Ohne Dich - Del James

  • May 2020
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  • Words: 7,598
  • Pages: 10
Ohne Dich von Del James Obwohl er den Tanz teilen wollte, konnte sich Mayne nicht dazu überwinden, diese Schönheit zu unterbrechen. Ihr wohlgeformter Körper schwankte kindlich, friedlich, sich langsam zum Rhythmus bewegend. Ihre Unschuld war bezaubernd, ihre Schönheit atemberaubend. Mayne wußte, daß sie sauer auf ihn sein würde, weil er sich heranschlich und sie beobachtete, ohne es ihr mitzuteilen, aber der jugendliche Voyeur in seinem erwachsenen Körper ermutigte ihn und er kümmerte sich nicht um die Konsequenzen. Abgesehen davon, das war alles nur für seine Augen bestimmt. Ihre Augen glitzerten, erinnerten ihn an den Ozean, groß, voller Schönheit und Geheimnisse. Eine leichte Brise tanzte durch ihre Löwenmähne. Ein langes, durchsichtiges Kleid bedeckte ihren geformten Körper und ein leichter Glanz aus Schweiß brachte sie zum Glitzern. Sie schien zu schön, um wahr zu sein. Während dieses Bruchteils einer Sekunde an visueller Euphorie wurde Mayne sich darüber bewußt, daß sie die einzige Frau war, die er jemals wirklich geliebt hatte. Ihre Augen flackerten. „Sie muß mich gehört haben“, dachte er sich, als sie sich zu ihm umdrehte. Er wollte ihre Schönheit nicht kaputtmachen, sie nur genießen. Ihre dicken Lippen lächelten sympathisch. Dann begann der Song an Lautstärke zuzunehmen. Ein scharfes Stechen aus Panik schoss durch ihn, als er merkte, um welchen seiner Songs es sich handelte. Kalter Schweiß sickerte aus seinen Poren und die Angst zehrte an ihm. Seine Vision wand sich, da sich die Realität verzerrte. Das Atmen wurde schwierig, kompliziert. Verzweiflung attackierte und verdrehte jeden Muskel in seinem dünnen Körper. Schlimmer als sein Schmerz war seine Angst. Ununterdrückbare Angst durchfegte ihn, als er sich Richtung Steroanlage bewegte. Alles verlor seine natürliche Beschaffenheit; die Wände, der Fußboden, die Luft wurden unwirklich. Je lauter die Musik wurde, desto schwieriger fand er es, sich zu bewegen. Er mußte die CD entfernen, aber seine Füße fühlten sich wie große, feste Blöcke an. Er konnte sich nicht schnell genug bewegen. Sie hatte bereits den Lauf der Pistole an ihrer Schläfe. PENG! Mayne wachte schweißgebadet auf, ein stummer Schrei befand sich noch in seinem Hals. Die vergangen sechs Stunden wurden in einem drogen- und alkoholinduzierten Koma verbracht, das er als Schlaf bezeichnete. Schlaf war eine seltene Bequemlichkeit, die unmöglich ohne Hilfe erreicht werden konnte. Es war egal, ob er sechs Stunden oder sechs Minuten schlief, der Alptraum schaffte es immer, sich hineinzuschleichen. Nichtmal eine Schlaftablette oder ein Antidepressivum konnte ihn verschonen. Er hatte diesen Song geschrieben und war für immer von ihm verflucht. Mit unruhigen Händen wischte er sich den Schweiß von der Augenbraue und rieb seine Finger an den Satinbettlaken. Seine Silber- und Goldarmbänder klimperten. Er rollte sich auf die Seite und starrte auf den digitalen Wecker, der auf dem schwarzen Nachttisch stand, in dem ein Kühlschrank eingebaut war. Auf dem Wecker befand sich noch eine halbleere Packung Marlboros. Er starrte auf die grünen digitalen Zahlen, aber sie machten keinen Sinn. Es war wirklich egal, was Zeit überhaupt bedeutete, seine Zeit war für andere Leute Geld. Neben dem Wecker befand sich was wichtigeres als Geld oder Zeit. Er setzte sich langsam auf. Gequälte Augen überflogen die schwarz-marmorierte Tischplatte auf der Suche nach übriggelassenem kostbarem braunen Pulver. Da waren verbrannte Streichhölzer, verbogene Zigaretten und leere Bündel, aber kein Dope. Es war egal. Er konnte immer welches geliefert bekommen. An der Bettkante sitzend bückte sich Mayne und öffnete den Kühlschrank am Nachttisch. In ihm befanden sich einige Budweiser, Backpulver und eine gekühlte Flasche Dom Perignon. Er griff nach einer kühlen Dose und leerte sie zur Hälfte in einem Zug. Er tat dies jeden Morgen. Sofort fühlte sich sein schmerzender Kopf besser. Obwohl er es nicht zugeben wollte, war die Zeit gekommen, sich dem Leben wieder anzuschließen. Er wußte, daß er bald im Studio sein mußte, aber er war nicht auf der Höhe. Außerdem war die Aufnahme seines letzten Albums, Alone, vor über einem Monat abgeschlossen worden. Das Album befand sich nun im finalen Mixing-Prozess. Falls Mayne mögen sollte, was er hörte, würde er zustimmen und das Album würde pünktlich veröffentlicht werden. Wenn nicht, sollte es so lange remixed werden, bis er zustimmte. Warum zur Hölle brauchten sie ihn dann noch? Er zögerte so lang wie möglich, bevor er endlich aufstand. Mehr als sein Schlafzimmer war sein Bad eine katastrophale Zone. Abgelegte Kleidung, Cremes, Müll, Kisten und Handtücher bestimmten die Sicht. Er benutzte den Radar um das Becken anzupeilen, er fand die Kloschüssel, wehrte sich gegen die Notwendigkeit, sich zu übergeben und entlastete sich selbst. Er ging wieder ins Schlafzimmer, ohne sich wirklich menschlich zu fühlen, jedoch mehr wie ein Roboter der in gepachtetem Fleisch gekleidet ist. Es gab einen dumpfen Schmerz in seinem Bauch, der mittlerweile zur Gewohnheit geworden war. Dieser konnte, wie all die anderen Gesundheitsmängel, seinem exzessiven Lebensstil zugeschrieben werden. Außer seinem Schmuck trug Mayne lediglich Jockeyunterhosen. Er stolperte hinüber zu seiner Kommode, nahm ein paar maßgeschneiderte schwarze Lederhosen heraus und zog sich um. Er fand einen dunkelroten Kimono, der im Wandschrank hing, und zog ihn an. In einer

