WEB & WISSEN
WE LT KO M PAKT
M U LT I M E D I A K O M PA K T SPAM-MAILS
Mehr personalisierter Müll Eine Untersuchung des Netzwerkspezialisten Cisco Systems ergab, dass die personalisierten Spam-Mails stark zugenommen haben. Derzeit werden fast 200 Mrd. Spam-Mails täglich versendet, das sind doppelt so viele wie 2007 und 90 Prozent aller weltweit verschickten E-Mails. Täglich gehen 800 Mio. personalisierte Spam-Mails ein. YAHOO
Speicherungszeit verkürzt Yahoo verkürzt jetzt nach Google weltweit die Zeit in der persönliche Daten über das Nutzerverhalten gespeichert werden. Statt bislang 13 Monate sind es nur noch 90 Tage. Danach werden diese dann anonymisiert gesichert, erklärt Yahoo. Sowohl in den USA, als auch in Europa ist zuletzt der Druck auf Yahoo, Microsoft und Google gewachsen, die Verbraucherdaten mehr zu schützen. DS-KONSOLE
Digitaler Englisch-Kurs Zusammen mit Thomas, einem englischen Jugendlichen, begibt sich der Spieler in dem jetzt für Nintendo DS erschienenen Spiel „Englisch macht Spaß“ auf eine Reise durch London. Der Spieler muss einzelne englische Wörter verständlich in das Mikrofon der DS sprechen und soll so die Scheu vor der Sprache verlieren. F-SECURE
Neuer Web-Schutz Die Sicherheitsfirma F-Secure hat jetzt ein kostenloses Programm vorgestellt, den Exploit Shield, der vor webbasierten Angriffen und Drive-By-Downloads schützen soll. Das Exploit Shield schütz vor Schadprogrammen, die ohne Wissen des Nutzers beim Besuch einer Website herunter geladen werden.
DER MOBILE VIDEO-TIPP
■ Weihnachten ist die Zeit des menschlichen Miteinanders, der Liebe und des Teilens – das weiß jeder. Nur bei einem kleinen Säbelzahneichhörnchen ist diese Botschaft noch nicht angekommen. Scrat, der heimliche Held von Ice Age ist wieder mal auf der Suche nach der größten, schönsten, leckersten Haselnuss. Aber dieses Mal dreht sich in seinem Leben nicht alles nur ums Fresen, sondern auch um eine Frau. ................................................................
Zwölf Sekunden müssen V ON JÜRGEN STÜBER ......................................................................... Berlin – Der amerikanische Künstler Andy Warhol sagte im Jahr 1968: „In der Zukunft wird jeder für 15 Minuten Weltruhm erlangen.“ Das Web 2.0 könnte diese Vision Wirklichkeit werden lassen – mit Video-Plattformen wie „12seconds“. Zwei InternetFreaks haben diesen Microblog erfunden. Wer sich einloggt, kann zwölf Sekunden lange Videoschnipsel produzieren und im Internet veröffentlichen. Die Macher sprechen von einer „neuen Form der Popkultur“. Es ist denkbar einfach: Die Browsersoftware zeichnet mit der Webcam das Video auf. Die Aufnahmen können beliebig oft wiederholt werden. Ist der Film gelungen, genügt ein Klick. Und schon steht der Clip im Web. Neuerdings können Videos auch direkt vom Handy ins Web gespielt werden. Für das iPhone gibt es eine Applikation, die Fotos und Text zu einer Art Zwölfsekundenvideo zusammenfügt. Als die Internet-Entrepreneure Sol Lipman und David Beach „12seconds“ erfanden, stand der erfolgreiche MicrobloggingDienst „Twitter“ Pate. Übersetzt heißt das „Gezwitscher“, was den Inhalt dieses Angebots gut wiedergibt: Bei Twitter können Nutzer 140 Zeichen lange Textbotschaften verfassen. Die „Follower“ genannten Leser verfolgen die Nachrichten, die im Jargon „tweets“ heißen. „12seconds“ wollte mehr sein. „Ein Video von zwölf Sekunden ist etwas anderes als 140 Buchstaben“, sagt Sol Lipman. „Nutzer können sich ausdrücken, Spaß haben und kreativ sein.“ Die Videos seien kurz, unterhaltsam und man wisse etwa im Gegensatz zu Filmen auf YouTube, worauf man sich einlasse, weil auf jeden Fall nach zwölf Sekunden Schluss sei. „12seconds“ schaffe einen engeren Kontakt zu den Leuten, denen man folge, als Twitter. „Man sieht, wie sie in ihrer unaufgeräumten Wohnung sitzen, sieht vielleicht ihre Kinder und erkennt ihren Gesichtsausdruck“, beschreibt Sol Lipman einen der größten Unterschiede zu anderen Microblogs. Doch wer braucht das überhaupt? Kritiker sprechen vom „Rauschen des Internet“ angesichts so scheinbar belangloser
Micro-Blog als Kurzfilm: Die Internet-Plattform „12seconds“ definiert ein neues Videoformat
JUSTIN KORN
................................................................
