Psd_2_2009_highlander - Wie Ein Aufwendiges Composing Entsteht

  • May 2020
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  • Words: 2,066
  • Pages: 8
Highlander

Fortgeschrittene Photoshop CS3

A

m Anfang war die Idee. Ich wollte ein großes Composing im Stil von David LaChapelle umsetzen und war auf der Suche nach einem Motiv. Als ich ein Plakat der Highland Games an der Straße sah, hatte ich es gefunden. Also begann die Recherche nach Location und Akteuren. Nächte im Internet führten mich schließlich zu einer Gruppe, die Schaukämpfe auf Mittelalter-Treffen veranstalten: Die KraichgauHighlander waren schnell für die Idee begeistert und nun musste ich eine realistische Szenerie als Hintergrund finden. Eine Reise nach Schottland fiel aus Zeit-/Geldmangel flach und so musste ich mir anderweitig behelfen. Im Internet stieß ich auf eine der Burgen am Neckar, die schon auf der Website sehr vielversprechend aussah. Ein Sonntagsausflug brachte Gewissheit, und ich hatte meinen Hintergrund gefunden und gleich reportagemäßig fotografiert. Nun war weitere Recherche nötig, denn ich wollte eine Erlaubnis für ein Dämmerungsshooting mit Blitzen erwirken, damit nicht plötzlich die Polizei erscheint und terroristische Machenschaften vermutet. Nachdem ich diese Erlaubnis durch ein charmantes Gespräch mit der Gattin des adeligen Besitzers erhalten hatte, fuhren wir am Nachmittag zur Location und schleppten erst einmal das gesamte Equipment über endlose Sandsteintreppen hinauf in den Innenhof 38

der Burg. Mittlerweile hatte ich aus den vor Ort gemachten Fotos ein Scribble erstellt, denn mein Ziel war es, durch den Einsatz von Studioblitzen einen bereits realistisch ausgeleuchteten Hintergrund an Ort und Stelle zu fotografieren. Dabei habe ich Wand für Wand mit den Fackellichtern und den geplanten Feuerstellen aufgebaut und fotografiert. Bei den Feuerstellen war es nötig, den Blitz in zwei bis drei verschiedene Richtungen zu drehen und dann die Bilder nachträglich zu einer einzigen Szenerie zusammenzumontieren. So hatte ich am Ende drei Mauer-Szenen, die ich an den Übergängen zusammen- und in die ich teilweise fehlende Bodenbereiche aus anderen Bildern einmontiert habe. Das Freistellen der Mauern war dann nur noch Fleißarbeit. Der Himmel an diesem Abend war absolut unbrauchbar. Also habe ich bei nächster Gelegenheit einen dramatischen Himmel fotografiert, aus vier solcher Aufnahmen zu einem Panorama montiert und hinter die Mauerebene gelegt. Nun mussten die Akteure im Studio ins richtige Licht gesetzt werden. Dabei war uns wichtig, streng nach Entwurf vorzugehen: denn um eine realistische Lichtwirkung an den Personen zu erzielen, wird die entsprechende Lichtsituation im Studio nachgestellt. So bleibt später kaum Spielraum zur Umstellung der Figuren. Eine genaue Vorplanung machte das aber auch nicht nötig.

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Wie ein aufwendiges Composing entsteht Da ich eine harte Lichtstimmung bevorzuge, habe ich die meisten Aufnahmen ohne Softboxen mit offenen Blitzen fotografiert. Die Termine für die Studioshootings wurden festgelegt und höchstens 4 Personen an einem Abend fotografiert. Die ersten Aufnahmen habe ich mit groben Freistellern gleich in den Hintergrund eingebaut um eventuelle Licht-, Denk- oder sonstige Fehler noch während des Shootings beheben zu können. Um härtere Lichtreflexe zu erhalten, wurden die Highlander leicht eingeölt. Das Wichtigste an einer realistischen Optik sind für mich die Outfits und Accessoires. Hier hatte ich das große Glück, dass die Kraichgau-Highlander ihre authentischen Outfits und auch echte Waffen mitgebracht hatten.

