Heliotherapie

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www.laborzentrum.org Fortbildung 27.05.2009

„Vitamin D und Heliotherapie“ Alexander Wunsch Heidelberg © Alexander Wunsch

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Ich möchte heute an die Heliotherapie erinnern, die über 50 Jahre hinweg, nämlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, also in der prä-antibiotischen Ära, eine wichtige Rolle nicht nur in der Behandlung der Rachitis spielte, sondern besonders bei der Behandlung der Tuberkulose in ihren verschiedenen Manifestationsformen umfangreiche Anwendung fand.

Niels Ryberg Finsen

Niels Ryberg Finsen 1860 - 1904

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1882-1890: Medizinstudium an der Universität Kopenhagen

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1893: Rotlichtbehandlung Pockenkranker

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1896: Gründung eines Instituts zur Erforschung der Lichttherapie in Kopenhagen

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1903: Nobelpreis der Medizin und Physiologie für die Entwicklung der Lichttherapie

!

1904: Finsen verstirbt an den Folgen des Pick-Syndroms (diagn. 1883) am 24.09.1904 in Kopenhagen

© Alexander Wunsch

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Pionier der modernen Lichttherapie war Niels Ryberg Finsen, hier auf Folie 2, der sich um die Behandlung von Lupus vulgaris als Haut-Manifestation der Tuberkulose weltweit verdient gemacht hatte, was ihm 1903 den Medizin-Nobelpreis eintrug.

Lupus Vulgaris-Patientin

© Alexander Wunsch

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Gehen wir weiter zur Folie 3. Hier sehen wir eine Patientin, die durch die Finsen-Methode geheilt wurde. Durch die Anwendung von konzentriertem Sonnenlicht wurde eine Lichtentzündung der Haut induziert, in deren Folge der Körper die Erreger aus eigener Kraft beseitigen konnte. Das hervorragende kosmetische Ergebnis, das mit der Finsen-Methode erreicht werden konnte, machte diese zur Behandlungsmethode der Wahl, die allen anderen Therapieoptionen, speziell der chirurgischen Intervention, deutlich überlegen war.

August Rollier

August Rollier, Leysin

© Alexander Wunsch

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In der Schweiz entwickelte sich im Hochgebirge die ausgeprägteste Formen der Heliotherapie unter maßgeblicher Leitung von August Rollier. Rollier verstand es, die Anwendung des Sonnenlichtes nicht nur auf dem Gebiete der Therapie, sondern auch auf dem der Prophylaxe und Hygiene in meisterlicher Weise durchzuführen. Bitte beachten Sie den Kopfschutz, der in den beiden Beispielen rechts deutlich zu erkennen ist.

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Rollier´s Patienten 2

3

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© Alexander Wunsch

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Die Abbildungen auf Seite fünf zeigen ein Waisenkind mit einer schweren Form der chirurgischen Tuberkulose. Die Abbildungen 1 und 2 zeigen den Knaben im Zustand einer multiplen, superinfizierten Tuberkulose. Der viereinhalb Jahre alte Patient zeigte bei der Aufnahme 34 Herde von Osteitis, Periostitis, Adenitis mit zahlreichen Fisteln. Man sieht hier das Bild einer vorgeschrittenen Tuberkulose beider Füße und der rechten Hand, dazu schwere linksseitige Lungentuberkulose mit Peritonitis und deutlicher Kachexie. Bild Nummer drei zeigt den kleinen Patienten nach einem Jahr Heliotherapie, die Abbildung 4 wurde zweieinhalb Jahre nach Beginn der Behandlung gemacht.

