Freiheit Determinismus Indeterminismus

  • April 2020
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Universität Leipzig Institut Philosophie SS 09 Modul: Geschichte der Philosophie Dozent: Peter Heuer

Sind wir wirklich frei? Eine kurze Beschau einer möglichen Argumentation.

 

 Inhaltsverzeichnis 2

Einleitung ............................................................................................................................................... 3  Determinismus ...................................................................................................................................... 4  Indeterminismus .................................................................................................................................... 6  Freiheit .................................................................................................................................................... 9  Fazit ...................................................................................................................................................... 11  Literaturverzeichnis ............................................................................................................................ 13   

 

3



Einleitung Ist der Mensch eigentlich >>Frei<< oder auf eine andere Art und Weise beeinflusst? Diese

Frage beschäftigt seit geraumer Zeit eine Vielzahl von Wissenschaftlern und Philosophen. Das Schwierige daran ist der Ansatz, wie unser gesamtes Sein beschrieben werden kann. Eine grundsätzliche Überlegung die anzustellen ist, ist die, ob es sinnvoll erscheint, eine Unterscheidung zwischen unbelebten und belebten Dingen anzustellen. Der Vorteil diese beiden Dinge zu trennen liegt darin begründet, dass

so

eine

verschiedenartige

Zuschreibung

von

Eigenschaften

und

Gesetzmäßigkeiten erfolgen kann, der Nachteil hingegen liegt in der schwierigen Verallgemeinerbarkeit von Grundsätzen. Im Detail heißt das soviel wie, dass die Übergänge von belebten zu unbelebten Dingen eine womöglich neue Spezialtheorie benötigen die das Konstrukt auf eine harte Probe stellt.1 Denn ab dem Punkt, wo es auf reine axiomatische Festlegungen hinaus läuft, wird es schwer sein diese Theorie zu verteidigen, da dem Argumentationspartner zumindest ein Argument immer zur Hand ist, dass des Dogmatismus. Um dieses aber zu entkräften bedarf es einem sehr plausiblen Grund der Unterscheidung der Dinge, dieser könnte in der phänotypischen Grundverschiedenheit liegen, wohingegen sich bei genauerer Betrachtung, der Atomaren, keine nennenswerten Unterschiede mehr zeigen. Wie also kann unterschieden werden? Die Unterscheidung liegt meines Erachtens darin begründet, welcher Leitbegriff gewählt wird (s. Überschrift). Denn jeder Begriff zieht auch ein Verständnis der Dinge in der Welt nach sich der sich unterscheiden kann, aber nicht zwingend muss (jedenfalls nicht gravierend). Demzufolge wäre eine Gegenüberstellung der Begriffe dahingehend mit Schwierigkeiten verbunden, wenn sich diese auf keinen gemeinsamen Nenner bringen lassen würden. Der Nenner der in hier angepeilt wird, ist der, dass Materie in jedem Begriff gleich verstanden wird, ohne von vorn herein eine Unterscheidung zwischen belebt und unbelebt zu machen. Erst im Verlauf werden wir sehen, dass ab einer bestimmten Organisation von Materie offenbar andere Inhalte von Belang sind. Welche das sind und wie sie sich begründen lassen, dazu mehr am gegebenen Ort. Wie aus dieser Vorbemerkung hervor geht, besteht das Problem vielmehr in dem Zusammendenken in einem großen Zusammenhang, als dem beibringen von ausreichend vielen Spezialerklärungen.

                                                             1

Buchheim, Thomas: Unser Verlangen nach Freiheit. Kein Traum sondern Drama mit Zukunft, Hamburg: Meiner, 2006, S. 124

 

