Verwendung von Stilfiguren Caesars Werk zählt zur römischen Kunstprosa; das bedeutet: Der Autor hat sich bei aller Sachlichkeit der Darstellung um eine formale Ausgestaltung der Sprache bemüht. Dabei verwendete er (wie alle antiken Autoren!) auch bestimmte stilistische Figuren. Die wichtigsten davon sind nachfolgend aufgezählt und durch Beispiele verdeutlicht (die dritte Zahl meint hier den Paragraphen, nicht die Zeile):
1 Alliteration: Wiederholung des gleichen Anlauts in aufeinander folgenden Wörtern
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dt.: Du hast der Götter Gunst erfahren. (Schiller) Gallia securibus subiecta perpetua premitur servitute. (VII 77,16) Anapher: Wiederaufnahme des gleichen Wortes am Anfang von Sätzen oder Satzteilen dt.: Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll. (Goethe) quod Haeduos, quod Ambarros, quod Allobroges vexassent … (I 14,3) Antithese: Gegenüberstellung gegensätzlicher Begriffe oder Gedanken (oft mit Asyndeton: Nr. 4) dt.: Der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang. (Schiller) Asyndeton: Unverbundene Reihung von Begriffen oder Wortblöcken dt.: Alles rennet, rettet, flüchtet. (Schiller) Omnes lingua, institutis, legibus inter se differunt. (I 1,2) Chiasmus: Kreuzweise Stellung von einander entsprechenden Begriffen oder Satzteilen, benannt nach dem griechischen Buchstaben X (= Chi) dt.: Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben. (Goethe) commutato consilio atque itinere converso … (I 23,3)
6 Ellipse: Auslassung eines leicht ergänzbaren Wortes, oft von esse beim Infinitiv Perfekt Passiv, Infinitiv Futur oder Gerundiv Memoria tenebat consulem occisum (esse). (I 7,4) Se illis regna conciliaturum (esse) confirmat. (I 3,7) Caesar non exspectandum (∼ exspectandum non esse) sibi statuit. (I 11,6) 7 Hendiadyoin: Ersatz eines Attributs durch koordinierende Verbindungen dt.: bitten und flehen (statt „flehentlich bitten“) oder Raub und Erpressung (statt „räuberische Erpressung“) Im Dt. wird also oft ein Begriff zum Adverb/Adjektiv (atque/ac; et entfällt); selten setzt man nur einen dt. Ausdruck, z.B. cultus atque humanitas (I 1,3) „gepflegte Menschlichkeit/menschliche Bildung“; besser „Zivilisation“. 8 Hyperbaton: Sperrung zweier syntaktisch zusammengehörender Wörter, bes. Substantiv und Attribut dt.: Städte baute er mächtige. Aliud iter haberent nullum (I 7,3): bes. häufig beim gen. partitivus: ne quid … incommodi accipiant … (IV 25,1) 9 Klimax: Stufenweise Steigerung in Inhalt oder Intensität dt.: Mit Tränen, Seufzen, Händeringen. (Goethe) fundis, sagittis, tormentis hostes propelli … (IV 25,1) 10 Litotes: Betonung durch Verneinung des Gegenteils dt.: Nicht wenig Männer kamen. (Goethe) Non alienum esse videtur … („… durchaus angebracht“: VI 11,1) 11 Parallelismus: Gleiche Anordnung von einander entsprechenden Wörtern und Satzteilen dt.: Und Welle auf Welle zerrinnet und Stunde an Stunde entrinnet. (Schiller) Militibus simul et de navibus desiliendum et in fluctibus consistendum et cum hostibus erat pugnandum. (IV 24,2) 12 Trikolon: dreigliedriger Ausdruck dt.: und wiegen und tanzen und singen dich ein. (Goethe) Lingua, institutis, legibus … differunt. (I 1,2) Diese Stilfiguren dienen der Betonung wichtig erscheinender Aussagen oder der Überdeckung von (gerade bei Caesar) unrechtmäßigen Vorgängen, von Misserfolgen durch Verschiebung von Schwerpunkten und allgemein (trotz der „Schlichtheit“ von Caesars Sprache) der Abwechslung.