Akademie -Lehrgang Hygiene, Prophylaxen, Standards
Prophylaxen Definition: Prophylaxe Maßnahme zur Vorbeugung von Schäden
1. Dekubitusprophylaxe Was ist ein Dekubitus? -
Druckgeschwür Eine durch länger anhaltenden Druck entstandene Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes (Pflege Heute 2011: 363) Die Entstehung kann meist durch pflegerische Maßnahmen vermieden werden
Welche Faktoren sind für die Entstehung eines Dekubitus verantwortlich? -
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Druck (Kraft pro Fläche): o Druck von außen (Matratze, Falten, ungepolsterte Schienen) o Druck von innen (Knochen ohne Muskel- oder Fettpolster) o Scherkräfte =Reibung auf der Unterlage (beim Sitzen oder Herabrutschen) Druckdauer (Zeit) und Druckstärke (Intensität): o Beeinflusst durch Härte der Unterlage, Körperposition, Mobilität, Körpergewicht, Hautfeuchtigkeit, Schmerzempfinden Gewebetoleranz für Druck und Sauerstoff (Druckempfindlichkeit) o Fähigkeit der Haut, den Druck ohne Schäden zu ertragen o Fähigkeit für die Druckverteilung geringer z. B.: im Alter, bei Dehydratation, bei Glukokortikoidtherapie o oder: unzureichende Sauerstoffversorgung z. B.: bei Fieber
erst wenn ein gewisser Druck über einen längeren Zeitraum bei einem dekubitusgefährdeten Patienten besteht, kommt es zur Schädigung der Haut Vorgang der Entstehung eines Dekubitus: - Druckeinwirkung Abdrücken der Kapillaren, Minderdurchblutung des Gewebes Versorgung durch Nährstoffe und Sauerstoff unterbrochen, CO2 bleibt im Gewebe - Druckdauer bei längerem Sauerstoffmangel: Absterben der Zellen = Gewebetod, Nekrose
Welche Risikofaktoren/Risikogruppen gibt es für Dekubitus? -
Patienten mit Vorschädigung bei Haut und Gewebe (durch Feuchtigkeit, Fieber, Inkontinenz, Adipositas starkes Schwitzen) Patienten mit verminderter Haut- und Gewebedurchblutung (bei Anämie, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, AVK, Rauchern) Weitere Störungen: Scherkräfte, reduzierter AZ, Immobilität, Sensibilitätsstörungen
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An welchen Stellen am Körper entsteht besonders häufig ein Dekubitus? Körperstellen mit nur wenig Muskulatur und Unterhautfettgewebe zwischen Haut und Knochen: - Rückenlage: v.a. Kreuz- und Steißbein, Fersen - Seitenlage: v.a. Ohrmuscheln, Trochanter major (großer Rollhügel), Knie, Ellenbogen - Im Sitzen: v.a. Fersen, Sitzbeinhöcker, Hinterkopf - In Bauchlage: v.a. Stirn, Ellenbogen, Beckenknochen, Rippen, Kniescheibe Welche Skalen verwenden Pflegende zur Einschätzung des Dekubitusrisikos? siehe: Pflege Heute 2011: 365-367 -
Braden-Skala (im Expertenstandard Dekubitusprophylaxe empfohlen) Norton-Skala
Welche Schweregrade eines Dekubitus gibt es? (nach Expertenstandard: Klassifikation UPUAP - European Pressure Ulcer Adversory Panel) Grad I:
Umschriebene Rötung bei intakter Haut Anzeichen: Ödembildung, Verhärtung, lokale Überwärmung
Grad II:
Flaches Geschwür der Epidermis und von Teilen der Dermis Anzeichen: Teilverlust der Haut, oberflächliche Schädigung, Blase, Hautabschürfung, flaches Geschwür
