Was Macht Lernen Erfolgreich

  • November 2019
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  • Words: 1,265
  • Pages: 35
Präsentation von S.-O. Tergan

Was macht Lernen erfolgreich? Die Sicht der Wissenschaft Sigmar-Olaf Tergan Institut für Wissensmedien (IWM) Tübingen www.iwm-kmrc.de

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Präsentation von S.-O. Tergan

Enttäuschte Erwartungen •

Lernen ist durch Verwendung der neuen Informationsund Komunikationstechnologien nicht wie erwartet erfolgreicher geworden • Viele Erwartungen an das E-Learning waren zu hochgesteckt • Viele Annahmen waren aus wissenschaftlicher Sicht naiv und unrealistisch • Statt der erhofften Lernerleichterung und Förderung des Lernerfolgs ergeben sich neue Probleme

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Präsentation von S.-O. Tergan

Gliederung des Vortrags Auf der Suche nach Antworten 1. Modell: Lernrelevante Kontexte und Komponenten technologiebasierter Lernangebote 2. Antworten in Lerntheorien und InstruktionsdesignAnsätzen 3. Antworten in Ansätzen zur Qualitätsevaluation 4. Was Lernen wirklich erfolgreich macht

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Präsentation von S.-O. Tergan

Auf der Suche nach Antworten • Erforschung der Bedingungen erfolgreichen Lernens und deren Zusammenwirken im Lernprozess • Praktische Umsetzung von Erkenntnissen im Lehr-Lern-Kontext durch ... > Entwicklung von Instruktions-Design-Modellen > Entwicklung von Kriterien und Standards für die Qualitätsbeurteilung

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Präsentation von S.-O. Tergan

(1) Lernrelevante Kontexte und Komponenten technologiebasierter Lernangebote

(Tergan, Hron & Mandl, 1992; Tergan, 1998)

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Präsentation von S.-O. Tergan

Individueller Lernkontext • Bildungsabschluss • Berufserfahrung • Lernerfahrungen • Zeitbudget

Lerner • Persönlichkeitsmerkmale • Kognitive Merkmale •

Merkmale individueller Emotion

• Ressourcen • Sozialer Kontext



Merkmale individueller Interessen

• Zugangsmöglichkeit zu Technologien



Soziale Merkmale

• Zugriffsmöglichkeiten auf Medien / Lernressourcen • Berufliche Anforderungen

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Präsentation von S.-O. Tergan

Anwendungskontext > Ort und Situation der Wissensanwendung (z.B. Arbeitsplatz, Studium, tägliches Leben) > allgemeine kognitive und soziale Anforderungen - Art des geforderten Wissens (kognitive und psychomotorische Fertigkeiten) - soziale Bedingungen (z.B. Teamarbeit)

Inhalt • Authentizität • Sachliche Korrektheit • Art der Inhalte • Kodierungsform • Sinnesmodalität • Kognitive Anforderungen 7

Präsentation von S.-O. Tergan

Pädagogischer Kontext Handlungsleitende pädagogisch-psychologische Theorien der Lernförderung (behavioristische, kognitivistische, konstruktivistische Theorieansätze) Spezifisches Instruktionsdesign-Modell (z.B. Problemorientierter Unterricht, cognitive apprenticeship learning, anchored instruction)

Didaktische Methoden • Methoden der Aufbereitung, Organisation und Sequenzierung von Lerninhalten • Methoden der Mediendidaktik (Medienwahl, Mediendesign) •

Maßnahmen zur Lernunterstützung und -förderung 8

Präsentation von S.-O. Tergan

• Stand der Informationsund Kommunikationstechnologie • Technische

• Merkmale der medialen Darstellung • Merkmale der LernerSystem-Interaktion

Rahmenbedingungen (z.B. Hardwareausstattung von

• Merkmale der medialen Umsetzung didaktischer Methoden

Lernplätzen, Kommunikationstechnologie)

Technologie-Kontext

Technologie / Medien 9

Präsentation von S.-O. Tergan

(2) Antworten in Lerntheorien und Instruktionsdesign-Ansätzen Drei allgemeine Lernparadigmen Behaviorismus Kognitivismus Konstruktivismus

Drei Paradigmen des Instruktionsdesigns

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Präsentation von S.-O. Tergan

