Die Abenteuer Des Raumschiffes Firebird 1. Buch: Die Rebellen

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  • Pages: 178
Jürgen Kranhold * Die Abenteuer des Raumschiffes Firebird Science-fiction-Roman

Erstes Buch:

Die Rebellen

VORGESCHICHTE: Wir schreiben das Jahr 3083, 80 Jahre nach dem großen Krieg gegen die Acrypser, der 83 Jahre dauerte. In diesem Krieg waren alle Völker der Galaxis verwickelt. Im Jahre 2948 wurde das Neue Demokratische Imperium, kurz NDI, auf New Hope, einem Planeten in einer zwanzig Lichtjahre Durchmessenden Dunkelwolke gegründet. In vielen geheimen Sonnensystemen wurden Raumschiffe gebaut. Im Jahre 2968 begann der Widerstandskrieg gegen die Echsenähnlichen Acrypser. Nach dem Krieg, 3003 (ab 16. Juni, als die letzten noch verbliebenen Acrypser-Schiffe fluchtartig die Galaxis Verliesen), herrschte Anarchie, Korruption und Unordnung, nur langsam schreitet die Demokratie voran. Die Trümmer wurden wieder aufgebaut. Und in den ersten Jahren nach dem Krieg bildeten sich verfassungsfeindliche Organisationen. Eine davon ist die reinigende Flamme, die langsam und schleichend immer mächtiger wurde. Immer häufiger werden Terroranschläge verübt, zu denen sich die reinigende Flamme bekennt. Bei diesen Anschlägen kamen viele zig-tausende Menschen und Außerirdische ums Leben. Seit 3082 besetzten sie sogar einige Kolonialplaneten in der East-Side der Galaxis, eine Region, die erst 2767 besiedelt und gegründet wurde. Ihr Anführer ist Ernst Bächle, ein ehemaliger Admiral, der als Raumpirat sein Unwesen trieb, und mehrmals auf Gefangenenplaneten verbannt wurde. Dort gelang ihm immer wieder erneut der Ausbruch. Niemand weis genau, wieviel Raumschiffe die reinigende Flamme wirklich besitzt. Ihre Flotte wird auf 60.000 Schiffe geschätzt, es sind aber weit mehr. Und in der East-Side hat das NDI nur 30.000 Schiffe entgegen zu setzen. Niels Bögels, der Präsident des NDI, entsandte nur 20.000 Schiffe in diese Region, ab März des Jahres `82, unter Admiral Sven Anderson. Vier bis fünf Wochen später erreicht der Admiral mit den Schiffen die Region, die 76.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, und gerät in einen Hinterhalt.

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Er verlor über achteinhalbtausend Schiffe, viele Millionen Menschen fanden den Tod. Zusammen mit den anderen 18.000 Schiffen, die von der East-Side-Flotte noch übrig sind, ist das alles, was das NDI dem Feind entgegenzusetzen hat. Der Verlust beim Feind ist bedeutend gering: Etwa 3200 Schiffe. Unter den NDI-Schlachtschiffen ist auch die Firebird, ein 1.500 Meter Durchmessendes Kugelschiff. Das Schiff wird geführt von Captain Ernst Vogel, ein Mann mittleren Alters. Das Schiff hat die Aufgabe, in der East-Side zu patrouillieren, und hier beginnt unsere Geschichte:

1. KAPITEL: Die Firebird tritt aus dem Hyperraum heraus Wir schreiben das Jahr 3083, den 28. August. Seit vier Tagen fliegt die Firebird im All der East-Side umher. Das Schiff fliegt im Hyperraum dahin, mit 208,3 Lichtjahren pro Stunde. Baujahr des Schiffes: 3067, in den Werften von Olympus-2. Das Schiff ist vollgeladen mit Verpflegung für mehrere Monate. Es ist auch vollbestückt mit duzenden Transformkanonen. Es ist ein großes, gigantisches Kriegsschiff. Der Captain, Ernst Vogel, befindet sich gerade in seiner Kabine. Er schläft noch in seinem Bett, als der Wecker klingelt. Mit einem Satz springt er auf und schaut auf seine moderne Armbanduhr. Sie zeigt 6.00 Uhr Bordzeit an. Noch eine Stunde bis zu seinem Dienst auf der Kommandobrücke. Etwas benommen und schlaftrunken steht er auf und duscht sich. Der Captain ist ein kräftig gebauter, 1,80 Meter großer, etwas pummelig wirkender, sechzig Jähriger Mann. Im 31. Jahrhundert haben die Menschen eine Durchschnittliche 3

Lebenserwartung von 120 bis 130 Jahren. Ernst Vogel ist ein Mann mittleren Alters, der noch dreissig Jahre Dienst bei der Raumflotte absolvieren muß. Seine Haare sind kurz und stoppelig, rot, und er hat graue Augen. Er hat einen 30-Jährigen Sohn, welcher auf dem gleichen Schiff dient, als Gartenanlageningeneoer. Dieser Beruf ist das gleiche, was vor vielen Jahrhunderten einmal die Bezeichnung Gärtner hatte. Der Captain hat auch eine Tochter, die etwas älter als sein Sohn ist, und sie dient als Ärztin auf dem Schiff Firestorm. Ernst zieht seine rote Uniform an und ißt etwas aus dem Automaten. Er läßt einen Kaffee heraus und ein Brötchen mit Wurst, alles in Pulverform, das man mit Wasser verbinden muß. Der Captain könnte auch in einer der Kantinen des Schiffes frühstücken, aber das wollte er nicht. Dort ist das Essen auch nicht besser! Der Captain hatte schon einige Kämpfe, bei denen sein Schiff beteiligt gewesen war, überstanden und überlebt. Er liebt sein Schiff und seine Besatzung. Diese hat bisher immer ihr bestes gegeben. Es sind auch einige Besatzungsmitglieder, die in schweren Kämpfen verwickelt waren, an ihren schweren Verletzungen gestorben. Darunter waren auch ein Offizier und Maschinenraumingeneoer, zwei seiner besten Freunde! Er trauerte ihnen immer noch nach. „Scheiß Gesöff!“ Der Kaffee schmeckt ihm nicht, und er schmeißt den Becher an die Wand. Sofort beginnen Reinigungsmechanismen mit der Säuberung der Wand. Der Captain hat seine Kabine verlassen, als sein Intercom an seiner Uniform summt. „Ja, was gibt’s?“ „Hier die Brücke, Sir!“ Die Kommandantin, Andrea Smith, meldet sich. „Wir treten in wenigen Minuten von dem Hyperraum in den Normalraum. Die Ortungsgeräte zeigen schon jetzt mehrere Schiffe und Stationen an. Im Weltraum und auf dem 3. Planeten dieses Systems! Der Stern ist im Sternkatalog nicht eingezeichnet oder programmiert! Es könnte sich um Rebellen 4

handeln, die sich hier versteckt haben!“ „Ist gut. Ich bin gerade auf dem Weg zur Brücke. Wir verstecken uns in der Nähe der Sonne! Dort kann man uns nicht orten! Ortungsgeräte weiter beobachten! Ende!“ Der Intercom verstummt. Der Captain geht weiter in Richtung Kommandobrücke. Die Kommandantin ist eine hübsche, 35-Jährige Frau. Das empfindet auch der Captain. Ihr Haar glänzt kastanienbraun, und ihre Augen glitzern grün, wie bei einer Katze. Ihre Proportionen sind sehr weiblich. Der Captain steigt in ein mit Atombatterien betriebenes Auto und fährt durch die Gänge des riesigen Schiffes. Die Gänge glänzen metallisch blau, und oben von der Decke strahlt weißes Licht. Hier und da stehen Grünpflanzen von den verschiedensten Planeten der Galaxis, fest im Boden verankert. In das Schiff passen 5.000 Menschen herein. Die derzeitige Besatzung beträgt 3.900 Männer und Frauen. Die jüngsten Besatzungsmitglieder sind gerade mal 18 Jahre alt! Das älteste Mitglied ist der Captain mit seinen sechzig Jahren. In dem Schiff gibt es auch Grünanlagen und Landschaften, und viele Freizeitmöglichkeiten gibt es ebenfalls. Wenige Minuten später erreicht der Captain die Kommandobrücke, in der etwa 40 bis 50 Menschen arbeiten. „Guten morgen!“ sagt er, und setzt sich in seinen Kommandosessel. „Wie ist die Lage?“ fragt er. „In einer Minute werden wir den Hyperraum verlassen!“ antwortet die Kommandantin. „Wir werden vor der Sonne in den Normalraum treten. Neue Messungen haben ergeben, daß sich im Raum 600, auf den Planeten und den Raumstationen weitere 1.200 Raumschiffe befinden!“ „Gut. Nach eintritt in den Normalraum Schutzschirm und Waffensysteme aktivieren!“ Der Captain wird nun etwas nervös. Dann ist es soweit. Das Schiff taucht von dem 5dimensionalen Hyperraum in den normalen Weltraum auf. Alle Besatzungsmitglieder verspüren einen Entzerrungs5

Schmerz im Hals- und Nackenbereich. Dieses Phänomen kommt bei jeder Hypertransition vor. Das Schiff bremst stark ab, die Alarmsirenen heulen durch die Gänge der Firebird, alle rennen und arbeiten. Die Waffensysteme und der Schutzschirm werden aktiviert. Die Borduhr zeigt 7.03 Uhr an. Das Schiff ist bereit. Wenige Minuten später fliegt es in einem geringen Orbit mit niedriger Geschwindigkeit um die Sonne. Die Hyperfunkstation wird sofort verständigt, sie solle eine verschlüsselte Botschaft nach Kyrion, dem 20.000 Lichtjahre entfernten Hauptplaneten der Menschheit in der East-Side, schicken, und Schiffe hier her entsenden. „Ich würde vorschlagen, eine kleine Truppe in die Planetenstation einzuschleusen, um dort Bomben zu legen!“ meint Andrea Smith, die Kommandantin, spontan. „Auf dem Planeten befinden sich Raumschiffswerften!“ „Nein, das ist zu gefährlich!“ meint Wiliam Redhourse, der 1. Offizier der Firebird. Er ist ein sehr schlanker, schwarzhäutiger, kahlköpfiger, siebenundvierzig Jahre alter Mann mit Brille. „Oder wir entsenden unsere Raumjäger und zerstören die Station und die Werft!“ meldet sich Anton Dengler, der Wissenschaftsoffizier, zu Wort. „Dreihundert Jäger geben Deckung, und die restlichen hundert greifen den Planeten mit Transformbomben an!“ Anton Dengler ist sehr groß, etwa 1,96 Meter, und hat langes, blondes Haar. Er ist kräftig gebaut und muskulös. In seiner Freizeit verbringt er viel Zeit beim Kraftsport und anderen Sportarten. Er ist erst 27 Jahre alt. Der Wissenschaftsoffizier ist Alkoholiker. Er zieht einen Flachmann aus seiner Tasche und trinkt. Er trinkt auch in seiner Freizeit, und das nicht wenig! Er wurde schon mehrmals stockbesoffen von Sicherheitsleuten der Firebird aufgegriffen. In einer Ausnüchterungszelle konnte er dann seinen Rausch ausschlafen. Der Captain greift nach der Flasche und schmeißt sie an die Wand. „Sie sind im Dienst! Da wird nicht gesoffen! Ich brauche nüchterne Leute!“ Er sagt dies in einem ruhigen, aber bestimmenden Tonfall. Anton starrt den Captain an. Dann greift er nochmals in 6

seine Jackentasche, holt eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug heraus und zündet sich eine Zigarette an. „Das ist wenigstens nicht so schlimm wie saufen!“ meint der Captain und wendet sich wieder dem Thema zu. „Wir werden weder ein Trupp noch Jäger entsenden! Das ist zu gefährlich. Zumindest jetzt noch nicht! Wir warten vorerst einmal ab und beobachten von hier aus die Lage. Wir schicken ein paar Sonden hin!“ Der Captain ist ein sehr vorsichtiger und zurückhaltender Mann. Er will nichts riskieren oder aufs Spiel setzen. Die Sonden verlassen wenig später das Schiff. Sie sind mit einer Tarnvorrichtung versehen, und können so nicht entdeckt werden.

2. KAPITEL: Feuer frei!

Jürgen Vogel hat gerade dienstfrei und schlief gerade mit seiner Freundin Sabine Wild im Bett. Sie haben gerade Sex gehabt, und Jürgen raucht die Zigarette danach im Bett. Er ist 1,78 Meter groß, ein bißchen pummelig, und hat graue Augen, wie sein Vater. Er ist von Beruf Gartenanlageningeneoer. Seine Freundin ist auch leicht rundlich und kräftig gebaut, hat braunes Haar, das halblang ist. Sie ist eine Jägerpilotin, und zwar eine gute. Sie haben den Alarm gehört, aber dies interessiert die Beiden nicht. Sie haben ja dienstfrei. „Ob sie wohl die Jäger einsetzen werden?“ fragt sich Sabine. Jürgen meint dazu: „Oh, ich glaube nicht! Ich kenne meinen Vater. Er ist vorsichtig!“ Sabine duscht sich und zieht sich an. 7

„Komm, und beeil´ dich, Jürgen, ich möchte in die Kantine!“ sagt sie etwas drängend. „Ja, ja!“ meint er bloß, und zieht weiter genüßlich an seiner Zigarette. Sie zieht ihm die Zigarette aus dem Mund und drückt sie im Aschenbecher, der auf dem Tisch steht, aus. „Du hast die Ruhe weg!“ tadelt sie. „Ach, sei doch nicht so! Du hast keine Geduld!“ meint Jürgen, etwas genervt, macht sich aber dann doch auf und duscht sich, zieht sich an. Dann gehen beide zur Kantine. Plötzlich ertönt wieder die Alarmsirene. Es ist 8.35 Uhr. Die Stimme von Captain Ernst Vogel ertönt aus den Lautsprechern. „Bitte alle Besatzungsmitglieder auf ihre Posten. Diejenigen, welche dienstfrei haben, begeben sich bitte wieder zurück in ihre Kabinen! Feindliche Schiffe nähern sich unserem Standpunkt! Wir sind noch nicht sicher, ob wir entdeckt wurden, aber ich bitte sie, das vorhergesagte zu tun! Das ist ein Befehl! Bitte bewahren sie ruhe!“ Die Lautsprecher verstummen. „Scheiße, ich habe noch nichts gegessen!“ flucht Jürgen. Hecktische Schritte gehen durch das Schiff. Jürgen und Sabine, und viele andere auch, gehen entweder zu ihren Kabinen, oder zu ihren jeweiligen Stationen. Viele bekommen es auch mit der Angst zu tun. Unterwegs wäre Jürgen beinahe mit ‚Bär‘ zusammengestoßen, einem Bärähnlichen Tiflon, Terc´lon Merc´h arac, so heißt er, auch Bär genannt. Er ist Maschinenraumfähnrich, „erst“ 120 Jahre alt! Tiflons können bis zu 450 Jahre alt werden. Terc´lon ist einer von 83 extraterrestrischen Besatzungsmitgliedern. Er hat eine Größe von 2,40 Metern! Sein Körperumfang beträgt fast genau so viel! Und unter seinen tiflonischen Artgenossen gilt er als etwas zu klein geraten! Sein Körper ist bewachsen mit dickem, braunem Fell, der in einer ihm zugeschneiderten, blauen Uniform steckt. Seine kräftigen, muskulösen Arme münden in einer prankenförmigen Hand mit vier Fingern. Seine Füße stecken in großen, schwarzen Stiefeln. 8

Tiflon, seine Heimat, ist ein kalter Planet, deshalb braucht ein Tiflon zwei bis drei mal die Woche eine achtstündige Kälteruhephase, die der Körper braucht, um sich zu regenerieren. Terc´lons Volk, die Tiflons, beherrscht schon seit über Sechstausend Jahre die hyperschnelle Raumfahrt. Sie kennen schon die Raumfahrt, während Menschen noch Höhlen behausten. Jürgen kann gerade noch ausweichen. Wäre er mit ihm zusammengestoßen, dann würde er nicht mehr gut aussehen! „Pass doch auf!“ schreit er fast. „Entschuldigung!“ brummt Terc´lon verlegen. „Schon gut. Kommst du mit in unsere Kabine?“ „Nö. Muß noch lernen. Keine Zeit!“ „Jetzt, mitten in einem Einsatz? Du spinnst! Komm doch zu uns! Wir haben noch ein paar echte Bier!“ „Echt? Woher habt ihr die?“ „Das sage ich lieber nicht! Kommst du jetzt, oder nicht?“ Terc´lon überlegt noch kurz. „Hm. Ich weis nicht – Aber, wenn ich es recht überlege;“ Er zögert noch einen kurzen Moment. Endlich entschließt er: „Okay, ich komme!“ Dann gehen sie zu dritt weiter, Jürgens Kabine entgegen.

* Juan Banderas, der Anführer der reinigenden Flamme des Ritmo-Systems und gleichzeitig Captain des Flaggschiffes ‚Hellfire‘, eines Dreitausend Meter Durchmessenden Kugelraumschiffes, sitzt in seinem Kommandosessel. Er ist ein braunhäutiger, 1,75 Meter großer, schwarzhaariger Mensch mit dunklen Augen. Sein halber Körper ist mit künstlicher, biologisch gezüchteter Haut überzogen, weil er schwere Brandwunden hatte, als er sein erstes Schiff im Kampf gegen das NDI verlor. Sein Gegenspieler war damals Ernst Vogel! Juan, und noch acht weitere Besatzungsmitglieder seines alten Schiffes überlebten den Kampf schwerverletzt. Seit 9

diesem Zeitpunkt an schwört er Rache. Sein Schiff hat eine Besatzung von Achttausend Männer und Frauen. Er ist Oberbefehlshaber über Eintausendundvierhundert Schiffe! Juan Banderas wurde am 17. Februar 3010 geboren. 3037 wurde er Captain. Seit 3045 trieb er als Raumpirat sein Unwesen, bis er 3063 von Captain Ernst Vogel gestellt und gefangen wurde. Er verbrachte vier Jahre auf dem Gefangenenplaneten Rynos-3, dann flüchtete er von dieser Welt. 3070 trat er dann der reinigenden Flamme bei. Juan ist in Gedanken und raucht eine Zigarette. In wenigen Minuten soll die Arbor- , Merna- und Lauruppflotte sich in diesem System treffen. Das sind zusammen weitere 27.300 Schiffe! Von Ritmo aus wollen sie dann die East-Side erobern. Wo sich Ernst Bächle, der oberste Anführer der reinigenden Flamme, befindet, weis nicht einmal Juan. Ernst Bächle hält sein Versteck streng Geheim! Der erste Offizier schreckt den Captain aus seinen Gedanken. „Da ist was merkwürdiges auf dem Ortungsschirm! In der Nähe der Sonne leuchtet es immer wieder kurz auf, dann verschwindet der Leuchtpunkt wieder!“ Der erste Offizier, Emilias Pathos, kann sich dieses Phänomen nicht erklären. Sein Haar ist halblang und braun, er hat eine Größe von zwei Metern. Er ist sehr muskulös. Juan steht auf von seinem Kommandosessel und läuft zum Ortungsgerät. „Was ist das?“ fragt er sich. „Ist das ein NDI-Schiff? Wenn ja, wissen die schon, was hier ist. Wir müssen nachschauen! Schutzschirm und Waffen aktivieren!“ Er wendet sich an seinen Funkoffizier: „Benachrichtige hundert Schiffe, sie sollen zur Sonne fliegen!“ Die Alarmsirenen heulen. Das Schiff bewegt sich in Richtung Sonne. Und hundert Schiffe ebenfalls. Die Sonne ist 140 Millionen Kilometer entfernt. In etwas mehr als einer Stunde werden die Schiffe die Sonne erreicht haben. Bei Impulsantrieb.

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Jürgen, Sabine und Terc´lon befinden sich in Jürgens Kabine und trinken Bier. Sie spielen Karten. Jürgen hat eine ziemlich große Kabine. Die Kabine ist voller Pflanzen von den verschiedensten Planeten der Galaxis. Pflanzen sind Jürgens Hobby. Dies hat er sich auch zum Beruf gemacht. Sabine ist nervös. Sie hat Angst. „Wie könnt ihr in Ruhe spielen, wenn unser Schiff in Gefahr ist? Ich verstehe euch nicht!“ „Sollen wir jetzt in Panik ausbrechen? Entweder es erwischt uns, oder es erwischt uns nicht!“ Jürgen hat auch Angst, aber er betäubt sie mit Alkohol! „Du bist manchmal unmöglich, Jürgen!“ Jürgen legt seine Karten weg und umarmt sie, gibt ihr einen Kuß auf die Wange. „Wir werden es Schaffen, wir werden da rausk...!“ Plötzlich bebt das ganze Schiff. Es ruckt, es zuckt, schreie sind zu hören. Sabine kann sich gerade noch festhalten, nur Jürgen kracht mit dem Kopf gegen den Tisch. „Aua!“ schreit er und stöhnt. Er kämpft mit der Bewußtlosigkeit.

* In Sonnennähe sind drei feindliche Schiffe gesichtet worden, drei sechshunderter Kugelschiffe. „Auf den Schirm!“ sagt Captain Ernst Vogel. Dann erscheinen die drei Schiffe auf dem großen Bildschirm in der Kommandobrücke. Es ist 9.07 Uhr Bordzeit. In weiter Ferne sieht man rasch näher kommende Lichtpunkte. Der Captain denkt nach, seinen Finger an die Nase hebend. Sollte er vielleicht doch hundert Raumjäger entsenden? Er entscheidet sich dann aber doch anders. „Kurs näher zur Sonne!“ befiehlt er. „Der Reaktor kann dabei überlastet werden, und der Schutzschirm wird dabei strapaziert!“ meldet sich der Maschinenraumingeneoer, Hans Alert, besorgt. „Wir müssen es zumindest versuchen!“ meint der Captain darauf nur. 11

Die Firebird bewegt sich in Richtung Sonne, näher und immer näher. Die drei feindlichen Schiffe, welche der Firebird am nächsten sind, kommen immer näher. Sie sind nur noch wenige Hunderttausende Kilometer entfernt. Plötzlich feuert das erste Schiff, dann die beiden anderen. Die Firebird bebt, aber der Schutzschirm saugt die meiste Energie auf. Die Schiffe feuern wieder und wieder. „Schutzschirm bei 80%!“ gibt der erste Offizier, Wiliam Redhourse, zu bedenken. „Feuer erwidern! Transformkanonen klar!“ befiehlt der Captain daraufhin. Die Kanonen werden aktiviert. Viele duzend Kanonen feuern auf die drei Schiffe. In der Kommandobrücke fliegen die Fetzen. Funken sprühen, Menschen werden fortgeschleudert. Es gibt Verletzte auf dem ganzen Schiff. Die Alarmsirenen schrillen. Und das Schiff, die Firebird, fliegt immer näher in die Sonne. Die Außenkameras des Schiffes filtern das grelle Licht der Sonne. Der große Bildschirm in der Kommandozentrale ist ausgefüllt von grell gelblich weißen und orangeroten Protuberanzen dieser Sonne. Es wirkt bedrohlich, beängstigend, und doch wieder schön. Ein feindliches Schiff explodiert. Es verglüht im Transformfeuer. Der Maschinenraumingeneoer meldet sich wieder. „Der Vanderveld-Reaktor hält die Energiemengen nicht mehr lange aus! Der Kern droht zu schmelzen!“ „Nur noch ein kleiner Moment!“ sagt der Captain ruhig. Und wenige Sekunden später explodieren auch die anderen zwei Schiffe. Die Kanonen werden deaktiviert. Die Borduhr zeigt 9.23 Uhr an. Das Schiff ächzt und kracht, dumpfe Schläge sind zu hören. Die Besatzung stoppt das Schiff. Andrea Smith schaut auf den großen Bildschirm. Weitere Lichtpunkte werden immer größer. Es sind hundertundeins Lichtpunkte! „Wird Zeit, daß wir hier verschwinden!“ meint Andrea Smith, die Kommandantin. „Diese Schiffe überleben wir nicht!“ Sie 12

holt aus ihrer Uniform eine Zigarettenschachtel heraus und zündet sich eine Zigarette an. Sie und der erste Offizier sind leicht verwundet. Andrea blutet aus einer Platzwunde am Kopf. Es gibt auch schwer Verletzte, die zum Teil schwer entstellt sind. Sie werden entweder von Robots oder Sanitäter in die verschiedenen Krankenstationen des Schiffes gebracht, wo sie dann versorgt werden. Es gibt dort Ärzte, Krankenpfleger und Krankenschwestern. Sie sind alle Ausgebildet. Etwa vierhundert Besatzungsmitglieder gehören zum Krankenpflegeteam. Das Schiff ist also damit gut versorgt. Fürchterliche Schreie von Verletzten sind zu hören, Blut fließt auf dem Boden herum. Der Captain ist besorgt um Schiff und Besatzung. „Peter, steuern sie uns dort hinaus. Jens, berechnen sie einen Kurs nach Kyrion! Wir fliegen weiter. Schutzschirm und Waffensysteme aktiviert lassen!“ Das Berechnen des Kurses mit dem Bordcomputer dauert ein paar Minuten, dann kommen noch ein paar Minuten für den Eintritt in den Hyperraum dazu. Das Schiff braucht dazu eine Maximale Eintrittsgeschwindigkeit von 20.000 bis 30.000 Kilometer in der Sekunde. Das kann noch knapp werden! Der Captain schaut auf den großen, gigantischen Bildschirm. Was er dort erblickt, stockt ihm den Atem. Sein Gesicht wird aschfahl. „O Gott!“ Die Lichtpunkte verschwinden, und wenige Sekunden später tauchen die Raumschiffe wieder auf! Ganz nah! Sie formieren sich zu einem Kreis. Die 101 Schiffe haben eine Kurztransition hinter sich!

* Die Späherschiffe melden Juan Banderas, daß sie ein Schiff geortet haben. Es ist die Firebird! „Ha, jetzt krieg ich dich, Vogel! Die Zeit ist reif!“ Er springt von seinem Sessel auf. „Alles vorbereiten für eine 13

Kurztransition! Danach bilden wir eine Kreisformation! Ich will nicht, daß das Schiff entkommt!“ Juan´s Augen funkeln böse, purer Haß ist darin zu erkennen. „Alle Schutzschirme an! Volle Kraft voraus!“ sagt er an die Brückenbesatzung. An die anderen hundert Schiffe Gewand, gibt er den Befehl, sofort zu feuern, sobald die Firebird zu flüchten versucht. Wenig später treten die Schiffe der reinigenden Flamme in den Hyperraum.

* Die Besatzung der Firebird handelt geistesgegenwärtig. Der Captain gibt Befehle, und die Besatzung führt sie ohne Widerrede aus. „Impulsantrieb aktivieren, auf volle Kraft! Feuert auf die feindlichen Schiffe, wenn sie nahe genug sind. Es sollen auch ein paar von ihnen draufgehen!“ Der Captain betätigt die Kommandokonsole. Das Schiff bewegt sich. Erst langsam, dann immer schneller werdend. Nach ein paar Sekunden meldet sich Jens. „Kurs berechnet und eingegeben, Captain!“ „Das ist ja Super! Jetzt müssen wir nur noch hier herauskommen!“ Der Captain hofft, daß die Besatzung und dieses Schiff die Situation einigermaßen heil überstehen. Er hat Angst, läßt es sich aber nicht anmerken. Die gesamte Besatzung hat Angst, mehr oder weniger. Juan Banderas Abbild taucht auf dem großen Intercombildschirm auf. Seine Augen funkeln kalt und böse, grenzenloser Haß und Sadismus sind auch darin zu erkennen. „Hier spricht Captain Banderas, Captain der ‚Hellfire‘ und Anführer des Ritmo-Systems. Übergeben sie uns ihr Schiff, die Firebird, Captain Ernst Vogel! Endlich habe ich dich, Vogel! Es gibt kein entkommen!“ „Noch hat uns niemand! Niemals werde ich ihnen mein Schiff kampflos überlassen! Und schon gar nicht meine Besatzung!“ „Sie werden alle in der Hölle landen! Dafür sorge ich und meine Schiffe!“ 14

Der Captain der Firebird unterbricht die Verbindung. Zur Brückenbesatzung Gewand, sagt er: „Das war sowieso ein langweiliges Gespräch!“ Er hat keine Lust, weiter zu diskutieren. Die Firebird rast auf die feindlichen Schiffe zu. Der Kreis wird immer enger. Dies passiert um 9.37 Uhr Bordzeit. Die Schiffe sind nur noch 300.000 Kilometer entfernt. Alle Schiffe feuern. Die Firebird ebenfalls!

* Jürgen Vogel hat eine Beule. Zum Glück blutet er nicht. Sabine hat ihm einen Waschlappen, gefüllt mit Eiswürfeln aus dem Automaten, auf seine Beule gelegt. Seine Freundin, Sabine, meint, er solle doch zur Krankenstation gehen, aber Jürgen lehnt dies ab. Er stuft andere Dinge als wichtiger ein. Terc´lon fehlt nichts. Sie spielen wieder Karten und trinken echtes Bier. Ein paar Flaschen sind schon leer und kaputt, aber es sind noch genügend da! „Sauft nicht so viel! Dein Vater sieht das nicht so gern!“ schimpft Sabine. Jürgen kontert: „Er weis ja nichts davon! Und außerdem, Terc´lon kann einiges vertragen!“ „Aber du nicht! Hör lieber auf!“ Das nervt Jürgen etwas. „Quengel doch nicht so! Also gut, dieses Bier noch, dann ist Schluß!“ „Das Bier ist echt gut!“ meint Terc´lon, der Tiflon. Er trinkt gern terranisches Bier. Seinem Körper macht dies nicht viel aus, er kann 20 bis 30 Biere problemlos trinken. Für Tiflon wirkt Alkohol eher wie ein Energy-Trank, es macht den Tiflonkörper fit! Sonst ist Terc´lon ein ruhiger, zurückhaltender Extraterrestriker. Er ist sehr beliebt an Bord, und hat viele Freunde. Das NDI und die Terraner sind Außerirdischen gegenüber überhaupt nicht feindlich gesinnt, schon gar nicht hier auf dem Schiff. Der erste Grundartikel in der Verfassung des NDI lautet: „Die Würde des Lebens jeglicher Form ist 15

Unantastbar.“ Aber es gibt auf Terra und den anderen Planeten des NDI rechtsextreme Gruppen, die Außerirdische Verfolgen und Umbringen! Es gibt immer mehr rechtsextreme Gruppen, die an Anschlägen beteiligt sind! Die schlimmste, größte und mächtigste rechtsextreme Gruppe ist die reinigende Flamme. Das Ziel der reinigenden Flamme ist ein terranisches Reich, in dem die Menschen herrschen, und Außerirdische nur Sklaven sind. Ernst Bächle, der Anführer dieser Organisation, hatte einmal gesagt: „Die ganze außerirdische Brut kann man nicht vernichten, aber man kann sie beherrschen! Wir werden schon den Großteil der außerirdischen Bevölkerung ausrotten, und wer sich uns widersetzt, wird ebenfalls vernichtet!“ Das hat er vor einigen Jahren einmal gesagt. Jetzt kämpft die reinigende Flamme um die Machtübernahme in der Galaxis. Die Politiker des NDI und der Gal-VöB (Galaktischer Völkerbund) nehmen die reinigende Flamme am Anfang nicht ernst. Es wurde nicht viel unternommen. Bis auf den Präsidenten des NDI, der alle vier Jahre demokratisch, vom Volk, neu gewählt wird, ein Attentat verübt wurde. Dabei kamen 467 Menschen und Außerirdische ums Leben, und 2589 wurden zum Teil schwer Verletzt und verstümmelt. Eine Bombe ging im Galaktischen Bundestag in Sternstadt, der Hauptstadt des NDI, hoch. Der Präsident hatte Brandwunden an der Brust und am Arm. Sein Arm war so schwer verbrannt, daß er amputiert werden mußte. Er überlebte den schweren Anschlag. Dies passierte am 23. Mai 3076. Seit dieser Zeit wurde die reinigende Flamme viel intensiver bekämpft, aber bisher mehr oder weniger erfolglos! Der Präsident, Niels Bökels, übte seinen Beruf weiter aus, (Auch noch Heute, 3083) mit nur noch einem Arm. Er verzichtete auf eine Prothese. Terc´lon trinkt sein Bier aus und steht auf. „Ich muß jetzt so langsam gehen. Ich will noch etwas lernen!“ „Ach komm, was willst du jetzt lernen!? Das kannst du doch 16

auch ein anderes mal machen! Bleib´ doch noch ein bißchen! Unser Schiff ist sowieso im Einsatz!“ „Nein, ich möchte nicht.“ „Also gut!“ sagt Jürgen und gibt Terc´lon die Hand, um sich von ihm zu verabschieden. „Dann lern mal schön! Und stell nichts an. Nochmals Danke, daß du...!“ Weiter kommt er nicht. Wieder gibt es einen Ruck durch das Raumschiff, heftiger als je zuvor. Explosionen sind zu hören. Sie hören Schreie im Gang. Die Drei werden durch die Kabine gewirbelt. Sabine und Jürgen schreien aus Panik. Sie sind beide Verletzt und können sich nicht bewegen. Dann explodiert der Automat. Splitter fliegen durch die Luft, und treffen sie am Arm und am Kopf. Sie bluten. Auch Terc´lon ist leicht verletzt. Er handelt geistesgegenwärtig. Die Kabine brennt. Terc´lon steht auf, packt die beiden Verletzten, und rennt aus der brennenden Kabine. Er läuft den Gang entlang, in Richtung Krankenstation. Tiflons sind hervorragende Läufer. Sie können eine Geschwindigkeit von bis zu 85 Stundenkilometern erreichen! Er rannte durch das Schiff. Überall brennt es, teilweise tropft von der Decke flüssiges Metall herab, beißender Rauch brennt in der Lunge. Schreie sind zu hören, Menschen rennen durch die Gänge, es gibt Verletzte und auch tote. Löschrobots und Sanitäter rennen durch das Schiff. Terc´lon versucht, niemand zu überrennen. Es gelingt ihm. Sabine und Jürgen stöhnen vor Schmerzen. Wahrscheinlich haben sie einige Knochenbrüche. Im Abstand von hundert Metern schloß sich ein Sicherheitsschott. Es ist noch halb offen. Terc´lon rennt mit Höchstgeschwindigkeit, und erreicht das Schott in etwa 4,2 Sekunden, und schlüpft hindurch. Jetzt ist die Krankenstation nicht mehr weit, keine zweihundert Meter. Die Explosionen lassen nach. Das Schiff beruhigt sich für einige Sekunden.

* 17

„Schutzschirm auf 40%!“ sagt Andrea Smith, die Kommandantin, besorgt. „Es gibt risse im Schutzschirm!“ Sie schreit fast. „Wir können nicht mehr lange standhalten!“ Es kracht in der Kommandozentrale, Kabel hängen von der Decke. Die meisten haben sich festgeschnallt. Die anderen sind fast alle verletzt. Rotlicht flackert auf der Brücke und in einem Teil des Schiffes. Es sieht gespenstisch aus. „Eintritt in den Hyperraum in fünf Minuten!“ meldet sich die monoton metallische Stimme des Bordcomputers. „Soviel Zeit brauchen wir also noch! Hoffentlich überleben wir das!“ meint der Captain. „Schutzschirm bei 10%! Nicht mehr lange, und es ist aus mit uns!“ schreit die Kommandantin. Sie ist voller Panik und muß sich beherrschen. Dann fliegt die Firebird durch eine Lücke der feindlichen Formation. Der Schutzschirm konnte sich für ein paar Sekunden erholen und Aufladen, mit 2% pro Sekunde. Es wurde ruhiger. Der Feind braucht ein paar Sekunden, um die Verfolgung aufzunehmen. Die reinigende Flamme verliert in diesem Kampf vier weitere Schiffe. Nun melden sich die Sonden zurück, welche die Firebird ausgesandt hatte. Es ist 9.45 Uhr Bordzeit. Die Sonden sind voller Informationen über die Aktionen der reinigenden Flamme. Die Nachrichten werden in verschlüsselter Botschaft per Hyperfunk nach Kyrion gesendet. Die Botschaft wird Kyrion in wenigen Stunden erreicht haben. „Eintritt in den Hyperraum in dreieinhalb Minuten!“ meldet die monotone Stimme des Computers. Die feindlichen Schiffe haben die Verfolgung aufgenommen. Sie schießen Transformtorpedos ab. Der Schutzschirm hat sich auf 60% erholt. „Peter, Ausweichkurs einleiten!“ sagt der Captain zu Peter Störrer, dem Steuermann, überraschend ruhig. Das Schiff zog stark nach oben, in einem Zickzackkurs. Aber es Hilft nicht viel. Die Firebird wird von einigen Torpedos getroffen. Es bricht wieder die Hölle aus im Schiff, 18

verursacht durch Struckturlücken im Schutzschirm der Firebird. Kabelstränge hängen von der Decke, in verschiedenen Teilen des Schiffes, und sprühen Funken. Es gibt weitere, heftige Erschütterungen. Menschen schreien vor Angst und Schmerzen. Die Zahl der Toten steigt auf 18, die Zahl der Verletzten auf 336 Besatzungsmitglieder! „Noch eine Minute bis zum Eintritt in den Hyperraum!“ meldet der Computer. Die Schiffe der reinigenden Flamme feuern schon wieder duzende von Transformtorpedos ab, auf die Firebird zu. In unmittelbarer Nähe des Schiffes zog ein großer Meteor seine Bahn. Ein geringer Hoffnungsschimmer! Die Firebird steuert darauf zu. Die Brückencrew hat Angst. Alle haben Angst. Sie bangen um ihr Leben! Den nächsten Treffer würden sie nicht überleben! Der Tod war nur noch ein paar wenige Sekunden entfernt! Die Torpedos kommen unerbittlich näher, immer näher, sie folgen dem Schiff, welches auf den Meteor zurast. Im letzten Augenblick vor dem Aufprall wendet das Schiff, und dreht ab. Die Torpedos detonieren auf dem Meteor. Es entsteht ein großer Feuerball, gleißend hell, und dieser verblaßt nach wenigen Sekunden wieder. Die Druckwelle erreicht die Firebird und durchschüttelt das Schiff erneut. Zwei Sekunden später tritt das Schiff in den rettenden Hyperraum!

3. KAPITEL: Vater und Sohn

Das Schiff ist im Hyperraum. Die Menschen in der 19

Kommandobrücke bewegen sich einige Sekunden lang kaum, sie sind zu erschöpft, vom Kampf und vom Entzerrungsschmerz. Die Stimmung ist verhalten, keine Freudenschreie, aber es ist lockerer. Den Menschen machte die Anspannung zu schaffen. Nur Andrea jubelte, sie schnallt sich los, und umarmt Peter Störrer. „Du hast uns gerettet! Juchu! Wir leben noch!“ jubelt sie. „Das war nicht nur ich, das war die gesamte Besatzung!“ winkt Peter ab. Er ist ein kleiner, hagerer Mann mit braunen, normalen Haaren. Er ist 45 Jahre alt. „Schadensbericht!“ fordert der Captain, an den Bordcomputer gewandt. „Das Schiff ist mittelschwer beschädigt, es gibt Brände im Schiff, der Hyperraumantrieb ist auch beschädigt. Wir können nicht lange im Hyperraum bleiben, sonst explodieren wir!“ Sofort wandte sich der Captain an den Maschinenraumingeneoer. Er sagt ihm: „Versucht, den Hyperraumantrieb so lange wie möglich zu erhalten!“ „Okay!“ Der Maschinenraumingeneoer salutierte kurz, dann erlosch der Bildschirm. Auf die Kommandobrücke kommen jetzt Sanitäter und Robots und versorgen die Verletzten. Sie haben mit Atombatterien betriebene Schwebesänften, mit denen sie transportiert werden, zu den verschiedenen Krankenstationen, die es auf dem Schiff gibt. „Wie hoch liegt die Zahl der toten und Verletzten, Janine Mulgrew?“ fragt der Captain die Krankenstationschefärztin über Intercomverbindung. „Die Lage sieht sehr schlimm aus!“ meldet sich Janine, eine knapp sechzigjährige Frau. „Die fünf Krankenstationen sind überfüllt, es gibt 34 tote, und 636 Verletzte!“ „Gut. Um die Toten kümmere ich mich, wenn wir den Hyperraum verlassen haben. Ich werde eine Trauerfeier halten. Ach, übrigens, wissen sie, was mit meinem Sohn ist?“ „Nicht viel. Ich weis nur, das er in einer Krankenstation liegt. Welche das ist, weis ich nicht. Aber ich glaube, es geht ihm den Umständen entsprechend gut!“ 20

„Vielen Dank! Ende!“ Der Intercombildschirm an seiner Kommandokonsole erlosch. Der Captain schnallt sich ab, und verläßt die Brücke.