 Determinismus 4

Im Determinismus wird von der Annahme ausgegangen, dass auf eine bestimmte Ursache auch immer die gleiche Wirkung folgt. Die hier eingeführte Kausalität lässt sich zwar noch weiter aufgliedern, nämlich in eine starke und eine schwache Kausalität, diese soll bei den grundsätzlichen Überlegungen aber keine Rolle spielen (wenn dies doch notwendig wird, erfolgt die Darstellung am gegebenen Ort).2 Um die Leitfrage wieder aufzugreifen, ob der Mensch eine Freiheit besitzt, kann von deterministischen Standpunkt aus gesagt werden >>Nein<<. Diese Aussage ist nicht weiter verwunderlich, da der Mensch auf seiner atomaren Ebene betrachtet wird. Auf dieser nämlich ist ein Individuum nichts weiter als eine Ansammlung von Teilchen, Atommassen, Molekülen, kurz Materie. 3 Was freilich ein Problem darstellt, ist die Beschreibung, wie eine >>Seele<< in den Körper kommt und das Ding anfängt zu handeln. Da dies aber ein transzendentaler Begriff ist, der nicht erfahren, nicht gemessen und nicht bestimmt werden kann, soll es auch nicht Gegenstand dieser Arbeit sein, eine Aussage darüber zu treffen, wie >>Seele<< in ein Ding kommt. Da anzunehmen ist, dass dieses Problem noch unlösbarer ist, als das hier Verhandelte, sei es aus Gründen des Verständnisses axiomatisch angenommen, dass alles das was wir unter belebten Dingen verstehen, damit ausgestattet sei. Die Beschreibung eines so komplexen Dings, wie dem Belebten, müssen eine Reihe von Vorüberlegungen voraus gehen. Diese lassen sich wie folgt formulieren: 1. Wenn von einem System alle Parameter bekannt sind, ist jedes Verhalten im System vorhersagbar. 2. Regel 1 ist sowohl auf ein einfaches, wie auch ein kompliziertes System anwendbar, wenn die Bedingung aus 1 erfüllt ist. 3. Das vorherberechnetet Eintreffen eines Sachverhaltes trifft immer mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu. (sprich 100%) Es wird vorausgesetzt, dass sowohl die Technik als auch die Kenntnisse über die Zusammenhänge vorliegen und auch genutzt werden.

Als Beispiel für die Wahrhaftigkeit der aufgestellten Regeln, sei ein einfaches Beispiel genannt. Angenommen es bewegt sich eine Kugel in einem Roulette, dann kann

bei

einer

Beschaffenheit physikalischer

Messung

der

der

Drehscheibe,

Konstanten,

Kurvenbeschleunigung, zur wie

Kenntnisname Gravitation,

Masse

sämtlicher

der

Kugel,

notwendiger

Fallgeschwindigkeit,

                                                             2

N.N.: Starke und schwache Kausalität, Schmetterlingseffekt. URL: http://leifi.physik.unimuenchen.de/web_ph10_g8/umwelt_technik/07kausalitaet/kausalitaet/kausalitaet1.htm (04.08.2009) 3 Ritzenhoff, Steffan: Die Freiheit des Willens. Argumente wieder die Einspruchsmöglichkeit des Determinismus, München: Fink, 2000, S.31

 

5



Lichtgeschwindigkeit, etc. eine exakte Beschreibung des Feldes vorgenommen werden, an der die Kugel liegen bleibt. In diesem Konstrukt gibt es folglich keinen Zufall, sonder nur Kausalität. Diese Erkenntnis auf den Menschen angewandt, ergibt sich ein ähnliches Bild. Denn es

gibt

absolut

keine

logische

Erklärung,

d.h.

im

naturwissenschaftlich-

mathematischen Sinn, warum das Zusammenspiel von mehr als einem Teilchen, sich nicht auch berechnen lassen sollte. Es wäre zwar ein Leichtes zu fordern, dass die Naturwissenschaft ab dem morgigen Tag wenigstens die exakte Luftströmung für einen Zeitraum von mehr als einer Woche berechnen soll, was sie bisher nicht kann. Diese Forderung krankt aber an einem Punkt, denn um solch komplexe Systeme zu berechnen braucht es Unmengen an Rechenleistung, die auch im heutigen Informationszeitalter

schwer

realisierbar

sind.

