollte?" antwortete Hartner, nachdem er ein paar Sekunden angestrengt nachgedacht hatte. "Wie ich sehe, bin ich noch immer bekannt!" sagte Schinkel mit einer gewissen Art von Zufriedenheit und einer Stimme, die allen durch Mark und Bein ging und vor allem bekannt war. Diese Stimme gehörte zweifellos zu einer Person, die es gewohnt war, dass beim Geräusch ihrer Stimme sich Personen in ihrem Umfeld augenblicklich in ihre Bekleidung erleichterten. Minuten später war die alte Ordnung wieder hergestellt, Hartner und McLane ordnungsgemäß nach dem Knigge für Gefangene verschnürt und dem Unwillen der Besatzung ausgeliefert.

306

Dieser

Knigge

für

Gefangene

befasst

sich

ausschließlich mit der Behandlung von Gefangenen und deren Bewirtung. Erstellt wurde dieser von einem Verwaltungsbeamten unterteilt nach den Kriterien Festnahme, Anwendung von notwendiger und unnötiger Gewalt und mit Schwerpunkt auf die verwaltungsrechtliche Seite, nachdem er festgestellt hatte, dass der Gefangene aufgrund seiner freien Verpflegung und Unterkunft, die ihm bei einer Gefangennahme

gewährt

wird,

eine

häusliche

Ersparnis erfährt. Diese häusliche Ersparnis ist an die zuständige Behörde zu entrichten. Nach mehreren Jahren von Gefangenenrevolten wurde der Knigge erweitert und umfasst nun als Gegenleistung zur Abführung der häuslichen Ersparnis dem Gefangenen gewisse Gegenleistungen. So darf der Gefangene nur so fest gefesselt werden, dass einerseits eine Befreiung möglich erscheint, sie andererseits aber faktisch nicht möglich ist. Des Weiteren stehen jedem Gefangenen bei einer Inhaftierung von mehr als drei Wochen Seife, Schnitzmesser und schwarze Schuhcreme zu, damit diese sich eine Pistole schnitzen

können.

Jeder

Gefängniswärter

ist

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verpflichtet sich der Bedrohung mit einer derartigen Waffe als Geisel hinzugeben, wenn eine derartige Pistole den Mindestkriterien einer Waffe entspricht. Außerdem

darf

jeder

Gefangene

an

einem

Fluchttunnel arbeiten und erhält dafür jede Woche einen neuen Löffel. Dieser Knigge gewährleistet Gefangenen sich kreativ und zielorientiert zu beschäftigen, während sich die Verwaltung an ihnen ausreichend bereichern kann. Diese Verhaltensregeln sind inzwischen überall anerkannt und deren Missachtung hat schon den ein oder anderen Schwerstkriminellen aufgrund von Verfahrensfehlern wieder

zu

angesehen

Persönlichkeiten

der

Gesellschaft gemacht. Außerdem ist in einigen Kulturen vorgekommen, dass die Verwaltung dafür sorgte, dass sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung inhaftiert wurde, um einen einigermaßen florierenden Handel mit Seife, Schuhcreme und Schnitzmessern aufziehen zu können. "Ist eigentlich jeder Verrückte irgendwie in diese verschrobene Galaxis abgeschoben worden?" Hartner begann langsam sich abzuregen und ließ den bitteren Geschmack der Erkenntnis in sich wirken.

308

"Nun", begann Schinkel. "Ich hatte leider Pech, den eigentlich war ich mit unserer Reichsflugscheibe ODIN und ein paar wirklich heißen Hasen auf den Weg nach Alderbaran, als dieses unselige Loch sich auftat und uns verschluckte. Nachdem wir keinen Kontakt mehr zu den Alderbaranern mehr bekamen, begannen die Mädels nicht mehr ihrem Führer zu gehorchen und seilten sich nach und nach ab. Zum Schluss blieb mir nur noch mein Hund Blondi und eine

Flasche

Chantre.

