Terrasim

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  • Words: 39,264
  • Pages: 284
-1-

© 2007 Bernd Artur Beyer Herstellung und Verlag: Wieder keinen gefunden

-2-

TerraSim Die Erde. Ein Ort gemischt aus Dreck mit Mikroben drin. Ein Klumpen rotierenden Mülls im Universum mit

potentiellen

vielleicht

über

keinerlei

erwähnenswerte andererseits

Lebewesen

die,

einerseits

überragende

oder

verfügen

aber

Intelligenz fragwürdigen

Naturgesetzen

ausgeliefert sind. Eine Erde, wie inzwischen von der Wissenschaft festgestellt, in Form einer Kartoffel

mit

bisher

keinerlei

nennenswerter

Vergangenheit und einer ziemlich unbestimmter Zukunft. Keine Fäden und kein doppelter Boden hält das Ding im Nichts und schleudert sie unbekümmert in Bahnen um eine, bereits bei der Geburt todgeweihten, Sonne herum. Kein Plan, Kismet

oder

anderweitiges

System

das

zu

erkennen wäre was das Hier, das Jetzt und das Bald eigentlich soll. Keine Servicenummer bei der man sich beschweren und sein Geld für die beschissenen

Farben

des

Regenbogens

-3-

zurückfordern könnte. Mit

anderen

Worten:

"Eine

wirklich

lausige

Geschäftsführung!" Hier ist Platz für alles. Primitive Geschöpfe, entstanden aus der legendären Ursuppe vielleicht durch

umhervagabundierende

Außerirdische

gezüchtet oder durch göttliche Fügung mittels eines Fingerschnippen geschaffen. Raum für den totalen

Glauben

an

die

Hirngespinste

und

Theorien der Naturwissenschaften, an Dämonen oder den einen Gott. Götter oder den einen Gott der grausam und unbarmherzig ist. Einer der den Glauben durch das Blut seiner Gläubigen erhält, oder ein seniler alter sabbelnder Greis, der seinen Jüngerinnen unter die Röcke schaut. Unberührt zieht diese Welt durch das Universum und harrt der Dinge die, allein durch dich und deinen Geist, hier entstehen sollen. Führende Rolle in der universellen Gemeinschaft, oder Mikroben die zu doof zum Furzen sind.

-4-

Am Anfang war nichts, dann warst Du. Schaffe deine Welt so wie du es für richtig hältst und

verpasse

dem

Klumpen

Dreck

eine

Weltgeschichte von der Vergangenheit in die Zukunft. Eine Zukunft, die nur du bestimmst und die nur durch dich eine werden kann. Schaffe, sei ein Gott. Beobachte, sei ein Voyeur. Erlebe die Geschichte hautnah wie sie auch hätte geschehen können. Systemanforderungen

siehe

Packungsaufdruck.

TerraSim

keine

Haftung

übernimmt

für

das

Produkt, wenn das Siegel der Verpackung nach dem Kauf zerstört ist. Es kann zu epileptischen Anfällen kommen. TerraSim ist ein Spielprodukt und

sollte

daher

lieber

nicht

zu

Unterrichtszwecken herangezogen werden. Dein TerraSim-Team TerraSim ist eingetragenen Warenzeichen der TerraSim GmbH Bei Fragen und Problemen bitte E-Mail an

-5-

[email protected] Ein ziemlich zerlumpter, von Skorbut und den Auszerrungen einer bereits zu lange andauernden Schiffsfahrt gezeichneter Matrose, dem mittels einer Dusche und einer gründlichen Rasur unter Umständen die Zugehörigkeit zur Gattung Mensch abgenommen werden könnte, stürmt in die Kabine seines Kapitäns. „Sire, das Ende des Meeres wurde mir soeben vermeldet! Die Mannschaft ist unberuhigt und betet zu Gott und der spanischen Königin. Was für eine Order gibt mir mein Kapitän in der Stunde des Todes durch die unbarmherzigen und kalten Fluten. Ach wären wir zu einer solchen Fahrt doch nie aufgebrochen!" Müde und ebenfalls gezeichnet von der ein oder anderen seefahrertypischen Krankheit blickte der Kapitän auf und sein Gesichtsausdruck schien, als wäre dieser bemüht sich zu erinnern was es zum Beispiel mit Sprache auf sich hat. Sein Zeigefinger steckte in der Flaschenöffnung einer Flasche die

-6-

einst Rum enthalten haben mochte, aber jetzt so leer war wie eine Rede eines Politikers. „Zuerst quatsch nicht so geschwollen und raus aus meinem Zimmer!" stammelte der Kapitän leise und holprig, wobei sein schmerzverzerrtes Gesicht bestätigte, dass einst in der Flasche Rum war. „Du weißt doch, die Erde ist nicht flach, sondern ein Kugel. Bald sind wir in Indien und dann reich. Unendlich reich. Übrigens Meer, was war das noch mal?" „Groß, blau, salzig, nass und jede Menge eklige Dinge schwimmen darin rum. Sie erinnern sich bestimmt, wenn Sie es wieder sehen, Sir!" "Das große blaue Ding da draußen? Egal, die Erde ist rund und das Meer schaffe ich auch noch ab." "Klar Kapitän, aber der Ausguck meldet, dass wir zum Abend den Rand der Welt erreicht haben! Übrigens heißt es Kajüte." „Weiber und..." Der Kapitän schien mit seinen Gedanken Zugegeben,

im in

Nirgendwo einem

gelandet

zu

sein.

interessanteren,

aber

definitiv in einem Nirgendwo.

-7-

„Kapitän, das Ende der Welt!" erinnerte der Matrose, nachdem der Kapitän einige Minuten in seiner eigenen geistigen Welt gefangen war deren zentrale Rolle sich um Damen und Wasser drehte. Zur Ehrenrettung des Kapitäns muss hier erwähnt werden, dass es sich um unscheinbare Damen handelte und kaltes, klares Wasser im Mittelpunkt stand. „Klar, und wenn ich aus dem Fenster schaue sehe ich wie Neptun mit dem Dreizack bereit steht, um uns in den Tod zu schicken. Jetzt reicht es, keinen Schnaps für die Mannschaft mehr bis wir in Indien sind." Müde schüttelte der Kapitän den Kopf. Vierzig Tage auf dem Meer, Sonne und, ja Sonne. Einst musste diese Reise einen Anfang und ein bestimmtes Ziel gehabt haben, aber inzwischen hatte die verdammte Sonne dies aus den Köpfen der Besatzung gebrannt. „Wo sie es gerade ansprechen. Neptun steht wirklich am Rande der Welt. Mit seinem Dreizack! Und

übrigens

es

heißt

Bullauge."

Der

so

gescholtene Matrose erhob nicht die Stimme,

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sondern murmelte monoton vor sich hin und versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen. Immer wenn er es dennoch tat, fielen kleine Stücke von ihm ab. Der Matrose war klein, gedungen und hatte ein Holzbein. Mehrere Narben im Gesicht zeigten, dass dieser in seinem Leben nicht immer auf Expeditionsreisen zum Wohle des einen oder anderen Herrschers bis an das Ende der Welt gewesen war. Seine Erfahrungen mit derartigen Zielen waren bis zu jenem Tag, als er durch den obersten Richter eines fragwürdigen Gerichts auf dieses Schiff verbannt wurde, eher auf die Versenkung und Plünderung derartiger Schiffe begrenzt. Der Wissenschaft dient man umso freudiger, wenn die einzige Alternative im Strang besteht. „Keine Frechheiten, sonst gibt es was auf die Schnauze!" Der Kapitän erhob sich mühsam und kletterte eine trostlose Leiter zum Deck hinauf. Noch vor wenigen Tagen wäre die Mannschaft begeistert Christoph

aufgesprungen Kolumbus,

und

lautstark

hätte

ihm,

gefeiert.

Jetzt

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versuchte jeder der verbleibenden Matrosen einen Platz im Schatten zu ergattern oder gaffte zum Horizont. Tatsächlich, das Ende der Welt war am Horizont bereits zu erkennen. Neptun stand am Rand der Welt und winkte mit seinem Dreizack, während das Wasser tosend in der Unendlichkeit verschwand. From: [email protected] To: [email protected] Hallo TerraSim-Team. TerraSim ist wirklich ein klasse Spiel. Ich bin ein Blut-

und

Schweiß-Gott

und

lasse

meinen

Untertanen nichts durchgehen. Die Schöpfung habe ich durch eure Auto-Funktion ausführen lassen. In der Steinzeit hätte ich die Schöpfung kurzerhand (durch ein paar Mammuts) fast vor das Aus gebracht (sieht echt irre aus, wenn die Steinzeitfreaks durch die Mammuts zertrampelt werden

-

bekommen).

- 10 -

konnte

echt

nicht

genug

davon

Doch jetzt mein Problem. Dieser blöde Kolumbus ist nicht in Amerika angekommen, obwohl ich die Funktion „Weltgeschichte" und die Option „Fast dran" gewählt habe. Die Schiffe segelten los, aber dann

stießen

sie

irgendwann

an

den

Bildschirmrand. Jetzt bewegen sich die Schiffe nicht mehr und der Computer macht keinen Mucks mehr. Außerdem ist Neptun aufgetaucht und winkt mit dem Dreizack. Bitte versucht den Bug schnell zu beheben ansonsten vergesst nicht - ich bin ein Blut- und Schweiß-Gott und die Macht ist mit mir. HäHäHä Spiderman „Scheiße, dass ist schon der fünfzigste diese Woche! Hey, ÄiJschi, wirf deinen müden Kadaver hier rüber und sieh dir den Mist endlich an." Ein pickliger, dünner Junge, der gerade aus einem Drahtkleiderbügel eine Krone gebogen hatte und gerade mit Tesafilm ein Schild daran befestigte,

- 11 -

blickte auf. Ohne erkennbare weitere Reaktion setzte er die Krone auf und rückte seine Brille zurecht. „Scheiße Alter, was sagstn dazu, Irrer Jack? Schon wieder nen Bug!" Augen mit extrem kleinen Pupillen blickten durch eine dicke, schwarze Hornbrille. Der Zettel auf der Krone hatte die Aufschrift NENN MICH NICHT IRRER JACK - ICH HEIßE BENN! „Jag mal 4A 53 76 76 F4 durch den Compiler und gib das ein." sagte Benn, drehte sich um und tippte wie wild auf einer Tastatur herum. „Kapitän, vielleicht sollten wir ein Opfer bringen?" der Matrose wirkte nicht unbedingt verlegen oder beunruhigt. Fest verankert in dem Wissen um sein Können in der Navigation eines so großen Schiffes würde sein Name gewiss nicht in Verbindung eines Opfers für Neptun gebracht werden. „Schon wieder!" Der Kapitän blickte auf seine Hände. Es war durchaus nichts unübliches Opfer in der Seefahrt zu bringen, schließlich müssen

- 12 -

Traditionen gepflegt werden. Doch wurden auf dieser Reise schon zu viel Opfer gebracht. Mehr als die Hälfte der Mannschaft ruhte bereits in dem einen oder anderen Meeresungeheuermagen. In letzter Zeit schienen sich die Götter immer wichtiger zu nehmen. Es schien, als würde jeder beliebige

Gott

inzwischen

Anrecht

auf

ein

Meeresungeheuer haben. Will man Heutzutage mit einem Schiff die Welt umsegeln, braucht man allein

schon

zwei

weitere

Schiffe

für

den

Ungeheuerproviant. „Wieder eine dieser Kapitänsentscheidungen. Ein Moment in dem jeder Kapitän allein ist, wenn er über das Wohl und Wehe seiner Untergebenen entscheiden muss." Der Kapitän schaute an den Rand der Welt entlang. „Na mal sehen, wenn mag ich denn überhaupt nicht?" Die Matrosen wirkten nicht gerade beunruhigt, als der müde Blick des Kapitäns jeden einzelnen von ihnen streifte. „Jenkins, springen!" „Ja, Kapitän! Danke Kapitän!" Ein unscheinbarer Matrose stand auf und sprang freudig über Bord.

- 13 -

Die übrigen Matrosen eilten zur Reling und schauten hinter dem Unglücksseligen her. Kaum hatte

dieser

das

Wasser

berührt,

als

ein

armseliges Meeresungeheuer auftauchte und den Matrosen angewidert verschlang. Der Kapitän gewann den Eindruck, dass das Ungeheuer nicht gerade begeistert von Jenkins war. Nach mehreren Wochen auf dem Meer musste auch dem abgehärteten Ungeheuer so etwas wie Jenkins schwer im Magen liegen. Verdammt, dachte Kolumbus. Selbst die Götter hatten

inzwischen

Subunternehmer.

Warum

gondelte er noch immer auf dem Meer herum. Daheim warteten Frau, Kinder und die feurige Madeleine. Während das Schiff über den Rand der Welt segelte und in das Universum fiel, beneidete Kolumbus Jenkins. „Ne ÄiJschi, dass war's nicht! Das Schiff ist glatt abgeschmiert. Hasta la vista, Kolumbus. Komm endlich her und hilf mir!" „Hast du eigentlich kein Feingefühl?" brummte

- 14 -

Benn. „Tja, ich bin eben ohne den lästigen Kram auf die Welt gekommen und hatte bisher noch keine Zeit so

was

zu

lernen.

Deshalb

gehört

mir

ja

inzwischen auch der Laden und du musst für mich schuften!

Komm

endlich

her

Sklave!"

Sven

Teschke lümmelte sich im eleganten Ledersessel herum, während Benn sich umständlich erhob und zu ihm ging. Gehen wäre hier wohl zuviel verlangt. Benn bestand praktisch nur aus Brillengestell und Gelenken

und

menschliche

machte

Natur

hier

deutlich, ein

dass

klein

die

wenig

Ausbesserung benötigte. Benn war der eigentlich Kopf von TerraSim, während Sven sich um das geschäftliche kümmerte und gelegentlich dafür sorgte,

dass

wenigsten

einer

der

Beiden

regelmäßig mit Wasser, Seife und der ein oder anderen Blondine in Berührung kam. Derjenige war natürlich Sven, besonders was die Blondinen anbelangte. Sven achtete sehr darauf, dass das Geld der Firma gut angelegt wurde. Der Ferrari und

die

Geschäftsessen

waren

nach

seiner

- 15 -

Meinung unbedingt notwendig. Dass er inzwischen zwei Zentner bei einer relativen Länge von 163 cm auf die Waage brachte und sein Ferrari einen Spezialsitz

benötigte

unterstrich

nach

seiner

Auffassung nur seine Einzigartigkeit. Wenn sich zu all seinen Fähigkeiten auch noch ein Gehirn hinzutummeln würde, wäre er wirklich gefährlich. „Weist du was ich denke, Benn?" „Geistige Unempfänglichkeit schützt auch hier mal wieder

nicht

vor

eigenständigen

Gedankengängen“, murmelte Benn vor sich hin. „Was meinst du damit?" fragte Sven, während er sich ausgiebig einem Popel in seiner gewaltigen Nase widmete. „Nichts!" „Gut! Jetzt mach dich an den Fehler ran, schließlich können wir uns keine Bugs mehr erlauben, sonst fallen die Aktien in den Keller." Sven hatte inzwischen den Popel gefunden und schoss nun damit auf Benns Krone. „Reg dich ab, mit Bugs ist es wie mit Kriegen, es gibt immer neue." Benn senkte seine Finger auf

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die Tastatur und versank in seiner eigenen, heileren Welt. Den Popel, der so langsam auf seiner Krone vor sich hintrocknete, bemerkte er gar nicht. Das Schiff fiel plötzlich nicht mehr. Gebete der Mannschaft an die eine oder andere Gottheit mit meist

Gleichlautendem

wesentliche

Inhalte

Wünschen

aus

nackten

deren Frauen,

alkoholischen Getränken und immerwährender Manneskraft

bestanden,

verstummten

abrupt.

Kolumbus stoppte ebenfalls seinen Gedankengang an die ein oder andere Lebensfreude die er bisher genossen hatte und an die ein oder andere die er eigentlich noch genießen wollte und blickte sich fragend um. „Kapitän, was ist los?" der Navigator zeigte inzwischen etwas mehr Begeisterung was die momentane Situation betraf. „Du bist zwar so blöd, dass du beim Pinkeln auf die Fresse fällst, aber du bist mein Navigator. Sag du mir was los ist!"

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„Ich bin fern der Heimat, hungrig, in ihrer Gesellschaft und was noch erschwerend hinzu kommt, ich habe nur noch ein Bein." „Mit anderen Worten, du weist es auch nicht!" „Nein, Kapitän." Benns Finger trommelten ein einsames Stakkato auf der Tastatur. Byte um Byte setzten sich in seinem Gehirn auf wundersame Weise zusammen und flossen direkt in seine Fingerspitzen. Als Benn noch ein Kind war, versuchte er schon früh seine Welt logisch zu ordnen. Kurz nach seinem fünften Geburtstag

machte

er

seine

Eltern

darauf

aufmerksam, dass er einen Plan aufgestellt hatte, um die Effizienz der häuslichen Routineaufgaben zu erhöhen. Mit sieben Jahren hatte er bereits den Charme eines aufgeplatzten Furunkels und mit neun wurde er in seiner Schulklasse einstimmig zum „Kind das als erster in die Schlagzeilen kommt" gewählt. Der Grund hierfür variierte zwischen Mord und Totschlag mit ihm als Opfer. Benn war öder als eine Autobahn mit Fahrverbot

- 18 -

an einem regnerischen Wochentag. „Alle Mann auf die langen Dinger und die verdammt

großen

Tücher

eingeholt!"

schrie

Kolumbus. „Masten und Segel", ergänzte der Navigator automatisch. Eigentlich hätte er das Kommando über das Schiff führen sollen, aber durch äußerst widrige Umstände, allen voran das er der Piraterie überführt wurde, musste er nun unter jemanden dienen, der zwar noch über beide Beine verfügte, aber mit diesen nicht unbedingt auf dem Boden der Tatsachen stand. Doch schließlich schließt Wahnsinn große Taten nicht aus. Franko

der

Franzose

war

sein

früherer

Kampfname. Sein Namen verbreitete zwar nicht unbedingt Schrecken auf den Weltmeeren, aber einen strammen Tripper in allen Hafenbordellen entlang der Weltmeere. Aber seitdem die Piraterie und die Entdeckungsreisen von Michelin vier Sterne

im

„Reiseführer

unternehmungslustigen

Gentleman"

für

den

bekamen,

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nahmen die Touristen kein Ende mehr. Und jetzt musste er auch noch unter so einem dienen. Franko spuckte verächtlich auf den Boden. Der Kapitän war so blöd wie ein Sack Kartoffeln, aber sein PR-Mann war einsame Spitze. Dies bewies er unter anderem dadurch, dass dieser sich nun im sicheren Hafen und Kolumbus an Bord befand. „Weist du was das schlimmste an unserer Situation ist?" fragte Kolumbus seinen Navigator. „Nein, aber ich befürchte, dass ich gleich im Besitz deiner Weisheit bin." Spott tropfte aus jeder Pore, während sich eine Briese über dem Deck regte, die nicht unbedingt als frisch bezeichnet werden konnte. Der Geruch schien von einem Ort zu stammen, der auf den Weg aus den tiefsten Tiefen der Hölle noch zusätzlich an das Adjektiv penetrant erinnerte und sich sogleich daran machte dem nachzukommen. „Das ich wahrscheinlich niemals einen dominanten Platz in der Weltgeschichte einnehmen werde." „Nein Kapitän. Ich behaupte hiermit kategorisch, dass sie die größte Null der gesamten entdeckten

- 20 -

Welt sind!" „Danke Franko." „Bitte Kapitän." „Kapitän!" schrie der Ausguck. „Land voraus! Land! „Dann los Freunde, ich habe den Auftrag Ruhm, Reichtum und übel riechendes und qualmendes Kraut in die Heimat zu importieren. Schlachtet alle Eingeborenen zu eurem Vergnügen und zum Ruhme Gottes ab. Lang lebe das herumfahren in Holzdingern!" „Schiffe“, ergänzte der Navigator müde.

From: [email protected] To: [email protected] Hy, Team! Mir ist vielleicht was Abgedrehtes passiert....... Ich bin gerade dabei ein paar Pyramiden zu meinen Ehren - natürlich als oberster Gott -

- 21 -

bauen zu lassen, aber plötzlich regnete es fette Kühe und die machten die Arbeiter platt. Nun steht der Pharao nur darum und haut sich seinen Zeremonienstab auf seinen Rüssel. Wie

komme

ich

von

hier

aus

weiter?????????????????? sMiLy P.S.: Wann kommt eigentlich der Nachfolger von TerraSim raus? Macht doch mal was mit ballern und Zwergen und dicken Möpsen. „Hofseher! HOFSEHER!!" Dicke Zornesadern traten am Hals des Pharao hervor und wütend feuerte er das

Tages

Papyrus

zur

Seite.

In

dicken

Pinselstrichen prange die Überschrift auf dem Papyrus "Anhaltender Kuhregen, Arbeiter von Kuh zerquetscht, Pharao inkompetent?" gleich neben dem Artikel "Schwein mit drei Köpfen heiratet Kleopatra!". Wahrscheinlich wird die ägyptische Kultur einmal die am meisten überschätzte sein, falls diese Papyrus nicht gefunden werden. Aber

- 22 -

warum fielen plötzlich Kühe vom Himmel ohne dass er, Pharao, seinen göttlichen Segen dafür gegeben hatte. Bisher verlief seine Regentschaft ruhig und behaglich. Wie seine Vorgänger ließ er alle fünf bis sechs Jahre die Kinder unter zwei Jahren

töten

und

Pyramidenbauten gewerkschaftlich

die

Verluste

hielten

sich

vereinbarten

bei

seinen

absolut

im

Rahmen.

Die

Krokodile waren wohlgenährt und die Hälfte der örtlichen Bevölkerung hatte durch aktives Handeln nun sein göttliches Blut in den Adern. Alles in allem konnte sein Volk mit ihm als Pharao zufrieden sein. Nicht das er Wert darauf gelegt hätte, das Verlangen um Anerkennung war ihm gegeben, leider aber nicht die Begabung dies ohne Folter oder ähnliche Führungsmittel zu erlangen. Auch die früheren Pharao ließen ab und an

ein

so

genanntes

Führungsfeedback

zu,

allerdings wurden dies schnell wieder abgeschafft, da einige Untertanen mit diesem Instrument der modernen

Führungsmethodik

nicht

umgehen

konnten. Forderungen nach weniger Kamelmist

- 23 -

auf

der

Straße

zweidimensionalen

und Malerei

Abschaffung

der

ließen

den

auch

fortschrittlichsten Pharao erkennen, dass das Volk nur über einen Weg geführt wurde. Hier bin ich, der Pharao und bestimme. Dort seid ihr, das dumme Volk und müsst alles machen was ich will und jetzt hüpft alle auf einem Bein und bellt. Bei dem meisten Pharao ging das auch gut, aber der ein

oder

andere

göttliche

Pharao

hatte

merkwürdige Vorstellungen in der Führung seines Volkes. Es gibt wirklich nichts daran auszusetzen, wenn ein Pharao bei notwendigen Bestrafungen eine gewisse Vorliebe für das Abhacken von Nase und Ohren

an

den

Tag

legte,

allerdings

dabei

merkwürdig zu kichern verunsichert das Volk. Oder das bei Unfällen, die dem Pharao zustoßen, sich das eigene Volk die gleichen Verletzungen zufügen muss ist schon in Ordnung so. Wenn allerdings ein erwiesener Maßen kurzsichtigen Pharao beim rumfuchteln mit einer scharfen Klinge das ein oder andere wichtige Fortpflanzungsorgan

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schon

verfrüht

der

Pyramide

überantwortet,

keimen bei dem ein oder anderen, besonders männlichem Untertan, gewisse Zweifel. Zwischenzeitlich gab es immer mal wieder so Phasen, wenn ein jugendlicher Pharao dem Führungsdruck

nicht

standhielt

durcheinander

brachte.

und

Echanaton

alles

und

sein

Schüler Moses wollten zum Beispiel die vielleicht entscheidendste

Rationalisierungsmaßnahme

in

der Geschichte des göttlichen Volks der Ägypter durchführen und lehnten sich gegen alles und jeden auf. Die beiden Spinner glaubten an den Monotheismus. Sie wollten eine Reduktion auf den einen Zentralgott und die Verwirrung um die Götterverschwörung Drahtzieher,

deren

und

der

Streit

Hintermänner

um und

die den

göttlichen Pharao beenden. Stattdessen sollte der Obergott als namenlos und unsichtbar gelten und der Opferkult als Methode, mit ihm ins Geschäft zu kommen, abgeschafft werden. Doch das Volk der Ägypter

hatte

sich

so

an

die

Samstagabendopferung gewöhnt, dass derartig

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radikale Änderungen nicht angenommen wurden. Moses wurde in die Wüste geschickt, wo er auch hingehörte. „Göttlicher Pharao. Du hast deinen unwürdigen Diener rufen lassen!" Der Hofseher legte die letzten paar Meter auf allen vieren kriechend zurück. Seit Jahren bestand seine einzige Tätigkeit daraus, vor ein paar Melonen zu sitzen und zu versuchen in geistigen Kontakt mit ihnen zu treten. Ab und an musste er vertragsgemäß das eine oder andere Wunder

vorhersagen

und

anschließend einen Teil seiner Ersparnisse für die prompte Erfüllung seiner Prophezeiung opfern. „Nicht nur das der Fraß hier unverzeihlich ist, die Salatgabeln sind noch nicht einmal gekühlt, jetzt regnet es auch noch Kühe!" Der Pharao nahm mit Freude zur Kenntnis, dass der Hofseher den Fleck auf dem Boden übersehen hatte und jetzt voll im Katzenmist kniete. Katzen war auch so ein Thema. Der momentane Gott auf Erden hasste Katzen. Hassen mochte noch nicht der passende Ausdruck sein. Er hasste sie aus ganzem göttlichem Herzen.

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Das die Allergien bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfunden waren, mochte nur am Rande erwähnenswert sein. Nichtsdestotrotz bekam der Pharao Atemnot, tränende Augen und Ausschlag wenn nur eines dieser Biester in der Nähe weilte. Leider waren die Katzen im Machtbereich des Pharao sehr beliebt. Ein Volk konnte die größte Folter,

den

abgedrehtesten

Pharao

und

die

aberwitzigsten Bestrafungen ertragen, aber wenn eine

Katze

gequält

wurde

ist

auch

die

Personifizierung eines Gottes auf Erden vorzeitig in der Pyramide. Oder aber die Sache mit den Karten für das nächste Leben. Wann immer einer der Pharaonen seinen Weg in das neue Leben antrat, wurden ihm Karten mit in die Pyramide mitgegeben. Aber, so fragte sich der Pharao, wer hat sie gemalt und woher wusste dieser, wie der Ort des nächsten Lebens aussieht. Außerdem regte er sich auch über die Nützlichkeit dieser Karten auf. Nur irgendwelche nützlichen Orte, aber keinen Hinweis auf mögliche Staus oder irgendwelche Stars.

- 27 -

„Aber göttlicher Pharao, natürlich habt ihr den Kuhregen vorausgesagt!" „Habe ich?" Der Pharao wirkte jetzt leicht verwirrt. Natürlich brachte das Regieren eines so großen Volkes viel Stress mit sich, weshalb der Pharao nur bei außergewöhnlichen wichtigen Anlässen vor dem gemeinen Volk erschien und ansonsten alles seinem überdimensionierten Hofstaat überließ. Schließlich musste er sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren und dafür sorgen, dass die Sonne jeden Morgen wieder am Himmel erschien und das Volk glücklich war, besonders der hübsche, junge und weibliche Teil der Bevölkerung. „Aber ja mein Gott." Der Hofseher klang wirklich überzeugend. „Habt ihr nicht vor kurzem die Prophezeiung gemacht, dass bald Kühe vom Himmel fallen? Bei eurer letzten Rede vor dem Volk, als ihr eure fünfzigste Frau loswerden wolltet und wir sie von den heiligen Krokodilen fressen.... Ich meinte, als ihr selbstlos eure Lieblingsfrau den heiligen Krokodilen geopfert habt, nur um eure Fistel am göttlichen Gesäß zu beschwören."

- 28 -

„Da habe ich zum Volk gesprochen? Worüber den bloß?"

Der

Pharao

wirkte

sichtlich

immer

verwirrter. Gewiss, diesen Tag wird er wirklich nicht

so

schnell

vergessen,

da

er

seinen

Lachkrampf auch nach einigen Stunden noch nicht in den Griff bekommen hatte. Allerdings wurde die Opferung dringend notwendig. Er erschauderte an dem Gedanken nach seinem Tode und der Beisetzung in der Pyramide aufzuwachen und diese Schreckschraube bis an sein nächstes Lebensende an seiner Seite zu haben. „Schreiber! Was genau habe ich damals zum Volk gesagt?" „Kühe? Wieso Kühe! Was soll der Mist. Ich dachte im alten Ägypten spielten die Kühe nur die Rolle der Düngemittel- und Badezusatzproduzenten?" Sven regte sich mal wieder auf. Obwohl die Ausbrüche von Sven meist gut inszeniert, tempi und theatralisch auf das Beste abgestimmt waren, schien es diesmal gefährlich ernst zu sein. „Wie oft muss ich es dir eigentlich noch sagen?"

- 29 -

Benn sprach im Tonfall eines Vaters zu seinem stark pubertierenden Sohn bei der Frage ob dieser ein Mofa bekommt. „Ich habe das Programm dynamisch Verläufe

programmiert, der

Entwicklung

nicht

statisch.

können

Alle

ineinander

übergehen." „Dynamisch, ist das nicht wenn sich die Möpse dabei bewegen und statisch wenn sie so voller Silikon gepumpt sind, dass sie stehen wie eine Eins?" „Für Leute wie dich - ja!" „Warum hast du mir das nicht gesagt?" „Ich habe es dir gesagt." „Wirklich?" „Ja!" „Moment mein Herrscher, ich muss nur schnell zurückspulen." Der Schreiber befand sich immer in der Nähe seines Herrschers und war bereit auch den größten Mist auf Papyrus zu malen. Er trug eine verdammt große Rolle auf dem Rücken und hatte zwischenzeitlich eine gigantische Kurbel aus

- 30 -

der Tasche mit den Pinseln und der Tusche geholt. Professionell betätigte er die Kurbel und nach wenigen Augenblicken begann er zu zitieren. „Äh, dann - Mist jetzt habe ich den Faden verloren. Ach ja, dann wird vielleicht irgendwas passieren und dann wird vielleicht auch - oder so. Jedenfalls bin ich euer Pharao und kann machen was ich will. Damit Basta und wem das nicht gefällt hat Pech..." Dann seid ihr über eine Katze gestolpert und die ersten drei Stufen der Pyramide heruntergefallen.

Anschließend

habt

ihr

dreitausend Untertanen, die eventuell gelacht haben Teilweise

könnten, mussten

den sie

Krokodilen

geopfert.

monatelang

Schlange

stehen um dann gefressen werden zu können, da die Krokodile satt waren. Wir mussten sogar Krokodile importieren um die Wartezeiten kurz zu halten. „Kann man das wegmachen?" „Nein." „Mann, mach was. Ich... Wir sind pleite wenn das

- 31 -

rauskommt. Pah, Kühe! Frösche hätten wir ja noch verkaufen können, aber Kühe. Die nehmen uns doch nicht mehr ernst." Sven rang sichtlich nach Vernunft und einer guten Idee, beides war aber aufgrund

seiner

persönlichen

Struktur

nicht

unbedingt in greifbarer Nähe. „Benn, guter alter Freund! Lass dir bitte was einfallen. Irgendwas - du hast vollkommen freie Hand." Benn starrt nur stur auf den Bildschirm, während seine Finger abermals begannen ein Eigenleben zu führen. Er hatte immer freie Hand, auch wenn Sven das niemals kapieren würde. Auch über das Geschäftskonto machte er sich schon lange keine Sorgen

mehr,

schließlich

stammte

das

Telebankingprogramm der Hausbank auch von ihm. „Da seht ihr, o Pharao. Der Beweis ist erbracht. Ihr habt ohne jeden Zweifel die herab fallenden Kühe vorhergesagt." Die Stimme des Hofsehers war eine Spur zu schleimig. Normalerweise gibt

- 32 -

sich jeder Vorgesetzte mit dem Hang zu einer katastrophalen

Führungsschwäche

mit

einer

derartigen Aussage zufrieden, leider hatte der Pharao

eine

schwindende

Popularität

seiner

Unfehlbarkeit beim einfachen Volke erahnt und runzelte deshalb die Stirn. Der letzte Untertan der den Pharao zu einer solchen Reaktion angeregt hatte wurde dazu gezwungen sich ausschließlich von Katzenmist und Katzenpisse zu ernähren. Ein Schicksal, das der Hofseher nur allzu deutlich vor Augen hatte, da es sich bei dieser Person um seinen Vorgänger handelte. Der ehemalige Hofseher war zwar noch immer

am

Leben,

Aktivitäten

seine

allerdings

eingeschränkt,

gesellschaftlichen inzwischen

beziehungsweise

nicht

sehr mehr

vorhanden. „Und

du

bist

bereit

diese

Aussage

so

zu

interpretieren?" Als hätte der Hofseher diese Reaktion geahnt, winkte er sofort einem Sklaven, der umgehend einen freien Bürger in Ketten vorführen ließ. Die

- 33 -

Person wies mehrere frische Hämatome an seinem schmuddeligen Leib auf. Sobald er den Pharao erblickte warf er sich zu Boden und begann hemmungslos zu zittern. „Freier Bürger“, begann der Hofseher auf das Elend am Boden einzureden. „Hat der große, der göttlich, der einzigartige....." „Komm zum Punkt, Hofseher!" mischte sich der Pharao ungeduldig ein. „Hat er den großen Kuhregen vorhergesagt?" beeilte sich der Hofseher den Satz zu beenden. „Ja“, bestätigte der Haufen Mensch schnell. „Jetzt hab ich es!" Benn lehnte sich zufrieden zurück.

„Ich

habe

einfach

die

dynamischen

Verknüpfungen in der Evolution mit dem alten Ägypten gekappt." „Klasse, Alter! Das muss gefeiert werden. Her mit der Pulle und ich lasse gleich zwei Miezen einfliegen." „Natürlich welche die Quittungen ausstellen!" murmelte Benn, der das Hobby „Wie bescheiße ich

- 34 -

das Finanzamt richtig!" seines so genannten Chefs kannte. Der größte Hammer war, dass Sven es wirklich geschafft hatte den Ferrari unter der Buchungsnummer „Sonst lande ich überhaupt nicht bei den Miezen" absetzen zu können, weil er zusätzlich ein Bild von sich und drei schlechte Leumunds von diversen ehemaligen Freundinnen beigelegt hatte. „Was ja?" fragte der Pharao verwirrt. „Na, der Kuhregen. Die Kühe regnen vom Himmel und erschlagen die Arbeiter bei der Pyramide." Der

freie

Bürger

wirkte

verwirrt.

Wie

alle

Verwirrten versuchte er die drückende Stille mit zusammenhangslosem Plappern zu füllen, was schon immer dazu geführt hatte anschließend seinen Kopf oder schlimmeres zu verlieren. „Sie wissen doch, das spitze dreieckige Ding. Pyramide halt. Sie sterben, werden in die Pyramide gebracht und unter hallali und hallala bringen sich ihre Untergebenen und die hübschesten Frauen hier um, um sie im nächsten Leben mit allerlei

- 35 -

Vergnügen zu erfüllen." Hofseher und Pharao schauten sich verwirrt an. Was plapperte der da. Beide standen kniehoch in Fröschen und das Wort Kuh fand nicht den erwünschten Anklang. „Was faselt der da?" fragte der Pharao. „Keine Ahnung“, antwortete der Hofseher. „Weg mit dem Kerl und Rübe runter", ordnete der Hofseher an. Sofort traten zwei äußerst kräftige Elite-Sklaven

vor

und

schnappten

sich

den

wimmernden Bürger. „Moment“, rief der Pharao. „Ich habe zwar keine Wort von dem verstanden was er gesagt hat, aber es klang aufregend." Sofort ließen die beiden Elite-Sklaven den Bürger fallen. Hoffnung keimte bei dem zitternden Bürger auf. „Danke, oh Pharao. Mögen deine Lenden Früchte tragen!" „Früchte tragen? Was soll der Scheiß? Los jetzt, runter mit der Rübe!" „Danke, oh Pharao!" murmelte der Kopf, während er auf der Suche nach dem Rest über den Boden

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rollte. Die nächsten Jahre versuchten sich die besten Ärzte im Reiche des Pharao vergebens Früchte wie Ananas oder Bananenstauden aus den Lenden des Pharao zu entfernen.

