Erfolg In Der Popmusik Einleitung Gliederung

  • May 2020
  • PDF

This document was uploaded by user and they confirmed that they have the permission to share it. If you are author or own the copyright of this book, please report to us by using this DMCA report form. Report DMCA


Overview

Download & View Erfolg In Der Popmusik Einleitung Gliederung as PDF for free.

More details

  • Words: 2,639
  • Pages: 14
Universität Paderborn Fakultät für Kulturwissenschaften Institut für Medienwissenschaften ________________________________________________

Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Medienwissenschaftlers

Erfolgsfaktoren in der Popmusik / Beispiel Fools Garden

vorgelegt von: Olaf Menne Franz-Egon-Str. 14 33102 Paderborn Tel.: 05251 / 8787647 Matr.-Nr.: 6111204

vorgelegt bei: Prof. Dr. Hartmut Winkler Dr. Ralf Adelmann (Zweitkorrektor) Universität Paderborn

Paderborn, 21.02.2006

Eidesstattliche Erklärung:

Hiermit erkläre ich an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne unerlaubte fremde Hilfe angefertigt, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Paderborn, 21.02.2006

Inhalt 1 Einleitung.........................................................................................................1 2 Die Hörer und ihre Bedürfnisse........................................................................7 2.1 Die passive Masse .....................................................................................7 2.2 Pop als Glücksmoment ..............................................................................9 2.2.1 Die Leiden des Menschen.....................................................................9 2.2.2 Streben nach Glück............................................................................10 2.2.3 Zurück zum ozeanischen Gefühl........................................................10 2.3 Das aktive Publikum ................................................................................11 2.3.1 Subkulturen........................................................................................12 2.3.2 Stil und Individualisierung .................................................................13 2.4 Zusammenführung...................................................................................14 2.4.1 Offene Populärkultur .........................................................................15 2.4.2 Leitbedeutungen................................................................................16 2.4.3 Identifizierung....................................................................................17 3 Die Seite der Produktion................................................................................19 3.1 Der kaufmännische Part...........................................................................19 3.1.1 Zur Struktur der Musikwirtschaft........................................................21 3.1.2 Zur Situation der Musikwirtschaft......................................................23 3.1.2.1 Mögliche Begründungen..............................................................23 3.1.2.2 Maßnahmen.................................................................................25 3.1.3 Zukunftsoptionen...............................................................................27 3.1.3.1 Das Potato-System.......................................................................27 3.1.3.2 Preissegmentierungen.................................................................29 3.1.3.3 Die gläserne Plattenfirma............................................................30 3.1.4 Aktuelle Erfolgsbeispiele....................................................................32 3.1.4.1 Marillion.......................................................................................32 3.1.4.2 Kettcar.........................................................................................35 3.1.4.3 RTL Enterprises............................................................................36 3.1.4.4 Klingelton-Marketing....................................................................37 3.2 Der künstlerische Part..............................................................................39 3.2.1 Starkult...............................................................................................39 3.2.2 Starschemata.....................................................................................41 3.2.2.1 Der Rebell ...................................................................................41 3.2.2.2 Der Aufsteiger..............................................................................42 3.2.2.3 Der Stellvertreter.........................................................................43 3.2.2.4 Das Wunschbild............................................................................43 3.2.2.5 Die Projektionsfläche...................................................................46 4 Der Song........................................................................................................49 4.1 Zur Rangfolge der Einflussfaktoren..........................................................50 4.2 Gliederung der Analyse............................................................................52 4.3 Songwriting..............................................................................................53 4.3.1 Die Grundidee – Inspiration................................................................53 4.3.2 Die Konstruktion des Songs................................................................54 i