* Jürgen Vogel erwacht aus seiner Bewußtlosigkeit. „Wo bin ich?“ Er schaut sich um. Überall sind Betten und medizinische Geräte. Es riecht steril. Jetzt weis er, wo er ist. Er befindet sich auf irgend einer Krankenstation auf der Firebird. Er hat schmerzen an Arm, Bein und Kopf, auch seine Brust schmerzt etwas. Ein Arzt kommt. Ein kleinwüchsiger, dicker, grauhaariger Mann mit grauen Augen. Aber er konnte noch nicht sehr alt sein, das verriet sein Gesicht. ‚Er ist noch keine 50!‘ denkt Jürgen. „Hallo, wie geht es ihnen, Herr Vogel!?“ fragt ihn der Arzt. Jürgen antwortet ihm. „Ich habe überall Schmerzen, im linken Bein, am rechten Arm, an der Brust und am Kopf!“ „Ich werde ihnen ein Schmerzmittel geben. Das linke Bein, der rechte Arm und eine Rippe ist gebrochen. Und am Kopf haben sie eine Platzwunde! Es ist nicht so schlimm, sie werden es überleben! Ich habe ihnen ein Knochenaufbau- und Wundheilmittel gegeben. In 24 Stunden werden die Wunden verheilt sein. Sie müssen dann wieder laufen lernen. Sie und ihre Freundin werden ein, zwei Wochen Krank sein!“ „Was ist mit Sabine?“ fragt Jürgen besorgt. „Wie geht es ihr?“ „Ihr geht es besser wie ihnen! Sie hat kein Bein gebrochen, aber dafür den rechten Arm und eine Rippe. Außerdem hat sie offene Wunden an den Armen und am Kopf!“ Der Arzt holt ein Gerät, das aussieht wie ein Phaser. Er drückt dieses Gerät an Jürgens Hals. Mit Hochdruck wird ein Mittel in seinen Körper injiziert. 21

„Das ist noch ein weiteres Aufbaumittel!“ sagt der Arzt beiläufig. „Wer hat uns hier her gebracht?“ fragt Jürgen erneut. „Es war euer Freund Terc´lon. Er wird von uns ebenfalls behandelt, wird die Krankenstation bald wieder verlassen können!“ Jürgen hat eine Nadel im rechten Arm. Von dort fließt das Knochen- und Wundaufbaumittel, welches an einem Ständer neben seinem Bett hängt, in seinen Körper. In weiter Ferne sieht er jemand kommen. Es ist sein Vater, der Captain. Die grauen Augen funkeln. Er winkt Jürgen zu. Jetzt erkennt er seinen Vater ebenfalls. „Hallo Papa, was führt dich hier her?“ „Hallo Sohnemann! Ich wollte nur einmal nach dir sehen. Wie geht es dir? Ich bin froh, dich lebend zu sehen!“ „Mir geht es den Umständen entsprechend gut! Sabine liegt auch hier, in dieser Station. Ich habe sie noch nicht gesehen! Sie hat ähnliche Verletzungen wie ich, nur nicht so schlimm, meint der Arzt!“ „Na, ja, du wirst das Überleben!“ Das sagte schon der zweite an diesem Tag! Aber Jürgen sah darüber hinweg. „Terc´lon hat uns gerettet!“ sagt er bloß. Sein Vater erwidert darauf: „Ich habe ihn schon gesehen. Er hat ein paar Schürfwunden und Verbrennungen. Er wird die Krankenstation bald wieder verlassen! Er wollte Aufstehen und nach euch sehen, die Ärzte und das Pflegeteam ließen ihn aber nicht gehen!“ „Terc´lon ist mein bester Freund!“ sagt Jürgen. „Wenn er nicht wäre, wären wir jetzt tot!“ gab Jürgen zu bedenken, und das nicht ohne Emotionen. Er schätzt die Aktion von Terc ´lon sehr. Weiter sagt er: „Und das Schiff existiert noch, wir sind noch nicht in einzelne Atome verwandelt worden!“ „Ich bin auch froh! Das Schiff hat einige Schäden davon getragen. In manchen Sektionen des Schiffes brennt es noch! Es gibt viele Verletzte...!“ Plötzlich summt dem Captain sein Mini-Intercom an seiner Uniform. Eine nervöse, hohe Männerstimme meldet sich. „Hier der Maschinenraum! Die Vanderveld-Reaktoren halten 22

nicht mehr lange! Wir müssen sofort aus dem Hyperraum austreten, sonst kommt es zur Kernschmelzung!“ „Okay! Ich werde das berücksichtigen! Ende!“ Dann verlangt der Captain die Brücke. „Wir treten aus dem Hyperraum aus! Sofort! Wir stehen kurz vor einer Kernschmelzung! Wir werden den nächstbesten Planeten ansteuern und dort landen. Dort werden wir genügend Zeit verbringen für die Reparatur des Hyperraumantriebs! Ende!“

4. KAPITEL: Wut, Trauer, und ein Planet!

Juan Banderas, der Anführer des Ritmo-Systems, ist außer sich vor Wut. In seiner Wut schießt er zwei seiner Besatzungsmitglieder mit einer Phaserpistole nieder. Er flucht und tobt wie ein wahnsinniger herum. Nach ein paar Minuten hat er sich wieder beruhigt und setzt sich in seinen Kommandosessel. „Das gibt es nicht! Wir lassen die Firebird entkommen!“ schimpft er leise vor sich her. „Gibt es denn hier nur Idioten!?“ sagt er nun etwas lauter. Die restliche Besatzung der Kommandobrücke traut sich kein Wort zu sagen. Sie haben alle Angst vor Juan´s Wutausbrüchen! „Ich bin umgeben von Taugenichtse!“ zischt er. Etwas ruhiger sagt er dann: „Ich will die Firebird haben! Um jeden Preis!“ Jetzt wendet er sich an seinen Funker, Jörg Preiselberg: „Funke an hundert Schiffe, sie sollen die Suche aufnehmen. Die Firebird wird nicht weit kommen! Sie ist bestimmt beschädigt! Ich glaube, der Hyperraumantrieb ist defekt! Sie werden bestimmt im Umkreis von 2- bis 300 Lichtjahren Notlanden müssen, um das Triebwerk zu reparieren. Sucht alles in diesem Umkreis gründlich ab! Meldet euch, wenn ihr 23

was gefunden habt!“

* Die Firebird ist wieder seit mehreren Stunden im Einsteinschen Universum, im Normalraum. Der Schiffspfarrer und der Captain führten eine Trauerfeier für die 34 Toten, welche bei dem Kampf ums Leben kamen, durch. Sie fand in der Schiffseigenen Trauerhalle statt. Die Trauerhalle hat ganz vorne mehrere Löcher, durch die am Ende der Trauerfeier die Sargkapseln in den Weltraum geschossen werden. Sie haben kleine Triebwerke, welche die Kapseln zur nächsten Sonne bringen, wo sie dann verglühen werden. An der Trauerfeier nahmen viele Besatzungsmitglieder Teil, Freunde der Verstorbenen, aber auch solche, welche die Toten nicht kannten. Es herrscht eine betrübte Stimmung. Alle beteiligten Besatzungsmitglieder haben ihre schwarze Uniform an. Andrea Smith war den Tränen nahe. Sie hat ihren lieben Freund Wiliam Johnson verloren. Er arbeitete auch auf dem Schiff, im Maschinenraum. Er starb an seinen schweren Verbrennungen. Andrea hat es erst später erfahren. Sie stand jetzt kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Nach der Trauerfeier ging Ernst Vogel, der Captain, zu ihr und sprach ein paar tröstende Worte. Dann gab er ihr noch bis auf weiteres Dienstfrei. Anschließend sagte er: „Andrea, ich würde an deiner stelle einen Psychologen aufsuchen! Dies ist ein gutgemeinter Rat! Oder besser, ich befehle es dir! Lass den Kopf nicht hängen!“ Er benützte einen ruhigen, freundlichen Ton. „Okay, ich werde es tun!“ versprach sie in weinerlichem Ton. Der Captain verabschiedet sich und bewegt sich in Richtung Messe (So wird die Kantine auch genannt). Es gibt auf jedem 24

Deck eine Messe, in der man etwas essen kann. Das Schiff befindet sich in einer Umlaufbahn um den 4. Planeten einer unbekannten, gelben Sonne, die etwas größer ist als die terranische Sonne. Der 3. Planet dieses Systems ist von einer intelligenten Zivilisation bevölkert, einer Rasse, die schon die interplanetare Raumfahrt beherrscht, aber noch keinen Hyperraumantrieb besitzen. Dieses Volk hat also dieses Sonnensystem noch nicht verlassen. Näheres über diese Rasse ist nicht bekannt, nur, die Besatzung bekam durch Nachforschung heraus, daß der 4. Planet ebenfalls bevölkert ist. Deshalb wurde die Firebird vier Sekunden in die Vergangenheit versetzt, das ist eine Tarnvorrichtung, um unerkannt zu bleiben. Diese Tarnvorrichtung funktioniert nicht immer, aber bei technisch unterentwickelten Zivilisationen klappte es fast immer. Die Technik dieses Volkes entspricht etwa der Entwicklung der Erde, ende des 21. Jahrhunderts. Die Firebird hat einige Sonden zu dem 4. Planeten geschickt, um zu forschen, ob die Luft für Menschen atembar ist, und noch einiges mehr. Wenn die Ergebnisse vorliegen, und diese positiv sind, kann die Firebird landen.

*

Es ist 20.30 Uhr Bordzeit, am 28. August. Die Firebird schwebt im Orbit um den 4. Planeten im Abstand von 280 Kilometer von der Planetenoberfläche. Der Captain und alle anderen Besatzungsmitglieder sind angeschnallt. Sie bereiten sich vor zur Landung auf dem Planeten. Die Landung mit einem Schiff dieser Größe ist eigentlich nicht üblich, daher müssen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Es kann auch gefährlich werden, mit einem Schiff dieser Größenordnung zu Landen. Normalerweise landen solche Schiffe nur in sogenannten Weltraumbahnhöfen, dies sind 25

gigantische Raumstationen im Orbit eines Kolonialplaneten. Der Captain hatte noch keine einzige solcher Landung mit einem Schiff dieser Größe hinter sich gebracht. Nur im Holovirtuellen Simulator hat er einige male geübt! Die Ergebnisse der Sonden liefern positive Bilder: Der Planet hat alle Voraussetzungen für einen längeren Aufenthalt von Menschen. Er hat eine Sauerstoffatmosphäre, Wasser, und es gibt Leben in verschiedenster Form. Es gibt auf diesem Planeten Wälder, Tundren, Teigas und riesige Eis- und Schneewüsten. Es ist ein sehr kalter Planet, und er steht gerade in seiner langen Winterperiode. Eigentlich hat er eine Durchschnittlich Temperatur von +8° Celsius, aber in der Winterphase sind die Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. „Eintritt in die Atmosphäre in etwa vier Minuten!“ meldet sich Peter Störrer, der Steuermann. „Gut. Aktiviert den Schutzschirm! Und paßt auf, daß ihr den richtigen Eintrittswinkel in die Atmosphäre erwischt!“ erwidert der Captain. Die Reibung, die beim Eintritt in eine Sauerstoffatmosphäre entsteht, wird vom Schutzschirm absolviert. Es kann also keine Hitze entstehen. Der Captain wirkt von außen sehr gelassen, aber Innerlich brodelt es in ihm. Vier Minuten später tritt das Schiff in die Atmosphäre ein. Das Schiff vibriert leicht, aber es gibt keine größeren Probleme. Minuten später landet das große Schiff auf einer weiten, schneebedeckten Ebene, auf der sich schneebedeckte Büsche und ein paar Nadelbäume befinden.

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5. KAPITEL: Schneesturm Zur gleichen Zeit im Kyrion-System, erreichen die Hyperfunkantennen in den Stationen um Kyrion und auf Kyrion selbst, die verschlüsselte Botschaft von der Firebird. Minuten später bekommt Sven Anderson, der Admiral, einen Chip, in dem die Botschaft steckt. Den Chip muß er noch in einen Computer stecken. Auch der Ministerpräsident von Kyrion, James Vlanden, erhält so eine Nachricht. Sven Anderson befindet sich gerade in seinem Büro im Weltraumbahnhof Kyrion-1, einer riesigen Weltraumstation, in der sich bis zu Zweitausend große und kleine Schiffe, Kriegsschiffe, befinden. Sven Anderson ist ein kleinwüchsiger, schlaksiger Mann mit blonden, mittellangen Haaren, und er hat eine Brille auf der Nase, durch die intelligente, himmelblaue Augen hindurchschauen. Er ist 72 Jahre alt, und seine Vorfahren stammen aus dem alten Schweden. Allerdings wurde er dort nicht geboren, sondern auf einer der Tausenden Kolonialwelten des NDI. Sein Büro, in dem er auch gleichzeitig schlafen konnte, weil ein Bett darin steht, ist sehr groß und geräumig. Dort sitzt er an seinem Intercom-Computer und gibt Anweisungen. Er befiehlt, mit Tausend Schiffen zum RitmoSystem zu fliegen, um das Rebellennest zu zerstören. Weiteren 20.000 Schiffen, die verstreut im East-Side sind, sich aber immer noch in unmittelbarer Nähe befinden, befiehlt er, das Arbor- , Merna- und Laurupp-System Anzufliegen. Dort sollen sie die Flotten- und Millitäreinrichtungen zerstören. Dann richtet er sich an den Captain der ‚Eternal Flames‘: „Captain Tanner, sie warten noch! Ich komme in ihr Schiff, dann fliegen wir zusammen zum Ritmo-System!“ „Aje, aje, Sir!“ sagte er, und salutierte. Der Bildschirm erlischt, Sven Anderson zog seine spezielle Uniform an, die mit Orden und Abzeichen bestückt ist, und verläßt den Raum. 27

*

Die Firebird befindet sich auf dem Boden des Planeten. Kräftige und stabile Teleskopstützen halten das Schiff. Sie reichen tief in den Schnee hinein. Der Captain schickt drei Gleiter los für die Suche nach Millium, ein seltenes Metall, welches man braucht für die Reparatur des Hyperraumgenerators. Die Sonden hatten vorher erste Anzeichen dieses Metalls gefunden, nur weis man nicht genau, wo. Zwei Besatzungsmitglieder pro Gleiter sollen mitfliegen. In einem dieser Gleiter fliegen drei Personen mit: Andree Riot und Peer Clemens, zwei Raumkadetten, und noch Jörg Ratzler, ein Kosmo-Geologe. Die Gleiter sind mit einem Suchgerät und anderen Maschinen und Geräten ausgestattet. Sie haben auch einen kleinen Lagerraum, in dem sich Lebensmittel und noch andere Gegenstände befinden. Um 21.30 Uhr Bordzeit starteten die Gleiter, vier Sekunden in die Vergangenheit versetzt. Im Gleiterinneren kann man alles in Echtzeit sehen. Sie sehen fremdartige Tiere, als sie die Ebene entlang fliegen. Ein Tier, das einer Kuh ähnlich ist, flieht vor einem Bärähnlichem Tier, das sechs Beine und riesige Zähne hat. Das Tier ist mindestens 3,20 Meter groß, und sehr schnell. Nach wenigen Sekunden hat der Bär die Kuh, die übergroße Hörner besitzt, eingeholt, und zerfleischt sie. „Andree, flieg mal näher ran, daß man mehr erkennt! Das ist ja Super!“ sagt Peer Clemens in begeistertem Tonfall. „Nein, Peer, wir sind nicht zum Vergnügen da! Unsere Situation ist kritisch!“ erwidert darauf Andree Riot ernst. Peer Clemens ist ein sehr junger ‚Mann‘, beinahe noch ein Kind. Er ist erst wenige Tage über 18 Jahre alt. Am 23. August wurde er einberufen, auf der Firebird zu dienen. Er hat langes, schwarzes Haar und grüne Augen. Man sieht es 28

ihm noch nicht an, daß er schon volljährig ist, denn sein Körper sieht noch sehr kindlich aus. Sein Berufswunsch ist, einmal Captain eines Schiffes zu werden, wie viele junge Menschen des 31. Jahrhunderts. Er hat schon eine Pilotengrundausbildung hinter sich, theoretisch. Praktisch hat er noch kaum Ahnung. Er hatte Raumjäger im Holovirtuellen Flugsimulator geflogen. Vielleicht ein, zwei mal einen echten Raumjäger geflogen, und dazu noch miserabel, wie ein Anfänger eben, das war schon alles. Er wurde am 19. August 3065 in New Portland, einer Großstadt auf dem Kolonialplaneten Kyrion, geboren. Mit 14 Jahren hatte er vier Jahre lang die Gal-ab-Raumfahrtakademie besucht, die sich in Camelot City, der Hauptstadt von Kyrion, befindet. „Sei doch nicht so! So etwas sieht man nicht so oft!“ mault Peer den Piloten, Andree Riot, an. „Nein!“ sagt Andree entschlossen. „Wir haben wichtigeres zu tun! Wir stehen unter Zeitdruck. Zu jeder Zeit kann die reinigende Flamme Auftauchen, und wir sind immer noch hier!“ Andree Riot ist älter und erfahrener. Er hat braunes Stoppelhaar, ist nur 1,70 Meter groß, hat dafür einen kräftigen, stabilen Körper. Seine Augen sind himmelblau. Seine Gesichtszüge wirken etwas hart, es ist aber trotzdem etwas freundliches, verständnisvolles darin zu erkennen. Er ist 26 Jahre alt, und hat auch eine Pilotenausbildung hinter sich. Außerdem besitzt er den Pilotenschein für Kleinraumschiffe, ist aber Marineinfanterist. Er wurde auf der Erde geboren, in New York, in der Heute, 3083, etwa 270 Millionen Menschen leben! Auf der gesamten Erde leben im zuende gehenden 31. Jahrhundert bis zu 24 Milliarden Menschen! „Na schön, dann halt nicht!“ schmollt Peer. Jörg Ratzler juckt dies alles nicht. Er ist ein sehr ruhiger, ausgeglichener Mensch. Er ist ein 43-jähriger, normal großer, schlanker Mann mit halblangen, leicht gewellten, hellbraunen Haaren. Seine bernsteinfarbenen Augen schauen 29

durch eine Brille mit rechteckigen Gläsern. Die Drei überfliegen immer noch die große, schneebedeckte Ebene, auf der sich vereinzelt Bäume und Büsche befinden. Diese sind ebenfalls mit Schnee bedeckt. Es ist kalt draußen, das Thermometer zeigt –28° Celsius an. Verschiedene Tiere unterschiedliche Gattung, sogar Mamutähnliche Tiere sind zu sehen, in der Luft fliegen komische Vögel. In der Ferne ist ein großer, vereister Fluß zu sehen. Dann überfliegen sie eine Siedlung von eingeborenen Extraterrestrikern. Sie sehen aus wie zottelige, aufwärts gehende Affen. Das kleine Dorf besteht aus ein paar duzend rundlichen Hütten. Diese Hütten sind mal größer, mal kleiner. Die Gleiterbesatzung kann nicht genau erkennen, aus welchem Material diese Hütten bestanden. „Wahrscheinlich bestehen diese Hütten aus Tierfellen!“ spekuliert Peer, dem es immer noch zu ärgern schien, daß der Gleiter nicht näher heran kommen konnte. Sekunden später fliegen sie über das Dorf hinweg. Das Land wird nun hügeliger. Vereinzelt sind verstreut liegende Felsen zu sehen. Der Baum- und Buschbewuchs wird dichter. Jetzt sehen sie am Himmel immer mehr Wolken aufziehen, Schneewolken. Sekunden später befinden sie sich mitten in einem Schneesturm. Der Gleiter rüttelt und schüttelt sich, so stark, daß Sie es mit der Angst zu tun bekommen. Jetzt meldet sich Jörg Ratzler zu Wort: „Ich würde vorschlagen, daß wir hier landen und den Sturm auf dem Boden abwarten, danach können wir immer noch weiter fliegen!“ Andree Riot scheint nicht einverstanden zu sein. Er brummt vor sich hin. „Glauben sie mir, es ist besser so!“ sagt Jörg Ratzler mit Nachdruck. „Bevor etwas passiert. Denn dann ist das Geschrei groß!“ Jörg Ratzler und die anderen Zwei wurden kräftig durchgeschüttelt. „Also gut! Landen wir!“ brummt Riot. „Achtung...! Da sind Felsen!“ schreit Clemens. Es sind zwei 30

große Felsen, dicht beieinander stehend. Blitzschnell handelt Riot und weicht aus. Ein Flügel streift den einen Felsen und bricht ab. Der Gleiter wirbelt herum, dreht sich, fängt am Rand, dort wo der Flügel abbrach, an zu brennen. Andree versucht, die Maschine gerade zu halten, es gelingt ihm aber nicht ganz. Peer schreit aus Angst, Panik übermannt ihn. „Halt die Klappe!“ sagt Riot, weil ihm sein Geschrei nervt. Er muß sich konzentrieren. Er bewundert Jörg Ratzler. Ihn schien dies alles ungerührt zu lassen, er strahlt eine ungeheure Gelassenheit aus. „Scheiße, scheiße...! Wir werden sterben!“ jammert Peer Clemens. „Halt doch die Klappe! Noch sind wir am leben! Wir werden auch am leben bleiben!“ weist Andree Peer zurecht. Der Gleiter schlingert und dreht sich wie wild. Dann bekommt ihn Andree in den Griff. Sie kommen dem Boden im flachen Winkel immer näher. Riot versucht, so vielen Bäumen wie möglich auszuweichen, aber es gelingt ihm nicht so recht. Sie streifen ein paar Bäume, und werden wieder durchgeschüttelt. Dann erreichen sie den Boden, und schlittern noch ein paar hundert Meter weit durch den Schnee. Sekunden später bleibt der Gleiter stehen.

6. KAPITEL: gottverlassene Gegend

Sie leben. Sie haben zwar schrammen und blaue Flecken, sonst ist ihnen weiter nichts zugestoßen. Die Drei packen schnell ihre Notpakete zusammen und verlassen den Gleiter. Sekunden später explodiert er. Andree Riot, Peer Clemens und Jörg Ratzler schmeißen sich 31

blitzartig in den Schnee. Ihnen passiert nichts, auch hat niemand Knochenbrüche. Peer jammert und flucht. Die anderen lassen ihn. Sie packen ihre Notpackete aus. In ihnen enthalten sind: Ein selbstaufblasbares Zelt, Medikoffer, Nährstoffwürfel (diese verbindet man mit Wasser), miniatombetriebener Kocher, Kompaß, Minifunkgerät und noch eine Pistole mit Leuchtkugeln. Zum Glück haben sie ihre Schutzanzüge an, diese verhinderten das Schlimmste. Nun sind sie hier, in dieser gottverlassenen Gegend, auf einem gottverlassenen Planeten und sind auf sich alleine gestellt. Unter wilden Eingeborenen und wilden Tieren, welche sie, so hoffen sie, nicht antreffen werden. Als sie merken, daß das Funkgerät nicht funktioniert, wollten sie fast aufgeben, legen sich aber schlafen, so entscheiden sie sich nach langer Diskussion. Die Uhr zeigt 1.25 Uhr an, am 29. August. Einer hält Wache, Jörg Ratzler.

*

29. August, 6.30 Uhr Bordzeit. Jürgen Vogel erwacht nach kurzem, unruhigem Schlaf in der Krankenstation der Firebird. Er war sich zuerst nicht bewußt, wo er sich befand, er brauchte ein paar Augenblicke, dann erinnert er sich. Es kommt ein Medi-Robot herein und fummelt an ihm herum. Dabei geht die Maschine nicht gerade Vorsichtig mit ihm um. „Autsch, ahhh...! Lass das, du blöde Maschine!“ ruft Jürgen in leisem, unterdrückten Ton. „Ich bin keine blöde Maschine, ich kann denken!“ erwidert der Robot mit schnarrender, monotoner Maschinenstimme. Er sieht aus wie die ersten Robots des 21. Jahrhunderts, ist aber viel weiterentwickelter als die damaligen Modelle. Sein Gehirn ist halb possitronisch, halb biologisch. 32

Das Gehirn eines Robots wird gezüchtet von ein paar Gehirnzellen eines frisch verstorbenen Menschen, wenn dieser zu seiner Lebenszeit damit Einverstanden ist. Der Rest ist possitronisch, das heißt, er besteht aus vielen Tausend elektronischen Einzelbauteilen und einigen Computerchips. Dieses Modell, welches Jürgen behandelt, ist ein etwas älteres, diese Reihe wurde im 28. Jahrhundert gebaut. Ein viertel dieser Baureihe wird Heute noch eingesetzt (31. Jahrhundert). Der Robot fummelt weiter an Jürgen herum. „Aber Gefühl habt ihr nicht?“ sagt Jürgen in schmerzunterdrücktem Ton. „Ich kenne das Wort ‚Gefühl‘ nicht. Es ist nicht gespeichert!“ erwidert darauf der Robot. „Das glaube ich dir gleich!“ flüstert Jürgen leise vor sich hin. „Was haben sie gesagt, Herr Vogel?“ „Nichts!“ Dann ändert der Robot das Thema und kommt zur Sache. „Die Wunden sehen gut aus, sind fast verheilt. Was ihnen weh tut, sind die Knochen! Sie müssen noch ein paar Stunden bleiben, Herr Vogel. Ich werde ihnen eine Injektion geben!“ Sofort packt ihn die Maschine unsanft an, holt eine Injektionspistole aus seinem metallenem Robotkörper und gibt Jürgen eine Injektion in den Hals. Jürgen brummt fluchend vor sich hin. Dann fällt ihm etwas ein. „Ach, übrigens, wie geht es meiner Freundin Sabine Wild?“ „Frau Sabine Wild? Sie darf um 7.00 Uhr Bordzeit gehen. Ihr geht es soweit gut!“ schnarrt die Maschine. „Sie dürfen wahrscheinlich um 10.00 Uhr gehen. Es wird ein Arzt vorbei kommen. Er wird sie zwei Wochen Krank schreiben.!“ Dann verläßt die Maschine ihn, und geht weiter.

*

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7.30 Uhr Bordzeit. Der Captain Ernst Vogel befindet sich, zusammen mit sämtlichen führenden Persönlichkeiten des Schiffes, im Konferenzraum der Firebird. Die Konferenz läuft schon eine halbe Stunde. In dieser Sitzung wurde auch das Fehlen des 3. Gleiters angesprochen. Die anderen zwei Gleiter sind schon wieder zurückgekehrt, gefüllt mit wertvollem Millium, graugrünlich bläulichem Metall. Es wurde schon ausgeladen, und wird nun verarbeitet. So weit, so gut, aber es fehlt der dritte Gleiter. Um den macht sich der Captain und der Rest der Besatzung Sorgen. „Wir haben gefunkt, erreicht haben wir nichts!“ spricht der Captain weiter. „Vielleicht sind sie abgestürzt, wir wissen es nicht! Vielleicht sind sie auch schon tot! Aber so lange ich nicht weis, was los ist, gebe ich nicht auf!“ Er wirkt besorgt. Er schaut in die Runde. Keiner sagt ein Wort. Ein paar Augenblicke schweigt der Captain. Diese kurze Zeit kommt den anderen wie eine halbe Ewigkeit vor. Dann redet Ernst Vogel weiter. „Wir werden eine großangelegte Suchaktion starten. Ich will, daß unter jedem Baum und Busch geschaut wird im Umkreis von 1.500 Kilometern! Wenn Trümmer gesehen werden, dann meldet es! Achtet auf jeden Hinweis! Ich möchte, daß möglichst alle wieder Heil nach Hause kommen! Und noch was: Laßt euren Tarnschild ausgeschaltet!“ Er schaut die anderen der Reihe nach an, dann sagt er: „Die Konferenz ist beendet!“ Dann geht er und verläßt den Raum.

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Um 8.15 Uhr Bordzeit verlassen mehrere duzend Raumjäger, Gleiter und Truppentransporter das Schiff. Sie schwärmen alle in die Richtung aus, in die der vermißte Gleiter in etwa flog. Im Abstand von zwei Kilometer von einander fliegen sie los und suchen die Überlebenden, wenn es noch welche gibt! 34

*

Die Besatzungsmitglieder des abgestürzten Gleiters halten im Abstand von zwei Stunden abwechselnd Wache. Als sie auf dem Planeten ankamen, war es Tag. Jetzt, um 8.00 Uhr Bordzeit, ist es nun schon vier Stunden lang dunkel. Jörg Ratzler, der schon wieder Wache hält, rechnet aus, wie lang ein Tag auf diesem Planeten ist, und kommt auf etwa 19 Stunden. Acht Stunden Tag, und elf Stunden Nacht. Also müßte es um 15.00 Uhr wieder hell sein. Jörg starrt hinauf in den Himmel, und wundert sich: Es sind kaum Wolken zu sehen. Es glitzern Abertausende von Sterne, es ist ein sehr schöner Anblick! Dann zuckt er zusammen. Er hört ein Gekreisch vom Himmel, dann stürzt etwas auf ihn herab. Er kann gerade noch sehen, wie ein riesiger Vogel mit einer Flügelspannweite von drei Metern auf ihn zustürzt. Blitzschnell greift Jörg nach seinem Phaser und schießt. Der Vogel stürzt knapp neben ihm ab. Er ist Tod. Jörg atmet erleichtert aus. „Das ging gerade noch mal gut!“ murmelt er vor sich hin. Dann setzt er sich wieder in den Schnee. Es ist sehr, sehr kalt, -35° Celsius. Jörgs Armbanduhr hat eine digitale Thermometeranzeige. Er braucht nur auf die Uhr zu schauen, schon weis er die Temperatur. Aber die Kälte macht ihm nicht so viel aus. Sein Schutzanzug ist beheizt auf angenehme 22° Celsius. Jörg Ratzler ist in Gedanken versunken. Er denkt an seine Heimat, Rukulus-3, ein Kolonialplanet des NDI, etwa 25.400 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er denkt an seine Frau und Kinder, die in Thorn leben, einer kleinen, schönen, ruhigen und grünen Stadt auf diesem Planeten. Seine Kinder sind 14 und 16 Jahre alt, eine Tochter und ein Sohn. Jörg Ratzler sehnt sich nach ihnen, und nach seiner Frau, April, so heißt sie. ‚Hoffentlich kommen wir wieder Heim!‘ ist sein geheimer Gedankenwunsch. Plötzlich kommt ihm eine Idee. Sie haben ja noch die 35

Leuchtkugeln aus dem Notpacket! Er steht auf und holt die Leuchtpistole. Jörg richtet sie in die Luft und drückt ab. Es macht klick, klick, klick, klick. Dann kapiert er, daß das Ding nicht geht. „Scheiß Ding!“ flucht er, und schmeißt die Pistole vor Wut weg. Das markerschütternde Kreischen ist wieder zu hören, und gleichzeitig vernahm er das Geräusch von knirschenden Pfoten im Schnee. Geistesgegenwärtig nimmt er seinen Phaser und schießt zwei, drei Riesenvögel vom Himmel. Dann schaut er nach Nordwesten. Jörg schaltet seine mit Atombatterien betriebene Taschenlampe ein und strahlt in diese Richtung. Nach etwa dreissig Metern ist ein Felsen zu sehen, ein paar Büsche und vier bis fünf Bäume. Zwischen den Bäumen läuft nun ein aufgeschrecktes Kuhwesen davon und flüchtet. Es ist Harmlos. Das denkt auch Jörg Ratzler, und läßt es in ruhe. Die Uhr zeigt 8.45 Uhr an. Er holt sich eine Zigarette aus der Tasche und zündet sie sich an. Er wird müde. Nach zehn Minuten ist er eingeschlafen.

7. KAPITEL: Von Reunos, Extra-Reunos und platzenden Rettungsträumen!

3.500 Kilometer von der Firebird entfernt ist eine Stadt der Siedler des 3. Planeten dieses Systems. Sie nennen sich Reunos, gleichnamig wie ihr Heimatplanet, der etwa 90 Millionen Kilometer entfernt ist. Sie sind humanoid, sehen ähnlich aus wie Menschen, ihre Organe sind aber völlig anders. Ihre Haut ist ledrig grau, und ihre Größe beträgt 1,40 Meter bis 1,60 Meter. Ihre Augen sind überdimensional Groß und stehen etwas ab. Diese Augen haben eine leuchtend gelbe Iris. Es sind Glubschaugen wie bei 36

Fröschen, nur größer. Ihre Ohren sehen aus wie Kiemen, und sind links und rechts vom ovalen Kopf angeordnet. Dort wo bei Menschen die Nase ist, haben diese Wesen drei Öffnungen. Damit atmen sie Sauerstoff ein und Stickstoff wieder aus, wie bei vielen Spezies in der Galaxis, darunter auch der Mensch! Der Mund nimmt die gesamte untere Gesichtshälfte ein und ist bestückt von kräftigen, spitzen und stumpfen Zähnen. Diese Wesen haben Arme, Beine, Hände und Füße, ähnlich wie bei Menschen, je zwei. An der Hand sind vier Finger. Sie sind lang und knochig. Dieses Volk, die Reunos, haben eine Technik, ähnlich wie die Menschen des zuende gehenden 21. Jahrhunderts. Sie haben für sich einigermaßen moderne Radaranlagen. Damit können sie einiges Entdecken. Renc p´Nerok, der am Radar sitzt, ist ganz aufgeregt. Er ruft sofort seinen ‚Neliklan‘ an, das ist ein politisches Amt bei den Reunos, was einem Gouvaneoer oder Ministerpräsidenten entspricht. Sie sprechen in einer für Menschen unverständlichen Sprache. Der Neliklan befindet sich in der sechshundert Kilometer Nördlich gelegenen Hauptstadt der Reunosiedler auf diesem Planeten. Wenn man die Unterhaltung dieser beiden Reunos in menschliche Sprache Umsetzt, klingt das etwa so: „Neliklan, Neliklan! Auf dem Radar sind in 3.500 Kilometer Entfernung unbekannte Flugobjekte gesichtet worden! Aus dem Nichts kommend! Vielleicht sind es Extra-Reunos!“ Reijk´Noor, so heißt der Neliklan, will nicht so recht glauben, daß diese Objekte auf dem Radar von Extra-Reunos stammen. Extra-Reunos können seiner Annahme nach keine Fluggeräte, schon gar nicht Raumschiffe bauen! Die meisten Reunos glauben nicht an Extra-Reunos, wie auf der Erde zur damaligen Zeit die Menschen nicht an Außerirdische glaubten. „Warten sie, Neliklan, ich geb’ ihnen die Daten in ihren Computer!“ Renc p´Nerok legt auf und verbindet sich über den Computer mit dem Neliklan. Reijk´Noor sagt darauf: „Hmmm...! Ich fass´ es nicht! Das sind bestimmt aufständische Rebellen! Ich will nicht so recht an Extra-Reunos glauben. Ich werde ein paar Aufklärungsjägern befehlen, dort hin zu 37

fliegen und nachsehen lassen, was dort ist! Ende!“ Der Monitor erlischt.

*

Etwas früher, um 8.00 Uhr Bordzeit, bekommt Jürgen Vogel Besuch von seiner Freundin Sabine Wild. Sie ist vorher von einem Arzt der Krankenstation entlassen worden. Sie umarmen sich, und geben sich Küsse. „Schön, das es dir soweit gut geht!“ sagt Jürgen. Der Arzt war da und sagte, ich könne die Krankenstation um 10.00 Uhr verlassen! Er hat mich für zwei Wochen Krank geschrieben, bis ich wieder richtig laufen kann. Ach, außerdem, was macht Terc´lon? Wie geht es ihm?“ „Er wird bald auftauchen!...Ahh, da ist er schon!“ Terc´lon kommt mit großen Schritten angestampft. Jürgen freut sich. „Hallo Terc´lon, alter Junge! Schön, daß es dich noch gibt!“ „Schön, daß es euch noch gibt! Beinahe hat es euch erwischt, und ihr währt tot gewesen!“ erwidert Terc´lon, der Tiflon, trocken. Nun ertönt plötzlich die Rundrufanlage auf dem Schiff. Es spricht der Captain, Jürgens Vater: „Wir vermissen die Besatzung eines Gleiters, und führen deshalb eine großangelegte Suchaktion durch!“ Er gibt viele Namen an, die sich im Hangar zu melden haben. Die Meisten werden per Piepton auf ihrem Intercom an ihrer Uniform, oder in ihrem Zimmer informiert. Der Captain gibt über Rundruf genaue Anweisungen durch. Dann wird es wieder ruhig im Schiff, nur eilige Schritte sind zu hören. Die Drei Freunde Unterhalten sich noch ein kleines Weilchen, über alles mögliche, und Jürgen bekommt einige Neuigkeiten zu hören. Dann verabschieden sich Sabine und Terc´lon, und verlassen die Krankenstation. 38

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Jörg Ratzler ist eingeschlafen und träumt wirres Zeug. Der Traum ist getränkt von den Erlebnissen in jüngster Zeit. Dann träumt er von Gleiter und Raumjäger. Er meint, sie wirklich zu hören. Dann wacht er auf. Das Geräusch ist immer noch zu hören. Jörg wußte nicht, wie ihm Geschieht. Plötzlich ist ihm klar, was dies bedeutet. Er springt schnell auf, wedelt mit den Armen wie wild. Zu spät! Die Gleiter sind schon vorbei geflogen. Er ärgert sich grün und blau, und stampft vor Wut auf dem Schnee herum. Die Anderen, Andree Riot und Peer Clemens, wachen nun auch auf. „Was is´ denn los...?“ fragt Andree schlaftrunken. Ratzler berichtet ihm sein Anliegen: „Ich war eingeschlafen...Als ich dann Motorengeräusch hörte! Versteht ihr das? Sie suchen uns, unsere Leute von der Firebird! Und ich habe geschlafen!“ „Jetzt beruhigen sie sich, Ratzler!“ beruhigt ihn Andree in überraschend ruhigem Ton. Peer Clemens will Ratzler anfallen. Er greift ihm an die Kehle und jammert dabei, doch Andree geht dazwischen und hält Peer´s Arm fest. Nach einer Weile beruhigt er sich, und Andree läßt ihn wieder los. „Schöne Scheiße!“ meint Andree nach einer Weile. Er denkt nach. Dann kommt er zum einzigen logischen Entschluß: „Wir müssen uns zu Fuß aufmachen zu unserem Raumschiff!“ „Zu Fuß? Und das im Dunkeln?“ meint Peer entrüstet. „Ja! Oder hast du eine bessere Idee!?“ „Nö!“ „Also! Dann sei ruhig! Wir haben ja noch die Taschenlampen. – Halt! Da fällt mir gerade ein, daß wir noch die Leuchtpistole haben!“ Euphorie bricht in Andree aus, ein neuer Hoffnungsschimmer, der sofort von Ratzler vernichtet wird. „Nein! Die geht nicht!“ sagt Jörg Ratzler entmutigt. „Was heißt das? Wieso?“ Andree´s Rettungsträume platzen. 39

„Ich habe es getestet. Es geht nicht, sie funktioniert nicht! Es ist keine Kugel drin!“ „Ach du Sch...!“ erwidert Andree fluchend. Recht gelassen sagt er dann: „Also gut, dann bleibt uns nichts anderes übrig, wir müssen doch loslaufen, den Rettungstrupps entgegen. Sie werden eine Rettungssuchaktion durchführen, für uns! Den Bodentrupps müssen wir entgegen laufen. Aber vorher werden wir noch etwas frühstücken!“ Er schaut auf seine Uhr. Sie zeigt 11.15 Uhr an.

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Sie sitzen im Schnee und frühstücken zusammen. Sie trinken Würfelkaffee, den sie in Schnee auflösen und mit dem Atomkocher erhitzen, dazu essen sie Nahrungswürfel, die man nur kauen kann. Sie schmecken nicht besonders, so ist halt die Weltraumnahrung! Ein paar Tiere, die aussehen wie Rehe, laufen vorbei. Sie können sie sehen, als sie mit der Taschenlampe leuchten. Ein paar kleinere Vögel klauen mehrere Nahrungswürfel. Plötzlich fängt Peer an zu schreien. Es ist ein lauter, Panischer Schrei, markerschütternd. Sie drehen sich zu ihm um. In seiner unmittelbaren Nähe sehen sie zwei riesige Skorpione, schwarzbraun, mindestens einen halben Meter groß! Sie greifen Peer an, der davon läuft. Die Skorpione verfolgen ihn. Bevor sie ihn erreichen, zog Ratzler blitzschnell seinen Phaser und schießt zwei Salven ab. Die Viecher bleiben reglos liegen. „Was es dort auf diesem Planeten für Mistviecher gibt! Das ist ja grauenvoll!“ sagt Peer angewidert. Dann fängt er wieder an zu jammern. Die anderen Zwei lassen ihn reden. Sie frühstücken weiter. Der Kaffee schmeckt nicht besonders. Er schmeckt nach Chemie mit Kaffeearoma. Deshalb kippt Jörg einen halbvollen Becher in den Schnee. 40

Nach dem Frühstück packen sie zusammen, alles in drei Rucksäcke, und machen sich auf den langen Weg. Es ist 11.45 Uhr Bordzeit. Sie laufen durch eine hügelige Landschaft. Es wachsen dort Nadelbäume mit Widerhaken an den Nadeln. Und oben am Himmel leuchten die Sterne in ganzer Pracht. Die Bäume wachsen nicht höher als 10 bis 15 Meter hoch. In die trügerische nächtliche Stille meldet sich Andree Riot zu Wort. „Wir müssen nach Nordwesten, vermute ich.“ Er versucht, sich zu vergewissern, und bleibt stehen. Er schaut sich um und deutet mit dem Finger nach Nordwesten. „Ja, von dort sind wir gekommen, und dort müssen wir wieder hin!“ sagt er, und die Anderen folgen ihm widerspruchslos. Sie gehen in diese Richtung.

8. KAPITEL: Der Plan, und dessen Umsetzung!

Um 10.00 Uhr Bordzeit läßt der Captain ein paar Raumjäger und drei Raumboote in den Weltraum fliegen. Diese sollen eventuell feindliche Patrouillen abfangen und zerstören. Die Raumboote sehen wie flache Keile aus. Sie sind 56 Meter lang, am Heck beträgt die Breite 40 Meter, am Bug 18 Meter, die Bughöhe ist 7,50 Meter, und die Heckhöhe beträgt 20 Meter. Es hat einen kleinen Hyperraumgenerator. Mit diesem Triebwerk kann das Boot am Tag 600 Lichtjahre zurücklegen, hat aber nur eine Reichweite von 7.200 Lichtjahren. Die Nahrung reicht für 29 Personen etwa nur 3.600 Lichtjahre. Das sind sechs Tage Verpflegung. Jeder dieser Boote soll in eine andere Richtung fliegen. Zwanzig Raumjäger verschiedener Größen begleiten jedes der drei Raumboote. Das heißt, es fliegen insgesamt sechzig Raumjäger mit! Die Raumjäger und Raumboote sind mit schweren 41

Waffen ausgerüstet. Die weltraumtüchtigen Fluggeräte fliegen nun im Weltraum. Ein Raumboot, die ‚Odysseus-1‘, wird befehligt von Colonel John Stoneage, ein schlanker, normalgroßer, kahlköpfiger Mensch mit braunen Augen, die aussehen wie Hundeaugen, wie Knöpfe im Gesicht. Er ist noch sehr Jung, gerade mal 25 Jahre alt. Er wurde am 1. November 3057 auf einem Schiff geboren, einem Raumfrachter, der ‚Patmos-2‘. Seine Mutter diente dort auf diesem Schiff, das Millium und andere Metalle transportierte. Der Frachter war unterwegs von Aurora nach Olympus. Er wuchs dann in Weltraumstationen und Minen auf, und besuchte ab dem 14. Lebensjahr die Raumfahrtakademie der Gal-Ab auf der Raumstation ‚Lepsus-5‘. Die ‚Odysseus-1‘ nimmt Kurs auf die äußeren Planeten dieses Systems und fliegt mit „langsamen“ Impulsantrieb (1 Million Km/h!) davon. Sie hat sehr moderne und empfindliche Ortungsgeräte an Bord.

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Etwas später verläßt Jürgen Vogel die Krankenstation. Eine Krankenschwester, hübsch und knackig, stützt ihn und hilft ihm zu einem Atombetriebenen Auto. Er steigt ein und fährt los. Er fährt in Richtung seiner Kabine. Dann überlegt er es sich anders, und fährt in Richtung Messe. Jürgen will noch etwas essen. Er hat Hunger. Nach ein paar Minuten Fahrt stellt er sein Auto ab und humpelt zur Messe. Er trifft Andrac, einen Stanerger. Andrac sieht aus wie ein grüner, zotteliger, 2,30 Meter großer Affe. Die Augen sind abstehend (die Ohren ebenfalls), und sind leuchtend rot. Sein alter beträgt 70 Jahre. Das ist für ihn kein Alter, denn Stanerger haben eine Lebenserwartung von 220 bis 230 42

Jahren. Die Menschen haben die Stanerger schon vor 800 Jahren entdeckt, und leben seit dieser Zeit friedlich zusammen. Sie gehören dem Gal-VöB 2251 an und dienen dem NDI seit dieser Zeit in allen Kriegen. Sie kennen schon Jahrhunderte, oder sogar Jahrtausende vor ihrer Entdeckung von den Menschen, die interstellare Raumfahrt. Die Stanerger sind vom Wesen her sehr ausgeglichen, ruhig und treu, den Menschen gegenüber, und auch zu anderen Wesen. Aber wehe, man ärgert sie zu arg, dann rasten sie aus. Sie können auch sehr wütend sein, aber sie würden nie von sich aus einen Krieg beginnen. Andrac steckt in einer braunen Technikeruniform. Er ist ein Maschinenraumtechniker, und dient auf der Firebird seit 14 Jahren. Jürgen redet mit ihm, und ißt etwas nebenher. Der Stanerger spricht in knurrendem Akzent. „Was hältst du davon, wenn wir das Schiff für kurze Zeit verlassen, Jürgen? Wir könnten die Gegend etwas erkunden!“ „Und wie soll ich das anstellen? Ich kann kaum laufen. Und außerdem bin ich Krank geschrieben!“ „Wir könnten ja mit dem Gleiter fortfliegen und uns ein nettes Plätzchen suchen!“ „Auf diesem gottverlassenen Eisklotz? Wo es nur so wimmelt von wilden Tieren und Eingeborenen? Nein. Ich habe keine Lust, gefressen zu werden, oder von Eingeborenen gegrillt zu werden! Dann gibt es dort auch noch die Siedler vom 3. Planeten!“ Doch Andrac bleibt hartnäckig. „Ich meine ja gar nicht weit weg! Irgend wo in der Nähe des Schiffes! Wir nehmen dann selbstverständlich die Phaser mit, und ziehen unsere Schutzanzüge an!“ „Damit wir ebenfalls wie die Anderen abstürzen? Nein, das ist nichts für mich!“ „Überleg´ es dir noch! Sabine und Terc´lon gehen auch mit!“ „Was? Das wundert mich jetzt aber! Und wie wollt ihr eine Genehmigung einholen für einen Flug?“ „Du! Du sollst deinen Vater fragen. Du hast doch konektions!“ Jürgen Vogel schaut ihn an, dann meint er: „Nein. Ich glaube 43

nicht, daß mein Vater das genehmigt. Wir müssen heimlich gehen!“ Andrac starrt ihn an, und reist seinen Mund weit auf. Ein paar Augenblicke starrt er Jürgen nur noch an, dann erwidert er: „Was...? Du meinst...!? Das ist ja verrückt!“ „Willst du jetzt wegfliegen, oder kneifst du?“ „Nein, nein! Ich meine nur...! Also gut!“ Andrac schaut sich um, um sich zu vergewissern, daß niemand zuhört, dann redet er weiter. „In einer dreiviertel Stunde treffen wir uns in meiner Kabine. Ich benachrichtige die anderen Zwei. Okay?“ „Okay. Tschüs!“ Der Stanerger verabschiedet sich ebenfalls und verläßt die Messe. Jürgen ißt noch fertig, trinkt synthetischen Kaffee, dann verläßt auch er humpelnd die Messe.

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Kurz vor 11 Uhr, 10.56 Uhr Bordzeit, betretet Jürgen Vogel Andrac´s Kabine. Seine Kabine ist üblich wie die meisten Kabinen, etwa 25 Quadratmeter groß. Andrac hat seine Kabine mit Kunstgegenständen und Bildern aus seiner Heimat ausgestattet. Außerdem stehen noch ein paar Pflanzen von seiner Heimat Stanerga herum. „Ist das eine Lurg-Na´tib?“ fragt Jürgen den Stanerger und deutet mit dem Finger auf eine Pflanze. „Ja, das ist eine! Geh nicht so nah ran, sonst beißt sie dir den Finger ab!“ „Ich weiß! Ich kenn’ mich ein bißchen aus in Galaktischer Pflanzenkunde!“ erwidert Jürgen. Dann wechselt er das Thema und fragt: „Sind die Anderen noch nicht da?“ „Siehst du sie? Nein. Also sind sie noch nicht da! Hock dich irgend wo hin!“ meint Andrac glatt. Sie hocken sich hin und reden noch ein paar Minuten miteinander. Dann treffen Sabine und Terc´lon ein. Jürgen und Sabine 44

geben sich küsse, und umarmen sich. Nun, da sie alle da sind, fragt Andrac spontan: Kommen wir zur Sache! Wie stellen wir es an?“ Jürgen schaut ihn an. „Ganz einfach! Wir gehen in den Hangar und klauen einen Gleiter!“ „So einfach geht das auch wieder nicht!“ meint Andrac. „Also gut. Spaß bei Seite. Laßt mich mal überlegen, Hmmm...!“ Jürgen denkt nach. Die anderen warten gespannt auf eine Idee von ihm. „Was ist, fällt dir nichts ein!?“ fragt Andrac drängelnd, nach über einer Minute. „Warte noch einen kleinen Moment,...Ahhh..., jetzt fällt es mir ein!“ „Also, was, Jürgen, sag es schon!“ drängelt Sabine, die es, wie die Anderen, kaum erwarten kann. „Schon gut! Ich sag’s euch ja! Unterbricht mich bitte nicht! Also. Einer zieht einen Tarnanzug an, den ich in meiner Kabine habe, und geht zur Hangarzentrale. Dort sind meistens ein, zwei Leute. Einer lenkt sie ab, damit der Andere mit dem Tarnanzug zum Hangarcomputer kommt, und dem Computer eine Genehmigung einprogrammiert! Dann geht’s los! Derjenige, der den Tarnanzug an hat, bringt ihn wieder in mein Zimmer, versteckt ihn, und dann fliegen wir los, als ob nichts wäre! Klingt das nicht gut?“ „Doch, schon.“ Meint Andrac. „Nur, derjenige, der den Computer umprogrammiert, wirst du sein, Jürgen!“ „Mit meinem Bein? Nein! Ich schlage Terc´lon vor!“ kontert Jürgen. Er schaut dabei den Tiflon an. Dann meldet sich Terc´lon zu Wort: „Ja, stimmt, du hast recht! Mit deinem Bein kannst du nicht viel Tun. Ich werde es machen! Wann geht’s los?“ „Am besten jetzt gleich!“ meint Jürgen zufrieden.

