Telepolis - Unter Bankstern

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TP: Von Banken und Nullen

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Von Banken und Nullen Artur P. Schmidt 22.12.2008

Unter Bankstern - Teil 1 Was ist eigentlich eine Bank? Sie ist zunächst einmal ein Sitzmöbel, weshalb wir auch sofort verstehen, warum Bankmanager Probleme lieber aussitzen, anstatt sie zu lösen. Bänke sind in der Regel aus Holz, womit sie leider die gleiche Konsistenz wie manche Köpfe in den Chefetagen der Banken haben. Im Mittelalter durften nur Personen auf einer Bank Platz nehmen, die einander gleichgestellt waren. Ebenso ist es heute, denn viele Großbanken hätten am liebsten nur noch Elitekunden, die über ein besonders üppiges Bankkonto verfügen.

E ine besondere Form von Bank ist die Hollywood-Schaukel, in der sich Bankmanager besonders gerne in ihren Villen in der Karibik sonnen. Bevor wir es vergessen, natürlich gibt es noch eine andere Funktion von Banken: Sie schaffen durch das Betreiben postmoderner Spiel-Casinos monetäre Probleme und Krisen. Bankiers benötigen volatile Märkte, um Gewinne zu erzielen, weshalb sie gar kein langfristiges Interesse an Stabilität haben können. Krisen sind für Banken willkommene Chancen, die Kosten von Missmanagement auf die Allgemeinheit abzuwälzen und ihre eigenen Gewinne zu maximieren. Wir müssen uns deshalb von der Diktatur der Banken befreien. „Unter Bankstern“ lautet der Titel der Artikelserie, da sich die Banker in der Finanz- und Bankenkrise als eine Art Räuber und Gangster – sprich: Bankster - erwiesen haben. In dieser Funktion erschaffen Banker keine Werte mehr, sondern sie sind Weltmeister darin, diese alle zehn Jahre im Rahmen von großen Finanzkrisen zu vernichten. Wegen der Bankrotte bzw. Beinahebankrotte vieler Banken im Jahr 2008 war es sehr treffend, den Kuckuck zum Vogel des Jahres 2008 zu küren, da der Begriff umgangssprachlich das sogenannte Pfandsiegel meint, welches die Zwangsvollstreckung von Sachen dokumentiert. Besonders beliebt ist der Kuckuck in den Vereinigten Staaten, wo Zwangsversteigerungen (Foreclosures) zum absoluten Marktrenner avanciert sind.

Von Bankrotten und Beinahebankrotten

A ls Bankraub oder Banküberfall bezeichnet man die Entwendung von Geld oder anderer Wertgegenstände aus einem Kreditinstitut. Entgegen der öffentlichen Meinung wird nur etwa die Hälfte aller Banküberfälle aufgeklärt. Der Mythos der hohen Aufklärungsquote wird deshalb aufrecht erhalten, um potentielle Bankräuber von Überfällen abzuhalten. Doch der Fall des gewöhnlichen Bankräubers ist trivial in Anbetracht der Summen, die Bankmanager durch Krisen, die sie selbst hervorrufen, Anlegern gestohlen haben. Merke: Die gefährlichsten Bankräuber des Planeten waren nicht die Dalton-Brüder, sondern es sind die Banker selbst. Sie sind die wahren Profis unter den Bankräubern. Ein Bankräuber ist zu faul, um selbst zu arbeiten, und holt sich das Geld anderer Leute. Ein Bankmanager ist zu feige um sein eigenes Geld zu verzocken, und holt sich deshalb das Geld seiner Kunden. Der Unterschied zwischen einem Unternehmer, der Pleite geht, und einer Bank ist, dass der Unternehmer vor seinem Aus Werte geschaffen hat, während eine Bank mit ihrem Aus alle Werte vernichtet. Da es weniger als Nichts nicht geben kann, muss der Staat am Schluss Banken sanieren, denn sonst würde man sich ja selbst eingestehen müssen, dass man zuvor bei der Kontrolle versagt hat. Das Problem: Banker genießen in Fragen der Vermögensvernichtung offenbar eine Art Immunität. Gegen das Treiben der Großbanker waren die Aktionen des Räuberpaares Bonnie und Clyde während der Weltwirtschaftskrise im Südwesten der USA Sandkastenspiele. Die wirklichen Raubzüge werden heute von J.P. Morgan oder der Bank of America in Nacht- und Nebelaktionen vorzugsweise am Wochenende unter Mitwirkung der Zentralbank durchgeführt. Dann verleibt man sich die ehemaligen Wettbewerber, vorzugsweise Investmentbanken, ein, um noch mehr Kapital für die Manipulation der Weltwirtschaft einzusammeln. Der Ursprung des modernen Geldwesens in Europa geht zurück bis ins Mittelalter. In Italien gab es so genannte Geldwechsler (banchieri), die das Geld auf dem Tisch (banca) ausbreiteten. Heute gibt es Bankräuber (masnadieri), die den Kunden hinters Licht (fanale) führen.

Bereicherungsmanie

M an kann Bankmanagern wahrlich nicht vorwerfen, dass sie in den letzten Jahren nicht innovativ waren, nur wurde die kreative Vielfalt neu aufgelegter Finanzinstrumente nicht zum Wohle der Kunden angeboten, sondern zur Optimierung der Bankgewinne und der Verlagerung der Risiken auf die gierigsten Marktteilnehmer. Dies ging so weit, dass alles, was nicht mehr in Geld quantifizierbar war, für Banker nicht mehr existierte. In immer wiederkehrenden Zyklen, in der Regel etwa alle zehn Jahre, werden Exzesse erzeugt, die so riesige Summen vernichten, dass die Zahl der Nullen das Vorstellungsvermögen der meisten Normalbürger um Zehner-Potenzen überschreitet. Analog verläuft die Anzahl der Milliarden, die abgeschrieben werden müssen, proportional zur Anzahl der Nullen an Top-Managern, welche die heutigen Finanzmärkte nicht mehr als Finanzierungsinstrument für Kunden, sondern als großes Spielkasino betreiben. Im Oktober 2008 gingen der bekannten Schuldenuhr in New York die Ziffern aus, da die Staatsverschuldung der USA ein derart riesiges Ausmaß angenommen hatte, dass die LCD-Anzeige der im Jahr 1989 eingerichteten Nationalen Schuldenuhr (1) nicht mehr ausreichte. Diese war für einen Maximalwert von zehn Billionen Dollar ausgelegt. In 2009 soll die Uhr an der West 44th Street durch eine neue Anzeige mit 2 zusätzlichen Stellen ersetzt werden. Doch vielleicht wäre sogar eine Anzeigekapazität von 1 Billiarde USD bald zu wenig? Gewöhnung des Lesers an riesige Summen Yotta Zetta

(103)8 = 1024

1.000.000.000.000.000.000.000.000

Quadrillion

3 7

21

1.000.000.000.000.000.000.000

Trilliarde

Staatsbankrott

3 6

18

1.000.000.000.000.000.000

Trillion

Hyperinflation

(10 ) = 10

Exa

(10 ) = 10

Peta

(103)5 = 1015

Tera Giga

1 von 4

Nirwana

1.000.000.000.000.000

Billiarde

Derivatevolumen

3 4

12

1.000.000.000.000

Billion

Bailout für Banken

3 3

9

1.000.000.000

Milliarde

Oligarchenkonten

(10 ) = 10 (10 ) = 10

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TP: Von Banken und Nullen

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Mega

(103)2 = 106

1.000.000

Million

Unternehmerkredit

Kilo

(103)1 = 103 10

2

Deka

10

1

Einheit

1

Hekto

1000

Tausend

Arbeitergehälter

100

Hundert

Goldmünze

10

Zehn

Silbermünze

1

Eins

Öl (Liter)

Getreu dem Motto: „Die Bank gewinnt immer“ werden nicht nur Milliarden abgeschrieben, sondern vor allem die Kunden. Schlechter Service, hohe Gebühren, unfreundliche Berater und eine langsame Transaktionsabwicklung sind nur einige der Symptome einer Bereicherungsmanie, die sich als globale Seuche in der Finanzbranche etabliert hat.

A ngebliche Transparenz wird durch versteckte Gebühren zu einer Farce für Kunden, die im aktuell schwierigen und von hoher Volatilität geprägten Umfeld kaum darauf hoffen können, zumindest den Werterhalt ihres Geldes sicherzustellen. Will man die Aktionen von Banken, Versicherungen und Finanzintermediären in wenigen Worten zusammenfassen, so kann man nur von einem großen Schwindelsystem sprechen, welches als zweiten Effekt zu Schwindelanfällen in den Märkten und in einem dritten Effekt zur Schwindsucht des Geldes auf den Kundenkonten führt. Die heilige Dreieinigkeit dieser Wirkungen ist ein Betrug an den Kunden, welcher nur aufgelöst werden kann, wenn jeder Kunde sich vor Augen führt, dass er morgen genauso viel Zeit auf die Erhaltung seines Geldes wie auf seine Hobbys verwenden sollte, wenn er nicht eines morgens jäh erwachen will. Bekanntlich frisst nicht nur die Inflation ihre Kinder, sondern auch die Deflation, wenn es nicht gelingt, Anlagen zu tätigen, die den Werterhalt sichern. Banken sind die postmodernen Rattenfänger von Hameln, die den Kunden Kredite andrehen für Produkte, die sie nicht wirklich brauchen oder Häuser oder Wohnungen, die sie sich eigentlich nicht leisten können. Schon deshalb dürfen wir ihnen nicht mehr auf den Leim gehen.

Geldangelegenheiten sind Chefsache „Vertrauen ist der Anfang von allem“ hieß es in einer Reklame der Deutschen Bank in den 1990er Jahren. Das ist der blanke Hohn, wenn man die Finanzkrise in den letzten Monaten Revue passieren lässt. Zunächst wollte Josef Ackermann staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, dann wieder nicht. Kein Wunder: Banken haben ein sehr kurzes Gedächtnis und sie sind die Weltmeister im Vertuschen von schlechten Zahlen. Viele Bankmanager drehen immer wieder viel zu große Räder. Sie sind Wiederholungstäter. Lernen ist ein sozialer Prozess. Da Bankiers nicht lernen wollen, verhalten diese sich zutiefst a-sozial Wer ihnen heute noch sein Geld anvertraut, ist selbst schuld. Die unausweichliche Folge: Jeder sollte sein eigenes finanzielles Schicksal selbst in die Hand nehmen.

N ach dem Lesen dieser Artikelserie sollte jedem, der sein Geld Banken anvertraut, klar sein, dass Geldangelegenheiten Chefsache sind und nicht an eine Kaste delegiert werden können, die permanent Krisen hervorbringt und Machtspiele bevorzugt. Eines der Hauptübel in der Finanzbranche ist diesbezüglich die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Mit dieser lässt sich keine Werterhaltung erzielen. Wenn nämlich kurzfristig wie beim Zusammenbruch der New Economy 90 Prozent des gesamten Kapitals vernichtet wird, nützt es den Teilnehmern wenig, wenn auf Sicht von 30 Jahren diese Verluste wieder neutralisiert werden. Noch heute sitzen viele Kunden auf Telekom-Aktien mit Verlusten von mehr als 75 Prozent. Ziel dieser Artikelserie ist es, die Kunden vor ihren Banken zu schützen und die versteckten Machenschaften und Machtstrukturen anzusprechen, die in aller Regelmäßigkeit Heerscharen von Anlegern in den finanziellen Ruin stürzen. Banken glauben zwar, etwas von Geld zu verstehen, aber von der Kybernetik der Wirtschaft haben sie keine Ahnung. Wenn sie nicht mehr weiterwissen, erpressen sie den Staat mit der einfachen Formel: Wir sind zu groß, um zu scheitern! Viele der heutigen Banker gehören zu einer Kaste von angepassten, überheblichen und unbelehrbaren Managern, die in Elitehochschulen nur zu dem Zweck getrimmt wurden, möglichst schnell Karriere zu machen, wobei sie die Karriereleitern so schnell erklimmen, dass sie die Schallmauer ihres Peter-Plateaus, ab dem die Unfähigkeit eskaliert, in Rekordzeit durchbrechen, um quasi im Überschall die von ihnen gemanagten Unternehmen an die Wand zu fahren. Für viele dieser Überflieger wäre es ratsam, sich ein in Vergessenheit geratenes Banklehrbuch aus dem Jahr 1717 zu besorgen, in dem steht, dass Bankiers (auch die Rückbesinnung auf dieses alte Wort wäre vorteilhaft) gerechte und gewissenhafte Kaufleute sein sollen. Dieser Satz gilt auch für Unternehmensberater, die zu Banken wechseln, um dort Strategien zu erproben, die nicht einmal in den entferntesten Galaxien funktionieren würden.

Babylonische Verhältnisse

A lfred Herrhausen, der ehemalige Vorstandssprecher der Deutschen Bank, sagte einmal, dass nicht die Macht der Banken per se problematisch sei, sondern der Umgang mit ihr. Den heutigen Umgang kann man nur noch als Machtmissbrauch bezeichnen, wobei Siegeszeichen in Gerichtssälen vor Prozessbeginn nur untermauern, wie sicher sich die Akteure wähnen. Was jedoch viele Banken unterschätzen, ist die immense Dynamik, die komplexe Systeme entwickeln können. So hat man mit den Finanzderivaten eine Art Frankensteinmonster geschaffen, welches nun seine Erfinder angreift und zu vernichten droht. Die Illusion der Sicherheit hat zu Übertreibungen geführt, und diese Illusion ist mit der aktuellen Weltwirtschaftskrise nun zerstört worden. Vernetzte Systeme funktionieren nach dem Prinzip der Selbstorganisation und Dezentralisierung von Macht. Kooperieren beide, werden Banken immer weniger Größe brauchen, um zu überleben, sondern vielmehr intelligente Strategien, die es ihnen erlauben, große Wirkungen mit schlanken Strukturen zu erzeugen. Die Virtualisierung von Banken ist ein Megatrend, der diesem Umstand Rechnung trägt und die babylonischen Türme zahlreicher Big Player in Rekordzeit zum Einsturz bringen könnte. Für die Bürger kann es in einem derartigen Umfeld keine andere Strategie geben, als ihr Geld vor den Banken in Sicherheit zu bringen und in Bereiche zu investieren, die Werterhalt versprechen. Denn das Minenfeld der Banken ist von solcher Sprengkraft, dass ohne staatliche Aufsicht und verbessertes Risk-Management ein finanzielles Desaster für die Bürger droht. Banken, die künftig überleben wollen, werden nicht umhin kommen, sich neu zu erfinden. Die Wiedereinführung einer sozialen Marktwirtschaft benötigt nicht nur ökonomische Innovationen, sondern vor allem auch soziale. In beiden Bereichen muss es grundlegende Erneuerungen geben und Banken müssen sich wieder auf ihre ursprünglichen Aufgaben zurückbesinnen: die Unterstützung der Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft.

E in besonders krasses Beispiel von Fehlverhalten zeigte sich in der jüngsten Finanzkrise bei den Landesbanken. Darunter versteht man Kreditinstitute, die Bundesländer bei der Ausübung ihrer bankmäßigen Geschäfte sowie der Förderung eines Bundeslandes unterstützen. Es liegt auf der Hand, dass Landesbanken mit dem Kauf von amerikanischen Hypotheken weder die eine noch die andere Hauptaufgabe erfüllt haben, im Gegenteil, es wurde eine bewusste Schwächung der Entwicklungsfähigkeit des jeweiligen Bundeslandes in Kauf genommen. Hier haben jedoch nicht nur die Banken, sondern vor allem auch die Aufsichtsbehörden versagt, welche die Landesbanken in ihrer kriminellen Energie nicht bremsten. Es scheint so, als sammelten diese Kapital nur zu dem Zweck, um damit zu spekulieren und ihre Kunden mit minimalen Zinsen abzuspeisen.

Viele Bankmanager sind Blindflieger

In der Sozialen Marktwirtschaft kommt es darauf an, mit möglichst wenig Kontrolle auszukommen und trotzdem neoliberale Extreme zu vermeiden. Ein zu Viel an Regulierung ist genauso schädlich wie zu viele Freiheiten, die zu extremen Finanzkrisen führen können. Wenn die Finanzbranche verlorenes Vertrauen wieder zurückgewinnen will, bedarf es eines kategorischen Imperativs im Umgang mit Geld. Einer Bankrottologie durch den Fallschirm ausufernder Staatsgarantien muss entgegengewirkt werden. Rettungsaktionen bringen neue, zweifelhafte Grundsätze ins Finanzsystem hinein, da damit die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung zu Grabe getragen werden. In Pakistan kam es in Folge der Finanzkrise sogar zu Demonstrationen, die die Regierung dazu bringen sollten, für steigende Kurse an der Börse zu sorgen. Wenn der Staat dies leisten soll, wird er nur eines leisten, nämlich notwendige Strukturreformen und Marktbereinigungen zu verhindern. Viele Banker sind Blindflieger, die ohne Auffanglinien in ein Meer von Wolken fliegen, darin die Orientierung verlieren und dann an einer Felswand zerschellen.

O hne Cockpits lassen sich komplexe Systeme nicht navigieren, es sei denn, man betrachtet die jeweiligen Blasen an den Finanzmärkten als bewusstes Kamikaze-Experiment, bei dem der Crash des Systems bewusst in Kauf genommen wird. Mr. Bubble, Alan Greenspan, hat mit seiner Zentralbankpolitik die Wurzeln gelegt, die das gesamte weltweite Finanzsystem ins Wanken gebracht hat. Die rhizomartige Ausbreitung der so genannten Sekurisation (Zertifizierung oder Verbriefung von Forderungen zum Zweck der Handelbarkeit) hat Hebel hervorgebracht, die von Banken aufgrund ihrer geringen Eigenkapitalsbasis nicht mehr geschultert werden können. 2 von 4

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Es ist ein Anliegen dieser Artikelserie, die notwendige Aufklärungsarbeit zu leisten, welche die kriminellen Energien der Banken offen legt. Alle Kritik immer mit dem Zusatz: Es gibt viele Bankiers mit hervorragendem Charakter und einer ganzheitlichen Verantwortung für Staat und Gesellschaft. Diese brauchen sich von der hier geäußerten Kritik natürlich nicht angesprochen fühlen. Dipl.-Ing. Artur P. Schmidt studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin. Für die Promotion entwickelte er ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bücher wie "Endo-Management" und "Der Wissensnavigator" sowie Wirtschaftsbücher wie "Wohlstand_fuer_alle.com" oder "Crashonomics" hervorgingen. Heute entwickelt der Wirtschaftskybernetiker Lenkungs-Cockpits und ist Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com (2) sowie von Finanzportalen wie www.bankingcockpit.com (3) und www.wallstreetcockpit.com (4). Literatur Teil 2: Die Banken und das liebe Geld (5) Subtexte

Literatur Literatur Anders, Christian: Der wahre Bankenschwindel. Baden Baden 2002. Baien, Miura: Kagen – Vom Ursprung des Wertes. Düsseldorf 2001 Batra, R.: Greenspan’s Fraud. New York 2005. Bookstaber, R.: A Demon of our own Design. New York 2007. Canterbery, E. Ray: Alan Greenspan. Singapur 2005. Chernow, R.: The Death of the Banker. New York 1997. David, Th./Etemad, B./Schaufelbuehl, J. M.: Schwarze Geschäfte. Zürich 2005. Erdmann, S.: Banken, Brot und Bomben. Band 2. Fichtenau 2005. Fisher, I.: 100 % - Geld. Kiel 2007. Ferguson, N.: The Cash Nexus. New York 2001. Forrester, V.: Die Diktatur des Profits. München 2002. Fässler, H.: Reise in Schwarz-Weiß: Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Zürich 2005 Galbraith, J. K.: Anatomie der Macht. München 1989. Hodgson Brown, E.: Web of Debt. Baton Rouge 2008. Jacob, A.-F. (Hrsg.): Bankenmacht und Ethik. Stuttgart 1990. James, H.: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. München 2003. Kaup, A./Schäfer-Band, U. M./Zawilla, P. (Hrsg.): Unregelmäßigkeiten im Kreditgeschäft. Heidelberg 2005. Kindleberger, C.P.: World Economic Primacy 1500 – 1990. New York 1996. Köhler, Wolfgang: Wall Street Panik. Murnau am Staffelsee 2008. Le Goff, J.: Kaufleute und Bankiers im Mittelalter. Berlin 2005. Lietaer, B. A.: Das Geld der Zukunft. München 1999. Machiavelli, N.: Der Fürst. Frankfurt 2001. Möller, A./Schwebler, R.: Schuld durch Schulden. München 1981. Ogger, G.: Der Börsenschwindel. München 2001. Oppermann, Ch.: Das Banken Hasserbuch. München 2008. Oppermann, Ch.: Schwarzbuch Banken. München 2004. Pasternak, Ch: Bankenkrisen im asiatischen Raum. Marburg 2001. Pohl, M.: Hamburger Bankengeschichte. Mainz 1986. Schmidt, A. P.: Crashonomics. Graz 2003. Schmidt, A. P.: Chinas Super-Bubble (6) Schmidt, A. P.: Das Phänomen der Millisekundenpleite (7) Schmidt, A. P.: Der Wissensnavigator. Stuttgart 1999. Schmidt, A. P.: Endo-Management. Bern 1998. ( E-Book (8)) Schmidt, A. P.: Sich selbst verstärkende Seifenblasen (9) Schmidt, A. P.: Wohlstand_fuer_alle.com. München 2001. Schumpeter, Joseph A.: Das Wesen des Geldes. Göttingen 1970. Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Frankfurt a. M. 1989. Sloterdijk, Peter: Eurotaoismus. Frankfurt a. M. 1989. Wetter, Ernst: Bankkrisen und Bankkatastrophen der letzten Jahre in der Schweiz. Zürich 1918. Winterhoff-Spurk, P.: Unternehmen Babylon. Stuttgart 2008. Ziegler, Jean: Die Schweiz, das Gold und die Toten. München 1998. Zweig, J.: Gier. München 2007. Links (1) http://www.uwsa.com/us-national-debt.html (2) http://www.wissensnavigator.com (3) http://www.bankingcockpit.com (4) http://www.wallstreetcockpit.com (5) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29380/1.html

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(6) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25317/1.html (7) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/8/8899/1.html (8) http://www.wissensnavigator.com/interface4/management/endo-management/index.htm (9) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19151/1.html Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29372/1.html Copyright © Heise Zeitschriften Verlag

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TP: Die Banken und das liebe Geld

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Die Banken und das liebe Geld Artur P. Schmidt 24.12.2008

Unter Bankstern - Teil 2 Teil 1: Von Banken und Nullen (1)

Banken als Intermediäre

E ine Bank, auch Kreditinstitut genannt, ist ein Unternehmen, das für Kunden Dienstleistungen in den Bereichen Zahlungs-, Kredit- und Kapitalverkehr anbietet. Je nach Typus beschäftigt sich eine Bank mit der Kreditvergabe, der Verwaltung von Spareinlagen, dem Handel von Wertpapieren oder, wie bei Universalbanken üblich, mit allem zusammen. Die frühesten Vorläufer des modernen Bankenwesens finden sich in Mesopotamien. Dort gab es allem Anschein nach bereits ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. die buchmäßige Verrechnung von Forderungen sowie eine Kontenführung und Wechsel. Im 12. Jahrhundert bekam die Entwicklung des Geldwesens mit dem Kreuzritterorden der Templer (mit Hauptsitz in Paris) wieder neue Schubkraft. Dort wurde ein erstes großes Banken-Filialsystem, welches Europa und Vorderasien umfasste, aufgebaut. Päpste und Könige vertrauten ihre Reichtümer den Ordensbrüdern an, die mit Tausenden von Angestellten die Grundlagen für das moderne Bankwesen schufen, bis der französische König Philipp IV. Ende des 13. Jahrhunderts die Templer entmachtete, um das Finanzmonopol wieder in staatliche Hände zu legen. Warengroßhändler, Kommissionäre oder Spediteure waren die ersten eigentlichen Bankiers des 13. Jahrhunderts, da diese zur Abwicklung ihres Warengeschäfts ein Kredit- und Wechselgeschäft benötigten. Zu den damals bedeutendsten Bankiersfamilien zählten die Bardi, die Peruzzi und die Acciaiuoli aus Florenz. Anfang des 14. Jahrhunderts unterhielten sie in fast allen wichtigen Städten Europas Filialen. Des weiteren hatten sie ein Quasi-Monopol der päpstlichen Finanzen. Als der englische König Eduard III. sich 1345 weigerte, seine durch den Hundertjährigen Krieg angehäuften Schulden zurückzuzahlen, gingen die damals wichtigsten Bankhäuser bankrott. Davon profitierten Vieri di Cambio de' Medici, der zwischen 1348 und 1392 ein weit verzweigtes Bankhaus mit mehreren Filialen in den wichtigsten europäischen Städten aufgebaut hatte. Der Neffe des Gründers Giovanni di Bicci de' Medici gründete 1397 die Banco Medici, die den Aufstieg der Medicis zur mächtigsten Finanzmacht Europas ebnete. Durch die zunehmende Arbeitsteilung in den Volkswirtschaften wurden Banken zu unverzichtbaren Intermediären, da die Geldströme immer verzweigter wurden.

B anken kommt heutzutage die wichtige Aufgabe zu, einen Ausgleich zwischen den Geldanlagewünschen und dem Kreditbedarf zu schaffen. Diesem Anspruch können Banken jedoch bei Finanzkrisen nicht gerecht werden, da eine vorherige Mittelfehlallokation und Sanierung immer auf Kosten der Kreditnehmer geht, die, obwohl oftmals gesund, im Zuge von Bankenpleiten ebenfalls untergehen. Es kommt deshalb nicht von ungefähr, dass Bankenkrisen erhebliche Wirtschaftskrisen nach sich ziehen können. In der Finanzkrise von 2007/2008 hat sich gezeigt, dass die durch Basel II definierten Eigenkapitalquoten der Banken viel zu gering waren, um mit den Verwerfungen an den Kreditmärkten ohne staatliche Hilfe fertig zu werden. Die Banken waren zu schnell klamm. Die Kerngeschäfte einer Universalbank Kundenbedürfnis Bankprodukte

Bilanzseite

Sparen

Sparkonto

Passiv

Disponieren

Privatkonto zur Durchführung von Einzahlungen, Auszahlungen und Überweisungen mit oder ohne E-Banking, bei Bedarf mit EC-/Kreditkarten

Passiv bei vorhandener Kreditlinie

Anlegen

Termingeld, Anleihe/Obligation

Passiv

Finanzieren

Privatkredite, kommerzielle Kredite, Bau- und Hypothekarkredite, Kontokorrentkredit

Aktiv

Vorsorgen

Steuerbegünstigte Vorsorgekonten

Aktiv

Wertaufbewahrung Wertschriftendepot, Bankschließfach

Ggf. Außerbilanz

Was Geld nicht ist

D er scheinbare Wert von Dingen, die wir brauchen oder auch nicht brauchen, spiegelt sich in der Anzahl der Geldeinheiten wieder, die für diese bezahlt werden. Die moderne Geldwirtschaft ist prägend für unser heutiges Wirtschaftssystem. Die Virtualisierung des Geldes macht die Welt heute zu einer gigantischen Transaktions-Matrix, in der Geld wie auf einem Schachbrett hin- und herbewegt wird. Durch die steigende Komplexität der Gesellschaft müssen immer neue Anwendungsfelder fürs Geld erfunden werden, die so komplex sind, dass sie mittlerweile das System als Ganzes gefährden. In der Geldphilosophie von Georg Simmel heißt es, dass der Sieg des Geldes einer der Quantität über die Qualität ist, das heißt des Mittels über den Zweck. Solange Geld jedoch Wert hat, manipuliert es uns, indem wir immer mehr von ihm akkumulieren müssen, um dafür immer weniger Produkte zu bekommen. Wenn man erkennen will, was Geld eigentlich ist, sollte man zunächst einmal klären, was es nicht ist. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Geld die Aufgabe des Tauschmittels zukommt. Bei einem Kauf eines Produktes wechselt dieses den Eigentümer. Und letztlich ist es nur Eigentum, welches es ermöglicht, darauf einen Kredit zu gewähren. Geld entsteht somit nicht aus dem Nichts, sondern aus der Beleihung eines zuvor entstandenen Eigentums. Laut Heinsohn hängt Geld von Eigentum und Zins ab, nicht etwa der Zins vom Geld oder dem Tausch.

D amit wird klar, dass Geld nicht das Transaktionsmedium für eine Tauschwirtschaft, sondern für eine Eigentumswirtschaft ist. Geldscheine sind deshalb vor allem Schuldscheine, das heißt Forderungen, welche die Emittenten der Scheine an die Marktteilnehmer haben. Je mehr Geldscheine gedruckt werden, desto mehr Forderungen gibt es, die irgendwann nicht mehr zurückbezahlt werden können. Geld verliert in einer Gesellschaft der ausufernden Verschuldung und steigenden Inflation auch immer mehr seinen Wertaufbewahrungscharakter. Je mehr Geld gehortet wird, desto wertloser wird es für die Marktteilnehmer, da nur ein hoher Umlauf von Geld auch sichert, dass es permanent wieder ausgegeben beziehungsweise investiert wird.

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07.01.2009 20:51

TP: Die Banken und das liebe Geld

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In der Konsequenz bedeutet das: Je höher die Inflation ansteigt, desto wertloser wird das Geld für alle, auch für diejenigen, die es horten. Deshalb würde es jedermann in einer Ökonomie nützen, wenn möglichst viel Geld wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückfließt, weil dann ein Gesundungsprozess durch die daraus entstehende Innovationen eingeleitet werden kann.

Wie Geld entsteht Die Funktion der Geldschöpfung obliegt den Zentralbanken. Gegen Gebühren, den Leitzinsen, leihen sie dieses Geld den Geschäftsbanken, die es wiederum in Krediten an die Kreditnehmer verleihen. Die Kreditsumme wird ihnen gutgeschrieben und erscheint gleichzeitig als Forderung der Bank gegen den Kreditnehmer. Das so entstandene Geld wird auch als Buchgeld beziehungsweise Giralgeld bezeichnet. Geld entsteht somit aus dem Nichts, kann jedoch nur wieder zu Nichts werden, wenn alle Schuldverhältnisse aufgelöst werden können. Gäbe es keinen Zins, wäre dies problemlos möglich, wenn das Geld nicht mehr benötigt wird.

M it Kreditkartenschulden hat man einen Kredit auf Buchgeld aufgenommen. Man bekommt hierbei einen Kredit auf Kredit, was sich amerikanische Kreditkartenanbieter mit bis zu 20prozentigen Wucherzinsen bezahlen lassen. Leider verhindern hohe Zinsen, dass das Geld wieder vollständig zurückbezahlt werden kann. Da nur so viel Geld vorhanden ist, wie vorher in den Umlauf gebracht worden ist, kann das Geld für die Zinszahlungen nur durch neue Schuldversprechungen entstehen. Die Schuldenspirale füttert sich also selbst und dies so lange, bis das System pleite geht. Banken sind deshalb heute nichts anderes als Schuldenvermehrer, die keine andere Aufgabe haben, als das weltweite Schuldenkarussell am Laufen zu halten. Nur aus diesem Grund stehen wir unter ständigem Wachstumszwang, da sich ohne Steigerung der Geldmenge der Schuldendienst nicht aufrechterhalten ließe. Das Problem des ausufernden Druckens von Geld ist, dass nicht genügend pfändbare Sachwerte zur Verfügung stehen. Damit Geld als wertvoll erachtet wird, darf es nicht inflationär vermehrt werden, sondern es muss knapp gehalten werden. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten: Höhere Zinsen und Verringerung der Geldmenge Eine weitere Verknappungsmöglichkeit, die insbesondere von den Wohlhabenden genutzt wird, ist das Horten des Geldes, welches die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes reduziert. Das Horten von Geld ist die Gegenmaßnahme der Reichen gegen die Zentralbanken, die den Schuldendienst der Armen aufrechterhalten müssen. Dieses Horten kann solange nicht von der Zentralbank beeinflusst werden, bis es einen negativen Zins gibt, der das Horten von Geld bestraft. Erst wenn das Horten von Geld bestraft würde, wäre es möglich, auf ausufernde Geldmengensteigerungen zu verzichten.

Schuldenachttausender, wohin das Auge blickt Wirtschaften entsteht aus der Freiheit des Eigentümers, die ihn nicht auf Besitz und die damit verbundenen Nutzungsrechte beschränkt. Wer Eigentum hat, kann mehr Geld schaffen, wer keines besitzt, muss sich verschulden, wobei sich durch den Trend, dass die Reichen immer reicher werden, ein Zustand einstellt, dass immer mehr Menschen immer weniger Geld besitzen, dafür jedoch riesige Schuldenberge.

F ür die Besitzlosen funktioniert der Kapitalismus längst nicht mehr, da er sie in Abhängigkeiten geführt hat, die man nur noch als finanzielle Sklaverei bezeichnen kann. Da die meisten Kredite heute nicht für produktive Zwecke, sondern für den Konsum verwendet werden, besteht für diejenigen, die Kredite in Anspruch nehmen, keine andere Möglichkeit, als diese durch ihre Löhne und Gehälter zurückzubezahlen. Verlieren Sie ihren Job, sind sie so gut wie pleite. Die Folgen sind fatal, insbesondere weil viele Altersabsicherungen, die in Fonds investiert hatten, ebenso einem radikalen Wertverfall unterliegen. In Blasenökonomien dient der Austausch auf dem Markt nicht mehr der Vermittlung von Gebrauchsgütern, sondern nur noch der Realisierung von Verlusten, die sich in Arbeitslosigkeit und einer neuen Armut manifestieren. Die Vermögensdisparität nimmt nicht nur zwischen den Industrieländern, sondern vor allem innerhalb dieser markant zu. Für die meisten Volkswirte basiert der Kapitalismus auf den Prinzipien der Geldvermehrung und der Tauschwirtschaft, tatsächlich stellt er ein irreversibles Verschuldungssystem dar, dessen finaler Punkt der Staatsbankrott ist. Derartige Systeme unterliegen dem inneren Zwang, immer mehr Schulden zu machen, um alte Schulden abbezahlen zu können. Durch die US-Immobilienkrise hat sich gezeigt, dass die eigentliche Bedrohung des Weltfinanzsystems nicht die Verschuldung der so genannten Entwicklungsländer ist, sondern die der führenden Industrienationen.