(Angemerkt

sei,

dass

die

Supercomputer schon gewaltige Fortschritte gemacht habe, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass diese nicht ausreichend ist.) Sofern zugebilligt wird, dass ausreichend Performance zur Verfügung steht, wäre es möglich ohne weiteres, eine Formel ebenfalls vorausgesetzt, einen Menschen zu berechnen. Dieser Gedanke wirkt sich auf unser menschliches Zusammenleben in einer Weise aus, die kurz skizziert werden soll. Sobald ein Mensch geboren wird, könnte mit der Wahrscheinlichkeit von 1 vorhergesagt werden, wann dieser Laufen und Sprechen lernt, seine ersten Dummheiten begeht und wann das Ende der Existenz gekommen ist. Es geht sogar noch weiter, denn da dies nicht den Anfang des Menschen ausmacht, wäre auch vorhersagbar, wann dieser entsteht und was dazu geführt hat. Diese Art von Macht kann als eine vollständige Kontrolle beschrieben werden. Einzig die womöglich fehlenden Kapazitäten bei der Berechnung aller Menschen oder aber einem Desinteresse an allen Menschen würde verhindern, dass jedes Individuum die ganze Zeit über vollständig bestimmt wäre. Damit einher gehen der Verlust der Freiheit, diese ist in dem angesprochenem System allerdings nur eine Einbildung, da der Mensch aber >>Frei<< bleiben möchte, übernimmt eine andere Instanz wie die >>Seele<< diese Funktion, dies hat aber keine nennenswerte Bewandtnis. Der Mensch wäre nur noch in seinem Geist unbestimmt, wobei das auch als Illusion angesehen werden kann, denn auch Geist ist nichts weiter als Energie. Mögliche Einwände die der Gestalt nach, wie folgt aussehen:

 

6



1. Der Mensch besitzt doch einen Willen etwas zu tun. 2. Freiheit zeichnet sich durch Gerichtetheit aus und nur die ist dem Menschen (evtl. auch Tieren) eigen. 3. Zufälle sind dadurch gekennzeichnet, dass sich Menschen willkürlich treffen, ohne es beabsichtig zu haben.

… können ohne größere Probleme mit dem folgenden Ansatz wiederlegt werden. Bei einer vollständigen Bestimmung aller Dinge die wirken können, ist es auch ein Leichtes vorherzuberechnen, wann ein Objekt X auf ein Objekt Y trifft, dies würde keine Form von Freiheit untermauern. Es ist wohl zuzugestehen, dass ein Mensch sich entscheiden kann, doch diese Entscheidung ist auf die Grundkonsistenz zurückzuführen, die besagt, dass sobald ein Ding in der Welt ist, es seinem Drang versucht zu folgen, dass es dabei gehindert werden kann, ist nicht weiter problematisch,

die

Grundaussage

bleibt

hingegen,

es

wird

immer

seiner

vorherbestimmten >>Bahn<< folgen. Je größer also der Kontext wird, umso eher ist womöglich ersichtlich, wie es kommt das Dinge immer ihrem inneren Wesen folgen. Denn auch wenn ein Trieb unterdrückt wird, so wird ohne die Unterdrückung die alte Form wieder vorhanden sein, was als messbares Zeichen dafür gilt, dass eine Kausalität ohne Freiheit anzunehmen ist.

Indeterminismus Während der Determinismus noch verständlich war, so wird es im Indeterminismus ungleich schwerer. Der Grund dafür liegt in der Begrifflichkeit, die als Gegensatz zum Determinismus begriffen wird. Der Kern der Aussage liegt vor allem der Theorie des Chaos4, diese besagt, dass sich ein Teilchen absolut willkürlich bewegen kann, ohne das klar ist, was Ursache und Wirkung gewesen ist. Da dieses Konstrukt vor allem in der Quantenmechanik5 zuhause ist, sei hier ein etwas einfacheres Beispiel gegeben, dass allerdings nicht zu 100% die Verhaltensweise in der Quantenmechanik wieder gibt. Angenommen wird eine Gaswolke in der sich Teilchen befinden die in ständiger Wechselwirkung zueinander stehen. Das meint, dass sich alle Teilchen, wenn sie sich berühren, auch von einander abstoßen. Eine Berechnung des Aufenthaltes eines ganz bestimmten Teilchens lässt sich so nach einer kritischen Menge an Kollisionen nicht mehr vorhersagen. Daraus folgt ein chaotischer Zustand, bei der                                                              4 5

N.N.: Chaosforschung. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Chaosforschung (04.08.2009) N.N.: Stringtheorie. URL: http://www.maxmat.de/physik/stringtheorie.html (04.08.2009)

 

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keine Kausalität mehr feststellbar ist. Diese wird an dieser Stelle, wenn der Ausgangszustand t0 nicht betrachtet wird, zu 100% durch den Zufall ersetzt. Spätestens ab dem Zustand tn ist das anfangs beobachtete Teilchen, sofern nicht markiert und die ganze Zeit systematisch verfolgt, nicht mehr auffindbar. Für dieses System, wenn es angewandt werden soll, sind auch Vorüberlegungen zu treffen: 1. Vom Anfang t0 kann keine Aussage gemacht werden, da dieser nicht erfasst wurde. 2. Das Chaos wird nicht dadurch beseitigt, dass unendlich viele Momentaufnahmen gemacht werden, die jede Bewegung verdeutlichen. 3. Die Kennzeichnung einzelner Teilchen, um diese zu verfolgen, ist nicht zulässig, dass System muss so betrachtet werden, wie es vorliegt.