From: [email protected] To: [email protected] Mahlzeit Jungs, Sagt mal, habt ihr eigentlich noch einen an der Waffel? Euer Spiel ist wirklich der letzte Mist. Ich habe gerade versucht die Schöpfung mit der Option

Außerirdische

und

Kuppel

im

Meer

durchlaufen zu lassen, aber es funzt nicht so prall. In der Kuppel rennen zwei Außerirdische herum und mehr passiert nicht. Außerdem ist das Raumschiff eine einzige Pleite - dagegen ist ja das Raumschiff Orion das reinste Traumschiff. Stellt das gefälligst ab, schließlich habt ihr 69,-

- 37 -

Euro eingesackt. „B E N N! B E E N N!! Komm endlich her! Hast du das Spiel eigentlich mal getestet, oder hast du nur an den Möpsen herumgefingert? Du bist noch mal der Nagel zu meinem Sarg." „Kommandeur, die Versuchsreihe DF89P ist ein einziger Reinfall. Wir sollten die Kuppel fluten!" „Fluten? Spinnen sie eigentlich? Wir haben eine Verpflichtung

gegenüber

Glauben

sie

dem

Steuerzahler.

eigentlich

diese

Terraformingprogramme würden nicht in den Haushaltsdebatten angesprochen und überprüft?" Der Kommandeur schritt energisch über die Kommandobrücke der Terraformigkuppel 12. Seit mehreren Jahren, gemessen an den lächerlichen Erdumläufen dieses miesen Planeten, versuchten sie

eine

Bevölkerung

einigermaßen zu

kreieren.

widerstandfähige Jahre,

die

seinen

Karrierewünschen mehr als hinderlich waren. Dann die beständigen Kürzungen im Etat und die

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besten Kräfte wurden ihm unter dem Hinter weggezogen. Er konnte es seinen erfahrenen Mitarbeitern nicht verdenken, wenn sie sich nach besseren Jobs umsahen, aber diese Neue war einfach unerträglich. Gerade von der Ausbildung gekommen, wollten sie alles besser wissen und können. „Aber Kommandeur, die Dienstvorschrift HDV 100/100 sagt ganz eindeutig aus, dass bei einer derartigen

Degenerierung

die

Kuppel

sofort

geflutet werden muss!" Fahnenjunker Jobeliti, eine vom Stamme Job, errötete. „Nur weil sie fünf Finger haben? fragte der Kommandeur neugierig amüsiert. „Fünf Finger sind degeneriert. HDV 100/100, Vorschrift 13, Absatz 2." Der Fahnenjunker hatte seine Ausbildung als Beste ihres Jahrganges abgeschlossen und trug außerdem einen Rock, der dem Kommandeur signalisieren sollte, dass sie wirklich

in

jedem

Bereich

die

beste

des

Jahrganges war - aber er wollte dies im Moment wohl nicht testen.

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„Erinnern sie sich vielleicht an das Projekt XAMI? Auch

hier

wurden

Anzeichnen

einer

standardisierten Degeneration festgestellt und die Kuppel hätte geflutet werden müssen. Aber der zuständige Fahnenjunker entschied anders und diese Rasse ist inzwischen unser bester und problemlosester

Kunde!"

Nachdem

es

immer

schwieriger wurde an zahlungskräftige Kundschaft heran zu kommen und die Werbungskosten in das astronomische stiegen um minderwertige Ware los zu

werden,

begannen

Industrieplaneten

die

großen

mit

den

TERRAFORMINGPROGRAMMEN. Hierbei wurden unbewohnte Planeten derart aufgebaut, dass anschließend gezüchtet

zahlungskräftige

werden

konnten.

Die

Kundschaft DNS

der

zukünftigen Kundschaft wurde so programmiert, dass ausschließlich die Waren der Schöpfer als erstrebenswert galten. „Wer kennt dieses Projekt nicht!" erwiderte der Fahnenjunker. „Dieses Projekt ist eine Legende und sie waren der Fahnenjunker. Sie bekamen

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den Wirtschaftsförderungsorden allererster Klasse und die Erlaubnis die Ladenschlusszeiten des Projektes XAMI aufzuheben." „Ja, also Finger weg vom Flutungsknopf." "Ja, Sir! Aber wenn ich anmerken dürfte, dass allein die Anpassungen unserer Produkte auf diese Entartung den Jahresetat eklatant durcheinander wirft! Ganz zu schweigen über die inzwischen bereits fertig gestellten Produkte die auf Lager liegen und dringend auf Kundschaft warten. Kundschaft, die nur die notwendigen drei Finger aufweisen." „Was ist denn jetzt schon wieder?" Benn erschien schlaftrunken im Türrahmen. Er trug eine viel zu große Boxer-Shorts mit dem Aufdruck „Zu groß für Dich!" Benn hatte wochenlang über den Wortwitz gelacht und nur allein der Gedanke daran brachte ihn noch immer zum kichern. Leider konnte die nette und zuvorkommende Blondine hinter ihm nicht darüber lachen. Anfängliche Neugier hatte sie schnell wieder zur professionellen Gestaltung

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des Abends übergehen lassen und zwei Minuten später schnarchte Benn schon zufrieden. „Was wohl! TerraSim. Ein Bug nach dem anderen. Scheiße ey. Ich habe einen Ruf zu verlieren!" „Mit der Leistung eben hast du das schon!" rief eine Stimme aus Svens Zimmer. Eine weitere Blondine erschien hinter Sven. „Komm Kleiner, nach

der

Leistung

Sonderzulage

habe

verdient

-

ich als

aber

eine

Schweigegeld

sozusagen!" Blondie lachte gellend. „Elli! Komm, wir sollten los, mal ein paar richtige Kerle suchen. Während Benn schon wieder an der Tastatur in Trance verfiel, bezahlte Sven die beiden Damen unter Herbetung zahlreicher Beschimpfungen, zog sich anschließend an und suchte schleunigst den nächsten Schnellimbiss auf, da sein Fettspiegel gefährlich tief gesunken war. „Danke Sir, ich leite jetzt die Flutungssequenz ein! Die

Brut

wird

in

exakt

300

Tagesabläufen

vernichtet sein." „Fahnenjunker, ab in unser Rettungsschiff und

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dann nichts wie weg von diesem Mistplaneten. Mann kann nicht immer gewinnen." „Ja, Sir! Allerdings kann man die Kosten immer noch als Werbungskosten geltend machen. Auf jeden Fall werden sie hierdurch in den Vorstand aufgenommen werden müssen. Ich bewundere sie aufrichtig". Der Fahnenjunker hatte inzwischen die Lektion "Aufrichtiges Schleimen unter erschwerten Bedingungen"

abermals

durchgearbeitet

und

zeigte nun die Art von Unaufrichtigkeit, die jeder Vorgesetzte richtig zu deuten wusste. „Danke. Ach ja, ziehen sie diesen Rock aus Fahnenjunker und gießen sie uns einen netten Drink ein. Der Rückflug sollte nicht unbedingt die direkte Flugstrecke betragen, wenn sie mich recht verstehen!" „Ja Sir!" Fahnenjunker Jobeliti machte ihrem Stamm alle Ehre. Sie hoffte zumindest eine weitere Stunde Ladenschlussverlängerung für ihre Dienste erlangen zu können. Während das Raumschiff die Erde verließ, öffnete sich neben verschiedenen Haken und Ösen an

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diversen Wäschestücken auch langsam die Kuppel der

Aufzuchtsstation

tief

im

Meer.

Diese

Aufzuchtsstationen sollten gewährleisten, dass die Brut schnell vernichtet werden konnte, wenn sich Degenerationen, oder ein Abstoßungsverhalten gegenüber dem Warenangebot zeigten. Sehr viele Tage später hatte Jobeliti auf Höhe der Agabitis-Nebel

bereits

eine

halbe

Stunde

herausgeholt während sich aus den bewegten Fluten eines noch nicht benannten Meeres ein Schiff wie ein Korken aus dem Wasser an die Oberfläche schoss. Zögerlich öffneten sich Luken im Rumpf und mehrer Menschen kletterten an Deck. „Du hattest mal wieder verdammt Recht Noah!" sage ein Mann und klopfte einem anderen enthusiastisch auf die Schulter. „Aber warum wolltest du bloß diese ganzen Viecher mitnehmen. Boh, die stinken vielleicht." „Proviant," erwiderte Noah. „Wer weis wie lange wir hier herumschippern müssen. So haben wir wenigstens ein wenig Abwechselung auf dem

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Speisezettel. Also, wer außer mir hat noch Lust auf ein Säbelzahntigerschnitzel? Und jagt endlich diese blöde Taube hier weg, die hat mir schon wieder auf den Kittel geschissen!" „Na also", sagte Benn zu sich selbst. „Geht doch." Er begann leise vor sich hin zu kichern, da ihm der Spruch auf seiner Boxer-Shorts wieder einfiel. From: [email protected] To: [email protected] Warum nur immer ich? Ich bin gerade dabei die Weltgeschichte im Modus „EXAKT", „Griechenland" und „Sagen" ablaufen zu lassen. Aber Troja wird bereits seit 100 Jahren belagert und mit dem Bau eines Pferdes wurde immer noch nicht begonnen. Könnte sich da unter Umständen ein kleiner Bug eingeschlichen haben. Ach ja, braucht ihr nicht noch einen Beta-Tester für eure Programme???????????

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Ich bin gut! WIRKLICH!!!!!!!!!!!!!! BilliiBoy „Ich scheiße auf Tradition und ich scheiße auf dieses

verdammte

Heereslager!"

schrie

der

Hauptmann mit den unaussprechlichen Namen Odysseus oder so. „Seit fast 100 Jahren belagern wir diese blöde Stadt und hausen noch immer in Zelten." „Aber Hauptmann, es gibt wirklich keinen Fall in den bisher geführten Kriegen, wo die Belagerer feste Häuser bauen. Was würde den der Feind von uns halten, oder unsere Familien daheim?" Der Feldwebel versuchte zackig zu salutieren, aber nach fast 45 jährigen Fronteinsatz und einem Gesamtgewicht von über 150 kg (ohne Rüstung) bei einer merkwürdig geringen Eigenlänge, wurde er fast von seinem eigenen Schwung umgerissen. Seine enormen Massen führten noch einige Minuten ein Eigenleben unter den bereits vor sich hin verrosteten Brustharnisch.

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„Es gab bisher auch noch keine Belagerung die sich so lange hinzog. Zehn Jahre oder so wären ja noch in Ordnung gewesen, aber das hier ist ein Skandal." Der Hauptmann war mit seinen knapp 30 Jahren Fronteinsatz zwar noch ein bisschen grün hinter den Ohren, fand der Feldwebel, aber eigentlich hatte er nicht Unrecht. Im Sommer war es ja noch ganz in Ordnung, aber jetzt, kurz vor dem Winteranfang wurde es recht zugig in den Zelten. Da der Feldwebel aber schon vor langer Zeit ein kleines Zimmer innerhalb der Stadt gefunden hatte,

interessierte

es

ihn

eigentlich

nicht

sonderlich. Abendliche Appelle gab es bereits seit einigen

Jahrzehnten

nicht

mehr

und

die

gelegentlichen Sturmangriffe fanden inzwischen zu festen Terminen und mit Volksfestcharakter statt. Alles in allem hatten sich die Belagerer und die Belagerten, jedenfalls die mit Ideenreichtum und dem festen Willen zum Kapitaltransfer, bereits vor einigen Jahren stillschweigend geeinigt. Da das Offizierscorps

auf

beiden

Seiten

sehr

- 47 -

traditionsbewusst waren und noch immer für die gerechte

Sache

kämpften,

auch

wenn

sich

niemand mehr so ganz genau an den Namen der Schönen erinnerte, die vor langer Zeit nach Troja verschleppt wurde, wusste man um so genauer, dass jeder Mann in Griechenland nicht eher ruhen würde,

bevor

diese

Schande

aus

der

Geschichtsschreibung getilgt sein würde. Dennoch fiel niemanden im Eifer des Gefechtes auf, dass die

Invasionsarme

nach

der

Landung

und

Belagerung der Stadt niemals Verstärkung aus der Heimat erhalten hatte und von den ehemaligen, bestimmt ehrbaren und tapferen Kämpen niemand mehr lebte. Eine kleine Erklärung hätte unter Umständen das kleine unscheinbare Tor in der Nähe des Westtores der Stadt mit der Überschrift „Tritt als Krieger ein und geh als Freund wieder hinaus"

sein

können,

das

bei

einem

Erkundungsrundgang vor ungefähr 63 Jahren zufällig

entdeckt

wurde

und

nur

mittels

Mundpropaganda unter den niederen Rängen der Belagerungsarme

- 48 -

erwähnt

wurde,

aber

nur

vielleicht. Eine

andere

Sprache

Legende

in

einer

unbekannten

besagte, A nagy kapu meliert, mindig

van egy kis kapu - In der Nähe eines großen Tors ist immer eine kleine Tür. Inzwischen hatte sich hier das neue Haupttor gebildet und jeden Morgen zum Dienstbeginn und jeden Abend zu den Dienstenden war hier reger Betrieb. Niemand wusste noch so ganz genau, ob sich das frühere und noch immer belagerte Haupttor noch öffnen ließ. „Ich habe aber die Schnauze voll. Wer weiß wie lange das hier noch gehen soll und ich will endlich mal in einem Bett schlafen, nicht immer nur auf einer Pritsche!" Der Hauptmann warf eine Karaffe an die Zeltwand. „Und ich will, das die Karaffe kaputt geht, wenn ich sie an eine Wand werfe!" schrie er. Odysseus konnte einem Leid tun. Er war der einzige, der noch den eigentlichen Grund der Belagerung kannte und wusste, wie sehr die Sache mit der eigentlichen Schönheit im Auge des Betrachters lag. Da jedoch der König diese Sache

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verbreitet hatte, der gleiche König der gelegentlich ein Pferd oder Schwein zu dem einen oder anderen

Regierungsamt

verhalf,

durfte

hier

keinerlei Kritik angebracht sein. Anfänglich hatte es ja auch Spaß gemacht, mit seinen Kumpels abends um die Stadt zu ziehen und obszöne Sprüche an die Mauer zu schmieren, aber inzwischen

war

die

Arthritis

so

weit

fortgeschritten, dass der Pinsel nicht mehr so recht in der Hand lag. Außerdem hatten so im Laufe der Jahre die Außenmauern inzwischen bereits

den

siebenundzwanzigsten

Anstrich

bekommen, was den Heereshaushalt für die Beschaffung neuer Waffen und Belagerungstürme der nächsten 35 Jahre aufgebraucht hat. Böse Zungen behaupteten, dass die Mauern nur noch durch die so aufgebrachte Farbe hielten. Ja, der Feldwebel konnte seinen Hauptmann verstehen. Die ersten Nächte in seinem Zimmer und das weiche Bett waren mit Geld nicht zu bezahlen. Dann das üppige Frühstück und seine üppige Wirtin taten ihr übriges, um ein kleines

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Techtelmechtel

mit

dem

Feind

einzugehen.

Natürlich nur, um an geheime Informationen über die

Verteidigungspläne

der

verdammten

und

verabscheuungswürdigen Trojaner zu kommen. Allerdings hatten diese Trojaner einen Hackbraten, den man im gesamten Mittelmeerraum nicht besser finden konnte. Und das frische Brot. Ganz abgesehen von dem mit Honig gesüßten Wein. Und die Kegelabende mit der Stadtwache am Samstagabend. Aber ansonsten handelte es sich um den verabscheuungswürdigsten Pöbel der ganzen Mittelmeerregion. Seine inzwischen schon fast erwachsenen Kinder mit der Wirtin sollten, sobald sie eine anständige Ausbildung erhalten hatten, natürlich auf der Seite der Griechen leben. Sein Sohn sollte so wie der Vater die ehrenvolle, wenn auch schon ziemlich verrostete, Rüstung der Griechen tragen und, wie er, ein ganzer Mann werden. Wie in einem der letzten Memos der Wehrveraltung zu entnehmen war, ist es geplant im nächsten Jahr den Etat der Neuausrüstung als Gesprächspunkt aufzunehmen und nach Prüfung

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der günstigsten Angebote in neun Jahren mit der Erprobung zu beginnen. Angebote wurden bereits eingeholt, wobei die trojanischen Waffenschmiede das beste und günstigste Angebot unterbreitet hatten. Da sowohl im Krieg und in der Verwaltung diejenigen zu entscheiden haben, die eine Vision ihr Eigen nennen, wurde dem Angebot der Trojaner der Zuschlag erteilt und für einige wenige Griechen das weitere Leben als Belagerer etwas leichter und komfortabeler. Tränen traten ihm in die Augen, als er sich seinen Sohn als zukünftigen

Offizier

der

griechischen

Belagerungsarmee vorstellte. „Reißen sie sich zusammen Feldwebel. Wir sind griechische Soldaten und haben die gesamte zivilisierte Welt auf unserer Seite!" Odysseus interpretierte die Tränen des Feldwebels völlig falsch. „Ich dachte wir sind die gesamte zivilisierte Welt?" fragte der Feldwebel. „Na, sage ich doch. Und jetzt raus mit dir Feldwebel, ein kleiner Appell und dann ein

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gewagter Ausfall und zu Weihnachten sind wir wieder daheim bei unseren Lieben." „Aber

Hauptmann“,

versuchte

der

Feldwebel

verwirrt zu widersprechen. „Appell und Ausfall sind doch erst übermorgen dran. Jetzt ist Wochenende und die Marketender haben doch ihre Marktstände noch gar nicht abgebaut. Außerdem wissen die Trojaner ja noch nicht Bescheid. Sie wissen doch wie ungehalten die reagieren, wenn wir versuchen die Mauern zu erklimmen und keiner da ist der die Leitern

zurück

schubst.

Übrigens,

was

ist

Weihnachten?" „Keine Ahnung, fiel mir eben so ein? Weihnachten, Weihnachten“, murmelte Odysseus vor sich hin. „Klingt

irgendwie

richtig.

Weihnachten!

Weihnachten? Egal, wir machen jetzt einen Ausfall. Das finde ich trickreich und wird mir bestimmt der Beinamen Trickreich einbringen." „Ich glaube eher der zukünftige Beiname wir Enttäuscht heißen“, murmelte der Feldwebel vor sich hin als er aus dem Zelt trat. Wo sollte er nur um diese Uhrzeit eine Armee finden. Alle waren

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daheim bei ihren Familien. Nach Dienstende gingen alle Griechen in die Stadt, jedenfalls die dienstgradniedrigeren

Ränge,

um

bei

ihren

Familien zu sein. Eine ganze Armee, wo sollte er die bloß her bekommen? „Hallo Dimitrij!" rief dem Feldwebel die trojanische Stadtwache von der Mauer zu. „Bleibt es bei heute Abend?" „Was meinst du Maurice?" rief der Feldwebel zurück. „Na, der Kegelabend! Die Jungs stehen schon bereit!" Dem Feldwebel kam plötzlich der rettende Einfall. Er kratzte sich ausgiebig am hinteren und tieferen Teil der Rüstung und stapfte fröhlich auf. „Sind die Jungs noch da?" rief er Maurice zu. „Klar, wollten sich gerade etwas Bequemeres anziehen. Diese Rüstungen sind echt unbequem. Etien hat da eine Fistel am", die Wache stoppte kurz, überlegte und verstummte. „Mach mal kurz das Tor auf, ich habe da eine Idee!"

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Odysseus hielt kurz darauf eine flammende Rede vor einer recht ansehnlichen Armee, die zwar nicht so recht verstand was das griechische Gefasel heißen sollte, außerdem wurde sie von dem ein oder

anderen

unterbrochen.

Hustenanfall Beim

des

anschließenden

Redners Sturm

rannten alle auf das Tor zu, wobei Odysseus auf seinen Umhang trat und auf die Schnauze fiel. Aus seiner etwas tieferen Position konnte er sehen, dass seine tapfere griechische Armee am Tor anhielt und einer der Soldaten ein gewaltiges Schlüsselbund aus der Tasche zog und das Tor aufschloss. Die Soldaten wanderten einzeln oder in Gruppen durch das Tor hindurch. Odysseus sprang entschlossen auf und stürmte schreiend auf das Tor zu. Kurz bevor er es erreichte wurde das Tor zugeworfen und er prallte mit voller Wucht davor. In den nächsten Jahre wurde immer wieder ein alter, zerlumpter Mann vor dem Stadttor geschnitzte

gesichtet, Pferde

der aus

versuchte

selbst

Olivenbaumholz

zu

verkaufen, die aber niemand haben wollte, da sie

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so aussahen als ob sie unbeholfen mit einem Beidhandschwert geschnitzt wurden. „Die verdammte Variable stimmt nicht!" murmelte Benn. „Ich habe dich immer wieder darauf hingewiesen, einige Teile der Ablaufvariablen nicht im Ausland programmieren zu lassen! Jetzt haben wir den Mist. Hier ist alles durcheinander." „Ha,

ich

musste.

Sonst

hätten

wir

die

Förderprogramme der EU in den Wind schießen können. Außerdem ist Dresden kein Ausland." „Das glaubst aber auch nur du. Jetzt lass mich allein. Morgen hast du deinen Patch“, schnauzte Benn Sven an. „Hast du nicht noch irgendwo eine Currywurst zu verdrücken!" „Jetzt wo du es erwähnst, ich glaube da ruft mich doch tatsächlich so eine Kleine!" Sven war wie ein Schachtelteufelchen. Man brauchte nur auf das richtige Knöpfchen zu drücken und schon sprang etwas heraus. Erwähne etwas zu essen und schon lief der Speichel. „Soll ich dir auch was mitbringen?" Sven glaubte

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durch die geheuchelte Anteilnahme Benn ein klein wenig beruhigen zu können. „Ja, bring mir aus dem neuen China-Restaurant ein paar gebratene Nudeln mit." Es durchzuckte Sven, als ob er mit einer heißen Nadel gestochen worden wäre. „Du willst was zu essen? Vom Chinesen!" „Was ist daran so ungewöhnlich?" „Nichts, nichts“, beeilte sich Sven zu sagen. Bisher hatte Benn noch nie etwas mitgebracht haben wollen. „Äh, wo ist denn der neue Chinese?" stammelte Sven verwirrt. „Kohlmannsgasse!

Nimm

Navigationscomputer

den

einfach ich

den dir

neuen gestern

eingebaut habe." „Ja, klar. Hast Recht. Den Navigationscomputer." „Ja“, murmelte Benn sarkastisch. „Nimm den Navigationscomputer!" Benn widmete sich mit diabolischem Grinsen wieder seiner Aufgabe, während Sven die Schlüssel zu seinem Ferrari schnappte um sich den Freuden der Völlerei hin zu geben. „Und grüß mir die Fische recht schön!"

- 57 -

„Es ist stickig hier drin!" jammerte der Feldwebel. Seit zehn Jahren belagerten sie die Stadt schon, aber außer einigen Gefechten konnte bisher von noch keinen wirklichen Krieg gesprochen werden. In der Heimat wurden die Ehefrauen so langsam sauer

und

begannen

sonntags

nach

dem

Teetrinken vor Königspalast Demonstrationen zu organisieren. Jetzt saßen mehr als zwanzig gut trainierte und ausgerüstet mit .... "Was soll der Mist, ich habe doch die Variablen richtig bestimmt und hochgeladen", jammerte Benn. "... Puschel. Feldwebel, warum müssen wir mit Puscheln ausgerüstet in den Krieg ziehen?" "Weil das die Gewerkschaft für Schwerkämpfer und Bogenschützen so vorschreibt", antwortete der

Feldwebel

seufzend.

Schwertkämpfereinsatzregeln

"Absatz legt

1

der

ausdrücklich

fest, dass wenn mehr als 10 Krieger weniger als 7

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Kubikmeter Platz haben, dürfen als Einsatzwaffen nur

Puschel

ausgeteilt

werden.

Sicherheitsgründe", murmelte der Feldwebel noch leicht bekümmert, während er auf seine leicht rosa Puschel schaute. Er hatte noch Glück gehabt, da er als Einsatzleiter eine bessere Puschel zugeteilt bekam als seine Untergebenen, dennoch verspürte er den inneren Drang zu weinen. Benn arbeitete wie in einem Fiebertraum und behämmerte seine Spezialtastatur wie im Rausch. Und ab damit.... ...

und

ausgebildete

Soldaten

in

einem

Holzschwein... "Mist, gleich habe ich es geschafft", murmelte er mehr für sich als für Sven der gerade mit stark knurrendem Magen das Loft verließ. ... und ausgebildete Soldaten in einem Holzpferd ....

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Na also, geht doch, dachte Benn, lehnte sich zufrieden zurück und beobachtete, wie sich die Soldaten

in

dem

aneinanderdrückten.

engen

Einigen

Holzpferd

der

jüngeren

Kämpfer war die Nähe zu den anderen peinlich, die älteren Kämpfer nahmen dies schmunzelnd zur Kenntnis. Spätestens nach ein paar Jahren im Krieg würden auch diese die Nähe der anderen suchen. ... und warteten darauf in die Stadt hinein geschoben zu werden. Angeblich eine tolle List des trickreichen Odysseus. Der Feldwebel bewunderte Odysseus. Nicht weil er die Idee für diese Kriegslist hatte, sondern weil er dem Oberkommandierenden die Geschichte mit der angeblichen Platzangst aufbinden konnte, die er sich angeblich als Kind beim Spielen in einem Fass geholt hatte und er nun draußen bei den Zelten lustwandeln und Wein trinken konnte, während

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sie

zusammengepfercht

in

einem

Holzpferd saßen. „Ich muss mal dringend pinkeln!" sagte ein anderer verzweifelter. „Wer hat hier einen ziehen lassen?" empörte sich ein anderer. „Schnauze!" bellte der Feldwebel. „Ich habe auch keine große Lust hier drin zu hocken. Schließlich habe ich heute meinen Herrentag - und - heule ich?" „Oho", ließ sich eine Stimme aus dem Dunkeln des Pferdes vernehmen. „Herrenabend! Mit Glöckchen an den Beinen mit anderen Kerlen tanzen und so!" „Ich weiß, dass du das bist Justus!" kläffte der Feldwebel. „Noch so einen Kommentar und du darfst als erster raus!" Stille kehrte ein, während einer der Soldaten unruhig auf seinem Platz hin und her rutschte. „Außerdem pflegen wir nur unsere kulturellen Bräuche. Schließlich muss man ja auch im Ausland seine Verbundenheit mit der Heimat deutlich zeigen, sonst wären wir ja nicht besser wie diese ausländischen Trojaner“, murmelte der Feldwebel

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vor sich hin. Plötzlich bewegte sich das Pferd. Laute Stimmen und Gesang drangen bis in das Pferdeinnere vor. Mehrere Personen regten sich über das unsinnige Geschenk auf, manche meinten, dass Pralinen den gleichen Zweck erreicht hätten und bei weitem nicht so schwer gewesen wären. Andere beließen es beim rhythmischen Stöhnen bewenden und andere wiederum sangen, was das Zeug hielt und den Ursprung darin haben könnte, dass sie nicht ziehen mussten. So etwas motiviert auch den schlechtesten Sänger sein bestes zu geben. "Und, was hast du heute gemacht?, fragte einer der etwas älteren Kämpfer einen der Neuen. "Nichts,

halt

warte,

ich

habe

eine

Ratte

erschlagen." "Richtig so, schließlich muss man ja irgendwas in einem Krieg töten." „Ruhe!" trickreiche

flüsterte

der

Odysseus

Feldwebel. aufgrund

„Da

seiner,

der vom

zuständigen Amtsarzt geprüfte und bestätigte, Platzangst leider nicht bei uns sein kann, habe ich

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den Auftrag folgende Verlautbarung an euch, seine treuen Männer, zu verlesen." „Warum wollt ihr euch verlesen?" fragte einer der Soldaten. „Schnauze, Costas, du raffst eh nix". „Also, ich fange jetzt an. Tapfere Krieger, In Antizipation eures baldigen Dahinscheidens..." "Was meint der?“ fragte einer der neueren Krieger. "Du kratzt bald ab!" „Super Anfang!" „Joh, finde ich auch". „Der hat es voll drauf!" „Ruhe jetzt! Also, Tapfere Krieger. Ich wünschte, ich könnte in diesem Augenblick bei euch sein. Ihr seid die Elite der griechischen Jugend und habt das Privileg bei diesem historischen Ereignis dabei zu sein. Noch in tausenden von Jahren wird sich die Menschheit noch an diesen genialen Plan erinnern und meinen Namen preisen, wobei sich an euch niemand mehr erinnern wird. Auch wenn ihr alle fallen solltet, werde ich dafür sorgen, dass

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eure Namen nicht in Vergessenheit geraten. Vielleicht schaffe ich es ja, dass die ein oder andere Tütensuppen oder so was mit eurem Namen versehen verkauft sind." "Ich liebe diese Memos!" "Erinnert ihr euch noch an das letzte Memo?" "Das mit der Brustharnisch-Politur?" "Genau!" "Aus gegebenem Anlass“, zitierte ein sichtlich genervter Soldat. "Wird darauf hin gewiesen, das der Harnisch so zu polieren ist, dass einerseits die Belange

der

soldatischen

Tugenden

erfüllt

werden, andererseits aber die Feldanforderungen der Taktik nicht unterlaufen werden!" Die Gruppe stöhnte kollektiv auf. Diese Memokritzelei der Kriegsführung wurde seit ungefähr 8 Monaten intensiv genutzt und hatte bereits einige interessante, Kriegsentscheidende Neuerungen hervorgebracht. Befehle mussten nun nicht mehr von mehr oder weniger kompetenten Vorgesetzten in eigener Regie erfunden und umgesetzt werden, sondern konnten von anderen

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übernommen

und

hemmungslos

vervielfältigt

werden. Interpretation wurde dem einfältigen Soldaten selbst überlassen und sollte man als Vorgesetzter mal Lust haben ungerechte und unsinnige Befehle zu erteilen konnte man einfach ein beliebiges Memo zitieren - keiner würde auch nur im Geringsten zugeben dieses nicht gelesen zu haben. "Diese Art des Krieges ist nicht meine Welt“, stimmte der Feldwebel ein. "Früher, da zählte noch das heiße Blut, vergossen durch kalten Stahl. Keiner erzählte einem wie der Harnisch zu putzen war. Ich bin zu spät geboren worden, in einer zu antiken Welt, in einer Welt in der solche smarten Typen das Militär übernommen haben! Wo sind nur die ganzen alten Haudegen hin?" "Feldwebe?" "Ja?" murmelte der Feldwebel in Gedanken versunken. "Es ist ruhig geworden, ob jetzt alle betrunken genug sind?" "Ich denke schon, dann mal raus mit Euch.

- 65 -

Odysseus erzählte mir von so einer komischen Nymphomanin oder Nymphe die er noch treffen müsste, bevor er zu Hause ein irres Gemetzel anrichten soll. Außerdem ist da noch so ein Bogen zu spannen.... Die Soldaten blickten verwirrt zum Feldwebel. Sie wussten schon aus anderen Schlachten, dass der Feldwebel gern wirren Zeugs redete, aber diesmal hatte er wirklich den Vogel abgeschossen. From: [email protected] To: [email protected] Sagt mal, seid ihr eigentlich noch ganz sauber!!!!! Selbst ihr könnt doch nicht so doof sein und die einzigartigste

Liebesromanze

der

gesamten

Literatur dermaßen zu versauen. Romeo und Julia müssen

am

Ende

vor

lauter

vergeblichen

Verlangen nacheinander sterben und nicht ur po..... JETZT MAL WAS FÜR DIE ALLGEMEINBILDUNG Titelhelden eines Trauerspiels von

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Shakespeare

(1597), Liebespaar aus verfeindeten Familien (Montague

und

Capulet);

altbeliebter

Novellenstoff, von Shakespeare wohl aus Arthur Brookes († 1563) Epos “Romeos and Juliet” 1562 entlehnt Bringt das gefälligst wieder in Ordnung, sonst könnt

Ihr

was

erleben.

Ich

besuche

Euch

monodimensional strukturierten Arschlöcher mal mit meiner Frauengruppe und zeige Euch mal, was Frau alles mit einer ökologisch unbedenklich hergestellten

Stricknadel

anstellen

kann.

Ihr

widerlichen Schweine kotzt mich wirklich an. Und versucht Euch nicht damit heraus zu reden, dass läge nur an der Einstellung der Parameter, ich habe sämtliche Einstellungen probiert. Bei jeder Einstellung hüpfen die in die Laken! "Romeo, oh mein Romeo! Dich hier zu finden und mit einem gar giftigem Tranke im güldenen Becher. Sag, Liebster, wollest Du diese harsche Welt vor lauter Kummer verlassen, ohne jemals deine Lippen auf die meinen gepresst zu haben?"

- 67 -

"Und Du Julia", begann Romeo zu säuseln! "Warum trägst Du einen Dolch im Gewande? Wolltest Du mit diesem kalten Stahl dein wärmend Herz zum erlischen bringen?" "Also mir reicht es jetzt mit dem Quatsch!" lamentiert Gequatsche

Julia von

und Pein

sprang und

auf.

"

Dieses

ungeschlechtlicher

Hingabe geht mir echt auf den Keks. Wenn unsere Alten meinen nur wegen einem Kerl so ein Mist machen zu müssen, von mir aus, aber ohne mich! Also poppen wir jetzt endlich oder was?" "Klar, aber damit das gleich klar ist, Verhütung ist Weibersache!" "Gebongt Alter. Und nachher kein Generve von wegen wahrer Liebe. Nur reinen hemmungslosen Sex, ne reine Kistensache, wenn Du verstehst was ich meine!" "Na dann mach dich nackich kleines Ferkel!" "Benn!"

schrie

Sven

aus

Leibeskräften

und

stürmte in das gemeinsame Büro. Tropfnass stand er in der Tür und ließ keinen Zweifel daran, dass

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er stinkwütend war. "Was ist denn mit dir los?" fragte Ben und schaute noch nicht einmal von seiner Tastatur hoch. "Was mit mir los ist!" schrie er und warf wütend seine Autoschlüssel auf den Boden. "Was mit mir los ist fragt der Herr! Ich wurde gerade von meinem Ferrari in den Fluss gefahren!" "Was rast du auch immer wie eine gesenkte Sau. Außerdem kann dir ein zusätzliches Bad wirklich nicht schaden. "Hast du was mit den Ohren, mein eigenes Auto hat mich in den Fluss gefahren, außerdem rase ich nicht, ich fahre zügig!" Swen begann unruhig im Büro auf und ab zu rennen. "Nimm doch den Navigationscomputer zum Chinesen", äffte er Ben nach. "Toller Navigationscomputer, der hätte mich fast

umgebracht,

dieser

ach

so

tolle

Navigationscomputer!" Swen ging direkt zu Bens Arbeitsplatz

nahm

Amigafestplatte

die die

alte

und

schwere

inzwischen

als

Briefbeschwerer diente und holte wütend aus. "Geh vorsichtig damit um, ich möchte nicht dass

- 69 -

sie kaputt geht", sagte Ben und tippte seelenruhig weiter Code um Code in den Computer. "Hättest halt das etwa teurere Gerät mit der bessern Softwareausstattung genommen und nicht dieses japanische Plastikgeschmeis." Swen zögerte, dachte kurz nach und stellte schließlich behutsam die Festplatte wieder an seinen Ort zurück. "Ich glaube du hast recht", flüsterte Swen. "Hatte doch fast geglaubt du wolltest deinen alten Kumpel löschen." "Bestell dir halt morgen einen neuen." "Dann bestelle ich mir halt morgen einen neuen!" erwiderte Swen automatisch. Völlig benommen irrte er durch das Büro und blieb neben dem Serviceterminal stehen. "Romeo und Julia?", las er roboterhaft vor. "Das

bleibt

so,

sollen

sich

diese

Möchtegernemanzen doch aufregen. Romeo und Julia machen in unserem Spiel das, was sie seit Jahrhunderten nicht machen dürfen.

- 70 -

From:

[email protected]

To:

[email protected] Tja Leute, das war wohl nichts. Erst backt Prometheus

tage

und

wochenlang

seine

Menschen, aber wenn es dann darauf ankommt ihnen das Feuer zu bringen, versagt er kläglich. Außerdem sitzt er jetzt bereits seit mehreren Äonen auf so einem blöden Berg und scheint etwas vor sich hin zu brabbeln. Ändert das mal. Ansonsten sind eure Programme echt

spiiiiiitttttttttttttttze.

Grüße

an

den

Spitzeprogrammierer Ben. Mögen die Götter Euch gnädig sein. P.S.: Einfach klasse, dass ihr den Code für das Spiel frei zugänglich und mit Updates ins Internet gestellt habt, werde mir gleich mal "neuere Zeitgeschichte" runterladen. "Nein, nicht schon wieder!" Prometheus warf wütend die gelöschte Fackel auf den Boden. Er

- 71 -

hatte sich alles so schön ausgedacht. Erst aus Lehm und Dreck ein paar Untergebene geformt und dann richtig absahnen. Prometheus guter Götter-Grill. Die Marktlücke schlechthin. Immer nur Mett und Götterspeise bis zum Abwinken, dass kann doch für einen Gott nicht alles sein! Der Mett war ja so ganz in Ordnung, aber die grüne Sülze war nach ein paar tausend

Jahren

einfach

nicht

mehr

wirklich

prickelnd. Warum hatten sie sich Zähne gegeben? Um vielleicht wackliges grünes Zeug durch die Zähne zu saugen? Im

seinen

einsamen

Götternächten

träumte

Prometheus von Tieren, die auf einem komisch geformten Metallrost langsam verbrannt wurden, von kleinen runden "Weizentaschen" und Pflanzen deren Blätter in das in diese Weizentaschen gelegt wurden und von braunem Wasser mit Luftblasen und

viel

Zucker

drin.

Doch

immer

wenn

Prometheus das Feuer in Händen hatte und es zu seinen Untertanen bringen wollte, erschien Zeus große Götterzunge und Götterfinger, beleckte mit

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seiner Götterzunge Daumen und Zeigefinger und löschte unter Gelächter der gesamten Götterschar das Feuer. Jetzt schon das dreißigtausendste mal. Er

hätte

es

eigentlich

ahnen

müssen.

Die

Schwierigkeiten begannen bereits, als er seine Untergebenen schuf. Kaum hatte er sie geformt, bei den Weibchen hatte er sich besondere Mühe gegeben, und wollte ihnen Leben ein hauchen, benahmen sich seine Untertanen wie die Götter nach ihren allabendlichen Saufgelagen. Gut, er hätte sich am Abend zurückhalten können, aber Thor hatte ihn mal wieder versucht vor allen andern lächerlich zu machen und da hatte er es diesem aufgeblasenen Göttervolk gezeigt. Prometheus hatte inzwischen die Nase gestrichen voll.

In

Gedanken

Kündigungsschreiben aufgesetzt.

Genau,

hatte

er

für

die

er

würde

bereits

sein

Götterbude dem

Olymp

kündigen, sich nach "New England" zurückziehen, auch wenn es das noch nicht gab und Käfer züchten.

Außerdem

war

zweitausendvierhundertundzwei

er Jahre

inzwischen alt

und

- 73 -

musste

sich

noch

immer

mit

Thor,

dem

selbsternannten Gott des Donners eine Bude teilen. Thor war kein schlechter Kerl, aber immer wenn er das ein oder andere Horn Mett zuviel hatte, gab er an wie tausend Sterblich und nachts schnarchte er wie ein, ja wie ein Donnergott halt. Und

dann

seine

Weibergeschichten.