Um Dynamik in das Bild zu bringen, habe ich später doch noch etwas umgestellt – aber immer mit einem strengen Blick auf die Lichtreflexe. Mit der Steinkirche im Hintergrund und der Highland-Szene, die durch das Burgtor sichtbar ist, konnte ich außerdem Elemente verwenden, die ich auf einem Irland-Urlaub vor zwei Jahren fotografiert hatte. Zwischen den Studioshootings musste ich noch das Feuer für die Feuerstellen und Fackellichter fotografieren. Dazu verbrachte ich einen Abend draußen im Freien und habe dabei sogar vergessen, die Würstchen zu grillen, die ich mitgenommen hatte. Nun habe ich eine eigene Feuerbibliothek und kann in zukünftigen Montagen immer meine eigenen Flammen benutzen.

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workshops

01

Pano „Hintergrund” test

Das erste Panorama des Hintergrundes diente zur Planung und als Grundlage für das finale Shooting auf der Burg. Unpassende Bereiche habe ich weggelassen bzw. ergänzt oder verändert.

02

Layout Lichttest

Hier der neu angefertigte Hintergrund: Testhimmel, Testfeuerchen und eingemalte Szenen. Sobald eine Gruppe fotografiert war, habe ich die Personen grob freigestellt und in das Layout eingearbeitet.

03

Layout verkürzt

Durch diese Arbeitsweise war gewährleistet, dass später jeder auf dem Bild ist und sich die Personen und Handlungen nicht überschneiden. Manche Ideen entstanden direkt beim Shooting, z.B. der Feuerspringer.

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wie ein aufwendiges composing entsteht

04

Master Hintergrund

Hier eine fast finale Version, auch schon mit bearbeiteten Einzelelementen. Durch einen intelligenten Ebenenaufbau ist es möglich jederzeit Veränderungen in sämtlichen Details vorzunehmen. Ich habe die Lichtverhältnisse mehrfach geändert und die Positionen optimiert.

05 Vorbereitung am Nachmittag für das Shooting in der Dämmerung

Die Haupt-Arbeiten begannen mit dem Shooting vor Ort. Schon dabei gingen wir nach einem vorher aufgestellten Schema vor, um die späteren Lichtreflexe möglichst originalgetreu in die Aufnahme zu integrieren. Nur so gibt es im Mauerwerk realistische Licht-/Schattenwürfe. Fotografiert wurde mit Elinchrom Studioblitzen und einem mobilen Akku/Spannungswandler. Ich habe mit der Bracketing-Funktion fotografiert, d. h. eine Belichtungsreihe mit einer optimalen Belichtung, ein Bild mit minus zwei und eines mit plus zwei Blendenstufen. So hatte ich bei der Montage mehr Spielraum. Wir haben die Blitze in der Höhe aufgebaut, wo später die Fackeln hängen bzw. Feuer brennen.

06 Briefing der Highlander

Die ersten Versuche im Studio waren ernüchternd, denn die Posen sahen gestellt aus und hatten keinerlei Dynamik. Also mussten die Akteure richtig kämpfen und tanzen, denn nur dann werden auch die Fotos realistisch. Da die Kraichgau-Highlander in ihren Shows nach festen Abläufen kämpfen, war das optimal, denn sie konnten sich durch die gewohnte Choreographie gut auf fotografische Notwendigkeiten wie Gesichtsausdruck, Pose oder Muskelspannung konzentrieren. Auch für mich als Fotograf waren die Abläufe ideal, denn so wusste ich nach einigen Durchgängen genau, wann die beste Zeit zum Abdrücken war. Selbstverständlich waren so auch etliche Bilder auf der Karte, die wieder gelöscht werden mussten. .psd 02/2009

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workshops

07 Überstrahlungen

Um Haare und Fellstiefel leichter freistellen zu können, habe ich im Studio erstmals einen grünen Hintergrund gewählt. Das Freistellen ging dadurch wirklich relativ schnell, aber die Überstrahlungen der grünen Farbe waren an vielen Stellen zu deutlich und mussten wieder eliminiert werden. Beispiel links: Die Grüntöne im Trinkhorn und der Wade wurden folgendermaßen entfernt: Akteure freistellen, Ebene duplizieren [Strg]+[J], über Auswahl>Farbbereich auswählen die ungewollten Farbbereiche auswählen und dann mit Bild > Anpassungen > Farbton/Sättigung [Strg]+[U] die ungewünschte Farbe neutralisieren. Alternativ kann aber auch die Funktion Bild>Anpassungen>Farbe ersetzen benutzt oder die störende Farbe global mit Bild>Anpassungen >Variationen bearbeitet werden. Hierbei ergeben sich durch die Auswahlmöglichkeit von Tiefen, Mitteltönen oder Lichtern unzählige Bearbeitungsund Änderungsvariationen.