Unter den genannten Voraussetzungen sind folglich keinerlei Schlüsse möglich, die in irgendeiner Form die Erwartbarkeit von Ereignissen zu einem Zeitpunkt tn zulassen. Jede Form der Berechnung kann nur in der Art der Statistik erfolgen, da diese versucht Regelmäßigkeiten herauszufiltern, um wenigstens ein ungefähres Bild des möglichen Ereignisses zu skizzieren.6 Um bei dem Beispiel der Meteorologie zu bleiben. Dort werden nämlich Vorhersagen für 3 Tage mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit gemacht, allerdings nicht in einer kausalen Form, sondern weiterhin beruhend auf statistischen Verfahren.7 Da anzunehmen ist, dass mit steigender Komplexität, der aufeinander einwirkenden Teilchen auch die Wechselwirkungen zunehmen, dürfte schon bei einem nicht mehr homogenen Körper, die Vorhersage eines Zustandes zum Zeitpunkt tn absolut unwahrscheinlich sein (Glückstreffer finden hier selbstverständlich keine Beachtung, da sie keinen Widerspruch bedeuten). Da außer den Elementen, die im Periodensystem der Elemente aufgenommen wurden, keine Dinge in absoluter Reinheit vorliegen, ist jede Annahme über eine Voraussage absolute Spekulation. Mit diesen Vorbemerkungen soll der menschliche Organismus betrachtet werden. Zwar besteht unser Organismus zu großen Teilen aus Kohlenstoff, aber dieser ist durch unzählige Teilchen verunreinigt. Dies fängt bei der Nahrungsaufnahme an, geht über zu den Umwelteinflüssen, bis hin zu in den Körper eingebrachten Stoffen, die entweder dem Schmuck oder der Stabilisierung dienen. Wenn also Alles auf Alles wirkt, wie kann ein Mensch irgendetwas gerichtet tun? Um dieser Frage nachzugehen, ist eine Anmerkung zu machen, denn die Teilchen werden nicht nur durch einander beeinflusst, sondern auch durch die Gravitation und                                                              6

Joachim Schulz: Das Orbitalmodell. URL: http://www.quantenwelt.de/atomphysik/modelle/orbital.html (04.08.2009) Microsoft Encarta Online-Enzyklopädie 2009: Meteorologie. URL: http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761571037_3/Meteorologie.html (04.08.2009) 7

 