Manche

Göttinnen waren echt zu doof. Kaum hatte Thor mit seinem Mörderhammer geprallt, schon wurden alle Weiber wild. Besonders diese blöde Aphrodite. Sie werden noch alle ihr blaues Wunder erleben, wenn er erst einmal seinen Prometheus guten Göttergrill eröffnet hatte. Wieder hatte er eine Vision. Plötzlich und unmittelbar tauchte sie vor seinem inneren Auge auf und beraubte ihn eines Augenblicks seines Grolles gegen den Olymp und seiner göttlichen Bewohner. "Caffee Latte, Caffee Machiato

und

Caffee

Classic!"

murmelte

er

überwältigt. "Serviert in appetitlich aussehenden Pappbechern. Grün-weiß gestreifte Hemden und ökologisch bedenkliche Verpackungen. Ich muss dringend die Weibchen dazu bringen ein nichts

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sagendes Dauergrinsen zu halten." Er sah schon von Hermes die "Werbezettel" verteilen, auf denen ausdrücklich

der

freundliche

Service

hervorgehoben wurde.

Niedergeschmettert von

soviel gotteslästerlicher

Eingebung sank er zu

Boden. Und wieder drang eine Eingebung an die Synopsen durch. Tische deren Oberflächen sauber erschienen

aber

eine

klebrige

unsichtbare

Substanz beherbergten und Fußböden die in der Lage waren sich auch durch die stabilsten Schuhsohlen zu fressen um dann an den Zehen saugen zu können. Kleine und äußerst unbequeme Stühle sowie nervtötende laute Musik. Prometheus stöhnte, erhob drohend seine Faust zum Himmel und schrie aus Leibeskräften. "Und wenn Zeus mich persönlich zur Rechenschaft zieht, ich werde das größte Unternehmen des Olymp gründen. Alle, aber auch wirklich alle werden zu mir kommen um bei mir zu essen. Ich werde der mächtigste Gott aller Götter. Diejenigen, die mir dann nicht die Ehre erweisen die mir gebührt, werden einen Pferdekopf in ihrem Bett finden. Ich

- 75 -

werde

Wege

finden

um

Politiker

und

Staatsanwälte nach meiner Pfeife....!" "Benn, weist du irgendetwas davon, dass der Source-Code von unserem Terra-Sim angeblich auf unserer Website zum download bereitsteht?" Sven

war

gefährlich

ruhig

und

hatte

ausnahmsweise mal nichts fettig Triefendes im Mund, kaute auf nichts herum und schien an geschäftlichen Dingen interessiert zu sein. Benn brachte das mit der langen Lieferzeit des neuen Ferraris in Verbindung und machte sich eine gedankliche Notiz noch im Laufe des Tages mal kurz im Produktionscomputer von Fiat vorstellig zu werden. Sven war der erste stark Übergewichtige Ferrarrifahrer, dessen Spezialanfertigung innerhalb von 8 Tagen produziert und ausgeliefert wurde. Eigentlich hätte er schon nach fünf Tagen ausgeliefert

werden

können,

aber

Ferrari

versuchte dies zu verhindern, da eine derartig schnelle

Anfertigung

für

einen

Otto-

Normalverbraucher ohne Promi-Bonus den Zauber

- 76 -

der

künstlichen

Verknappung

platzen

lassen

könnte. Es dauerte nur wenige Minuten und Benn ließ den Wagen im Hof auffahren. Sven musste bei einem befreundeten Anwalt der Fiat-Familie eidesstattlich schnellen

erklären,

Lieferung

zu

niemanden

von

der

erzählen,

nieder

zu

schreiben oder mittels Gebärdensprache oder ähnliche pantomimische Gesten dies kund zu tun. Anschließend hatten einige der verantwortlichen Manager mit empfindlichen Gehaltskürzungen und einige wenige der noch mehr verantwortlichen mit Zusätzchen Kürzungen an den kleinen Fingern zu kämpfen. Das letzte was er jetzt brauchte, war ein Geschäftsführer der das Geschäft auch noch führen wollte. Doch das war nichts, was man nicht mit einer Portion Currywurst, einer kleinen Blonden und einem roten Ferrari wieder hin bekam. Lächelnd beugte er sich wieder über seine Tastatur. Dies war nicht nur eine Tastatur, es war

die

TASTATUR. Sie hätte in jedem futuristischen

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Endzeitfilm eine tragende Rolle spielen können. Es handelte sich um eine Sonderanfertigung aus Titan mit Sonderfunktionen von denen die meisten professionellen Programmierer noch nie etwas gehört hatten und der normale User schon überfordert war, eine Umschalttaste zu finden. "Falls du es vergessen haben solltest, du hattest die brillante Idee unseren Source auf die Website zu packen!" murmelte Benn fast zu überzeugend. "Ich?" fragte Sven erschrocken. "Warum sollte ich so etwas machen?" "Du

wolltest

hierdurch

die

Kosten

für

die

Betatester einsparen. Hat ja auch geklappt. Die meisten Fehler haben ja auch unsere Kunden gefunden." "Und warum kommen dann all diese blöden Bugs? Ständig schreiben irgendwelche Blödies das was mit unserem Programm nicht richtig klappt. Hier lies!" forderte Sven barsch und fuchtelte mit einer ausgedruckten Mail herum. "Wenn das nicht bald aufhört, dann...." Sven wusste nicht so recht, wie er seinem einzigen und besten Mitarbeiter drohen

- 78 -

sollte. Ihm war wohl bewusst, dass der bisherige Erfolg

der

Firma

ausschließlich

durch

die

Programmierkünste von Benn herrührte. "Ich kümmere mich schon darum, dass sind nur Fehler in der Wirklichkeitsschleife - das habe ich bald im Griff!" Benn lächelte still vor sich hin. "Betatester", dachte er. "Die beste Idee, die ich bisher hatte." Inzwischen zählte die Website den 200000 Zugriff auf den Source-Code. Nicht mehr lange und er konnte seinen Plan verwirklichen. Benn erinnerte sich an den Spruch auf seiner Unterhose, die er bereits seit einer Woche

trug

und

nichts

mehr

mit

der

ursprünglichen Farbe zu tu hatte. Er musste erneut kichern. "Scheeeiße, eh! Kannst du denn nicht aufpassen! Jedes mal machst du den gleichen Fehler. Du musst die Leber erst oben abtrennen und dann fressen, so wie du es machst tut es saumäßig weh." Prometheus lag an einem Felsen gekettet und ein mächtiger Adler war gerade dabei seine

- 79 -

Leber zu fressen. "Waff kann ich denn daffür, daff du hier angekettet bifft." Der Adler spuckte angewidert ein Stück der Leber aus. "Du

musstest

herausfordern.

ja

auch

Prometheus

unbedingt der

Zeus

Gutmensch,

Prometheus der Menschenfreund - und ich muss nun die Suppe auslöffeln. Meinst Du etwa mir macht das Spaß, ständig rohe Leber. Jeden Tag, bis in alle Ewigkeit, auf dir herum zu hacken. Du hast zuviel Mett in dich hineingekippt und außerdem hat man festgestellt, dass sich in der Leber die ganzen Giftstoffe des Körpers sammeln. Und das muss ich jetzt fressen. Du hättest in der Vergangenheit ein wenig mehr auf dich achten sollen. Außerdem habe ich Zoff mit meiner Alten, soll öfter mal im Nest bei den Kindern bleiben." Missmutig hackte der Schnabel wieder zu und riss ein riesiges Stück heraus. Prometheus warf sich stielecht hin und her und jammerte was das Zeug hielt. "Übertreib nicht so", raunte ihm der Adler zu.

- 80 -

"Zeus traut uns eh nicht mehr seit er entdeckt hatte,

dass

ich

eine

Leber

vom

Metzger

mitgebracht hatte." "Weil du Simpel eine gebratene Leber mitgebracht hast!" "Immer nur roh! Wo soll denn da Lebensfreude aufkommen?" "Mit Zwiebeln und Knoblauch. Das musste Zeus ja auch merken!" "Du sei mal ganz ruhig! Wegen dir hat Zeus die Pandora geschaffen. Das ist jetzt wirklich kein Zuckerschlecken mehr." "Die

Pandora!"

Prometheus

erschrak.

Das

Saiteninstrument des 16. und 17. Jahrhunderts, auf dem die Figuren des Generalbasses gezupft werden?" Er hasste dieses Instrument und war froh, dass es noch mehrere tausend Jahre dauern würde, bis es erfunden wurde. "Nein du Riesendepp, er hat wirklich die Pandora des Schreckens los gelassen! Zunächst natürlich nur für deine ekligen Schlammfreunde. Deine ersten menschlichen Frauenwesen eigneten sich

- 81 -

hervorragend. Woraus hast du die nur gemacht. Sie öffneten, neugierig wie ihre Schwester Eva, die ihr von Zeus untergejubelte Büchse, der alle Übel der Welt entfuhren und in der einzig die Hoffnung verblieb. Tja, und nun Finanzbeamte und Steuerformulare wohin man auch auf Erden wandelt." "Was für ein Arsch!" "Ich bin echt froh, wenn Herkules dich endlich befreit, aber zurzeit mistet er noch die blöden Ställe

aus.

Diese

beknackten

Finanzbeamten

wollen jetzt auch noch mein Flugbuch haben, weil sie mir nicht glauben, dass ich jeden Tag zu dir komme." "Du setzt die Flüge zu mir von der Steuer ab?" "Klar, warum nicht. Wenn ich schon bis in alle Ewigkeit deine eklige, rohe Leber fressen muss, soll auch was für mich drin sein. Außerdem", der Adler sprach plötzlich leiser und eindringlicher. "Außerdem muss ich sehen wo ich bleibe. Seit der angedrohten Scheidung presst mir meine Frau jede Feder ab....."

- 82 -

"HERR ADLER, nehme ich an!" Jemand stand, das soll

heißen

er

schwebte,

plötzlich

und

unvermittelt vor dem Adler, der wie immer auf Prometheus saß und dessen Leber fraß. Der Adler hatte sich derart erschrocken, dass er aufgeregt aufflatterte, eine ungelenkten Schritt nach vorn machte und sich mit der linken Kralle in der Leber verfing. Vor ihnen schwebte ein Finanzbeamter, ausgestattet

mit

Aktentasche,

Hut

und

Ärmelschonern, jedenfalls oben herum. Unten hatte er nur einen Schwanzfortsatz der sich nach unten

verengte.

Durch

seine

gesamte

Erscheinung, Mimik und geschraubte Sprachweise konnte man nicht anders als ihn sofort zu hassen. Ein wahres Naturtalent. "Welch nette Überraschung", sagte Prometheus, der sich als erster fing. "Prometheus mein Name. Ich habe den Menschen das Feuer gebracht!" "Das ist nicht steuerlich absetzbar!" keifte der Beamte und betrachtete die Gesamtsituation missbilligend. "Wie sie sehen, bin ich an meinem Arbeitsplatz,"

- 83 -

setzte der Adler vorsichtig an um die peinliche Stille und Spannung zu entschärfen. "Wie ich ja sehe", fügte der Finanzbeamte herablassend ein. "Ich

bin

die

gesamte

Strecke

eigenflüglich

geflogen!" "Das habe ich bereits vermerkt, ich bin ihnen heimlich gefolgt." "Dann ist ja alles in Ordnung", sagte der Adler und atmete beruhigt auf. "Ist das, oder ist das nicht ihre Steuererklärung?" fragte der Finanzbeamte und legte seine gesamte Amtsautorität in den nun langsam auf die Nerven gehenden näselnden Ton. Ein Tonfall, der sich langsam aber gehässig durch das Trommelfell nagte, hartnäckig und eingehend mit Hammer und Amboss befasste um dann direkt in das Kleinhirn zu gelangen. "Äh, wenn sie so fragen bestimmt", wunderte sich der Adler. "Lass dir nichts rein reden", sagte Prometheus. "Du bist jeden Tag hier gewesen und hast mir auf

- 84 -

die

schmerzhafteste

Weise

die

Leber

rausgerissen!" "Da hören sie es ja selbst. Ich war jeden Tag da und habe die Leber gefressen." "Und warum haben sie dieses Mittagessen dann nicht

als

häusliche

Steuererklärung

mit

Ersparnis

in

aufgeführt?

ihrer Solche

Steuerbetrüger habe ich besonders gern!" "Aber ich handele doch auf Weisung von Zeus", begann sich der Adler zu rechtfertigen. "Ach und da dachten sie, dann kann ich ja ein bisschen Steuern hinterziehen, oder was? Und merken sie sich endlich, es ist mein Job nein zu sagen. Auch der so genannte Göttervater hat sich bei

seinen

göttlichen

Weisungen

an

die

Verwaltungsrichtlinien zu halten." Wütend stürzte sich der Adler auf Prometheus und zerrte an dessen Leber herum. "Mein Name ist Prometheus, und ich habe den Menschen das Feuer gebracht!" krächzte der Adler. "Wegen dir Depp haben wir jetzt die Pandora am Hals.... "

- 85 -

From: [email protected] To: [email protected] Mahlzeit Leute, Nicht schlecht euer kleines Daddel-Spiel. Habe schon ein paar nette Abende damit verbracht. Mal ne

kleine

Frage:

Wenn

ich

die

Optionen

Zeitgeschichte, Erfindungen der Menschheit mit Zufallsgenerator

und

Frauenbewegung

eingeschaltet habe, benehmen sich allerdings die Neandertaler recht merkwürdig. Ich habe es mehrmals ausprobiert und es passiert immer dasselbe, echt zum piepen. Inzwischen habe ich die Mayas erschaffen und lasse mir jeden Morgen eine Schwiegermutter opfern - wäre doch Schade um die ganzen Jungfrauen - hähä. Nachher werde ich mir mal euren Source-Code herunterladen. "Grumpf jetzt lieber hier in Höhle bleiben und wie

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andere nicht Busenschlepper leben wollen. Nix mehr wollen für zänkische Busen Mammuts jagen!" Grumpf schlug sich auf die stark beharrte Brust und blickte seinen gegenüber freudig an. Jahrelang hatte er jeden Morgen die heimische Höhle verlassen, um seiner Herzallerliebsten das ein oder andere Mammut zu erlegen, Schlangen zu jagen, oder Feuer zu suchen, wenn mal wieder irgendwo der Blitz eingeschlagen hatte. Eigentlich mochte er das Leben so. Eine Arbeit an der frischen Luft, sein eigener Herr und immer was zu futtern dabei. Doch dann wurde die Dame seines Herzen immer größenwahnsinniger. Vor ein paar Monden hatte so ein Genie im Nachbardorf die Idee geboren einen spitzen Stein an eine Stange zu binden und somit den Speer zu erfinden. Und jetzt sollte er auch so was machen. "Spitze Steine und Stangen! Auf was werden diese Spitzköpfe noch kommen." Grumpf hatte ja im Grunde nichts gegen diese coolen Typen, denen ständig was Neues einfiel, aber bei spitzen Steinen und Stangen

spielte

er

nicht

mehr

mit.

- 87 -

"Revolutionierung

der

Jagdtechnik!

Größere

Erträge und geringere Jagdgruppen. Einsparungen in der Lohnliste und was für ein Quatsch wurde in der

einschlägigen

Presse

diese

Erfindung

gerühmt." Grumpf schüttelte den Kopf als er an den "SPEER" dachte. Wenn es nach ihm und seinen Kumpeln im Kernkraftwerk ginge, dann könnten ihnen diese Jobkiller gestohlen bleiben. Grumpf erkannte, dass derartige revolutionäre Erfindungen

in

Entlassungen derzeit

an

kurzer

lostreten einer

Zeit

eine

könnten.

Welle

von

Panthea

litt

Überbevölkerung

noch

nie

bekannten Aufmasses. Bereits jetzt tummelten sich über 4000 Neandertaler auf Panthea, die alle ernährt und mit Strom versorgt werden wollten. Es hatte bisher zwar noch niemand einen wirklich brauchbaren Nutzen in der Elektrizität gefunden, da

außer

der

Popcornmaschine

noch

keine

elektrischen Geräte erfunden wurden, aber diese liefen Tag und Nacht. Und jetzt dieser Speer. Als wenn es nicht schon genug Probleme gäbe. In den Straßen türmte sich

- 88 -

der Dinosauriermist, seitdem es modern war Minidinos und Säbelzahntiger zu halten. Dieser unterentwickelte homo sapiens begann sich breit zu machen, lungerte in den Großstadtstraßen herum

und

spannte

den

anständigen

Neandertalern die Frauen aus. Auch Grumpf hatte damals seine ganze Hoffung auf einen dieser homo sapiens aus der Nachbarschaft gesetzt, ihn zum Essen eingeladen und immer deutliche Zeichen gegeben, wenn er für längere Zeit die Höhle verließ. Aber selbst diese Primaten machten sich nicht an seine Holde heran. Und dann erst die Preise für Popcornmais. Sie stiegen jetzt fast täglich und verschiedene Gruppierungen machten diese Entwicklung zu ihren Topthemen bei den politischen Veranstaltungen. "Speer", murmelte Grumpf und spuckte verärgert auf den Boden. "Wir

legen

angemessene Vorsitzende

hier

allerdings

Wert

Ausdrucksweise", vom

auf

eine

säuselte

der

Verein

"WWW.WEG_VON_FEMINISTISCHER_UNTERDRU

- 89 -

ECKUNG.PALINGA.NET". Er trug ein hautenges, gelb gefärbtes Bärenfell mit Dionsaurierschuppen als Applikationen. Grumpf stöhnte innerlich auf. Schon wieder eine dieser neumodischen Dinge auf die er gern verzichten konnte. Manieren und Etikette, er erzitterte förmlich als er daran denken musste. Ein Obersumpfneandertaler namens Knigge hatte dies vor ein paar Monaten verbrochen und inzwischen durfte ein Neandertaler noch nicht einmal mehr im stehen.... Grumpf brachte diesen Gedanken nicht mehr zu Ende, da er leicht amüsiert an das Ende des Neandertalers Knigge denken musste. Eine aufgebrachte, nach Rache schreiende Menge von Neandertalern schnappte ihn und verfütterte ihn an

eine

vorbeiziehende

Horde

von

Riesenstinkwanzen. Doch aufrecht bis zu Letzt, kritisierte Knigge, zwischen den einzelnen Bissen, deren Tischmanieren. Grumpfs bisheriger Weg zur Unabhängigkeit

war

gepflastert

von

Enttäuschungen und jetzt sollte er auch noch seine Wurzeln verleugnen und deutlich und wohl

- 90 -

artikuliert sprechen. Wo war die Würde eines richtigen Neandertalers noch etwas wert? "So, mein Schätzchen!" säuselte der Vorsitzende. "Hast du dir das auch genau überlegt?" "Grumpf will nicht mehr mit dickes Frau leben!" "Tscha, was haben wir da eben hässliches gesagt?" "Tschuldigung", murmelte Grumpf. "Das mit dem Kniggistisch beherrsche Grumpf noch nix gut." "Das wird schon mein Kleiner. Die gesamte Neandertal-Gruppe steht geschlossen hinter dir." Grumpf ging nach ein paar Stunden zufrieden nach

Hause.

Plastische

Chirurgie

und

die

Erfindung der Tütensuppe ist doch was Tolles. Sollten diese Schwarzseher doch herumlabern von wegen, dass alle Neandertaler nur noch in den Höhlen herumlungern, an sich herumspielten und Tütensuppe essen. Die Evolution würde auch ohne ihn stattfinden Auf ihn wartete eine Welt der immerwährenden Freuden, ohne ständig um die Gunst seiner nicht mehr ganz so holden zu buhlen. Außerdem war er es der Nachwelt

- 91 -

irgendwie schuldig die Gene seiner Urgh nicht weiter zu geben. Vor seinen Augen zogen Schwadronen

von

zukünftigen

Frauen

und

potentiellen Schwiegermüttern vorbei. Nein, in seinem bisherigen Leben hatte er sich noch nie so Verantwortungsbewusst

gefühlt

wie

jetzt.

Es

musste ein Ende geben. From:

[email protected]

To:

[email protected] Hallo ihr Schnarchzapfen! Danke für den Quellcode für Euer DaddelSpielchen.

Endlich

kann

ich

mal

die

Weltgeschichte so verändern wie sie sein sollte. JFK wird nie wieder in dem beschissenen Kaff in Dallas sterben. JFK wird niemals mehr sterben. Ich werde die Welt unterwerfen und über den Kommunismus siegen. Ich habe einen kleinen Virus geschrieben, der sich über Euren Download bereits verbreitet hat. Versucht

- 92 -

mal

die

Einstellungen

GESCHICHTE/AMERIKA/JFK.... Viel Spaß JFK "John, John! Was ist denn bloß los mit dir? Halt dich doch mal gerade - du bist der Präsident der Vereinigten

Staaten

und

kein

verhärmter

Finanzbeamter. Und für so was habe ich meine beste Jahre geopfert und all das schmutzige und widerwärtige widerwärtigen küssen

Volk

geküsst.

kleinen

musste!"

Und

erst

Monsterbabys

Jacqueline

die

beugte

diese ich sich

bestimmend zu ihrem Mann und zog ihn mit aller Macht nach oben. John verdrehte die Augen und fasste sich an seinen Hinterkopf. Ein Loch befand sich dort. "Was ist denn nur los mit dir? Wink doch endlich damit wir schnell wieder aus diesem elendigen Drecksnest herauskommen." "Komisch, ich habe ein Loch im Kopf", antwortete John. "Aber ich fühle mich putzmunter, eigentlich habe ich mich noch nie besser gefühlt als jetzt!" "Loch im Kopf, wen interessiert das. Los winken,

- 93 -

sonst stehen wir morgen in der Presse wieder als versnobt und dekadent da." "Aber das sind wir doch!" "Das sind nur deine Weibergeschichten", keifte die First Lady. "Marilyn ist keine Weibergeschichte, dass weißt du genau!" Der Gouverneur, der vor ihm im Auto saß versank immer tiefer in seinem Sitz und fiel, durch mehrere Einschüsse schwer verletzt zu Seite. "Halten sie sich gerade Mann. Die paar Einschüsse werden sie doch als Texaner locker wegstecken können. Ich habe ein Loch im Kopf und jammere auch nicht." Der

Gouverneur

aufzurichten,

sank

versuchte aber

sich

vom

wieder

Schmerzen

gezeichnet röchelnd zurück in die Polsterung. "Fahrer, halten sie an und suchen den nächsten Arzt. Dem Gouverneur ist schlecht!" fuhr der Präsident den Fahrer zornig an. "Mr. Präsident", sagte ein ernst dreinblickender

- 94 -

Herr mit graumeliertem Haar und den Habitus eines Menschen der sich seines Bankkontos sicher war. "Mr. Präsident, der Gouverneur ist außer Gefahr, aber sie sind tot!" Theatralisch ließ Mr. Grauhaar seine Worte durch die Räume seiner Praxis herumwandern. "Komisch", erwiderte der Präsident, der in einem kurzen

und

sehr

komisch

anmutenden

Krankenkittel auf einer Liege lag. "Ich fühle mich putzmunter und völlig klar im Kopf! Allerdings ist dieses Kittelchen hier sehr knapp bemessen. Übrigens, woran bin ich denn dahingeschieden?" "Wie es aussieht, haben sie eine traumatische Dingsbums, eine enditor... na, einen Kopfschuss eben!" "Und warum lebe ich dann noch?" "Sie sind definitiv tot", erwiderte der Arzt und saugte

bedeutungsvoll

an

seiner

längst

erloschenen Pfeife. Eigentlich war er Nichtraucher, aber in den sechziger Jahren Nichtraucher zu sein war aus gesellschaftlicher Hinsicht ungefähr so lustig, wie Fußpilz. Außerdem förderte es den

- 95 -

Sexappeal

bei

den

vernachlässigten

Vorstadtmiezen. "Finden sie sich damit ab und machen sie das Beste daraus." "Sollte ich dann nicht von aller Welt betrauert werden und inzwischen auf ein strahlendes Licht zugehen?" "Soweit

man

diesen

Berichten

aus

den

zuverlässige Quellen vertrauen darf, dann ja. Sie sollten inzwischen definitiv helles weißes Licht sehen und sich frei von allen irdischen Gelüsten fühlen. Wenn sie also einen langen Tunnel und helles, fast grell weißes Licht sehen, fühlen sie sich frei dem zu folgen." Wieder saugte der Doktor vergebens an seiner Pfeife. "Weder das eine, noch das andere. Hat das etwas zu bedeuten?" "Sie sind ein so genannter lebender Toter, übrigens der Erste in meiner Laufbahn." Der

Präsident

der

Vereinigten

Staaten

von

Amerika, der Beschützer der freien Welt und letzter

Garant

vor

den

kommunistischen

Heerscharen richtete sich auf und streckte sich

- 96 -

ausgiebig. "Tot

oder

nicht,

ich

habe

einen

vollen

Terminkalender und keine Zeit hier bei Ihnen auf eine helles Licht oder einen wie auch immer beschaffenden Tunnel zu warten!" "Haben sie nicht etwas vergessen! Sie sind tot und ich bezweifele, dass der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika es zulässt, dass das Wohl des amerikanischen Volkes in den Händen eines toten Präsidenten liegt." Der Arzt wirkte auf den toten

Präsidenten

plötzlich

verdammt

rechthaberisch und klein kariert. "Da mögen sie im Moment Recht haben, aber außer uns Beiden weiß das ja keiner." "Warum sollte ich ihnen helfen?" "Weil die Dauer ihrer Existenz im direkten Verhältnis ihrer Entbehrlichkeit steht." Der Präsident verließ wenig später äußerst gut gelaunt

und

Arztpraxis.

leise

Der

vor

sich

hinkichernd

zurückgebliebene

Arzt

die hatte

inzwischen die Möglichkeit erhalten bestimmte Theorien, besonders die, deren zentrales Thema

- 97 -

mit

dem hellen

Licht und

dem

Tunnel

in

Verbindung standen selbst zu ergründen. Zu seinem Leidwesen musste er erkennen, dass sich hinter dem hellen Licht nicht immer ewige Glückseligkeit verbarg und die Unsterblichkeit von der Religion weit überschätzt wurde. Wenig

später

erschütterte

eine

gewaltige

Explosion den Gebäudekomplex in der sich die Arztpraxis befand. Weder der Arzt, irgendwelche Einzelteile von ihm, noch irgendeine Aufzeichnung über den Besuch des Präsidenten konnten in den Trümmern

gefunden

werden.

In

einer

anschließenden Fernsehansprache des Präsidenten schlug dieser ungewohnt harte Töne gegen über dem kommunistischen Regime an und nannte den Anschlag ein feiges Attentat durch die feigen

Kommnistenschweine, wobei er über die Büste seines

russischen

Aschenbecher

leerte

Amtskollegen und

auf

den

einen großen

Verfechter und Garant der freien Welt, ihm selbst, eine Hymne dichtete. Sein Pressesprecher konnte ihn nur unter Einsatz körperlicher Gewalt davon

- 98 -

abhalten nicht vor laufenden Kameras auf eine Flagge der Russen zu urinieren. Innerhalb seiner knapp einstündigen Rede fielen vermehrt die Worte übel riechend, aus dem Maul stinkend sowie ***Lutscher. "Habe ich es dir nicht gesagt, dass die Idee mit dem Quellcode eine Schnapsidee war?" Sven wirkte zerschlagen und ungewohnt deprimiert. Schuld daran hatte unter anderem der Einbruch in seinem Zuckerhaushalt, da er jetzt bereits seit fast drei

Stunden

kein

Junk-Food

mehr

in

sich

hineingestopft hatte. Gewöhnlich achtete Sven peinlich genau darauf, keine Mahlzeit aus zu lassen. Hierbei achtete er aber ebenso peinlich genau

darauf,

keinerlei

Unterschiede

auf

Kulturkreis oder Weltzeit zu machen wodurch es ihm möglich wurde zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit einen Snack zu sich zu nehmen. Eigentlich

wäre

es

jetzt

an

der

Zeit

den

Mittagssnack der tipischen Beduinenmönche zu sich zu nehmen. Eine Mahlzeit in die Sven in der

- 99 -

Vergangenheit viel Zeit und Kraft investiert hatte. Gewöhnlich

nahmen

diese

Mönche

zum

Mittagssnack nur einige wenige Tintenfischaugen und eine leichte Creme aus Meeresalgen zu sich. Wie sich eine Kultur wie die der Mönche und deren Essgewohnheiten sich derart entwickeln konnten

ist

noch

immer

ein

Rätsel

der

abendländischen Kultur, zumal sich die Mönche bereits vor über siebenhundert Jahren aus lauter Ärger über die Essmanieren der barbarischen Ausländer in die Magreb-Wüste zurückgezogen hatten und der Weg zum nächsten erreichbaren Meer oder zumindest einigermaßen erträglichen Frischfischhändler mindestens 2000 Km in jede nur erdenklich Richtung beträgt. Doch Sven fastete nicht aus freien Stücken oder religiöser versuchen

Überzeugung, können

einen

ebenso Kaktus

hätte davon

man zu

überzeugen nicht mehr zu stechen. Seit fast drei Stunden fehlte der Strom im gesamten Haus. Der Kühlschrank und andere strombetriebenen Dinge im Wohnbüro waren mit der ausgeklügelten

- 100 -

Technik versehen, die für viel Geld auf den freien Markt

zu

haben

war.

Internetanbindung

Kühlschränke

und

mit

biometrischen

Zugangsschlössern, Toiletten mit Analysegeräten um

diverse

untersuchen

körperliche

Absonderungen

und

Bruchteilen

in

zu einer

Nanosekunde den jeweilig bevorzugten Hausarzt mit

den

schärfsten

Sprechstundenhilfen

zu

informieren. Leider wurde übersehen, dass sich bei

Stromausfall

die

Nahrungsmittelaufbewahrungsbehältisse mehr

öffnen

ließen,

da

die

nicht

eingebauten

biometrischen Zugangsmechanismen Strom, wenn auch nur in geringen Mengen benötigten. Auch die Toilettentür war weder durch Gewalt noch durch gute Worte dazu zu bringen sich den Wünschen seiner

Eigentümer

sagenumwobene

zu Fort

beugen.

Das

Knox,

dem

sagenumwobenen Lagerort des amerikanischem Goldes auf dem die amerikanische Währung fußt, konnte nicht sicherer sein, als die Wohnung von Benn und Sven.

- 101 -

"Wie schon gesagt", erwiderte Benn monoton, während er auf seiner Tastatur herumklapperte. Benns Computer war das einzige elektrische Gerät im

näheren

funktionierte. verbunden

Umkreis, Ein mit

welches

einwandfrei

ausgeklügeltes einem

halben

Programm dutzend

Hochleistungs-Akkus sorgte dafür, dass Benn mindestens

für

siebenhundertdreiundzwanzig

Tage und neun Minuten weiter arbeiten konnte. Leider war man beim Rest des Büros nicht so weitsichtig. "Es war die beste Entscheidung die du als Geschäftsführer treffen konntest!" "Ach und was ist mit diesem JFK und seinem Virus? Wenn das rauskommt, sind unsere Aktien im Keller und wir Pleite.“ "Nichts wird herauskommen, da der Virus einfach zu zerstören ist und morgen nur noch eine böse Ahnung und eine alberne Mail sein wird." Benn leitete

ein

wenig

seiner

Energie

in

den

Kühlschrank, der sich darauf hin leise klackend öffnete. Sven konnte Fehler haben wie er wollte, aber

- 102 -

das

Geräusch

eines

sich

öffnenden

Kühlschrankes hörte er aus dem größten Lärm heraus. "Mist", dachte Benn. "Der Virus ist komplexer als ich dachte und nimmt soviel Rechenleistung in Anspruch, dass mein Plan so nicht klappt." Während Benn seinen Kampf mit dem JFK-Virus aufnahm, Kampf

kämpfte

mit

Sven

aufkeimenden

seinen

persönlichen

Sodbrennen

und

ansteigendem Cholesterin. "Premierminister!" "Mr. Präsident?" "Was macht dieser Nigger in meinem Oval Office?" Kennedy

zeigte

auf

einen

eindeutig

dunkelhäutigen Mann der auf einen der offiziellen Sitze saß. Abgesehen von einigen Zuckungen war er wieder ganz der Alte. Nein, nicht ganz der Alte. Er konnte plötzlich besser und klarer denken als vorher. Tod zu sein erschien ihm im Gegensatz zu früher nicht mehr besonders schrecklich. Kennedy hatte das Gefühl allmächtig zu sein. Alles was ihm früher Angst machte, oder wo er bereit war

- 103 -

politische

Zugeständnisse

zu

machen

war

verflogen. "Das ist der von ihnen ernannte Richter zur Überwachung der Integrationsgesetzgebung!" "Schmeißen sie den Nigger hier sofort raus!" "Aber

Sir,

Mr.

Präsident",

stammelte

der

Vizepräsident und zeigte zum ersten Mal in seiner politischen Karriere nicht den richtigen Riecher für rückhaltlose Arschkriecherei. "Das geht doch nicht, was soll den das Volk dazu sagen? Ausgerechnet jetzt,

wo

die

afrikanischen

Ureinwohner

in

Amerika durch sie endlich eine Heimat gefunden haben!" Ein

zu

dekorativen

gehaltener

Zwecken

General

in

zeigte

der

Nähe

schnellere

Auffassungsgabe, packte den nun wild um sich schlagenden Richter und warf ihn über den Balkon in die Rosenbüsche der First Lady. Nicht das diese den

Rosen

jemals

auch

nur

die

geringste

Beachtung oder gar Wasser geschenkt hätte, aber die Klatschblätter brachten immer wieder diese albernen Geschichten über die rührende und

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aufopfernde Rosenpflege und positive Publicity brauchte diese First Lady dringend. "Danke General und sie Pfeife!" der Präsident zeigte auf den Vizepräsidenten. "Verschwinden Sie sofort aus meinem Büro!" Da

der

General

hochkrempelte,

bereits

beeilte

sich

seine der

so

Ärmel harsch

Angesprochene das Oval Office zu verlassen. "Und jetzt alles raus!" brüllte der Präsident. "Ich werde aus diesem Land die führende Nation der Welt

machen

und

alle

Fortsetzungscomics

verbieten." Alle Anwesenden blickten sich nach Hilfe suchen um und begannen dann so schnell als möglich das Zentrum der amerikanischen Macht zu verlassen. Kennedy hielt den General zurück. "Sie bleiben hier, ich habe großes mit ihnen vor", raunte er dem General zu. Der General blieb wie vom Donner gerührt stehen. Er hatte es ja immer gewusst, wenn er nur ja immer dekorativ in der Ecke stand und nichts durch dumme Kommentare vermurkste, dann

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wurde auch was aus ihm. Die anderen im Generals-Club würden schon sehen. Ausgelacht hatte sie ihn, nur weil er ein Attest von Arzt hatte, er deshalb nicht am zweiten Weltkrieg teilnehmen durfte und in der Etappe bleiben musste. Eine Allergie gegen Kuhhaare stand damals zwischen ihm und der Front. Niemand bedauerte das so sehr wie er selber, niemals einen Fuß auf besiegten deutschen Boden gesetzt zu haben, besonders als er hörte, dass die Fräuleins aus Germany für ein paar Strumpfhosen so ziemlich alles machten was man wollte. Er hatte da abends im Kasino Geschichten gehört… "General, wir beide werden jetzt der Welt mal zeigen wozu eine Supermacht in der Lage ist!" "Genau Mr. Präsident!" "Schnauze, wer hat gesagt dass sie sprechen dürfen!" "Jawohl Mr. Präsident!" "Die Raketen von Kuba, sind die inzwischen abgebaut worden?" "Abgebaut und unterwegs in das abscheuliche,

- 106 -

gottlose kommunistische Unterdrückersystem." "Wo sind die Schiffe jetzt?" Der General ging zum Telefon. Während er auf die Verbindung zur nächsten freien Telefonansage des Pentagons wartete, grinste er in sich hinein. Er hatte

die

Wochenendschicht

aufgedrückt

bekommen, da sich die anderen Generäle nie am Wochenende in der Nähe des weißen Hauses aufhielten. Nachdem es sich herausgestellt hatte, dass beide Machtblöcke gleich stark waren und eine

so

potentiell

große

Vernichtungskraft

aufgebaut hatten, die die Erde mehrmals bis in die Steinzeit zurückbomben konnten, begannen die Generäle der Machtblöcke Gespräche zu führen. In den

meisten

Menschen,

jedenfalls

die

mit

Verantwortungsbewusstsein, keimte Hoffnung auf eine baldige Abrüstung auf. In Wirklichkeit dienten die Gespräche, so fanden es mehrere Jahrzehnte später Journalisten heraus, was dann allerdings auch keinen mehr interessierte, dem Zweck die Annehmlichkeiten des Lebens mehr Geltung zu verschaffen.

Natürlich

in

erster

Linie

die

- 107 -

Annehmlichkeiten der hohen Militärs. Die Generäle beschlossen einmütig weder am Wochenende noch in den jeweiligen, vorher allerdings mit den Anderen abzustimmenden, Ferien eine nukleare Katastrophe oder ähnlichen Unsinn zu beginnen der die Anwesenheit eines richtigen Soldaten erforderte. Für Wochenenden und anderen freien Tagen wurden daher an den Militärakademien Generäle geschaffen, die in der Lage waren höchst dekorativ in den ihnen zugewiesenen Ecken zu stehen, mindestens 24 Stunden ohne Gang zur Toilette oder der Formulierung eines klaren Gedankens verbringen zu können. Nach einigen Minuten deutete alles in seiner Tonlage darauf hin, dass er einen Rangniedrigeren gestattete mit ihm zu sprechen. "Am Horn von Afrika, Mr. Präsident!" "Ausgezeichnet General, lassen sie mal schnell eine Flotte B52 Bomber aufsteigen und vernichten sie

diese

Kommies

und

ihr

Spielzeug.

Anschließend machen wir Kuba platt und nehmen dort

- 108 -

unsere

Atomwaffentests

wieder

auf.