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Terc´lon ist in Jürgens Kabine und zog den Tarnanzug an, der den Benützer dieses Anzugs vier Sekunden in die Vergangenheit versetzt, und man ihn so nicht sehen konnte, an, und marschierte los. Der Anzug ist ein Prototyp, der noch nicht auf dem Markt war. Jürgen hat ihn zur Anprobe und zum Test bekommen. Fast niemand weis etwas davon. Die Anderen sind verblüfft, als sie Terc´lon nicht mehr sehen. „Das ist ja ein Superding! Hab gar nicht gewußt, daß du so etwas hast!“ Sabine ist begeistert. „Ich muß jetzt los!“ sagt Andrac. Er wurde ausgewählt, den Posten im Hangar abzulenken, und verläßt nun Jürgens Kabine. „Wir machen uns auch auf!“ sagt Jürgen zu Sabine, und gibt ihr einen Klaps auf den Rücken.

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Terc´lon erreicht den Hangarbereich in der wülstigen, äußeren Mitte des Schiffes. Er ist nicht gerannt, sondern läuft in normalem Schrittempo. Sonst könnten Andere, die ihm begegnen, etwas merken. Er schaut sich um. Dann entdeckt er die Hangarleitzentrale7. Es gibt mehrere Leitzentralen, nur, an Leitzentrale-7 haben sie sich verabredet. Dort befinden sich zur Zeit nur drei Personen, ein Mann und zwei Frauen. Der Tiflon wartet, bis Andrac kommt, um die Posten abzulenken. Es dauert für ihn eine halbe Ewigkeit, bis der Stanerger kommt. Dann, nach ein paar Minuten, sieht er ihn. „Endlich! Wurde auch Zeit!“ flüstert Terc´lon leise, und wartet noch ein paar Sekunden, bis zwei von den Posten herausgehen. Er weis nicht, was Andrac den Posten erzählt, es ist ihm auch egal! Nun schleicht er leise zum Computer, der frei wurde. Er tippt ein paar Tasten, der Computer wollte aber einen Code 46

haben. „Sch..!“ flucht Terc´lon leise. Dann fiel ihm ein Code von Jürgen ein, und probiert ihn aus. „Bitte, bitte geh!“ flüstert er aufgeregt. Nach zwei bis drei Sekunden nimmt der Computer den Code an. Dann programmiert er den neuen Flugbefehl ein. Nach endlos scheinenden Minuten ist Terc´lon fertig. Er schleicht wieder heraus, und wäre schier mit einem der Posten zusammengeknallt, die nun wieder herein kommen. Terc´lon bleibt abrupt stehen. Und traut sich nicht zu atmen. Der Posten bleibt ebenfalls stehen, und schaut sich um. „Ist dort jemand?“ fragt der männliche Posten. Zu den weiblichen Posten Gewandt, fragt er: „Gabi, hast du jemand gesehen?“ Sie ist auf seine Frage sehr überrascht. „Nein, ich habe nichts gesehen! Was ist denn los?“ „Ach, nichts. Mir war nur so, als ob jemand hier gewesen ist!“ „Siehst du schon Geister?“ erwidert der eine weibliche Posten. „Ich weis es nicht!“ sagt der Mann etwas verdutzt, dann schüttelt er den Kopf und geht weiter. Das macht ihm Terc´lon nach. Er verläßt die Hangarleitzentrale, und geht zügig zu Jürgens Kabine.

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Die vier Freunde treffen sich um 11.40 Uhr Bordzeit am Hangar. „Es hat geklappt!“ sagt Terc´lon stolz. „Super!“ sagen die anderen freudestrahlend. „Dann kann es ja losgehen!“ Sie ziehen ihre Schutzanzüge an und gehen zum Gleiter. „Haaalt! Wo wollt ihr hin? Habt ihr eine Flugerlaubnis?“ fragt der weibliche Posten, und geht ihnen im hektischen Schritt entgegen. „Ja! Natürlich haben wir eine Genehmigung! Steht doch im 47

Computer!“ sagt Jürgen frech. Der Posten bleibt stehen. „Peter, schau mal im Computer nach!“ Die Vier warten ein paar lange Sekunden. „Alles Okay! Sie haben eine Genehmigung! Steht alles drin!“ Okay, alles in Ordnung, ihr dürft gehen! Guten Flug!“ „Dankeschön!“ erwidern alle gleichzeitig, steigen in den Gleiter und fliegen los. Sobald sie draußen sind, jubeln und lachen sie.

9. KAPITEL: Verständigungsprobleme!

Etwa zur gleichen Zeit erreichen die Reunojäger die Nähe des Ortes, wo sie die Extra-Reuno-Flugobjekte vermuten. Die Reunos haben ziemlich zuversichtliche Geräte. Die Fluggeräte sind noch hundert Kilometer entfernt. Arhc´Nehrc führt die Zehner-Jägerstaffel an. Er wurde auf diesem Planeten geboren, den die Reunos Reeljickaah nennen. Arhc´Nehrc ist ein alter Flugveteran, der im Pteroc-Krieg auf der Heimatwelt aller Reunos viele Jahre diente. Dann kam er wieder nach Reeljickaah zurück. Er ist, nach irdischem Maßstab umgerechnet, etwa 32 Jahre alt. Das ist für Reunos ein hohes Alter, wenn man bedenkt, daß Reunos eine durchschnittliche Lebenserwartung 40 bis 45 Jahren haben! Arhc´Nehrc muß nur noch drei Jahre auf seinen wohlverdienten Ruhestand warten. Ein anderer Jägerpilot meldet sich. „Die Extra-ReunoFlugobjekte sind noch 35 Clyms entfernt!“ Das sind etwa 52 Kilometer. „Gut.“ Sagt der Anführer. „Schwärmt zu Zweiergruppen aus. Schießt nicht, bevor ich es befehle, nur im äußerstem Notfall! Dies ist kein Kriegseinsatz, sondern nur eine Patrouille. Verstanden?“ 48

„Zu Befehl, Oberster!“ „Versucht, sie über Funk zu erreichen. Kapiert?“ Dann schwärmen sie aus und verringern die Geschwindigkeit. Ahrc´Nehrc´s Begleiter ist Bec´Lahrc, ein blutjunger Reuno, der gerade mal 10 Jahre alt ist. Das ist ein Jahr nach seiner Volljährigkeit.

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Die Rettungsaktion ist in vollem Gange. Aber sie haben bis jetzt noch nichts gefunden. In etwa Tausend Kilometer Entfernung landet ein Truppentransporter in der Nähe eines großen, vereisten Flusses. Diese Transporter haben mit Raupenketten ausgerüstete Panzerfahrzeuge an Bord. Außerdem befinden sich in jedem Transporter 30 bis 50 Helfer, die nun aussteigen und sich verteilen. Jeder hat ein Suchgerät bei sich. Die Fahrzeuge verlassen nun ebenfalls die Transporter. In jedem dieser Fahrzeuge befindet sich eine Person. Chang Pjöng Yang ist ein Fahrer eines Raupenpanzers. Er kam als Deserteur zum NDI vor zwanzig Jahren. Er flüchtete vor der „Volksrepublik Dabrika“, ein kommunistisches Regime von Menschen, welches aus mehreren hundert Planeten besteht, und auf denen Menschen leben. Dabrika war einmal ein mächtiges Reich in einem Teil der Galaxis, und ist von menschlichen Siedlern bewohnt. Dann gab es einen Bürgerkrieg, in dem das NDI auch beteiligt gewesen war. Er dauerte 41 Jahre, 2648-2689. Dann spaltete sich der Staat in drei Teile auf. Chang Pjöng Yang konnte von einer Gefangenenwelt gerade noch fliehen. Er ist 56 Jahre alt und dient nun dem NDI. Er hat asiatische Vorfahren, und so sieht er auch aus: Dunkle, schlitzförmige Augen und schwarze Haare. Seine Haut besitzt einen Hauch von gelb. Chang fährt los. Die Ketten wälzen sich durch den Schnee. Er sieht ein paar komische Tiere vorbei huschen. Der Asiate 49

schaut auf seinen Ortungsschirm. Nichts ist zu sehen, nur die Gleiter und die Jäger von der Firebird. Nach einer halben Stunde zeigt der Ortungsschirm etwas. Es sind unbekannte Lichtpunkte, rote, zu sehen, etwa 10 Stück in vierhundert Kilometer Entfernung. Er meldet dies Anton Drexler, dem Rettungsleiter, der in einem Jäger fliegt, über Funk. „Leutnant Drexler, ich habe da was auf dem Schirm! Es sieht nicht danach aus, als ob dies die Vermißten sind! Was soll ich tun?“ Anton Drexler meint darauf: „Die Anderen sehen es auch!“ Dann schaltet er auf Rundruf, so daß alle ihn hören können: „Unternehmen sie nichts, was sie später bereuen könnten! Gehen sie weiter ruhig ihrer Arbeit nach. Die unbekannten Flugobjekte sind wahrscheinlich die Siedler vom 3. Planeten! Schießen sie bitte nicht drauf los! Erwidern sie auch nicht das Feuer, wenn sie angreifen! Sie sind uns unterlegen. Sie können uns nichts anhaben! Schaltet eure Schutzschirme ein! Ich versuche, mich mit ihnen zu verbinden! Ende!“ Er schaltet ab und fliegt weiter. Auch die Anderen gehen wieder ihrer Arbeit nach. Anton schaut auf die Uhr auf seinem Cockpit. Es ist kurz vor 12 Uhr Bordzeit, und immer noch dunkel.

*

Arhc´Nehrc und sein Begleiter fliegen im langsamen Flug dahin. Hören nun die Fremden in einer ihnen unbekannten Sprache sprechen. Sie verstehen sie nicht. Und umgekehrt ebenfalls. Arhc´Nehrc kann die Extra-Reuno-Objekte jetzt auch Optisch sehen. Sie sind für seine Begriffe etwas zu groß. Zu groß für Reunos. ‚Das sind keine Rebellen!‘ denkt Arhc´Nehrc, ‚Sie sehen technisch Hochentwickelt aus! Diese Wesen, wie immer sie auch aussehen mögen, sind uns weit Überlegen!‘ 50

denkt er weiter. Dann spricht er laut mit seinen Kameraden über Funk: „Bitte feuert auf keinen Fall! Das sind keine Rebellen! Diese Wesen, die diese Fluggeräte gebaut haben, sind nicht von diesem System! Woher sie kommen, weis ich nicht, aber ich glaube, sie sind uns weit Überlegen! Wir verhalten uns ruhig! Ich versuche, mit ihnen zu komunisieren! Ende der Durchsage!“

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Anton Drexler hat den Translator eingeschaltet, als er mit den Fremden spricht. Ein Translator ist ein Gerät, welches Zehntausende von Sprachen der verschiedensten Spezies der Galaxis gespeichert hat. Dieses Gerät kann auch andere, neue Sprachen erlernen und speichern, nur braucht das etwas Zeit. Mal mehr, mal weniger. Ein Translator ist an jedem Computer angeschlossen. Anton hofft, daß niemand der Männer und Frauen des Rettungstrupps durchdreht und das Feuer eröffnet. Dies wäre eine mittlere Katastrophe! Der Rettungsleiter wird so langsam nervös. Es dauert ihm zu lange. „Lern, lerne endlich, du scheiß Gerät!“ flucht er. ‚Die außerirdischen Siedler von diesem Planeten scheinen die gleiche Taktik wie wir zu haben!‘ bemerkt Anton in Gedanken. Dann passiert etwas, was nicht passieren durfte: Ein Jäger der Siedler dieses Planeten feuert eine Salve Explosivgeschoße auf einen Raumjäger der Firebird ab. Daraufhin schießt der Raumjäger zurück und zerstört den Anderen. Dann geht es erst richtig los: Zwei, drei Siedlerjäger gehen im Sturzflug über und greifen die am Boden befindenden Rettungskräfte an. Die Hügellandschaft verwandelt sich in ein taghelles, flammendes Inferno. Die Siedler vom 3. Planeten schießen Explosivgeschoße ab. Fast niemand wird zerstört, es gibt nur ein paar Verletzte. 51

Dann verlieren ein paar Menschen die Nerven und feuern zurück. Dabei werden die zwei, drei fremden Jäger zerstört. Die anderen Jäger der Fremden versuchen, zu fliehen. Jetzt meldet sich Anton Drexler energisch zu Wort. Er schreit in den Funk: „Feuer einstellen! Feuer einstellen! Seid ihr verrückt, ihr Idioten!? Sofort Feuer einstellen! Das ist ein Befehl! Sie können uns nichts antun, verdammt! Das wirft ein schlechtes Licht auf uns!“ Das hat gewirkt. Sekunden später stellen sie das Feuer ein.

*

Arhc´Nehrc gibt Befehl zum Rückzug. Er ist verärgert und traurig zugleich über seine toten Kameraden. ‚Es ist durch unsere Schuld so weit gekommen!‘ denkt er vor sich hin. ‚Bloß, weil jemand die Nerven nicht behalten hat! Wer weis, was die Extra-Reunos jetzt unternehmen werden! Auf jeden Fall werde ich das Hauptquartier in Rjempt Noor und Reijk ´Noor selbst über diesen Vorfall unterrichten!‘ Er funkt zuerst den Neliklan an. Es dauert ein paar Sekunden, dann meldet er sich. Arhc´Nehrc teilt ihm mit, was passiert ist. Und erzählt ihm von den Extra-Reunos. Reijk´Noor klappt seine Zahnreihe auf und wieder zu. Dann scheint er nachzudenken. „Hmmm,“ macht er nur. Dann sagt er: „Kommen sie bitte zu mir in den Konferenzraum! Wir werden eine Besprechung durchführen! Kommen sie gut heim! Ende!“

*

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Chang Pjöng Yang bekommt eine Rakete kurz vor seinem

Fahrzeug ab. Obwohl sein Fahrzeug den Schutzschirm an hat, wird es durch die Luft gewirbelt, überschlug sich ein paar mal, und kracht dann gegen einen Baum. Es gibt kleinere Explosionen, und funken sprühen durch das Cockpit. Yang wurde verletzt am Kopf, obwohl er angeschnallt ist. Er verspürt schwere Schmerzen am Kopf. Yang kämpft gegen die Bewußtlosigkeit an. Er versucht, die Luke zu öffnen. Es geht nicht. Dann nimmt er einfach seinen Phaser und schießt das Schott weg. Er schleicht langsam aus dem Gefährt heraus. Das Fahrzeug beginnt zu brennen. Chang kann sich gerade noch retten, bevor das Ding explodiert. Ihm passiert nichts. Dann fällt er in tiefe Ohnmacht.

10.KAPITEL: Die Höhle, der Gefangene, und der Reuno!

Andree Riot, Peer Clemens und Jörg Ratzler sind schon über drei Stunden unterwegs. Sie haben gerade mal 3 bis 4 Kilometer zurückgelegt, denn das laufen im Schnee ist schwierig. Die Drei sinken bis zu den Schenkeln im Schnee ein. Ihre Kleidung ist von Schnee getränkt, sie wird nasser und nasser. So langsam bekommen sie kalte Füße, trotz der Schutzkleidung. Es dämmert langsam, die Sterne verschwinden, es wird Morgen. Die Uhr zeigt 14.40 Uhr Bordzeit an. Von Westen her wird es hell. Ein paar Minuten später erscheint eine fremde, orangegelbe Sonne am Horizont. Die nachtaktiven Tiere scheinen jetzt zu ruhen, und die tagaktiven Tiere werden jetzt munter. Sie hören jetzt vogelgezwitscher. 53

„Ein schöner Anblick!“ schwärmt Jörg Ratzler und bleibt stehen. „Endlich wird es wieder Tag auf diesem gottverlassenen

Planeten!“ meldet sich Andree zu Wort. Und Peer jammert ihm sei kalt. „Uns ist auch kalt! Jammer nicht so! Davon wird es auch nicht besser!“ sagt Andree genervt. Dann sagt er: „Ich schlage vor, wir machen Rast, und wärmen uns am Atomkocher auf!“ Die Temperatur steigt leicht an, aber es ist immer noch kalt, etwa –30° Celsius. Sie legen die Rucksäcke ab und holen die Atomkocher heraus. Sie haben eine Höhle gefunden und verkriechen sich darin. Sie ziehen ihre Schuhe und Kleidung aus, und erwärmen sich. Die Batterien des Schutzanzugs sind schwach, und müssen Aufgeladen werden. Jörg Ratzler holt sich eine Zigarette aus einer Schachtel und zündet sie sich an. Er zog genüßlich daran. Er denkt nach, läßt seine Gedanken umher schweifen. Er denkt an Rukulus-3, an seine Heimat und seine Familie. Wie lange hat er sie nicht mehr gesehen? Zwei, drei Jahre? Nein, es müssen vier Jahre sein! Rukulus-3 ist eine warme, exotische Wasserwelt mit vielen, vielen Inseln und einen kleinen Kontinent in der Größe Australiens, so wird der Kontinent auch genannt, New Australia. Der Planet wurde Anfang des 27. Jahrhunderts besiedelt. Ratzler denkt an Arcania, einer großen Insel auf diesem Planeten, wo seine Heimatstadt Thorn liegt, inmitten von einem großen, dichten Djungel. Seine Heimatwelt ist ihm lieber, als dieser kalte, vereiste Planet am Rande der Galaxis! Jörg Ratzler wird jäh aus seinen Gedanken gerissen, als er plötzlich ein Geräusch vernimmt, ein knurren. Er zuckt zusammen. Schnell nimmt er seine Taschenlampe und leuchtet in die Richtung, von der das Gebrüll kommt, und wird kreidebleich! Das, was er dort sieht, versetzt ihn in schrecken. 54

Er sieht einen riesengroßen, monströsen Bär mit sechs Beinen. So etwas hat er noch nie gesehen, geschweige denn, so nah! Sie, die Menschen, haben wahrscheinlich seine Ruhe gestört.

Der Bär scheint sehr wütend zu sein. Dann weis Jörg auch, warum. Es befinden sich noch drei, vier weitere Bären in der Höhle. Selbst diese sind fast schon so groß wie ein Mensch! Der große Bär schlägt mit seiner Pranke nach Jörg, verfehlte ihn nur knapp. Die anderen zwei Menschen haben mitbekommen, was vor sich geht. Diesmal ist es Peer, der blitzschnell handelt. Er greift nach dem Phaser, zielt und schießt. Der Bär schreit schmerzverzerrt auf und stürzt. Jörg kann gerade noch ausweichen. Die anderen Bären brüllen, halten sich aber zurück. Wahrscheinlich haben sie Angst vor den Menschen. „Danke, Peer!“ sagt Jörg, der froh ist, daß er noch lebt. Er schaut sich an. An dem Unteranzug sind risse, und Blut quillt hervor. Andree schaut sich die Wunde an der Schulter an, und entscheidet: „Sieht nicht so schlimm aus! Das wird wieder! Ich werde dich verbinden!“ Er holt den Medi-Kasten heraus, und nimmt daraus eine injektionspistole und Verbandszeug. In der Injektionspistole befindet sich Wundheilmittel. Andree gibt Jörg die Injektion und verbindet ihn. Danach, als Andree ihn verbunden hat, sagt dieser: „Wir müssen hier weg! Es gibt gewiß noch ein anderes Elternteil der Bären, das irgendwann mal zurück kommt! Dem möchte ich nicht begegnen!“ „Ich auch nicht!“ meint Jörg Ratzler, „Du hast recht! Packen wir zusammen!“

*

55

Etwas später erwacht Chang Pjöng Yang aus seiner Ohnmacht. Er erwacht auf einem viel zu kleinem Bett, das in einem kahlen Raum steht. Es gibt kein Fenster, nur eine verschlossene Tür aus massivem Stahl. Die Wände sind grau in grau. Von der Decke

leuchtet grelles Licht herab. ‚Das ist ein Gefängnis!‘ denkt er. ‚Wie komme ich dort her? Und wer brachte mich hier her? Das waren sicher diese Wesen vom 3. Planeten!‘ beantwortet Chang seine Frage selbst. Er wußte nicht, wie und wo sie ihn hingebracht haben. Er schaut an sich herunter. Er hat keinen Schutzanzug mehr an, nur seinen einteiligen Unteranzug. ‚Außerirdische haben mich entführt!‘ stellt er fest. ‚Was haben sie vor? Und wie komme ich hier raus?‘

*

Janc´Pjorh, der Leiter einer streng geheimen forschungsstation der Reunos, etwa hundert Kilometer von dem Ort, wo sie den Pilot eines Reunojägers und gleichzeitig den großen, bewußtlosen Extra-Reuno gefunden haben, hat ein komisches Gerät in seiner vierfingrigen Hand, welches in dem Anzug des Fremden steckte. Es ist ein kleiner, handlicher Translator. „Dieses Ding, was immer es ist, kann uns noch sehr nützlich sein!“ sagt er leise vor sich hin. Er sitzt auf einem für menschliche Begriffe sehr kleinen Sessel in seinem Privatzimmer. Die Station, in der sie sich befinden, ist unterirdisch angelegt. Es ist mehr eine wissenschaftliche Station, und sie ist streng Geheim. Sie ist recht groß, und erstreckt sich über drei Kilometer, und hat mehrere Stockwerke. Sie reichen bis dreihundert Meter in die Tiefe. Es befinden sich in dieser Station viele Tausend reunische Wissenschaftler, und viele hundert Soldaten. Man gelangt in diese Station, indem man in einen Hügel fliegt, der aussieht wie ein normaler, pflanzenbewachsener 56

Hügel. Aber in ihm ist eine Öffnung, die nicht zu sehen ist. Flog jemand durch den Hügel durch, dann zerschellt er nicht, sondern fliegt in einen Hangar. Man fliegt sozusagen durch ein Hologramm hindurch. Der Hangar ist gleichzeitig Lastenaufzug, der nach unten zu

einem großen Hangar führt. Janc´Pjorh sitzt nun da und spricht mit dem Ding in seiner Hand. Plötzlich schnarrt das Ding in einer ihm unbekannten Sprache. Janc´ starrt das Ding an. Seine Zahnreihe klappt auseinander. „Das Ding kann ja sprechen!“ stellt er verwundert fest. Dann fällt ihm etwas ein. ‚Dies ist bestimmt ein Sprechding! Ich werde es bei unserem Gefangenen ausprobieren!‘ denkt er sich. Dann ruft er über Funk zwei Wachen, die ihn zum Gefangenen begleiten sollen, und verläßt sein Zimmer.

*

Chang fühlt sich mies, und außerdem hat er Kopfschmerzen. Er fühlt einen Verband am Kopf, den die Außerirdischen ihm angelegt haben müssen. Er sieht ein Tablett, das auf dem Boden steht. Auf diesem Tablett steht eine Schüssel, die gefüllt ist mit grauem, schleimigen Etwas. Daneben steht ein Krug mit etwas Wasser. „Igitt, was ist denn das? Soll ich das etwa essen?“ sagt er etwas abfällig vor sich hin. Er riecht daran. Chang probiert es. Zu seiner Überraschung schmeckt es ihm gar nicht so übel. Er ißt etwas davon, und trinkt etwas Wasser. Dann öffnet sich die schwere, Massive Stahltür. Drei komische, für ihn fremd aussehende Wesen kommen herein. Zwei von ihnen haben Waffen im Anschlag. Der Andere, etwas größere, hat ein Gerät bei sich, welches er sofort wiedererkennt: Es ist ein Translator. 57

Der etwas größere Reuno spricht in einer unbekannten Sprache zu Chang. Jetzt schnarrt der Translator in einwandfreier, terranischer (irdischer) Sprache: „Können sie mich verstehen?“ Chang nickt mit dem Kopf und sagt „Ja!“ Der Translator übersetzt dies in Reuno-Sprache. „Ich bin Janc´Pjorh und freue mich, daß dieses Ding da in

meiner Hand funktioniert! Wir sind Reunos, und dies ist der Planet Reeljickaah! Willkommen auf diesem Planeten! Wir wollen ein paar Versuche mit ihnen durchführen. Aber zuerst wollen wir noch einiges über Sie und ihrem Volk wissen! Woher kommt ihr, und...!“ Weiter kommt er nicht. Der Translator unterbricht ihn. „Nun hören sie mir mal zu!“ sagt Chang im verärgertem Tonfall, „Normal wären wir gar nicht hier! Unser Schiff wurde schwer beschädigt, wir mußten Notlanden...!“ „Welches Schiff?“ übersetzt das Gerät. „Jetzt unterbrechen sie mich nicht dauernd! Lassen sie mich ausreden!“ Chang wird dabei etwas lauter. Ohne Unterbrechung spricht er weiter: „Wir müssen also unser Schiff reparieren. Schiffe der reinigenden Flamme sind auf der Suche nach uns, um uns, und auch eurem Planeten, zu zerstören oder zu besetzen, wenn sie euch entdecken werden, und das werden sie! Glauben sie mir!“ Der Reuno ist jetzt etwas verdutzt und verwirrt. „Wie? Was...? Reinigende Flamme?...Was ist das...?“ Chang erzählt es ihm. Jede Einzelheit. Auch davon, daß sie drei Besatzungsmitglieder vermissen und suchen. Und am Schluß fügt er noch hinzu: „Lassen sie mich bitte zurück zu unserem Schiff! Vielleicht können wir ihnen helfen, indem wir den Planeten so schnell wie möglich verlassen! Denken sie darüber nach!“ „Unmöglich, das geht nicht! Ich kann sie nicht so einfach gehen lassen! Sie sind zu wertvoll!“ „Gut, wenn sie es so wollen! Ich habe sie gewarnt!“ Dann fällt Chang etwas ein. „Und außerdem ist in meiner Uniform ein Peilsender versteckt! Meine Leute werden mich aufspüren und hier herausholen!“ blufft er. „Na ja, irgendwas kann ich schon für sie tun!“ erwidert darauf der Reuno leise. 58

„Ich versuche, mit dem Neliklan darüber zu sprechen, das ist das Regierungsoberhaupt dieses Planeten. Wir sehen uns später noch mal!“ Und die drei Reunos verlassen den Raum. Chang lacht in sich hinein, und grinst dabei. „Lief doch gar nicht so schlecht!“ murmelt er vor sich hin.

11.KAPITEL: Jagt mit Hindernissen!

Njoc´Arc, ein 1,45 Meter großer Reuno, ist mit seinem Freund Reclam Orhsc auf der jagt nach Rjenjaks. Das sind pferdeähnliche Tiere, die es nur noch sehr selten gibt auf Reeljickaah, weil die Reunos sie fast ausgerottet haben. Diese Tiere stehen unter strengem Naturschutz. Es ist Verboten, sie abzuschießen, es gibt dafür sehr harte Freiheitsstrafen, wenn man erwischt wird. Dieses Tier ist deshalb so begehrt, weil es großes Horn an der Stirn hat, und wegen seinem schneeweißen Fells, worauf die weiblichen Reunos abfahren. Er werden sehr hohe Preise gezahlt auf dem Schwarzmarkt. Njoc´Arc ist schon alt, seine lederartige Haut hat schon viele Falten, und hängt teilweise schlaff herab. Er hat das 40. Lebensjahr schon erreicht. Für Reunos ist dies ein hohes Alter. Sein Begleiter, Reclam Orhsc, ist fast 10 Jahre jünger. Er könnte sein Sohn sein. Reclam Orhsc hat noch, neben seinem einfachen Gewehr, eine schwere Waffe mit Mini-Rak-Geschoßen bei sich. Diese hat er zur Abwehr von wilden Tieren dabei. Die zwei Reunos streifen in der Wildnis von Reeljickaah herum, es ist schon hell. Sie sind schon lange in der Ebene unterwegs. Noch als es dunkel war, verließen sie eine kleine Holzhütte, wo ihr Fluggerät steht. Die beiden Reunos begegneten vorhin unterwegs ein paar wilde Eingeborene. Sie schlachteten diese sinnlos nieder. Auch das ist Verboten, und wird mit dem Tod bestraft, nach dem Gesetz von Reeljickaah. 59

Sie haben bis jetzt noch kein einziges Rjenjak gefunden, denn diese Tiere sind sehr scheu. Es gibt sie nur noch in dieser Gegend. Dort leben noch 60 bis 150 Tiere. Und außerdem haben diese Tiere ein Sekret in ihrer Haut, das sie vor der Kälte schützt. Aus diesem Sekret wird eine Droge hergestellt, welche nach Reuno, und überall in diesem Sonnensystem, geschmuggelt wird. Diese Droge zersetzt langsam, sehr langsam, den Körper und

Geist eines Reunos, und macht sie abhängig. Njoc´Arc hat ein Fernrohr bei sich, welches eine sehr hohe Auflösung hat. Es ist ein Fernrohr der kaiserlichen Armee von Reuno. Die Zwei bleiben ein paar Minuten stehen und erkunden die Gegend. Einige Tiere laufen durch die Ebene. Es ist sehr ruhig. Dann sieht Njoc´ etwas. Er gibt das Fernrohr Reclam. Die Beiden verhalten sich sehr ruhig. Jetzt sieht er es auch. Es ist ein Rjenjak, ohne Zweifel! Es steht neben einem Nadelbaum in der Nähe eines Felsen, in einer Entfernung von fünfzig Metern. Dahinter trotten zwei junge Tiere hinterher. Daneben ist noch ein Rjenjak. ‚Mist, daß wir keine Fallen aufgestellt haben!‘ denkt Njoc´ vor sich her. Er legt jetzt sein Gewehr an. Das Gewehr hat eine elektronische Zielsuche. Man trifft also fast immer das Ziel. Plötzlich hören sie ein Geräusch. Es ist das Geräusch eines Jägers oder eines anderen Fluggerätes, sie wissen es nicht so genau. Die Tiere sind Aufgeschreckt und laufen davon. Die zwei Reunos fluchen bösartig. Sie sehen sich um. Dann verschlug es ihnen die Sprache. So etwas haben sie noch nie gesehen. Das Fluggerät fliegt in niedriger Höhe. Es kommt rasch näher. Reclam ist außer sich vor Wut. Er rastet aus, nimmt sein schweres Mini-Rak-Gewehr, und zielt. „Nein! Tu´ das nicht!“ schreit Njoc´Arc. Aber es ist schon zu spät. Reclam zielt, und schießt auf das fremde Fluggerät!

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*

Der ‚kurze‘ Ausflug dauert nun doch etwas länger. Seit über drei Stunden sind die Vier, Jürgen Vogel, Sabine Wild, Terc ´lon und Andrac, schon unterwegs. Sie bleiben aber in der Nähe des Schiffes, nicht weiter als vierhundert Kilometer entfernt.

Sie fliegen Rund um die Gegend herum, und landen auch einmal. Nachdem sie sich im Schnee vergnügt hatten, flogen sie wieder weiter. Anfangs waren sie noch voller Euphorie über den gelungenen Streich, nun macht sich schlechtes Gewissen breit. Oder, besser gesagt, bei Sabine! Den Anderen scheint dies nichts auszumachen. Sie wollen am liebsten immer noch in der Gegend herum fliegen! „Jetzt ist genug. Laßt uns umkehren!“ sagt Sabine lustlos. Sie hat keine Lust, länger in der Gegend herumzufliegen. „Sonst werden wir auch noch vermißt! Wer weis, ob die vom Schiff noch nicht herausbekommen haben, daß wir den Code geknackt, und wir uns unerlaubt vom Schiff entfernt haben! Wir sollten schon so langsam wieder zurückfliegen!“ „Noch ein paar Minuten, dann kannst du zurückfliegen!“ sagt Jürgen Vogel bittend. „Meinetwegen!“ murmelt Sabine. Die Vier überfliegen immer noch die große, flache Ebene in niedriger Flughöhe, östlich von der Firebird. Sabine, die Pilotin, steuert den Gleiter. Nur sie hat einen Pilotenschein. ‚Dann haben wir wenigstens eine Vorschrift nicht verletzt!‘ denkt sich Sabine. ‚Dann können wir auf mildernde Umstände plädieren!‘ denkt sie ironisch weiter. Sie sehen die phantastischsten Tiere vorbeihuschen. Für die Vier ist dies nichts neues. Sie haben schon viele Planeten besucht. Sie haben Lebewesen gesehen, die konnte man sich nicht in den kühnsten Träumen vorstellen! „Hey, was ist das?“ fragt Jürgen und deutet auf den Ortungsschirm, auf dem ein roter Punkt flackert. Dann geht 61

alles sehr schnell, so schnell konnten die Vier gar nicht denken! Etwas explodiert. Gleichzeitig werden sie durchgerüttelt. Der rechte Flügel wird von mehreren Geschossen gestreift, und diese Geschosse explodieren und reisen den Flügel ab. Geistesgegenwärtig und blitzschnell handelt Sabine. schaltet das Triebwerk ab, löst den Bremsfallschirm Notfall, und versucht, den Gleiter möglichst gerade halten. Dies alles scheint sie fast gleichzeitig zu

Sie für den zu tun. Und

sie macht das gut, denn das Fluggerät schlingert nur ein kleines bißchen. Wenige Sekunden später streifen sie den Boden und schlittern im Schnee, auf dem Dach des Gleiters, noch ein paar hundert Meter weit. Sie haben auch gutes Glück, daß sie auf keinen Baum krachen, oder einem Felsen. Zwei Meter vor einem knorrigen, kleinen Baum bleibt der Gleiter stehen.

*

Die Mini-Rak-Geschosse fliegen davon, auf das fremde Fluggerät zu, welches schon fast nicht mehr zu sehen ist. Sekunden später ist eine Explosion zu sehen und zu hören. Der Gleiter stürzt in einiger Entfernung ab, ein paar Kilometer von hier. „Bist du wahnsinnig?“ schreit Njoc´Arc außer sich. „Weist du, was das bedeutet? Das sind Extra-Reunos, man! Bald werden andere von ihnen kommen, und dann haben wir einen interstellaren Krieg!“ „Vielleicht leben sie ja noch!“ sagt Reclam, der andere Reuno, ruhig, als ob nichts wäre. Ihm kommt nun plötzlich eine Idee. „Komm, wir gehen zu dem Wrack und sehen nach! Wir nehmen sie gefangen, und liefern sie aus! Ein paar hundert Clyms von hier ist eine wissenschaftliche Station, in der ich mal gearbeitet habe. Wir lassen die Fremden abholen, und 62

kassieren viele Tausend Karjics!“ Das ist eine Geldwährung in diesem Sonnensystem. „Das ist doch eine gute Idee, oder nicht?“ Reclams große, gelbe Augen scheinen aufzublitzen. „Du bist...! Du..., bist du jetzt völlig durchgeknallt!? Ich fass´ es nicht! Und wenn...!“ Weiter kommt Njoc´ nicht, denn er wird von Reclam unterbrochen. „Jetzt beruhige dich wieder! Für einige Tausend Karjics würde ich fast alles tun! Wenn man was will, muß man auch was riskieren! Die Fremden haben uns die Rjenjaks vertrieben! Dafür sollen

sie büßen! Und ihre Gefangennahme macht uns reich!“ Njoc´ denkt ein paar Sekunden nach, dann meint er: „Also gut! Du hast ja recht! Aber verrückt bist du trotzdem! Und geldgierig!“ Er macht eine kurze Pause, dann sagt er, mit funkelnden Augen: „Ich auch!“ Sie packen ihre Sachen, und marschieren in die Richtung des Gleiters, der abgestürzt ist. Reclam nimmt sein Mini-RakGewehr in seine Hand.

*

Die vier Besatzungsmitglieder, die sich in dem Gleiter befanden, bleiben unverletzt. Auch sieht das Fluggerät einigermaßen heil aus, nur ein Flügel fehlt. Der Gleiter ist auch leicht angeschwärzt. „Da haben wir gerade noch etwas Glück gehabt!“ meint Andrac in seinem knurrenden Akzent. „Das hätte auch schlimmer ausgehen können! Wenn uns das Ding, was immer es auch gewesen ist, voll erwischt hätte, wären wir jetzt tot!“ sagt Terc´lon trocken. Die Vier schauen sich an, dann lösen sie ihre Gurte und steigen aus dem Gleiter, dessen Tür sich öffnen läßt. Sie nehmen ihre Notpackete mit, und bleiben draußen stehen. „Was war das?“ fragt sich Jürgen Vogel. 63

„Das war ein Angriff vom Boden aus!“ beantwortet Sabine seine Frage. „So ne´ scheiße auch! Das waren bestimmt die Siedler vom 3. Planeten, warum auch immer!“ „Auf jedem Fall sind wir nun in mächtigen Schwierigkeiten! Wie sollen wir das erklären!?“ fügt Terc´lon hinzu. „Ja, da hast du allerdings recht!“ bekräftigt Sabine Terc ´lons Aussage. Jürgen schaut auf den Boden und sagt nichts. Er fühlt sich mies. „Was machen wir jetzt?“ fragt Andrac in die Runde. Stille. Niemand sagt etwas. Sie schweigen fast eine Minute lang, dann ergreift Sabine das Wort. „Wir müssen unser Schiff benachrichtigen. Der Funk

funktioniert, glaube ich, noch. Wir werden bestimmt mächtigen Ärger bekommen, aber wir müssen dafür gerade stehen, was wir getan haben! Wir sind alle mitschuldig, jeder einzelne gleich! Vielleicht bekommen wir ja mildernde Umstände, weil wir uns stellen! Wir müssen mit einer Kriegsgerichtsverhandlung rechnen! Unseren Kopf werden wir nicht verlieren, höchstens unseren Job. Seid ihr einverstanden, daß ich funke?“ „Ja, meinetwegen!“ sagt Jürgen leise. Die Anderen stimmen ebenfalls zu. Dann geht Sabine in den Gleiter und funkt. Sie sagt alles. Auch, wie sie die Computer getäuscht hatten, auch, daß sie abgeschossen wurden, aber unverletzt seien. Ernst Vogel, der Captain selbst, ersetzt nun den Funker und spricht selbst in den Intercom. Er klagt Sabine nicht an. Er scheint sehr ruhig zu sein. Er kennt seinen Sohn. ‚Das ist bestimmt auf seinem Mist gewachsen!‘ denkt der Captain nebenher. Irgendwie scheint er seinen Sohn zu bewundern. Er wird noch mit ihm ein paar Worte sprechen, wenn er zurück ist, und sich eine nette Strafe einfallen lassen! In den Intercom spricht er dann etwas anderes. „Wir holen euch dort raus! Ich werde einen Gleiter schicken!“ Sabine gibt die Koordinaten durch, und beendet den Funkspruch.

* 64

Die zwei Reunos haben schon längst die geheime Station informiert. Der Führer der geheimen Station sagt zu, und schickt ein Fluggerät hin zu ihnen, als ihr Standpunkt bekannt wird. Njoc´Arc und Reclam Orhsc haben die Absturzstelle fast erreicht. Nur noch fünfzig Meter trennt sie vor den Fremden. Die beiden Reunos haben sich hinter einem Felsen versteckt. Ihre Anzüge sind schneeweiß, so kann man sie im Schnee nur sehr schwer entdecken.

Neben den Felsen stehen, im Abstand von zehn und sieben Metern, zwei weitere Felsen. Drumherum stehen ein paar Büsche und Bäume, dann ist fast 50 Kilometer nichts, aber bei den Fremden, dort steht ein knorriger, alter Baum. Njoc´ und Reclam sitzen im Schnee und unterhalten sich. Sie haben die Fremden schon gesehen. Wenn sie so die Fremden sehen, vermuten sie, daß sie unverletzt sind, nur einer humpelt. Sie sehen auch den Gleiter. Er liegt auf dem Dach. Er ist fast unversehrt. Aber komischer Weise interessiert den Reunos der Gleiter nicht. Warum auch immer. Die Fremden scheinen sie, die zwei Reunos, noch nicht entdeckt zu haben. Njoc´Arc und Reclam schauen abwechselnd durch das Fernglas. „Was sollen wir tun?“ fragt sich Njoc´Arc. „Wenn wir los gehen, müssen wir damit rechnen, daß die Fremden uns sehen! Wir wissen nicht einmal, ob sie Waffen dabei haben! Wir wissen gar nichts, nicht einmal, ob es weitere Extra-Reunos gibt! Wenn es noch mehr Fremde dieser Sorte gibt, sind sie bestimmt schon benachrichtigt worden!“ Reclam erwidert darauf genervt: „Beim großen Reijc´Chraa! Du jammerst schon wieder! Das ist ja grausig! Mir wird schon etwas einfallen!“ Reijc´Chraa ist eine Gottheit bei den Reunos. Etwa 60% der Reunos glauben an diese Religion. „Und schieß sie ja nicht zusammen, wenn sie fliehen!“ meint darauf Njoc´. „Du mußt Vorsichtig sein!“ „Ich werde schon aufpassen!“ erwidert Reclam gelangweilt. 65

Dann kommt ihm eine Idee. „Wir schleichen uns sehr lautlos und langsam an sie heran! Wir haben doch einen weißen Anzug an! Damit fällt es ihnen schwer, uns zu entdecken. Setzen wir unsere Kapuze auch noch auf! Also, lass uns los gehen!“ „Sollen wir nicht lieber warten, bis der Copter da ist?“ fragt Njoc´, der diese Idee nicht so gut fand. Copter sind Helikopterähnliche Fluggeräte. „Nein, das geht nicht!“ protestiert Reclam heftig. „Die Fremden müssen schon in unserer Gewalt sein, wenn der Copter eintrifft! Ich habe dir schon einmal gesagt, daß wir ein

Risiko eingehen müssen, wenn wir was erreichen wollen! Jetzt stell dich nicht so an und lass uns los gehen!“ „Wenn du meinst, gut! Einverstanden! Aber beklag´ dich nicht, wenn etwas schief geht!“ Die beiden Reunos packen ihre Sachen ein und schleichen los, ganz langsam und ruhig. Nach zwanzig Metern passiert etwas.

*

Die Vier sitzen im Schnee und warten. Jürgen hält Ausschau nach den Außerirdischen. Er wird immer nervöser, je länger sie warten. Jürgen ist der einzige, der steht und in der Gegend herum humpelt, obwohl er gesundheitlich Angeschlagen ist. Die Anderen reden miteinander. Nur Jürgen nicht. Er schaut fast nur in die Richtung, in die der Gleiter abstürzte. Links von Jürgen sind ein paar Felsen, er weis nicht die genaue Himmelsrichtung. Er beachtet sie nicht. Er will zurück zum Schiff, was die Anderen auch wollen, nur, ist das Schiff für ihn so etwas wie eine Heimat. Er wurde in Sternstadt, der Hauptstadt des NDI, geboren, im Jahre 3050. Sternstadt hatte ganz früher einmal den Namen Stuttgart, und wurde im frühen 22. Jahrhundert unbenannt in Sternstadt. Sie wurde so benannt, weil dort hauptsächlich 66

Raumschiffe vom Daimler-Werk gebaut wurden, oder Triebwerke von Raumschiffen hergestellt werden. Und, das Markenzeichen dieser Firma ist der dreizackige Mercedesstern! Noch einen Grund für die Namensbenennung (Umbenennung) ist, daß Stuttgart zum „Tor zu den Sternen“ wurde, dem gigantischen Raumhafen, den es Heute, im 31. Jahrhundert, noch gibt. Heute, im 31. Jahrhundert, leben in dieser Stadt 180 Millionen Wesen von der Galaxis, nur 69% davon sind Menschen! Die Anderen kommen von den verschiedensten Planeten der Galaxis! Seit 3071 ist es her, als Jürgen zum ersten mal die Firebird

betrat. Seit dieser Zeit war er nur zwei mal zwei Wochen in Sternstadt! Auf fremden Planeten befand er sich viel öfters. Er hat in den 12 Jahren schon hunderte von Planeten besucht. Aber seine Heimat wurde die Firebird! Jürgen Vogel denkt nach. Er denkt sich: ‚Wenn die Außerirdischen uns gefangen nehmen wollen, müssen sie einen sicheren Ort wählen. Dort, wo man sie nicht sieht! Die paar Felsen dort sind wie geschaffen für solch ein Vorhaben!‘ Er blickt nun doch zu den Felsen. Er sieht nichts. Er schaut weiter, läßt sein Blick umher schweifen. Plötzlich war ihm, als ob sich etwas bewegte. Jürgen ist sich nicht sicher. Dann schaut er noch einmal etwas genauer hin. Es sieht aus, als ob sich der Schnee bewegt! „Hey, dort ist etwas im Schnee!“ schreit Jürgen zu den Anderen. Die Drei schauen sich überrascht um. Zur gleichen Zeit hören sie ein Motorengeräusch. Dann geht alles sehr schnell. Die Außerirdischen sind aufgestanden, einer der Beiden schießt auf den Gleiter. Er explodiert eine Sekunde später. Trümmer fliegen davon. Terc´lon wollte zu den beiden Außerirdischen rennen, als ein Geschoß vom Gewehr des Anderen vor ihm aufschlägt. Schnee spritzt auf. Der Tiflon bleibt abrupt stehen. Die Außerirdischen richten nun die Waffen auf sie. Sie sprechen in einer Sprache voller Klicklaute und Gequieke.