Schema der vegetativen Grundumschaltung (nach Hoff, 1934) RHT NSC

© Alexander Wunsch

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Rollier verstand es wie kaum ein anderer, eine vegetative Grundumschaltung im Sinne von Ferdinand Hoff herbeizuführen, wobei neben klimatischen Aspekten vor allem das Sonnenlicht eine zentrale Rolle in der Behandlung spielte. Aus heutiger Sicht kann man die Heliotherapie als eine chronobiologisch rhythmisierende Hormonbehandlung mit natürlichen Mitteln verstehen. Sie sorgt für erhöhte Cortisolspiegel und Vitamin D- Spiegel am Tag und für einen erhöhten Melatoninspiegel in der Nacht im Sinne einer Regulation und Harmonisierung eines antagonistisch-synergetischen Systems. Das Schema der vegetativen Grundumschaltung veranschaulicht die vielen miteinander gekoppelten Prozesse, die im Kontext einer Infektionsbewältigung im Körper ablaufen. Die Wirkung von Licht über Auge, retinohypothalamischen Trakt und Nucleus Suprachiasmaticus auf das Zwischenhirn wurden von mir ergänzt.

© Alexander Wunsch

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Schon 1988 forderte Stumpf dazu auf, die Rolle von Melatonin nicht nur auf die eines Schlafhormons zu reduzieren und die Rolle von Vitamin D als Kalziumregulator auf die eines Sonnenhormons mit weitreichenden Wirkungen eines Steroidhormons zu erweitern, für das in praktisch allen untersuchten Körperzellen spezifische Vitamin D-Rezeptoren gefunden wurden. Die modernen Industriegesellschaften leiden praktisch zwangsläufig an Vitamin D-Mangel, wobei selbst großzügige Supplementierung hinter denjenigen Konzentrationen weit zurückbleibt, die durch gezielte Sonnenbestrahlung erreichbar sind. Schon 10 bis 20 Minuten Sonneneinwirkung führt zu Äquivalenten von 10.000 bis 20.000 Einheiten Vitamin D 3. Wenn man sich länger als 20 Minuten im Sonnenlicht aufhält, wird ein Gleichgewicht zwischen Aufbau und Abbau von Provitamin D erreicht, so dass in dieser Hinsicht kein weiterer Nutzen im Sinne von optimaler Sonnenhormon- Versorgung zu erwarten ist.

Besonnungsregeln

Jahreszeitliche Schwankung der Erythemempfindlichkeit

Sonnengewöhnungsschema nach Rollier

Stufenweise Sonnengewöhnung, siehe Schema nach Rollier ! Ziel: kurze Expositionszeit, hohe Vitamin D-Bildung ! Große Hautflächen der Sonne aussetzen, Kopf schützen ! High Noon: maximaler UVB-Gehalt, kürzeste UVA-Exposition ! Keine Lichtschutzfilter verwenden ! 20 min. Ganzkörperexposition = 10 000 bis 20 000 I.E. Vitamin D! ! Kein zusätzlicher Vit. D-Benefit bei Exposition > 20 Minuten! !

© Alexander Wunsch

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Nach den Empfehlungen der Internationalen Beleuchtungskommission CIE sollte die ideale Anwendung der Sonne erfolgen wenn diese am höchsten steht, weil dann der UVB-Anteil, der für die Hormonbildung verantwortlich ist, am größten ist, so dass in der kürzesten Zeit der maximale Effekt erzielt wird. Dies ist unter anderem deswegen wichtig, weil dadurch die UV-A Dosis im Hinblick auf mögliche Hautschäden so niedrig wie möglich gehalten wird. Die Bestrahlung sollte auf den ganzen Körper, also großflächig, mit Ausnahme des Kopfes erfolgen. Sonnenbrillen und Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor sind für diese Form der Heliotherapie kontraindiziert, da sie die ganzen Effekte zunichte machen. Es muss eine schrittweise Sonnengewöhnung erfolgen, man fängt also mit 5 Minuten, bei empfindlicher Haut eventuell sogar kürzer, z.B. 3 Minuten, an. Wird diese Dosis ohne Erythembildung, die sich eventuell nach zwei bis vier Stunden einstellt, vertragen, kann sie am Folgetag verdoppelt werden, bis eine tägliche Expositionsdauer von maximal 20 bis 30 Minuten erreicht ist. Nach vier Wochen Sonnenexposition nach obigen Regeln hat sich eine Lichtschwiele ausgebildet, die zusammen mit der Pigmentierung für einen natürlichen Lichtschutzfaktor in der Größenordnung von 50 sorgt. Die Verdickung der Hautschichten verhindert auch effektiv das tiefere Eindringen der UVA-Strahlung.

