Wer bin ich (Dietrich Bonhoeffer, 1945) (Em) Wer bin (G) ich? Endloses (As2) Fragen (C) treibt (Ds2) mit mir (Em) Spott Wer ich auch (G) bin, Du (As2) kennst mich (C) Dein bin (Ds2) ich, oh (Em) Gott (Em)Wer bin ich? Sie (G) sagen mir oft, ich träte (As2) aus meiner Zelle ge(C)lassen und (Ds2)heiter und (Em) fest wie ein (G)Gutsherr aus seinem (As2) Schloß. (C) (Ds2) (Em)Wer bin ich? Sie sagen mir (G) oft, ich spräche mit (As2) meinen Bewachern (C) frei und (Ds2) freundlich und (Em) klar, als (G) hätte ich zu ge(As2)bieten. (C) (Ds2) (Em) Wer bin ich? Sie sagen mir (G) auch, ich trüge die (As2) Tage des Unglücks (C) gleichmütig, (Ds2) lächelnd und (Em) stolz, wie (G) einer, der Siegen ge(As2)wohnt ist. (C) (Ds2) (Em) Bin ich das wirklich, was ander(C)e von mir (Ds2) sagen? Oder (Em) bin ich nur das, was ich (C) selbst von mir (Ds2) weiß? Un(G)ruhig, sehnsüchtig, (D) krank, wie ein Vogel im (Em) Käfig, (C) ringend nach (Ds2) Lebens(Em)atem, als (G) würgte mir einer die (D) Kehle, hungernd nach (Am) Farben, nach (Em) Blumen, (G) nach Vogel(D)stimmen, (G) dürstend nach guten (D) Worten, nach menschlicher (Am) Nähe, (C) (Am) zitternd vor (Em) Zorn über (D) Willkür und kleinlichste (Am) Kränkung, umge(C)trieben vom (Em)Warten (C) auf große (D) Dinge, (G) ohnmächtig bangend um (D) Freunde in endloser (Am) Ferne, müde und (C) zu leer zum (Em) Beten, zum (C) Denken, zum (D) Schaffen, (Am) matt und be(Em)reit, von allem (C) Abschied zu (D) nehmen? Wer bin (Am) ich? (C) Der oder (D) jener? (G) Bin ich denn heute (D) dieser und morgen ein (Am) anderer? Bin ich (C) beides zu(Em)gleich? Vor (C) Menschen ein (D) Heuchler und vor mir (Am) selbst ein ver(Em)ächtlich weh(C)leidiger (D) Schwächling? Oder (G) gleicht, was in mir noch (D) ist, dem geschlagenen (Am) Heer, das in (C) Unordnung (Em) weicht vor schon ge(C)wonnenem (D) Sieg? Wer bin (Am) ich? (C) Einsames (D) Fragen (F) treibt (G) mit mir (Am) Spott. Wer ich auch (C) bin, Du (D) kennst mich, (F) Dein bin (G) ich, o (Am) Gott! Wer bin (C) ich? Einsames (D) Fragen...