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„Bleib ruhig Terc´lon, unternimm nichts falsches! Das gilt auch für die Anderen!“ schreit Jürgen, und schaltet seinen Translator ein. Die Vier verhalten sich ruhig. Sie haben keine Waffe in der nähe. Die fremden Siedler kommen näher. Sie halten ihre Waffen im Anschlag und klicken und quieken in ihrer Sprache. Sie scheinen nervös zu sein. Die Vier hocken sich in den Schnee und rühren sich nicht. Sie sind gefangen!

12.KAPITEL: Der Neliklan

Arhc´Nehrc´s Jäger und die anderen fünf Reunojäger sind im Stützpunkt in Rjempt Noor, welcher sich ein paar Kilometer auswärts von dieser Stadt befindet, gelandet. Arhc´Nehrc fährt mit einem Bodengleiter, der mit Magnetstrom betrieben ist, zum Regierungshauptquartier mitten im Zentrum der 250.000 Einwohner großen Metropole, Rjempt Noor. Die anderen Reunopiloten haben nun dienstfrei und vergnügen sich. Arhc´Nehrc fährt durch einen einigermaßen dichten Nadelwald. Die Stadt liegt mitten im P´tock Raah´-Wald. Er besteht fast nur aus schlanken Nadelbäumen, und erstreckt sich viele hundert Kilometer weit. Er sieht einige Raumschiffe starten und landen. Der Raumhafen ist ebenfalls in der Nähe. Es ist dort kälter als in der großen Ebene, hier herrschen – 47° Celsius! Etwas zu kalt für Reunos, aber die Reunos, welche auf Reeljickaah leben, haben sich an das rauhe Klima dieses Planeten gewöhnt. Viele Reunos sind schon von Geburt an auf diesem Planeten. Ihr Körper hat sich darauf schon eingestellt. Das Gefährt erreicht die ersten Gebäude der Stadt. Es sind schmucklose Quader- und Kastengebäude, aus einem Betonähnlichem Material gebaut. 68

Nach etwa zehn Minuten erreicht er den Regierungsbezierk, der von Militär- und Polizeikräften stark bewacht ist. Der Regierungsbezierk ist riesengroß. In der Mitte steht das Hauptgebäude, ein zylinderförmiges Gebäude, mit einer Kugel oben drauf. Sternförmig davon stehen weitere größere und kleinere Gebäude. Rund um den Regierungsbezierk steht ein meterhoher Zaun mit Selbstschußanlagen, und dieser Zaun steht ebenfalls noch unter Strom, Starkstrom! Arhc´Nehrc muß zum mittleren Gebäude. Dort ist auch der Senat von Reeljickaah untergebracht. Der Senat wird vom reunischen Volk auf diesem Planeten gewählt. Der Neliklan wiederum wird vom Kaiser persönlich gewählt. Der Kaiser befindet sich auf Reuno, und ist das Oberhaupt der Reunos in diesem Sonnensystem. Es gibt überall im System

versteckte, kaiserfeindliche Separatisten, welche die Monarchie, die nun schon mehrere hundert Erdenjahre auf Reuno herrscht, abschaffen wollen, und setzen sich für so etwas wie eine Demokratie ein. Deshalb ist der Regierungsbezierk so stark bewacht. Aber zum Senat will Arhc´ nicht. Er will, oder er muß, persönlich mit dem Neliklan sprechen. Er erreicht eine Schranke. Dort stehen schwer bewaffnete Wachen. Arhc´ zeigt seinen Ausweis, und darf passieren. Die Straße ist von Schnee freigeräumt. Es sind auch keine Schneeberge zu sehen, es ist, als ob der Schnee weggedampft wurde. Wie, das weis Arhc´Nehrc selber nicht so genau. Als er das Fahrzeug geparkt hat, betritt er das Gebäude. Er muß auch dort seinen Ausweis zeigen, und seine vierfingrige Hand auf einen Sensor legen, der mit dem Hauptcomputer verbunden ist. Der Computer gibt grünes Licht, und die Wachen winken ihn durch, obwohl er eine Waffe hat. Die Wachen und der Computer haben erkannt, daß Arhc´Nehrc einen hohen Rang hat. Ein paar Minuten später trifft er den Neliklan im Konferenzsaal mit noch anderen hohen Regierungsmitgliedern. „Entschuldigen sie die hohen Sicherheitsmaßnahmen, aber in Pjoc Yahc und vielen anderen Städten des Kaiserreiches, wurden schwere Anschläge mit Zehntausenden von toten verübt! Die Nachricht kam vor wenigen racs ein, direkt von Reuno!“ 69

sagt der Neliklan betroffen. Das hat sich Arhc´Nehrc fast schon gedacht. Dann kommen sie auf die Extra-Reunos zu sprechen. Der Neliklan fragt sehr genau, er will jede Einzelheit wissen. Er will nicht so recht glauben, was Arhc´Nehrc und seine Piloten gesehen haben. „Es sind eindeutig Extra-Reunos! Ich habe Beweise mitgebracht!“ bekräftigt Arhc´Nehrc, und öffnet seinen Koffer. Dort befindet sich eine Computerdisk mit Filmaufnahmen darauf. Er schiebt die Disk in den Computer. Die Bildwand im Konferenzsaal zeigt Bilder von großen Fluggeräten (für Reunobegriffe). Dann ist eine fremde Sprache zu hören. Reijk´Noor klappt seine Zahnreihe auf und wieder zu. Ein Zeichen bei Reunos für Überraschung und

Verwunderung. Allmählich scheint der Neliklan zu begreifen. Ihn erreichte vor einem rac ein Funkspruch von Janc´Pjorh, dem Wissenschaftsleiter einer streng geheimen Station. Er gab ihm, Reijk´Noor, bekannt, daß sie ein fremdes, ExtraReunisches Wesen gefangen haben. Dieser Janc´Pjorh hat ihm auch berichtet, daß sie ein Übersetzungsgerät in ihren Besitz haben. Der Fremde sprach von irgend einer Gefahr, und einem riesigen Raumschiff. Reijk´Noor hatte gesagt, er melde sich später bei Janc ´Pjorh. Der Wissenschaftsleiter hat ihn gefragt, was er tun solle mit dem Gefangenen. Daraufhin sagte der Neliklan, er solle nichts tun und abwarten, was er, der Neliklan, später sagen würde. Sie sehen auf dem Bildschirm im Konferenzsaal die weiteren Vorkommnisse. Reijk´Noor sieht, wie ein Reunopilot durchdreht und schießt, dann ging alles sehr schnell. Er sieht, wie der Pilot abgeschossen wird, und darauf dann drei Jäger die Extra-Reunos angreifen. Diese schießen dann zurück und zerstören die Angreifer. Dann erlischt die Bildwand, das Licht geht wieder an. Jetzt begreift der Neliklan, was dies bedeuten könnte. Auch die anderen Reunos im Saal scheinen zu begreifen. Ein leises Geklicke und Gequieke ist zu hören. Menschen würden sagen, ein Raunen liegt in der Luft. 70

Reijk´Noor schaut Arhc´Nehrc besorgt an. „Auch das noch! Wir haben genug interne Probleme! Und jetzt zetteln wir einen interstellaren Krieg an!“ Er macht eine kurze Pause, schaut mit seinen großen Augen in die Runde, und redet dann weiter. „Ich habe eine Nachricht von einem Leiter einer streng geheimen, wissenschaftlichen Station bekommen, daß sie einen der Fremden gefangen genommen haben! Ich werde ihm befehlen, den Gefangenen hier her zu bringen, in diese Stadt, und er soll das Gerät der Fremden mitbringen, welches die Sprachen unserer beider Völker übersetzen kann. Dann sprechen wir mit den Fremden und liefern ihn am besten aus! Das wäre die beste Lösung!“ Dann erschüttert plötzlich eine Explosion den Raum und das Gebäude. Reunos werden zerrissen, andere werden durch den

Raum gewirbelt, wieder Andere werden verbrannt. Ein Feuerball steigt auf. Arhc´Nehrc schmeißt sich geistesgegenwärtig auf den Neliklan, um ihn zu schützen. Eine Druck- und Flammenwelle rollt über sie hinweg. Arhc´Nehrc hat eine braune, feuerfeste Uniform an. Sie kann einiges ertragen. Ihm wurde für einige Augenblicke sehr heiß, dann war die Feuer- und Druckwelle vorbei. Überall ist Rauch, es brennt lichterloh, Reuno-Körperteile und Organe liegen überall verstreut herum, und orangegelbes Blut von Reunos klebt überall am Boden und an den Wänden. Arhc´Nehrc und den Neliklan hat es nicht so stark erwischt, sie leben noch. Sie haben nur ein paar Verbrennungen und Schrammen am Reunokörper. Arhc´ zieht den Neliklan mit sich, und zieht ihn aus den Flammen, durch die rauchenden und brennenden Gänge, wo überall tote und verstümmelte Reunos herum liegen, ins Freie. Dort sind Schüsse zu hören, und weitere Explosionen. Überall steigt Rauch auf, und Flammen entstehen. Sie sehen durch den Rauch hindurch, wie Reunos auf andere Reunos schießen. Reijk´Noor stellt fest: „Das sind die Separatisten! Sie planen wahrscheinlich eine Großoffensive gegen die Regierung und den Kaiser!“ 71

Kühl und entschlossen, als ob nichts wäre, sagt der Neliklan weiter: „Wir müssen in die Stadt, zu einer weiteren Funkstation, nicht sehr weit von hier! Ich muß dem wissenschaftlichen Leiter zuerst befehlen, daß er mit dem Fremden und dem Gerät hier her kommt! Wir müssen uns durchkämpfen!“ Arhc´Nehrc sagt darauf nichts, er folgt dem Neliklan, der nun losläuft.

13.KAPITEL: Auf der Suche nach den Vermißten

Es ist 17.30 Uhr Bordzeit. Ernst Vogel ist sehr besorgt. Er sitzt im Konferenzsaal mit den Anderen, führenden Kräften der Firebird zusammen. Sie besprechen die Lage. Von dem Gleiter, den sie zur Rettung von Jürgen Vogel, Sabine Wild, Terc´lon und Andrac losgeschickt haben, fehlt jede Spur. Er ist noch nicht zurückgekehrt, auch ist keine Nachricht von ihm zu vernehmen. Der Captain rechnet damit, daß wahrscheinlich die Siedler vom 3. Planeten sie abgeschossen haben, nachdem sie die Nachricht von den Vorfällen mit der Rettungsmission mitbekommen haben. Der Captain ist sich sicher, daß es den Gleiter und den Piloten nicht mehr gibt. „Ich werde zur Untersuchung in die selbe Gegend schicken, einen Gleiter in das Gebiet, wo der andere Gleiter vermißt wird. Zwei Personen werden mitfliegen. Aber diesmal bleibt der Schutzschirm an!“ Der Captain schweigt ein paar Sekunden, dann fällt ihm etwas ein. „Ich werde den Gleiter fliegen! Und ein paar Untersuchungen durchführen!“ 72

„Sie?“ fragt der erste Offizier, Wiliam Redhourse. Er ist überrascht, wie einige Andere ebenfalls. „Das ist gefährlich, Captain! Wir dürfen sie nicht...!“ Ernst Vogel unterbricht ihn. „Machen sie sich um mich keine Sorgen, Redhourse! Ich weis am besten, was zu tun ist! Es ist schon einiges schlecht gelaufen, jetzt will ich es selbst in die Hand nehmen! Ich werde zwei Raumsoldaten mitnehmen, die erfahren sind! Die Sitzung ist beendet!“ sagt er, verläßt den Raum und geht in Richtung Hangar. Unterwegs benachrichtigt er per Intercom an seiner Uniform die zwei Raumsoldaten, und befiehlt ihnen, ihn, den Captain, zu begleiten.

*

Die Reparaturen des Hyper-Vanderveldgenerators gehen voran. Höchstens noch 48 Stunden Bordzeit, dann kann die Firebird wieder starten und den Ort verlassen, heimfliegen. Bis dahin müssen alle Besatzungsmitglieder wieder an Bord sein. Möglichst lebend! So denkt der Captain, der mit den zwei Raumsoldaten im Gleiter davon fliegt. Er hat den Schutzschirm auf höchste Leistung eingeschaltet. Auch hat der Gleiter zwei leichte Phaserkanonen an den Flügeln. Der Captain ist besorgt, auch um seinen Sohn, obwohl er selber Schuld ist. Es würde ihm, Ernst Vogel, schon freuen, wenn sie die vier Ausreiser lebend finden würden. Er würde auf eine Kriegsgerichtsverhandlung verzichten, wenn er die Vier nur lebend finden würde. Er würde sich schon eine nette Strafe einfallen lassen! Sie fliegen durch die kalte, weiße Landschaft. Die beiden Soldaten heißen Artur Mc Glenn und Annette Border. Sie haben schon viele Kampfeinsätze und geheime Missionen außerhalb des Schiffes hinter sich. Sie sind 45 und 50 Jahre alt. Das entspricht im 31. Jahrhundert den Jahren 35 und 40. Jetzt sehen sie etwas im Schnee. Der Captain bremst den Gleiter so weit herab, daß er nur noch mit 43 Km/h fliegt, 73

und kreist in niedriger Höhe um ein Gleiterwrack. Er liegt auf dem Dach, ist angeschwärzt, und ein Flügel fehlt. „Das ist bestimmt der Gleiter der Vier, die nun ebenfalls vermißt werden!“ stellt der Captain fest. Sie schweben in geringer Flughöhe um die Umgebung herum. Dann können sie was sehen. „Da liegen Trümmer herum!“ bemerkt Annette Border. Sie ist Groß, stark, burschikos und kräftig. „Wir landen und sehen uns das mal genauer an!“ sagt der Captain, und landet den Gleiter in der Nähe von ein paar Felsen, unweit von dem havarierten Gleiter entfernt. „Ich und Annette gehen raus und schauen uns um. Du, Arthur, bleibst im Gleiter und paßt auf, was passiert!“ sagt der Captain. Er und die zwei Anderen haben ihre Kampfanzüge an. Der Schutzschirm wird für ein paar Sekunden abgeschaltet,

als die Beiden den Gleiter verlassen haben, sonst wären die Beiden womöglich lebendig gegrillt worden! Dann schalten die Beiden den Schutzschirm ihres Kampfanzugs an, um sicher zu gehen. Sie erkunden die Gegend. Sie finden mehrere Trümmerteile, und Fußstapfen von verschiedenen Lebewesen. Dann sind noch kleine, breite Fußspuren zu sehen, und vom Felsen zum Gleiter sind Schleifspuren sichtbar. „Wahrscheinlich ist dort jemand gekrochen!“ meint Annette. „Sie haben recht!“ erkennt der Captain, und verfolgt die Spuren. Er schaut sich um. Jetzt entdeckt er wieder etwas. Er läuft hin. Dann sieht er tellerförmige Absätze im Schnee, die ziemlich tief sind. In weiten Abständen von einander. „Schauen sie, dort im Schnee! Ich glaube, das sind Stützen eines Fluggeräts! Drumherum ist auch der Schnee verweht, wie von einem Gerät mit rotierenden Flügeln, ich weis auch nicht, was!“ meint der Captain und denkt nach. Annette kommt hinzu und sieht es nun auch. Ihr fällt auch sofort ein, was das sein könnte. „Ich glaube, eine Helikopterähnliche Flugmaschine, wie es sie bis Anfang oder Mitte des 22. Jahrhunderts auf der Erde noch gab!“ 74

„Ja, genau, jetzt fällt es mir wieder ein!“ Dem Captain fällt es wie Schuppen von den Augen. „Solche Geräte stehen im Technikmuseum in Sternstadt! So ein ähnliches Gerät muß es sein!“ Dann ist er ein paar Sekunden ruhig und schaut sie an, danach sagt er: „Sie sind entführt worden von den Fremden! Die finden wir nicht mehr so schnell!“ Resigniert denkt er nach. Nach über zwei Minuten stillen Nachdenkens sagt er: „Wir gehen zurück zum Gleiter und suchen die anderen Vermißten! Vielleicht kommen wir ja dadurch weiter! Wenn wir schon hier sind!“ Annette schaut ihn verdutzt an, sagt dann aber: „Aje, aje, Captain!“ Der Captain ruft nun über Intercom das Schiff an, und schickt ein paar Raumjäger (10 Stück) und 1 bis 2 Truppentransporter zu der größten Stadt der fremden Siedler,

die weiter Nordwestlich, 4.100 Km, liegt. Er befiehlt ihnen, zuerst Kontakt mit den Fremden per Translator aufzunehmen, und sie sollen nur im äußerstem Notfall das Feuer eröffnen! Der Captain hat auch erzählt, daß womöglich mehrere Besatzungsmitglieder von den Fremden gefangen genommen worden sind, und er die anderen Vermißten suchen werde. Die Rettungsmission solle weiterhin laufen. Dann verabschiedet er sich, und der Gleiter fliegt los.

*

Die fremde, orangegelbe Sonne liegt im Zenit, es ist Mittag in dieser Gegend auf diesem Planeten, wo sich die Drei, Andree Riot, Peer Clemens und Jörg Ratzler, befinden. Es ist 19.00 Uhr Bordzeit. Ihre Schutzkleidung ist wieder durchnäßt, und es ist kalt! 75

Sie konnten durch den Zwischenfall in der Bärenhöhle ihre Kleidung nicht genügend trocknen, und die Batterien nicht genügend aufladen. Es ist trotzdem sehr kalt, auch wenn die Temperatur ein wenig hoch gegangen ist, das Thermometer zeigt trotzdem noch –23° Celsius an! Sie sind am Ende und fertig. Drei Stunden und fünfundvierzig Minuten sind die Drei nun wieder unterwegs, und haben weitere fünf Kilometer zurückgelegt. Einige wilde Tiere begegneten ihnen auf ihrem Weg, die sie verscheucht oder getötet haben. Ein paar Wolken tauchen nun am Himmel auf. Die Drei bauen nun ihre Zelte auf, und machen Rast. Unweit von ihrem Standpunkt entfernt finden sie eine weitere Höhle. Jörg Ratzler vergewissert sich, daß keine ‚Bewohner‘ in dieser Höhle sind. Er findet nichts, nur ein paar Fledermausähnliche Tiere, die aufgeschreckt werden, als er mit der Lampe hinein leuchtet. „Diese Höhle ist OK!“ sagt Jörg zufrieden. „Nur ein paar

Fledermäuse!“ Sie ziehen in die Höhle ein, trocknen die Kleidung am Atomkocher, laden die Batterien auf und erwärmen sich. Sie haben alle kalte Füße. Peer jammert vor sich hin. Die Anderen beachten ihn nicht. Jörg schaut hinaus. Der Himmel verdichtet sich mit Wolken. „Es wird bald wieder schneien!“ bemerkt er. „Wir sollten ein paar Stunden hier bleiben und ein wenig schlafen, uns ausruhen!“ meint Jörg Ratzler. „Ich werde die erste Wache halten. Wir wechseln uns zweistündig ab!“ „Ja, und dann schläfst du wieder ein!?“ sagt Andree etwas abfällig. Jörg verteidigt sich. „Nein, diesmal passe ich auf! Ich werde einen Würfelkaffee trinken!“ „Na, dann ist ja gut!“ gibt sich Andree zufrieden. Sie richten sich ein Abendessen. (weil ihre innere Uhr sich schon auf den Abend und die Nacht einstellt, und, weil sie sehr müde und fertig sind!) Dann legen sich die Anderen schlafen. Sie haben einen Schlafsack aus sehr dünnem, leichtem Material, aber er hält 76

warm. Es ist nämlich eine Heizung darin eingebaut, die man nicht sieht. Jörg Ratzler schaut sich die Höhle genauer an. Sie scheint ziemlich groß zu sein. Die Höhle ist durchsetzt von Stalaktiten und Stalakniten. Als er weiter in die Höhle hinein geht, entdeckt er mehrere Knochen und Skelette. Sie sehen humanoid aus. ‚Das sind wahrscheinlich die Eingeborenen dieses Planeten!‘ denkt Ratzler. Sie scheinen schon lange dort zu liegen. Er fragt sich, wer oder was sie getötet hat! Fledermäuse schlafen in der Höhle. Ein paar von ihnen werden Aufgeschreckt, und fliegen ihm um die Ohren. Sie beißen ihn ins Ohr. Er blutet. Jörg schreit laut auf. Die Anderen wachen auf. „Was n´ los?“ nuschelt Andree schlaftrunken. „Diese scheiß Biester haben mich gebissen! Ins Ohr und in die Backe! O Gott, hoffentlich sind diese Biester nicht giftig!“ „Lass mal sehen!“ sagt Andree. Peer meint: „Sind das

Vampire? Saugen sie Blut von anderen Lebewesen?“ „Quatsch nicht rum!“ weist ihn Andree zurecht. „Sie werden Aufgeschreckt worden sein, und sind deshalb so aggressiv! Wir müssen diese Tiere in ruhe lassen!“ fügt er noch hinzu. Er schaut sich die Wunde an. Er holt den Medi-Kasten und nimmt eine weitere Injektionspistole heraus, um sie Jörg in den Hals zu drücken. Ein Mittel strömt in seinen Körper. „So, jetzt wird alles gut, hoffe ich! Wir legen uns wieder schlafen. Pass weiterhin gut auf uns auf, Jörg!“ Dann legen sie sich wieder hin. Jörg klappt den Zeltvorhang auf, der sich vor der Höhle befindet, zum Schutz vor Kälte. Er schaut in den Himmel. Es schneit wieder, obwohl es sehr kalt ist. Es fliegen einige komische Vögel in der Luft herum, auf der Suche nach Beute. Dann hört er etwas. Es ist das Motorengeräusch eines Gleiters.

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„Das sind unsere Leute!“ schreit Jörg voller Freude. Dann holt er seine Phaserpistole, schießt in die Luft, fuchtelt mit den Armen herum und schreit. „Hier her! Hier sind wir!“ schreit er lauthals. Er rennt mit bloßen Füßen, und nur bekleidet mit der Unterwäsche, in den Schnee hinaus. Als die Anderen merken, was los ist, rennen sie ihm hinterher und schreien ebenfalls lauthals. Jörg schießt noch ein paar mal mit dem Phaser in die Luft. Der Gleiter scheint sie bemerkt zu haben, denn er wendet, drosselt seine Geschwindigkeit und setzt zur Landung an. Er landet fünfzig Meter von ihnen entfernt. Die Drei rennen zu dem Gleiter, der mit zwei Phaserkanonen bewaffnet ist. Plötzlich wird Andree von zwei Pfeilen getroffen. Er wird an Arm und Schulter verletzt. Blut strömt aus der Wunde. Er schaut sich überrascht und verwirrt um. In der Nähe von ein paar Bäumen und Felsen stehen ein paar große, Zottelaffenähnliche, wilde Eingeborene, etwa vier von diesen, und schießen Pfeile nach ihnen. Die Drei sind überrascht, und laufen geduckt zum Gleiter. Der Gleiter schießt zwei Phasersalven in die Richtung der

Fremden. Die Schüsse setzen zwei Bäume in Brand. Danach schießt der Gleiter noch zwei Salven ab. Diese treffen wenige Zentimeter vor den Wilden in den Schnee. Schnee verdampft. Die Wilden flüchten, als sei der Teufel hinter ihnen her! Der Gleiter öffnet sich. Der Captain der Firebird steigt aus. Die Drei wundern sich. „Was, sie persönlich suchen uns?“ fragt Jörg überrascht. Der Captain sagt nichts. Er geht nur zu Andree Riot und schaut seine Wunde an. Er hat ihm die zwei Pfeile wieder herausgezogen. Andree blutet stark. Er wird verbunden. Dann steigen die Drei in den Gleiter und fliegen davon.

14.KAPITEL: Julius Cäsar! 78

John Stoneage befindet sich im Cockpit, oder auch Brücke, eines kleinen Raumbootes, und langweilt sich. Er sitzt in seinem Sessel und beobachtet den Ortungsschirm, der nichts verdächtiges Zeigt. Es werden nur unbedeutende Schiffe von den beherrschenden Wesen dieses Systems gesichtet. Seit vier Stunden fliegt die ‚Odysseus-1‘ mit 10-fach schnellerer Geschwindigkeit, das sind zehn Millionen Kilometer in der Stunde, als am Anfang, dahin. Sie fliegen dem 5. Planeten, eines Gasriesen, entgegen. Jetzt ist das Raumboot vom 4. Planeten etwa 146 Millionen Kilometer entfernt! Links und rechts, und oben und unten vom Raumboot entfernt fliegen die Raumjäger, fünf an jeder Flanke. Sie haben alle, einschließlich der ‚Odysseus-1‘, den Tarnschild eingeschaltet, der sie vier Sekunden in die Vergangenheit versetzt. Sollten sie in ein Gefecht verwickelt werden, müssen sie den Tarnschild abschalten, sonst kann das Raumboot und die

Raumjäger nicht ihre Waffen abfeuern. In der kleinen Brücke befinden sich noch vier weitere Besatzungsmitglieder. Insgesamt befinden sich auf der ‚Odysseus-1‘ neunzehn Männer und Frauen. Sie besetzen die verschiedenen Stationen des kleinen Schiffes. Es gibt an Bord auch einen Arzt und zwei Arztgehilfen(in), für Notfälle. Der Colonel, John Stoneage, zündet sich eine Zigarette an und raucht sie. Der Rauch wird vom Lebenserhaltungssystem angesaugt und umgewandelt, welches sich auf jedem noch so kleinem Schiff befindet. Das Lebenserhaltungssystem hält ewig, mindestens 25 bis 30 Jahre. Dann muß ein neues eingebaut werden, und das ist sehr Zeitaufwendig. Das kleine Schiff hat auch eine künstliche Schwerkraft, wie jedes Schiff im 31. Jahrhundert. Die ‚Odysseus-1‘ hat Aggregate, welche die künstliche Schwerkraft erzeugen. 79

Früher, sehr viel früher, zu Pionierszeiten noch, im 21. Jahrhundert, gab es schon Schiffe mit künstlicher Schwerkraft. Das waren Module, die sich um ihre eigene Achse drehten, und somit die künstliche Schwerkraft erzeugten. Das erste Schiff, das bewegende Module hatte, war das erste Marsschiff, die ‚Mars-1‘, das am 1. April 2023 von der Mondumlaufbahn zum Mars startete. Die Menschen waren noch etwas skeptisch, aber es funktionierte. Seit 2076 an gab es die Schwerkraftaggregate auf irdischen Schiffen. Von dort an wurden dann diese Aggregate immer weiterentwickelt und verbessert. Nun gehen wir wieder zurück ins 31. Jahrhundert. Der Colonel sieht etwas interessantes auf dem Ortungsschirm. „Da ist was interessantes auf dem Ortungsschirm! In der Nähe des Gasriesen. Vergrößern und auf den Bildschirm, Verona!“ sagt er zu einem Besatzungsmitglied. Es ist die Steuerfrau, Verona Fernandes. Der Ausschnitt wird vergrößert. Es ist ein Kugelförmiges Schiff zu sehen, eindeutig ein Kreuzer der reinigenden Flamme, etwa dreihundert Meter groß. Er fliegt in der Nähe der Ringe des Gasriesen. Andere Kreuzer sind nicht zu sehen, aber sie können auch auf der anderen Seite des Gasriesen

sein, wo man sie nicht Orten kann. Dann taucht auch noch ein zweiter Kreuzer auf, genau so groß, wie der Andere. „Hoffentlich tauchen nicht noch mehr von ihnen auf!“ meint John Stoneage, der Colonel. Der Firebird konnten zwei schwere Kreuzer nichts antun, aber dem Raumboot, und den paar Jägern, ist das mehr als genug! Aber, es hilft alles nichts, sie müssen die Kreuzer zerstören, um jeden Preis! Sie dürfen nicht entkommen, sonst ist es um die Firebird und dem Volk dieses Systems geschehen! Die zwei Kreuzer können nicht viel anrichten, sie sind nur auf Patrouille, auf der Suche wahrscheinlich nach der Firebird. Ein Hyperfunkspruch genügt, um Juan Banderas Flotte zu Alarmieren. Dann dauert es nicht lange, bis vielleicht hundert schwere Schlachtschiffe davon hier sind! Die zwei Kreuzer scheinen noch nichts von der Firebird und dem Raumboot mit seinen begleitenden Raumjägern mitbekommen 80

haben, und das soll auch noch ein Weilchen so bleiben, denkt sich John. Er schaltet auf Normalfunk um, so daß die Jäger ihn gerade noch hören können. „Wir führen eine kurze Hypertransition durch!“ sagt der Colonel. „Wir werden den Tarnschild so lange wie möglich an lassen. Ich weis nicht, ob die zwei Schiffe uns entdeckt haben! Schaltet den Schutzschirm erst an, wenn wir in Schußweite sind!“ Sie können erst schießen, wenn der Tarnschild aus ist. „Wir greifen die zwei feindlichen Kreuzer sofort an! Ende!“ Wenige Sekunden später treten sie für wenige Sekunden in den Hyperraum. Für eine kurze Transition reicht auch eine niedrigere Geschwindigkeit.

*

‚Julius Cäsar‘, so nennt sich der Captain des einen Kreuzers selbst, sieht zwei Schiffe von dem Volk des 3. Planeten auf dem Ortungsschirm, welche auf sein Schiff, die ‚Feuersturm‘, sich zu bewegen. „Schießt sie ab! Schickt sie in die Hölle!“ befiehlt er seinen Männern und Frauen. Er sieht wie ein römischer Kaiser der menschlichen Frühgeschichte aus. Sein wirklicher Name ist Luici Stagnore, er hat italienische Vorfahren. Er hat graues Haar, das glatt auf der Kopfhaut liegt. Sein Gesicht wirkt hart und versteinert. Er sieht wirklich wie ein alter, römischer Kaiser aus. Nur, er hat eine moderne, rote Uniform an. Er ist selbst für das 31. Jahrhundert schon alt. Er hat stolze hundert Jahre auf dem Buckel! Er wurde vom Gal-Ab des NDI vor 50 Jahren unehrenhaft entlassen, und trieb als Raumpirat in der Galaxis sein Unwesen. Vor wenigen Jahren trat er dann der reinigenden Flamme bei. 81

Jetzt befehligt er die zwei Kreuzer, welche die Firebird Aufsuchen sollen. Bis jetzt haben sie noch nichts entdeckt, nur, daß dieses System bewohnt ist. Er dachte sich, daß die Firebird vielleicht sich in der Nähe eines Gasriesen verstecken würde, aber dort finden sie nichts. ‚Nur lästige, unterentwickelte Außerirdische!‘ denkt ‚Julius Cäsar‘ abfällig. „Sie kommen näher! Sie kommen wahrscheinlich von einer Station im Orbit um diesen Planeten! Sollen wir den Schutzschirm einschalten?“ fragt der Steuermann. Er meint die näherkommenden, länglichen, plumpen Schiffe dieses Systems. Es sind wahrscheinlich Kriegsschiffe. „Nein!“ sagt der Captain der ‚Feuersturm‘ in hartem Ton. „Schießt sie mit ein paar Transformsalven ab, sobald die Schußweite erreicht ist! Sie können uns nicht schädigen!“ Die fremden Schiffe funken in einer fremden Sprache. „Beachtet sie nicht!“ sagt Julius Cäsar hart. Sein Gesicht ist hart wie Stein, mit ein paar Narben versetzt. Dann ist die Schußweite erreicht. „Feuer frei!“ befiehlt der Captain. Die ‚Feuersturm‘ feuert.

Augenblicke später verglühen die Schiffe in einem gewaltigem Glutball. Es wird für einen Augenblick sehr, sehr hell, wie eine kurz aufleuchtende Sonne, die sofort wieder verblaßt. Nichts, kein Trümmerstück ist zu sehen! „Captain, Captain, dort ist was auf dem Ortungsschirm! Der Ortungsschirm meldet eine Hypertransition!“ Ein junger Fähnrich ist ganz Aufgeregt. Julius Cäsar schaut auf den Schirm. Jetzt erst erkennt er es. „Ha! Da haben wir doch etwas! Die schießen wir auch noch ab, dann schicken wir eine Hyperfunkbotschaft an den Chef. Wo die her kommen, gibt es auch noch mehr! Schutzschirm aktivieren! Das gilt auch der ‚Deathstar‘!“ befiehlt der Captain, und funkt an das zweite Schiff. „Wir werden sie von diesem Universum fegen!“

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*

Nach etwa 20 Sekunden im 5-dimensionalen Hyperraum treten das Raumboot und die Raumjäger in den normalen Weltraum ein. Sie schalten den Tarnschild aus, und den energetischen Schutzschild an. Sie sind nur noch wenige Zehntausende Kilometer entfernt von den beiden Schiffen, die sich nun auch bewegen. Zehn Jäger und das Raumboot konzentrieren sich auf ein Schiff, die anderen Zehn kümmern sich um das andere Schiff. Das Gesicht von Julius Cäsar ist nun auf dem Bildschirm der kleinen Brücke der ‚Odysseus-1‘ zu sehen. „Was, ihr Würmer wollt uns abschießen?“ provoziert der Captain des Feindes. „Ich mache euch einen Vorschlag. Wir verschonen euch, wenn ihr euch ergibt, und den Schutzschirm ausschaltet! Dann wird...!“ „Ha, ha! Wer’s glaubt, wird selig! Wir ergeben uns nicht! Wir vernichten sie!“ erwidert der Colonel, John Stoneage, überzeugt. Er läßt sich nichts anmerken. Er ist in

Wirklichkeit etwas nervös, und hat etwas Angst. Das Gesicht von Julius Cäsar verschwindet, auf dem Bildschirm sind nur noch zwei Murmeln (die Schiffe des Feindes), der nahe Planetenriese mit seinen Ringen, die Raumjäger und der ein oder andere Mond des Riesenplaneten zu sehen. Im Hintergrund sind noch ein paar Sterne zu erkennen. Der Colonel gibt den vier Waffenschützen Bescheid, sie sollen sich vorbereiten. Er hofft, die anderen zwei Raumboote, zusammen mit den anderen 40 Raumjägern, würden ihm zu Hilfe kommen, gibt die Hoffnung aber auf. Sie sind auf sich allein gestellt! ‚Wir schaffen das!‘ sagt er zu sich, und auch laut, damit die Anderen es hören können. Er will ihnen somit Mut zusprechen. 83

Die zwei Schiffe der reinigenden Flamme werden rasch größer auf dem Bildschirm. Nur noch wenige Sekunden ist die Schußweite entfernt. Sie würden die außerirdischen Schiffe rächen, das schwört sich der Colonel. Die Nerven sind angespannt, auf der ‚Odysseus-1‘ und den 20 Raumjägern. Zum Glück schicken die Kreuzer keine Jäger heraus, denn dann wären sie alle verloren. Jeder Kreuzer dieser Größe hat etwa 30 bis 40 Jäger verschiedener Größen an Bord! Womöglich schicken sie diese nicht heraus. Der Captain des Feindes ist zu selbstsicher! Dann fallen die ersten Schüsse, auf beiden Seiten fast gleichzeitig. Die Schutzschirme leiten die Energie um, und halten. Noch! Die Raumjäger der Firebird sind sehr wendig und schnell, und bekommen nur wenige Treffer ab. Selbst das Raumboot ist schnell und wendig. Die ‚Odysseus-1‘ bekommt ein paar schwere Treffer ab. Der Schutzschirm wehrt die Schüsse ab, das Boot wird trotzdem durchgeschüttelt. Alle im Boot sind zum Glück angegurtet! Die schweren Transformgeschütze der ‚Odysseus-1‘ feuern ununterbrochen Transformsalven ab. Eine solcher Salven hat die Energie von mehreren hundert schweren Atombomben!

Die ersten Jäger vergehen in einem sonnenhellen Glutball. Die Salven von Kreuzern haben viel mehr Durchschlagskraft und Leistungsfähigkeit, wie die von Jägern. Auch ist der Schutzschirm von Jägern lang nicht so stark, wie bei den beiden Kreuzern, aber verglichen mit der Firebird, sind diese Kreuzer leicht zu brechen. Aber dieses Schiff ist nicht da! Weitere Transformsalven treffen das Raumboot. Heftige Erschütterungen sind zu spüren, funken sprühen von den Schaltpulten. Der Colonel gibt heftige Befehle. Lang würde das Boot nicht mehr halten. Einige Besatzungsmitglieder werden verletzt. Es würde bald Struckturlücken im Schutzschirm geben. „Schutzschirm bei 15%!“ schreit Verona. Sie hat Angst, wie alle an Bord des kleinen Raumgefährts. Weitere vier Jäger verglühen im Transformfeuer. Der Colonel gibt den Befehl, das Boot solle sich von den Kreuzern 84

entfernen, damit sich der Schutzschirm wieder Aufladen kann. Er ist nämlich nur noch bei acht Prozent! Das Boot schießt mit hoher Geschwindigkeit davon. Ein Kreuzer folgt ihm. Die Jäger bleiben in der Nähe der Kreuzer und schießen auf sie. Die Kugelform der Kreuzer ist vorteilhaft für sie, denn sie können von allen Seiten feuern. Der eine feindliche Kreuzer schießt nun auf die Jäger, und gleichzeitig auf das Boot. Der Kreuzer ist nicht so schnell, er kann nicht so schnell beschleunigen wie die ‚Odysseus-1‘. Deshalb kann der Schutzschirm etwas erholen. Er ist wieder bei dreiundfünfzig Prozent. Das Boot wendet sehr schnell, und fliegt wieder auf den Feind zu. Es feuert wieder. Der Feind bekommt viele Treffer ab, und hat viele Verletzte und ein paar Tote zu beklagen. Zwei weitere Jäger werden abgeschossen. Die ‚Odysseus-1‘ bekommt einen Treffer auf eines der schweren Geschütze. Ein Besatzungsmitglied wird dabei getötet. Nun, endlich, treten die anderen zwei Raumboote und die 40 Raumjäger aus dem Hyperraum, um ihnen zu helfen. „Das war aber höchste Zeit!“ funkt der Colonel. Er ist nun

sehr erleichtert. Zu Dritt stürzen die Raumboote auf einen Kreuzer zu, und schießen aus allen Rohren. Der andere Kreuzer eilt ihm zu Hilfe, aber es nützt nicht viel! Nach einer knappen Minute verglüht der erste Kreuzer. Dann stürzen sie sich auf den anderen feindlichen Kreuzer. Er will fliehen, ist aber zu langsam. Auch er verglüht wenig später in sonnenheller Glut. Sie jubeln alle, sind froh, das sie noch einmal davon gekommen sind! Die Verletzten werden versorgt. Die Gefahr ist vorerst Gebannt!

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15.KAPITEL: Jürgen Vogel und Co. in Gefangenschaft!

Die vier Ausreiser befinden sich zusammen mit Chang in einem Gefängnis in der wissenschaftlichen Station der Reunos. Sie sehen sehr niedergeschlagen aus. „Soll ich die Tür einrennen und aufbrechen?“ fragt Terc´lon beifällig. „Nein, lass den Quatsch! Die kannst du nicht aufbrechen!“ erwidert Jürgen darauf, dem seine Knochen weh tun. Er sitzt auf einem klapprigen Stuhl, der aussieht wie ein Kindergartenstuhl. Für Reunos sind diese Stühle wie geschaffen, nur für Menschen nicht! Jürgen kommt sich albern vor, und legt sich deshalb auf den Boden. Sie haben schon das ein oder andere Wort mit den Reunos, wie die kleinen Fremden sich nennen, gesprochen. Einer der Fremden hatte zufällig einen Translator, woher auch immer. Jürgen glaubt, daß er von Chang ist, den sie ihm abgenommen haben. Die Fremden sagten irgend etwas von wissenschaftlichen Versuchen, die sie mit ihnen durchführen wollen, was immer das auch bedeuten mag!

„Na Super! Da sind wir aber schön in was hineingeraten!“ sagt Jürgen vor sich her. Die Anderen sagen nichts. „Diese kleinen Giftzwerge wollen uns aufschneiden, ja, bestimmt!“ „Wir Menschen waren genauso! Vor Tausend Jahren!“ meint Sabine trocken. Dann meldet sich Andrac zu Wort. „Ich glaube, unsere Leute von der Firebird werden uns hier raus holen!“ „Ja, sollen wir so lange sitzen bleiben und warten, bis sie uns holen? Oder die Reunos uns aufschneiden!? Wir müssen hier raus, und zwar schnell!“ Jürgen Vogel ist deprimiert. Gerade deshalb, weil er ja alles selber angezettelt hat, und sogar selber Schuld ist! Das plagt ihn jetzt. Sabine erwidert darauf: „Wie willst du das anstellen? Einfach hinauslaufen und Tschüs sagen, oder wie!?“ 86

„Das weis ich jetzt noch nicht! Aber mir wird schon was einfallen!“ „Wir dürfen nichts unüberlegtes tun!“ bekräftigt Sabine. „Wir haben keine Waffen, nichts!“ Jetzt meldet sich auch Chang Pjöng Yang zu Wort. „Ich habe mit den komischen Außerirdischen gesprochen. Ich glaube, wir sollten uns noch etwas gedulden!“ Dann erzählt er, was er mit den Reunos gesprochen hat. Die schwere Tür öffnet sich, und drei Reunos kommen herein. Die zwei kleineren haben Waffen im Anschlag. Der etwas größere, es müßte Janc´Pjorh sein, denkt sich Chang, hält den Translator in der Hand. „Wir wollen ein paar ungefährliche Versuche mit ihnen durchführen!“ sagt Janc´Pjorh. „Ich hoffe, es wird ihnen nicht weh tun! Und außerdem,“ er wendet sich an Chang, „habe ich mit dem Neliklan gesprochen! Er sagte nur, er wolle sich später noch mal melden! Aber bis dahin werden wir ein paar Untersuchungen mit ihnen durchführen!“ Die Anderen wollen etwas sagen, doch der Reuno läßt sie nicht zum Reden kommen. Er sagt: „Bitte folgen sie mir! Und stellen sie nichts unüberlegtes an! Dann wird euch nichts passieren!“ Die Fünf folgen ihm. Sie haben ja keine Wahl! Jürgen sagt in leisem Flüsterton zu Sabine: „Ja, von wegen warten! Jetzt sind wir dran!“

*

Sie werden durch lange Korridore geführt. An den Seiten sind hin und wieder Türen zu sehen, die sich öffnen, als ein Reuno einen Code eingibt. „Die Decke ist eindeutig zu niedrig!“ bemerkt Terc´lon, der gebückt durch den Gang geht. „Solche wie dich gibt es auch nicht jeden Tag!“ meint Jürgen Vogel darauf stichelnd. Er kann gerade noch aufrecht gehen. Oder, besser gesagt, humpeln. Er humpelt nämlich immer noch. Dann meint er noch: „Hier gibt es halt kleine Zwerge!“ Hin und wieder laufen ein paar Reunos vorbei. Manche von ihnen haben auch eine Waffe. „Wir müssen hier fort!“ flüstert Jürgen Sabine zu. 87

„Wir warten eine günstige Gelegenheit ab, dann flüchten wir! Ist immer noch besser, als hier zu sterben! Lieber will ich auf der Flucht sterben! Wir müssen etwas riskieren!“ „Also gut, Okay! Warten wir eine günstige Gelegenheit ab! Sag es den anderen Dreien!“ Jürgen ist etwas überrascht über Sabines Einverständnis, dann spricht er flüsternd mit Terc ´lon, Andrac und Chang. Jürgen schaut auf die Uhr. Es ist 22.00 Uhr Bordzeit. Sie besteigen einen Aufzug, der nach unten fährt. „Jetzt!“ flüstert Jürgen, und gibt ein Zeichen. Blitzschnell schlägt Terc´lon den beiden waffenbesitzenden Reunos mit seiner großen Pranke eins über. Sie knallen bewußtlos an die Aufzugswand. Jürgen und Sabine nehmen die Waffe in ihre Hand. Jürgen drückt den Lauf der Waffe Janc ´Pjorh an den Kopf und sagt: „Bewegen sie sich nicht! Ganz ruhig! Wir wollen ihnen nichts tun, wir brauchen sie noch!“ Der Translator übersetzt dies, dann erwidert der Reuno nach kurzer Pause: „Was wollen sie denn tun? Sie kommen niemals lebend hier raus, niemals! Sie haben keine Chance! Es gibt in dieser Station hunderte von schwer bewaffneten Soldaten. Geben sie auf, hier und jetzt! Dann werde ich vergessen, was ihr getan habt! Also, was ist? Wie Entscheidet ihr jetzt?“ Jürgen scheint dies nicht zu beeindrucken. Er sagt nur:

„Halten sie den Aufzug an!“ „Das geht nicht!“ erwidert der Reuno. „Sie bluffen!“ „Nein, es geht wirklich nicht! Das ist ein spezieller Aufzug, er kann nicht gestoppt werden! Er fährt nach unten!“ „Wie kommen wir nach oben?“ fragt Jürgen unfreundlich, und drückt den Lauf der Waffe fester an den Kopf des Wesens. „Gar nicht! Geben sie endlich auf!“ „Wie kommen wir nach oben?“ bekräftigt Jürgen seine Frage, und läßt nicht locker. „Ist ja gut, ich sag’s ihnen!“ „Keine faulen Tricks!“ „Einverstanden. Also. Ich muß unten meinen Code eingeben. Dann fährt er wieder nach oben!“ „Dann tun sie das!“ befiehlt Jürgen bestimmend. 88

Sofort darauf kommt der Aufzug unten an. Die Tür gleitet auf. Ein steriler Gang ist zu sehen, und es riecht nach Krankenhaus, empfinden Jürgen und die Anderen. Ein paar Reunosoldaten haben erkannt, was im Aufzug abläuft, und ziehen sofort ihre Waffen. Jürgen steht hinter der Geisel, drückt sie an ihn ran und hält die Waffe weiterhin an seinen Kopf. „Machen sie nichts falsches, oder er ist Tod!“ droht er. Der Translator übersetzt dies. „Legt euch auf den Boden, und legt die Waffen nieder!“ Sabine tretet nun vor, und zielt mit der Waffe in die Menge. Die Reunos zögern ein paar Augenblicke, dann folgen sie ihrer Anweisung. Plötzlich fällt ein Schuß von irgend wo her. Dann geht alles sehr schnell. Ein Projektil mit Rauch und Tränengas schlägt vor den Fünf auf und verteilt sich. Jürgen verliert seine Waffe. Janc´Pjorh nimmt sie an sich. Terc´lon schlägt wild um sich, und trifft dabei den Stationsleiter. Die Waffe fliegt ihm aus der Hand. Sabine schießt mit der Waffe knapp an den Soldaten vorbei, die versuchen, die Waffe wieder in ihren Besitz zu nehmen. Sie werfen sich sofort wieder auf den Boden. Flammen und Rauch steigen auf, durch die Explosionen der Projektile der Waffe. Es gibt ein paar Verletzte.