Doch

mit

diesem

größenwahnsinnigen Clown erkannte ich wieder meine Chance, stimmte dem Plan zu und folgte ihnen hierher. Wenn diese Blödies meinen, sie könnten mich, Schinkel, hinter das Licht führen, so haben sie mit die Rechnung ohne den scharfsinnigen und weit reichenden

Blick

eines

wirklichen

Feldherren

gemacht. Tatsache ist doch, dass ungehemmter Eigennutz

heutzutage

über

dem

Nutzen

der

Gemeinschaft steht. Wir sind doch längst nicht mehr an

der

Erhaltung

der

großen

Gemeinschaft

interessiert, jeder versucht, dass Beste für ihn selbst herauszuschlagen und das geht letztendlich zu Lasten meines Führungsanspruches. Viele glauben, dass die

309

schon lange prophezeite Ein-Universum-Regierung Unsinn sei. Während aber auf ökonomischen, politischen, kommunikativen und Dank ROSIs auch auf anderen Gebieten die Weichen der Zeit genau in diese

Richtung

Universumisierung

weisen

-

arbeitet

die

so

schließlich

genannte auf

die

Schaffung großer und galaktischweit agierender Strukturen

hin,

die

inzwischen

schon

alle

Kontrollmechanismen unwirksam haben werden lassen. Die Antwort ist einfach, ich bin die Lösung. Und mit ihrer Hilfe ist es möglich, das Endziel zu realisieren,

wenn

alle

anderen

Bestrebungen

wirtschaftlicher und politischer Art nicht zum Erfolg führen sollten. Sie sehen doch sicher ein, dass ich somit keine Behinderung meiner Pläne zulassen kann. Spätestens in ein paar Stunden befinden wir uns wieder in unserem Machtbereich und dann mal ab nach Aldebaran, ich habe ein wenig Verspätung." Schinkel fuchtelte mit einer Waffe und scheuchte sie in eine Ecke. Hartner und McLane zeigten sich über die Ausführungen Schinkels beeindruckt, fassten sich allerdings schnell wieder. Ob es an der schnarrenden

310

Stimme lag oder an der im Takt der Worte wippenden Nase lag war schwer zu beantworten. "Aldebaran, Aldebaran? Sag mal Hartner, waren wir nicht mal dort?" McLane versuchte sich am schlecht rasierten

Kinn

zu

kratzen

und

verscheuchte

imaginäre Schmeißfliegen, die ihn zu umschwirren schienen. Alle Köche des Universums sind in einem Geheimbund organisiert, in denen neben geheimen Gerichten, Besteckfolgen und Gästevergraulen auch bestimmte

Bekleidungsvorschriften

herrschen.

Starköche dürfen im ewig sauberen Kochoutfit herumlaufen, wirres Zeug erzählen und seltsame Pülverchen

durch

die

Nase

schnaufen,

Kantinenköche hingegen müssen unrasiert und fern jeweiliger Hygienevorschrift leben. Für manche Köche ist dies ein schweres Los, doch diejenigen, die sich hiergegen auflehnen besteht die Zukunft entweder im Fleischwolf oder einer Kariere als Restaurantkritiker. "Stimmt, ich erinnere mich", Hartner lachte auf. "Da war doch dieser ENO oder so ähnlich, Kommandant der Mission und dann die Entdeckung dieser Station auf dem Mars, wie hieß sie doch gleich?" Hartner

311

wippte ununterbrochen mit dem Fuß, schien sich aber nicht mehr so richtig erinnern zu können. "Das Ding unter den Marspyramiden, leicht schmuddelig aber ansonsten ganz ordentlich." "RIVA", sagte Schinkel tonlos. "Die Station heißt RIVA." "Ja richtig, so hieß sie. ENO hatte bei einem seiner Besuche auf der Erde, er konnte es einfach nicht lassen, die Sache mit den Kornkreisen, ab und an mal eine Kuh und so. Als er dann abends mal wieder loszog,

natürlich

völlig

besoffen,

den

Herd

abzuschalten und fackelte die Bude einfach ab." "Aber Alderbaran, also Schinkel das sage ich dir, du verstehst zu leben." McLane zwinkerte Schinkel anzüglich zu. "Was soll das heißen?" Schinkel schnarrte schlimmer als vorher und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. "Die Aldabaraner sind meine Freunde und haben unsere Kultur auf eine neue Ebene gestellt. Ein kulturell und technisch hoch stehendes Volk mit Sinn für Rasse und Führertum. Ihnen haben wir unser Technik für die Reichsflugscheiben zu verdanken, das Wissen über den Weltraum und die Ideologien

312

über minderwertigen Rassen. Wenn sie uns nicht die Baupläne übermittelt hätten, würden sie immer noch im

Dreck

herumkriechen

Raumschiffkommandanten

und

wären

geworden!"