L änder wie die USA können sich wegen der Milliardenlöcher in den Staatshaushalten Rezessionen nicht mehr leisten, deshalb wird durch ausufernde Geldausweitung und künstliches Niedrighalten von Zinsen alles getan, um diese zu verhindern. Dadurch wird die Inflationierung des Geldes immer weiter vorangetrieben. Erschwerend kommt hinzu, dass das Horten des Geldes von Reichen und Superreichen immer weniger Geld für den entscheidenden Wachstumsfaktor Innovation zur Verfügung stellt. Die Abnahme der Innovationsfähigkeit in vielen Industrienationen führt fast zwangsläufig dazu, dass das Wirtschaftswachstum geringer ausfällt, wodurch es nahezu unmöglich wird, die Staatsverschuldung auszugleichen. Im heutigen Verschuldungssystem fehlt somit ein permanentes Anreizsystem für die ständige innovative Erneuerung.

Horten des Geldes

M enschen können sich nicht ohne technische Hilfsmittel schnell fortbewegen. Doch es gibt Grenzen der Geschwindigkeit, wie zum Beispiel die Schallgeschwindigkeit für konventionelle Flugzeuge. Geld hingegen hat die besondere Eigenschaft, dass es sich heute mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegt. Hierbei spielt es keine Rolle, in welchen Banken oder bei welchen Online-Brokern es von den Kunden eingelagert wird und wie hoch der Verschachtelungsgrad von Beteiligungen oder Steueroasen ist. Wenn es Geld zu verdienen gibt, findet es mit fast traumwandlerischer Sicherheit den richtigen Weg. Ob Geld ein Mythos ist oder nicht, sei dahingestellt, jedoch hat es die Eigenschaft, gehortet zu werden, wenn der Reichtum über Hand nimmt, und wird da besonderes schnell investiert, wo die Armut am größten ist. Dieses Paradoxon lässt sich nicht so ohne weiteres auflösen, insbesondere dann, wenn die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Die Folge ist eine Reduzierung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, dessen Effekte nur noch durch tiefe Zinsen und eine drastische Erhöhung der Geldmenge kompensiert werden können. Dass ein solches System nicht mehr effizient sein kann, liegt zwar auf der Hand, jedoch werden heutzutage die Statistiken manipuliert, um den Tag der Abrechnung hinauszuschieben.

E igentum, Kapital, Schulden und Geld entstehen laut Paul C. Martin immer gleichzeitig. Deshalb formuliert das Geld, das heute von den Zentralbanken geschaffen wird, ein Anrecht auf Eigentum gegenüber den Geschäftsbanken. Jeder, der Eigentum besitzt, kann dieses als privat emittiertes Geld verleihen. Geld wird somit immer dann geschaffen, wenn ein Eigentümer Ansprüche gegen sein Eigentum einem anderen Eigentümer kreditiert. Der Kreditnehmer zahlt hierfür einen Zins und tilgt die Schuld gemäß einer vereinbarten Tilgungsrate. Wer mehr Kapital sammelt, kann mehr Kredite vergeben, weshalb Banken heute zu finanziellen Machtzentren herangewachsen sind. Wenn jedoch die Dummheit gemacht wird, dass die vergebenen Kredite, wie bei der UBS geschehen, wieder im eigenen Portfolio landen und somit mit vollem Hebel auf den Verleiher zurückwirken, kann sich eine Bank relativ selbst enteignen, wenn das Eigenkapital aufgebraucht ist. Es kommt daher nicht von ungefähr, wenn die schweizerische Bankaufsicht die Akkumulierung von Kapital in Bezug auf das Eigenkapital von Banken mit einem Deckel versehen will, der nur noch einen bestimmten Hebel zulässt. Die Folgen der jüngsten Bankenkrise führten bei vielen Banken zu massiven Dividendenkürzung, Stornierung von Aktienrückkaufsprogrammen, schrumpfenden Bilanzen und der Notwendigkeit, massive Kapitalspritzen durch Verkauf von Anteilen und Kapitalerhöhungen durchzuführen. Fehlspekulationen von Banken, die zu große Hebel fahren, führen in der Folge auch dazu, dass Geld, was eigentlich in Form von Krediten in Unternehmen fließen müsste, nicht mehr zur Verfügung steht. Beispielsweise jetzt, wo die Traumschlösser von hohen Renditen im US-Markt sich in Luft aufgelöst haben. Zuvor schon hatten viele Banken die Vergabe von Venture Capital verhindert, weil die Renditen an Unternehmer geringer waren als im Investment Banking. Dadurch wird schon seit Jahren immer mehr Geld, das eigentlich für Innovationen zur Verfügung gestellt werden müsste, dem Wirtschaftskreislauf entzogen.

S ilvio Gesell fordert deshalb einen negativen Zins, einer Art „Geldsteuer“ für das Horten des Geldes bei Reichen und Superreichen. So gibt es Superreiche in Gstaad, die durch die 90 Tage-Regel, sprich: da sie sich viermal 90 Tage an vier verschiedenen Orten in der Welt aufhalten, keine Steuern bezahlen müssen. Da sie nur einen sehr geringen

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Teil des gehorteten Geldes in den Wirtschaftskreislauf zurückfließen lassen, können sie als die größten Innovationsverhinderer der Gesellschaft bezeichnet werden. Die Folge: Dadurch, dass es heute keinen Umlaufzwang für Geld gibt, nimmt die Vermögensdisparität in den führenden Industrienationen immer weiter zu. Die eigentliche Rolle des Geldes, nämlich die der Zirkulation, wird heute in den Industriestaaten durch das Horten von Geld verhindert, wodurch die Zentralbanken gezwungen sind, immer mehr Geld zu drucken. In einem solchen System muss sich die Wirtschaft dem Geld anpassen und nicht das Geld der Wirtschaft. Da die Geldinhaber das Geld ohne Verlust sammeln und aufbewahren können, sind diese in der Lage, das Geldangebot so zu verknappen, dass diese ausufernde Zinsen verlangen können. Wer das Zinsmonopol besitzt, dominiert die Wirtschaft und damit seine Schuldner, ein Umstand, der zwangsläufig zu Wucherzinsen führen muss.

Geld als Realtime-Fata Morgana

D er Geldschein avanciert zunehmend zum digitalen Schein und dies in zweifacher Hinsicht. Erstens als virtuelles Zahlungsmittel und zweitens als Halluzination eines Wertes, der im Falle einer Hyperinflation gegen Null tendiert, wie dies aktuell in Zimbabwe geschieht. Wenn ständig neues Geld gedruckt wird, findet eine systematische Enteignung der Konsumenten statt, da durch die Inflation die Produkte künftig nicht nur weniger wert sein werden, sondern der Konsument auch den versteckten Zins im Rahmen der Produktpreise bezahlen muss. Durch die Aufnahme von Krediten verschlechtern die Konsumenten ihre Position gegenüber den Gläubigern noch zusätzlich. Ohne ausuferndes Wachstum der Geldmenge sind diese gar nicht mehr in der Lage, ihre Zinszahlungen leisten zu können. Deshalb avanciert Geld immer mehr zu einer Realtime-Fata Morgana, das die verdurstenden Schuldner in immer neue Abhängigkeiten führt. Da Geld nur gesund ist, wenn es seinen Wert erhalten kann, muss dem Wachstumsfetischismus ein Ende bereitet werden. Wenn eine Zentralbank wie die USA sowohl der Geldwertstabilität als auch dem Wachstum verpflichtet ist, befindet sich diese in einem Gefangenendilemma, da Wachstum oftmals nur mit Inflation erkauft werden kann. Zentralbanken sollten sich deshalb neben der Geldwertstabilität auch der Innovation verpflichten. Eine hohe Innovationsrate ist viel besser geeignet, Inflationen zu vermeiden als Geldmengenerhöhungen und Zinssenkungen, die oft das Gegenteil dessen bewirken, was beabsichtigt war. Zu tiefe Zinsen sind nicht nur inflationsfördernd, sondern verleiten viele Marktteilnehmer auch zu einer Ausweitung der Risiken, wie diese im Falle der US-Finanzkrise von 2007 sichtbar wurden.

E s bleibt zu hoffen, dass bald unabhängige Zentralbanken entstehen, welche die Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes als wichtiger einstufen als ein fiktives absolutes Wachstum im Bruttosozialprodukt, welches sich bei genauerem Hinsehen als eine relative Schrumpfung der Wirtschaft entpuppt. Dies liegt daran, dass jeder Bürger heute mehr als ein Drittel seiner Arbeitszeit damit verbringt, die Zinseinnahmen der Reichen zu finanzieren, die das Geld nicht produktiv ausgeben, sondern es horten. Dadurch müssen die Notenbanken immer mehr Geld in Umlauf bringen, dass nicht durch Waren und Leistungen gedeckt ist. Die logische Folge ist eine Inflation, die man versucht, durch Statistiken zu verstecken.

Die große Geldillusion Eines der größten Probleme im Umgang mit Geld ist, dass die meisten Menschen in absoluten statt in relativen Größen denken. Da in Zeiten niedriger Inflation der absolute Wert des Geldes konstant bleibt und der relative Wertverlust gering ist, wird der nominale Wert des Geldes mit dem realen gleichgesetzt. Wird jedoch von einer Zentralbank sehr viel Geld gedruckt, erleiden die Bürger einen Wertverlust, insbesondere da sich Preise und Löhne nur sehr langsam einer Veränderung der Geldmenge anpassen. Wenn folglich Anleger Aktien kaufen, die eigentlich überbewertet sind, tun sie dies in Erwartung, dass andere Investoren die absoluten Kurse immer weiter in die Höhe treiben. Ein Hauptvertreter einer Theorie der Geldillusion war Irving Fisher. Ihm zufolge sind fast alle Bereiche des Wirtschaftslebens von absoluten Größen und deren Veränderungen geprägt. Fisher unterstrich die Unterscheidung zwischen realen und nominalen Zinssätzen, die heute fundamental ist für die Analyse von Deflation und Inflation. Fisher war Pionier bei der Einführung von Indexzahlen, die er in seinem einflussreichen Buch „The Making of Index Numbers“ beschrieb. Seine Schulden-Deflationstheorie betont die steigende reale Last von Schulden bei einem fallenden Preisniveau, wie dies in der großen amerikanischen Depression der 1930er Jahre auftrat. Zu seinen wohl bedeutendsten Anregungen zählt die Einführung von umlaufgesichertem Geld, da die unverantwortliche Schöpfung und Vernichtung von Umlaufmitteln durch die großen Banken für massive Kreditexpansion und mögliche wirtschaftliche Depressionen verantwortlich sind. Er schlug deshalb die Erhöhung der Reserveanforderungen für Sichtguthaben von zehn auf hundert Prozent vor, um ausufernde Bubbles in der Wirtschaft zu vermeiden.

F ür Fisher ist es vor allem die fehlende Deckung von Sichteinlagen, die künftige Booms und Depressionen immer schlimmer werden lässt. Die Weltwirtschaftskrise von 2007/2008 zeigt, wie recht er mit seiner These hat. Würde man Banken die Macht nehmen, virtuelles „Scheckbuchgeld“, wie er es nennt, zu schöpfen oder zu vernichten, könnten große Inflationen und Deflationen verhindert werden. Würden Sichtguthaben als Treuhandkonto geführt, die teilweise in Bargeld und teilweise in Staatsanleihen investiert werden, wäre das Geld der Anleger wesentlich sicherer angelegt als heute. Vor allem hätten die Bankkunden keine Forderung an die Bank, die diese nicht einlösen kann, sondern die aufgrund der Deckung immer verfügbar ist, egal welche anderen Geschäfte einer Bank schief gelaufen sind.

Grundlegendes zum Thema Geld

G eld regiert die Welt, lautet ein Sprichwort. Anders ausgedrückt: Wer Geld besitzt, hat auch die Macht über ein Land und seine Bürger. Wie zuvor beschrieben, gibt es für eine Bank nichts Einfacheres, als Geld zu erzeugen. Dies geschieht über neue Kredite, ein Vorgang, der so simpel ist, dass die meisten Leser es nicht glauben können. Dieses einfache Prinzip macht Banken zu den mächtigsten Institutionen, da sie quasi über eine Gelddruckmaschine verfügen. Das Geld, welches Banken neu schaffen, stammt weder aus ihren eigenen Einnahmen noch aus verwalteten Guthaben, sondern entsteht unmittelbar aus dem Versprechen des Schuldners, einen Kredit zurückzuzahlen. Mit jedem Kreditvertrag kann eine Bank damit neues Geld kreieren, welches wie durch Zauberhand als Minussaldo auf dem Konto des Kreditnehmers erscheint. Die Vorstellung, dass Banker einfach Geld aus dem Nichts schaffen können, ist eigentlich fast zu einfach, um geglaubt werden zu können. Doch dieses einfache Prinzip steigt den Bankmanagern immer mehr zu Kopf und so wollen sie immer noch mehr Geld machen. Dies geht jedoch nur, indem man die Eigenkapitalquote weiter absenkt oder indem man höhere Risiken fährt. Um dies vor Kontrollgremien zu verstecken, wurden Offshore-Firmen gegründet und das Risiko outgesourct. Wenn jedoch das Risiko durch die Auslagerung zu groß wird, bricht das Modell der Gelderschaffung aus dem Nichts wie ein Kartenhaus zusammen. War früher ein Papierdollar noch eine Quittung, die man bei der Zentralbank gegen eine feste Menge Gold oder Silber umtauschen konnte, so kann man die heutigen physischen oder virtuellen Dollars nur gegen einen Papierdollar eintauschen. Je mehr Einlagen heute eine Bank bekommt, desto mehr Kredite kann sie ausgeben. Meist geschieht dies etwa um den Faktor 9, das heißt, erhält eine Bank von einem Kunden eine Million Euro, so kann sie neun Millionen Euro an Kredit generieren. Hieraus entsteht ein großer Anreiz für Banken, Einlagen zu bekommen, um Kredite geben zu dürfen. Die Annahme, dass Kredite vollständig durch Einlagen gesichert sind, ist leider falsch.

S chuldentürme können aber immer nur dann entstehen, wenn Geld von Banken verliehen wird, dass sie eigentlich nicht haben. Wird das Risikoverhältnis von 9:1 auf 20:1 oder 30:1 ausgeweitet, was durch Umgehung von Richtlinien vor allem in den USA geschehen ist, dann kann das Bankensystem in einer Krise gar nicht anders reagieren, als in sich selbst zusammenzubrechen. Dies geschieht insbesondere dann, wenn es massive Mittelabflüsse durch Kundenauszahlungen gibt. Ein Banken-Run ist nichts anderes als das Eingeständnis einer Bank, dass sie das Geld des Kunden nicht ausbezahlen kann, weil sie es einem anderen Kunden geliehen hat. Die Verantwortlichen für diesen Leichtsinn zu schützen ist hier sicherlich der falsche Weg. Vielmehr sollten sich die Politiker neue Strategien ausdenken, wie man Banken Pleite gehen lassen kann und trotzdem die Kundengelder schützt beziehungsweise wie man ohne über den Umweg von Banken Unternehmen Darlehen geben kann. Womit sichergestellt wäre, dass Banken Geld nicht horten und somit Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und Kaufkraft erhalten, überleben können. Nur so können die vollständige Abhängigkeit von den Banken überwunden werden und die Druckmittel auf die Politik des „Too big to fail!“ nicht mehr greifen. Würden Politiker die Exponentialfunktion des Zinseszins verstehen, hätten sie dem Kreditterrorismus der Banken längst das Handwerk gelegt und das Monopol über die Gelderschaffung wieder in die Hand des Staates gelegt. Johann Wolfgang Goethe brachte die heutige Situation auf den Punkt, als er sagte: „Niemand ist ein hoffnungsloserer Sklave als die, die fälschlicherweise annehmen, sie seien frei.“

Kunst = KAPITAL? Die Losung „Kunst = Kapital“ schrieb Joseph Beuys auf einen Zehn-DM-Schein. Damit hatte der Künstler den Nagel im Rahmen einer Momentaufnahme auf den Kopf

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getroffen. Denn der Dollar ist in der Tat ein Kunstgebilde, dessen Wert seit Jahrzehnten von der Federal Reserve manipuliert wird, um das weltweite System der Zinsknechtschaft aufrecht zu erhalten. Der US-Dollar ist heute diejenige Form von Kapital, welche Marx meinte, als er ihm den Untergang prophezeite. Der Dollar verfügt über einen Symbolgehalt wie keine andere Währung, da er das amerikanische Lebensgefühl des ausufernden Konsums auf den gesamten Planeten ausdehnte.

K unst und Geld sind beide starken Wertschwankungen unterworfen, mit dem entscheidenden Unterschied, dass Kunst immer einen Wert haben wird, Geld jedoch wertlos werden kann. So wie Kunst zeigt, was Menschen in einer Epoche bewegt, gibt auch die Entwicklung des Geldes Aufschluss über die jeweilige Stimmung innerhalb eines Volkes. In einer Zeit der Entstofflichung des Geldes liegt dessen Zukunft immer mehr in seinem Verschwinden. Die entscheidende Frage, die sich hierbei stellt, ist jedoch, ob damit auch sein Wert entschwindet. Wäre dies der Fall, wäre die Losung Kunst = Kapital langfristig nicht mehr richtig und müsste durch die Gleichung Kunst = Wert ersetzt werden. Doch es scheint gerade der Wertverlust des Geldes und seine Abstraktion zu sein, die vor allem den US-Dollar immer wieder zu einem Thema in der Kunst werden lässt. 1877, mitten im "Gilded Age", malte William Michael Harnett einen zum Verwechseln echt aussehenden Fünfdollar-Schein im so genannten Trompe l’oeil Stil. Es war die große Zeit der Fälscher, und es stellte sich schon damals die Frage: Was waren die Greenbacks wirklich noch wert? 12 Jahre zuvor, am Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1865, waren die Greenbacks durch die Inflation nahezu wertlos. So blieben bis 1896 die Diskussionen über die Geldordnung auf der politischen Tagesordnung. Die MonometallistFraktion (oder Hard Money)-Seite wollte den Goldstandard einführen; die Bimetallist-Franktion (Free Silver oder Soft Money)-Seite wollte Gold und Silber als Wertträger akzeptieren und die Greenbackers wollten weder Gold noch Silber, sondern ein vom Staat definiertes Werterhaltungssystem. Bis zur Präsidentschaftswahl von 1896, bei der die Monometallists siegten, waren abwechselnd Gold und/oder Silber die wertmäßige Bezugsgröße. Eines der interessantesten Bilder zum Thema Wert des Geldes stammt von Otis Kaye, der in seinem Kunstwerk „A Fool and His Money“ aus dem Jahr 1929 den Börsencrash, der die Große Depression in Amerika auslöste, behandelte. Kaye, der auch viel Geld beim Börsencrash verlor, heftete hinter den Geldschein eine Spielkarte mit einem Joker, ein Hinweis auf das Risiko, das Börsenspekulation mit sich bringt.

E in weiteres wichtiges Währungsereignis war für die USA der Vietnamkrieg, der so teuer wurde, dass sich der Dollar in der Folge immer weiter entwertete. Deshalb sollte Kunst als eine neue Währung gegen den Wertverfall des Dollar etabliert werden. Einer der Protagonisten dieses Trends war Andy Warhol, der Geld generierte, indem er Dollarnoten malte und diese zum Gegenwert des gemalten Betrages verkaufte. Heute erzielen seine Werte ein Vielfaches des Nennwertes der gemalten Scheine. Warhols ästhetische Dollars wurden mehr wert als ein echter Geldschein und zeigen exemplarisch, dass Kunst mehr wert ist als Geld, das sich entwerten kann. Warhol beschäftigte sich mit der amerikanischen populären Konsumkultur. Diese wurde durch den US-Dollar symbolisiert. Durch die Präsentation des Dollars, vollkommen alleingestellt, großformatig und als Kunst and die Wand genagelt, erhöhte er ihn zur Ikone. Gleichzeitig wurde der Mythos des Geldes damit banalisiert und sein möglicher Wertverfall vorweggenommen. Warhol vervielfältigte den Dollarschein durch Siebdruck. Dadurch verwies er auf die Tatsache, dass der Dollar maschinell hergestellt ist und daher beliebig vermehrt, sprich: inflationiert werden kann. Einer der radikalsten Schritte, die Dichotomie von Kunst und Kapital aufzuzeigen, gelang Edward Kienholz in den frühen 1970er Jahren. Er schrieb Dollarbeträge auf ein Blatt Papier – For $1, For $2 bis hin zu $10,000 - und signierte diese mit seinem Daumenabdruck und seinem Namen. Die Scheine waren auf dem Kunstmarkt eine ziemlich sichere Investition, da sie im Gegensatz zum realen Dollar ständig an Wert zunahmen. Ein anderer Künstler, der sich dem Thema Geld widmete, war Marcel Duchamp. Er war der erste Künstler, der mit einem gezeichneten Scheck, der berühmte Tzanck Check, der das Wort "Original" enthielt, eine fiktive Zahnarztrechnung beglich. Ein weiterer wichtiger Künstler, der mit Dollarscheinen Kunst machte, war Robert Morris. In der Serie "Self-Portraits" beklebte er ein Gehirn aus Plexiglas mit achteinhalb Dollarscheinen. Damit zeigte er schon damals auf, was Bankmanager in ihrer Gier am meisten beschäftigt: Geld. Mit seiner Gleichsetzung von Gehirn und Kapital war er der Vorbote des Boni-Kapitalismus, der an der Wallstreet Einzug halten sollte. Zu guter Letzt nicht zu vergessen: Robert Rauschenberg. Als Hommage auf die amerikanische Konsumkultur klebte er auf eine auseinander gefaltete Einkaufstüte echte Dollarscheine, Bilder von einem Footballspiel, Gläsern, einer Tomate, einer Mülltonne und ein Polaroidphoto. Nahm er hier vorweg, dass zukünftig alle Dollarscheine in einer großen Mülltonne enden würden?

Der Weg zum Cybergeld

D urch den Trend zur Digitalisierung wird die materielle Welt zunehmend immaterialisiert, womit zukünftig auch physisches Geld in Bits und Bytes umgewandelt wird. Es werden neue digitale Währungen und möglicherweise zukünftig eine digitale Einheitswährung entstehen. Die Weltwirtschaftskrise 2007/2008 dürfte endgültig den Untergang des Dollars als Weltwährung, zumindest in seiner heutigen Form, eingeleitet haben. Die technische Möglichkeit, virtuell im Cyberspace Konsumgüter bestellen und bezahlen zu können, verändert die Art und Weise, wie Banking zukünftig betrieben wird. Das Entstehen einer bargeldlosen Gesellschaft bringt als Nebeneffekt den "gläsernen Bürger" mit sich, da alle seine Transaktionen digital nachvollziehbar sind. Hier könnte selbst herausgegebenes Geld in Konkurrenz zu den virtuellen Währungen der Staaten und einer möglichen Einheitswährung treten, wenn man nicht davon ausgehen müsste, dass dieses wahrscheinlich verboten würde. Die Grundlage für virtuelles Geld wurde mit der Einführung des elektronischen Zahlungsverkehrs (Electronic funds transfers – EFT) der Federal Reserve Bank im Jahr 1972 gelegt. Nach Einführung der ersten Diners Club Kundenkreditkarten in den 1950er Jahren sowie der immer größeren Akzeptanz von Plastikgeld weitete sich der virtuelle Markt in den 1970er Jahren auf 20 Millionen Kreditkarteninhabern aus. Gemeinsames Merkmal des Cybergeldes ist, dass der Transfer von Geld elektronisch erfolgt, entweder durch Datenübertragung oder durch physisches Überbringen von elektronischen Datenträgern. Während bei Münzen und Papiergeld/Sichteinlagen der Staat beziehungsweise die Banken als Emittent auftreten, kann bei elektronischen Zahlungsmitteln quasi jedermann als Emittent auftreten. Der entscheidende Unterschied zum Bargeld ist, dass Cybercash stets ein Gedächtnis hat, da es Spuren hinterlässt und es durch seine fast unkontrollierbare Vermehrung eine starke Inflationierung des Geldes herbeiführen kann. Im Idealfall kann bei der Bezahlung mit elektronischem Geld auf Banken sogar komplett verzichtet werden.

H ierin liegen jedoch nicht nur Risiken, sondern auch Chancen, da die Denationalisierung des Geldes die Abkehr des von Banken bestimmten Geldwesens hin zum freien Geld ohne Manipulation von Zentralbanken und Banken weisen kann. Allerdings wird dies nicht kampflos über die Bühne gehen, da internationale Großbanken in der Lage sind, sich durch die Beeinflussung der Politik das Monopol auf virtuelles Geld zu sichern. Die neuen Begriffe Micro-Payments (Mikro-Bezahlungen) und Micro-Transaktionen (MikroBezahlungsvorgänge) werden zunehmend an Bedeutung gewinnen, insbesondere wenn es zur Einführung von digitalen Währungen im globalen Maßstab kommt. Allerdings gilt es beim virtuellen Geld höchste Sicherheitsanforderungen zu stellen, da die PC-Rechner für die Manipulation von Daten geradezu prädestiniert sind. Hier tritt das Paradoxon auf, dass die Verschlüsselungstechniken umso anfälliger für Missbrauch und Fälschungen werden, je technisch ausgereifter sie sind. Es besteht sogar die Gefahr, dass nicht nur Krypto-Kriminelle, sondern auch Datenexperten der Geheimdienste im Auftrag des Staates Konten manipulieren können. Inwieweit sich ein freies Bankwesen (Free Banking), welches eigentlich für das World Wide Web als Zukunftsvision am besten geeignet wäre, im Rahmen einer möglichen Cyberkriminalität durchsetzen wird, hängt von der Sicherheit der Verschlüsselungsalgorithmen und den visuellen Zugangskontrollen (zum Beispiel Biometrie) ab, um eine möglichst hohe Sicherheit vor Fälschungen zu erreichen. Der elektronische Handel ohne Grenzen (E-Commerce) wird das Bankwesen drastisch verändern, ob dies zum Guten oder zum Bösen geschieht, wird die Zukunft weisen. Eine der großen Herausforderungen des Cybercash liegt hierbei darin, die Spaltung der Welt in vernetzte und nichtvernetzte Bürger zu überwinden. Im Bargeld-Nirwana der Waffenhändler, Drogenhändler und Prostituierten wird sich die digitale Revolution sicher nicht so schnell durchsetzen wie in der Kreditkarten-Welt der Superreichen, Reichen und Neureichen. Dipl.-Ing. Artur P. Schmidt studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin. Für die Promotion entwickelte er ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bücher wie "Endo-Management" und "Der Wissensnavigator" sowie Wirtschaftsbücher wie "Wohlstand_fuer_alle.com" oder "Crashonomics" hervorgingen. Heute entwickelt der Wirtschaftskybernetiker Lenkungs-Cockpits und ist Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com (2) sowie von Finanzportalen wie www.bankingcockpit.com (3) und www.wallstreetcockpit.com (4). Literatur

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Teil 3: Aufstieg und Fall der schweizerischen Banken (5) Subtexte

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Aufstieg und Fall der schweizerischen Banken Artur P. Schmidt 26.12.2008

Unter Bankstern - Teil 3 Teil 2: Die Banken und das liebe Geld (1)

Wechselstuben und Wechsler im 15. Jahrhundert

D ie aufstrebenden Städte des Spätmittelalters brachten auch das Bankwesen in der Schweiz zum Erblühen. Einige Städte richteten amtliche Wechselstuben (Luzern 1383, Zürich 1419) ein, andere ernannten amtliche Wechsler (Goldschmiede, Münzmeister), die den Umlauf des Geldes kontrollierten, die Währungen wechselten und Kredite vergaben. Eine wachsende Verflechtung zwischen den Städten in der Schweiz und in benachbarten Regionen forcierte das wechselseitige Geschäft mit Darlehen und Anleihen. Der zunehmende Wohlstand erwies sich als die treibende Kraft für den strukturellen Wandel beim Bodenkredit. Die "ewige", grundpfandgesicherte Rente näherte sich einem langfristigen Darlehen an. Damit reduzierten sich die hohen Zinsen von 30 bis 40 Prozent der kurz- und mittelfristigen Kredite bei Juden und Lombarden und näherten sich den tieferen Zinssätzen von damals etwa acht Prozent der langfristigen Hypothekardarlehen an. Den internationalen Zahlungsverkehr führten vor allem italienische Privatbankiers aus Florenz oder Lucca durch, insbesondere über die Messestadt Genf, die von 1420 bis 1464 eine Blütezeit erlebte. Das Bankhaus Medici unterhielt von 1431 bis 1438 eine Niederlassung in Basel.

Der Basler Stadtwechsel

B asel avancierte im 16. Jahrhundert zum Zentrum der Schweizer Finanzwelt. Die schon im 13. Jahrhundert in Schriften als Banken- und Finanzplatz erwähnte Schweiz profitierte als Wirtschaftsstandort von ihrer Lage an den wichtigsten Handelswegen Mitteleuropas. Die amtliche Wechselstube von Basel, der so genannte Stadtwechsel, entwickelte sich 1504 zur Staatsbank und damit zur bedeutendsten Bank der Schweiz im 16. und 17. Jahrhundert. Sie wechselte Geld, setzte neues Geld in Umlauf, vergab Darlehen und Kredite, tätigte Überweisungen und verwaltete Vermögen. Außerdem agierte die Staatsbank auch staatsübergreifend und vergab Anleihen weit über die Grenzen hinaus. So emittierte sie bis ins 17. Jahrhundert hinein Anleihen für zahlreiche Städte, den niederen Landadel, die Markgrafen von Baden, die Herzöge von Savoyen sowie die französischen Könige. Die Geschäftsform entsprach der einer einfachen Kommanditgesellschaft mit Kapitalbeteiligung der Wechsler und Obrigkeit sowie einer alljährlichen paritätischen Gewinnausschüttung. Als Staatsbank besaß die Bank das Monopol, neues Geld in Umlauf zu setzen, schlechte Münzen zum Einschmelzen aus dem Verkehr zu ziehen sowie Gold- und Silberbarren zu kaufen und zu verkaufen, was ihr damals schon den Status einer heutigen Zentralbank verlieh. Die anfänglich gegen Pfand gewährten Kredite wurden ab 1533 auch gegen Bürgschaften, Obligationen, Hypotheken und Wechsel als Sicherheiten vergeben. Die blühende Basler Staatsbank erzielte damals hohe Gewinne, die bis zu 12 Prozent des regulären Staatshaushalts ausmachten.

Erste Privatbanken im 17. und 18. Jahrhundert

A nders als in den großen Königreichen, in denen die zunehmende Staatsverschuldung das Wachstum der Bankenbranche förderte, entwickelten sich in der Schweiz Privatbanken. Die Bankiers unterhielten zu den wichtigsten europäischen Städten intensive Beziehungen und hatten sogar Zugang zu ausländischen Regierungen. Mit ihrer Anbindung an den internationalen Zahlungsverkehr konnten sie sogar Staatsobligationen im europäischen Ausland platzieren. Als so genannte Merchant Bankers standen sie mit ihren ausländischen Geschäftspartnern in stetem Verrechnungsverkehr. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren etwa 40 Schweizer Privatbankiers in Frankreich tätig, unter anderem Jean-Frédéric Perregaux, Mitbegründer und erster Präsident der im Jahre 1800 gegründeten Banque de France. Schweizer Bankiers gehörten im 18. Jahrhundert zu den wichtigsten europäischen Kapitalexporteuren. Die Staatsbanken hingegen verloren in der Schweiz zunehmend an Bedeutung und mussten sich mit dem lokalen Kleinkreditgeschäft, vor allem Pfandkrediten, begnügen. In Zürich kam es 1755 auf Initiative von Privatbankiers zur Gründung der zunächst staatlichen Bank Leu, der die Aufgabe zukam, die Kaufkraft aufzufangen, die damals als zu stark und inflationär erachtet wurde. Ihren Namen erhielt die als Instrument des Kapitalexports eingerichtete Bank nach dem Präsidenten der „Zinskommission“, Johann Jacob Leu.

Die Berner Bankenkrise von 1720

Im Gegensatz zu vielen europäischen Staaten präsentierten die meisten eidgenössischen Städte und Kantone seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts immer häufiger positive Rechnungsabschlüsse. Wurden die Überschüsse zunächst überwiegend thesauriert, begann Bern in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit der planmäßigen Bewirtschaftung dieser Gelder. 1710 wurden die ersten großen Auslandinvestitionen in England und den Niederlanden getätigt, wobei die Besorgung des Zahlungsverkehrs mit dem Ausland dem Bankhaus Malacrida &. Cie oblag. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde Bern zu einem der größten Gläubiger Europas. Im Rausch nach mehr Geld erfolgte mit Berner Staatsgeldern über die Bank Samuel Müller & Cie. in London der Kauf von Aktien der South Sea Company in London für 150.000 Pfund Sterling. Trotz zwischenzeitlicher Gewinne im Zuge der folgenden Spekulationswelle mussten sowohl das Bankhaus Malacrida &. Cie als auch die Bank Samuel Müller & Cie. Konkurs anmelden. Bei Malacrida & Cie. belief sich der Verlust auf 456.000 Taler, was bedeutet, dass die Gläubiger auf fast auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten mussten. Die langwierigen und schwerwiegenden Folgen des Bankzusammenbruchs machten deutlich, dass Bern damals über kein taugliches Konkursrecht verfügte. Zum Glück wirkten sich diese wirtschaftlichen Folgen des Bankrotts nicht auf weite Teile der Schweiz aus, sondern beschränkten sich fast ausschließlich auf die Bevölkerung von Bern.

Das Bankensystem im Gründerjahrhundert

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B ereits Ende des 18. Jahrhunderts kamen in der Schweiz Spar- und Leihkassen auf. Anders als die international ausgerichteten Privatbankiers sprachen Sparkassen die weniger betuchten Schichten an. Das Angebot der Sparkassen richtete sich zunächst an städtische Unterschichten. Sparen bedeutete damals weit mehr als die Anlage von überschüssigem Geld. Die Initiatoren verfolgten mit der Gründung von Sparkassen ein liberales Programm zur Lösung der „sozialen Frage“. Angesichts des rasanten Strukturwandels sollten die Bürger zur Selbstvorsorge und zum Zurücklegen eines Notgroschens motiviert werden. Die erste Sparkasse, die 1787 in Bern gegründete „Dienstenzinskasse“, kümmerte sich vornehmlich um die Einlagen von Hausangestellten. Zunächst entstanden Sparkassen in den Städten und nach den Napoleonischen Kriegen auch im ländlichen Bereich. Die Depression der 1840er Jahre stoppte diesen Boom. Waren die aufsteigenden Unternehmer zunächst bei der Selbstfinanzierung geblieben, so benötigten die Unternehmer ab 1820 infolge der Mechanisierung der Spinnereien immer mehr Kapital. Die Zunahme des internationalen Handels forcierte damals die Nachfrage nach Geschäftskrediten, was in den Kantonen zur Gründung von zentralen Diskontbanken führte. Damit waren die ersten Kantonalbanken geboren, zuerst 1834 in Bern, 1837 dann in Zürich und St. Gallen, 1844 in Basel sowie 1845 im Kanton Waadt. 1852 besaß im Kanton Zürich eine von sechs Personen ein Sparkonto, im Stadtkanton Basel war es eine von drei Personen, was damals ein Rekordwert war. Das Münzwesen der Alten Eidgenossenschaft war von einem Wirrwarr unterschiedlichster Münzen geprägt. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr qualitativ schlechte Münzen in Umlauf, was der englische Finanzier Thomas Gresham so formulierte: „Schlechtes Geld verdrängt gutes Geld“. Abhilfe schuf die Münzreform der Jahre 1850 bis 1851, bei der auf dem ganzen Staatsgebiet eine einheitliche Silberwährung, der an Frankreich orientierte Franken, eingeführt wurde.

