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22.09.2009
13:00 Uhr
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Europas Schönster Der TOP!-Tipp im Oktober von RICARDO M. Sehr verehrtes Publikum, so langsam wird es Herbst! Und auch Sie zum welken Blatt! Falten, hängende Haut, graue Strähnchen: der Lack ist ab. Als TOP!-Produkt-Experte bappe ich Ihnen hiermit den neonorange leuchtenden TOP!-Alles-Muss-Raus-Aufkleber auf die Stirn: „Verfallsdatum abgelaufen!“ Doch TOP!-Scherz beiseite! Als flotter Mitfuffziger (seit cirka 1992 55 Jahre jung!) verrate ich Ihnen hier exklusiv meine persönlichen Jungbrunnen-Tipps! Erstens: Beauty-Produkte so viel und so oft Sie können! Seit Mitte der 70er Jahre wende ich ausschließlich TOP!Pflege-Produkte aus meinen Verkaufsshows an. Das Ergebnis sehen Sie links. Sprechen Sie mich an! Zweitens: Ihre Ernährung! Ich empfehle Ihnen holländische Light-Produkte der Marke „Antje‘s Proppen“ (bei mir exklusiv zum TOP!-Preis von 189 Euro 95 – sechs TOP!Light-Produkte im Monats-Abonnement-Spar-Preis). Foto: rubenundcaroline.com Zu guter Letzt: Die Beauty-OP. Hier vermittle ich Ihnen – im Backstage-Bereich – herzlich gern die Kontaktdaten eines TOP!-Chirurgen von der jugendlichen Copa Cabana. Tropica Olé! Wie man sich über 55 jung hält? Ahäm, Pardon. Da muss ich passen. Da fehlt mir einfach die Lebenserfahrung... Bleiben Sie so jung wie Sie sind, Ihr RICARDO M. www.ricardo-m.com
Was ein Brett: Sergio Lara aus Barcelona wurde in Oslo zum Mr. Gay Europe 2009 gewählt. Der 26jährige aus Barcelona stach im Finale die Konkurrenten aus Island und Irland aus. Seinen Sieg sieht er auch als Chance, Kontakte zu knüpfen und als Model zu arbeiten. Vorgänger Antonio Pedro, Mr Gay Europe 2008, kam nach seinem Sieg allerdings in die Kritik, da er als Darsteller zweier Pornostreifen mitwirkte. Die „Mr Gay Europe“-Veranstalter erklärten dazu: „Unsere Organisation ist an den Zukunftsplänen unserer Mitglieder interessiert. Und wir möchten diejenigen unterstützen, die aus der Porno-Industrie wieder raus wollen. Mr Gay Europe steht für Toleranz, Verständnis und Akzeptanz“. Mit Sergio Lara ist das einfacher: der ist zum Glück „nur“ Psychologiestudent. BJÖ www.mrgayeurope.com
Ich habe einen Traum: Die Schwulen ins Kolosseum. Aber mit den Löwen! Unbekannte spannten den Spruch auf einem Transparent in der römischen Via Cavour auf. Die Straße gilt als schwule Ausgehmeile.
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Jahre alt wurde Günter Kießling. Er starb am 28. August. Der heterosexuelle Vier-Sterne-General wurde 1984 wegen angeblicher Homosexualität aus der Bundeswehr entlassen und zwei Monate später rehabilitiert – die wohl letzte große Homosex-Affäre der Bundesrepublik.
Was den schwulen Hamburger bewegte hinnerk, Oktober 1998. Ende der Neunziger war der Gedanke von gay liberation weltweit ein gutes Stück vorangekommen. In Hamburg drückte sich das in der Hamburger Ehe oder im CSD aus, der zu einem der größten Events der Stadt geworden war. In diese Aufbruchstimmung platzte die Nachricht vom brutalen Mord an Matthew Shephard, einem 21-jährigen, offen schwulen Collegestudenten aus Wyoming, USA. Shephard hatte in einer Bar zwei gleichaltrige Männer kennengelernt, die ihn auf dem Weg nach Hause aus homophoben Gründen beraubten, mit Schlägen schwer verletzten und ihn an einen Zaun banden, an dem er erst 19 Stunden später gefunden wurde. Eine Woche später erlag er seinen schweren Verletzungen. Die Tä-
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ter wurden gefasst, waren geständig und wurden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Neben der Grausamkeit des Verbrechens schockierte das gesellschaftliche Umfeld, in dem diese Tat geschehen konnte. Religiöse rechte Gruppen begrüßten den Mord ausdrücklich („Gott hasst Homos“ oder „Aids tötet Homos“). Das erschütterte die amerikanische Gesellschaft nachhaltig und löste eine breite Solidaritätswelle für Opfer von Homophobie und sogenannten hate crimes aus. Die Brutalität des Verbrechens erinnerte schmerzhaft daran, zu welchen Auswüchsen Intoleranz und religiöse Verblendung führen können. Seither ist der Name Matthew Shephard eine Mahnung, dies nicht zu vergessen. Auch in Hamburg. PEGE