Außerdem wird kein Geld mehr in diesen Pott Entwicklungshilfe

mehr

gesteckt,

sondern

ausschließlich in den Rüstungsetat. Wenn die hinten nicht mehr hochkommen ist es doch nicht unser Problem!" "Genau mein Führer!" Der General salutierte zackig. "Wie heißen sie, General?" fragte der Präsident jovial. "General Jo....," begann der General freudig. Jahrelang hatte er für diesen Augenblick gelebt und jetzt war er endlich da, der Präsident der Vereinigten Staaten fragte ihn nach seinem Namen. Er hatte auf der Akademie für Zukünftige

Generäle in der Stabsleitung ohne besondere Eigenleistung sogar eine Auszeichnung für die schleimigste

und

kriecherischste

Vorstellung

bekommen. Selbst seine Visitenkarte rief bei jedem

normal

strukturierten

Mensch

sofort

Abscheu hervor. "Ist mir eigentlich Scheißegal. Ich nenne sie Sack! Ist das ein Problem für sie?" der Präsident

- 109 -

unterbrach ihn sofort. "Nein, Mr. Präsident, es ist mir eine besondere Ehre von ihnen so angesprochen zu werden!" "Und jetzt los, bevor ich richtig Scheiße rede! Zeigen sie mir, dass sie der Schleimer sind den sie vorzugeben

glauben."

Eine

Fliege

setzte

unbemerkt auf die rechte Wange des Präsidenten und die Gewissheit plötzlichen Glaubens glimmte wie ein Leuchtfeuer in ihren Facettenaugen auf. Trotz aller Zweifel in ihr und den nächtelangen Gesprächen mit dem Prediger auf den Pferdhaufen der Umgebung hatte sie endlich das Gefühl den Sinn des kurzen Fliegelebens gefunden und im Fliegen Paradies gelandet zu sein. Der General schaute irritiert auf die Fliege grüßte dann zackig, ein

Vorgang

der

einem

Außenstehenden,

unbeteiligten Dritten abermals Abscheu gegen General Sack hervorrufen würde und verließ den Raum um die Anweisungen des Führers der freien Welt

umzusetzen.

JFK

summte

leise

ein

französisches Kinderlied und kicherte vor sich hin. Inzwischen

- 110 -

wurde

er

für

Fliegen

ein

unwiderstehliches Ziel, aber er beachtete sie nicht. "Ach ja", schrie er hinter dem General her. "Sorgen sie dafür dass mein alberner Ausspruch in Berlin nie wieder zitiert wird, sonst mache ich mich ja zum Gespött der ganzen Welt! Und wenn sie gerade dabei sind, schicken sie diesen Froschfressern ein paar von unseren Jungs zu Unterstützung nach Vietnam, irgendwo müssen wir ja mal unsere neusten Waffen ausprobieren." Benn wütete bereits über 20 Stunden an seiner Tastatur.

Zahlenkolonen

rauschten

über

den

Spezialbildschirm und das Kühlsystem seines Computers leistete übernatürliches. Dieser JFK musste genau wie er zu den Besten der Zunft der freien Hackergemeinde gehören. Der Quellcode seines Virus war komplex und doch von genialer Einfachheit. Vor allen Dingen ließ er sich nicht so einfach löschen. Leider hatte Benn zusätzlich feststellen müssen, dass der Virus nicht nur das Ableben

Kennedys

verhinderte,

was

im

virtuellen

spieletechnisch

Amerika gesehen

- 111 -

überhaupt keine Bedeutung hatte, sondern seinen speziellen

Programmteil,

wahrscheinlich

unbeabsichtigt, völlig außer Kraft setzte. Benn war so dicht vor seinem Ziel gewesen und dann macht ihm gekränkte Eitelkeit wegen eines genutzten Aliasnamen einen Strich durch die Rechnung. Andererseits musste er sich eingestehen, dass auch er nur aus gekränkter Eitelkeit handelte, aber

das

war

göttliche,

zielgerichtete

und

gerechtfertigte gekränkte Eitelkeit. Der russische Botschafter hatte bei seinem ersten Besuch in der amerikanischen Hauptstadt damit gerechnet, eine quirlige Stadt vorzufinden, an jeder Ecke jemand stand der ihn, den Russen, zu korrumpieren versuchte. Er hatte sich bereits ein Nummernkonto in der Schweiz angelegt. Jetzt aber fand er eine totenstill daliegende Stadt, in der sein Auto einsam durch die leeren Straßen dröhnte und er hatte Angst jeden Moment von strenggläubigen Einwohnern mit Steinen beworfen zu werden, oder aber doch ungefähr etwas in der

- 112 -

Richtung. Der Stolz der russischen Flotte lag inzwischen kurz vor dem Kap der guten Hoffnung auf Grund. Kuba war inzwischen nur noch als Parkplatz für Disney World zu gebrauchen und der russische Präsident lag heulend unter seinem Bett und wollte nie mehr hervorkommen. Was war nur mit dem sonst so auf Frieden und Eintracht machenden Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika los? Bis vor ein paar Monaten war er noch eine leicht zu berechnende Größe gewesen, nun konnte man Angst vor ihm bekommen. Dabei hatte sich der Botschafter hatte sich auf seine Berufung nach Amerika gefreut. Die langen, kalten und dunklen Winter in Sibirien waren nichts für ihn. Er hinterzog einige hunderttausende Rubel seiner Kolchose, deren Vorsitzender er war und bestach damit seinen Bruder, der für die Einfuhr von

Bananen

verantwortlich

nach war.

Mütterchen

Dieser

Russland

wiederum

lieferte

mehrere tausend Tonnen Bananen an eine nicht näher zu bezeichnende Adresse in Moskau, die nun

eigentlich

wirklich

keinerlei

Bezug

zu

- 113 -

derartigem Obst hatte. Noch am gleichen Abend bestimmte Olga, eine knapp beschürzte Dame des Salons MIR, wieder einmal die Außenpolitik von Mütterchen Russland. Es war eine altbekannte Gewissheit, dass das russische Botschaftspersonal im Ausland weniger durch qualitativ messbare Arbeit zu diesen Posten gekommen ist, sondern aufgrund

guter

und

außergewöhnlicher

Beziehungen. Das entscheidende hieran ist, das die Qualifikation derartigen Personals auch auf andere Staaten anzuwenden ist. Wegen Sven brauchte er sich im Moment keine Gedanken zu machen. Strom gab es jetzt wieder und Ferrari hatte auch schon geliefert. Bestimmt stand Sven jetzt bei einer Frittenbude und schob sich die wer weiß wie vielte Currywurst rein. Durch ein paar geschickte durchgesickerte Informationen über

die

neuen

Projekte

der

Firma

stieg

inzwischen auch der Aktienkurs entsprechend an, so dass Sven das Denken wieder denen überließ, die etwas davon bestanden.

- 114 -

Gumorow steuerte seinen Moskowitch durch die leeren Straßen, noch immer voller angespannter Nervosität da er noch nicht so recht wusste, was er dem Präsidenten sagen oder womit noch drohen sollte? Er erwog um politisches Asyl zu bitten. "Na bitte", murmelte Benn vor sich hin und drückte

auf

die

Upload-Taste

seiner

Spezialtastatur. Der Patch gegen den JKF-Virus wurde auf den Hauptrechner der Firma übertragen und fand in den nächsten Tagen unbemerkt seinen Weg zu den verschiedenen Usern weltweit, die den Quellcode des Spieles TerraSim bereits herunter geladen hatten. New York Times Magazin Wie am Abend des 22.11.1963 bekannt wurde, ist der Präsident der Vereinigten Staaten in Dallas, Texas erschossen worden. Die freie Welt trauert mit der Witwe und den beiden Kindern des

- 115 -

Präsidenten. From: mohammed [email protected] To: [email protected] Hallo Leute, Da

habt

ihr

ja

ein

nettes

und

äußerst

anspruchsvolles Spiel konzipiert. Es kommt sehr schnell zu einem wirklich interessanten Screenplay und die Programmierung erscheint zusätzlich äußerst gelungen. Geschichtlich erscheint wirklich alles was es an Historie der Menschheitsgeschichte gegeben hat. Dies bedarf wirklich mal einer positiven Äußerung. Solltet ihr allerdings nicht umgehend den Bug bei Geschichte, Islam und der Einstellung Genauer Ablauf

korrigieren,

werde

ich

euch

mal

schnellstens den Sinninhalt des viel zitierten Wortes DSCHIHAD näher bringen. Ihr solltet euch beeilen, bevor meine örtliche SCHARIA-Gruppe dies tun wird. M´a salama, Mohammed -der-Erleuchtete-

- 116 -

Mohammed saß in seiner Höhle mitten in der Wüste

und

war

sauer.

"Immer

diese

Bevormundung. Ich bin alt genug", brummte er sauer vor sich hin. Er, Mohamed, eigentlich Abul Kasim

Muhammad

Ibn

Abdallah

schaute

zerknirscht an die Höhlendecke. "Zieh dich warm an, Mohammed! Iss nicht soviel Falafl! Der Achmed ist doch kein Umgang für dich!" äffte er seine Frau nach. Missmutig kratzte er mit einem Stock Muster in den sandigen Boden der Höhle. Hätte er sie doch nur erst einmal auf Zeit geheiratet, wie es üblich war, aber nein. "Unsere Liebe ist doch unvergänglich!" flötete sie damals und

ließ

ihn

einen

lebenslangen

Kontrakt

unterzeichnen. Chadidscha war eine wohlhabende Witwe und sah für ihr Alter noch verdammt gut aus. Sie hatten sich beim Tanzkaffee kennen gelernt und Mohamed erschien ihr viel intelligenter als er noch von der Musik übertönt wurde. Mohammed hatte damals ihre spontane Art angeregt, vor allem als er beim Tanz seine Finger

- 117 -

nicht

im

Zaum

hielt

und

sie

ihm

unmissverständlich klarmachte, dass wenn er so weitermachte seine Finger nie wieder sehen würde. Eigentlich mochte er sie wirklich, aber manchmal ging sie ihm einfach nur auf den Keks. "Du wirst langsam fett, Habibi", hatte sie seit langem an ihm herumgemäkelt. "Habibi", stieß er verbittert hervor. Er hasste es, wenn sie ihn vor allen Leuten Habibi nannte. Er, Mohamed der Kaufmann, hatte es inzwischen zu was gebracht, auch wenn er ihr Geld noch immer zum Überleben brauchte. "Geh doch mal wieder ein paar Tage zum fasten in die Höhle, dann kann ich auch endlich mal wieder in Ruhe das Haus putzen. Du bist ja so unordentlich geworden." Mohamed saß nun bereits seit zwei Wochen mit bösartig knurrendem Magen, auf das übelste gelaunt in der Höhle. Vierzig, er war jetzt vierzig Jahre alt und wurde noch immer bevormundet. "Mahlzeit alter Knabe!" rief plötzlich jemand unpassend

fröhlich

Höhleneingang hinein.

- 118 -

und

schrill

in

den

Mohammed schaute sich verwirrt um. Sein alter Kumpel und einstiger Reisebegleiter unzähliger Karawanen und Kampfgefährte gegen so manch gehörnten Ehemannes Achmed stand voll beladen mit Proviant im Höhleneingang. Nach einer kurzen und heftigen Begrüßung wurde der mitgebrachte Proviant einer eingehenden Geschmackskontrolle unterzogen. Die anschließende Völlerei hätte im ausgehenden

Mittelalter

jedem

intrinsisch

betreibenden Inquisitor wochenlange Freude mit dem Sünder im Kerker beschert. Mohamed stand abrupt auf und knallte mit dem Kopf gegen einen Stalagmiten. "So kann es nicht weitergehen, beim Sonst irgendetwas!" "Dahasdu verdammt recht", murmelte Achmed durch die Völlerei sichtlich gezeichnet matt. "Was tun die nur in dieses Kamelbier? Das hat es ziemlich in sich", Achmed rieb sich träge die Schläfen. "Ich meine es ernst!" Mohammed rannte wie vom heißen Wüstenwind getrieben durch die Höhle und

- 119 -

gestikulierte wild. "Uns Männern wird doch immer mehr das Ruder aus der Hand genommen. Sag mir was, irgendwas was du ohne deine Niran machen kannst, ohne das sie reinredet oder dir Vorwürfen macht?" Achmed überlegte angestrengt, rülpste ausgiebig das ein oder andermal um dann zustimmend zu nicken. "Ich bin jetzt vierzig Jahre alt und will nicht länger von einer Frau gegängelt werden." Er schaute zu Achmed, der gerade dabei war sich die Überreste des leckeren Kamelhöckerbratens aus den Zähnen zu pulen. "Hörst du mir eigentlich zu?" schrie Mohammed. "Wenn ich jetzt nach Hause komme, voll gefressen und kein bisschen weniger Fett auf den Rippen bringt mich diese Frau um. Er hörte Chadidscha schon herumkeifen und ihn verdächtigen nicht in der Höhle zum fasten, sondern in Mekka bei Achmed im Zum fidelen Wüstensohn gewesen zu sein. Achmed betrieb den schärfsten Nachtclub im Umkreis der nächsten tausend Wanderdünen. Sein

- 120 -

Motto war, Du kommst als reicher Fremder und

gehst als glücklicher Bettler. Mohammed und Achmed hatten schon das ein oder andere in ihrem

Leben

erlebt,

das

ein

oder

andere

Kamelgebräu niedergerungen und die ein oder andere Braut flachgelegt, aber so aufgeregt hatte Achmed ihn noch nie erlebt. "Was hast du denn? Das war dir doch früher auch egal!" "Sie hat mir das Taschengeld gekürzt und ich soll ab

jetzt

nur

noch

im

Bazar

mitarbeiten!"

antwortete Mohamed frustriert. "Was, keine Karawanen mehr?" "Keine Karawanen mehr." "Auch keine Reisen mehr zu mir in den fidelen Wüstensohn?" "Vor allem keinen fidelen Wüstensohn mehr!" "Kamelscheiße!" "Ja, Kamelscheiße!" "Da müssen wir was tun, schon im Interesse der anderen", sagte Achmed. Achmed hatte schon immer

über

eine

gehörige

Portion

Fantasie

- 121 -

verfügt. Fantasie, die wenn sie nicht gezügelt wurde,

in

der

Lage

war

damastener

Stahl

durchzufressen. "Sag mal, tust du immer noch so als könntest du weder lesen noch schreiben um die Leute auf dem Markt zu bescheißen?" fragte er nach einer fast beängstigenden Pause. "Ja, warum?" antwortete Mohammed verwirrt. "Scheiße, Scheiße, Scheiße!" Sven rannte wie von der Tarantel gestochen um Benn herum und fuchtelte mit der E-Mail in der Luft. "Jetzt haben wir diese Scheiß Fanatiker am Hals!" "Was für Fanatiker?" fragte Benn ungerührt. "Was für Fanatiker!?" kreischte Seven. Nicht nur seine Doppelkinne wackelten hingebungsvoll, auch seine anderweitig verteilten Fettspeicher waren in heller Aufregung. "Wie viel Fanatiker gibt es wohl auf

der

Welt?

Handtuchköpfe,

Natürlich

diese

diese

verdammten arabische,

flugzeugwerfende Bande von Mohammedanern!“ „Moslems, das ist nicht so wie bei uns Christen.

- 122 -

Die

nennen

ihre

Religion

nicht

nach

dem

Propheten!“ „Das ist mir so was von egal!“ kreischte Sven. „Gegen einen gehirngewaschenen, todesmutigen, paradiesgeilen Geist kommen auch noch so smarte Missiles nicht an." Sven war erschüttert darüber,

das

Benn

nicht

erschüttert

war.

Allerdings konnte Benn nichts dafür, da Sven seit einigen Minuten ein fettverschmiertes Blatt zwar mit sich herumtrug, aber noch keinerlei Anstalten gemacht hat ihn über den Inhalt in Kenntnis zu setzen. "Was soll dass heißen, Moslems sind die einzigen Fanatiker?" Sven erschrak regelrecht, als Benn endlich mal aus sich herausging. "Wie meinst du das?" fragte er unsicher und leicht irritiert. "Kannst

du

dich

noch

an

eine

bestimmte

Currywurst letztes Jahr erinnern?" Sven schluckte und strich sich fahrig durch sein fettiges Haar. Natürlich erinnerte er sich, außerdem stand es ja in allen Käseblättern der Region.

- 123 -

"Das kann man nicht mit diesen religiösen Fanatikern gleichsetzen. Ich habe keine Flugzeuge in die Bude stürzen lassen!" "Das sehe ich aber anders. Die machen so einen Scheiß aus religiöser Überzeugung und du aus Fresssucht." "Die waren aber auch selber Schuld", maulte Sven. "Du hättest halt nicht die ganze Imbissbude mit deinem Ferrari in den Fluss schieben dürfen!" "Die wollten mir keine Wurst geben, nur weil sie angeblich geschlossen hatten. Pah, dass war nur eine billige Ausrede." "Aber die anschließende Abstandszahlung war nicht übel. Dafür hättest du eine eigene Bude bekommen." "Ist ja schon gut", Sven stand auf und schickte sich an das heilige Refugium Benns zu verlassen. "Bring es einfach in Ordnung, Ja? Ich glaube dass könnte sich sonst ein Desaster verwandeln." "Ausgerechnet du, der glaubt, dass es gegen Dschihad auch was von Ratiopharm in der

- 124 -

Apotheke gibt, hat wegen so einer blöden Mail plötzlich Muffensausen?" Benn beugte sich über die Tastatur und begann amüsiert zu tippen. "Unnd du meischt, dasch klappt?" nuschelte Mohammed,

und

hatte

sichtlich

Mühe

das

Gleichgewicht zu halten. "Aber klar!" erwiderte Achmed, der ebenfalls Mühe hatte, die sich langsam vor sich hindrehende Höhle im Auge zu behalten. "Aber ischt dasch nicht ein wenich übertrieben?" "Nö, nisch wirklisch", rülpste Achmed laut und kratzte sich ausgiebig an einer unaussprechlichen Stelle. "Aber keinen Alkohol und kein Wiener Schnitzel mehr?" "Dafür vier Frauen gleichzeitisch!" "Und die ewische Betterei?" "Vier Fraun!" "Ne Pilscherfahrt nach Mekka und den ganzen Kram?" "Irgendwo müschen die ja Rascht machen, un da

- 125 -

ischt mein Laden doch gut geleschen! Außerdem denk mal nach, vier Frauen!" "Könnte luschtich wern!" Mohammeds Widerstand erlahmte. Außerdem brauchte er eine wirklich gute Ausrede um zumindest ab und an mal einen draufmachen zu können. "Na gut, wir gründen halt ne Relischion, aber ich bin der Schef! Un isch will Jünger, scho rischtisch junge Jüngerinnen in gottlos engen Jüngerkoschtümen un die müschen allesch machen wasch ich will. Aba ehrlisch ehy!" "Jawoll", stimmte Achmed zu. "Schließlich kann dasch ja scho nisch weitergehen. Wir Männer, Schöhne der Wüschte, müschen endlisch das Joch der Unterdrückung ablegen und das tun, was ein Mann eben tun musch!" Völlig von sich ergriffen stand Achmed in der Mitte der Höhle, atmete tief durch, wechselte plötzlich sowie unvermittelt die Gesichtsfarbe,

rannte

wie

von

der

Tarantel

gestochen nach draußen um sich dort äußerst geräuschvoll zu übergeben. Unschlüssig und mit sich selbst nicht im reinen stand Mohammed in der Höhle. Erst wenn man keinen Schnaps mehr

- 126 -

hat, merkt man wie blöd Wasser eigentlich schmeckt. Die Zweifel fegten unvermindert die angenehme

Benommenheit

des

Kamelbiers

hinweg. "Jetzt grübele nicht rum, sondern tu es", gab Achmed mühsam von sich, als er wieder in die Höhle zurückkam. "Das wird der Hammer!" "Ja, aber ich habe das Gefühl wie übertreiben es in bisschen." "Wie meinst Du das? Wir haben doch an alles gedacht,

was

man

für

eine

zünftige,

männerorientierte Religion braucht. Und stell dir doch mal das Paradies vor. Alle Frauen immer Jungfrauen, keine Kritik mehr. Ich wünschte das wäre alles wahr. Die werden Schlange stehen um bei uns mitzumachen!" Verzückt träumte Achmed den Traum vom Paradies. "Das ist ja alles ganz schön und das meine ich ja auch nicht. Ich mache mir mehr Sorgen um unsere

so

genannten

Mohammedismus.

Übrigens,

5

Säulen

muss

das

des sein,

Mohammedismus. Das ist mir doch ein wenig

- 127 -

peinlich." Mohammed schaute verlegen auf den Boden der Höhle und malte Kreise mit der Spitze seines Schuhes. "Waren wir uns einig über die Dominanz der Frauen und das wir was dagegen unternehmen müssen,

oder

etwa

nicht?"

Achmeds

Gemütszustand wechselte rapide. "Ja, aber müssen die Frauen dann unbedingt total verschleiert rumlaufen? Da sieht man doch nichts von den Weibern und dann auch noch bei der Hitze!" "Na klar ist das gut, was glaubst du was dann die anderen Kerle bezahlen werden um Laila in meiner Kneipe den Tanz der sieben Schleier zu sehen." "Und die Pilgerfahrt nach Mekka zu dem blöden Stein hinter deiner Kneipe?" "Was glaubst du, was die dann für einen Durst und Hunger haben werden. Bestimmt muss ich noch anbauen." "Fünfmal beten am Tag, ist das nicht übertrieben? Wann sollen die denn dann noch arbeiten." "Ich habe es dir doch bereits erzählt. Wenn die

- 128 -

sich jeden Tag fünfmal in den Dreck werfen, werden sie sehr bald merken, wie nützlich so ein kleiner Teppich sein kann. Und da ich zufällig einige hundert Dutzend abgelaufener Teppiche auf Lager habe!" "Das ist ja das, was ich meine. Du machst richtig ribba und was kriege ich?" "Eine Ausrede für deine Frau, die Möglichkeit noch ein

paar

Frauen

zusätzlich

zu

halten,

Anbetungszeiten fünfmal am Tag, den gesamten Presserummel und natürlich zehn Prozent meiner Einahmen, nach den Steuern natürlich." "Zwanzig Prozent und ein Spesenkonto für meine Jüngerinnen!" "Jüngerinnen?"

Achmed

zog

interessiert

die

Augenbraue hoch. "Ja, glaubst du ich mache den gleichen Fehler wie dieser Jesus da vor ein paar Jahren und nehme Kerle als Jünger. Ich will ein paar rassige Vollblutweiber, schließlich bin ich der Prophet und brauche ne Menge Inspiration!" "Na gut, fünfzehn Prozent und ein Spesenkonto

- 129 -

für deine privaten Gläubigen!" "Na dann mal los!" Mohammed rieb sich die Hände und freute sich bereits auf das dumme Gesicht von Chadidscha. From: [email protected] To: [email protected] Sehr geehrter Herr Mohammed, Der Firma TerraSim ist es unendlich peinlich, dass es zu einer derartigen Fehlfunktion in einem unserer

sonst

ausgereiften

Produktpalette

kommen konnte. Es lag niemals in unserer Absicht die Gefühle unserer Kunden zu verletzen. Ich als Geschäftsführer bin selbst ein großer Anhänger der arabisch/islamischen Kultur und bin immer bestrebt hier meinen bescheidenen Beitrag zu leisten. So habe ich zum Beispiel erst vor kurzem einem

nicht

Siedlungsbau

zu

geringen

im

Betrag

palästinensischen

für

den

Gebiet

gespendet und esse, wann immer es mir möglich ist, koscheres Fleisch. Mit einem aufrichtigen Schalom für Sie und ihre

- 130 -

netten

Freunde

Gottschlich,

verbleibe

Leitender

ich

als

ihr

Sven

Geschäftsführer

von

TerraSim. Sven kam triumphierend in Benns Arbeits- und Wohnraum. Ort der unaussprechlichen Gerüche, Ansammlung von Absonderlichkeiten sowie von den

behördlichen

Instanzen

inzwischen

anerkannte außerordentliche Müllkippe. "Während du hier versuchst Daten zu quälen, habe ich das rutschige Parkett politischer und religiöser

Entgleisungen

bereinigt.

Ich

bin

ernsthaft von mir ergriffen und überlege, natürlich zum Wohle aller, in die Politik zu gehen! Mit meinem Charme und meinem Charisma sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn mir nicht demnächst

ein

wirklich

wichtiger

Posten

angeboten wird." Benn benötigte die E-Mail nicht, die Sven ihm unter die Nase hielt. Bereits seit langem hatte er den Zugang zu allen Daten, die er benötigte. "Mach das, die werden ihre helle Freude an dir

- 131 -

haben!" "Du bist ja nur neidisch, dass ich so weltmännisch bin. Dieser Mohammed wird mich nach dieser Mail in

sein

Abendgebet

einbinden.

Solche

verbindlichen und toleranten Menschen wie mich findet er bestimmt nicht immer vor. Du bist ja den ganzen Tag mit deinen Computern zugange, aber glaube mir, die Welt da draußen ist kalt und abweisend. Wie oft musste ich mir an eine diese Würstchenbuden die Finger warm hauchen weil Deutschland noch immer nicht überdacht wurde!" Benn ließ ihn weiter labern. Er kannte diese Anflüge bereits und hatte es inzwischen geschafft, die falschen Verknüpfungen zu finden und zu eliminieren.

Früher

war

auf

die

indischen

Programmierer verlass, aber seit die indischen zu teuer

geworden

waren,

Subunternehmern Subunternehmer

wurden

von

TerraSim mit

beauftragt.

Indische

inzwischen

russische

der

den

abermals

Programmierung

Programmierer Programmierer

hatten unter

Vertrag, die früher fast ausschließlich in der

- 132 -

Rüstungsindustrie tätig waren und die nach der ein

oder

anderen

Flasche

Raketensteuerungsprogramm

Wodka

ein

entwickelten,

obwohl man nur die Erstellung einiger ansonsten zu

langwierigen

Multimediaanwendungen

in

Auftrag gegeben hatte. Einst hatte die Firma Sony mit der Spielkonsole PLAYSTATION ein derartiges Problem. Auch hier waren einige Programmteile aus Russland dabei die, bei näherer Betrachtung zu 90% aus dem Quellcode der Steuerung einer der neusten Interkontinentalrakete die

von der

russischen Regierung immer als Hirngespinst westlicher,

imperialistischer

Geheimdienste

abgetan wurde. Diese besagte Spielkonsole durfte dann auch nicht in so genannte Schurkenstaaten wie Iran, Irak und Luxemburg vertrieben werden. Benn machte einen Upload und rückte die religiöse

Geschichtsschreibung

wieder

in

die

richtigen Bahnen. "SCHREIB!" wetterte der Erzengel Gabriel, dessen Geduld mit diesem Kretin von stumpfsinnigem

- 133 -

Araber langsam zu Ende ging. Warum mussten diese Leute auch immer solange fasten, bis das letzte bisschen Verstand winke winke sagt und dann

wird

mal

wieder

er

losgeschickt

um

frohlockende Verkündigungen zu verkünden oder, wie

in

diesem

Fall

eine

neue

Religion

zu

verkünden. Was war an der alten Religion schlecht? Konkurrenz belebt das Geschäft, hat der Chef gesagt, der Engel aber kannte die wirkliche Absicht dahinter. Outsourcen war das Geheimnis. Gott war einfach überlastet und versuchte all die Bestrafungen und Gebete in eine neue Form zu pressen und da kam ihm dieser Händler gerade recht. "Das kannst nur du!" äffte er Metronom nach. "Ja, und ein Pilz!" frohlockte Luzifer aus dem Hintergrund,

der

sich

gerade

bei

Gott

die

Marketingrechte an dem neuen Namen für den Teufel sicherte. Scheitan, so sollte seine neue Bezeichnung sein. Luzifer hatte bereits einige Namen, wie etwa Gollum, Raider oder Bush abgelehnt, aber beim Vorschlag Scheitan stimmte

- 134 -

er sofort zu. Da wurde extra für eine menge Geld ein Besprechungsraum direkt neben der himmlischen Pforte gebaut, zu Lasten der Anschaffung von Feuerschwertern übrigens, und dann wurde er für derartige, weit reichende Entwicklungen noch nicht einmal benutzt. Vierzig Tage fasten und dann eine Religion aufbauen. Was war falsch daran dies in einer angenehmen Atmosphäre zu tun,

bei

Schnittchen

und

einem

Gläschen

Engelswasser? Da hatte der Heilige Geist mit Maria mehr Spaß gehabt. Von wegen unbefleckte Empfängnis.

Was

der

Heilige

Geist

da

anschließend vom Stapel gelassen hatte – aber hallo. "Also noch mal für die ganz Begriffsstutzigen. Du, Mohammed,

wirst

theokratischen

zum

Staats.

Herrscher Durch

eines meine

Offenbarungen, die übrigens ekstatischer Art sein werden, du darfst jetzt beeindruckt sein, wirst du aus

deinem

bisherigen

Lebenskreis

herausgehoben und die Mädels äußerst scharf auf

- 135 -

dich. Inhalt meiner Offenbarungen wird das Erlebnis des einen willensmächtigen Gottes, sagen wir mal Allah, klingt doch nett und dessen bevorstehendes Kommen zum Gericht. Der starke Widerstand

der

Mekkaner

gegen

deine

Lehrtätigkeit zwingt dich zwar zur Auswanderung nach Medina, wo du infolge der politischen Uneinigkeit der Beduinenstämme aber als straffer politischer Organisator deine Offenbarungslehren ausgestalten kannst. Du bist ein Prophet, der die Offenbarung Gottes in arabischer Sprache zu bringen hat, um das private und öffentliche Leben unter der Voraussetzung des einen Gottes zu erneuern. Du weist schon wen ich meine. Dann noch ein wenig heiligen Krieg, den Angriff auf das zum

Heiligtum

durchgeführt

und

erklärte schwups

Mekka haben

siegreich wir

die

Entstehung des Islams und dies wird ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung werden. "Und warum so eine blöde Bewegungstherapie?" "Deine Anhänger beten mit dieser Armhaltung beziehungsweise beugen sich vor und berühren

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mit ihrer Stirn den Boden. Den Muslimen sind solche Fragen nicht erlaubt, denn er hat die Gebote des Propheten, also deinen, zu erfüllen, aber darf sie nicht hinterfragen. Ist doch super oder? Deine Nachfolger, die Kalifen, gewinnen weitere

große

Gebiete

für

den

Islam

und

errichteten mit der Herrschaft der Omajjaden in Damaskus, dann mit den Abbasiden in Bagdad ein Weltreich

mit

Ausstrahlung, religiös

hoher also

Kultur

ausreichen

und

starker

Zündstoff

geführte,

für

bewaffnete

Auseinandersetzungen der nächsten 2000 Jahre. Hast du das jetzt verstanden? Ach ja, natürlich stirbst du irgendwann dazwischen, sonst wirst du ja so alt wie Methusalem und unter uns beiden gesagt, noch so einen Fehler kann ich mir nicht leisten. Außerdem roch er im hohen Alter nicht mehr wirklich gut." "Aber warum ich? Ich kann doch gar nichts. Bin nur ein armer hungriger Kaufmann!" "Sag mal, du erkennst eine Metapher noch nicht einmal wenn die dich beißt, oder? Dadurch, dass

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du nichts anderes hast als Glauben, nicht lesen und schreiben kannst, bist du das ideale Gefäß für Gottes Worte!" "Häh, dass habe ich jetzt nicht verstanden?" Mohammed ahnte, dass dies nicht unbedingt sein bester Tag war, aber Hunger und Durst machten es auch nicht unbedingt besser. Bei früheren Fastenzeiten konnte er sich wenigstens auf die Halluzinationen

und

Verführungen

durch

die

falschen Wüstengötter verlassen, aber das hier war echt krass. "Wenn du jetzt noch einmal den Mund aufmachst, würge ich dich!" Gabriel war jetzt echt sauer und Metronom, so nahm er sich fest vor, wird eine in die Weichteile bekommen wenn er erst wieder zu Hause war. "OK, ist gut. Aber!" weiter kam Mohammed nicht mehr. Laut schreiend schnappte sich Gabriel den Zauderer, warf ihn zu Boden und begann ihn zu würgen. Benn lehnte sich zufrieden zurück. Sven hatte sich

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inzwischen auf eine ausgiebige Fresstour begeben, der Upload des Patches hatte seine Wirkung bereits getan und es fehlten nur noch ein paar tausend infizierte Rechner um sich an der Welt im Gesamten und an seine Uni im Einzelnen zu rächen. "Nicht fähig zur Integration!" hatte der Professor zu ihm gesagt. "Sollte seine Fähigkeiten nicht im interdisziplinären Forschungsbereichen mit einbringen!" Benn lachte bitter auf als er an das Gremium dachte, dass Schuld an seinem Ausschluss erst aus dem Projekt „Brainsucker“ und dann aus der Uni war. From: [email protected] To: [email protected] Meint ihr nicht, dass das ein wenig zu harter Stoff ist, den ihr da bringt. Das mit den Einstellungen für alles Mögliche ist ja schön und recht, aber wenn ich Schöpfungsgeschichte und die Option UNGEFÄHR, GENAU oder EXAKT wähle passiert

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immer das gleiche. Ich bin zwar sehr Bibeltreu eingestellt, aber auch zu jedem Scherz zu haben. Aber bei allen Einstellungen immer dasselbe!? Nicht dass ich auf diverse Bibelzitate verweisen möchte die euer treiben verdammt, aber bringt da doch mal einen Patch..... ADAM Metronom, Stimme Gottes laberte mal wieder nur Mist. Besonders morgens im Bus zu Arbeit konnte er das Maul nicht halten und brauchte alle anderen zu Weißglut. "Na, wie hat Gott es in seiner allmächtigen Weisheit denn nun hinbekommen, dass der Kleine Leberegel von einem Schaf zum anderen kommt? Na, du vielleicht Adam!" Adam, der bis dahin vor sich hingedöst hatte und von der letzten Nacht mit dem süßem Engelchen Lucy träumte, zuckte zusammen. "Nein Papa, ich habe keinen Apfel genommen!", schrie er verzweifelt auf, bis er merkte, dass er im Bus zum Paradies saß.

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"Nein, Adam. Das mit dem Apfel passiert etwas später", sagte Metronom mit beschwichtigender Stimme. "Obwohl du wirklich bereits früher etwas mit deiner Blöße anstellen solltest!" Metronom starrte recht neidisch auf Adam herab, da er bemerkt hatte, das eines der süßen Engelein, für das

Metronom

Zuneigung

ebenfalls

verspürte,

eine

bereits

nicht mehr

geringe als

nur

lüsterne Blicke auf Adam warf. Adam war es inzwischen mehr als Leid, dass alle immer mehr über ihn wussten als er selbst. Selbst Lucy wollte ihm nichts sagen. Alle kicherten nur wenn er sie danach fragte. Andererseits, was sollte es. Morgen mit dem Bus zur Arbeit, ein bisschen Huldigungen und Lobpreisen und den Rest des Tages frei, mit den Kumpels durch das Paradies ziehen und nachts war da ja noch Lucy und die ganzen irren Dinge die sie, oder besser es wusste, machte und wollte. Außerdem

hatte

er

mit

Lucys

Hilfe

herausgefunden, dass verdorbenes Obst recht angenehme Nebenwirkungen haben konnte.

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"Was gibt es denn heute zum Frühstück?" fragte Gabriel Neptun, der vor ihm saß, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. "Das

Abendessen

von

gestern!"

antwortete

Neptun. "Na toll, war das nicht das Mittagessen von gestern?" "Nein von vorgestern." "Immer diese scheiß Restefresserei", schimpfte Gabriel. "Der Boss sollte mal für ein bisschen Abwechslung sorgen. Vielleicht auch mal Obst oder so!" "Ach, du weißt doch wie er sich um sein Obst bescheißt", erwiderte Neptun. "Der Kleine Leberegel", begann Metronom nun zu dozieren, nachdem niemand daran interessiert war die Stimmung in Bus zu heben, jedenfalls wie Metronom seine gnadenlose Sabelei deklarierte. "Der (Dicrocoeliumdentricum) lebt in der Leber von Schafen. Das befallene Tier scheidet Eier des Parasiten mit dem Kot aus, der Schnecken als Speise dient. Im Schneckendarm entwickelt sich die Leberegellarve weiter, und wenn sie die

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Schnecke verlässt, ist sie von einer schleimigen Hülle umgeben. Die wiederum ist eine Leibspeise der Ameisen, in denen sich dann ein Teil der Larven bis zum Ameisengehirn vorwärts nagt. Auf göttlicher Weisheit basierende Weise gelingt es den Larven dort, das Verhalten der Ameisen zu verändern, und nun haltet euch fest die, entgegen ihren Gewohnheiten, zu Weidezeiten der Schafe auf die Spitze von Grashalmen krabbeln. Und so findet der Passagier, nach zweimal Umsteigen, sein neues Schaf! Ist das nicht irre?" Metronom blickte Beifall heischend in die Runde. Alles drehte sich gelangweilt ab oder pulte demonstrativ intensiv in den Zähnen. "Daran

kann

man

erkennen,

wie

viel

Merkwürdigkeit man Gott in die Schuhe schieben kann, bevor es anfängt, hohl zu klingen und man den

rutschigen

solipsistischen

Abhang

hinabschlittert, dorthin, wo man finstere Absichten hinter allem und jedem sieht." Lucy bot, wie jedem Morgen Metronom die Stirn und wie jeden Morgen fühlte sich Metronom unwohl wenn Lucy

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die Stimme erhob. "Du hast eine seltsame Einstellung zur göttlichen Schöpfung und Weisheit", erwiderte Metronom mit zitternder Stimme. "Weiß der Boss davon?" "Wenn wir doch alle Geschöpfe von Gott sind, muss Gott doch wissen was für eine Einstellung ich habe. Andererseits könnte ich ja annehmen, dass alles was aus Zufall geschieht rückwirkend Gott und seinem großen, sich nicht für alle erschließenden Plan zugeschrieben wird." Alle im Bus sahen Metronom aufmerksam an. "Jede 23. Welle, die auf einen Strand rollt, ist doppelt

so

groß

wie

die

anderen!"

schrie

Metronom verzweifelt. "Willst du das etwa als Zufall abstempeln? Gott hat hinter allem eine Absicht und wir haben die Aufgabe dies zu erhalten

und

demnächst

zu

verkünden!"