Z ur Mitte des 19. Jahrhunderts teilte sich der schweizerische Finanzsektor in die zwei wesentlichen Gruppen der Privatbankiers und der dezentral organisierten Sparkassen auf. Was noch fehlte, war ein Markt für kurzfristige Kredite und Investitionsmittel für nationale Großprojekte. Dies änderte sich mit der Bundesstaatsgründung der Schweiz und der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkommenden Industrialisierungswelle in Verbindung mit dem wachsenden Eisenbahnbau. Letzterer umfasste ein riesiges Infrastrukturprojekt, dessen Investitionssumme sich in den 1850er Jahren auf jährlich 40 bis 50 Millionen Franken beliefen. Eine neue Unternehmensform stellten die so genannten Crédit-Mobilier-Banken dar, die als Aktiengesellschaften ein breites Spektrum an Bankgeschäften übernahmen und deshalb auch Universalbanken genannt wurden. Der damit verbundene Kapitalbedarf führte zum Aufkommen von Großbanken, wodurch das Schweizer Bankensystem seine moderne Form erhielt. Anstatt selbst das ganze Risiko der Industriefinanzierung zu tragen, luden die Banken dieses auf die Aktionäre ab. Die Aktienbank Crédit Mobilier in Frankreich diente als Vorbild für die neu gegründeten Geschäftsbanken. Als Erste wurde in Genf 1853 die Banque Générale Suisse gegründet, die jedoch bereits 1869 liquidiert wurde. 1856 folgte die Schweizerische Kreditanstalt (SKA) in Zürich, 1862 die Bank in Winterthur, die 1912 mit der Toggenburger Bank zur Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) fusionierte, und 1869 die Schweizerische Volksbank (SVB) in Bern sowie 1872 der Basler Bankverein, der nach mehreren Fusionen 1898 zum Schweizerischer Bankverein (SBV) wurde, um nur einige zu nennen.

D amit waren die wichtigsten Banken der Schweiz geschaffen, denen im 1. Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit die Rolle zukam, die Schweiz zu einem internationalen Umschlagplatz für Kapital werden zu lassen. Die SKA war damals die bekannteste Bank zur Finanzierung des Eisenbahnbaus. Sie wurde vom Zürcher Wirtschaftsmagnaten Alfred Escher (1819-1882) gegründet, wobei ihre Aktien bei Ausgabe um etwa das 70fache überzeichnet waren. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts kam es aufgrund des Industrialisierungsbooms zu einer zweiten Gründungswelle bei den Kantonalbanken, mit dem Ziel, den Kapitalmarkt von der Bevormundung durch das Großkapital zu befreien. Der Genossenschaftssozialist Karl Bürkli (1823-1901) hatte damals in Schriften wie „Volksbanken gegen Herrenbanken“ oder „Demokratische Bankreform“ gegen die Machtkonzentration der damaligen Geldaristokratie polemisiert. Dies führte 1870 zur Gründung der Zürcher Kantonalbank, die sehr rasch zu einer der stärksten Banken in der Schweiz heranwuchs. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügte jeder Kanton über „seine“ Kantonalbank. In den Jahren 1860 bis 1880 entstanden als Gegenpol zu den Großbanken auch zahlreiche lokale Kreditinstitute, die speziell auf die Bedürfnisse des Handwerks und Mittelstandes ausgerichtet waren.

D ie Ausweitung und Konsolidierung des Bankensystems verliefen parallel zum Siegeszug des Börsenwesens. Das starke Wachstum der Kapitalmärkte veranlasste das Bürgertum zum Bau beeindruckender Börsentempel. Mit dem Einsatz des Telegrafen und der Installierung von Telefonen ab 1900 wurden die Börsen zum Tummelplatz von Informationen, Gerüchten und den ebenfalls dazu gehörenden Spekulanten. Als 1891 die Verstaatlichung der Eisenbahnen an der Urne keine Zustimmung fand, stürzten die Bahn- und Bankaktien in den Keller. Die Kreditbank Winterthur ging sogar in Konkurs und die Aktien des Zürcher Bankvereins sanken um fast 70 Prozent. Als 1898 eine Mehrheit die Verstaatlichung der Eisenbahnen schließlich doch noch befürwortete, erhielten die Finanzmärkte einen enormen Impuls, da ein Markt für inländische Staatspapiere entstehen konnte. Der Rückkauf der Eisenbahnen 1898 von den Großbanken, den „Dampfmaschinen des Kredits“, kostete den Bund etwa 1,5 Milliarden Franken und strukturierte den Finanzplatz wesentlich um. Die Formierung des schweizerischen Finanzplatzes und seines Bankensystems wurden damals nicht vom Markt bestimmt, sondern von einem intervenierenden Staat. Während des 19. Jahrhunderts hindurch bedienten Kantonal- und Privatbanken die Notenpresse und schufen sich damit eine lukrative Einnahmequelle. Die erste schweizerische Bank, die Papiergeld herausgab, war die Berner Depositencassa, die 1826 mit dem Drucken von Banknoten begann. Eine Banknote, der so genannte „Zeddel“, bildete als Zahlungsversprechen der Bank einen „Geldersatz“. Als nach der Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland am 19. Juli 1870 der Bargeldumlauf in der Schweiz zusammenbrach, wurde als Notmaßnahme Staatspapiergeld in Form von verzinslichen Kassenscheinen durch einige Kantonalbanken herausgegeben, damit der Wirtschaftskreislauf aufrecht erhalten werden konnte. Schon damals zeigte sich die Notwendigkeit einer Zentralbank in Krisenzeiten.

Bad Boys Der wirtschaftliche Aufschwung Europas vom 16. bis 19. Jahrhundert ist zu einem wesentlichen Teil auf die Sklaverei und die Ausbeutung Afrikas zurückzuführen. Über ihre Direktinvestitionen waren die Schweizer Banken im 19. Jahrhundert mit kolonialen Unternehmungen verknüpft. Schweizer betrieben und unterstützten den Sklavenhandel, indem sie in der neuen Welt (Nordamerika, Antillen, Surinam, Brasilien) Plantagen samt Sklaven unterhielten, vom Handel mit Baumwolle, Indigo, Zucker, Kaffee, Tabak und Kakao profitierten, Tauschgüter für den Sklavenhandel wie Baumwollstoffe produzierten und über Kolonialgesellschaften in die Sklaverei investierten. Auch halfen viele Schweizer mit, die Sklaverei militärisch abzusichern. Schweizerische Soldaten, Offiziere oder ganze Truppeneinheiten beteiligten sich aktiv daran, Sklavenaufstände niederzuschlagen. Deshalb spricht der Historiker Roland Ruffieux auch von einem „verdeckten Kolonialismus“ schweizerischer Bankiers.

O hne Bedenken legten die Banker auch Geld von Handelsleuten an, die ihr Vermögen mit dem Sklavenhandel verdienten. So besaßen viel reiche Schweizer Sklaven. Handelshäuser beteiligten sich an der Ausrüstung von Sklavenschiffen und sogar der Staat Bern beteiligte sich als Großaktionär an der South Sea Company, welche in Afrika Sklaven kaufte und diese nach Lateinamerika verschiffte, um sie an die dortigen Plantagenbesitzer zu verkaufen. Emmanuel Haller, ein Berner Bankier, betrieb Kolonialhandel im großen Stil, und die Zürcher Bank Rougement, Hottinger und Cie. beteiligte sich an den französischen Sklavereihäfen. Mitglieder der Basler Patrizierfamilie Faesch besaßen in Surinam Plantagen mit farbigen Sklaven. Auch der Basler Kaufmann Johann Jakob Hoffmann nahm in Curaçao in der Karibik am Handel mit Sklavinnen und Sklaven teil. Hinter den Fassaden des schweizerischen Bürgertums wurde von Unternehmern und Händlern ein reger Kolonialhandel betrieben, bei dem viele Banker ihre Finger im so genannten „Black Holocaust“, dem Sklavenhandel mit Afrikanern, im Spiel hatten. Die Schätzungen über die Zahl der Opfer des Sklavenhandels vom 15. bis zum 19. Jahrhundert liegen bei hundert Millionen Menschen. Damals betrug die durchschnittliche Lebenserwartung für einen schwarzen Sklaven auf einer Zuckerrohrplantage lediglich sieben Jahre. Die intensiven Verbindungen schweizerischer Privatbankiers nach Frankreich hatten diese auch an das lukrative Geschäft mit dem Sklavenhandel heran geführt. So finanzierten damals die schweizerische Bank Thellusson, die Bank Mallet sowie die Banquiers Cottin und Banquet massiv die Sklavenhändler. Daneben waren viele schweizerische Banken auch über andere Wege mit dem Sklavenhandel verbunden. Zum Beispiel zeichneten die Berner Patrizierbank Marcuard und die Zürcher Bank Leu Aktien der französischen "Compagnie des Indes", einer staatlich privilegierten Handelsgesellschaft, die unter anderem auch über ein Monopol im westafrikanischen Sklavenhandel verfügte. Darüber hinaus zeichneten viele schweizerische Banken auch Aktien von französischen Versicherungsgesellschaften, die damals die hohen Risiken der Sklavenhandelsfirmen absicherten.

D och schweizerische Banken investierten nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Ländern in den Sklavenhandel. Isaac Miville, ein Basler im Dienste der SchwedischAfricanischen Compagnie, gründete bereits 1652 die Handelsburg für Sklavinnen und Sklaven „Cape Coast Castle“ (Goldküste, heute Ghana). Der Sklavenhandel vieler europäischer Nationen zeigt auf, dass ähnlich wie heute ein globales Welthandelssystem existierte. Insbesondere beim atlantischen Dreieckshandel mit Sklaven, aufgespannt durch die großen seefahrenden Nationen Spanien, Portugal, England, Frankreich und Holland, mischten schweizerische Bankiers kräftig mit, getreu dem Prinzip, dass man Geld dort anlegen muss, wo es etwas abwirft. Die Devise „Wohlstand durch Raub“ hat also eine lange Tradition in der Schweiz

Das 20. Jahrhundert

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Vom Zeitpunkt an, als die Großbanken vom defizitären Geschäft der Eisenbahnen befreit wurden, fokussierten sich diese auf die Finanzierung von Branchen der „Zweiten Industriellen Revolution“: Chemie-Industrie, Maschinenbau, Stromerzeugung durch Wasserkraft und Elektrotechnik. Ab 1900 gab es auch in der Schweiz den Goldstandard, was eine große Stabilität in das weltweite Finanzsystem brachte. Eine einheitliche Institution zur Ausgabe von Banknoten entstand erst im Jahre 1907 durch die Gründung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die damit älter ist als die amerikanische Zentralbank Federal Reserve. Durch die Gründung der SNB wurde eine Konzentrationswelle im Bankensektor ausgelöst, da mit der Einführung des Banknoten-Monopols viele regionale Notenbanken überflüssig wurden. So stieg die Geldmenge in der Schweiz zwischen Ende 1913 und Ende 1914 um rund 50 Prozent an, was eine beispiellose Preissteigerung auslöste.

M it dem Ausbruch des 1. Weltkriegs war es mit der Währungssicherheit vorbei. Wegen des immensen Kapitalbedarfs lösten sich die meisten Regierungen, auch die schweizerische, von der Goldeinlösepflicht für Papiergeld, womit sie einen Freibrief für das Anwerfen der Notenpresse schufen, um die Rüstungsausgaben zu finanzieren. Von 1908 bis 1920 verringerte sich die Zahl der Banken von 458 auf 371. Auch eine Reihe von Bankenzusammenbrüchen zwischen den Jahren 1910 und 1914 forcierte den Konzentrationsprozess im Bankgewerbe. Der Ökonom Ernst Wetter (1877-1963) sah den Hauptgrund des Bankensterbens in den unsoliden Geschäftspraktiken der Banken. In seiner 1918 veröffentlichten Habilitationsschrift, in der er „Bankkrisen und Bankkatastrophen“ von lokalen und Mittelbanken untersuchte, wies Wetter überdies darauf hin, dass kleinere Bankinstitute mit der zunehmenden Industriefinanzierung finanziell und organisatorisch überfordert waren. Hauptgründe für das Bankendebakel waren für ihn unter anderem die zu große Aufnahme fremder Gelder, das Eingehen von zu großen Risiken sowie die Effektenspekulation. Hatten 1880 die Großbanken nur 40 Prozent Marktanteil, so stieg dieser bis 1913 bereits auf 65 Prozent. Unter den damals acht Großbanken waren schon die „großen Drei“: die SKA, der SBV und die SBG. Während der kapitalintensiven Phase der Industrialisierung konnte bis zum Jahr 1914 ein leistungsstarkes Bankensystem geschaffen werden. Hierbei gelang es der schweizerischen Wirtschaftselite, ihre Kontrolle über die inländischen Investitionsprojekte zu behalten. Somit konnte unter Führung der Universalbanken ein nationaler Finanzplatz entstehen. Einen wesentlichen Faktor für den Aufstieg der schweizerischen Banken bildete der Kapitalimport durch die Vermögensverwaltung. Beim Schweizerischen Bankverein hatte bereits 1913 der Wert der Wertschriften die Bilanzsummen um das Dreifache überstiegen Bereits im Jahr 1930 war die Summe der Wertschriftendepots der SKA und des SBV höher als die Bilanzsumme aller Großbanken zusammen. Bereits seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hatten sich auch erste Auslandsbanken wie die „Banque de Paris et des Pays Bas“ und die Crédit Lyonnais in der Schweiz niedergelassen. In den 1920er Jahren folgten die Lloyds Bank, die Barclays Bank und die American Express Bank. Die meisten Niederlassungen ausländischer Banken wurden jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg gegründet. Von der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre wurden vor allem die stark im Auslandsgeschäft involvierten Großbanken getroffen, deren Bilanzsummen sich bis 1935 halbierten. Sechs der acht schweizerischen Großbanken entwickelten sich zu Sanierungsfällen. Eine davon, die Schweizerische Diskontbank, musste 1934 liquidiert werden, was zu einer Kapitalherabsetzung bei den Großbanken, mit Ausnahme der SBV und SKA, führte. Die SBV, die in den 1920er Jahren zu rasch expandiert hatte, konnte nur mit Hilfe des Bundes gerettet werden. Glimpflich davon kamen die Kantonalbanken, die über eine Staatsgarantie verfügten. Von 1929 bis 1935 stieg der Anteil der Kantonalbanken an der Bilanzsumme aller Banken von 36 auf 40 Prozent, während derjenige der Großbanken sich von 41 auf 21 Prozent verringerte. Die Bankenkrise führte nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa zu einer stärkeren Regulierung. Dass die Schweiz aus der Wirtschaftsdepression der 1930er Jahre herausfand, hatte ihren Grund vor allem in der Aufrüstung des Deutschen Reiches, zu dem intensive Wirtschaftsbeziehungen bestanden. Damit stabilisierte sich der Schweizer Franken und avancierte ab 1939 zur einzigen frei konvertiblen Währung mit einem festen Goldsockel. Während des 2. Weltkrieges gab es in der Schweiz den quasi einzig freien Goldmarkt. Damit konnte sich das Deutsche Reich unter Adolf Hitler mit dem Eintausch von Raubgold in Höhe von mindestens 1,5 Milliarden Schweizer Franken die notwendigen Devisen für die Kriegsführung sichern.

Die kriminellen Energien von schweizerischen Banken

Immer wieder wurden schweizerische Bankiers auch beim Versuch ertappt, Gesetze zu umgehen. Bei der so genannten Pariser Affäre wurden zwei Mitarbeiter der Basler Handelsbank im Oktober 1932 in Paris bei einem Treffen mit französischen Staatsbürgern verhaftet. Sie wollten ihnen bei der Umgehung der französischen Couponsteuer behilflich sein. Von den psychologischen Schäden dieses Falles konnte sich die Bank nicht mehr erholen und wurde schließlich 1945 als Folge der Zahlungsunfähigkeit vom Bankverein übernommen. Nach 1960 stieg die Schweiz zu einem der weltweit führenden Finanzplätze auf, wobei sich von 1947 bis 1971 die Bilanzsumme der Großbanken verachtfachte. Die damals sehr engen Beziehungen zwischen den Banken und der Industrie zeigten sich auch an den Verflechtungen in den Verwaltungsräten: In den 1960er Jahren bestanden die Verwaltungsräte der SKA und des SBV zu je zwei Drittel aus Vertretern von Großunternehmen. Während die Großbanken vor allem große Industrieunternehmen als Klientel betreuen, konzentrieren sich Kantonal-, Lokalbanken und Sparkassen in erster Linie auf Geschäfte mit kleineren und mittleren Unternehmen. Dass schweizerische Banken keine Skrupel haben, wenn es ums Geld geht, zeigte sich erneut im Jahr 1964, als das Pfund durch Währungsspekulationen unter Druck geriet. Der damalige britische Premierminister Harold Wilson wies den schweizerischen Banken die Verantwortung dafür zu und bezeichnete sie als die „Gnomen aus Zürich“. Im April 1977 erschütterte der Chiasso-Skandal die Schweiz. Die Direktion der SKA-Filiale Chiasso hatte in krimineller Weise Kundengelder in Höhe von etwa 2,2 Milliarden Franken außerhalb der Bank bei liechtensteinischen Beteiligungsgesellschaften platziert. Als weiterer Skandal folgte die so genannte Pizza-Connection. Unter dem Deckmantel einer Pizzabäckerei in New York wurden zwischen 1982 und 1985 1,6 Milliarden US-Dollar aus dem Drogenhandel über Schweizer Banken gewaschen. Die angeklagten Schweizer Bankmitarbeiter wurden bestraft. Bei der so genannten Libanon-Connection im Jahr 1988 wuschen zwei libanesische Devisenhändler der Zürcher Firma Shakarchi Trading ebenfalls Geld aus dem amerikanischen Drogengeschäft. Am 3. Oktober 1991 geriet die Spar- und Leihkasse Thun in den Strudel der Immobilienkrise. Verzweifelte Sparer, die um ihre Einlagen fürchteten, lösten einen Banken-Run in der angeblich so soliden Schweiz aus.

D ie Bilder von Bankkunden, die vor den geschlossenen Schaltern der Spar- und Leihkasse Thun um ihre Einlagen bangten, gingen um die ganze Welt und schadeten dem Image der Schweiz erheblich. Von der Krise wurden auch diverse Kantonalbanken und die Schweizerische Volksbank erfasst, die schließlich von der SKA übernommen wurde. 1997/1998 entstand aus der SBV und der SBG durch eine Fusion, die faktisch eine Übernahme der SBG durch den SBV darstellte, die United Bank of Switzerland (UBS). Zusammen mit der Nachfolgerin der SKA, der Crédit Suisse (CS), teilt sie sich heute den Markt der privaten Großbanken. Als im Jahr 1998 der spekulative Hedgefonds „Long Term Capital Management“ in Schieflage geriet, verlor die im selben Jahr zusammen mit dem Bankverein fusionierte UBS durch ihre Beteiligung am LTCM 1,6 Milliarden CHF, was zum Rücktritt ihres Präsidenten Mathis Cabiallavetta führte. Doch der Siegeszug des Bankwesens in der Schweiz setzte sich unvermindert fort. So stiegen die kumulierten Bilanzsummen der Banken von 26 Milliarden Franken im Jahr 1950 auf 2.124 Milliarden im Jahr 2000 und schließlich auf gut 5.000 Milliarden Franken im Jahr 2007 an. Damit bildet der Finanzsektor, der 14 Prozent des schweizerischen Bruttosozialproduktes erwirtschaftet, eine wichtige Stütze der schweizerischen Volkswirtschaft, insbesondere da knapp sechs Prozent aller Beschäftigten, konkret: fast 200.000 Menschen, in diesem Sektor arbeiten. So lässt sich ermessen, welchen Schaden das Missmanagement der UBS während der Finanzkrise 2007/2008 für den altehrwürdigen Finanzplatz Schweiz bedeutet.

Die schweizerischen Banken und das schmutzige Geld

D ie schweizerischen Gnomen haben ein besonderes Immunsystem entwickelt, wenn es darum geht, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Mit ihrer Neutralitätsdividende hat sie vieles ermöglicht, vor allem einen kollektiven Gedächtnisschwund, wenn es um die Gelder der Nazis und Juden geht, die in den schweizerischen Banktresoren gesammelt wurden. Es gilt heute als erwiesen, dass ohne schweizerische Hilfe bei der Devisenbeschaffung Deutschland bereits im Oktober 1944 besiegt gewesen wäre. Der von Jean Ziegler angeprangerte „Bankenbanditismus“ während des 2. Weltkriegs lässt sich nur durch die Gier und den Moralverlust der Akteure erklären. Zur Finanzierung des Krieges musste die Deutsche Reichsbank Gold in Milliardenhöhe an die schweizerische Nationalbank verkaufen, welches diese bereitwillig aufnahm. Deutschland benötigte diese Devisen dringend, um strategische Rohstoffe für die Kriegsführung einkaufen zu können. Wer glaubt, dass die Schweiz während des Krieges ein neutrales Land war, der irrt gewaltig. Von 1940 bis 1945 war die schweizerische Wirtschaft ein Teil des großdeutschen Wirtschaftsraumes, wobei, wie es Jean Ziegler auf den Punkt bringt, die schweizerischen Banker die Hehler und Kreditgeber Hitlers waren. Der Waffenkonzern Bühre-Oerlikon lieferte noch im April 1945 Schnellfeuerkanonen an die deutsche Wehrmacht. Bei so viel Geschäftssinn kommt es nicht von ungefähr, dass Friedrich Dürrenmatt die Schweiz mit einem Mädchen verglich, welches im Bordell arbeitet, aber Jungfrau bleiben will. Was während des Krieges begann, nämlich schmutziges Geld einzusammeln, setzte sich nach dem Krieg über Jahrzehnte fort, als die Gelder von Saddam Hussein, Noriega oder

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Marcos, um nur einige zu nennen, in der Schweiz verwaltet wurden. Mit einem weit gespannten Netzwerk von Firmen in Liechtenstein, Briefkastenfirmen in der Karibik und Tarngesellschaften in Luxemburg werden Milliarden an schmutzigem Geld nicht nur gewaschen, sondern permanent reinvestiert. Der schweizerische Rohstoff ist Geld, wobei es für verantwortungslose Banker völlig egal ist, woher es kommt, Hauptsache, es vermehrt sich möglichst schnell. Noch heute schlummern Milliarden von schmutzigen Geldern (Diktatorengelder und Steuerfluchtgelder) auf den Nummernkonten von Schweizer Banken.

U m die Herkunft von Geldern zu vertuschen, vernichteten schweizerische Großbanken wie die Schweizerische Bankgesellschaft (heute UBS) viele wichtige Dokumente, die ihre Komplizenschaft im Dritten Reich, insbesondere die Annektierung jüdischen Eigentums, belegt hätten. Der schweizerische Franken war während des gesamten 2. Weltkrieges die einzige Währung, die auf der ganzen Welt handelbar war. Die Goldwaschmaschine von Bern war für die internationalen Großbanken eine Art Gelddruckmaschine, speziell jedoch für die schweizerischen Banken, die auch das Gold der Juden, welches die Nazis diesen geraubt hatten, nicht zurückgeben wollten. Das Ghetto-Gold und das Gold aus den Konzentrationslagern, welches in die Keller und auf die Konten der schweizerischen Privatbanken gelangte, wurden von diesen faktisch konfisziert. Hier stellt sich die Frage, ob die Schweiz deshalb so viele Juden an der Grenze abgewiesen hat, weil man ihre Vermögen ausplündern wollte? Der schweizerische Polizeihauptmann Paul Grüninger, der so viel Heuchelei nicht mehr ertrug und humanitäre Verantwortung übernahm, wurde im Frühling 1939 aus dem Amt gejagt, nachdem er 3.000 Juden illegal einreisen ließ. Auch das Gold vieler ehemaliger Nazigrößen, die ihr Geld in der Schweiz versteckt hatten, ging nicht an die Siegermächte oder die Opfer. Nach dem Krieg kaufte sich die Schweiz mit einem Betrag von 250 Millionen Schweizer Franken von den Siegermächten frei, womit alle Ansprüche bezüglich der Goldtransaktionen der Nationalbank mit der Reichsbank abgeglichen waren. Ohne den dadurch eingestrichenen Kriegsgewinn hätte die Schweiz kaum zu einem der reichsten Länder der Welt aufsteigen können. Auch heute noch dürfte ein Großteil des eingelagerten Goldes der schweizerischen Nationalbank Nazi-Raubgold, auch Zahngold aus den Konzentrationslagern, sein.

E in weiterer Tiefpunkt ist die Nazigold-Debatte Ende der 90er Jahre. Der Wachmann Christoph Meili fand 1997 im Schredderraum der Bankgesellschaft Akten, die er der israelischen Gemeinde zuspielte. Schweizerische Banken mussten sich mit dem Vorwurf auseinandersetzen, nachrichtenlose Vermögen von Opfern des Holocaust den Eigentümern vorenthalten und sich daran bereichert zu haben. Im Jahr darauf treffen die Schweizer Banken mit den US-Sammelklägern einen Vergleich in der Höhe von 1,25 Mrd. USD. Schalck-Golodkowskis Geschäfte mit der Schweiz Vom Wert konspirativer Bankverbindungen im Westen schwärmte Alexander Schalck-Golodkowski schon in seiner Dissertation. Besonders angetan hatte es ihm hierbei die Schweiz, vor allem die Bank für Handel und Effekten (BHE) in Zürich. Der Schweizer Bankier Max Moser war eine zentrale Schaltstelle im weitverzweigten Netzwerk des Stasi-Obristen. Im Fürstentum Liechtenstein installierte er ein Sammelsurium von Briefkastenfirmen, die die Ausgangspunkte des Schalckschen Schattenreichs bildeten. Der Schweizer Bankier verwaltete auch Schalcks anonyme Nummernkonten mit Decknamen wie „Alexander“ oder „Sultan“ und managte für den Devisenpaten der DDR zinsträchtige Festgeldanlagen auf der Karibikinsel Bahamas. Vor allem aber betreute er für ihn die Vaduzer Geheimfirma „Mondessa“ und er hatte auch Vollmacht für SchalckKonten bei der Westberliner Scheurmann-Bank. Für den Schweizer stellte die Liaison mit Schalck eine ganz normale Geschäftsverbindung dar, obwohl er eigentlich wissen musste, daß Schalcks Devisengeschäfte nach bundesdeutschem Recht illegal waren? In typischer schweizerischer Fünferli- und Weggli-Manier (am liebsten hat man halt immer beides: das Geld behalten und trotzdem das Brötchen in der Tasche) antwortete dieser auf die Fragen der Ermittler: „Es ist nicht Aufgabe eines Schweizer Bürgers, sich um derartige Sachen zu kümmern.“ Diese Denkhaltung passt gut in die Geisteshaltung im Umgang mit dem Mammon. Die Schweiz hatte früher ein ausgeprägtes Söldnerwesen und war gegen Bezahlung bereit, ihr „Berufskillertum“ zu exportieren. Zwar sind viele Söldner aus Not in diesen „Beruf“ gerutscht, aber die Schweiz hätte mit gerechterer Verteilung der Güter wohl als Ganzes auf dieses fragwürdige Angebot verzichten können.

Das Schweizer Bankgeheimnis

A m 26. Oktober 1932 wurden der Direktor, der Vizedirektor sowie der Leiter der Pariser Filiale der Basler Handelsbank von der Polizei erwischt, als sie für Mitglieder der französischen Haute Volée Steuerhinterziehung begingen. Sie wurden festgenommen und mussten zwei Monate in Untersuchungshaft verbringen. Besonders brisant war, dass bei einer groß angelegten Durchsuchungsaktion den Polizeibeamten eine Kundenliste mit über 2.000 Namen in die Hände fiel, woraus hervorging, dass rund zwei Milliarden Francs (etwa 400 Millionen Schweizer Franken) am Fiskus vorbeigeschleust wurden. Entgegen dem angeblichen Mythos, dass das Bankgeheimnis zum Schutz jüdischer Kontobesitzer geschaffen wurde, ist dessen Einführung eher auf die Immunisierung illegalen Verhaltens zurückzuführen. „Der Bankkunde hat ein Recht auf Schutz seiner ökonomischen Privatsphäre, die Bank hat somit die Pflicht, über alle Tatsachen, die ihre Kunden betreffen, Verschwiegenheit zu wahren.“ Diese Definition der schweizerischen Bankiervereinigung über das Bankgeheimnis aus dem Jahr 1934 ist der geheime Standortvorteil der Schweiz. Um ihre eigenen Schandtaten bei der verantwortungslosen Entgegennahme schmutziger Gelder zu relativieren, sprechen schweizerische Banker statt von Bankgeheimnis deshalb lieber von Bankkundengeheimnis, da angeblich nur der Kunde, nicht aber die Bank geschützt werde. Das Problem: Bei der Suche nach den Besitzern von nachrichtenlosen Vermögen wurde das Bankgeheimnis selten aufgehoben, obwohl immer neue Konten von ehemaligen Nazi-Opfern auftauchten. So kommt es nicht von ungefähr, dass im Jahr 1997 der damalige Vorsitzende der Jewish Agency, Abraham Burg, das mehrheitliche Verschwinden der Holocaust-Gelder als den „größten von Banken organisierten Raub der Geschichte“ nannte. Es hat den Anschein, als ob das schweizerische Bankgeheimnis nach dem Krieg nicht nur den Zweck hatte, Bankkunden zu schützen, sondern vor allem den Banken ermöglichte, sich gestohlenes Geld leichter einzuverleiben. Der Journalist Roger de Weck bringt es auf den Punkt: Im Mittelpunkt unserer bürgerlichen Ordnung steht der Schutz des Eigentums. Offenkundig war das Eigentum vieler Juden ein bisschen weniger schutzwürdig. Umso schutzwürdiger war jedoch für schweizerische Banken das Eigentum von Steuersündern. Denen half man gerne ihr Vermögen in Offshore-Zentren zu verstecken. Der frühere Direktor der Bank Julius Bär auf den Cayman Islands, Rudolf Elmer, ließ im Frühjahr 2008 die Karibik erzittern. Er warf der Bank massive Beihilfe zur Steuerhinterziehung vor und veröffentlichte seine Vorwürfe auf der von Journalisten und Dissidenten gegründeten Enthüllungsseite Wikileaks.org (2). Laut eigenen Angaben wurde er von der Bank gezwungen, unethische und unmoralische Geschäfte zu tätigen. Diese betrieb in der Karibik ein ausgefeiltes System der "Schattenbuchhaltung", um Geld am Fiskus vorbeizuschleusen. Der plötzliche Tod des Julius Bär-CEO Alex Widmer nach den Verwerfungen an den Finanzmärkten im Dezember 2008 und dem gleichzeitig verkündeten härteren Vorgehen der neuen US-Regierung unter Präsident Obama gegen Steueroasen wirft viele Fragen auf. Beging er Selbstmord, weil er das korrupte Geschäftsgebaren der schweizerischen Privatbanken nicht mehr ertragen konnte? Gibt es möglicherweise Finanzlöcher in der Bilanz von Julius Bär, die auf massive Schieflagen wie bei der UBS schließen lassen?

Das UBS-Debakel

J eder Börsenhändler kann eigentlich nur ein bestimmtes Risiko eingehen. Bei der UBS gab es scheinbar keine Regeln zur Risikobegrenzung. Die Bilanz der Großbank offenbarte sich im Jahr 2007 als ein Fass ohne Boden, da sie mit Hunderten von Milliarden Franken an Kundengeldern spekulierte. Ihre hochriskanten Deals in den amerikanischen Hypothekenmarkt mit Verlusten von wahrscheinlich mehr als 100 Milliarden US-Dollar erinnern an den Einstieg von Enron in den Kauf von maroden Firmen. Als sich diese nicht gewinnbringend weiterverkaufen ließen und die Bewertungen immer tiefer gesetzt werden mussten, begann der Gigant zu straucheln. Am Ende stand der Konkurs eines der größten Energiekonzerne der Welt. So wie sich Anfang der 1990er Jahre die Sparkassen in den USA verzockten, hatte sich auch der schweizerische Bankgigant völlig übernommen. Aufbauend auf dem ehrgeizigen Ziel, die größte Investmentbank der Welt werden zu wollen, kaufte die UBS sowohl strukturierte Produkte als auch verbriefte Wohnbauhypotheken gierig in einem atemberaubenden Tempo auf. Getrieben vom kurzfristigen Gewinndenken des Shareholder Value wurde eine internationale Großbank, ein Aushängeschild der Schweiz, zu einem Beinahe-Konkursfall herabgewirtschaftet.

B edenkt man heute, mit wie wenig Geld die UBS der schweizerischen Swissair AG während ihrer Probleme hätte helfen können, ist das Grounding der UBS die gerechte Strafe des Marktes für die überheblichen Bankmanager der Bahnhofstrasse. Es wäre eine Ironie des Schicksals, wenn Marcel Ospel an dem Tag, an dem er unabkömmlich war, um die Swissair zu retten, die Hypotheken-Deals eingefädelt hätte, die jetzt die UBS gegroundet haben. Bei der UBS betrieb man einen stoischen Blindflug ohne jegliche Instrumente. Auch das einst profitable Vermögensverwaltungsgeschäft der Bank dürfte durch den massiven Vertrauensverlust in die Bank bald nur noch ein Schatten einstiger Tage sein.

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Die erheblichen Mittelabflüsse beim UBS Wealth Management und stark fallende Aktienkurse haben das Portfolio der Großbank stark in Mitleidenschaft gezogen. Es waren nicht nur Kleinkunden, die ihre Gelder abzogen, sondern vor allem Großkunden mit Vermögen von über 20 Millionen Franken. Neben den Abschreibungen auf Schuldverschreibungen von amerikanischen Obligationen kommen offenbar noch Kreditkartenprobleme auf die Bank zu. Sollten jetzt auch noch Betrugsfälle im Rahmen zur Beihilfe der Steuerhinterziehung in den USA nachgewiesen werden, könnten hier Schadensersatzsummen auf die Bank in ebenfalls zweistelliger Milliardenhöhe zukommen. Die Raffgier der UBS-Manager, Gelder vorbei an der amerikanischen Steuerbehörde nach Liechtenstein zu transferieren, dürfte die Bank teuer zu stehen kommen.