4.3.3 Thematik und Inhalt...........................................................................56 4.3.3.1 Mythen – zwischen Produktion und Publikum...............................58 4.3.3.2 Mythen des Rock..........................................................................59 4.3.3.3 Die Mystik des Songtitels.............................................................60 4.3.4 Die richtigen Worte ...........................................................................61 4.3.4.1 Hinter dem Wort: Der Wortklang..................................................63 4.3.4.2 Prägende Worte ..........................................................................63 4.3.5 Die Geschichte...................................................................................64 4.3.5.1 Die Heldengeschichte..................................................................65 4.3.5.2 Die Perspektive............................................................................70 4.4 Musikalische Aspekte...............................................................................71 4.4.1 Harmonik............................................................................................72 4.4.2 Melodik...............................................................................................73 4.4.3 Rhythmus...........................................................................................75 4.4.3.1 Funktionen ..................................................................................75 4.4.3.2 Körperlichkeit...............................................................................76 4.4.3.3 „Schwarze Wurzeln“.....................................................................76 4.4.3.4 Rhythmus bei Lemon Tree............................................................77 4.4.4 Instrumentation .................................................................................79 4.4.4.1 Ungewöhnliche Instrumente........................................................79 4.4.4.2 Die Sonderrolle der Stimme.........................................................80 4.5 Die Abmischung / Klanggestaltung...........................................................83 4.5.1 Einblick in die Möglichkeiten der Klanggestaltung.............................83 4.5.2 Funktion und Ziel der Klanggestaltung..............................................83 4.5.3 Die Wirkung unterschiedlicher Lemon Tree Abmischungen ...............84 4.5.3.1 Ergebnisse...................................................................................85 4.5.3.2 Interpretation...............................................................................85 Fazit...................................................................................................................87 Literaturverzeichnis..........................................................................................91 Abbildungsverzeichnis.......................................................................................99

ii

Einleitung

Seite 1

1 Einleitung I wonder how, I wonder why Yesterday you told me ‘bout the blue, blue sky. And all that I can see Is just a yellow lemon tree. aus Fools Garden1: „Lemon Tree” Im Herbst 1995 wurde der Song „Lemon Tree“ von der Rockband Fools Garden aus Pforzheim als Vorabsingle ihres Albums „Dish Of The Day“ veröffentlicht. Lemon Tree2 entwickelte sich zu einem weltweiten Hit: In Deutschland hielt sich die Single 36 Wochen in den Singlecharts, davon 15 Wochen unter den Top-Ten.3 Insgesamt wurde der Titel in 45 Sprachen übersetzt und in 40 Ländern veröffentlicht. In Deutschland (dreifach), der Schweiz, Österreich, Belgien, Dänemark und Frankreich wurde die Single mit Gold ausgezeichnet; in Norwegen und Irland erhielten Fools Garden4 sogar Platin. Das kurze Zeit später erschienene Album „Dish Of The Day“ schaffte ebenfalls den Sprung an die Spitze zahlreicher Charts, erlangte den Platinstatus in Deutschland und Gold in den Ländern Österreich, Schweiz, Dänemark, Italien, Singapur, Hongkong und Malaysia. 1996 wurde die Band als erfolgreichste Nachwuchsband mit dem Bambi, der Goldenen Europa, der Goldenen Stimmgabel und dem Echo ausgezeichnet.5 Fools Garden konnten diesen Erfolg bisher nicht wiederholen. Nachfolgende Singles platzierten sich nicht mehr in den Top1

Seit der Veröffentlichung des Albums „Welcome to the real world“ schreibt die Band ihren Bandnamen ohne Apostroph. Alte Veröffentlichungen verwenden noch die Schreibweise „Fool's Garden“. Im Folgenden wird ausschließlich die neue Schreibweise verwendet. 2 Aufgrund des zentralen Stellenwerts und häufigen Gebrauchs des Songtitels „Lemon Tree“ in dieser Arbeit werde ich im Folgenden auf eine Kennzeichnung des Begriffs als Songtitel durch Anführungszeichen verzichten. 3 vgl. Meyer, Holger: Charts Surfer Musik / Suchergebnis: "lemon tree" in Deutsche Single-Charts ab 1956. Online im Internet: www.charts-surfer.de [abgerufen am 10.12.2005] 4 Ich verwende nach Bandnamen den Plural, um auf diese Weise zu betonen, dass jede Band aus mehreren Mitgliedern besteht. 5 vgl. Munzinger-Archiv: Pop-Archiv International 11/02. Ravensburg: Munzinger-Archiv GmbH 1990, Eintrag zu Fools Garden [ohne Seitenangaben]