Metronom steigerte sich richtig hinein. "Dann stimmst du doch bestimmt mit mir überein, das die paradiesische Gesellschaft, wie sie im Moment

besteht

rechtfertigt

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noch

weder ein

eine

neue

komplizierter

Religion Witz

ist,

sondern ein, sagen wir einmal ein großes GottAttentatsbüro! Oder vielleicht muss man sich nur klar zu machen, dass es sich bei GOTT um eine, sagen wir mal eine Verschwörungstheorie handelt, für die grundsätzlich keine kollektiv zugänglichen Beweise vorliegen. Übrigens mit kollektiv meine ich uns. Sie können nur individuell gefunden werden und fallen nach dem Beobachterprinzip deshalb grundsätzlich so verschieden aus, dass es keinerlei Sinn macht, sich über den wahren GOTT die Köpfe einzuschlagen. Wahrheit ist somit die Erfindung eines Lügners!" Das saß, alle im Bus rutschten unruhig auf ihren Plätzen umher. Lucy konnte

so

verdammt

direkt

und

dabei

so

überzeugend sein. Gabriell steckte vor lauter Aufregung

den

Sitz

vor

ihm

mit

seinem

Flammenschwert in Brand. PHAETON schrie verängstigt auf. Seitdem er den Wagen seines Vaters Helios, einer der späteren örtlichen Sonnengötter, heimlich zu einem Ausflug geklaut hatte und sich dabei so ungeschickt angestellt hat, dass er abstürzte und die Welt in

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Brand setzte, hatte er höllische Angst vor dem Feuer. "Das sage ich Gott!" schrie Metronom schrill. "Und ihr seid alle meine Zeugen!" Metronom zeigte aufgeregt auf alle Insassen des Busses, sein Gesicht zu einer Fratze verzehrt. "Und ihr seid alle meine Zeugen, dass Metronom den großen Plan Gottes, die Kissmet, anzweifelt, weil er glaubt Gott hätte keine Ahnung was hier gerade vor sich geht. Metronom hat gerade den Glauben an die Allwissenheit Gottes zerstört", sagte Lucy in aller Ruhe und zwinkerte Adam zu. Metronom sackte in sich zusammen und alle Insassen lachten nervös auf. "Aber natürlich wissen wir ja alle, dass Gott diese Auseinandersetzung bewusst herbeigeführt hat seinen Anfang, sein Ende und alles mittendrin zur Stärkung

unseres

beschwichtigte Vorgang

nennt

Glaubens

Lucy Gott

die die

eingeleitet Gemüter.

- 146 -

"Diesen

Herstellung

Zustimmung", flüsterte Lucy Adam zu.

hat", von

Benn lehnte sich zurück. Die E-Mail lag auf seinem Schreibtisch doch er machte keine Anstalten hier tätig zu werden. Gott war auch nur eine Einbildung, Opium fürs Volk. Benn hatte die Optionen bei der Schöpfungsgeschichte absichtlich so gestaltet. Wenn er soweit war, würde er eine neue und bessere Rasse züchten. "Seine Versuche haben gezeigt, dass der Student Benn

Schmieder

keine

Achtung

vor

dem

Individuum besitzt. Eine Einweisung in eine geschlossene, psychiatrische Anstalt sollte von ärztlicher Seite angestrebt werden! Bei normal entwickelten Individuen wie Hitler, Napoleon oder Thatcher nennt man so etwas Größenwahn, bei diesem Studenten habe ich keine Ahnung wie man sein Verhalten klassifizieren könnte." Immer und immer wieder hallten diese Worte durch seinen Kopf. Er war damals auf dem besten Weg mittels seines selbst entworfenen Computers die DNA von allen Lebewesen zu entschlüsseln und

dahingehend

zu

beeinflussen,

dass

er

innerhalb weniger Monate eine eigene Rasse nach

- 147 -

eigenen Vorstellungen hätte entwickeln können. Benn

machte

die

neurolinguistischen

Entdeckung,

Strukturen,

diese

das stellen

gewissermaßen die Software dar mit der unser Nervensystem, das Gehirn eingeschlossen, Daten verarbeitet. Dies war sozusagen der Schlüssel zum menschlichen Betriebssystem. Hätte ihn damals nicht dieser ominöse Ethik-Ausschuss vorgeladen, dann wäre die Welt inzwischen ein besserer Ort, jedenfalls für Benn. Der damalige Forschungsauftrag, den sich einer der vorwitzigen Professoren der Uni an Land gezogen hatte und Aussicht auf gottlos viel Geld versprach,

sollte

unterschiedlichen

die

Auswirkung

Strahlenquellen

auf

von die

menschlichen Chromosomen untersuchen. Da der Auftrag

von

einem

namentlich

nicht

näher

zitierbaren Geheimdienst stammte, das erwartete Ergebnis bereits vorlag

und eigentlich noch

universitär gerechtfertigt werden sollte, strengte sich niemand so recht an. Dies war natürlich die Sternstunde von Benn. Benn konnte die damals

- 148 -

beste Soft- und Hardware nutzen die für Geld zu bekommen war und zeigte ein noch nie da gewesenes Talent beides miteinander in Einklang zu bringen. Außerdem nahm er in dieser Zeit nur Zucker, Koffein und Nikotin zu sich was ihn aufgeputscht

genug

konkurrierendes,

hielt,

leicht

um

sein

soziopathisches

persönliches Ego aufrechtzuerhalten, das zum Überleben,

wie

er

meinte,

in

dieser

Art

Gesellschaft nötig war, und um die Werte des Beherrschungs-

/Unterwerfungs-Systems

zu

erhalten. Die ersten Ergebnisse ließen deshalb auch nicht lange auf sich warten. Allerdings war es nicht das Ergebnis, auf das alle gebaut hatten. Benn war damals in der Lage durch geschickte Manipulation

einzelner

Chromosomenmutation,

Veränderungen von menschlichen Eigenschaften durch Verlust, Verdoppelung oder Austausch von Chromosomen- oder Chromatidenstücken, meist durch Fehler beim Crossing-over, auszumerzen und den perfekten Menschen zu züchten.

- 149 -

"Scheiße, schon wieder nichts!" Leonardo schrie sich seinen Frust von der Seele. Eigentlich wollte er Schreiner werden, aber zwei linke Hände und zu wenig Talent eigneten sich nur bedingt für eine berufliche

Tätigkeit

Werkzeuge

bei

benutzt

der

scharfkantige

wurden.

Andere

erstrebenswerte Tätigkeiten, Tätigkeiten die einen geltwerten Vorteil versprachen, waren auch nicht gerade seine Sache. Egal was er anfing, es dauerte nicht lange und er warf es wieder hin. Seine Gedanken waren steht's in Unruhe versetzt und suchten einen Weg, mit wenig Arbeit eine große Menge an Finanzmitteln zu erlangen. "Scheiß Renaissance!" brüllte er und warf seine Palette

in

die

Ecke.

Sein

Modell

zog

sich

verschüchtert die Decke über ihre Blöße. "Universalmenschen", brüllte er weiter und schritt forschen Schrittes durch sein Atelier. "In allen Sparten forschen", schrie Leonardo und schmiss wütend seine Leinwand in die Ecke. "Schöpferisch vollbringen!

- 150 -

tätig Wer

und hat

unvergleichliches eigentlich

diesen

Schwachsinn

über

unser

Zeitalter

verzapft?"

verbittert spuckte er in die Ecke, dann erst bemerkte er, dass sein Modell dort hockte und verängstigt zu ihm aufblickte. Gut, nicht alles war Mist. Die Aktmalerei war meist nicht schlecht und man hatte immer ein vorgewärmtes Bett. "Los

Lisa,

zieh

deine

Klamotten

an

und

verschwinde!" Lisa sammelte sofort ihre Sachen zusammen und verließ so schnell wie möglich Leonardos Atelier, wenn man diese Bruchbude überhaupt so nennen konnte. Lisa war eine Landpomeranze, die sich mit allerlei Hilfsarbeiten über Wasser hielt. Durch die Aktmalerei dieses da Vinci

hatte

sie

inzwischen

eine

einträgliche

Geldquelle aufgetan. Leonardo war hier nicht der Finanzier, sondern die Löcher in der Rückwand seines Ateliers. Die hatte Lisa dort hineingebohrt und der Nachbarsjunge stand hier und kassierte von den Spannern ab. Als Maler hat Leonardo da Vinci eine Ahnung von den

Schönheitsidealen

der

italienischen

Hochrenaissance, allerdings hatte er so seine

- 151 -

Probleme diese auf eine Leinwand zu bannen. Doch dies war nur eines seiner Probleme. Seine vollendeten Werke wurden meist unmittelbar nach Auslieferung völlig entnervt durch den vormals hoffnungsvollen Auftraggeber mutwillig zerstört, seine unvollendeten Werken gingen, meist durch eigene

Schlamperei

oder

weil

Teile

der

aufgebrachten Bevölkerung recht Schlampig mit dem Feuer hantierte, zu großen Teil verloren. Nur seine Zeichnungen, Skizzen und die theoretischen Schriften gaben eine Vorstellung vom Umfang seiner Bestrebungen und Leistungen die, wenn vollendet, seine stümperhaften Vorstellungen und Leistungen verdeutlicht hätten. Eigentlich war es nur seinem Freund und Gönner Pisa zu verdanken, dass noch immer der ein oder andere Auftrag an ihn vergeben wurde. Pisa machte dies nicht aus reiner Freundschaft, sondern er hegte doch die ein oder andere Hoffnung, so seine noch immer nicht vermählte Tochter Eleonore los zu bekommen. Eleonore war nicht im eigentlichen Sinne hässlich, sondern im besonderen Sinne.

- 152 -

Leonardo da Vinci durfte somit zu Recht als negative,

beispielhafte

Verkörperung

des

Bestrebung

von

der

bei

der

Renaissance

geforderten Universalmenschen gelten. In allen Kunst- und Wissenschaftsgebieten forschend und erschöpferisch

tätig,

erreichte

er

sowohl

Ungewöhnliches sowie Unvergleichliches. From:

Webmaster@leonardo-da-vinci-

foundation.net To: [email protected] Sehr geehrte Damen und Herren von Terra-Sim, Soeben haben die Mitglieder unserer Foundation von den Möglichkeiten ihres Programms erfahren, sowohl

von

der

nahezu

Vergangenheitsdarstellung ausgeklügelten Weltgeschehen karikieren

und

Zufallsprinzip auf

versteht.

humureske Dennoch

perfekten dem der

das

Weise wäre

zu

unsere

Foundation daran interessiert, eine Darstellung

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nahezu an die Wirklichkeit unseres verehrten Leonardos zu erwirken. Mit dem Genie eines solchen

Menschen

sollte

aus

Sicht

unserer

Foundation kein Schindluder getrieben werden. Wir wären für ein klärendes Gespräch zu jederzeit bereit. mit freundlichen Grüßen Salvatore Savioni. Rechtsanwalt "Savioni, ist das nicht dieser Rechtsanwalt der die ganze

Mafiakiller

vertritt?"

fragte

Sven

verunsichert. "Doch, das ist der mit dem", weiter kam Benn nicht, da sich plötzlich die Eingangstüre zu dem eigentlich mit allen technischen Raffinessen und Sicherheitseinrichtungen versehenen Loft erst in eine Rauchwolke hüllte und dann in unzählige Splitter verwandelte. "Ich bitte um Verzeihung", sagte ein Herr mit leicht italienischem Akzent. "Bin ich hier richtig bei den Herren von Terra-Sim?"

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"Entschuldigen sie", Benn fand seine Sprache als erstes wieder. "Sie sehen aus wie die Mischung aus einem Dorfdepp und einem Mafiaschläger!" "Letzteres stimmt", erwiderte der Herr in der Tür. "Ersteres wäre mir lieber", antwortete Benn. "Von ihrem Standpunkt aus gesehen verständlich. Darf ich dennoch meine Frage wiederholen, ob ich hier richtig bin? Bei den Herren von Terra-Sim?" "Würden

sie

mir

glauben,

wenn

ich

dies

verneine?" fragte Benn, obwohl ihm die Antwort bereits bekannt war. "Nein, gewöhnlich mache ich keine Fehler!" "Er war's", schrie Sven und versuchte sich im Kühlschrank zu verstecken. "Bitte machen sie mit ihm was sie wollen, aber lassen sie mich in Ruhe!" Sven quiekte wie ein Schwein und warf in seiner Verzweifelung alles aus dem Kühlschrank um mehr Platz für sich zu haben. Dann endlich ging die Tür zu. Benn und der Mafiakiller standen allein im Vorraum. "Und jetzt?" fragte Benn verlegen. "Würde es ihnen etwas ausmachen, die Option

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Leonardo da Vinci entweder zu löschen, oder nur Wahrheitsgetreu ablaufen zu lassen?" las der Mafiakiller von einem, mit Blümchen verzierten Zettel ab, der über und über mit kleinen Häschen voll gemalt war. "Tschuldigung", murmelte der Mafiakiller, als er Benn irritiert auf den Zettel starren sah. "Der Pate hat mich so früh angerufen und ich hatte nur das Briefpapier meiner kleinen Tochter da. Und warum noch einmal gutes Papier verschwenden." "Äh, mehr wollen sie nicht?" "Nein. Sehen sie, wir in Italien haben inzwischen nur

noch

geborgte

Helden

und

selbst

im

Ferrariteam sind mehr Ausländer beschäftigt als unserer Nation gut tut. Wenn dann auch noch unser einziges Universalgenie in einem solchen Programm zu einer Banalität verkommt, was haben wir Italiener dann noch?" "Spagetti mit Tomatensoße?" "Kommen von den Chinesen!" "Den schiefen Turm von Pisa?" "Weltberühmt, aber im Grunde ein misslungenes

- 156 -

Bauwerk!" "Den Papst?" "Ist ein Pole!" "Gut, sie haben gewonnen. Ich ändere das Programm", sagte Ben und zog seine Tastatur zu sich heran. Er beobachtete, wie sich sein Besucher mit einem gigantischen Messer die Fingernägel reinigte und begann unbewusst schneller zu tippen. Der Mafiakiller lächelte still in sich hinein. Er wusste von der Wirkung seiner provokanten Fingernagelreinigung auf potentielle Opfer. Er mochte zwar wie ein Dorfdepp aussehen, aber er hatte einen Doktor in Psychologie mit suma cum laude erworben und lebte von seinem Image als Mafiakiller nicht schlecht und das, obwohl er in Apelhülsen in der Nähe von Münster geboren wurde, mit bürgerlichem Namen Hans Müller hieß und noch nie jemanden angerührt, geschweige den umgebracht hatte. Wenn der Schnurrbart nicht so fürchterlich jucken würde, wäre er ein rundherum zufriedener Mensch.

- 157 -

Als Naturforscher beschäftigte sich Leonardo da Vinci auf zahlreichen Gebieten, wobei er die Natur in ihren Einzelerscheinungen zu begreifen suchte. So fand er auch als Erster die richtige Erklärung der

Kräfte

auf

der

selbständiger

schiefen

Ebene.

Weiterentwicklung

Unter antiken

griechischen Wissens konstruierte er zahlreiche Maschinen

und

machte

Vorschläge

zur

Verbesserung bereits vorliegender Ergebnisse auf den Gebieten der Optik, Botanik, Geologie und Astronomie.

Besonders

erfolgreich

waren

Leonardos Studien im Bereich der Anatomie, die er

durch

detaillierte

Zeichnungen

veranschaulichte. Als einer der Ersten sezierte er (gegen

die

Anschauungen

seiner

Zeit)

menschliche Leichen. Wann auch immer und unter welchen Optionen Terra-Sim gestartet wurde, mehr Informationen kamen zu Leonardo da Vinci nicht. Keine kleinen Figuren die irgendwelche Kuppeln verschmierten

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oder Hubschrauber bastelten. Der angebliche Mafiakiller hatte sich nach den Upload des Patches verabschiedet, Benn noch eine Flugblatt zu einem italienschen Restaurant gegeben, dessen Inhaber er insgeheim war, und ging. Benn schlenderte lässig zum Kühlschrank und klopfte zaghaft an. "Isser weg?" fragte eine zitternde und gedämpfte Stimme aus dem Kühlschrank? "Ja!" "Kann ich rauskommen?" "Von mir aus!" "Was macht der Schleim im Kühlschrank?" "Ist schon gut, du fantasierst!" antwortete Benn. "Nimm ihn weg, er versucht gerade die Bockwurst zu Schweinereinen zu überreden!" sagte Sven und öffnete

bibbernd,

vorsichtig

und

deutlich

unterkühlt die Kühlschranktür. "Mein Held", sagte Benn sarkastisch und drehte sich gelangweilt um. "Nimm ihn!" murmelte Benn vor sich hin. "Alister Crowley?" fragte ein solide und ernsthaft

- 159 -

wirkender Mann, sprach dabei aber leise und verstohlen mit einem um die Ecke gezogenen Mund.

Dabei

machte

er

eine

kompliziert

anmutende Handbewegung und schien dabei mit sich selbst nicht wirklich klar zu kommen. "Wer

will

das

wissen?"

erwiderte

der

Angesprochene müde. Er wirkte nicht sonderlich ernsthaft oder ernsthaft überrascht und sein Äußeres schien durch zu viele Drogenexperimente, rachsüchtige Schwiegermütter

Frauen, und

sitzen

gelassene

Satansanbetungen

eine

recht bleiche Gesichtsfarbe bekommen zu haben. From: info.Alister.Crowley@PRIEURE_DE_SION.org To: [email protected] Verdammtes Team der Terra-Sim-Loge, glaubt ihr etwa wir haben nicht gemerkt, dass ihr von diesen blöden

Illuminaten

abstammt.

Durch

dieses

infame Lügenspiel habt ihr euch endlich der Öffentlichkeit gezeigt und wir werden mit unserem gerechten Zorn alle danieder mähen, die den

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Namen unseres letzten und größten Großmeisters in den Schmutz ziehen. Eure Köpfe, gefüllt mit dem Mist der Illuminaten werden über die Flure rollen und dann werdet ihr erkennen, dass nur die PRIEURÉ DE SION Loge die Wahrheit aller Wahrheiten kennt. Bereitet euch auf den erbärmlichsten Tod aller Tode vor. Großmeister Crowley der VI. P.S.: Könnten sie vielleicht einen Termin in den nächsten vier Wochen zur schändlichen Köpfung freihalten? Leider hat unser Henker im Moment gesundheitliche Probleme und darf erst wieder in ein paar Wochen zur Arbeit erscheinen. Wir danken für ihr Verständnis. "Sie wirken müde, Oh Meister der 37. Grade der Loge der .... ", weiter kam der ernsthaftere der beiden

Männer

nicht,

bevor

Crowley

ihm

dazwischen fuhr. Sven hatte inzwischen eine recht ungesunde

- 161 -

Gesichtsfarbe angenommen. Eine Köpfung soll an sich

eine

ungesunde

Erfahrung

sein

und

diesbezüglich hatte er weder Zeit noch Lust eine solche

Einsicht

seinen

Lebenserfahrungen

hinzuzufügen. "Was soll denn der Scheiß?" fragte Sven gequält und hielt zitternd die Mail der PRIEURÉ DE SION Loge in der fettigen und ketchupverschmierten Hand. "Wie oft denn noch?" fragte Benn monoton und schob sich das Kissen aus dem Gesicht. Seit Stunden wartete er auf den Download Nummer 200.000 des Source-Codes von TerraSim um seinen Traum von Rache endlich verwirklichen zu können. "Wir haben uns doch geeinigt, dass wir so wirklich wie nur möglich unser Programm gestalten. Dynamik wenn dir das was sagt!" "Ja und was soll das nun bedeuten?" fragte Sven unsicher. "Das es zu Verquickungen und Realitätsbezügen zur Wirklichkeit kommen kann, die dann den

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normalen Ablauf stört." "Erkläre es für Arschlöcher, dann verstehe ich es vielleicht!" "Der Zufallsgenerator nimmt aus einigen der Lexika Daten, Personen oder Geschehnisse, die ich als Grundlagenverknüpfung miteingebunden habe und

strikt

Abhängig

daraus natürlich

mögliche von

den

Verbindungen. ursprünglichen

Einstellungen am Programm." "Mann, hören sie mit dem Scheiß auf. Wenn sie jetzt alle Grade von irgendwelchen Geheimlogen aufzählen wollen die ich innehabe, stehen wir noch morgen hier. Kommen sie zur Sache Mann, was

wollen

sie?

Meine

Erfahrungen

bei

Satansritualen, meine Unterschrift auf irgendeins meiner Bücher, Details über meine sexuellen Ausschweifungen oder das Geheimnis des 38. Grades

der

Freimaurer

oder

einer

anderen

beschissenen Loge? Alles nur gegen Barzahlung, keine Schecks - verstanden?" "Nein, sie verstehen mich nicht!" stammelte der

- 163 -

andere. "Ach, sie sind vom CIA. Hätte ich mir gleich denken

können.

Steife

Umgangsformen,

bürokratisches Gehabe und der Geruch nach angebeteter Hierarchie. Tut mir leid, mit der Regierung

arbeite

ich

grundsätzlich

nicht

zusammen oder nur gegen Vorkasse." "Äh, wie meinen sie?" der stocksteife Mann war sichtlich verwirrt, was seine Hand allerdings nicht daran hinderte ihr Eigenleben weiterhin zu führen, die komplexesten und der Anatomie ad absurdum führende Handbewegungen zu vollführen. "Haben sie ihr Tonband laufen? Gut dann passen sie jetzt mal gut auf. Regierungsgeschäfte sind schon

immer

von

niederträchtigsten monopolisiert

den

ignorantesten

Individuen

worden.

Ich

der drücke

und

Menschheit es

noch

drastischer und gröber aus! Regierungen sind Zusammenschlüsse von Männern, die Sarkasmus zur Tugend erhoben haben. Das Recht auf absolute und unverantwortliche Herrschaft ist das Recht des Eigentümers auf das Eigentum, und das

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Recht auf Eigentum ist das Recht auf absolute und unverantwortliche Herrschaft. Aber diese Männer, die absolute und unverantwortliche Herrschaft über uns beanspruchen und ausüben, wagen es nicht uns offen zu sagen, dass sie uns nur als Eigentum betrachten und somit handeln sie nicht in unserem, sondern nur in ihrem eigenen Sinne und dies unverantwortlich und der Demokratie entgegen. Sie dürfen mich gern zitieren sollten sie sich das gemerkt haben können oder jemals den Sinn darin erkennen." "Schnauze halten!" schrie der Mann plötzlich mit einer Intensität, die man ihm erstens niemals zugetraut hätte und zweitens in einer Sprache, die auf der Erde wahrscheinlich nur wenige hundert Menschen

verstehen

konnten.

"Ich

bin

der

Großmeister der PRIEURÉ DE SION und möchte sie nur sprechen. Ich will keine Dinge von ihnen erfahren oder Statements hören. Seien sie endlich einfach mal nur ruhig und hören sie mir zu!" Alister Crowley war sichtlich erstaunt und war tatsächlich ruhig. Die Prieuré de Sion gehört zu

- 165 -

den geheimnisvollsten der Geheimgesellschaften und darf allen Ernstes verdächtigt werden, eine ernsthafte Verschwörung zu sein - gleichzeitig aber nichts weiter als ein raffinierter Scherz besonders witziger französischer Aristokraten. "Und was machen wir jetzt?" "Wir machen nichts und teilen per E-Mail mit, dass wir leider zurzeit keine freien Termine zur schändlichen Köpfung frei haben und schlagen vor uns bei gegebener Zeit zu melden!" Benn schwang sich aus dem Bett auf und tippte eine E-Mail an die Loge. "Ich bin wie gesagt der Großmeister der Loge Prieuré

de

Sion

und

die

gehört

zu

den

geheimnisvollsten der Geheimgesellschaften und darf

allen

Ernstes

verdächtigt

werden,

eine

ernsthafte Verschwörung zu sein - gleichzeitig aber nichts weiter als ein raffinierter Scherz besonders witziger französischer Aristokraten." "Tut mir leid, aber das habe ich gerade selbst

- 166 -

gedacht, erzählen sie mir etwas was ich noch nicht weiß." Der Großmeister wollte gerade weiterreden, kam aber derart sichtlich aus dem Takt das er sogar vergaß,

die

komplexen

Handbewegungen

auszuführen, was ein schwerwiegender Verstoß für

einen

Großmeister

einer

derart

geheimnisvollen Loge war. "Nun was ist, ich warte oder müssen sie jetzt erst einmal ihre Hand abhacken weil sie vergessen haben die geheimen Handzeichen fortzuführen die bereits die Großmeister der alten Azteken als überflüssig sichtlich

erkannt haben?" Crowley genoss die

steigende

Verwirrung

des

Großmeisters. Schließlich betrachtete er jede Unterhaltung als einen Kampf den er unter allen Umständen gewinnen wollte. "Sie sind der neue Großmeister der Loge Prieuré de Sion!" brach es endlich aus dem Mann heraus. "Da irren sie sich aber gewaltig!" stieß Crowley hervor und musste sich sein Lachen verkneifen. "Mit dem Mist habe ich nun wirklich nichts zu tun.

- 167 -

Suchen sie sich einen anderen Deppen der sich für sie die Hände verrenkt." "Ihre

Initialen

ergeben

nach

der

geheimen

Nummerologie der Loge Prieuré de Sion die Zahl 666, somit sind sie der Antichrist auf den wir seit Anbeginn der Zeit erwarten und ich rufe den großen Satan an um...." "Rufen sie wen sie wollen, Alister Crowley ist nur ein Künstlername, in Wirklichkeit heiße ich Fritz Schneidermaier und wenn sie schnell und richtig rechnen können, ergibt das die 30 und somit der Name, hm?" "Blaubeertörtchen!" "Genau, Blaubeertörtchen. Sie sind ja nun mal ein Kluger Großmeister der Loge Prieuré de Sion. Das bin ich nicht immer so gewöhnt. Bisher waren alle Großmeister hirnlose Deppen und noch nicht einmal als degeneriertes Haustier zu gebrauchen. "Aber sie haben doch bereits alles Grade der geheimen Logen erreicht und nur jemand der wirklich im dem Gott Satan im Bunde ist kann dies erreichen." Der Großmeister gab einfach nicht auf.

- 168 -

So

konnte

der

designierte

Großmeister

der

geheimsten aller geheimen Logen doch nicht mit dem

noch

geheimsten

amtierenden aller

Großmeister

geheimen

Logen

der

umgehen.

Nervös und mit zunehmender Geschwindigkeit formte der Großmeister die Handzeichen der geheimen gehörnten Ziege und anschließend die geheime intensives

Tür

der

Unwissenheit.

Training

und

Jahrelanges

ein

eigener

Physiotherapeut waren zur Beherrschung dieser Zeichen nötig gewesen. So einfach durfte er diesen so genannten Antichrist nicht entkommen lassen, denn offen gesagt hatte er inzwischen die Nase gestrichen voll von dieser Geheimloge. Am Anfang machte es ja auch noch Spaß, so mit dem ganzen

Satansritualen

und

den

nackten

Jungfrauen auf dem Opferstein. So manche geopferte Jungfrau war inzwischen mit dem einen oder

anderen

Logenbruder

verheiratet

und

brachten viele kleine Satanisten zur Welt. Alles hätte so schön sein können, wenn er nicht mit diesen blöden Namen auf die Welt gekommen

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wäre. Adolfiere de Hitleè. Dieser Name war an sich

schon

schlimm

genug,

aber

nach

Wiederentdeckung der geheimen aller geheimen Logennummerologien kam er mit dem Zahlenwert nahe an 666 heran und musste somit Großmeister werden.

Und

jetzt

hatte

er

den

Dreck.

Großmeister, pah! "Ich habe einfach geraten. Alle Geheimlogen haben den Nachteil, dass deren eigenen Rituale so geheim sind das sich keiner der Mitglieder sicher sein kann, ein X-beliebiges Ritual nicht in seinen Statuten zu haben. Also denke ich mir fix eines aus und wenn es nur abgefahren genug ist, was mit Schnaps und Weibern zu tun hat wird es von der Menge begeistert aufgenommen und ich habe den nächsten Grad. Schlau, nicht wahr?" Crowley grinste wie ein Honigkuchenpferd mit zusätzlich Zuckerguss. Innerlich gab er sich 5 Punkte, womit es, wie üblich, 5:0 stand. "Aber im Band 13 ihrer Enzyklopädie erklären sie doch ausführlich, wie man den achtunddreißigsten und somit höchsten Grad meiner Loge erhält.

- 170 -

Selbst ich durfte bei meiner Einführung nur einmal kurz einen Blick auf den Ritus von Ask-Ganz werfen." Der Großmeister begann langsam seine vorher

jahrelangen

und

mühsam

eingeübten

Lobpreisungen auf den neuen Großmeister und designierten Satan zu vergessen. Sollte dieser kleine, bleiche und unscheinbare Mann wirklich das sein, was seine Loge seit Anbeginn der Zeit erwartete? Überhaupt was sollte das eigentlich mit Anbeginn der Zeit? Schließlich gab es die Loge ja erst sein ein paar Jahrzehnten und dann sollte man bereits seit Anbeginn der Zeit warten. Zweifel, die er bereits früher gehegt hatte, glimmten wieder auf. "Ach den Mist. Da haben sie mich jetzt aber wirklich auf den so genannten Huf erwischt!" spottete der Antichrist und setzte eine wirklich verzweifelte Mine auf. "Dann geben sie also zu, dass sie der Antichrist sind?" fragte der Großmeister hoffnungsvoll. "Äh, nein. Aber wenn sie vielleicht mal eine dieser Tütensuppen probiert haben, wird ihnen vielleicht

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aufgefallen sein, dass auf der Rückseite nicht nur die ganzen chemischen Zutaten aufgeführt sind, die jeden Chemiker mit Freude erfüllt, sondern auch noch verschiedene Rezepte." "Äh ja, aber was hat das mit dem Ritus von AshGanz zu tun?" fragte der Großmeister verwirrt. "Der Ritus von Ash-Ganz besteht zu sehr großen Teilen aus der Zubereitung einer Thai-Gans mit Chilli-Grünkernsoße. Haben sie sich etwa nie gefragt, warum die Jungfrau auf dem Opferstein bei diesem Ritual weiße Papiergamaschen tragen muss?" "Ich dachte wegen der symbolischen Reinheit!" stieß der Großmeister kurzatmig aus. Er hatte sich dieses Ritual immer als den Höhepunkt seiner Laufbahn vorgestellt und die ein oder andere Nacht

besonders

von

den

weißen

Papiergamaschen geträumt. Heimlich hatte er sich selbst welche gebastelt, aber immer in seinem Schreibtisch

versteckt

und

dann,

wenn

alle

gegangen waren und sein Büro still und dunkel war herausgeholt und sich die tollsten Dinge

- 172 -

ausgemalt. Doch jetzt musste er erkennen, dass die Wahrheit genau das tat, was er immer den anderen

Logenbrüder

gepredigt

hatte.

Die

Wahrheit tat weh. From: info.Alister.Crowley@PRIEURE_DE_SION.org To: [email protected] Sehr geehrte Verdammte, wie wir mit Bedauern von ihnen mitgeteilt bekommen haben, sind bei ihnen

bis

auf

weiteres

keine

Termine

zur

schändlichen Köpfung frei. Ihre Bereitschaft uns in absehbarer Zeit einen Termin zu übermitteln wurde ihr Vorgang dankend zu den Akten genommen. Somit verbleibt mir nur noch eine satanische Verfluchung in Form einer PDF-Datei als Anhang beizufügen und verbleibe als ihr Großmeister Crowley der VI. P.S.: Bitte entnehmen sie der Anlage nach dem Download den Link zur Homepage der Firma

- 173 -

Acrobat und Voten sie dort für uns. Benn las vergnügt die E-Mail. Hiermit zeigte es sich

mal

wieder,

Organisation,

dass

egal

bei

ob

jeder

großen

Behörde

oder

Satanistenverein, die Verwaltung und Bürokratie gleich arbeitet. Wird man mit einem negativen Bescheid belästigt, schreibt man einfach zurück und schon ist die Dringlichkeit vorbei. Satanisten oder andere, marginale Standpunkte vertretende Vereinigungen sind eine Rasse die im liebsten als Selbstmordbrigade kollektiven

auftritt

und

dabei

Intelligenzquotienten

einen eines

altersschwachen Suppenhuhns hat und so etwas wollte ihm, den großen Benn Angst einjagen? Er kicherte leise und begann, von schändlicher Schadenfreude

getrieben

auf

seine

Tastatur

einzuhämmern. Die Tastatur glühte von Innen heraus, ursprünglich um auch im Dunkeln tippen zu können. Benn benötigte keinen Blickkontakt mehr zur Tastatur, sie war inzwischen zu einer perfekten

- 174 -

Symbiose

mit

seinen

Händen

eingegangen, dass glimmen tauche ihn aber in ein unheimliches, blaues Licht und zeichnete auf seinem Gesicht Schatten, die sein sonst eher kindliches Gesicht zu einer teuflischen Maske verzehrten. Das mochte Benn. "Ich bin ALEISTER CROWLEY, der bekanntester Magier der letzten hundert Jahre und ich habe vor, später ins schwarzmagische abzurutschen. Ich werde der Gründer der Thelema-Kirche und habe den 33. Grad des schottischen Ritus Freimaurer. Was soll ich da noch mit ihrem blöden Loge Prieuré de Sion Mist?" Aleister hatte sich wirklich in Rage geredet. Dieser Großmeister wollte wohl nicht kapieren, dass er kein Interesse an irgendwelchen weiteren Logensitzen hatte. "Vielleicht überzeugt sie ja unser Firmenhandout?" fragte

der

Großmeister

süffisant.

Aleister

schnappte sich das Ding widerwillig und begann die Seiten missmutig zu überfliegen.

Sind

sie

ein

normaler

oder

durchschnittlicher Mensch?" prangte da in

- 175 -

großen fliederfarbenen Buchstaben von der recht aufwendig gestalteten Broschüre.

Sie können an den folgenden Merkmalen erkennen ob sie dazugehören: Glauben sie alles, was ihnen von denen, die in der Hackordnung über ihnen stehen, erzählt wird? Sie gehorchen Befehlen? Sie zahlen ihre Steuern? Sie töten, wenn sie beim Militär sind, jeden, sobald es ihnen nur befohlen wird? Sie genießen tatsächlich das meiste, was im Fernsehen kommt? Sie haben nie einen eigenen oder rebellischen Gedanken? Dann tun sie mir jetzt schon leid! Der Text war nicht gerade eingängig und bis auf die fliederfarbenen Buchstaben nicht wirklich neues oder anderweitig interessantes enthalten. "Wenn sie glauben nur durch die fliederfarbigen Texte die Massen in ihren Bann zu schlagen,

- 176 -

schlage ich vor ihre Taktik zu ändern", murmelte Aleister vor sich hin, las aber dennoch weiter. Irgendetwas in den fliederfarbenen Buchstaben wies darauf hin, dass noch etwas Unglaubliches geschehen musste.

Sie haben sich als normaler oder gewöhnlicher Mensch wieder erkannt? Dann stellen wir, von der Loge Prieuré de Sion ihnen die anderen vor. Nennen wir sie einfach die SIE! Sie sind die Leute, mit denen man es am meisten zu tun hat, besonders in Beruf und in der Regierung, verwechseln sie mit Sexist, gottähnliche Wesen von übermenschlicher Intelligenz und mit der Church of the Sub-Genius verbündet. Nach J.R. »Bob« Dobbs, dem kurzfristigen zwischen- zeitlichen Erlöser dieser Gruppe, werden die SIE am 5. Juli 1920 um 7 Uhr 30 morgens die Erde überfallen und die Normalos mit Todesstrahlen auslöschen.

- 177 -

Jene aber, die zehn Prozent ihres Einkommens der Loge Prieuré de Sion zukommen lassen, werden verschont. Wir setzen sie dafür auf die Liste derer, die am Tag X nicht ausgelöscht werden sollen, sondern auf den Planet der Unsterblichkeit gebracht werden und dort von den Freudenschiffen einer beliebigen Liebesgöttin aufgenommen. "Sie wissen schon, dass das Datum bereits überschritten ist?" wies Aleister den Großmeister auf

den

bereits

verstrichenen

Termin

hin.

Dennoch war er von der einfachen Struktur der Botschaft angenehm überrascht. "Kommt auf die Zählweise darauf an", erwiderte der Großmeister lächelnd und schonte inzwischen seine Hand. Er hatte schon viele aufrechte und eigentlich logische Menschen in die Loge gelockt, aber Aleister war bisher derjenige, der es ihm am leichtesten machte. "Außerdem sind wir noch eine Geheimgesellschaft,

- 178 -

deren Ziel es ist, das Geheimnis um den Familienstand Jesu zu wahren und zu schützen." "Ich bin der Meinung, dass das die Aussicht auf eine Menge Geld drin steckt!" "Sie sagen es!" "Dann bin ich dabei!" "Herzlich willkommen Großmeister Aleister!" Benn

freute

sich

bereits

auf

die

nächste

Begegnung mit Sven. Der Mafia-Profikiller war inzwischen mindestens 6 Mahlzeiten her und somit nur noch eine, dem Sodbrennen nachrangige, Sorge. Sven hatte zwar mit einigem Nachdruck darauf bestanden in Zukunft auf die Begleittexte der

Spiele

die

alleinige

Verantwortung

des

Inhaltes auf Benn abzuwälzen, aber dies machte ihm eigentlich nicht wirklich etwas aus, schließlich würde es in dieser Art kein weiteres Spiel mehr geben. Benn machte sich bereit einen größeren Simulator zu benutzen. Einen Simulator der mehr Kapazität hatte alles alle anderen Computer zuvor. Benn freute sich auf die Welt.