Weitere Soldaten kommen hinzu. Zivile Reunos rennen Panisch und schreiend davon. Jürgen schnappt sich die andere Waffe, und schießt auf die ebenfalls schießenden Soldaten. Ein flammendes Inferno entsteht, mit einigen toten. Die Fünf von der Firebird bleiben aber unverletzt. Sabine befiehlt Janc´Pjorh, den Code für den Aufzug einzugeben. Überall in der großen Station erklingen die Alarmsirenen. Alle Fünf haben nun eine Waffe. Sie schießen um sich. Jürgen und Andrac werden verletzt. Nach endlos scheinenden Sekunden ist der Code eingegeben. Die Fünf von der Firebird flüchten in den Aufzug. Er fährt nach oben. Sie haben den Reuno noch immer bei sich. „Befehlen sie das nächste mal ihren idiotischen Soldaten, daß sie nicht schießen sollen, sonst setzt´s was!“ sagt Jürgen drohend zu Janc´Pjorh. 89

16.KAPITEL: Rjempt Noor in Flammen!

Der Gleiter mit dem Captain, den zwei Raumsoldaten und den drei geretteten an Bord, ist schon wieder in der Firebird eingetroffen. Die drei Geretteten kommen zur Untersuchung oder zur Weiterbehandlung in eine Krankenstation. Die Rettungsmission wurde aufgelöst, und sie treten zur Rückkehr an. Sie treffen nach und nach in der Firebird ein. Gegen 21.30 Uhr Bordzeit kommt die Botschaft über Funk rein, daß die Raumboote, zusammen mit den Jägern, zwei schwere Kreuzer der reinigenden Flamme abgeschossen haben. Der Captain wird davon ebenfalls unterrichtet. Es bleibt noch die Frage, ob die feindlichen Schiffe eine Hyperfunkbotschaft gesendet haben, oder nicht! Die Geräte haben nichts angezeigt, aber das heißt nichts, denn sie könnten auch eine verschlüsselte Botschaft gesendet

haben, welche man nicht orten kann! Dann ist alles verloren, denkt sich der Captain, aber dies würde sich sehr bald zeigen. Ernst Vogel bekommt auch noch mit, daß ein Raupenfahrzeug verloren gegangen ist, es wurde keine Leiche gefunden. Der Fahrer, Chang Pjöng Yang, wird für Tod erklärt. Der Captain befindet sich in seiner Kabine und versucht, sich zu entspannen, es gelingt ihm aber nicht. Er macht sich Sorgen. Zu viel ist passiert, ist schiefgelaufen. Seine größte Sorge ist, daß sein Sohn und die anderen drei Ausreiser wahrscheinlich in der Gewalt der Fremden sind. Er würde alles tun, um die Vier wieder aufs Schiff zu bringen. Sein Intercom an seiner Uniform summt. Er meldet sich. 90

„Ja, was ist los?“ „Hier Andreas Amrohtd. Wir haben die große Stadt der Fremden erreicht! Dort herrscht so etwas wie ein Bürgerkrieg! Wir haben sie über Translatorschaltung angefunkt, aber niemand meldet sich! Was sollen wir tun? Auf uns wird geschossen, aber wir haben unseren Schutzschirm eingeschaltet!“ „Schießt auf keinen Fall!“ erwidert der Captain. „Landet die Truppentransporter, strömt mit ein paar Soldaten in die Stadt! Laßt den Schutzschirm eures Anzugs eingeschaltet! Schießt nur im äußerstem Notfall! Verwendet eure Betäubungsstrahler!“ Damit verstößt der Captain eigentlich gegen das oberste Gesetz des NDI, dem Gesetz, das den Eingriff in Auseinandersetzungen fremder, unterentwickelter Spezies verbietet. Aber es gibt Sonderregelungen in Notfällen, und dies ist einer! Er sucht seine Besatzungsmitglieder, und er ist für alle Besatzungsmitglieder der Firebird verantwortlich! Dies wiederum ist ein anderes Gesetz. Damit kann die Aufsichtspflicht eines Captains verletzt werden! Dadurch könnte er seinen Job verlieren, und unehrenhaft entlassen werden, im schlimmsten Fall droht ihm dann eine Gefängnisstrafe von mehreren Jahren! „Informiert euch, wo unsere Besatzungsmitglieder sind, fragt

nach! Setzt den Translator ein! Die Jäger bleiben in der Luft! Sie sollen um die Stadt kreisen, und Informationen sammeln. Und, noch was: Stellt nichts unüberlegtes an!“ „Aje, aje, Sir!“ Die Verbindung ist beendet.

*

In Rjempt Noor dämmert es, die orangegelbe Sonne geht unter, es wird dunkel, die ersten Sterne funkeln. In der Stadt ist die Hölle los. Flammen und Rauch steigen überall auf, Schüsse und Explosionen sind zu hören. Tote und verstümmelte Reunos liegen überall herum. Es ist ein 91

schrecklicher Anblick. Tausende, oder Zehntausende, Zivilisten, flüchten aus der brennenden Stadt, oder verstecken sich in Schutzbunkern und Kellern. Reijk´Noor und Arhc´Nehrc haben sich durchgekämpft zu einer Sendeanstalt, einem Nachrichtensender, der etwa 1,5 Kilometer vom Regierungsviertel entfernt ist. Aber dort liegen überall Trümmer herum. Der Neliklan flucht. „Was machen wir jetzt?“ fragt Arhc´Nehrc. „Ich weis es nicht! Ich glaube, das ist das Ende!“ Reijk ´Noor ist deprimiert, niedergeschlagen, denn nun sehen sie auch noch fremde Flugobjekte am Himmel! „Jetzt ist alles aus! Sie werden uns den Rest geben!“ Die Flugobjekte überfliegen die Stadt, aber nichts Geschieht! Sie schießen nicht. Der Neliklan ist überrascht, dann fällt ihm etwas ein. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist in seinen großen Augen zu sehen. „Es ist noch nicht alles verloren!“ sagt er dann zu Arhc ´Nehrc. „Am Rande der Stadt gibt es noch einen kleinen, geheimen Sender! Ich hoffe, er ist noch kompakt! Wir müssen uns bis dahin durchkämpfen!“ „Dann laß uns sofort dort hin gehen!“ sagt Arhc´Nehrc bloß. Sie gehen sofort los. Sie laufen über Trümmer und zerstörte Gebäude. Viele

Zivilisten kreuzen ihren Weg. Sie sind auf der Flucht. Manche von ihnen sind verletzt. In ihren großen Reunoaugen sind Furcht und Panik zu erkennen. Sie beachten die Beiden nicht, und gehen ihren Weg. Später finden die beiden hochrangigen Reunos einen fast unversehrten Bodengleiter mit vier Rädern, den die Menschen des 21. Jahrhunderts als Auto bezeichnen würden. Dieses Gefährt, welches mit Magnetstrom betrieben ist, ist angeschwärzt. Der Bodengleiter ist gegen einen Anderen geknallt. Er hat ein paar Beulen, kann aber noch verwendet werden. „Den nehmen wir!“ meint der Neliklan freiheraus. Arhc´Nehrc hat keine Einwände und hilft dem Neliklan, den toten Reuno, der sich in dem Gleiter befindet, und blutüberströmt (orangegelbes Reunoblut) ist, durch zahlreiche Schußwunden, sanft heraus zu ziehen. Dann steigen sie ein. 92

Sie kommen nur langsam vorwärts. Die Straße ist voll von Wracks und flüchtenden Reunos, die in Panik davon laufen. Schüsse werden auf die Zwei abgefeuert. Es sind Mini-RakGeschosse. Sie können gerade noch ausweichen. Die Geschosse treffen auf der Straße auf, Zivilisten werden getroffen, und ein Bodengleiter explodiert, ihnen aber passiert nichts. Es herrscht nackte Gewalt in den Straßen von Rjempt Noor! Dann werden sie von Straßensperren angehalten. Es sind kaiserfeindliche Soldaten. Diese zielen auf die Beiden. Die Zwei werden durch Waffengewalt gezwungen, stehen zu bleiben, und auszusteigen. „Ha, wenn haben wir denn da!?“ sagt ein zu groß geratener Reuno, an Reijk´Noor gewandt. „Der Neliklan persönlich! Da haben wir aber Glück gehabt! Nehmt die Beiden fest und führt sie ab!“

*

Die Truppentransporter von der Firebird sind gelandet. Sechzig Raumsoldaten strömen aus. Sie Teilen sich in zehn Gruppen zu je sechs Soldaten auf. Andreas Amrohtd, der Colonel, gibt Anweisungen und führt eine dieser Gruppen an. Er befiehlt, ja nicht zu schießen, sie sollen den Betäubungsstrahler nur im Notfall benützen. Panzerfahrzeuge setzten sie gar nicht erst ein. Sie verlassen die Richtung, wo sie gelandet sind, und laufen in Richtung Stadt. Durch einen Nadelbaumwald. Sie haben Schneeschuhe an, um besser vorwärts zu kommen. Sie sind nicht weit von der Stadt entfernt, etwa drei bis vier Kilometer. Sie hören Raumschiffe starten. Der Raumhafen muß dort in der Nähe sein, aber dort wollen sie nicht hin. Eine Andere Gruppe ist dorthin unterwegs, um nachzusehen. Die Gruppe von Andreas Amrohtd ist zur Stadt unterwegs. 93

Das Geräusch von Triebwerken ist zu hören. Es sind die fremden Siedler vom 3. Planeten. Sie fliegen mit ihren Fluggeräten in niedriger Höhe dahin, werfen Bomben auf sie und schießen Projektile ab. Ihnen geschieht nichts. Der Schutzschirm hält noch. Andreas Amrohtd funkt, und schaltet den Translator hinzu. „Bitte schießt nicht auf uns! Wir sind friedliche Wesen! Wir sind Menschen und auf der Suche nach unseren Artgenossen. Gebt sie uns bitte lebend wieder!“ Der Translator übersetzt dies in klickende und quiekende Geräusche, der Sprache der Fremden. Der Fremde, wahrscheinlich der Anführer der Jägerstaffel, antwortet: „Wir haben keine anderen Fremden gesehen! Wir wissen nichts davon!“ „Können wir mit einer führenden Persönlichkeit oder ihrem Vorgesetzten sprechen? Wir wollen nur wieder unsere Kameraden wiedersehen!“ sagt Amrohtd. Der Reuno erwidert darauf: „Unserer politischer Führer, der Neliklan, ist höchstwahrscheinlich schon Tod! Wir haben genug Probleme! Was wollen sie?“ „Wir wollen nur mit ihnen sprechen, wir wollen nichts böses! Führen sie uns bitte zu ihrem Vorgesetzten! Schaffen sie sich bitte nicht noch mehr Probleme!“

„Soll das eine Drohung sein?“ „Nein! Wir wollen euch helfen, so gut es geht! Eine noch viel größere Gefahr lauert im Weltraum!“ „Was für eine Gefahr? Was reden sie da!?“ Andreas Amrohtd versucht dem Reuno zu erklären, um was es geht. Amrohtd ist ein langer, schlanker Mann mit schwarzen Stoppelhaaren. Er hat braune Augen. „Sie machen mir allmählich Angst!“ unterbricht ihn nach einer Weile der Anführer der Jägerstaffel der Fremden. „Das brauchen sie nicht! Wirklich nicht! Lassen sie uns mit ihrem Anführer sprechen!“ „Er ist auch nicht da! Vermutlich ist er auch Tod! Aber sie können zu unserem Stützpunkt kommen. Ich werde die Anderen Informieren, daß sie euch passieren lassen, dann können wir in ruhe reden!“ 94

Der Fremde gibt ihm die Richtung an und sagt, daß es nicht mehr weit ist. „Gut, einverstanden, dann treffen wir uns dort! Ich werde den anderen Soldaten befehlen, einem Teil, die Hälfte, soll zum Truppentransporter zurückkehren, die andere Hälfte soll mit uns zu ihnen in den Stützpunkt gehen. Geht das in Ordnung?“ fragt Amrohtd. „Einverstanden. Bis bald!“ Wenig später fliegen die Jäger davon. „Scheint doch gut zu laufen!“ sagt Amrohtd vor sich hin. Nach einem Funkspruch mit seinen anderen Soldaten geht er los. Die fünf Soldaten seiner Gruppe folgen ihm. Amrohtd ist etwas erleichtert.

17.KAPITEL: Brenzlige Situation!

Die Fünf von der Firebird und die Geiseln, wovon zwei von ihnen immer noch bewußtlos sind, befinden sich in dem Aufzug, der nach oben fährt. Die Fünf sind angespannt, ihre

Nerven sind am zerreißen. Jeden Moment müßten sie oben sein. Sie wissen nicht, was sie erwartet. Sie warten gespannt. Dann geht die Tür auf. Die Tür ist umzingelt von Reunosoldaten. „Nehmt auf mich keine Rücksicht!“ sagt Janc´Pjorh zu den Soldaten. „Schießt sie nieder!“ Seine Untergebenen aber zögern. „Was ist, habt ihr nicht gehört? Nehmt keine Rücksicht, tötet mich und die Fremden! Das ist ein Befehl!“ Seine Stimme hat nun einen hysterischen Unterton. Sie zögern immer noch. Dann machen sie Platz. Ihre Waffen haben sie immer noch im Anschlag. Jürgen und die anderen Vier atmen erleichtert auf. Jürgen fordert den Reuno unsanft auf, weiter zu gehen. Der Reuno flucht und schimpft. 95

Jürgen platzt nun der Kragen. Er packt den Reuno und schüttelt ihn durch. Wütend sagt er: „Sollten sie das noch einmal machen, dann sind sie Tod! Das schwöre ich ihnen!“ Sofort geht Sabine dazwischen. „Laß das, Jürgen! Laß ihn in ruhe! Das bringt auch nichts!“ Jürgen läßt ihn nach kurzer Zögerung wieder los. Er fügt noch hinzu: „Wegen ihm wären wir jetzt tot!“ „Wir leben aber noch! Also, beruhige dich und laß uns weiter gehen!“ meint Sabine. Sie schaut sich um, um zu sehen, was die Reunosoldaten machen. Sie zielen noch immer mit ihren Waffen auf sie, unternehmen aber nichts weiteres. „Von mir aus! Meinetwegen!“ sagt Jürgen etwas beleidigt. Die Fünf von der Firebird mit der einen Reunogeisel gehen weiter. Die beiden anderen Geiseln lassen sie einfach im Aufzug liegen. Sie laufen einen endlos scheinenden Korridor entlang. Reunos laufen ängstlich und in Panik davon, einige Soldaten schießen auf die Fünf von der Firebird. Explosionen gibt es rechts und links, und hinter ihnen, Flammen und Rauch sind zu sehen. Jetzt müssen sie sich beeilen. Terc´lon nimmt Jürgen in seinen rechten Arm, weil er nicht so gut zu Fuß ist, und überrennt regelrecht eine Handvoll Reunosoldaten, die schon ihre Waffen angeschlagen haben. Sie werden an die Wand geschleudert. Jürgen passiert

dabei nichts. Terc´lon hält an, weil Jürgen ihm das sagt. Ihm ist nämlich etwas wichtiges eingefallen. Sabine hat während dessen den Reuno in Gewahrsam. Jürgen nimmt wieder das Mini-Rak-Gewehr an sich, und setzt den Lauf an den Kopf des Reunos. „Hey, kleiner Zwerg, wo habt ihr unsere Sachen hin? Die könnten wir ja jetzt anziehen! Und unsere Waffen, zumindest die von Chang! Die sind sauberer wie eure, und wirken genauso! Führ´ uns bitte dort hin, sonst setzt´s was!“ „Also gut, ich sag’s euch!“ Jürgen ist überrascht über die schnelle Antwort von Janc´Pjorh. Dann sagt er: „Und keine faulen Tricks, ja?“ Janc´ sagt nein. „Die Sachen sind in meiner Kabine, unweit von hier. Ich werde euch führen!“ 96

Sie sind alle sehr überrascht über den plötzlichen Sinneswandel des Reunos. „Du verarschst uns doch! Das ist ein Trick, eine Falle!“ schreit Jürgen ihn an. „Nein, das ist kein Trick, auch keine Falle! Es bleibt mir ja nichts anderes übrig! Wollt ihr nun eure Kleidung, oder nicht!?“ Immer noch überrascht beantwortet Jürgen seine Frage mit „Ja! Natürlich!“ Sie gehen weiter. Nach hundert Metern ist ein Schott in der linken Seite. Es öffnet sich automatisch. Ein etwas breiterer und höherer Gang führt mehrere hundert Meter hinein. Links und rechts gibt es im Abstand von mehreren Metern weitere Schotts. „Das ist ein Wohntrakt! Wir sind gleich da!“ sagt der Reuno. In der Mitte verwandelt sich der Raum in ein großes Rundell, in dessen Mitte exotische Pflanzen und ein Springbrunnen steht. In der Mitte des Springbrunnens ist eine Skulptur in der Form und Größe eines Reunos. „Das ist das Abbild unseres Kaisers!“ sagt Janc´Pjorh stolz. Links und rechts von dem Rundell gibt es ebenso Gänge mit Schotts an beiden Seiten. Der Reuno führt sie geradeaus weiter. Dann bleibt er vor einem Schott stehen, und gibt ein Code ein.

Jürgen und die Anderen empfinden es hier übertrieben warm, es herrscht eine schwüle Luftfeuchtigkeit, etwas zu warm und zu feucht für ihre Begriffe. Das Schott öffnet sich. Es ist aus zentimeterdickem Stahl, es gibt so etwas wie einen Schutzschirm, einen schwachen. „Tretet ein! Eure Kleidung liegt hier irgendwo herum!“ sagt der Reuno etwas zu freundlich. Das fällt Jürgen auf, und er schreit zu den Anderen: „Paßt auf, das ist eine Falle! Geht nicht rein! Sonst verschließt er die Tür, und wir sitzen in der Falle! Habe ich recht, Reuno!?“ Der Reuno scheint überrascht zu sein, oder er spielt es nur. „Nein, ich wollte nicht...!“ macht er, dann unterbricht ihn Jürgen energisch. 97

„Du gehst alleine dort rein, und holst unsere Sachen! Und gib mir den Code, du Giftzwerg!“ Er drückt wieder seine Waffe an Janc´Pjorh´s Kopf: „Wenn du nicht tust, was ich sage, drücke ich ab!“ bekräftigt Jürgen. Tatsächlich holt der Reuno eine winzige Chipkarte aus seinem Anzug, und gibt sie Jürgen. „Na also, warum nicht gleich so!“ Er tritt drauf, und zerstört somit den Chip. „Holen sie nun unsere Sachen, wir warten darauf!“ Janc´Pjorh geht in seine große Kabine. Jürgen und Sabine zielen mit der Waffe auf ihn. Auf einem Tisch liegen die Sachen. „Gib sie uns einzeln!“ befiehlt Jürgen. Der Reuno handelt ohne Widersprüche. Als alles draußen im Gang ist, schießt Jürgen auf den Türcodecomputer. Es macht einen mächtigen Knall, und die Tür schließt sich, sperrt den Reuno in seiner Kabine ein. „Wir brauchen ihn nicht mehr!“ sagt Jürgen und zieht seine Uniform an. Sie haben nun einen Phaser. Besser als nichts. Nun haben sie wieder ihre Kleidung, nur, haben sie an dieser keinen Schutzschirm! Sobald alle wieder ihre Uniform an haben, meldet sich Terc ´lon zu Wort. „Wir hätten die Geisel nicht dort drinnen einsperren sollen, Jürgen! Wer zeigt uns jetzt den Weg nach draußen!? Wohl ein bißchen zu schnell gehandelt, Hm?“

Das scheint Jürgen nicht zu beeindrucken, zumindest merkt man ihm dies nicht an! Er sagt nur: „Dann nehmen wir uns halt eine andere Geisel! Dort draußen laufen ja genügend potentielle Geiseln herum! Schnappen wir uns eine davon!“ Er schaut auf seine Uhr. Es ist kurz nach Mitternacht, am 30. August 3083.

*

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Reijk´Noor und Arhc´Nehrc befinden sich in der Gewalt der Separatisten. Fünf Reunos führen sie ab. Die Beiden wissen nicht, wohin. Der Anführer sagte seinen Untergebenen etwas in einer alten, längst bei den meisten Reunos vergessenen, reunischen Sprache. Früher gab es auf Reuno viele Sprachen und Dialekte, aber seit das Kaiserreich von Rjancaah vor umgerechnet 600 irdischen Jahren die Herrschaft auf ganz Reuno übernahm, führte der erste Gesamtkaiser eine einheitliche Sprache ein. Heute lernen die Reunos nur noch eine Sprache in der Schule. Die Separatisten stammen hauptsächlich von den Pterocs ab, einem Volk auf Reuno, welches sich stets immer gegen den herrschenden Kaiser Auflehnte. Immer mehr Reunos begehren sich in heutiger Zeit gegen den Kaiser auf. Überall in diesem Sonnensystem. Die zwei gefangenen Reunos werden Aufgefordert, in einen Copter zu steigen, der unweit von ihrem Standort auf einem freien Platz steht. Sie haben das Fluggerät fast erreicht, da fallen Schüsse. Der Copter explodiert. Die Separatisten sind schon tot, ehe sie wissen, was um sie herum geschieht! Reijk´Noor und Arhc´Nehrc werfen sich auf den Boden. Aus einem Gebäude kommen etwa zehn Soldaten auf sie zu. Es ist eine Eliteeinheit Regierungstreuer, der Anführer ist ein Reunoweibchen. Weibchen sind bei den Reunos noch etwas kleiner und

zierlicher, sehen aber im Grunde nicht viel anders wie männliche Reunos aus. Nur das Geschlechtsorgan ist unterschiedlich, auch haben Weibchen eine etwas hellere Lederhaut. Reunoweibchen legen zwei bis drei Eier, sieben Monate nach dem Geschlechtsverkehr. Die jungen Reunos schlüpfen dann nach wenigen Stunden. Danach sind die Weibchen erst wieder nach zwei bis drei Jahren Paarungsbereit, und dies nur ein zweites mal. Dann sind sie zu alt, nicht mehr paarungsfähig. „Mein Name ist Rentrah´Njac!“ meldet sich die Anführerin. „Wie es scheint, geht es ihnen gut, Neliklan!“ Sie hält ihre rechte Hand hoch und spreizt ihre Finger. Das ist bei Reunos 99

ein typisches Zeichen für Begrüßung. Der Neliklan hält seine Hand ebenfalls gespreizt an ihre. Das ist so üblich auf Reuno, und überall, wo es Reunos gibt. „Ich danke ihnen, Rentrah´!“ sagt Reijk´Noor. Er ist emotional sehr erfreut über ihre Hilfe und ihr Erscheinen. Nun begrüßt Rentrah´ auch Arhc´Nehrc. Auch ihm fällt ein Stein vom Herzen. „Was suchen sie hier?“ fragt Rentrah´ die Beiden. Der Neliklan erzählt ihr alles. Von den Anschlägen, von den Extra-Reunos, und erzählt ihr von ihrem Vorhaben. Sie hört ihm interessiert zu. Weiter sagt der Neliklan: „Wir müssen zu einer geheimen Funkstation am Rande der Stadt, um sie zu informieren. Die geheime, wissenschaftliche Station soll die Fremden hier her bringen!“ Rentrah´ meint nur: „So weit braucht ihr gar nicht zu gehen! Wir haben einen Hochleistungsfunk im Gebäude!“ Sie zeigt zu dem Gebäude, wo sie, die Eliteeinheit, hergekommen sind. „Ja, das ist ja Super!“ sagt der Neliklan hocherfreut. „Dann laßt uns sofort hingehen! Dürfen wir ihren Funk auch überhaupt benützen?“ Rentrah´ ist einverstanden, und sie gehen in das Gebäude.

*

Janc´Pjorh ist wütend. Die Fremden haben ihn durchschaut. Er schmeißt Gegenstände um sich, und flucht laut. Nach einer Weile, nach dem er sich etwas beruhigt hat, nimmt er seinen Funk und stellt ihn so ein, daß alle Reunos in der Station ihn hören können. „Hier spricht Janc´Pjorh! Ich bin in meiner Kabine gefangen! Holt mich hier raus! Aber Vorsichtig! Und sucht weiter die flüchtigen Fremden. Bringt sie mir, Tod oder Lebendig! Ende der Durchsage!“ Er hockt nun auf einem kleinem Sessel und wartet. Er schaut in den Computermonitor, und erstarrt. Dort läuft eine Nachricht von der Hauptstadt ein. Er bekommt mit, daß in Rjempt Noor ein richtiger Bürgerkrieg herrscht! 100

„Die Separatisten! Dieses verfluchte Pack!“ denkt er. Er versucht, den Neliklan zu erreichen, der meldet sich aber nicht. Die Regierungszentrale ist Tod. Janc´Pjorh holt sich etwas zu trinken. Es ist der Saft einer Gjubaah-Pflanze, der dem reunischen Körper und Geist Kraft und Leistungsfähigkeit gibt. Das Getränk ist so etwas wie ein Energy-Drink. Dann überlegt sich der Reuno, ob er ein Bad nehmen sollte, er ist nämlich schon ziemlich ausgetrocknet. Der reunische Körper braucht mindestens einmal am Tag (umgerechnet in irdische Tage) ein Ganzkörperbad, sonst trocknet der Körper aus. Nach wenigen Tagen ohne Bad kann sogar der Tod folgen. Denn Reuno ist ein sehr feuchter und warmer Planet. Als Janc´Pjorh so in seinen Gedanken ist, piepst plötzlich der Funk. Der Neliklan meldet sich. „Bringen sie die Gefangenen sofort in die Hauptstadt! Sie haben sie doch hoffentlich noch, oder?!“ Die Stimme ist undeutlich, rauschen ist zu hören, man hört ihn aber trotzdem. „Ähhh..., Neliklan...! Da ist ein Problem!“ Janc´Pjorh ist dies sehr peinlich. „Was für ein Problem!? Was ist los?!“ „Die...Die...Fremden sind uns aus der Kontrolle geraten! Sie haben ein Chaos angerichtet!“ „Wieso? Was soll das heißen?! Was haben sie mit den Fremden gemacht?“ Der Neliklan scheint nervös, aufgeregt und ärgerlich

zugleich zu sein. Janc´Pjorh erzählt ihm alles. Er erzählt ihm, daß er mit den Gefangenen ein paar ‚harmlose‘ Versuche durchführen wollte. Daß die Fremden ihn eingesperrt haben, erzählt er nicht! Der Neliklan tobt. Er schreit fast. „Sind sie noch ganz bei Trost!? Wissen sie, was das bedeuten kann!? Vielleicht entfachen wir hiermit einen interstellaren Krieg! Wir kennen die Fremden nicht, beim großen Reijc Chraah! Wir wissen nicht, wie sie reagieren! Man, wir haben genug interne Probleme! Schaffen sie mir diese Fremden hierher! Egal, wie sie das Anstellen, Überlegen sie sich was! Nur, bringen sie mir diese Fremden, und zwar lebendig! 101

Bei der Gnade von Reijc´Chraah, wenn den Fremden etwas passiert!“ Janc´Pjorh ist ganz klein geworden durch die Worte des Neliklan, die dieser in nicht ganz leisem Ton sagte. „Ja...Ja...Jawohl, Neliklan!“ sagt Janc´Pjorh nur, er stottert etwas dabei, so nervös ist er. Der Neliklan verabschiedet sich. ‚Da sitz ich nun schön in der Klemme!‘ denkt sich Janc´Pjorh.

18.KAPITEL: Flucht vor den Separatisten

Colonel Andreas Amrohtd und seine dreissig Soldaten sind im militärischen Stützpunkt der Reunos angekommen. Der Stützpunkt ist groß. Njelc´Rotcz, der stellvertretende Anführer der Station, der, welcher mit Amrohtd gesprochen hat, erwartet die Fremden schon. Amrohtd befiehlt seinen Untergebenen, die Waffen nicht anzurühren. Sie stehen auf einem großen, freien, Betonähnlichen Platz. Dort stehen mehrere hundert Jäger, Helikopterähnliche Fluggeräte und Panzer. In einiger Entfernung sind Hangars zu sehen. Der gesamte Platz, so weit das Auge reicht, ist

schneefrei. Noch weiter weg sind längliche, riesige Gebäude zu sehen, wahrscheinlich die Unterkünfte der Reunosoldaten, denkt sich Amrohtd. Um das riesige Gelände ist ein Meterhoher Zaun, der unter Starkstrom steht. Vor dem Zaun befindet sich Stacheldraht und mehrere hundert, wenn nicht sogar Tausende, von Minen. Es befindet sich alle zweihundert Meter ein Wachturm. Von dort strahlt helles, gleißendes Licht rundherum. Die Menschen haben ein schwer Bewachtes Tor mit Schranken passiert. 102

Etwa hundert Reunosoldaten bilden rechts und links von ihnen eine Gasse. Noch einmal hundert Soldaten stehen auf der rechten Seite, in guter Manier, ihr Gewehr auf dem Boden stehend. Auf der Mitte des Geländes steht eine riesige, über hundert Meter große Statue mit den körperlichen Zügen eines Reunos. Auf dem gesamten Platz laufen viele hundert von Reunos, einzeln und in Gruppen, in Reih und Glied, und im militärischen Gleichschritt gehend, dahin. Die Statue, so denkt er, ist bestimmt der oberste politische Führer dieses Volkes, ein Despot, oder ein Diktator, was auch immer! Aber, was auch für eine Art von Regierung die Reunos haben, sie brauchen die Hilfe von ihnen, den Menschen, im Kampf gegen die reinigende Flamme, denkt Andreas Amrohtd. Er weis nicht, wie, aber er hofft, wie alle Besatzungsmitglieder der Firebird, auf das baldige kommen der Gal-Ab-Flotte der EastSide, die sie informiert haben, per Hyperfunk. Amrohtd schaut auf seine Uhr. Es ist genau 1.00 Uhr Bordzeit, am 30. August. Vor dem 1. September dieses Jahres, 3083, wird die Flotte nicht eintreffen. Sie müssen mindestens noch zwei Tage hoffen, daß die reinigende Flamme sie, die Firebird und dessen Besatzungsmitglieder, nicht vorzeitig mit ihren Schiffen auftauchen und entdecken. Dann wäre alles aus! Ein Bodengefährt nähert sich ihnen, es sieht aus wie ein antiker, altertümlicher Militärlaster des 21. Jahrhunderts auf der Erde. In diesem Gefährt befindet sich Njelc´Rotcz

mit einem Fahrer und zwei Soldaten. Andreas Amrohtd und seine Raumsoldaten schalten wieder ihren Translator ein. Der stellvertretende Leiter der Reunos in diesem Stützpunkt hat ein Megaphonähnliches Gerät in seinen kleinen Händen. Es sieht aus wie ein Spielzeug. Der Reuno begrüßt sie. Er sagt irgend etwas von einem Kaiser, so nennen sie ihr Regierungsoberhaupt. Er spricht auch von den Separatisten. Jetzt versteht Amrohtd allmählich, was hier vor sich geht! 103

Dann spricht der Reuno von ihnen, den Menschen. Er spricht auch von einer drohenden Gefahr aus dem Weltraum, und fragt Amrohtd persönlich, was es damit auf sich hat. Der Colonel antwortet ihm, und erzählt ihm alles. Nachdem er Njelc´Rotcz erzählt hatte, warum sie hier sind, und von der drohenden Gefahr von der reinigenden Flamme, fragt er spontan und frei heraus: „Ihr habt vier Besatzungsmitglieder von uns in eurer Gewalt. Wo sind sie?“ „Ich weis nichts von Gefangenen! Wirklich nicht! Vielleicht weis der Neliklan Bescheid, aber wir wissen nicht, wo er ist, und ob er überhaupt noch lebt! Aber wir werden alles tun, ihn zu erreichen. So lange Gewähren wir ihnen Gastfreundschaft! Ruhen sie sich aus!“ In diesem Moment kommt ein großes Gefährt auf sie zu, welches wie ein Bus des 21. Jahrhunderts aussieht, mit Rädern. „Steigen sie ein! Dieses Gefährt bringt sie zu ihren Unterkünften! Machen sie es sich gemütlich!“ „Wir haben keine Zeit, uns auszuruhen! Die Zeit läuft uns davon!“ erwidert der Colonel. Ihm gefällt das Ganze nicht. Der Reuno redet auf Amrohtd ein. „Meine hochgeschätzten Fremden! Auf diesem Planeten ist es nun mitten in der Nacht! Wir können nichts tun, außer warten auf eine Nachricht! Wenn der Neliklan noch lebt, wird er sich schon noch melden! Ruhen sie sich aus! Morgen Früh ist auch noch ein Tag!“ Der Colonel gibt nach. „Also gut! Ich Gewähre uns ein paar Stunden ruhe. Aber nur sechs Stunden!“

*

Reijk´Noor, Arhc´Nehrc, Rentrah´Njac und die Anderen der Sondereinheit werden von Separatisten angegriffen. Mehrere Panzer schießen auf sie und das Gebäude. Die Separatisten sind ihnen gegenüber in der Mehrheit, etwa fünfzig bis sechzig Mann stark. In ganz Rjempt Noor befinden sich Tausende, wenn nicht sogar Zehntausende, feindliche Soldaten. 104

Die Separatisteneinheit versteckt sich hinter Trümmer und Häuserecken, oder hinter Büschen und Bäumen. Sie schießen auch mit Mini-Rak-Gewehren, Schnellfeuerwaffen und Panzerfäusten auf sie. Es gibt heftige Explosionen, Rauch und Flammen steigen auf, der Schnee schmilzt. Bei dem Angriff sterben zwei Soldaten der Sondereinheit sofort, drei von ihnen werden zum Teil schwer Verletzt. Auch das Funkgerät wird zerstört. Reijk´Noor will noch zu einem Stützpunkt außerhalb von Rjempt Noor funken. Es gibt mehrere militärische Stützpunkte rund um Rjempt Noor, er will aber zum größten Stützpunkt funken, und jetzt ist das Funkgerät kaputt! „Laßt uns zu Scrapt Yenkct gehen, dem Hauptquartier auf Reeljickaah! Dort sind wir sicher!“ befiehlt der Neliklan. Auch er ist verletzt, aber nicht so schlimm. „Gibt es hier auch noch einen anderen Ausgang aus dem Gebäude?“ fragt er Rentrah´Njac, die Anführerin. „Ja!“ sagt sie. „Es gibt sogar im Keller einen Geheimgang. Von dort sind wir gekommen! Der Hintereingang wird von Separatisten bewacht! Es wundert mich sowieso, warum sie uns noch nicht gestürmt haben! Aber sie werden kommen, verlaßt euch darauf! Wir müssen sofort gehen. Wir stellen die schweren Geschütze auf Automatik um, und verschwinden von hier. Auf geht’s!“ Sie stellen die Geschütze auf Dauerfeuer ein, und gehen nach unten. Kleine, Spielzeugähnliche Treppen führen nach unten. Dann kommen sie in den Keller des Gebäudes. Gleichzeitig stürmen Separatistentruppen das Haus. Sie trauen sich nicht zu atmen, so angespannt sind sie. Dort unten ist nichts zu sehen, kein Geheimgang. Nur Mauern aus

Beton. „Da ist doch nichts, gar nichts!“ flüstert Arhc´Nehrc aufgeregt. Rentrah´ sagt nichts. Sie drückt nur auf eine winzige Erhebung der Wand, kaum erkennbar. Aus dem Beton entsteht eine Öffnung. Ein hellerleuchteter Gang zeigt sich ihnen. „Tretet ein, schnell! Denn die Wand schließt sich sofort wieder!“ drängt Rentrah´ leise. Sie betreten den Gang. Als 105

der letzte drin ist, schließt sich der Eingang sofort wieder. „Dieser geheime Gang ist selbst mir nicht bekannt!“ Der Neliklan ist sehr überrascht. Sofort erklärt ihnen Rentrah´ alles. „Das ist ein geheimer Gang des KGD, des Kaiserlichen Geheimdienstes. Er führt zu mehreren Stützpunkten dieses Geheimdienstes! Er führt aber auch nach draußen, in ein anderes Haus, es gibt viele Verzweigungen! Was wollen sie, Neliklan? Sollen wir zu einem Geheimdienststützpunkt gehen!?“ Reijk´Noor denkt nach. Nach einer Weile sagt er: „Wir gehen gleich zum Militärstützpunkt! Wo endet der Gang?“ Rentrah´ antwortet: „Am Rande von Rjempt Noor, in der Nähe des Waldes. Etwas weiter Vorne wird der Gang höher und weiter. Es sind etwa 5 bis 6 Clyms bis zum ende des Ganges!“ „Gut. Diesen Weg gehen wir!“ befiehlt der Neliklan.

*

Der Neliklan, Arhc´Nehrc und die Sondereinheit sind schon dreissig Minuten unterwegs. Die Verletzten bringen sie in einen der geheimen Stützpunkte, wo sie ärztlich Versorgt werden können. Sie legen sie in einen automatischen, computergesteuerten Bodengleiter, der sich auf Luftkissenbasis fortbewegt, und programmiert ist zu einem der Stützpunkte, mehr aber auch

nicht. Der Gang verzweigt sich in mehrere Gänge. „Dort entlang!“ sagt Rentrah´, und deutet geradeaus. Dann, nach ein paar hundert Metern, als der Gang sich krümmt, begegnet ihnen eine Maschine, ein Roboter. Er ist 1,80 Meter groß, und genau so breit. Er ist metallisch blau, und hat die Form eines ovales. Aus seinem Körper ragen sechs Tentakelarme heraus, an dessen Ende schwere Waffen befestigt sind. 106

„Halt! Stehen bleiben!“ blechert er in reunischer Sprache. So einen Typ haben sie noch nie gesehen. Er mußte ein Prototyp sein. Weiter blechert die Maschine: „Was suchen sie hier? Das ist ein geheimer Stützpunkt!“ „Ich bin der Neliklan! Lassen sie uns passieren! Das ist ein Befehl!“ Das aber scheint den Roboter nicht zu beeindrucken. „Ich kenne keinen Neliklan! Wer ist das?“ „Wer hat sie programmiert?“ fragt der Neliklan unberührt weiter. „Das darf ich nicht sagen! Das ist streng Geheim!“ Rentrah´ meldet sich jetzt zu Wort. Sie sagt: „Ich bin berechtigt! Mein Auge ist im Bioscanner gespeichert! Sehen sie selbst!“ Der Roboter holt ein anderes Tentakel heraus, an dessen Ende ein Scanner angebaut ist. Er setzt seinen Scanner an das Auge von Rentrah´. Nach wenigen Sekunden sagt er in einer blechernen, monotonen Stimme: „Sie sind in Ordnung! Sie dürfen gehen!“ Dann scannt er die Anderen, ebenfalls an den Augen. Die noch fünf übrigen Soldaten der Sondereinheit dürfen auch weitergehen. Bei Arhc´Nehrc und Reijk´Noor sagt er: „Sie dürfen nicht gehen! Sie sind nicht in meiner Datei gespeichert! Sie bleiben hier und werden abgeführt! Sie haben unerlaubt diese Gänge betreten!“ Reijk´Noor wollte aufbrausen, doch Rentrah´ hält ihn zurück. Ihr fällt blitzschnell etwas ein. „Warten sie einen Moment. Die beiden sind unsere Gefangenen! Wir führen sie gerade ab!“

Der Robot schaut sie mit seinen Kameraaugen an, wartet ein paar Sekunden, man merkt ihm an, daß es in seinen Schaltkreisen arbeitet. Dann endlich sagt er: „In Ordnung, sie können passieren!“ Der Robot wendet sich ab und rollt weiter. Der Neliklan atmet erleichtert auf, die Anderen ebenfalls. „Das ist aber mal eine komische Maschine!“ bemerkt der Neliklan. „Ja, durchaus. Aber sie wird uns noch sehr viel nützen!“ meint Rentrah´ nur. 107

Ein paar Minuten sind im Gang gedämpfte Explosionen und Schüsse zu vernehmen, in einiger Entfernung, in der Richtung, von der sie kommen. „Was ist das?“ fragt Reijk´Noor überrascht. Rentrah´ sagt nur: „Das ist unser Freund, der Roboter!“ Der Neliklan versteht. Wahrscheinlich sind ihnen die Separatisten gefolgt, und nun werden sie gekillt von dem Robot!

19.KAPITEL: „Findet mir diese Extra-Reunos!“

Es ist kurz nach 1.00 Uhr Bordzeit, als der Captain informiert wird von Amrohtd über die neuesten Vorkommnisse. „Ich werde morgen um 9.00 Uhr Bordzeit vorbeikommen, mit zwei Raumsoldaten! Ruhen sie sich und ihre Männer und Frauen etwas aus! Ende!“ Der Intercom verstummt. „Computer, um 4.00 Uhr Bordzeit wecken!“ sagt er zum Computer. Er richtet sich für das Bett gehen, zieht seine Uniform aus und putzt sich die Zähne. Danach sagt er zum Computer: „Licht aus!“ Er legt sich in sein Bett. Das Licht wurde langsam ausgeblendet. Der Captain schläft sofort ein.

*

Janc´Pjorh wird inzwischen aus seiner Kabine befreit. Mit einem mächtigen Knall gibt die Tür nach. Die Teile des Schotts fliegen nach innen, zerstören die halbe Einrichtung, und hätten den Stationsleiter beinahe getroffen. Zwei, drei winzige Splitter treffen ihn dann doch. Er quiekt kurz vor Schmerz auf. Rauch beißt ihm in seiner Reunolunge, er hustet. Zwei Soldaten helfen ihn aus seiner Kabine heraus. 108

Kurz vorher sprach er ein weiteres mal über Stationsfunk. Er erklärte die neue Lage, und befahl, den flüchtenden Fremden nichts anzutun, wenn es irgend wie geht! Sie sollen Tränengas einsetzen. Jetzt sagt er zu dem dritten Soldat, welcher draußen steht, er solle Reparatureinheiten schicken, um die Kabine zu reparieren. Das sind biologisch mechanische Robots, noch im Anfangsstadium, wie auf der Erde und im Sonnensystem des zuende gehenden 21. Jahrhunderts. Sie sind programmiert, Schäden zu erkennen und zu reparieren. „Findet mir diese Extra-Reunos!“ sagt Janc´Pjorh mit Nachdruck zu den in seiner Kabine befindenden Reunos. Weiter sagt er: „Und auf jedem Fall lebendig! Setzt von mir aus auch Gewehre mit Betäubungsmittel ein! Aber erhöht die Dosis. Es sind keine Extra-Reunos!“ Dann sagt Janc´Pjorh noch zu den drei Soldaten: „Ihr könnt gehen, mir geht es so weit gut. Ich werde so lange eine andere Kabine, welche frei ist, benützen und ein Bad nehmen!“ Die drei Soldaten befolgen widerspruchslos seine Worte und gehen fort.