Behavioristisches Lern- und Instruktionsparadigma Lernparadigma: Lernen ist erfolgreich, wenn ein gezeigtes Verhalten belohnt wird (Lernen am Erfolg - Thorndike, 1898) Instruktionsparadigma: Förderung von Lernen erfolgt ... > durch „Verstärkung“ korrekten Antworten > durch häufige Wiederholung Instruktionsdesign-Ansätze: > Programmierte Instruktion > Drill & Practice-Programme (Übungsprogramme)

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Präsentation von S.-O. Tergan

Kognitives Lern­ und Instruktionsparadigma Lernparadigma: Erfolgreiches Lernen (Wissenserwerb) ist das Ergebnis der Integration kognitive verarbeiteter Informationen in bestehendes Wissensstrukturen

Instruktionsparadigma: > Lernförderung durch lernzielgerechte Gestaltung > Ziel: Erleichterung kognitiver Prozesse durch optimale Anleitung und Lernunterstützung (Individualisierung)

Instruktionsdesign-Ansätze: > (Intelligente) Tutorielle Systeme > Simulationen

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Präsentation von S.-O. Tergan

Konstruktivistisches Lern­ und  Instruktionsparadigma Lernparadigma:

Lernen ist dann erfolgreich, ... > wenn Lernende neues Wissen selbständig konstruieren (Wissenserwerb     als aktiver konstruktiver Prozess) > wenn Lernen in praxisnahen Kontexten (authentischen Situationen) erfolgt

Instruktionsparadigma: Lernförderung erfolgt durch ... > Unterstützung selbstgesteuerter, aktiver und konstruktiver Lernaktivitäten und Lernprozesse > Bereitstellung vielfältiger Informationen und Informationsquellen > Vorgabe von authentischen (d.h. praxisähnlichen) Problemsituationen)

Instruktionsdesign-Ansätze: > Cognitive apprenticeship-Ansatz (Collins, Brown & Newman, 1989) > Anchored instruction (Bransford et al., 1990)  > Problemorientiertes Lernen 13

Präsentation von S.-O. Tergan

(3) Antworten in Ansätzen der Qualitätsevaluation ­ Expertenbeurteilung mittels Kriterienkatalog ­

Kriterienkataloge sind systematische Zusammenstellungen von Fragen und Einschätzungsskalen (Kriterien) zu den Merkmalen eines Lernangebotes Sie dienen der Beurteilung der Qualität von Lernangeboten ... - Zur Qualitätssicherung - zwecks Auswahl eines Lernangebotes - zum Vergleich von Lernangeboten

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Präsentation von S.-O. Tergan

Vorteile von Kriterienkatalogen *

Sie sind einfach handhabbar

*

Sie sind zeit- und kostensparend

*

Sie sind ökonomisch verwendbar

*

Sie unterstützen die formative Evaluation

*

Sie erleichtern einen Vergleich von Lernsoftware

*

Sie ermöglichen ein standardisiertes Vorgehen

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Präsentation von S.-O. Tergan

Implizite Annahme von Kriterienkatalogen: Je besser die Qualität der Merkmale eines Lernangebotes, desto höher der zu erwartende Lernerfolg

Diese Annahme ist falsch!

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Präsentation von S.-O. Tergan

Kritik an Kriterienkatalogen • Übergewicht technischer Kriterien • Unschärfe des Begriffs "Qualitätskriterium“

• Geringe Beurteilerübereinstimmung • Unbestimmte prognostische Validität der Kriterien • Mangelnde Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen • Mangelnde Berücksichtigung situativer Rahmenbedingungen (Lernkontexte) • Mangelnde Berücksichtigung von Lernaktivitäten und Lernprozessen

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Präsentation von S.-O. Tergan

Grundlegende Erkenntnisse zum erfolgreichen Lernen > Erfolgreiches Lernen und der Erwerb neuen Wissens passieren nicht zwangsläufig und automatisch, wenn ein Lernangebot nur gut genug gestaltet ist ! > Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen objektiven Merkmalen eines Lernangebotes und den Lernergebnissen ! > Media will never influence learning" (Clark, 1994) > Die „Passung“ von Medien, Inhalt und Methoden macht´s ! (Kozma, 1994) Jedoch: Lernende haben durch die Art ihrer Lernaktivitäten und Lernprozesse ein absolutes Veto über ihren Lernerfolg ! 18