- 179 -

"Also Dobar, wie ist der Umlaufradius des Sirius um die Sonne?" Der Stammesälteste war wie immer um diese Jahreszeit dabei die Jungen des Stammes

zu

prüfen.

Bei

Geometrie

und

Geschichte hatten alle recht gut abgeschnitten, aber bei Sternenkunde taten sich die ersten Lücken auf. "Ich weiß es nicht", sagte Dobar. "Und es interessiert mich auch nicht!" fügte er trotzig hinzu. Der Stammesälteste fuhr erschrocken zusammen, ebenso der gesamte Stamm, der, wie seit tausenden von Jahren, traditionell an der Prüfung teilnahm.

Hier

wurden

tausende

von

heranwachsenden Männern auf ihre Tauglichkeit der Weitergabe des alten Wissens, der Werte und deren

Verträglichkeit

alkoholischer

Getränke

eingehend geprüft und in das Erwachsenenleben entlassen. Anschließend wurde eine mehrtägige Feier ausgerichtet, die erst dann zu Ende war, wenn der letzte Erwachsene nicht mehr aufrecht

- 180 -

gehen konnte. Da die Männer des Stammes Dogon inzwischen eine Menge vertrugen, dauerte eine durchschnittliche Feier mehr als eine Woche. Doch inzwischen war man noch nie so weit weg von einer Feier wie noch nie. "Was soll das heißen?" fragte der Stammesälteste mit zitternder Stimme. Die Prophezeiung hatte das Volk der Dogon seit Jahrtausenden auf eine derartige, mögliche aber doch abstruse Situation hingewiesen,

doch

Stammesältesten inzwischen

traf

mit

einer

wie

von

Volksgruppen

jetzt den

und

der

einzelnen Dogon

sie der

den alten,

anderen vertraglich

geächteten, Keulenwurfstreitaxt. Dennoch wurde gerade

diese

Axt

in

den

Arsenalen

aller

Inselstaaten gehortet und Elitestammeskrieger heimlich daran ausgebildet. "Ich

habe

keine

Lust

den

ganzen

Kram

herzubeten, ich weiß ja noch nicht einmal was das alles

bedeuten

soll!"

Dobar

machte

eine

wegwerfende Geste. " Außerirdischen vom Sirius die wie Fischmenschen aussahen und die meiste

- 181 -

Zeit im Wasser verbrachten. Wem wollt ihr eigentlich diesen Mist vormachen. Oh ja, die Dogons wussten, dass Sirius einen dunklen Begleiter

hat,

europäischen

nämlich

Sirius

Astronomen

B,

vor

der

von

dem

20.

Jahrhundert noch nicht einmal vermutet worden war und erst 1970 zum ersten Mal fotografiert wurde." Dobar kam langsam in Rage. Die Dogon kennen

außerdem

die

fünfzigjährige

Rotationsperiode von Sirius B und wussten auch, dass es sich um einen der schwersten Sterne im Universum

handelt.

wissenschaftlichen

Natürlich

lange

Bestätigung!

Alle

vor

der

starrten

Dobar an. Dobar war der erste vom Stamme Dogons der auf eine weit entfernte Elite-Schule zum Festland ging. Eines Tages erschien eine Kommission auf der Insel und begann mit viel Tamtam die Dorfjugend zu testen. Sie fragten allerlei dumme Dinge, sagten sie kämen von der Regierung

und

stocherten

anschließend

mit

seltsamen Dingen in der Dorfjugend herum. Die Dogons ließen dies mit viel Gleichmut über sich

- 182 -

und ihre Jugend ergehen. Bereits in früheren Zeiten, so berichteten die Alten, kamen Leute von irgendwoher,

fragten

seltsame

Dinge

und

versuchten in der Jugend herum zu stochern, nannten sich Spanier, Portugiesen, Holländer, später auch neue Regierung und erklärten jetzt würde alles besser werden. Da die Dogons allerdings über keinerlei Reichtümer verfügten, gingen die Eindringlinge alsbald wieder weg und ließen sie in Ruhe. Der ein oder andere der Mitglieder dieser Leute blieb allerdings zurück, da diese versuchten gerade bei den jungen Damen des Dorfes Dinge irgendwo hinein zu stecken. Da bei den Dogons die Damen das Recht haben zu entscheiden wie sie sich ihren Partner wählen und außerdem immer ein ziemlich scharfes Messer mit sich tragen, ist der ein oder andere dieser Personen zu einem wesentlichen Bestandteil der Landwirtschaft

geworden,

als

Dünger.

Trotz

mehrmaliger Regierungswechsel weiß noch immer keiner der Dogons was es mit einer Regierung auf sich hat.

- 183 -

"Wisst ihr eigentlich, wie man mich angeschaut hat, als ich erst den Lehrern und dann den Wissenschaftlern die Zusammensetzung des Sirius und deren Monde erklärt habe, mit nicht mehr als einem Lendenschurz bekleidet. Leute, ich hatte bis dahin noch nie ein Buch in der Hand. Die dachten ich wollte sie verarschen!" "Aber das sind uralte Überlieferungen", stotterte der Stammesälteste, seine feuchte Aussprache bedeckte die zur Prüfung angetretenen jungen Männer mit einem wahren Nieselregen. From: [email protected] To: [email protected] Terrasim - wir, die wir vom Stamme der Dogon hervorgegangen sind. und die Traditionen des afrikanischen Stammes namens Dogon bewahren, behaupten, uns immer noch an die Sirianer zu erinnern. Spiel mit seinem komischen

Inhalt

nicht

die

Traditionen

des

afrikanischen Stammes Dogon, die wir sind, richtig

- 184 -

darstellen. Auch andere anthropologische Studien von den französischen Wissenschaftler Griaule und Dieterlen beweisen, dass die Dogons das SiriusSystem

kennen,

was

nicht

leicht

für

Wissenschaftler andere zu erklären ist. Beweise für ähnliches Wissen findet man in den Mythen des alten Nahen Ostens. Ihr jetzt glauben und Spiel ändern. Stammesältester P.S.: Quellcode ist sehr gut, aber besser wenn er mit sysfiles-packer gepackt und mit Editor unnütze Leerstellen gelöscht. Benn

schaute

ungläubig

auf

die

Mail

des

Stammesältesten der Dogon. Er hatte von diesem Wissen mal gehört und daher auch die Mythen und sonstige Sagen mit aufgenommen, aber dies war eigentlich nicht das, was er so verwunderlich fand. Dieser Stammesälteste war bisher der einzige, der erkannt hatte, das sich das Programm noch weiter packen ließ. Benn hatte extra viele Leerstellen frei gelassen, um dann bei seinem

- 185 -

geplanten Angriff diese in seinem Sinne zu nutzen. Meist verglich Benn die Situation von Terrasim mit den beiden Mäusen der Pinky und der Brain. Er war der Brain und Sven der Pinky, nur sein Pinky war leichter zu beeinflussen. "Also Jungs", sagte Dobar. "Ich denke wir machen hier Schluss und kümmern uns um andere, wichtigere Dinge als wissenschaftliche Daten an unsere Nachkommen weiter zu geben, zumal man diese jetzt in jedem Buch oder im Internet nachlesen

kann.

Meine

Definition

der

alten

Überlieferung deutet die Fischmenschen vom Sirius

als

Bestandteil

einer

kollektiven

Fischvergiftung unserer Vorfahren!" Dobar stand auf, zog den Bastrock aus, unter dem er stolz die Schuluniform der Elite-Schule trug und nahm sich von der gedeckten Tafel eine Banane. "Fischmenschen

vom

Sirius",

murmelte

er,

während er die Banane schälte. "Was für eine heidnischer

Unsinn!"

Eigentlich

wollte

Dobar

gequirlte Scheiße sagen, doch das wäre in dieser

- 186 -

Situation

nicht

angebracht

gewesen.

Seine

Ausbildung beruhte auf der Überzeugung, dass auch

ein

farbiger

Mensch

durch

gewisse

Stimulationen in die Lage versetzt werden kann, englischen Snobismus zu imitieren. Die EliteSchule wurde von der Regierung genutzt farbige Herrenmenschen heran zu züchten, um eines Tages alle Stämme der Umgebung kontrollieren zu können. Eigentlich ergaben die damaligen Tests, dass nicht Dobar der intelligenteste aus dem Stamm der Dogon war, sondern ein Mädchen mit Namen Sogon. Leider hatte die Dame neben einem zu scharfes Outfit auch noch ein noch schärferes

Messer,

Regierungsmitglieder

was zu

zwei

ehemalige

der

Mitglieder

machte. Dobar war leicht manipulierbar, schon von Grund auf mit einer gehörigen Portion Snobismus versehen und scheinbar machte es seinen Eltern nichts aus, wenn er den Stamm verließ. Der Stammesälteste begann zu lächeln. Nun war die alte Legende endlich wahr geworden. Ein

- 187 -

Zweifler, ausgestattet mit fremden Wissen wird bei der Feier der Männlichkeit die Lehren der Fischmenschen in Zweifel ziehen, seinen Fehler einsehen und die Erneuerung des Wissens wird über den Stamm der Dogon kommen. Die nächsten Sekunden sollten, bis auf eine Ausnahme, bis in die letzte Gehirnwindung der anwesenden Dogon brennen. Dort, wo noch eben Dobar stand, tauchte wie aus dem Nichts ein Metallstab

auf,

der

dem

Landebein

eines

interstellaren Raumschiffes verblüffend ähnelte, wenn man mit so etwas vertraut war. Sehr zum Leidwesen

entpuppte

sich

das

dazugehörige

Raumschiff als extrem schwer und erschien gigantisch, überall zischte und qualmte es, kurz es war wie in einem schlechten Zukunftsfilm. Mit sanftmütiger Ruhe öffnete sich eine Tür am Raumschiff und eine Gestalt erschien aus dem hell erleuchteten Raum hinter der Tür. "Äh, tschuldigung kommen wir zu spät. Leider hatten wir kurz hinter dem Mars einen kleinen Stau und der Stauwarner hat uns mal wieder nicht

- 188 -

gewarnt. Das Ding ist kaputt und die Werkstatt weiß

einfach

nicht

woran

es

liegt."

Der

Außerirdische wurde sich plötzlich der Tatsache bewusst, dass ihn alle anstarrten. "Ich, äh, wir kommen vom Sirius, irgendetwas drängte uns dazu eine uralte Prophezeiung zu erfüllen!

Keine

Ahnung

warum?

Wissen

sie

vielleicht warum wir hier sind?" Der Stammesälteste tanzte wie verrückt umher und plapperte so aufgeregt, dass nicht nur die Jünglinge um ihn herum mit einem wahren Sprühregen

an

Spucketröpfchen

überzogen

wurden. "Bringt ihr uns endlich den Frieden mit allen Völkern dieser Erde, wie es die Prophezeiungen seit alters her beschreiben?" "Äh, nein. Eigentlich nicht, nicht dass ich mich daran erinnern könnte!" "Werdet ihr die ungläubigen Hunde daran hindern ihre mächtigen Waffen gegen die Mutter Erde einzusetzen

und

sie

damit

Schamui,

dem

Herrscher des Bösen, preisgeben?"

- 189 -

"Nie gehört den Namen! Was für mächtige Waffen?" fragte der Siriusianer verwirrt. "Aber sicherlich werdet ihr uns doch mit in den Himmel zu unseren Vorfahren nehmen?" der Stammesälteste wirkte langsam wirklich verärgert, zumal inzwischen die anderen Zuhörer, in der Vergangenheit

von

dem

Stammesältesten

immer

als

geltende

und

eigene

die

des

jeweiligen unumstößlich Amts

als

Stammesältesten Verehrung, in Frage stellten. Diese Verehrung wurde auch schon mal unter Einsatz von Hilfsmitteln der körperlichen Gewalt eingefordert und nicht einer der Anwesenden hatte

in

der

Bekanntschaft

jüngsten mit

Vergangenheit

dem

Rohrstock

nicht des

Stammesältesten gemacht. "Äh, leider nein. Das Halten von niederen Lebensformen an Bord ist uns leider verboten worden, weil die immer die Leitungen anknabbern und alles schmutzig machen." Der Siriusianer merkte nicht nur zuletzt an der Mine des Stammesältesten, dass er nicht die gewünschten

- 190 -

Aussagen getätigt hat. "Aber wir haben für jeden von Euch ein hübsches Plüschtier der letzten Olympiade auf dem Sirius dabei!" Der Außerirdische versuchte verzweifelt die Stimmung anzuheizen, ob hierbei allerdings ein mit Schleim beschmiertes, seeigelähnliches Kuscheltier als hilfreich erweisen würde war allerdings

mehr

als

fraglich.

Zumal

nicht

verschwiegen werden durfte, dass die Olympiade und der damit verbundene Maskottchenverkauf für die Veranstalter des Sirius ein totaler Reinfall war. "Bringt ihr uns wenigstens den Frieden oder so?" fragte der Stammesälteste zerknirscht. Der Siriusianer zuckte mit den Schultern. Dann schauten sie sich lange und schweigend an. Mehrere Siriusianer taumelten aus dem Schiff, schauten sich verwundert um, nahmen ein paar komisch aussehende Gerätschaften und steckten deren Sensoren, die sich in der Regel an langen silbern blitzenden Stangen befanden in Boden, Luft und Wasser und diskutierten dann recht aufgeregt. Einer der anderen Siriusianer ging zum

- 191 -

Wortführer, deutete auf eine der Skalen seiner seltsamen Apparatur, anschließend drehten sich die Siriusianer um und wenig später zeugte von der Landung eines Raumschiffes auf der Erde nur noch ein feuchter Fleck auf dem Boden, der ehemals der einzigen Einwohner der Insel war, der die Insel für kurze Zeit verlassen hatte. "Byrd!" "Ja Sir!" "Nehmen

sie

meinen

Flugzeugträger,

4000

Soldaten und was sie sonst noch brauchen und machen sie dem ganzen ein Ende." "Ja, Sir!" "Ja, Sir!" murmelte Admiral E. Byrd verbittert und spuckte auf den Boden. Keiner hatte was davon gesagt, dass er in die gottverdammte Eiswüste geschickt werden würde. Pazifik prima, Atlantik auch gut, Nordsee wenn es sein muss, aber in die Antarktis und dann auch noch mit der Aufgabe eine Invasion durchzuführen um das angebliche Reich Agarthi zu finden. Langsam schüttelte er

- 192 -

den Kopf. "Funker!" schrie er in das Mikrofon. "Ja, Sir?" beeilte sich der Funker zu antworten. Seit der den seltsamen Funkspruch empfangen und entschlüsselt hatte, wagte er sich keine 10 Zentimeter mehr von der Sprechtaste mehr weg. In den vergangen drei Tagen hatte er den Funkspruch bereits fünfundvierzigste mal neu entschlüsselt und war fünfundvierzig mal zum gleichen Ergebnis gekommen. Die Invasion der Antarktis

wurde

vom

Admiralsstab

befohlen,

allerdings unter dem Deckmantel einer Expedition. "Expedition!" murmelte der Admiral und spuckte den Kaffee aus, der bitter schmeckte und aus der Tasse gebissen werden musste. Der Admiral hatte sich seine Lorberren auf den Schlachtfeldern der sieben Weltmeere erworben und hoffte nach dem Krieg endlich mal wieder nach Hause zu kommen um endlich mal die Unterwäsche zu wechseln, wie man in Marinekreisen so sagte. Er wollte sich endlich seinen Lebenstraum erfüllen und eine Beagelzucht aufmachen. Seit Jahren plante er jede freie Minute an der Umsetzung seiner Idee und in

- 193 -

besonders langweiligen Nächten auf der Brücke konnte er bereits die Hunde bellen hören. Byrd´s Beagel so sollte seine Hundezucht heißen. Er hatte acht Monate Zeit seine Expedition durchzuführen. Das Reich Agahrti. Zufluchtsort der Nazis. Quatsch mit Soße, die sind hin, Hitler ist tot und verbrannt und die restlichen Schmeißfliegen kriegen einen ungerechten und unfairen Prozess - das Diktat der Sieger. Unwillkürlich fiel ihm ein Zitat ein. Das einzige Wohl der Gefangenen ist kein Wohl zu erhoffen, oder so ähnlich. "Übersetzten sie die Nachricht noch einmal!" schrie er in das Mikrofon. "Nur zur Sicherheit." "Ja, Sir!" Der Funker begann nochmals die empfangen Signale um zu setzten, als plötzlich die vom

Admiralsstab

sehr

einseitig

verhängte

Funkstille unterbrochen wurde. Die Signale waren seltsam und derjenige der sie übermittelte war nicht geübt in englisch zu senden. Der Funker schrieb eifrig mit und ein paar Minuten später pfiff er durch die Zähne. Er stand zum ersten Mal seit drei Tagen auf und verließ den Raum. Zuerst

- 194 -

langsam

und

nachdem

seine

Beine

wieder

durchblutet wurden, rannte er zu Brücke. "Kapitän!" schrie er aus Leibeskräften und stürmte zur Brücke herein, den Funkspruch weit von sich gestreckt, so als könne er ihm etwas antun. Der Admiral drehte sich zum Funker um und betrachtete ihn verärgert. "Wie heißt es?" fragte er den Funker, der aufgeregt mit dem Funkspruch vor dem Admiral herumfuchtelte. "Äh, Admiral Kapitän?" fragte der Funker nach einer kleinen Denkpause ängstlich. Der Admiral legte großen Wert darauf mit Admiral und nicht mit Kapitän angesprochen zu werden. "Richtig Soldat. Was machen wir jetzt also?" "Äh, ich gehe raus und komme neu rein und sage zu ihnen Admiral?" Der Funker machte sich immer kleiner und seine Stimme wurde immer leiser und weinerlicher. "Also raus hier!" schrie Byrd. "Aber der Funkspruch hier?" Der Funker wedelte vorsichtig mit dem Zettel vor dem Admiral hin und

- 195 -

her. "Funker, sie gehen jetzt unverzüglich in ihre Funkstation und melden sich dann über die Rufanlage und bitten darum auf die Brücke kommen zu dürfen!" "Aber", unternahm der Funker noch einen letzten Versuch. "Weggetreten!" Der Funker salutierte und rannte in seine Funkstation zurück. Dort angekommen drückte der verzweifelt die Ruftaste für die Brücke. "Hier Admiral E. Byrd!" Der Admiral hörte gern seinen Namen, besonders das E Punkt konnte er hervorragend gekünstelt sagen, zumal so niemand auf das E. zu sprechen kam. Schon seine Kameraden aus der Kadettenakademie hatten ihn immer mit dem Evelyn geärgert. "Ein Funkspruch, Admiral!" keuchte der Funker. "Dringend!" und nicht vom Admiralsstab. "Kommen sie mit dem Funkspruch zur Brücke. Admiral E. Byrd Ende." Der Admiral drehte sich zu seiner Brückenbesatzung um, die sich durch

- 196 -

mehrere Besonderheiten auszeichneten. Sie alle waren

handverlesenes

Personal

und

bedingungslose Schleimer und Ja-Sager. "Sehen sie, so muss man mit dem Fußvolk umgehen. Lassen sie eine Kleinigkeit durchgehen, wollen sie morgen schon den Schlüssel zur Offizierstoilette." Der Funker durchbrach mit letzter Kraft die Tür zur Brücke, knallte auf den Boden, nahm dort Haltung an und meldete sich mit Gesicht auf dem Boden. "Funker Jeremias Winslow der III. Meldet sich mit einer Nachricht einer unbekannten und wie sich selbst bezeichnet feindlich gesinnten Armee und fordert uns auf unverzüglich abzudrehen!" Der Admiral wurde bleich, allerdings nicht vor Schreck über die Nachricht, sondern dass einer seiner Untergebenen scheinbar einen besseren Stammbaum hatte als er selbst. "So, so!" sagte der Admiral "Eine angebliche feindlich gesinnte Armee die uns, die Vereinigten Staaten

von

Amerika,

in

Vertretung

meiner

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Person, einem Flugzeugträger, einem Kriegsschiff mit kompletter Versorgungseinheit und 4000 Soldaten zwei Jahre nach dem größten Krieg der Weltgeschichte, aus der wir übrigens als Sieger hervorgingen, nur falls das jemand der hier anwesenden vergessen haben sollte, droht!" "Ja, Sir! Ich war dabei als wir siegten, Sir!" "Und was geschieht, wenn wir nicht abdrehen? Wollen die vielleicht mit Schneebällen nach uns werfen, oder ein paar Pinguine auf uns hetzen?" Der Admiral gab seinen Offizieren an Deck den Befehl zu lachen, welchem sie auch bedingungslos nachkamen. hochrangigen

Wer

konnte

Offiziere

die

beim auf

Anblick der

der

Brücke

versammelt waren nur jemals auf den Gedanken kommen, dass blinder Gehorsam mit dem dritten Reich endgültig der Geschichte angehörte. Kurz darauf begann die Sirene zu heulen und die Bereitschaftspiloten des Flugzeugträgers sprangen aus ihren Betten und beeilten sich zu ihren Maschinen zu kommen. Die meisten von ihnen hatten im Pazifik ihren Dienst versehen und waren

- 198 -

daher kampferprobte Draufgänger. Ihnen stand das

stärkste

flugzeugträgergestützte

Flugzeug

ihrer Zeit zur Verfügung und außer ein paar Frostbeulen und Post von zu Hause fürchteten sie nichts und niemanden. An Deck angekommen blieben sie aber abrupt stehen und starrten mit offenen Mündern auf eine Art Flugscheibe, die über dem Flugzeugträger zu schweben schien. Eine Art Summen das von starken Elektromotoren oder Spulen zu stammen schien fand ihren Weg von den Trommelfellen direkt in ihren Bauch. Alle Tätigkeiten an Bord des Flugzeugträgers kamen zum

erliegen,

niemand

rührte

sich.

Die

Flugscheibe hatte einen Durchmesser von einigen Metern, war schneeweiß und hatte eindeutig, was zur damaligen Zeit nicht mehr weit verbreitet war, ein Hakenkreuz auf der Unter- und Oberseite aufgemalt. Der Admiral war der erste, der wieder zu Sinnen kam, schaltete mit fahrigen und zittrigen Händen die Sprechanlage ein und befahl den sofortigen Abschuss der Scheibe, jedenfalls sollte es so

- 199 -

später im Logbuch des Schiffes stehen. Es hat auf jeden Fall einen Vorteil, wenn man Kapitän bzw. Admiral ist, man konnte seine eigene Rolle in einem Heldenepos dieser Schlacht etwas besser darstellen als sie unter Umständen vielleicht war. Einer

der

Leichtmatrosen,

der

den

Drang

verspürte nach fünfzehn Jahren Leichtmatrose endlich

den

Dienstgrad

Schwermatrose

zu

erlangen, schlich sich zu einem der Deckgeschütze und brachte sie vorsichtig und äußerst langsam in Position, lud eine Streifen Spreng-Brand Munition ein und schoss. Bevor die Geschosse die Scheibe erreichten

stieg

diese

unvermittelt

auf

und

verschwand innerhalb von Millisekunden in den Wolken, um ebenso schnell wieder an ihren Ausgangsort zurückzukehren. Leutnant Müller von der Flugscheiben-Luftwaffen Sondereinheit liebte diese Spielchen. Er war groß, blond, blauäugig und seinem Führer treu ergeben, besonders des Nachts wenn Eva ihm mal wieder nicht das geben konnte was er wollte. Müller war nicht nur einer der besten Flugscheibenpiloten, sondern konnte

- 200 -

einen Kaiserschmarrn zubereiten der nirgends in der Kälte der Antarktis übertroffen wurde. Vor über zwei Jahren waren sie in die Hohlwelt von Agahrti gekommen, als die Nazis erkennen mussten, dass das deutsche Volk im Moment ihren Zwecken nicht mehr zu weiterem Nutzen war. Insgesamt waren mehr als 20000 Personen in die Hohlwelt

gekommen

und

hatten

dort

ihren

Fabriken für Flugscheiben und andere überlegene Technologien aufgebaut, die ihnen ihr Medium detailliert beschreib. Dieses Medium, eine kränkliche alte Frau mit Vorlieben auf Musik, Katzen, Häkelkissen und Inzest empfing diese Informationen aus dem fernen Sirius System. Die hier übermittelten Informationen teilte ihnen mit, dass das Volk der Siriusaner Anteil nahm an ihrer Situation und ihnen

daher

diese

überlegene

Technologie

schickte. Die Situation an Bord des Flugzeugträgers begann langsam

zu

eskalieren,

da

inzwischen

alle

Deckgeschütze besetzt waren und alles wild um

- 201 -

sich herum schoss, was den Deckaufbauten und den Flugzeugen letztendlich nicht wirklich gut bekam. Trotz der Hektik war es mehren Piloten gelungen ihre Maschinen, zumindest teilweise und mit

einigen

Löchern,

hervorgerufen

durch

amerikanische Munition, in die Luft zu bringen und begannen nun zusätzlich Tod und Verderben aus ihren

Maschinengewehren

in

Richtung

der

Flugscheibe zu schicken. Leider befand sich die Scheibe nie dort wo sich die Geschosse befanden. Grundsätzlich ist es einem sich einmal unterwegs befindlichem unterwegs

Geschoss war

und

völlig

egal

begnügte

wohin sich

es

damit

irgendeinen Mensch oder zumindest Material des eigenen Marineverbands zu treffen um nicht völlig Sinnlos aufzuschlagen. Nach wenigen Minuten hatten sich die eigenen Soldaten der ruhmreichen Marines der Vereinigten Staaten von Amerika den teuersten Schrottplatz auf den sieben Weltmeeren geschaffen. Der Amiral brüllte wütend in sein Außenmikrofon, allerdings setzte eine gut gezielte Salve

- 202 -

des

vorderen

Bordschützen

den

Lautsprecher außer Betrieb. Fluchend machte sich der Admiral auf den Weg zum Flugdeck. "Sie sind der kommandierende Offizier?", fragte der

Admiral,

als

er

auf

dem

Oberdeck

angekommen war. "Ja, haben sie vielleicht etwas dagegen?" schrie dieser barsch zurück, da er den Amiral nicht erkannt hatte. "Nun sagen wir mal so. Sie rennen auf die Brücke eines sinkenden Schiffes und müssen feststellen, dass der Kapitän Donald Duck ist." "Donald Duck, wer ist das? Den Befehl hat hier der Admiral. Ich weiß aber nicht wo der alte Knacker steckt." "Vergessen sie es einfach. Feuer einstellen ihr Deppen!", schrie der Admiral, Maschinen volle Fahrt zurück und weg von dem Wahnsinn!" Nichts passierte, die Salven trafen mal hierhin mal dorthin. Der Admiral schnappte sich entnervt seinen Säbel und stürmte in aufrechter Haltung auf das Oberdeck. Leutnant Müller sah amüsiert auf den Admiral

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hinab. Ein großer Yankee-Krieger, der sich nur noch mit seinem Säbel in der Luft herumfuchteln konnte,

während

seine

Flugzeuge

vernichtet

waren und die meisten Aufbauten seiner Schiffe von den eigenen Leuten zerstört worden waren. Bisher hatte der Leutnant noch keinen Schuss abgefeuert,

wofür

auch,

durch

seine

Flugbewegungen konnte niemand die Flugscheibe treffen. Sein Führer würde stolz auf ihn sein. "Du kannst jetzt aufstehen, der Krieg ist vorbei!" sagte der Deckoffizier einem jungen Soldaten der sich hinter einem völlig zerfetzten Rettungsboot in vermeintlicher Sicherheit gebracht hatte. "Und jetzt alle Zusammen. Ein dreifaches Hoch auf unser aufrichtiges Selbstmitleid."

From: [email protected] To: [email protected] Sehr geehrte Herren der Firma TerraSim, Durch den Vertrieb des Spieles TerraSim werden in der Kategorie Krieg, Option 20.tes Jahrhundert

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und

der

Einstellung

Einzelheiten Operation

einer im

Detail

Verschwörungen

die

geheimen,

militärischen

aufgezeigt.

Bereits

seit

längerem beobachten wir von ihnen ausgehende Aktionen mit Missfallen. Sorgen sie umgehend dafür,

dass

diese

Einstellung

dahingehend

geändert wird, wie sie wirklich geschehen ist. Den Programmcode dafür, wie es wirklich geschehen ist, entnehmen sie bitte dem Datenträger der ihnen in diesem Augenblick in den Briefkasten gelegt wird. Diese Mail und all ihre Spuren vernichten sich in fünf Sekunden. Benn hörte in diesem Moment den Briefkasten klappern und zuckte unwillkürlich zusammen. Das Spiel wurde so langsam zu einer Zeitbombe. Gewiss, das sollte es sowieso sein, aber dass so viele Leute so empfindlich reagierten, damit hatte er

nicht

gerechnet.

Aber

jetzt

auch

noch

irgendeine Regierung die mitmischte, das konnte er sich im Moment, so kurz vor seinem Triumph, wirklich nicht leisten. Er hechtete zur Tür, als

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plötzlich Sven vor ihm stand, in beiden Händen eine Bratwurst und abwechselnd hinein beißend. Fett rann ihm über das immense Doppelkinn. Benn kannte diesen Anblick. Sein Partner hatte mal wieder einen Fressanfall. "Admiral, Admiral! Hier bitte! Ein kurzes Statement für CNN!" Die Reporter umschwärmten ihn wie die Fliegen. Er war bisher immer ein Held gewesen, ein stiller und leise vor sich hin lebender, besonders seit seiner Heirat und dem Einzug seiner Schwiegermutter in sein Haus einen Tag nach Ende der Hochzeitsreise. Aber jetzt würde er vor der ganzen Welt als ein Held dastehen. Admiral Byrd, der Admiral, der gegen einen technisch überlegenen Gegner bestehen konnte und keine Verluste gescheut hatte um der Welt diese Warnung zukommen zu lassen. Er hatte vor aufrichtiger eigener Heldenverehrung Tränen in den Augen. Zackig drehte er sich dem Reporter zu. "Dann stellen sie mal ihre Fragen, übrigens nur für

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ihren Artikel es heißt korrekt Admiral E. Byrd. Byrd wird mit Y geschrieben nicht mit i. Bitte notieren sie das sehr sorgfältig. Wir wollen doch, dass ich richtig zitiert werde!" Der Reporter tat so, als interessiere er sich wirklich dafür, kritzelte schnell etwas hin und schaute den Admiral dann fest in die Augen. "Admiral, was haben sie in den letzten acht Monaten erlebt, die Schiffe derartige Zerstörungen aufweisen und warum sind ihre Verluste bei den Flugzeugen so hoch?" "Es ist inzwischen eine bittere Wirklichkeit, dass im Falle eines erneuten Krieges mit Angriffen von Fliegern gerechnet werden muss, die von einem Pol zum anderen fliegen können. Weiterhin kann ich verkünden, dass es in der Antarktis eine fortgeschrittene Zivilisation gibt, die mit der SS zusammen

ihre

hervorragenden

Technologien

benützten." Der Admiral war stolz auf seine beiden Sätze. Immer und immer wieder hatte er sie auf der Fahrt zurück in die Staaten geübt und fand, nun da er sie vor Publikum und dem Reporter von

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sich gegeben hatte noch besser als vorher. Mama würde bestimmt stolz auf ihn sein. "Äh", antwortete der Reporter verwirrt, da er zu jener Sorte Reporter gehörte, die eine eigene Meinung oder klar formulierte Sätze bei seiner Klientel nicht wirklich erwartete. "Sie meinen die Nazibosse sitzen in der Antarktis und frieren sich den Arsch ab?" "Nun, so habe ich es zwar nicht ausgedrückt, aber irgendwie ist da was dran, so wie sie es formuliert haben." "Haben

sie

vielleicht

irgendwelche

blonden

Nymphen in den Flugscheiben gesehen von denen ihre Männer immer reden, die sie oder ihre Männer mit List oder vielleicht mit Strahlen gefügig gemacht haben um dann irgendwelche Fortpflanzungsrituale durchzuführen, um damit den ultimativen Soldaten der Zukunft mit den Genen

der

unbesiegbaren

amerikanischen

Soldaten zu züchten?" "Äh, was?" fragte der Admiral sichtlich verwirrt, da das Gespräch nicht ganz so verlief wie er sich das

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ursprünglich gedacht hatte. "Was keine Spiele mit außerirdischen Frauen oder vielleicht jemand der kosmische Macht hatte und ihnen ein Harem und unendliche Macht für ihre Mitarbeit geboten hat, wenn sie ihm verraten wie man die Erde erobert?" Der Reporter seufzte. Wieder so ein Anfänger, der die Rolle des Helden spielen wollte. Mit so einem Mist konnte er keine Zeitung

an

Außerirdische

den oder

Mann noch

bringen.

Sex

und

besser

Sex

mit

Außerirdischen, das zog, das wollten Leser haben und nicht irgendwelche Schauermärchen eines alternden vor sich hinsabbernden Admirals der seine Aufgabe eine Expedition in der Antarktis durchzuführen ordentlich vergeigt hatte. "Äh, nein! Niemand wollte Sex mit mir oder meinen Männer und keiner wollte mir unendliche Macht über die Erde geben, aber wie gesagt, der nächste Krieg und die Flieger von Pol zu Pol." Der Admiral erkannte, dass es so mit der Presse und der gewünschten Heldenverehrung nichts wurde, wenn er sich jetzt nichts einfallen ließ.

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"Hey Harry!" schrie der Fotograf des Reporters. Dahinten

hat

einer

der

Matrosen

eine

Tätowierung, die bei Dunkelheit wie die Madonna aussieht, nur dass die hier nackt ist. Das wäre doch was für die Titelseite. "Nein!" schrie der Admiral, als sich der Reporter ohne Abschied aus dem Staub machte. "Ich", stammelte der Admiral auf der Suche nach einer der Sensationen, nach der der Reporter suchte. "Ich hatte Sex mit Eva Braun in einer der Flugscheiben in einer Höhe von 100000 Fuß und ich konnte dabei Amerika von oben sehen, aus dem Weltraum!" Der Reporter war weg und somit auch sein Traum über Nacht ein Held zu werden. Zitternd vor Ärger, nicht vor Angst nahm Benn das Päckchen

aus

seinem

Scheiße,

Scheiße!"

Briefkasten.

murmelte

er

"Scheiße, aufgeregt.

Eigentlich wollte er es sein, der die Befehle gibt und

nun

hat

ihn

irgend

so

ein

Möchtegerngeheimdienst am Wickel. Wenn nicht so viel auf dem Spiel stehen würde, dann hätte er

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erst einmal ein wenig die Hauptrechner dieser Staatsschnüffler durcheinander gebracht. Hierfür hatte er beim letzten Mal beim CIA nicht lange gebraucht. Nach nur zehn Minuten fraß ihm der Hauptrechner der CIA bereits Bit für Bit aus der Hand. Allerdings hatte Benn schnell den Spaß daran verloren. All die viel gerühmten X-Akten oder Area Fifty-one Akten enthielten nur Mist. Clevere PR-Leute hatten seit Jahrzehnten dafür gesorgt,

dass

die

Arbeit

der

geheimen

Staatsdiener aufregender dargestellt wurde, als sie eigentlich war. Behördliche Langeweile breitete sich in den Archiven aus. Benn hatte bereits nach nur wenigen Recherchen herausgefunden, dass damals bei Rosewell wirklich nur ein Wetterballon abgestürzt war. Da diese Geschichte allerdings seit fast 60 Jahren für volle Kassen bei den Militärs sorgte indem nur Rosewell geheimnisvoll genug gemurmelt Haushaltsbuget

werden für

die

musste

um

das

nächsten

vier

Jahre

genehmigt zu bekommen. Alle Ufo-Sichtungen der letzten Jahre waren Prototypen der Luftwaffe von

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denen die meisten über dieses Stadium nicht herauskamen und die angeblichen Entführungen Träume von alten Jungfern. Benn hatte daraufhin es bei anderen Geheimdiensten versucht und auch hier erkennen müssen, dass außer der normalen haushaltärischen, politischen oder militärischen Machterhaltungsschiene

der

verschiedenen

Regierungen nichts wirklich aufregendes in der Welt passiert. Benn drehte die CD in das Licht und musste lächeln.

Mal

wieder

die

übliche

Selbstvernichtungsmechanik am äußeren Ring. Das war nicht weiter schlimm, aber wenn man nicht

aufpasst,

kann

der

Rechner

dabei

draufgehen. Benn nahm einen Streifen Klebefilm, brachte diesen Streifen vorsichtig über die kleinen, länglichen Kapsel an die durch den Abtastlaser aktiviert werden sollten, drückte ihn leicht an und zog dann mit einem Ruck den Streifen Klebeband ab. Leise zischend begann sich das Klebeband durch die starke Hitze zu verformen um dann in einer blauen Stichflamme zu verdampfen. "Soviel

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zu Mr. Q., hätte er halt seine Manuelles nicht wild um sich herum abspeichern sollen", murmelte Benn vergnügt. Dann begann er die CD zu untersuchen und nachdem er festgestellt hatte, dass

die

darauf

verbrachten

Daten

seinem

Vorhaben nicht schaden würde, startete er den Upload. Später hackte er sich in den Computer der CIA ein und sorgte dafür, dass seine Akte und alle anderen Vermerke über ihn gelöscht wurden, wichtig war nur, dass die damit befassten Beamten ein Ergebnis sahen, die später fehlenden Daten

über

ihn

waren

dann

uninteressant.

