Kapitel 3 - Angst

  • June 2020
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  • Words: 3,964
  • Pages: 14
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NGST

Bellas Sicht

Noch einige Stunden verbrachten wir zusammen, und auch Esme war zu uns gestoßen. Renesmee war hellauf begeistert von ihrem neuen kleinen Freund und trug ihn die ganze Zeit auf ihrem Arm umher. Der kleine Hund schien, wie jeder andere, meiner Tochter verfallen zu sein. Er wedelte mit dem Schwanz sobald ihr Lachen erklang. Bis auf Rosalie und Jasper, die in einem nahegelegenen Wald auf der Jagt waren, war die ganze Familie versammelt und strahlte über Nessies Glück. Nur einer fehlte. Jacob. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es höchste Zeit für das Abendessen wurde. Er hatte sich bereits das Mittagessen entgehen lassen, und auch nicht angerufen. Ich schaute zu Nessie, die sich auf dem Boden herum rollte um Rusty einen Trick beizubringen. Sie vermisste Jacob noch nicht. Ich zuckte mit den Schultern und verwarf den Gedanken ihn schon wieder anzurufen. Stattdessen lies ich mich von Edward in die Arme schließen und meine Sorge vergessen.

»Wir werden wieder nach Hause gehen, mein Sohn«, sagte Carlisle zu Edward und klopfte ihm auf die Schulter. Wieder viel mir auf, dass er auf eine seltsame Art und Weise verspannt aussah. Naja, für einen Vampir. Einem Menschen würde es nicht einmal auffallen. Ich sah ihm hinterher und löste meinen Blick erst vom Fenster, als ich nicht einmal mehr den rötlichen Schimmer auf seiner und Esmes Haut sehen konnte, die die untergehende Sonne darauf spiegelte. Ich sah Edward an, er lächelte nur sanft und küsste meine Hand. In mir breitete sich wieder dieses unglaubliche Gefühl aus, dass mir nur Edward Cullen geben konnte. Dass er in mir ausgelöst hatte. Es fühlte sich an als würde ein warmer Schauer durch meine Brust tief in mein Herz fliesen. Es schlug nicht, doch war übervoll mit Liebe. »Was ist mit Carlisle?«, fragte ich während ich sanft seine Wange streichelte und ihn aufmerksam ansah. »Mit Carlisle?«, sagte er fragend und zog eine Augenbrauche hoch. Ich nickte während ich Alice zusah wie sie blitzschnell mit den Fingern auf ihrem kleinen Notebook herum tippte. Meine Augen hefteten sich an den Bildschirm - Hundemode. Natürlich. Kleine plüschige Jäckchen. »Er hat heute nicht viel geredet und wollte schnell nach Hause, ich nehme an er freut sich mit Esme stillschweigend über die Hochzeitsreise« Ein schiefes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Was hat er denn so…gedacht?« »Alle haben so viel durcheinander gedacht und ich war abgelenkt«, rechtfertigte er sich sogleich und seine Stirn legte sich in Falten. »Schon gut, es ist doch nicht schlimm«, antwortete ich schon beinahe belustigt und küsste ihn auf die Stirn ehe ich aufstand um Kartoffeln zu schälen. »Bella! Kochen stinkt!«, maulte Emmett, nahm mir die Pfanne aus der Hand und begann sie mit seinen Händen aufzurollen. »Lass das!» Ich zerrte an der Pfanne doch er war nicht gewillt sie mir zu geben. Wie ein kleiner Junge, der seine Schwester ärgern wollte, hob er sie etwa drei Meter hoch und fuchtelte damit herum.