Grad III: Schädigung aller Hautschichten und von Teilen der Subkutis, teilweise nekrotisch Anzeichen: tiefes, offenes Geschwür; bis zur Faszie Grad IV: Ausgedehnte Zerstörung aller Hautschichten mit Muskel und Knochenbeteiligung
Welche Maßnahmen dienen zur Vorbeugung eines Dekubitus (Dekubitusprophylaxe)? Frühzeitiges Erkennen der Dekubitusgefahr - Hautbeobachtung bei Körperpflege und Lagerung - Fingertest: Druck auf gerötetes Hautareal bei Wegnahme des Fingers keine Weißfärbung der Haut, Rötung bleibt bestehen Dekubitus Grad I - Regelmäßige Einschätzung des Risikos (mit Skalen) - Erkennen von veränderten Situationen/Gegebenheiten (z. B. OP, Fieber) Mobilität erhalten und fördern: Druckentlastung und -reduzierung - Bewegungsförderung Ziel: Verteilung von Druck, Verbesserung der Hautdurchblutung o Aufstellen eines Bewegungsplans o Bewegungsübungen, Eigenbewegung fördern, Scherkräfte vermeiden o Umfasst auch kleinste Bewegungen, auch in Stuhl und Bett (z. B. o Mikrolagerung, 30°-Lagerung) 2
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- Lagewechsel Ziel: vollständige Druckentlastung einzelner Hautbezirke o Freilagerung z. B. der Fersen o 30°-Seitenlagerung, Bauch- bzw. 135°-Lagerung v.a. Gesäßentlastung - Bewegungshilfsmittel Ziel: Druckentlastung bei unzureichender Bewegungsförderung o Weichlagerung durch Antidekubitus-/Wechseldruckmatratzen oder Gelauflagen Vergrößerung der Auflagefläche, Druckreduktion o ACHTUNG: Bewegungseinschränkung, Hemmung der Selbstwahrnehmung, kein Ersatz für regelmäßige Lagerung Patienten informieren und zur Mitarbeit motivieren - Aufklärung über Dekubitusentstehung, vorbeugendes Verhalten, Förderung der Eigenbewegung, Verwendung von druckreduzierenden Hilfsmitteln und Erkennung von Dekubitus Grad I - Motivation zur Mobilität und aktiver Mitarbeit - Angehörige in die Betreuung einbeziehen Hautpflege optimieren Ziel: Förderung der Gewebetoleranz, Risiko reduzieren nicht: Dekubitus verhindern! - Kühles Wasser - Rückfetten mit Wasser in Öl (W/O)-Emulsionen - Intertrigo-Behandlung und Inkontinenzversorgung feuchte Haut vermeiden Ernährung anpassen Ziel: Förderung der Gewebetoleranz, Risiko reduzieren nicht: Dekubitus verhindern! - Bei Ernährungsdefizit: mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit, eiweißreiche Ernährung - Bei Adipositas: Reduktionskost WICHTIG: Kontinuierliche Durchführung der Maßnahmen Maßnahmen bei bestehendem Dekubitus: - Wunddokumentation evtl. mit Fotos: Körperstelle, Schweregrad, Durchmesser, Größe, Wundrand und Wundumgebung, Geruch, Entzündungszeichen, Sekret - Druckentlastung durch Bewegung, Lagerung und Hilfsmittel - Vollwertige Ernährung unterstützt die Wundheilung und senkt Infektionsrisiko - Wundversorgung mit hydroaktiver Wundversorgung (ab Grad II)
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2. Pneumonieprophylaxe Was ist eine Pneumonie / Pneumonieprophylaxe? -
Lungenentzündung (weiter gefasst: Atemweginfekt, Atembeeinträchtigung) Pneumonieprophylaxe umfasst alle Maßnahmen, mit denen eine Atembeeinträchtigung erkannt und verhütet werden kann. Pneumonieprophylaxe soll eine Minderbelüftung der Lunge, Atelektasen (Verlegung der Atemwege) und sekundäre Pneumonien (Lungenentzündung infolge eines anderen Krankheitsgeschehens) vorbeugen.