*

Die Fünf von der Firebird, Jürgen Vogel, Sabine Wild, Terc ´lon, Andrac und Chang Pjöng Yang, haben eine neue Geisel genommen. Es ist ein Reunoweibchen, das sagte sie ihnen. Sie nennt

sich Rjenc´Trahc. Sie ist Wissenschaftlerin, auch das sagte sie ihnen. Zu viert sitzen sie auf Terc´lon, zusammen mit der Geisel, dem Reunoweibchen, und rasen durch die Gänge, die nun groß genug sind. Andrac läuft, mit dem Phaser in der Hand, hinterher. Er ist nicht ganz so schnell wie ein Tiflon, bewegt sich aber auch nicht gerade langsam fort! 109

Terc´lon rennt die Reunos regelrecht nieder. Hinter ihnen, aus Seitengängen, kommen Reunos hervor, und schießen auf sie. Andrac setzt sie mit dem Phaser außer Gefecht. Terc´lons Fell wird durch einen Funken in Brand gesetzt. Jürgen klopft das Feuer mit den Handschuhen aus. Es stinkt fürchterlich nach verbrannten Haaren. Sie halten deshalb für ein paar Sekunden den Atem an. Terc´lon verspürt keinen Schmerz. Zumindest läßt er es sich nicht anmerken. In seinem Anzug ist ein handflächengroßes Loch. Auch die Anderen haben in ihren Anzügen Löcher. Terc ´lon muß schon Schmerzen spüren, denn die Hitze tut einem Tiflon nicht gut. Aber kein Mukser ist von ihm zu hören, er kann sich Meisterhaft beherrschen, denkt Jürgen. Dann ertönt in den Gängen ein Rundruf. Sie können nichts verstehen, weil der Translator nicht genau übersetzt. Nur ein unverständliches Sprachengewirr ist zu hören. Wenige Sekunden später ziehen sich die Reunosoldaten zurück, sie benützen auch ihre Waffen nicht mehr. Es wird ruhig. Der Tiflon bleibt stehen. Andrac macht es ihm nach. „Was hat das wieder zu bedeuten!?“ fragt der Tiflon sich. Die drei Menschen und das Reunoweibchen steigen von Terc´lon ab. „Habt ihr verstanden, was über Rundruf gesprochen wurde?“ fragt nun Jürgen die Anderen. Sie schütteln alle mit dem Kopf. Jürgen wendet sich an die Reunin. „Was wurde durchgegeben, Reunin? Sag es uns, bitte!“ Er fragt sie in einem überraschend freundlichen Ton. Nach kurzem Zögern antwortet sie: „Der Stationsleiter sprach mit dem Neliklan, das regierende Oberhaupt auf Reeljickaah. Er

befahl, euch ja lebend zu fangen und nach Rjempt Noor, der Hauptstadt der Reunos auf diesem Planeten, zu bringen!“ „Warum lassen sie uns nicht einfach gehen?“ fragt Jürgen etwas melancholisch. „Ich weis es nicht! Der Neliklan will wahrscheinlich mit ihnen reden. Ergeben sie sich freiwillig! Wir wollen euch nichts tun! Der Neliklan will auch keine Versuche mit ihnen durchführen! Der Stationsleiter erzählte auch, daß in Rjempt 110

Noor und vielen anderen Städten ein Bürgerkrieg entfacht ist. Und der Neliklan ist mit dem Leben nur knapp davon gekommen!“ Sie erzählt ihm von den Separatisten, und so weiter. Dann sagt sie noch, in flehenden, ruhigen Ton: „Bitte legt eure Waffen nieder und ergebt euch! Ihr macht es nur noch schlimmer! Ich spreche im Namen meines Volkes, daß euch nichts geschehen wird! Ich bitte sie, ja, ich flehe sie an, seien sie vernünftig!“ Jürgen kann es gar nicht gebrauchen, wenn jemand so mit ihm spricht. Er läßt sich so leicht erweichen! „Hmmm...!“ macht er. Dann schaut er die Anderen an. „Was meint ihr dazu?“ fragt er jetzt die anderen Vier. Sie schauen sich gegenseitig an. Sabine ist die erste, die etwas sagt: „Die Reunin hat recht! Es klingt einleuchtend, was sie sagt! Ergeben wir uns!“ Die Anderen stimmen ihr zu. Und deshalb sagt Jürgen zu der Reunin: „Ich stimme ein! Wir ergeben uns! Was sollen wir tun?“ „Waffen weglegen, stehenbleiben, Hände auf den Nacken, und warten! Lassen sie mich gehen, ich spreche mit meinen Artgenossen!“ Sie befolgen ihre Anweisung ohne Widerrede, und lassen sie gehen. Sie warten. „Hoffentlich stimmt das auch, was die Reunin gesagt hat!“ murmelt Jürgen vor sich hin. Wenige Minuten später kommen ein paar Reunos, etwa vier, und die Reunin, zu ihnen. Sie tragen Gewehre bei sich, die anders aussehen, wie die üblichen Waffen. Ein Reuno spricht mit ihnen, ruhig und lässig, wie es Jürgen vorkommt. „Ihr wollt euch ergeben, habe ich gehört! Stimmt das?“ Der Translator übersetzt dies in lupenreines, einwandfreies terranisch.

„Ja, das stimmt!“ sagen sie fast gleichzeitig. Der gleiche Reuno sagt dann: „Bitte verstehen sie, daß wir sie betäuben müssen!“ Kaum hat er dies gesagt, schon schießen alle vier Reunos ihre Betäubungsgewehre ab. Vier von ihnen werden sofort getroffen, nur Jürgen nicht. Er weis nicht, wie um ihn geschieht. Ein Reuno ladet nach, und schießt eine weitere Betäubungsspritze ab. 111

Alle, außer Terc´lon und Andrac, sind nun bewegungsunfähig, fallen auf den Boden. Die Beiden bekommen eine weitere Betäubungsdosis ab, und fallen dann erst um. Sie sind nun alle betäubt.

20.KAPITEL: In allerhöchster Gefahr!

Janc´Pjorh nimmt gerade ein Ganzkörperbad in seiner Ersatzkabine, als die Tür dieser Kabine laut summt. „Ich habe keine Zeit! Ich will nicht gestört werden!“ schreit Janc´Pjorh aus dem Bad heraus. Der Reuno an der Tür spricht in das Sprechgerät, welches sich an der Tür in angemessener Reunohöhe befindet. „Es ist wichtig, Reclan!“ So wird der Stationsleiter bei den Reunos auch noch benannt. „Gut. Einverstanden! Treten sie ein!“ Janc´ drückt auf einen Knopf. Die Tür öffnet sich mit einem leisen zischen. Ein etwas kleinerer Reuno tritt ein. „Warten sie einen Moment, ich bin im Bad!“ Er zieht sich was über, nachdem er sich abgetrocknet hat. „Was gibt es so wichtiges, daß sie mich stören?“ Freudig erregt sagt der kleine Reuno: „Herr Reclan, wir haben die Fremden! Sie sind in unserer Gewalt!“ „Das ist aber mal eine erfreuliche Nachricht! Wie habt ihr das angestellt!? Und, sind sie am Leben?“ Dies sagt er alles in ganz normalen Ton. „Ja, sie sind am Leben! Wir haben sie betäubt und in ein

Gefängnis gesteckt. Sie haben sich zum Glück freiwillig gestellt, wieso auch immer. Was sollen wir tun, Reclan? Sollen wir warten, bis es hell wird, oder sollen wir sofort nach Rjempt Noor fliegen?“ „Wie ist das Wetter draußen?“ fragt der Stationsleiter. „Es ist bewölkt, es schneit, es gibt aber keine Schneestürme!“ 112

„Gut. Dann fliegt ihr sofort mit einem Copter in die Hauptstadt. Begleitet sie mit zwei Jägern. Das dürfte reichen zur Sicherheit. Bringt die Fremden am Besten nach Scrapt Yenkct, das ist am Sichersten!“ „Zu Befehl, Reclan!“ sagt der Reuno mit erhobener, gespreizter Hand, und verläßt die Kabine.

*

Die fünf Gefangenen befinden sich, noch betäubt, auf viel zu kleinen, rollenden Betten. Sie sind angegurtet. Sie werden durch die Gänge gerollt, ein paar Reunosoldaten begleiten sie, mit Tränengasgranaten und Betäubungsgewehren bewaffnet. Sie bringen die Fremden über den Hangar in einen großen Copter, machen sie los, und gurten sie im Copter wieder an. Sie befinden sich dort in einem abgegrenzten Raum, zwei Wächter sitzen neben ihnen, zwei Reunos sitzen ihnen gegenüber. Die fünf Betäubten bekommen alles um sie herum mit, sind bei Bewußtsein, können sich aber nicht rühren und bewegen, weil sämtliche Muskeln und Nerven im Körper für wenige Stunden gelähmt sind. ‚Was haben diese Außerirdischen mit uns vor?‘ denkt Jürgen besorgt. Jürgen findet dies alles übertrieben. Sie wären auch so brav mitgegangen! Aber wahrscheinlich haben sie Angst vor ihnen! Aber sie haben auch jeden Grund dazu geliefert! Es war wahrscheinlich doch falsch, wie sie, die fünf Besatzungsmitglieder der Firebird, sich verhalten haben, denkt Jürgen Vogel einsichtig vor sich hin.

Er sieht, wie sie in ein großes Fluggerät gebracht werden. Sie werden angegurtet, vier Reunos begleiten sie. Dann fliegen sie los, Jürgen weis nicht, wohin.

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*

Reijk´Noor, Arhc´Nehrc, Rentrah´Njac und ihre überlebenden fünf Soldaten haben das Ende des geheimen Ganges erreicht. Sie brauchen dazu 4,5 Klemps, das sind umgerechnet dreieinhalb Stunden, für den langen Weg. Es gab kaum Zwischenfälle auf ihrem Marsch. Zwischendurch war ihr Körper fast ausgetrocknet, sie fühlten sich nicht wohl. Da nahmen sie eine kurze Ganzkörperdusche. Alle zwei bis dreihundert Meter befindet sich so eine Dusche im Gang. Danach fühlten sie sich wohler. Der Feuchtigkeitsgehalt eines Reunos war fast für ein Reeljickaah-Tag gedeckt. Der Gang endet ebenfalls in einem Keller. Sie verhalten sich leise, weil dieses Haus bestimmt bewohnt ist. Hier sind an der Decke überall Heizungsrohre zu sehen. Es gibt dort mehrere Kellerpazellen, vielleicht ein mehrstöckiges Haus, denkt Arhc´Nehrc sich. Urplötzlich fallen Schüsse aus einer Schnellfeuerwaffe. Sie streifen durch die Dunkelheit. Ein paar Kugeln streifen Arhc ´Nehrc an der Schulter und an mehreren anderen Stellen seines Körpers. Rentrah´ handelt geistesgegenwärtig. Die noch lebenden Soldaten machen es ihr nach: Sie schießen ihre Mini-RakGewehre ab, in die Richtung, woher die Schüsse kommen. Explosionen sind zu hören, Flammen erhellen den Kellergang. Wenige Sekunden später sind keine Schüsse mehr zu hören. „Feuer einstellen!“ befiehlt Rentrah´. Sie sehen verstümmelte Reunoleichen im Feuer herumliegen. Gelbes Reunoblut klebt an den Wänden. Dies waren einmal

Separatisten! Sie verlassen die grausige Szenerie, gehen die Treppen hoch und begeben sich zum Ausgang des Hauses. Es gibt zwar einen Aufzug, den benützen sie aber nicht. Die noch sechs Kaisertreuen schleichen leise und vorsichtig, mit gezogenen Waffen und angespannt, aus dem Haus. 114

Draußen schleichen ein paar Separatisten herum. Die sechs Reunos haben sie rechtzeitig erkannt, und schießen ihre Waffen ab. Die Separatisten feuern zurück mit Schnellfeuerwaffen. Keiner von den Kaisertreuen wird getroffen, weil sie sich hinter der Hauswand am Eingang versteckt halten. Rentrah´ schaut sich vorsichtig um. Es gibt schon einige Separatisten, etwa zwanzig bis fünfundzwanzig. Sie haben sich hinter Autos, Häuserecken und Büschen versteckt. Und in einem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind auch welche, es folgen Schnellfeuersalven zu ihnen herüber. Jetzt schießen sie sogar Mini-Rak-Geschosse ab. „Die Lage ist aussichtslos! Wir kommen hier nicht lebend heraus!“ sagt Rentrah´ verzweifelt zu den anderen fünf Begleitern, und schaut sie an, jeden einzelnen. „Wir müssen uns ergeben! Es nützt alles nichts!“ Die Anderen schauen sie mit ihren großen, gelben Augen an und stimmen ihr zu, auch der Neliklan und Arhc´Nehrc. Rentrah´ schreit in die Nacht heraus zu den Separatisten, ihre Stimme wird aber nicht gehört, sie geht unter durch den Lärm der Explosionen und der Schnellfeuerwaffen. Das Haus wird am Eingang getroffen. Sie werfen sich flach auf den Boden. Trümmer fliegen umher, der Aufzug wird zerstört, es klafft ein Loch, wo einmal der Aufzug war. Ein Soldat wird am Kopf von einem Trümmer getroffen und ist sofort Tod. Gelbes Blut läuft aus der Wunde und verteilt sich auf dem Boden. Rentrah´ schreit, so laut sie kann, zu den Separatisten: „Feuer einstellen, bitte stellt das Feuer ein! Wir ergeben uns!“ Sie wiederholt das so oft, bis sie nicht mehr kann, bis ihr die Stimme versagt. Dann schaut sie wieder um sich, und erstarrt. Nackte Angst ist in ihren Augen zu sehen. Ihre Pupillen vergrößern sich.

Angst äußert sich bei Reunos ähnlich wie bei Menschen. Das, was sie sieht, stockt ihr den Atem. Eine ganze Panzereinheit kommt auf sie zu! Der Panzerlauf zielt in ihre Richtung, dann wendet sich der Lauf von drei Panzern um 180°, in Richtung auf das Haus der gegenüberliegenden Straßenseite. Die anderen drei Panzer 115

zielen auf Bodengleiter und Häuserecken, dann schießen sie. Ein ohrenbetäubender Knall ist zu hören, Autos, beziehungsweise Bodengleiter, Trümmer von der Straße, von Häusern, Reunos fliegen durch die Luft, es brennt, Rauch steigt auf. Die Gegend ist hell erleuchtet durch Flammen, Zivilisten flüchten um ihr Leben. Jetzt weis Rentrah´, was dies bedeutet: Es ist eine Panzereinheit der Kaiserlichen Armee, der Kaisertreuen! Sie alle atmen erleichtert auf. Ihnen, dem Neliklan, Arhc ´Nehrc, Rentrah´ und den noch zwei überlebenden Soldaten der Sondereinheit, fällt ein Stein vom Herzen. Nach ein bis zwei Minuten ist alles vorbei. Die überlebenden Separatistensoldaten, welche man mit zwei Reunohänden abzählen kann, flüchten. Brennen tut es weiterhin. Ein Panzer öffnet seine Luke. Ein Reunosoldat mit einem Helm und Gehöröffnungenschützer, lugt hervor. Er hebt seine Hand zum Gruß, spreizt sie und sagt: „Hallo, meine Freunde! Ich bin Lect´Rah, Panzerbrigadeführer der 5. Einheit, seid gegrüßt! Dachte, ihr seid in Schwierigkeiten, da sind wir gekommen! Gerade noch rechtzeitig, wie ich sehe! Welcher Einheit...Oh!“ Er sieht den Neliklan. „Der Neliklan persönlich! Sie leben also noch, was für ein Glück!“ Dann schaut er sich um. Er erblickt Rentrah´. „Oh! Eine schöne Menthra habt ihr auch bei euch!“ So nennen die Reunos ihre Weibchen. „Mein Name ist Rentrah´Njac, ich bin die Anführerin einer Sondereinheit des Neliklan, von der fast keiner mehr am Leben ist!“ sagt sie etwas melancholisch. Dann stellt sie noch Arhc´Nehrc vor, dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte von ganz Reeljickaah. Lect´Rah nickt leicht, macht einen Knick mit dem Körper, und spreizt die vierfingrige, knochige Hand. Das ist so üblich

beim Militär der reunischen, Kaiserlichen Armee. Danach sagt er: „Wir können euch mitnehmen! Es ist noch Platz in unseren Panzern! Wo wollt ihr hin? Wir bringen euch überall hin, egal, wo!“

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Diese Einladung läßt sich der Neliklan nicht abschlagen. Er meldet sich zu Wort: „Wir wollen nach Scrapt Yenkct, wenn sie uns bitte dort hin bringen würden!?“ „Geht in Ordnung, Neliklan! Also, steigt ein! Eine Person pro Panzer hat Platz!“ Die fünf Reunos steigen in verschiedene Panzer. Sie fahren los, in Richtung des Stützpunktes.

21.KAPITEL: Die Betäubten!

Die fünf Besatzungsmitglieder von der Firebird sind schon Rund 3,86 Klemps unterwegs, in der Luft, in Richtung Rjempt Noor. Das sind umgerechnet drei Stunden. Der Copter fliegt ziemlich schnell, in weiteren vier Stunden würde er die Hauptstadt erreichen. Jürgen kribbelt es in den Zehen, dann in den Beinen. Er versucht, seine Zehen zu bewegen. Es gelingt ihm! Er freut sich. Die Betäubung läßt immer mehr nach, von Zeit zu Zeit. Den anderen vier ergeht es genauso. Die Wächter beobachten sie, wollen schon zu den Betäubungsgewehren greifen, werden aber zurückgerufen von einem anderen Reuno, der ebenfalls in diesem Raum sitzt. „Laßt sie in Ruhe!“ sagt er. „Sie können uns nichts anhaben! Wer weis, ob ihr Körper dies überhaupt erträgt, wenn ihr die Extra-Reunos noch mal betäubt!“ Jürgen Vogel und die vier Anderen verstehen diese Worte. Also müssen sie, so denkt Jürgen, ihre Translatoren dabei haben! Das ist gut. Jürgen versucht, zu sprechen, die Stimme versagt aber ihren Dienst. Er versucht es noch einmal, bringt aber nur ein

Krächzen hervor. ‚Ich muß noch etwas warten!‘ denkt er. Nach ein Weilchen versucht er es noch einmal. Es gelingt ihm noch nicht. Er 117

probiert es noch ein zweites und drittes mal, dann gelingt es ihm. „Können sie uns bitte losmachen? Wir verhalten uns auch ruhig!“ Es ist eine krächzende Stimme. Der Translator übersetzt dies nicht richtig. „Was ist los? Ich verstehe sie nicht! Sie müssen deutlicher Sprechen!“ Jürgen flucht in sich hinein. ‚Dieser scheiß verfluchte Reuno macht sich lustig über mich!‘ denkt Jürgen Vogel. Ärger und Wut kommt in ihm auf, unterdrückt es aber, er kann ja sowieso nichts tun! Er fügt sich seinem Schicksal. Er wartet ein paar Minuten, dann versucht er es noch einmal. Der Translator übersetzt seine Stimme einigermaßen richtig. Der Reuno hat ihn verstanden, und sagt darauf: „Nein, das geht nicht! Die Gurte dienen zu unserer Sicherheit!“ „Mein Gott, sind wir Gefangene, oder was!? Ich denke, ihr wollt uns freilassen!? Was soll das ganze? Das ist doch alles etwas übertrieben!“ Jürgen versucht, sachlich und ruhig zu bleiben, aber seine Wut und sein Ärger sind in seiner Stimme doch zu erkennen. Er wird immer lauter. Aber dann faßt er sich, und sagt in einem weitaus ruhigerem Ton: „Gut, ich gebe zu, daß wir etwas falsch gemacht haben! Aber wir möchten es wieder gut machen, ich verspreche es! Binden sie uns bitte los! Eurem Neliklan wird dies auch nicht gefallen!“ Jetzt versucht es Jürgen auf diese Tour. Aber es scheint zu wirken! Der Reuno schaut ihn an, dann seine Artgenossen. Sie sagen zwar alle nein, der Anführer der vier Reunos, Yenkc´Plahrt, so heißt er, sagt aber schließlich: „Gut, Einverstanden, wir machen euch los. Aber keine Mätzchen! Verhaltet euch ruhig! Dann passiert euch nichts! Bindet sie los!“ Widerwillig tun die anderen drei Reunos, was ihnen befohlen wurde. Jürgen ist zufrieden mit seinem Erfolg. Er schaut auf die Uhr. Es ist 5.30 Uhr Bordzeit.

* 118

Die sechs Panzer mit dem Neliklan und den anderen Reunos an Bord, erreichen Scrapt Yenkct etwa 2,57 Klemps vor Sonnenaufgang (Das sind umgerechnet genau zwei Stunden), fast ohne Zwischenfälle. Njelc´Rotcz wird sofort unterrichtet. Arhc´Nehrc und die drei Überlebenden der Sondereinheit werden versorgt, und sie ruhen sich aus. Dem Neliklan seine Wunden werden ebenfalls versorgt. Eine halbe Stunde später trifft er sich noch mit Njelc´Rotcz in seinem Büro. Es sieht unaufgeräumt aus: Karten von Reeljickaah liegen auf dem Tisch herum, Aktenordner liegen herum, auf dem Tisch befindet sich noch ein Computer. Ein großer Aktenschrank, drei Stühle, zierlich klein, stehen ebenfalls in dem Raum herum. An der gegenüberliegenden Wand hängt die kaiserliche Fahne, in Reunogröße. Und so sieht sie aus: Auf blauem Grund ist das Abbild des Kaisers, in schwarzer und roter Farbe, zu sehen. Dieser Kaiser erhebt die Hand, in der Hand hält er ein paar Planeten und Sterne, ein Planet scheint eindeutig Reuno zu sein. Zwei rote, breite, sternenübersähte Streifen sind auf der Fahne, links und rechts, insgesamt vier Streifen. Der Kaiser auf der Fahne wird umrahmt von einem gelben Stern. Auf dem unaufgeräumten Tisch steht noch eine halb Pilz-, halb quallenförmige Pflanze von Reuno, einer Reilquerie. Es ist eigentlich Verboten, diese Pflanzen anzubauen, selbst eine solche Pflanze in seinem Besitz zu haben, ist eigentlich Strafbar im gesamten Reunosystem! Denn daraus werden Psychodrogen gewonnen, und diese werden dann im ganzen Sonnensystem verkauft. Diese Drogen gehören zu den harmloseren Drogen, sie werden auch in der reunischen Medizin verwendet. Diese Droge ist zu vergleichen mit Haschisch oder Marihuana auf der Erde. Diese Drogen sind im 31. Jahrhundert schon längst legalisiert im gesamten NDI-Bereich. Es gibt in diesem Jahrhundert, im NDI-

Gebiet, weitaus gefährlichere Drogen! Aber gehen wir wieder zurück zu den Reunos. 119

Die beiden Reunos halten ihre Hände gespreizt in der Luft, dann berühren sie die Hände, ebenfalls in der Luft. Das ganze ist ein Begrüßungsritual. Danach setzen sie sich. „Ich freue mich sehr, sie zu sehen, Neliklan!“ sagt Njelc ´Rotcz mit feuchten Augen. Er erzählt ihm alles, von den Fremden, die auf der Suche nach anderen Fremden sind, und erzählt ihm von einer drohenden Gefahr von außen, und daß die Fremden ihnen, den Reunos, helfen wollen. Daraufhin unterbricht ihn der Neliklan und erzählt ihm, Njelc´Rotcz, seine Geschichte. Die ist kurz, zumindest faßt er sich kurz. Am Schluß sagt er noch: „Auf jedem Fall befindet sich ein Teil der Fremden in einer streng geheimen, wissenschaftlichen Station, und wenn alles gut geht, sind sie bald hier, hoffe ich!“ „Die Fremden, die sich hier, in diesem Stützpunkt, befinden, sind in friedlicher Mission hier, behaupten sie. Sie klingen auch sehr Glaubwürdig!“ fährt der stellvertretende Stationsleiter von Scrapt Yenkct mit reden fort. Der Neliklan unterbricht ihn wieder. Er sieht besorgt aus. „Lassen sie mich mit den Fremden sprechen!“ sagt er nur. „Das geht nicht! Sie befinden sich in einer Ruhephase! Ich will sie nicht stören! In rund 0,6 Klemps wollen sie geweckt werden. Wenn sie wach sind, werde ich sie von ihnen unterrichten, und ein Treffen ermöglichen!“ „Geht in Ordnung, das sehe ich ein! Ich glaube, ich werde mich noch etwas ausruhen und was essen!“ „Noch was, Neliklan! Der Captain des fremden Schiffes will in 3,2 Klemps kommen!“ „Gut, dann will ich erst wieder geweckt werden, wenn dieser fremde Anführer da ist! Dann werde ich mit ihm sprechen!“ Der Neliklan steht auf, verabschiedet sich von Njelc´Rotcz, und geht aus dem Raum.

22.KAPITEL: In, und um, Scrapt Yenkct, herum! 120

Andreas Amrohtd und seine Truppe ist schon längst wach, als der Captain fünf Minuten vor 9.00 Uhr Bordzeit eintrifft. Sie haben erfahren, daß der Neliklan in der Nacht eingetroffen ist, zusammen mit dem Oberbefehlshaber dieses Planeten, und noch ein paar anderen Reunos. Auch erfahren sie, daß die Gefangenen, ihre Kameraden, hierher unterwegs sind. Sie freuen sich, als sie dies erfahren. Auch haben sie etwas gefrühstückt, von ihrer eigenen Verpflegung. Die Reunos boten ihnen etwas zum essen an, als die Menschen aber sahen, was die Reunos ihnen brachten, nämlich große, glitschige Würmer, und Amphibien, dankten sie, dem würgen nahe, ab. Die Reunos schienen etwas beleidigt zu sein, aber Amrohtd redete mit ihnen, und erfand irgend etwas, das die Reunos dann auch noch glaubten. Der Captain, Ernst Vogel, landet auf der großen, schneefreien Fläche. Ein eisiger Wind weht. Er hat noch zwei Begleiter, Arthur Mc Glenn und Annette Border, zwei Raumsoldaten mit Spezialausbildung, dabei. Die drei verlassen den Gleiter. Andreas Amrohtd´s Männer und Frauen stehen Spalier, in militärischer Haltung. Links und rechts von den terranischen Soldaten stehen, in Reih und Glied, auf jeder Seite, hundert Reunische Soldaten, den Kaisertreuen. Am Ende des Spaliers steht Andreas Amrohtd zusammen mit Njelc´Rotcz, Arhc´Nehrc, und Reijk´Noor, dem Neliklan. Der Captain trifft zuerst Andreas Amrohtd und schüttelt ihm die Hand. Die anderen terranischen Soldaten salutieren, ihre Hand an die Schläfe führend. Dann will der Captain den drei Reunos die Hand Schütteln, die zuerst überrascht, dann verwirrt reagieren. Nach ein paar Augenblicken begreifen sie. Die drei Reunos schütteln nacheinander die Hand des Captains.

Es werden ein paar Worte ausgetauscht. Gleichzeitig heben die Reunos ihre vierfingrige Hand gespreizt in die Luft. 121

Amrohtd ist sehr euphorisch. Er sagt, mit einem lächeln im Gesicht: „Es sieht alles sehr gut aus, der Neliklan hat mir gerade erzählt, daß die Gefangenen hier her unterwegs seien! Sie werden jeden Moment hier eintreffen! Das hier,“ er zeigt zu Reijk´Noor, „ist der Neliklan, das Regierungsoberhaupt von Reeljickaah!“ Als gute Geste hält der Captain seine Hand gespreizt hin. Er erreicht die Hand des Reunos aber nicht, weil seine zu groß ist. Das ganze ist ihm etwas peinlich! „Seien sie gegrüßt, Neliklan! Ich möchte mich im Namen aller Besatzungsmitglieder der Firebird entschuldigen für die Unannehmlichkeiten!“ Der Translator übersetzt dies fast sofort. Sie laufen zu dem großen Gebäude, vorbei an Hangars, Panzergaragen und Flugzeugen. An manchen Flugzeugen werden Wartungsarbeiten durchgeführt. Die Reunos und Menschen reden miteinander, als sie durch das riesige Gelände gehen. Die orangegelbe Sonne strahlt sie an. Sie war vor etwa einer Stunde Aufgegangen, und vertrieb die Nacht. Die Sonne erwärmt nicht, im Gegenteil, es ist –42° Celsius Kalt, in dieser Region des Planeten! Es ist in diesem Moment sehr ruhig, man kann die Tiere im Wald sogar hören, Vögel zwitschern. Es ist fast wolkenlos, ein paar Nebelschwaden ziehen umher. Der Captain erzählt dem Neliklan alles, von seinem Raumschiff, das Notlanden mußte, und von der reinigenden Flamme. Er bot den Reunos an, ihnen im Notfall zu helfen. Der Neliklan, dem Captain gegenüber, sagt ebenfalls alles. Er spricht auch über die Separatisten. Dann fragt der Neliklan dem Captain das, was dieser schon befürchtet hat: „Ihr Terraner habt doch genügend starke Waffen, um die Separatisten zu bekämpfen! Werden sie uns mit ihrem verstecktem Raumschiff helfen, die Separatisten für immer von diesem System zu fegen!?“ „Das geht nicht! Das ist euer Problem! Laut unserem obersten Gesetz, dürfen wir bei technisch nicht so weit entwickelten Völkern uns nicht einmischen! Es gibt dabei sehr hohe

Strafen, wenn wir dieses Gesetz nicht befolgen!“ 122

Der Captain versucht, es den Reunos so sanft wie möglich beizubringen. Der Neliklan ist leicht beleidigt. „Was soll das heißen? Heißt das, sie wollen uns nicht helfen!?“ „Ja und nein! Das heißt, wir helfen euch bei dem Angriff der reinigenden Flamme, so gut wir können. Nein heißt, wir dürfen laut unserem obersten Gesetz, uns nicht in eure Auseinandersetzungen einmischen! Das ist bei uns bei harten Strafen verboten!“ Der Neliklan erwidert darauf: „Das ist aber ein blödes Gesetz, das ihr da habt!“ Der Captain muß jetzt vorsichtig sein, was er jetzt sagt. Er kann nicht das sagen, was er will. Jedes einzelne Wort muß gut überlegt sein. So schweigt er einige Sekunden, bevor er zum sprechen ansetzt. In dem Moment, in dem er etwas sagen will, sind Triebwerksgeräusche von Kampfflugzeugen zu hören. Sekunden später kracht und knallt es, Explosionen sind zu sehen und zu hören. Einige Reunos sterben sofort, die Anderen rennen entweder davon, zu den Flugzeugen, zu den Panzern, oder legen sich flach auf dem Boden. Es sind Flugzeuge mit Radarschutz, deshalb der überraschte Angriff. Diese Flugzeuge können nicht auf dem Radar geortet werden. Solche Flugzeuge gab es Anfang des 21. Jahrhunderts auf der Erde auch. Amrohtd schreit ein paar Befehle. Darin enthalten ist auch der Befehl, ja nicht zu schießen, und sie sollen sofort den Schutzschirm einschalten. Auch der Captain schaltet seinen Schutzschirm ein, aber ewig würde dieser auch nicht helfen!

*

Jürgen Vogel, Sabine Wild, Chang Pjöng Yang, Andrac und Terc ´lon, zusammen mit den vier Reunos, welche sie bewachen, befinden sich in der Luft. Sie sind 25 Clyms (rund 37

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Kilometer) von Scrapt Yenkct, dem Hauptquartier von Reeljickaah, entfernt. In etwa fünf bis sechs Minuten werden sie ihr Ziel erreicht haben. Die fünf Besatzungsmitglieder von der Firebird können sich wieder voll und ganz Bewegen. Auch sind sie nicht mehr angebunden. Sie haben ein paar Stunden geschlafen, als sie von den Reunos etwas unsanft geweckt werden. Jürgen schaut aus dem Fenster heraus. Es ist Tag, die orangegelbe Sonne scheint. Er holt aus einer Tasche seines Anzugs zwei Nahrungswürfel heraus, und kaut darauf herum. Ein Würfel hat Kaffee-, und noch einen chemischen Nachgeschmack. Der Andere schmeckt nach Schinken und Käse, und hat ebenfalls einen chemischen Beigeschmack. Er sehnt sich nach einem echten, flüssigen Kaffee, und einem echten Schinken- und Käsewecken, aber auf der Firebird wird fast alles künstlich erzeugt. Selbst Fleisch wird schon, Scheibe für Scheibe, gezüchtet. Dann kommen noch chemische Mittel hinzu, auch die Gewürze werden chemisch erzeugt. Das Schiff hat die Zellen von Schwein, Rind, Lamm, Hähnchen, Fisch, und so weiter, dabei, und züchtet, wie eine große Biofabrik, Gentechnisch einzelne Filetstücke, Brat- und Kochfertig, für die Besatzung, und mischt noch Haltbarkeitsmittel hinzu. Bei Brötchen ist der Geschmack, und bei Kaffee der Koffeingehalt im Computer gespeichert, und wird so künstlich und mit chemischen Geschmacksstoffen hergestellt. Jürgen geht zu seiner Freundin, Sabine Wild, umarmt und küßt sie. Er tröstet sie, denn sie sieht niedergeschlagen aus. „Wir werden schon wieder heimkommen! Uns wird nichts passieren, ich fühle es!“ sagt er sanft zu ihr. Sie erwidert seine Handlung, und gibt ihm auch einen Kuß. „Ich hoffe, daß du recht...!“ Weiter kommt sie nicht. Der Copter wird durchgeschüttelt, Explosionen sind zu hören, von außen. Ein Rotorblatt vom Seitenrotor fliegt vor ihrem Fenster vorbei. Sie staunen nicht schlecht, als sie dies sehen. „Uns wird nichts passieren, ha, ha!“ macht Sabine. Rauch

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steigt in der Kabine auf. Sie bekommen winzige Spielzeugmasken aufgesetzt. So klein diese Masken auch sind, es hilft trotzdem etwas. Maschinengewehrsalven treffen den Copter längsseits. Zwei Reunos werden regelrecht zerfetzt, orangegelbes Blut klebt an den Wänden, und an den fünf Besatzungsmitgliedern. Durch die Schüsse sind Löcher in der Außenwand entstanden, der normale Druck in der Kabine entweicht nach draußen. Zwei weitere Reunos werden hinausgewirbelt, ins Freie. Ein großes Loch klafft in der Kabine. Die Fünf können sich gerade noch festhalten, sie halten sich gegenseitig. Ein Reuno klammert sich an ihnen fest. Jürgen kann gerade noch den Phaser fassen, den der Reuno bei sich hat. Der Copter torkelt, als ob er von einer Windhose oder einem Strudel mitgerissen wird. Jürgen schreit, durch das Pfeifen und Rauschen der Luft und des eisigen Windes hindurch: „Wir bleiben zusammen! Laßt euch los! Wir lassen uns hinaustreiben, und schalten dann rechtzeitig unseren Antigrav an! Uns kann nichts passieren! Der Pilot ist Tod! Den überlebenden Reuno nehmen wir mit!“ Ein Antigrav ist ein Gerät, welches die Schwerkraft, die Gravitation eines Planeten, auflöst, und man dadurch völlig ungefährlich nach unten schwebt. Sie lassen los, bleiben aber beisammen. Sie werden rausgerissen, und fast getroffen vom Hauptrotor. Dann schalten sie sofort ihren Antigrav ein, nur fünfzig Meter vom Boden entfernt. Langsam und Sicher bremst der Antigrav ihren Sturz ab. In einiger Entfernung stürzt der Copter auf den Boden, eine Feuer- und Rauchwolke reicht weit in den Himmel von Reeljickaah hinein. Ein paar Sekunden später landen die fünf von der Firebird, und der eine überlebende Reuno, sanft im Schnee. Nichts ist ihnen passiert. „Siehst du, ich hatte doch recht!“ sagt Jürgen mit Genugtuung zu Sabine.

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23.KAPITEL: Kampf um Scrapt Yenkct

Scrapt Yenkct steht in Flammen. Duzende Separatistenflugzeuge fliegen in der Luft, gehen immer wieder im Sturzflug herunter, werfen Bomben ab, schießen mit Mini-Rak-Geschoßen und Maschinengewehrsalven um sich. Es gibt mindestens schon über hundert tote Reunos. Ihre Überreste liegen überall herum, auch brennende, verkohlte Leichen. Es ist ein grausiger Anblick. Ein paar Flugzeuge von den Kaisertreuen Reunos haben es geschafft, in die Luft zu kommen. Panzer gibt es auch noch ein paar Einheiten. Sie, die Panzer, Flugzeuge und die überlebenden Fußsoldaten, Infanteristen der Kaiserlichen Armee, halten die Tausenden Separatisten in Schach. Die Kaiserstatue ist zerstört, und begrub einige Reunos unter sich. Der Schutzanzug der Kampfanzüge der Terraner hält nicht mehr lange. Es entstehen so langsam Struckturrisse! Der Captain kann das Inferno nicht mehr länger ansehen. Er befiehlt: „Setzt eure Waffen ein, aber Vorsichtig! Das ist ein Notfall! Die Schutzschirme werden schwach! Wir müssen uns Verteidigen!“ Amrohtd meint, er hätte sich verhört. „Aber Captain, das...!“ „Tun sie, was ich sage! Das ist ein Befehl!“ sagt der Captain in normalen, aber bestimmenden Tonfall. Amrohtd salutiert. „Aje, aje, Captain!“ sagt er, knapp und ohne Widerrede, und setzt seine Waffe ein. Er gibt seinen Männern und Frauen Bescheid. „Wo sind eigentlich die zehn Raumjäger? Die können wir jetzt gebrauchen!“ fragt sich der Captain. Amrohtd schaut den Captain an, als hätte er etwas falsches gesagt. Danach sagt Amrohtd: „Die sind zurückgeflogen zur Firebird! Ich habe es ihnen Befohlen!“ „Dann rufen sie diese hierher zurück! Sie sollen auf dem schnellsten Weg hierher kommen!“ Die Worte des Captains sind sehr bestimmend und Ausdrucksstark. Amrohtd handelt wie ihm

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Befohlen wird. „Ja, Sir!“ sagt er abgehackt, salutiert und funkt an die Firebird. In sieben bis acht Minuten können die Jäger da sein. Sie fliegen von der Firebird direkt in den Weltraum, in die Umlaufbahn dieses Planeten, dort setzen sie ihre Impulstriebwerke ein (unter der Lichtgeschwindigkeit, im normalen Weltraum), beschleunigen kurz, halten dann für ein paar Sekunden die Geschwindigkeit, bremsen sehr stark ab und stürzen auf das Ziel. Noch bevor der Colonel zuende gesprochen hat, nimmt der Captain den Intercom von ihm an sich, und gibt den Befehl, daß die Jäger sich in zwei Fünfergruppen aufteilen sollen. Die eine Gruppe soll Flugzeuge abschießen, die Andere die Separatisten-Infanteristen in Schach halten. Jetzt tauchen auch noch von den Separatisten zwanzig Panzerbrigaden auf! Die Kaisertreuen haben ihnen nur noch neun einsatzfähige Panzerbrigaden entgegenzusetzen! Die ersten zwei Menschen finden den Tod. Ihr Schutzschirm löst sich auf, dann wurden sie von Maschinengewehrsalven zerfetzt. Sie starben sofort. Eine Gruppe von terranischen Soldaten versteckt sich hinter abgeschossenen Flugzeugwracks, und schießen Flugzeuge vom Himmel. Die anderen vierzig Soldaten von der Firebird teilen sich in vier Zehnergruppen auf, und greifen die Separatisten an. Eine Gruppe links, eine von rechts, eine von der Front, und eine Gruppe versucht, die Separatisten einzukreisen, um von hinten Anzugreifen. Drei Gruppen werden unterstützt von jeweils zweihundert kaisertreuen Reunos. An der Front befinden sich noch etwa Tausend Soldaten der Kaiserlichen Armee und vier Panzerbrigaden. Jeweils eine Panzerbrigade befindet sich auf der linken und rechten Flanke, drei Brigaden versuchen es von hinten. Die Jäger von der Firebird treffen ein, und schießen Phasersalven ab. Gleichzeitig fordert der Captain von der Firebird drei Truppentransporter mit jeweils dreissig Raumsoldaten an Bord, an.

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Weitere fünf terranische Soldaten sterben, und duzende Reunos ebenfalls. Der Captain denkt nach. Er denkt darüber nach, mit dem Anführer der Separatisten zu verhandeln, um irgend wie Frieden zu schaffen zwischen diesen beiden Gruppen. Es ist auch in seinem Interesse, denn es sterben auch seine Männer und Frauen in diesem Krieg! Die Gewalt eskaliert schon. Sie müssen eine Lösung finden, und zwar schnell!

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Die fünf Besatzungsmitglieder von der Firebird und der eine überlebende Reuno von dem Copter, der abgeschossen wurde, laufen im Schnee in eisiger Kälte, in Richtung Scrapt Yenkct. Von der Richtung, in die sie gehen, ist leises Grollen und Kriegsgeräusch zu hören. „Was ist denn da los?“ fragt Jürgen, der, genau wie die Anderen, noch nicht bewußt wahrgenommen hat, was auf Reeljickaah los ist. Aber der Reuno ist so freundlich und klärt sie auf. „So ne´ Scheiße! Dann sind wir ja mitten in einen Bürgerkrieg zwischen den Reunos geraten!“ „Sollen wir überhaupt noch weiter gehen?“ fragt Sabine. „Wer weis, ob der Neliklan überhaupt noch lebt!?“ Sie bleiben stehen und beraten sich Untereinander, was sie jetzt tun sollen. Nach ein paar Minuten entscheiden sie sich, doch nach Scrapt Yenkct zu gehen. Jürgen schaut auf seine Uhr. Es ist 10.15 Uhr Bordzeit, am 31. August 3083. Gestern um diese Zeit hätte er sich nicht in den kühnsten Träumen vorstellen können, was sie heute erlebt haben, und in was sie hier hinein geraten sind! Als sie schon ein Weilchen unterwegs sind, hören sie hinter ihnen Motorengeräusch und das Prasseln von Ketten im Schnee. Sie schauen sich um, und erschrecken. Sie sehen zwei duzend Panzer auf sie zu kommen!

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Wenige Meter vor ihnen bleiben sie stehen. Von mehreren Panzern öffnet sich die Luke. Helme mit den Köpfen von Reunos schauen hervor. In der quiekenden Sprache der Reunos spricht einer von ihnen, wahrscheinlich der Anführer. Der Translator übersetzt dies nach wenigen Sekunden in einwandfreies Terranisch. „Mein Name ist Ehlarc´Kljerc, Kommandant von vier Panzereinheiten von Chegjah, etwa 180 Clyms von hier. Wer seid denn ihr?“ Er hält inne, dann fällt ihm etwas ein. „Ah, ihr seid bestimmt die Extra-Reunos, von denen uns unterrichtet wurde! Ich habe noch nie Extra-Reunos gesehen.Ist auch egal!“ Er wechselt das Thema. „Wir haben in einiger Entfernung auf dem Radar einen Copter abstürzen gesehen. Wart ihr dort drin? Und ihr lebt!?“ Jetzt sieht er auch den Reuno, Yenkc´Plahrt. „Und sie haben auch überlebt, wie ich sehe!“ Der Reuno stellt sich ihm, dem Reuno-Kommandant, vor. Dann stellt er eine Frage: „Wurdet ihr nicht angegriffen von Separatisten, die unseren Copter abgeschossen haben?“ „Nein! Diese 24 Panzer, die ihr hier seht, sind die einzigen, die es gibt, es ist eine Testreihe! Sie bleiben auf jedem Radar unsichtbar!“ „Habt ihr die Flugzeuge abgeschossen?“ fragt Jürgen interessiert. „Ja, alle fünf!“ sagt der Reuno-Kommandant stolz. „Innerhalb von wenigen Sekunden, so schnell konnten sie gar nicht reagieren! Wir bekamen dabei keinen Kratzer ab!“ „Wie sieht es in Chegjah aus?“ fragt Yenkc´Plahrt. Der Kommandant der vier Panzereinheiten antwortet darauf, mit melancholischer Stimme: „Schlimm! Fast die ganze Stadt brennt! Es gibt Tausende Flüchtlinge! Und Tausende Tote! Die Flüchtlinge flüchten wahrscheinlich nach Rjempt Noor, um in ein Raumschiff zu kommen! Auf der Straße zur Hauptstadt läuft nichts mehr! Ein paar Bezirke sind noch in unserer Kontrolle, aber wer weis, wie lange noch! Der Weltraum um Reeljickaah brennt, es gibt eine gewaltige, verlustreiche Raumschlacht, auf beiden Seiten, die immer noch anhält! Der Kaiser hat sich in sein Geheimes Hauptquartier zurückgezogen!“

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„Das hört sich ja schlimm an! Und woher haben sie diese Nachricht?“ fragt Yenkc´Plahrt. „Das darf ich nicht verraten, das ist streng Geheim!“ erwidert darauf der Reuno-Kommandant. Jürgen ist neugierig. Er fragt Ehlarc´Kljerc: „Was habt ihr jetzt vor? Wollt ihr etwa mit diesen paar Panzern die Separatisten verscheuchen? Warum beschützt ihr nicht eure eigene Stadt?“ „Ein paar Panzereinheiten sind in Chegjah geblieben, etwa fünf Einheiten, aber diese können die Stadt nicht mehr lange halten, wir haben sie schon sozusagen aufgegeben! Diese Stadt ist nicht so wichtig, deshalb haben wir die meisten Einheiten, die wir noch haben, auf dem Weg nach Rjempt Noor geschickt! Sie werden uns folgen und unterstützen im Kampf um Rjempt Noor. Sie liegen einige Clyms hinter uns!“ „Fahrt ihr nach Scrapt Yenkct? Könnt ihr uns dorthin mitnehmen?“ fragt Jürgen. „Uns ist nämlich kalt!“ „Selbstverständlich!“ erwidert Ehlarc´Kljerc freundlich. „Bei uns ist genügend Platz! Steigt ein!“ Jürgen will noch etwas wissen. Er fragt den ReunoKommandant: „Ach, übrigens, wieviele Einheiten folgen euch denn, wenn ich fragen darf!?“ „Etwa acht Einheiten!“ Jürgen ist zufrieden, und sie alle steigen in die Panzer.