Schubladenkommode befand sich ein Eingrammfläschchen Kokain. Mit dem langen Nagel seines rechten kleinen Fingers schaufelnd zog sich der ruinierte Musiker acht Portionen Rock'n'Roll-Aspirin rein. Der Kimono fühlte sich kalt auf seinem warmen Fleisch an. Er fragte sich, ob er fieberte und schlußfolgerte, daß er es möglicherweise tat. Er war stets runtergekommen, als ob er ständig Fieber hätte. Das war natürlich so, bis er seine Dosis bekam. Er trank sein Bier aus und warf die Dose in Richtung Mülleimer, der bereits mit leeren Dosen vollgepackt war. In einen Ganzkörperspiegel starrend, konnte der heruntergekommene Einsiedler sein Abbild nicht erkennen. Sicher, die langen, blonden Haare und die Tätowierungen verrieten ihn, aber er sah so gebrechlich aus. Mayne sah wie jemand aus, der bereit für den Krankenhausschlafanzug war. Sein einst attraktives Gesicht war blau, straff und ausdruckslos. Ein rauher Bart bedeckte sein Gesicht und seine smaragdfarbenen Augen waren keine authentischen Schmuckstücke mehr, sondern lediglich Modeschmuck. Er brauchte einen Drink. Die vergangenen vierzehn seiner achtundzwanzig Jahre hatte er hauptsächlich an der Flasche verbracht. Teenager-Bier- und Weinpartys mutierten zu Wodka und Rum in Nachtlokalen, dann wiederum der direkte Wechsel zu Whisky. Aus dem Schlafzimmer gehend sagte er ein leises Gebet zu seinem heiligen Patron, Jim Beam, auf, darum bittend, daß welcher im Schrank sein möge. Eine erleuchtende goldfarbene Glut umgab die dicken Vorhänge. Ein kleiner Krieg hatte am Abend zuvor im Wohnzimmer stattgefunden. Volle Aschenbecher, unterschiedliche Schnapsflaschen, leere und halbleere Zigarettenpackungen und Bierdosen lagen überall verstreut. Einige CD-Hüllen waren mit Kokainresten verbacken. Mayne versuchte sich daran zu erinnern, wer bei der Party dabeiwar, aber er konnte es nicht. Eine leere Packung Kool-Zigaretten bedeutete, daß einer seiner Hauptdealer, Jamie Jazz, etwas geliefert hatte. Er brauchte nicht sehr lange, um eine Beziehung zwischen den leeren Bündeln im Schlafzimmer und Jamie herzustellen. Jamie (ausgesprochen Jay-mee) war typischer Hollywood-Müll, der persönlich Kokain, Joints, Crack oder Heroin an berühmte Persönlichkeiten lieferte und dabei ihre Vulnerabilität ausnutzte. Mayne suchte nach weiteren Hinweisen, wer denn noch an der Party hätte beteiligt sein können, aber er kam zu keinem Ergebnis. Er schlüpfte hinter die Bar, die an die Küche grenzte und öffnete eine Schranktür. Dort befanden sich einige ungeöffnete, unterschiedliche Flaschen weißen Schnaps. Eine nervöse Anspannung schoss durch seinen kleinen Magen. Was, wenn dort kein Whisky war? Er kramte zwischen den Flaschen herum, bis er die richtige fand. Ein erleichtertes Seufzen entfloh ihm, als er den Verschluß aufschraubte, und er machte sich im Geist eine Notiz davon, daß er wieder aufstocken mußte. Das Aroma des Whiskys war sein Äquivalent zu frischgebrühtem Kaffee. „Hier ist jemand, der dich anschaut, Schatz“, sagte Mayne laut, indem er die Flasche zu seinen Lippen führte. Wie jeden Tag führte ein Schluck zum anderen. Nach einigen Schlücken begann er, sich gut zu fühlen. Er stellte die Flasche auf die Theke und ging zum Kühlschrank. Wenn er Glück hatte, würde er betrunken sein, bevor der Tag beginnen würde. Er nahm ein weiteres Budweiser und ging zum chaotischen Wohnzimmer zurück. In seinem Schädel war ein dumpfes Brummen zu vernehmen. Er konnte nicht unterscheiden, ob es vom Kokain kam oder von der Klimaanlage. Wenn er sich erinnern könnte, was für ein Tag heute war, würde er wissen, ob das Dienstmädchen heute kommen würde. Sie könnte Alkohol mitbringen. Der Musiker setzte sich auf die Couch, nahm das Telefon und wählte die 411. „Hier spricht das Amt. Welche Stadt, bitte?“ „L.A.“ „Ja?“ „Was für ein Tag ist heute?“ Mayne fragte ehrlich, wobei er sich eine Marlboro anzündete. „Was?“ „Was für ein Tag ist heute?“ „Hier spricht das Amt.“ „Sie sind die Infozentrale und ich habe Ihnen eine Frage gestellt“, korrigierte Mayne sie. Ein abfälliges Lachen entfloh ihm. Nach einem Moment Stille antwortete sie ihm. „Es ist Mittwoch.“ „Danke“, sagte er und legte auf. Heute würde die Haushälterin nicht kommen. Dies war nicht die Art, wie er den Tag hatte beginnen wollen.

Er leerte die Bierdose, rauchte seine Zigarette auf und schnupfte noch mehr Kokain. Nach einigen konfusen Sekunden fiel ihm ein, wo er die grünen Müllbeutel aufbewahrte, und fing an, das Chaos zu beseitigen. Im Einzimmerappartment umherwandelnd, sammelte er alles auf, was nicht aufgebraucht war und warf es weg. Flaschen und leere Essensdosen dehnten die Mülltüte so weit, daß sie fast auseinanderplatzte. Nach zehn Minuten Aufräumen fing das Appartment an, Gestalt anzunehmen. Neben dieser Wohnung besaß er noch eine weitere in Manhattan und eine in Houston. Er besuchte selten seine Villa in den Bergen Hollywoods und eigentlich auch sein Haus in Maui. Beide brachten die Erinnerungen an sie zurück. Es war im Haus in den Hollywood-Bergen, wo er und Elizabeth Aston die meiste schönen Momente verbracht hatten. Als seine Gedanken begannen, ihn im Stich zu lassen, als er immer mehr an sie dachte, begab Mayne sich zur Bar und fand die Whiskyflasche wieder. Er konnte so lang an sie denken, wie er ein Sicherheitsnetz hatte. Mit all dem Geld, Erfolg und Berühmtsein, das er erreicht hatte, waren es die einfachen Dinge wie Freundschaft und Liebe, die am schwierigsten zu halten waren. Er hatte nie jemanden verletzen wollen, vor allen Dingen die nicht, die ihm nahe standen, aber aus irgendeinem Grund waren es gerade diejenigen, denen er gewöhnlich am meisten wehtat. Er wollte niemals bösartig sein, aber er lebte unter einem Mikroskop und die ganze Welt beobachtete ihn und jeder Fehler, den er machte, privat oder öffentlich, flog ihm um die Ohren und wurde oft überdreht in den Nachrichten dargestellt. Persönliche Schwächen und Schlamassel waren der Elite nicht erlaubt. Er leidete oft im Stillen, gefangen in seiner eigenen Berühmtheit, bis er aus diesem Käfig rausmußte. Aber der Käfig war so groß, wie seine Augen es wahrnehmen konnten. Alles, was Mayne immer versucht hatte zu sein, richtig oder falsch, war er selbst. Bei all den Ärzten, Spezialisten, Therapeuten, Fans und jeder in seiner Gruppe, die ihm helfen wollten, vergrub er sich immer mehr in seinen Kokon und entfremdete sich immer mehr. Er fragte sich oft, wer er wirklich war. War er eine umgestaltete soziale Sicherheitsnummer, die bei der Geburt übernommen wurde oder ein unverfälschter Spiegel der Gesellschaft? War er ein Phänomen oder nur eine Fassade? War ein Produkt seiner eigenen Vorstellungskraft oder ein weiterer Ziegelstein? Würde er jemals sein eigenes Schicksal verstehen? In seinem Kopf analysierte er, warum seine Beziehung zu Elisabeth