»Emmett!« Ich sprang hoch und es gelang mir tatsächlich das verbogene Ding aus seinen Armen zu reißen. Ich konnte es mir nicht verkneifen - »Schwächling«, murmelte ich leise aber hörbar. Sofort schlang er seine Hand um meine Hüfte und trug mich unter seinem Arm zum Kühlschrank. Er holte eine Packung Käse heraus und versuchte mir ein Stück davon in den Mund zu drücken. »Emmett! Hör auf! Nein! Pfui EMMETT!», ich fuchtelte mit den Armen und lies mich bequemer Weise von Edward aus dieser misslichen Lage befreien. »Das nächste mal bist du fällig«, flüsterte Emmett mir ins Ohr und ich begann laut an zu lachen. Ich holte eine neue Pfanne aus dem Küchenschrank und begann Fett zu erhitzen. Sofort erfüllte der Geruch die Küche, der seit drei Jahren täglich unser Haus wie jedes andere duften lies. Alice rümpfte die Nase, doch sie schien sich nicht über den Geruch der angedünsteten Zwiebeln zu beklagen, sondern schaute aus dem Fenster. Sofort als auch mir der Wolfsgestank in die Nase stieg, flitzte ich zur Türe. Jacob! Ich riss sie auf und Seth starrte mich völlig erschrocken an. Ich blickte mich hinter ihm um, er war allein. »Wo sind Jacob und deine Schwester?« Er zuckte mit den Schultern und schlenderte zielsicher in die Küche. »Leah läuft umher und schaut nach dem Rechten«, murmelte er, wendete vorsichtig die Zwiebeln in der Pfanne und sah hungrig auf die Kartoffeln. »Jake ist irgendwie weit weg«, erklärte er weiter »Ich hatte Hunger« Ich nahm ihm den Pfannenwender aus der Hand und schaltete den Herd eine Stufe niedriger. »Jacob ist weit weg? Er hat nicht bescheid gesagt und auch nicht angerufen. Wo ist er?« Seth setzte sich auf einen Küchenstuhl und zuckte wieder mit den Schultern. »Mir hat er auch nichts gesagt. Ich hab als Wolf versucht mich

einzuklinken, doch er hatte keine Lust sich mit mir zu unterhalten und sagt er ist ein bisschen weg. Jacob muss immer übertreiben, wenn er meint irgendwo allein nachdenken zu müssen. Er muss immer gleich das Land verlassen!«, beklagte er sich »Und Leah ist dann zu gar nichts mehr zu gebrauchen!«. Ich hörte ihm aufmerksam zu und briet die Kartoffeln an. »Als du Edward geheiratet hast ist er vollkommen durchgedreht!«, motze er weiter und bemerkte nicht wie es sich in mir verkrampfte als ich daran erinnert wurde. »Wo ist er überhaupt?«, fragte er und hüpfte vom Stuhl um ins Wohnzimmer zu gehen. Jacob hatte scheinbar irgendein Problem von dem er mir nichts erzählt hatte. Er konnte wohl kaum so erbost über den Streit mit Rosalie sein. Das kam beinahe bei jedem großen Familientreffen vor. Ich zerbrach mir den Kopf und servierte zwei Portionen Bratkartoffeln. »Nessie, Seth!«, rief ich ins Wohnzimmer und kaum zwei Sekunden später saßen sie am Tisch. Seth schaufelte Unmengen in sich hinein und verlangte einen Nachschlag. Als Nessie sich an den Hals fasste und hustete versuchte ich nicht zusammen zu zucken. Keine Sorge, dachte ich mit flauem Gefühl im Magen. Edward hat ihre Gedanken gehört. Renesmee hat nicht wirklich Schmerzen. Ich musste schlucken. Den Namen meiner Tochter und das Wort Schmerzen wollte ich nicht einmal zusammen in einem Satz hören. Besorgt strich ich ihr über das Haar und verlies die Küche. Ich begrüßte Jasper und Rosalie die zurück gekehrt waren, doch Rosalie ignorierte mich gekonnt und sprach zu Edward, »Jetzt sag mir schon wo er ist!« Edward versuchte gerade etwas zu sagen als sie erneut anfing mit scharfer Stimme zu schimpfen und mit ihren Armen zu wedeln »Natürlich! Plötzlich weiß der allwissende Edward gar nichts! Den ganzen Tag ist er hier und da und dort, nur nicht bei seiner Frau! Und ich sitz zuhause und