Welche Bewohner/ Patienten sind besonders gefährdet (Risikogruppe)? - Bettlägerige und immobile Patienten - Alter über 65 Jahre oder Kinder unter einem Jahr - Bei schwerer Grunderkrankung oder Abwehrschwäche - Bei bestehenden Lungen- oder Herzerkrankungen Sekretstau - Nach chirurgischen Eingriffen im Brust- u. Bauchraum Schmerzbed. Schonatmung - Während oder nach Beatmung - Mit eingeschränktem Bewusstsein oder Bewusstlosigkeit Aspiration - Raucher Vorgang der Entstehung einer Pneumonie: - Bettlägerigkeit, Bettruhe, Mobilitätseinschränkung fehlender Lagewechsel Minderbelüftung der Lunge Mangeldurchblutung Reduktion des Atemvolumens Kollabieren (Zusammenfallen) der Alveolen (Lungenbläschen) Bildung von Atelektasen (Nährboden für Bakterien) Sekretstau Pneumonie
Welche Skala verwenden Pflegende zur Einschätzung des Pneumonierisikos? - Atemskala nach Christel Bienstein Welche Maßnahmen zur Vorbeugung einer Pneumonie gibt es (Pneumonieprophylaxe)? Belüftung der Lunge verbessern - Atemübungen, Atemgymnastik o Den Patienten zum tiefen Durchatmen anregen o Kontaktatmung: gezielte Atmung in die Lungenspitzen und wenig belüfteten Lungenabschnitte durch Auflegen der Hände auf die jeweilige Lungenregion o Den Patienten gegen einen Widerstand atmen lassen: z. B. Aufpusten eines Luftballons o Dosierte Lippenbremse: Ausatmung durch leicht aufeinanderliegende Lippen o Atemübungen mit dem SMI-Trainer: Triflow/ Monoflow – bei Einatmung Ball im Gerät in der Schwebe halten oder eine Markierung erreichen Pflege Heute 2011: 307 - Frühmoblisation 4
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Je nach Zustand: Aufsetzen, Aufstehen, vor dem Bett auf der Stelle treten…
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Atemstimulierende Einreibung Pflege Heute 2011: 309-310
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Atemunterstützende Lagerung o Oberkörperhochlagerung (v. a. bei Dyspnoe) o V-A-T-I-Lagerung Pflege Heute 2011: 309 o Dehnlagerung Pflege Heute 2011: 309 o Kutschersitz: beim Sitzen am Bettrand oder auf dem Stuhl, Arme auf den Oberschenkeln stützen
Sekretfluss verbessern - Inhalation - Einreibung mit ätherischen Ölen - Flüssigkeitszufuhr Sekret lösen und entleeren - Abklopfen und Vibration - Sekret absaugen - Techniken zum Abhusten von Sekret Pflege Heute 2011: 314-315 - Verwendung von VRP-Geräten: Atmung gegen einen wechselnden Widerstandsdruck - Drainagelagerung Pflege Heute 2011: 314 Weitere Maßnahmen - Patienten über die Entstehungsmechanismen der Pneumonie informieren und ihn zur Mitarbeit motivieren - Mobilisation 5
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3. Thromboseprophylaxe Was ist eine Thrombose bzw. Thromboseprophylaxe? -
Blutpfropfbildung, lokale Gerinnung in einem Blutgefäß, intravasal (= in arteriellen und venösen Gefäßen möglich) Häufig: tiefe Beinvenenthrombose mit lebensbedrohlicher Gefahr der Lungenembolie Thromboseprophylaxe sind alle vorbeugenden Maßnahmen, die die Entstehung von Thrombosen im venösen System, v. a. in den tiefen Venen, verhindern.
Welche Faktoren sind für die Entstehung einer Thrombose verantwortlich? Alle Risikofaktoren werden drei Hauptursachen zugeordnet, die sogenannte Virchow-Trias: o o o
Verlangsamte Blutströmung Gefäßwandschäden Erhöhte Gerinnungsneigung
Häufige Risikofaktoren: - Für verlangsamte Blutströmung: Anlagerung der Thrombozyten an Venenwand o Immobilität, Lähmung o Gipsverband, Schienenlagerung, schmerzbedingte Schonhaltung o chronisch-venöse Insuffizienz -
Für Gefäßwandschäden: Auslösen einen Thrombozytenaggregation an der Gefäßinnenwand (Zusammenballen der Blutplättchen) o Traumatisch durch Verletzung, Quetschung, Fraktur oder Operation o Degenerativ durch altersbedingte Veränderung der Beinvenen, Varikosis o Entzündlich durch Venenentzündung (Phlebitis)
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Für erhöhte Gerinnungsneigung: Blut gerinnt schneller o Hoher Flüssigkeitsmangel oder -verlust bei Erbrechen, Verbrennungen, Diuretika-Einnahme o Pathologische Zellvermehrung o Vermehrung der Blutgerinnungsfaktoren z. B. nach Operationen o Einnahme bestimmter Medikamente z.B. Ovulationshemmer