Zufrieden legte er sich schlafen. "Mann, Scheiße Martin!" rief der Kardinallegaten Cajetan de Vio wütend aus. "Sind wir nun alte Kumpel oder was?" Das Verhör dauerte jetzt schon eine ganze Woche und Cajetan hatte seine ganzen

anderen

Verpflichtungen

für

Luther

vernachlässigen müssen. Ärger stieg in ihm hoch. Da war die Magd Veronika, die dringend seiner Läuterung bedurfte. Sie sah aus wie ein Engel,

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doch die roten Haare sprachen eine deutlich andere Sprache. Cajetan schlug wütend mit der Bibel auf den Tisch. "Mach es mir doch nicht so schwer. Niemand zweifelt an deiner Rechtschaffenheit und deinem Glauben, also lass von deinen Absichten ab und vergnüg dich ein wenig. Vielleicht eine kleine Hexenfolter zur Ablenkung? Ich habe da gerade eine süße rothaarige rein bekommen! Alles was du willst aber gib deinen Plan endlich auf und werde vernünftig!" "Nein, ich habe es bei meinem Gott geschworen und wie du weißt verfolge ich meine Schwüre bis ich sie umsetzen kann. "Ja, ich weis, du trats infolge eines bei einem heftigen Gewitter abgelegten Gelübdes am 17. 7. 1505 in den Orden der Augustiner-Eremiten zu Erfurt ein, 1507 wurdest du zum Priester geweiht, 1512 promoviert in Wittenberg zum Doktor der Theologie, blah blah blah! Den Mist kenne ich jetzt auswendig." "Und, soll das alles umsonst gewesen sein?"

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Martin Luther schüttelte den Kopf. "Mann, du bis exkommuniziert, hast die päpstliche Bulle öffentlich verbrannt - was soll da als nächstes

kommen?

Willst

du

ein

paar

Bauernaufstände organisieren oder so was? Und im Übrigen, deine 95 Thesen sind einfach Scheiße. Ohne den Ablass könntest du dir nicht einmal den Friseur für deine Tonsur leisten. Also lass alles beim Alten und krieche endlich zu Kreuze!" "Du hast leicht reden, meinst du ich habe das alles so

gewollt?

Da

ist

plötzlich

eine

solche

Eigendynamik rein gekommen die ich nie gewollt habe", begann Luther plötzlich mit weinerischer Stimme zu klagen. "Mir ist doch nur der Tezel bei der Ablasseintreibung für die Peterskirche auf den Sack gegangen. Das hätte man doch auch auf subtilere Weise machen können." "Was ist an dem Slogan – Zahlt, sonst Hölle verkehrt?" fragte Cajetan verwundert. "Er ist eingängig, leicht zu merken, kann auf Tassen, Anstecknadeln und Büßergewänder angebracht und als Souvenir verkauft werden. Wir haben

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reißenden Absatz und die Marketingabteilung hat schon einen neuen eingängigen Text verfasst!" "Was denn nun?" höhnte Luther mit Verzweifelung in seiner Stimme. "Etwa - Wenn der Taler in der Kasse klingt, die Seele im Himmel singt!" Luther spuckte Cajetan vor die Füße. "Hey, nicht schlecht der Spruch!" Cajetan drehte sich zum Protokollanten um. "Hast du das aufgeschrieben?" "Ja!" "Ja, was?" fragte Cajetan verärgert. "Äh, ja Excellenze!" erwiderte der Protokollant sofort. Catjetan war ein aufrichtiger Christ, wenn ihm

allerdings

jemand

nicht

den

Respekt

entgegenbrachte den er verdiente war er sehr einfallsreich. Der letzte Protokollant könnte davon ein Lied singen, wenn Catjetan ihm nicht die Zunge eigenhändig herausgerissen hätte und das nur deshalb weil er beständig an den Fingern leckte um das Papier besser umdrehen zu können. "Jetzt mal im Ernst Martin. Soll das etwa heißen, du wolltest das nicht, den ganzen Quatsch mit den

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Thesen, Predigten auf Deutsch und verzicht auf die Ablasszahlungen?" "Natürlich nicht. Tezel hat mir nur die Augen geöffnet,

dass

wir

eine

bessere

Strategie

benötigen. Hast du schon mal was von dem Begriff des Grenznutzens gehört?" "Grenznutzen, nein!" erwiderte Catjetan verwirrt. "Dachte ich mir!" sagte Luther und schüttelte betrübt den Kopf. "Weil ihr Außendienstler nur die Seelenrettung im Kopf habt und wie ihr mit möglichst großen Schmerzen die Seele aus dem diabolischen Körper herausbekommt." "Willst du mir jetzt schmeicheln, oder was?" fragte Catjetan misstrauisch. "Grenznutzen heißt, dass die erste Ablasszahlung den größten Nutzen für den Sündigen bedeutet, jede andere Zahlung anschließend wird nicht mehr für wirklich Bedeutungsvoll angesehen. Das heißt im Klartext, mit jeder Zahlung verlieren unsere Kunden den Glauben an unser Produkt!" Luther hatte sich in Rage geredet und wollte aufstehen um noch weitere Ausführungen zum Produkt

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Glaube von sich geben, allerdings wurde er hierbei von einigen, extrem eng anliegenden Gurten um Arme und Beine behindert. "Und was ist nun mit deinen Thesen?" "Wenn ihr euch mal die Mühe gemacht hättet, die Thesen richtig zu lesen, hättet ihr zweifellos festgestellt, dass die 95 Thesen einzig zum Zweck einer Disputation mit Gelehrten in Wittenberg dienen sollten. Mit dem Ziel das Produkt Glauben wieder richtig zu vermarkten. Mann Catjetan, wir haben eine unglaubliche, nicht wirklich fassbare Ware zu vermarkten die noch nicht einmal real produziert werden muss und das sollten wir nicht als Marktschreier wie ein Herr Tezel machen, sondern subtiler und genau auf den Markt ausgerichtet!" "Klingt ja alles recht schön und gut, aber meine Aufgabe ist es nicht dich zu verstehen, sondern einen Widerruf deiner Thesen zu erwirken. Ich bin wirklich ein ausgesprochen humoriger Mensch, wirklich! Ich foltere zwar, aber immer mit einem lächeln auf den Lippen. Also, widerrufst du nun

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oder wie?" Kardinallegat Cajetan de Vio wurde so langsam ungeduldig. Luther schien Recht zu haben, die Kirche verhielt sich immer komplexer. Früher reichte es, eine ketzerische Bemerkung und die Rübe war ab. Heute brauchte man schon einen Widerruf oder sogar Beweise. Dabei waren die Stellenbeschreibungen damals so abgefasst, dass man wirklich pervers veranlagt sein musste um zu mindestens in die nähere Auswahl zu kommen. Die heutigen Absolventen der kirchlichen Akademie

gegen

Ketzerei

und

säumige

Ablasszahler (FH) hatten Rechtsunterricht und Benimmlehrgänge. Früher reichten ein kräftiger rechter Schwinger, reichlich Fantasie was man mit Nadeln

anfangen

konnte

sowie

keinerlei

menschliche Gefühle. Heute durfte man beim Foltern noch nicht einmal lächeln, dabei war es doch allgemein bekannt, dass Arbeit Freude machen

sollte.

Inzwischen

hatten

die

Delinquenten sogar Rechte. Erst wenn man den Vorwurf festgestellt hatte durfte man foltern, früher reichte ein Verdacht und nach weniger als

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zwei Stunden hatte man sowieso jedes Geständnis das man brauchte. From: allezungensollenbekennendasgottunserherrist@we b.de To: [email protected] Feuer und das jüngste Gericht sollen über Euch kommen, ihr die ihr den Glauben in den Schmutz tretet

und

die

christlichen

Vorkämpfer

der

lutheranischen Kirche als billigen, sexistischen und machtbesessenen Greis darstellt. Luther hat alles gegeben um die Kirche für die Sündigen zu öffnen und hat dabei mehrmals göttlichen Beistand erfahren. Aber nur um dem schnöden Mammon zu huldigen, wird der Glaube den Hyänen zum Fraße vorgeworfen und tausende von unschuldigen Jugendlichen

werden

durch

die

teuflischen

Computerspiele ihrer Seele beraubt. Trotz Eurer teuflischen Absicht, wird die Gemeinde am nächsten Wochenende für Eure armen Seelen beten, dass sie nur 1000 Jahre in der Hölle braten

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möge und Eure Gebeine nicht in alle vier Himmelsrichtungen zerstreut werden. Pfarrer Himmelreich P.S.: Pfui Sven hatte jetzt die E-Mail bereits mehrmals gelesen und nervös in seinen schwitzigen und von Mayo

und

Ketschup

verschmierte

Fingern

geknetet, während er vor Benns Schreibtisch stand

und

versuchte

Meinungsaustausch

so

durch

etwas zu

wie

führen.

einen Leider

programmierte Benn etwas und schien zusätzlich nicht an dem Problem interessiert zu sein. "Ändere das doch bitte!" hörte sich Sven jammern und versuchte noch ein wenig mehr auf die Tränendrüse zu drücken, da er wusste, dass Benn gerade in Bezug auf Religion und Änderung seines Programms die Flexibilität eines Granitbrockens an den Tag zu legen pflegte. "Klar, mache ich gleich mein Freund", antwortete Benn vergnügt. "Du weißt doch, dass auch Christen unter unseren

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Käufern ....! Was hast du gerade gesagt?" Sven klappte der Kiefer bis auf seine Doppelkinne herunter,

ein

Vorgang

der

eigentlich

der

Nahrungsaufnahme vorbehalten war. "Ich sagte, dass ich mich gleich dran mache. War bestimmt

nur

ein

Versehen

in

der

Programmierung. Da hat sich wohl einer unserer externen Programmierer vertan." Wenn

nicht

Doppelkinne

die es

wie

Aneinanderreihung ein

Fleisch

seiner

gewordener

Verteidigungswall nachdrücklich verhindert hätte, wäre sein Unterkiefer bis auf Svens Brust geknallt. Benn war nicht nur bereit sein Programm zu ändern,

Zugeständnisse

an

religiöse

Befindlichkeiten und nette Worte an die externen Programmierer zu verlieren, sondern war dabei auch noch vergnügt. "Egal was du genommen hast, bleib dabei!" sagte Sven und verließ das Loft um sich die ein oder andere Currywurst zu gönnen, jetzt konnte er wirklich eine gebrauchen. Aber nicht so ein verdammtes Ding wie vor ein paar Tagen in Berlin, der angeblich geheimen

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Hauptstadt der Currywurst. Nicht nur, dass der schmierige Typ hinter der Theke die Wurst von Hand zerhackte, nein anschließend pappte er auch noch normalen, er wiederholte es in seinen Gedanken abermals angewidert, Ketchup auf das arme Ding drauf. Zum ersten Mal in seinem Leben drehte er sich wortlos um und verließ die Imbissbude ohne dabei zu kauen. Benn summte vor sich hin. Nur noch ein paar Tage und er war an seinem Ziel. Warum sollte er sich dann noch über so etwas wie Religion aufregen. Mit ein paar Zeilen und einem kleinen Upload war Luther wieder der aufrichtige Kämpfer gegen den Filz Roms und steuerte schnurstracks auf seinen Rauswurf aus der Kirche zu. Soll er doch, dachte Benn. In exakt 7 Stunden und 3 Minuten gehörten ihm alle Rechneranlagen die für die Steuerung der geostationären Satelliten der Erde, egal ob amerikanisch, russisch, europäisch oder chinesisch. Dann würde es noch ein paar Tage dauern, bis die Menschheit langsam durch die Mikrowellen der Funksysteme gegrillt worden

- 223 -

sind.

Selbst

wenn

die

so

genannten

Computerexperten neue Wege finden sollten, ihre Satellitensteuerung wieder unter Kontrolle zu bringen, mit der Rechenleistung von ungefähr 200000

Einzelcomputer

würde

er

jeden

Steuercode innerhalb kurzer Zeit knacken. "Weißt du eigentlich", flüsterte Luther und beugte sich vor. "Die Weiber werden richtig wild, wenn man eine bekannte Persönlichkeit ist. Die reißen dir die Kutte runter, werfen Unterhosen auf die Kanzel und was dann so im Beichtstuhl abgeht, ich kann dir sagen!" "Was?" fragte der Kardinallegat verwirrt. "Eigentlich

wollte

ich

nur

unser

Produkt

zielgerichteter einsetzen, dann aber bekam die ganze Sache eine solche Dynamik, dass ich es nicht mehr aufhalten konnte. Plötzlich war ich ein Superstar und nach einer Weile ist das einfach klasse!" "Soll das heißen, du genießt das Ganze?" "Ja, und wie!"

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"Und dafür nimmst du die Exkommunizierung durch Papst Leo X. in Kauf und lässt die Reichacht durch den Kaiser Karl über dich ergehen?" "Ware es nur ab, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, lässt mich bald zur Wartburg bringen und dann setze ich mich an die Übersetzung des Neuen Testaments. In ein paar Jahren wird es überall im Land lutherische Gemeinden geben und dann noch ein paar Jahre später bin ich ein gemachter Mann. Wenn du willst", Luther beugte sich, soweit es die Fesseln zuließen, nach vorn und begann verschwörerisch zu flüstern. "Wenn du willst, dann können wir 50/50 machen. Jemanden wie dich kann ich später bestimmt gut gebrauchen!" Catajan war verwirrt. Es hieß Luther wäre durcheinander und wüsste nicht mehr was er mache. Jetzt aber saß jemand vor ihm, der nicht nur klar bei Verstand war, sondern auch noch gerissen. Catajan begann in der Folterkammer auf und ab zu gehen. Er wog das für und wieder einer neuen

- 225 -

Religion und seines Platzes darin mit seiner jetzigen Situation ab. Er war am Ende seiner beruflichen Karriere und in ein paar Jahren mochten ihm Folter und Brandschatzungen nicht mehr die Befriedigung verschaffen wie noch jetzt. Die Aussicht ganz oben mit zu mischen und die damit

einhergehende

Vergötterung

lockten.

"Abgemacht!" Benn lag auf seinem Bett und starrte an die Decke. Lichtreflektionen von der nahe gelegenen Straße erleuchteten hin und wieder sein Zimmer. Bestimmt wird in den ersten paar Wochen der Gestank

nicht

auszuhalten

sein,

aber

seine

Räumkommandos werden sehr schnell die Sache erledigt haben. In mehreren Lagerhallen in der Nähe wuchs schon seit ein paar Monaten seine neue Menschheit heran. Ein Vorteil, wenn man über genügend Geld und technische Brillanz verfügte war, dass alle machten was man wollte. Eine Menschheit, die nicht als Triebfeder Sex hatte, sondern Hingabe, Verständnis, technische

- 226 -

und menschliche Brillanz, überdurchschnittliche Intelligenz und

vor allem absoluten blinden

Gehorsam ihrem Schöpfer gegenüber. Zufrieden drehte er sich um und versank in einen tiefen und sehr erholsamen Schlaf. Er träumte wie Sven mit einer Bratwurst im Mund, mit fettigen Fingern und Fettflecken auf dem Hemd langsam gegrillt wurde. Er kicherte, drehte sich um und schlief weiter. Der Priester der letzten heiligen und unnahbaren Wildschweine,

der

Ordensgründer

hatte

versehentlich die ihm erschienenen Engel und deren überbrachte Botschaft in seinen Schriften zwar genauestens aufgeführt und beschrieben, dabei allerdings nicht bedacht, dass er weder des Lesens noch des Schreibens kundig war. So waren nach dessen Heiligsprechung, die übrigens sehr umstritten war, da er noch zu seinen Lebzeiten heilig gesprochen wurde, seine Schriften plötzlich auch für den ortsansässigen Klerus interessant. Es wurde

schnell

noch

eine

touristenwirksame

Geschichte hineininterpretiert und dann dieser

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Orden gegründet. Laut den Offenbarungen 13,18 und rote Beete sollte das Biest, welches in den letzten Tagen vor der Apokalypse erscheinen, die Nummer 666 tragen. Aber alles was der jetzt noch letzte lebende Priester des Ordens aber auf den Straßen der Stadt an Apokalypse erkennen konnte, war ein Pizzataxi mit der Telefonnummer 555 und kam somit am nächsten an die Prophezeiung heran. Da die Haushälterin gleich das Abendessen servieren würde, rasselte er eine unmotivierte Beschwörung gegen das Pizzataxi herunter und ging dann in die Küche. Für die meisten Versuche, die Texte des Ordensgründers im Sinne und zum Wohle des Ordens

zu

interpretieren,

verwendeten

die

Ordensbrüder die Kabbala, das jüdische System, nach dem jeder Buchstabe einen Zahlenwert hat. Für jene der Ordensmitglieder, die sich gerne einen Touch intellektueller gaben, hatten die hebräischen Buchstaben glücklicherweise mehr als nur einen numerischen Wert. Im Laufe der Zeit wurde

- 228 -

erkannt,

dass

viele

verschiedene

Interpretationen möglich sind, und der Name beinahe jeder umstrittenen Persönlichkeit der letzten 2000 Jahre lief letztendlich nach dem einen oder anderen System auf 666 hinaus. Nero, Luther,

Napoleon,

Hitler

und

sogar

dem

Mainzelmännchen Det wurde diese zweifelhafte Ehre

zuteil

und

in

die

Aufzeichnungen

hineininterpretiert. Vor mehreren Jahren hatte sich ein sehr vorlauter Ordensbruder versehentlich daran gemacht die Aufzeichnungen aus einem anderen,

leider

richtigen

Blickwinkel

zu

interpretieren und fand nicht nur heraus, dass das Biest in Form eines Computerfreaks erscheinen wird, sondern das jeder Mensch, ob Christ oder sonst etwas eine Art Energie besitzt die man Slack nennt. Leider verliert der Mensch im Laufe der Zeit sein Slack bis er kein Slack mehr hat. Weder durch gute Lebensweise noch andere Dinge können den Menschen davor retten seine Energie zu verlieren. Aber der kluge und sich noch immer bei bester Gesundheit

erfreuende

Ordensgründer

hatte

natürlich in diese Interpretation seiner Visionen

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endlich einen Weg aus der privaten Miesere gefunden und versprach seinen Anhängern die Rückgewinnung dieses Slack, indem die sie zehn Prozent ihres Vermögens direkt an ihn spendeten. Dem Orden kam natürlich nichts aus dem einträglichen Geschäft mit dem Slack zugute und während sich der Religionsgründer in einem zweifelhaften Vergnügungstempel im Mallorca den letzten Vorrat an privatem Slack an mehrere junge Damen verlor, ging sein Orden vor die Hunde. Inzwischen hatte der Priester die Küche erreicht und fand das Abendessen auf dem Tisch. Es bestand aus einer Dose Thunfisch und drei Scheiben altes Brot. Mürrisch setzte er sich und begann mit seinem bescheidenen Mahl. Zu den besten Zeiten des Ordens zählte er mehr als 3000 Priester und ganz Luxemburg als seine Anhänger. Doch durch die zu pompöse Lebensweise des Ordensgründers, die Intervention Kissingers und nicht zuletzt der verebbten Finanzmittel verlor der Orden immer mehr an Attraktivität. So bleibt nicht nur der Nachwuchs bei den Priestern aus, sondern

- 230 -

auch die Gläubigen fanden so langsam die Idee nicht mehr so gut ihr Slack monatlich erneuern zu müssen, zumal sie nichts von der Erneuerung merkten. Da der Ordensgründer die kritischen Stimmen nicht ernst nahm und es bei einer Massenveranstaltung bei einer Forderung seiner Gläubigen nach einem Wunder dabei bewenden ließ einen Engel in den Schnee zu pinkeln, begann der stetige Zerfall des Ordens. "Hey Leute, habt ihr das hier schon gelesen?" Bill von der Abteilung Thule-Spulen und Flugscheiben hielt die Berliner Morgenpost hoch. Die Ingenieure des Instituts ASFM, Amt für Sonderoperationen fortschrittlicher Militärtechnik oder liebevoll von den Ingenieuren auch Amt für angewandten Schwachsinnideen

die

man

dem

Führer

weismachen kann es hätte einen militärischen Nutzen blickten unwirsch von ihrem Frühstück auf. Jedem im Raum ging Bill gehörig auf den Keks. Eine stetig gutgelaunte Person, die immer pfeifend über die Flure des Amts latschte und alle

- 231 -

anquatschte die nicht schnell genug in ihre Labors verschwanden. Das Amt hatte den Auftrag neue Technologien zu entwickeln,

die

unbedingt

als

Wunderwaffen

einsetzbar sein sollten. Bisher hatte das Amt allerdings nur Patente für einen Eierpickser und eine wasserdichte Hose erhalten. "Hier steht, Erfindung des Computers. Wie gestern aus dem AFSM bekannt wurde, wurde die erste elektrische Rechenmaschine von dem deutschen Ingenieur Konrad Zuse entwickelt. Der erste Computer hieß, laut seines Erfinders, Z1 und hat die

fantastische

Fähigkeit

alle

vier

Grundrechenarten zu beherrschen." Bill krümmte sich vor lachen. "Die vier Grundrechenarten!" kreischte er und wedelte mit der Zeitung herum. "Der Führer wird begeistert sein!" "Das bin ich auch!" schnarrte da plötzlich die bekannte Stimme des Führers hinter Bill. "Was soll diese Heiterkeit angesichts dieser schweren Zeiten wo

das

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deutsche

Volk

so

dringend

ihre

Erfindungen braucht? Sie sitzen hier herum, trinken den letzten Bohnenkaffee und machen ihre Kollegen schlecht!" Bill stand steif da, Schweiß tropfte ihm plötzlich aus allen Poren. Langsam drehte er sich um, bereit ausgiebig und nach allen Registern der Kunst zu Jammern, um Verzeihung zu heischen oder andere Kollegen zu verpetzen. Bleich blickte er in das hagere Gesicht von Zuse, nicht sofort begreifend, dass der Führer nicht da war. "Was soll das Geschnatter hier", schnarrte die Stimme des Führers wieder durch den Raum. Bill begriff noch immer nicht, dass sich die Lippen von Zuse bewegten, wenn der Führer sprach. Plötzlich lachten alle Anwesenden, sprangen auf und gratulierten Zuse für seine gelungene Verulkung Bills. From: [email protected] To: [email protected] Sehr geehrte Damen und Herren der Firma

- 233 -

TerraSim, mit Verwunderung haben wir vernommen, dass sie das Andenken an den Erfinder, aus unserer Sicht Begründers eines neuen Zeitalters, mit ihrem Programm TerraSim in den Schmutz ziehen. Vielleicht ist es ihnen nicht wirklich bewusst, was ihr Spiel bei Kindern und Heranwachsenden auslösen kann? Der

Pionier

der

Komputertechnik

(nicht

Computertechnik wie alle Welt es immer falsch schreibt), Konrad Zuse, hat aus unserer Sicht ein würdigeres Andenken verdient, als sie ihm dies gewähren. Nicht nur, dass sie die Erfindung direkt der Unterstützung durch das dritte Reich anlasten, nein, sie stellen Zuse zudem noch als kompletten Idioten dar. Nun war er, der letzte Priester des Ordens der Wildschweine, angetreten gegen das Biest. Doch wie

sollte

er

diesem

Computerfreak

das

schmutzige Handwerk legen? Öl vermischt mit billiger Tomatensoße lief dem Priester am Kinn

- 234 -

hinab, während er vor sich hinstarrte. Gewiss, alles

war

nicht

schlecht

im

Orden

der

Wildschweine. Der Ordensgründer schrieb unter anderen zwingen vor, dass die Haushälterinnen nicht über 35 Jahre alt sein durften und über die Maße 90-60-90 verfügen mussten. Auch die rituellen Reinigungszeremonien, die mit unbedingt der Haushälterin zusammen durchgeführt werden mussten entsprachen den Hochglanzbroschüren des Ordens. Diese Reinigungszeremonien waren der Hauptgrund für den Priester gewesen, ein Leben in der Hingabe und dem Gebet zu Gott zu suchen. Außerdem war dies der einzige Orden, der Ausschweifungen jeder Art, Völlerei und die anderen

ansonsten

so

verpönten

Dinge

ausdrücklich vorschrieb und hierbei von seinen Anhängern

das

äußerste

abverlangte.

Die

Oberhäupter der Kirchen sahen in den Priestern der Wildschweine so etwas wie Agenten in der vordersten Reihe, deren Aufklärungsarbeit für den einzig wahren und richtigen Glauben wichtig und unverzichtbar

war.

Natürlich

verlangten

die

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Vorgesetzten nicht nur wöchentliche Berichte, sondern statteten den Tempeln der Wildschweine regelmäßige Besuche ab um sich persönlich von der Arbeit an der vordersten Front zu informieren. Doch derartige Aufklärungsarbeit war extrem teuer und da der Gründer trotz der ein oder anderen Vision mehr auf sich selbst fixiert war als auf den Orden, flossen zuletzt die Geldmittel immer knapper, bis sie vor ein paar Jahren gänzlich

versiegten.

Die

einzelnen

Priester

mussten entweder zurück in die Armee der normalen Kirchen oder aber wanderten in die Industrie ab um dort Manager für den harten Alltag im Management zu schulen. "Pater Braun?" fragte Sissi, die Haushälterin und schaute vorsichtig aus dem Wohnzimmer. Sissis Anblick reichte aus um die Männerfantasien ganzer Generationen mit Leben zu erfüllten. Doch bereits frühzeitig hatte sie ihr Leben den höheren Werten verschrieben, vor allem nachdem sie eines dieser Hochglanzbroschüren gesehen hatte in der der Leiter des Ordens deren Arbeit der breiten

- 236 -

Öffentlichkeit näher bringen wollte. "Ja, Sissi!" "Heute

ist

doch

die

wöchentliche

Reinigungszeremonie?" fragte sie schüchtern. "Ja, mein Kind!" "Danke", hauchte Sissi und verschwand singend im Bad. Pater

Brown

war

somit

der

Letzte

der

Wildschweine und verfügte inzwischen über mehr als konkrete Hinweise auf das Ende der Welt, vorerst

gestattete

er

sich

allerdings

seine

Gedanken verstärkt auf das heilige Ritual zu konzentrieren

während

im

Hintergrund

das

Rauschen des Badewassers zu hören war. "Konrad, lieber Freund!" schwänzelte Bill plötzlich. "Meinen Glückwunsch! Die vier Grundrechenarten, wer hätte das gedacht!" "Ja, und das alles nur mit ein paar tausend Röhren und

Schaltkreisen!"

antwortete

Zuse

erfreut.

"Vielleicht kann Z1 in ein paar Jahren sogar die Wurzel ziehen!"

- 237 -

"Sogar die Wurzel ziehen!" rief Bill laut aus und verzog sein Gesicht zu ein paar komischen Grimassen, hüpfte durch den Raum und machte so, als würde er auf dem Boden nach Wurzeln suchen und sie umständlich auszureißen. Dann untersuche er sie um sie dann, wie ein Primat, in den Mund zu stecken und darauf herum zu kauen. Da wiedererwarten niemand lachte, sondern sich plötzlich noch intensiver mit ihrem Frühstück befassten, hüpfte Bill im Raum herum schrie wie ein Affe. "Darf ich fragen was das hier bedeuten soll?" schnarrte abermals die Stimme des Führers durch den Raum. Ohne sich umzudrehen, äffte Bill die Stimme des Führers nach. "Was das bedeutet, was das bedeutet!" Er sprang von einem Tisch, drehte sich abrupt

um

und

spuckte

dem

Führer

seine

imaginäre Wurzel ins Gesicht. Das Nächste an das sich Bill erinnerte war eine Zigarette zwischen den Lippen und ein Tuch vor seinen Augen. Eine besonders intensives Erlebnis, vor allem weil es

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sein letztes war. Während Zuse damit beschäftigt war, dem Führer seinen Komputer zu erklären, erfuhr Bill, dass der Führer keine Scherze auf seine Kosten verstand. Benn lachte und löschte die die E-Mail der ZuseStiftung. Es war ihm egal, wer ihm die technischen Möglichkeiten geschaffen hatte um an sein Ziel zu kommen. Die Welt krankte an so vielen Dingen und er war die Medizin für die Welt. Durch seine Experimente war er inzwischen soweit, dass er auch

gezielt

auslöschen verdammten

einzelne

konnte. Weißen

Menschengruppen

Jemand nicht

mochte -

ein

die paar

Programmcodes verändert und schon gab es keinen einzigen Weißen mehr. Doch Benn hatte sich dazu entschlossen hier keine Kompromisse ein zu gehen. Alle werden sterben, unabhängig welche

Rasse,

Nationalität,

Religion

oder

Oberweite. Die neue Menschheit wird einfach perfekt sein. "Benn!" schrie Sven und hielt in beiden Händen

- 239 -

eine seiner berühmt berüchtigten Currywürste. "Benn! Komm her, ich habe dir was zu essen mitgebracht."

Benn

dachte

wieder

an

den

bevorstehenden Tod von Sven und freute sich darauf wie ein kleines Kind auf Weihnachten. "Und ich sage ihnen, es ist unnatürlich und unverschämt. Außerdem kann es nicht in unserem Interesse sein, dass so ein dahergelaufener Fremder unserem Volk Hirngespinste in den Kopf setzt." "Aber Chef, er ist ein Außerirdischer vom Planeten Retikola und will uns den Weltfrieden bringen!" "Nenn

mich

nicht

Chef!",

erwiderte

der

Redeführer. Er stand mit dem Gesicht zur Wand und starrte die schlichte Raufasertapete des Regierungssitzes an. Er war schon immer in der Partei, natürlich immer in der wichtigsten, wie hätte man ihn sonst wählen können, aber so langsam fragte er sich wirklich warum er diesen Job haben wollte. "Jawohl Herr Schröder!"

- 240 -

"Bundeskanzler Schröder wenn ich bitten darf!" schrie der Bundeskanzler, wobei Speicheltropfen auf die Tapete spritzten. "Es kann kein Interesse einer regierenden Partei sein, die Anwesenheit einer technologisch und geistig

überlegenen

kosmischen

Autorität

zuzugeben. Wer hörte dann schon noch auf mich, wer auf unsere Nobelpreisträger und exzellenten Experten, wenn plötzlich ein himmlischer kleiner Kerl im Fernsehen von den Gesetzen und Regeln auf Retikola und von der Geschichte des Kosmos erzählt? Kein Schwein, und deshalb müssen UFO auch

in

Zukunft

auf

der

Bayern-Ebene

abgehandelt werden. "Bayern-Ebene?" "Abschalten wenn es zu vernünftig wird!" "Aber

angeblich

kann

er

auch

Krankheiten

abschaffen!" warf einer der Herren ein. "Schlecht

für

die

Krankenkassen!"

erwiderte

Schröder müde. "Dann sollten wir ihn wahrscheinlich bitten wieder zurück zu reisen", sagte der Regierungssprecher

- 241 -

müde. Die Sitzung dauerte jetzt schon mehrere Stunden und kein brauchbarer Konsens wurde auch nur im Ansatz gefunden. "Vielleicht sollten wir ihn an die Amerikaner weitergeben, die sammeln doch Außerirdische auf so einer komischen Luftwaffenbasis. Area 52 oder so ähnlich", sagte ein pockennarbiger Anzugträger müde. "Keine schlechte Idee, wirklich keine schlechte Idee!" der Kanzler blickte begeistert in die Runde. "Wie heißen sie?" fragte er. "Westerwelle,

schon

ihre

ganze

letzte

Legislaturperiode lang", antwortete er monoton. Seit jeder Sitzung machte der Kanzler immer wieder den gleichen Witz mit ihm. Eigentlich machte er immer die gleichen Witze in jeder geheimen Vollversammlung, aber niemand, der noch einen Sitz in seiner Regierung haben möchte, traute sich ihm das zu sagen. "Glaubst du dass er darauf reinfällt?" fragte eine dürre

Blonde

mit

Pferdegebiss.

Der

Kanzler

erinnerte sich wage daran mit ihr verheiratet zu

- 242 -

sein und schaltete den Ehemann-Tonfall ein. "Du bist doch auch auf den Typen reingefallen." "Ja, aber ich bin ja auch naiv." "Hey, sie!" sagte er zu einem der Herren in der zweiten Reihe. "Machen sie mir unverzüglich eine Verbindung mit dem Präsidenten der Amis, aber pronto!" Der Angesprochene wusste zwar nicht wie das geht, verließ aber eilends den Saal, weil dies die einzige Chance war, diesen Raum innerhalb der nächsten paar Stunden zu verlassen. Er war sicher, dass sich vor der Tür einer dieser nützlichen Idioten herumlungerte der wusste wie das geht. Neidisch schauten die anderen ihm nach. From: [email protected] To: [email protected] Mann Leute, dass Spiel fetzt vielleicht. Eigentlich stehen ich und meine Gruppe nicht wirklich auf so einen Daddel-Scheiß, aber wenn man die Welt aufbauen oder verändern kann habt ihr bei uns

- 243 -

echt ins Schwarze getroffen. Besonders geil finde ich die Schröder-Parodie. Ihr habt genau erkannt, dass die Deppen da oben doch alle miteinander arbeiten. Es gibt nur einen Weg - WEG MIT DEM DRECK. Die nächste Bombe werden wir euch widmen. ANARCHIE JETZT "Ich glaube die Außerirdischen sind subversiv und radikal und stoßen alles, was zweitausend Jahre Wissenschaft und Evolutionsforschung an Fakten erbracht haben, über den Haufen!" ereiferte sich ein anderer, der bisher nichts von sich gegeben hatte und nun, da sich eine Lösung abzeichnete, mutig vorpreschte. "Mann Schily, krieg dich wieder ein. Wenn du willst kannst du sie ja persönlich nach Amerika bringen!" Das Telefon klingelte und alle Anwesenden im Sitzungssaal verstummten augenblicklich. "Telefonhotline des Weißen Hauses, mein Name ist Victoria Smith. Was kann ich für sie tun?"

- 244 -

meldete sich eine monotone, doch zugleich genervt

klingende

Stimme

über

den

eingeschalteten Lautsprecher, der geschaltet war damit alle im Raum mithören konnten. "Hier ist der Bundeskanzler von Deutschland, Gerhard Schröder, ich möchte bitte mit Herrn Bush sprechen." "Wenn sie Amerikaner sind, drücken sie bitte die Taste eins und bestätigen sie mit der Rautetaste. Wenn sie Engländer oder ein anderer aktueller Verbündeter sind drücken sie bitte die Taste zwei und bestätigen sie mit der Rautetaste. Wenn sie zu einem anderen demokratischen Land gehören und kein aktueller Verbündeter sind, drücken sie bitte die Taste drei und bestätigen sie mit der Rautetaste. Wenn sie keinem demokratischen Staat angehören aber aktueller Verbündeter sind oder waren, drücken sie bitte die Taste vier und bestätigen sie mit der Rautetaste. Wenn sie gottloser Terrorist aus dem arabischen Raum sind, geben sie bitte ihre Koordinaten mit der Tastatur ein und bestätigen sie mit der Rautetaste, die

- 245 -

Navy wird dann innerhalb der nächsten Minuten mit ihnen Kontakt aufnehmen. Um peinliche Verwechselungen

wie

mit

der

chinesischen

Botschaft zu vermeiden beachten sie bitte, erst die nördlichen und dann die südlichen Koordinaten einzugeben. Wenn sie zu keiner oder eben angeführten Kategorien gehören, aber dennoch glauben einen aufrechten Amerikaner wie unseren Präsidenten von seinem Tagwerk abzuhalten zu müssen, der Tag und Nacht arbeitet um die Welt zu einem bessern und schönern Ort zu machen und

mit

einem

Servicemitarbeiter

verbunden

werden wollen, drücken sie bitte die Taste fünf und bestätigen sie bitte mit der Rautetaste." "Warum haben wir nicht so was?" fragte der Bundeskanzler neidisch. "Jeder Hinz und Kunz kann mich direkt erreichen. Ich will auch so was!" "Stell dir mal vor, du wirst von einem LKW überfahren", begann Außenminister plötzlich. "Tut es dir weniger weh, wenn du weißt dass der Fahrer einer Katze ausgewichen ist?" "Was ist denn das für ein Beispiel und in welchem

- 246 -

Zusammenhang faselst du hier rum?" "Eine Metapher", antwortete der Außenminister und grinste dämlich vor sich hin. Heimlich klappte er ein Buch mit dem Titel Phrasen und Metaphern für alle Gelegenheiten unter dem Tisch zu. "Na gut, einen winzigen Schluck, aber das Beispiel habe

ich

noch

immer

nicht

verstanden",

antwortete der Kanzler. "Drücken sie jetzt endlich die fünf!" schnaufte Westerwelle müde und hob seinen Kopf leicht an. Er war schon vor Stunden fast eingeschlafen und wollte eigentlich nur noch in sein Bett. "Ich drücke wann ich will!" gab der Bundeskanzler beleidigt zurück. "Und von Frau Westerwelle nehme ich keine Befehle entgegen - Ätsch!" "Drück

endlich,

kein

Wunder

dass

es

mit

Deutschland derart bergab geht, wenn so ein windiger Anwalt Bundeskanzler wird. Ich von der CSU hätte schon längst die fünf gedrückt!" "Das glauben aber auch nur sie, Herr Stoiber!" "Bitte treffen sie ihre Wahl, ansonsten wird die Verbindung innerhalb der nächsten 20 Sekunden

- 247 -

unterbrochen!" Widerwillig drückte der Bundeskanzler die fünf, aber nichts passierte. "Bestätigen

sie

mit

der

Rautetaste",

sagte

Westerwelle ohne seinen Kopf zu heben. "Ich wollte ja nur sehen, ob ihr auch aufpasst, wenn

euch

euer

Bundeskanzler

was

zeigt.