K lagen wie die von der HSH Nordbank, welche die Rückerstattung von dreistelligen Millionenverlusten aus einem Immobilien-Portfolio fordert, machen klar, dass die Bank nur durch eine Milliardenunterstützung des Staates überleben konnte. Vielleicht hat man ja noch Größeres mit der Bank vor? Der heutige Verwaltungsratsvorsitzende Peter Kurer ist ein ehemaliger Direktor der Rothschilds Continuation Holding. Soll er die UBS als mundfertiges Häppchen auf Kosten der schweizerischen Steuerzahler für eine der Banken des Rothschild-Imperiums vorbereiten? Wenn schweizerische Politiker behaupten, dass die Übernahme eines 60-Milliarden-Dollar-Ramschpakets von den UBS den Steuerzahler nichts kosten wird, so wird hier gerade ein neues Schweizer Märchen generiert. Ebenso lässt es sich in den Bereich der Fabeln einordnen, dass die Credit Suisse ohne Staatshilfe auskommen wird, wenn zunehmend die Gegenparteien ihrer Absicherungsgeschäfte pleite gehen.

Überlebt der Finanzplatz Schweiz?

A ngeblich ist die Schweiz vor der internationalen Finanzkrise sicher. Das kommunizierten schweizerische Politiker im Herbst 2008. Was ist von derartigen Gesundbetungen und Wunderheilungen zu halten? Natürlich gar nichts, denn die UBS ist mit einer Eigenkapitalquote von 2,5 Prozent hoffnungslos unterkapitalisiert und wird ohne staatliche Hilfe oder neues Kapital aus Fernost kaum überleben können. Während Regierungschefs und Finanzminister rund um die Welt jetten und Krisengipfel abhalten, sind die Berner Politiker auf Tauchstation gegangen. Die schweizerischen Großbanken werden jedoch die großen Verlierer der Vermögensumschichtung von Milliardären und Millionären sein, die ihr Geld lieber zu kleineren Vermögungsverwaltungsfirmen, spezialisierten Family-Office-Managern oder zu Privat- oder Kantonalbanken tragen, als es bei den großen Geldvernichtern UBS oder CS zu lassen. Auf jeden Fall sollten Kunden sich darauf vorbereiten, dass die Großbanken den Kapitalschwund dadurch aufzufangen versuchen, dass sie Privatbanken übernehmen.

D as Geld wird künftig in die Finanzmetropolen fließen, die über hohe Cash-Reserven verfügen. Sie werden eher in Asien liegen, auch wenn der Nischenplayer Schweiz durchaus eine Überlebenschance hat. Sicherlich hat die UBS als eine der ersten Banken der Welt harte Milliardenabschreibungen durchgeführt und seine Eigenkapitaldecke zumindest vorläufig geflickt, jedoch dürften sich bei einer Fortsetzung der Krise die Konditionen, zu denen es Geld gibt, auch für die UBS verschärfen. Die Mittelzuflüsse, welche die CS von der UBS erhalten hat, dürften bald versiegen, wenn die Anleger erkennen, dass auch die CS nur mit Wasser gekocht hat und auch dort möglicherweise noch Zeitbomben ticken, von denen nicht einmal die dort angestellten Mitarbeiter die leiseste Ahnung haben. Beide Banken haben, gemessen an ihrer Kapitalausstattung, ein zu großes Rad gedreht und werden wohl kaum ohne weitere Einschnitte aus der Krise herauskommen. Die großen Profiteure der Finanzkrise in der Schweiz sind die Kantonal-, Regional- und Raiffeisenkassen, die im Jahr 2008 (Stand: Oktober) einen Mittelzufluss von über 25 Milliarden Franken an neuen Kundengeldern verzeichnen konnten. Fest steht, dass durch die Fehlspekulationen der UBS der Finanzplatz Schweiz einen schweren Schaden genommen hat. Hätten sich die Großbanken in ihrer Gier zurückgehalten, könnte der Finanzplatz Schweiz einer der Hauptprofiteure der Krise sein. Jetzt wird er lediglich etwas besser davonkommen als andere. Gewinner sehen anders aus. Dies zeigt sich auch darin, dass ausgerechnet die marode Investmentbank Morgan Stanley, die im Oktober 2008 japanisches Kapital von neun Milliarden US-Dollar erhalten hat, bekannt gab, ihren Anteil an der Credit Suisse auf etwa sieben Prozent aufzustocken. Soll hier etwa die Krise von amerikanischer Seite dazu benutzt werden, die mit amerikanischen Steuergeldern aufgepeppelten Banken als Übernahmeinstrumente internationaler Großbanken zu missbrauchen?

S cheinbar dämmerte diese Erkenntnis auch einigen schweizerischen Politikern, als sie Mitte Oktober 2008 Notfallmaßnahmen verabschiedete, durch die die UBS Problempapiere in Höhe von rund 62 Milliarden Franken an die Schweizerische Nationalbank (SNB) auslagern konnte und eine Finanzspritze von sechs Milliarden Franken erhielt. Besonders pikant an dieser Finanzspritze in Form einer Pflichtwandelanleihe ist, dass diese über die britische Steueroase Yersey ausgegeben wird. Dass Bundesgeld für die UBS über ein Steuerparadies fließt, zeigt den Sumpf auf, in dem sich mittlerweile auch die Politiker verstrickt haben. Mit derartigen Transaktionen verspielt die Schweiz den letzten Funken an Glaubwürdigkeit noch als ein seriöser Finanzplatz zu gelten. Doch zumindest sind die UBS und vielleicht auch bald die CS durch derartige Bauerntricks bald mit genügend Kapital ausgestattet, um im internationalen Spiel ohne Grenzen vielleicht doch noch eine der größten Banken der Welt zu zimmern. Doch möglicherweise kommt alles ganz anders und dies ist nur die Spitze des Eisberges. Ist die Schweiz das nächste Island? Dies würde das Ende des Schweizer Finanzplatzes bedeuten. Die in der Schweiz befindlichen Bankeneinlagen (etwa 60 % aus dem Ausland) von etwa 4 Billionen Franken (inclusive Treuhandkonten) übersteigen das Bruttoinlandsprodukt um mehr als das Siebenfache. Deshalb sieht Richard Portes von der Londoner Business School und Präsident des Centre for Economic Policy Research neben Island auch die Schweiz als ein Sicherheitsrisiko für die internationalen Finanzmärkte an. Kurzfristige Verpflichtungen der Schweizer Gnomen haben ein Leverage von 13 gegenüber dem schweizerischen Bruttosozialprodukt. Wenn es zu einer ernsten Pleitewelle kommt, wird sich zeigen, ob das Worst-Case-Szenario eintritt.

Zeitenwende Über den faktischen Konkurs der UBS, der nur durch Staatshilfen verhindert werden konnte, wurde ausführlich in den chinesischen Medien berichtet. Die Botschaft für die Chinesen war klar: Selbst die früher so grundsolide Schweiz hat sich in eine Schuldenoase verwandelt. Mit der Schweiz ist für China die letzte Bastion des Vertrauens in der westlichen Welt gefallen. Der Image-Schaden für die schweizerische Bankenszene ist fatal, insbesondere da man dem verbrecherischen Treiben der Bankmanager nicht schon viel früher entgegengetreten ist. Und noch fataler wird es für die Schweiz, dass sie mittlerweile mehr als die Hälfte ihrer Goldreserven (man spricht von Verkäufen von 1.200 Tonnen seit dem Jahr 2000) verkauft hat. Im August 2008 las man in der Presse, dass sogar darüber nachgedacht wird, auch noch den restlichen Goldbestand von etwa 1.000 Tonnen zu verkaufen. Ein wahrer Schildbürgerstreich, wenn er realisiert würde. Während die schweizerischen Politiker ihrem Volk einzureden versuchen, dass Gold unproduktiv sei, keine Zinsen bringe und man es daher verkaufen müsse, treten die Chinesen weltweit als massive Käufer von Gold auf. China nutzte heute die Gunst der Stunde und deckt sich weltweit mit Gold ein, da es weiß, das nahezu jede Währung der westlichen Welt, auch der schweizerische Franken, Fiat-Geld ist. China hat in den letzten Jahren nicht nur seine Goldreserven kontinuierlich und überlegt aufgestockt, es ist heute der größte Gläubiger der USA. Würde man die gesamte Ökonomie der Vereinigten Staaten als AG betrachten, sind die Amerikaner künftig nur noch Minderheitsaktionär ihrer Wirtschaft. Ähnliches ereignet sich in der Schweiz. Im Gegensatz zu vielen schweizerischen Bankmanagern und Politikern beherrschen die Chinesen die Kunst des strategischen Denkens.

K ein Wunder, wenn für die chinesische Presse die Schweiz längst zu den großen Verlierern der Weltwirtschaftskrise zählt. Außer dem schweizerischen Privatbankier Konrad Hummler üben sich die schweizerischen Bankiers in einem tiefen Schweigen. Hummlers Auffassung ist diametral anders als die der Zürcher Großbankiers, da er in diesen ein Kartell sieht, die sich der „Illusion der Risikolosigkeit” hingegeben haben. Er empfiehlt nicht mehr Regulierungen, da dies nur eine falsche Sicherheit herbeiführen würde, sondern ein Konkursrecht für Banken, damit diese nicht mehr der Illusion der Unfallfreiheit unterliegen. Die Aussagen des Präsidenten der Schweizerischen Bankiervereinigung Pierre Mirabaud können wir getrost vergessen, da er die Krise bereits für überwunden hielt, als sie gerade erst begann. Auch verwundert es kaum, dass Mirabaud ein leidenschaftlicher Verfechter des Bankgeheimnisses ist und deutschen Kritiker des Systems im Rahmen seiner Entgleisungen sogar Gestapo-Methoden vorwirft. Viele Bankmanager in der Schweiz fallen nicht durch eine übertriebene Intelligenz in ihren Reden auf, als vielmehr wegen der ausgesuchten Qualität ihrer englischen Stoffe. Wohl deshalb leugnen sie, dass der Finanzplatz Schweiz krank und sein internationaler Ruf beschädigt ist.

Das Schweigen der Lämmer

D ie schweigenden Hütchenspieler von der Bahnhofstraße während der aktuellen Krise sind ein deutliches Warnsignal dafür, dass es viel schlimmer um den Alpenstaat steht, als viele annehmen. Ähnlich wie Island hat sich das Land durch die Aktivitäten der UBS und anderer Finanz-Player zu einem riesigen Hedgefonds entwickelt. Der relativ unbekannte Rohstoffkonzern Glencore, 2007 mit einem Rekordumsatz von 142.3 Milliarden USD das umsatzstärkste schweizerische Unternehmen, hat im Jahr 2008

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möglicherweise riesige Summen verzockt, wie die Kursentwicklung der fünfjährigen Credit Default Swaps (CDS) des Unternehmens vermuten lässt. Sollte die Zahl der unternehmerischen Schieflagen in der Schweiz in den nächsten Monaten massiv ansteigen, könnte das Land in Bälde aus seinem Dornröschenschlaf erwachen. Ein Indikator hierfür ist auch die Deflationierung der Rentenanlagen der schweizerischen Pensionskassen. Seit Beginn der Finanzkrise dürften viel Kassen etwa 15 bis 20 % der Vorsorgefranken verzockt haben. Die Verluste der Kassen, die noch Anfang des Jahres 2008 rund 600 Milliarden Schweizer Franken Vorsorgegelder verwalteten, dürften mittlerweile mehr als 100 Milliarden CHF ausmachen. Die Lage dürfte wesentlich ernster sein, als man es dem schweizerischen Volk weismachen will. Es ist kaum anzunehmen, dass zukünftig noch jeder siebte Franken in der Schweiz von der Finanzindustrie erwirtschaftet wird. Zu nachhaltig ist der Vertrauensverlust, den nicht nur die UBS erwirtschaftet hat. Die Folgeschäden der Finanzkrise wird jeder einzelne schweizerische Steuerzahler ausbaden müssen. In der nächsten Epoche der Globalisierung wird es für die Schweiz viel schwieriger werden, ihre Interessen zu verfechten. In dieser wird die Marktmacht globaler Unternehmen schrumpfen und die politische Macht großer Staaten und Staatengemeinschaften weiter zunehmen. Deshalb kommt es für die Eidgenossen darauf an, das Klumpenrisiko der Finanzdienstleister abzubauen und auf eine neue Phase der Industrialisierung zu setzen. Nur der Mittelstand wird die Schweiz aus der Krise führen. Das Schweizer Modell, wie wir es in den letzten Jahren kannten, ist am Ende. Die UBS wollte mit den Gobal Playern mithalten und hat dadurch fast alles verloren. Die Weltwirtschaftskrise hat gezeigt, dass die Großbanken UBS und Credit Suisse zu groß für die Schweiz wurden. Ein Konkurs beider Institute würde das Alpen-Disneyland sofort in den Staatsbankrott führen. Die Bilanz der UBS (2 Billionen CHF) und der Credit Suisse (1,2 Billionen CHF) machen zusammen 3.2 Billionen CHF aus. Da bei beiden Instituten mit einem Ausfall von mindestens 25 % dieser Summen zu rechnen ist, wird die Eidgenossenschaft im Ernstfall etwa das 1,5-Fache des Volkseinkommens (510 Milliarden CHF im Jahr 2007) an Verlusten zu schultern haben. Dies zeigt, dass beide Institute zu groß für die Schweiz geworden sind, um das Problem bewältigen zu können. Schon musste die Schweiz bei der Europäischen Zentralbank (EZB) vorfühlen, ob diese helfen würde, falls die eigene Kraft nicht mehr ausreicht, die Probleme der Grossbanken zu schultern. Dipl.-Ing. Artur P. Schmidt studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin. Für die Promotion entwickelte er ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bücher wie „Endo-Management“ und „Der Wissensnavigator“ sowie Wirtschaftsbücher wie „Wohlstand_fuer_alle.com“ oder „Crashonomics“ hervorgingen. Heute entwickelt der Wirtschaftskybernetiker Lenkungs-Cockpits und ist Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com (3) sowie von Finanzportalen wie www.bankingcockpit.com (4) und www.wallstreetcockpit.com (5). Literatur Teil 4: Raubritter, Blindflieger und Verbrecher (6) Subtexte

Literatur Literatur Anders, Christian: Der wahre Bankenschwindel. Baden Baden 2002. Baien, Miura: Kagen – Vom Ursprung des Wertes. Düsseldorf 2001 Batra, R.: Greenspan’s Fraud. New York 2005. Bookstaber, R.: A Demon of our own Design. New York 2007. Canterbery, E. Ray: Alan Greenspan. Singapur 2005. Chernow, R.: The Death of the Banker. New York 1997. David, Th./Etemad, B./Schaufelbuehl, J. M.: Schwarze Geschäfte. Zürich 2005. Erdmann, S.: Banken, Brot und Bomben. Band 2. Fichtenau 2005. Fisher, I.: 100 % - Geld. Kiel 2007. Ferguson, N.: The Cash Nexus. New York 2001. Forrester, V.: Die Diktatur des Profits. München 2002. Fässler, H.: Reise in Schwarz-Weiß: Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Zürich 2005 Galbraith, J. K.: Anatomie der Macht. München 1989. Hodgson Brown, E.: Web of Debt. Baton Rouge 2008. Jacob, A.-F. (Hrsg.): Bankenmacht und Ethik. Stuttgart 1990. James, H.: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. München 2003. Kaup, A./Schäfer-Band, U. M./Zawilla, P. (Hrsg.): Unregelmäßigkeiten im Kreditgeschäft. Heidelberg 2005. Kindleberger, C.P.: World Economic Primacy 1500 – 1990. New York 1996. Köhler, Wolfgang: Wall Street Panik. Murnau am Staffelsee 2008. Le Goff, J.: Kaufleute und Bankiers im Mittelalter. Berlin 2005. Lietaer, B. A.: Das Geld der Zukunft. München 1999. Machiavelli, N.: Der Fürst. Frankfurt 2001. Möller, A./Schwebler, R.: Schuld durch Schulden. München 1981. Ogger, G.: Der Börsenschwindel. München 2001. Oppermann, Ch.: Das Banken Hasserbuch. München 2008. Oppermann, Ch.: Schwarzbuch Banken. München 2004. Pasternak, Ch: Bankenkrisen im asiatischen Raum. Marburg 2001. Pohl, M.: Hamburger Bankengeschichte. Mainz 1986. Schmidt, A. P.: Crashonomics. Graz 2003. Schmidt, A. P.: Chinas Super-Bubble (7) Schmidt, A. P.: Das Phänomen der Millisekundenpleite (8) Schmidt, A. P.: Der Wissensnavigator. Stuttgart 1999. Schmidt, A. P.: Endo-Management. Bern 1998. ( E-Book (9)) Schmidt, A. P.: Sich selbst verstärkende Seifenblasen (10) Schmidt, A. P.: Wohlstand_fuer_alle.com. München 2001. Schumpeter, Joseph A.: Das Wesen des Geldes. Göttingen 1970.

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Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Frankfurt a. M. 1989. Sloterdijk, Peter: Eurotaoismus. Frankfurt a. M. 1989. Wetter, Ernst: Bankkrisen und Bankkatastrophen der letzten Jahre in der Schweiz. Zürich 1918. Winterhoff-Spurk, P.: Unternehmen Babylon. Stuttgart 2008. Ziegler, Jean: Die Schweiz, das Gold und die Toten. München 1998. Zweig, J.: Gier. München 2007. Links (1) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29380/1.html (2) http://wikileaks.org/wiki/Bank_Julius_Baer:_Steuermanoever_ueber_die_Cayman_Inseln (3) http://www.wissensnavigator.com (4) http://www.bankingcockpit.com (5) http://www.wallstreetcockpit.com (6) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29382/1.html (7) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25317/1.html (8) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/8/8899/1.html (9) http://www.wissensnavigator.com/interface4/management/endo-management/index.htm (10) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19151/1.html Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29381/1.html Copyright © Heise Zeitschriften Verlag

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Raubritter, Blindflieger und Verbrecher Artur P. Schmidt 28.12.2008

Unter Bankstern - Teil 4 Teil 3: Aufstieg und Fall der schweizerischen Banken (1)

Ihr Geld gehört jetzt einem anderen

B ei Banken ist der Begriff Dienstleistung mittlerweile durch den neuen Begriff Zockerei ersetzt worden. Als Kapitalsammelstellen geht es Banken längst nur noch darum, möglichst viel Geld von Kunden einzusammeln, um es für sich selbst gewinnbringend zu vermehren. Dass dabei viele Kunden Schiffbruch erleiden, wird billigend in Kauf genommen, insbesondere, wenn Händlern Freiräume gegeben werden, welche die Risiken in ungeahnte Höhen treiben. „Leistung aus Leidenschaft“, wie es die Deutsche Bank formuliert, ist längst zu einem Abkassieren ohne Leistung degeneriert - und dies nicht bei nur einigen wenigen Banken, sondern es ist ein kollektives Massenphänomen. Banken kassieren am liebsten hohe Gebühren ohne Gegenleistung. Der Gebühren- und Zinswillkür sind längst Tür und Tor geöffnet. Was den Banken hier entgegenkommt, ist die Tatsache, dass in Deutschland wesentlich häufiger der Ehepartner gewechselt wird als die Beziehung zur Bank. Dies ist ein schwerwiegender Fehler, da die Verbindung zu einer korrupten Bank den Kunden wesentlich mehr Geld kosten kann als eine Ehescheidung.

D abei würden der schlechte Service und die miserable Beratungsqualität mehr Trennungen von den Instituten nahe legen, als es heute tatsächlich geschieht. Der Hauptgrund dürfte indes daran liegen, dass wir heute alle von der Existenz eines Bankkontos abhängig sind, denn ohne ein Bankkonto sind wir nur Menschen zweiter Klasse. Um erstklassig zu bleiben, sind wir bereit, den gierigen Banken unser Geld zu minimalen Zinsen zur Verfügung zu stellen, das diese in Form von teuren Krediten an andere Kunden weitergeben. Es ist unglaublich, dass sich Aufsichtsbehörden wie die Bafin über fehlende Risikokontrolle von Banken mokieren, jedoch die Ausbeutung der Bankkunden durch eine Inflationierung der Gebühren und Zinszahlungen nicht stoppen. Wenn es nach den Banken ginge, würden sie unser Geld am liebsten ohne Gegenleistung verwalten, damit sie es möglichst gewinnbringend im Eigenhandel einsetzen können. Bankkunden, die Wertsteigerung wollen, wirken wie ein Fremdkörper im Getriebe des Shareholder-ValueKapitalismus. Für die Banken sind sie Parasiten und Schmarotzer, welche nur die Eigenkapitalrendite der Banken schmälern.

Weg mit den unprofitablen Kunden Wenn es nach den Banken ginge, würden sie am liebsten nur noch vermögende Privatkunden betreuen. Die nicht vermögenden Kleinkunden können ruhig abgestoßen beziehungsweise ausgegliedert werden. So war die Gründung der Bank 24 durch die Deutsche Bank ein Versuch, sich auf Investmentbanking und Asset Management zu fokussieren und sich der Kleinkunden zu entledigen. Wer im internationalen Geschäft das große Geld machen will, muss sich mehr auf Mergers & Aquisitions konzentrieren als um Kunden mit kleinen oder mittleren Einkommen. Als der Neue Markt in Deutschland jedoch crashte und die angeblich lukrativen Großgeschäfte ausblieben, wurde der Ausflug ins Billigsegment wieder begraben. Weitere Versuche wie die Fusion mit der Dresdner Bank, bei der man sich ebenfalls der nicht betuchten Kunden entledigen wollte, scheiterten ebenfalls an der Überheblichkeit und dem Größenwahn der Deutsche Bank-Manager. Während der Boomphase der Internet-Ökonomie verdienten sich die Banken, welche die Aktien von Unternehmen an den Börsen platzierten, eine goldene Nase, während viele Kleinanleger später auf Kursverlusten von über 95 Prozent sitzen blieben.

A ngetrieben von Bankanalysten, die nicht mehr von den Firmen wussten als Affen, die auf eine Kurstabelle Dartpfeile werfen, wurden Kurse von Aktien nach oben gepusht, deren Geschäftsberichte durch kreatives Accounting aufgetunt wurden. Die Risikoaufklärung der Konten wurde im allgemeinen Geldrausch komplett ausgeblendet und es wurde auf die extremen Wachstumsperspektiven der New Economy verwiesen. Das Ergebnis ist bekannt: Anstatt versprochener Riesengewinne gab es oftmals Totalverluste. Viele geprellte Anleger standen letztlich vor einem finanziellen Debakel. Wenn es darum geht, neue Investmentvehikel zu erfinden, haben Bankmanager keine Skrupel. Mit nahezu tödlicher Sicherheit werden Anlageinstrumente kreiert, die das Privatvermögen von Kleinkunden in Rekordzeit vernichten. Zockerinstrumente, wie Optionsscheine, Zertifikate und Mini Futures, werden von vielen Marktteilnehmern gehandelt, die sich der finanziellen Risiken dieser Anlagen in keiner Weise bewusst sind.

Nadelstreifenräuber und Titanic-Fetischisten

D er Banker liebste Kinder sind reiche Privatkunden, die im so genannten Private Banking gebündelt werden. Während bei Flugzeug und Bahn die 1. Klasse teurer ist, wird diese Bankengruppe mit Billigangeboten geködert. So zahlen sie wesentlich weniger Gebühren oder Transaktionskosten als der Normalkunde. Bei den reichen Privatkunden sind den Banken die aktiven Kunden, die gerne selbst Käufe und Verkäufe tätigen, am liebsten, da sich so möglichst hohe Provisionen erzielen lassen. Und liegen Banker bei ihren reichen Privatkunden in ihren Kaufempfehlungen wieder einmal falsch, so können sie immer darauf hinweisen, dass Aktien Risikoanlagen sind und es der Fehler des Kunden ist, wenn er einem Kauf zustimmt. Wenn es gut geht, berufen sich Banker gerne auf ihre hervorragenden Empfehlungen, wenn es schief geht, ist der Kunde der Gelackmeierte. Das Motto: Einer ist immer der Arsch. Das perverse Spiel geht so weit, dass man jeden Kunden am liebsten vollständig finanziell ausziehen würde, bis er sich mit seinem Kapital in den Dienst der Bank gestellt hat, nämlich als Kapitallieferant für deren Risiko-Spiele. Es wird Zeit, dass die Bafin die Vorstände von Banken dazu verdonnert, einmal pro Monat eine Vorstandssitzung komplett nackt abzuhalten, damit diese eine Vorstellung davon bekommen, wie abgewirtschaftete Kundenkonten aussehen. Als zweiten Effekt können sich Bankmanager wieder mit der Überzeugung vertraut machen, dass sie als Menschen nicht besser sind als andere, die weniger verdienen. Banker verstehen sich angeblich darauf, unsinkbare Finanzschiffe zu bauen, die sie jedoch regelmäßig auf Kollisionskurs mit Schuldeneisbergen bringen. Wie auf der Titanic orchestrieren sie ihre Durchhalteparolen auch dann noch, wenn das

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TP: Raubritter, Blindflieger und Verbrecher

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Schiff bereits am Sinken ist.

Eigenkapitalrendite vor Anlegerschutz

Im Jahr 2005 geriet der Immobilienfonds Grundbesitz-Invest der Deutsche Bank-Tochter DB Real, der sechs Milliarden Euro Fondsvermögen besaß, in eine Schieflage, als eine Milliarde Kundengelder abgezogen wurden. Als Notmaßnahme, die angeblich dem Schutz der Anleger diente, wurde der Fonds vorübergehend geschlossen. Das Geld von Anlegern wurde über Monate blockiert, da der Fonds neu bewertet werden musste. Dass ausgerechnet eine finanzstarke Bank den Fonds nicht stützte, sondern schließen ließ, was über mehr als vier Jahrzehnte hinweg ein Tabu darstellte, zeigt, dass es den Banken nicht um Anlegerschutz, sondern ausschließlich um das Erreichen hochgesteckter Renditeziele geht. Warum ein in Verkaufsprospekten so hoch gelobter Fonds nicht von der Deutschen Bank gestützt wurde, bleibt ein Rätsel. Wenn eine Bank nicht einmal Vertrauen in ihren eigenen Fonds hat, dann ist es schwer nachvollziehbar, warum Kunden diesen überhaupt kaufen sollten. Aufgrund des öffentlichen Druckes hatte sich die Deutsche Bank, gegen die auch Klagen eingereicht wurden, schließlich nach langem Zögern dann doch noch entschlossen, die Anleger zu entschädigen. Der Imageschaden ging indes weiter, als sich herausstellte, dass die Korrektur des Fonds lediglich 2,4 Prozent betrug. Wenn ein Fonds bei einer derart minimalen Wertberichtigung geschlossen wird, dann dürfen wir uns in Zukunft nur noch verwundert die Augen reiben, insbesondere da man von Seiten der Fondsleitung nach der Wiedereröffnung des Fonds beschlossen hatte, mit höherem Auslandsanteil die Fremdfinanzierung zu erhöhen. Dass das Eingehen eines erhöhten Risikos nicht einmal zu einer höheren Rendite führte, zeigt die Wertentwicklung des Fonds, dessen Ausschüttungen unter Berücksichtigung der Inflation seit dem Jahr 1998 keinerlei relativen Wertzuwachs erzielt hat.

Die Kreditpraxis

E ine der unbeliebtesten Organisationen in Deutschland ist die Schufa, die über die Kreditwürdigkeit von Menschen befindet. Eine derartige Organisation müsste sofort abgeschafft werden, da sie die Menschenrechte mit Füssen tritt. Nur in den seltensten Fällen kümmern sich Banker darum, bevor sie die Schufa kontaktieren, bei einem Kunden ein Einverständnis einzuholen. Auch wenn ein Kunde keinen Eintrag hat, ist er noch lange nicht aus dem Schneider, denn jetzt schlagen die Kredithaie richtig zu. Wegen mangelnder Bonität werden vielen Kunden dann teure Versicherungen aufgenötigt, die nur eine einzige Wirkung haben, die Kreditnehmer noch mehr als nötig finanziell zu belasten. Das Wort Effektivzins tritt im Kundengespräch nicht auf, da man die versteckten Kosten von Krediten vor den Kreditnehmern so gut wie möglich verbergen will. Dass Banken Wucherzinsen erheben, weiß jeder, der schon einmal sein Konto über den bewilligten Betrag überzogen hat. Zinsen von 17,5 Prozent oder mehr, die im Mittelalter als übelste Wucherzinsen gegolten hätten und von Martin Luther im Zuge der Reformation bekämpft wurden, sind heute keine Seltenheit. Das völlige Missverhältnis von Diskontsatz und Überziehungszins kann seit dem Versagen der Banken nicht mehr mit dem Wort Risikoprämie betitelt werden, sondern bei derart hohen Zinsen handelt es sich um das Auslagern der Konsequenzen von Fehlentscheidungen, wie im Falle der Hypothekenkrise, auf diejenigen Kunden, die nie solche hohen Risiken wie Banken in ihren Investments eingehen würden. Doch Banken zocken lieber an den internationalen Finanzmärkten, anstatt sich um Risiko-Management zu kümmern oder die Sicherheit ihrer eigenen IT-Infrastrukturen zu verbessern. Das Hauptmotiv dieser Hochzinsstrategie bei Krediten ist es, die Kunden in einer möglichst hohen Abhängigkeit zu halten.

D ie höchste Form der Abhängigkeit ist der Immobilienkauf, da er diejenigen, die sich beim Kauf einer Immobilie massiv verschuldet haben, teilweise an den Rand der finanziellen Belastbarkeit bringt. Einer Bank, die Immobilien zu hundert oder sogar 110 Prozent oder mehr finanziert, gehörte von den Aufsichtsbehörden sofort die Lizenz entzogen. Eigentlich müsste die Grenze für eine mögliche Überschuldung bei etwa 80 Prozent gezogen werden. Geraten Hauskäufer in Zahlungsverzug und muss das Haus sogar versteigert werden, bleiben ihnen die Schulden. Fehlt dann die Sicherheit des Hauses, sind die Kredithaie von den Banken nicht zimperlich, ihre Schulden sofort einzufordern. Diese Panikattacken der Banken, die nicht mehr den Menschen, sondern nur noch das einzutreibende Geld sehen, haben schon viele Familien zerstört. Werden darüber hinaus noch bestehende Hypotheken an Firmen verkauft, die auf Immobilienschulden spezialisiert sind, sind ehemalige Hausbesitzer zusätzlich bestraft, da derartige Firmen nicht an einer geordneten Rückzahlung der Kredite interessiert sind, sondern die Restschulden am liebsten sofort eintreiben. Hierfür betreiben sie eigene Inkassofirmen, die keine andere Aufgabe haben, als die Kreditnehmer einzuschüchtern. Wer sollte noch irgendein Vertrauen in Banken haben, die, ohne die Kunden zu informieren, deren Kredite an Drittfirmen abtreten.

K reditaufkäufer haben übrigens in Deutschland ein besonders leichtes Spiel, da die Kunden in der Regel mit ihrem Vermögen für den Kredit haften müssen. Niemand ist vor den Geldeintreibern sicher, auch nicht Kunden, die immer pünktlich ihren Schuldendienst begleichen. Einschüchtern und Drohen sind die bevorzugten Mittel der Geldeintreiber, die mit den Banken kooperieren, um Kunden abzuzocken. Es ist an der Zeit, dass die Aufsichtsbehörden dieses üble Spiel durchbrechen. Der Volkszorn wird sich in einer schweren Depression kaum noch im Zaum halten lassen. Deshalb gilt es hier mit einer verbraucherfreundlichen Gesetzgebung vorzubeugen.

Gangster versus Bankster

G angster verletzen die Gesetze und müssen vor der Polizei flüchten. Bankster verletzen auch manchmal Gesetze, sind jedoch in der Lage, die Politik so zu beeinflussen, dass die Gesetze zu ihren Gunsten verändert werden. Sowohl Gangster als auch Bankster sehen den Staat als großes Übel, jedoch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Während Gangster die Gefängnisse fürchten, versuchen Bankster, die Steuern zu umgehen. Gangster wie auch Bankster agieren als Parasiten, wobei die einen zur individuellen, die anderen zur kollektiven Gewalt neigen. Während Gangster rauben und morden, unterstützen Bankster die Finanzierung von Kriegen aller Art. Während Gangster dem Geld hinterher hechten, geht es den Bankstern vor allem um Macht. Wenn es nach den Bankstern in den Bankvorstandsetagen geht, dann geht es um eine neue Weltordnung für die Einschränkung der Freiheit der Individuen. In einem Staat der Schuldner, der sich der Globalisierung unterordnet, unterdrücken die Banker das Unternehmertum und fordern eine Unterordnung jedes einzelnen unter das Kredit-Diktat.

Diesem Diktat müssen sich – historisch gesehen - sogar Nationen beugen. So finanzierte das Haus Rothschild während der Napoleonischen Kriege gleichzeitig die Gegner England und Frankreich. Die Bankster errichteten ein internationales Spionage- und Kurier-Netzwerk und konnten 1815 durch gezielte Fehlinformationen über den Ausgang der Schlacht bei Waterloo an der Londoner Börse ihr Vermögen verzwanzigfachen. Dies erlaubte dem Hause Rothschild, die britische Wirtschaft zu dominieren. Durch weitere Börsencoups waren die Bankster von der Themse bereits im Jahr 1885 reicher als alle europäischen Herrscherhäuser zusammen.

N achdem die Rothschilds zu Beginn des 19. Jahrhunderts die wichtigsten europäischen Staaten unter ihre finanzielle Herrschaft gebracht hatten, wandten sie sich der aufstrebenden Supermacht USA zu. Auch beim Amerikanischen Bürgerkrieg waren die Rothschilds wieder als Finanziers beider Seiten aktiv. Als Präsident Lincoln sich weigerte, die exorbitant hohen Zinsforderungen der Rothschilds zu bezahlen und 1863 sogar zinsfreie Staatsanleihen auflegte, wurde er 1865 ermordet. Von 1867 bis 1914 waren die J.P. Morgans Co. und Kuhn, Loeb and Co. die wichtigsten Rothschild-Repräsentanten in den USA. Unter der Ägide des Rothschild-Hauses wurden innerhalb von 20 Jahren die industriellen Imperien von John D. Rockefeller (Ölindustrie), Edward Harriman (Eisenbahnen) und Andrew Carnegie (Stahl) finanziert.