8



die Art der Bindung8 (Atombindung, Ionengitter & Molekülorbitaltheorie). Durch diese und weitere Gesetzmäßigkeiten, die in diesem Universum herrschen, ist nicht jede Form von Wechselwirkungen der Teilchen absolut chaotisch. Gleichwohl kann es ohne weiteres möglich sein, dass sich Stoffe ändern, beispielsweise in der Reaktionsfreudigkeit, je nachdem wie viel Energie auf diesen Stoff einwirkt.9 Das hat zur Folge, dass ein Stift, der auf dieser Erde zu Boden fällt, wenn er aus einer Höhe losgelassen wird (Schwerelosigkeitsversuche sind nicht relevant, da sie nicht den Lebensraum des Menschen betreffen) und weiterhin am Boden, sofern dieser nicht zerstört wird, auch als solcher wiedererkannt werden kann, aber auf molekularer Ebene kann sich durchaus eine Verformung ergeben, die zwar für den Menschen nicht sichtbar ist, aber dennoch vorhanden ist. D.h. nur weil die Veränderung auf kleinster Ebene nicht wahrgenommen wird, heißt das noch lange nicht, dass diese nicht stattgefunden hat, sie ist aber für uns meist bedeutungslos. Die Frage nach der Freiheit, im Sinne der Möglichkeit sich gerichtet zu verhalten, wurde damit noch nicht beantwortet. Die Antwort liegt hier etwas schwieriger begründet als noch im Determinismus. Denn wenn Zufall ein notwendiges Kriterium sein soll, um Freiheit zu begründen, was passiert dann mit einem >>Überangebot<< an Zufall, im Bezug auf die Freiheit, wobei diese auch etwas über die Gerichtetheit aussagt? Wie an der Fragestellung schon deutlich wird, ist es nicht zusammen zudenken, da eine Möglichkeit gefunden werden müsste, die Energiepotentiale im Gehirn in ein Verhältnis zu einer möglichen Gerichtetheit zu bringen. Weiterhin wäre es notwendig, deutlich zu machen, warum die Kräfte (Gravitation, ChemischPhysikalische-Bindungen) dieses Verhalten unterstützen sollten. Möglich wäre aber das wie in einer statistischen Berechnung, lediglich die Handlungen als gerichtet herauskristallisieren, die durch die Masse an Teilchen die rein zufällig in einer bestimmte Richtung streben, realisiert wird. Bei dieser Form des Handelns müsste allerdings auch zugestanden werden, dass ab einem gewissen Abstraktionsgrad, die Menge aller Zufälle als gerichtet aufgefasst werden können. Da diese Betrachtung aber außerhalb des Gegenstandes Mensch passiert, ist es ungleich schwerer dafür zu argumentieren. Denn immerhin erlangt der Mensch zum ersten Mal Freiheit, wenn auch auf eine sehr eigenartige Weise, da er nun als >>absolut<< Frei gilt und keinen Zwängen mehr unterworfen ist. (Der Grundaufbau des Universums gilt nicht als Widerlegung.)                                                              8 9

Ulrich Helmichs: Atombau und Chemische Bindung. URL: http://www.u-helmich.de/che/11/atom/atom01.html (04.08.2009) N.N.: Affinität. URL: http://www.science-at-home.de/lexikon/lexikon_det_00010310000039.php (04.08.2009)

 

9



Freiheit Die Freiheit wird aus einem guten Grund als letztes behandelt, denn diese stellt in gewisser Form einen Zusammenschluss von Determinismus und Indeterminismus dar. Um die Gründe zu verstehen, warum diese Annahme Sinn macht, ist eine Aufschlüsselung der Begriffe notwendig, die unter dem Begriff der Freiheit subsumiert werden. Allerdings ist eine andere Überlegung noch viel fundamental wichtiger, denn die Zuschreibung >>frei zu sein<< kommt nicht den unbelebten Dingen zu, sondern einzig den Belebten. Das kommt daher, dass die Roulette-Kugel, der Stein oder aber ein Stück Eisen nicht über die Entscheidung verfügen, was in ihrer Existenz passiert. Dagegen stehen die Lebewesen, bei ihnen ist das Spektrum größer, da sie nicht nur festlegen, wohin sie sich bewegen, sie vermögen es auch Handlungen auszuführen ganz gleich wie diese auch aussehen. Damit lässt sich auch für dieses System ein Überblick an Leitsätzen aufstellen: 1. Nur Lebewesen sind frei. 2. Freiheit funktioniert nur, wenn es einen Zufall gibt. 3. Um von einer freien Handlung zu sprechen muss eine Gerichtetheit vorliegen. Dabei ist es wichtig, dass ein Extrem, also absolut frei oder absolut unfrei, als KO-Kriterium anzusehen ist.

Durch diese Annahmen wird deutlich, welche Gratwanderung notwendig ist, um die Freiheit vor dem Determinismus und dem Indeterminismus zu retten. Denn auf der einen Seite verfügen unbelebte Dinge über einen starken kausalen Zusammenhang, während dieselben Dinge bei quantischer Betrachtung ein eher chaotisches Verhalten an den Tag legen. Andererseits gibt es bei den Menschen (als Beispiel für Lebewesen, da es hier besonders deutlich wird) die Möglichkeit sich in diese Zusammenhänge der unbelebten Dinge einzumischen. Wäre dies nicht so könnten keine Häuser gebaut oder Werkzeuge hergestellt werden. Daraus kann gefolgert werden, dass der Mensch eine grundlegende Freiheit besitzen muss. D.h. die Beeinflussung setzt auch in gewisser Hinsicht ein chaotisches Handeln der unbelebten Dinge außer Kraft, da sie in dem Moment des Einwirkens von ihrem Verhalten abgebracht werden. Weiterhin ist es undenkbar, dass ein Stein aus freien Stücken einen anderen Stein trifft, um sich mit diesem über seine Geologie zu unterhalten. Menschen hingegen ist dies möglich, sofern sie nicht körperlich beeinträchtigt sind. Darüberhinaus ist zu beobachten, dass die Entscheidung über die Ausübung einer Handlung und das damit verbundene gerichtete, also gezielte,