Welche Patienten/Bewohner sind besonders thrombose-gefährdet (Risikogruppe)? -
Hohes Lebensalter Immobilität Adipositas Thrombosen oder Embolien in der Vergangenheit Schwangerschaft und Wochenbett Raucher Menschen mit Varizen Frauen mit Einnahme von hormonellen Antikonzeptiva (Pille)
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Welche Symptome können bei einer Thrombose auftreten? - Phlebothrombose häufig symptomarm! - Umfangzunahme/Schwellung und bläulichrote Verfärbung der betroffenen Extremität - Überwärmung der Haut, ziehende oder krampfartiger Schmerz, Wadenschmerz Welche Maßnahmen vor Vorbeugung einer Thrombose gibt es (Thromboseprophylaxe)? -
Venösen Rückfluss erhalten und fördern o (Früh-)mobilisation o Atemübungen Bauchatmung fördert den venösen Rückfluss o Bewegungsübungen zum Einsatz von Fuß- und Beinmuskulatur z.B. Füße anziehen und strecken, Zehen einkrallen, Füße kreisen, Kniekehlen auf die Unterlage drücken
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Unterstützende Lagerung o Beine leicht hochlagern (max. 20-30cm über der Waagrechten)
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Venen ausstreichen
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Venenkompression Druck von außen verengt das Gefäßlumen schnellerer Blutfluss o Durch medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTS) o Kompressionsverband Pflege Heute 2011: 331 – 332
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Heparinisierung o Low-dose-Heparinisierung per s.c.-Injektion
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Patienten informieren und motivieren o Information über Thrombosegefahr und prophylaktisches Verhalten o Motivation zur Durchführung von prophylaktischen Maßnahmen
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4. Sturzprophylaxe Was ist Sturzprophylaxe? -
Alle Maßnahmen zur Vorbeugung von Stürzen und sturzbedingte Verletzungen.
Welche Faktoren tragen zur Entstehung eines Sturzes bei? Intrinsische Faktoren: - Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates (Osteoporose, Arthrose, Muskelatrophie) - Neurologische Ausfälle (Apoplex Parese/Plegie; Demenz/Parkinson Gangstörung; Diabetes mellitus Sensibilitätsstörung) - Herz-, Kreislauferkrankungen (Gleichgewichtsstörungen, Kreislaufversagen, Hypotonie) - Sehstörungen (mangelnde Sehschärfe, Gesichtsfeldeinschränkung) - Bewusstseinsstörungen (psychiatrische Erkrankungen, Hirnblutungen) - Medikamente: Psychopharmaka, Antihypertensiva Extrinsische Faktoren / Umgebungsfaktoren: - Stolperfallen (Türschwellen, rutschige Böden, herumstehende Pflegeutensilien) - Lichtverhältnisse (schlecht erreichbare Lichtschalter, schlechte Lichtverhältnisse) - Kleidung (rutschende Schuhe, zu lange Kleidung) - Hilfsmittel (fehlende Haltegriffe und Handläufe, nicht gesicherte Sitzgelegenheiten, hohe Betten, Fixierungseinrichtungen / Bettgitter) - Pflegeverhalten (Stress/ ungeduldiges Verhalten, langes Warten auf Pflegepersonal z.B. für Toilettengang, Klingel nicht in Reichweite, Alleinlassen in fremder Umgebung) Welche Merkmale sind typisch für besonders sturzgefährdete Patienten? -
Alter über 65 Jahre Einnahme von mehr als vier verschiedenen Medikamenten Reduzierter Allgemeinzustand Körperliche Behinderung Wahrnehmungsstörungen Sehstörungen Immobil und inaktiv Post-Fall-Syndrom (Angst vor neuen Stürzen Gangunsicherheit erneuter Sturz)
Wie schätzen Pflegende das Sturzrisiko von Bewohnern/Patienten ein? -
Erfragen von Sturzvorgeschichte in der Pflegeanamnese Personenbezogene und umgebungsbedingte Risiken erfassen Dokumentieren und Analysieren von Stürzen in Sturzprotokollen Expertenstandard
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Welche Maßnahmen der Sturzprophylaxe gibt es? -
Bei Aufnahme ins Krankenhaus/Pflegeheim: o Räumlichkeiten zeigen, auf Stufen hinweisen o Zum Umgang mit Geräten anleiten (z.B. Laufen mit Infusionsstände/Drainagen) o Rufanlage und Lichtschalter in Reichweite anbringen (auch am Tisch/im Bad) o Veränderungen im Zimmer morgens vornehmen o Reaktionen auf Arzneimittel überwachen o Transfers einüben