öfter scheiterte, als man überhaupt zählen kann. Wie der Schüler, der er nicht war, analysierte er Situationen, wog Dinge ab, die er hätte sagen wollen und Dinge, bei denen er nicht hätte erwischt werden sollen. Wenn es zum Sex kam, warum konnte Elisabeth nicht verstehen, daß es nicht bedeutete, daß er sie nicht liebte, nur, weil er sich manchmal in ein anderes Schlafzimmer verirrte? Sex war wie ein Rollenspiel. Er hatte sie nie gezwungen, monogam zu sein, aber tief im inneren wußte er, daß es ihm sehr wehgetan hätte, wenn er rausgefunden hätte, daß sie jemand anderen fickt. Sehr weh! Sogar mit diesem Wissen konnte er sich nicht auf eine Frau begrenzen. Er wollte auf zwei Hochzeiten tanzen. Er versuchte, offen zu ihr zu sein, aber er schloss, daß einige Dinge besser geheim bleiben sollten. Sex war eine egoistische Sucht, vergleichbar mit der, die er auf der Bühne fühlte. Unterschiedliches Publikum so wie unterschiedliche Partner waren eine größere Herausforderung und brachten ihn dazu, noch härter für den Applaus zu arbeiten. Genauso wie von den Drogen war er vom Ansturm abhängig. Auch mit einem Imperium zu seiner Verfügung konnte Geld ihm keine Liebe, kein Glück und keinen inneren Frieden kaufen. Und auch nicht Elisabeth. Er sah sich im großen Wohnzimmer um, ein desillusionierter Künstler saugte die moderne Dekoration auf. Keine dieser Habseligkeiten, außer einigen ausgewählten Dingen, bedeuteten Mayne etwas. Nichts von diesem Scheiß war real. Er war umgeben von Trophäen eines Spiels, das keine Bedeutung hatte. Und er hatte es satt, Spiele zu spielen. Ein scharfer Schmerz in seinem linken Ohr brachte ihn vom dunklen Gang zurück zum Ankleidezimmer. In seinem dröhnenden Kopf fingen die Lautsprecher Feuer und explodierten. Er erfuhr eine weitere Nebenwirkung des Rock'n'Rolls: Gehörschäden. Das dumpfe Gebrumme hielt nur einige Sekunden an, aber die Erinnerungen an seine letzte Show mit seiner früheren Band, Suicide Shift, würden niemals erlöschen. Aus irgendwelchen Gründen, an die er sich nicht mehr erinnern konnte, war Elizabeth nicht in der Lage, bei der letzten Show der Tour dabeizusein. Die Band war fast vierzehn Monate unterwegs, hatte etwa 285 Konzerte gegeben. Alle paar Wochen hatte Mayne sie einfliegen lassen, in welcher Stadt er auch immer gerade auftrat und sie blieb einige Nächte. Das Abschlußkonzert einer Tour ist eine wichtige Nacht. Es war die erste öffentliche Tour von Suicide Shift und er wollte diese Erfahrung mit ihr teilen. Es war der Gipfel vieler gereister Meilen, viele Stunden Arbeit und die Feier, die danach stattfand, war wohlverdient. Er rief sie einige Male an, um ihr Flugtickets anzubieten, versuchte, sie zu überreden, aber es war ihr nicht möglich. Der Gig war gut über zwei Stunden elektrische Grausamkeit. Selbstverständlich konsumierte Mayne eine Menge Drogen und Alkohol vor und während der Show (er tat es bei jedem Gig), aber es war die Begeisterung des Publikums in Florida und das Wissen darum, daß er nun einen ganzen Monat würde schlafen können, die ihm zusätzliche Kraft gaben. Jedes Mal, wenn er ein Solo ausführte, versuchte er, die davorigen zu toppen. Jedes Mal, wenn er ans Mikrophon trat, um Backups zu singen, stieg seine Stimme mit dem Elan des Whiskys. Für ihn war dies der beste Rock'n'Roll. Die über 4000 Menschen starke Menge erkannte das mit ohrenbetäubendem Applaus an. Nach der finalen Zugabe war es Zeit zu feiern. Mayne zog sich mit zwei gierigen Frauen in sein Hotelzimmer

zurück. Zurückgezogen in seinem Badezimmer injizierte er sich ein wenig Heroin. Nicht genug zum Schlafen aber genug, um ihm Wohlbefinden zu verschaffen und ihn highzumachen. Die zwei Singlefrauen würden es ihm nur besser gehen lassen. Nach dem er gekämpft hatte, um seine braune Wildlederhose auszuziehen, gesellte er sich zu den Frauen und das Gelage begann. Das Dope benebelte sein schlechtes Gedächtnis, aber Mayne erinnerte sich eines sehr betrunkenen Peter Terrance, der das Zimmer betrat. Der Drummer der Band hatte Maynes Zimmer mit seinem verwechselt. In Feierlaune bot Mayne ihm ein Mädchen. Terrance lehnte ab, er würde schon eine eigene finden und verließ so den Raum. Die Menage-à-Trois ging weiter. Kurz danach klopfte es an der Tür. Daran denkend, daß Terrance das Angebot nun doch annehmen wollte, rief Mayne demjenigen, der an der Tür stand, zu, einzutreten. Mit Übernachtungsgepäck stand Elizabeth an der Tür. Kurzentschlossen war sie von L.A. nach Miami geflogen, um bei ihm zu sein. Eine sehr traurige Szene fand statt. Elizabeth flüchtete gebrochen und hysterisch. Das war der Anfang vom Ende ihrer Beziehung. Mayne ließ die Gedanken an die Vergangenheit zurück. Sein linkes Knie knackte laut, als er seine Beine ausstreckte und zum Telefon griff. Er drückte eine Taste. Elizabeths Nummer war immer noch gespeichert und ab und zu wählte er sie, nur um ihr Telefon klingeln zu hören. Im Telefon gespeichert waren auch die Nummer seiner Plattenfirma, seines Managers, der drei Mitglieder seiner aktuellen Band, die Mayne Mann Group und einiger Drogendealer. Nachdem bei Elizabeth keiner ranging, drückte er eine andere Taste. Seine vielen Armbänder klimperten aneinander und einige Sekunden später erreichte er jemanden. „Yeah?“ spuckte eine wenig begeisterte Stimme aus einem Autotelefon. „Ich bin's“, sagte Mayne schluckend, Kokain seinen Hals hinuntertropfend. „Mein Hauptabnehmer.“ Jamies Stimme klang wie eine klingelnde Kasse. „Was kann ich für Dich tun?“ „Uptown und Downtown.“ Kokain und Heroin. „Kein Problem. Erinnerst Du Dich, was ich letzte Nacht für Dich getan hab?“ „Ja.“ Er erinnerte sich nicht. „Du schuldest mir noch drei Scheine für den Fick, Bruder.“, erklärte ihn der Dealer, nur für den Fall, daß seine Erinnerung versagte. „Ich bin sicher, Ich hab Wechselgeld rumfliegen. Wenn ich keins finde, geb ich dir meine Versateller-Karte und Du kriegst, was ich Dir schulde.“ „Ok. Ich bin gleich da.