Die Autobahn als Kunstobjekt http://www.eschwege.de/city_info/anzeige/news/pressemitteilungen/ show.cfm?Region_ID=219&ID=5819 ESCHWEGE. Die Problematik einer schrumpfenden Stadt, sichtbar werdend durch sinkende Einwohnerzahl und einhergehend damit leere Wohnungen und Geschäfte, ist das provokante Thema des preisgekrönten Eschweger Beitrages beim diesjährigen Wettbewerb „Ab in die Mitte“. Dieses Thema in Kunst umzusetzen wiederum ist die Aufgabenstellung des Eschweger Kunstpreises 2005. Von der Jury als der Teilnahme würdig befunden wurde der von den Philippinen kommende Künstler Noel B. Lungay, der, erst seit April 2004 im Werra-Meißner-Kreis wohnend, in dem nach dem Umbau freigewordenen Raum der Deutschen Bank in der Forstgasse ein Bild auf Leinwand ausstellt mit dem Titel „Wo ist die Autobahn?“ Drei Menschen halten mit Ferngläsern Ausschau nach ihr und im Hintergrund ist eine Baustelle angedeutet. Dazu der Künstler: „Wo ist die Autobahn? Dies ist eine Frage, die mir seit meiner Ankunft im Werra-Meißner-Kreis in Gesprächen mit den Menschen - nicht nur in Kneipen - immer wieder begegnet. Ich habe die Wichtigkeit dieser Frage für die Eschweger erkannt, ihre Sorgen um den direkten Anschluss an das deutsche Autobahnnetz, als wären sie vom Blutkreislauf von Deutschland und eines expandierenden Europas abgeschnitten.“ Diese vermeintliche Abtrennung von Fortschritt und Expansion führe zu Unbehagen und wirtschaftlicher Unsicherheit, zwinge die Menschen Eschwege zu verlassen. So sieht es der Künstler, will sein Werk aber nicht als Kritik, sondern vielmehr als Reflexion verstanden wissen. Er möchte den Betrachtern das Bewusstsein der „schrumpfenden Stadt“ nahe bringen und wünscht sich, dass diese lernen, „mit der fast unsichtbaren Krise“ umzugehen, nach vorn zu sehen und nach positiven Lösungen zu suchen, anstatt sich depressiven Nachwehen zu beugen. Hat Lungay als Neubürger das Phänomen der Autobahn am fernen Horizont und deren von den Bürgern erhoffte Bedeutung schnell
erkannt, kann er sie mit seinem Kunstwerk zwar nicht erzwingen, aber einen gelasseneren Umgang damit anregen. Zu dem Bild gehört eine dahinter befindliche Installation, bestehend aus einem antiken Pflug, der sich durch die „Erde“ des Ausstellungsraumes arbeitet. Die aufgewühlte Erde wird symbolisiert aus einem Gips-Papiermaschee-Gemisch, wobei das Papier aus Titelseiten der WERRA-RUNDSCHAU besteht. Aus der Erde heraus wachsen Blumen, ebenfalls kreiert aus Seiten der WR. Das Werk, so der Künstler, projiziert „die kolossale Verantwortung einer städtischen Tageszeitung als Zeugin des Schrumpfungsprozesses der Stadt“