Der Kanal von Bernistap! In der Gemeinde Houffalize (Belgien), 4 Kilometer vom luxemburgischen Troine (Tratten) entfernt, liegt das kleine Dorf Buret. In diesem ruhigen und beschaulichen Ort der Ardennen, liegt, in einem kleinen Wald, ein Teil holländischer, belgischer und luxemburgischer Geschichte verborgen. Ein Teilstück vom sagenhaften Maas-Mosel Kanal, der mitten durch die Ardennen führen sollte.
Die Dorfkirche in Buret
Der geschichtliche Hintergrund. Nach der endgültigen Niederlage von Napoleon I. (1769 – 1821) im Jahre 1815 im belgischen Waterloo, wird das Herzogtum Luxemburg zum unabhängigen Staat und bekommt den Status eines Großherzogtums. Wilhelm I. (1772 – 1843), König des „Vereinigten Königreichs der Niederlande“ (1815-1840) wird Großherzog von Luxemburg. Großherzog Wilhelm I. ist es jedoch nicht allzu sehr an der Unabhängigkeit Luxemburgs gelegen und sieht diese darum auch als holländische Provinz an. Gleichzeitig wird das Großherzogtum Mitglied des Deutschen Bundes, der am 8. Juni 1815 anlässlich des Wiener Kongresses gegründet wurde. Die Stadt Luxemburg wird zur Bundesfestung und erhält als Schutz eine Preußische Garnison.
Der Weg zum Kanal von Buret aus.
Das Großherzogtum Luxemburg ist als holländische Provinz durch seine Lage in Europa von den anderen Provinzen isoliert. Das Land ist arm und verwildert. Seine kleinen Flüsse sind höchstens in den längeren Regenperioden befahrbar. Somit ist der Handel sehr schwierig. Auf der anderen Seite ist das Land jedoch sehr reich an Bodenschätzen. Die aber nur sehr schwer zu Transportieren sind. Zu dieser Zeit werden im Süden des Landes verschiedene Mienen entdeckt. Man vermutete sogar die Existenz von Silbermienen. Obwohl in den Niederlanden die Wirtschaft floriert, ist das Königreich arm an Bodenschätzen. So war es umso wichtiger, den Abtransport der Bodenschätze aus der Provinz Luxemburg, d.h. dem Großherzogtum, zu vereinfachen. Die Geschichte des Maas-Mosel Kanals Durch diesen Handlungsbedarf, entsteht die Idee eines Kanals, der die Maas über das Moseltal mit dem Rhein verbinden soll. Mit der Studie des Projektes wird der Ingenieur Rémi De Puydt (1789 – 1844) beauftragt, der bereits erfolgreich die Sambre kanalisierte. Obwohl das Projekt die Zustimmung des Königs erhält, wird es von den Geschäftsleuten und Politikern abgelehnt. Der Kanal soll nahe Lüttich (Belgien) auf einer Höhe von 60 Metern beginnen, um dann die Ourthe rauf durch, Comblain, Barvaux, Durbuy, La Roche en Ardennes und Hérou nach Houffalize zu führen. Von da aus über einen kleinen Seitenfluss der Ourthe nach
Ein Zeitzeuge auf dem Weg zum Kanal
Cetturu, Tavigny bis Buret. Hier befindet sich der höchste Punkt des Kanals mit 500m. Von hier aus galt es dann einen Kanal von Hoffelt aus zu graben über Asselborn, Clerf (Clervaux) und Kautenbach. Die Sauer und die Wiltz sollten bis zur Mosel in Wasserbillig (130m) ausgebaggert werden. Der Kanal sollte mittels 218 Schleusen über 261km Wasserweg, von 60m auf 500m und letztlich wieder auf 130m geführt werden. Die frisch gegründete « Société d'Exploration du Luxembourg » erhält die Konzession zum Bau des Kanals. 