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Mobilität wiederherstellen o Förderung der Körperwahrnehmung o Bewegungsübungen, Gymnastik, Gehtraining, Kraft- und Balancetraining
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Hilfsmittel einsetzen o Geeignetes Schuhwerk mit guter Passform und rutschsicherer Sohle o Gehhilfen (Gehstöcke, Rollator, Aufstehhilfe), Anleitung zum Gebrauch o Brillen und Hörgeräte einsetzen und auf Funktion/Reinigungsbedarf prüfen o Inkontinenzhilfsmittel individuell anpassen o Hilfsmittel zur Sturzprävention (Greifzangen, Schuhlöffel) einsetzen
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Umgebungsbedingungen verbessern o Für ausreichend Licht sorgen für Orientierung in fremder Umgebung, v. a. verstärkte Nachtbeleuchtung o Für geeignete Halt- und Stützmöglichkeiten sorgen (Patientenzimmer, Toilette, Bad, Balkon), sichere Haltemöglichkeit an Möbeln (Bremse!) o Rutschfeste Matten in Duschen oder Badewannen
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Medikamentenauswahl und -dosierung planen (v. a. Gefahr der Überdosierung bei alten Menschen berücksichtigen)
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„Bodenpflege“: Auslegen des Zimmers mit begehbaren Matratzen (statt Bettgitter)
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5. Intertrigoprophylaxe Was ist Intertrigo? -
Wundsein, Wolf, intertriginöses Ekzem Roter, juckender und nässender Hautdefekt in einer Hautfalte
Entstehung von Intertrigo: - Ansammlung von Schweiß in den Hautfalten Aufweichen der Haut (Mazeration), Aufscheuern durch Bewegung Vermehrung von Pilzen und Bakterien in feuchter Wärme An welchen Körperstellen tritt Intertrigo häufig auf? -
An Körperstellen, wo Haut auf Haut liegt o Unter den Brüsten (bei Frauen) o Unter den Hoden (bei Männern) o In Bauchfalten o In der Leiste o An den Innenseiten beider Oberschenkel o In der Analfalte und in der Dammregion
Welche Risikofaktoren begünstigen Intertrigo? -
Hyperhidrosis (= starkes Schwitzen) z. B. bei Fieber, Adipositas, Apoplex Inkontinenz zusätzliche Hautschädigung durch Urin oder Diarrhoe, wenig Luft an Haut durch Plastikfolien an Inkontinenzversorgungsmaterialien Falsche Hautpflege (Seifen, langes und heißes Baden, chemische Zusätze) Bettlägerigkeit Schweiß kann durch Bewegungsmangel nicht verdunsten, feuchte Kammern durch Lähmungen und Kontrakturen
Welche Patienten/Bewohner sind besonders für Intertrigo gefährdet? -
Mit Stuhl- und/oder Urininkontinenz Mit Krankheiten, die mit Schwitzen einhergehen (fieberhafte Erkrankungen, Apoplex, Morbus Parkinson, Adipositas) Mit starken Bewegungseinschränkungen (Bewusstlose, bei Kontrakturen, bei spastischen Lähmungen, bei Bettlägerigen mit schlechtem AZ)
Welche Maßnahmen zur Vorbeugung von Intertrigo (Intertrigoprophylaxe) gibt es? -
Hautbeobachtung: Dreimal täglich bei gefährdeten Hautstellen
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Hautpflege optimieren: o Zweimal täglich intertrigogefährdete Stellen mit klarem Wasser waschen o Keine Seife oder Reinigungsmittel verwenden o Kühle Wassertemperatur bis zu 10°C unter Körpertemperatur Reduktion der Schweißbildung und Anregung der Hautdurchblutung o Sorgfältig und vorsichtig abtrocknen, nicht reiben – sondern tupfen o Hautschutz: nur W/O-Emulsionen, kein Deodorant oder Parfum benutzen 10
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Hautatmung ermöglichen: o Nach Möglichkeit Luft in die Hautfalte lassen: Arme und Beine etwas entfernt vom Körper lagern o Kompressen, Baumwollläppchen in die Hautfalten einlegen o atmungsaktive Kleidung und Bettwäsche (Baumwolle), bei Bedarf wechseln o Inkontinenzversorgung darf die Hautatmung nicht behindern (ohne Plastikfolie, feuchte Inkontinenzeinlagen sofort wechseln, Kontinenzförderung)
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Nach Arztanordnung antimykotische Salbe dünn auftragen und einmassieren
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Patienten informieren und zu vorbeugendem Verhalten motivieren
6. Soor- und Parotitisprophylaxe Was bedeuten die Begriffe „Soor“ und „Parotitis“? -
Soor (Candidose): Befall der Mundschleimhaut mit dem Hefepilz Candida albicans, Ausbreitung auf den Verdauungstrakt und die Atemwege möglich.