warte auf ihn. Wie eine verzweifelte Jungfer! Das kann er sich aber gewaltig abschminken!« Sie lief auf und ab und versuchte scheinbar nicht zu explodieren. Erst jetzt viel mir auf, dass Emmett gegangen war. Er tat mir leid. Rosalie konnte grausam sein. Edward beobachtete sie und lachte. Er hörte womöglich die ganzen Ausdrücke mit denen sie Emmett in ihren Gedanken beleidigte. Die beiden führen eine wirklich leidenschaftliche Beziehung. »Schau mal in die Küche, womit Emmett den ganzen Tag verbracht hat«, wies Alice sie belustigt hin. Schon kam Rusty aus der Küche gerannt und hüpfte an Rosalie hoch. Sie verdrehte die Augen und starrte feindselig auf den Welpen. »Er hat ihn Nessie geschenkt«, bemerkte ich zögerlich. Sie blickte von Rusty auf, ohne ihre Mimik zu verändern, »Ein Hund reicht nicht? Holen wir uns doch noch ein ganzes Rudel Flohschleudern!« Ich beschloss sie zu ignorieren und bat Jasper unauffällig sie mit Glückshormonen vollzupumpen. Er schenkte mir ein schönes, seltenes Lächeln und brachte Rose dazu, dass sie ihr Auf- und Abrennen einstellte. Eigentlich hatte ich vor sie zu fragen, ob noch etwas auf Edwards Geburtstag zwischen ihr und Jacob vorgefallen war, wovon ich nichts wusste, doch diesen Gedanken stellte ich schnell ein. Nie und nimmer wäre jetzt der richtige Augenblick. Als ob wir den Gedanken an ihn geteilt hätten, ertönte mein Klingelton und Rachel fragte mit besorgter Stimme, »Ist Jake bei dir?« Ich seufzte und verneinte ehe wir uns zu einem Treffen in La Push verabredeten um diese außerordentlich seltsame Situation zu besprechen. Sie versprach Paul davon zu überzeugen, dass ich sie nicht umbringen würde, und mich in einigen Stunden bei Emily zu treffen. Ich freute mich darauf meine Tochter in ihr Bett zu bringen und Rosalies geschimpfte zu entfliehen, dass erst aufhörte als Carlisle in der Schwelle stand und bemerkte, »Was ist denn hier los?!« Sie streckte ihre Hand aus, drückte die Lippen aufeinander und zeigte auf

Rusty, »Da! Eine von Emmetts Gehirnfürzen!« Renesmee kicherte herzhaft darüber, dass Rosalie das Wort Furz benutz hatte, dann ging ihr Kichern in ein Husten über und erregte wieder das flaue Gefühl einer Mutter in der Magengegend. Ich blickte zu Edward, der trotz seiner Aussage nicht die Sorge aus seinem Gesicht vertreiben konnte. Unsere Blicke trafen sich und er lächelte aufmunternd. Es funktionierte nicht. »Ich verspüre eine gewisse Besorgnis in der Runde«, bemerkte Jasper und sein Blick schweifte umher, als seine Augen schließlich auf mir ruhten. Natürlich wurde die ganze Familie über Nessies anscheine Lüge informiert. Wir beschlossen, es wäre die beste Erziehungsmethode, wenn keiner ihr Besorgnis schenkt »Nein, es ist nichts. Nur einige kleine Verständigkeitsschwierigkeiten«, murmelte ich. Carlisle brach unsere Abmachung als er aus der Schwelle trat und sogleich Nessie auf den Arm nahm um sie in ihr Zimmer zu bringen. »Ich schaue mir das doch lieber einmal an«, murmelte er während er sie die Treppen hinauf trug. Sobald die Türe des Kinderzimmers zufiel begann Rosalie erneut mit ihrer Gardinenpredigt an Emmett, der nicht anwesend war, »Und er schaltet auch noch sein Handy ab! Wo treibt sich dieser verdammte Kerl rum? Ich könnte ihn…« »Rosalie! Halt die klappe!«, entsprang es mir aus dem Mund als ich es kaum noch ertragen konnte. Ich erschrak über meine Reaktion, mit der auch niemand sonst gerechnet hätte. Auch Rosalie blickte mich erschrocken an und wollte gerade ihre Wut an mir rauslassen als der Grund ihrer miserablen Laune zum Fenster herein sprang und breit grinste. Diesen Orkan wollte ich unter keinen Umständen miterleben und floh die Treppen hinauf. Unten wurden die Stimmen lauter und stürmischer, so schlupfte ich schnell in das Kinderzimmer und schloss die Türe hinter mir. Nessie saß auf dem Bett und Carlisle kniete vor ihr um in ihren Mund zu schauen.