“ Jamie tat so, als würde er Mayne einen Gefallen tun und legte auf. „Verfluchte Nadel“, murmelte Mayne. Er zündete eine Zigarette an und nahm sich noch ein Bier. Der Deckel knackte laut und Schaum stieg an der Öffnung auf. Er guckte amüsiert und ging zu den Vorhängen, zog an der Leine und ließ helles Licht in sein Wohnzimmer strahlen. „Fickt euch“, lautete seine Ansage, er blinzelte und hob den Mittelfinger in den Himmel. Die Aussicht von seinem Balkon war weit, zeigte die City of Angels. Mayne ließ die Vorhänge immer öfter geschlossen, er bevorzugte, kein Teil der Welt dort draußen zu sein. Er war sicher in seinem Appartment. An einer weiten Wand stand, verstaut in der Ecke, so daß die Elfenbeintasten gen Wohnzimmer zeigten, ein altmodisches Steinway. Er verbrachte viele erfreuliche Stunden an diesem Instrument und auch, wenn er nicht spielte, gab ihm das Klavier visuelle Stimulation. Es war ein Instrument der Präzision und der Anmut. Neben dem Klavier standen ungezwungen ein halbes Dutzend antiker Gitarren: Les Pauls, Stratocasters und Telecasters. Die Gitarren, die er in der Wohnung hatte, war die, die ihm am meisten etwas bedeuteten. Der Benutzer klingelte und riss Mayne aus seinen ausschweifenden Gedanken. Er ging zur Gegensprechanlage und drückte den Knopf, der die Haustür öffnete. Einige Minute später befand sich Jamie in seinem Appartment. Dutzende Platin- und Goldschallplatten schmückten die Wände. Jahrelanges Planen, Schreiben, Aufnehmen und Kämpfen befanden sich um diese runden Belohnungen. Seine geschriebenen Songs stammten von inneren Qualen ab, seine bluesbeeinflußten Lieder handelten oft von persönlichen Nöten. Dies waren die Lieder, auf die er am meisten stolz war und von denen er glaubte, sie würden der Zeit standhalten. Die schneller, mehr rock'n'roll-orientierten Songs hatten wenig Bedeutung oder ihre Bedeutung war sehr offensichtlich. Unglücklicherweise waren die Auszeichnungen keine Auszeichnungen mehr ohne Elisabeth. Mayne entschuldigte sich und ging ins Schlafzimmer. Hinter einer anderen Platinschallplatte

versteckte sich ein Safe. Er schob das Bild beiseite, drehte die Kombination und öffnete den Safe. In ihm befanden sich Schmuck, Dokumente, über viertausend Dollar Bargeld, eine Kokainpfeife und eine geladene 357 Magnum. Er nahm ein paar Geldscheine, ging zurück ins Wohnzimmer, den Safe geschlossen, aber ungesichert zurücklassend. Jamie saß auf der schwarzen Ledercouch, die Füße auf dem Marmorcouchtisch. Er sah sportlich aus mit den Jogginghosen (die er von Mayne bekommen hatte) und dem dazu passenden Sweatshirt. Er hatte sich selbst ein Bier genommen. „Wieviel macht das insgesamt?“ „Inklusive letzter Nacht? Sechs“, antwortete Jamie, am Funker an seiner Hüfte fingernd. Mayne übergab ihm sechs Geldscheine und verstaute den Rest in seiner Hosentasche. Am Blick in seinem Gesicht erkannte der Dealer, daß Mayne allein sein wollte und deutete so den versteckten Hinweis. „Ruf mich an, wenn Du noch was brauchst“, bot Jamie an und verließ die Wohnung. Im selben Moment wie die Tür zufiel, rotierte Maynes Verstand, aber sein Körper weigerte sich, sich zu bewegen. Er hatte Drogen in der Hand, aber anstatt eine Spritze zu suchen, ging er zurück ins Schlafzimmer. Etwas im Wandsafe, was stärker war als seine Sucht, hatte seinen Blick auf sich gezogen. Er ging zum Safe und riss die Tür auf. In ihm befand sich ein Fotoalbum mit wertvollen Erinnerungen. Er legte die Drogen auf seinem chaotischen Nachttisch, fiel ins Bett und begann, in dem ledergebundenen Buch herumzublättern. In diesen Fotos waren Bilder und Erinnerungen gefangen, die so tiefgehend waren, daß sie ihm Wärme vermittelten, ihn aber auch suizidal machten. Elizabeth hatte ihn intellektuell herausgefordert und gleichzeitig sexuell stimuliert. Sie hatte ihn bemuttert, als er krank war, was ziemlich oft geschah. Sie befreite tiefe Gefühle, die er oft versuchte zu vermeiden. Ihre Schönheit, sowohl innere als auch äußerliche, war etwas, das er wollte: dennoch, als sie ihm gehörte, tat er alles nur erdenkliche, um sie zu verlieren. Er blätterte zur zweiten Seite. Er wußte nicht, wie oft er bei diesem Foto masturbiert hatte. Jeden Tag, vielleicht. Es war nur ein Schnappschuß den er während ihres Urlaubs in Las Vegas gemacht hatte. Auf dem Foto blies der Wind ihr das Haar aus dem Gesicht und sich lächelte. Hinter ihnen lag das Caesar's Palace Hotel, in dem sie die meiste zeit ihrer zwei Wochen in der Penthouse-Suite verbracht hatten. Es war ein typisches Touristenfoto, aber es war ihr Lächeln, das ihn anmachte. Mayne hätte alles dafür getan, um ihr Lächeln für sich zu haben, so, wie es auf dem Foto war. Er hätte alles dafür getan, ihre Lippen, ihren Körper wiederzuhaben. Er knöpfte seine Lederhose auf. Bevor er anfing, sich selbst zu stimulieren, zog er sich selbst zum Nachttischkühlschrank und nahm eine ungeöffnete Flasche Dom Perignon-Champagner heraus. Die Flasche öffnete sich mit einem lauten Knall und Dampf stieg aus der Flasche, aber es wurde nichts verschüttet. Tief aus der Flasche schlürfend, blätterte er durch das Fotoalbum, das zu kurz war, umsichtig die letzte Seite vermeidend. Er sah sich selten die letzte Seite an. Wie immer, landete er auf Seite zwei. Mit der zu zwei Dritteln geleerten Flasche zog er seine Hose und seine Unterhose runter und schüttete den restlichen Champagner auf seine Handflächen. Das war ein Teil des Rituals. Guter Champagner war etwas, was Elizabeth und er gerne teilten. Er konnte noch immer mit ihr teilen. Als er nach seiner nassen Erektion griff, begannen seine Gedanken zu gleiten. Es war während einer ihrer letzten Abendessen, als sie etwas sagte, das in dazu inspirierte, den schönsten Song seiner Karriere zu schreiben. „Ich kann nicht mit Dir leben und ich kann auch nicht ohne Dich leben“, konnte er sie sagen hören als sei es erst gestern gewesen. Die Worte flossen von seinem Kugelschreiber aufs Papier, schneller als er jemals schreiben konnte. Mayne folgerte, daß dies sein ganz persönlicher Weg war, alles zu erklären, was zwischen ihnen stattgefunden hatte. Das Lied „Without you“ war keine Entschuldigung, es war seine Sicht der Geschichte. Es war Rock'n'rollEhrlichkeit, die über drei Millionen Exemplare in den Staaten verkaufte und Mayne an die Spitze der Rockwelt katapultierte. Er bot ihr die Hälfte der Tantiemen dieses Lieds, weil es diesen Song ohne sie nicht gegeben hätte. Sie lehnte höflich ab. Eine ausverkaufte Mayne Mann Group-Tour folgte. Als die Tour in L.A. angekommen war, war Mayne verzweifelt – er wollte sie sehen. Egal, wieviele Frauen er hatte, egal was gesagt wurde, was er war, er würde alles für sie tun, außer, sie permanent aus seinem Leben entwischen zu lassen. Er rief sie ein Dutzend Male innerhalb von zwei Tagen an, hinterließ Nachrichten über Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter. Auch, wenn kein einziges Mal antwortet, hinterließ er ihr zehn all-access Ausweise bei Will Call. Sie benutzte sie nicht. Nach der Show gelobte Mayne, daß er den selben Fehler nicht zwei Mal machen würde. Er duschte schnell, zog sich trockene Sachen an und ging, dem Backstage-Trara entgehend. Er und sein Fahrer begaben sich