Einleitung

Seite 2

Ten der Verkaufshitparaden und auch die Verkaufszahlen der weiteren Alben konnten nie mehr an das einmal erreichte Niveau heranreichen. Fools Garden werden daher häufig als eine sogenannte „One Hit Wonder“-Band bezeichnet. Damit sind Bands oder Musiker gemeint, die nur mit einem einzigen Lied hochplatziert in den Verkaufs-Hitparaden auftauch(t)en. Oft zählen musikalische Ausflüge von prominenten Persönlichkeiten zu den musikalischen „Eintagsfliegen“. Auch Songs, die zu einem bestimmten Anlass produziert wurden, wie zum Beispiel Sommerhits, Titelsongs eines Films oder eines Werbespots stellen typische Ausprägungen der „One Hit Wonders“ dar. Fools Garden können nicht in diese Kategorien eingeordnet werden, was eine Untersuchung ihres „Falls“ besonders reizvoll macht. Am Beispiel der Band und ihres Hits Lemon Tree sollen in dieser Arbeit Aspekte aufgezeigt werden, die für den Erfolg in der Popmusik eine Rolle spielen. In Zeiten, in denen sich die traditionelle Tonträgerindustrie in einer Krise und einem Umbruch befindet6, erscheint mir ein solches Thema sehr relevant. Für Musiker und Plattenfirmen spielen erfolgreiche Songs eine immer größere Rolle; eine in den 1990er Jahren verfolgte Veröffentlichungspolitik, bei der einem kommerziell erfolgreichen Produkt neun defizitäre gegenüberstanden, ist heute längst nicht mehr tragbar.7 Diese Arbeit soll daher dazu beitragen, den Blick für erfolgsversprechende Faktoren in der Popmusik zu schärfen. 6

Laut Angaben des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft, die 91% des deutschen Musikmarktes repräsentiert, sank der Branchenumsatz seit 1997 um fast 40%. vgl. Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft: Jahreswirtschaftsbericht 2004. Online im Internet: http://www.ifpi.de/jb/2005/umsatz.pdf [abgerufen am 14.01.2006] 7 vgl. Röttgers, Janko: Mix, Burn & RIP. Das Ende der Musikindustrie. [Netzausgabe] Hannover: Verlag Heinz Heise 2003. Online im Internet: http://www.lowpass.cc/Janko_Roettgers_Mix_Burn_RIP.pdf, S. 123 [abgerufen am 15.01.2006] Lau publizierte sogar, dass in den USA im Jahr 2001 von 6455 CDVeröffentlichungen der Major Companies nur 112 rentabel waren. Das entspricht 1,7 Prozent. vgl. Lau, Peter: Musik für Erwachsene (2). In: brandeins 09/2002, S. 42. Online im Internet: http://www.brandeins.de/ximages/11407_036musikfu.pdf [abgerufen am 15.01.2006]

Einleitung

Seite 3

Wenn es um eine wissenschaftliche Untersuchung der Erfolgsfaktoren in der Popmusik geht, soll dies nicht bedeuten, dass es so etwas wie ein Patentrezept für Hits gibt. Ein solch „heiliger Gral“ wird nicht zu finden sein, auch wenn eine schier unüberschaubare Flut an Publikationen zu dieser Thematik einen solchen Anschein erwecken mag. Meine Ausführungen sollen eher als Leitfaden dienen, um das scheinbar unüberschaubare Geflecht, in dem sich die Popmusik bewegt, zu strukturieren. Viele unterschiedliche Erfolgsfaktoren sollen aufgezeigt und miteinander verknüpft werden. Dabei spielen Fachbereiche wie die Soziologie, Musik, Betriebswirtschaft und Psychologie eine wichtige Rolle, die in dieser Arbeit jedoch nicht in aller Tiefe berücksichtigt werden können. Vielmehr geht es darum, Verbindungen der einzelnen Diskurse aufzuzeigen, dabei jedoch nicht das zu untersuchende Fallbeispiel Fools Garden aus den Augen zu verlieren. Diese Arbeit verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, um die Mehrdimensionalität der Erfolgsfaktoren aufzuzeigen. Seit Adorno in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Basis für eine wissenschaftliche Forschung in Bezug auf populäre Musik gelegt hat8, besteht die Forderung nach einer fächerübergreifenden Herangehensweise, da populäre Musik immer auch stark durch außermusikalische Faktoren geprägt ist. Dieser Forderung wird aber nur selten nachgekommen: Von Schoenebeck stellte 1987 in ihrer Habilitationsschrift zum Thema „Was macht Musik populär?“ fest, dass die meisten Beiträge aus dem Bereich der Musiksoziologie stammen, bei diesen jedoch meistens keine interdisziplinären Ansätze entwickelt worden sind.9 Häufig beschränken sich die Autoren darauf, die von Adorno entwickelten Ansätze weiter zu konkretisieren bzw. zu aktualisieren.10 Neben der soziologischen Sichtweise auf das Phänomen des Erfolgs in der Popmusik sind vor allem die wirtschaftlichen Aspekte zum Thema umfangreich dokumentiert. Als Standardwerk gilt zum Beispiel das „Handbuch der Musikwirtschaft“.11 Daneben lassen sich ebenso Ratgeber zu Verträgen in der 8