Seufzend setzte er sich auf und streichelte ihren Kopf. »Sie scheint eine ganz normale Erkältung zu haben« »Sie ist krank?«, fragte ich ungläubig und schaute von ihm zu Nessie. »Nichts ernstes«, beruhigte er mich. »Aber Edward…«, stammelte ich und meine Stimme wurde leiser. »Medikamente werden helfen. Ich fahre schnell ins Krankenhaus und besorgte etwas gegen den Husten und etwas für die Abwehrkräfte« Mit diesem Satz streichelte er meinen Arm und verlies das Zimmer. Ich schluckte und betrachtete meine Tochter, die beleidigt auf dem Bett saß. Natürlich hatte sie bemerkt, dass wir ihr nicht geglaubt hatten. Aber wie konnte ich auch ahnen das Edward sich irrt? Wie kann das sein? Ich setzte mich neben sie auf das Bett und Küsste sie auf den Kopf. »Es tut mir leid mein Engel«, sagte ich leise und streichelte ihre Haare. Sie schob ihre Unterlippe hervor und verschränkte die Arme. Edward betrat leise das Zimmer und sein Blick war genauso reumütig wie meiner. Er huschte blitzschnell zu ihr und zog sie auf seinen Schoß. »Daddy hat sich geirrt Schatz. Es tut mir leid« Sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Ich lüge nicht«, bemerkte sie weiterhin beleidigt. »Das wissen wir Engel«, sagten wir wie aus einem Mund. »Wir werden dir immer vertrauen schenken«, ergänzte Edward. Von unten schrie Emmett nach Nessie, wahrscheinlich um sich von Rose zu befreien. Ich nickte und sie sprang auf um herunter zu rennen. Nur wenige Sekunden später hörte ich ein fürchterliches Poltern und einen Schrei. Alles in mir stockte. Als wir aus dem Zimmer stürzten lag Nessie auf dem Boden, hielt sich ihr Bein und begann sogleich an zu weinen. Edward hatte sie bereits auf den Arm und trug unsere weinende Tochter auf das Sofa. »Sie ist gestolpert!«, erschrak Alice. Ich begutachtete ihr Bein. Natürlich blutete sie nicht, ihre Haut war fest

und kaum zu verletzten, doch sie schrie wie am Spieß und ich konnte nicht aufhören ihre Hand zu streicheln, dass ich einen Augenblick lang Angst hatte sie noch mehr zu verletzten. Emmett fluchte, rief Carlisle an und schrie ins Telefon, dass es noch mehr Panik auslöste. Nach wenigen Minuten wimmerte sie nur leise und lies sich von Rusty die Hand lecken. Ich schluchtste leise. Es fühlte sich seltsam an wie die Verzweiflung meinen Körper durchfuhr und nach außen drang. Es zerriss mich und ich betete jede Sekunde, dass nur ich anstelle meiner kleinen Tochter schmerzerfüllt auf dem Sofa liegen könnte. Wie eine Naturkatastrophe stieß Carlisle die Türe auf, dass sie aus den Angeln brach und mit einem lauten scheppern auf dem Boden aufkam. Blitzschnell stand er vor Nessie und untersuchte sachte ihr Bein. »Ok meine Kleine, jetzt musst du ganz tapfer sein, denn ich muss einmal an dein Knie fassen«, sprach er behutsam und betastete die unnatürlich aussehende Beule. Nessie schrie auf und drückte mit all ihrer Kraft meine Hand. Edward sah so aus, wie ich mich fühlte. Sein Gesicht war das selbe wie das, dass ich als letztes gesehen hatte bevor ich meine Unsterblichkeit erlangte. »Ihre Kniescheibe ist verrutscht«, stellte Carlisle schließlich resigniert fest. »Du bleibst noch ein bisschen hier liegen, denn ich gebe dir ein Schmerzmittel damit wir dein Knie wieder heil machen können«, fügte er mit liebevoller Stimme hinzu und streichelte Nessie über den Kopf. Oh nein! Er musste ihr das Knie wieder einrenken! Zum Glück ist nichts gebrochen! Es wird sicher schnell heilen! Es tut so weh und sie ist doch noch so klein! Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf, das ich hysterisch begann mir durch die Haare zu fahren. Edward trat an mich herran und nahm sanft meine Hände in seine. Er zog mich in seinen Arm und drückte mich fest an sich. So verharrten wir einige Momente, und ich tankte Kraft um meiner Tochter mutig zur Seite zu stehen wenn sie leidet., an Edward - meiner Lebensquelle. Carlisle hatte meiner Kleinen ein starkes Schmerzmittel verabreicht, dass