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Nach der Finanzkrise von 1907, die ganz nach dem erprobten Rothschild-Rezept Zehntausende um ihr Vermögen brachte, wurde dem Volk die Notwendigkeit einer Zentralbank eingeredet. Dies führte zur Geburtsstunde der vom Hause Rothschild forcierten Federal Reserve im Jahre 1913, eine aus Regionalbanken begründete Zentralbank mit Paul Warburg als ihrem ersten Präsidenten. Die amerikanische Zentralbank ist eigentlich im Privatbesitz von ausländischen Großaktionären: den Rothschilds (London & Berlin), Warburg Co. (Hamburg & Amsterdam), Kuhn-Loeb Co. (Deutschland), Lazard Bros. (Paris), Israel Seiff (Italien), Lehman Bros. (New York), Goldman Sachs (New York), der Rockefeller Familie (New York) und von J.P. Morgan Interests (New York). Finanzieren diese Kreise den Wahlkampf des kommenden Präsidenten, bestimmen sie auch den jeweiligen Zentralbankpräsidenten. „Gebt mir die Kontrolle über die Währung eines Landes und es ist mir egal, wer die Gesetze macht“, war das Leitmotiv von Baron Rothschild.

M it der Gründung der Federal Reserve im Jahr 1913 hatte die US-Regierung die Kontrolle ihrer Währung und damit auch die Kontrolle ihrer Wirtschaft an internationale Finanzmogule abgegeben. Doch genau dies ist eigentlich durch die amerikanische Verfassung verboten. Die Fed ist weder eine Bundesbehörde noch hat sie irgendwelche wertbeständige Reserven. Es handelt sich um ein privates Monopol zum Drucken von Geld, um mit lukrativen Zinsen die Staatsverschuldung der USA in uferlose Höhen treiben zu können. 1929 begann die große Depression, die von der Fed durch eine drastische Steigerung des Mindestreservesatzes inszeniert wurde, um eine massive Umverteilung der Vermögen in den USA einzuleiten. 1933 verbot die US-Regierung den privaten Goldbesitz, jedoch erst, nachdem die Reichen ihr Gold ins Ausland transferiert hatten. Eine der größten Enteignungen der Weltgeschichte nahm ihren Lauf. Gold aus Privatbesitz musste unter Androhung einer zehnjährigen Gefängnisstrafe zu 20 US-Dollar pro Unze an die Regierung verkauft werden, welche dann kurz darauf den Goldpreis mit 32 US-Dollar pro Unze fixierte. Doch auch dieser Betrug konnte den Staatsbankrott im Jahr 1933 nicht verhindern.

A ls Präsident John F. Kennedy 1963 versuchte, die Macht der Fed zu brechen, als er Banknoten herausgab, die durch die Silber-Reserven des US Treasury Department gedeckt waren, wurde er wie Abraham Lincoln ermordet. Die erste Amtshandlung von Lyndon B. Johnson war, die zins- und schuldenfreien Banknoten wieder aus dem Verkehr zu ziehen. Durch die Federal Reserve sind die US-Bürger Leibeigene eines internationalen Finanz-Kartells, welches die amerikanische Unabhängigkeitserklärung als eine Kriegserklärung betrachtet.

Verbrechenskategorien Verbrechen sind Aktionen, die andere Personen schädigen. Berücksichtigt man, dass bei Finanzkrisen viele Anleger schwer geschädigt werden, bleibt einem selbst beim besten Willen keine andere Wahl, als eine Vielzahl von Bankmanagern als Verbrecher zu bezeichnen. Hierbei lassen sich diese je nach Umfang ihrer kriminellen Energien in drei Kategorien einteilen: Verbrecher, die die Geldwertstabilität vernichten Kriminelle, die Finanzkrisen heraufbeschwören und Wucherzinsen nehmen Mitläufer, die als Handlanger der Bürgerenteignung fungieren Wie man unschwer erraten wird, können Zentralbanker zur ersten, Bankmanager zur zweiten und Bankangestellte, Versicherungsvertreter, aber auch viele Fonds- und PortfolioManager zur dritten Kategorie zählen.

Drückerkolonnen in Bankfilialen

In der Wirtschaftswoche (Februar 2008) stand zu lesen, dass in vielen deutschen Bankfilialen Zustände wie in einer Drückerkolonne herrschen. Kunden werden systematisch belogen, weil die Bankberater dem Vertriebsdruck, den Drohungen und Demütigungen ihrer Vorgesetzten nicht mehr gewachsen sind. Sie sind Handlanger, Opfer und Täter zugleich. Unter diesem Druck werden Kunden angeblich sichere Anlagen verkauft, die sich später als hochspekulativ herausstellen. Wer seinen Arbeitsplatz behalten will, hat keine andere Chance, als um jeden Preis zu verkaufen. Der allgemeine Vertriebsnotstand in den Filialen zwingt die Mitarbeiter zu Methoden, die man nur als betrügerisch einstufen kann. Damit wird für Kunden der Besuch eines Beraters zu einem unkalkulierbaren Risiko. Anders als beim Autokauf, wo Preise verglichen werden, glauben viele Kunden den schlecht ausgebildeten Bankberatern nahezu alles, ja sie vertrauen Bankern oftmals blind. Es wird darauf verzichtet, sich Verträge im Detail anzuschauen, unterschiedliche Renditen zu vergleichen und alternative Angebote einzuholen. Wer niemanden über den Tisch zieht, hat schlechte Karten, seinen Job zu behalten. Von überflüssigen Versicherungen bis hin zu spekulativen Zertifikaten wird den Kunden alles angedreht, damit die Banken hohe Provisionen einfahren können. So gilt es fast als geschäftsschädigend, wenn Bankberater nicht sofort eine Unterschrift vom Kunden bekommen und dieser den Vertrag zuhause in aller Ruhe noch durchlesen will. Eine Abmahnung an den Bankberater, der eine Stunde Beratungsgespräch ohne Abschluss vergeudet hat, ist bei vielen Banken die Folge.

Andrehen der Ware

D ie Anlageberater orientieren sich hierbei nicht daran, was der Kunde braucht, sondern was die Bank verkaufen will. „Low Performer“ stehen bei vielen Banken auf der Abschussliste. So wird in der Wirtschaftswoche von einem Fall berichtet, bei dem alle Filialmitarbeiter Überstunden machen mussten, weil ein Einziger seine Ziele nicht erfüllt hat. Schließlich übten alle anderen Kollegen so viel Druck auf den Geschmähten aus, bis er gekündigt hat. Es verwundert niemanden mehr, dass der Kampf jeder gegen jeden in vielen Filialen keine Teamarbeit mehr zulässt. In einem Haifischbecken ist sich jeder selbst der Nächste. So verwundert es kaum, dass Mobbing an der Tagesordnung steht und viele Mitarbeiter wegen des Leistungsdruckes nicht mehr schlafen können. Die Bankenkrise des Jahres 2008 trug ihr übriges dazu bei, dass sich viele Mitarbeiter als Versager fühlen und die Zahl der psychischen Erkrankungen deutlich zunahm. Bei der Weberbank in Berlin, einem Institut, das vor allem reiche Privatkunden bedienen will, wurde beispielsweise laut Wirtschaftswoche einem fast 80 Jahre alten Mann eine individuelle Vermögensverwaltung verkauft. Selbst Anti-Aging-Fetischisten unter den Bankern werden zugeben müssen, dass es hier nicht mehr seriös zugehen kann. Für viele Berater geht es nur um hohe Provisionen und nicht mehr um objektive Beratung. Die Kundenbedürfnisse spielen als Grundlage für die Beratung keine Rolle mehr. Deshalb sind informierte und selbstbewusste Kunden unbeliebt und werden abschätzig als „Patienten“ bezeichnet. Ein Kunde, dem man nicht das andrehen kann, was man will, ist für Banker einfach irgendwie krank. Doch krank würden die meisten Privatanleger ohnehin, wenn sie sehen würden, wie hohe Provisionen ihr Berater einsteckt. Die meisten Kunden würde der Schlag treffen, wenn ihnen die Machenschaften der Banken in vollem Umfang bewusst wären. Das Grundproblem, das sich hier offenbart, ist, dass Berater, die von Banken bezahlt werden, niemals in der Lage sein werden, Kunden objektiv zu beraten. So sind für viele Bankberater unzufriedene Kunden das geringere Übel als unzufriedene Chefs. Abdrücken ist wirksamer, als von seinem Chef erdrückt zu werden.

Das Sparkassen-Debakel

B ankmanager sind keine Unternehmer, die bessere und billigere Produkte oder Dienstleistungen herstellen, sondern oftmals kommen die maroden Angebote die Kunden teurer als ihnen lieb ist. Im Extremfall droht sogar der Totalverlust wie bei Kunden einer Sparkasse in Bad Vilbel. Dort hatten sie Bonus- und Kuponzertifikate mit hohen Renditechancen erworben. Das große Problem bei dieser Anlage war jedoch, dass sie von Lehman kamen. Die hessische Sparkasse hatte ihre Kunden in keiner Weise über mögliche Emittentenrisiken aufgeklärt, streitet heute jedoch jegliche Verantwortung ab. Die Kunden fühlen sich zu Recht von ihrer Bank über den Tisch gezogen, da sich jahrelange Ersparnisse durch die Pleite von Lehman quasi in Luft aufgelöst haben. Es zeigt sich, dass auch vielen Sparkassen und Volksbanken nicht zu trauen ist, denn es ist nicht die neutrale Bank per se, die einen Kunden in den Ruin führt, sondern ehrgeizige Bankangestellte, die möglichst viel Umsatz machen müssen. Das Deutsche Institut für Anlegerschutz schätzt die Zahl der von der Lehman-Pleite betroffenen Anleger in Deutschland auf mehrere Zehntausend. Schuld am jetzigen Totalausfall der Papiere sind neben dem Konkursverursacher und dem Verkäufer der Papiere jedoch auch die Aufsichtsbehörden. Hatten diese sich doch geweigert, Zertifikate zu regulieren. Anders als bei Fonds, die Sondervermögen sind und bei einer Pleite geschützt sind, handelt es sich bei Zertifikaten um ganz normale Bankschuldverschreibungen. Für viele Kunden sind Zertifikate als Anlage deshalb interessant, da sie eine günstigere Kostenstruktur als Fonds aufweisen. Da die Nachfrage nach Zertifikaten immer weiter

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anstieg, war sich keine Bank in Deutschland für den Vertrieb strukturierter Produkte der US-Investmentbank zu fein. Dass Lehman erst im Kleingedruckten als Emittent auftrat, haben die Banken ihren Privatkunden leider verschwiegen. Was jedoch dem Ganzen die Krone aufsetzt, ist die Tatsache, dass es schon acht Wochen vor der Pleite von Lehman Gerüchte um einen möglichen Konkurs gab. Dass kaum einer der Anlageberater die Produkte noch rechtzeitig abgestoßen hat, ist der eigentliche Skandal am Kapitalverlust der Anleger. Noch kurz vor dem Konkurs von Lehman wurden die Kunden beruhigt und ihnen mitgeteilt, dass Zahlungsausfälle nicht zu erwarten sind. Übrigens: Sparkassen, die ebenfalls diese Produkte verkauften, sind in keiner Weise vertrauenswürdiger als Großbanken. Wie sollte es auch sein, denn Gier und Dummheit sind ein allgemeines Phänomen unserer Zeit und nicht nur auf Banken beschränkt. Auch Sparkassen haben mit Leuten, die sie nicht kannten, Geschäfte getätigt, die sie nicht beherrschten.

Private Banking: Verkauft und Verraten? Wenn neuerdings auf dem Türschild einer Sparkasse Private Banking anstatt Anlageberatung steht, sollten Sie gleich wieder umkehren und sich selbst in Sachen Geld ausbilden. Die Räume, in denen der Kunde geführt wird, sind edel ausstaffiert, Licht durchflutet, oftmals mit Kunst dekoriert und voll von Hochglanzprospekten, die Seriosität suggerieren sollen. Je länger sich die Kunden in den Verkaufsräumen dann verbal berieseln lassen, desto höher wird das Risiko, dass sie ein Produkt kaufen, welches sie selbst bei eigener Recherche nie herausgesucht hätten. Die Praktiken des Aufschwatzens von Produkten ziehen sich durch alle Banken wie ein roter Faden, egal ob Sparkasse oder Großbank. Wer sich der Pseudoseriosität von Bankern aussetzen will, muss wissen, dass er oftmals Produkte kauft, bei denen er schon bei der Kaufunterschrift fünf bis zehn Prozent verliert, ohne dass die Bank ein Risiko zu tragen hat. Die angeblich kostenlose Beratung wird durch zu hohe Kosten beim Kauf- und Verkauf von Wertpapieren, der Verwaltung und Depotführung sowie den Gebühren für den Zahlungsverkehr und die Kontoführung quersubventioniert. Dass es bei vielen Produkten auch noch versteckte Kosten gibt, wird von vielen Bankberatern tunlichst verschwiegen. Besonders wenig transparent sind so genannte Bestandsprovisionen, die von den Banken einbehalten werden und die Preise von Produkten massiv erhöhen können.

Datenmissbrauch bei deutschen Banken

D eutschlands oberster Datenschützer hat im August 2008 die Banken für ihren laxen Umgang mit Abbuchungen von Konten kritisiert. Es ist ein Skandal, dass durch die unerlaubte Weitergabe von Kontoverbindungen tausenden Verbrauchern ein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist. Gemäß dem Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar gibt es eine „riesige Grauzone von Abbuchungen, die unrechtmäßig erfolgen“. Besonders bedenklich ist, dass viele Geldinstitute die Plausibilität von Abbuchungen nicht überprüfen, da sie sich keine Ermächtigungen vorlegen lassen. Der Handel mit persönlichen Daten ist mittlerweile zu einem Milliardengeschäft geworden, zu einem Sumpf, der unbedingt trockengelegt werden muss. Insbesondere die dubiose Rolle der Banken bei unerlaubten Abbuchungen ist auf den Prüfstand zu stellen. In diesem Kontext wirkt es sehr befremdlich, dass ein verbesserter Datenschutz auf Widerstände bei den deutschen Interessenverbänden der Wirtschaft stößt. Die Argumentation beruht auf der Aussage, dass durch die neuen Regelungen möglicherweise eine Vielzahl von Unternehmen in ihrer Existenz bedroht wird. Hier wird bewusst ausgeklammert, dass auch Bankkunden durch den Missbrauch ihrer Konten in eine finanzielle Schieflage geraten können. In einer Zeit, in der Online-Bankgeschäfte auf dem Vormarsch sind, ist ein größerer Schutz der Bankkunden unumgänglich. Eine Möglichkeit, für besseren Datenschutz zu sorgen, wären digitale Signaturen, die eine höhere Sicherheit im Internet-Geschäftsverkehr ermöglichen. Um diese einzuführen, müssen jedoch die Gesetzgeber zunächst die elektronische Schriftform als rechtsverbindlich absegnen. Dipl.-Ing. Artur P. Schmidt studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin. Für die Promotion entwickelte er ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bücher wie „Endo-Management“ und „Der Wissensnavigator“ sowie Wirtschaftsbücher wie „Wohlstand_fuer_alle.com“ oder „Crashonomics“ hervorgingen. Heute entwickelt der Wirtschaftskybernetiker Lenkungs-Cockpits und ist Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com (2) sowie von Finanzportalen wie www.bankingcockpit.com (3) und www.wallstreetcockpit.com (4). Literatur Teil 5: Banken spielen mit Krisen (5) Subtexte

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Ogger, G.: Der Börsenschwindel. München 2001. Oppermann, Ch.: Das Banken Hasserbuch. München 2008. Oppermann, Ch.: Schwarzbuch Banken. München 2004. Pasternak, Ch: Bankenkrisen im asiatischen Raum. Marburg 2001. Pohl, M.: Hamburger Bankengeschichte. Mainz 1986. Schmidt, A. P.: Crashonomics. Graz 2003. Schmidt, A. P.: Chinas Super-Bubble (6) Schmidt, A. P.: Das Phänomen der Millisekundenpleite (7) Schmidt, A. P.: Der Wissensnavigator. Stuttgart 1999. Schmidt, A. P.: Endo-Management. Bern 1998. ( E-Book (8)) Schmidt, A. P.: Sich selbst verstärkende Seifenblasen (9) Schmidt, A. P.: Wohlstand_fuer_alle.com. München 2001. Schumpeter, Joseph A.: Das Wesen des Geldes. Göttingen 1970. Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Frankfurt a. M. 1989. Sloterdijk, Peter: Eurotaoismus. Frankfurt a. M. 1989. Wetter, Ernst: Bankkrisen und Bankkatastrophen der letzten Jahre in der Schweiz. Zürich 1918. Winterhoff-Spurk, P.: Unternehmen Babylon. Stuttgart 2008. Ziegler, Jean: Die Schweiz, das Gold und die Toten. München 1998. Zweig, J.: Gier. München 2007. Links (1) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29381/1.html (2) http://www.wissensnavigator.com (3) http://www.bankingcockpit.com (4) http://www.wallstreetcockpit.com (5) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29383/1.html (6) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25317/1.html (7) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/8/8899/1.html (8) http://www.wissensnavigator.com/interface4/management/endo-management/index.htm (9) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19151/1.html Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29382/1.html Copyright © Heise Zeitschriften Verlag

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Banken spielen mit Krisen Artur P. Schmidt 30.12.2008

Unter Bankstern - Teil 5 Teil 4: Raubritter, Blindflieger und Verbrecher (1)

Tickende Zeitbomben

A ls am 13. September 2007 die Finanzkrise endgültig über den Atlantik herüberschwappte und der Gouverneur der Bank of England eine Krisensitzung zur Rettung von Northern Rock einberufen musste, war klar, dass eine finanzielle Zeitbombe zu ticken begann, deren Entschärfung mit Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen alleine nicht mehr zu lösen ist. Northern Rock wurde zwar gerettet, doch die Zeche zahlt der Steuerzahler. Die Überschuldung der Verbraucher macht es nahezu unmöglich, für die Banken wieder stabile Einnahmen aus Hypotheken zu erzielen, da immer mehr Kunden von Zwangsversteigerungen betroffen sind. Dass sich derartige Einschnitte nicht in ein bis zwei Jahren in Luft auflösen, hat Japan gezeigt, dessen Index nahezu 20 Jahre nach der Immobilienkrise immer noch auf einem depressiven Niveau herumdümpelt. In den USA sind Immobilienblasen keine Seltenheit, gab es doch schon 1926 und 1975 in Florida, 1987 in Texas und 1990 in Hawaii extreme Übertreibungsphasen. Die Krise aus dem Jahr 2007 mit dramatischen Verwerfungen in den Hypothekenmärkten setzen die schwer verschuldeten Verbraucher aber derart unter Druck, dass es zwei Jahrzehnte dauern könnte, bis die Exzesse wieder vollständig abgebaut sind. Konsumkredite (vor allem bei Kreditkarten) sind die nächste Zeitbombe, deren Platzen zu einem Milliardengrab für Banken werden kann. Das Problem ist, dass hier der Umfang der Schieflagen um eine Zehnerpotenz höher liegt als bei den Hypothekenkrediten. Greift das Ganze dann noch auf die so genannten Credit Default Swaps (CDS) über, ist der Staatsbankrott nicht mehr zu vermeiden und zwar für die meisten großen Volkswirtschaften der Welt, da durch die weltweite Vernetzung der Banken sich hier ein Teufelskreislauf entwickelt hat, der sich wie ein Virus über den gesamten Planeten ausbreiten kann. Zu verdanken haben wir dies der Globalisierung, die jetzt ihre Kinder frisst. Rating-Agenturen werden gar nicht darum herumkommen, die Bonitätsnoten der Banken weiter herabzusetzen, wodurch sich deren Refinanzierung weiter verschlechtern wird.

Wer traut denn noch den Banken?

D ie zunehmend unattraktiven Konditionen führen zu einem immer größeren Mittelabzug von Kunden, die über Liquidität verfügen, und schränken die Kreditvergabe der Banken weiter ein, die jedoch insbesondere für Unternehmer wichtig ist, um die Finanzierung von Innovationen sicherzustellen. Banken haben mittlerweile immer massivere Probleme, sich neues Kapital zu beschaffen. Die Botschaft der Investoren ist klar: Wir trauen den Banken nicht mehr über den Weg! Der Boom bei Finanztiteln ist vorbei, auch wenn tote Katzen immer wieder gewaltig nach oben springen können, wie ein Sprichwort an der Wallstreet sagt. Selbst die Überlebenden der Banken-Titanic werden es nicht wieder auf das Niveau der strahlenden Tage der Jahre 2005 und 2006 schaffen. Wer Geld an Leute verleiht, die es sich nicht leisten können, wird an den Folgen noch lange zu knabbern haben. Da die Rating-Agenturen durch die Bündelung von Hypotheken Risiken quantifizieren mussten, die nicht quantifizierbar waren, haben viele Kunden, aber auch die Bankmanager selbst, nicht gewusst, auf welche Risiken sie sich einließen. Jetzt müssen die Banken die schlechten Kredite abschreiben und der Steuerzahler wird vielerorts die Zeche bezahlen. Dabei sollten die ungerechtfertig ausbezahlten Boni von 250 Milliarden US-Dollar von den Bankmanagern zurückbezahlt werden, um zumindest einen Teil des Schadens, den diese angerichtet haben, zu ersetzen.

Der Niedergang der Sachsen LB Die Landesbank Sachsen (Sachsen LB) wurde am 1. Januar 1992 gegründet. Im Laufe der Jahre wurde sie als Förderbank, die Kredite und Bürgschaften für Wirtschaftsprojekte vergab, in eine Investmentbank umgewandelt. In dieser Funktion agierte sie auf den internationalen Finanzmärkten. So hatte die Sachsen LB über ihre irische Tochtergesellschaft Sachsen LB Europe plc in Dublin sowie die Conduits Ormond Quay und Georges Quay in Irland Geschäfte mit amerikanischen Hypotheken betrieben.

A ls im Zuge der amerikanischen Hypothekenmarktkrise im Sommer 2007 die Conduits (eine Zweckgesellschaft kauft Forderungen wie beispielsweise lang laufende Kredite, Handelsforderungen oder extern geratete Wertpapiere einmalig oder revolvierend an und refinanziert diese über die Ausgabe von Geldmarktpapieren in international gängigen Währungen) nicht mehr in der Lage war, ausreichend kurzfristige Anleihen auf dem Kapitalmarkt zu platzieren, um ihre erworbenen langfristigen Kredite in vollem Umfang gegen zu finanzieren, geriet die Sachsen LB in eine Schieflage. Eine Kreditlinie der Sparkassen-Organisationen von 17,3 Milliarden Euro wurde notwendig, um das Überleben der Sachsen LB zu sichern. Die Kreditlinie war jedoch an die Bedingung geknüpft, dass die Sachsen LB bereit ist, sich von einem finanzkräftigen Investor übernehmen zu lassen. Aufgrund der Gewährträgerhaftung hätte das Land Sachen sämtliche Forderungen gegenüber der Sachsen LB übernehmen müssen. Am 26. August 2007 übernahm die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Sachsen LB mit Wirkung zum 1. Januar 2008. In der Folge trat der Vorstand der Sachsen LB am 30. August 2007 zurück und am 31. August 2007 quittierte Finanzminister Horst Metz seinen Dienst. Die Übernahme beinhaltet unter anderem weitreichende finanzielle Bürgschaften über 2,75 Milliarden Euro durch das Land Sachsen, womit mögliche versteckte Leichen im Sachsen LB-Keller berücksichtigt werden sollten. Am 1. April 2008 wurde die Sachsen LB mit der LBBW endgültig verschmolzen und der Name erlosch. Ein kleiner Teil des Geschäfts der Bank, hauptsächlich mit mittelständischen Unternehmen und gehobenen Privatkunden in der Region, werden seither von der LBBW zusammen mit den bisherigen BW-Bank-Filialen in Halle, Leipzig und Dresden unter dem neuen Markennamen Sachsen Bank weiter betrieben. Wie Ernst&Young feststellte, lag einer der Hauptfehler der Sachsen LB darin, dass das Kreditersatzgeschäft außerbilanziell durchgeführt wurde und damit vom

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Risikoanalysesystem der Bank nicht erfasst werden konnte. Bei Ausbruch der Krise im Jahr 2007 wurden darüber hinaus keine erkennbaren Maßnahmen zur Risikosenkung ergriffen. Im Gegenteil, das Geschäft wurde sogar noch ausgeweitet. Die Krise um die Sachsen LB kostete letztlich auch dem sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt seinen Posten, der am 14. April 2008 von allen Ämtern zurücktrat. Es scheint so, als ob Landesbanken, die erstaunlicherweise sehr stark mit der in Konkurs gegangenen Lehman Brothers in Geschäftsbeziehung standen, zu reinen Zockeranstalten degeneriert sind, die Geschäfte betrieben, die nichts, aber auch gar nichts mit den eigentlichen Aufgaben von Landesbanken zu tun haben. So suchte die BayernLB ihr Glück in Osteuropa, NordLB und HSH Nordbank finanzierten Schiffe und Flugzeuge und die WestLB versuchte im Investmentbanking das ganz große Rad zu drehen. Wie miserabel Landesbanken gemanagt werden, zeigte sich auch der LBBW, die einen Milliardenabschreiber aufgrund von Investments in Island in den Büchern hat. Vor den Augen von Finanzaufsicht, Aufsichtsräten und dem staatlichen Anteilseigner wurde wie schon bei der WestLB ungehindert ein viel zu großes Rad gedreht.

D as Leverage Ratio (Verhältnis Total Assets bzw. Bilanzsumme zu Eigenkapital) war bei der LBBW fast beim Faktor 60, d.h. bei 1 Euro Eigenkapital wurden etwa 60 Euro Fremdkapital eingesetzt. Die LBBW ist jedoch nicht die einzige deutsche Bank, die mit hohen Verlusten aus ihrem Island-Engagement rechnet. Angeblich schulden die dortigen Banken und sonstige Kreditnehmer deutschen Instituten insgesamt mehr als 21 Milliarden USD. Auch die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die Bank, die keinen Fettnapf während der Finanzkrise ausließ, dürfte 300 Millionen Euro in Wertpapieren in Wikingerschiffen versenkt haben. Als Fass ohne Boden erwies sich auch die HSH Nordbank, die Ende November 2008 eingestehen musste, dass sie sich dermassen verzockt hatte, dass diese Staatsbürgschaften in Höhe von 30 Milliarden Euro beantragen musste.

Die Pleite der deutschen Industriekreditbank

D ie IKB Deutsche Industriebank sollte eigentlich ein Kreditinstitut sein, das sich auf langfristige Finanzierung von Unternehmen in Deutschland und seit den 1990er Jahren auch im Ausland spezialisiert hat. Dass der Kauf von US-Hypotheken mit diesem Unternehmensziel nichts gemein hat, hat die leitenden Manager der Bank jedoch nicht interessiert. In eine existenzbedrohende Krise geriet die Bank im Sommer 2007 in Folge der US-Hypothekenkrise. Die Bank hatte der in diesem Markt aktiven und sich über Asset-backed Commercial Papers refinanzierenden außerbilanziellen Zweckgesellschaft „Rhineland Funding Capital Corporation“, welche ausgerechnet von der französischen Skandalbank Société Générale verwaltet wurde, eine Kreditlinie von 8,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Wegen der dort eingegangen Risiken sahen sich andere Banken, darunter auch die Deutsche Bank AG, genötigt, die Kredite für die IKB zu kündigen. Ausgerechnet die Deutsche Bank, die vorher der IKB die wackligen Hypotheken angedreht hatte, drehte den Hahn zu. Die Pleite der deutschen Industriekreditbank ist ein exemplarisches Beispiel, wie die Gier nach höherer Verzinsung enden kann. Mit einem Eigenkapital von 1,4 Milliarden Euro hat die Bank am US-Hypothekenmarkt ein riesiges Rad gedreht und wohl mehr als elf Milliarden Euro verzockt. Die IKB hat sich nicht nur um ein Vielfaches ihres Eigenkapitals verkalkuliert, sondern hier wurden sämtliche Risikobewertungen über Bord geworfen, so dass letztlich die Staatsbank KfW und andere Banken für die Risiken einstehen mussten.

In einer Krisensitzung mit der Deutschen Bundesbank wurde die Bank in letzter Sekunde gerettet, um eine Bankenkrise wie in den 1930er Jahren zu verhindern. Zwar nannte Axel Weber, der Präsident der Deutschen Bundesbank, das Ganze einen isolierten Vorfall, was jedoch angesichts der Schieflagen zahlreicher Landesbanken eine maßlose Untertreibung war. Die IKB-Manager hatten vor lauter Gier das Risiko ihrer Anlagen komplett aus den Augen verloren. Bedenklich bei dem Bailout der IKB ist, dass wieder einmal der Steuerzahler für die Fehler der Finanztölpel einstehen muss. Das Verhökern der IKB an eine Heuschreckenfirma werden die verbleibenden IKB-Kunden zu bezahlen haben, da eine Kündigung ihrer Kredite viele Mittelstandsfirmen in den Ruin treiben könnte. Die Vorgänge um die IKB offenbaren kein Marktversagen, sondern vielmehr ein Staatsversagen, da es nicht die Aufgabe des Staates oder von Zentralbanken sein darf, marode Unternehmen zu retten. Öffentlich-rechtliche Banken haben als primäre Aufgabe sicher nicht die Maximierung der Gewinne, sondern die Förderung von innovativen Unternehmen.

O b dieses Ziel durch die texanische Investorengruppe Lone Star Funds, die 90,8 Prozent der IKB-Aktien von der KfW zu einem Schnäppchenpreis übernimmt, künftig wieder aufgegriffen werden kann, muss angesichts der Geschäftspraktiken von Lone Star, welche Unternehmen nur allzu gerne ausschlachtet, bezweifelt werden. Lone Star Funds ist ein Private Equity-Unternehmen, welches in sanierungsbedürftige Unternehmen und Forderungen investiert: immobiliengesicherte Kreditportfolien und Einzelengagements (Not leidende und leistungsgestörte Immobilienkredite), Corporate Distressed Debt (Not leidende Unternehmenskredite und Firmenbeteiligungen) sowie Banken und Finanzdienstleister. Zu den Investoren von Lone Star zählen Pensionskassen der US-Bundesstaaten, andere öffentliche Organisationen und Industrieunternehmen sowie Universitäten, Stiftungen, Banken, Familientreuhandvermögen, internationale Organisationen und Versicherungen. Dass man eine mit Steuergeldern sanierte IKB jetzt ausgerechnet an texanische Raubritter verhökert, ist ein Skandal, da dies nichts anderes bedeutet, als dass Lone Star, mit Wissen der Bundesregierung, die neun Milliarden Euro, mit denen die Bank saniert wurde, auf Kosten der Steuerzahler geschenkt bekommt und jetzt freies Spiel hat, die IKB nach Gutdünken zu zerschlagen.

Weitere Bankenpleiten sind vorprogrammiert

In einem Krisenumfeld, in dem die langfristigen Zinsen früher oder später wieder steigen müssen, versuchen die Banken Zeit für die Sanierung gewinnen. Deshalb horten sie nun lieber billiges Geld, als es anderen Banken zu leihen, was den tiefen Vertrauensverlust beweist, in dem sich das weltweite Finanzsystem befindet. Die Flucht in Liquidität hat im Herbst 2008 zu einer Deflationsspirale und damit zu einer massiven Entwertung von Aktienvermögen geführt. Jetzt stellt sich immer mehr die Hauptfrage für Kunden: Warum sollten Kunden ihrer Bank noch trauen, wenn sich Banken selbst nicht einmal über den Weg trauen? Der Interbankenmarkt ist ausgetrocknet und der Ted-Spread-Indikator, der das Vertrauen der Banken untereinander misst, stieg Anfang Oktober 2008 auf einen absoluten Höchststand. Keiner sollte die politischen Parolen, die nichts anderes als Beruhigungspillen in Form von Lügen sind, mehr ernst nehmen. Großbanken wie die UBS sind längst nicht mehr ausreichend kapitalisiert, um den kommenden Zusammenbruch der Konsumausgaben und damit auch von vielen Unternehmen zu verhindern. Die Risikomodelle der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) haben versagt, weil diese durch Finanzderivate ausgehebelt wurden.

S o stand der UBS im Herbst 2008 einem Aktienkapital von 44 Milliarden Franken eine Bilanzsumme von fast 2.100 Milliarden Franken gegenüber. Dies ergibt eine Eigenkapitalquote von nur noch zwei Prozent. Während früherer Weltwirtschaftskrisen sind auch Banken mit Eigenkapitalquoten von zehn Prozent in den Konkurs gegangen, weshalb es kaum verwundern dürfte, wenn das Schlimmste für die UBS noch nicht ausgestanden ist. Zwar sind die Verluste von etwa 50 Milliarden US-Dollar gemessen an der Bilanzsumme vergleichsweise gering, jedoch wird das Ganze kritisch, wenn die Verluste die Höhe des Eigenkapitals erreichen. Leverages von über 40, von Bilanzsumme zu Eigenkapital, sind das eigentliche Problem von vielen Banken, insbesondere den Investmentbanken, die sich damit in katastrophale Schieflagen manövriert haben. Wenn weiteres neues Kapital nur mit deutlich höheren Risikoaufschlägen möglich sein wird, wird die Profitabilität der Banken künftig deutlich zurückgehen.

D as eigentliche Problem tritt dann auf, wenn zur Bilanzsanierung aufgenommene Mittel fällig werden und diese mit höheren Zinsen refinanziert werden müssen. Dann verlieren Banken völlig ihre Handlungsfreiheit und sind ein Spielball der Ereignisse. Würden die Zinsen explodieren, wären viele Banken wegen ihrer tiefen Eigenkapitalquoten erledigt. Sollten die Kredit-Spreads nicht mehr auf das frühere Niveau zurückgehen, und vieles spricht dafür, brauchen Banken völlig neue Geschäftsmodelle, wenn sie überleben wollen. Wenn die langfristige Finanzierung immer schwieriger wird, brechen viele Geschäftsmodelle von Banken wie Kartenhäuser zusammen. Der Beinahe-Konkurs von Bear Stearns, bevor es von JPMorgan Chase & Co. in einer Nacht- und Nebelaktion als Piratenschatz annektiert wurde, zeigt auf, was auf Banken zukommen kann, wenn das Vertrauen verloren geht. Viele Anleger haben sich mit Anleihen von Banken, Brokerhäusern und Versicherungsfirmen dermaßen die Finger verbrannt, dass sie kein neues Geld mehr

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anlegen werden. Es ist erheblicher Erfindungsreichtum nötig, wenn Banken die verlorenen Umsätze aus strukturierten Krediten und gehebelten Ausleihungen, die aktuell nicht mehr en vogue sind, ausgleichen wollen.