24.KAPITEL: „Eine Lösung muß her!“

Die drei Truppentransporter sind schon längst gelandet, und die neunzig Soldaten schwärmen aus, verteilen sich in fünf Gruppen zu je achtzehn Soldaten und gingen sofort an die fünf Fronten. Der Captain ist auf der Suche nach Reijk´Noor, dem Neliklan, um mit ihm zu sprechen. Flugzeugwracks liegen brennend herum, überall sind

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Bombenkrater zu sehen, Leichen liegen herum, manche sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, verkohlt. Die meisten Garagen und Hangars sind nur noch Schutt und Asche, auch das große, längliche Gebäude ist teilweise zerstört. Der Captain stolpert fast über eine zerfetzte Reunoleiche, die durch die Kälte schon gefroren ist. Ihm macht dies nichts aus, er hat schon viel gesehen und erlebt in seinem Leben. Dann sieht er den Gleiter, mit dem er gekommen ist, und die Truppentransporter. Sie sind alle unversehrt, weil der Schutzschirm per Fernsteuerung aktiviert wurde. Die Flugzeuge schießen immer noch auf sie herab, aber es werden immer weniger. Die fünf Raumjäger von der Firebird leisten gute Arbeit. Es sind nur noch ein drittel feindlicher Flugzeuge am Himmel, etwa zwei duzend. Auch die Terraner am Boden haben einige abgeschossen, und die Reunos etwa vier bis fünf Flugzeuge. Ein Raumjäger wurde zerstört. Ob der Pilot sich retten konnte, weis man nicht. Jetzt kommen drei Flugzeuge auf einmal auf den Captain zu und schießen ihre Salven ab. Der Captain ist in Flammen gehüllt, aber der Schutzschirm hält. Er leuchtet hellblau, es sieht beeindruckend aus: Wie eine Aura umgibt den Captain, der jetzt mit dem Phaser auf ein Flugzeug zielt. Zwei weitere Flugzeuge stürzen auf ihn zu und schießen ihre Raketen ab. Der Phaser trifft das eine Flugzeug. Es vergeht in einem Feuerball. Die Raketen treffen den Captain und explodieren. Seit er mit dem Phaser auf das Flugzeug schoß, es explodierte, die Raketen auf ihm explodierten, sind weniger als eine Sekunde vergangen, ihm kommt es aber wie eine halbe Ewigkeit vor. Dunkelblaue, gelbe und rote Blitze strahlen von seinem Schutzschirm aus, das ist kein gutes Zeichen! Das heißt, daß der Schutzschirm bald Struckturlücken aufweisen wird, und gibt wenig später dann völlig seinen Geist auf! Der Captain rennt um sein Leben, er hat Angst, Todesangst.

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Gleichzeitig schießt er auf die vier Flugzeuge, welche ihn angreifen. Dann sieht er in hundert Metern Entfernung ein paar Reunos und seine Männer und Frauen, versteckt hinter Flugzeugwracks. Er rennt darauf zu. Ein weiteres Flugzeug der Separatisten vergeht in seinem Phaserfeuer. Er schaut auf die Anzeige auf seinem Armband. Der Schutzschirm hat sich etwas erholt, er ladet sich wieder langsam auf. Er ist wieder bei sechzig Prozent. Die drei Flugzeuge feuern im Tiefflug weitere Raketen und Maschinengewehrsalven ab. Der Captain wirft sich hin. Wenige Meter hinter ihm treffen die Geschosse ein und verursachen kleinere und größere Krater, mehrere Feuerbälle entstehen und verpuffen dann sofort wieder. Er steht auf und rennt weiter. Jetzt sehen ihn die Anderen auch, auf die er zu rennt. Sie Zielen auf die Flugzeuge. Eine weitere Salve von Raketen trifft den Captain voll. Gleichzeitig wird dieses Flugzeug abgeschossen, so sind es nur noch zwei, die ihn jagen. Sekunden später wird der Captain getroffen von einer Salve Mini-Rak-Geschosse. Der Schutzschirm zeigt nun Struckturlücken, die Hitze brennt nun mehrere Löcher in seinen Kampfanzug, die durch die Struckturlücken hindurch kommt. Der Anzug fängt an zu brennen. Der Anzug hat einen Mechanismus, der ihm ermöglicht, sich selber zu löschen, und dies nur für kurze Zeit! Dem Captain wird warm, ihm ist, als wird er von glühend heißen Nadeln gestochen. Er liegt am Boden und sieht, wie zwei Flugzeuge auf ihn zufliegen. Er hat schon mit dem Leben abgeschlossen, er wartet nur noch auf den Tod! Da vergeht plötzlich der eine im Feuer, Sekundenbruchteile später der andere feindliche Jäger. Dann sieht er erst, daß die feindlichen Jäger von einem Raumjäger der Firebird abgeschossen wurden. Der Captain atmet erleichtert auf, er begreift, daß er noch am Leben ist. Es ist wie eine Wiedergeburt für ihn, er freut sich, und dankt im stillen Gott dafür.

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Ein paar Raumsoldaten von der Firebird kommen auf ihn zu. Sie fragen ihn besorgt um seinen Zustand. „Danke! Mir geht es so weit gut! Die paar Verbrennungen verheilen wieder!“ Amrohtd ist auch dabei. Er sagt zu ihm: „Captain, kommen sie zu uns in die Deckung! Dort sind sie relativ sicher!“ Der Captain steht auf. Es sind noch zwanzig Meter. Zu seinem Glück befindet sich auch der Neliklan dort, mit dem er sprechen will. „Das ist gut, daß sie da sind, Neliklan, mit ihnen wollte ich sprechen, es ist sehr wichtig!“ „Nur zu, sprechen sie Captain!“ übersetzt der Translator sofort, wie er die terranische Sprache in reunische Sprache übersetzt, fast ohne Pause. Der Captain beginnt: „Wir müssen mit dem Separatistenanführer sprechen! Wir müssen eine Waffenruhe auf beiden Seiten vereinbaren! So kann das nicht weitergehen!“ „Ich denke, sie dürfen nach eurem Gesetz nicht eingreifen!?“ „Das ist wieder was anderes! Erstens ist das ein Notfall, und zweitens wollen wir Frieden schaffen zwischen den zwei verfeindeten Parteien eures Volkes!“ „Ich will auch Frieden!“ sagt der Neliklan darauf. „Ja. Aber wir müssen eine Lösung finden, welche von beiden Seiten akzeptiert wird und von Nutzen ist! Und dann muß ein Vertrag unterschrieben werden!“ Njelc´Rotcz, der ebenfalls Anwesend ist, bekommt eine Funknachricht. Er hat ein tragbares Funkgerät auf dem Rücken, wie ein Rucksack. Er hat Kopfhörer auf. „Da kommt gerade eine überraschende Nachricht rein, von Ehlarc´Kljerc. Er kommt mit zehn Panzereinheiten hier her, um uns zu unterstützen! Er hat fünf Fremde bei sich! Sie sagten, sie seien von der Firebird! Das sind ihre vermißten Leute, Captain!“ „Fünf? Ich dachte, es seien nur vier! Aber das ist auch egal, Hauptsache, sie sind Gesund und Munter!“ Der Captain schaut in die Richtung, von der er die Panzer vermutet, kann aber noch nichts erkennen. Dann hört er Motorengeräusche, links und rechts, und von Vorne.

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Er benachrichtigt sofort die Piloten der Raumjäger und sagt ihnen, diese Panzer nicht anzugreifen. Die wenigen noch verbliebenen Jäger der Separatisten fliegen auf die neuen Ziele zu, und greifen an. Neue Separatistenflugzeuge kommen auf Scrapt Yenkct zu. Scharenweise Flugzeuge, der Himmel ist voll davon! Reijk ´Noor, der Neliklan, ist entsetzt und schockiert zu gleich. Der Captain versucht, sich per Funk mit dem Separatistenanführer verbinden zu lassen. Ein Unteranführer winkt ab. Er sagt, der oberste Anführer sei nicht zu sprechen! Der Captain aber bohrt und hakt nach, läßt ihn nicht in ruhe. Nach einer Weile gibt der Unteranführer nach, und verrät ihm den Standort des obersten Anführers. Er befindet sich in einem Raumschiff im Orbit um Reeljickaah. Sachlich, aber doch bestimmend, ja, fast befehlend, sagt der Captain zu dem Unteranführer: „Ich möchte sofort mit ihm sprechen! Ich komme auch persönlich zu ihm! Zusammen mit zwei Begleitern und dem Neliklan! Sagen sie das ihrem obersten Anführer! Und sagen sie, daß ihre Leute uns in ruhe passieren lassen sollen! Wir werden mit einem Gleiter kommen!“ Der Unteranführer versichert, daß er dies tun wird, und beendet den Funkspruch.

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Die weißen Panzer haben den Stützpunkt erreicht. Die Fünf Besatzungsmitglieder, Jürgen Vogel, Sabine Wild, Andrac, Terc´lon, und Chang Pjöng Yang, werden sofort in einen Truppentransporter gebracht. Dieser startet dann sofort, und fliegt Richtung Firebird. Er kollidiert mit ein paar Flugzeugen der Reunos (Separatisten), ihnen passiert aber nichts, weil der Schutzschirm angeschaltet ist. Der Gleiter fliegt mit einem Kilometer pro Sekunde davon.

Die Armbanduhr von Jürgen Vogel zeigt 11.00 Uhr Bordzeit an. 134

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Der Gleiter mit dem Captain, Arthur Mc Glenn und Annette Border, und dem Neliklan an Bord, startet wenige Minuten später. Die Flugzeuge lassen sie unversehrt passieren. Ein Gleiter kann schon Weltraumflüge durchführen, aber nur von kurzer Dauer. Er kann nicht den nächsten Planeten erreichen, dafür reicht der Sauerstoff nicht. Dieses Fluggerät ist Hauptsächlich für Flüge in Atmosphären gedacht. Auch ist das Triebwerk nicht so Leistungsfähig. Und der Treibstoff reicht nicht so weit. Der Ortungsschirm zeigt viele Leuchtpunkte an. Das sind die reunischen Schiffe. Der Captain weis nicht genau, ob es Kaisertreue oder Separatistenschiffe sind, aber er denkt sich, daß von beiden Seiten etwas dabei ist! Der Gleiter befindet sich noch in den obersten Schichten der Atmosphäre. Der Gleiter hat auch eine künstliche Schwerkraft, so daß die Besatzung kaum etwas von der Beschleunigung und der Gravitation spüren, die auf den Gleiter einwirken würden, sie nehmen statt dessen nur ein leichtes, schwaches vibrieren wahr. Der Name des obersten Anführer der Separatisten ist Sjahc ´Ploohrt, und sein Flaggschiff trägt den Namen ‚Ahrceljas‘. Diese Einzelheiten erfuhr der Captain vorhin im Gespräch mit dem Unteranführer. Der Captain weis nicht, welches der vielen Schiffe im Weltraum um Reeljickaah die ‚Ahrceljas‘ ist; Deshalb funkt er: „Hier spricht der Captain der Firebird. ‚Ahrceljas‘, geben sie irgend ein Zeichen, damit wir sie erkennen!“ Er funkt den Satz mehrere male, und wartet auf eine Antwort. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis er eine Antwort bekommt: „Hier ‚Ahrceljas‘! Wir geben Leuchtsignale von uns! In rot und blau. Wir schicken auch Leuchtsignale vom Hangar

aus! Folgen sie diesen! Ende!“ 135

‚Kurz und einleuchtend, dieser Funkspruch!‘ denkt sich der Captain. Zu den beiden Raumsoldaten der Firebird gewandt, sagt er: „Ihr habt gehört, was der Reuno-Captain gesagt hat. Also, helft mir bei der Suche nach den Leuchtsignalen! Sechs Augen sehen besser als zwei Augen!“ „Ja, Sir!“ sprechen die beiden Raumsoldaten wie aus einem Munde. Sie schauen nun gespannt auf die Frontscheibe, der Neliklan ebenfalls. Diese Scheibe hat einen Blendschutz vor der Sonne im Weltraum. Der Gleiter mit den vier Personen an Bord befindet sich in einem Orbit um den vierten Planeten. Nach einigen Minuten Flugzeit erreichen sie die Nachtzone dieses Planeten. Dort befinden sich auch einige Schiffe. Der Weltraum ist angefüllt mit vielen Lichtblitzen und kurz aufleuchtenden, gleißend hellen Sonnen. Eine gewaltige Raumschlacht ist im Gange! Wie sollen sie da Leuchtsignale finden!? Aber sie sprechen nicht aus, was sie denken. Sie suchen weiter, geben nicht auf. Zu viel liegt auf dem Spiel! „Da! Das könnte es sein! Dort blitzt was!“ meldet sich schließlich Annette Border. Sie schreit fast vor Euphorie. „Da draußen blitzt es überall!“ murmelt der Captain leise vor sich hin. „Was? Was meinen Sie?“ fragt Annette, die ihn nicht verstanden hat. Und das ist auch gut so! Der Captain winkt ab, und sagt nur: „Nichts! Ich habe nur laut gedacht!“ Bestimmend, und doch ruhig, sagt er weiter: „Also, wo haben sie was gesehen? Zeigen sie es mir!“ Sie zeigt es ihm. Die Anderen sehen es nun auch: In etwa sechshundert Kilometer Entfernung sehen sie, in kurzen Intervallen, rote und blaue Lichter aufblitzen. Das ist die ‚Ahrceljas‘! Sofort funkt der Captain der Firebird an den Captain der ‚Ahrceljas‘, daß sie das Schiff erblickt haben. Etwas unfreundlich meldet sich der Captain der ‚Ahrceljas‘, natürlich ein Reuno: „Folgen sie den Lichtern. Sie führen zum Hangar! Wenn Sie gelandet sind, werden sie begleitet von

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ein paar Soldaten. Diese werden sie dann bis zum obersten Anführer begleiten! Und keine Tricks! Verstanden!?“ Der Captain der Firebird ist einverstanden, sagt aber nichts. Er denkt sich seine Meinung. Sie fliegen nun auf die Lichter zu. So langsam sehen sie es, das Schiff. Es ist ziemlich groß. Es hat die Form länglichem Zylinder, aus dem in gleichen Abständen vier Kugeln hervorragen. Das Schiff ist etwa sechshundert Meter lang, die Zylinderstücke haben einen Durchmesser von achtzig Metern und eine Länge von sechzig Metern, die Kugeln messen hundert Meter im Durchmesser. Der Hangar ist hell erleuchtet. Der Gleiter bremst nun sehr stark ab, und fliegt auf den Hangar zu. Angespannt fragen sich die drei Menschen und der eine Reuno im Stillen, was auf sie zukommen möge. Sie warten mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite sind sie froh, daß sie es so weit geschafft haben, daß der Separatistenanführer zu einem Gespräch bereit ist. Auf der anderen Seite wiederum fragen sich die vier Personen, was sie erwartet. Wie werden die Separatisten sie behandeln?

25.KAPITEL: Der Separatistenführer

Der Captain, Ernst Vogel, die zwei Raumsoldaten und der Neliklan, sind sicher im Hangar gelandet. Das große Schott schließt wieder, der Gleiter wird angedokt und von Halterungen festgehalten, weil es, zumindest in diesem Hangar, keine Schwerkraft gibt. Ein Schlauch wird über das Gleiterschott angebracht. Dieser Schlauch führt sie, die drei Menschen und der eine Reuno, schwerelos bis in einen Raum mit künstlicher, reunischer Schwerkraft, die 0,2 G höher ist als auf der Erde und der Firebird. Den Menschen macht dies nicht so viel aus, nur dem

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Neliklan bereitet die höhere Schwerkraft am Anfang etwas Probleme, denn er ist auf Reeljickaah einer viel geringeren Schwerkraft ausgesetzt, nämlich 0,85 G! Aber er gewöhnt sich ziemlich schnell daran. In dem Raum warten schon drei Separatistensoldaten mit MiniRak-Gewehren und zielen auf sie. In unfreundlichem, beherrschenden Ton, zumindest übersetzt der Translator es so, in terranischer Sprache, die Worte eines Reunos, der jetzt spricht: „Bitte macht keine Dummheiten! Ihr werdet jetzt untersucht auf mögliche Waffen, die ihr bei euch tragen könntet! Das ist nur zur Sicherheit. Also, laßt es über euch ergehen, und möglichst ohne Widerstand, dann geht es schneller!“ Der Captain brummt etwas unverständliches. Sofort fragt ihn der eine Reuno: „Was haben sie gesagt? Ich habe sie akustisch nicht verstanden!“ „Ich habe gesagt, daß wir es über uns ergehen lassen!“ log der Captain. Der Reuno beläßt es dabei, und untersucht die vier etwas unsanft. Als er bei dem Neliklan angekommen ist, sagt er: „So, so, der Neliklan persönlich! Am liebsten würde ich sie festnehmen und wäre dann gern persönlich bei ihrer Hinrichtung dabei, die darauf folgen würde! Aber das darf ich ja nicht! Wir werden euch jetzt zu unserem Anführer bringen! Folgt mir!“ Sie folgen den drei Reunos. Es gibt verschiedene Sektionen des Schiffes. Manche haben künstliche Schwerkraft, manche nicht. Dann endlich erreichen sie Sjahc´Ploohrt´s Kabine. Sie liegt in einer künstlichen Schwerkraftzone. Sjahc´Ploohrt ist besonders klein, etwa 1,33 Meter groß, und fast genau so breit. Trotz seiner geringen Größe wirkt er kräftig. Er ist, umgerechnet, 27 Erdenjahre alt. Er hat ein äußerst farbenfrohes Gewand an, am Bauchanfang von einem Gürtel gehalten. An seinen Füßen trägt er so etwas, das aussieht wie Sandalen. An einer Wand hängt die Fahne der Separatisten, auf rotem Grund ein riesiger, gelber Stern in der Mitte. In dem Stern befinden sich mehrere Planeten, mit einem Band verbunden, auf dem etwas in reunischer Sprache steht. Dieses Band ist angefüllt mit roten, gelben, grünen Streifen und Symbolen

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aus der Mythologie und Religion der Pterocs, den Separatisten der Reunos. Über dem Stern in der Mitte ist ein symbolisches Auge zu sehen, ein reunisches Auge, wohlgemerkt! Der Anführer eröffnet das Gespräch. „Setzen sie sich bitte!“ fordert er in überraschend freundlichen Ton auf. Sie setzen sich, auf einer für Menschen viel zu kleinen Couch. „Was also führt sie hier her, Fremder!?“ Der Captain der Firebird sagt ein paar einleitende Worte, stellt sich kurz vor und kommt zur Sache. „Ich bin hier, um mit ihnen eine sofortige Waffenruhe zu vereinbaren, um mit ihnen zu verhandeln! Einige meiner Soldaten wurden in diese Krise hineingezogen, und sogar getötet! Wir sind neutral, mußten uns aber verteidigen! Wir wollen uns nicht in eure Auseinandersetzung einmischen, wurden aber durch die Umstände gezwungen, so zu handeln!“ „Warum sagen sie das nicht dem Kaiser!? Er hat uns Pterocs, ja, und sogar das ganze reunische Volk, Jahrhundertelang unterdrückt!“ „Mit dem Kaiser werde ich auch noch reden, und sie werden zu ihm mitkommen!“ unterbricht ihn der Captain der Firebird. Der Separatistenanführer ist überrascht über diese Aussage. „Was...? Ich...?“ „Ja, Sie! Der Neliklan und meine zwei Begleiter werden ebenfalls mitgehen! Meinetwegen können sie ebenfalls zwei Begleiter mitnehmen!“ Urplötzlich sind dumpfe Schläge zu hören und zu spüren. Irgendwo, in mehreren Stellen des Schiffes, explodiert etwas. Sie werden durchgeschüttelt, und können sich gerade noch festheben. Gleichzeitig schrillen die Alarmsirenen, danach fällt der Strom aus, es wird dunkel. Dies ging alles so schnell, daß sie jetzt erst begreifen, daß die ‚Ahrceljas‘ Massiv angegriffen wird! Zu ihrem Pech fällt auch noch die künstliche Schwerkraft, die erzeugt wird durch sich um die eigene Achse drehende Teile des Schiffes. In diesem Teil, in dem sich alle fünf befinden, gibt es nun keine Schwerkraft mehr, sie schweben in der Gegend herum. So langsam schalten sich die Notaggregate des Schiffes ein, und hüllen alles in rotes, gespenstisches Licht ein. Der reunische Captain gibt Befehle in reunischer Sprache

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über die Rundrufanlage. „Da, jetzt sehen sie, wie wichtig eine Waffenruhe ist!“ beteuert der Captain der Firebird. Weiter sagt er: „Wir müssen sofort mit dem Kaiser über Funk sprechen! Aber sie müssen auch mit ihren Leuten sprechen, und eine sofortige Waffenruhe vereinbaren! Und dann kommen sie mit mir mit zum Kaiser! Sie sehen ja, wie wichtig das ist! Wir müssen einen Kompromiß finden, welcher von beiden Seiten akzeptiert wird, und was für beide Seiten Vorteile hat und von Nutzen ist! Also, ich werde mit dem Kaiser per Funk eine Waffenruhe vereinbaren, und sie werden ihren Leuten befehlen, nicht mehr zu Schießen! Dann rufe ich ein Raumboot von meinem Schiff, daß es uns abholt. Einverstanden!? Und, meinen Soldaten werde ich befehlen, daß auch sie nicht mehr ihre Waffen nutzen sollen!“ Der Captain hebt dem Anführer seine Hand entgegen. „Geben sie mir ihre Hand! Das ist auf unserem Planeten so üblich!“ Sjahc´Ploohrt weis zuerst nicht, was der Captain der Firebird meint, doch dann gibt er ihm ebenfalls seine vierfingrige Hand. „Einverstanden!“ sagt er. Dann lassen sie uns zum Funkraum dieses Schiffes gehen, wenn ihr so etwas habt!“

26.KAPITEL: Im Palast des reunischen Kaisers

Eine Stunde, nachdem der Captain mit dem Kaiser über Funk gesprochen hat, herrscht überall im Sonnensystem Waffenruhe, auch auf Reeljickaah, auf beiden Seiten. Die noch 543 überlebenden Reunos in Scrapt Yenkct, wovon über vierhundert von ihnen zum Teil schwer Verletzt sind, begrüßen die Waffenruhe. Von den 150 terranischen Soldaten sind noch 124 am Leben, 35 von ihnen sind Verletzt. Die Verletzten werden zur Firebird

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gebracht, auch ein Teil von den Reunos. Auch werden Medikamente und Verbandsmittel von Gleitern der Firebird ins Krisengebiet gebracht. Klar, daß nicht allen geholfen werden kann, aber die Besatzung der Firebird versucht, zu helfen, so gut es geht. Auch schickt die Firebird eine verschlüsselte Botschaft nach Kyrion, sie sollen Medi-Schiffe mit Ärzten, Krankenpflegepersonal, Medikamenten und medizinischen Geräten an Bord, hier in dieses System schicken, es sei wichtig. Es werden auch die Koordinaten angegeben, verschlüsselt, versteht sich. Aber, meistens werden sowieso zu jeder Schlacht Medi-Schiffe mitgeschickt, man wollte nur Sicher gehen! Der Captain hat sich mit dem Kaiser verabredet, und wird von einem Raumboot der Firebird abgeholt, von der ‚Ahrceljas‘ aus, die es, leicht angeschlagen, noch gibt. Der Kaiser war nach kurzem Zögern und der Überredungskunst des Captains einverstanden. Um 13.15 Uhr Bordzeit startet das Raumboot von der ‚Ahrceljas‘ aus, mit dem Captain, seinen zwei Begleitern, dem Neliklan, mit Sjahc´Ploohrt, ebenfalls mit zwei Begleitern, und fliegt Richtung Reuno. Dieser Planet ist 90 Millionen Kilometer entfernt. Das Boot beschleunigt sehr schnell auf 5.555,55 Kilometer in der Sekunde, in 3,5 Minuten hat es diese Geschwindigkeit erreicht (Reisegeschwindigkeit). Die Besatzung des Raumbootes spürt, dank hochmoderner Technologie, kaum etwas von dieser Beschleunigung. In etwa fünf Stunden würde das Boot Reuno erreichen, mit Beschleunigung und Abbremsen dazugerechnet.

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Um 18.25 Uhr Bordzeit hat das Raumboot ohne Zwischenfälle die Umlaufbahn von Reuno erreicht. Es hat nun eine geringe Geschwindigkeit von zwei Kilometern in der Sekunde. Es hat zuvor minutenlang abgebremst.

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Viele Raumschiffe stehen im Raum um Reuno, Auch gibt es einige Raumstationen, Weltraumbahnhöfe und Raumforts zu sehen. Die zwei Monde von Reuno tauchen auf. Sie Umkreisen den Planeten im Abstand von 350.000 Kilometer und 720.000 Kilometer. Reuno im Weltraum zu sehen ist ein schöner Anblick. Er sieht ähnlich aus wie die Erde, nur ist er etwas größer. Er hat einen Durchmesser von 15.307,2 Kilometer, ist etwa 1,2 mal größer als die Erde. Auch ist Reuno ein warmer Planet. Er hat eine durchschnittliche Temperatur von +31° Celsius, 9° wärmer als die Erde (im Durchschnitt). Es gibt dort keine vereisten Polkappen, auch gibt es dort mehr Wasser, die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Das Raumboot, die ‚Icarus-1‘, tritt im richtigen Winkel in die Atmosphäre ein. Der Schutzschirm hält die Hitze ab. Der Pilot macht seine Arbeit gut. Er bringt das Raumboot sicher in die Wolken. Sie fliegen durch die Nachtseite, dem Tag entgegen. Nach wenigen Minuten wird es Tag, die orangegelbe Sonne, die hier viel größer und intensiver ist, geht auf. Dann, als sie den nördlichen Kontinent erreicht haben, werden sie begleitet von einigen Kampfflugzeugen. Nach einer weiteren halben Stunde Flugzeit haben sie die Hauptstadt, Pnoc Yahc, erreicht. Sie überfliegen die Stadt. Die Stadt sieht teilweise übel aus, es brennt an einigen Stellen, einige Gebäude sind nur noch Schutt und Asche. Auch hier hinterließ der Bürgerkrieg seine Spuren. Ein riesiger Djungel umhüllt die Stadt, in der etwa 56 Millionen Reunos leben! Dann endlich landen sie auf dem Raumhafen von Pnoc Yahc, der Hauptstadt des Kaiserreiches von Reuno.

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Soldaten der kaiserlichen Armee verbinden ihre Augen, damit sie nicht sehen können, wohin sie gebracht werden. Dies sei

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nur zur Sicherheit, entschuldigten die Reunos ihr Vorgehen. Eine weitere halbe Stunde vergeht, dann kommen sie in so etwas wie eine unterirdische Röhrenbahn. Es dauert einige Minuten, bis diese Bahn anhält. Dann werden sie durch die Gänge geführt, teilweise fahren sie mit Luftkissenfahrzeugen durch die breiten Gänge. Danach fahren sie mit einem Aufzug nach unten, und so weiter. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde werden ihre Augenbinden gelöst. Sie staunen nicht schlecht, als sie sehen, wo sie sich befinden! Sie befinden sich in einer riesigen, gigantischen, unterirdischen Halle, die von kunstvoll verzierten, ebenso riesigen Säulen, hunderte von Metern hoch, gehoben wird. Es sieht aus wie in einem prunkvollen Märchenpalast, dessen Ende man nicht erkennen kann! In einiger Entfernung, es müssen mindestens eineinhalb Kilometer sein, befindet sich ein See, der ringsum mit exotischen Pflanzen bepflanzt ist. Das ganze wird beleuchtet von künstlichen Minisonnen. Es stehen viele fremdartigen Skulpturen herum. Durch die gigantische Halle führt, um den See herum, ein mit kleinen Kieseln ausgelegter Weg zu so etwas wie einem Palast, noch prunkvoller, als die Halle ohnehin schon ist, der etwa in der Mitte der Halle steht! Überall, alle paar Meter, stehen in roten Gewändern gehüllte Reunos, mit langen Säbeln bewaffnet, wahrscheinlich die Leibgarde des Kaisers. Auch befinden sich in der Halle viele fremdartige, exotische Tiere. Sie scheinen aber Zahm zu sein, denn die Delegation wird von den Tieren nicht angefallen, auch nicht von denen, die aussehen wie Raubtiere! Nach einem guten Fußmarsch, etwa eine knappe dreiviertel Stunde, sie wissen es nicht so genau, erreichen sie das Gebäude. Die sechs Soldaten der kaiserlichen Armee begleiten sie immer noch. Der Captain schaut auf seine Uhr, es ist 21.37 Uhr Bordzeit. Auch der Palast in sich selbst ist schon riesig. So etwas gigantisches hat er, Ernst Vogel, noch nie in seinem Leben gesehen!

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Der Captain fragt sich, durch welche Technik die Reunos es schaffen, daß die ganze Halle nicht einstürzt! Ohne Zweifel wurde diese Halle, mitsamt dem Palast und der dazugehörenden Technik, innerhalb der Amtszeit des jetzigen, noch regierenden Kaisers erbaut, anders kann es sich der Captain nicht vorstellen! Die Menschen, und sogar der Separatistenanführer selbst, sind fasziniert von der schönen Halle und dem noch schöneren Palast. Sie können es kaum fassen. Und damit noch nicht genug! Je weiter sie kommen, um so mehr Überraschungen erleben ihre Augen! Durch den Palast fließt ein Bach, und immer wieder, etwa alle achtzig Meter, gibt es große, 25 Meter durchmessende, bepflanzte Kuppelhallen, in dessen Mitte ein Brunnen ist. Das Wasser kommt von Oben, und scheint von der Unendlichkeit zu kommen! Überall sind kunstvolle Verzierungen, Skulpturen, Symbole aus der Mythologie der Reunos, und altreunische Schriftzeichen zu sehen. Erleuchtet wird das Ganze von mehreren Minisonnen, so sieht es zumindest aus, denkt sich der Captain. Diese Sonnen scheinen in den Hallen des Palastes zu schweben. Die Wände des Palastes schimmern grünlich blau rosa, das Material ist dem Captain unbekannt. Auch hier gibt es mit Säbeln bewaffnete Reunos in roten Gewändern, manche von ihnen haben auch Hellebarden, oder Speere mit dreifach Widerhaken. Dann endlich kommen sie in den Tronsaal, in dem der Kaiser, Ranjac´Ernhoo, auf einem Sessel sitzt. Er ist ein etwas zu groß geratener Reuno, etwa 1,70 Meter groß, und Dickleibig. Sein Alter beträgt 32 Erdenjahre. Er besitzt ein prunkvolles, rotes, mit Diamanten bestücktes Kleid, das ihm bis zum Boden reicht. An seinem Hals hängt eine Kette, die aus dem selben Material besteht, wie die Wände des Palastes. Auch hat er mehrere Ringe an den acht Fingern seiner Hände, und vier Armringe an jedem Arm, die stimmt sehr Wertvoll sind! An der Kette hängt ein Amulett, das kunstvoll verziert ist. Auf seinem Haupt trägt er eine flache, samtrote Mütze. Rechts und links stehen, auf jeder Seite drei, mit Säbeln

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bewaffnete Reunos. Zwei von ihnen sind ganz in Schwarz gehüllt, sogar das Gesicht ist bedeckt, nur für die Augen sind zwei Öffnungen. Sie haben eine Kette mit einem Medaillon um, auf dem mythische Symbole sind. Die schwarzbekleideten Reunos sind mit etwas, das aussieht wie ein ‚Morgenstern‘ aus dem Mittelalter der Menschheit, einer Waffe, ausgerüstet. Der reunische Kaiser macht den reunischen Gruß, und spreizt die Finger. Der Captain macht es ihm nach, seine Begleiter ebenfalls. Dann zeigt der Kaiser mit der Hand zu ein paar Sesseln, die ein paar Meter vor dem Thron stehen. „Setzen sie sich!“ fordert er auf. Der Neliklan kniet vor dem Kaiser. Die sechs Soldaten der kaiserlichen Armee machen es ihm nach. „Erheben sie sich ruhig wieder, und setzen auch sie sich, Neliklan!“ sagt der Kaiser in ruhigem, gebieterischen Ton. Der Captain, Ernst Vogel, eröffnet das Gespräch. Aber erst, als der Kaiser ihn aufgefordert hat, zu reden. Der Captain spricht wieder ein paar einleitende Worte, dann kommt Sjahc´Ploohrt, der Anführer der Separatisten, zu Wort. Er setzt sich für freie Wahlen eines Rates und eines Präsidenten ein, und will das Kaiserreich abschaffen. Dem Captain sein Plan ist es, daß der Kaiser freie Wahlen zuläßt, für einen Präsidenten im ganzen Sonnensystem, und der Kaiser trotzdem bestehen kann, nicht zurücktreten muß. Es solle einen planetaren Rat geben, der neue, demokratische Gesetze ernennt und erarbeitet, und der Kaiser unterschreibt diese Gesetze. Das bedeutet, daß der Kaiser etwas seiner Macht abgeben muß. „Und außerdem haben sie keine andere Wahl!“ bekräftigt der Captain. „Sonst eskaliert die Gewalt, und viele Millionen, wenn nicht sogar Milliarden, Reunos, werden den Tod finden, und sie ebenfalls! Sie werden sich nicht mehr lange halten können, sie haben nicht mehr die Kontrolle über die Lage! Und außerdem kommt eine noch viel größere Gefahr aus dem Weltraum auf ihr Volk zu, die das Ende aller Reunos bedeuten

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könnte!“ Der Captain erklärt ihm, dem Kaiser, alles. Der Kaiser scheint nicht gerade begeistert zu sein. Der Captain spricht weiter. „Wir werden ihnen und ihrem Volk helfen, so gut wir können! Unter einer Bedingung: Sie willigen meinen Plan ein!“ Der Kaiser ist überhaupt nicht einverstanden. Mit wütend klingender Stimme sagt er, fast schreiend: „Was erlauben sie sich!? Sie stellen mir Bedingungen? Sie sind auf der Seite des Separatisten-Packs! Wachen, nehmt sie fest und führt sie ab! Und richtet sie sofort hin! Laßt die Medien dabei zuschauen!“ Der Kaiser macht eine Geste, und zeigt mit einem Finger seiner Hand in die Luft. Die vier mit Säbeln bewaffneten Reunos bewegen sich aus der Reihe, und stellen sich vor den drei Menschen und den vier Reunos. Die Reunos stehen auf, auch die Menschen. Von hinten strömen zwei Duzend, mit rotbekleideten Gewändern und Speeren in der Hand, in den Thronsaal. An ihrer rechten Seite haben sie etwas, das aussieht wie ein Spielzeugpistolengürtel mit Halfter, in dem eine Pistole steckt. Diese Reunos haben ihre Hand an dieser Waffe, jeder Zeit schußbereit! Sjahc´Ploohrt will gerade in Verteidigungsstellung gehen, um sich zu wehren, doch der Neliklan gibt ihm ein Zeichen, dies lieber sein zu lassen. Der Neliklan hebt die Hand hoch, spreizt sie und sagt laut, bevor der Captain etwas sagen kann: „Halt! Einspruch, großer, erhabener Kaiser! Als Neliklan steht mir das zu! Verschonen sie zumindest die Fremden!“ Der Kaiser gibt den Wachen ein Zeichen. Sie bleiben in zwei Reihen, halbrund um die Sieben stehen und rühren sich nicht, als seien sie urplötzlich zu Statuen erstarrt. Nur ein Neliklan hat das Recht, dem Kaiser zu widersprechen, und um eine erneute Anhörung zu bitten. Er kann sich auch Opfern für Andere. Nach der Religion und Mythologie der Reunos bedeutet eine Selbstopferung sehr viel. Und eine solche Opferung kann nur ein Neliklan begehen!

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Auf jedem von Reunos kolonisierten Planeten in diesem Sonnensystem gibt es einen Neliklan, und auf Reuno, ihrer Heimatwelt, auf jedem Kontinent einen. Seit es das Kaiserreich auf Reuno gibt, als es noch keine Raumfahrt gab, gibt es auch einen Neliklan, auf jedem der drei Kontinente. Dieser Neliklan kann, nach der größten Religion der Reunos, wenn er sich selbst opfert, in Reijk´Chraah´s Reich nach dem Tod eines Reunokörpers in die Gottheit selbst Aufgehen, als ein Teil von Reijc´Chraah selbst, und über das Universum mitbestimmen, und die niedrigeren Reunoseelen zu beherrschen, beziehungsweise zu Leiten. Das bedeutet für Reunos Glückseligkeit! Ein Kaiser geht natürlich auch nach seinem reunischen Leben in die Gottheit Reijc´Chraah auf. Die Pterocs wiederum haben eine ganz andere Religion, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Der Neliklan entscheidet sich zunächst einmal für eine Anhörung. Der Kaiser gewährt ihm diese. „Dieser Fremde spricht die Wahrheit!“ beginnt der Neliklan von Reeljickaah. „Zumindest klingen sie glaubwürdig! Sie haben uns auch unterstützt im Kampf um Scrapt Yenkct! Diese Extra-Reunos sind uns überlegen, wer weis, was sie tun werden, wenn ihr die drei Hinrichtet!“ Er erzählt dem Kaiser noch einmal Ausführlich von der Gefahr, die von außen, dem Weltraum, auf sie zukommen solle. Der Kaiser, Ranjac´Ernhoo, denkt nach. Er läßt sich ein, zwei Minuten Zeit, dann sagt er: „Sie haben recht! Also gut, ich verschone die Extra-Reunos! Aber Sjahc´Ploohrt soll für seine Verbrechen büßen! Richtet...!“ Weiter kommt der Kaiser nicht. Er wird unterbrochen von einem Reuno in lilanem Gewand, der aufgeregt und nervös in den Thronsaal rennt, mit einer Nachricht in seiner Hand. „Erhabener Kaiser, die Kampfhandlungen gehen weiter! Man weis nicht, wer begonnen hat! Auf jedem Fall dringen Separatistentruppen in dem geheiligten, kaiserlichen Stützpunkt ein! Man hört Gerüchte, daß sie einen neuen Anführer haben. Wir können sie nicht mehr lange zurückhalten! In wenigen Klemps werden sie hier sein, dann ist alles aus!“

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„Was ist mit den Notausgängen?“ fragt der Kaiser. „Diese sind auch besetzt von Separatisten!“ Schweigen herrscht. Diese Stille nützt der Captain der Firebird. Er redet auf den Kaiser ein, und holt aus einem Koffer, den er bei sich hat, ein Blatt Papier, auf dem in reunischer Sprache sein Vertrag über Computer während ihres Fluges vorhin, hierher nach Reuno, fertig ausgedruckt wurde. „Unterschreiben sie diesen Vertrag, den ich hier habe, alle drei, das kann sie alle noch retten! Dann seid ihr gleichzeitig Mitglied des Galaktischen Völkerbundes, und unter dem Schutz des NDI! Es hat nur Vorteile für sie, und dem Volk der Reunos!“ Der Neliklan und der Separatistenführer nehmen das Papier und lesen. Nach ein paar Minuten unterschreiben sie den Vertrag. „Jetzt sind sie dran, Kaiser!“ Der Captain reicht ihm den Vertrag. Der Kaiser sagt: „Ich möchte zuerst mit meinem Berater sprechen!“ Sein Berater, ein schwarzverhüllter Reuno, hat alles mitgehört. Nach fast Zehnminutiger Beratung sagt der Kaiser endlich: „Gut, ich bin einverstanden! Ich unterschreibe!“ Der Captain atmet erleichtert auf. Damit hat er sehr viel erreicht! Er hat es sich nicht vorstellen können, hat selbst an seinem Plan Gezweifelt. Er freut sich im Stillen, daß es so gut gelaufen ist. Er nimmt den Vertrag und schiebt ihn durch so etwas wie einen Papierwolf. So sieht es zumindest aus. Sobald es mit ganzer Fläche durch dieses Gerät geschoben wurde, wird es auf der einen Seite vollständig vernichtet, gleichzeitig wird es aber zuerst im Bordcomputer der Firebird gespeichert, und ist Sekundenbruchteile später unterwegs zum zentralen Computer der Menschheit auf dem irdischen Mond. Die Reunos sind sehr überrascht. Der reunische Kaiser ist der erste, der was sagt. „Was machen sie da?“ fragt er entrüstet. „Ach so, ja! Erschrecken sie nicht, das Schreiben ist zu unserem zentralen Computer unterwegs und wird dort gespeichert. Ich werde später ihnen noch einen Computerchip geben, auf dem der Vertrag gespeichert ist!“ Die Reunos geben sich mit dieser Antwort zufrieden. Der

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Captain schaut auf seine Uhr. Es ist 23.00 Uhr Bordzeit, am 31. August 3083. Jetzt haben sie noch ein Problem vor sich: Die reinigende Flamme! Und das ist ein sehr, sehr schwerer Brocken!

27.KAPITEL: Juan Banderas taucht auf!

23 Stunden später, am 1. September, 22.00 Uhr Bordzeit, bekommt die Firebird die Hyperfunknachricht, daß sich die Gal-Ab-Schiffe des NDI im Ritmo-System befinden, und den Hyperraum verlassen haben. Die anderen Schiffe sind noch unterwegs, und werden sich in zwei bis drei Tagen sammeln, um das Arbor, Merna und Laurupp-System anzufliegen und angreifen. Daraufhin funkt die Firebird, die sich wieder im Weltraum befindet, im Orbit um Reeljickaah, daß sie 80 bis 100 Schiffe zu ihnen schicken sollen, denn es tauchen gerade hundert Schiffe der reinigenden Flamme von dem Hyperraum in den Normalraum auf. Unter der Führung von Juan Banderas mit seiner ‚Hellfire‘! Und sie sollen sich beeilen! Die Koordinaten ihres Standortes werden, verschlüsselt und codiert, durchgegeben. Die Alarmsirenen in der Firebird heulen wieder. Der Captain spricht über die Bordeigene Rundrufanlage zu der Besatzung, sie sollen sich entweder zu den einzelnen Stationen begeben, oder sich in seine Kabine begeben und anschnallen! Auf dem großen Bildschirm in der Kommandobrücke erscheint das Gesicht von Juan Banderas. Es ist eine häßliche Fratze, wie ein böser Dämon, denkt sich Ernst Vogel. Er hat eine ungeheure, negative Ausstrahlung, Juan Banderas strahlt abgrundtiefen Haß und grenzenlose Gewalt aus. Dämonisches Gelächter ist zu hören. „Jetzt haben wir euch! Es gibt kein Entkommen! Wir werden

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euch von diesem Universum fegen!“ Wieder ein dämonisches Gelache. Dies alles scheint dem Captain der Firebird nichts auszumachen. Er verzieht keine Mine. Er sagt nur: „Bitte ergeben sie sich, im Namen des NDI! Oder sie werden an diesem Tag noch sterben!“ Grenzenloses Gelächter, auch im Hintergrund. „Das war ein guter Witz, Captain! Jetzt habe ich Angst...! Ha, ha, ha, ha, ha!“ „Dann warten sie ab, was auf sie zukommt! Ihnen wird Heute noch das Lachen vergehen! Sie, und ihre Mitstreiter, werden Heute noch in der Hölle landen!“ sagt der Captain der Firebird in gefährlich ruhigem Ton, schaltet das Bild um und unterbricht somit die Unterhaltung, die, seiner Meinung nach, sowieso nichts bringt! Millionen Sterne sind nun auf dem Bildschirm zu sehen, und etwa hundert größere Lichtpunkte, das sind die Schiffe der reinigenden Flamme. „Steuermann, bringen sie uns in den Asteroidensektor dieses Systems. Dort sind wir relativ Sicher! Aber seien sie Vorsichtig!“ befiehlt der Captain in ruhigem Ton, so, als ob nichts wäre. „Aje, aje, Captain!“ sagt der Steuermann, Peter Störrer, beifällig, und während er das sagt, huschen seine Finger flink und geschickt über die Steuerkonsole. Das Schiff nimmt langsam Fahrt auf und wird immer schneller. Es bewegt sich in Richtung Asteroidensektor zwischen dem 5. Und 6. Planeten dieses Systems zu. In wenigen Minuten hat das Schiff eine Geschwindigkeit von 20.000 Kilometer in der Sekunde erreicht, und setzt zu einer Kurztransition von kurzer Dauer (wenige Sekunden) an. Der Hyperraumgenerator ist noch nicht hundert Prozentig einsatzfähig, trotz den vier Tagen Reparatur. Die Firebird kann nur Kurztransitionen durchführen, und das nicht unbegrenzt!