sie leicht benebelte. Zusätzlich stand Jasper an ihrem Kopfende und beruhigte sie mit einer wohltuenden Welle er Erleichterung, die auch mich erreichte. Alle hatten sich mit einem besorgten Gesichtsausdruck in einem Abstand um das Sofa versammelt und schwiegen. »Wo ist mein Jacob?«, jammerte sie fast unverständlich. Ich öffnete den Mund doch fand nicht die richtigen Worte. Seth setzte sich neben sie auf das Sofa und sagte aufmunternd und in einem honigsüßen Tonfall, »Hey Nessie, ich versuche ihn einfach ein bisschen zu vertreten. Bilde dir einfach ein ich wäre größer« Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht bevor sie die Augen schloss und ihre Hände nach unseren aussteckte. Edward streichelte besänftigend ihre Haare, und Carlisle brachte ihr Bein in die richtige Position. »Eins, zwei…drei« Ein entsetzliches Knacken und ein Aufschrei von Renesmee durchzuckten meinen Körper. Ich drückte Fest ihre kleine Hand und spendete ihr so viel Trost wie ich konnte. »Du bist wirklich tapfer! Als ich so klein war, war ich viel feiger!«, bemerkte Seth und befreite seine Hand aus ihrer. Edward flüsterte leise aufmunternde Worte in ihr Ohr, doch sie hörte ihm kaum zu. Ihre Augen waren geschlossen und sie hielt nur noch zaghaft meine Hand. »Ihr solltet sie ins Bett bringen. Das Schmerzmittel macht sie sehr träge und wenn sie morgen aufwacht wird es ihrem Knie besser gehen«, bemerkte Carlisle und packte die Tabletten wieder in seine Tasche. Behutsam hob Edward sie auf seine Arme und trug sie in ihr Schlafzimmer. Ich folge ihnen dicht und öffnete die Türe. Kaum hatte Edward sie ins Bett gelegt und zugedeckt, schwebte sie im Reich der Träume. »Morgen wird sie sich viel besser fühlen«, versuchte er mich zu beruhigen. Ich nickte, konnte aber dieses grauenerregende Bild einfach nicht aus meinem Kopf verdrängen. Stumm folgte ich ihm aus dem Zimmer ins Wohnzimmer, doch am Fuße der Treppe hielt ich inne.

Mein Blick haftete an einem Hundespielzeug. Ein quietschender Gummihotdog. Plötzlich traf es mich wie ein Schlag. Ich riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Mir wurde speiübel und ich krallte mich an den nächsten Vampir der neben mir stand. Jasper starrte mich erschrocken, wie all die Anderen, an und ich konnte mein entsetztes Gesicht in seinen goldenen Augen spiegeln sehen. »Nein...«, flüsterte ich und schlug die Hand vor den Mund. Langsam drehte ich mich zu meiner Familie, die mich mit offenen Mündern anstarrte. »Nessie hat sich noch niemals verletzt«, versuchte ich leise mich zu erklären. »Und weshalb nicht?«, mein Blick fiel auf Edward. »Wir hätten sie davor bewahrt zu stolpern«, gab er zögerlich zu. Ich hob Rustys Spielzeug vom Boden der letzten Treppenstufe auf und reichte es ihm. »Du hättest niemals zugelassen, dass sie darüber stolpert. Alice auch nicht« Er begutachtete es länger als nötig und nickte. Der Rest der Familie redete durcheinander, doch sie verstanden nicht was ich meinte. Edward verstand. Er verstand mich immer. »Sie muss dieses Ding gesehen haben, einige Sekunden bevor sie darüber gefallen ist. Ich habe es nicht gehört. Ich habe gar nichts gehört« Sein Gesichtsausdruck wurde starr. Alice riss ihm das Spielzeug, dass sie selbst gekauft hatte, aus der Hand und schüttelte verständnislos den Kopf. »Das ist unmöglich! Beim Jagen sehe ich jede Wurzel, jeden Ast über den sie stolpern könnte«, kreischte sie und zerdrückte es in ihrer Hand. Die Gesichter meiner Familie nahmen den selben Ausdruck an wie meiner, denn sie begriffen das Unbegreifliche. »Euch sind Veränderungen an euren Fähigkeiten aufgefallen?«, fragte Carlisle und trat an Alice, Edward und mich heran. Alice donnerte mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit den