B anken sehen mehr denn je wie Black Boxes aus, wobei sich viele von ihnen als Schwarze Löcher entpuppen werden, bei denen nie wieder ein Cent des in sie hineingesteckten Kapitals herauskommen wird. Wegen dieses Risikos stiegen beispielsweise die Kosten von Lehman, sich vor Ausfallrisiken von Krediten, Anleihen oder Schuldnernamen zu sichern, so genannte Credit Default Swaps, in der ersten Jahreshälfte 2007 um mehr als das Doppelte an.

Die Farce aller Farcen

D ie amerikanische Regierung lässt zur Rettung der Wallstreet das Geld jetzt direkt in die Finanzinstitute fließen. Damit wurde das englische Modell von Premierminister Gordon Brown zum Vorbild für die Welt, sehr schnell öffentliche Gelder den Banken zur Verfügung zu stellen. Da das Geld jedoch bei weitem nicht ausreichen dürfte, wird der Bailout-Plan weitere Milliardensummen benötigen. Womit die Steuerlast der Amerikaner durch Schuldzinsen und Inflationierung des US-Dollars in immer absurdere Höhen katapultiert wird. Es ist ein groteskes Bild, das sich heute in der Weltwirtschaft offenbart. Während diese kurz vor dem Untergang stand, ging es der Wallstreet-Elite nur darum, den Reichtum der Managerkaste zu sichern. Die Bankenbosse rieten dem Finanzminister, keine engen Grenzen für Vorstandsgehälter und Abfindungen für gefeuerte Vorstände zu erlassen. Selbstverständlich ist der Ex-Banker Henry Paulson, selbst ein Fast-Milliardär, dieser Bitte sofort nachgekommen. Es ist ein Schildbürgerstreich, dass die Wallstreet einen fast unbeschränkten Zugriff und die freie Verfügbarkeit über das Geld erhält, da dies geradezu einlädt, es in die Taschen derjenigen zurückfließen zu lassen, die mit ihren spekulativen Finanzmanipulationen für den Marktzusammenbruch verantwortlich sind. Das ist so ähnlich, als würde man einem Bankräuber die Zugangscodes für den Safe geben. Wie wird man es vor späteren Generationen rechtfertigen können, dass man die gesamte Weltwirtschaft und damit das Leben von Milliarden Menschen den Machenschaften der Wallstreet-Gangster untergeordnet hat, die ihre phantastischen Einkommen und Vermögen durch das Anzapfen des Staatssafes künftig in noch größere Höhen treiben. Dies geschah unmittelbar nach der Auszahlung der Gelder Ende Oktober 2008, als Bank of America, JP Morgan Chase, Citigroup und der Rest der Räuberbande das erhaltene Geld von der Regierung gleich wieder durch das Ausbezahlen von Dividenden unter die Reichen brachten. Wie man den Bailout zur Farce macht! Bank

Bailout-Summe USD

Dividende USD*

Citigroup

25 Milliarden

3,5 Milliarden

Bank of America

25 Milliarden

6,4 Milliarden

JP Morgan Chase

25 Milliarden

5,6 Milliarden

Wells Fargo

25 Milliarden

4,4 Milliarden

Goldman Sachs

10 Milliarden

0,5 Milliarden

Morgan Stanley

10 Milliarden

1,1 Milliarden

PNC

7,7 Milliarden

0,9 Milliarden

Summe

127,7 Milliarden

22,4 Milliarden

*) geschätzt auf 12-Monatsbasis gemäß vorausgegangener Quartalszahlungen Was man erst als schlechten Witz begreifen möchte, dass ein Unternehmen, das vor der Pleite steht und Staatsgelder benötigt, Dividenden ausbezahlt, ist in den USA der ganz normale Wahnsinn einer an Dreistigkeit nicht mehr zu überbietenden Enteignung der Bürger. Dies zeigt, dass die Banken immer noch nichts dazu gelernt haben und es keinerlei Reflexion ihres verbrecherischen Handelns gibt. Anstatt angesichts der Krise die Dividendenzahlungen auszusetzen, werden die Schecks, die von der Regierung kommen, gleich wieder verjubelt. So handelt nur jemand, der begriffen hat, dass er nur laut rufen muss, wenn es ihm schlecht geht. Die Kriegserklärung von Senator Chuck Schumer an alle Finanzvorstände als Reaktion auf diese Ungeheuerlichkeiten kam leider zu spät, da das Geld schon in den Fängen der Banker gelandet ist. Immerhin haben die Verantwortlichen bei JPMorgan endlich begriffen, dass man einen Teil der Staatsgelder an die Kunden weitergeben sollte. So gab die US-Bank am 31. Oktober 2008 bekannt, dass man die Zinsen für die Hypotheken ebenso wie die Rückzahlungsraten herabzusetzen plant. Dies wäre die erste Maßnahme, um das Problem bei der Wurzel zu behandeln. Es stellt sich nur die Frage, warum es erst eines Crashs bedurfte, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Es gibt nur eine Antwort darauf: Man brauchte den Crash, um die Finanzbranche neu zu ordnen. Dipl.-Ing. Artur P. Schmidt studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin. Für die Promotion entwickelte er ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bücher wie „Endo-Management“ und „Der Wissensnavigator“ sowie Wirtschaftsbücher wie „Wohlstand_fuer_alle.com“ oder „Crashonomics“ hervorgingen. Heute entwickelt der Wirtschaftskybernetiker Lenkungs-Cockpits und ist Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com (2) sowie von Finanzportalen wie www.bankingcockpit.com (3) und www.wallstreetcockpit.com (4). Literatur Teil 6: Die geplante Innovationsverhinderung (5) Subtexte

Literatur Literatur Anders, Christian: Der wahre Bankenschwindel. Baden Baden 2002. Baien, Miura: Kagen – Vom Ursprung des Wertes. Düsseldorf 2001 Batra, R.: Greenspan’s Fraud. New York 2005. Bookstaber, R.: A Demon of our own Design. New York 2007. Canterbery, E. Ray: Alan Greenspan. Singapur 2005. Chernow, R.: The Death of the Banker. New York 1997. David, Th./Etemad, B./Schaufelbuehl, J. M.: Schwarze Geschäfte. Zürich 2005. Erdmann, S.: Banken, Brot und Bomben. Band 2. Fichtenau 2005. Fisher, I.: 100 % - Geld. Kiel 2007. Ferguson, N.: The Cash Nexus. New York 2001. Forrester, V.: Die Diktatur des Profits. München 2002. Fässler, H.: Reise in Schwarz-Weiß: Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Zürich 2005

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Die geplante Innovationsverhinderung Artur P. Schmidt 02.01.2009

Unter Bankstern - Teil 6 Teil 5: Banken spielen mit Krisen (1)

Feigheit vor Innovationen

B ankiers haben in den letzten Jahrhunderten durch ihre Geldgier die Entwicklung der weltweiten Nationalökonomien eher behindert als gefördert. Ohne Bankiers würde die Welt heute wahrscheinlich schon Mond- und Marsstationen haben und es gäbe trotzdem keine ausufernde Staatsverschuldung. Hier wird die These aufgestellt, dass die von Bankmanagern ausgelösten Krisen technologische Innovationen um Jahrzehnte verzögert haben. Aus purem Sicherheitsstreben geben Banken nur jenen Leuten und Firmen Kredit, die bereits so viel Geld haben, dass sie eigentlich keinen Kredit brauchen. Das Verhalten der Bankmanager erinnert an das Theaterstück „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch. Als Kleinbürger und Opportunisten unterstützen die Politiker nur Schmarotzer, die nur darauf warten, Feuer zu legen. Willensschwach und ängstlich sind die Politiker unfähig, den Pyromanen Einhalt zu gebieten. Wären Bankmanager aktive Gestalter von Veränderungen, hätten sie, anstatt marode US-Hypotheken zu kaufen, Wagniskapital in ausreichendem Umfang bereitgestellt. Im globalen Wettbewerb um die besten Innovationen kommt es darauf an, dass Banken denjenigen Geld leihen, die in der Lage sind, Arbeitsplätze zu schaffen, anstatt im allgemeinen Casino-Kapitalismus alles zu verzocken. Wenn nur eine Firma von hundert ein zweites Siemens wird, hat jede Bank eine höhere Rendite mit geringerem Risiko, als wenn man weltweit Schulden aufkauft, bei denen die Renditeversprechungen nie eingehalten werden können. Letztlich kommt es darauf an, dass alle Kunden verstehen, dass Arbeitsplätze durch Innovationen geschaffen werden. Banken, die nicht auf Innovationen setzen, weil sie Unternehmern die Kreditlinie sperren, haben in einer innovativen Wissensgesellschaft ihre Existenzberechtigung verloren.

D as Problem bei vielen Managern ist ihre Feigheit vor Innovationen. Anstatt Innovationsfeindlichkeit zu bestrafen, wird derartiges Handeln durch hohe Fusionsprämien auch noch belohnt. Im Grunde sollte es Strafen für Manager geben, wenn sie sich nicht mehr bewegen, wenn sie Probleme aussitzen und ihnen nichts mehr anderes einfällt, als sich massiv zu verschulden, um völlig unsinnige Übernahmen zu tätigen. Die Zunahme der Komplexität in der Wirtschaft erfordert deshalb auch, die gegenwärtigen Lenkungsprinzipien in Frage zu stellen. Nicht die Position, sondern die nachgewiesene Leistung, sollte die Aufenthaltsdauer eines Managers in einer Position bestimmen. Manager, deren Leistung nicht stimmt, müssen deshalb möglichst schnell von den Aufsichtsgremien ausgetauscht werden. Das Paradebeispiel für Kapitalvernichtung durch Misswirtschaft bot über mehr als ein Jahrzehnt hinweg DaimlerChrysler, welches durch unsinnige Übernahmen und Beteiligungen (Chrysler und Mitsubishi) Milliardenbeträge vernichtet hat. Aber so lange Bankvorstände in Verwaltungsräten großer deutscher Konzerne sitzen und Megafusionen genehmigen können, werden Industrie-Manager vom Schlage eines Jürgen E. Schrempp immer zu spät ausgewechselt.

D as tiefer liegende Problem an diesem Skandal ist die Innovationskrise in den Führungsetagen der Wirtschaft. Statt auf Innovationen als Wachstumsmotor für Beschäftigung zu setzen, fallen einfallslosen Top-Managern in Kooperation mit Beratungsunternehmen meist nur Bilanzmanipulationen, Übernahmen und Personalabbau ein, um den Unternehmen ein künstliches Wachstum zu bescheren. Solange Sachverwalter in Vorstandspositionen oder Aufsichtsräten sitzen, die nur ihre persönlichen Einkommen maximieren und undemokratische Entscheidungsstrukturen, Planung und Bürokratismus in Unternehmen überwiegen, ist keine Wende hin zu einer stärkeren Innovationsrate zu erwarten. Der Mittelstand benötigt Kapital Den mehr als 3,3 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen stehen in Deutschland etwa 5.800 Großunternehmen gegenüber. Während den Großunternehmen das Geld von Banken nachgeworfen wird, hat der Mittelstand mit erheblichen Problemen bei der Kapitalbeschaffung zu kämpfen, und dies, obwohl knapp 70 Prozent der Arbeits- und rund 80 Prozent der Ausbildungsplätze in Deutschland vom Mittelstand geschaffen werden. Von Banken wird diese ökonomische Bedeutung aus reinem Profitstreben heraus verleugnet. Ohne Kredite können kleine und mittlere Unternehmen jedoch ihr Entwicklungs- und Innovationspotenzial nicht entfalten. Insbesondere beim Existenzerhalt des Mittelstandes kommt es auf eine ausreichende Liquidität an, da es immer wieder vorkommen kann, dass zahlungsunwillige oder zahlungsunfähige Schuldner ihre Rechnungen nicht bezahlen. Damit Liquiditätsprobleme mit anschließender Insolvenz verhindert werden, sollte der Gesetzgeber hier einschreiten und ein Kündigungsverbot von Krediten einführen, bei denen der Erhalt von Arbeitsplätzen gefährdet ist. „Innovation statt Insolvenz“ sollte die Maxime der Banken sein, da neue Arbeitsplätze, ganzheitlich betrachtet, auch den Banken Vorteile bringen. Wenn Banken nicht einspringen, sollte Bürgschaftsprogramme erweitert, der Aufbau von Venture Capital-Gesellschaften gefördert sowie Steuerstundungen bei drohender Insolvenz eingeräumt werden, damit die Träger der Beschäftigung nicht weiter benachteiligt werden. Gerade in einer Zeit des sich intensivierenden Wettbewerbs und höherer Auflagen benötigt der Mittelstand Rahmenbedingungen, die seine Expansion nicht behindern.

Unternehmensfinanzierung ohne Banken

N achdem die Finanzkrise den Glauben an eine Welt mit hohen Renditen ohne Risiko zerstört hat, wäre es an der Zeit, dass sich Banken wieder darauf besinnen, Gewinne auch durch Innovationen erwirtschaften zu können. Es bleibt die Hoffnung, dass die Krise eine Chance für die Anlageklasse der Innovationsfinanzierung bietet. Nachdem in den letzten beiden Jahrzehnten durch Finanzakrobaten und Verpackungskünstler Rendite scheinbar nicht mehr viel mit Risiko zu tun hatte und ein riesiger Herdentrieb unter den Banken herrschte, dürfte sich künftig wieder die Warren Buffet-Erkenntnis durchsetzen, dass man nachhaltige Renditen nur durch die Schaffung von Werten erzielen kann. Hätte man nur etwa zehn Prozent des Kapitals, welches im Rahmen der Weltwirtschaftskrise vernichtet wurde, in Forschung und Entwicklung von Technologiefirmen investiert, würde Deutschland vor einem neuen Wirtschaftsboom stehen. Von den rund drei Millionen Unternehmen in Deutschland schließen jedes Jahr etwa 600.000, das heißt, jedes fünfte Unternehmen verlässt den Markt. Von diesen wiederum gehen etwa 30.000 in Konkurs, sprich: fünf Prozent der den Markt verlassenden Unternehmen hatten akute Liquiditätsprobleme. Die Zahl, die gerade noch ohne Überschuldung die Kurve kriegte, aber kurz vor Liquiditätsproblemen stand, dürfte ebenfalls recht hoch sein. Hauptgründe für die Liquiditätsprobleme vieler Mittelständler sind, dass die Banken schon seit Jahren Kreditvergaben immer restriktiver handhaben, Kreditlinien plötzlich zurückführen oder

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diese ganz kündigen. Deshalb sollten sich Unternehmer systematisch auf den Tag X vorbereiten, wenn ihre Bank ihnen die Kreditlinie streicht. Die Wahrscheinlichkeit ist in der Tat recht hoch.

D ie Deutsche Bank zeigte sich jahrelang als Mittelstandsfeind, indem sie diese Kundengruppe komplett aus ihren Filialen hinausekeln wollte. So stellt die Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU) fest, dass sich Mittelständler einer flächendeckenden Kreditverweigerung gegenübersehen. Mangelhafte Mittelstandsorientierung, schlechte Betreuungsqualität, schlechte Konditionen in der Firmenfinanzierung sowie fehlende Transparenz bei Kreditentscheidungen scheinen die herausragende Eigenschaft deutscher Großbanken zu sein. Da Banken jungen Unternehmern immer weniger oder gar kein Risikokapital zur Verfügung stellen, verhindern diese die Gründung oder die Expansion von innovativen Unternehmen. Wie unsinnig die Kreditverweigerung der Banken ist, zeigt die Tatsache, dass die meisten Arbeitsplätze in der EU auf Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitern entfallen. Dies zeigt, dass wir zukünftig eigentlich keine Grossbanken sondern nur noch Transaktionsbanken benötigen, die für uns die Zahlungsabwicklung übernehmen. Die Finanzierung von Innovationen muss von Banken vorgenommen werden, die Verantwortung für die Gesellschaft als Ganzes übernehmen.

Die schweizerische WIR Bank

B ereits im Jahr 1934 wurde in der Schweiz die heutige WIR-Bank als Folge der Weltwirtschaftskrise gegründet. In Basel beschlossen 16 Geschäftsleute, in Zukunft untereinander bargeldlos zu handeln. Sie gründeten die WIR-Wirtschaftsring-Genossenschaft mit der Komplementärwährung WIR, die auf der Idee der Freigeldes von Silvio Gesell basiert. Die WIR-Bank erhielt bereits im Jahr 1936 den Bankenstatus und ist mittlerweile eine gesamtschweizerische Mittelstandsbank, welches kleine und mittlere Unternehmen (KMU) fördern soll. Das WIR-System besteht aus der WIR-Verrechnung und den WIR-Krediten. Im Jahr 2005 hatte die im Umlauf befindliche WIR-Geldmenge (Währungskürzel CHW) etwa einen Gegenwert von 840 Millionen Schweizer Franken (Währungskürzel CHF). Das WIR-System bietet den KMU über den WIR-Verrechnungsverkehr die Möglichkeit, ihre Betriebe besser auszulasten und so einen höheren Umsatz und damit auch mehr Gewinn zu erzielen. Das WIR-Geld wird nicht verzinst, denn es soll immer wieder rasch in Umlauf gebracht werden. Wer den WIR jedoch nicht eins zu eins zum schweizerischen Franken bewertet, fliegt aus der Gemeinschaft hinaus. Der Erfolg dieses Systems zeigt sich daran, dass im Jahr 2006 über 60.000 Klein- und Mittelunternehmen, verteilt über die ganze Schweiz und auf alle Branchen, am WIR-Verrechnungsverkehr teilnahmen. An vielen Laden- oder Hoteleingängen in der Schweiz wird mit dem WIR-Signet darauf hingewiesen, dass hier Leistungen ganz oder teilweise auch in WIR-Geld bezahlt werden können. Die WIR-Bank hat im WIR-System eine ähnliche Geldschöpfungsfunktion wie die Schweizerische Nationalbank als Zentralbank des Schweizer Franken und kann somit selbst Geld schöpfen, wenn es benötigt wird. Da der WIR-Bank aus ihrer Geldschöpfung keine Kredit- beziehungsweise Refinanzierungskosten entstehen, kann sie ihre Kredite gegen besonders niedrige Zinssätze zur Verfügung stellen.

Gewinnbeteiligung für Mitarbeiter

D ie schwedische Bank Svenska Handelsbanken beteiligt alle Angestellten in gleicher Höhe am Gewinn. Der Finanzdienstleister hat die variable Vergütung so geregelt, dass die Mitarbeiterbeteiligung über eine in den 1970er Jahren eigens dafür eingerichtete Stiftung ausbezahlt wird. An diese wird jährlich ein Wert ausgezahlt, der einem Drittel des in einem Jahr über den Branchendurchschnitt hinaus erwirtschafteten Return on Equity, multipliziert mit dem Eigenkapital, entspricht. Das Limit der so über die Stiftung an die Mitarbeiter ausgeschütteten Ergebnisbeteiligung liegt bei 25 Prozent der an die Aktionäre gezahlten Dividende. Alle Mitarbeiter sind an diesem System beteiligt, wobei jeder einen gleichen Betrag, unabhängig von Grundgehalt und Position, erhält. Die Bonuszahlungen werden nicht als Gehalt vergütet, sondern in ein Pensionsschema auf Basis eines fondsbasierten Gewinnbeteiligungssystems einbezahlt. Will ein Mitarbeiter Auszahlungen tätigen, so geht dies erst, wenn er das Alter von 60 Jahren erreicht hat. Dies bindet die Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen und verhindert ein zu kurzfristig orientiertes Shareholder ValueDenken. Die variable Vergütung in Form einer Ergebnisbeteiligung bei Svenska Handelsbanken dient als Anerkennung und Belohnung für kollektive Anstrengung und Erfolg. Sie schafft eine hochgradige Transparenz, von der die Ackermänner in Frankfurt nur träumen können. In von Fairness geprägten Unternehmen sollte jeder Mitarbeiter nicht nur alle Finanzberichte des Unternehmens einsehen können, sondern auch jedermanns Gehalt. Hierdurch entsteht eine Selbstorganisation bei der Gehaltskontrolle, die verhindert, dass sich einzelne Manager systematisch auf Kosten aller anderen Mitarbeiter und der Eigenkapitalquote des Unternehmens bereichern. Ein zu ausuferndes Gehalt schränkt die zukünftigen Karrieremöglichkeiten eines Mitarbeiters innerhalb des Unternehmens ein. Wer dies weiß, wird nicht sich selbst versuchen zu optimieren, sondern das Unternehmen als Ganzes.

Mikrokredite für die Dritte Welt

M uhammed Yunus gründete 1983 die Grameen Bank in Bangladesch, die ohne Einkommenssicherheiten Kredite vergibt, um die Armut in der Bevölkerung zu lindern. Die Organisation bekam 2006 zusammen mit ihrem Gründer Muhammed Yunus den Friedensnobelpreis. Arme Menschen benötigen für ihren wirtschaftlichen Erfolg nur kleines Geld, um Materialien oder Rohstoffe für ihr Handwerk einzukaufen. Wenn jedoch Kredite von Geldverleihern nur zu Wucherzinsen erhältlich sind, können sie keinen Gewinn erwirtschaften. Große Banken glauben bekanntlich nicht an Menschen, sondern sind dem Geld verfallen, weshalb sie Armen auch keine Kredite gewähren. Um die Kreditnehmer, die vorwiegend Frauen sind, an die Grameen Bank zu binden, machte Yunus diese zu Miteigentümern. Die Grameen Bank gehört somit den Kunden. Die Rückzahlquote der Bank liegt über 98 Prozent aller Kredite. Mikrokredite erlauben vielen Kreditnehmern ein besseres Leben und eine größere Unabhängigkeit. Die Bank befindet sich zu 94 Prozent im Besitz der Kunden und nur zu sechs Prozent im Besitz des Staates. Im Oktober 2007 hatte die Grameen Bank nach eigenen Angaben 7,34 Millionen Kreditnehmer, wovon etwa 97 Prozent Frauen waren. Diese erweisen sich als bessere Managerinnen knapper Ressourcen als Männer. Bei der Grameen Bank herrscht das Vertrauen, das westliche Banken nicht haben. Angst und Misstrauen sind die vorherrschenden Charakterzüge der Bankmanger der westlichen Hemisphäre. Für diese sind Menschen Geld produzierende Maschinen und keine Unternehmer, die es zu fördern gilt. Bankmanager besitzen kein Bewusstsein dafür, andere Menschen glücklich zu machen, sondern lediglich dafür, wie man sie in Abhängigkeiten bringt.

M it dem Misstrauen, das westliche Bankmanager streuen, schaffen sie nur noch mehr Misstrauen. Sie haben nicht verstanden, dass nur Vertrauen neues Vertrauen schafft. Westliche Banken haben mit ihrer Form der Globalisierung, des Verkaufens von Schulden, deren Herkunft niemand mehr kennt, sich für eine Ausweitung der weltweiten Armut entschieden. Yunus bezeichnet deshalb die Globalisierung als eine 100-spurige Autobahn ohne Autobahnpolizei. Im Rahmen dieses Prozesses findet Entwicklungshilfe ihren Weg selten zu den Armen, jedoch vorwiegend zu den Reichen dieser Länder. Banken beschäftigen sich am liebsten mit den Reichen, da für sie Arme nur lästiges Beiwerk sind. Je mehr Menschen für Yunus im Bonsai-Status der Armut verharren, desto effektiver kann von den Reichen verhindert werden, dass diese zu unabhängigen Unternehmern werden. Dass Armut hierbei die Aberkennung aller Menschenrechte ist, wird von den westlichen Bankiers bewusst in Kauf genommen.

Leonardo für Banker

D er Italiener Leonardo da Vinci, der von 1452 bis 1519 lebte, war nicht nur ein herausragender Künstler, sondern vor allem ein vielseitiger Wissenschaftler. Leonardo entwarf Garten- und Schlossanlagen, Kirchen, Festungen, Brücken und Kanäle. Auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und der Mathematik sind von ihm herausragende Leistungen überliefert. So beschäftigte sich Leonardo mit der Zeitmessung, entwarf Sand- und Wasseruhren, Hubapparate sowie Kriegsgerät und Flugapparate. Eine Zeichnung Leonardos soll den Ingenieur Sikorski zur Entwicklung des modernen Hubschraubers angeregt haben. Darüber hinaus befasste sich Leonardo mit der belebten Natur. So sind von ihm auch Forschungen auf dem Gebiet der Anatomie, Botanik und Zoologie überliefert. Im Grunde genommen war Leonardo der erste Bioniker, da er stets die Verbindung von Technik und Biologie suchte. Da Vinci hatte seine genialen Ideen in einer Zeit, in der die Geldmenge zusammengeschrumpft war und nur der Faktor Innovation einen Ausweg aus dem wirtschaftlichen Chaos bot.

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Leonardo da Vinci, Selbstbildnis

Leonardo verkörpert all das, was Banker heute nicht verkörpern. Er hatte als Ingenieur eine Vorreiterrolle, ganz im Gegensatz zu den heutigen Bankmanagern, die sich nur noch als Sachverwalter der Vergangenheit betätigen und Innovationen systematisch verhindern, in dem sie selbst lieber im Spielcasino der Finanzmärkte agieren, anstatt kreativen Unternehmern Kredit zu geben. Da Vinci sah in der Natur einen Reichtum an Formen und kam so zu einem völlig neuen Blick der Welt. Wir wünschen uns, dass durch die heutige Weltwirtschaftskrise Bankmanager lernen, die heutige Wissensökonomie neu zu begreifen. Da Vinci wusste, dass man die Natur nur richtig versteht, wenn man die richtigen Fragen stellt. Bankmanager sollten deshalb erkennen, dass man die Risiken der Finanzmärkte nur dann richtig verstehen kann, wenn man die Wechselwirkungen in der Ökonomie untersucht. Risk-Management, wie es heute betrieben wird, hat nichts mit dem Erkennen von Wechselwirkungen zu tun, eher mit dem Ausblenden der Realität.

D as Vermächtnis Leonardos ist es deshalb, dass sich Banken vor allem um die Steigerung der Innovationsraten kümmern, welche die Gesellschaft als Ganzes voranbringen, anstatt ständig Krisen zu erzeugen, die eine Vielzahl von Marktteilnehmern in die Sklaverei des Zinses treibt. Wenn der Schock einer Weltwirtschaftskrise nicht ausreicht, um die Kunden von Banken aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, dann hat diese Gesellschaft keine Zukunft mehr. Doch dem ist längst nicht so. Es wäre Zeit, dass jeder Bürger aufsteht, seine Konten bei jenen Banken kündigt, die Innovationen verhindern und sich damit nicht mehr fremd bestimmen lässt. Innovation ist die neue Währung des Post-Großbankenzeitalters. Die Welt braucht neue Lösungen und eine der aktuell innovativsten Lösungen wird es sein, Großbanken abzuschaffen. Wenn jeder Bankkunde sein Konto kündigt, werden sie überflüssig. Kaum jemand weiß, dass, wie der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Solow herausfand, Innovationen für 80 Prozent des Wachstums einer Volkswirtschaft verantwortlich sind. Die Globalisierung der Silicon Valleys hin zu einer Vielzahl von Endo-Valleys der intelligenten Vernetzung unterschiedlicher Wissensgebiete führt zu einer neuen Art von Bank der Zukunft: der Wissensbank!

Die Bank der Zukunft

Im Zeitalter der Globalisierung intensiviert sich der weltweite Wettbewerb um Wissen und die besten Wissensarbeiter. Die Globalisierung der Märkte, das ansteigende Innovationstempo und der Trend zu Käufermärkten stellen alle Unternehmen vor die Herausforderung, die Umlaufgeschwindigkeit des Wissens zu steigern. Jedes für einen Prozess notwendige Wissen muss an der richtigen Stelle der Organisation zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge und Qualität zur Verfügung gestellt werden. Es geht in einer zukunftsorientierten Wissensgesellschaft um nichts Geringeres als um die Einrichtung von Wissensbanken, um Wissen jedermann kostenfrei zugänglich zu machen. Der Aufbau von Wissensbanken, die auf einer fraktalen Struktur beruhen, muss zum neuen Herz der Welt avancieren. Dieses Herz schlägt nicht mit der Taktrate des Stillstandes, sondern mit der der innovativen Erneuerung. Wissensbanken haben eine umrührende Kraft, mit der sie den Menschen aus seiner Unmündigkeit befreien können. Die Kant’sche Aufklärung, die Flucht des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit, muss nach mehr als zwei Jahrhunderten ersetzt werden durch die Befreiung des Menschen. Die Menschen müssen aus der Diktatur der Großbanken fliehen und ihre Unmündigkeit ablegen. Die Erzeugung von Wissen ist die vornehmste Tätigkeit jedes Menschen. Neues Wissen ist ein Geschenk für alle.

A llgemeines Wissen hingegen als Eigentum zu betrachten, wird sich als Mord an der Zukunft erweisen. Die Menschen vom Wissen abzuschneiden, ist eine Übeltat, die Versklavung bedeutet. Den Gegenpol zum gehässigen Ausschluss und der Eliminierung von Wissenszugängen bilden Wissensbanken. Es gibt leider bisher noch keine Lehrstühle für Wissensbanken als Teil der Managementwissenschaft. Deshalb sollten diese sofort eingeführt werden. Das Land, welches Wissensbanken als erstes einrichtet, wird der Menschheit ein Geschenk besonderer Art machen, das die Freude der Befriedigung der Neugier in eine positive Kraft verwandelt. Wissensbanken können das noch fehlende i-Tüpfelchen sein, um die Menschenrechte zu vervollständigen und erstmals in der Geschichte der Menschheit Wohlstand nicht nur für wenige, sondern für alle sicherzustellen. In Wissensbanken geht es nicht um das Kreisen von spekulativen Geldern, das bekanntlich ohne Energiezufuhr irgendwann abrupt zum Stillstand kommt. Wie Aktienmärkte, die durch kreisendes Spekulationskapital geprägt sind und ständige Injektionen in Form von jährlich fünf bis zehn Prozent erhöhten Geldmengen benötigen. Doch nicht die Erhöhung der Geldmengen, sondern die Zunahme des Wissens und damit der Innovationsraten ist die treibende Kraft hinter einem nachhaltigen Wachstum der Wirtschaft.

In erster Linie benötigen Innovationen die Förderung von Ideen, damit diese eine Autokatalyse der Wissenserzeugung hervorrufen können. Es gibt einen neuen Wissensmarkt. Jeder kann dort von seinem personalisierten Konto kostenlos Wissen abheben. Wissensbanken werden damit automatisch zum größten Dienstleister auf dem Planeten, denn an nichts besteht ein so großer Bedarf. Wenn die Menschen erkennen, dass nichts im Leben so interessant ist wie die Erzeugung von Innovationen aus Wissen, dann werden sie erkennen, dass Großbanken keine Überlebensberechtigung mehr haben, es sei denn, sie transformieren sich zu einer Bank dieses neuen Typus. In Wissensbanken kann jeder kostenlos von überall aus auf Wissen zugreifen und seine informationellen Bedürfnisse stillen. Man wird jede Schul-, Universitäts- und Handwerksausbildung in Wissensbanken machen können und man wird alle medizinischen Informationen, juristische Hilfestellungen sowie alle Infrastruktur-Informationen dort erhalten können. Auch wird man sich bei Wissensbanken informieren können, auf welche Weise ein bestimmter Notstand, der irgendwo auf der Welt herrscht, am besten gelöst werden kann und welche Experten helfen können. Wissensbanken bilden damit auch die größte Selbsthilfegruppe der Welt. Dipl.-Ing. Artur P. Schmidt studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin. Für die Promotion entwickelte er ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bücher wie „Endo-Management“ und „Der Wissensnavigator“ sowie Wirtschaftsbücher wie „Wohlstand_fuer_alle.com“ oder „Crashonomics“ hervorgingen. Heute entwickelt der Wirtschaftskybernetiker Lenkungs-Cockpits und ist Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com (2) sowie von Finanzportalen wie www.bankingcockpit.com (3) und www.wallstreetcockpit.com (4). Literatur Teil 7: Machtspiele im Spielcasino (5) Subtexte

Literatur

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TP: Die geplante Innovationsverhinderung

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Literatur Anders, Christian: Der wahre Bankenschwindel. Baden Baden 2002. Baien, Miura: Kagen – Vom Ursprung des Wertes. Düsseldorf 2001 Batra, R.: Greenspan’s Fraud. New York 2005. Bookstaber, R.: A Demon of our own Design. New York 2007. Canterbery, E. Ray: Alan Greenspan. Singapur 2005. Chernow, R.: The Death of the Banker. New York 1997. David, Th./Etemad, B./Schaufelbuehl, J. M.: Schwarze Geschäfte. Zürich 2005. Erdmann, S.: Banken, Brot und Bomben. Band 2. Fichtenau 2005. Fisher, I.: 100 % - Geld. Kiel 2007. Ferguson, N.: The Cash Nexus. New York 2001. Forrester, V.: Die Diktatur des Profits. München 2002. Fässler, H.: Reise in Schwarz-Weiß: Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Zürich 2005 Galbraith, J. K.: Anatomie der Macht. München 1989. Hodgson Brown, E.: Web of Debt. Baton Rouge 2008. Jacob, A.-F. (Hrsg.): Bankenmacht und Ethik. Stuttgart 1990. James, H.: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. München 2003. Kaup, A./Schäfer-Band, U. M./Zawilla, P. (Hrsg.): Unregelmäßigkeiten im Kreditgeschäft. Heidelberg 2005. Kindleberger, C.P.: World Economic Primacy 1500 – 1990. New York 1996. Köhler, Wolfgang: Wall Street Panik. Murnau am Staffelsee 2008. Le Goff, J.: Kaufleute und Bankiers im Mittelalter. Berlin 2005. Lietaer, B. A.: Das Geld der Zukunft. München 1999. Machiavelli, N.: Der Fürst. Frankfurt 2001. Möller, A./Schwebler, R.: Schuld durch Schulden. München 1981. Ogger, G.: Der Börsenschwindel. München 2001. Oppermann, Ch.: Das Banken Hasserbuch. München 2008. Oppermann, Ch.: Schwarzbuch Banken. München 2004. Pasternak, Ch: Bankenkrisen im asiatischen Raum. Marburg 2001. Pohl, M.: Hamburger Bankengeschichte. Mainz 1986. Schmidt, A. P.: Crashonomics. Graz 2003. Schmidt, A. P.: Chinas Super-Bubble (6) Schmidt, A. P.: Das Phänomen der Millisekundenpleite (7) Schmidt, A. P.: Der Wissensnavigator. Stuttgart 1999. Schmidt, A. P.: Endo-Management. Bern 1998. ( E-Book (8)) Schmidt, A. P.: Sich selbst verstärkende Seifenblasen (9) Schmidt, A. P.: Wohlstand_fuer_alle.com. München 2001. Schumpeter, Joseph A.: Das Wesen des Geldes. Göttingen 1970. Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Frankfurt a. M. 1989. Sloterdijk, Peter: Eurotaoismus. Frankfurt a. M. 1989. Wetter, Ernst: Bankkrisen und Bankkatastrophen der letzten Jahre in der Schweiz. Zürich 1918. Winterhoff-Spurk, P.: Unternehmen Babylon. Stuttgart 2008. Ziegler, Jean: Die Schweiz, das Gold und die Toten. München 1998. Zweig, J.: Gier. München 2007. Links (1) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29383/1.html (2) http://www.wissensnavigator.com (3) http://www.bankingcockpit.com (4) http://www.wallstreetcockpit.com (5) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29385/1.html (6) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25317/1.html (7) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/8/8899/1.html (8) http://www.wissensnavigator.com/interface4/management/endo-management/index.htm (9) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19151/1.html Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29384/1.html Copyright © Heise Zeitschriften Verlag

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Machtspiele im Spielcasino Artur P. Schmidt 03.01.2009

Unter Bankstern - Teil 7 Teil 6: Die geplante Innovationsverhinderung (1)

Macht an sich

F ür den Ökonomen Ludwig von Mises ist menschliche Macht die Fähigkeit, fremdes Handeln zu bestimmen. Dabei beruht alle Macht auf Ideologie. Die Ideologie der Bankmanager lautet: Wer Geld verleiht, hat die Autorität, über die Wirtschaft Richter zu spielen. Hierbei lassen sich Macht und die Ausübung von Gewalt nicht mehr trennen. Wenn Banken Unternehmern ihre Kreditlinie kündigen, ist dies ein Gewaltakt, der Tausende von Arbeitnehmern in den Ruin treiben kann. Betrachtet man die wirtschaftliche Macht, die Banken in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben, so stellt sich die entscheidende Frage, welchen Sinn diese Macht hat, wenn das Streben nach Größe keine Sinngebung mehr zulässt. Größe allein kann nicht zielführend für Banken sein, da selbst die größten Banken straucheln können. So lange alles gut läuft, versucht die Macht sich zu verstecken. Sichtbar werden Fehler in der Machtausübung immer in Krisen, wenn die Immunität der Mächtigen nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Dann offenbart sich, welche großen Räder Bankmanager unter Ausschluss der Öffentlichkeit gedreht haben. Dass Macht per se weder gut noch böse ist, sondern dass sich deren Ausprägungen erst durch die gefällten Entscheidungen manifestieren, liegt auf der Hand. Dass Bankmanager zu Brandstiftern werden, liegt an ihrem Größenwahn, der vor nichts und niemandem, vor allem nicht vor kriminellen Verbriefungen und Weiterverkäufen von Schulden halt macht. Dass Macht eine Versuchung ist, die zu großen Fehlentscheidungen führen kann, haben in der Vergangenheit auch viele große Feldherren erfahren müssen.