Präsentation von S.-O. Tergan

(4) Was Lernen wirklich erfolgreich macht First principles of instruction Merrill (2002) http://www.id2.usu.edu/Papers/5FirstPrinciples.PDF

Grundannahme: Das Lernen mit einem gegebenen Lernangebot wird in dem Maße gefördert, wie die „First Principles of Instruction“ verwirklicht wurden

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Präsentation von S.-O. Tergan

„First principles of instruction“

1. Prinzip Lernen wird gefördert, wenn Lernende veranlasst und unterstützt werden, sich mit der Lösung authentischer (möglichst persönlich bedeutsamer) Probleme zu befassen

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Präsentation von S.-O. Tergan

„First principles of instruction“

2. Prinzip Lernen wird gefördert, wenn bestehendes Wissen als Basis für den Erwerb neuen Wissens aktiviert wird

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Präsentation von S.-O. Tergan

„First principles of instruction“

3. Prinzip Lernen wird gefördert, wenn Lernenden demonstriert wird, was das zu erwerbende Wissen ist

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Präsentation von S.-O. Tergan

„First principles of instruction“

4. Prinzip Lernen wird gefördert, wenn neues Wissen von den Lernenden aktiv angewendet wird

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Präsentation von S.-O. Tergan

„First principles of instruction“

5. Prinzip Lernen wird gefördert, wenn das neue Wissen in das bereits bestehende Wissen zur Bewältigung persönlich relevanter Anforderungssituationen integriert wird

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Präsentation von S.-O. Tergan

Entscheidende Lernaktivitäten und Lernprozesse Designing world-class e-learning Schank (2002)

Grundfragen: >> Welches sind die zentralen Lernprozesse, die bei allen Lernangeboten beteiligt sein sollten? >> Wie sollte ein Lernangebot gestaltet sein, das entsprechende Lernprozesse anregt und unterstützt?

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Präsentation von S.-O. Tergan

Lernprinzipien

1. Prinzip Lernen durch Tun Lernen erfolgt im Kontext aktiven Handelns und Denkens

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Präsentation von S.-O. Tergan

Lernprinzipien

2. Prinzip Selbstgesteuert Lernen (Reasoning) Lernen erfolgt durch die selbständige Bewältigung kognitiver Anforderungssituationen

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Präsentation von S.-O. Tergan

Lernprinzipien

3. Prinzip Explorieren Explorieren meint kognitive Prozesse des (selbständigen) Erforschens eines Lerngegenstandes

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Präsentation von S.-O. Tergan

Lernprinzipien

4. Prinzip Beobachten Beobachten ist eine wichtige Voraussetzung, um visuelle Reize mental abzubilden. Entscheidend ist die kognitive Verarbeitung der vorgegebenen Visualisierungen

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Präsentation von S.-O. Tergan

Lernprinzipien

5. Prinzip Motiviert sein Nur wer zum Lernen motiviert ist, lernt und behält auch etwas!

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Präsentation von S.-O. Tergan

Lernprinzipien

6. Prinzip Emotional engagiert sein Emotionen beim Lernern unterstützen die Motivierung und das Behalten des Gelernten

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Präsentation von S.-O. Tergan

Lernprinzipien

7. Prinzip Fehler machen Aus Fehlern und enttäuschten Erwartungen lernen, dient dem Wissenserwerb

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Präsentation von S.-O. Tergan

Weitere wichtige Aspekte Lernende sollten ... •  ihr Wissen explizit machen  •  Wissen aus multiplen Perspektiven erwerben •  Wissen im sozialen Kontext erwerben  •  Lernprozesse (metakognitiv) kontrollieren •  Wissen festigen durch häufiges Anwenden •  Kognitive Überlastung vermeiden

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Präsentation von S.-O. Tergan

Rahmenbedingungen sind häufig für den Lernerfolg entscheidend ! • Curriculare Integration eines Lernangebots • Betreuung durch personalen Tutor • Soziale (Direkt-)Lernphasen (Blended Learning) • Persönliches Lernumfeld (lernfördernd? Stichwort: lernende Organisation) • etc. • etc.

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Präsentation von S.-O. Tergan

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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