Gummihotdog aus dem Fenster und antwortete wütend, »Nein! Ich sehe immer was ich will! Aber dieses Mal…« »Ich war ein wenig unkonzentriert«, murmelte Edward. Carlisle legte den Arm auf seine Schulter und zog die Augenbraue hoch. »Es war schwierig die einzelnen Gedanken deutlich zu hören«, ergänzte Edward leise. »Nun, ich weis nicht was ich davon halten soll. Wir sollten uns jetzt nicht unnötige Vorwürfe machen«, sagte Carlisle und seufzte. Jetzt war der richtige Augenblick. Ich wusste ich musste es ansprechen, als ich ihn aus nächster Nähe betrachtete. Sein einst wunderschönes Gesicht war verzerrt und mit meinen Vampiraugen sah ich die vielen Falten, die wie in Stein gemeißelt schienen. Seine Augen waren schwarz. »Carlisle, du bist der stärkste von uns« Er schaute mir tief in die Augen und nickte kaum sichtbar ehe er sich auf das Sofa setzte. »Es ist dir aufgefallen, Bella. Ich kann nicht abstreiten, dass mein Körper sich in den letzten Tagen verändert hat. Er fühlt sich etwas schwach an. Es ist meine Schuld! Ich hatte die Pflicht euch darüber zu Informieren, doch ich wollte keine Sorge um meine Person auslösen« Esme klammerte sich voller Sorge an seinen Oberkörper und streichelte wortlos seinen Rücken. Er schaute in unsere erschrockenen Gesichter und erhob sich, »Da es scheinbar nicht nur mich getroffen hat, werde ich Nachforschungen anstellen, damit wir schnellstens die Alten sind« Fassungslos umklammerte ich seinen Arm, »Was bedeutet das? Edward hat Rensmees Gedanken falsch gedeutet oder überhaupt nicht! Er hatte beinahe eine Sekunde Zeit um dieses dämliche Spielzeug in ihren Gedanken wahr zu nehmen!« Alice griff seinen anderen Arm und rüttelte heftig daran, »Ich habe es auch nicht gesehen! Warum nicht?! Ich brauche meine Visionen!« »So beruhigt euch doch, meine Töchter! Er wird alles wieder beim Alten sein«, antwortete er und entzog uns vorsichtig seine Arme. Ich sank auf den Boden und umfasste meine Knie. Mit starrem Blick wippte ich hin und her und stammelte leise, »Wir haben es nicht