D as Streben nach Größe führte die Bankmanager zur Hybris. Doch Übermut, Anmaßung und Selbstüberschätzung wurden durch die Nemesis der Kreditkrise gerächt. Letztlich war es die Hybris, die größte Investmentbank der Welt werden zu wollen, welche die schweizerische UBS und viele andere Banken zu Fall brachte. Die UBS ignorierte in ihrer Überheblichkeit die Gesetze des Marktes, was unvermeidlich zum Absturz der Bank führen musste. Mit dem Investmentbanker hat sich ein gefährlicher Typus Mensch entwickelt, der nur noch im Augenblick des Shareholder Value lebt, anstatt das langfristige Überleben des Ganzen im Auge zu behalten. Betrachtet man die großen Tradingzentren der Investmentbanken, so hat das Ziel, der Größte zu werden, zu einer Automatisierung des Menschen geführt, die so weit ging, das selbst die Vorstände der Unternehmen die Risiken nicht mehr überblicken konnten. Größenwachstum mit einer zu hohen Geschwindigkeit hat den entscheidenden Nachteil, dass es oft alles andere als gesund ist. Als sich die ersten Metastasen bildeten, war der Krebs im Finanzsystem schon so weit fortgeschritten, dass nur noch eine Radikaloperation der UBS geholfen hätte. Wer zu schnell zu groß geworden ist, muss sehr schnell handeln, wenn er nicht unter die Räder kommen will. Wer zu lange wartet, den bestraft nicht das Leben, sondern der Markt.

B ankmanager sind jahrelang ihrer eigenen Macht verfallen, was als Konsequenz in eine globale Finanzkatastrophe führen musste. Deshalb müssen Bankmanager wieder die elementare Frage nach dem Wesen des Bankwesens stellen. Sie müssen, wie es Guardini formulierte, wieder lernen, dass die Herrschaft über die Welt die Herrschaft über sich selbst voraussetzt. Sie müssen ihren Narzissmus aufgeben, der dazu geführt hat, nur noch in den Kategorien: mein Sportwagen, meine Villa, meine Yacht zu denken. Die Psychoanalyse schreibt narzisstischen Menschen den Hang zu Größenwahn, Minderwertigkeitgefühlen, fehlender Sensitivität, Bestätigungssucht, Ausbeutungstendenzen ihrer Mitmenschen sowie Neidkomplexen zu. Wer Türme baut, hat keine Zeit zum Lesen und Nachdenken. Dies ist jedoch die Voraussetzung dafür, das eigene Handeln zu hinterfragen und die Zukunft verantwortlich zu gestalten. Es stimmt bedenklich, dass unter den 400 reichsten Amerikanern im Jahr 2006 erstmals kein Millionär mehr zu finden war. Wer heute Macht ausüben will, muss schon Milliardär sein. Bankiavellismus

D ie Machtausübung der Banken und ihr Streben nach Beherrschen ihrer Kunden können heute als Banken-Machiavellismus (benannt nach dem italienischen Staatsmann Niccolò Machiavelli) bezeichnet werden. Bankmanager streben nach der uneingeschränkten Macht über die Konten ihrer Kunden, sie wollen das Geld der Kunden unkontrolliert nutzen und setzen auf die unbegrenzte Akkumulation des Geldes. Hierbei werden die Wahrheit und das Gute im Handeln oftmals eliminiert und nur noch auf dessen Nützlichkeit reduziert. Soziales Denken findet nur insoweit statt, als dass es der Erreichung von noch mehr Macht und Geld dient. Für Bankmanager heiligt der Zweck, oder besser gesagt der Scheck, alle Mittel.

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Niccolò Machiavelli

Die wichtigste Machtstütze der Banken sind ihre Sichteinlagen. Daraus schöpfen sie Geld, welches sie dringend für ihr Wachstum brauchen. Zentralbanker schöpfen Geld aus dem Nichts, indem sie es einfach drucken. Da die Zentralbank in den USA den Privatbanken gehört, konnte Mayer Amschel Rothschild seinen Machtanspruch mit folgender Aussage zementieren: „Gib mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, dann ist es für mich gleichgültig, wer die Gesetze macht.“ Bankmanager stellen sich in ihrem Machtanspruch über den Gesetzgeber. Sie sind als Monetative (eine Bezeichnung von Bernd Senf) die verborgene vierte Macht im Staate, die am liebsten unsichtbar, dafür aber mit umso größerer Wirkung agiert.

D ie zeitgenössischen Machiavellisten verfügen über ausgewiesene „Bilanzierungskünste", mit denen sie sogar massivste Verluste so lange verschleiern können, bis ganze Kartenhäuser zusammenbrechen. Solange die Banker Erfolg hatten, konnten sie scheinbar immer größere Räder drehen, ohne dass die Zentralbanken dem ausufernden Treiben durch höhere Zinsen ein Ende gesetzt hätten. Doch als die Hebel, welche die Banker eingesetzt hatten, immer größer wurden und die Finanzmärkte in die Krise gerieten, wurden Bankiavellisten zu tragischen Figuren. Doch nicht nur diese Herren, auch die meisten Anleger, die auf Rendite hofften, wurden durch die Machtspiele von Bankmanagern zu tragischen Helden, deren Konten unter Kurseinbrüchen, Bankenpleiten und Inflationszunahme litten. Bankiers beherrschen wie keine zweite Berufsgruppe das Metier der Vermögensvernichtung im großen Stil. Durch regelmäßige Krisen werden Enteignungsschübe ausgelöst, die einerseits die Kaufkraft jedes einzelnen unterminieren, andererseits durch ausufernde Risikoausweitung die Eigenkapitalquoten der Unternehmen aushöhlen. Aber auch die Handlager, wie Analysten oder Bankberater, die ihren Kunden Anlagen angedient haben, als die Krise schon abzusehen war, gehören an den Pranger gestellt. Es darf prognostiziert werden, dass es, auch wenn sich die Märkte noch einmal erholen sollten, in zehn Jahren mit der Ethik und der Moral des Bankgewerbes nicht besser aussehen wird als jetzt. Der Tod des Berufstandes der Banker kommt nicht von außen, sondern von innen, ausgelöst durch das Streben nach Macht und die Gier, mit immer größeren Banken immer höhere Renditen erzielen zu wollen. Der finale Höhepunkt wird vielleicht der Staatsbankrott einer Vielzahl von Ländern sein, und die Einlagensicherungsfonds werden nicht einmal einen Bruchteil der verarmten Bürger mit genügend Liquidität versorgen können.

Berufshochstapler Wenn der Stand der Berufshochstapler untergegangen ist, wird die Welt zwar nicht anders, aber besser sein. Solange es im Bankgewerbe nicht um vorzeigbare Resultate, sondern ausschließlich um das Blenden der Anleger geht, wird keine Glaubwürdigkeit in die Branche zurückkehren. Zur schlimmsten Gattung zählen so genannte Privatbankiers, die besonders stark blenden und sich auf besonders zahlungskräftige Multimillionäre beziehungsweise Multimilliardäre spezialisiert haben. Für einen Privatbankier zählt nur das Halten der bestehenden Kunden um jeden Preis und die auf Beziehungsnetzwerken basierende Neuakquisition, damit die verwalteten Kapitalsummen möglichst schnell in neue Dimensionen geführt werden können. Viele Portfolio- oder Hedgefonds-Manager sind keinen Deut besser als die Bankmanager, die in diesem Buch kritisiert werden, da 95 Prozent dieser Artgenossen nicht einmal die Indizes schlagen.

A uch hier geht es nur darum, möglichst viel Kapital einzusammeln, da Aus- und Rückgabeaufschläge von Anteilen sowie Management- und Performance-Gebühren genügend Einnahmen in die Hände der Kapitalakkumulateure fließen lassen, um sich ein sorgenfreies Leben zu gönnen. Es sollte selbst dem dümmsten Anleger klar sein, dass niemand den Index schlagen kann, wenn er mit überbordenden Gebühren abgezockt wird. Clint Eastwood brachte es auf den Punkt: Men have to know their limitations. Doch wie wir immer wieder lernen müssen, kennen Banken, die immer größer werden wollen, ihre Grenzen nicht. Am Bankwesen wird die Welt sicher nicht genesen, solange Banker ihr Unwesen straffrei ausüben können. Nicht umsonst bezeichnete man Banker in den 1930er Jahren als Bankster, ein Begriff, der heute mehr denn je zutrifft.

Spiel der Spiele

E s hilft niemandem, wenn Bankmanager versuchen, ihre Kunden oder andere Marktteilnehmer für dumm zu halten. Bear Stearns hat seine Verharmlosung der Probleme nicht geholfen, sondern eher geschadet. James Cayne ruinierte mit seinen Fehlspekulationen die US-Investmentbank Bear Stearns Chart nahezu vollständig, da für ihn Milliarden nur Peanuts waren. Als im Jahr 2007 zwei seiner Hedgefonds kollabierten, reiste der Big Boss von Bear Stearns zu einem Bridgeturnier nach Nashville, Tennessee. Denn nur wer immer weiter spielt, kann alles verspielen. Angeblich war sogar sein Handy abgeschaltet. Marcel Ospel und seine Nieten in Nadelstreifen waren dermaßen von Ja-Sagern umgeben, dass selbst, als klar war, dass man gegensteuern müsste, der bisherige Kurs noch beibehalten wurde. Sie pflegten ihre Hybris, bis sie wie Daidalos der Sonne zu nahe kamen, abstürzten und verglühten. Doch die Großbanken waren in ihrer Gier und Dummheit nicht alleine. Da auch viele Volksbanken am Spiel der Spiele teilhaben wollten, haben mehr als 200 der insgesamt 1.250 Genosseninstitute teilweise große Teile ihres Anlagevermögens in verbriefte Kredite aus den USA angelegt. So kam es, wie es kommen musste. Seit dem 23. Juli 2007 nahm die zum Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken gehörende Union Investment keine Anteile mehr an dem eine Milliarde Euro schweren Fonds zurück. Der Fonds ABS-Invest wurde geschlossen. Rückgabewünsche konnten wegen fehlender Liquidität nicht mehr erfüllt werden. Was lehren uns diese Beispiele. Banken haben vergessen, dass man nur Geld verdient, wenn man bereit ist, zu dienen. Gier und Dienen schließen sich jedoch komplett aus. Entweder man ist gierig und zockt, oder man versucht für seine Kunden vernünftige Anlageperspektiven zu entwickeln.

Spielcasino-Kapitalisten

D ie allgemeine Zockerei auf globalem Niveau sollte Stukturanpassungen und Ertragsschwächen möglichst wirksam verschleiern. Bankmanager neigen zur Beibehaltung des Status Quo und sind, wenn es um schnelles Anpassen und Erfassen von Situationen geht, meist überfordert. So mutierten viele Banken zu Spielcasinos, wie die Mittelstandsbank IKB, die schon lange längst keine regionale Industriepolitik mehr im Auge hatte, sondern mithalf, den Bauboom in Las Vegas auf die Spitze zu treiben, indem es marode Hypothekenprodukte im Überschwang erwarb. Wie viel diese allgemeine Zockerei letztlich den deutschen Steuerzahler kosten wird, ist noch offen, jedoch könnte die Summe locker die 100-Milliarden-Euro-Grenze erreichen, sollten noch weitere Teilmärkte in den USA kollabieren. Die fatale Folge: Der Staat muss nun auf dringende Investitionen in Bildung oder Infrastruktur verzichten, nur weil seine Banken lieber in Zocker als in die Bürger investieren. Hier hat auch das Risiko-Management der Politik versagt, die tatenlos zusah, wie BayernLB, WestLB oder SachsenLB Milliardengräber schaufelten. Es ist nicht so schlimm, eine falsche Entscheidung zu treffen, viel schlimmer ist es, dass, nachdem die Krise erkannt wurde, die Kreditpakete nicht sofort abgestoßen wurden.

D ie Durchhalteparolen schlugen fehl und die Wertverluste wurden von Tag zu Tag größer. Mittlerweile spielt der eigentliche Auslöser des amerikanischen HypothekenDesasters, die Hypothekendarlehen an finanzschwache Bauherren ("Subprime"), nur noch eine Nebenrolle. Längst hat die Krise andere Bereiche der Finanzmärkte, sogar die

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Versicherungen, infiziert. Auch viele Investmentfonds mussten ihre Anlagen zu Schleuderpreisen auf den Markt werfen, weil Banken ihnen die Finanzierung kündigten. Selbst Kreditinstitute liehen sich untereinander nur noch Geld, wenn diese umfangreiche Garantien nachweisen konnten. Der Wert komplexer Kreditkonstrukte wurde immer geringer und scheint weltweit einen ökonomischen Winter einzuleiten. Gemessen an der Kapitalausstattung und dem Wissen um das US-Hypothekengeschäft engagierten sich deutsche Landesbanken weit stärker als Institute anderer Staaten.

Einstieg in artfremde Geschäfte

D en größten Realitätsverlust gab es bei der IKB, die zu etwa 40 Prozent im Besitz der Staatsbank KfW ist. Die IKB holte sich ihre Gewinne nicht beim Mittelstand, der nur 25 Prozent des Umsatzvolumens ausmachte, sondern auf den globalen Märkten. Das für das "Structured Credit Portfolio" zuständige IKB-Team kaufte Papiere ein, deren Risiko schon vor Ausbruch der Finanzkrise von Marktkennern als zu hoch eingeschätzt wurde. Bevorzugt investierte die IKB in Collateralised Debt Obligations (CDOs), deren Risiken vorab bekannt waren. Getrieben von ehrgeizigen Gewinnzielen des Vorstandes ging das Händlerteam immer absurdere Wagnisse ein. Mit einem Hinweis auf die mangelnde Kreditwürdigkeit ihres Kunden IKB brachte die Deutsche Bank das IKB-Kartenhaus im vergangenen Juli zum Einsturz. Dass die Deutsche Bank als Hauptlieferant für die Düsseldorfer diente, als man selbst schon auf einen Verfall des Marktes für amerikanische Hypothekendarlehen spekulierte, ist typisch für die Bankbranche, wo jedes Geschäft, das Geld bringt, ohne moralische Skrupel durchgezogen wird. Das Motto lautet: Je mehr Wettbewerber und Mitbanken pleite gehen, desto stärker werden die sein, die überleben. Vielen Banken mangelte es infolge der Finanzkrise an der nötigen Liquidität. Die Deutsche Bank rettete vor allem eine glückliche Wette auf den Abwärtstrend am US-Immobilienmarkt vor weit größeren Verlusten. Wie viel durch Bilanzierungstricks an Verlusten bisher nicht angezeigt wurden, weiß wohl nur der Vorstand. Die amerikanische Zentralbank hat nicht verstanden, dass sie der Bevölkerung langfristig nicht dient, wenn die Leitzinsen zu niedrig angesetzt werden. Im Rahmen des niedrigen Zinsumfeldes wurden viele Marktteilnehmer gedrängt, Kredite aufzunehmen, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. So wurden in den USA Subprime- und Alt-AHypotheken in einer Größenordnung vergeben, die in etwa dem Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik Deutschland entsprachen, konkret etwa 2.500 Milliarden Euro. Eine für den Hypothekenmarkt irrwitzige Summe. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch so genannte Carry Trades, bei der Kredite in einer Währung mit niedrigen Zinsen aufgenommen und in einer Währung mit hohen Zinsen investiert werden. Besonders für solche Trades eignete sich der japanische Yen, da der japanische Leitzins nahe bei Null lag. Die vielfältigen Formen der Verbriefung von Krediten erlaubten es, diese in handelbare Aktiva zu transformieren. Nur so war es möglich, US-Kredite auf ausländische Investoren zu übertragen. Insgesamt beliefen sich im Jahr 2008 verbriefte Verbindlichkeiten auf mehr als 10.000 Milliarden US-Dollar, was in etwa der Hälfte aller ausstehenden privaten Schulden der amerikanischen Volkswirtschaft entspricht.

Psychosen der Unternehmen

G roßkonzerne sind heute durch die Managerspiele der persönlichen Bereicherung zu faulen Äpfeln mutiert. Beispiele wie Enron, Worldcom und Citicorp sind Ausdruck einer Ansammlung von Macht, die im Größenwahn und in der Skrupellosigkeit, Geld aus der Firmenkasse zu stehlen, ihren zweifelhaften Ausdruck gefunden hat. Banken haben in ihrer Gier im Jahr 2007 einen neuen Rekord aufgestellt, der seinesgleichen in der Geschichte von Unternehmen sucht. Weil Manager im Gegensatz zu Unternehmern keine freien Menschen sind, sondern Untergebene der Unternehmen, lassen sie sich ihre Versklavung besonders teuer bezahlen. Joel Bakan hat in seinem Dokumentarfilm „The Corporation“ Unternehmen als Personen betrachtet, die den gleichen psychologischen Restriktionen wie alle Menschen unterliegen. Seit einer Entscheidung des U.S. Supreme Court aus dem Jahr 1886 haben Unternehmen dieselben Rechte wie Individuen. Deshalb weisen deren Exzesse sehr starke Ähnlichkeit mit dem menschlichen Verhalten auf.

E s kann kaum verwundern, dass man vor allem bei Bankmanagern schwerste psychische Störungen antrifft. Wenn Robert Hare, Psychologieprofessor an der University of British Columbia und FBI-Berater, profitgeleitete Konzerne klinisch einem Psychopathen gleichsetzt, so muss man für Banken das Ganze geradezu hinsichtlich von Hyperpsychosen untersuchen. Hass, Hochmut, Lügen, Neid, Geiz, Angst, Gier, Schamlosigkeit, Trägheit sind die schwersten Verbrechen an der Menschlichkeit. Bei Bankmanagern treffen wir diese Pathologien in der Form von Hass gegen die Kunden, Hochmut bei Kritik, Lügen zur Kapitalvermehrung, Neid auf die Unternehmer, Angst vor der Kommunikation, Gier zur Maximierung des Gehalts, Schamlosigkeit bei der Vertuschung von Problemen sowie Trägheit vor Veränderungen. Die Art und Weise, wie der Ernst der Lage beschönigt wurde und noch kurz vor dem Mini-Crash im Januar 2008 wieder auf schönes Wetter gemacht wurde, zeigt ein höchst asoziales Verhalten, welches die Gesellschaft und ihren Zusammenhalt beschädigt hat.

Machtkonzentration Der unvermeintliche Trend zu wirtschaftlicher Konzentration hat die heute dominierenden großen Kapitalgesellschaften hervorgebracht, deren rechtmäßige Eigentümer, die Aktionäre, keinen direkten Einfluss auf die Geschäftsführung ausüben können. Dies hat man professionellen Verwaltern, die man Manager nennt, überlassen. Diese Form der Bürokratie hat ein perfektes System entwickelt, seine Managementgehälter nach oben zu schrauben - mit Aktienoptionen. Um eine möglichst hohe Entlohnung zu bekommen, nimmt man einen Teil der Gewinne und investiert sie in den Rückkauf eigener Aktien, um den Kurs zu steigern. Damit sichern sich die Manager höhere Gehälter.

A nstatt das Geld in die Forschung und Entwicklung zu stecken, wo es besser aufgehoben wäre, führt die Gier nach mehr Geld zu einer Fehlallokation der Ressourcen. Mit den Übernahmen von großen Banken durch noch größere Banken wurde in der Finanzkrise klar, dass die Konzentration wirtschaftlicher Macht in Krisen noch weiter voranschreitet. Dabei ist abzusehen, dass Banken wie die Bank of America durch ihre schiere Größe über kurz oder lang im Bürokratismus erstarren werden. Die scheinbar niemandem verantwortlichen Top-Manager dieser Megainstitute haben sich längst zu einer Beziehungsgeflechts-Aristokratie entwickelt, bei denen der Staat und seine Bürger zur bloßen Marionetten verkommen sind, um noch üppigere Gewinne einzufahren. Staatliche Eingriffe sollten sich deshalb vor allem auf die Kontrolle der Macht der Superbanken konzentrieren, da sonst die nächste, noch schlimmere Krise in einigen Jahren vorprogrammiert ist.

Scheinheiligkeit der Bankmanager Der Verrat an der Wahrheit hat eine besondere Systematik, die Studierenden und Doktoranden bereits an den Hochschulen beigebracht wird. Viele Professoren haben zu viele Nebenjobs, um noch als glaubwürdige Repräsentanten der Lehre auftreten zu können. Wie sollte es uns wundern, dass der Selbstbedienungsmentalität und dem Gehaltspoker auf den höchsten Ebenen keine rationalen Grenzen mehr gesetzt zu sein scheinen. Das Personenkarussell zwischen Vorstandspositionen und Aufsichtsräten funktioniert so perfekt, dass die Zustimmung des Verwaltungsrates oder einer Salärkommission zu Erhöhungen der Vorstandsvergütungen mittlerweile nur noch reine Formsache ist.

U m den Mythos aufrecht zu erhalten, dass die Vorstandsgehälter von den Aktionären oder deren bevollmächtigten Vertretern definiert werden, werden die Aktionäre einmal jährlich zu Selbstbeweihräucherungsveranstaltungen, genannt Hauptversammlung, geladen. Eine Wirtschaft aber, die auf der Mentalität des Absahnens, Betrügens und der Bestechung basiert, wird zukünftig nur eine Richtung nehmen: den ökonomischen Kollaps. Die Ausbildung von Managern im Finanzbereich muss auf eine neue Grundlage gestellt werden. Shareholder Value, kurzfristiges Gewinndenken und ausufernde Entlohnungssysteme sind die Folge eines nicht auf Ethik und Moral ausgelegten Bildungssystems. Die Boni-Bonanza Wie krank muss ein System sein, das noch 70 Milliarden US-Dollar an Boni bezahlt, also etwa zehn Prozent des amerikanischen Rettungspaketes, während Banken reihenweise untergehen oder unter die Fittiche des Staates fliehen. Setzt man die Zahlungen ins Verhältnis zu dem Wertverlust, den die Aktien vieler Banken seit Jahresbeginn zu verzeichnen haben, so sollten Banker ihre Bonizahlungen der letzten Jahre auf Heller und Pfennig zurückbezahlen. Wer so wirtschaftet, hat keine zusätzlichen Gehälter verdient. Manager, wie der Lehman-CEO Richard Fuld, haben sich sogar noch zusätzliche Boni gesichert, als das Unternehmen schon pleite war. Eine wahrhaft einzigartige Dreistigkeit, die ihresgleichen sucht und nur noch als Finanz-Kannibalismus bezeichnet werden kann. Anstatt sein Unternehmen Kaufinteressenten aus Südkorea oder China zu einem für die Aktionäre noch erträglichen Preis zu verkaufen, ließ er das Unternehmen in Rekordzeit untergehen. In einer nicht mehr zu überbietenden Dekadenz haben Boni-Hascher das Weltfinanzsystem an den Abgrund geführt.

D as Gelddrucksystem für die Managerkaste macht deutlich, dass wir keine Manager mehr brauchen, sondern wieder vermehrt Unternehmer, welche die Finanzmärkte nicht als 3 von 5

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TP: Machtspiele im Spielcasino

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Kriegsschauplatz betrachten. Viele Banken sind aktuell nur noch finanzielle Leichenschauhäuser, die immer mehr Schulden in Form von verstümmelten Finanzderivaten hervorbringen. Wenn Manager Boni einfordern, obwohl sie scheinbar keinen Überblick über die wahren Verhältnisse in ihren Unternehmen haben, dann hat ihr Realitätsverlust bedrohliche Züge angenommen. Dass Stan O’Neil, der Merrill Lynch an den Rand des Untergangs geführt hat, auch noch 161 Millionen US-Dollar einstreichen konnte, zeigt den vollständigen Verfall der Sitten an der Wallstreet. Wenn dann auch noch die Bank of America den übernommenen Brokern von Merrill Lynch bis zu hundert Prozent des jährlich generierten Einkommens als Bonus garantiert, um sie davon abzuhalten, die Firma zu verlassen, dann zeigt sich, dass staatliche Hilfen für Banken der grundlegend falsche Weg sind, weil hier nach dem Gießkannenprinzip auf Kosten der Steuerzahler das bestehende System fortgeschrieben wird. Dipl.-Ing. Artur P. Schmidt studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin. Für die Promotion entwickelte er ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bücher wie „Endo-Management“ und „Der Wissensnavigator“ sowie Wirtschaftsbücher wie „Wohlstand_fuer_alle.com“ oder „Crashonomics“ hervorgingen. Heute entwickelt der Wirtschaftskybernetiker Lenkungs-Cockpits und ist Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com (2) sowie von Finanzportalen wie www.bankingcockpit.com (3) und www.wallstreetcockpit.com (4). Literatur Subtexte

Literatur Literatur Anders, Christian: Der wahre Bankenschwindel. Baden Baden 2002. Baien, Miura: Kagen – Vom Ursprung des Wertes. Düsseldorf 2001 Batra, R.: Greenspan’s Fraud. New York 2005. Bookstaber, R.: A Demon of our own Design. New York 2007. Canterbery, E. Ray: Alan Greenspan. Singapur 2005. Chernow, R.: The Death of the Banker. New York 1997. David, Th./Etemad, B./Schaufelbuehl, J. M.: Schwarze Geschäfte. Zürich 2005. Erdmann, S.: Banken, Brot und Bomben. Band 2. Fichtenau 2005. Fisher, I.: 100 % - Geld. Kiel 2007. Ferguson, N.: The Cash Nexus. New York 2001. Forrester, V.: Die Diktatur des Profits. München 2002. Fässler, H.: Reise in Schwarz-Weiß: Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Zürich 2005 Galbraith, J. K.: Anatomie der Macht. München 1989. Hodgson Brown, E.: Web of Debt. Baton Rouge 2008. Jacob, A.-F. (Hrsg.): Bankenmacht und Ethik. Stuttgart 1990. James, H.: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. München 2003. Kaup, A./Schäfer-Band, U. M./Zawilla, P. (Hrsg.): Unregelmäßigkeiten im Kreditgeschäft. Heidelberg 2005. Kindleberger, C.P.: World Economic Primacy 1500 – 1990. New York 1996. Köhler, Wolfgang: Wall Street Panik. Murnau am Staffelsee 2008. Le Goff, J.: Kaufleute und Bankiers im Mittelalter. Berlin 2005. Lietaer, B. A.: Das Geld der Zukunft. München 1999. Machiavelli, N.: Der Fürst. Frankfurt 2001. Möller, A./Schwebler, R.: Schuld durch Schulden. München 1981. Ogger, G.: Der Börsenschwindel. München 2001. Oppermann, Ch.: Das Banken Hasserbuch. München 2008. Oppermann, Ch.: Schwarzbuch Banken. München 2004. Pasternak, Ch: Bankenkrisen im asiatischen Raum. Marburg 2001. Pohl, M.: Hamburger Bankengeschichte. Mainz 1986. Schmidt, A. P.: Crashonomics. Graz 2003. Schmidt, A. P.: Chinas Super-Bubble (5) Schmidt, A. P.: Das Phänomen der Millisekundenpleite (6) Schmidt, A. P.: Der Wissensnavigator. Stuttgart 1999. Schmidt, A. P.: Endo-Management. Bern 1998. ( E-Book (7)) Schmidt, A. P.: Sich selbst verstärkende Seifenblasen (8) Schmidt, A. P.: Wohlstand_fuer_alle.com. München 2001. Schumpeter, Joseph A.: Das Wesen des Geldes. Göttingen 1970. Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Frankfurt a. M. 1989. Sloterdijk, Peter: Eurotaoismus. Frankfurt a. M. 1989. Wetter, Ernst: Bankkrisen und Bankkatastrophen der letzten Jahre in der Schweiz. Zürich 1918. Winterhoff-Spurk, P.: Unternehmen Babylon. Stuttgart 2008. Ziegler, Jean: Die Schweiz, das Gold und die Toten. München 1998. Zweig, J.: Gier. München 2007. Links (1) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29384/1.html (2) http://www.wissensnavigator.com (3) http://www.bankingcockpit.com (4) http://www.wallstreetcockpit.com (5) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25317/1.html

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07.01.2009 20:52

TP: Machtspiele im Spielcasino

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(6) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/8/8899/1.html (7) http://www.wissensnavigator.com/interface4/management/endo-management/index.htm (8) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19151/1.html Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29385/1.html Copyright © Heise Zeitschriften Verlag

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TP: Banken und Moralverlust

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Banken und Moralverlust Artur P. Schmidt 09.01.2009

Unter Bankstern - Teil 8 Teil 7: Machtspiele im Spielcasino (1)

Dialektik für die Banken

B anken müssen mit ihrer falschen Programmierung brechen, wenn sie in einem von Innovationen geprägten Umfeld überleben wollen. Bankmanager sind Anti-Dialektiker. Sie können mit Widerspruch und fremden Denkfiguren nicht umgehen. Wer jedoch Risk-Management ohne dialektisches Denken betreiben will, strebt nach einer rosaroten Welt, bei dem Risiken im allgemeinen Freudentaumel steigender Kurse so lange verschleiert werden, bis die Blasen ihr maximales Volumen erreichen und dann unter Pauken und Trompeten platzen. Erst wenn Bankmanager sich der Gegensätze bewusst werden und Quereinsteiger bei Banken zur Norm und nicht zur Ausnahme werden, können sich diese ihres allgemeinen Fachidiotentums entledigen. S o wie naturwissenschaftliche Durchbrüche eine Folge jeweiligen dialektischen Denkens waren, so können auch neue Innovationen im Bankwesen, wie zum Beispiel mehr Frauen in die Verantwortung zu ziehen, nur durch eine neue Form der Dialektik in Banken gefunden werden. Militärische Umgangsformen sind in Banken ebenso wenig angebracht wie die bevorzugte Elfenbeinturmmentalität unter Vorstandskollegen. Dialektik darf jedoch auch nicht missverstanden werden, sich mit Widersprüchen abzufinden, sondern diese aufzulösen und möglichst viele Mitarbeiter in den notwendigen Prozess des Wandels mit einzubeziehen. Bankmanager müssen lernen, ihre Grundpositionen permanent zu überprüfen, diese und sich selbst in Frage zu stellen. Ohne Reflexion und Dialektik lassen sich moralische Positionen von Bankmanagern nicht zurückerobern. Reflexionen über Tugenden Bankmanager benötigen Moral. Die vielen Beispiele von Bankenpleiten legen es nahe, dass Banker dringend wieder einen kategorischen Imperativ im Sinne Kants benötigen. Ein Bankier sollte so handeln, dass seine Maxime des Handelns die Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnte. Betrachtet man das betrügerische Handeln, so bietet dieses Handeln heutzutage nur die Grundlage einer allgemeinen Verurteilung. Die alte Weisheit: „Geld verdirbt den Charakter“ zeigt sich besonders bei Bankmanagern, die häufiger als andere Berufsklassen unmoralisch bis kriminell handeln. Laotse wusste schon: Gebt auf den Reichtum, werft weg den Gewinn und Diebe und Räuber wird es nicht mehr geben. Bankmanager begehren das Geld ihrer Kunden und sehen nicht mehr das Innere, das Wesentliche. Statussymbole wie Luxushäuser, Yachten oder Ferraris, die sie sich mit überhöhten Gehaltszahlungen leisten, sind nur äußere Erscheinungsformen des Begehrens und des Strebens nach mehr, welches sich nicht ohne Moralverlust erreichen lässt. Dabei wäre es gerade der Verzicht des Akkumulierens von Kapital um jeden Preis, der den Diebstahl der Banken an ihren Kunden verhindern würde. Bankmanager müssen lernen, dass es besser ist, ein Gefäß nicht bis zum Rande zu füllen, wenn man ein Überlaufen verhindern will. Wer zu viel Reichtum anhäuft, wird es früher oder später verlieren, wenn er nicht die moralische Stärke zum Teilen entwickelt. Wer zu viel hat, hat im Grunde genommen wenig, weil er den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Letztlich gilt der Satz: Ein zu viel an Besitz besitzt den Besitzenden, was nichts anderes bedeutet, dass Bankmanager, die immer mehr Geld horten, am Schluss von diesem versklavt werden und wenn es schief geht, alles verlieren können. Wären die Bankmanager in ihrer Gier behutsamer, wäre ihr Wirken beständiger. So jedoch stolpern sie von einer Finanzkrise in die andere und zerstören mehr, als sie aufbauen können. Da alles in der Natur zum Ursprung zurückkehrt, können auch Banken diesem Gesetz nicht die Stirn bieten. Früher oder später machen sie in ihrem Gewinnstreben Fehler, die sie wieder auf ein Normalmass herunterstufen, würde es da nicht die Opfer in Form der Kunden geben, die sie zurücklassen. Das zu viel an Begehren der Banken führt in Finanzkrisen zu deren Verausgabung und im Extremfall sogar zum Konkurs. Laotse sagt, dass es keine größere Schwäche gibt als das Begehren und keine größere Sünde als die Habgier, beides Symptome eines Moralverlustes, der nicht nur das Finanzwesen ergriffen hat.