nie

Speichel

tropfte aus Schinkels Mund und sein Gesicht war zu einer Maske verzerrt. "Wagen sie es also nicht, sch über dieses Volk lustig zu machen!" "Aber klar, ein Hippie-Volk die sich das Gehirn weggekifft haben und nur noch Friede und Körpersäfteaustausch im Kopf haben. Früher waren sie echt gut, aber Dekadenz und suchterzeugende Rauschmittel sind auf Dauer nun mal keine guten Berater. Wenn ich mich recht erinnere geben sie ihnen die Schuld für die Drogen. Angeblich haben sie die Information über derartige Dinge von ihnen bekommen. Diese Form von Dekadenz wird, glaube ich wird inzwischen Schinkelismus genannt. An ihrer Stelle würde ich mich dort nicht blicken lassen." Hartner hatte durch wippen den Stuhl ausgeleiert und konnte aufstehen. Er streifte sich die Fesseln ab, trat vor und nahm Schinkel die Waffe aus der kraftlosen Hand. Er befreite anschließend McLane und stellte sich kopfschüttelnd vor Schinkel.

313

"Mit unsauberen Mitteln entsteht ein unsauberes Ergebnis", ermahnte Hartner den ehemaligen Führer einer unrühmlichen Zeit der Originalerde. "Das hat doch diese Mahatma Gandhi gesagt", erwiderte Schinkel. "Mit einem derartigen Gelaber kommen sie bei mir nicht weit. Ich habe noch immer überall meine

Gefolgsleute,

auch

hier.

Ich

werde

weiterarbeiten und dafür sorgen, dass ich wieder dahin komme wo ich hingehöre!" Schinkel schlug die Hacken zusammen und löste dabei eine Art Mechanismus aus, was ihn in einen übel riechenden Nebel einhüllte. Schinkel lachte laut, schnarrend und ein wenig zu paranoid auf. "Und jetzt?" fragte Hartner verwirrt und blickte zwischen McLane und Schinkel hin und her. "Ich nehme an, sie sehen mich noch immer?" Schinkel war deutlich verunsichert. "Sie fühlen sich auch nicht unwohl oder müde? Vielleicht ein wenig Todesvorahnungen, ein Licht auf das sie zugehen?" "Ich nicht", versicherte Hartner. "Wie steht es mit dir?" fragte er McLane. "Abgesehen davon, dass ich inzwischen meinen eigenen Schweiß riechen muss und ich brauche

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wirklich schnell eine Dusche, fühle ich mich so pudelwohl wie schon lange nicht mehr." "Hm, da muss ich mich jetzt aber entschuldigen. Eigentlich sollte ich in diesem Nebel unbemerkt entkommen und sie sich in Todesqualen auf dem Boden winden. Langsamer, sehr schmerzhafter Tod, wenn sie verstehen was ich meine!" "Leider sehe ich mich gezwungen sie zu enttäuschen, obwohl es sehr interessant klingt." Hartner zeigte Mitleid mit diesem armen, zurückentwickelten Führer, obwohl er, wie er sich gegenüber selbst zugeben musste, umgebracht werden sollte. "Dann gehe ich jetzt einfach und die Sache mit der Erde und meinem Führeranspruch verschiebe ich erst mal?" "Zurzeit sehe ich hier keinen Bedarf an den vor ihnen zur

Verfügung

gestellten

Eigenschaften

und

Fähigkeiten", antwortete Tamara eloquent, die gerade den Kommandostand betrat. Sie hatte einen seltsam befriedigten Gesichtsausdruck und kein Tablett mehr in der Hand. Schinkel ging zögernd und dann immer schneller auf eine Tür zu. Nachdem Schinkel sie geöffnet hatte

315

konnte

man

erkennen,

dass

sie

mit

seltsam

angeordneten Gerätschaften voll gestopft war. "Ha, sie Narren!" rief Schinkel triumphierend aus. "Sie sind allesamt nicht in der Lage mir, dem Führer das Wasser zu reichen. In wenigen Sekunden werden sie nur noch ein Haufen Staub in Weltraum sen. Ein unbedeutendes Nichts, während ich mich mit einer Fluchtkapsel längst auf dem Weg nach Aldebaran befinde." "Aber weder die Hydra noch die Orion verfügen noch über derartige Dinge und fremde Objekte hätten das Schiff beim Widereintritt in unser Universum zerstört!"

Hartner

zweifelte

deutlich

an

der

fachlichen Kompetenz von Schinkel. "Glauben sie, ich bin blöd? Derartige Dinge wären natürlich vorher abgesprengt worden! Übrigens habe ich soeben die Selbstzerstörung gezündet, gehaben sie sich wohl!" Schinkel schloss die Tür und wenige Augenblicke später ging ein Ruck durch das Schiff. Inzwischen hatte sich die restliche Crew auf dem Kommandodeck eingefunden. "Was ist den hier los?" fragte

316

Annabelle atemlos. "Habt ihr Ronald und Konsorten hier irgendwo gesehen?" "Die sind an Bord der Rettungskapsel", antwortete Frederick, der gerade ebenso atemlos um die Ecke bog.

