Lichtassoziierte Krankheiten Im Alter

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Lichtassoziierte Krankheiten im Alter Alexander Wunsch

Einleitung Licht und die Vorgänge des Lebens sind auf der Erde innig miteinander verknüpft. Fast jedes Lebewesen schöpft seine Energie aus dem Licht der Sonne, an das die meisten Tiere und Pflanzen ideal angepasst sind. Auch der Mensch trägt eindeutige Zeichen, die sich im Laufe der Evolution in seinen Körper eingeprägt haben, so z.B. die verschiedenen Pigmentierungen von Augen, Haaren und Haut, wie man sie als Anpassung an die örtlichen Lichtbedingungen in großer Vielfalt über den Erdball verteilt findet. Bis vor 130 Jahren waren die wichtigsten Lichtquellen Sonne und Mond, beide spielen z.B. für die chronobiologische Anpassung an die Umgebung eine zentrale Rolle. Im Zuge von Verstädterung und Industrialisierung haben die natürlichen Lichtsignale mehr und mehr an Bedeutung verloren und wurden durch künstliche Lichtquellen ersetzt. Der zivilierte Mensch verbringt statistisch betrachtet über 90% der Zeit in geschlossenen Räumen und ist damit primär dem Einfluss von Kunstlicht ausgesetzt. Dieses Kunstlicht kann das natürliche Sonnenlicht niemals ersetzen, daher hat sich der Begriff der "biologischen Dunkelheit" gebildet: Unsere Augen nehmen das Kunstlicht zwar wahr, unserem Körper ist das jedoch nicht genug. Ein Teil der lichtabhängigen Krankheiten entsteht dann, wenn der Körper zu wenig natürliches Sonnenlicht bekommt, der andere Teil kann durch ein Zuviel an Kunstlicht hervorgerufen werden. Lichtmangelkrankheiten Diese Gruppe lichtabhängiger Erkrankungen wird durch das Fehlen von Sonnenlicht hervorgerufen und zeigte sich seit Beginn der Industrialisierung. Klassische Dunkelkrankheiten waren damals Tuberkulose und Rachitis, beide werden heute nicht mehr mit Sonnenlicht, sondern im Fall der Tuberkulose mit Antibiotika und im Fall der Rachitis mit Hormonersatztherapie (Vitamin D) behandelt. Vitamin D wird durch UV-Anteile im Sonnenlicht in der Haut gebildet und ist nicht nur für den Knochenstoffwechsel von zentraler Bedeutung, sondern auch für Immunsystem, Herz-Kreislauf-Organe und Gefäße. Neueste Studien zeigen auf, dass Vitamin D vor den meisten Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Multipler Sklerose und Osteoporose schützt. Lichtüberschuss-Krankheiten Zuviel Sonnenlicht ist ebenfalls ungesund und kann zu Sonnenbrand, Sonnenstich, Hautkrebs sowie zu Augenerkrankungen wie Grauem Star und Altersbedingter Makuladegeneration (AMD) führen. Neueste Erkenntnisse legen jedoch nahe, dass auch zu viel Kunstlicht nachteilige Wirkungen hat, besonders dann, wenn seine Spektralverteilung stark von der natürlicher Lichtquellen abweicht. Besonders die modernen Fluoreszenzlampen und Energiesparlampen weisen unnatürlich starke Blauanteile auf, die sowohl für die Netzhaut des Auges als auch für die Homöostase im Hormonsystem nachteilige Wirkungen haben. In diesem Zusammenhang muss man auch die Empfehlungen von Lichtplanern und Lichttechnikern kritisch hinterfragen, die in Richtung immer höherer Farbtemperaturen in der Allgemeinbeleuchtung gehen. Je höher der circadiane Wirkungsfaktor einer Kunstlichtquelle ist, desto größer ist ihr Potential, eine systemische Stressreaktion im Organismus auszulösen und die Netzhaut des Auges zu schädigen, was verstärkt für alte Menschen und AMD als Grunderkrankung zutrifft. Fazit Gute Architektur und Lichtplanung für die Lebensräume älterer und alter Menschen sollte nicht nur auf Kunstlicht vertrauen, sondern in erster Linie für echtes Tageslicht sorgen und leichten Zugang zu sonnenlichtdurchfluteten Bereichen ermöglichen.

Potentiell lichtassoziierte Erkrankungen und Regulationsstörungen Kunstlicht (Hg) zu wenig

zu viel

Sonnenlicht zu viel

zu wenig

Sonnenbrand Sonnenstich Kreislaufschock chronobiologische Störungen Winterdepression

chronobiologische Störungen Schlafstörungen MelatoninUnterdrückung

chronobiologische Störungen Winterdepression Melatonin-Unterdrückung

systemischer Stress

vegetative Dystonie Rachitis Osteoporose

Diabetes mellitus

Diabetes mellitus

Arteriosklerose Bluthochdruck Herz-KreislaufErkrankungen

Arteriosklerose Bluthochdruck Herz-KreislaufErkrankungen

Brustkrebs Prostatakrebs Dickdarmkrebs

Hautkrebs

malignes Melanom

malignes Melanom

Brustkrebs Prostatakrebs Dickdarmkrebs

Multiple Sklerose M. Alzheimer faltige Haut Grauer Star AMD

Pergamenthaut

Grauer Star AMD

Für viele der genannten Effekte gilt, dass der jeweilige Zusammenhang wissenschaftlich noch nicht abschließend bewertet ist, obwohl historische Hinweise, pathophysiologische Mechanismen, Zell- oder Tierversuche bzw. epidemiologische Untersuchungen dazu vorliegen. Die Angaben zu Kunstlicht beziehen sich in erster Linie auf Quecksilberdampf-Entladungslampen, da diese einen deutlich höheren hormonaktiven Blauanteil haben als Glühlampen.

Alexander Wunsch ist Humanmediziner und Lichttherapeut. Seine Tätigkeitsfelder und Forschungsinteressen sind die Geschichte der Lichtbiologie, Lichtwirkung auf Zellebene sowie die Photoendokrinologie und Anwendung der Photomedizin beim Menschen. Er ist Mitglied der Lichttechnischen Gesellschaft und seit 2007 Präsident der International Light Association, einer internationalen Organisation zur Förderung der Lichttherapie mit Sitz in Belgien. Anschrift des Verfassers Alexander Wunsch, Bergheimer Strasse 116, 69115 Heidelberg email: [email protected] www.lichtbiologie.de

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