 

10



erreichen eines vorher festgelegten Ziels, nur vom Menschen ausgeführt werden kann. Grundvoraussetzung für die Entscheidung etwas zu tun oder zu lassen, ist auch davon abhängig, ob sich der Mensch in Bewegung setzt, also als aktiv handelndes Subjekt auftritt. Innerhalb dieser Handlungen kommt es unweigerlich zu zufälligen Bekanntschaften, sei es, dass ein anderer Mensch oder aber ein unbelebtes Ding getroffen wird. Dieser Zusammenhang ist es also, der das >>Menschsein<< ausmacht. Auf der einen Seite zufällig auf Dinge zu treffen und auf der andern Seite planvoll seinen Zielen entgegen zustreben. Der Gedanke, so schön er auch ist, hat allerdings einen Haken. Denn wenn einem Menschen Freiheit zugestanden wird, so muss ebenfalls geklärt werden woher diese kommt. Da sie schlagartig eintritt, wenn aus unbelebten Dingen Belebte werden, braucht es einen Grund der das Warum klärt. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass ein metaphysischer Begriff noch nicht gefallen ist, >>Gott<<. Gott darf an dieser Stelle nicht im Religiösen Sinne gedacht werden, da ein Anthropomorphisieren nicht notwendig und auch nicht sinnvoll ist, da diese nichts besser oder weitreichender erklären würde. Wenn

aber

Gott

erst

einmal

in

der

Welt

ist,

kann

gegenüber

den

Naturwissenschaften keine Argumentation mehr erfolgen. Das wäre das große Dilemma dem nicht zu entgehen ist. Andererseits ist die Urknalltheorie 10 oder vergleichbare Annahmen nichts weiter, als die Suche nach einem ersten Prinzip auf das alles zurückzuführen ist. Genauer betrachtet wär hier sogar eine Brücke möglich, die auch in der Überlegung zur Freiheit, ein irgendwie geartetes erstes Prinzip eine ebenso gute Erklärung darstellt, wie Gott. Wenn aber Gott allein als Begründung ausreicht, ist es auch ein kurzer Weg, alle menschlichen Eigenarten mit ihm zu erklären. Ebenso wären dann auch die Kreuzzüge oder sonstige religiös motivierte Anschläge einfach zu rechtfertigen. Das kann und darf nicht das Ziel dieser Überlegung sein, denn in diesem Fall ist Gott nichts weiter, als die Quelle des >>Lebens<< und der >>Freiheit<< im metaphysischen Sinn. Diese Aussage lässt auch keinen Schluss über die tatsächliche Existenz von Gott zu, alles was gesagt wird, ist das es am Anfang etwas gab, was den Namen Gott trägt, mehr nicht.

                                                             10

Michael Ralph Pape: Die Grundlagen der Urknall-Theorie. URL: http://fam-pape.de/raw/ralph/studium/urknalltheorie/ (04.08.2009)

 