"Und

wir

haben

einen

Selbstzerstörungsmechanismus an Bord. Innerhalb der nächsten Sekunden sind wir tot!" „Wissen wir schon“, antwortete Hartner.Minuten später meldete sich die Rettungskapsel. "Annabelle, auf den Schirm damit. Hier Kapitän Hartner, an Bord des schnellen Raumkreuzer Hydra." "Warum explodieren sie nicht?" schrie Schinkel aufgeregt,

im

Hintergrund

drängten

sich

die

ehemaligen Großen und Mächtigen auf engsten Raum

und

begannen

bereits

ihre

kleine

Machtspielchen, wer die größeren Platzansprüche haben darf. Ronald hatte sich mit seiner Clownsnase irgendwo verfangen und wurde gerade von Geschäft gewürgt. "Ich habe keine Ahnung", antwortete Hartner. "Bin aber klug genug nicht danach zu fragen, sondern stelle mich der Realität."

317

"Holen sie uns sofort wieder an Bord und übergeben mir das Kommando!" "Sonst passiert was?" fragte McLane, der inzwischen neben Hartner getreten war. "Sonst gehen wir hier elendig zugrunde. Haben sie doch ein wenig Mitleid", winselte Strauch, der sich inzwischen an der Rauferei mit Ronald beteiligte. "Ich glaube das wird nicht möglich sein", meldete sich Frederick, der an den Konsolen stand und nachdenklich auf einen der vielen verwirrenden Bildschirme

starrte,

die

direkt

neben

einem

Bügeleisen, so sah es jedenfalls aus, angebracht waren. "Wir steuern direkt auf so eine komische Lichterscheinung zu.“ "Schiff hart Backbord, docken sie die Kapsel an und dann nichts wie weg von hier!" schrie Hartner in einem so eindringlichen Kommandoton, dass alle in Sekundenbruchteilen an ihren Kontrollen standen und wie jahrelang und unter Stresseinwirkung geschult ihre Arbeit erledigten. Das Schiff legte sich längsseits an die Rettungskapsel und koppelte die Kapsel an.

318

"Und nun volle Kraft voraus“, Hartner war die Ruhe selbst, voller Selbstvertrauen ruhte er in seinem Kapitänsessel und ließ den Schirm nicht aus den Augen. Der Spalt kam immer bedrohlich näher. Hartner hatte sehr oft einen solchen Spalt gesehen, scheinbar zog er sie förmlich an. Bei früheren Begegnungen war er vorsichtig genug erst einige Grundforschungen

anzustellen

um

die

Natur

derartiger Erscheinungen besser kennen zu lernen. Kapitän wird man erst, wenn man Erfahrung gesammelt hatte und nur ein Kapitän, der bereit war zur Not auch seine gesamte Besatzung zu opfern konnte ein alter Kapitän werden. Ein Kapitän, der bei jedem Landungsmanöver, jedem Erstkontakt mit einer neuen Spezies und bei jedem Festessen teilnahm, ohne vorher ein paar entbehrungswürdige Crewmitglieder vorgeschickt zu haben wird auf jeden Fall kein alter Kapitän. "Los mehr Dampf, ich will hier weg, bevor wir verschluckt werden. Das könnte peinlich werden." McLane hatte den Antrieb übernommen und kitzelte alles heraus, was die Hydra zu bieten hatte, aber der Spalt wurde auf dem Bildschirm immer größer.

319

Deutlich konnten inzwischen die temporalen Blitze und Lichterscheinungen im Inneren des Spaltes erkannt werden. "Da schaut!" schrie Tamara und deutete auf den Hintergrund des Spaltes. Deutlich konnten dreieckige Flugobjekte erkannte werden, die sich sehr ruckartig zu bewegen schienen. "Scheiße! McLane ich dachte du hättest den Overkill eingesetzt?" Hartner knallte seine Faust auf die Sitzlehne, McLane verlies seine Position und stellte sich hinter Hartner. "Schon wieder diese FROGS, als ich in diesen Spalt reingerutscht bin, waren die auch da." "Los, alles was aus den Maschinen herauszuholen ist rausprügeln!" McLanes Hand verkrampfte sich in der Kopfstütze des Kapitänssessels. Hajo schubste Trevor von den Kontrollen weg und drückte und schob verschiedene Kontrollen und Hebel, aber der Spalt wurde immer größer. "Tschuldigung", meldete sich Frederick plötzlich in der größten Aufregung. "Ich habe versehentlich Autozoom

eingestellt.