2.000 Aktien im Werte von je 5.000 Gulden werden zum Verkauft angeboten. Diese stoßen jedoch auf ein sehr mäßiges Interesse, so dass ohne den Kauf vieler Aktien durch König Wilhelm I. das Projekt nie realisierbar gewesen wäre. Nur ein Drittel der Aktien werden verkauft, so dass der Gesellschaft lediglich nur ein Drittel des geplanten Kapitals zur Verfügung steht! . Im Jahre 1827 ist Baubeginn. Eine der größten Baustellen befindet sich in Bernistap nahe Buret. Hier soll die Ourthe mit der Wiltz verbunden werden. Beide Flüsse liegen 5 km von einander entfernt. Beide Flüsse fließen in verschiedene Richtungen, da nahe Buret die Maas – Mosel Wassertrennungslinie liegt. Der Zusammenschluss zweier solcher Flüsse war bis dato eine Premiere. Zwischen beiden Flüssen gilt es immerhin einen Höhenunterschied von 60m zu überwinden. Rémi De Puydt sieht hier vor, beide Gewässer durch eine unterirdische
Gut versteckt! In diesem Wald liegt ein Teilstück des Maas-Mosel Kanals
Galerie, einen Tunnel zu verbinden. Ein Vorhaben, das bis dato noch nie gewagt wurde. Der Bau des Tunnels beginnt im Januar 1829 und geht mit einem Meter pro Tag, für heutige Verhältnisse langsam voran. Auf der Luxemburger Seite des heutigen Großherzogtums wurde gleichzeitig mit dem Bau begonnen. Hier ist der Kanal als „Kanal von Hoffelt“ bekannt und liegt in der Gemeinde Wincheringen (Wincrange). 1964 wurde der Kanal hier wieder zugeschüttet.
Erster Kontakt mit dem Kanal
1830 kommt es zur Revolte der südlichen Provinzen gegen das holländische Königreich. Nach der Unabhängigkeitserklärung Belgiens, wird das Großherzogtum Luxemburg als „Province du Luxembourg“ in das neue Belgische Königreich integriert. Dies sollte auch seinen Einfluss auf den Bau des Kanals haben. Obwohl Rémi De Puydt zu militärischen Aufgaben nach Belgien berufen wird, geht der Bau in Bernistap vorläufig im geheimen weiter. Das politische Hin und Her um die Ex-Süd Provinz der Niederlande, das Großherzogtum Luxemburg, schwebt jedoch weiterhin über der Region. Die „Londoner Protokolle“ vom 20. Januar 1831 sehen vor, dass Belgien das Großherzogtum an das Holländische Königreich zurück geben müsse. Der Pakt der XVIII Artikel vom 26. Juni 1831, ist den Belgiern jedoch wohlgesonnener. Dieser sah vor, dass Belgien die ehemalige Provinz Luxemburg, nach der Zurückgabe, zurückkaufen könne, sehr zum Unwohl von König Wilhelm I. Darauf folgte die 10 tägige holländische Kampagne, eine Invasion in Belgien, die vom 2. bis 12. August 1831 dauerte und mit Hilfe Frankreichs gestoppt wurde. Dies führte mit sich, dass die Arbeiter im August 1831 die Arbeit niederlegten. Es soll auf eine Klärung der Territorialfrage von Luxemburg, zwischen Belgien und den Niederlanden, gewartet werden. Der Tunnel, der eine Gesamtlänge von 2.528 m betragen soll, hat zu dieser Zeit eine Länge von 1.130m. Davon sind 337m fertiggestellt, bei einer Breite von 3.50und bei einer Höhe von 4,79m. Der Tunnel war für Wasserfahrzeuge mit einer Länge von 60 Wässern (25m), einer Breite von 2.5m und einem Wassergang von 0.8m ausgelegt.
Am 15. November 1831 wird das Abkommen der XXIV Artikel präsentiert. Dieses hebt die Möglichkeit des Rückkaufes Luxemburgs außer Kraft, sah jedoch unter anderem vor, den französisch sprachigen Teil Luxemburgs, sowie den Kanton Arlon an Belgien anzugliedern. Wilhelm I. ist mit dieser Lösung zuerst nicht einverstanden. Schlussendlich unterschreibt er im Jahr 1839 den sogenannten Londonervertrag.