B anken müssen wieder lernen, dass Nicht-Handeln oftmals die bessere Alternative ist, um die Welt zu gewinnen, statt durch Handeln alles zu verlieren. Es ist für Bankmanager besser, das Große im Kleinen zu erreichen, das heißt, zufriedene Kunden zu haben, als durch Megafusionen die Unzufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter in eine neue Dimension zu führen. Das höchste moralische Handeln für Unternehmer ist, aufgrund eigener Innovationen anstatt durch Übernahmen zu wachsen, da nur derjenige, der nichts Großes anstrebt, letztlich auch Großes erreichen wird. Banken, die ihren Kunden hohe Gewinne versprechen, halten meist wenig, während diejenigen, die versuchen, den Wert der Anlagen ihrer Kunden zu erhalten, das Höchste verdienen: Anerkennung. Auf dem Weg zum ökonomischen Rassismus Wortbruch von Bankmanagern, Beihilfe zur Steuerhinterziehung oder die ungerechtfertige Kündigung von Krediten sind Ausprägungen eines Moralverlustes, der ein ganzes Gewerbe erfasst hat. Wenn Gewinne eingestrichen werden, für Milliardenverluste jedoch die Steuerzahler haften sollen, zeigt dies, dass unsere Gesellschaft ein Moralverständnis entwickelt hat, welches die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer macht. Die Moral treibt asymptotisch gegen Null, je größer die Ungleichgewichte in einer Gesellschaft werden. Es kommt nicht von ungefähr, dass Revolutionen meist blutig enden, da ihr Ausbruch von einem extremen Moralverlust gekennzeichnet ist.

D ie Entwicklungspsychologin Gertrud Nunner-Winkler sieht die Ursachen des Moralverlustes darin, dass inzwischen fast alle Bereiche des Lebens einer Kosten-NutzenRechnung unterzogen werden. Das Gewinndenken der Ökonomie verträgt sich immer weniger mit der Moral, der die Idee der Gerechtigkeit zugrunde liegt. Je mehr die Ökonomie den Kriterien der Effizienz unterworfen wird, desto weniger können sich die Bankmanager scheinbar moralische Prinzipien leisten, wenn sie überleben wollen. Die Geldgier als Grund für unmoralisches Verhalten ist für sie wie ein Krebsgeschwür, welches sie nicht mehr loswerden. Bildet die Geldgier in Banken immer mehr Metastasen, dann gerät ein Unternehmen in einen Zustand, bei dem nur noch eine Chemotherapie in Form neuer Finanzspritzen oder eine Operation durch Abtrennen von Geschäftseinheiten

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10.01.2009 21:57

TP: Banken und Moralverlust

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helfen kann. Es ist eigentlich eine groteske Situation, dass die Zunahme der Komplexität in unserer heutigen Gesellschaft die Anforderungen an die moralische Kompetenz steigen lässt, während diese scheinbar durch die Gier nach immer mehr Geld laufend abnimmt. Die in theoretischen Abhandlungen vertretene These, der Kunde sei König, ist in der Welt der Banken nicht mehr ernst zu nehmen. Heute sind die Kunden Opfer der Banken, die wie Lämmer am Altar ausgeschlachtet werden. Ob Fondskäufe oder risikoreiche Aktienanlagen, es wird dem Kunden alles verkauft, was Umsatz bringt. Die Top-Manager ganz oben müssen die Umsätze und die Aktienkurse steigern, da ihre Gehälter daran gekoppelt sind, wodurch eine Spirale des Wachstums entsteht, die nicht mehr an der eigentlichen Leistung orientiert ist. Wie sonst kann es sein, dass noch während des Beginns der Finanzkrise viele Bankmanager ihre Tantiemen bekamen, obwohl die Banken massive Verluste einfuhren. Besonders problematisch wird der Moralverlust dann, wenn Banken versuchen, Fehlspekulationen zu verbergen, um keine Gehaltsverluste hinnehmen zu müssen. Was zu Bilanzfälschungen oder zur Gründung dubioser Tochterfirmen in der Karibik führt. Wenn sich die Mächtigen im Vorstand gegen die weniger Mächtigen durchsetzen, kann ein System nur dann unbeschadet bleiben, wenn Macht auch mit Moral gekoppelt ist. Das Noch-Größer-Werden, um andere unter sich zu haben und zu dominieren, ist verwerflich, weil es das Prinzip der Nächstenliebe und des Wohlwollens ausklammert. Nicht die Menschen müssen sich den Ordnungsprinzipien der Banken anpassen, sondern die Banken müssen den Kunden dienen. Wer meint, man müsse die Menschen den Banken anpassen, betreibt nichts anderes als ökonomischen Rassismus, von dem der Weg zu höher- und minderwertigen Kunden nicht mehr weit ist. Es ist deshalb nicht abwegig zu behaupten, dass Banken, die eine scharfe Trennung von Privat- und Geschäftskunden vornehmen, eine Form von Wirtschaftsrassismus praktizieren.

Die Herstatt-Pleite

D ie Herstatt-Bank, eine Kölner Privatbank im Besitz von Iwan David Herstatt, ging im Juni 1974 in Konkurs. Ihr Zusammenbruch war die damals größte Bankenpleite der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nach dem Wegfall der Koppelung der europäischen Währungen an den US-Dollar entwickelten sich Spekulationen mit Devisen zum Hauptgeschäftsfeld der Herstatt-Bank. Die Devisenabteilung unter Leitung von Dany Dattel arbeitete weitgehend ohne Kontrolle. Zwar durften die Händler nur bis zu zehn Millionen US-Dollar Devisen kaufen, jedoch wurden diese Auflagen durch Strohmänner umgangen. Als die Goldjungs der Herstatt-Bank nach der Ölkrise 1973 auf den steigenden US-Dollar setzten, erreichte deren Spekulation ein Volumen von etwa acht Milliarden US-Dollar. Als der Dollarkurs zu fallen begann, verschlechterte sich die Eigenkapitalbasis der Bank rapide. Am 16. Juni 1974 musste Herstatt dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Gerling einen Verlust von 500 Millionen DM mitteilen, bei einem Eigenkapital von nur 77 Millionen DM. Als ein Rettungsversuch scheiterte, verfügte das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen die Schließung der Schalter in Köln und Bonn am 26. Juni 1974. Aus dem Restvermögen der Bank, einem Feuerwehrfonds der deutschen Privatbanken und dem Vermögen von Herstatt und Gerling gelang es, die Gläubiger größtenteils auszuzahlen.

H ans Gerling musste zur Befriedigung der Ansprüche 51 Prozent der Anteile an der Gerling-Holding an ein Deutsches Industriekonsortium (VHDI) und die Deutsche Bank verkaufen. So erhielten Privatkunden ihre Einlagen zu mehr als 80 Prozent zurück. Sparer mit Einlagen unter 20.000 DM sogar vollständig. Banken und Kommunen mussten sich mit einer Rückzahlungsquote von 65,4 Prozent begnügen. Als Folge des Herstatt-Konkurses wurde von den deutschen Banken ein Einlagensicherungsfonds gegründet, um ihre Sparer vor den Folgen einer Bankeninsolvenz zu schützen.

Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co.

D ie Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co (auch SMH-Bank genannt) war eine deutsche Privatbank mit Sitz in Hamburg. Im Jahr 1983 stand die Hamburger Privatbank, die von Ferdinand Graf von Galen geleitet wurde, kurz vor der Insolvenz. Die Insolvenz des Baumaschinenkönigs Esch war eine der spektakulärsten Pleiten der Nachkriegszeit. "Nur ein dritter Weltkrieg kann mich stoppen", lautete die Philosophie von Horst-Dieter Esch, der die Bankiers in Hamburg derart mit seinen Versprechungen eingeseift hatte, dass diese sogar die Existenz der Bank aufs Spiel setzten. Esch, der mit Aufkäufen teilweise maroder mittelständischer Bauunternehmen den damals drittgrößten Baumaschinen-Konzern der Welt, die IBH-Holding, geformt hatte, gelang es, die renommierte Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co. (SMH) zu seiner Hausbank zu machen.

E sch spekulierte vorwiegend mit fremdem Geld, strich aber jeweils dicke Provisionen für seine Firmentransaktionen ein. Die SMH-Bank setzte darauf, dass Esch mit dem Umsatz von morgen die Kredite von gestern bezahlen könnte. Graf von Galen feierte in seiner Acht-Millionen-Villa rauschende Feste, ganz im Stile des Zeitungszaren Randolph Hearst, ohne sich nur einen Hauch um die Risiken seines Investments zu kümmern. Als das Kartenhaus von Esch zusammenbrach und sein Konzern mit 15.000 Mitarbeitern und zweieinhalb Milliarden DM Jahresumsatz zahlungsunfähig wurde, waren nahezu eine Milliarde Mark Schulden aufgelaufen. Nachdem die Kredite von Esch geplatzt waren, konnte das Bankhaus SMH nur noch durch eine Rettungsaktion von 20 deutschen Banken vor dem sicheren Ruin bewahrt werden. Ferdinand Graf Galen kam wegen Betrugs ins Gefängnis. Esch wurde 1984 verhaftet und büsste vier Jahre im Gefängnis ab. Noch am Tag seiner Haftentlassung im Juli 1989 saß Esch mit seiner Familie im Flugzeug in die USA, wo er, obwohl offiziell pleite, mit einer Modelagentur eine zweite Unternehmerkarriere startete. Nicht so glimpflich kam die SMH-Bank davon. Sie wurde am 11. Dezember 1983 von der britischen Lloyds Bank geschluckt. 1997 kam sie schließlich in den Besitz der schweizerischen Großbank UBS. Die UBS wollte mit der Akquisition ihr Geschäft mit vermögenden Privatkunden und das Investmentbanking stärken. 2001 wurde das Bankhaus dann in die UBS Private Banking Deutschland AG, danach in UBS Wealth Management AG und später in UBS Deutschland AG umbenannt, wobei die Namen Schröder, Münchmeyer und Hengst dann endgültig aus der deutschen Bankenlandschaft verschwanden.

Schmiergelder für Politiker und Banker

D er italienische Lebensmittelkonzern Parmalat, der zu Europas größten Molkereiunternehmen zählte, musste im Dezember 2003 Insolvenz anmelden, als in der Bilanz von Parmalat ein Fehlbetrag von acht Milliarden Euro sichtbar wurde. Wie die Bank of America aufdeckte, wies die im Jahr 1999 von Parmalat auf den Cayman Islands gegründete Tochterfirma Bonlat in ihrer Bilanz fiktive Posten in der Größenordnung von 3,95 Milliarden Euro auf. Premierminister Silvio Berlusconi veranlasste darauf Ermittlungen wegen Betruges und berief Enrico Bondi zum Sanierer des Unternehmens. Der Firmengründer Calisto Tanzi, einst Symbol unbeschränkten italienischen Unternehmererfolgs, wurde wenige Stunden nach der Insolvenzerklärung verhaftet und wegen Finanzbetrug und Geldwäsche angeklagt. Ohne Mithilfe der Banken wäre ein Betrug in der Größenordnung von 23 Milliarden Euro jedoch nicht möglich gewesen. Allein bei der römischen Bank Capitalia fehlten 1,5 Milliarden Euro, weitere 700 Millionen bei der Bank of America. Besonders einfallsreich war auch die Citigroup, die eine Off-Shore-Gesellschaft mit der Bezeichnung Buconero im Wert von 500 Millionen Euro erfunden hatte. Die Deutsche Bank, die eine 5-Prozent-Beteiligung an Parmalat besaß, hatte noch kurz vor dem Bekanntwerden des Skandals für Parmalat eine Anleihe von 350 Millionen Euro aufgelegt. Wenn wundert es, stand doch der Italien-Chef der Deutschen Bank, Vincenzo De Bustis, in enger Beziehung zur Familie des festgenommenen Parmalat-Gründers Calisto Tanzi.

F olgerichtig reichte Bondi gegen 45 Banken Klagen ein, wobei gegen vier Banken, darunter die Citibank, Morgan Stanley, die UBS und die Deutsche Bank, Ermittlungen aufgenommen wurden. Jahrelang hatten sich die Parmalat-Bosse bei Bankern und Politikern mit Schmiergeldern bedankt. Die Staatsanwaltschaft warf der Deutschen Bank und vier weiteren Kreditinstituten vor, durch Anleiheemissionen nur Monate vor der Insolvenz des italienischen Lebensmittelkonzerns den Börsenkurs manipuliert und so beachtliche Gewinne realisiert zu haben. Konkret wurde drei Managern der Deutschen Bank vorgeworfen, im Zusammenhang mit der Auflage der Euro-Anleihe "Falschmeldungen verbreitet" zu haben. Im September 2005 begann der Strafprozess gegen Calisto Tanzi in Mailand wegen betrügerischem Bankrott, Bilanzfälschung und Veruntreuung von Firmengeldern, der bis heute noch nicht abgeschlossen ist.

Der Berliner Bankensumpf

D ass sich ehemalige Führungskräfte der Berliner Bank repräsentative Villen mit viel zu geringen Mieten genehmigten oder sich der ehemalige Chef der Weberbank umfangreiche Umbauarbeiten auf Bankkosten finanzieren ließen, sind nur die sichtbaren Spitzen eines Eisberges, dessen Größe schwer abschätzen ist. Als im Januar 1994 in Berlin von der Großen Koalition aus CDU/SPD unter dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) die BankGesellschaft Berlin AG (BGB) als Zusammenschluss der Berliner Bank AG, der Berlin-Hannoverschen Hypothekenbank AG und der Landesbank Berlin (Berliner Sparkasse) gegründet wurde, war die Welt noch in Ordnung. Nachdem Berlin Sitz der Bundesregierung geworden war, wollte Berlins Landesregierung die Stadt auch zu einer internationalen Finanz-Metropole machen. Dass dies nur durch Drehen eines großen Rades geht, wissen wir bereits von früheren Bankenpleiten. Die Gewinne der neuen Superbank sollten die immer größeren Haushaltslöcher in Berlin stopfen. Das spekulative Immobiliengeschäft sollte das Gros der Gewinne liefern. Leider stellte sich nach zehn Jahren heraus, dass die Gewinne nur

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10.01.2009 21:57

TP: Banken und Moralverlust

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in die Taschen der Banker, Politiker und Unternehmer flossen, die Bank jedoch auf einem Schuldenberg von mindestens 25 Milliarden Euro saß. Besonderes bemerkenswert war, dass keiner der vielen Aufsichtsräte von einer solchen Riesensumme an Verlusten etwas mitbekommen haben soll. Wie bei solchen Riesenverlusten üblich, durfte die Bank nicht pleite gehen, also musste der Staat, sprich: die Steuerzahler, das Risiko decken. Damit man von dem skandalbehafteten Namen BankGesellschaft wegkam, wurde die Bank im Herbst 2006 in Landesbank Berlin Holding AG (LBB) umbenannt und im August 2007 für 5,3 Milliarden Euro an den Deutschen Sparkassen- und Giro-Verband (DSGV) verkauft. Damit war finanztechnisch einer der größten Bankenskandale der Nachkriegszeit abgeschlossen.

J uristisch ging die Posse jedoch weiter. Obwohl einem Hauptangeklagten Verhandlungsunfähigkeit attestiert wurde, ließ er es sich nicht nehmen, seinen angeschlagenen Gesundheitszustand dadurch zu demonstrieren, dass er den Berlin-Marathon lief. Letztlich wurden am 21. März 2007 nach 20 Monaten Verhandlungen vom Landgericht Berlin die Urteile gesprochen. Ex-Berlin Hypo-Chef Landowsky wurde wegen Untreue zu einer 16-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt, vier weitere der 13 angeklagten Bankmanager erhielten ebenfalls Bewährungsstrafen zwischen 12 und 16 Monaten. Die übrigen acht Angeklagten wurden freigesprochen. Wer 25 Milliarden Euro verjubelt hat und mit so geringen Strafen davonkommt, kann sich glücklich schätzen, wurde doch im Gegensatz zu ihnen der Worldcom-Chef Bernard Ebbers im Jahr 2005 in den USA aufgrund seiner Fehlleistungen zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Wegsehen von Herrn Kopper Wenn Macht keine Moral kennt, wie im Falle von Hilmar Kopper, der in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank den unfähigen Vorstandsvorsitzenden von DaimlerChrysler, Jürgen Schrempp, lange Jahre gewähren ließ, sind Milliardenverluste und Korruption vorprogrammiert. Die so genannte Gerechtigkeitslücke, die nicht nur in Deutschland zu Tage tritt, hat ihre Hauptursache im Verlust der Moral und des Anstandes der Führungskräfte eines Landes. Manager, die Verluste vertuschen, und Kontrolleure, die nichts merken oder merken wollen, kennzeichnen viele Unternehmensskandale, wie auch bei Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD).

K riminelle Machenschaften brachten den Traditionskonzern 1996 an den Rand des Abgrunds, wobei die Aufsichtsräte jahrelang tatenlos zusahen. Wenn einer Bank die Hälfte der Aktien eines Konzerns gehört, wie der Deutschen Bank die KHD-Anteile, sollte man davon ausgehen können, dass der Vorstand kontrolliert und nicht subventioniert wird. Noch Anfang 1995 ließ Deutsche Bank-Chef Hilmar Kopper über 500 Millionen DM in die Firma KHD pumpen. Doch Pumpen und Risikokontrolle sind zwei verschiedene Aktivitäten, wobei die erstere die zweite nicht einschließen muss. Betrachtet man das Ergebnis einer damaligen Untersuchung der Universität Mannheim, dass sich Unternehmen, in denen Banken als Kontrolleure, Aktionäre und Kreditgeber mitmischen, sich schlechter entwickeln als unabhängige Unternehmen, ist es kein Wunder, dass sich KHD unter der Aufsicht der Deutschen Bank als ein Musterbeispiel für Missmanagement entwickelte und von einer Krise in die nächste stolperte. Auch vom „Reich, in dem die Sonne nie untergeht", der "Hochzeit im Himmel" und der Welt AG blieb außer einem Scherbenhaufen unter der Kontrolle von Hilmar Kopper nichts übrig. Der coole Schrempp, der sich schon im Olymp des Autohimmels sah, hat außer Milliardengräbern beim schwäbischen Autobauer DaimlerChrysler AG nichts Bleibendes hinterlassen. Insgesamt haben die 20 Jahre Missmanagement und katastrophale Unternehmensbeteiligungen unter der Ägide von Edzard Reuter und Jürgen E. Schrempp (AEG, Cap Gemini, Metallgesellschaft, Fokker, Chrysler) den Stuttgarter Konzern mehr als 60 Milliarden Euro gekostet. Unter der Aufsicht von inkompetenten Bankmanagern drehte sich das Stuttgarter Traditionsunternehmen im Kreise, um letztlich wieder zu seinen Wurzeln, der Stammmarke Mercedes, zurückzukehren.

D ass Hilmar Kopper den an Größenwahn leidenden Schrempp nicht stoppte, ist eine der größten Fehlleistungen, die sich ein Aufsichtsrat im Nachkriegsdeutschland geleistet hat und die durch nichts zu entschuldigen ist. Selbst ein Blinder mit Krückstock konnte sehen, dass man in den Führungsetagen von DaimlerChrysler die Bodenhaftung verloren hatte. Dass ein dermaßen schlechter Vorstandsvorsitzender durch Aktienoptionen nach seinem Rücktritt noch über 50 Millionen Euro kassiert hat, während er in seiner Amtszeit Milliarden durch Missmanagement verspekuliert hat, setzt dem Fass die Krone auf. Die prestigeträchtige Ämteranhäufung von Aufsichtsratsmandaten, der viele Banker unterliegen, verhindert dass diese ihre Jobs richtig machen. Die Herren der Deutschen Bank scheinen mit ihren Aufsichtsratsmandaten hoffnungslos überfordert zu sein, da sie es nicht einmal in den Firmen, wo sie direkt beteiligt sind schaffe, ein wirksames Risk-Management zu betreiben. Anstatt diesem wollen sie lieber Notfonds in Form von „Bad Banks“ gründen.

Die West LB: Desaster-Bank Was passiert, wenn Landesbanken in die Schusslinie geraten, konnte man während der Finanzkrise 2007 bei der West LB deutlich sehen. Die dort agierenden Manager agierten nicht nur wie aufgescheuchte Hühner, viel schlimmer sie waren völlig kopflos. Als Thomas Fischer gehen musste, wurde sein Nachfolger der frühere HSH-Nordbank-Chef Alexander Stuhlmann. Liest man die Geschichte der West LB, so ist diese die bundesdeutsche Skandalbank schlechthin. Bereits kurz nach der Gründung Anfang der 1970er Jahre setzten die Banker mit Devisengeschäften und faulen Krediten für marode Unternehmen Milliarden in den Sand. Der erste Chef der West LB, Ludwig Poullain, musste genauso gehen wie wenige Jahre später sein Nachfolger Johannes Völling. Danach sollte es Friedel Neuber richten und in der Tat stand er 18 Jahre lang an der Spitze der West LB, bis er aufgrund von Filzvorwürfen über gesponserte Urlaubs- und Dienstreisen von SPD-Politikern zurücktreten musste. Zu den besonderen Schmankerln bei der WestLB unter der Ägide Neubers zählt ihr Aufstieg zum größten Spielbankier Deutschlands.

B anking ist ein feines und diskretes Geschäft, deshalb gilt es, Geld zu scheffeln, wo immer es nur möglich ist. Dabei sammelt man nicht nur Eigenmittel ein, sondern über die Spielbanken half man den Spielsüchtigen, Eigenmittel zu verzocken, um die Rendite der Bank zu erhöhen. Hauptdarsteller dieses profitablen Geschäftszweiges war Wilfried Hollenberg, gelernter Banker und Geschäftsführer der Westdeutschen Spielbanken GmbH, einer West LB-Tochter, die im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen direkt und indirekt Spielbanken und Kasinobeteiligungen betrieb. Dass er als so genannter Nachtarbeiter trotz eines monatlichen Einkommens von damals über 27.000 DM viel weniger Steuern bezahlen musste als der Normalbürger, soll nur am Rande erwähnt werden. Ebenso dass die zweite Geschäftsführerposition bei den Westdeutschen Spielbanken mit einem ehemaligen Banker besetzt wurde, der zuvor bei einer Sparkasse fristlos gekündigt wurde, weil er sich beim Bau seines Eigenheims Handwerkerleistungen erschlichen hatte. Doch nun vom kleinen Detail wieder zum Gesamtbild. Der Nachfolger Neubers, Jürgen Sengera, stolperte nach nur zwei Jahren an der britischen Investmentbankerin Robin Saunders, wobei ein Kredit an ein marodes Unternehmen der Grund für den Rücktritt war. 2002 schrieb die West LB einen Rekordverlust von 1,7 Milliarden Euro. Dann kam die Zeit von Thomas Fischer, einem ehemaligen Vorstand der Deutschen Bank. Der neue Chef kam zunächst gut an, denn er beschönigte nichts, weder die Verluste noch die Probleme. Während unter Friedel Neubers jahrzehntelanger Herrschaft in der Bank aus Angst vor Repressionen kaum jemand eigene Standpunkte vertreten hatte, versuchte Fischer ein Klima der Offenheit zu schaffen. Fischer, der gerne Cowboystiefel zum Maßanzug trug und dicke Zigarren rauchte, sollte die Landesbank wieder auf Erfolgskurs führen. Doch am Schluss wurde auch Fischer ausgezählt. Er stolperte über die Fehlspekulationen im amerikanischen Hypothekenmarkt. Fischer wurden waghalsige Spekulationsgeschäfte zum Verhängnis.

Im Eigenhandel der West LB, also jener Sparte, in der die Banken auf eigene Rechnung mit Wertpapieren handeln statt im Auftrag von Kunden, setzten Händler darauf, dass sich die Kursdifferenz zwischen Vorzugs- und Stammaktien bestimmter Unternehmen verringern würde. Die Händler der West LB kauften Vorzugsaktien in der Hoffnung auf steigende Kurse und verkauften zeitgleich Stammaktien, die sie nur geliehen hatten, was in der Fachsprache Leerverkauf heißt. So trieb die West LB das Leerverkaufs-Spiel mit Aktien der Metro, von BMW und Volkswagen in ungeahnte Höhen. Fischer stolperte über ein fehlendes Gespür für Risikokontrolle und dies obwohl er doch gerade zur Verbesserung des Risk-Managements zur Bank geholt wurde. Der Filz zwischen Politik, Industriemanagern und Bankern Das Einlullen der nach Vergeltung für das Missmanagement der Bankmanager schreienden Bürger durch staatliche Hilfsprogramme sollte nicht die Spurensuche außer acht lassen, wie unfähige Manager wieder recycelt werden. Das Beispiel Sachsen LB offenbart den abgrundtiefen Sumpf an Vetternwirtschaft, in dem die westlichen Eliten ihr Unwesen treiben. So bekam Sven Peterson, Chef der irischen Tochter Sachsen LB Europe mit Sitz in Dublin, welche die Sachsen LB zur Fall brachte, über eine Leipziger Firma einen Beratervertrag für die Sanierung der Altlasten des Freistaates Sachsens. Hierbei arbeitet er mit Bernd Thöde zusammen, der zuletzt als Referatsleiter im sächsischen Finanzministerium für die Kontrolle der Sachsen LB zuständig war: Es gehört zu den größten Absurditäten der Finanzskandale, wenn die Personen, die maßgeblich, sei es durch Misswirtschaft oder Versagen der Kontrolle, zu dem Debakel beigetragen haben, nun diejenigen sein sollen, die den Saustall aufräumen. Manager, die maßgeblich Krisen herbeigeführt haben, sind selbst Altlasten. Sie müssen entsorgt, angeklagt und mit einem Berufsverbot in der Finanzbranche belegt werden. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen auf dem Markt für Investmentbanker umsehen. Es soll dort gute Leute geben, die vor Risiken frühzeitig gewarnt haben und jetzt durch das Fehlverhalten ihrer Vorgesetzten auf der Straße stehen. Ein Beispiel aus der Schweiz ist der bei Ausbruch der Kreditkrise im Sommer 2007 von der UBS geschasste CEO Peter Wuffli, der jetzt als Aufsichtsrat für das Bauunternehmen der Karl Steiner-Gruppe arbeitet. Die Begründung der Auswahl von Wuffli aufgrund seiner internationalen

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TP: Banken und Moralverlust

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Führungserfahrung und Finanzkompetenz sollten den Verantwortlichen eigentlich die Röte ins Gesicht treiben. So finden Vollversager wieder ein adäquates Auffangbecken. Wuffli hat seine Finanzkompetenz schließlich deutlich unter Beweis gestellt, denn wer 50.000.000.000 schweizerische Franken versenkt, weiß zumindest, wie man mit großen Summen umgeht. Auch der Milliardenzocker Jérôme Kerviel ist wieder in Lohn und Brot. Er ist jetzt Berater bei einer IT-Firma. Ein Wunder, wie ein fachfremder Broker über Nacht zum IT-Spezialisten avanciert.

Vetternwirtschaft Management ist durch die transnationale Arbeitsteilung und Globalisierung zu einem Beruf geworden, der auf Beziehungsnetzwerken aufbaut. Diese Netzwerke schanzen jedem Top-Manager, CEO und Aufsichtsrat immer wieder eine Position zu, die sein Kompetenzniveau bei weitem überschreitet. Wer gerade einen guten Posten braucht, ruft einen Kollegen an, und wenn er diesem in der Vergangenheit geholfen hat, so kann er sicher sein, dass man ihn nicht fallen lässt. In der Welt AG der Topmanager gilt das Prinzip: Eine Hand wäschst die andere. Will man dieses Kartell der Macht unterminieren, bedarf es drastischer Maßnahmen: Beschränkung der Aufsichtsratsmandate pro Person auf ein Mandat. Entkopplung der Exekutive (Management) und Legislative (Aufsichtsrat): Wer Vorstand eines Unternehmens ist, kann nicht gleichzeitig in einem anderem Unternehmen Aufsichtsrat sein. Abschaffung des Stimmrechts bei Aktien, um Kapitalverschachtelungen zu vermeiden. Diese Maßnahmen sind notwendig, damit Großbanken oder Fondsgesellschaften, insbesondere Hedgefonds, anderen Unternehmen nicht weiter ihren Willen aufzwingen können. Demokratien können sich dauerhaft keinen Monopolkapitalismus leisten, sondern benötigen Unternehmenslenker, die sich selbst reflektieren und verantwortungsbewusst mit der Macht umgehen. Wer die Marktwirtschaft vor Unfreiheit bewahren will, muss die äußere Verfügungsgewalt über Unternehmen einschränken und die innere Macht der Unternehmen stärken. Kapitalgesellschaften mit neutralisiertem Kapital sind eine freiheitliche Alternative, um die Mitarbeiter an der unternehmerischen Willensbildung zu beteiligen. Damit wird sichergestellt, dass feindliche Übernahmen abgewehrt und dass anmaßende Gehaltserhöhungen von Vorständen vermieden werden. Es sollten deshalb nicht Großaktionäre oder Aufsichtsräte die Vorstände bestimmen, sondern die Mitarbeiter gemeinsam mit gewählten Vertretern des Unternehmens. Dies müssten die eigentliche Lehren aus der Profitgier der Manager sein. Dipl.-Ing. Artur P. Schmidt studierte Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin. Für die Promotion entwickelte er ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bücher wie "Endo-Management" und "Der Wissensnavigator" sowie Wirtschaftsbücher wie "Wohlstand_fuer_alle.com" oder "Crashonomics" hervorgingen. Heute entwickelt der Wirtschaftskybernetiker Lenkungs-Cockpits und ist Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com (2) sowie von Finanzportalen wie www.bankingcockpit.com (3) und www.wallstreetcockpit.com (4). Literatur Subtexte

Literatur Literatur Anders, Christian: Der wahre Bankenschwindel. Baden Baden 2002. Baien, Miura: Kagen – Vom Ursprung des Wertes. Düsseldorf 2001 Batra, R.: Greenspan’s Fraud. New York 2005. Bookstaber, R.: A Demon of our own Design. New York 2007. Canterbery, E. Ray: Alan Greenspan. Singapur 2005. Chernow, R.: The Death of the Banker. New York 1997. David, Th./Etemad, B./Schaufelbuehl, J. M.: Schwarze Geschäfte. Zürich 2005. Erdmann, S.: Banken, Brot und Bomben. Band 2. Fichtenau 2005. Fisher, I.: 100 % - Geld. Kiel 2007. Ferguson, N.: The Cash Nexus. New York 2001. Forrester, V.: Die Diktatur des Profits. München 2002. Fässler, H.: Reise in Schwarz-Weiß: Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Zürich 2005 12 Galbraith, J. K.: Anatomie der Macht. München 1989. 13 Hodgson Brown, E.: Web of Debt. Baton Rouge 2008. 14 Jacob, A.-F. (Hrsg.): Bankenmacht und Ethik. Stuttgart 1990. 15 James, H.: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. München 2003. 16 Kaup, A./Schäfer-Band, U. M./Zawilla, P. (Hrsg.): Unregelmäßigkeiten im Kreditgeschäft. Heidelberg 2005. 17 Kindleberger, C.P.: World Economic Primacy 1500 – 1990. New York 1996. 18 Köhler, Wolfgang: Wall Street Panik. Murnau am Staffelsee 2008. 19 Le Goff, J.: Kaufleute und Bankiers im Mittelalter. Berlin 2005. 20 Lietaer, B. A.: Das Geld der Zukunft. München 1999. 21 Machiavelli, N.: Der Fürst. Frankfurt 2001. 22 Möller, A./Schwebler, R.: Schuld durch Schulden. München 1981. 23 Ogger, G.: Der Börsenschwindel. München 2001. 24 Oppermann, Ch.: Das Banken Hasserbuch. München 2008. 25 Oppermann, Ch.: Schwarzbuch Banken. München 2004. 26 Pasternak, Ch: Bankenkrisen im asiatischen Raum. Marburg 2001. 27 Pohl, M.: Hamburger Bankengeschichte. Mainz 1986. 28 Schmidt, A. P.: Crashonomics. Graz 2003. 29 Schmidt, A. P.: Chinas Super-Bubble (5) 30 Schmidt, A. P.: Das Phänomen der Millisekundenpleite (6) 31 Schmidt, A. P.: Der Wissensnavigator. Stuttgart 1999. 32 Schmidt, A. P.: Endo-Management. Bern 1998. ( E-Book (7))

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TP: Banken und Moralverlust

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33 Schmidt, A. P.: Sich selbst verstärkende Seifenblasen (8) 34 Schmidt, A. P.: Wohlstand_fuer_alle.com. München 2001. 35 Schumpeter, Joseph A.: Das Wesen des Geldes. Göttingen 1970. 36 Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Frankfurt a. M. 1989. 37 Sloterdijk, Peter: Eurotaoismus. Frankfurt a. M. 1989. 38 Wetter, Ernst: Bankkrisen und Bankkatastrophen der letzten Jahre in der Schweiz. Zürich 1918. 39 Winterhoff-Spurk, P.: Unternehmen Babylon. Stuttgart 2008. 40 Ziegler, Jean: Die Schweiz, das Gold und die Toten. München 1998. 41 Zweig, J.: Gier. München 2007. Links (1) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29385/1.html (2) http://www.wissensnavigator.com (3) http://www.bankingcockpit.com (4) http://www.wallstreetcockpit.com (5) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25317/1.html (6) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/8/8899/1.html (7) http://www.wissensnavigator.com/interface4/management/endo-management/index.htm (8) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19151/1.html Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29386/1.html Copyright © Heise Zeitschriften Verlag

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