zum Beispiel durch seinen Aufsatz „On popular music“ aus dem Jahr 1941 vgl. Adorno, Theodor: On Popular Music. In: Frith, Simon; Goodwin, Andrew: On Record. London: Roudledge 1990, S. 301-319 9 vgl. von Schoenebeck, Mechtild: Was macht Musik populär? Untersuchungen zu Theorie und Geschichte populärer Musik. Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang 1987, S. 142 10 vgl. ebd., S. 124

Einleitung

Seite 4

Musikindustrie12 anführen, wie Anleitungen für Bands zur Selbstvermarktung13, Portraits von erfolgreichen Managern14 und Darstellungen von Erfolgsgeschichten der Musikindustrie15. Auffallend ist dabei ein häufig aufzufindendes Defizit: Das Songwriting und die Beschäftigung mit Songinhalten wird oftmals vollkommen ausgeblendet. Auch in dem Buch „Star Making Machinery“ von Stokes, das viele Musiker als Klassiker ansehen, wird in den Ausführungen des Alltags einer Band, die ein neues Album produziert, nur auf die wirtschaftliche Situation der Band, die Vertragsverhandlungen, die Studioarbeit und das Tourneeleben eingegangen.16 Das Songwriting zählt Stokes offensichtlich nicht zur „Star Making Machinery“. Dass dieser Bereich für den Erfolg einer Band aber von enormer Wichtigkeit ist, stellt zum Beispiel Thomsen fest: Er beschreibt in dem Aufsatz „Präferenzbildung in der Popmusik aus musikindustrieller Sicht“ am Beispiel der Single „Ey La La“ von „La Montse“, wie die Vermarktung einer Single typischerweise abläuft.17 Er resümiert, dass die Marketingstrategie nie ein Garant für einen entsprechenden Erfolg sein kann.18 Das Musikstück müsse selbst das Potential haben, zuerst von den Medien und danach vom Endverbraucher akzeptiert zu werden.19 Maempel ist auch dieser Auffassung und kommt zu dem Schluss, dass Popsongs „selbstwerbende Produkte“ sind: „Während ein materielles Gebrauchsgut, 11

vgl. Moser, Rolf; Scheuermann, Andreas (Hrsg.): Handbuch der Musikwirtschaft. 4. Auflage. Starnberg, München: Josef Keller Verlag 1997 12 vgl. Lyng, Robert: Musik & Moneten. Wirtschaftliche Aspekte von Künstler-, Bandübernahme- und Produzentenverträgen. 2. Auflage. Bergkirchen: PPV Medien 2001 13 vgl. Hilberger, Manfred: Das Rock- & Pop-Business. Mühlheim: BandstandMusic 1997 oder Jahnke, Marlis: Der Weg zum Popstar. Mainz: Schott 1998 oder Stark, Jürgen: Überlebenskunst – Tips und Tricks für Musiker. Düsseldorf: Zebulon-Verlag 1995 14 vgl. York, Norton: The Rock File. Making it in the Music Business. New York: Oxford University Press 1991 15 vgl. zum Beispiel: Dannen, Fredric: Hit Men. Makler der Macht und das schnelle Geschäft im Musikgeschäft. Frankfurt am Main: Zweitausendeins 1998 16 vgl. Stokes, Geoffrey: Star-making-machinery. Indianapolis, New York: Bobbs-Merrill Company 1975 17 vgl. Thomsen, Kai: Präferenzbildung in der Popmusik. In: Rösing, Helmut und Phleps, Thomas (Hrsg.): NEUES zum Umgang mit ROCK- und POPMUSIK. Karben: CODA Musikservice + Verlag 1998, S. 49-67 18 vgl. ebd., S. 63 19 vgl. ebd.