So gibt im Jahr 1839 Belgien den deutschsprachigen Teil Luxemburgs an Wilhelm I. zurück, der diesmal die Unabhängigkeit des Landes anerkennt. Die Baustelle in Buret, die sich bis dato in einem geeinten Land befand, wird in seiner Mitte durch eine Landesgrenze getrennt, was das endgültige Aus des Projektes bedeutete. Zwar werden 8 Jahre später die Arbeiten zur Kanalisation der Ourthe wieder aufgenommen und diese bis „La Roche en Ardennes“ durchgeführt, die Baustelle in Bernistap und Buret bleibt der Natur überlassen und vergessen. Die enteigneten Grundstücke sowie die Gesellschaft werden öffentlich verkauft. Der Kanal heute Mittlerweile hat die Natur sich längst zurück geholt, was der Mensch einst in diese geschlagen hatte. Des Naturliebhabers seine Freud ist des Geschichtsbegeisterten sein Leid. So erinnern 2 mickrige Schilder in Bernistap und nahe Buret an die einst revolutionäre Wirkungsstätte hunderter Arbeiter, davon viele Kinder aus der Region. Ein mittlerweile mager ausgeschilderter, enger und holpriger Wanderpfad, läuft an dem angefangen Kanal vorbei. Dessen Länge einen knappen Kilometer bis zum berüchtigten Eingang des Tunnels beträgt. Zwar ist der Wanderweg ausgeschildert, jedoch gibt es in keiner Weise einen Hinweis auf den geschichtlichen Hintergrund.
Vom Tunnel selbst, der inzwischen fast komplett mit Ablagerungen über die langen Jahre voll ist, ist auch nichts zu sehen, da der Wanderpfand leider nicht bis dahin reicht. Das komplett verwilderte Grundstück, auf dem sich der Tunnel befindet, ist wegen Gefahr sehr gut umzäunt. Ein Spaziergang zu dieser historischen Stätte hat etwas sehr mystisches. Führ war, man, wird das Gefühl der Beklemmnis nicht los, sieht man im welchem Zustand die Stätte sich
befindet. Mann muss sich schon das Bild eines Kanals vor Augen halten, um hier Spuren eines solchen zu entdecken. Hier müsste es doch mit einiger Initiative möglich sein Geschichte und Natur in Einklang zu bringen. Vereint dieser Ort doch übereinstimmend die Geschichte der drei BeNeLux Staaten. Darf man sowas einfach begraben? Wenn ja wird man in wenigen Jahren jedenfalls gar nichts mehr von einem einstigen Kanal wahrnehmen.
Hier in Bernistap haben die Arbeiten des Teilstücks 1827 begonnen
Auf unsere Anfrage bei dem „Royal Syndicat d’Initiative“ in der Gemeinde Houffalize hin, (zu finden auf der Internetseite der Gemeinde http://www.houffalize.be ) um mehr Details über die Geschichte, aber auch über die Zukunft des Kanals zu erfahren, kam sehr schnell die erleichternde Antwort, dass zur Zeit ein Projekt zusammen mit der Gemeinde Wincrange (Luxemburg) in Arbeit ist. Dieses Projekt sieht das Wiederaufleben dieses historischen und kulturellen Ortes zwischen Bernistap und Hoffelt vor: In Angriff soll es nach Möglichkeit im Jahr 2009 genommen werden. Wir werden mit Freude dieses Projekt im Auge behalten! Die detaillierten Dokumente, die uns seitens des „Royal Syndicat d’Initiative“ aus Houffalize zur Verfügung gestellt wurden, haben nur einen kleinen Hacken. Diese gehen bis ins Jahr 1984 zurück. Demnach schon ziemlich alt: Einige sind sogar undatiert. Mike Schumacher Nocher-Route
Quellen:
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http://fr.wikipedia.org/wiki/Histoire_du_Luxembourg (Histoire du Luxembourg) http://users.swing.be/depierpont.g/cmm.index.html (L’Epopée du canal de Meuse & Moselle) http://www.wincrange.lu/fr/tourisme/canal_hoffelt (Le canal de Hoffelt) Documente des « Royal Syndicat d’Initiative » Houffalize.
[email protected] http://www.houffalize.be (Gemeinde Houffalize ). La Wallonie sur le point des techniques Les Naturalistes belges 1984, 65, 4 Fotos Mike Schumacher vor Ort.
Der Ingenieur Rémi De Puydt
Wilhelm I König der Niederlande