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Parotitis: Entzündung der Ohrspeicheldrüse, hervorgerufen durch Staphylokokken oder Streptokokken
Welche Faktoren tragen zur Entwicklung einer Parotitis bei? -
Längere Nahrungskarenz Erheblicher Flüssigkeitsmangel
unzureichende Speichelbildung Eindringen von Keimen in die Ausführungsgänge der Ohrspeicheldrüse Symptome: einseitige druckschmerzhafte Schwellung, Schmerzen beim Kauen Welche Bewohner/Patientengruppen sind besonders soor-gefährdet? o o o o o
Allgemeine Abwehrschwäche und schlechter Allgemeinzustand Unzureichende Mundpflege Antibiotika-Einnahme Störung des Gleichgewichts der Mikroorganismen in der Mundhöhle Nahrungskarenz Diabetes mellitus
Welche Maßnahmen der Soorprophylaxe gibt es? -
Mindestens einmal täglich sorgfältige Inspektion der Mundhöhle Regelmäßige Mund- und Zahnpflege Spezielle Mundpflege Pflege Heute 2011: 375 – 377 Mundschleimhaut feucht halten und Speichelfluss anregen Bei Abwehrschwäche (z. B. onkologische Patienten, Intensivpatienten): prophylaktische Schleimhautdesinfektion 11
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Wenn möglich, Flüssigkeitszufuhr steigern Soorbehandlung: nach Arztanordnung lokales Antimykotikum verabreichen
Welche Maßnahmen der Parotitisprophylaxe gibt es? -
Ziel: Speichelfluss anregen Vermehrte Kautätigkeit z. B. durch Kauen von Kaugummi, Dörrobst, Brotrinden Orale Ernährung Lutschen von Eiswürfeln oder zuckerfreien Bonbons Ausreichende Flüssigkeitszufuhr Kaubewegungen machen lassen Massage der Parotis vor dem Ohr
7. Kontrakturenprophylaxe Was ist eine Kontraktur? - Bewegungseinschränkung und Versteifung eines Gelenks Wie kommt es zur Entstehung einer Kontraktur? - Tage- oder wochenlanger Bewegungsmangel eines Gelenks dauerhafte Verkürzung von Muskeln, Sehnen und Bänder Welche Körperstellen sind betroffen? - Sprunggelenk Spitzfuß - Handgelenk - Ellenbogengelenk - Kniegelenk Welche Patienten / Bewohner sind gefährdet? - Immobilität, Bettlägerigkeit - Inaktivität - Lähmung - Schonhaltung bei chronischen Schmerzen - Große Narben Welche Maßnahmen der Kontrakturenprophylaxe gibt es? - Motivation zu Aktivität und Bewegung - Regelmäßige Mobilisation - Passives Durchbewegen der Gelenke (langsam dehnen) - Keine Weichlagerung! hemmt Eigenbewegung des Patienten - Lagerung in physiologischer Mittelstellung: Beuge- und Streckstellung - Hilfsmittel z. B. Fußstütze
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8. Weitere Prophylaxen Obstipationsprophylaxe: Aspirationsprophylaxe: Zystitisprophylaxe: Dehydratationsprophylaxe Malnutritionsprophylaxe: Desorientierungsprophylaxe:
Vorbeugung von Verstopfung Vorbeugung von Verschlucken (Magensaft, Getränke, Speisen) Vorbeugung eines Harnwegsinfekts Vorbeugung der Austrocknung Vorbeugung der Mangelernährung Vorbeugung der Desorientiertheit/ des Orientierungsverlusts
Literatur: Menche, Nicole (Hrsg.) (2011): Pflege Heute. Elsevier, München
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