Richtung Elizabeths Wohnung. Er nahm das Telefon in der Limousine und wählte ihre Nummer von der Straße unter ihrem Appartment aus. Wieder wurde er von einer aufgezeichneten Nachricht begrüßt. „Elizabeth, ich weiß – ich hoffe, daß du da bist. Ich bin unten und auch wenn ich die Tür eintreten muß, um dich zu sehen, ich werde es tun. Wenn du die Polizei rufen willst, tu es jetzt. Ich erwarte nichts von dir. Ich verdiene nichts... Fuck, ich weiß nicht mal, was ich zu sagen versuche. Worte können nicht heilen, was ich getan hab, aber...fuck, die Vergangenheit ist Vergangenheit. Ich muß dein Gesicht sehen“, erklärte Mayne sanft nach den Piepton. Die Worte hallten in seinem Kopf, während er sich fragte, ob er Dinge anders hätte ausdrücken können. Jetzt war es zu spät, dachte er, als er bereits im Gebäude war. Das war eine der seltenen Gelegenheiten, bei der Mayne nüchtern war. Als er mit dem Aufzug auf ihrer Etage ankam, hörte er vertraute Musik. Je näher er der Tür kam, desto lauter wurde die Musik. Dann begann seine Welt sich unkontrolliert zu drehen wie ein lauter Schuß, der durch das Treppenhaus hallte. Er rannte zu ihrem Appartment, senkte seine Schultern und trat die Tür mit leichtfertiger Hemmungslosigkeit ein. Er fand Elizabeth auf der Couch, stark blutend, ein Großteil ihres Kopfes hatte die Wand hinter ihr bespritzt. Auf dem blutverschmierten Kaffeetisch vor ihr befand sich der Anrufbeantworter, ein Kugelschreiber und einige zerknüllte Bälle aus Schreibpapier. Er stand völlig zerstört vor ihrer Leiche. Wie konnte das passieren? Alles, was er jemals getan hatte, war, sie zu lieben. Am Boden zerstört ging er langsam Richtung Stereoanlage. Eine Single von „Without you“ war auf Wiederholung programmiert. Er fragte sich, wie viele Male sie den selben Song gehört haben würde und schaltete die Anlage aus. Dann bemerkte er, daß sich neben dem Anrufbeantworter eine Nachricht befand. Nummer Eins mit einer Kugel, stand auf der rotbefleckten Nachricht. Zittrig und erschüttert, den Tränen freien Lauf lassend, begann Mayne, aus voller Lunge zu schreien. Es hörte sich an, als ob jemand ein Tier freigelassen hätte. Seine Schreie gefährdeten die Fensterscheiben. Migräne löcherte seine pochenden Schläfen und sein gesamter Kopf war mit Druck überlastet. Hatte sie sich selbst umgebracht, weil ihre Beziehung gescheitert war oder weil er sie nicht in Ruhe gelassen hatte? War es das Lied, eines der wenigen Dinge, die er selbständig getan hatte, das sie dazu gebracht hatte? Passierte das alles wirklich? Dann kam ihm ein anderer Gedanke. Er nahm die Pistole aus ihrer Hand und setzte sie an seine Schläfe. Er würde sich mit ihr vereinigen. CLICK. Sie war ungeladen. Elizabeth hatte gewußt, daß sie nur eine Kugel gebraucht hätte. Mayne verließ diesen Alptraum und wurde in eine andere Erinnerung gedrängt. Er erkannte den vertrauten Raum als die Flitterwochensuite in Las Vegas und fühlte sich fast wohl. Das Bett war zerwühlt und Elizabeth lächelte schelmisch. „Was willst du tun?“ „Was?“ antwortete Mayne verwirrt. Sie hatten bereits einige Flaschen Champagner getrunken und zwei Mal miteinander geschlafen. „Was willst du tun?“ antwortete sie sanft, Mayne zu einer Antwort herausfordernd. Mayne bekam Wind von ihrem Spiel und entschied mitzuspielen. Wenn sie ihn vor die Wahl stellen wollte, was sie als nächstes tun würden, würde er definitiv ihre Großzügigkeit ausnutzen. „Du kannst entweder zu mir kommen und mir sagen, daß du mich liebst oder mir einen blasen.“ Elizabeths Gesicht zeigte Freude. Worte wie Liebe waren kaum aus Maynes Mund zu hören. Sie lächelte wieder und begann, an seiner Taille herunterzugehen. Sie brauchte nicht lange, um ihn zum Leben zu erwecken. Einige Minuten später, als sie merkte, daß er so erregt war, daß er bald kommen würde, schaute Elizabeth mit ihrem sexysten Gesichtsausdruck ihren Mann an und sagte sanft: „Ich liebe dich“. Mayne kam mit einem leisen Grunzen. Der kraftvolle Anstieg hatte ihn Mühe gekostet aber im Orgasmus lag kein Vergnügen. Es gab sowieso nie eins. Er warf das Fotoalbum weg und lag auf dem Bett, er fühlte sich tot und starrte an die Decke. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er, musikalische Klänge aus „Without you“ zu hören, aber es war nur seine Vorstellung. Sein müder Körper lag dort und fühlte sich an, als sei er ein Jahr lang wachgeblieben. Wenigstens waren die Drogen auf seinem Nachttisch real. Alles, was er brauchte, lag auf dem Tisch. Hinter dem Radiowecker versteckten sich eine Spritze und ein angeschwärzter Löffel. Daneben stand ein halbleeres Glas Wasser und ein Feuerzeug. Auf dem Löffel mixte er sich eine