Wir

bewegen

uns

mit

kontinuierlichen 100 Kilometer pro Minute vom

320

Spalt weg. In spätestens 3 Minuten sind wir weit genug weg um nicht mehr in das Einsaugfeld zu geraten." Im ersten Moment war eisige Stille an Bord. Alle schauten zwischen wütend und ungläubig vor sich hin, aber niemand sagte oder unternahm etwas. "Scheiße!" sagte Hajo in die angespannte Stille hinein. "Was ist Scheiße?" fragte McLane misstrauisch, da er genau wusste, dass sein Steuermann derartige Dinge nicht unbedingt Grundlos aussprach. "Der Antrieb geht flöten!" "Das heißt?" "Wir werden langsamer." "Soll das heißen...?" fragte Tamara vorsichtig. "Wir kommen wieder nachhause!" "Alles

auf

die

Gefechtspositionen,

Geschütze

vorbereiten und taktischen Alarm ausrufen", Hartner reagierte wie im Schlaf. "Und die Anderen?" fragte Frederick. "Hol sie an Bord wir müssen die Kapsel absprengen, ansonsten werden sie sehr schnell die Freuden der zweidimensionalen Welt kennen lernen." Die Hydra

321

fing unvermittelt an zu taumeln. Die Steuerorgane versagten ihren Dienst und gelegentlich begannen unmotiviert verschiedene Apparaturen zu qualmen. Es ist grundsätzlich egal, ab ein Raumschiff schlingert, beschossen, von fremden Lebewesen zerfressen oder ungehindert kosmischer Strahlung ausgesetzt ist. Immer beginnt nach kurzer Zeit irgendwo etwas zu qualmen, Funken zu sprühen oder eine fremde Intenität erscheint und raubt entweder das einzige hübsche weibliche Besatzungsmitglied die noch zu haben war oder schleimt irgendetwas voll.

Dennoch

ist

das

Schiff

immer

voll

steuerungsfähig oder kann von der Besatzung durch einen Trick gerettet werden. "Jetzt könnten wir einen Trick ala Hartner oder McLane gebrauchen", hauchte Tamara und setzte ihr allerliebstes

GSD-Lächeln

auf.

"Vielleicht

ein

gewagtes Steuermanöver wie auf Sirius, oder der Trick mit der Seilwinde wie auf Colosus 7? Irgendetwas in der Art?" Hartner und McLane überlegten angestrengt, aber keiner hatte im Moment die zündende Idee.

322

"Wie wäre es denn mit Overkill?" tönte es aus den Lautsprechern. "Roderick?" fragte Frederick hoffnungsvoll. "Nein, Schweinchen Dick! Meinst du wirklich ich lasse dich allein durch das Universum gondeln. Ich habe die hässliche Blechkiste verlassen und bin euch gefolgt. Ihr seid ganz schön krank, das wollte ich nur mal loswerden." Rodericks Stimme klang leicht angewidert, aber doch noch freundlich genug um nicht sofort alle Sympathien zu verlieren. "Falls ihr euch nicht zu etwas entschließt, dann habt ihr noch genau 2 Minuten bevor ihr durch den Spalt gezogen werdet. Eure Chance zu entkommen ist übrigens gering. Kennt sich hier jemand mit negativen Zahlen aus?" "Genug palavert, dann werden wir das mal probieren. McLane - Overkill!" Schwerfällig löste sich wenige Sekunden später ein Strahl aus der Hydra und wie ein Stück Licht flog er durch den Spalt, blähte sich schließlich auf und tauchte seine Umgebung in ein hässliches Blau. Ohne das Ergebnis erkennen zu können stürzte die Hydra plötzlich hinterher. Augenblicklich schloss sich der Spalt und Ruhe