08 Feuer

Aus den selbst fotografierten Feuerbildern habe ich die passenden Details zusammengestellt und montiert. Links das Endresultat, das ich aus dem mittleren und dem rechten Bild kombiniert habe. Je nach Untergrund reicht es oftmals schon aus, den Ebenenmodus auf Negativ multiplizieren zu setzen. Dadurch bleiben helle Bereiche vor dunklen erhalten. Das heißt, dass bei einem Feuer wie dem rechten die schwarzen Bereiche unsichtbar werden und die Flammen bestehen bleiben. Wenn der Hintergrund helle Bereiche hat, muss der störende Bereich wie später beschrieben maskiert werden.

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Haare

Die Frisur des Springers entsprach nun keinesfalls einem martialischen Highlander. Darum habe ich ihm in der finalen Version die Haare aufgemalt. Als Vorlage ließ ich meine Tochter in ähnlicher Weise hochspringen und habe dann diese Vorlage mit verschiedenen Pinselspitzen nachgearbeitet. Ich habe einzelne Haare auf einer Ebene mit einem Pinsel mit einer 1-px-Spitze gemalt, auf einer weiteren Ebene mit dickerer Spitze und diese Ebene dann leicht weichgezeichnet. Dahinter mit breiter und weicher Spitze bei geringer Deckkraft die Haare luftig gemacht. 42

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wie ein aufwendiges composing entsteht

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Feuerschein gesamt

Mit Füllebenen wurde Feuerschein für die Wände eingefügt sowie das Nachtblau für den Himmel und den Boden eingezogen. Dazu lege ich eine Füllebene mit Volltonfarbe an, setze den Ebenenmodus auf Multiplizieren und reguliere mit der Deckkraft die Gesamtstimmung. Nun muss mit einer Ebenenmaske und verschieden großen und weichen Pinselspitzen die Farbe an bestimmten Stellen abgeschwächt bzw. komplett gelöscht werden. Dabei muss in diesem Fall nicht hochgenau gearbeitet werden. Nur bei harten Kanten wie den Fenstern muss man aufpassen.

11 Plastische Ausarbeitung mit „Dodge and Burn”

Die Figuren wurden mit der Lichtmalen-Technik nachgearbeitet, dadurch etwas plastischer und die Lichtreflexe verstärkt. Auch mit Abwedeln/ Aufhellen wurden diverse Details verstärkt oder abgeschwächt. Links: Das Original. Hier wurde auf das mittlere Bild eine Einstellungsebene mit Gradationskurven abgedunkelt und wieder über die Deckkraft zugemischt. Rechts: Hier sieht man die Lichtmal-Ebene, zur besseren Sichtbarkeit mit Grau hinterlegt. Die weißen Bereiche hellen das Bild auf. Damit wird das Bild plastischer, dreidimensionaler und deutlicher, da so Bildbereiche direkt beeinflusst werden können ohne die Ursprungsebene zu verändern.

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Druide Details

Jeder kennt Miraculix und seinen großen Topf. Wir haben zwar einen idealen Druiden gefunden, aber der hatte keinen Topf. Eine der Akteurinnen brachte einen Übertopf zum Shooting mit, den ich dann zum Druidentopf umfunktioniert habe. •