angemessene Portion Heroin und Wasser und dann erhitzte er die Unterseite des selben mit dem Feuerzeug, bis die Mischung sich auflöste, dann plazierte ein winziges Stück Watte auf dem Löffel. Mit unruhigen Händen fügte er Kokain hinzu und sein Schuß war komplett. Aufgrunddessen, daß er eine profilierte Berühmtheit war, konnte er es sich nicht erlauben, seine Arme in schlechtem Zustand zu präsentieren. Fürgewöhnlich spritzte er in den Rücken seines Unterarms oder in seine Füße. Er injizierte auch in seinen Hals, aber so, wie er sich jetzt fühlte, hatte er keine Zeit zu trödeln. Wie ein Akupunkturexperte spritzte er in eine hervorstehende Vene seines Unterarms. „Cool“ murmelte er, seinen Arm sorgfältig inspizierend, als er den Schuß hochkommen fühlte. Er fiel zurück in sein Bett. Zwischen Drogen und seinen Gefühlen fühlte er sich erschöpft. Es war gut, daß Drogen das meiste seines Drucks wegnahmen. Der Drogeneffekt kam stoßweise und er befand sich im Rausch. Es brauchte einige Momente, bis er merkte, daß etwas seinen linken Arm berührte. Er drehte sich langsam um. Das Fotoalbum war offen und zeigte die letzte Seite. Die letzte Seite beinhaltete Elizabeths Sterbeanzeige und eine Beileidskarte. Die Tränen, die er bis zu diesem Tag zurückgehalten hatte, begannen, seine Wangen herunterzukullern. Sein bleiches Gesicht errötete, als er fühlte, daß die Kraft ihn verließ. Er ertrank im Schmerz, aber er glaubte nicht an Selbstmitleid und das verursachte, daß er sich schlechter fühlte. Er setzte sich auf und hyperventilierte mit einem Gedanken, der in seinem Kopf hallte. Warum mußte sie sterben? Er fand keine Antwort und stand zu schnell auf. Warum war alles so beschissen? Er ging zurück ins Wohnzimmer. Er brauchte Whisky. Warum? Er liebte sie so sehr. Warum? Er hatte ihr die Hälfte der Tantiemen angeboten. Die Hälfte. Das war ein finanzielles Imperium, aber sie lehnte ab. Warum? Er hatte versucht, sich zu verändern. Er hatte versucht, sich dem Gesellschaftsstandard anzupassen. Er wollte alles verstehen, was ihnen passiert war. Er wollte, daß sie ihn liebte, aber egal, wie hart er es versuchte, vermasselte es. Warum? Er wollte wieder normal sein, aber dies war nicht möglich. Warum? Er wollte Elizabeth näher sein, aber sie war tot. Dies quälte seine zerbrechliche Seele, aber für den Bruchteil einer Sekunde ungesunder Logik, beschloss Mayne, daß sein Körper auch nicht geschont werden sollte. „Arrrrrrrrrrrrrrrrrrgh!“ schrie er und attackierte sein Wohnzimmer wie ein angepisster Zänker. Fäuste und Füße attackierten wehrlose Wände und Möbel. Er zog seine rechte Faust zurück und schlug ein großes Loch in den Putz. Er riss eine orientalische Lampe von einem Tisch und schleuderte sie durch den Raum. Er warf einen Marmoraschenbecher heftig gegen die Tafel, beides zerstörend. Schwer atmend und vom Alkoholschweiß durchnässt griff er eine Platinschallplatte und zertrümmerte sie, die Scherben verteilten sich überall. Das zerbrochene Glas auf dem Boden glitzerte wie sonnenreflektierter Sand. Egal, wie viele Hotelzimmer er in seiner Karriere demoliert hatte, Mayne hatte nie einer Gitarre was zu Leide getan. Das war bis heute ein striktes Tabu. Er ging zu seinen aufgereihten Gitarren, packte eine 68er Stratocaster an ihrem bespannten Hals und schwang sie, zerschmetterte ihre Mahagonikörper, bis sie nicht mehr als Kaminholz war. Mit jedem selbstzerstörenden Akt fühlte er sich leicht besser. Er ging zu einer anderen Platinschallplatte, bereitete sich vor und schlug seine rechte Faust durch das Glas. Blut spritzte aus seiner Hand, die bei Lloyds of London hochversichert war. Zum ersten Mal an diesem Tag lachte er. Mayne kramte die Jim Beam-Flasche aus der Bar und soff. Der flüssige Schmerztöter wärmte seine wogende Brust und linderte seine blutende Hand, die so aussah, als müßte sie genäht werden. Er ging zu seiner Fischer-Stereoanlage und schaltete den Receiver mit seiner unverletzten Hand ein. Die Digitalanzeige

war auf einen klassischen Rocksender programmiert. Es war der einzige sichere Sender, der nie einen seiner Songs gespielt hatte. Mayne Mann war zu neu, zu aktuell. Der Sender spielte nur Lieder der 60er und 70er Jahre. Er erkannte sofort den laufenden Song: es war Humbel Pie's „I don't need no doctor“. Es war rauher Rock, vergleichbar mit dem, der ihn dazu inspiriert hatte, ein Musiker zu werden. Nach den Pies kamen die Allman Brothers. Mayne verband damit wie es sich anfühlen mußte, an einen Pfosten gebunden zu sein, an dem man ausgepeitscht wurde. Während der Werbung lief er in die Küche, um ein weiteres Bier zu holen. Aus den Boxen gab ein Plattenladen bekannt, die niedrigsten Preise in LA zu haben. Die Hintergrundmusik, die den Spot des Plattenladens begleitete, war „Without you“. Seine Augen starrten aber es fielen keine Tränen, als er merkte, daß er sich nicht vor sich selber verstecken konnte, egal, wo er war. Wie ein Mann auf einer Mission ging er Richtung Stereoanlage, schnappte sich den Receiver und zerrte mit beiden Händen an ihm. Er brauchte einige Züge, bevor die Digitalanzeige erlosch. Mit dem Receiver in der Hand stolperte er rückwärts, riss Drähte heraus und klopfte auf eine der großen Bose-Boxen. Verzweifelt und schnaufend begab er sich zu der großen Schiebetür aus Panzerglas, die zum Balkon führte. Beiläufig ließ er den Receiver fallen und öffnete den Riegel, der die schwere Tür geschlossen hielt. Frische Luft überfiel seine Sinne. Die kalte Brise belebte ihn, als er auf den Balkon trat und über die Brüstung guckte. Sein pechschwarzer Bentley stand schimmernd auf dem Parkplatz darunter. Er hob den Receiver auf, hielt ihn über den Balkon und zielte auf das Auto. Nach ein Paar Sekunden, in denen er sich gefragt hatte, ob er sein Ziel richtig anvisierte, ließ er los. Das Glas flog wild umher, als der Receiver die Windschutzscheibe des Autos traf und durchbrach. Er holte das Bier, von dem er abgelenkt worden war und riss die Kühlschranktür so fest er konnte auf. Sie krachte auf und einige Dinge flogen auf den Boden. Die Tür baumelte an einem Scharnier. Mayne griff nach einem Bier, trank die Hälfte in einem Zug und warf es in Richtung seiner Gitarrenkollektion als sei er ein muskulöser Baseball-Pitcher. Nur knapp hatte er seine Lieblingsgitarre verfehlt: eine Vintage '57 Sunburst, Les Paul. Er nahm eine weitere Bierdose aus dem verkrüppelten Kühlschrank, und sein Augenmerk richtete sich wieder auf die Gitarren. Die Gitarren waren wie adoptierte Kinder, und er liebte jede einzelne auf eine andere Weise. Manche Gitarren bargen gewissen Erinnerungen, aber jede Gitarre hatte die Fähigkeit, Magie zu kreieren. Es war dieses Potenzial, das er an diesen Gitarren respektierte und bewunderte, bis zu diesem Nachmittag. Jetzt wollte er nur noch Schmerz fühlen, egal, wie sehr er eine bestimmte Gitarre geliebt hatte oder wie wertvoll sie auch sein mochte. Der Schmerz brachte ihn der Realität