11



Fazit Resümierend kann festgehalten werden, dass bisher noch keine Möglichkeit bestand, die Naturwissenschaft mit der Philosophie zusammen zu denken. Denn ein wesentliches Problem stellt die Struktur des >>Seins<< dar, die in der Philosophie nur anhand einer gewissen Plausibilität und Wahrhaftigkeit diskutiert werden kann, nicht aber bewiesen. In den Naturwissenschaften hingegen ist ein anderes Vorgehen zu beobachten, hier ist das >>Sein<< genauso plausibel, wie es beweisbar ist, auch wenn sich die moderne Physik und Mathematik eher auf Berechnungen als auf Beobachtungen verlassen kann (siehe Quanten, Quarks, Strings). Weitere Probleme die sich aus dieser Darstellung ergeben sind von folgender Natur, zum einen wäre zu überlegen, ob Freiheit überhaupt eine vermittelnde Position ist oder ob diese einen zur Gänze eigenen Charakter aufweist. Hier wurde sie als vermittelnde Position gedacht aber auch ein anderer Ansatz ist bei entsprechender Argumentation denkbar. Eine Charakterisierung im zuletzt genannten Sinne ist bei Peter Heuer zu finden „Der Weg aus der Determinismusfalle“.11 Die dort vertretene Ansicht ist zwar meiner Meinung nach etwas zu „aristotelisch“ aber durchaus plausibel. In eben dieser Schrift ist auch eine wichtige Unterscheidung der ‚Freiheit von‘ und der ‚Freiheit zu‘ die Rede. Während die Freiheit zu erst die Freiheit überhaupt zulässt, ist die Freiheit von eher als Abwesenheit von Zwängen zu verstehen. 12 Aber auch hier muss festgehalten werden, dass am Anfang dieser Darstellung ein gewisses Dogma steht, dass erst geschluckt werden muss, nämlich das es Freiheit gibt. Leider ist bei einer Gegenüberstellung von den bei mir verwandten Begriffen, wie auch bei jenen die Heuer verwendet, immer ein letzter Fehler feststellbar. Die Plausibilität einer Argumentation gibt absolut keine Auskunft über die Wahrhaftigkeit der Konklusion. Damit schiebt sich eine Frage in den Vordergrund: „Kann der Mensch über das System Mensch hinauswachsen?“ Dies wäre ebenso grandios, wie wenn ein Computer sein zugrunde liegendes Rechensystem ändern würde, wie z. B. von binär auf hexadezimal. Aber da dies bisher nicht vorgekommen ist und dies durch ein übergeordnetes System konzipiert werden müsste, in dem Fall vom Menschen, bleibt

                                                             11

Kathi Beier, Peter Heuer, Frank Kannetzky, Henning Tegtmeyer, Markus Wolf: Die Möglichkeit von Freiheit. In: Philokles, 2007, Heft 1/2, S. 2-29 12 Beier, Heuer, Kannetzky, Tegtmeyer, Wolf: A.a.O., S. 25-26

 

12



auch hier eine letzte Begrenzung übrig. Denn auch der Mensch kann sich nicht in dem Maße überwinden, wie der Computer aber ist er in seinem System frei? Um nicht zu vermischen, was nicht zu vermischen ist, soll die Systemfrage nicht als letztes Argument für einen Determinismus gelten, da hier ein neues Problem angeschnitten wird, welches vorher nicht untersucht wurde. Schlussendlich ist festzuhalten, dass der Begriff den ich von Freiheit habe, abhängig ist welchem Weltbild ich nacheifere. In jedem Fall wird es möglich sein, das gewünschte zu rechtfertigen.

 

 Literaturverzeichnis 13

Beier Kathi, Heuer Peter, Kannetzky Frank, Tegtmeyer Henning, Wolf Markus: Die Möglichkeit von Freiheit. In: Philokles, 2007, Heft 1/2, S. Buchheim, Thomas: Unser Verlangen nach Freiheit. Kein Traum sondern Drama mit Zukunft, Hamburg: Meiner, 2006, S. 124 Ritzenhoff, Steffan: Die Freiheit des Willens. Argumente wieder die Einspruchsmöglichkeit des Determinismus, München: Fink, 2000, S.31

N.N.: Starke und schwache Kausalität, Schmetterlingseffekt. URL: http://leifi.physik.unimuenchen.de/web_ph10_g8/umwelt_technik/07kausalitaet/kausalitaet/kausalitaet1.ht m (04.08.2009) N.N.: Chaosforschung. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Chaosforschung (04.08.2009) N.N.: Stringtheorie. URL: http://www.maxmat.de/physik/stringtheorie.html (04.08.2009) N.N.: Affinität. URL: http://www.science-athome.de/lexikon/lexikon_det_00010310000039.php (04.08.2009) Joachim Schulz: Das Orbitalmodell. URL: http://www.quantenwelt.de/atomphysik/modelle/orbital.html (04.08.2009) Microsoft Encarta Online-Enzyklopädie 2009: Meteorologie. URL: http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761571037_3/Meteorologie.html (04.08.2009) Ulrich Helmichs: Atombau und Chemische Bindung. URL: http://www.uhelmich.de/che/11/atom/atom01.html (04.08.2009) Michael Ralph Pape: Die Grundlagen der Urknall-Theorie. URL: http://fampape.de/raw/ralph/studium/urknalltheorie/ (04.08.2009)

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