gemerkt…einfach nicht gemerkt« Ich spürte eine Welle der Beruhigung durch meinen Körper dringen und war erleichtert darüber, bewusst oder unbewusst, dass Jaspers Fähigkeiten scheinbar noch die Selben waren. Erward kniete vor mich und nahm meine Hände in seine, »Liebste, es ist sicher nur vorübergehend« »Selbst wenn du im Garten gewesen wärst, du hättest sie noch aufgefangen«, brachte ich mit lauterer Stimme entgegen und erhob mich. Edward versuchte zu Antworten, doch das erste Mal in meinem Dasein, hörte ich ihm nicht richtig zu. Ich betrachtete Alice, wie sie umher huschte um einige Gegenstände zu berühren, um eine Vision zu provozieren. Immer wieder seufzte sie enttäuscht, doch gab nicht auf. Ohne meinen Blick von ihr abzuwenden quiekte ich mit Panik in der Stimme, »Carlisle ist der stärkste und konsequenteste von und Allen. Schau ihn dir doch einmal an!« Keiner antwortete und die Angst stieg immer weiter in mir hoch. Ich griff mir in die Haare und meine Augen huschten von jedem einzelnen hin und her. Würde Emmett seine Körperkraft verlieren? Würde Alice uns nie wieder mit ihren Visionen vor Gefahren warnen können? Würde ich meine Familie nicht länger beschützen können? »Nein! Das darf nicht sein!«, schrie ich schon beinahe. Ohne es kontrollieren zu können, atmete ich schnell ein und aus hielt mir den Kopf. Edward versuchte seine Arme um mich zu schließen und mich zu beruhigen, doch ich riss mich los und sprach nur offen das aus, was alle dachten, »Was ist wenn die Gefahr schon unterwegs ist? Was ist wenn wir hier sitzen und schutzlos ausgeliefert sind?«, meine Stimme war nur noch ein Schreien und ich war einer Panikattacke nahe. Schon im nächsten Moment spürte ich einen Schlag auf meine rechte Gerichtshälfte. Ich rieb mir die Wange und starrte in Alice Gesicht. Ihre Mundwinkel zuckten als ob sie versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Schon immer wollte sie mich auf diese Weise wieder auf den Boden bringen, wenn ich wieder einmal hyperventilierte.

»Dreh nicht durch, Bella! Du machst mich verrückt!« »Das ist kein Grund meine Frau zu schlagen!«, entgegnete Edward scharf und schob sie beiseite. »Beruhigt euch doch!«, sprach Carlisle laut mit der Stimme des Familienoberhaupts, »Es muss einen Grund für all das geben und ich bin mir sicher wir können dagegen vorgehen. Ich werde sogleich mit Eleazar sprechen. Seine jahrhundertlange Erfahrung in dieser Welt hat ihn einiges gelehrt, er wird uns sicher helfen können« Rosalie verharrte Starr und nickte nur immer wieder wenn Carlisle überzeugend versuchte die Situation zu entschärfen. Emmett hatte, unter Poltern und Krachen ,einen Sack Kartoffeln in der Küche gefunden und testete seine Kraft an den rohen Knollen indem er sie mit seinen Händen zerquetschte. Alice hatte auf dem Sofa ihre Arme und Beine fest um den Körper geschlungen, lehnte an Jaspers Brust und starrte ins Leere. Sie tat mir unendlich leid. Es musste fürchterlich für sie sein jene Gabe, die sie schon zwei Leben lang begleitete, zu verlieren. »Komm…«, flüsterte Edward in mein Ohr und führte mich behutsam mit seiner Hand auf meinem Rücken aus dem Wohnzimmer. Verzweifelt schaute ich von der Treppe hinunter zu meiner Familie, die sich mit stillen Worten und liebevollen Blicken Mut zusprachen. Schweigend schlichen wir in Renesmees Schlafzimmer und betrachteten unser Kind. Sie schlief ruhig, doch ich konnte dieses schreckliche Bild nicht vergessen, wie sie mit schmerzverzerrtem Gesicht litt. Schnell vergrub ich meinen Kopf in Edwards Brust und versuchte es zu verdrängen. Edward legte seinen Arm fest um meinem Körper, »Sie ist genauso wie du, Bella. Ein starkes, mutiges Mädchen« Ich atmete tief ein und löste mich aus seiner Umarmung um meiner tapferen Tochter einen Kuss zu geben. Edward tat mir gleich und wir verließen Hand in Hand leise das Zimmer. Still legten wir uns in unser Bett und ich schloss die Augen. Edward

wusste, dass ich es liebte in seinen Armen zu liegen und alles für eine Sekunde zu vergessen. Der Dunkelheit und Stille umgab uns und ich konnte keine Stimmen aus dem Erdgeschoss hören. All diese unbekannte Veränderung und Gefahr machte mir eine ungeheure Angst. In dieser Lage waren wir machtlos…hilflos. Ich schluckte schwer und wünschte mir so sehr wie nie zuvor, dass mein Handy klingelte und Jacobs Stimme mir versicherte, dass er vollkommen Gesund war und sein Verschwinden rein gar nichts mit diesen seltsamen Geschehnissen zu tun hatte.

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