näher. Er brachte ihn näher zu Elizabeth. Er gab der Welt Musik, sehr gute Musik und bat um kaum etwas als Gegenleistung. Ein kleiner Ort zum Kreieren, einige eingeworfene Kicks und vielleicht ein wenig Seelenfrieden? Stattdessen hatte er mehr materielle Dinge als er jemals hätte gebrauchen können, mehr Geld als er zählen konnte und nichts wofür es sich lohnte zu kämpfen. Es gab eine Zeit, gar nicht mal so lange her, in der er wie die Hölle gekämpft hatte, um all dies zu erreichen. Jetzt besaß er ein Stück vom Berg und wünschte sich, er könnte es zurückgeben. Die Sicht vom Gipfel war nicht so pittoresk, wie er geglaubt hatte. Was er als künstlerischen Ausdruck empfand, verkaufte seine Plattenfirma für Geld. Er war sehr schnell desillusioniert in Bezug auf dieses System, aber was konnte er tun? Ohne die Industrie konnte er seine Musik nicht mitteilen. Egal, wie hart jemand versuchte, es ihm zu erklären, Musiknoten würden niemals Dollarscheinen gleich sein. Er machte Musik, weil er seit seiner Kindheit Rock'n'Roll wirklich liebte. Es waren die Menschen, seine Menschen, für die er Musik schrieb, nachdem er sie zuerst für sich selbst geschrieben hatte. Warum konnte er dann nachts nicht schlafen? Er starrte auf die Antwort. Er würde seine Gitarren vernichten. Wenn es diese Gitarren nicht gegeben hätte, hätte er seine Probleme nicht. Und er würde die verdammte 57er Sunburst als letztes aufbewahren. Er soff das Bier, indem er es von seinem gierigen Mund fernhielt. Budweiser floß an der Seite seines Gesichts entlang. Als die Dose fast leer war, zerquetschte er sie und zerstach sie wie einen Fußball. Wütend griff er nach eine Les Paul Black Beauty und bereitete ihr einen schnellen aber sicheren Tod gegen eine Wand. Er hob eine seltene Telecaster über seinen Kopf und schlug sie auf den Kaffeetisch, beides zerbrechend. Dann nahm er eine weitere Les Paul und schwang sie wie einen Baseballschläger, zerschlug eine Lampe und einige andere Dinge, bevor der Gitarrenhals abfiel. Fuck, cheap fuck“, knurrte er. Er hörte etwas, was ein wenig Rhythmus davon hatte. Spielte da etwa ein Drummer in seinem Kopf? Er brauchte einige Sekunden um zu merken, daß ein Nachbar gegen die Wand trommelte.

„Was, ein wenig zu laut für dich?“ schrie Mayne in Richtung des kommenden Lärms. Es hörte nicht auf. „Ihr pisst mich an, fuck!“ Klopf-klopf-klopf-klopf-klopf. „Fuck, ich geb euch ne faire, verdammte Warnung“ sagte er. Klopf-klopf-klopf-klopf-klopf. Mayne begab sich ins Schlafzimmer zu seinem Nachttisch. Er nahm sein Kokain, tat eine dezente Portion auf den nicht blutenden Handrücken und zog es ein. Danach leckte er den Rest von seiner Faust, seine Zähne und das Zahnfleisch betäubend. Ein Paket Marlboro lag auf dem Tisch. Er nahm eine Zigarette und zündete sie an. Er nahm einen tiefen Zug und lauschte seinem Umfeld. Der Nachbar trommelte noch immer. Der Aschenbecher war ein überlaufender Berg von Zigarettenstummeln, so daß Mayne seine Zigarette an den Rand des Nachttisches ablegte. Er hatte versucht, eine Konfrontation zu vermeiden, aber der Scheißkerl wollte es nicht auf sich beruhen lassen. Er ging zum Wandsafe, nahm die Smith&Wesson .357 Magnum und trat aus dem Schlafzimmer. „Okay, Wichser, du willst spielen?“ Klopf-klopf-klopf-klopf-klopf. KABAMM, KABAMM, KABAMM. Er feuerte drei Schüsse in Richtung bereits gelöcherter Wand. Das Klopfen hörte sofort auf. Er lächelte wieder. Er richtete die Pistole auf eine seiner Platinschallplatten an einer anderen Wand und schoss auf die glitzernde Scheibe. Er zielte auf seinen Fernseher und beförderte ihn ins Jenseits. Eine Patrone war übrig. Er hielt die versilberte Pistole mit Ehrfurcht. Er konnte ganz einfach Elizabeth folgen; alles, was dazu nötig war, war ein schnelles Betätigen des Abzugs an der Waffe. Die Idee sprach ihn an. Vielleicht würde er es in seinem nächsten Leben besser machen. Langsam, mit geschlossenen Augen hob er die Pistole. Der Abzug reizte den scharlachroten Zeigefinger. Der Lauf fühlte sich gut an seiner Schläfe an. Zu sich selbst kommend öffnete er wieder die Augen. Ihm gegenüber standen zwei weitere Les Paul-Gitarren, die sich über ihn lustigmachten. Es gab mal eine Zeit in seinem Leben, in der diese musikalischen Verkörperungen heilig waren. Die Widmung und die Jahre der Übung waren Arbeit aus Liebe. Gitarren waren seine Leidenschaft, seine Ausdrucksmöglichkeit und sein Ticket aus der Dunkelheit heraus. Aber all das änderte sich mit einem Lied. Jetzt waren diese Gitarren Erinnerungen, daß Mayne nie wieder seine Unschuld zurückerlangen konnte. „Kann ich verdammt nochmal nicht in Würde sterben?“ Er konnte nichtmal Selbstmord begehen, ohne daß ihm die Musik irgendwie dazwischenkommen würde. Sein zitternder Arm sank und zielte auf die Gitarren. Er schreckte heftig zurück, denn hölzerne Fragmente überall umherflogen. Es schoss ein massives Loch in die Gitarre und ging dann dazu über, seine Treffsicherheit zu überprüfen. Sie war definitiv zerstört, aber das war nicht genug. Er hob die Reste auf und warf sie gegen die Panzerglastür. Er ging zur Balkonkante. Unten hatte sich eine kleine Menschenmenge um sein ruiniertes Luxusauto versammelt. „Will jemand ein Autogramm?“ fragte er und schleuderte die fragmentierte Gitarre hinunter. „Wartet eine Minute, wartet eine Minute, ich hab noch ein Geschenk!“ brüllte er und rannte ins Schlafzimmer. Seine schweren Schritte erschütterten die Zigarette, die er auf dem Nachttisch vergessen hatte. Sie glomm auf dem dicken Teppich weiter. Mayne grub in seinem Wandsafe herum und packte eine handvoll 100 Dollar-Scheine, rannte dann zum Balkon zurück, bevor das Publikum hätte weglaufen können. „Sagt nicht, ich hätte euch nie was gegeben“ verkündete er und ließ das Geld fliegen. Einige skeptische Zuschauer traten zurück, aber als offensichtlich war, daß das Konfetti Geld war, eilten sie nach vorn. Mayne winkte der kleinen Menschenmenge zu und ging wieder hinein. Eine Gitarre blieb über. Er starrte auf die '57, die er aufgrund der schönen Farben verehrte. Passenderweise wurde sie Sunburst genannt. Rot, orange und gelb wirbelten auf dem Holzkörper. Sie hatte goldene Kanten und goldene Griffe.

