Wie Hund und Katz' Jetzt hat sie mich geweckt, nur um mir über den Kopf zu streicheln! Das gibt es doch nicht. Es ist zwar schön, wenn sie das tut und ich genieße das auch, aber deshalb muss sie mich doch nicht wecken. Das kann sie doch machen, wenn ich wach bin. Naja. Dann schlafe ich nachher eben wieder ein – vorausgesetzt, es klappt auch. Nicht immer kann ich gleich wieder einschlafen. Jetzt genieße ich aber erst einmal die Streicheleinheit. Susi krault mich hinter den Ohren und meistens dann auch noch in den Ohren. Ja genau. Das tut sie jetzt auch wieder. Das tut gut. Am linken Ohr mag ich es aber heute nicht. Da stört es mich. Deshalb drehe ich es nach hinten. Sie versteht mich gleich und hört auf. Jetzt geht sie an meinen Hals. Das ist meine Lieblingsstelle. Ich recke meinen Hals bis es nicht mehr geht, damit sie gut hinkommt. Dabei darf ich das Schnurren nicht vergessen. Aber das kommt ja fast von alleine. Susi mag es, wenn ich schnurre. Ich habe mal gehört, wie sie gesagt hat, dass ich dabei meine Augen zukneife und dann sehe es so aus, als würde ich grinsen. Mein Schwanz wedelt wild von einer Seite auf die andere. Gleich geht es wieder los. Jan ist eben nach Hause gekommen und das bedeutet, dass es höchstens noch zehn Minuten dauert, bis er mit mir nach draußen geht. Ich lege mich noch einmal hin, um mich auf den Spaziergang vorzubereiten. Innerlich gehe ich den Weg und die vielen Bäume, Büsche und Schilder durch, die mir begegnen. Ich freue mich schon so darauf. Endlich kommt Jan um die Ecke und greift nach der Leine. „Komm Sky. Wir gehen Gassi.“, sagt er zu mir. Das lasse ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen. Kaum hat er meinen Namen gesagt, renne ich auch schon los. Wobei ich nicht weit komme, denn Jan steht nur drei Meter vor mir. Mein Schwanz schlägt wie verrückt gegen alles und jeden. Es überrascht mich manchmal selbst, dass mir all diese Stöße so selten weh tun. Aber das soll mir nur recht sein. Jan hält mich am Halsband fest und ich setze mich brav auf den Boden, so wie er es mir beigebracht hat. „Auf geht's!“ Ich wache auf, weil jemand in das Zimmer gekom-
men ist und der Boden geknarrt hat. Es war Claudia. Als sie sieht, dass ich wach bin, kommt sie zu mir und streichelt mich. Sofort fange ich an zu Maunzen und zu Schnurren. „Na, du Schlafmütze. So gut wie du möchte ich es auch einmal haben. Den ganzen Tag lang schlafen und wenn du Hunger hast, dann gibt’s was zu essen.“ Wieder maunze ich. Ganz so ist es ja nun auch wieder nicht. Nachts bin ich aktiv, wie sonst niemand in diesem Haus. Da gehe ich nämlich auf Beutezug. Ich muss schließlich mein Revier verteidigen und diese hinterlistigen Mäuse fangen, die sich hier herum treiben und die auch noch sehr gut schmecken. Apropos. Ich bekomme Hunger. Langsam stehe ich auf und strecke mich. Dann springe ich von meinem Schlafplatz – heute war es der Sessel – und strecke mich noch einmal. „Hunger?“, fragt Claudia. Ich antworte ihr mit einem lauten und etwas müden 'Miau' und hoffe, dass sie das als ein 'Ja' versteht. Wir beide gehen nach oben in die Küche. Dort steht nämlich mein Futternapf und in diesen schüttet Claudia gerade etwas Trockenfutter. Wie immer macht sie noch einen kleinen Beutel auf und kippt ein wenig von dessen Inhalt über das Trockenfutter. Tja. Die Mischung macht's. Mein Hunger ist in der Zwischenzeit immer größer geworden und ich mache mich gierig über mein Futter her. Der erste Baum ist immer der schönste. Zum einen, weil ich wirklich dringend muss und zum anderen, weil ich gleich hier mein Revier markieren kann. Aber das Beste wartet auf mich, wenn wir um die nächste Ecke biegen. Ich kann es kaum noch erwarten und ziehe wie wild an der Leine. „Ja, ja. Ist ja gut.“, sagt Jan und hat dabei Mühe, mit mir mitzuhalten. Endlich haben wir die Ecke erreicht und Jan lässt mich von der Leine los. Wie von einer Tarantel gestochen renne ich los. Ein wirkliches Ziel habe ich dabei nicht. Ich will einfach nur rennen. Zuerst quer über die Wiese. Dann zurück und dann ist Jan schon ein Stück vor mir, also renne ich an ihm vorbei zu einem Baum. Dort mache ich eine kurze Pause und markiere ihn, indem ich gekonnt ein Bein hebe. Wieder renne ich zurück zu Jan und dieses Mal wirft er einen Stock.
Natürlich renne ich hinterher, doch mir fällt gleich wieder ein, was Jan gesagt hat. Deshalb renne ich wieder zu ihm zurück und setze mich neben ihn. „So ist es brav.“, lobt er mich und gibt mir einen Hundekeks. Dann ruft er: „Hol den Stock!“ Ich renne los und als ich ihn gefunden habe, beiße ich hinein und warte, bis Jan ruft. Erst dann bringe ich ihn zurück. So geht das eine Weile und irgendwann lässt Jan mich mit dem Stock spielen. Mittlerweile ist es dunkel und ich bin draußen. Während ich den Garten nach Mäusen absuche denke ich darüber nach, was ich gestern Abend gemacht habe. Das war toll. Ich hatte gleich drei Mäuse in Aussicht, aber ich konnte natürlich nicht alle fangen. Sobald ich eine Maus gehabt hätte, wären die anderen nicht mehr aus ihren Löchern gekrochen. Deshalb habe ich ihnen eine Weile zugeschaut und mir dann eine von ihnen geschnappt. Davor habe ich mir genau eingeprägt, wo ihr Loch war, in das sie sich zurück gezogen hatten. Und genau zu diesem Loch würde ich heute Nacht zurück kehren. Es war mir egal, wie lange ich davor warten musste, bis sich eine Maus blicken ließ. Ich hatte Zeit. Die ganze Nacht lang konnte ich davor sitzen und mich nicht bewegen. Und wer weiß, vielleicht würde ich ja wieder so eine große Maus fangen, wie gestern. Aber diese würde ich dann vor die Haustür von Claudia und Susi legen. Die müssen doch auch von etwas leben. Immerhin füttern sie mich. Da kann ich sie ja auch mal füttern. Als wir wieder zu Hause sind bekomme ich von Jan ein leckeres Mahl vorgesetzt. Es sind die Nudeln, die vom Essen heute Mittag übrig geblieben sind. Schade, dass keine Soße dabei ist. Die schmeckt so lecker. Manchmal ist noch ein bisschen davon dabei, aber meistens macht er sie weg. Von dem Spaziergang bin ich ganz schön müde geworden, deshalb lege ich mich nach dem Essen erst einmal hin und schlafe ein wenig. Heute Abend, bevor Jan ins Bett geht, lässt er mich noch einmal in den Garten und ich kann in Ruhe meinen Bedürfnissen nachgehen. Und anschließend lege ich mich dann neben sein Bett und lausche seinem Schnarchen. Ich freue mich schon darauf.