Benefit optimaler Vitamin D-Versorgung !

Vitamin D-Mangel herrscht bei Werten unter 20 ng/ml.

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Schwerer Mangel herrscht bei Werten unter 10 ng/ml.

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Dünndarm

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Bluthochdruck

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Dickdarm

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Kardiovaskuläre Erkrankungen

Ausreichende Versorgung bei 30 bis 60 ng/ml.

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Niere

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Brustkrebs

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Knochen

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Dickdarmkrebs

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Schilddrüse

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Osteopenie und Osteoporose

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Nebenschilddrüse

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Infektionskrankheiten wie Tuberkulose

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Rachitis

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Multiple Sklerose

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Morbus Crohn

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empfohlene Tagesdosis früher 5 bis 12,5 Mikrogramm

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Körpergewebe mit Vitamin D3-Rezeptoren

!

empfohlene Tagesdosis heute 25 bis 50 Mikrogramm 12,5 Mikrogramm entsprechen 500 I. E. 20 Minuten GanzkörperBesonnung ohne Schutzfilter bei Sonnenhöchststand ergeben in unseren Breitengraden im Sommer das Äquivalent von 10 000 bis 20 000 I. E. Vitamin D

Haut (Epidermis, Basalzellen, Fibroblasten, Endothelzellen, Melanozyten)

!

Vitamin D-Mangel ist ein Risikofaktor für:

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Skelettmuskulatur

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Diabetes mellitus Typ 1

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Herzmuskulatur

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Systemischer Lupus erythematodes

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Glatte Muskulatur

!

Allgemein erhöhte Sterblichkeit

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Hypophyse

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! !

!

Ovarien, Testes, Brustdrüse, Uterus, Prostata, Plazenta Thymus, Pankreas Zirkulierende, aktivierte Lymphozyten Monozyten, Makrophagen

© Alexander Wunsch

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In der linken Spalte finden sich einige konkrete Daten zu Vitamin D-Mangel und Vitamin DVersorgung. Die mittlere Spalte listet verschiedene Körpergewebe mit Vitamin D3-Rezeptoren auf und verdeutlicht damit, dass Vitamin D nicht nur für den Kalziumstoffwechsel verantwortlich ist, sondern eine vielfältige Rolle im Organismus übernimmt. Die rechte Spalte listet die Krankheitsbilder auf, die mit einem Vitamin D-Mangel in Verbindung gebracht werden. Vitamin D-Mangel erhöht das Erkrankungsrisiko für Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Diabetes, metabolisches Syndrom und Osteoporose, so dass es im Sinne einer Vorsorge angebracht ist, eine ausreichende, besser aber optimale SonnenhormonVersorgung anzustreben.

Kontakt:

Alexander Wunsch Bergheimer Strasse 116 69115 Heidelberg email: [email protected] www.lichtbiologie.de www.international-light-association.eu DVD mit audiovisuellem Vortrag (ca. 120 min.): „Lichtbiologie - die Rolle des Lichts in der Medizin“, zu beziehen über den Autor.

© Alexander Wunsch

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Wichtiger Hinweis zu gesundheitlichen Themen! Informationen aus dem Internet sollten niemals als alleinige Quelle für gesundheitsbezogene Entscheidungen verwandt werden. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Bei Erkrankungen von Tieren konsultieren Sie einen Tierarzt. Erkenntnisse in der Medizin unterliegen einem laufenden Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Diese Präsentation wird vom Autor nach bestem Wissen bereitgestellt. Trotz ausführlicher Recherche können Teile davon falsch sein und möglicherweise sogar gesundheitsgefährdende Empfehlungen enthalten, da sie lediglich den heutigen Stand der Erkenntnis reflektieren können. Medikamente (Vitamine und Heilkräuter eingeschlossen) sollten niemals ohne Absprache mit einem Arzt oder Apotheker eingenommen werden! Dosisangaben sind gründlich zu überprüfen. Der Autor schließt ausdrücklich eine Haftung in jedweder Form aus!

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