Die Sunburst war die bevorzugte unter seinen Gitarren. Er hatte weitere zwei Dutzend im Lager, aber diese Gitarre war das erste, was er sich gekauft hatte, nachdem Suicide Shift den Plattenvertrag unterschrieben hatte. Es war, als ob er sich dafür belohnt hatte, daß er es geschafft hatte. Es war auch die Gitarre, mit der er die Musik zu „Without you“ komponiert hatte. Er näherte sich ihr mit Vorsicht und Respekt und hob sie sanft hoch. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Tief im Inneren war er froh, sie nicht zerstört zu haben. Seine Spielhand schmerzte furchtbar, aber er wollte spielen. Blut quoll aus seiner Hand und floss den Gitarrenkörper hinunter. Begeistert schaute Mayne, wie sie lief. Egal, wie berauscht er war, seine Finger betrogen ihn nie, und diese besondere Gitarre antwortete immer auf seinen Ruf hin. Er begann etwas zu spielen, daß sich wie Hendrix anhörte. Er pausierte abrupt. Etwas an diesem letzten Gitarrenakkord rüttelte ihn wach und erinnerte ihn an einen Teil von „Without you“. Nachdem er einen tiefen Atemzug genommen hatte, erlangte Mayne wieder die Fassung. Multimillionäre wie Mayne Mann durften nicht weinen. Sie sind jenseits der Tränen, zumindest ist es das, was die Gesellschaft glauben will. Mayne Mann war lediglich Stephen Maynard Mandraich, ein talentiertes Kind, das seine flinken Finger auf einem Seiteninstrument spielen lassen konnte. Er begann, einen seiner bevorzugten Riffs zu spielen, Thin Lizzys „Don't believe a word“. Auch wenn die Gitarre nicht verstärkt war, hörte er es so, als ob sie es wäre. Er ließ die letzte Note ausklingen, dann stoppte er und dachte nach. Er liebte das Gefühl dieses Instruments in der Hand. Er liebte es, Strings zum Leben zu erwecken. Er liebte es, diese Gitarre einfach nur zu halten. Dann erinnerte ihn sein Gedächtnis brutal daran, daß er auch die Art liebte, wie Elizabeth fühlte. Er stand zügig vom Boden auf und schleuderte die Gitarre beiseite. Sie landete mit einem lauten DWWWAANNNGGGG. Er starrte ausdruckslos auf die Gitarre und dachte über sie nach. Beide hatten ihm so viel Freude gemacht, aber er war nie dazu in der Lage gewesen, seine Dankbarkeit anständig zu äußern. Er hatte ihr nie die Wahrheit darüber gesagt, was sie für Gefühle in ihm erweckte, wie sehr er sie liebte und wenn er es tat, bestätigte der Song, daß er seinen Mund hätte halten sollen. Zumindest wäre sie noch am leben. Aber das Lied war rein und er wollte es für sie spielen. Auch, wenn ihr Körper nicht anwesend war, konnte er immer für sie, die im Himmel war, singen. Er wollte jammen, aber er hatte Angst, die Gitarre zu berühren. Dann sah Mayne eine Alternative. Er nahm die fast leere Whiskyflasche und trank aus, was noch übrig war. Die Flasche glitt langsam aus seiner Hand. Ziemlich betrunken und ziemlich high taumelte er in Richtung Klavier. Die glühende Zigarette auf dem Schlafzimmerteppich hatte sich durch die Daunendecke gebrannt. Die Decke fing Feuer und die Flammen griffen schnell zum gesamten Schlafzimmer über. Abgelegte Wäsche fachte das Feuer an und das ganze Schlafzimmer stand sofort in Flammen. Bis vor einigen benebelten Stunden war Maynes Leben, egal wie miserabel es war, etwas, wovon die meisten Menschen nur träumen konnten. Es war alles eine Illusion, und er war einer der Rock'n'Roll-Elite, ein Held. Jetzt wurde auf seinen Ursprung reduziert und nichts anderes zählte. Er fühlte die Dornen, die sein Herz umschlossen und zum ersten Mal seit langem fühlte er sich wie ein Mensch. Er unterdrückte seinen spirituellen Drogenmißbrauch. Er zerstörte seine Gesundheit und seine persönliche Entwicklung mit der Sucht. Er verblendete sich selbst weil er Angst hatte zu sehen, was sein wirklicher Zweck, sein Geschenk im Leben war, nämlich ehrlich zu sich selbst zu sein. Und diese innere Ehrlichkeit fand er nur, wenn er seine Musik spielte. Er schlug sanft die Klaviertasten an und erweckte Melodien über seine Finger zum Leben. Er kümmerte sich nicht darum, wie sehr seine Hand schmerzte, er beharrte darauf, Musik zu machen. Er war entschlossen, für Elizabeth und alle anderen Engel zu spielen. Mit jeder fließenden Passage, sämtlicher Harmonie, jedem musikalischen Akzent ließ sein innerer Schmerz ein wenig nach. Mit jeder gespielten Note bekam er mehr und mehr eins mit der Musik. Stark schwitzend bemerkte Mayne, daß sich hinter ihm etwas rührte. Er versuchte, es so lang wie möglich zu ignorieren. Letztlich drehte er sich um und sah hohe Flammen aus seinem Schlafzimmer kommen. Zuerst dachte er, daß es nur Einbildung wäre, aber das Feuer brannte wirklich und bewegte sich in seine Richtung. Seine Lieblingsgitarre stand bereits in Flammen und war fast zerstört. Er wollte sie retten, aber es ging nicht. Er lehnte es ab, sein Klavierspiel zu unterbrechen. Elizabeth hörte zu. Jedes Mal, wenn seine Finger die Tasten des Steinways anschlugen, beschmutzte das Feuerrot die elfenbeinfarbenen Tasten und verschmierte sie. Er ignorierte die kleinen, roten Flecke und ließ seine Finger zwischen sie gleiten. Narbige Venen traten aus seinem Vorderarm hervor und der Schweiß rann sein Gesicht hinunter. Alles, was er im Leben hatte tun wollen, war, seine Musik zu spielen und nun tat er es. Für einen Moment fühlte er sich von seinen Dämonen befreit. Er fasste all seinen Mut zusammen und begann, „Without you“ mit seiner natürlichen rauen Stimme zu singen. Der dicke Teppichboden entwickelte sich zu einem Inferno, als eine Riesenflamme hochschoss und sich um das Klavier ausbreitete. Als die Flammen das Appartment verschlangen, schrie Mayne nicht und verspielte keine Note.

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