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Bereich mit weicher Auswahlkante markiert, kopiert und als neue Ebene wieder ins Bild eingefügt. Mit Transformieren und Verzerren angepasst; Topf freigestellt und mit dem Stempel die Haken entfernt und die Dellen und Farbspritzer retuschiert; Mit Licht malen: Ebenenmodus: Weiches Licht und mit geringer Deckkraft (ca. 10%) Lichter (weiße Farbe) und Schatten (schwarze Farbe) eingemalt; Mit der Originalebene im Modus Multiplizieren überlagert und die Deckkraft angepasst. Mit einer Ebenenmaske die hellen Bereiche verstärkt bzw. die dunklen abgeschwächt; Das Endergebnis mit Feuer, Rauch und Druide. 43

workshops

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Druide Rauch

Den Dampf im Kessel und den Rauch habe ich auf mehreren Ebenen mit verschiedenen Pinselspitzen gemalt und im VerflüssigenFilter verzerrt, hinterher mit unterschiedlicher Deckkraft zusammengemischt und auf dieselbe Weise den Rauch für den Hintergrund erzeugt. Auch die anderen Feuer und die Fackeln wurden auf diese Weise bearbeitet. Die Funken kamen wieder von meiner Feuerbibliothek. Ich habe sie wie an anderer Stelle beschrieben über Negativ multiplizieren zugemischt.

14 Schatten

Die Schatten aus dem Studio habe ich nicht benutzt. Alle Schatten sind per Hand mit verschiedenen Ebenen realisiert. Bild oben: So habe ich unter Beachtung der Lichtquellen die Perspektiven des Lichtscheines (gelbe Pfeile) per Hand gezeichnet und mit einer weichen Auswahlkante von 3 px unter die freigestellten Personen gelegt. Danach eine Ebenenmaske angelegt und die weiter entfernten Bereiche mit einem sehr weichen Pinsel weich auslaufen lassen. Nach Bedarf noch die Kanten etwas aufgeweicht und mit der Deckkraft die Intensität abgeschwächt. Auf einer neuen Ebene die nahen Schatten, die immer stärker sind, mit weichem Pinsel aufgemalt und die Intensität über die Deckkraft reguliert.

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Schatten 2

Das muss für jede Lichtquelle separat gemacht werden; denn auch im realen Szenario überlagern sich an der Schnittfläche zwei Schatten, und so ist diese deutlich dunkler. Bild unten: Ohne Hintergrund mit den zur Deutlichkeit etwas verstärkten Schatten. Da es sich im Bild um einen Grasboden handelt, müssen die Kanten nicht so aufmerksam behandelt werden, da die unruhige Struktur des Rasens die Kanten der Schatten auflöst. 44

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Collage Highlander final

Auch etwas diffuser Nebel kam noch hinzu und eine Abstimmung der unterschiedlichen Hauttöne der Highlander. Zum Finishing habe ich aus allen Ebenen eine neue erstellt [Strg]+[E] und diese noch mit Bild>Anpassungen>Tiefen/ Lichter und Filter>Sonstige Filter>Hochpass bearbeitet, um mehr Zeichnung und Schärfe zu erhalten. Diese habe ich mit einer Ebenenmaske in die gewünschten Bereiche eingemalt. Links ein Bildbereich in starker Vergrößerung, um die Details zu zeigen.

Es geht mir hier nicht um eine genaue Beschreibung der einzelnen Techniken. Vielmehr versuche ich einen Einblick zu geben, wie eine so komplexe Montage vorbereitet und durchgeführt wird. Das Composing hat vom Anfang bis zur Fertigstellung wegen Zeitmangels ca. 4 Monate gedauert, über 20 Stunden Fotografie on Location und im Studio und geschätzte 60 Stunden Arbeit am PC verschlungen. Es hat mehr als 120 Ebenen und ist mittlerweile über 1,4 GB groß. Durch eine genaue Planung und einen logischen Aufbau bleibt das Projekt aber jederzeit überschaubar und kann so immer wieder verändert werden. Wie düster muss ein solches Werk sein? Das war für mich die Gretchenfrage, und dafür gibt es auch keine eindeutige Antwort. Ich habe

lange probiert, wie weit ich mit der Helligkeit gehe und wie scharf ich welche Details abbilde. Ich kann nur raten, Euch für die finale Ausarbeitung viel Zeit zu lassen und immer wieder mal eine Nacht darüber zu schlafen. Am nächsten Tag sieht vieles wieder ganz anders aus. Irgendwann muss man jedoch einen Schlussstrich ziehen und die Arbeiten beenden. Unten seht Ihr nochmal das komplette Panorama, denn am Anfang des Tutorials musste ich das Bild beschneiden, um die Details etwas größer zu zeigen.

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Ralf Mack

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