Normalerweise könnt ich das hier nämlich auch allein machen. Ich brauche euch nämlich gar nicht, ich bin der Chef hier!" "Ja Chef", murmelten alle unmotiviert. "Ich wollte es ja nur mal gesagt haben. Ihr vergesst das ja manchmal." "Drücken sie jetzt endlich die Rautetaste, sonst sitzen wir noch morgen früh hier." From: [email protected] To: [email protected] Aufgrund der Abänderung des Gesetzes zum großen Lauschangriff durch die viel zu liberalen Grünen, sind wir gezwungen sie davon zu unterrichten, dass sie zur Zeit einer unbefristeten

- 248 -

technischen Hintergrund geheimen

Überwachung hierfür

ist

Informationen

die über

unterliegen. Verbreitung

von

Sitzungen

des

großen Rats in ihrem Spiel TERRASIM. Bitte beachten sie, dass wir in unserem, gesetzlich vorgeschriebenen, Informationstext nicht solch Attribute wie wir bedauern oder es tut uns Leid benutzen. Leute wie sie, denen unsere politische Integrität und Selbstbestimmung ein Dreck wert ist, können wir kein Bedauern ausdrücken. Die Bundesregierung informierte. P.S.:

Der

zuständige

Überwachungstrupps

technische bittet

darum

Leiter

des

bei

den

nächsten Gesprächen ein klein wenig lauter als bisher zu sprechen und zwischen 2230 Uhr und 0800 Uhr am besten überhaupt keine Aktivitäten zu unternehmen, da in diesem Zeitraum wegen Urlaub

und

Krankheit

keine

Überwachungskapazität mehr zur Verfügung steht. "Vielen Dank für ihre Wahl. Sie werden mit dem

- 249 -

nächsten freien Platz verbunden, solange werden sie mit der Nationalhymne der Vereinigten Staaten unterhalten. Bitte haben sie etwas Geduld, das Weiße Haus ist bemüht ihnen sobald als Möglich ihre Fragen rund um die Demokratie und dem american Way of Life zu beantworten." "Hatten

wir

nicht

mal

früher

eine

direkte

Durchwahl?" fragte Stoiber. "Ja", antwortete der Bundeskanzler. "Früher, in der guten alten Zeit. Aber inzwischen!" Der Kanzler ließ sich sichtbar Zeit mit der Antwort. "Der kalte Krieg ist vorbei, die DDR futsch und Russland nahezu bedeutungslos. In Afghanistan und Irak haben wir nicht so mitgezogen wie die es gern gesehen hätten und dann haben wir mit der EU einen neuen Wirtschaftsraum aufgemacht. Das hilft

nicht

gerade

um

bei

der

politischen

Beliebtheitsskala ganz nach vorn zu kommen." "Aber jetzt können wir doch wahrscheinlich einiges wieder wett machen", ereiferte sich Schily, der sich wider einmal lieb Kind machen wollte. "Sie werden jetzt mit einem freien Serviceplatz für

- 250 -

ehemalige gute Verbündete verbunden!" "Serviceplatz 36, Cordulisa Rice was können Sie heute für Amerika tun!" "Hier

spricht

der

deutsche

Bundeskanzler!"

antwortete der Kanzler gespreizt und blickte Beifall heischend in die Runde. "Guten Tag Herr Haider. Ich freue mich mal wieder von ihnen zu hören!" antwortete die Dame vom Serviceplatz gut gelaunt. "Ich glaube sie haben

sich

verwählt.

Sie

haben

doch

die

Durchwahl von Mr. Bush!" "Nein", antwortete Schröder perplex. "Hier ist nicht Herr Haider. Ich bin Schröder, Deutschland!" "Schröder, Deutschland?" wiederholte Miss Rice fragend. Plötzlich wurde die Warteschleife wieder aktiviert und die amerikanische Nationalhymne erklang. "Seht ihr, jetzt hat sie bestimmt gemerkt was sie für einen Fehler gemacht hat und stellt uns gleich zu meinem Freund Bush durch!" Schröder streckte seine Brust vor und ging an der Tischreihe entlang, als wäre er General und schreitet seine

- 251 -

Truppen vor einer entscheidenden Schlacht ab. "George und ich haben viel gemeinsam. Bei meinem letzten Besuch haben wir uns sogar beinahe

geduzt!"

Ehrfurchtsvoll

nickten

die

Parteigenossen im Raum, während die Vertreter der anderen Parteien gelangweit zur Decke blickten. Die

blechern

klingende

Nationalhymne

verstummte und die Leitung knackte bedenklich. "Hören sie Herr Schröder, Deutschland?" "Ja." "Also Herr Schröder, Deutschland! Ich kann sie leider nicht auf meiner Liste finden. Sind sie sicher, dass sie der Kanzler von äh, Moment, diesem Deutschland sind?" "Äh", stotterte Schröder. "Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher. Ja, ich bin sogar sehr sicher, dass ich der Bundeskanzler von Deutschland bin. So richtig mit demokratischer Wahl und so, aber ohne Betrug wie bei euch", merkte Schröder als Scherz hinzu um die Stimmung aufzulockern, wurde aber sichtlich verwirrter, zwickte sich heimlich und

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hoffte zuhause neben seiner Gattin aufzuwachen. Na gut, vielleicht nicht gerade neben seiner Gattin, dann aber so wenigstens neben seinem Hund. "Passen sie mal auf", begann die Dame der Hotline langsam säuerlich zu reagieren. "Diese Hotline des Weißen Hauses ist einzig und allein dafür da, damit sich rechtschaffene Bürger und eventuell auch stinkende Ausländer wie sie mit ihren Fragen und Nöten an die beste Regierung der Welt, die USA, wenden können. Entweder nennen sie mir jetzt einen Staatschef und ein Land das es wirklich gibt und bei uns einigermaßen im Kurs steht, oder aber wir schicken ihnen mal kurz die Marines vorbei! Eine Flotte B-52 Bomber und wir machen aus ihrem Land einen Parkplatz für Disney Land." "Aber", stammelte Schröder. "Ich bin doch ein enger Freund von ihrem Chef. Ich war doch beim letzten Mal privat auf seiner Ranch und Doris durfte sogar auf seinem Schoß reiten. Außerdem habe ich eine ökologisch bedenkliche Kaffeetasse mit dem Logo vom Weißen Haus kaufen dürfen."

- 253 -

Aus dem Hintergrund meldete sich einer der Sicherheitsbeamten Schröders. "Herr Bundeskanzler, verzeihen sie wenn ich mich einmische, aber dürfte ich kurz mit der Dame reden?" "Von mir aus, wenn sie meinen es besser als ich zu können! Möchte vielleicht noch jemand mit der Dame reden? Sie vielleicht Herr Schilly! Sie reden doch

immer

ungefragt

hinein."

Mit

großer

theatralischer Geste stürmte Schröder durch den Raum

und

stellte

sich

wieder

an

seinen

Lieblingsplatz, direkt bei der Raufasertapete, die durch das beständige Kopf gegen die Wand gebummere bereits stark lädiert war, während sich

der

gescholtene

Schilly

demonstrativ

schmollend umdrehte und in eine andere Richtung schaute. "Hallo

Baby!"

sagte

der

Sicherheitsbeamte

schüchtern in das Telefon. Eigentlich war er nie schüchtern, Persönlichkeiten

aber

derart konnten

viele einen

hohe armen

Polizeiobermeister schon ein wenig aus der

- 254 -

Fassung bringen. "Hey bist du das? Mein German-Willy? My strong german Leader?" "Ja!" "Hey Mann, du hast ja vielleicht Nerven. Lässt mich am Morgen danach einfach sitzen, dabei dachte ich, ich wäre was Besonderes für dich! Ihr Männer seid doch alle gleich!" "Ja Baby!" sagte der Sicherheitsbeamte leise in die Sprechmuschel, drehte sich dabei von seinen Zuhörern ab, die immer begieriger den Verlauf des Gespräches verfolgten. "Ich verspreche dir, das nachher mit dir zu klären, aber jetzt muss mein Chef erstmal mit deinem Chef sprechen. Kannst du das für mich machen?" "Ich habe hier aber keinen in meiner Liste mit diesem Name und Deutschland kenne ich nicht!" "Schau mal unter Germany nach?" "Germany?" "Ja, Germany ist Deutschland!" Es raschelte eine ganze Weile und man konnte deutlich

vernehmen

wie

Cordulica

auch

die

- 255 -

anderen

Hotlinemitarbeiter

Sicherheitsbeamte

zuckte

befragte. nervös

mit

Der den

Schultern und lächelte verkrampft. "Hello, my Willi?" fragte sie nachdem die Leitung einigen Minuten zwar geschaltet, aber nichts passiert war. "Ja?" "Tut mir leid, aber ich kann deinen Chef nicht durchstellen. Ihr befindet euch im Anhang H!" "Anhang H?" mischte sich Schröder lautstark ein. "Was zum Teufel ist Anhang H?" "Im Anhang H sind alle Staaten die beim internen, jährlichen

USA-Freundschaftstest

durchgefallen

sind!" erwiderte Cordullica schnippisch auf die lautstarke Einmischung. "Bitte,

mach

es

für

mich",

säuselte

der

Sicherheitsbeamte. "Na gut", willigte Cordullica ein. "Aber nur wenn du mir hier und jetzt den Hengst machst. Bitte, Bitte! Das war so toll." "Na los machen sie ihr schon den Hengst", befahl der Kanzler, drückte dabei mit Daumen und

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Zeigefinger seine Nase und wirkte auf einmal sehr müde.

"Wir

haben

nicht

ewig

Zeit!

Staatsgeschäfte, sie verstehen?" Wenige

Minuten

später

hatte

sich

der

Sicherheitsbeamte mit hochrotem Kopf zurück in seine

Ecke

des

Raumes

verzogen

und

ein

Klingelzeichen ertönte. Einige der anwesenden Damen im Raum tauschten bedeutungsvolle Blicke miteinander aus und kritzelten unbemerkt die Dienstnummer des Sicherheitsbeamten in ihr privates Notizbuch. "Hello, i am the boss!" ertönte die Stimme von Georg W. Bush aus dem Lautsprecher. "Hier auch!" erwiderte Schröder. "Hey, Schröder! Was ist los?" "Ich hoffe es geht dir gut und der Kongress rückt dir nicht so sehr auf die Pelle." "Lass diesen diplomatischen Mist. Du hast exakt zwei

Minuten,

dann

habe

ich

ein

Freundschaftstreffen mit Saddam. Was willst du?" "Ich weiß, dass in letzter Zeit die Beziehung zwischen

unseren

beiden

Staaten

nicht

so

- 257 -

sonderlich gut ist, aber da ist was, was für dich bestimmt

recht

interessant

ist

und

unsere

Zusammenarbeit wieder auf eine neue Stufe stellt. Letzte Woche ist bei uns ein Außerirdischer aufgetaucht, hat ein bisschen mit seinem langen Zeigefinger

rumgefuchtelt,

will

all

unsere

Probleme lösen Krankheiten, Kriege und das Finanzamt abschaffen." "Und dafür will er im Fernsehen auftreten und eine Rede an die Menschheit halten!" "Genau, woher weißt du das?" fragte Schröder verwirrt. Bis eben hatte er noch das Gefühl das etwas eisige Verhältnis zwischen den beiden Regierungen wirklich auftauen zu können, sah sich und Doris bereits im Weißen Haus und jetzt war Banane. "Ein roter oder grauer Außerirdischer?" "Gibt es denn mehrere Farben?" "Was glaubst du denn!" "Aber, aber ich habe noch keine Ansprache von euren Außerirdischen gehört und ihr habt doch noch immer Krankheit, Krieg und Arbeitslose?"

- 258 -

fragte der Kanzler verwundert. Auch die anderen Mitglieder des geheimen Rats schauten sich fragend an. "Oh, Old Boy!" rief der Präsident laut aus. "Die machen hier nur Urlaub auf der Erde und deiner muss sich verflogen haben!" "Urlaub?" "Vor

ein

paar

Wetterballon

Jahrzehnten

hier

bei

uns

ist

doch

dieser

abgestürzt,

you

remember?" "Ja, aber alle glauben es war ein UFO." "War es auch, aber wir hatten natürlich das Gerücht gestreut, damit wir die technologische Überlegenheit des Außerirdischen in unseren Geheimlabors

gegen

die

roten

Kommunistenschweine nachbauen konnten." "Und hat das geklappt?" "Oh, no! Alles nur großer Bockmist. Der wusste gar nichts, war wahrscheinlich der Dorfdepp und eines Tages auch noch einfach weg. Dann dauerte es ein wenig und seitdem geben die uns hier die Klinke in die Hand. Alle faselten das gleiche,

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Technische Überlegenheit die sie mit uns teilen wollten, Krankheiten und Kriege abschaffen und so weiter. Wir haben den Typen also jeden Wunsch von den Augen abgelesen und außer einem Furzverstärker nichts aus den Kerlen rausbekommen." "Furzverstärker?" alle Anwesenden des geheimen Rats schauten sich fassungslos an. "Du weißt schon, so ein Ding mit dem man den Geruch seines Furzes verstärken kann. Klappt prima!" "Aber warum dann das ganze Theater?" Schröder fühlte sich elend, die Opposition lächelte wie ein Hai der Blut gewittert hatte und der sonst so geschlossene Block der eigenen Parteimitglieder begann auseinander zu brechen. "Dann haben wir eines Tages einen Zettel bei den Außerirdischen gefunden. Wir haben ein paar Jahre gebraucht um ihn zu übersetzen, aber wir haben es geschafft." "Und, war das die Weltformel oder was anderes gigantisches?"

- 260 -

fragte

Schröder

mit

weit

aufgerissenen

Augen.

Diese

amerikanischen

Präsidenten waren schon ein paar ganz harte Kerle und Schröder bewunderte sie aufrichtig. Geheime

Projekte,

geheime

Anlagen,

Schlammcatchen, Table Dance und sogar Kontakt mit Außerirdischen. Tolles Land! "Es war ein Ferienführer. Der erst Außerirdische hatte scheinbar einen Erlebnisbericht verfasst und innerhalb kurzer Zeit machten sich alle Spinner und Nichtsnutze auf ein paar Wochen auf der Erde zu verbringen. Getränke bis zum Abwinken und Vollpension. Es gibt sogar eine Pauschalreise." "Eine Pauschalreise zur Erde?" "Well, natürlich wenn ich es dir doch sage. Die Erde in 8 Tagen. Inklusive Begegnungen der dritten Art, Doktorspielchen in der Atmosphäre, verursachen von unerklärlichen Lichtern über Großstädten oder für die künstlerisch veranlagte Klientel anlegen von ein paar Kornkreisen, auch für Anfänger geeignet." "Und warum schmeißt ihr sie nicht raus?" "Warum willst du uns deinen Außerirdischen

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aufschwatzen?" Schröder

fühlte

sich

ertappt.

Führung

und

Verantwortung waren wirklich ein schweres Los, wenn

man

niemanden

findet,

dem

man

anschließend die Schuld in die Schuhe schieben kann. "By, old boy. War nett mal wieder mit dir zu plaudern, aber ich muss jetzt ein paar Bürger bescheißen und ein paar Wahlurnen vorbereiten, schließlich will ich die nächste Wahl ebenfalls gewinnen. So long!" unmittelbar darauf war der Kontakt lieblos und lautstark beendet worden. "Und nun?" fragte Schilly boshaft. "Hat der Plan von seinem Liebling nicht geklappt!" "Ich bin nicht sein Liebling", motzte Westerwelle missmutig. Nur weil seine Ideen meist Anklang beim Kanzler fanden waren die meisten anderen Politiker im geheimen Rat gegen ihn und zogen ihn bei jeder Gelegenheit damit auf. Dabei wollte er nur zeigen, dass er gut aufpasste und dem Kanzler

aufrichtig

bei

seiner

Arbeit

helfen.

Natürlich gefiel es ihm, vom Kanzler gelobt zu

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werden und insgeheim hoffte er endlich mit ihm und seiner Partei fraktionieren zu können. Die Merkel mit ihrem blöden Hundeblick und der noch blöderen Frisur konnte ihm doch so was von gestohlen bleiben. "Wenn wir wollen, dass wir weiterhin die so genannte Krone der Schöpfung bleiben und uns schon

damit

abfinden

müssen,

dass

das

Übernatürliche gar nicht übernatürlich ist, sondern schlicht und ergreifend unternatürlich, müssen wir dem Typen seinen Aufenthalt so angenehm wie möglich

machen."

Schröder

schaute

verschwörerisch in die Runde. Nur wir, die vom Volk gewählten Volksvertreter wissen, was für das Volk wirklich wichtig ist und so ein elender Außerirdischer

ist

doch

nun

wirklich

nicht

interessant, oder?" Die meisten begriffen recht schnell und nickten eifrig, obwohl der Kanzler eindeutig Mist erzählte. Die anderen, nicht so schnellen im Kopf, wurden einfach vom Kanzler ignoriert. Endlich hatte er die Chance den geheimen Rat als einen Organismus zusammen zu

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schweißen und die würde er ergreifen. Er dachte an eine Blut- und Schweiß-Rede, wobei er zeigen würde was für ein großartiger Kanzler er ist. "Wir, die wir auserkoren wurden Schaden vom deutschen

Volk

abzuwenden",

begann

er

beschwörend eine Rede an den Rat zu richten. "Äh, Verzeihung Kanzler-Chef!" meldete sich der Finanzminister

zu

Rekordverschuldung

Wort. wie

"Wir noch

haben nie

in

eine der

Nachkriegszeit!" "Na gut", begann der Kanzler genervt von vor. "Wir, die wir auserkoren wurden Schaden vom deutschen Volk, außer der Rekordverschuldung, abzuwenden…." "Nicht zu vergessen die Rekordarbeitslosigkeit und dass obwohl wir bei den Zahlen ziemlich getrickst haben", schaltete sich der Arbeitsminister ein. "Und

dem

zweistelligen

Rückgang

der

Wirtschaft

im

warf

der

Prozentbereich",

Wirtschaftsminister

ein.

Während

sich

die

einzelnen Ressorts ihre einzelnen Rekorde als persönliche Referenzen gegenseitig an den Kopf

- 264 -

warfen, verließ der Kanzler betrübt den Saal. Er musste nicht nur erkennen, dass der geheime Rat aus Deppen bestand, sondern er auch noch deren Chef war. Sollte doch der Außerirdische seine Rede halten und alles heilen, es war ihm egal. Der Kanzler beschloss eine kleine Runde durch den mitternächtlichen Park zu drehen und mit viel Glück würde er überfallen und erschossen. "Kosten senken!" schrie der Projektleiter gegen die Hallendecke, während er wütend und zugleich frustriert durch mehrere Zentimeter tiefes Wasser stampfte. "Chef, ich habe das ökologische Problem auf diesem neuen Planeten gelöst. Sie können meiner Lösung vertrauen!" hallte es von der Decke wieder, nachdem es der Projektleiter dahin geschrieen hatte. Die CEXEL + CLEARDREAM Inc. sparte, wo sie konnte, und die Erde wurde inzwischen in allen Klassen für Planetarisches Design, in allen Schulen der Galaxis als das berühmte schlechte Beispiel gelehrt. Anfänglich war es ja egal, Hauptsache der

- 265 -

Bau wurde zeitgerecht fertig gestellt und die Einsparungen

wurden

als

Gewinnrendite

gleichmäßig an alle weitergegeben, die an dem Projekt zwar nicht beteiligt, aber am besten die Hände aufhalten konnten, aber inzwischen hatte es einen Punkt erreicht an dem jemand Stellung nehmen musste. Leider war es der Projektleiter dem diese Aufgabe zukommen sollte. Er war fest als

Hauptattraktion

der

wöchentlichen

Volksbelustigung eingeplant. Eine Zeremonie die ebenso schlicht wie geschmacklos war und in 100 Prozent der Fälle mit einer Enthauptung endete. Die Bewohner von Atlantis, einer der neu errichten Kontinente der Erde, waren trotz ihres inzwischen recht

hohen

Standpunktes

technischen in

einigen

und

Fällen

sozialen

wieder

mit

einfachen, simplen Methoden des Strafvollzuges zufrieden zu stellen. Wenn jemand klaut, wird ihm der Kopf abgeschlagen. Ebenso wenn andere Kapitalverbrechen wie Pfusch am Bau betrieben wird. Die Atlanter sind eine stolze und herrische Rasse

- 266 -

die

sich

ihren

Lebensunterhalt

mit

Terraformigprogrammen verdient. Hierin hatten sie sich einen einzigartigen Ruf erworben, dass vom

gewöhnlichen

Satellitenstyling,

über

Atmosphärenbildung und Planetenneugestaltung auch, natürlich nur für den wirklich potenten Kunden,

termingerechte im

Supernoven

Familienfeste

sich

Programm

Extravagante

Planetenringe

waren

für

befinden. zwar

seit

einigen Jahren megaout, aber gehörten sie doch zu einem recht ansehnlichen Gesamtprogramm. Die Erde sollte, so war es seit Generationen geplant, seit langer Zeit mal wieder ein neuer Stützpunkt für die Atlanter werden, die seit mehreren Millionen Jahren als Nomaden von Auftrag zu Auftrag zogen und hierbei gänzlich ihre Wurzeln zu verlieren schienen. "Nur keine Panik, das wird schon halten!" schrie der wütende Projektleiter und hieb mit der Faust auf einen der 37 Millionen Stützpfeiler von Atlantis.

Eigentlich

hätten

es

37

Millionen

Stützpfeiler sein sollen, aber der Kostendruck und die statischen Neuberechnungen ergaben, dass

- 267 -

nur 25 Stützpfeiler benötigt wurden. Dies ließ natürlich

noch

Lieblingsprojekt

genügend des

Luft

Projektleiters,

für die

das große

Pyramide. Eigentlich hatten die Atlanter keine Beziehung

zu

einer

Pyramide,

aber

der

Projektleiter hatte ein derartiges Gebäude bereits auf der Erde vorgefunden und erkannt, dass die Atlanter etwas brauchten, wozu sie aufblicken konnten. Aufblicken können war auch so eine Sache. Ihr Volk hatte die schönsten Planeten, die schönsten Sonnen und teilweise auch schönsten Galaxien erschaffen und sich somit einen Ruf erschaffen, fast schon eine Legende, aber für ihren eigenen Planten hatte es nur für einen Satelliten mit ein paar Einschlagslöcher gereicht. Gut,

einige

der

Löcher

auf

dem

Mond,

schrecklicher Name, aber was will man schon erwarten wenn man die Namenswahl mittels eines Wettbewerbs in einem Fast Foot Restaurant durch die Gäste ermitteln lässt. Andererseits hat dies dem

Projetleiter

eingebracht

- 268 -

und

mehrere die

Millionen

Zusage

Steine

lebenslänglich

bedenkliche Lebensmittel in ökologisch ebenso bedenklichen Verpackungen dieser Fast Foot Kette kostenlos verzehren zu dürfen. Er als der Chef der Atlanter musste zusehen wo er blieb, denn die Atlantische Verfassung stellte klar heraus, dass bei jedem neuen Projekt ein Projektleiter bestimmt wird.

Verfassung

mag

wohl

zuviel

der

Beschreibung sein. Hierbei handelt es sich um einen Konstruktionsplan des legendären Atlan, Sohn der Zeit, der ein paar Ideen an den Rand dieses Plans gemacht hatte. Diese Ideen waren so einfach, simpel und man brauchte keine teuren Juristen um diese Ideen auf ihren Inhalt zu kommentieren. Von einem Plan auf dem die Verfassung

verfasst

war

konnte

man

im

eigentlichen Sinne nicht sprechen, eher von einer Kritzelei,

doch

von

einer

bestechenden

Einfachheit, der sich niemand verschließen konnte. Eigentlich brauchte er sich keine Sorgen zu machen, da dieses Projekt wohl nie abgeschlossen wird, andererseits sagte die Verfassung auch klar aus, dass ein Projektleiter zur Rechenschaft

- 269 -

gezogen wird, wenn es Pfusch am Bau gibt und den gab es in Hülle und Fülle. Allein die Kontinentalplatten waren so ein Thema für sich. Normalerweise

werden

hierfür

die

Befestigungselemente MT3-7 benutzt. Diese sind die idealen Verbindungselemente für derartige Kräfte

und

der

Hersteller

garantiert

einhunderttausend Jahre Verbindung der Platten. Leider sind diese Verbindungselemente sehr teuer, die MT3-2 hingegen leistet ähnliche Dienste und mit ein bisschen Farbe, gutem Willen und ein wenig Bestechungsgeld an den richtigen Stellen sind diese von der MT3-7 nicht zu unterscheiden. Die

MT3-2

ist

zwar

nur

für

mittlere

Kontinentalplatten geeignet, aber der Projektleiter hatte die Erfahrung gemacht, dass hier von den Herstellern in der Regel immer die dreifache Sicherheit eingebaut wurde, besonders da die abgegebene

Garantie

auch

einige

wichtige

Körperteile des Garantiegebers mit einschloss. "ATLANTIS ist die perfekte Heimat der Atlanter. Das in Jahrmillionen erworbene Wissen um die

- 270 -

Baukunst des TERRAFORMING und das wissen um tausende zufriedener Kunden werden sich in der Heimat der Atlanter in waghalsige Vision und atemberaubendes Können widerspiegeln!" pries der Prospekt den zusätzlichen Kontinent der bis dahin

wenig

Kontinente

beachteten entsprachen

Erde.

Die

nicht

den

anderen hohen

Anforderungen der Atlanter und daher wurde ein perfekt angepasster Kontinent mitten in einem der Ozeane errichtet. Doch derartig hochgesteckte Ziele verschlingen Unsummen der gebräuchlichen Zahlungsmittel

und

wie

in

der

Baubranche

inzwischen üblich waren die Kunden der Atlanter nicht gerade pünktlich bei der Bezahlung ihrer Handwerkerrechnungen. Eine kleine und extrem schlagkräftige

Insolvenztruppe

kümmerte

sich

zwar hierum, aber tote säumige Zahler füllen auch nicht

unbedingt

die

leeren

Kassen

des

Projektleiters. Doch das alles war inzwischen recht zweitrangig. Die errechneten 25 Stützen waren scheinbar nicht ausreichend, denn der gesamte Kontinent versank langsam im Schlick des Ozean,

- 271 -

täglich

einige

Millimeter.

Die

fähigsten

Mathematiker der Atlanter hatten ausgerechnet, dass in ungefähr 5 Jahren der gesamte Kontinent im Ozean versunken sein wird. Doch auch hier musste

man

Zugeständnisse

machen.

Eine

Gesellschaftsform die lang genug überlebte und sich

dabei

nicht

ständig

gegenseitig

spitze

Gegenstände in den Körper rammt, entwickelt früher

oder

später,

neben

Rockmusik

und

Sprühkäse aus der Dose, die ein oder andere Religion mit bedenklichen Inhalten. Da in einer Religion

schon

immer

einige

Leute

schnell

erkannten das da eine Menge Geld drin steckt, spalteten sich auch bei den Atlantern beständig einige teils radikale oder weniger radikale Gruppen ab. Nachdem die meisten Religionsgründer den einen oder anderen Weg in das Jenseits oder an die Börse gegangen waren, blieben bei den Atlantern nur zwei starke Strömungen zurück. Diejenigen die die reine und wahre Lehre des Dezimalsystems befolgten und diejenigen die die reine und wahre Lehre des Nichtdezimalsystems

- 272 -

befolgten.

Da

gezwungen

der

war

jeweilige

immer

Projektleiter

die

so

Gradwanderung

zwischen den beiden religiösen Bewegungen zu machen, wurden immer alle anfallenden Arbeiten zu gleichen Teilen unter den religiösen Eifern aufgeteilt. Hierbei kam es meist zu unliebsamen Ergebnissen, so auch in der Berechnung des Unterganges von Atlantis, der dann 25.000 Jahre in

Anspruch

nehmen

vorausberechneten Atlantis

5

stellte

Baukatastrophe

sollte

Jahre.

somit des

anstatt Der

die

der

Untergang peinlichste

gesamten

bekannten

Universums dar. Doch nicht genug, der Untergang Atlantis

wurde

bedenklichen

in

mehreren

Inhalten

verfilmt,

Galaxien

mit

Bücher

und

Legenden ranken sich um diese wunderbare Katastrophe und der Vorgang auf der Erde wird seitdem an allen Universitäten mit der Sparte TERRAFORMING

als

abschreckendes

Beispiel

gelehrt. From: [email protected]

- 273 -

To: [email protected] Ich bin erschüttert, wie ein derart wunderbares Programm missbraucht wird, um Desinformation über

die

großartige

Rasse

von

Atlantis

zu

betreiben. Wie sie vielleicht in meinen Büchern gelesen haben (Atlantis - Die große Katastrophe, Atlantis - Katastrophe ohne gleichen, Atlantis Katastrophe im Meer, Atlantis - Die Katastrophe, Atlantis - Katastrophe für die Welt) ist Atlantis wirklich nicht aufgrund Baupfusch im Ozean versunken.

Ich

weiß

nicht

wie

sie

dies

rechtfertigen wollen, aber wenn mein neustes Buch erscheint (Atlantis - Katastrophe aus dem All) werden sie recht schnell erkennen müssen, dass ihr so genanntes Spiel nur eine Ansammlung von digitalem Schrott ist. Erich von Däniken Nichtsdestotrotz machte sich der Projektleiter an sein

morgendliches

Messstab

beiseite,

Ritual, zog

legte sich

Zirkel

seine

und

hohen

Gummistiefel an und begab sich unter sein Volk,

- 274 -

welches ihn schon sehnsüchtig erwartete. Der morgendliche Weg zu seinem Konstruktionsbüro war nur wenige hundert Meter weit, dennoch erwiesen sich diese immer beschwerlicher. Hieran waren

weniger

das

inzwischen

knöchelhohe

Wasser schuld, sondern Mitatlanter die ihrem Unmut immer offener Luft machten. Auch dies wäre erträglich gewesen, wenn nicht findige Unternehmer inzwischen Busreisen zu seinem Haus organisieren würden um den Projektleiter zu kritisieren. Gut er hatte diesen Unmut zu recht heraufbeschworen, Gelder in Projekte gesteckt, die außer Prestige keinen sittlichen Nährwert haben

und

Fortbestand gefährdet,

durch seiner

aber

Fehlentscheidungen Rasse

ansonsten

vielleicht führte

den

eklatant er

einen

einwandfreien, prägnanten und unkonventionellen Führungsstil. Keiner seiner Poliere oder anderen Hilfskräften

konnte

Führungsqualitäten

und

seine -anspruch

wahre in

Frage

stellen, jedenfalls keiner seiner in unmittelbarer Führungsebene. Dafür hatte er bereits bei der

- 275 -

Projektplanung gesorgt. "Na, Boss bereit für den großen Architekten?" Der erste Polier betrat den Projektraum, gefolgt von seinem eigenen Geruch nach billigen Bier und noch billigerem After Shave. "Vorsicht mit dem was du da sagst, unter Umständen überlebe ich das hier!" antwortete der Projektleiter aufbrausend. "Mach dir da mal keine Hoffnungen", erwiderte der Polier lächelnd und nahm einen Zahnstocher aus dem Mund der diese Bezeichnung bereits seit der letzten Baubesprechung vor mehreren Jahren schon nicht mehr verdiente. Sven wälzte sich unruhig in seinem Bett hin und her. Seit Stunden grübelte er über etwas, was er nicht richtig definieren konnte. Einfach ein blödes Gefühl etwas Wichtiges bemerkt zu haben, aber nicht wirklich zu wissen was. Er hatte das Gefühl, das da doch bestimmt gehörig was im Busch war. Auf seine hinterhältige Instinkte und seinen beständigen Hunger konnte man sich immer

- 276 -

verlassen. Sven wälzte sich auf, setzte sich auf die Bettkante, die sich daraufhin gehörig verbog und wartete ab, bis sich auch der letzte Fettring um seinen Bauch beruhigt hatte. Nicht nur der Sitz in seinem Ferrari war eine Sonderanfertigung, sondern auch sein Bett.

Normale

Betten

aus

einem

beliebigen

Möbelmarkt zeigten sich schon nach mehren Millisekunden nicht mehr in der Lage gegen die Schwerkraft und Torsionskräfte stand zu halten und verabschiedeten ihr junges Möbelstückleben mit einem kurzen aber eindringlichen Knirschen und

Geräuschen

berstendes

Holz.

Eine

der

ansässigen Schlossereien hatten dem mittels mehrerer Eisenbahnschwelle ein Ende bereiten können. Seitdem hätten die Rolling Stones eines ihrer wilderen Konzerte auf Svens Bett abhalten können, ohne das hierbei auch nur die Bettdecke nachgegeben hätte. Schließlich stand er auf und schlich sich rüber zu Benn. Leise öffnete er die Tür und horchte nach den eintönigen Atemzügen seines einzigen Untergebenen.

- 277 -

Beruhigt

ging

Sven

zum

Kühlschrank

und

genehmigte sich einen Snack aus dreißig Eiern nach Hausfrauenart und legte sich zufrieden in sein Bett. Wahrscheinlich, so sagte er sich, war nur sein Hungergefühl schuld. Benn, dem die Aktivitäten seines Chefs rund um die Uhr elektronisch übermittelt wurden, grinste still in sich hinein. Die Mahlzeiten von Sven waren gezählt. Der Projektleiter schaute zufrieden in die Runde. Nicht einer der Anwesenden verdankte seinen Reichtum nicht seinem Wirken. Eine Grundregel im Baugeschäft lautete noch immer, dass gut geschmiert gut läuft. Benn saß im halbdunkeln seines Zimmers und aktivierte über die RETURN-Taste die letzte Stufe seines Plans zur Verbesserung der Welt. Seine Retorten waren ausgereift und warteten nur noch auf

seine

göttlichen

Befehle.

Im

Weltraum

begannen plötzlich alle Satelliten, unabhängig

- 278 -

ihrer Herkunft und geplanten Einsatzes ihre Positionen

zu

verändern.

Innerhalb

weniger

Stunden waren alle Satelliten auf strategisch wichtigen Punkten angekommen und begannen Frequenzen

auf

einer

bisher

unbekannten

Wellenlänge Richtung Erde zu senden. Hektische Betriebsamkeit breitete sich bei der einen oder anderen

Regierung

aus,

wobei

sich

hoch

dekorierte Möchtegernsoldaten und hochrangige Möchtegernpolitiker gegenseitig anschrieen und versuchten sich die Schuld in die Schuhe schieben. Trotz

aller

Konditionierung

der

letzten

Jahrtausende, aller Bildung und Fortschritts war die Menschheit noch immer nicht in der Lage Fehler zu beheben sondern erst einmal den Schuldigen zu suchen, zumal man sich auf Kosten anderer einen Vorteil schaffen konnte. Aufgrund

der

nun

nicht

mehr

vorhanden

Satellitenkommunikation und dem unerklärlichen Ausfall sämtlicher Kommunikationswege konnten keine wichtigen oder unsinnigen Befehle mehr ausgeführt werden, Reisende in den Zügen der

- 279 -

Welt konnten nicht mehr unmittelbar vor der Einfahrt des Zuges in den Bahnhöfen ihre Lieben anrufen, dass sie jetzt einfahren und zum ersten Mal

seit

Jahren

nervte

kein

aufgeregtes

Mobiltelefonklingeln die Menschheit. Die Welt war blind, taub und verstummt. Vorzeigesoldaten weltweit begannen sich an ihre teure Ausbildung zu erinnern, riegelten ihre Stützpunkte ab, oder schickten

Kampfflugzeuge

überdimensionierten vermuteter

Feinde.

Bomben Doch

in nach

mit Richtung wenigen

Flugminuten setzte die komplette Elektronik der Flugzeuge aus und mehrere Milliarden Dollar Steuergelder verwandelten sich augenblicklich in unförmige Klumpen glühendes Metall mit den Flugeigenschaften eines Felsbrockens. Da alle Regierungen

weltweit

planlos

vor

sich

hin

agierten, alten Feindbildern, in Ermangelung von neueren, nachhingen wurde die operative Hektik im

Angesicht

totaler

Untauglichkeit

eingesetzten Mittel immer augenscheinlicher.

- 280 -

der

Benn saß in seinem mit spezieller Ausstattung gegen die Strahlung versehenem Zimmer und dachte abermals an seinen Spruch auf der Unterhose der bald, dafür hatte er gesorgt, der Wahrheit entsprach. U-Bootkommandanten

in

drückten

die

verzweifelt

Interkontinentalraketen

an

allen

Weltmeeren

Startknöpfe Bord,

aber

der nichts

geschah. Sie trieben im Meer, ohne Strom, ohne die Möglichkeit mit der Außenwelt in Kontakt treten zu können und ohne der Welt ihren vernichtenden Schlag versetzen zu können. Was für die, meist älteren, Kapitäne ebenso peinlich war wie der letzte Landgang. Der Kapitän der USS Kennedy, ein U-Bootjäger der neusten Klasse, trat an sein Bullauge. Tagelang hatte er mit dem russischen U-Boot gespielt und gejagt, eine der heiteren Seiten des nuklearen Kriegspotentials der Weltmeere. Sein Schiff war das Neuste was Marinetechnologie zu bieten hatte und teurer als der ein oder andere Nachtragshaushalt einer

- 281 -

mittleren Industrienation. Jetzt sank er wie ein lebloser Backstein zu Boden. Noch vor ein paar Minuten hatte er mit einem Vorschlaghammer auf die Raketen eingeschlagen, aber die Mistdinger wollten

nicht

explodieren

und

die

manuelle

Zündung konnte er nicht einleiten, weil seine Techniker keine 7/12 Steckschlüssel dabei hatten um die Abdeckplatten zu öffnen. Wenige Meter vor ihm erlitt der gejagte Russe scheinbar das gleiche Schicksal. Der amerikanische Kommandant erblickte

den

russischen

Kommandanten.

Er

grüßte zackig, da er erahnte dass der russische Kapitän ähnliche Gedanken hegte und dies die größte Ehre war, die man dem Feind in der Stunde des gemeinsamen Schicksals erweisen konnte.

So

Kriegsromanen

hatte

er

gelesen.

es

in

Doch

den der

ganzen russische

Kapitän hielt ihm nur den Mittelfinger entgegen, scheinbar hatte er nicht die gleichen Romane gelesen. Der Pater saß noch immer in der Badewanne und

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genoss das wöchentliche Ritual. Er hatte bereits vor Tagen den Plan des in den Schriften viel zitierten

Computerexperten

erkannt

und

ihn

ausfindig gemacht, aber was hätte es ihm gebracht seinen Plan zu verhindern? Besser als die gegenwärtige Situation konnte es für ihn, den letzten der Wildschweine nicht mehr werden. Vielleicht brauchte die Menschheit ja wirklich eine derartige

Säuberung.

Außerdem

hatte

die

Vergangenheit nicht gezeigt, dass die Menschheit immer wieder einen Weg fand um sich der Evolution in den Weg zu stellen. "Ich glaube mein Kind

der kleine Pater ist nun

wirklich sauber!" krächzte er seiner Haushälterin zu. Diese errötete leicht und nickte verschämt.

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