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kehrte in diesen Teil des Universums ein. Nichts erinnerte an den verzweifelten Kampf der Hydra gegen diesen kosmischen Parasiten, der scheinbar keine andere Aufgabe hatte als Unruhe zu stiften. Das nun wieder jungfräuliche Stück Weltraum schien durch zu atmen, bevor plötzlich und unerwartet die Hydra wieder ausspuckt wurde. "Geschafft", stöhnte Hartner auf. "Die Chancen standen wie immer gegen uns, doch wir haben es geschafft!" "Sie schon, aber die Rettungskapsel nicht!" erwiderte Roderick. "Nun sind sie gefangen im ewigen Dunkel der anderen Galaxie, fern ihrer Ziele und nackt und so weiter. Eigentlich doch ein schönes Ende." "Glaube ich nicht!" warf Tamara ein. "Ich habe kurz bevor die Rettungskapsel sich von der Hydra abkoppelte

noch

ein

kleines

Souvenir

zurückgelassen. Wenn sie nicht durch die allgemeine Abstoßung draufgehen, dann durch meine kleine Minigranate. Altes Familienerbstück, gehe nie ohne aus." Bevor Tamara weiter sprechen konnte öffnete sich der Spalt unvermittelt und ein weiteres Objekt trat auf ihre Seite hinüber.

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"Was ist das?" fragte Annabelle. Frederick zoomte ohne dass ihn jemand dazu aufgefordert hatte das Objekt näher heran. Hartner, der derartige Objekte in seiner Experimentalphase mit den Spalten bereits kannte, unterbrach die Sichtverbindung, bevor man näheres erkennen konnte. "Sparen wir uns diesen Anblick." "Die Mauer ist verschwunden!" sagte Roderick fröhlich, auch um die bedrückte Stimmung ein wenig zu durchbrechen. "Wie meinst du das?" "Wie ich es gesagt habe, die Mauer ist weg. Was gibt es daran nicht zu verstehen? Kaum ward ihr weg begann die Mauer verrückt zu spielen. Graffiti erschien auf Teilen der Mauer, plötzlich fielen Steine heraus und wenig später flog sie einfach davon. Also dachte ich mir, ihr könntet ein wenig Hilfe gebrauchen, schließlich stehen wir uns doch nahe, oder?" "Außerdem hat dich dieser Schrottkasten nicht an seine inneren Schaltkreise gelassen", warf Frederick ein.

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"Und außerdem hat er mich nicht an seine inneren Schaltkreise gelassen", bestätigte Roderick. "Und nun?" fragte Tamara? "Also, ich muss dann mal los. Die Wilde Maus muss auf Vordermann gebracht werden, ich habe ROSIs bereits

informiert

Stellungsbefehl

und

gegeben.

die

haben

Morgen

sofortigen

docken

die

Innenarchitekten an und übermorgen kommt die Mannschaft. Ich hoffe, dass sich der arme Feldwebel nicht inzwischen bei seinen Übungen mit dem Schwert selbst in das Jenseits geschickt hat, schließlich muss er noch den Treuhändervertrag unterschreiben und dann kann er solange spielen wie er will." Annabelle steckte bereits wieder voll in ihrer Arbeit. "Meinst du vielleicht so ein Ding?" fragte Trevor unschuldig und hielt einen Fetzen Papier in die Höhe, der bestimmt schon bessere Zeiten gesehen hatte und deren

Grundlage

eine

mehrfach

benutzte

Papierserviette mangelhafter Qualität zu sein schien. Interessanterweise wurde darauf verzichtet zu fragen, wo er das Papier aufbewahrt hatte.

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"Oh du Schuft!" schrie Annabelle auf und stürzte sich auf Trevor. "Was heißt hier Schuft, ich habe von der Besten der Besten gelernt. Meinst du wirklich, ich hätte das Schiff von dem Dickwanst verlassen ohne mich abzusichern?" "Nun, was haben sie so vor?" fragte Frederick Hartner, McLane und der restlichen Crew der Orion. "Wir? Wir werden unserer Galaxie einen Besuch abstatten, ein wenig Müll entsorgen und wenn es uns nicht mehr gefällt, kommen wir zurück. Schließlich habe ich hier bei TONIS Rentenansprüche geltend zu machen." Hartner klopfte McLane munter auf den Rücken. "So, dann mal Klamotten runter und ab durch den nächsten Spalt, mal schauen was die sagen wenn sie uns wieder sehen und wir unseren Sold für die letzten paar Jahre nachfordern. Ich glaube ich kaufe mir davon die Venus!" "Ich war so frei, dein Dosenschiff noch nicht los zu schicken, sondern hierher zu ordern. Wenn ich das hier so richtig überblicke, dann wollen wohl nicht alle mit Kapitän Hartner." sagte Roderick zuckersüß.

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"Dann mal los, jeder der mit möchte und mit den Worten von Kapitän Hartner - Rücksturz zur Erde!" befahl Frederick.

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