Einleitung

Seite 5

beispielsweise ein Fahrrad, trotz schlechten Werbespots von guter Qualität sein mag (oder umgekehrt) und vom Verbraucher vor dem Kauf in gewissem Rahmen auf eben diese Qualität überprüft werden wird, fallen die durch Radio, Fernsehen oder Internet vermittelten Eigenschaften eines Popmusikstücks, welche eine werbende Funktion erfüllen müssen, weitestgehend mit den Eigenschaften des tatsächlich in Form eines Tonträgers erwerbbaren Popmusikstücks zusammen.“20 Auf dieser Erkenntnis basiert die Geschäftsidee des spanischen Unternehmens Polyphonic HMI. Die Firma hat eine Software entwickelt mit der sie behauptet, Voraussagen über die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Songs treffen zu können. Dazu hat Polyphonic – nach eigenen Angaben – 3,5 Millionen unterschiedliche Popsongs untersucht. Auf der Internetseite von Polyphonic wird die Funktionsweise der Software kurz erklärt:21 Das Programm analysiert einzelne Songelemente wie die Melodie, das Tempo, den Rhythmus, den Sound usw. und ordnet diesen mathematische Werte zu. Die mathematischen Eigenschaften jedes Songs werden gewichtet und so zusammengeführt, dass er als einzelner Punkt auf einem Koordinatensystem abbildbar wird. Polyphonic vergleicht diese Eigenschaften mit denen von Songs, die sich in ihrer Hitdatenbank befinden, welche nach Angaben der Firma aus sämtlichen Titeln der US und UK Top 30 Charts der letzten 5 Jahre besteht. Songs mit mathematischen Ähnlichkeiten stehen in einem Ergebnisraster eng zusammen. Die Firma hat festgestellt, dass sich Hits jeweils in ähnlichen Regionen ihres Rasters anordnen (vgl. Abbildung 1). Mit diesem Verfahren trifft die Firma Prognosen über die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Songs. Polyphonic weist aber auf weitere zwei Faktoren hin, die einen Hit ausmachen: Die richtige Promotion sei unersetzbar, um einen Song kommerziell erfolgreich zu machen: „While given the right kind of promotion and enough public repetition it can be argued that any song can become a hit of some sort, we help labels identify those songs that will rise the charts and sell in the stores with less resistance than other songs.”22 Außerdem müsse ein Song neben den mathematischen Aspekten, die ihre 20

Maempel, Hans-Joachim: Klanggestaltung und Popmusik. Eine experimentelle Untersuchung. Heidelberg: Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren 2001, S. 2 21 vgl. Polyphonic HMI: Hit Song Science – Technology. Online im Internet: http://www.hitsongscience.com/technology.php [abgerufen am 30.12.2005]

Einleitung

Seite 6

Abbildung 1: Modell eines Polyphonic Ergebnisrasters Jeder graue Punkt in dieser Grafik symbolisiert einen der 3,5 Millionen von Polyphonic untersuchten Hits. Auffällig ist, dass sich deutliche Gruppierungen bilden. Die zwölf dunklen Punkte stellen Songs eines analysierten neuen Albums dar. Zwei der untersuchten Lieder haben laut Polyphonic Chancen ein Hit zu werden, da sie in dem Raster in den HitClustern 17 und 13 angeordnet sind. Quelle: Polyphonic HMI: Hit Song Science - Technology. Online im Internet: http://www.hitsongscience.com/technology.php [abgerufen am 30.12.2005]