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Juan Banderas ist überrascht, als er sieht, wie die Firebird im Hyperraum verschwindet. Er starrt auf den Ortungsschirm. Er will etwas sagen, da taucht sie wieder auf, viele hundert Millionen Kilometer entfernt. „Ha, da sind sie wieder! Wie ich vermutet habe, haben sie immer noch Probleme mit dem Hyperraumgenerator! Sie wollen sich im Asteroidengürtel verstecken! Folgt ihnen in den Gürtel! Teilt euch in zwei Dreissigergruppen und vier Zehnergruppen!“ Juan Banderas spricht nun persönlich über Funk zu den anderen Schiffen, um sie zu informieren. Die Dreissigergruppen sollen von Vorne und hinten die Firebird abfangen, zwei Zehnergruppen von links, und zwei von rechts. Alle Schiffe sollen so fliegen, daß sie die Firebird dreidimensional einkreisen! Dann sagt Juan Banderas, den Bordinternen Funk hinzugeschaltet: „Sämtliche Piloten sollen sich in die Raumjäger, Raumboote und Korvetten begeben. Sobald wir im Asteroidengürtel sind, schwärmt ihr aus, und jagt die Firebird ins Verderben!“ Seine Augen blitzen dabei diabolisch auf. „Sie werden uns nicht entkommen!“ sagt er, leise vor sich hin, den Funk ausgeschaltet. „Sie werden bezahlen mit dem Leben, was sie mir Angetan haben!“ So leise er auch spricht, ja, förmlich zischt, wie eine Schlange, die kurz davor ist, sein Opfer zu verschlingen, in diesen Worten ist die gesamte Wut und der Haß über das NDI, dem Captain der Firebird, und das Leid seiner schlimmen Kindheit enthalten! Minuten später gehen sämtliche Schiffe für wenige Sekunden in den Hyperraum und machen eine Kurztransition, von den Bordcomputern aller Schiffe präzise berechnet, Gruppe für Gruppe.

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Die Schlacht im Ritmo-System ist in vollem Gange. Die meisten Schiffe der reinigenden Flamme befinden sich auf dem 3. Planeten und in einem Weltraumbahnhof, einer gigantischen Raumstation, in der sich hunderte von großen Raumschiffen, Raumboote, Raumjäger und Korvetten befinden. Die Raumwerft von Ayron, so heißt der 3. Planet, und der Raumhafen mit den Kasernen, werden Massiv angegriffen. Die andere Hälfte der Flotte wehrt die Schiffe im Weltraum ab, und die Hälfte der anderen Hälfte greift den Weltraumbahnhof an. Sonnen von verglühenden Schiffen erhellen den Weltraum, Blitze zucken durch das samtene, sternenbestückte Schwarz des Weltraums. Riesige, glühende Feuerbälle sind vom Weltraum aus auf der Oberfläche von Ayron zu sehen, der sich in der Nachtseite befindet. Es ist ein gespenstischer Anblick, nichts ist zu hören, wenn ein Außenstehender die Schlacht beobachten würde! Das NDI hat verhältnismäßig wenig Verluste. Man kann schon ahnen, wie zumindest diese Schlacht ausgehen wird!

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Es ist 22.45 Uhr an Bord der Schiffe des NDI, die Schlacht geht schon 45 Minuten. Sven Anderson ist schon unterwegs zum Reunosystem mit 50 Tausendfünfhunderter, und ebenfalls 50 Dreitausender Schiffen. Er befindet sich in der Kommandobrücke der ‚Eternal Flames‘, zusammen mit Captain John Tanner. Der Captain der ‚Eternal Flames‘ ist noch ein ziemlich junger Mann, etwa 36 Jahre alt. Er ist sehr klein, 1,68 Meter groß und Dick, und hat mittellanges, blondes Haar. Seine Augen sind himmelblau. Er trinkt gerade eine Tasse schwarzen, echten Kaffee von Sven Anderson, den er in einer Thermoskanne bei sich hat. „Man, das ist aber mal ein guter Kaffee! Wo haben sie den

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her, Admiral!?“ „Den habe ich direkt bestellt von der Erde, aus Brasilien! War sehr teuer, das Ganze, obwohl ein Militärschiff den Kaffee geladen hatte!“ Daraufhin sagt Tanner: „Es gibt auf Kyrion auch Kaffeeplantagen, aber dieser Kaffee ist nicht so gut. Und schmeckt auch nicht so wie der von der Erde!“ Captain Tanner zündet sich eine Filterlose Zigarette an und zieht genüßlich daran. Der Admiral kann den Rauch einer Zigarette nicht leiden, sagt aber nichts. Er kann und will ihm das Rauchen nicht verbieten. „Noch zwölf Minuten bis zum Austritt aus dem Hyperraum!“ verkündet der Bordcomputer der ‚Eternal Flames‘, dem 3.000 Meter durchmessenden Flaggschiff der East-Side. Sie warten alle angespannt auf die bevorstehende Schlacht. ‚Hoffentlich kommen wir nicht zu spät!‘ denkt der Admiral.

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Die Firebird befindet sich schon eine halbe Stunde im Asteroidengürtel des Reunosystems, und fliegt mit langsamer Fahrt dahin. Sie haben schon bemerkt, daß Juan Banderas ihnen mit seinen hundert Schiffen folgt, und versucht, sie einzukreisen! ‚Vielleicht war es doch ein Fehler, sich im Asteroidengürtel zu Verstecken!‘ denkt der Captain für einen kurzen Moment. Auf die Firebird zu fliegen, von allen Seiten, Tausende Raumjäger und Raumboote, und über 600 Korvetten. Sie fliegen mit irrwitziger Geschwindigkeit heran, ‚Zu schnell!‘ denkt sich der Captain. Gleich mehrere duzend dieser Raumfluggeräte kollidieren von ihnen mit einem Meteor oder Planetoid, bevor sie überhaupt in Schußweite sind! Dadurch verlieren sie zehn Prozent ihrer kleinen Raumfahrzeuge.

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Die Firebird setzt Transformminen aus. Sie schießt aus sämtlichen Rohren, und vernichtet so auf einem Schlag duzende von feindlichen Raumjägern. Schwieriger sind da die Raumboote und Korvetten. Man muß mindestens zehn Sekunden mit Transformsalven voll drauf halten, und das ist nicht so einfach, weil dies sehr bewegliche und schnelle Raumfahrzeuge sind. In weiter Entfernung verengt sich der Kreis, die Falle scheint zuzuklappen! Die Hauptgefahr sind die hundert großen Schiffe. Diese können ihren Tod bedeuten! „Störrer, bringen sie uns durch die feindlichen Linien! Jetzt und sofort!“ befiehlt der Captain. „Aber vorsichtig, bitte!“ „Aje, aje, Captain!“

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Juan Banderas erkennt sofort auf dem Ortungsschirm, was die Firebird vor hat. Er befiehlt, eine Mauer zu bilden mit den Schiffen, sofort zu verfolgen und schießen, sobald das Schiff des NDI in Reichweite ist, oder durchbricht! Juan Banderas fügt noch hinzu: „Sie werden uns nicht entkommen! Dafür sorgen wir! Und Gnade euch Gott, wenn sie trotzdem entkommen!“ Dies sagt er über Funk zu den anderen Schiffen, und zu seiner eigenen Besatzung. Diese Drohung ist nun fester Bestandteil der Furcht in den Seelen der menschlichen Besatzung der 101 Raumschiffe, und den anderen Kleinraumgefährten der reinigenden Flamme, die sich in diesem System befinden. Alle haben Angst vor Juan Banderas!

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Peter Störrer hat die Ausweichautomatik, die nur wenige Schiffe des NDI besitzen, eingeschaltet, und führt die Firebird mit sehr hoher Geschwindigkeit durch den Asteroidengürtel. Die Sicherheit dieser Automatik liegt bei 97,3%! Aber, je höher die Geschwindigkeit wird, desto geringer wird die Sicherheit! Der ein oder andere Asteroid trifft das Schiff, aber der Schutzschirm hält, es sind nur kleinere Asteroiden, und diese verglühen noch im Schutzschirm. Die Asteroiden, Meteore und Planetoiden rasen mit irrwitziger Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Wer auf den Großbildschirm schaut, dem wird schlecht. Der ein oder andere Übergibt sich sogar! Dann kommen Schiffe auf sie zu, von der reinigenden Flamme. Sobald die feindlichen Schiffe in Schußweite sind, schießen sie. Einige schießen nur knapp vorbei, und verwandeln Asteroiden in Sonnen, welche sofort wieder verblassen. Drei, vier Schiffe treffen die Firebird voll, es gibt Erschütterungen an Bord, die Besatzung wird durchgeschüttelt, aber der Schutzschirm hält! Die Firebird wird schneller und schneller, sie währe fast mit zwei Schiffen der reinigenden Flamme kollidiert, und fliegt nun davon. Zehn feindliche Schiffe folgen der Firebird sofort. Es sind sechs sechshunderter und vier achthunderter Schiffe, sie sind sehr schnell. Sie schießen Transformsalven ab. Die Firebird wird getroffen. Erneute schwere Erschütterungen erfassen das Schiff, Explosionen werden ausgelöst, es brennt wieder in einigen Sektionen. Die Firebird wehrt sich, und schießt einige Salven Transformtorpedos ab. Das Schiff schießt nun Pausenlos, ebenfalls wie die Schiffe der reinigenden Flamme, und wird immer schneller. Die Firebird will nun eine Kurztransition durchführen. Zwei sechshunderter Schiffe des Feindes verglühen in gleißend hellen Sonnen. Der Schutzschirm der Firebird weist nun Struckturlücken auf. Es gibt schon wieder einige duzend Verletzte. Dann tritt das Schiff wieder für wenige Sekunden in den rettenden,

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5-dimensionalen Hyperraum. Kurz darauf tritt die Firebird wieder in den Normalraum, Sechshunderttausend Kilometer von dem 5. Planeten entfernt, einem riesigen Gasriesen, und bremst sehr stark ab. Die Besatzung spürt fast nichts davon, weil die Firebird und sämtliche Schiffe des 31. Jahrhunderts modernste Maschinen und Geräte an Bord haben. Das Schiff fliegt nun oberhalb der Ringe des gigantischen Gasriesen, der doppelt so groß wie der Saturn ist. Die Wolken von diesem Planeten strahlen bläulich, weiß, gelb, rötlich, rosa und lila. Er wird umkreist von 23 Monden. Der Captain, Ernst Vogel, befiehlt, in die Atmosphäre des Planeten zu fliegen! Wiliam Redhourse meldet sich zu Wort, der erste Offizier der Firebird. Er sagt: „Captain, das ist zu gefährlich! Der Druck wird ins unermeßliche steigen! Ich weis nicht, ob die Maschinen das aushalten! Und der Schutzschirm! Aber zuerst werden wir zerquetscht werden, bevor der Schutzschirm seinen Geist aufgibt!“ Der Captain erwidert darauf lässig: „So weit werden wir nicht in die Atmosphäre des Planeten gehen, nur am Rand, vorerst!“ „Ich möchte sie nur gewarnt haben Captain!“ „Schon gut! Aber wir fliegen trotzdem in die Atmosphäre! Es hat auch Vorteile! Dadurch kann man uns nicht Orten, auf jeden Fall nicht so schnell!“ Die Firebird tritt in einen sehr flachen Winkel in die oberen Schichten der Turbulenten und gefährlichen Atmosphäre des Gasriesen ein. Es gibt in dieser Atmosphäre Stürme, die viele Tausende mal intensiver sind als auf der Erde. Die Firebird versucht, diese Sturmzonen möglichst zu meiden. Der Bordcomputer hilft der Besatzung dabei. „Hoffentlich kommen unsere Schiffe bald! Sie sind schon längst überfällig!“ meint Andrea Smith, die Kommandantin. Sie befindet sich wieder in der Kommandozentrale. Diese kommen nicht, dafür treten acht Schiffe der reinigenden Flamme aus dem Hyperraum. Sie bremsen ebenfalls stark ab.

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Sie sehen die Firebird nicht, die immer tiefer in die Wolken der lebensfeindlichen und gefährlichen Atmosphäre eintaucht. Es knackt und knirscht im ganzen Schiff, der Bordcomputer löst Alarm aus. Der Bordcomputer spricht in einer monotonen, mechanischen Stimme: „Captain, bitte steuern sie dieses Schiff aus der Gefahrenzone, sonst werden wir Schaden nehmen!“ Dies wiederholt der Computer mehrere male. Ungeduldig spricht die monotone Stimme, nachdem niemand sie beachtet hat, weiter: „Wenn sie nichts unternehmen, werde ich eigene Maßnahmen zu unserem Schutz durchführen!“ „Wenn wir wieder zurückfliegen, sind wir in einer viel größeren Gefahr, BIO-POS!“ versucht der Captain, den Bordcomputer zu beruhigen. Der Bordcomputer ist halb biologisch, halb possitronisch, das heißt, elektrisch mechanisch mit künstlich gezüchteter Hirnmasse. Gerade der biologische Anteil ermöglicht es dem Bordcomputer, sich selbst zu Schützen und Emotionen zu zeigen, er hat nämlich zur Zeit Angst um sich selbst. Der Captain versucht, BIO-POS zu beruhigen. Es gelingt ihm. Vorübergehend! Die Firebird bleibt nun stehen, geht nicht tiefer in die Atmosphäre hinein. Die Schiffe der reinigenden Flamme fliegen im Orbit um den Gasriesen. Sie finden nichts!

28.KAPITEL: In der Atmosphäre des Gasriesen!

Die anderen Schiffe der reinigenden Flamme treffen nach und nach in unmittelbarer Nähe des Gasriesen ein. „Kommander Banderas, die Firebird ist spurlos verschwunden! Was sollen wir tun?“ Renee´ Gauklin ist zu sehen auf dem Bildschirm, der Captain eines Schiffes der reinigenden

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Flamme. Juan Banderas ist nicht gerade erfreut über das Verschwinden der Firebird. Wut kommt in ihm hoch, er beherrscht sich aber Meisterhaft. ‚Relativ ruhig‘ sagt er: „Das gibt es nicht! Sie sind hier, ich spüre es! Ich kann sie sogar riechen! Ja, ich rieche ihre Angst! Sie haben sich bestimmt verkrochen auf diesem scheißverdammten Gasriesen! Zwanzig, nein, dreissig Schiffe, zusammen mit unserer ‚Hellfire‘, tauchen in die Atmosphäre ein und suchen die Firebird! Die anderen siebzig Schiffe warten im Orbit! Und wehe euch, jemand kneift, oder widerspricht mir, oder ihr läßt sie noch einmal entkommen!“ Keiner wagt, etwas zu sagen, oder gar zu widersprechen, denn demjenigen droht der sofortige Tod! Die Besatzung der ‚Hellfire‘ kennt ihren Anführer nur zu gut! Auch die anderen Captains der übrigen Schiffe sagen nichts. Denn alle kennen die Geschichte – Oder ist das nur ein Gerücht? -, daß Juan Banderas einmal, vor ein, zwei Jahren, eigenhändig und alleine, die Transformkanonen bedient hatte und ein eigenes, der reinigenden Flamme gehörendes Schiff, abschoß! Der Grund: Sie haben eine Schlacht verloren, und der Captain des Schiffes, welches er später eigenhändig abschoß, hatte dem Anführer widersprochen, als er einen Befehl gab! Vielleicht ist das doch nur ein Gerücht – Man weis es nicht! –Aber es wirkt! Die Jäger, Raumboote und Korvetten sind noch im Asteroidensektor. Sie würden nachher abgeholt werden.

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Die Besatzung der Firebird beobachtet mit Unbehagen, wie etwa dreissig Schiffe des Feindes in die Atmosphäre tauchen. Sie haben Angst, alle, ausnahmslos. Sie hoffen und beten im Stillen, daß die Schiffe des NDI bald eintreffen würden. „Weiter, wir müssen tiefer!“ befiehlt der Captain. Seine

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Kameraden handeln ohne Widerrede. Sie tauchen tiefer, immer tiefer, hinein in die Atmosphäre. Blitze entladen sich, die Firebird wird wieder kräftig durchgeschüttelt, es ächzt und knarrt im ganzen Schiff, als würde es in jedem Moment zerquetscht werden! Blitze zucken durch die Konsolen, Menschen bekommen elektrische Entladungen ab und zucken heftig, manche glühen weiß bläulich. Einige Besatzungsmitglieder bekommen tierische Kopfschmerzen, Aggregate explodieren. Bei manchen Besatzungsmitgliedern läuft schon das Blut aus Ohren, Nase und Mund heraus. Auf jedem Fall geht es den Besatzungsmitgliedern der Firebird nicht gut! „Stoppt die Fahrt, hier bleiben wir!“ sagt der Captain, der ebenfalls starke Kopfschmerzen hat, mit leicht zittriger Stimme und Schweiß auf der Stirn. Der Bordcomputer meldet sich wieder in typischer, monoton metallischer Stimme: „Captain, bitte befehlen sie, das Schiff aus der Gefahrenzone heraus zu Manövrieren! Dem Schiff und der Besatzung geht es nicht gut! Sonst muß ich eigene Maßnahmen unternehmen!“ Der Captain versucht, die biologisch possitronische Maschine zu beruhigen. Er sagt: „Nicht mehr lange, nur noch ein paar Minuten, müssen wir dort bleiben! Hier sind wir sicherer als im freien Weltraum! Denn dort lauert der absolute Tod! Freunde von uns werden kommen und den Feind des Schiffes, und dieses Systems, zu vertreiben! Hab Geduld! Nur noch ein paar Minuten! Uns wird nichts passieren!“ Sanitätsroboter kommen nun in die große Kommandozentrale und versorgen die Verletzten, oder bringen sie sofort in die Krankenstationen des Schiffes. Viele der Brückenbesatzung stöhnen vor Schmerzen, oder liegen am Boden und wimmern nur noch. Dem Captain geht es nicht anders. Er Atmet schwer. „Ich kann das nicht mehr mit ansehen!“ schnarrt der Bordcomputer metallisch monoton. „Ich werde jetzt...!“ „Nichts wirst du! Wenn du irgend etwas eigenmächtiges Unternimmst, werde ich dich abschalten!“ unterbricht ihn der Captain der Firebird sofort, er versucht dabei, eine

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kräftige Stimme zu haben, bringt aber nur ein krächzen hervor. Der Bordcomputer scheint ihn aber genau verstanden zu haben, denn er sagt: „In fünf Minuten werde ich eigene Maßnahmen ergreifen!“ Der Captain atmet innerlich auf. Seine Drohung hat gewirkt! Der Captain stellt eine Verbindung mit seinem Sohn her. „Jürgen, alles klar bei dir?!“ Jürgen spricht mit krächzender Stimme, er scheint Schmerzen zu haben. „Ja, Vater! Uns geht es den Umständen entsprechend gut! Sabine und ich sind aneinander Geschnallt! Wir...!“ „Ja, schon gut! Ich will nicht jede Einzelheit wissen! Hauptsache, euch geht es einigermaßen gut! Ende!“ Er schüttelt den Kopf, dann muß er lachen. Sein Sohn schreckt doch vor gar nichts zurück! Na, ja, so ist die Jugend halt! ‚Vielleicht werde ich bald Opa!‘ denkt sich der Captain. Aber, zuerst müssen sie alle in diesem Schiff, hier und jetzt, überleben! Captain, Captain, sehen Sie! Die reinigende Flamme zieht sich von der Atmosphäre zurück!“ Jetzt sieht es der Captain auch. Er kann sich auch schon denken, warum! Er macht eine sehr besorgte Mine. „Das verheißt nichts gutes! Juan Banderas will den Planeten mit Transform-Atombomben zerstören! Eine dieser Bomben hat die Explosionskraft von mehreren Hunderttausend Atombomben! Diese Waffen sind schon seit Jahrhunderten verboten!“ „Woher sind sie so sicher, daß er dies tun will?“ fragt ihn Wiliam Redhourse, der erste Offizier. Der Captain beantwortet seine Frage sofort. „Ich weis es, ich fühle es! Ich kenne Juan Banderas! Die reinigende Flamme hat schon solche Waffen eingesetzt! Und ich bin mir zu hundert Prozent sicher, daß die ‚Hellfire‘ ebenfalls solche Waffen hat!“ Die Schiffe der reinigenden Flamme ziehen sich langsam, aber sicher von der Atmosphäre zurück.

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„Es dauert noch eine Minute, bis zum Austritt aus dem Hyperraum!“ verkündet die monotone Stimme des Bordcomputers der ‚Eternal Flames‘. Es ist 23.56 Uhr Bordzeit in den Raumschiffen des NDI. Die Besatzungen sind Gefechtsbereit und angeschnallt. Die Menschen sind angespannt, und dennoch voller Konzentration, trotz dieser späten Stunde! „Hoffentlich kommen wir nicht zu spät!“ sagt John Tanner leise vor sich hin. „In kurzer Zeit werden wir es wissen!“ erwidert darauf der Admiral, der ihn gehört hat. Dann endlich treten sie in den normalen Weltraum ein. Die Besatzungen verspüren einen kurzen Entzerrungsschmerz im Nacken. Das Leuchten des Hyperraums auf dem Bildschirm wird abgelöst von samtenem Schwarz, das übersät ist mit Millionen von Sternen. In der Mitte steht eine orangegelbe Sonne. Sie durchfliegen die Umlaufbahn von Reuno, dem 3. Planeten dieses Systems. Einige fremd aussehende Raumfahrzeuge kreuzen ihren Weg, wahrscheinlich reunische Schiffe. Dann sehen sie die Flotte der reinigenden Flamme auf dem Ortungsschirm. Die Umkreist den 5. Planeten in einigem Abstand. Einige Schiffe kommen vom Planeten hinzu. Der Admiral spricht über Funk zu den anderen Schiffen, den internen Bordfunk ebenfalls hinzugeschaltet, so daß alle ihn hören können. „Wir fliegen alle zum 5. Planeten, per Kurztransition! Wir fliegen so, daß die feindlichen Schiffe eingekreist werden. Ich vermute, die Firebird befindet sich in der Atmosphäre des Gasriesen, und der Feind hat vor, den Gasriesen zu zerstören! Also, los, jetzt!“ Die hundert großen Schiffe nehmen sofort wieder Fahrt auf, und werden immer schneller. Nach ein paar Minuten treten sie wieder in den 5dimensionalen Hyperraum ein, um wenige Sekunden wieder in den Normalraum, kurz vor dem Gasriesen, auszutreten.

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„Captain Banderas, die Bomben sind in sechs Minuten einsatzbereit!“ „Geht das nicht schneller, Randolf? Was ist das für ein lahmarschiger Haufen!?“ Er ist wieder kurz vor einem seiner Wutausbrüchen. Sie sind voll Konzentriert auf den Planeten, und merken dabei vorerst nicht, wie hundert NDI-Schiffe hinter ihnen auftauchen. Nur die ‚Hellfire‘ hat diese zerstörerischen, verbotenen Waffen bei sich. Und davon so viele, um ganze Sonnensysteme zu vernichten! „Captain, Captain, wir werden angegriffen von Schiffen des NDI! Sie haben uns eingekreist!“ Juan Banderas ist sehr überrascht, er schaut Sekundenlang in den Flachbildmonitor, schaut den Captain, der in diesem Monitor erscheint, an, als habe er ein Gespenst gesehen. Dann sagt er, etwas gefaßter: „Haltet so lange wie möglich...!“ Das Bild auf dem flachen Monitor wackelt, der Captain auf dem Bildschirm macht ein entsetztes Gesicht, voller Angst und Panik. Dann ist das Bild weg, nur noch Rauschen ist zu hören, und flimmern, grau in grauweiß, ist zu sehen. Juan Banderas ist kreidebleich, er läßt sich in sein Kommandosessel fallen wie ein nasser Sack. Er braucht ein paar Sekunden, um sich von dem Schreck zu erholen, danach sagt er: „Oh, verdammt...! Es hat ihn erwischt! Steuermann bringen sie uns in den Planeten! Und keine Widerrede!“ Wenn das Schiff, die ‚Hellfire‘, in der Atmosphäre des Planeten vergeht, und dann gleichzeitig die Bomben zündet, wird es zu einer verheerenden Katastrophe kommen! Das ganze Sonnensystem kann dadurch zerstört werden! Schon allein die Druckwelle würde zuerst Reeljickaah, dann Reuno erreichen. Es würden Milliarden, wenn nicht sogar alle Reunos, sterben, wenn dies nicht verhindert wird! Plötzlich taucht die Firebird wieder auf aus der Atmosphäre

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des gigantischen Gasriesen, und fliegt mit irrwitziger Geschwindigkeit auf die ‚Hellfire‘ zu! Ein paar schwere Raumjäger, Raumboote und vier Korvetten verlassen die Firebird. Captain Vogel geht aufs ganze. Auch Sabine Wild ist in einem der Jäger. Der Captain, Ernst Vogel, erscheint auf dem Monitor der ‚Hellfire‘. „Captain Juan Banderas, zum allerletzten mal, ergeben sie sich, oder ihre Besatzung wird hier und jetzt sterben!“ Juan Banderas lacht nur, als sei dies nur ein Witz. „Niemals! Ich werde...!“ Mehrere Transformsalven treffen die ‚Hellfire‘ voll, sie wird beschossen mit Punktfeuer, ohne Unterbrechung! Es gibt heftige Explosionen auf der ‚Hellfire‘, Menschen werden umhergewirbelt, Feuer bricht im ganzen Schiff aus. Menschen schreien, voller Angst und Panik, manche auch, weil sie Schmerzen haben. Trümmerteile fliegen umher und zerfetzen einige Besatzungsmitglieder. Es ist eine zu grausige und schreckliche Szenerie, um sie zu genau zu beschreiben! Juan Banderas wird ebenfalls durch die Luft gewirbelt, und schlägt mit dem Kopf an eine Konsole. Er blutet, kämpft mit der Bewußtlosigkeit. Er schreit: „Ausweichen! Ausweichen! Und das Feuer erwidern! Sofort!“ Aber die Hälfte der Besatzung ist außer Gefecht, entweder verletzt oder tot! Er fühlt sich mies, Wut kommt in ihm auf, er will nicht wahrhaben, daß dies das Ende ist. Schon gar nicht, daß Ernst Vogel derjenige ist, der ihnen das antut! Da kommt ihm eine diabolische Idee! Wenn er nämlich die Bomben jetzt zündet, dann geht er zwar selber mit der Besatzung und die anderen Schiffe der reinigenden Flamme drauf, aber, den Feind wird es auch erwischen. Und was ihm noch wichtiger ist, die Firebird wird ebenfalls vernichtet werden mitsamt der Besatzung! „Ha, ich krieg dich, Vogel! Ich werde euch alle in die Hölle schicken!“ murmelt er vor sich hin und lacht dabei wie ein irrer. Mit letzter Kraft rafft Juan sich auf und will zur

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Steuerkonsole rennen, da läßt seine Kraft nach, und er sackt zu Boden. Kurz bevor es Schwarz um ihn wird, nimmt er eine Person wahr, die sich über ihn beugt, dann wird es schwarz um seinen Verstand.

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Die Firebird wird von ein paar Schüssen getroffen, aber es ist nur halb so wild. Das Schiff, die Raumboote, Jäger und Korvetten schießen aus allen Rohren. Der Schutzschirm der ‚Hellfire‘ zeigt so langsam Struckturlücken auf, Blitze zucken in den Weltraum. Der Angriff der Firebird kommt völlig überraschend, so daß die ‚Hellfire‘ kaum zum Zug kommt! Die Firebird setzt auch Quinthium-Transformtorpedos ein, die sie zum Test übrig hat. Es war nicht ganz einfach, an diese Waffen zu kommen. Nur der Bordcomputer hat Zugriff, mußte vorher überredet werden. Und dies gelang dem Captain! Das feindliche Schiff versucht, zu fliehen, ist aber zu langsam. Dann, nach endlos scheinenden Minuten Dauerbeschuß, vergeht die ‚Hellfire‘ in einer gleißend hellen Sonne! Der Captain meint, daß kurz vor der Explosion der ‚Hellfire‘ etwas das Schiff verläßt, schüttelt aber dann den Kopf und denkt sich: ‚Sollte irgend jemand mit einer Rettungskapsel versuchen, zu fliehen, werden die anderen Schiffe sie abfangen und zerstören!‘ Denn, das, was er meinte, zu sehen, bewegte sich fort von dem Planeten! Er macht sich jetzt nicht weiter Gedanken darum. Die Freude über den Abschuß ist eher verhalten, sie sind froh, daß sie mit dem Leben davon gekommen sind. Die Firebird fliegt zu den anderen Schiffen des NDI und der reinigenden Flamme. Zwei drittel der feindlichen Flotte im Reunosystem ist vernichtet, das NDI hat nur wenige Verluste,

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etwa fünfzehn Schiffe gehen verloren. Die Schlacht geht weiter, die reinigende Flamme hat immer noch nicht genug! Nach ein paar weiteren Minuten geben sie dann doch auf. Die restlichen zwölf Schiffe werden dann übernommen von Raumsoldaten. Es gibt keine ernsthaften Zwischenfälle mehr. Die Besatzungen werden festgenommen und in Hallen der Schiffe eingesperrt. Über Hyperfunk kommt die Nachricht, daß die Schlacht um das Ritmo-System ein voller Erfolg war. Obwohl das NDI schwere Verluste einbüßen mußte. Die Einheiten der reinigenden Flamme in diesem System werden geschlagen. Es gibt fast kein Jubel. Klar, sie schon froh über den Sieg, der ein oder Andere jubelt sogar, aber es gibt keine Siegesfeiern. Der Krieg ist noch lange nicht vorbei, er fängt gerade erst an! Wenn die Menschen, und sämtliche anderen außerirdischen Spezies der Galaxis wüßten, was da in Zukunft auf sie zukommt, sie würden verzweifeln oder sich umbringen, Selbstmord begehen! Aber, keiner weis, wie sich die politische Lage der Galaxis weiterentwickelt!

29.KAPITEL: Erwachen!

Juan Banderas erwacht langsam aus seiner Bewußtlosigkeit, und hat Schmerzen. Das ist für Juan ein Zeichen, daß er noch lebt. Er öffnet die Augen. Er schaut sich um. ‚Wo bin ich?‘ fragt er sich. Er liegt in einem Bett, umgeben von vielen medizinischen Geräten. Einige Schläuche stecken in ihm. Er ist allein in einem steril riechendem Zimmer ohne Fenster, das Licht ist angenehm gedämpft. Die Farbe des Zimmers ist

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Schneeweiß. Juan schaut auf seinen Körper. Er ist vollständig bandagiert. Rote Lampen leuchten an einigen Geräten. ‚Was hat das zu bedeuten? Und wo bin ich?‘ Die Schmerzen werden stärker und stärker. Es wird unerträglich. Er kann sich an nichts erinnern, so sehr er es auch versucht. Er schreit nun vor Schmerz. Von draußen sind Schritte zu hören. Dann, nach wenigen Sekunden, öffnet sich die Tür zischend und automatisch, wie die Schleuse eines Raumschiffes. Drei Menschen in Schutzanzügen und mit Atemmasken kommen hereingestürzt, der eine hat eine Hochdruckinjektionspistole in der Hand. Er drückt sie in seinen Hals, in dem auch mehrere Schläuche stecken. Mit beruhigendem Ton sagt der etwas kleinwüchsige, leicht dickliche Mensch, der ihm die Injektion verabreicht hat: „Ganz ruhig! Ihre Schmerzen werden gleich nachlassen für ein paar Stunden! Sie befinden sich in einer Spezialstation auf dem Raumschiff ‚Devils Work‘, einem Schiff der reinigenden Flamme! „Wer oder was bin ich? Ich weis nur meinen Namen, weiter weis ich nichts!“ fragt Juan Banderas. Seine Schmerzen lassen allmählich nach. Ein gutes, beschwingtes Gefühl macht sich in ihm breit, alles ist leicht, er meint, er könne schweben. Die anderen zwei Menschen in den Schutzanzügen stehen links und rechts neben seinem Bett herum. Der kleine, dicke Mensch beantwortet seine Frage. „Sie waren der Anführer der Flotte des Ritmo-Systems und der Captain der ‚Hellfire‘, die es beide nicht mehr gibt! Nur sie gibt es noch, Juan Banderas! Und zwei weitere überlebende der ‚Hellfire‘! Denen geht es besser als ihnen. Ruhen sie sich aus, erholen sie sich! Ihre Erinnerung wird auch wieder kommen! Es freut mich, daß sie bei Bewußtsein sind, und noch leben! Ernst Bächle wird das auch freuen, der hier im Zimmer ist!“ Er zeigt mit dem Finger auf den großen, kräftigen Mann neben seinem Bett. Juan Banderas fällt es wie Schuppen von den

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Augen. Er erinnert sich. Ernst Bächle ist der oberste Anführer der reinigenden Flamme! „Ich erinnere mich, ich weis, wer Ernst Bächle ist, ich habe ihn aber nie gesehen! Ich...! Wir...Unser Schiff war in allerhöchster Gefahr...!“ „Beruhigen sie sich!“ sagt der Arzt, und holt wieder die Injektionspistole aus seiner Anzugstasche. „Ich glaube, ich werde ihnen lieber noch ein Schlafmittel geben!“ Er drückt diese Pistole ebenfalls in Juans Halsvene. „Und nun schlafen sie!“ Die drei Menschen verlassen wieder das Zimmer. Juan wollte sich aufregen, kann aber nicht. Es wird ruhig in ihm, umher wirbelnden Erinnerungen lassen ihn in ruhe. In ein paar Sekunden ist er eingeschlafen.

30.KAPITEL: echtes, terranisches Bier!

An Bord der Firebird kommen Spezialisten der ‚Eternal Flames‘ und kümmern sich um den Hyperraumgenerator. Das Schiff wird provisorisch repariert, so daß die Firebird nach Kyrion in den Weltraumbahnhof fliegen kann, wo sie dann vollständig repariert wird. Jürgen trinkt mit Terc´lon, Andrac und Sabine in der Schiffskneipe ein echtes, terranisches Bier. Er gab einen aus, was sein Geldbeutel sehr schmerzte, weil es sehr teuer wurde. Es ist echtes Sternstadter Sternbräu, das es schon seit vielen Jahrhunderten gibt. Im 20. Und 21. Jahrhundert hieß es noch ‚Stuttgarter Hofbräu‘. Später wurde es unbenannt in Sternstadter Sternbräu. Als Sternstadt dann zur Hauptstadt wurde, gingen die Verkaufszahlen hoch, das Bier wurde in die ganze Galaxis exportiert.

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Das Geheimnis ist ein Brauverfahren und Rezept, das in all den Jahrhunderten nie verändert wurde. Und, je weiter das Bier in die Galaxis exportiert wird, um so teurer wird es! Die Firebird hat die Flaschen von Kyrion. Man muß für eine Flasche schon 2,50 Galdo (Galaktischer Dollar) hinlegen. Das sind umgerechnet zehn Euro! Aber das sind ihm seine Freunde wert. Auch hat er allein eine Strafe von seinem Vater bekommen. Er muß, nach seinem Dienst auf dem Schiff, zwei Stunden lang als Kellner in der Küche arbeiten. Und das so lange, bis sie wieder in Kyrion sind, dann bekommt er zwei Wochen lang keinen Planetenurlaub, wie die Anderen, sondern muß acht Stunden am Tag, ohne Samstags- und Sonntagsruhe, arbeiten! Und damit nicht genug! Das sind „erst“ 128 Arbeitsstunden! Sein Vater hat ihn aber zu 200 Arbeitsstunden verdonnert! Die restlichen 72 Stunden muß er dann innerhalb eines halben Jahres abbauen! Das kotzt ihn an! Er hat seine Freunde in Schutz genommen, hat alle Schuld auf sich geladen. Aber er ist froh, daß er seinen Job behalten darf, und eine Gerichtsverhandlung ausbleibt. Die Borduhr zeigt den 3. September 3083, 22.20 Uhr an. Sie ist als digitale Anzeige an der Wand zu sehen. Jürgen, seine Freundin und Freunde Unterhalten und Vergnügen sich, trotz allem. Ein Bier ist nicht genug, im Nu sind es acht Biere! Die sieben anderen Biere sind künstlich und in Kyrion hergestellt, sonst könnte Jürgen die Rechnung nicht zahlen! „N...Noch n´ Bier!“ lallt Jürgen, der schon blau ist von dem vielen Alkohol. Er torkelt schon etwas. „Nein, Jürgen, jetzt ist Schluß! Morgen kommst du nicht aus dem Bett raus! Komm´, und laß uns gehen!“ fordert Sabine Jürgen auf, zu gehen. Dabei benützt sie einen etwas scharfen Ton! „S...sssei doch kein Spielverderber! Nur noch eins!“ „Nein, jetzt ist Schluß!“ sagt Sabine bestimmend, holt ihren Geldbeutel aus der Tasche und bezahlt die Summe. Die Anderen lachen. Terc´lon trinkt noch ein paar Biere, als die zwei, Sabine und Jürgen, gegangen sind. Sabine bringt Jürgen ins Bett.

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Der Captain, Ernst Vogel, bekommt vom Admiral einen Orden und wird gelobt. Später treffen sie sich in der Kabine des Captains zu einem Abendessen. Der Admiral bietet an, ihn zum Admiral zu benennen, als sie mit dem essen fertig sind. Der Captain lehnt das Angebot ab. „Ich will als Captain auf einem Raumschiff dienen! Ich will nicht in irgend einem Büro sitzen und vor Langeweile verkommen! Ich gehöre auf ein Schiff, und zwar auf dieses! Es ist in all den Jahren wie eine Heimat für mich geworden! Und es gibt bestimmt viele Besatzungsmitglieder, die das ebenso sehen wie ich! Ich liebe das Schiff, und das Schiff liebt mich! Es ist wie ein Lebewesen!“ „Sprechen sie nicht so Geschwollen daher! Wie gesagt, das Angebot steht! Überlegen Sie es sich bis nach Kyrion!“ „Da brauche ich nichts zu überlegen! Meine Entscheidung steht...!“ Der Captain wird unterbrochen. Sein Intercom an seiner Uniform piept. Die Hyperfunkstation meldet sich. „Wir haben Nachricht vom Arbor, Merna und Laurupp-System bekommen. Nach sehr schweren Verlusten wurden die militärischen Einrichtungen und Flotten zerstört, die Schlacht verlief Erfolgreich, trotz dem Verlust der halben Flotte!“ Der Admiral ist in Gedanken versunken. Er hat die Nachricht mitgehört, die eigentlich für ihn, dem Admiral, bestimmt war. Die Beiden sind einige Sekunden lang ruhig, dann bricht der Admiral das Schweigen. Er sagt: „Ich werde mich in die ‚Eternal Flames‘ zurückziehen. Ich werde das Flottenhauptquartier auf der Erde informieren! Sie sollen weitere Schiffe in diese Region der Galaxis entsenden! Wir wissen nicht, wieviele Schiffe die reinigende Flamme wirklich hat, und was sie sonst noch vor hat!“ Dann verabschiedet er sich von Captain Ernst Vogel und verläßt seine Kabine.

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Am nächsten Tag kommt der Reuno-Kaiser und Sjahc´Ploohrt mit einer Delegation von Reunos an Bord der Firebird, und bedanken sich für die Hilfe der Menschen, daß sie ihr Volk wieder zusammengeführt, und auch noch vor der völligen Vernichtung gerettet haben! Der Kaiser und Sjahc´Ploohrt sind gemeinsam an der Gesetzschreibung beteiligt, und Sjahc´Ploohrt wurde als Übergangspräsident von einem gemeinsam ausgesuchten und bestimmten Übergangsrat gewählt. Die richtigen Wahlen werden dann im nächsten Reunojahr folgen. Auch ein provisorisches Parlament wurde einberufen. Auf sämtlichen besiedelten Planeten im Reunosystem, und in sämtlichen Raumstationen, würden freie Wahlen im nächsten Reunojahr stattfinden. Dort würde dann überall ein Gouvaneoer gewählt werden. Es herrscht trotzdem nach Chaos auf Reuno und im gesamten Reunosystem, überall, wo Reunos leben. Es gibt schon noch die ein oder andere Auseinandersetzung, manchmal kleine Scharmützel oder sogar Terroranschläge, aber das sind meistens Verbrecherbanden, die sich gebildet haben, oder die es schon gab, und die Lage schamlos ausnützten. Die Delegation, der Kaiser und der Übergangspräsident besichtigen auch gleichzeitig die Firebird, das für ihre Begriffe sehr große Schiff. Der Captain Ernst Vogel und die Kommandantin Andrea Smith führen die Reunos durch dieses Schiff, und geben Kommentare und Erklärungen. Auch Fragen beantworten sie, so gut sie können. Die Reunos staunen ausnahmslos, nicht schlecht, als sie das große Schiff in allen Einzelheiten betrachten. Der Kaiser sagt: „Schon erstaunlich, dieses Schiff! Sie, und ihr Volk, die Terraner, müssen eine sehr hohe Technologie haben, um solche Schiffe zu bauen! Und das ist nicht einmal die größte Schiffsklasse, stimmt’s?“ Der Captain sagt stolz: „ja, da haben Sie allerdings recht! Es gibt noch die A-Klasse, die

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ist doppelt so groß wie dieses Schiff! Die Firebird ist ein Schiff der B-Klasse!“ Der Captain wechselt das Thema. Er sagt, ebenfalls stolz: „Unser Volk beherrscht schon seit 1.122 Jahren die Raumfahrt! Und schon 909 Jahre die Hyperraumfahrt, die sich in all den Jahrhunderten immer weiter Entwickelt hat!“ Der Captain erzählt den Reunos einen Teil der terranischen Raumfahrtgeschichte. Sie hören gespannt zu, wie Menschenkinder, die eine phantastische Geschichte hören. Nach einer Weile sagt der Kaiser: „Irgendwann, in meinem reunischen Leben noch, will ich mit einer Delegation euren Heimatplaneten besuchen. Geht das?“ „Das wird schon gehen!“ „Und noch was, können Sie uns ihre Technologie und ihr Wissen beibringen?“ Der Captain hat mit dieser Frage gerechnet. Er sagt: „Alles zu seiner Zeit! Wenn die Zeit Reif ist! Jetzt müssen wir uns zuerst um die reinigende Flamme kümmern. Wir wissen nicht, wie sich die politische Lage in der Galaxis weiterentwickelt! Wir werden ein paar Schiffe des NDI in eurem System lassen, um euch zu beschützen! Wir werden eine ständig besetzte Station auf Reeljickaah, Reuno und im Weltraum errichten, wenn sie nichts dagegen haben!“ Der Kaiser und die anderen Reunos haben nichts dagegen, im Gegenteil, sie begrüßen die Anwesenheit der Menschen.

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Am 5. September 3083 sind die provisorischen Reparaturarbeiten beendet. Als alle Spezialisten und Reunos das Schiff verlassen haben, berechnet der Bordcomputer der Firebird den Kurs nach Kyrion. Nach einer ganzen Weile ertönt die monotone, mechanisch schnarrende Stimme des Bordcomputers. „Kurs ist errechnet und programmiert, Captain!“

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Der Captain, der in seinem Kommandosessel sitzt, so wie alle Besatzungsmitglieder auf ihre Posten und Stationen sind, sagt, an Peter Störrer gerichtet: „Peter, bringen Sie uns hier weg!“ „Aje, aje, Captain!“ sagt er knapp, und bewegt seine Finger über die Konsole, geschickt und gekonnt wie ein Meister. Die Firebird nimmt langsam Fahrt auf, und wird von Sekunde zu Sekunde schneller. Der Captain gibt über Rundruf denjenigen Besatzungsmitglieder den Befehl, sich in ihre Kabine zu begeben und anzuschnallen, welche Dienstfrei haben. Wenige Minuten später tritt das große Schiff, die Firebird, in den 5-dimensionalen Hyperraum, und fliegt der Heimat entgegen. Die Besatzung hat den Hyperentzerrungsschmerz mehr oder weniger überstanden. Und wenn das Schiff nicht abgeschossen wird, kämpft es, zusammen mit seiner Besatzung, weiter! Für Freiheit, Friede und Gerechtigkeit in der Galaxis! Die Firebird wird niemals Aufgeben, so lange sich noch Leben in ihr rührt!

ENDE PERSONEN UND HANDLUNGEN SIND FREI ERFUNDEN. ÜBEREINSTIMMUNGEN MIT LEBENDEN PERSONEN, HANDLUNGEN UND BEGRIFFE, SIND REIN ZUFÄLLIG!

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