* M ITTWO C H, 24. D E Z E M B E R 2008
Sol Lipman: Serien-Erfinder von Internet-Projekten
JUSTIN KORN
10
David Beach: Yahoo!-Manager mit Video-Ambitionen
Nachrichten wie „Ich warte auf den Flieger nach London“ oder „Ich gehe eine Pizza essen“. Der deutsche Web 2.0-Guru Sascha Lobo sieht in Blogs hingegen ein „publizistisches Instrument“, spricht von einem medialen Umbruch und einer „Explosion der Möglichkeiten“. Der Medienwissenschaftler Ansgar Zerfaß von der Universität Leipzig hat das Phänomen des Bloggens untersucht. Das Fazit seiner Studie lautet: Blog-
ger wollen vor allem Informationen austauschen, die sie woanders nicht erhalten. „Blognutzer sind an neuem, schnellen, hintergründigen Wissen interessiert“, schreibt Zerfaß. Der Wissenschaftler beschreibt fünf Typen: Die größte Gruppe stellen mit 23,7 Prozent Wissensdurstige dar, die nach Hintergrundinformationen suchen. Social Networker, die in erster Linie Kontakt zu Freunden halten und sich austauschen wollen, kommen auf 17,7 Prozent, ebenso Selbstdarsteller, die meinen, etwas sagen zu müssen. Auf der passiven Seite stehen Konsumenten, die etwas über Produkte wissen wollen oder aktuelle Informationen suchen (18,9 bzw. 22,8 Prozent). Umstritten ist, welche Bedeutung Blogs für die Meinungsbildung haben. Jeder zweite Blogger glaubt, dass Blogs Einfluss haben oder gar gesellschaftliche Veränderungen bewirken können. Die Macher von „12seconds“ gehören dieser Gruppe an und fordern die Nutzer auf, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. So konnten „Twelver“ Kommentare zu Ausgang der US-Präsidentenwahl abgeben. Der britische Sender BBC stellte die Filme der „Citizen Reporter“ auf seine Webseite. Eine ähnliche Zusammenarbeit gab es mit „Current.com“, dem Nachrichtennetzwerk des früheren US-Vizepräsidenten Al Gore. „Unsere Plattform hat es einfacher gemacht, Videos zu produzieren. Den Nutzern gefällt das und sie machen von dieser Möglichkeit auch Gebrauch“, sagt Sol Lipman. Ein Video werde im Schnitt 30 Mal angesehen.
Warum bloggen Sie?
Angaben in Prozent
um etwas zu lesen, dass ich aus anderen Medien nicht erfahre um Empfehlungen, Tipps und Tricks zu geben/erfahren um Hintergründe zu aktuellen Themen zu erfahren um schneller an aktuelle News zu kommen um mich mit anderen auszutauschen weil ich was zu sagen habe und selber gerne schreibe um mit Freunden und Bekannten Kontakt zu haben weil klassische Medien meinen Ansprüchen nicht genügen um Produktinformationen zu bekommen um Ärger und Kritik loszuwerden um neue Leute kennen zu lernen um Leute aufzuklären um die Gedanken Anderer zu beeinflussen weil Journalisten zu wenig Fach-Know-How haben
66,7 52,5 52,3
23,4 23,2 20,9 15,8 10,8 10,8 9,1 7,8
37,1 35,7 33,1
Quelle: Uni Leipzig; www.blogstudie2007.de
Video im Internet – Das sind die wichtigsten neuen ■ seesmic.com: Der französische Blogger Loic Le Meur hat die Video-Plattform seesmic.com er funden. Wird gelegentlich VideoTwitter genannt, ist aber keine Kommunikation in Echtzeit. Man lädt mit der Webcam aufgezeichnete Videos in das Portal, kann aber auch andere Inhalte implementieren. Follower-Prinzip wie bei Twitter. ■ phreadz.com: Netzwerk mit Schwerpunkt Dialog. Sieht aus wie ein Seesmic-Klon. Videokonver-
sation über Tagesaktuelles, Technik, Filme und Musik. Per Link können Fotos, Texte und Audiofiles die Videokonversation ergänzen. Aktiver Zugang nur mit Einladung (geschlossene
Betaphase). Funktioniert via Flash Lite auch vom Handy aus. ■ qik.com: Vor einem Jahr als
„Private alpha“-Version gestartete Videoplattform. Livestream vom Handy ins Internet mit dem Motto „See what happens“. Die Videos werden auf der Plattform gespeichert und sind später abrufbar. Die Zahl der unterstützten Handys ist kontinuierlich gestiegen. Seit einigen Wochen auch iPhonefähig. Versteht sich gleichermaßen als Citizen-journalism-Portal (Leserreporter) und privates Dialogforum. Upload auf andere Plattformen (YouTube, Mogulus) möglich.
■ flixwagon.com: Die in Israel entwickelten Plattform erinnert an Qik. Der User schickt Clips vom Handy auf die Website. Betrachter können die Filme mit Kurznachrichten kommentieren. Das Geschäftsmodell: Flixwagon bietet sich Medienhäusern als Carrier für Videos von Korrespondenten, Leserreportern oder anderen „User generated Content“. So nutzt der Israel-Ableger des Musikersenders MTV Flixwagen auf seiner Blogseite. Ferner gibt es eine Zusammenarbeit mit der Plattform „Share on Ovi“ des Handyherstellers Nokia.