Software untersucht, auch im menschlichen Ohr wie ein Hit klingen. Dieser Hinweis zeigt ein Problem in der Polyphonic Analyse: Die Untersuchung von Erfolgsfaktoren eines Popsongs basiert auf dem Erfassen und Gewichten statistischer Ähnlichkeiten. Inhaltliche Aspekte, die sich auf den Text eines Songs beziehen, werden beispielsweise außer Acht gelassen; auch Songs mit außergewöhnlich neuartigen Elementen fallen aus dem Analyseraster. Der Ansatz meiner Arbeit ist daher weiter gefasst. Ich werde einzelne Elemente des Fools Garden Hits Lemon Tree analysieren und damit den Grundgedanken der Firma Polyphonic – „The patterns that we find pleasing haven’t changed a lot. What has changed are the instruments used, the styles, the way the music is performed etc.”23 –verfolgen. Über diese Methode soll die Arbeit jedoch hinausgehen und auch die ökonomische und textliche Seite erfolgreicher Songs mit einbeziehen. Zunächst richte ich den Fokus auf die Hörer und Kunden von Popmusik im Allgemeinen. In Kapitel werde ich wesentliche Richtungen der wissenschaftlichen Analysen von 22

Polyphonic HMI: Hit Song Science – FAQ. Online im Internet: http://www.hitsongscience.com/faq.php [abgerufen am 30.12.2005] 23 ebd.

Einleitung

Seite 7

Popmusikhörern vorstellen, da den Verkaufsinteressen der Produzenten immer tatsächliche oder vermeintliche Bedürfnisse der Konsumenten gegenüber stehen. Kunden sind die Basis für jede erfolgreiche Ware. Produkte werden nicht konsumiert, wenn sie den Bedürfnissen der Kunden nicht entsprechen, bzw. wenn diese nicht geweckt werden. Im dritten Kapitel der Arbeit gehe ich dann zu den Produzenten der Musik – der Band und den Musikvermarktern – über. Ich beschreibe die Struktur und die derzeitige ökonomische Situation der Musikwirtschaft und zeige anhand von aktuellen Erfolgsbeispielen Optionen für Vermarktungsstrategien von Fools Garden auf. Das Selbstverständnis und öffentliche Erscheinungsbild der Band werde ich auf ihr Potential hin überprüfen, erprobte erfolgreiche Starschemata auszufüllen. Schließlich gehe ich in Kapitel 4 auf den Erfolgssong der Band, Lemon Tree, ein. Einzelne Elemente wie das Thema des Songs, der Songaufbau, die verwendeten Worte, die erzählte Geschichte, die Perspektive, die Melodik, die Harmonik, der Rhythmus, die Instrumentation und die Abmischung des Songs werden auf mögliche Erfolgsfaktoren untersucht. In einem Fazit werde ich reflektieren, ob sich der Erfolg von Lemon Tree aus diesen Überlegungen begründen lässt und mögliche erfolgsversprechende Optionen für die Zukunft der Band aufzeigen. Dieser Arbeit liegt eine CD-ROM bei. Sie enthält eine elektronische Version der Ausarbeitung, verwendete Bilder, Musikbeispiele und die zitierten Onlinequellen. Die CD-ROM beinhaltet zum Teil auch nicht öffentlich zugängliches bandinternes Material, das mir Fools Garden zur Verfügung gestellt haben. Auf eine Diskussion zur Definition des Begriffs „Popmusik“ und zur Abgrenzung von „Ernster“- und „Unterhaltungs“-Musik wird in dieser Arbeit bewusst verzichtet. Populäre Musik wird, einer Definition von Peter Wicke folgend, nicht als ein Nominalbegriff, sondern als ein „[...] diskursives Instrument kultureller Auseinandersetzungsprozesse auf dem durch die kommerzielle Musikproduktion abgesteckten Territorium“24 ver24

Wicke, Peter: Populäre Musik. In: Finscher, Ludwig (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Mut – Que Sachteil 7. 2., neubearb. Ausg.

Einleitung

Seite 8

standen. Es werden daher für dieses durch Musiker, Industrie und Publikum geprägte Korrelationsgefüge unterschiedliche Begriffe wie „Unterhaltungsmusik“, „Popmusik“, „populäre Musik“ oder „leichte Musik“ zur Anwendung kommen, die im Wesentlichen synonym zu verstehen sind. Die ebenfalls verwendeten Bezeichnungen „Rock“ und „Rock'n'Roll“ sind als Untergattungen der Popmusik zu verstehen.

Kassel [u.a.]: Bärenreiter [u.a.] 1997, S. 1695-1703, hier S. 1696

Related Documents